Ich möchte alle herzlich begrüßen, die heute Nachmittag neu dazugekommen sind.
Wir wollen mit einem Gebet beginnen.
Unser Gott und Vater, wir danken Dir, dass Du uns auch jetzt diese Gelegenheit gibst, an diesem Nachmittag gemeinsam den ersten Timotheusbrief zu studieren.
Wir bitten Dich, diese Zeit reich zu segnen und uns die Fülle Deines Wortes durch den Heiligen Geist zu erschließen, der in uns wohnt. Dein Sohn, der Herr Jesus, hat das Versprechen gegeben, dass er uns in alle Wahrheit führen will.
So bitten wir Dich, dass dies auch heute Nachmittag geschehen darf. Öffne unsere Herzen, damit wir uns Deinem Wort unterordnen und Du uns durch Dein Wort erreichen kannst.
Amen.
Einführung in den ersten Timotheusbrief
Wir haben heute Nachmittag den ersten Timotheusbrief vor uns. Alle haben ein Skript bekommen. Wer keines hat, bitte die Hand heben. Es ist nur eine Seite.
Ich habe den Timotheusbrief in wenigen Sätzen zusammengefasst. Im ersten Timotheusbrief gibt Paulus dem jungen Mitarbeiter Timotheus Anweisungen für seine Aufgaben unter den Gläubigen in Ephesus. Dabei fallen die vielen konkreten Befehle besonders auf.
Paulus zeigt auf, wie man ein gesundes Glaubensleben führen kann und wie krankhaften Entwicklungen entgegengewirkt werden muss. Der Brief enthält außerdem Anweisungen zu den Themen Gebet, Stellung der Frau und Leiterschaft in der Gemeinde. Damit sind der Ältestendienst und der Diakonendienst gemeint.
Ein besonderer Höhepunkt des Schriftstücks sind die Ausführungen über das Geheimnis der Gottseligkeit in Kapitel 3, Vers 16. Damit ist auch schon beantwortet, wer der Adressat dieses Briefes war: Timotheus.
Ich lese die ersten zwei Verse aus dem ersten Timotheusbrief vor:
1. Timotheus 1,1-2:
Paulus, Apostel Jesu Christi, nach Befehl Gottes, unseres Heilandes, und Christi Jesu, unserer Hoffnung,
Timotheus, meinem echten Kind im Glauben:
Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott dem Vater und Christus Jesus, unserem Herrn.
Historischer Hintergrund und Datierung des Briefes
Es stellt sich die Frage, wann dieser Brief geschrieben wurde. Heute Morgen haben wir im Zusammenhang mit dem Thema Paulus' Leben, Werk und Wirkung gesehen, dass sich die meisten Paulusbriefe zeitlich gut in den Ablauf der Apostelgeschichte und die vier Missionsreisen (Apostelgeschichte 13 bis 28) einordnen lassen.
Es gibt jedoch einige Briefe, die sich nicht in diese Zeitspanne einfügen lassen. Dazu gehört auch der erste Timotheusbrief. Diese Briefe wurden später geschrieben.
Die Apostelgeschichte endet mit der zweijährigen ersten Gefangenschaft des Paulus in Rom. Aus dieser Gefangenschaft kam Paulus wieder frei, was im Neuen Testament angedeutet wird und auch in außerbiblischen frühchristlichen Quellen bestätigt ist. Danach reiste Paulus erneut umher. Der Wunsch, den er schon in Römer 15 geäußert hatte, schließlich bis nach Spanien zu gelangen, wurde in diesen Jahren möglich.
Auch das, was Paulus im ersten Timotheusbrief, Kapitel 1, Vers 3 schreibt, bezieht sich auf diese Zeit nach der ersten Gefangenschaft: „So wie ich dich bat, als ich nach Mazedonien reiste, in Ephesus zu bleiben, damit du einigen gebietest, keine anderen Lehren zu lehren und dich nicht mit Mythen und endlosen Geschlechtsregistern abzugeben, die mehr Streitfragen hervorbringen als die Verwaltung Gottes, die im Glauben ist.“
Dieser Hinweis bezieht sich also nicht auf ein Ereignis der Apostelgeschichte, sondern auf die Zeit nach der ersten Gefangenschaft.
Später wurde Paulus erneut verhaftet und kam wieder ins Gefängnis nach Rom. Er wusste dann, dass sein Ende bevorsteht. Im zweiten Timotheusbrief beschreibt er, dass sein Tod nahe ist. In 2. Timotheus 4,7 heißt es: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet.“
Dieses Ereignis datiert auf die Jahre 66 bis 67 nach Christus.
Der erste Timotheusbrief fällt somit in die Zeit zwischen 62 und 66. Man kann ihn ungefähr auf das Jahr 64 oder 65 nach Christus datieren. Er wurde aus Mazedonien geschrieben, denn Paulus sagt ja, dass er Timotheus, als er nach Mazedonien abreiste, einen speziellen Dienst in Ephesus übertrug.
Grobstruktur und Einführung in den Brief
Die Grobstruktur dieses Briefes ist recht einfach und besteht aus vier Hauptteilen:
Römisch eins: die gesunde Lehre, das entspricht Kapitel eins.
Dann folgt Römisch zwei: Gebet und gottwohlgefälliges Verhalten, das entspricht Kapitel zwei.
Römisch drei behandelt Älteste und Diakone, entsprechend Kapitel drei.
Der letzte Teil, Römisch vier, befasst sich mit der Umsetzung der gesunden Lehre im täglichen Leben, das umfasst die Kapitel vier bis sechs.
Nun wollen wir schön der Reihe nach durch diesen Brief hindurchgehen, heute Nachmittag.
Paulus nennt sich – und das ist das erste Wort des Briefes – nicht Saulus. Saulus war sein ursprünglicher Name. Saulus ist die griechisch-römische Aussprache von Shaul, was „der Begehrte“ bedeutet. Er sollte ein großer Mann werden, so war der Wunsch seiner Eltern, wie wir heute Morgen gesehen haben.
Er sollte als Nachkomme aus dem Stamm Benjamin kommen, wie damals der erste König Israels, Saul, auf Hebräisch Shaul, ein Kopf größer als alle anderen. So machte Paulus Karriere in Jerusalem als Student eines der berühmtesten Rabbiner, Gamaliel I. In Galater 1 schreibt er, dass er alle seine jungen Zeitgenossen schnell übertroffen hatte.
Dann kam die Bekehrung vor Damaskus. Der Bekehrte wird immer noch Saulus genannt, doch plötzlich ändert sich das in der Apostelgeschichte.
Wir können kurz in Apostelgeschichte 13, Vers 9 nachschlagen: „Saulus aber, der auch Paulus heißt, erfüllt mit dem Heiligen Geist, blickte unverwandt auf ihn und sprach.“ Von da an heißt er in der Apostelgeschichte nicht mehr Saulus, sondern Paulus.
In allen seinen Briefen, in denen Paulus sich mit Namen vorstellt, nennt er sich immer Paulus. Das ist ein lateinisches Wort, Paulus, und bedeutet „der Kleine“. Es reimt sich sehr schön auf die lateinische Aussprache von Shaul, Saulus, „der Große Begehrte“.
Paulus war sich klar, dass es Gottes Gnade war, die ihn vor Damaskus gebodigt und zur Bekehrung geführt hat. Er ist nicht der Große, sondern der Kleine. Doch so konnte der Herr Großes durch ihn tun.
Bedeutung des Apostelamtes und Beziehung zu Timotheus
Und darum, bevor er sich Apostel Jesu Christi nennt – das ist ein Titel, den wir eigentlich nur für die zwölf Apostel verwenden können, die eine ganz spezielle Autorität vom Herrn erhalten hatten. In Matthäus 10 sagte Jesus, als er die zwölf aus den Jüngern auswählte und ihnen die Autorität als Apostel gab: „Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf.“
So waren diese Männer diejenigen, die die Autorität des Messias hier auf Erden vertreten sollten, speziell im Blick auf die zwölf Stämme Israels. Deshalb waren es zwölf. Paulus aber, der auf dem Weg nach Damaskus gestoppt wurde, sollte Apostel Jesu Christi für die Heidenvölker werden.
Wir haben also die Zwölf für Israel und Paulus als einen für die Heidenvölker. Das Wort Apostel bedeutet einfach Gesandter, vom griechischen Apostello, „schicken“. Ein Apostel kann also einfach ein Missionar sein. Das Wort Missionar ist lateinisch, kommt von mittere, „schicken“, und bedeutet ebenfalls Gesandter. Tatsächlich wird im Neuen Testament das Wort Apostel, Apostolos, manchmal im Sinne von Missionar gebraucht.
Wir müssen aber genau darauf achten: Wenn es heißt „Apostel Jesu Christi“, dann bezieht sich das speziell auf die besondere Autorität, die nur die Zwölf und Paulus hatten. Diese Apostel werden in Epheser 2,20 als die Grundlage der Gemeinde genannt – der Gemeinde als Tempel, die auf der Grundlage der Apostel und Propheten aufgebaut ist.
Propheten sind zum Beispiel Markus, Lukas, Jakobus und Judas – inspirierte Bibelschreiber im Neuen Testament, die keine Apostel waren, aber von den Aposteln anerkannt wurden. So ist die Gemeinde auf dieser Grundlage gebaut.
Wenn Paulus sich also Apostel Jesu Christi nennt, bedeutet das, dass er einer von denen ist, die diese besondere Autorität für die Grundlegung der Gemeinde erhalten haben. Diese Apostel hatten keinen Nachfolger. Missionare gab es zu allen Zeiten.
So liest man zum Beispiel in 2. Korinther 9 von Aposteln der Gemeinde. Dort wird das Wort je nach Kontext mit „Abgesandte der Gemeinden“ übersetzt, die für spezielle Hilfsleistungen von den Gemeinden eingesetzt wurden. Das darf man aber nicht mit dem Ausdruck „Apostel Jesu Christi“ verwechseln oder einfach mit dem Begriff Missionar.
Bevor Paulus diesen außergewöhnlichen Titel nennt, bezeichnet er sich als Paulus, der Kleine. Alles Weitere ist Gottes Gnade. Er sagt, dass er dieses Apostelamt nach dem Befehl Gottes erhalten hat. Es kommt also direkt von Gott, unserem Retter und Heiland, und von Jesus Christus, unserer Hoffnung.
Dieser Apostel schreibt an Timotheus und nennt ihn „mein echtes Kind im Glauben“. Auf der ersten Missionsreise (Apostelgeschichte 13,14) im Jahr 50 nach Christus kam Timotheus durch den Dienst von Paulus zum Glauben an den Messias. Er war schon ein echter Gläubiger als Jude, doch da wurde er mit dem Evangelium von dem nun bereits gekommenen Messias konfrontiert.
Er kam so zum Glauben an den Erlöser, an den Herrn Jesus, und deshalb nennt Paulus ihn „mein echtes Kind im Glauben“. Gnade, Barmherzigkeit und Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Herrn.
Bedeutung der Grußformel und theologische Erläuterungen
Gnade und Friede – diese Grußformel finden wir immer wieder in den Briefen. Sie ist eigentlich eine Zusammenfassung von zwei verschiedenen Grüßen.
Friede war der normale Gruß unter den Juden, Shalom oder auf Aramäisch Schlama. Gnade ist eine leichte Abänderung des Grußes unter den Nichtjuden, also den Heiden. Im Altgriechischen sagt man zum Gruß Chaire, was „freue dich“ bedeutet. Das Verb ist Chairo, „sich freuen“, und das Hauptwort dazu ist Chara, „Freude“. Wenn man dieses Wort ein wenig abändert, also aus Chara Charis macht, dann bedeutet es „Gnade“.
Der Gruß lautet also nicht einfach Freude und Friede, sondern Gnade und Friede. Dadurch bekommt der Gruß der Heiden noch mehr Tiefgang.
Zwischen diesen beiden Worten steht noch „Barmherzigkeit“, das besonders bei persönlichen Briefen hinzugefügt wird. Hier schreibt der Verfasser ganz persönlich an Timotheus.
Um diese Gnade und diesen Frieden zu erleben, brauchen wir immer wieder das herzliche Erwärmen Gottes – von Gott dem Vater und Christus Jesus, unserem Herrn.
Hier wird Christus vorgestellt, und zwar nicht als „Jesus Christus“, sondern als „Christus Jesus“. Es lohnt sich, immer wieder, wenn man einen Text in der deutschen Bibel liest, bei „Christus“ zurückzuübersetzen.
Christus ist die griechische Übersetzung von „Messias“, dem hebräischen Wort Messias. Dann merkt man, dass es sich nicht einfach um einen Namen handelt, sondern um einen Titel. Der Messias ist der von Gott im Alten Testament verheißene Erlöser.
Wenn es hier heißt „Christus Jesus“, können wir zurückübersetzen mit „der Messias Jesus“. Dann versteht man besser, was gemeint ist: von dem Messias Jesus, unserem Herrn.
Auftrag an Timotheus und Warnung vor Irrlehren
Dann haben wir bereits gelesen, Verse drei und vier: Paulus ging weiter nach Mazedonien, aber Timotheus sollte in Ephesus bleiben und dort eine sehr schwierige Aufgabe übernehmen. Es gab dort Leute, die andere Lehren verbreiteten – also Lehren, die nicht der richtigen Lehre entsprachen.
Diesen sollte Timotheus mit Autorität entgegentreten und dafür sorgen, dass sie das nicht tun dürfen. Außerdem sollten sie sich nicht mit Mythen und endlosen Geschlechtsregistern beschäftigen. Was ist ein Mythos? Wir kennen die griechische Mythologie. Das sind erfundene Geschichten, aber spezieller Art. Es handelt sich um Göttergeschichten mit übernatürlichen Wesen und Ähnlichem. Das sind Mythen.
Timotheus wird also angewiesen, dass Christen sich nicht mit solchen Dingen beschäftigen sollen. Das ist sehr aktuell, oder? Narnia, Herr der Ringe und Ähnliches sind Beispiele dafür. Solche Geschichten werden heute in unserer Gesellschaft oft gesucht, doch es sind genau diese Mythen. Es wird davor gewarnt, sich mit solchen Dingen zu befassen – ebenso wenig wie mit endlosen Geschlechtsregistern.
Manche sagen dann vielleicht, man könne die Geschlechtsregister im Alten Testament einfach überspringen. Doch ich habe noch nie ein Geschlechtsregister in der Bibel gefunden, das endlos ist. Die endlosen Geschlechtsregister gab es vor allem im Bereich dieser Mythen. Später werde ich noch von der Irrlehre der Gnosis sprechen, die damals begann, sich immer mehr auszubreiten. Dabei beschäftigte man sich intensiv mit der Engelwelt und spekulierte über verschiedene Arten von Engelwesen in unterschiedlichen Abstufungen.
Das ist ähnlich wie im Herr der Ringe, wo es viele verschiedene Wesen und Unwesen gibt. Auch dort wurden Theorien über Entstehungsabfolgen aufgestellt. Man soll sich mit solchen Dingen nicht beschäftigen. Und wenn man es doch tut, was bringt das? Es führt zu Streitfragen und fördert nicht die Verwaltung Gottes, die im Glauben steht. Der Glaube wird dadurch nicht vorangebracht.
Dann sagt Paulus: „Das Endziel des Gebots aber ist Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben, von welchem etliche abgeirrt sind.“ Welches Gebot ist hier gemeint? In Vers 3 sagt Paulus, er habe Timotheus geboten, in Ephesus zu bleiben, um diesen Irrlehren zu widerstehen.
Dieses Gebot hatte nicht nur den Zweck, den Irrlehren entgegenzutreten. Das Ziel dieses Auftrags war, dass die Gläubigen lernen, was echte Liebe aus reinem Herzen ist. Übrigens gibt es auch Liebe, die nicht aus reinem Herzen kommt. Es ist interessant, darüber nachzudenken. Liebe aus reinem Herzen muss das Ziel gesunder Lehre sein.
Außerdem soll die Liebe mit einem guten Gewissen und ungeheucheltem Glauben verbunden sein. Es gibt nämlich auch geheuchelten Glauben und ein schlechtes Gewissen. Das sind ganz grundlegende Dinge, an die wir immer wieder denken sollten. Jeder Dienst für den Herrn sollte das Endziel haben, dass Gläubige in ihrer Liebe aus reinem Herzen gefördert werden, mit einem guten Gewissen leben und einen ungeheuchelten Glauben haben.
Das Thema gutes Gewissen ist natürlich auch interessant. Wie viele Gläubige gibt es, die mit schlechtem Gewissen einschlafen? Das zeigt, dass Dinge im Leben nicht geordnet sind. Es ist etwas Wunderbares, wenn man mit gutem Gewissen einschlafen kann – eben weil man die Dinge vor dem Herrn immer wieder neu ordnet.
Dazu passt 1. Johannes 1,9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“
Warnung vor hohlem Geschwätz und Bedeutung des Gesetzes
Ich habe einen Bekannten in Israel, einen arabischen Israeli, einen älteren Mann. Er hat mir gesagt, die Polizei hat ihn schon wiederholt gefragt, ob er irgendwie mit ihnen zusammenarbeiten könnte – also die israelische Polizei. Er hat ihnen aber immer gesagt: Nein, das mache ich nicht. Und das war auch ganz weise.
Die Christen in der Gemeinde, in der er lebt, in Galiläa, achten sehr darauf, sich politisch gar nicht einzusetzen – und zwar in keiner Richtung. Sie sind als Christen dort und geben ein gutes Zeugnis ab. Die Polizei weiß, auf diese Leute kann man sich verlassen. Aber sie wollen keine Zusammenarbeit mit der Polizei.
Er sagt, es ist so wunderbar, mit gutem Gewissen schlafen zu können. Das ist so viel wert. Aber das gehört eben zum Endziel des Gebots.
Dann sagt aber der Apostel Paulus in Vers 6, viele sind von diesen Dingen abgekommen, sie sind abgeirrt. Und was ist die Alternative? Vers 6: Sie haben sich eitlem Geschwätz, also hohlem Geschwätz, zugewandt. Sie wollen Gesetzeslehrer sein, verstehen aber weder, was sie sagen, noch was sie fest behaupten.
Diese Menschen kommen überhaupt nicht aus dieser Lage heraus. Das sind wirklich leere Schwätzer. Sie sprechen zwar über die Bibel, aber sie verstehen gar nicht, was sie sagen. Selbst von den Dingen, von denen sie überzeugt sind, kommen sie nicht los. Sie verstehen weder, was sie sagen, noch was sie fest behaupten.
In Vers 8 heißt es: "Wir wissen aber..." Es gibt viele Stellen im Neuen Testament, an denen nicht nur vom Glauben gesagt wird: "Wir glauben", sondern auch: "Wir wissen." Zum Beispiel in Römer 8: "Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten dienen." Oder in vielen Stellen im ersten Johannesbrief wird über das Wissen des Glaubens gesprochen.
Das ist auch hier so ein Vers: "Wir wissen." Der Glaube ist eben nicht nur ein Fürwahrhalten, sondern eine Gewissheit in den Dingen, die Gott uns sagt. Und diese Gewissheit zeigt sich in dem Satz: "Wir wissen aber, dass das Gesetz gut ist."
Die Tora, das Gesetz, das Gott Mose am Sinai gegeben hat, besteht aus den zehn Geboten als Zusammenfassung. Darauf folgen Hunderte von Geboten in weiteren Kapiteln, zum Beispiel ab 2. Mose 19, sowie in 3. Mose, 4. Mose und 5. Mose. Das ist das Gesetz, das Gott Israel gegeben hat.
Paulus sagt nun: "Wir wissen, dass dieses Gesetz gut ist." Hier kann man sich auch einmal überlegen, wie viele Christen heute noch sagen könnten: "Das Gesetz ist gut." Viele bekommen eine Art Schauer, wenn sie das Wort "Gesetz" hören. Da muss doch etwas schlecht sein. Wenn man jemanden angreifen will, nennt man ihn "gesetzlich" – und das ist schon ein Vorwurf.
Viele haben also Angst vor dem Gesetz. Aber der Apostel Paulus sagt: Das Gesetz ist gut, denn Gott hat es gegeben. Doch er fügt noch etwas hinzu – ein Wortspiel: "Wir wissen, dass das Gesetz gut ist, wenn jemand es gesetzmäßig gebraucht." Man muss es richtig anwenden.
Dann sagt er weiter, wiederum mit Gewissheit: Das Gesetz ist nicht bestimmt für Gerechte, sondern für Gesetzlose usw. Das Gesetz hat Gott Israel gegeben. Warum?
Der Galaterbrief, Kapitel 3, erklärt, dass das Gesetz der Pädagoge auf Christus hin war. Oder wie es in der Elberfelder Übersetzung heißt: der Zuchtmeister auf Christus hin.
Ein Pädagoge (griechisch "paidagogos") war im Altertum ein Erzieher. Reiche griechische Familien hatten einen Pädagogen, der sich um die Kinder kümmerte. Er brachte sie zur Schule, erzählte ihnen interessante Dinge, erklärte auf dem Schulweg zum Beispiel Blümchen.
Der Begriff "Zuchtmeister" klingt ziemlich negativ, aber der Pädagoge war jemand, der die Kinder in eine gute Richtung führen sollte. So sagt Galater 3: Das Gesetz war unser Pädagoge auf Christus hin.
Das Gesetz sollte den Menschen zeigen: Du bist ein Sünder, denn du kannst Gottes Anforderungen nicht erfüllen. Du brauchst Erlösung. Und dann sagt das Gesetz – ebenso wie die Propheten – dass Gott den Christus, den Messias, senden wird. Durch ihn gibt es Vergebung.
Auch das Gesetz wurde gegeben, damit Menschen erkennen: Ich bin ein Sünder, ich brauche Vergebung.
Der Römerbrief erklärt dann im Neuen Testament: Jeder Mensch, der an Jesus Christus glaubt und an sein vollbrachtes Erlösungswerk auf Golgatha, wird von Gott gerechtgesprochen, gerechtfertigt (Römer 3,23 und folgende). Ein solcher Mensch ist vor Gott gerecht. Für einen solchen ist das Gesetz nicht bestimmt.
In Römer 7 erklärt Paulus, dass alle, die an den Herrn Jesus Christus glauben – ob Juden oder Nichtjuden – nicht mehr unter dem Gesetz stehen. Sie sind jetzt mit Christus verbunden.
Darum steht hier: Das Gesetz ist nicht bestimmt für Gerechte, also für solche, die sich bekehrt haben, sondern für solche, die noch überzeugt werden müssen, dass sie verloren sind.
So kann man das Gesetz, auch die Zehn Gebote, verwenden, um Menschen zu zeigen, dass sie in Gottes Augen Sünder sind. Nach den Maßstäben unserer Gesellschaft kann man Dinge tun, ohne als Sünder zu gelten.
Zum Beispiel: In unserer Gesellschaft kann ein Geschäftsmann Ehebruch begehen, und wenn die Zeit knapp ist, gehört das irgendwie dazu, sagt die Gesellschaft. Die Bibel aber sagt, das ist eine schwere Sünde. Das Gesetz fordert sogar die Todesstrafe.
Es gibt Sünden, bei denen man heute, wenn man öffentlich sagt, dass es Sünde ist, dafür den Rassismusartikel anwenden könnte. So hat sich die Gesellschaft verändert.
Mit dem Gesetz kann man jemandem aber beweisen: Nach gesellschaftlichen Maßstäben bist du kein Sünder, aber nach dem Gesetz Mose bist du ein Sünder.
Darum ist das Gesetz gegeben für Gesetzlose, Zügellose, Gottlose und Sünder, für Heillose, Ungöttliche, Vaterschläger, Mutterschläger. Das fängt manchmal ganz klein an: Ein kleines Kind schlägt plötzlich den Vater. Natürlich gibt es auch größere Fälle, in denen der Vater geschlagen wird, und dann wird es dramatisch.
Aber es sind eben Vaterschläger, Mutterschläger, Menschenmörder, Hurer. Jemand, der außerehelichen Verkehr hat, gilt heute in unserer Gesellschaft nicht mehr als Vergehen. Nach dem Gesetz Mose ist es jedoch ein schweres Vergehen.
Knabenschänder – das griechische Wort habe ich heute schon erklärt – kommt auch in 1. Korinther 6 vor und bedeutet einen homosexuellen Mann, der die Rolle des Mannes spielt. Dort in 1. Korinther 6 werden auch "Weichlinge" genannt. Das griechische Wort bezeichnet einen homosexuellen Mann, der die Rolle der Frau spielt.
Gemeineidige, also Menschen, die falsch schwören, sind ebenfalls genannt.
Und wenn diese Liste noch nicht genügt, dann gibt es noch weitere Dinge, die der gesunden Lehre widersprechen, nach dem Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes, das mir anvertraut worden ist.
Es gibt also viele weitere Dinge, die das Gesetz ganz klar als Sünde entlarvt – alles, was der gesunden Lehre des Apostels widerspricht.
Gesunde Lehre und das Evangelium der Herrlichkeit
Und hier ist nun dieser Ausdruck „gesunde Lehre“ interessant. Wir hatten vorher in Kapitel 1, Vers 3 von anderen Lehren gesprochen. Hier aber geht es um die gesunde Lehre. Das Wort für gesund ist verwandt mit unserem deutschen Wort „hygienisch“. Hygienisch bedeutet, etwas ist frei von Keimen, die krank machen. Das Gegenteil von gesunder Lehre ist eine Lehre, die krankmachende Keime enthält.
Eine solche Lehre führt dazu, dass Menschen nicht zu Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben hingeführt werden, sondern in eine andere, falsche Richtung. Sehen wir hier den Unterschied? In Kapitel 1, Vers 3 wird von anderen Lehren gesprochen, hier aber von der gesunden Lehre.
Es lohnt sich, dem Ausdruck „Lehre“ nachzugehen. Man sieht immer wieder, dass von falschen Lehren meist in der Mehrzahl gesprochen wird. Von der biblischen Lehre hingegen wird nie in der Mehrzahl gesprochen, sondern immer nur von „der Lehre“. Warum? Das zeigt die Eindeutigkeit. Man kann nicht sagen: Diese Bibelstelle bedeutet dies und das und jenes. Wenn Gott etwas sagt, dann meint er genau das.
In heutigen modernen Kommentaren ist es üblich, die Bibel unterschiedlich auszulegen. Es wird gesagt: „Es gibt Leute, die erklären das so, und andere, die es anders sehen.“ Dann folgen viele Fußnoten mit Quellenangaben, um zu zeigen, wie belesen und gelehrt der Ausleger ist. Oft gibt es mehrere Auslegungen, und der Kommentator neigt eher zu einer davon. Aber er sagt nicht, dass das wirklich Gottes Gedanke ist, denn das wäre akademisch nicht akzeptabel.
Akademisch gilt es als korrekt, alle Möglichkeiten darzustellen und dann zu sagen: „Ich tendiere eher zu Auslegung Nummer sechs.“ Es wird jedoch keine Eindeutigkeit vermittelt. Kann man sagen, das sei die gesunde Lehre? Nein. So vermittelt man Gelehrsamkeit, aber die gesunde Lehre soll dem Volk Gottes Gewissheit über Gottes Gedanken geben.
Natürlich könnte jemand sagen, das sei hochmütig, zu behaupten, man wisse, was etwas bedeutet. Man müsse doch demütig sein und sagen: „Ich vermute, ich denke eher in diese Richtung.“ Das scheint demütig, ist aber eigentlich ein Angriff auf Gott. Denn damit sagt man, Gott sei nicht fähig gewesen, durch sein Wort so zu sprechen, dass wir Menschen es verstehen können.
Die Bibel sagt nicht, Menschen seien von Natur aus fähig, Gottes Wort zu verstehen. Jesus sagt in Johannes 16, dass der Heilige Geist kommen wird und uns in alle Wahrheit leiten wird. Paulus schreibt in 1. Korinther 2,14: „Der natürliche Mensch nimmt nichts an, was vom Geist Gottes kommt; es ist für ihn Torheit. Aber der Geistliche hat Christi Sinn.“
Es hängt also davon ab, ob wir uns wirklich vom Geist Gottes leiten lassen. Dann können wir verstehen, was Gott uns sagen will. Diese Vieldeutigkeit und Ungewissheit führt zu einem evangelikalen Agnostizismus. Agnostiker sind heute aufgeklärte Menschen, die sagen: „Ich glaube nicht, dass man wissen kann, ob es Gott gibt. Ich schließe es aber auch nicht aus.“ Sie neigen dazu zu sagen, Gott gebe es wahrscheinlich nicht, aber sicher wissen kann man es nicht.
Viele Akademiker heute, die auf ihr Wissen stolz sind, sind Agnostiker. Sie sagen: „Ich tendiere zu dieser Meinung, aber man kann sowieso nichts wissen.“ Evangelikaler Agnostizismus bedeutet, dass man zwar an das Evangelium glaubt, aber überzeugt ist, man könne nicht wirklich wissen, was die Bibel wirklich meint.
Paulus gibt Timotheus den Auftrag, zu gebieten, dass keine anderen Lehren gelehrt werden, sondern die gesunde Lehre. Diese ist frei von „Bakterien“, die krank machen. Er nennt sie „die gesunde Lehre“ und sagt, sie sei „nach dem Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes, welches mir anvertraut worden ist“.
Das Evangelium ist die frohe Botschaft. Wir haben heute Morgen gesehen, dass Paulus in Galater 1 erklärt, er sei längere Zeit nach Arabien gegangen und habe direkte Offenbarungen von Jesus Christus erhalten. In den Paulusbriefen finden wir viele Geheimnisse. Paulus sagt in Epheser 3,5, dass Geheimnisse Dinge sind, die Gott im Alten Testament verschwiegen hat und erst jetzt seinen Aposteln und Propheten durch den Heiligen Geist offenbart hat.
Besonders in den Paulusbriefen finden sich solche Geheimnisse, die zum Wort Gottes und seinem Vollmaß dazugehören. Paulus nennt das Evangelium, das er weitergegeben hat, „das Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes, welches mir anvertraut worden ist“. In Kolosser 1,25 sagt er, er habe den Auftrag, das Wort Gottes auf sein Vollmaß zu bringen.
Mit seinen 14 Briefen im Neuen Testament hat Paulus maßgeblich dazu beigetragen, das Wort Gottes zu vollenden. Die Offenbarung des Johannes schließt das Neue Testament ab. Johannes schreibt am Ende: „Wer zu dieser Offenbarung noch weitere Offenbarungen hinzufügt, dem wird Gott die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch stehen.“
Darum sagt Paulus, das Evangelium, das ihm anvertraut wurde, bezieht sich speziell auf all diese neutestamentlichen Offenbarungen, die er empfangen hat. Wie nennt Paulus Gott hier? Den „seligen Gott“. Was bedeutet „selig“? Das griechische Wort makarios heißt „glücklich“. Die Übersetzer haben oft Hemmungen, das im Deutschen als „glücklicher Gott“ zu übersetzen.
Das hat eine sehr tiefe Bedeutung. Es bedeutet, dass Gott von Ewigkeit her in sich selbst völlig glücklich ist. Gott ist nicht eine einzelne Person, sondern die Bibel offenbart den einen Gott als drei Personen: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Von Ewigkeit her besteht in der Gottheit eine wunderbare, tiefe Gemeinschaft.
Jesus sagt in Johannes 17 in seinem Gebet zum Vater, als die Schatten von Golgatha auf ihn fielen, in Vers 1: „Vater, die Stunde ist gekommen, verherrliche deinen Sohn, auf dass dein Sohn dich verherrliche.“ In Vers 4 stellt er sich schon hinter das vollendete Werk am Kreuz: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte.“
Dann bittet er: „Verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“ Hier lesen wir von der Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes vor der Erschaffung der Welt, als es noch kein Universum gab.
Manche fragen: „Was war vor dem Urknall?“ Der Urknall hat nie wirklich existiert. Vor der Entstehung des Universums war Gott da von Ewigkeit, und es gab diese Gemeinschaft zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist. Gott hätte nie die Welt, Engel, Menschen, Tiere oder Pflanzen erschaffen müssen, denn er ist in sich völlig befriedigt.
Gott war nicht von seinen Geschöpfen abhängig, um glücklich zu sein. Trotzdem hat er die Welt erschaffen und Menschen in diese Gemeinschaft hineinführen wollen. Natürlich ist der Mensch in Sünde gefallen. Aber Jesus war bereit, Mensch zu werden und das Gericht Gottes, das wir im Feuersee hätten erdulden müssen, am Kreuz auf sich zu nehmen.
So können wir Kinder Gottes werden und Gott den Vater kennenlernen, so wie Jesus ihn von Ewigkeit her als seinen Vater kannte. Darum schreibt 1. Johannes 1,3: „Was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt. Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.“
Er schreibt dies, damit unsere Freude vollkommen sei. Die Gemeinschaft der Erlösten ist eine Gemeinschaft mit Gott, dem Vater, und seinem Sohn Jesus Christus. Wer das wirklich erfasst und diese Gemeinschaft konkret lebt und erlebt, darf völlige Freude erfahren.
So sehen wir, welche Tiefe in dem Ausdruck „das Evangelium der Herrlichkeit des glücklichen Gottes, welches mir anvertraut worden ist“ liegt.
Paulus’ Dank und Selbstzeugnis
Und dann fahren wir fort. Ich danke Christus Jesus, dem Messias Jesus, unserem Herrn, der mir Kraft verliehen hat. Er hielt mich für treu und stellte mich in seinen Dienst, obwohl ich zuvor ein Lästerer, Verfolger und Gewalttäter war.
Mir ist jedoch Barmherzigkeit zuteil geworden, weil ich es unwissentlich im Unglauben tat. Überaus reichlich ist die Gnade unseres Herrn über mich gekommen, zusammen mit Glauben und Liebe, die in Christus Jesus sind.
Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert: Christus Jesus, also der Messias Jesus, ist in die Welt gekommen, um Sünder zu erretten. Von diesen bin ich der Erste.
Doch gerade deshalb ist mir Barmherzigkeit zuteilgeworden, damit an mir, dem Ersten, Jesus Christus seine ganze Langmut zeige. So werde ich zum Vorbild für jene, die an ihn glauben und das ewige Leben erhalten.
Der Apostel Paulus erklärt hier, wie bewusst er sich ist, was er früher war. Er stellt sich als den vorrangigen Sünder dar, weil er in der ersten blutigen Verfolgung der Christen eine Schlüsselrolle gespielt hatte.
Damals war er ein Werkzeug Satans, um die Gemeinde zu zerstören – man kann sagen, er war am Anfang des ersten Aufblühens der Gemeinde aktiv. Doch er betont, dass es reine Barmherzigkeit Gottes, reine Gnade ist, dass er errettet wurde.
Gott hat ihn errettet, damit Menschen, die später zum Glauben kommen und meinen, für sie gebe es keine Gnade, hören können: Doch, du kannst höchstens der Zweite sein. Der Erste ist schon Paulus, der auf dem ersten Platz steht.
Auch die, die an zweiter, dritter oder tausendachtunddreißigster und zehntausendzweihundertneunzehnster Stelle stehen, erhalten Gnade.
Zum Schluss schließt Paulus mit einem Gebet: Dem König der Zeitalter, dem unverweslichen, unsichtbaren, alleinigen Gott sei Ehre und Herrlichkeit in alle Ewigkeit. Amen.
Anbetung als Ausdruck richtiger Erkenntnis
Wenn Paulus über Gottes Herrlichkeit, Gnade und Barmherzigkeit spricht, beginnt er oft zu beten. Das sehen wir immer wieder in seinen Briefen. Daraus kann man übrigens erkennen, ob man wahre Erkenntnis aus der Bibel gewonnen hat. Paulus sagt, Erkenntnis bläht auf (1. Korinther 8). Wenn jemand also aufgeblasen ist, hat er nicht richtig erkannt.
Die richtige Erkenntnis führt immer zur Anbetung. Wenn wir also die Bibel studieren und merken, dass unser Ego steigt, können wir sicher sein, dass wir auf dem falschen Weg sind. Führt uns das Lesen des Wortes und das Erkennen Gottes hingegen zur Anbetung, wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Ein für uns etwas fremder Ausdruck ist „der König der Zeitalter“. In den jüdischen Gebeten ist dieser Ausdruck jedoch sehr gebräuchlich. Man kann das in Gebetbüchern nachschauen, wo häufig gebetet wird: „Baruch Adar, Adonai Elohenu, Melech Haolam“ – König der Welt oder König des Zeitalters. Das ist ein typischer Name Gottes in den jüdischen Gebeten. Paulus nennt ihn hier also „König der Zeitalter“. Das bedeutet, er ist der König, der zu allen Zeiten der Höchste und Herrscher ist. Er ist der unverwesliche, unsichtbare, alleinige Gott. Ihm gebührt Ehre und Herrlichkeit in die Zeitalter der Zeitalter.
Ich muss kurz erklären: Das Wort „Zeitalter“ (griechisch „Aion“) ist doppeldeutig. Es kann „Zeitalter“ oder „Ewigkeit“ bedeuten. Darauf bauen einige Irrlehren auf, die behaupten, die Verdammnis sei nicht ewig. Obwohl in der Offenbarung steht, dass „der Rauch ihrer Qual aufsteigt in die Zeitalter der Zeitalter“, sagen sie, es handele sich nur um eine lange Zeit, die irgendwann aufgehoben wird und am Ende alle versöhnt werden – sogar der Teufel.
Das ist vergleichbar mit dem Hebräischen. Das Wort „Olam“ ist ebenfalls zweideutig. Es kann „Zeitalter“ bedeuten, zum Beispiel einen Lebensabschnitt von siebzig Jahren, oder „Ewigkeit“. Wenn in 1. Mose von „El Olam“ die Rede ist, meint man den ewigen Gott. Dennoch bleibt eine gewisse Unklarheit. In jeder Sprache gibt es Zweideutigkeiten, das ist normal.
Wenn man im Hebräischen aber ganz eindeutig „ohne Ende“ oder „ewig“ sagen will, benutzt man den Ausdruck „leolmei olamim“ – in die Zeitalter der Zeitalter. Das ist eindeutig und kann nur absolute Ewigkeit ohne Ende bedeuten. Dieser Ausdruck wird bei der Verdammnis verwendet, zum Beispiel in der Offenbarung, aber auch für die Anbetung: Ehre und Herrlichkeit für immer und ewig. Amen.
Paulus macht hier auch eine Anspielung auf den Namen Timotheus. Ich habe auf dem Blatt unter „Charakteristische Ausdrücke und Gesonderheiten“ bei Punkt fünf eine Anmerkung hinzugefügt: eine Anspielung auf den Namen Timotheus. Das bedeutet „Ehre sei Gott“. „Theos“ heißt Gott, „Timo“ bedeutet Ehre – also „Ehre Gott“. Paulus sagt dem alleinigen Gott Ehre und spielt damit auf den Namen Timotheus an.
Eine ähnliche Anspielung finden wir in 1. Timotheus 6,16. Solche Namensanspielungen kommen bei Paulus häufig vor. Ich glaube, Paulus nennt sich im ersten Vers „Paulus der Kleine“ und spricht davon, dass er eigentlich der Sünder auf dem ersten Platz ist. In Bezug auf die Sünde ist er der ganz Große, aber als Gläubiger sieht er sich als den ganz Kleinen. Das ist ebenfalls eine Anspielung auf seinen Namen beziehungsweise seinen früheren Namen Shaul, der ihn an König Saul erinnert – einen Mann mit großem Kopf, der auf dem ersten Platz als Sünder steht. Als Begnadigter ist Paulus der ganz Kleine.
Ich gehe weiter zu Vers 18: „Dieses Gebot vertraue ich dir, mein Kind Timotheus, nach den vorangegangenen Weissagungen über dich, auf dass du durch dieselben den guten Kampf kämpfst, indem du den Glauben bewahrst und ein gutes Gewissen.“
Der gute Kampf des Glaubens
Dieses Gebot geht zurück auf das Gebot in Kapitel 1, Vers 3. Dort heißt es, er solle den Irrlehren widerstehen, damit gesunde Lehre in Ephesus vermittelt wird.
Nun sagt Paulus: Dieses Gebot vertraue ich dir an. Durch all das, was er zuvor in den Versen gesagt hat, unterstreicht er die Bedeutung dieses Auftrags. Das ist eben Weissagung, entsprechend 1. Korinther 14. Am Anfang heißt es: „Wer weissagt, rede den Menschen zu Erbauung, Ermahnung und Tröstung.“ Paulus betrachtet all diese Dinge, die er gesagt hat, als Erbauung, Ermahnung und Tröstung. Damit möchte er diesem Gebot nochmals Gewicht verleihen und zeigen, dass dieser Auftrag wirklich treu in der Gemeinde in Ephesus ausgeführt werden soll.
Das Ziel ist, dass er dadurch motiviert wird, den guten Kampf zu kämpfen. Es gibt nämlich auch einen schlechten Kampf. Ja, natürlich. Es gibt Menschen, die kämpfen unglaublich. Man liest von Leuten, die ein ganzes Jahr trainiert haben. Ihr einziges Ziel war eine Medaille in China. Sie haben alles zurückgestellt und einen unglaublichen Kampf und Verzicht durchgezogen. Aber dieses Ziel ist sehr vergänglich.
Paulus sagt: Der gute Kampf ist der Kampf, der Folgen für die Ewigkeit hat. Wenn du in einem guten Kampf kämpfst, setzt du all deine Kraft für den Herrn ein, bewahrst den Glauben und ein gutes Gewissen. Es ist also ganz wichtig, dass wir nichts in unser Leben hineinlassen, wodurch wir Kompromisse eingehen und ein schlechtes Gewissen bekommen.
Man hat immer wieder gesehen, wie Gläubige treu ihren Weg gehen. Dann machen sie plötzlich irgendwo Kompromisse, und ihr Dienst für den Herrn wird geschwächt. Die Kraft ist nicht mehr dieselbe wie früher. Irgendetwas hat sich eingeschlichen. Deshalb muss man sehr gut darauf achten, das gute Gewissen zu bewahren.
Wenn etwas hineinkommt, sollten wir sofort nach 1. Johannes 1,9 unsere Sünden bekennen und die Dinge ordnen, damit wir mit einem guten Gewissen ans Ziel gehen. Es ist auch gefährlich, wenn man das nicht tut. In Vers 19 heißt es: „Indem du den Glauben bewahrst und ein gutes Gewissen, welches etliche von sich gestoßen haben und so den Glauben betreffend Schiffbruch erlitten haben, unter welchen Hymenäus und Alexander sind, die ich dem Satan überliefert habe, damit sie durch Zucht unterwiesen würden, nicht zu lästern.“
Hier wird das Glaubensleben mit einer Schifffahrt verglichen. Man kann Schiffbruch erleiden – eine Andeutung für das weitere Studium. Im Neuen Testament finden wir interessante Schifffahrten, bei denen es richtig wild wird. Zum Beispiel in Markus 4 am Schluss: Die Schifffahrt, bei der der Herr Jesus im Boot auf dem See Genezareth schläft, während die Jünger denken, sie gehen unter. Doch der Herr wird geweckt und stillt den Sturm.
Das zeigt uns, dass wir in unserem Glaubensleben nicht nur durch schöne Schifffahrten gehen, sondern auch durch Stürme. Aber der Herr ist bei uns. Jesus hat gesagt in Matthäus 28 am Schluss: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“ Er ist zwar als Mensch in den Himmel gegangen, aber weil er Gott ist, ist er allgegenwärtig und immer bei uns.
Natürlich hat man manchmal den Eindruck, der Herr greift nicht ein. Es ist für uns so, als ob der Herr schlafen würde. Aber er ist da und hat alles in der Hand. Seine Vollmacht ist da, um dem Sturm zu gebieten.
Eine andere Schifffahrt finden wir in Matthäus 14: Der Herr geht auf den Berg, um zu beten, und schickt die Jünger allein mit dem Schiff über den See. Dann kommt dieser Schakja, ein gefürchteter Ostwind von den Golanhöhen, der in kurzer Zeit den stillen, glatten See in einen Tumult verwandeln kann. Die Jünger schreien aus Angst, unterzugehen. Plötzlich kommt der Herr zu ihnen.
Auch wir sind im Glaubensleben auf einer Schifffahrt. Aber der Herr Jesus ist nicht mehr da. Er ist als Mensch in den Himmel gefahren (Apostelgeschichte 1). Wir gehen durch Stürme hindurch und können Angst haben. Doch der Herr ist im Himmel und betet für uns. Er setzt sich als hoher Priester für uns ein (Hebräer 7), damit wir das Ziel erreichen.
Plötzlich, bei der Entrückung, wird der Herr kommen, uns entgegengehen und das Schiff ans Ziel bringen.
Dann haben wir auch die Schiffsreise des Apostels Paulus auf dem Mittelmeer in Apostelgeschichte 27 und 28. Das ist der detaillierteste Schifffahrtsbericht aus der Antike, den es gibt. Er ist voller präziser Fachausdrücke. Dort finden wir eine wunderbare Beschreibung der Kirchengeschichte von Anfang bis zum Schluss. Sie zeigt, wie der Herr trotz der Stürme die Macht hat, uns ans Ziel zu bringen.
So kommt Paulus zum Schluss nach Melita, ein Bild der himmlischen Herrlichkeit.
Nun wird auch der einzelne Gläubige als ein Schiff gesehen. Wenn er das gute Gewissen von sich stößt, kann er in Bezug auf den Glauben Schiffbruch erleiden.
Paulus erwähnt zwei Beispiele: Hymenäus und Alexander. Diese Männer begannen zu lästern, übel über Gott zu reden. Sie gingen einst mit den Gläubigen, doch sie erlitten Schiffbruch und wurden Feinde des Glaubens durch ihr Lästern. Paulus sagt, er habe sie dem Satan überliefert.
Diesen Ausdruck finden wir auch in 1. Korinther 5, wo es um einen schweren Fall von Unzucht geht: Jemand nahm die Frau seines Vaters und hatte eine sexuelle Beziehung mit ihr. Paulus sagt, dass diese Art von Unzucht so schlimm sei, dass man sie selbst unter Heiden nicht akzeptiert.
Er fordert die Gemeinde auf, den Betreffenden auszuschließen. Von sich als Apostel sagt Paulus, er habe beschlossen, ihn dem Satan zu überliefern, auch zum Verderben seines Fleisches, damit sein Geist am Tag Jesu Christi errettet werde.
Das heißt: Nur ein Apostel hat die Autorität, jemanden dem Satan zu überliefern. Das können wir nicht, auch eine Ortsgemeinde nicht. Eine Ortsgemeinde kann Gemeindezucht üben, aber das ist etwas anderes.
Wie sieht das aus? Ähnlich wie bei Hiob. Dort war der Grund ein ganz anderer, aber Gott erlaubte Satan, Hiobs Gesundheit zum Verderben seines Fleisches anzutasten. Es ging darum, dass Hiob in wirkliche Nöte kam.
Satan wird erlaubt, die Gläubigen anzutasten, damit sie durch diese Zucht unterwiesen werden und nicht lästern. Das ist sehr ernst.
Wir gehen weiter zu 1. Timotheus 2. Jetzt beginnt ein neuer Teil: Gebet und gottwohlgefälliges Verhalten.
Gebet und Prioritäten im Glaubensleben
Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten und Danksagungen für alle Menschen getan werden – für Könige und alle, die in Hoheit sind –, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst.
Denn dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland Gott, welcher will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn Gott ist einer, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen: der Mensch Christus Jesus.
Also der Mensch, der Messias Jesus, der sich selbst gab zum Lösegeld für alle, wovon das Zeugnis zu seiner Zeit verkündigt werden sollte. Wozu ich bestellt worden bin als Herold und Apostel. Ich sage die Wahrheit und lüge nicht – ein Lehrer der Nationen in Glauben und Wahrheit.
Nun, hier sehen wir eine Ermahnung zu einem ganz wichtigen Punkt. Es ist nicht der wichtigste Punkt, den es überhaupt gibt, aber im Zusammenhang mit dem, was gesagt worden ist, sagt Paulus: Ich ermahne nun vor allen Dingen. Wenn es darum geht, dass gläubige Schiffbruch leiden, dass wir aber andererseits das gute Gewissen bewahren und den guten Kampf des Glaubens kämpfen, da ist das Gebet absolut erstrangig.
Diese Stelle spricht über Prioritäten. Manchmal wird jemand, der viel macht, gefragt: Wie schaffst du das? Du machst das und das, hast noch diese Verpflichtungen – wie geht das? Es geht nur, indem man Prioritäten setzt, indem man sagt: Das ist zweitrangig, das ist drittrangig, das mache ich überhaupt nicht, das ist erstrangig.
Man muss Prioritäten setzen. Aber die große Frage ist: Welche Prioritäten? Es gibt eine ganze Reihe Stellen im Neuen Testament, die von solchen Prioritäten sprechen. Hier wird von der Priorität des Gebets gesprochen. Ich gebe nur so als Tipp vor allen Dingen.
Dann sagte Herr Jesus in Matthäus 6,33: Trachtet zuerst nach Gottes Reich und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch dies alles hinzugefügt werden. Also zuerst – dieser Ausdruck gibt auch wieder eine Priorität an: zuerst Gottes Dinge anstreben.
Und dann haben wir die Verheißung, dass Gott für andere Dinge hilft, dass diese auch gelingen. Dort geht es übrigens um Essen, um Kleidung und so weiter. Also diese Dinge sollen nicht Priorität haben, sondern das Reich Gottes.
Man kann also nicht einfach nach Belieben Prioritäten setzen, sondern man muss suchen nach „vor allen Dingen“. Das ist eine Möglichkeit, aber man muss auch suchen nach „zuerst“. Oder ich gebe noch etwas an: 2. Petrus 1,20, da haben wir wieder „zuerst“, wissend, dass keine Weissagung an der Schrift von eigener Auslegung ist. Und dann haben wir nochmals 2. Petrus 3,3 „zuerst“. Es gibt also verschiedene Ausdrücke, die uns zeigen, was für Gott Priorität hat.
Jetzt wird hier gesagt: Nicht nur einfach, dass das Gebet so wichtig ist, sondern Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen für alle Menschen.
Flehen ist ein ganz intensives Beten und wirklich ein Rufen zum Herrn in der Not. Gebet ist ganz allgemein. Dann Fürbitte ist also Beten ganz speziell für Menschen. Und Danksagung – das ist klar – wir sollen also nicht nur bitten, sondern wir sollen auch immer wieder Gott danken, auch für das, was er schon erhört hat.
Und das alles im Blick auf alle Menschen. Das zeigt, dass die Blickrichtung der Gläubigen die ganze Welt ist. Wenn wirklich jemand kein Rassist sein darf, dann sind es Christen, weil sie alle Menschen sehen. Und weil sie auch sehen: Einmal wird es so kommen, offenbar im Himmel werden wir Menschen gerettet aus jeder Nation, aus jedem Volk, aus jedem Stamm und aus jeder Sprache. Es gibt über sechs verschiedene Sprachen ohne Dialekte.
Für alle Menschen beten – und dann aber speziell auch für Könige, also für solche, die an der Spitze von Staaten stehen. Und überhaupt für alle, die in Hoheit sind. Der griechische Ausdruck bezeichnet nicht nur solche, die ein Amt ganz oben haben, sondern auch niedere Ämter.
Also ist auch der normale Verkehrspolizist mit eingeschlossen. Und die brauchen das Gebet. Die Polizei hat ja nicht so öffentlich gesprochen, was man so erwartet mit der vergangenen Euro 08. Aber wenn man Insiderinformationen bekommen hat, dann hört man, dass viele Polizisten Angst hatten, dass sie nicht unbeschadet davonkommen.
Es hat Christen gegeben, die haben wirklich konkret auch gebetet für die Polizei und für ihre Aufgaben, die sie wahrnehmen müssen. Das ist absolut biblisch und hier klar geboten.
Was ist das Ziel von dem Ganzen? Natürlich, nicht damit wir so vor dem Fernseher im Lehnstuhl sitzen können. Nein, definitiv nicht. In Vers 3 lesen wir: Denn dies ist gut und angenehm für unseren Rettergott, welcher will, dass alle Menschen errettet werden.
Es geht nicht darum, dass wir einfach so ein ruhiges, gemütliches, beschauliches Leben haben, sondern darum, dass wir evangelisieren können und nicht durch Verfolgung und Unterdrückung der Regierung behindert werden. Damit die Weltmission vorankommen kann, darum sollen wir beten für die Regierung und eben für die Polizisten und alle möglichen Ämter unten und oben.
Wir sollen ein Leben führen können, ein ruhiges und stilles Leben – das heißt ein Leben ohne Revolution, wo nicht alles durcheinandergerät im Staat –, damit wir besser evangelisieren können.
Nur das Traurige ist, dass Christen oft einschlafen, wenn es so ruhig ist. Und wenn es plötzlich schlecht geht und Krieg ist, dann sieht man wieder, was eigentlich wichtig wäre.
Das Ziel ist also ein Leben ohne Revolution und politische Unruhen – in aller Gottseligkeit. Gottseligkeit, das griechische Wort, bedeutet auch Frömmigkeit – ein Leben, das erfüllt ist von Gott und der Gemeinschaft mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist.
In würdigem Ernst – ein interessanter Ausdruck, der immer wieder vorkommt, besonders in den Timotheus- und Titusbriefen, in diesen drei persönlichen Briefen von Paulus.
Was ist der würdige Ernst? Immer wieder wird gesagt, wie wichtig das ist. Man kann das nachlesen, zum Beispiel in Titus 2 als Parallelstelle. Würdiger Ernst, gerade auch bei jungen Leuten wird das dort gesagt.
Das Gegenteil ist oberflächlich herumblödeln. Gegen das gibt es einen Bibelvers, und übrigens nicht nur einen, sondern eine ganze Serie: ein würdiger Ernst.
Das ist kein trauriges Christsein, aber eben etwas Würdiges in der Ernsthaftigkeit des Glaubenslebens. Und das ist alles wichtig im Blick auf die Weltmission, damit wir auch überzeugend sind.
Als Lot aus Sodom da fliehen wollte, haben seine Schwiegersöhne ja gedacht, er mache einen Witz. Sie haben ihn nicht ernst genommen. So ist es auch, wenn man dauernd herumblödelt – dann wird man auch in anderen Beziehungen nicht ernst genommen.
Unser Heiliger Gott will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Hier wird klargemacht, dass Gott das Heil für jeden Menschen will.
Jetzt sagen natürlich die Alversöhner: Ja, natürlich, das ist ja unsere Beweisstelle, dass Gott am Schluss alle Menschen rettet. Wenn Gott etwas will, wer kann Gottes Willen widerstehen?
Nun habe ich auf dem Blatt hier charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten vermerkt: Zwei verschiedene Wörter für „wollen“. In Vers 8 steht: „Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten.“ Das ist auch „wollen“, ja, aber auf Griechisch ist das ein anderes Wort.
Wenn es heißt, Gott will, dass alle Menschen errettet werden, dann ist es „tello“, was den Nebensinn hat „wollen“, „wünschen“. Und in Vers 8 ist es „boulomei“. Das ist der Ausdruck des Willens, des festen Willens, der durchgezogen werden soll.
Darum wird zum Beispiel, wenn in der Bibel gesprochen wird von dem Ratschluss Gottes, gesprochen von der „Boulä“ Gottes. „Boulä“ ist das, was Gott entschieden hat und in der Heilsgeschichte durchzieht.
Also Gott möchte, dass alle Menschen errettet werden. Aber wir wissen aus der Bibel, dass nicht alle Menschen errettet werden. Aber es ist keiner ausgeschlossen.
Darum kann man sagen, die Prädestinationslehre von Calvin ist falsch, denn Calvin hat gelehrt: Alle Menschen sind verloren, sie sind böse und wollen auch nicht mit Gott etwas zu tun haben.
Aber Gott ist souverän, und er hat eine ganz bestimmte Zahl ausgewählt, die er herauszieht und zur Bekehrung bringt.
Und was ist mit den anderen? Calvin hat nicht gesagt, dass Gott sie zuvor zur Verdammnis bestimmt hat, sondern er hat gesagt, sie gehen verloren, weil sie auch nicht errettet werden wollen.
Aber könnten sie errettet werden? Nein, denn Gott hat nicht beschlossen, sie zu retten.
Das ist ganz klar, wie der Spruch zu dieser Stelle hier: Gott möchte, dass alle Menschen errettet werden. Das heißt, Gott gibt jedem Menschen die Möglichkeit zur Errettung.
Darum sagt auch Hiob 33,29, dass Gott mit jedem Menschen zwei- und dreimal spricht – also ein ganz deutliches Reden, zwei- und dreimal.
Natürlich kann es mehr sein. Beim Pharao in Ägypten war es sechsmal, und jedes Mal hat der Pharao sein Herz verhärtet. Beim siebten Mal hat Gott sein Herz verhärtet, dann kommt er nicht mehr.
Gott hat sechsmal zu ihm gesprochen, und er hat es nicht wahrgenommen. Aber Gott möchte es.
Wenn ein Mensch verloren geht, ist es nicht Gottes Schuld, sondern des Menschen Schuld.
Dann erklärt Paulus in Vers 5: Gott ist eine Partei, denn Gott ist einer, und auf der anderen Seite sind es die Menschen.
Und es gibt einen, der zwischen Gott und Menschen vermitteln kann, und das ist der Mensch Jesus Christus. Gottes Sohn, der Mensch werden musste, damit er sterben konnte.
Als Gott hätte er nicht sterben können. Gott kann nicht sterben, Gott ist unsterblich, wie wir ja gelesen haben.
Der Herr Jesus wurde Mensch, damit er sein Leben als Lösegeld geben konnte – ein Mittler.
So kann man Katholiken helfen und fragen: Wie viele Mittler gibt es? Hunderte von Heiligen und da ganz speziell Maria.
Die Bibel sagt: Ein Mittler zwischen Gott und Menschen, und das ist Jesus Christus.
Wenn wir nur einen zweiten Mittler in Erwägung ziehen, dann greifen wir die Herrlichkeit des Sohnes Gottes an.
Er hat sich gegeben als Lösegeld, und das sollte als Zeugnis zu der von Gott festgelegten Zeit verkündigt werden – zu dieser Weltmission, die Gott jetzt neu so eingerichtet hat ab der Auferstehung des Herrn Jesus.
Der Jesus hat den Jüngern den Auftrag gegeben, in alle Welt zu gehen. Da musste dieses Zeugnis verbreitet werden.
Und der Apostel Paulus sagt, ich bin da eingesetzt als Herold, als Verkündiger, als Apostel, als Lehrer der Nationen in Glauben und Wahrheit.
Gebot zum Gebet der Männer und Frauen
Wir kommen nun zu Vers 8: „Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände aufheben, ohne Zorn und zweifelnde Überlegung.“ Das griechische Wort „Bulomai“ drückt hier aus, dass der Apostel Paulus seine apostolische Autorität geltend macht, als Vertreter der Autorität des Herrn selbst.
„Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten.“ Das bedeutet, die Männer sollen überall beten; die Frauen hingegen nicht an jedem Ort. In 1. Korinther 14,34 heißt es, dass Frauen in den Gemeindezusammenkünften schweigen sollen. Diese Zusammenkünfte sind zeitlich begrenzt, meist nur wenige Stunden in der Woche. Außerhalb dieser offiziellen Gemeindeversammlungen sehen wir in der Bibel, dass Frauen weissagen und beten können. Aber die Männer sollen an jedem Ort beten.
Es gibt jedoch viele Männer, die sich in der Gemeinde so verhalten, als ob dieses Gebot nur für sie gelten würde. Paulus richtet sich hier besonders an sie: „Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten.“ Beten kann niemand sagen, er habe nicht die Gabe dazu. Es gibt keine Gabe des Gebets, denn beten kann jeder Gläubige, Mann oder Frau. Doch hier sind die Männer besonders gefordert.
Dann heißt es: „indem sie heilige Hände aufheben, ohne Zorn und zweifelnde Überlegung.“ In der Bibel finden sich verschiedene Gebetshaltungen. Jesus betete zum Beispiel auf den Knien im Garten Gethsemane. Andere beteten im Sitzen oder Stehen, wie Salomo bei der Einweihung des Tempels (1. Könige 8). David lag in seiner Not flach auf dem Boden, wie in den Psalmen beschrieben.
Interessant ist, dass im Hebräischen die Frage „Wie geht es dir?“ wörtlich „Wie geht es deinem Frieden?“ heißt (Maschlumcha). Wenn es jemandem schlecht geht, sagt man „Al Hapanim“ – „auf dem Gesicht“, also flach liegend. Trotzdem kann man in jeder Haltung beten.
Eine der Gebetshaltungen ist das Erheben der Hände, was in der Bibel mehrfach vorkommt. Hier ist es eine Möglichkeit von mehreren. Es wird nicht eine bestimmte Gebetshaltung vorgeschrieben, sondern die Betonung liegt darauf, dass die Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände aufheben.
Das bedeutet auch, dass man nicht beten kann, wenn man mit diesen Händen Unrecht getan hat. Unrecht an den Händen ist unvereinbar mit dem Gebet. Außerdem sollen sie ohne Zorn sein. Zorn ist möglicherweise bei Männern ein größeres Problem als bei Frauen, obwohl auch Frauen zornig werden können. Ebenso sollen sie ohne Zweifel, also im Vertrauen, beten.
Wir haben es hier mit einem Gott zu tun, der in den Psalmen als „Hörer des Gebets“ bezeichnet wird. Diese Forderung ist also apostolisch: „Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten.“
Übrigens wird hier nicht gesagt „Brüder“, denn im Griechischen kann „Brüder“ je nach Kontext auch die Schwestern mit einschließen. Es gibt kein eigenes Wort für „Geschwister“. Wenn es ausdrücklich um Männer und Frauen geht, wird das klar differenziert, wie hier.
Deshalb heißt es auch in 1. Korinther 14,34, dass Frauen in den Gemeindezusammenkünften schweigen sollen. Hier wird also präzisiert, dass das Gebot des Gebets an die Männer gerichtet ist.
Kommen wir nun zu Vers 9: „Desgleichen auch, dass die Frauen dieses...“ Das „Desgleichen“ bezieht sich auf „Ich will nun“. Der griechische Text ist grammatikalisch klar: Es handelt sich um einen ACI (Accusativus cum Infinitivo), eine Konstruktion von Akkusativ und Infinitiv, ähnlich dem Englischen „I want you to open the window“ („Ich will, dass du das Fenster öffnest“).
So hängt von „Ich will nun“ der folgende Infinitivsatz ab: „Ich will nun, dass die Männer beten, indem sie ohne Zorn usw. beten, desgleichen will ich, dass die Frauen sich schmücken.“ Das Verb ist hier „ich will nun, dass die Frauen sich schmücken“. Das ist ein göttliches Gebot.
Mehr dazu nach der Pause. Wir fahren weiter mit 2. Timotheus. Wir haben das apostolische Gebot in Bezug auf die Männer in Vers 8 und in Bezug auf die Frauen in Vers 9. Der Befehl für die Frauen lautet: „Ich will nun, dass die Frauen sich schmücken.“ Das ist ein göttlicher Befehl.
Jetzt wird erklärt, dass Paulus mit diesem Schmuck nicht Haarflechten, Gold, Perlen oder kostbare Kleidung meint, sondern das, was einer Frau geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennt – durch gute Werke. Ähnlich wie in 1. Petrus 3,1ff. Dort sagt Petrus, dass nicht der äußere Schmuck aus Gold, Silber oder Kleidung den Wert der gläubigen Frau ausmacht, sondern der verborgene Mensch des Herzens, die innere Beziehung zu Gott, die sich sichtbar nach außen zeigt.
Beide Stellen verbieten also keinen absoluten Schmuck, sondern betonen, dass der innere Schmuck entscheidend ist. Natürlich ist es immer eine Frage des Maßes: Je größer der äußere Schmuck wird, desto mehr wird der innere Schmuck überdeckt. Wenn das Äußere den Schmuck einer Frau ausmacht, wird das Innere zurückgedrängt.
Paulus sagt also, die Frauen sollen sich schmücken, aber „in bescheidenem Äußeren, mit Schamhaftigkeit und Sitzsamkeit.“ Das griechische Wort für „bescheiden“ ist „kosmios“, was auch „anständig“ oder „ordentlich gekleidet“ bedeutet. Damit wird gegen unordentliche Kleidung gesprochen.
Ganz ausdrücklich sind Schamhaftigkeit und Sitzsamkeit oder Keuschheit gemeint. Die Kleidung darf nicht sexuell aufreizend sein. Dieses Gebot ist besonders in unserer Zeit wichtig, denn in den 1960er-Jahren wurde die Schamhaftigkeit im Zuge der sexuellen Revolution oft abgelehnt.
Das hat auch Christen betroffen. Aber wir haben ein klares göttliches Gebot: Die Kleidung muss schamhaft und sittsam sein, und das schmückt die Frau. Wenn sie sich unsittsam kleidet, gibt sie sich preis.
Manche denken, dass es nicht schlimm sei, wenn eine Frau, die sich so kleidet, vergewaltigt wird. Das ist jedoch ein Missverständnis. Solche Frauen sind oft entsetzt, weil sie das nicht so gemeint haben. Aber sie drücken damit aus, dass sie „für jeden zu haben“ sind.
Wenn eine Frau sich sittsam kleidet, zeigt sie, dass sie nicht für jedermann zugänglich ist. Das steigert den Wert und die Würde der Person. Deshalb stellt Paulus dieses Gebot als apostolischen Befehl hin.
In Vers 11 heißt es weiter: „Eine Frau lerne in der Stille, in aller Unterwürfigkeit.“ Manchmal denken Leute, dass die Bibel das Bibelstudium den Männern vorbehalten will, dass Frauen nicht in der Gemeinde predigen oder das Wort weitergeben sollen.
Doch wir sehen zum Beispiel in Apostelgeschichte 18, dass Priska zusammen mit Aquila Apollos im häuslichen Rahmen weiterführte. Das zeigt, dass Bibelstudium eine Sache von Männern und Frauen ist.
Im Judentum damals wurden Jungen stark gefördert, die Tora zu kennen, die Frauen hingegen nicht. Das wird im Neuen Testament klar korrigiert: Eine Frau soll lernen.
Vers 12 sagt: „Ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren, noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein.“ Hier muss definiert werden, was „Lehren“ bedeutet.
In 1. Korinther 11 wird gesagt, dass jede Frau beten oder weissagen kann. Das bedeutet, eine Frau kann zur Erbauung anderer sprechen, etwa im Hauskreis, in der Frauengruppe, Sonntagsschule oder Kinderstunde. Es gibt viele Möglichkeiten.
Doch hier wird unterschieden zwischen Erbauung und Lehren. Lehren meint, das Wort Gottes mit Autorität weiterzugeben, lehrmäßige Unklarheiten und Fragen autoritär zu klären.
Die Frau soll nicht die Aufgabe haben, in solchen Fragen mit Autorität zu entscheiden. Gerade in der Gemeinde gibt es offene Fragen und Spannungen wegen Lehrfragen, die von Brüdern geklärt werden müssen.
Deshalb heißt es hier: „Ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren, noch über den Mann zu herrschen.“ Lehren ist also mit männlicher Autorität verbunden und soll nicht von Frauen ausgeübt werden.
Stattdessen sollen Frauen still sein. Paulus greift hier auf die Schöpfungsordnung zurück: Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva. Das zeigt, dass der Mann die Führung übernehmen soll.
Dann geht Paulus auf das Problem des Sündenfalls ein, als zweites Argument: Adam wurde nicht betrogen, die Frau aber wurde betrogen. Die Schlange sprach nur mit Eva, nicht mit beiden.
Das war von Anfang an die Taktik Satans, nur eine Person anzusprechen, die dann eine Entscheidung trifft, ohne den Mann zu konsultieren. Eva entschied ohne Adam, obwohl er zuerst erschaffen wurde und das Gebot von Gott erhalten hatte.
So wurde Eva betrogen und fiel in Übertretung. Paulus begründet hier, dass die Frau den Fehler machte, die führende Autorität in der Entscheidung zu übernehmen. Deshalb soll das in der Gemeinde nicht so sein, dass die Frau die Entscheidung trifft.
Vers 15 sagt: „Sie wird aber errettet werden in Kindesnöten, wenn sie bleiben in Glauben und Liebe und Heiligkeit mit Sitzsamkeit.“ Das ist eine schwierige Stelle.
Was bedeutet „sie wird gerettet werden in Kindesnöten“? Zunächst spricht Paulus von Eva, die betrogen wurde und fiel, dann allgemein von Frauen. Er wechselt in den Plural, um zu betonen, dass das für jede Frau gilt.
Wie kann das gehen, dass die Frau in Kindesnöten errettet wird? Manche verstehen das so, dass Frauen möglichst viele Kinder haben sollten und das irgendwie mit dem Heil zusammenhängt. Das kennt man zum Beispiel aus Rumänien, wo kinderreiche Familien gefördert wurden.
Das lässt sich jedoch nicht mit dieser Stelle begründen, sondern eher mit der Schöpfungsordnung: Gott sagt, seid fruchtbar und mehret euch. Ein Kind zu haben heißt fruchtbar zu sein, zwei oder drei Kinder bedeuten Vermehrung.
Doch die Bibel gibt keine genaue Anweisung, wie viele Kinder ein Ehepaar haben soll. Das gehört in das persönliche Glaubensleben eines Ehepaars und muss im Gebet entschieden werden.
Man muss auch die Situation sehen: Hat eine Frau die Kraft dazu? Das fordert viel. Es sind persönliche Entscheidungen.
Was bedeutet also „sie wird errettet werden in Kindesnöten“? Es gibt auch die Auslegung, dass hier „durch die Geburt hindurch“ gemeint ist, also Gottes Schutz vor dem Sterben bei der Geburt.
Im 19. Jahrhundert starb jede dritte Frau am Kindbettfieber, bis Semmelweis die Händehygiene einführte. Doch das kann nicht als Verheißung für eine gefahrlose Geburt verstanden werden, da viele treue Frauen dennoch starben.
Der Zusammenhang hier ist ein anderer: Es geht um die Gefahr, dass die Frau die Stellung des Mannes einnimmt, über ihn herrscht und mit Autorität lehrt.
„Sie wird aber errettet werden in Kindesnöten“ bedeutet, sie wird vor dieser Gefahr bewahrt, die Stellung des Mannes übernehmen zu wollen. Diese Gefahr besteht seit dem Sündenfall.
Eva hat es vorgemacht, und es ging weiter. Wichtig ist, dass „retten“ in der Bibel nicht immer „retten vor ewiger Verdammnis“ bedeutet.
Zum Beispiel in Epheser 2,8 heißt es: „Durch Gnade seid ihr errettet, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, auf dass sich niemand rühme.“ Das ist Rettung vor der ewigen Verdammnis.
„Retten“ wird aber auch gebraucht für Rettung aus einer Gefahr. Im Deutschen ist das ähnlich: Wenn der Rettungswagen kommt, wird niemand vor der Hölle gerettet, sondern aus einer akuten Todesgefahr.
So gebraucht das Neue Testament das Wort „retten“ auch im Sinne von Rettung aus Gefahren. Zum Beispiel sagt Paulus in 1. Timotheus 4,16: „Achte auf dich selbst und auf die Lehre. Beharre in diesen Dingen, denn wenn du das tust, wirst du sowohl dich selbst erretten als auch die, welche dich hören.“
Wenn man die Lehre gesund weitergibt und selbst danach lebt, bewahrt man sich und andere vor falschen Wegen.
Hier geht es darum, dass die Frau in Kindesnöten gerettet wird – also vor der Gefahr, die Stellung des Mannes einzunehmen. Es ist tatsächlich so, dass die Kindererziehung viel Energie fordert.
Wenn eine Frau diese Aufgabe übernimmt und nicht auf Krippen auslagert, kann das so erfüllend sein, dass sie kein Bedürfnis hat, sich anderweitig Anerkennung zu verschaffen.
So prägt sie Menschen für die nächste Generation. In den Königsbüchern wird oft der Name der Mutter eines Königs genannt, weil die Mütter entscheidend für die Erziehung und die Wertevermittlung waren.
Mütter prägen Kinder oft mehr als Väter, weil sie mehr Zeit mit ihnen verbringen. Doch es braucht beide: Vater und Mutter. Sie müssen nicht einander kopieren.
Der Mann muss nicht wie eine Mutter sein. Kinder brauchen keine zwei Mütter, sondern eine Mutter und einen Vater. Der Unterschied in der Erziehung durch Vater und Mutter ist wichtig.
Wenn eine Frau Erfüllung in der Kindererziehung findet, rettet das sie vor der Gefahr, männlich werden zu wollen. Das ist aber keine bedingungslose Verheißung.
Nicht automatisch wird eine Frau durch Kindererziehung vor dieser Gefahr bewahrt. Es heißt: „wenn sie bleiben in Glauben und Liebe und Heiligkeit mit Sitzsamkeit.“
Das ist eine Bedingung: Kinder haben ist hilfreich, aber es braucht den Willen, im Glauben zu bleiben, in Liebe zu leben, heilig zu sein und sittsam zu bleiben – auch in der Kleidung.
So wird die Stelle natürlich gelöst. Das ist der Gedankengang in diesen Versen.
Anforderungen an Älteste und Diakone
Jetzt kommen wir zu Kapitel drei. Das Wort ist gewiss: Wenn jemand nach einem Aufseherdienst trachtet, so begehrt er ein schönes Werk. Aufseher heißt im Griechischen jeweils Episkopos, und daraus hat sich im Deutschen das Wort Bischof abgeleitet. Episkopos bedeutet derjenige, der die Übersicht hat.
In Apostelgeschichte 20 ruft Paulus die Ältesten von Ephesus herbei und sagt zu ihnen: Der Heilige Geist hat euch als Aufseher eingesetzt, die Gemeinde Gottes zu hüten. Hier lernen wir, dass Älteste Aufseher, also Bischöfe sind. Natürlich hat sich die Bedeutung des Wortes Bischof im Laufe der Zeit völlig verändert. In den katholischen Übersetzungen steht hier ebenfalls: Das Wort ist gewiss, wenn jemand nach einem Bischofsdienst trachtet, so begehrt er ein schönes Werk.
Weiter heißt es in der katholischen Bibel: Der Bischof nun muss untadelig sein, Mann einer Frau. Zeigen Sie das Ihren katholischen Freunden – das bringt Bewegung in die Evangeliumsverkündigung. Das steht auch so in der lateinischen Vulgata-Übersetzung. Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, sittsam.
Wir sehen, es ist nicht nur eine Frage der Frauen. Man kann auch als Mann nicht sittsam gekleidet sein. Wenn die Hosen zu eng sind, ist das nicht mehr sittsam. Gastfrei, lehrfähig – das heißt nicht, dass er die Gabe des Lehrers haben muss, aber er muss fähig sein, die Lehre weiterzugeben. Er soll kein Weiner sein, kein Schläger, sondern gelinde, nicht streitsüchtig, nicht geldliebend.
Er soll dem eigenen Haus, das heißt der eigenen Familie, wohlvorstehen und seine Kinder in Unterwürfigkeit halten, mit allem würdigen Ernst. Wenn aber jemand dem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie wird er die Kirche Gottes besorgen? Er soll kein Neuling sein, damit er nicht aufgeblasen in das Gericht des Teufels verfällt. Außerdem muss er ein gutes Zeugnis von denen haben, die draußen sind, damit er nicht in Schmach und in den Fallstrick des Teufels gerät.
Wenn jemand also einen Aufseher- oder Ältestendienst tun möchte, sagt Paulus, dass dies eine sehr schöne, aber auch verantwortungsvolle Aufgabe ist. Es ist nötig, dass derjenige, der diesen Dienst tut, diese moralischen Qualitäten aufweist. Das erschüttert die katholische Kirche, oder? Man sieht, was da geschehen ist.
Manchmal hört man in den Medien, wenn es um das Thema geht, dass es zu wenig Priester gibt. Dann wird vorgeschlagen, Priesterinnen einzusetzen oder das Zölibat abzuschaffen, weil es doch von gestern sei. Doch bei diesen Diskussionen wird nie eine solche Bibelstelle zitiert. Die Bibel sagt ganz klar: Ein Bischof soll Mann einer Frau sein, fähig, Kinder aufzuziehen, auch wenn sie manchmal ein bisschen „dumm tun“. Das heißt, er soll seine Kinder in Unterwürfigkeit halten. Das bedeutet nicht, dass die Kinder immer brav sein müssen, aber er soll seine Linie in der Familie durchsetzen können.
Wenn er das nicht kann – und es gibt auch in der Gemeinde manchmal Leute, die „dumm tun“ –, wie soll er dann die Gemeinde Gottes besorgen? Es muss jemand mit Reife sein, kein Neuling, der stolz wird, sondern jemand mit diesen moralischen Qualitäten. Wer diese Qualitäten aufweist, der ist, wie die Ältesten in Apostelgeschichte 20, vom Heiligen Geist zu diesem Dienst eingesetzt. Dann bekommt er automatisch Vertrauen.
Der Apostel Paulus sagt in 1. Thessalonicher 5, nicht, dass die Ältesten durch ein demokratisches System gewählt werden sollen, sondern er sagt: „Wir bitten euch aber, Brüder, dass ihr die erkennt, die unter euch arbeiten und euch vorstehen im Herrn und euch zurechtweisen, und dass ihr sie über die Maßen in Liebe achtet um ihres Werkes willen“ (1. Thessalonicher 5,12).
Man kann also nicht einfach sagen: „Jetzt machen wir mal eine Abstimmung in der Gemeinde, und am nächsten Sonntag bin ich Ältester.“ Nein, das sind Leute, die den Geschwistern nachgehen und schauen, wer Schwierigkeiten hat. Manche merken gar nicht, wenn jemand Probleme hat. Ein Aufseher ist jemand, der schaut, wie es den einzelnen geht. Er ist nicht einer von der Stasi, sondern wie ein Hirte. Es ist ihm ein Anliegen, dass den Menschen geholfen wird und dass sie weitergeführt werden.
Es steht hier, dass man die, die diesen Dienst tun, vorstehen, zurechtweisen und anerkennen soll. Aber nirgends im Neuen Testament steht, dass die Gemeinde die Ältesten wählt. Auch in der Parallelstelle in Titus 1 hat Paulus Titus abgeordnet, um auf Kreta Älteste einzusetzen. Dort hat er es also in Vertretung des Apostels Paulus getan.
In Titus 1 finden wir auch eine Liste, die diese hier ergänzt und die moralischen Voraussetzungen zeigt. Wenn ein Ältester sich aber so entwickelt, dass er immer mehr von diesen Qualitäten abkommt, muss man ihn nicht unbedingt abwählen. Wenn er diese moralischen Qualitäten nicht mehr aufweist, verliert er seine moralische Autorität.
Es handelt sich also nicht um eine formelle Autorität, wie damals, als der Apostel Paulus jemanden eingesetzt hat – das war nur für die Anfangszeit –, sondern um eine moralische Autorität, die sich auf das gelebte Glaubensleben gründet.
Dann, in Vers 8, kommt das Thema der Diakone. Die Diener, im Griechischen die Diakone, sollen ebenfalls würdig sein, nicht doppelzüngig, nicht dem vielen Wein ergeben, nicht schändlich im Gewinn nachgehend und das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen bewahren.
Man soll diese aber zuerst erproben und dann dienen lassen, wenn sie untadelig sind. Die Diakone finden sich zum ersten Mal in der Bibel in Apostelgeschichte 6. Dort gab es in der Gemeinde große Unstimmigkeiten, weil die heimischen Juden, die Hebräisch sprachen – genannt die Hebräer –, ein Problem mit den griechischsprachigen Juden hatten.
Es wurde geklagt, dass eine Gruppe nicht genügend mit Nahrung versorgt wird. Damals im ersten Jahr hatten alle Christen ihre Habe zusammen. Die Apostel sagten: Wir können uns nicht auch noch um diese praktische Versorgung kümmern, wir wollen uns dem Lehren widmen. Deshalb sollten Männer, die voll des Heiligen Geistes sind, diese praktischen Belange regeln.
Diese Männer wurden vor die Apostel gestellt, und die Gemeinde wählte sie zum Dienst. Im Gegensatz zum Ältestenamt kann die Gemeinde also Brüder, die diese Voraussetzungen erfüllen – und wir werden gleich sehen, auch Schwestern – für solche Aufgaben einsetzen. Aber auch sie müssen diese Qualitäten erfüllen.
Interessant ist die Wortherkunft von Diakon: dia heißt „durch“, kon bedeutet „Staub“. Das sind die, die bereit sind, durch den Staub zu gehen.
In Vers 11 heißt es: Die Frauen desgleichen würdig, nicht verleumderisch, nüchtern, treu in allem. In Römer 16,1 wird die Schwester Phöbe empfohlen. Sie ging nach Rom, und Paulus schreibt in seinem Empfehlungsbrief: „Ich empfehle euch aber Phöbe, unsere Schwester, welche eine Dienerin, in Griechisch eine Diakonin, der Gemeinde in Kenchreä ist, damit ihr sie im Herrn würdig aufnehmt und ihr beisteht, in welcher Sache auch immer sie euer bedarf. Denn auch sie ist vielen ein Beistand gewesen, auch mir selbst“ (Römer 16,1).
Man sieht, worin dieser Diakondienst bestand: Diese Frau hat gesehen, wo Nöte sind, und hat sich in der Gemeinde voll eingebracht.
Dann, Vers 12: Die Diener, es werden nochmals die Männer angesprochen, sollen Mann einer Frau sein, die ihren Kindern wohlvorstehen. Denn die, welche wohlgedient haben, erwerben sich eine schöne Stufe und viel Freimütigkeit im Glauben, der in Christus Jesus ist.
Hier wird noch eine Verheißung gegeben: Ein treuer Dienst in dieser Art in der Gemeinde führt dazu, dass die Freimütigkeit des Glaubens wächst. Das ist eine ermutigende Verheißung.
Ziel des Briefes: Verhalten im Haus Gottes
Und jetzt kommt der Schlüsselvers des Briefes. Warum hat Paulus diesen Brief eigentlich geschrieben?
Er schreibt: „Dieses schreibe ich dir in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen. Wenn ich aber zögere, schreibe ich dir, damit du weißt, wie man sich verhalten soll im Haus Gottes, welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit.“
Das Ziel ist also, sich im Haus Gottes richtig zu verhalten. Hier wird die Gemeinde als das Haus Gottes, als Gottes Tempel gesehen. Dabei werden alle möglichen Dinge im Öffentlichen und im Privaten angesprochen. Doch alles wird im Zusammenhang mit der örtlichen Gemeinde betrachtet.
Wir haben in der Woche die offiziellen Zusammenkünfte der Gemeinde. Das sind die Zusammenkünfte als Gemeinde. Aber das Gemeindeleben erstreckt sich eigentlich über die ganze Woche. Darum gehören alle Aktivitäten rundherum auch zum Gemeindeleben. Paulus gibt hier Anweisungen für Älteste, für Diener, für Dienerinnen, für Männer, für Frauen und im Blick auf solche, die falsch lehren.
Alles ist darauf ausgerichtet, wie das Gemeindeleben vor Ort gottgemäß praktiziert werden soll, damit du weißt, wie man sich im Haus Gottes verhalten soll. Diese Gemeinde wird hier als die Gemeinde des lebendigen Gottes bezeichnet.
Manche Prediger sprechen manchmal von „meiner Gemeinde“. Natürlich meinen sie das meistens nicht falsch, sondern einfach die Gemeinde, in der sie predigen. Aber abgesehen davon kennt die Bibel nicht einen Pastor und eine Gemeinde. Die Bibel kennt immer die Ältesten in der Mehrzahl und spricht nie von einem Pastor.
So sehen wir auch in 1. Korinther 14: Wenn ihr zusammenkommt, hat jeder einen Psalm, eine Offenbarung und so weiter. Paulus sagt, wenn Ungläubige in die Gemeinde kommen und alle schweigen, wenn euer Pastor schweigt. Sondern es wird deutlich, dass die verschiedenen Gaben der Brüder eingebracht werden können.
Die Gemeinde gehört niemals einem einzelnen Menschen. Wir müssen immer wieder daran denken: Die Gemeinde ist die Gemeinde des lebendigen Gottes. Das hilft auch, einer Gefahr vorzubeugen.
Es kann sein, dass man sagt: „Ja gut, wenn ich sage ‚unsere Gemeinde‘, dann meine ich nicht, dass die Gemeinde uns gehört, sondern einfach die Gemeinde, in die ich gehe.“ Das ist absolut korrekt. Aber man muss aufpassen, nicht zu denken, die Ortsgemeinde sei so etwas wie ein Verein.
In jeder Örtlichkeit gibt es verschiedene angemeldete Vereine, in denen Menschen mit gemeinsamen Interessen zusammenkommen. Und manche sehen die Gemeinde auch als eine Art Club. Nein, das ist sie nicht. Die Gemeinde ist nicht irgendein Verein oder Club, sondern die Gemeinde des lebendigen Gottes.
Das gibt uns eine ganz andere Sicht auf Schwierigkeiten. Man fühlt sich nicht selbst angegriffen, sondern denkt immer daran: Es ist die Gemeinde Gottes. Es geht um die Ehre Gottes, es geht um seine Gemeinde.
Und sie wird weiter genannt der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit. Das heißt, Gott hat die Gemeinde eingesetzt, damit sie in dieser Welt die Wahrheit Gottes, wie sie in der Bibel offenbart ist, aufrechterhält.
Gott hätte es einfach machen können, dass es gar keine Gemeinde gibt, sondern nur einzelne Gläubige, die überall die Bibel lesen. Aber Gott wollte die Gemeinde, die sich örtlich in Gemeinden ausdrückt.
Diese Gemeinden haben die Aufgabe, die Wahrheit Gottes als Zeugnis aufrechtzuerhalten. Die gesunde Lehre der Bibel soll durch die örtlichen Gemeinden in dieser Welt zeugnishaft hochgehalten werden.
Das Geheimnis der Gottseligkeit
Paulus kommt in diesem Zusammenhang auf Folgendes zu sprechen. Man kann sagen, dies ist der geistliche Höhepunkt, oder zumindest ein geistlicher Höhepunkt in diesem Brief. Anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Gott ist geoffenbart worden im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.
Gott ist Mensch geworden. Das gehört zur absoluten Basis des Christentums. Der Herr Jesus ist der ewige Gott und nicht, wie viele Irrlehrer behaupten – zum Beispiel die Zeugen Jehovas –, Gottes erste Schöpfung oder eine Variation solcher Irrlehren. Jesus Christus ist der ewige Gott, und diese Wahrheit muss die Gemeinde hochhalten.
Anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit, und die Mehrheit der Handschriften bezeugt klar: Gott ist geoffenbart worden im Fleisch, gerechtfertigt im Geist. Das bedeutet, dass der Heilige Geist gezeigt hat, wer dieser Mensch Jesus ist. Die Menschen dachten zunächst, er sei nur ein Mann aus Nazaret, der predigt und Wunder wirkt.
Doch in Römer 1 lesen wir, dass der Herr Jesus durch seine Auferstehung von den Toten als Sohn Gottes erwiesen worden ist, indem er durch den Geist Gottes auferweckt wurde. So wurde der Herr Jesus durch den Geist Gottes als mehr als nur ein Mensch hingestellt – er ist der ewige Sohn Gottes, gerechtfertigt im Geist.
Er wurde gesehen von den Engeln. Wir wissen von den Engeln, die in Bethlehem den Hirten erschienen sind. Die Dramatik wird besonders deutlich, wenn wir an Jesaja 6 denken. Dort sieht der Prophet in einer Vision Gott auf seinem Thron. Um ihn herum stehen die Thronengel, die Seraphim. Diese werden beschrieben als Wesen mit sechs Flügeln: Mit zwei Flügeln bedecken sie ihr Gesicht, mit zwei ihre Füße, und mit zwei fliegen sie.
In der Gegenwart Gottes bedecken diese Engel ihre Augen. Doch der ewige Gott wurde Mensch, und die Engel konnten von der Krippe bis zum Kreuz zuschauen – ohne ihre Gesichter bedecken zu müssen. Sie haben gesehen, dass seit Adam alle Menschen Gott durch ihr Leben verunehrt hatten. Jetzt aber kam ein Mensch, der Gott in allem verherrlicht.
Herr Jesus konnte am Grab von Lazarus sagen: „Vater, ich weiß, dass du mich allezeit erhörst, denn ich tue allezeit das, was dir wohlgefällig ist.“ Er konnte den führenden Juden sagen: „Wer von euch überführt mich der Sünde?“ (Johannes 8).
Als der Herr Jesus am Jordan getauft wurde, hätten die Menschen denken können, er sei wie alle anderen, die sich taufen ließen, ein Sünder, der Buße tut. Doch der Himmel öffnete sich, und man hörte die Stimme Gottes aus dem Himmel: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ All das haben die Engel miterlebt.
Die Engel waren auch da, als der Herr Jesus im Garten Gethsemane betete: „Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Der Herr war bereit, bis ans Kreuz zu gehen. All dies ist im Ausdruck „gesehen von den Engeln“ enthalten.
Dann wurde die Botschaft „gepredigt unter den Nationen“. Dieses Evangelium sollte in die ganze Welt hinausgetragen werden. Paulus war einer der ersten Weltmissionare. Danach wurde es „geglaubt in der Welt“. Das ist erstaunlich, denn die Mehrheit des jüdischen Volkes hatte damals den Messias nicht erkannt.
Diese Botschaft vom Messias Israels wurde zu den Heiden gebracht, die in Unmoral, Finsternis, Philosophie und Okkultismus verstrickt waren. Dennoch sind Millionen von Menschen unter den Völkern in den folgenden zweitausend Jahren zum Glauben gekommen.
Schließlich wurde der Herr Jesus „aufgenommen in Herrlichkeit“. Das bezieht sich auf seine Himmelfahrt. Er ging in den Himmel, und plötzlich nahm ihn eine Wolke auf, und er verschwand. Das war die Schechina, die Herrlichkeit Gottes, die im Alten Testament immer wieder genannt wird, zum Beispiel bei Hesekiel.
Jesus ist aufgefahren, und die Herrlichkeit Gottes nahm ihn in diese Wolke auf, sodass er verschwand. Er wurde aufgenommen in Herrlichkeit – nicht nur in die Herrlichkeit.
Was ist nun der tiefste Inhalt? Gott ist geoffenbart worden im Fleisch. Der Herr Jesus hat durch sein Kommen uns wirklich gezeigt, wer Gott ist. Er hat den ewigen Vater offenbart und sich als Sohn Gottes geoffenbart – so klar, wie es im Alten Testament nur angedeutet werden konnte.
Johannes sagt: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, die Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Das ist der Inhalt dieses Geheimnisses der Gottseligkeit.
Gottseligkeit bedeutet ein Leben, das von Gott erfüllt ist. Dies soll die Herzen der Gläubigen erfüllen. Die Aufgabe der Gemeinde ist es, diese Wahrheiten in der Welt hochzuhalten.
Abfall vom Glauben und Warnung vor Irrlehren
Und jetzt kommt der Gegensatz, 1. Timotheus 4,1.
Jetzt beginnt ein neuer Teil: die Umsetzung der gesunden Lehre im täglichen Leben.
Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen werden.
Ich weiß, es gibt Übersetzungen, die hier „in den letzten Zeiten“ schreiben. Stimmt das? Ja, ich habe darum auf dem Blatt Punkt acht vermerkt: 1. Timotheus 4,1 – „in späteren Zeiten“ oder „in der hinterliegenden Zeit“ (griechisch enhysterois kairois). Das bedeutet nicht „in den letzten Zeiten“ und ist auch nicht das gleiche wie 2. Timotheus 3,1 „in den letzten Tagen“. Sondern es meint „nachfolgenden Zeiten“, also Zeiten, die auf die Zeit der Apostel folgen sollen.
Die Zeit der Apostel war im ersten Jahrhundert. Etwa um das Ende dieses Jahrhunderts starb der letzte Apostel, Johannes, und es gab keinen Nachfolger mehr.
Nun lesen wir: „Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen werden.“ Das heißt, sie werden vom Glaubensgut der Apostel abkommen.
Sie achten auf betrügerische Geister und Lehren der Dämonen, die in Heuchelei Lügen reden und das eigene Gewissen wie mit einem Brenneisen verhärten. Sie verbieten zu heiraten und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, welche Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung für die, welche glauben und die Wahrheit erkennen.
Das sind Irrlehren von Dämonen. Und es sind zwei Punkte: Sie verbieten die Ehe und gebieten Askese.
Was geschah ab dem zweiten Jahrhundert? Da kam die Idee auf, dass jemand, der ehelos ist, auf einem höheren geistlichen Niveau steht.
Solche Menschen begannen, als Einsiedler zu leben. Sie verließen die Gesellschaft und zogen sich irgendwo in die Wüste zurück, um geistlich in höhere Sphären aufzusteigen.
Mit der Zeit fanden sich solche Einsiedler zusammen und führten gemeinsam dieses Leben. So entstanden die ersten Klöster.
Das wurde ein richtiger Trend! Anfangs im zweiten Jahrhundert, dann ganz stark im dritten und vierten Jahrhundert und schließlich durch das Mittelalter hindurch.
Genau auf die Zeit nach den Aposteln ist das gekommen.
Der Apostel Paulus sagt, das kommt in späteren Zeiten, und sie fallen damit vom Glaubensgut ab. Es sind Lehren von Dämonen, und das steht auch in der katholischen Bibel.
Man kann also die Diskussion mit Nachbarn und Freunden anhand von 1. Timotheus 4 weiterführen. Das sind echte Schockerlebnisse, die aber sehr helfen können, um zum Evangelium durchzudringen.
Woher kommt das? Das kommt aus der griechischen Philosophie.
Platon war einer der wichtigsten Philosophen im griechischen Altertum. Er lehrte, dass alles, was wir sehen, eigentlich minderwertig sei.
Das Eigentliche seien Ideen im Jenseits, und alles, was wir sehen, seien nur Schattenabbilder dieser höchsten Ideen. Die höchste Idee sei das Göttliche.
Wir leben also in einer Welt der Schatten. Platon sagte, wir sollten durch Philosophie langsam zu immer höheren geistigen Sphären aufsteigen.
Dadurch stellte Platon das Irdische, das Materielle, als minderwertig und sogar als schlecht dar.
Dieses Denken verbreitete sich weiter. So bildete sich im ersten Jahrhundert eine Irrlehre oder Bewegung, die Gnosis genannt wurde.
Diese Menschen nannten sich Christen, sagten aber, das einfache Glaubensgut sei nur für einfache Gläubige.
Man solle zu höheren geistigen Stufen langsam Stufe für Stufe aufsteigen – vom zweiten Erlebnis zum dritten und so weiter.
Es wurde gelehrt, dass alles Irdische minderwertig sei, auch die Ehe und Sexualität.
Die Ehe wurde verachtet, obwohl der Apostel Paulus in Hebräer 13 sagt, die Ehe sei geehrt von allen.
Doch der ehelos Lebende wurde als jemand gesehen, der in höheren geistigen Sphären lebt.
Wer sich von Speisen enthält, löst sich vom Materiellen und steigt zu höheren geistigen Sphären auf.
Wer das tut, kann angeblich Visionen bekommen.
Viele machten das bewusst mit Askese. Man braucht nicht unbedingt Rockmusik oder Drogen, auch Askese kann zu solchen „höheren“ Erfahrungen führen.
Der Apostel Paulus sagt, das ist eine Lehre von Dämonen.
Er fährt fort in Vers 4: „Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird.“
Alle Nahrung, die Gott uns gibt, ist ein Geschöpf Gottes. Die Materie ist nichts Minderwertiges, sie kommt von Gott.
Es ist eine falsche Lehre, zu sagen, das Irdische sei minderwertig.
Wir sollen vor dem Essen danken.
Weiter heißt es: „Denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet.“
Wenn du dies den Brüdern vorstellst, so wirst du ein guter Diener Jesu Christi sein, auferzogen durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre, denen du genau gefolgt bist.
Diese Dinge sollten gelehrt werden, doch das wurde vernachlässigt. So konnte all das entstehen mit Askese, Zölibat und immer weiter weg vom Wort Gottes.
Paulus sagt, du sollst das vorstellen, dann bist du ein guter Diener Jesu Christi.
Und dann heißt es: „Auferzogen durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre, denen du genau gefolgt bist.“
Nicht ungefähr, sondern genau. Das zeigt uns, wie präzise wir mit dem Wort Gottes umgehen sollen.
Man kann damit Verachtung ernten, wenn man sagt: „Wir wollen das Wort genau nehmen.“ Doch das ist wichtig.
Die ungöttlichen und altweibischen Mythen aber weise ab.
Wir hatten den Begriff der Mythen schon einmal. Das sind fantastische Geschichten mit übernatürlichen Dingen, Göttern und Geistern.
Paulus nennt sie „altweibische Mythen“, weil in der alten Welt Frauen als die besten Mythen-Erzählerinnen galten.
Mythen sind etwas Schlechtes. Heute stehen sie stellvertretend für vieles andere, zum Beispiel „Herr der Ringe“ oder „Narnia“.
Paulus sagt: Die ungöttlichen und altweibischen Mythen soll man ablehnen, weil wir nichts damit zu tun haben.
Diese Dinge führen auf die mystische Schiene, ebenso wie Askese und die Verachtung des Irdischen.
Davor wird gewarnt.
Wir sehen, wie stark unsere Zeit heute eine mystische Zeit ist, in der Menschen versuchen, aufzusteigen.
Das „zweite Erlebnis“ nennt man auch die sogenannte Geistestaufe.
Dabei ist nicht die biblische Geistestaufe gemeint, bei der man bei der Bekehrung in den Leib Christi eingefügt wird (1. Korinther 12,13).
Sondern ein übernatürliches Erlebnis, das manche als zweites, drittes, viertes Erlebnis bezeichnen.
Beispiele sind der Toronto-Segen oder das „Hinausfallen“ aus der Kontrolle.
All das gehört in dieselbe Mystik hinein.
Die ungöttlichen und altweibischen Mythen soll man aber ablehnen!
Aufforderung zur Gottseligkeit
Begebe dich aber zur Gottseligkeit, denn die leibliche Übung ist zu wenigem nütze, die Gottseligkeit aber ist zu allen Dingen nütze, indem sie die Verheißung des Lebens hat, des jetzigen und des zukünftigen.
Paulus sagt nicht, dass Sport zu nichts nütze sei, aber er setzt ihn an den richtigen Ort: zu wenigem nütze. Gottseligkeit, das heißt ein Leben, erfüllt von Gott, ist zu allem nütze. Denn sie hat Verheißung für das Leben hier auf der Erde und für die Ewigkeit.
So sagt der Apostel Paulus: Übe dich – das Wort ist Gymnazo im Griechischen – betreibe Gymnastik. Es ist ein Trainieren, ein Leben erfüllt von Gott.
Ich habe das Beispiel auch schon gebracht: Ich kannte einen alten Bruder, der hat bei seinem Waschtruck in seiner Wohnung den Vers angebracht: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist?“ Wie fängt das am Morgen an? Mit dem Aufwachen und so weiter. Irgendwann landet man in der Dusche. Aber was ist das? Hat das mit dem Glauben auch etwas zu tun?
Natürlich! Wenn man daran denkt: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist?“, dann hat man zu seinem eigenen Leib eine ganz andere Beziehung. Man sieht, was das für Gott bedeutet.
Und beim Frühstück beginnt man nicht einfach, sondern zuerst betet man. Wir nehmen diese Gaben, diese irdischen materiellen Gaben, aus Atomen – das ist nichts Minderwertiges. Es ist eine Gabe Gottes in dieser Schöpfung.
So muss man sich trainieren zur Gottseligkeit, damit das Leben in allen Bereichen mit dem Glauben an Gott in Verbindung gebracht wird.
Dann kommt Vers 9: „Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert, denn für dieses arbeiten wir und werden geschmäht, weil wir auf einen lebendigen Gott hoffen, der ein Erhalter aller Menschen ist, besonders der Gläubigen.“
Manche Übersetzungen haben hier „der ein Retter aller Menschen ist“. Aber wir wissen ja, dass nicht alle Menschen errettet werden. Hier ist das Wort „soter“ eben im Sinn, dass Gott aus der Gefahr des Hungers rettet. Darum heißt es: „der ein Erhalter aller Menschen ist, besonders der Gläubigen.“
Im ganzen Zusammenhang geht es darum, dass Gott der Geber auch des Essens und der Nahrung ist. Und das ist nichts Minderwertiges.
In Sprüche 3,11 steht: „Wer kann genießen ohne ihn?“ Im Zusammenhang geht es auch ums Essen. Der Gläubige, wenn er die Dinge wirklich aus der Hand Gottes nimmt, kann sie in der richtigen Art genießen – eben nicht überzogen, sondern mit Freude und Dankbarkeit.
Das bewahrt vor Askese und auch vor Schlemmen, vor beidem.
Wer kann genießen ohne ihn, ohne Gemeinschaft mit Gott zu haben?
Dann sagt der Apostel Paulus in Vers 11: „Dieses Gebiete und lehre! Niemand verachte dich wegen deiner Jugend, sondern sei ein Vorbild der Gläubigen im Wort, im Wandel, in Liebe, im Glauben, in Keuschheit.“
Timotheus war zu der Zeit noch relativ jung. Das war immer wieder eine Gefahr, dass man ihn nicht ganz ernst nahm.
Wir sehen auch in 1. Korinther 16, dass Paulus die Korinther ermahnt, Timotheus, wenn er auf Besuch kommt, nicht Angst zu machen.
Paulus sagt: „Du musst als relativ junger Bruder aufpassen, dass niemand einen Grund hat, deine Jugend zu verachten und dich nicht ernst zu nehmen.“
Das kannst du vermeiden, indem du ein Vorbild der Gläubigen bist – im Wort, wie du sprichst und was du weitergibst, im Wandel, wie du lebst, in der Liebe, im Glauben und in der Keuschheit, also wie du dich dem anderen Geschlecht gegenüber verhältst.
Dann sagt Paulus: „Bis ich komme, halte an mit dem Vorlesen, mit dem Ermahnen, mit dem Lehren.“
Damals war das Lesen nicht so verbreitet wie heute. Es ist eine unglaubliche Bevorrechtigung, dass heute eigentlich jeder seine Bibel lesen kann.
Früher konnten viele nicht lesen und hatten keine Bibel. Eine Jesajarolle brauchte etwa vierzehn Ziegenfelle. Das Schreibmaterial war knapp. Wenn man den Stundenlohn für 66 Kapitel rechnet, kann man sich das vorstellen.
Die Bibel war bis in die Zeit der Reformation so teuer, dass sie so viel kostete wie ein Rittergut. Nur Fürsten konnten sich anfangs eine Bibel leisten.
Durch die Verbesserung der Druckerkunst konnten die Preise gesenkt werden. Nach einiger Zeit kostete eine Bibel so viel wie ein BMW, später so viel wie ein Kühlschrank, und schließlich so viel wie drei Eier.
Heute kann sich jeder eine Bibel leisten. Wenn nicht, bekommt er eine geschenkt.
Damals war das Vorlesen und das Ermahnen und Lehren umso wichtiger.
Paulus sagt: „Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, welche dir gegeben worden ist durch Weissagung mit Händeauflegung der Ältestenschaft.“
Es war die Gefahr, dass dieser junge Timotheus, weil er so jung war und merkte, dass manche ihn nicht ernst nahmen, sich zurückzog. Er war kein Dränger, sondern eher zurückhaltend.
Paulus muss ihm Mut machen: Du darfst deine Gnadengabe, die du für den Dienst bekommen hast, nicht vernachlässigen. Du musst sie nutzen und einsetzen.
Dann sagt Paulus: „Bedenke dieses sorgfältig.“ Über all das, was Paulus ihm sagt, soll er sorgfältig nachdenken.
Was bedeutet das für mich? Das braucht Zeit, um darüber nachzusinnen und weiter darin zu leben.
Setze das um, damit deine Fortschritte allen offenbar seien. So geht es im Glaubensleben bis ans Lebensende weiter.
Dann sagt Paulus: „Habe Acht auf dich selbst und auf die Lehre.“ Immer wieder soll man sich fragen: Wo stehe ich? Gehe ich in eine falsche Richtung?
Habe Acht auf dich selbst und auf das, was du sagst. Es muss zusammenpassen, was man weitergibt und was man lebt.
Beharre in diesen Dingen. Das heißt, nicht einfach schnell aufgeben, nur weil andere sagen: „Ja, nein, das kann man auch anders sehen.“
Nein, dort, wo du Klarheit vom Herrn bekommen hast, beharre in diesen Dingen. Bleibe fest dabei, denn wenn du das tust, wirst du sowohl dich selbst erretten als auch die, die dich hören.
Wenn du diese Dinge mit Überzeugung weitergibst und daran festhältst, ist das eine Hilfe für dich, nicht auf den falschen Weg zu geraten, und auch für die, die zuhören.
Wir sehen all diese Befehlsformen: Gebiete, lehre, sei Vorbild, halte an mit Vorlesen, vernachlässige nicht, bedenke, lebe darin, habe Acht, beharre.
Ich habe ausgezählt: Es gibt etwa dreißig Befehlsformen in diesem Brief. Das sind neutestamentliche Gebote – das Gesetz vom Sinai, das Gesetz Christi, wie Paulus es in Galater 6 nennt.
Im zweiten Timotheusbrief findet man nochmals dreißig solcher Befehle, im Titusbrief auch noch dreißig. In diesen drei kurzen Briefen gibt es also neunzig Gebote, neutestamentliche Gebote.
Da kann niemand sagen, im Neuen Testament gibt es keine Gebote. Nein, die Bibel spricht ganz konkret darüber, wie wir als Christen leben sollen.
Verhalten gegenüber Älteren, Witwen und Sklaven
Jetzt müssen wir zum Schluss kommen. Es steht ja auf dem Blatt circa siebzehn Uhr, und das macht mich so glücklich, weil es tatsächlich circa siebzehn Uhr ist.
Nur ganz kurz möchte ich noch zusammenfassen: In Kapitel fünf geht es darum, wie sich Timotheus gegenüber Älteren in der Gemeinde verhalten soll. Er sagt ihm, dass er einen Älteren niemals hart anfahren darf, sondern ihn als einen Vater ermahnen soll. Wenn man also einem älteren Bruder in der Gemeinde etwas Korrigierendes sagen muss, sollte man sich überlegen: Wie würde ich das meinem Vater sagen? Falls man das in der Kindheit richtig gelernt hat, dann weiß man, dass man das mit Respekt tun muss, so wie man seine Eltern korrigieren darf.
Wir sagen oft den Kindern: „Ihr müsst jetzt schauen, wie ihr das sagt, sonst geht es nicht.“ Man soll sich das also so vorstellen: Ältere Frauen wie Mütter, man muss sich überlegen, wie man es seiner Mutter respektvoll sagen würde. Jüngere Frauen sind wie Schwestern. Das hilft auch im Verhältnis zwischen den Geschlechtern in der Gemeinde, wenn man sich immer wieder überlegt, wie man sich seiner Schwester gegenüber verhalten würde.
Und Geschwister: Wenn Menschen gesund sind, haben sie einen ganz natürlichen Mechanismus, der verhindert, dass man einer Schwester als Bruder zu nahe kommt. Das ist ganz natürlich, und es widert auch an, wenn diese Grenze überschritten wird. Das ist dieser Mechanismus gegen Blutschande, den Gott im Menschen eingebaut hat. Man muss sich einfach überlegen, wie man sich natürlich und korrekt seiner Schwester gegenüber verhält, also so mit anderen jüngeren Schwestern in der Gemeinde umgeht.
Dann wird aber hinzugefügt: „in aller Keuschheit“. Das ist ein ganz aktueller Punkt. Wie verhalten sich die Geschlechter gerade unter den jungen Leuten in der Gemeinde einander gegenüber?
Dann sagt Paulus, wie man sich gegenüber Witwen verhalten soll. Jüngere Witwen sollten wieder heiraten. Ältere Witwen, speziell ab sechzig, sollen in der Gemeinde in einer Liste verzeichnet werden. Wenn sie in ihrem Leben dem Herrn gedient haben, Kinder aufgezogen, Fremde beherbergt und den Heiligen die Füße gewaschen haben, dann soll die Gemeinde sie unterstützen, falls sie keine Angehörigen haben. Das ist eine Art Sozialversicherung in der Gemeinde. Aber hunderttausendmal besser als die Sozialversicherung in der Schweiz und in Deutschland.
Ich möchte sagen, was der große Fehler in unserem Sozialstaat ist: Dort bekommt jeder garantiert Unterstützung, auch wenn er schlecht gelebt hat. Er kann seine Gesundheit durch einen ausschweifenden Lebenswandel ruinieren und trotzdem die „hohle Hand“ hinhalten. Wie war das damals in der Gemeinde? Wenn eine Frau die Voraussetzungen nicht erfüllt hatte, konnte die Gemeinde helfen, aber die Frau konnte nicht einfach sagen: „Macht mich in die Liste, jetzt möchte ich Unterstützung.“ Die Sozialkasse der Gemeinde funktioniert nur, wenn die moralische Voraussetzung da ist. Dann ist es eine Verpflichtung der Gemeinde. Wenn das nicht der Fall ist, besteht keine Verpflichtung. Die Gemeinde soll natürlich immer in Barmherzigkeit handeln.
Das ist in unserem Staat eben nicht so, und deshalb wird durch dieses System der Sozialstaat kaputtgemacht. Die Invalidenversicherung (IV) geht den Bach runter, anstatt dort, wo es wirklich nötig wäre, gut helfen zu können – und das auch für die Zukunft zu garantieren.
Ab Vers 17 spricht Paulus darüber, wie man sich gegenüber Ältesten verhalten soll – auch wenn Älteste sündigen. In Kapitel 6 wird dann besprochen, wie sich Sklaven verhalten sollen, also solche, die in einem extremen Abhängigkeitsverhältnis stehen. Es wird erklärt, wie sie Zeugnis gegenüber ihren ungläubigen Herren geben sollen und wie sie sich verhalten sollen, wenn sie gläubige Herren haben. Jeder Bereich wird praktisch abgedeckt und erklärt, wie man die Gemeinde Gottes in dieser Welt so realisieren kann, dass die Gemeinde die Wahrheit Gottes hochhält.
Dann geht es um den Reichtum, das Verhältnis zum Geld. Der Apostel Paulus sagt in Vers 9: „Die aber reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Lüste.“
Wir sind doch alle reich, oder praktisch alle, wenn wir unseren Wohlstand mit früheren Zeiten vergleichen. Aber hier steht nicht „die reich sind“, sondern „die reich werden wollen“. Manchmal sagen Kinder: „Wenn ich später einen Beruf lerne, möchte ich Zahnarzt werden, weil mein Vater gesagt hat, in drei Jahren ist man Millionär.“ Aber das ist keine Voraussetzung, um Zahnarzt zu werden.
Hier ist die Warnung: Die, die reich werden wollen, fallen in Versuchung, Fallstricke und viele unvernünftige Lüste. Das ist so schlimm, als würde man Kindern sagen, sie sollen keinen Beruf lernen, weil man viel Geld verdienen will. Das ist das „reich werden wollen“. Aber was ist dann mit denen, die einfach reich sind? Die gibt es ja auch.
In Vers 17 wird den Reichen gesagt, wie sie sich mit ihrem Reichtum verhalten sollen: Nicht hochmütig sein und sich nicht auf die Ungewissheit des Reichtums verlassen. Das merken wir heute wieder, wenn plötzlich die Aktien total absacken und zum Beispiel die UBS-Aktien in den Keller fahren. Dann merkt man, dass man sich nicht auf den Reichtum verlassen kann. Er kann plötzlich weg sein – und dann ist er wirklich weg.
Darum wird hier gesagt, sie sollen freigiebig sein, also vernünftig mit dem Geld umgehen und schauen, wie sie es für den Herrn verwalten können, sodass sie es vor ihm vertreten können. So werden die Reichen angewiesen, wie sie gottgemäß mit ihrem Reichtum umgehen sollen.
Ich hätte noch gerne einiges über die herrliche Beschreibung Gottes in Kapitel 6, Verse 13 bis 16 gesagt, muss das aber jetzt übergehen, um zum Schluss zu kommen.
In Vers 20 heißt es: „O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, indem du dich von den ungöttlichen, eitlen Reden und Widersprüchen der fälschlich so genannten Gnosis Erkenntnis wegwendest, zu welcher sich bekennend etliche vom Glauben abgeirrt sind. Die Gnade sei mit dir. Amen.“
Eindringlich zum Schluss: Timotheus, bewahre das anvertraute Gut. Das anvertraute Gut ist das ganze Glaubensgut der gesunden Lehre. Er sagt Timotheus, dass er das bewahren muss – das ist so wichtig.
Die Gefahr ist die Gnosis, also diese Bewegung, bei der man immer höhere geistige Sphären erreichen will durch geistige Erlebnisse. Es ist also nicht nur eine intellektuelle Sache, sondern eine gefühlsmäßige, mystische Erkenntnis. Paulus warnt ihn eindringlich: Wende dich ab von diesen ungöttlichen und leeren Reden und Widersprüchen der Gnosis. Leider haben sich manche dazu bekannt und sind so vom wahren Glauben abgeirrt.
Aber dann bleibt noch die Verheißung: „Die Gnade sei mit dir.“ Amen.
Wir wollen zum Schluss noch miteinander beten: Herr Jesus, wir danken dir, dass wir dein Wort haben, das uns den Weg weist. Du siehst, in welcher Zeit wir heute leben und welche Herausforderungen wir alle haben. Wir sind so gefordert, fest in dir zu bleiben und nahe bei dir zu sein. Wir merken immer wieder, dass wir in uns selbst gar nicht die Kraft haben.
So bitten wir, dass die Gnade, die uns in Timotheus’ Brief am Schluss gewünscht wird, wir jeden Tag wieder neu in Anspruch nehmen. So können wir ganz bewusst uns jeden Morgen neu entscheiden, den Weg ganz mit dir zu gehen. Amen.