Wir fahren weiter, noch ein kurzer Nachtrag.
Dieses Wort „Gepriesen sei der, der da kommt im Namen des Herrn“ hat am Dienstag einen wichtigen Zusammenhang mit dem Passafest am darauffolgenden Donnerstagabend gezeigt. Man sang es damals genau zu Hause. Rückblickend hat es auch einen Bezug zum Sonntag davor, dem Palmsonntag.
An diesem Tag ritt der Herr Jesus von der Volksmenge gefeiert auf einem Esel vom Ölberg nach Jerusalem ein. Die Volksmenge rief dasselbe: „Baruch haba b'schem Adonai“, das heißt „Gepriesen sei der, der da kommt im Namen des Herrn“ oder „Willkommen, der da kommt im Namen des Herrn“.
Einige Tage später wurde deutlich, was in den Herzen echt war und was nur aus einer momentanen Begeisterung heraus entstanden war. Das zeigt uns, dass der Mensch sich auch oberflächlich entscheiden kann, und solche Entscheidungen sind nichts wert.
Wenn der Herr Jesus aber wiederkommen wird in Macht und Herrlichkeit, wird der Überrest, der durch die Drangsal hindurchgeht – zuerst die 144.000, die sich nach der Entrückung bekehren werden (Offenbarung 7,1) – und dann in der Drangsal selbst wird ein Drittel der Bevölkerung in Israel sich in der größten Not bekehren.
Das wird so erklärt in Sacharja 13,8-9. Diese Menschen werden den Herrn dann wirklich von ganzem Herzen begrüßen mit „Willkommen, der da kommt im Namen des Herrn“.
Jetzt kommen wir zu Kapitel 24. Wir haben bereits gelesen, dass Jesus den Tempel verließ und sich weiter von ihm entfernte. Dies drückt auch seine Abwendung aus. Er sagte: „Euer Haus wird euch wüst gelassen werden.“
Die Jünger wollten ihm nochmals die Schönheit des Tempels zeigen. Im Talmud wird vom zweiten Tempel berichtet, der damals mit enormen Geldsummen von Herodes dem Großen, dem Kindermörder von Bethlehem, umgebaut worden war. Herodes wollte sich beim jüdischen Volk beliebt machen und stellte das Geld für den Umbau zur Verfügung. Das jüdische Volk führte den Umbau durch. Deshalb nenne ich den zweiten Tempel nie den Herodestempel. Herodes bezahlte zwar, aber das jüdische Volk baute den Tempel um.
Es war der jüdische Tempel, der jedoch grandios umgebaut und auf die doppelte Größe erweitert wurde. Das Tempelhaus war viel größer als der salomonische Tempel, und der Tempelplatz war etwa doppelt so groß – ein beeindruckendes Bauwerk. Die Fassade des Tempelhauses war 52,5 Meter hoch, also hundert Ellen, und mit Goldplatten bedeckt. Dort, wo keine Goldplatten waren, sah man weißen Marmor.
Josephus Flavius, ein Jude aus dem ersten Jahrhundert, der selbst im zweiten Tempel als Priester diente, beschreibt in seinen Büchern, wie grandios dieser Tempel war. Er berichtet, dass, wenn man von Jerusalem her, vom Ölberg, kam und die Sonne aufging, die Reflexion im Tempelhaus so gewaltig war, dass das Sonnenlicht einem direkt entgegenkam und blendete.
Im Talmud steht: „Wer den Tempel damals nicht gesehen hat, der hat noch nie ein schönes Haus gesehen.“
Und jetzt verstehen wir die Begeisterung der Jünger. Sie zeigen ihm all diese Gebäude. Es war nicht so, dass der Herr das nicht auch gerne sah.
Wenn wir im Markus-Evangelium lesen, wie der Herr Jesus am Palmsonntag in Jerusalem einzog und in den Tempel ging, war es bereits Abend. Deshalb vollzog er die Tempelreinigung nicht mehr am gleichen Tag, sondern erst am nächsten Tag. Das war gewissermaßen eine Fortsetzung.
In Markus 11 wird so schön beschrieben, wie der Herr Jesus die Gebäude angeschaut hat. Danach ging er weg. Er liebte den Tempel. Er nannte ihn ja „das Haus meines Vaters“ (Johannes 2). Schon als Zwölfjähriger sagte er zu Maria und Joseph: „Muss ich nicht in dem sein, was meines Vaters ist?“ Er blieb im Tempel zurück und wollte nicht nach den zwei obligatorischen Passatagen mit den Eltern nach Hause gehen. Diese kamen zurück und fanden ihn im Tempel.
Er liebte den Tempel, aber jetzt war klar, dass dieser Tempel untergehen würde. Die Jünger beharrten darauf und zeigten ihm die Gebäude.
Im Lukasevangelium können wir kurz nachschlagen. In der Parallelstelle wird noch etwas Weiteres verdeutlicht, und zwar in Lukas 21,5-6:
„Und als einige von dem Tempel sagten, dass er mit schönen Steinen und Weihgeschenken geschmückt sei, sprach er: ‚Diese Dinge, die ihr seht, Tage werden kommen, in denen nicht ein Stein auf dem anderen gelassen wird, der nicht abgebrochen werden wird.‘“
Also, diese schönen Steine – und wir werden gleich noch sehen, in Markus 13, in der weiteren Parallelstelle, wie man ihm diese großen Steine zeigt.
Es ist so, dass einer der größten Bausteine, die man vom zweiten Tempel gefunden hat, im sogenannten rabbinischen Tunnel liegt. Dieser befindet sich im Fundamentbereich der Westmauer des Tempels. Der Stein hat eine Länge von etwa 13,5 Metern, eine Höhe von dreieinhalb Metern und eine Breite von viereinhalb Metern. Er wiegt etwa 580 Tonnen.
Der größte mobile Kran in der Schweiz kann 500 Tonnen heben, aber diesen Stein haben sie vom Steinbruch dorthin geholt und in die Fundamentbereiche gesetzt. Das war notwendig, weil Israel ein erdbebengefährdetes Gebiet ist. Diese mächtigen Steine sorgen für Stabilität.
Josephus Flavius überliefert, dass die Steine beim Tempelhaus noch größer waren als der eben erwähnte Stein. Heute ist ja alles weg, kein Stein liegt mehr auf dem anderen. Das ist wirklich imposant.
Die Steine sind schön bearbeitet, mit einem feinen Randschlag und einem vorstehenden Spiegel. Dann lesen wir aber hier in Lukas 21 noch über Weihgeschenke, dass der Tempel mit solchen geschmückt war.
Es gab verschiedene Weihgeschenke. Eines war der goldene Weinstock an den Säulen beim Eingang des eigentlichen Tempelhauses. Dort war ein gigantischer Weinstock aus Gold angebracht, mit Trauben. Man konnte einfach Geld spenden und weitere Trauben oder Blätter anfügen. Dieser Weinstock „wuchs“ also.
Er war natürlich ein Bild von Israel. Israel wird beschrieben als Weinstock, den Gott aus Ägypten geholt hat und in das Land gepflanzt hat, der aber keine Frucht brachte. Jesus nimmt in Johannes 15 auf den Weinstock Bezug und sagt: „Ich bin der wahre Weinstock, ihr seid die Reben.“
Der wahre Weinstock steht im Kontrast zu Israel, dem Volk, das als Ganzes keine Frucht für Gott gebracht hat. Jesus, der Messias, hat vollkommene Frucht gebracht. Und die, die mit ihm verbunden sind, das sind die Reben, die sich zu ihm bekennen. Wenn sie wirklich in lebendiger Beziehung zu ihm stehen, bringen sie Frucht, die Gold wert ist für den Vater.
Das war so ein Weingeschenk. Auf dieses nimmt der Herr Jesus Bezug in Johannes 15.
Dann gab es oberhalb des Eingangs des Tempelhauses, ganz nahe beim Weinstock, geöffnete Fensterpartien. Dort waren zwei Kronen zu sehen. Diese entsprechen den Kronen aus Sacharja 6, die man als messianische Kronen herstellte. Sie sollten darauf hinweisen, dass der Messias König und Priester in einer Person sein sollte.
Gott hat in Israel von Anfang an das Prinzip der Gewaltentrennung eingeführt. Weil der Mensch ein sündiges Herz hat, ist es gefährlich, wenn er zu viele Autoritäten oder zu viel Macht in sich vereinigt. Darum durften Hohepriester nur aus dem Stamm Levi kommen, aus der Familie Aarons. Könige durften nur aus dem Stamm Juda kommen, aus der Familie Davids.
Es war unmöglich, diese Machtpositionen von Hohepriester und König zu vereinen. Aber Sacharja 6 sagt, dass der Herr Jesus, der Messias, Priester sein wird auf seinem Thron – König und Priester in einer Person.
Darum wurde damals in Sacharja 6 der Hohepriester gekrönt. Das sollte symbolisch auf den Messias hinweisen, der einmal Königtum und Priestertum vereinen sollte.
Der Herr schaut sich diese Weihgeschenke mit den Jüngern an. Das hat natürlich alles eine Bedeutung gehabt, und er hat die Bedeutung hier und dort erklärt.
Nun wenden wir uns Markus 13 zu, um die Stelle mit den großen Steinen zu betrachten. Wir haben bereits alle drei Parallelstellen kurz erwähnt: Matthäus 24, Markus 13 und Lukas.
Lesen wir nun Markus 13, Verse 1 und 2:
„Und als er aus dem Tempel heraustrat, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Lehrer, sieh, was für Steine und was für Gebäude! Und Jesus sprach zu ihm: Siehst du diese großen Gebäude? Hier wird nicht ein Stein auf dem anderen gelassen werden, der nicht abgebrochen werden wird.“
Diese Worte haben sich tatsächlich erfüllt. Man sieht heute noch Steine der damaligen Erweiterung des Tempels, vor allem von den äußeren Stützmauern im Westen. Ein Beispiel dafür ist die Klagemauer, die ein Überrest dieser Erweiterung ist. Auch an der Nordmauer, Ostmauer und Südmauer sind Überreste zu sehen.
Von den Gebäuden des Tempels selbst – also vom Tempelhaus und all den umgebenden Gebäuden um den innersten Vorhof mit dem Altar, vom Frauenvorhof und so weiter – ist jedoch nichts mehr übrig. Der Herr schaut diese Gebäude an und sagt, dass kein Stein mehr auf dem anderen stehen wird. Das bezieht sich also ganz speziell auf die Gebäude, die er mit seinen Jüngern betrachtet hat. All das ist verschwunden.
Man kann heute noch auf den Tempelplatz gehen. Wir wissen ganz genau, wo was war, denn das gesamte Layout konnte rekonstruiert werden. Zum Beispiel befand sich im Südbereich die königliche Säulenhalle, und hier war das Gebäude für den Sanhedrin bis zum Jahr 30. Dort war auch das Tor der Erstgeborenen und vieles mehr. Das alles lässt sich erklären, aber die Steine sind weg.
Die meisten Steine haben die Römer abgetragen und im Kedontal, im Osten, weggeworfen. Dadurch hat sich sogar der Verlauf des Tals verändert. Würde man dort graben, fände man noch viele Überreste vom Tempel. Allerdings würde ein solches Ausgraben wahrscheinlich einen Nahostkrieg direkt vor der Tür auslösen.
Es gibt dort auch Gräber, und obendrauf sind weitere Gräber. Doch auch darüber hinaus würde man noch Funde machen. Es wäre großartig, wenn man das tun könnte, aber wir lassen das vorerst beiseite.
Diese Fakten zeigen eindrücklich, wie dramatisch sich die Prophezeiung erfüllt hat.
Und dann ging der Herr Jesus, nachdem er aus dem Tempel hinausgegangen war, zum Ölberg, also das Kedron-Tal hinauf zum Ölberg.
Vers 3, liest du nochmals? „Als er aber auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger für sich allein zu ihm und sprachen: ‚Sage uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters?‘“
Der Herr geht also auf den Ölberg hinaus. Der Ölberg ist höher gelegen als der Tempelberg. Deshalb hatte man von dort aus die allerschönste Aussicht auf den zweiten Tempel.
Die Jünger waren unter Schock. Der Herr sagt, dieser herrliche Tempel, der so grandios war – 144 Quadratmeter durch die Erweiterung, die man mit dem Geld von Herodes vornehmen konnte – das ist ein so großer Tempelplatz, dass man alle berühmten Kathedralen von England darin unterbringen könnte und noch Raum übrig hätte. Es war gigantisch.
Und der Herr sagt: Kein Stein von diesen Gebäuden wird mehr auf einem anderen stehen. Das löst bei den Jüngern viele Fragen aus. Wie viele Fragen stellen sie hier? Ah, sehr gut, ich hätte gedacht, da fällt man rein.
Ja, Fangfragen sind eben auch manchmal hilfreich, dann kann man den Punkt richtig herausbringen. Jetzt versuche ich es trotzdem. Welche drei Fragen stellen sie mit anderen Worten?
Die erste Frage betrifft den Zeitpunkt. Ich kann aber wiederholen, was da steht: „Wann wird das sein?“ – also der Zeitpunkt wovon? Der Zeitpunkt der Zerstörung des zweiten Tempels.
Die zweite Frage: Sie haben verstanden, dass der Herr sagt, er wird wiederkommen. Dann werden sie sagen: „Gepriesen sei der, der da kommt im Namen des Herrn!“ Und dann fragen sie: „Was ist das Zeichen, das vor deinem Kommen erscheinen wird?“ Sie möchten also ein Zeichen.
Und dann gibt es noch eine dritte Frage. Nochmals? Die Vollendung der Weltzeit. Das ist Schlachter, nicht wahr? Vollendung der Weltzeit nach Schlachter, oder?
Danke, „Ende der Weltzeit“ bei Schlachter – und das war bei Menge? Okay, und bei Elberfelder? Luther hat – wer hat Luther? – „Das Ende der Welt“. Das ist falsch übersetzt.
Natürlich kann „Aion“ auf Griechisch „Zeitalter“ oder „Welt“ bedeuten. Aber es ist klar: Man muss „Zeitalter“ übersetzen und nicht „Welt“. Denn Herr Jesus beschreibt in Matthäus 24, dass er wiederkommen wird als König der Welt. Dann wird er das Reich aufrichten, das Tausendjährige Reich, wie Offenbarung 20 klar macht.
Also, wenn er kommt, geht die Welt nicht unter. Darum darf man auf keinen Fall übersetzen mit „Ende der Welt“, sondern mit „Ende“ oder „Vollendung des Zeitalters“.
Das ist ganz wichtig. In der säkularen Gesellschaft um uns herum wird oft behauptet, wir würden glauben, dass der Weltuntergang bald bevorstehe. Warum? Weil wir ständig von der Endzeit sprechen. Deshalb werden wir als ein bisschen verrückt angesehen, als Menschen, die mit dem baldigen Weltuntergang rechnen. Aber das ist nicht wahr.
Warum nicht? Weil wir keine Klimaaktivisten sind, die solche Dinge glauben. Das glauben wir gar nicht.
Aber was bedeutet dann die Vollendung des Zeitalters? Der Herr Jesus spricht zum Beispiel in Matthäus 12 über dieses Zeitalter und das zukünftige. Ich möchte Matthäus 12 kurz aufschlagen. Es geht hier nicht um das Thema der Sünde der Lästerung des Geistes. Dabei handelt es sich um die definitive Ablehnung des Herrn Jesus, das wollen wir jetzt nicht genauer anschauen.
Aber der Ausdruck, den der Herr Jesus in Matthäus 12,32 verwendet, ist wichtig. Dort heißt es: „Und wenn jemand ein Wort reden wird gegen den Sohn des Menschen, dem wird vergeben werden. Wenn aber jemand gegen den Heiligen Geist reden wird, dem wird nicht vergeben werden, weder in diesem Zeitalter noch in dem zukünftigen.“
Also: Dieses Zeitalter und das zukünftige Zeitalter – wir sagen hier „Zeitalter“. Wer gerne Notizen macht, kann auch Markus 10,30 und Lukas 18,30 aufschlagen. Dort spricht der Herr Jesus ebenfalls über dieses Zeitalter und das zukünftige Zeitalter.
Auch Paulus erwähnt es in Epheser 1,21. Dort sagt er, dass der Herr Jesus über allen Namen steht, sowohl in diesem Zeitalter als auch in dem zukünftigen.
Was ist damit gemeint? Ganz einfach: Auf dem jüdischen Hintergrund versteht man das sofort. Die Rabbiner sprechen in ihren Schriften immer wieder über dieses Zeitalter und das zukünftige Zeitalter. Sie sagen „Ha-olam ha-ze“ – das Zeitalter dieses, und „Ha-olam ha-ba“ – das kommende Zeitalter.
Diese Ausdrücke bezeichnen Folgendes: Dieses Zeitalter ist die Zeit, in der wir leben. Das zukünftige Zeitalter ist die Zeit, wenn der Messias als König der Welt kommt, um sein Reich aufzurichten.
Jetzt ist es klar: Dieses Zeitalter und dann das zukünftige Zeitalter. Die Jünger stellen die Frage ganz korrekt: Was ist das Zeichen der Vollendung des Zeitalters, also von „Ha-olam ha-ze“, dieses Zeitalter? Was ist das Zeichen, dass es zum Abschluss kommt?
Denn Jesus Christus kommt als König. Dann wird er das zukünftige Zeitalter aufrichten, und das ist das tausendjährige Reich.
Also: Die Frage betrifft nicht den Weltuntergang, sondern das Ende dieses Zeitalters.
Und es ist so: Zwischen dem ersten Kommen Jesu als leidender Messias, der für unsere Sünden sterben sollte, und seinem zweiten Kommen als herrschender Messias, der das Reich aufrichten wird, soll eine lange Zeit liegen.
Diese Zeit ist geprägt dadurch, dass der Tempel zerstört ist, das jüdische Volk keinen Staat mehr hat und weltweit zerstreut ist. Dies wurde vorausgesagt in 5. Mose 28,64. In Hosea 3,4 lesen wir: „Denn die Kinder Israel werden viele Tage ohne König sein, ohne Fürsten und ohne Schlachtopfer.“
Man darf ja nur im Tempel opfern. Wenn der Tempel nicht mehr existiert und der Tempelberg nicht mehr in jüdischer Hand ist, kann man keine Opfer mehr darbringen. Deshalb gibt es seit dem Jahr 70 n. Chr. bis heute keine Opfer mehr im Judentum.
In der Folge des Jahres 70 ging auch der Judenstaat unter. So kamen diese vielen Tage ohne König und ohne Fürsten. Aber wichtig: Die Bibel sagt „viele Tage“. Ja, viele Tage, das ist nicht ewig.
Wir müssen die Bibel so lesen, wie sie gemeint ist. Wenn die Bibel von „ewiger Pein“ im Kontrast zu „ewigem Leben“ spricht, wie in Matthäus 25,46, dann meint sie wirklich ewiges Leben und ewige Pein im gleichen Vers. Aber wenn die Bibel von „vielen Tagen ohne König, ohne Fürsten, ohne Schlachtopfer“ spricht, dann bedeutet das eine lange Zeit, und es wird eine Wende kommen.
Und tatsächlich: Seit 1948 ist der Staat Israel wieder gegründet, und es gibt wieder Fürsten. Das Wort „Nassi“ wird heute in der Politik in Israel verwendet.
Also: Lange Zeit ohne Opfer bedeutet, dass die Opfer wiederkommen werden. Es gibt manche Christen, die auf den Gedanken, dass die Opfer im Judentum nach biblischer Prophetie wiederkommen, ganz allergisch reagieren. Sie sagen, das sei unmöglich.
Aber was heißt unmöglich? Die Bibel sagt, viele Tage werden sie ohne Opfer sein, also werden die Opfer wiederkommen. Die prophetischen Stellen dazu machen das völlig klar.
Wir haben also eine lange Zeit zwischen dem ersten Kommen des Herrn Jesus und dem zweiten. Die Frage nach der Vollendung des Zeitalters betrifft gerade die Zeitepoche, die den Abschluss dieser langen Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen umfasst.
Und dort möchte man gerne ein Zeichen haben. Die Jünger sind eigentlich, würde ich sagen, ziemlich bescheiden. Wie viele Zeichen wollen Sie? Zwei!
Ein Zeichen, dass die Wiederkunft Christi als König unmittelbar bevorsteht, und ein Zeichen, dass jetzt die Epoche ist, in der dieses Zeitalter zum Abschluss kommt. Außerdem wollen sie wissen, wann der Tempel untergeht.
Aber wir müssen alle Parallelstellen zusammennehmen: Matthäus 24, Markus 13 und Lukas 21. Wenn man diese miteinander vergleicht, sieht man, dass es noch eine vierte Frage gibt. Diese findet sich aber nur im Lukas-Evangelium, Lukas 21.
Und zwar in Vers 7: "Sie fragten ihn aber und sagten: Lehrer, wann wird denn dies sein, und was ist das Zeichen, wann dies geschehen soll?"
Sehen Sie das? "Wann wird dies sein?" Das ist die Frage in Bezug auf den Abbruch des Tempels. Wir haben ja bereits Verse 5 und 6 gelesen. Das ist das Gleiche wie in Matthäus 24: Wann wird die Tempelzerstörung geschehen?
Die zweite Frage hier lautet: "Was ist das Zeichen, wann dies geschehen soll?" Sie fragen also nach einem ganz bestimmten Zeichen, das stattfinden wird, sodass man weiß, dass unmittelbar danach der Tempel zerstört wird.
Insgesamt haben sie also vier Fragen gestellt. Zwei betreffen die Zerstörung des Tempels, nämlich: Wann wird der Tempel zerstört werden? Und zweitens: Was ist das Zeichen der Tempelzerstörung?
Dann gibt es zwei weitere Fragen: Was ist das Zeichen, dass dieses Zeitalter abgeschlossen wird? Und was ist das Zeichen eines unmittelbar bevorstehenden Kommens als König?
Man erkennt, dass sich diese vier Fragen in zwei plus zwei aufteilen lassen. Zwei haben mit der Anfangszeit zu tun. Der Herr sagt damals voraus, dass der Tempel vor der Zerstörung steht. Wenn wir die Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen anschauen, die zur Zeit gehört, die die Bibel als "dieses Zeitalter" bezeichnet, dann war das die Anfangszeit.
Im Jahr 70 wurde diese Prophezeiung erfüllt, der Tempel ging unter. Die anderen zwei Fragen beziehen sich auf das Ende, nämlich auf die Zeichen der Wiederkunft und der Endzeit.
Man muss noch Folgendes bedenken: Als der Herr Jesus vor zweitausend Jahren in diese Welt kam, war das ein gewaltiger Neuanfang.
Der erste Johannesbrief, Kapitel 1, Vers 1, beschreibt das Kommen des Herrn Jesus in diese Welt. Johannes berichtet, wie die Apostel sein Reden gehört haben, wie sie ihn mit den Augen gesehen haben – als Augenzeugen –, wie sie ihn genau angeschaut und sogar mit ihren Händen berührt haben. Sie stellten fest, dass er kein Geist, sondern ein wirklicher Mensch war.
Wer liest 1. Johannes 1,1, findet dort: „Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben vom Wort des Lebens.“ Das Kommen des Herrn Jesus als Mensch in diese Welt wurde also von den Augenzeugen, den Aposteln, gehört, gesehen, angeschaut und betastet. Johannes beschreibt hier, was von Anfang an war.
Wie wahr der Herr Jesus gekommen ist, zeigt sich darin, dass er das Alte Testament abgeschlossen hat. Das steht im Hebräerbrief Kapitel 1: Gott hat vielfach, also oft und auf vielerlei Weise, mit prophetischen Reden, Psalmenliedern und Geschichten zu den Vätern gesprochen. Doch nun, am Ende dieser Tage, hat er zu uns gesprochen – dem Sohn.
Das „Ende dieser Tage“ bedeutet das Ende jener Zeit, in der Gott im Alten Testament durch die Propheten gesprochen hat. An diesem Punkt kam der Herr Jesus. Sein Kommen leitete einen Neuanfang ein. Deshalb sagt Johannes „was von Anfang an war“.
Warum erwähne ich das? Unter anderem deshalb, weil manche Christen sagen, die Endzeit dauere schon seit zweitausend Jahren an. Jesus Christus war ja bereits in der Endzeit gekommen. Schließlich steht im Hebräerbrief 1, dass er „am Ende dieser Tage“ zu uns gesprochen hat – dem Sohn. Das „Ende der Tage“ ist in der Bibel ein Ausdruck für die Endzeit, zum Beispiel in Daniel 8.
Ja, korrekt: Das „Ende der Tage“ meint die Endzeit, wie in Daniel 8. Doch im Hebräerbrief 1 steht: „Am Ende dieser Tage“, wo Gott durch die Propheten gesprochen hat – also hat er das Alte Testament, das durch die Propheten gesprochen wurde, abgeschlossen. Dann kam ein Neuanfang, „was von Anfang an war“.
Jesus sagt für diese Anfangszeit voraus, dass der Tempel untergehen wird. Danach folgt die Endzeit – die Zeit, in der er als König kommen wird. Zwei Fragen werden gestellt. Der Herr Jesus beantwortet sie in Matthäus 24, Markus 13 und Lukas 21.
Wir haben heute nicht mehr Zeit. Ich hatte mich sehr auf das, was jetzt kommt, gefreut, muss es aber noch einmal verschieben. Denn wir mussten vorher einige wichtige Dinge anschauen. Das werden wir später nachholen.
Jetzt bereiten wir alles gut vor, denn wir wollen diese Verse ganz gründlich durchgehen, sodass man jeden Satz genau einordnen kann. Das ist gewaltig, wird sehr plastisch und klar. Verschwommene Ideen wie „die Endzeit dauert seit zweitausend Jahren“ kann man so aus dem Weg räumen.
Das Wort ist nicht verschwommen, sondern klar und eindeutig. Das möchten wir zusammen erreichen.
Jesus ist einfach wunderbar. Die Leute fragen ihn nach drei Zeichen, und der Herr gibt ihnen gegen dreißig Zeichen. So ist er. Wir haben das schon gesehen: Wenn die Leute ihn etwas fragten, gab er nicht nur eine Antwort, sondern sagte noch viel mehr, als sie gefragt hatten.
Davon können wir lernen: Wenn jemand etwas fragt, ist das eine Gelegenheit, noch andere wichtige Dinge einzubauen. Das versuchen wir auch ein wenig so zu machen.
Der Herr gibt ihnen also viele Zeichen und beantwortet alle Fragen. Man muss aber beachten, dass die Frage nach dem Zeichen der Zerstörung des Tempels nur in Lukas 21 gestellt und beantwortet wird, nicht in Matthäus oder Markus. Das ist sehr wichtig.
Viele haben das nicht beachtet und dadurch ein Chaos verursacht. Wenn man das, was Jesus damals beantwortete, mit dem vermischt, was er für die Zukunft sagte, wird alles schwammig und unklar. Aber Jesus ist unser guter Hirte.
Von dem guten Hirten lesen wir im Psalm 23: „Er weidet mich“ oder „er lässt mich lagern“. Früher sprach man von Weide. Dort heißt es auch: „Er führt mich zum stillen Wasser.“
Stille Wasser sind jene Wasser in der Wüste, die von Winterwachen zurückbleiben. Winterwachen sind tosende Wasserströme, die durch die Wadis in der jüdischen Wüste fließen. Das Wasser ist braun, gefährlich und tödlich. Wer im Wadi steht, wenn plötzlich so ein Winterwach kommt, ist in großer Gefahr.
Nach dem Hochwasser bleiben Pfützen zurück. Der Hirte weiß genau, wo das Wasser klar geworden ist, weil sich die schweren Bestandteile abgesetzt haben. Dort führt der gute Hirte seine Schafe hin, damit sie das klare, ruhige Wasser trinken können.
Es gibt aber auch freche Schafe. Das möchte ich zum Schluss noch zeigen. In Hesekiel 34 geht es um die falschen Hirten Israels. Diese werden mit Ziegenböcken und Widdern verglichen, die die Schafe stören.
In Hesekiel 34, Vers 17 heißt es: „Und ihr, meine Herde, so spricht der Herr: Siehe, ich werde richten zwischen Schaf und Schaf, den Widdern und den Böcken. Ist es euch zu wenig, die gute Weide abzuweiden, und den Rest eurer Weide zu zerstampfen mit euren Füßen? Das klare Wasser trinkt ihr, und das restliche trübt ihr mit euren Füßen. Und meine Schafe sollen abweiden, was eure Füße zerstampft haben, und trinken, was eure Füße getrübt haben?“
Diese frechen Führer trinken für sich selbst und machen die ganze Brühe wieder trübe. Dann sollen die Schafe daraus trinken.
Es gibt Verkündiger, die sagen: „Man kann nicht genau sagen, ob wir jetzt in der Endzeit leben. Es gibt verschiedene Modelle, zum Beispiel das präteristische Modell, und andere eschatologische Ansichten. Was genau stimmt, kann man jetzt nicht sagen.“
Gläubige fragen sich: „Leben wir jetzt in der Endzeit oder nicht? Hat das etwas zu bedeuten oder nicht?“ Alles ist getrübt. Doch der gute Hirte führt zum stillen Wasser und will Klarheit durch sein Wort geben.
So versuchen wir nun, Vers für Vers weiterzugehen. Wir haben die zwei und zwei Fragen vorbereitet. Der Herr Jesus spricht darüber, wie sich zwei Dinge am Anfang erfüllt haben und zwei Zeichen, die sich am Ende erfüllen werden.
Er nennt aber nicht nur zwei Zeichen für die Endzeit, sondern über fünfundzwanzig Zeichen. Diese nennt er „Wehen“.
In den weiteren Versen zählt der Herr einige Zeichen auf und fasst dann in Vers 8 zusammen: „Alles dies aber ist der Anfang der Wehen.“ (Lukas 21,8)
Wir haben also dieses Zeitalter – das erste Kommen des Herrn am Anfang – und sein Kommen am Ende. Diese Zeit wird mit einer Schwangerschaft verglichen. Eine Schwangerschaft dauert ungefähr neun Monate, kann aber auch kürzer oder etwas länger sein. Genau weiß man das nicht.
Darum ist es wichtig, auf die Endzeitzeichen der Schwangerschaft zu achten. Das sind untrügliche Wehen – nicht die Berechnung des Gynäkologen, wann das Baby ungefähr kommen wird.
Sarah, du weißt das: Man kann nicht genau sagen, ob es am dritten oder dreizehnten August passiert. Wichtig ist, den Koffer zu packen, falls die Geburt im Krankenhaus oder Geburtshaus stattfinden soll. Zu Hause ist das anders, aber auch dort muss man bereit sein.
Das Untrügliche ist, wenn plötzlich dieses Ziehen kommt, das ganz anders ist als sonstige Rückenschmerzen. Dann sind es die Endzeitzeichen.
So zählt der Herr Jesus in seiner Rede ein Endzeitzeichen nach dem anderen auf. Diese entsprechen den Wehen und zeigen: Jetzt sind wir in der Endzeit.
Nächstes Mal werden wir sehen, dass wir tatsächlich in der Endzeit leben, denn diese Wehen sind dramatisch im Gang – und zwar nicht nur einmal.
Ich weiß das, weil ich es bei meiner Frau erlebt habe. Ich habe mitgelitten und mich mit ihr identifiziert. Sie sagte: „Das sind keine wilden Wehen mehr, das ist etwas anderes.“
Dann ging es einige Minuten so. Wir warteten, wie beim ersten Mal, als sie Erstgebärende war. Es war ein Kampf: Manchmal schmerzte es nicht, dann wieder mehr und intensiver. Manchmal ging es zurück, als sei nichts mehr. Dann kam es wieder – in Wellen.
Genau das beschreibt der Herr Jesus: All diese Zeichen kommen wellenförmig, wie zum Beispiel Erdbeben oder Massenkriege. Das werden wir genauer anschauen.
Es ist so gewaltig. Jedes Zeichen ist ein Volltreffer, sodass wir genau verstehen, in welcher Zeit wir leben. Wir dürfen unsere Zeit nicht mehr vergeuden – niemals, aber jetzt erst recht nicht.
Wir müssen sehen, in welcher Zeit wir leben. Der Herr kommt, und es ist noch Gnadenzeit. Wir rufen die Letzten zu dem Herrn Jesus.
So wollen wir hier schließen. Danke.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
Noch mehr Inhalte von Roger Liebi gibt es auf seiner Webseite unter rogerliebi.ch