Ich schlage vor, liebe Geschwister, liebe Freunde, dass wir gemeinsam ein Wort aus Hebräer 11 lesen. Dabei beginne ich nicht erst bei Hebräer 11, Vers 1, sondern etwas früher.
Die Kapiteleinteilung, die aus dem Mittelalter stammt, ist hier wieder einmal nicht ganz gelungen. Das Thema Glauben, das in Hebräer 11 behandelt wird, dreht sich um die Glaubenshelden. Doch das Thema Glauben beginnt eigentlich schon vorher.
Ich lese ab Vers 35:
Werft nun eure Zuversicht nicht weg, die eine große Belohnung hat, denn ihr habt Ausharren nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontragt. Denn noch eine ganz kleine Zeit, und der Kommende wird kommen und nicht ausbleiben. Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.
Wir merken hier, dass das Thema bereits angedeutet wird, das sich in Kapitel 11 entfaltet: Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.
Und wenn jemand sich zurückzieht, so hat meine Seele kein Wohlgefallen an ihm. Wir aber sind nicht von denen, die sich zurückziehen zum Verderben, sondern von denen, die glauben zur Errettung der Seele.
Die Bedeutung und Definition des Glaubens
Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht. Denn in diesem haben die Alten Zeugnis erlangt.
Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, so dass das, was man sieht, nicht aus Erscheinendem geworden ist. Durch Glauben brachte Abel Gott ein vorzüglicheres Opfer dar als Kain, durch das er Zeugnis erlangte, dass er gerecht war, wobei Gott Zeugnis gab zu seinen Gaben. Durch diesen redet er noch, obgleich er gestorben ist.
Durch Glauben wurde Henoch entrückt, damit er den Tod nicht sehe, und er wurde nicht gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte. Denn vor der Entrückung hatte er das Zeugnis gehabt, dass er Gott wohlgefallen habe. Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen, denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner ist.
Durch Glauben bereitete Noah, als er einen göttlichen Ausspruch über das, was noch nicht zu sehen war, empfangen hatte, von Furcht bewegt eine Arche zur Rettung seines Hauses. Durch sie verurteilte er die Welt und wurde Erbe der Gerechtigkeit, die nach dem Glauben ist.
Einmal bisher hin: In Vers 1 haben wir eine Definition von Glauben, und zwar die Formulierung „Der Glaube aber ist“. Das ist im Altgriechischen die übliche Redeweise, um eine Definition zu beginnen. So kann man es auch bei Platon nachlesen, der oft Begriffe definierte. Zum Beispiel schreibt er bei der Definition eines Hundes: „Es din de Kyon“ – es ist aber der Hund – und erklärt dann weiter.
So musste man in der Schule viele Begriffe definieren. Ich hatte einen Deutschlehrer, der mir über eine lange Zeit immer wieder Begriffe definieren ließ. Vielen ging das auf die Nerven, aber ich habe damals unter anderem gelernt, Begriffe ganz genau zu erklären. Dafür bin ich heute sehr dankbar. Ich erinnere mich noch an Doktor Schaffnett, der wieder einmal kam und sagte: „Jetzt wollen wir einmal exakt definieren.“ So sprach er.
Jetzt geht es also um die Definition: Was ist Glaube? Hier werden zwei Erklärungen gegeben: „Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft“ und „eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht.“
Man merkt, dass es in der ersten Definition um etwas geht, das in der Zukunft liegt, das wir erwarten, aber noch nicht haben. Ich weiß, der Satz ist schwierig zu übersetzen, nicht überall im griechischen Neuen Testament, sodass es verschiedene Übersetzungen gibt. Aber hier ist es besonders schwierig. Deshalb findet man wahrscheinlich abweichende Übersetzungen.
Wieder einmal hat die Elberfelder Übersetzung den Sinn sehr gut getroffen. Nicht wie Luther, sondern die Elberfelder: „Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft.“ Das bedeutet, dass das, was in der Zukunft liegt, für den Glauben so konkret und wirklich ist, als hätten wir es schon in der Gegenwart.
Das ist gemeint mit Verwirklichung: Der Glaube macht das, was noch nicht da ist, zu etwas Konkretem, zu etwas Realem. Das wird dann in Hebräer 11 anhand der Glaubenshelden illustriert. Dort finden wir verschiedene Beispiele, in denen Gläubige wussten, dass Gott ihnen für die Zukunft etwas zugesagt hatte, obwohl sie noch nichts in der Hand hatten. Für sie war es dennoch so konkret und wirklich, als hätten sie es schon.
Beispiele für Glauben: Abraham und die Verheißung
Wollen wir ein Beispiel anschauen? Vers 8: Dort lesen wir, dass Abraham durch Glauben, als er gerufen wurde, gehorsam war, auszuziehen an den Ort, den er zum Erbteil empfangen sollte. Er zog aus, ohne zu wissen, wohin er kommen würde.
Durch Glauben hielt er sich im Land der Verheißung auf wie ein Fremder. Er wohnte in Zelten zusammen mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung. Denn er erwartete die Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.
Lesen wir weiter in Vers 13: Diese alle sind im Glauben gestorben und haben die Verheißungen nicht empfangen. Sie sahen sie nur von fern, begrüßten sie und bekannten, dass sie Fremde und ohne Bürgerrecht auf der Erde seien. Denn die, die so etwas sagen, zeigen deutlich, dass sie ein Vaterland suchen. Und wenn sie an jenes gedacht hätten, von dem sie ausgegangen waren, so hätten sie Zeit gehabt, zurückzukehren. Jetzt aber trachten sie nach einem Besseren, das ist himmlisch.
Darum schämt sich Gott nicht, ihr Gott genannt zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt bereitet.
Stellen wir uns also vor: Abraham zog aus Ur in Chaldäa aus. Das war eine wunderbare Stadt und damals die reichste Stadt Mesopotamiens. Abraham gehörte zur Oberschicht. Die Mittelschicht wohnte in Häusern mit etwa zehn Zimmern – nicht schlecht für Familien mit vielen Kindern. Abraham aber war aus der Oberschicht.
Aus den Inschriften, die man in Ur und Chaldäa ausgegraben hat, wissen wir, dass die Leute von Ur die Wüstenbewohner, die Beduinen am Rand der Wüste, in Zelten lebten, tief verachteten.
Man muss sich vorstellen, dieser Mann aus der Oberschicht in Ur Chaldäa wohnte herrschaftlich. Plötzlich beginnt ihm der wahre Gott zu sagen: „Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft in das Land, das ich dir zeigen werde.“ Und Abraham war sofort gehorsam.
Das lesen wir in Vers 8: „Durch Glauben war Abraham, als er gerufen wurde, gehorsam auszuziehen an den Ort, den er zum Erbteil empfangen sollte.“ In dem Moment, als der Ruf kam, war er bereit zu gehen.
In der griechischen Grammatik ist das ganz deutlich. Man kann also anhand der Grammatik beweisen, dass der Ruf „als er gerufen wurde“ und der Gehorsam „er war gehorsam“ gleichzeitig waren. Man drückt das mit der Form des Hauptverbs und einem Partizip aus – genau so ist es hier geschehen.
Er hat sich nicht fünf Monate Zeit genommen, um alles gut zu überlegen: „Soll ich das aufgeben?“ oder „Soll ich das tun, was in Ur verachtet wird?“ Nein, er war sofort bereit. Als er gerufen wurde, war er gehorsam auszuziehen.
Doch dann kam er in das verheißene Land. Gott gab ihm das Land nicht, und er wohnte dort mit seinen Nachkommen, Isaak und später Jakob, in Zelten. Sie wussten, das Land war noch nicht für sie bestimmt. Die Verheißung Gottes galt erst für ihre Nachkommenschaft – viel später.
Diese Nachkommenschaft würde nämlich in Ägypten zu einem Volk werden, dann ausziehen und das Land in Besitz nehmen. So hatte Gott es ihm in 1. Mose 15 prophezeit, dass es noch Jahrhunderte dauern würde, bis seine Nachkommen das Land wirklich in Besitz nehmen würden.
So ist es dann auch geschehen. Aber Abraham wusste, dass Gott ihm das Land um seiner Nachkommenschaft willen verheißen hatte. Er glaubte daran, hatte aber selbst noch nichts davon. Er wusste jedoch, dass Gott ihm eine Stadt im Himmel bereitet hatte.
Das ist das himmlische Jerusalem, eine wirkliche Stadt, die Gott gebaut hat. Die alttestamentlichen Gläubigen wussten davon. Dort würden sie einmal hingehen.
Das himmlische Jerusalem wird mit Namen in Hebräer 12 genannt. Es darf nicht verwechselt werden mit dem Neuen Jerusalem in Offenbarung 21. Dieses ist eine symbolische Beschreibung der Gemeinde, das Neue Jerusalem. Aber ich spreche hier vom himmlischen Jerusalem.
Das Neue Jerusalem, also die Gemeinde, kannten die Patriarchen nicht. Das war ein Geheimnis im Alten Testament. Das himmlische Jerusalem aber war ihnen bekannt – eine wirkliche Stadt im Himmel, eine wunderbare Stadt mit goldenen Gassen und einer Stadt mit Edelsteinen.
Das hat Abraham erwartet. Für ihn war es so real, dass seine Nachkommen das Land Kanaan bekommen würden. Er musste durch das Land ziehen und es anschauen. Das hat er gemacht.
Wir können kurz in 1. Mose 13 nachschlagen. Dort war er bei Bethel und Ai. In Vers 14 heißt es: „Und der Herr sprach zu Abram, nachdem Lot sich von ihm getrennt hatte: Erhebe doch deine Augen und schau von dem Ort, wo du bist, nach Norden, Süden, Osten und Westen! Denn das ganze Land, das du siehst, will ich dir geben und deiner Nachkommenschaft bis in Ewigkeit.“
Wo konnte er das Land so anschauen? Er war bei Bethel und Ai. Wenn man in Bethel steht und nach Norden schaut, sieht man den höchsten Berg des sogenannten Westjordanlandes. Er ist 1016 Meter hoch.
Dort gibt es einen Militärstützpunkt mit riesigen Antennen, das militärische Auge Israels, um Bewegungen feindlicher Armeen frühzeitig zu erkennen. Das ist der Ba'al Chatzor, der höchste Berg des Westjordanlandes.
Von dort aus, man muss sich klar sein, ist man ziemlich nahe bei Jerusalem. Bei guter Sicht sieht man im Norden den Berg Hermon bis an die äußerste Nordgrenze. Man kann bis zum Mittelmeer schauen und auch bis zum Berg Nebo in Jordanien, wo Mose das Land sehen durfte. Natürlich sieht man auch Richtung Jerusalem.
Abraham musste das Land anschauen. Gott sagt: „Erhebe doch deine Augen, schau von dem Ort!“ Er konnte das Land anschauen, aber er nahm es nicht in Besitz. Er wusste, das ist für die Zukunft.
Später sagt Gott ihm, er solle das Land durchziehen und erkunden. Das hat Abraham gemacht. Er ist im Land umhergereist, aber er hat es nicht in Besitz genommen.
Trotzdem war sein ganzes Leben davon geprägt, dass dieses Land Gott ihm versprochen hatte. Er hatte zwar nichts davon, aber das, was er für die Zukunft erwartete, war für ihn eine solche Realität, dass er sich nicht sagte: „Ja, schön, dann gehe ich wieder zurück nach Ur, ich habe es jetzt gesehen.“ Nein, er konnte sich an diesem Land freuen, obwohl er es noch nicht konkret besaß.
Er wusste, dass es für die Zukunft bestimmt war, aber für ihn war es Realität.
Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft. Die Hoffnung in der Bibel bedeutet nicht „Vielleicht bekomme ich das“, sondern die Hoffnung meint das Hoffnungsgut, das Gott uns für die Zukunft versprochen hat und das wir bestimmt erhalten werden, auch wenn wir es noch nicht haben. Darum hoffen wir darauf.
Das hat auch mit Ausharren und Warten zu tun. Schon in Kapitel 10, Vers 36, lesen wir: „Werft nun eure Zuversicht nicht weg.“ Das ist etwas, das mit Glauben zu tun hat – Zuversicht.
Dann heißt es: „Denn ihr habt Ausharren nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung empfangt.“ Ausharren bedeutet, dass man etwas, was Gott versprochen hat, noch nicht hat, aber mit innerer Spannung und Erwartung darauf ausgerichtet ist.
Wir haben auch gelesen: „Der Gerechte aber wird aus Glauben leben“ (Vers 37).
Hier heißt es: „Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, und eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht.“ Es geht dabei nicht um etwas Zukünftiges, sondern um etwas, das da ist, aber unsichtbar ist.
Der Glaube nimmt Dinge wahr, die es in der Gegenwart gibt, die aber andere nicht sehen können. Das ist Glaube.
Auch dafür finden wir Beispiele, die das illustrieren.
Glaubensbeispiel Mose: Die Kraft des Unsichtbaren
Ich greife heraus aus diesen verschiedenen Beispielen Hebräer 11, Vers 27. Es geht um Mose. Durch Glauben verließ er Ägypten und fürchtete die Wut des Königs nicht, denn er hielt standhaft aus, als sähe er den Unsichtbaren.
Man muss sich vorstellen, wie dieser Pharao gekocht und gewütet hat – der Mann, der sich als das Bindeglied zwischen Mensch und den Göttern ansah. Seine Götter wurden durch die Plagen Ägyptens gedemütigt, denn jede Plage richtete sich gegen bestimmte ägyptische Gottheiten.
Zum Beispiel die erste Plage: Der Nil wurde zu Blut, sodass man kein Wasser mehr trinken konnte. Der Nil war die Lebensquelle für die Ägypter und wurde als Gott Hapi verehrt. Hapi wurde wiederum mit dem Apis-Stier verbunden. Damit hängt übrigens auch das goldene Kalb später in der Geschichte zusammen.
Alle diese Götter wurden geschlagen, etwa durch die Froschplage. Diese war ein Schlag gegen Hathor, die angebliche Himmelsgöttin, die man nicht nur als Himmelskuh, sondern auch als Frosch darstellte. Der Herr sagte: „Jetzt soll ganz Ägyptenland eine Plage von Fröschen erleben.“ Der Pharao kochte vor Wut, doch Mose fürchtete die Wut des Königs nicht, weil er standhaft blieb – als sähe er den Unsichtbaren.
Der Herr war bei ihm, auch wenn er ihn nicht sehen konnte. Für Mose war es dennoch so real, dass der Herr da war, dass er mutig sein konnte. Das bewirkt der Glaube. Glaube macht es möglich, dass wir Dinge mit unseren Glaubensaugen sehen, die andere Menschen nicht sehen.
Ich werde sagen, Kollegen in der Schule oder auf der Arbeit meinen oft: „Du glaubst, das ist ja alles Illusion. Wo, ich sehe nichts, ich habe Gott noch nie gesehen.“ Aber für uns ist es so real. Das ist eben der Glaube: eine Überzeugung von Dingen. Übrigens kann man das Wort „Dinge“ noch schöner übersetzen.
Das griechische Wort bedeutet „Dinge“ oder „Tatsachen“. Warum hätte ich die Elbwälder anders übersetzt? Ich habe ja einen Teil revidiert, aber wenn ich alles revidiert hätte, dann hätte ich es als „Überzeugung von Tatsachen“ übersetzt, die man nicht sieht. Der Herr ist da, und der Glaube macht es möglich, dass man ihn sieht – auch in Momenten, in denen man sieht, dass der Feind tobt, wie der Pharao tobte.
Noch eine Nuance: Es ist eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht. Die Fußnote von Helmerfelder erklärt, dass man es auch als „ein Überführtsein“ übersetzen kann. Das ist eigentlich die grundlegendste Übersetzung dieses Wortes.
Ich möchte die Fußnote oben draufnehmen, aber wenn man sie unten hat, kann man sie rot unterstreichen und beim nächsten Mal lesen, kann man dort „ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht sieht“ lesen.
Ein Angeklagter bestreitet alles, so läuft das im Gericht. Dann präsentiert der Richter Beweis um Beweis, und es ist so erdrückend, dass Angeklagte oder Kriminelle plötzlich zusammenbrechen. Sie können sich nicht mehr verstecken, nicht mehr in ihre Lügengebäude oder Lebenslügen flüchten. Dann werden sie überführt.
Der Glaube ist ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht sieht. Er führt uns dazu, dass wir erkennen: Gott existiert. Wenn ich durch den Wald spaziere oder in den Bergen wandere oder wo auch immer ich die Natur sehe, ist das so konkret – Gott ist da, er hat alles gemacht.
Ich könnte nicht gut schlafen, wenn ich an die Evolutionslehre glauben müsste. Ich weiß nicht, wie andere noch gut schlafen können. Die Argumente für Planung sind so erdrückend.
So ist es eben: Der Heilige Geist hat uns vor der Bekehrung überführt. Jesus sagt ja in Johannes 16,8, dass der Heilige Geist die Welt überführen wird von Sünde und so weiter. So hat der Heilige Geist uns klargemacht: „Jawohl, das ist Sünde, und das ist Sünde.“ Dadurch konnten wir zur Buße kommen – weil wir überführt wurden.
Wir wurden überführt von der Tatsache, dass Gott existiert. Die Prophezeiungen im Alten Testament über den Herrn Jesus, die über 300 messianischen Prophezeiungen, sind so erdrückend, dass niemand sagen kann: Jesus von Nazaret ist nicht der Messias. Er kam genau zur richtigen Zeit, wurde genau in Bethlehem geboren und so weiter.
Es ist so erdrückend – aber schön. Schön, überführt zu sein. Es geht um Sicherheit im Glauben. Ich lese nochmals und jetzt denken wir daran, was es bedeutet:
„Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht sieht, die da in der Gegenwart vorhanden sind, aber natürliche Augen können sie nicht sehen.“
Dann wird allgemein gesagt, Vers 2: „Denn in der Kraft dieses Glaubens haben die Alten Zeugnis erhalten.“ Das sind die alten Zeugen im Alten Testament. Wir haben Beispiele, sodass Männer sich direkt identifizieren können – und auch Frauen.
Sarah wird ausführlich behandelt, zum Beispiel. Auch später werden Frauen erwähnt, die durch den Glauben ihre Kinder wiederbekommen haben. Das ist eine Anspielung auf die Witwe von Saretta und die Frau von Sunem. Sie gehören alle zu diesen Zeugen.
Die vier Grundsätze des Glaubens und ihre Beispiele
Ab Vers drei werden zunächst vier Grundsätze des Glaubens vorgestellt. Es beginnt immer durch Glauben. Zuerst geht es um die Schöpfung. In Vers vier steht, dass es durch Glauben um das Thema Opfer geht. Vers fünf behandelt das Thema Entdrückung und den Wandel mit dem Herrn. In Vers sieben wird das Gericht Gottes über diese Welt thematisiert, am Beispiel von Noah.
Hier werden die Grundsätze des Glaubens illustriert. Ab Vers acht finden wir siebenmal den Ausdruck „durch Glauben“. Dabei geht es um sieben Beispiele, die das Ausharren des Glaubens zeigen. Es wird dargestellt, wie der Glaube festhält, auch wenn das Zukünftige noch nicht in der Hand ist. Diese sieben Beispiele verdeutlichen das Durchhalten im Glauben.
Ab Vers 23 bis 31 erscheint erneut siebenmal „durch Glauben“. Hier geht es um die Energie des Glaubens. Es wird gezeigt, dass der Glaube Kraft und Energie gibt, um in dieser Welt voranzugehen. Die Struktur ist dabei sehr schön konstruiert: Von Vers acht bis zweiundzwanzig finden wir siebenmal „durch Glauben“, wobei es um das Ausharren geht. Zuerst viermal um Abraham und Sarah, dann dreimal um die Erzväter.
Ab Vers 23, wo die Energie des Glaubens im Mittelpunkt steht, gibt es viermal Mose und dreimal das Volk Gottes. Somit ist die Anordnung klar: siebenmal sieben, viermal viermal Abraham und Mose, dreimal die Erzväter des Volkes Israel und dreimal das Volk Israel selbst.
Am Schluss gibt es noch eine Zugabe, ähnlich wie bei einem Konzert. Dino Lipatti, ein italienischer Pianist vor Jahrzehnten – den viele junge Leute heute vielleicht nicht kennen – spielte immer „Jesus bleibe meine Freude“. So gibt es am Ende, in Vers 32, diese Zugabe. Dort heißt es: „Und was soll ich noch sagen? Denn die Zeit würde mir fehlen, wenn ich erzählen wollte von Gideon, Barach, Simson, Jephtha, David und Samuel und den Propheten, die durch Glauben Königreiche bezwangen und so weiter und so fort.“ Eine überwältigende Zugabe über den Glauben.
Jetzt wollen wir uns aber zunächst die vier Grundsätze des Glaubens anschauen. Für alles andere fehlt uns die Zeit. Dennoch soll es Freude erwecken, weiterzufahren. Wenn man erst einmal den Einstieg gefunden hat, kann man dem Thema weiter nachgehen.
Grundsatz 1: Die Schöpfung als Fundament des Glaubens
Durch den Glauben verstehen wir in Vers 3, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, sodass das, was man sieht, nicht aus dem Sichtbaren entstanden ist. Hier wird grundlegend erklärt, worum es bei der Schöpfung geht, wenn es um den Glauben geht.
Das ist wichtig, denn heute gibt es sogar evangelikale Christen, die sagen, man sollte eigentlich nicht mit Themen wie Schöpfung und Evolution kommen. Diese Themen sollten beim Verkündigen des Evangeliums gar nicht angesprochen werden, weil sie nur Probleme mit den Leuten verursachen. Dann lehnen sie erst recht die Bibel ab. Stattdessen sollte man einfach das Evangelium verkündigen.
Wie bitte? Die Bibel beginnt in den ersten Kapiteln mit der Schöpfung. Warum? Weil das die Basis für alles Weitere ist. Wenn wir nicht zuerst erklären, dass es einen Schöpfer gibt, können wir den Menschen lange sagen: „Du bist ein Sünder.“ Doch dann fragen sie: „Wieso? Was habe ich falsch gemacht? Wer sagt, was richtig und was falsch ist?“ Die Antwort lautet: Gott!
Aber manche sagen: „Es gibt gar keinen Schöpfer.“ Doch es gibt einen Schöpfer. Wir müssen über die Schöpfung sprechen und erklären, wer das Sagen über das Leben und die Welt hat. Erst dann kann ein Mensch überhaupt verstehen, was ein Sünder ist. Ein Sünder ist jemand, der gegen den Schöpfer rebelliert und seinen eigenen Weg geht. Er hat kein Recht dazu, denn Gott hat alles geschaffen – für sich. Wenn wir einen eigenen Weg gehen, dann verlassen wir Gottes Plan.
Das ist die Basis. Man kann das Thema nicht umgehen. Man muss über Schöpfung und Evolution sprechen. Jemand sagt vielleicht: „Das ist eine Glaubenssache.“ Da steht ja: „Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind.“ Das ist ein Glaubenssprung. Wir glauben an die Schöpfung, andere an die Evolution. Beide müssen quasi einen Sprung ins Dunkle machen.
In der Bibel steht: „Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet sind.“ Nein, man kann auch das Argument aus Römer 1 anführen. Dort heißt es in Vers 20, dass die Heidenvölker Gott in der Schöpfung erkannt haben, und trotzdem wollten sie ihm nicht dienen. Sie sind schuldig vor Gott.
Ich lese Römer 1, Vers 20: „Denn das Unsichtbare von ihm, von Gott, wird geschaut, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen werden, damit sie ohne Entschuldigung seien.“
Jetzt wollen wir uns das genauer anschauen: „In dem Gemachten wahrgenommen werden.“ In der Elberfelder Übersetzung steht in der Fußnote „erkannt“ oder „begriffen“. Ich würde das sogar noch stärker übersetzen. Das griechische Wort „noeo“ bedeutet mit dem Verstand begreifen. Also nicht einfach sinnlich wahrnehmen, sondern mit dem Verstand erkennen, dass Gott existiert. Das sieht man an der Ordnung in der Schöpfung.
Ordnung entsteht nie von selbst, das wissen alle Hausfrauen. Und diejenigen, die kleine Kinder haben, wissen erst recht, welches Chaos diese in kürzester Zeit anrichten können. Damit wieder Ordnung entsteht, braucht es Intelligenz, Planung und Überlegung. Man muss überlegen, was wohin gehört, damit Dinge, die nicht zusammengehören, wieder am richtigen Ort sind. Das geht nur durch Intelligenz.
Hier wird also ganz klar gesagt, dass die Heidenvölker mit dem Verstand erkennen können, dass Gott existiert. Wie passt das zum Widerspruch „Durch Glauben verstehen wir“? Was machen wir? Wir lesen genau.
Das ist immer das Gleiche: Vers 3 sagt: „Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind.“ Es steht nicht: „Durch Glauben verstehen wir, dass die Welt erschaffen worden ist“, sondern dass Gott gesprochen hat und die Welt entstanden ist.
Das sieht man nicht, wenn man die Natur betrachtet oder die Sterne anschaut. Dann kommt man nicht auf die Idee, wie Gott das gemacht hat. Aber das wird uns in der Bibel mitgeteilt, dass Gott gesprochen hat.
Psalm 33, Vers 9: „Er sprach, und es war; er gebot, und es stand da.“ Das können wir nur durch Glauben an das Wort Gottes verstehen, dass es so geschehen ist: Gott hat gesprochen, „Es werde Licht“, und es war Licht.
Das ist die Sache mit dem Glauben. Aber die Tatsache, dass Gott als Schöpfer existiert, ist eine Frage des Verstandes. Es ist einfach unlogisch, das Gegenteil zu glauben.
Ich glaube, ich habe das schon mal gesagt. Und mir wurde gesagt, ich solle nicht immer dieselben Sachen wiederholen. Aber Petrus sagt doch auch: „Ich möchte euch immer wieder daran erinnern.“ (2. Petrus 1)
Darum sind manchmal Wiederholungen vielleicht doch nützlich. Ich hoffe es.
Wissenschaftliche Perspektiven und Glaubenswidersprüche
Stephen Hawking, einer der größten Astronomen und Physiker der modernen Zeit und ein bedeutender Spezialist für den Urknall, hat 2010 ein Buch geschrieben mit dem Titel "Der große Entwurf – Eine Neuerklärung des Universums". Am Schluss schreibt er tatsächlich: Das Universum hat sich selbst erschaffen.
Jedes Kind merkt sofort, dass er damit den Verstand verloren hat, oder? Um etwas zu erschaffen, muss man ja schon existieren. Aber das Universum hat sich nicht selbst erschaffen, ohne vorher zu existieren. Gerade bevor der Big Bang begann, soll plötzlich aus dem Nichts Materie entstanden sein. Raum und Zeit haben sich selbst erschaffen.
Das ist genauso obskur wie die alten Ägypter, die von Atum, dem Sonnengott, sprachen, der sich selbst erschaffen haben soll. Natürlich merkt jeder, dass das eigentlich absurd ist. Genau das wird als religiös empfunden.
Ich habe auch im Hinduismus gelernt: Je paradoxer und widersprüchlicher etwas dem Verstand erscheint, desto mehr wird es als religiös angesehen. Darauf reagieren die Hindus nicht störend, wenn man sagt, das geht ja gar nicht, das ist ein Widerspruch. Nein, kein Problem.
Viele Postmoderne heute sind genauso. Sie können gleichzeitig an Emotion und Schöpfung glauben. Das sei kein Widerspruch. Dabei ist es durchaus ein Widerspruch, wenn die Bibel sagt, dass Gott alles erschaffen hat – und zwar in sechs Tagen, nicht über Millionen von Jahren oder durch eine Entwicklung.
Für viele ist das kein Konflikt. Das gilt für die Generation Z, auch für die Generation Y und vielleicht schon für die Generation X. Aber wir – ich erinnere mich an unsere Jugend – da waren das Dinge, mit denen wir uns auseinandersetzen mussten. Das musste geklärt sein.
Diese Generationen können Widersprüchliches akzeptieren. Sie können an Auferstehung und gleichzeitig an Reinkarnation glauben. Kein Problem.
Und so sagt also Stephen Hawking: Das Universum hat sich selbst erschaffen. Unglaublich, das wird absurd.
Hier steht aber: "Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, so dass das, was man sieht, nicht aus Erscheinendem geworden ist." Das heißt, Gott hat aus dem Nichts erschaffen. Es war keine Urmaterie vorhanden, sondern Gott hat aus dem Nichts alles ins Dasein gebracht.
Das ist die Basis, um das Evangelium zu verkünden – die Sache mit der Schöpfung.
Grundsatz 2: Das Opfer als Ausdruck des Glaubens
Und dann zweitens: Durch Glauben brachte Abel Gott ein vorzügliches Opfer dar als Keim.
Aus 1. Mose 4 wissen wir, dass Abel Tiere von seiner Herde geopfert hat, und dabei musste Blut fließen. Wie kam er auf diese Idee? Das wird uns nicht direkt gesagt. Es wird alles so beschrieben wie eine Strichzeichnung, und das heißt, man muss kombinieren.
Im Kapitel vorher hat Gott Adam und Eva gesagt, dass der Erlöser kommen wird, der Same der Frau. Er wird dem Schlangenkopf zertreten und dabei eine Todeswunde in die Ferse erleiden. Da wussten sie, dass die Erlösung geschehen wird, indem ein Stellvertreter stirbt. Gott hat Adam und Eva Kleider aus Tierfellen gemacht. Damit wussten sie, dass wir uns jetzt in Gottes Gegenwart nicht mehr unwohl fühlen müssen, weil ein Stellvertreter für uns gestorben ist.
Offensichtlich haben sie das ihren Kindern erzählt. Keiner hat aber wirklich verstanden, dass man zu Gott nur mit einem Opfer kommen kann, das sterben muss, bei dem Blut fließt. Und Gott hat dieses Opfer angenommen.
Aber Kain sagte sich: Nein, ich bringe einfach von dem Getreide ein Brot, einen Kuchen dar, ohne Blut. Man könnte sagen, er war eben Getreidebauer und Abel Schafhirt. Doch sie hätten handeln können: „Ich gebe dir so viel Korn, und du gibst mir ein Schaf.“ Aber das wollte Kain nicht. Er wollte nicht auf der Grundlage des stellvertretenden Opfers kommen.
Das ist die Basis: Ohne das gibt es keine Erlösung. Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung, sagt der Hebräerbrief 9.
Das habe ich auch schon mal erzählt, aber für die, die es nicht gehört haben: Ich war in Itze im Norden unterwegs und habe ausnahmsweise mal wieder im Speisewagen etwas gegessen. Ich hatte Hähnchen bestellt. Mir gegenüber saß eine ältere Dame, die zunächst nicht sprach. Plötzlich fing sie an zu beten, bevor ihr Mann das Fleisch aß.
Ich habe nicht sofort reagiert, sondern erst einmal normal geatmet. Dann sagte ich: Ja, es kann natürlich sein, dass Menschen Mühe mit dem Gedanken haben, dass sie leben, weil ein anderer für sie gestorben ist. Die Dame sagte: „Ja, ich bin Buddhistin“, mit solchem Akzent. Wir waren schon beim Zentrum angekommen. Doch die Frage bleibt: Bin ich bereit zu akzeptieren, dass ich für die Lösung meiner Schuld den Herrn Jesus brauche, das Opfer, das für mich gestorben ist?
Das gehört zu den Grundlagen des Glaubens. Und das war bei Abel so: Durch Glauben brachte er Gott ein vorzügliches Opfer dar.
Aber 1. Johannes 3 sagt, dass niemand aus dem Bösen geboren ist. Der Mann war böse, und darum hat er auch keinen Glauben. Deshalb hat er auch nicht verstanden, dass man zu Gott nur mit einem blutigen Opfer kommen kann.
Grundsatz 3: Die Hoffnung auf Entrückung und Wandel mit Gott
Vers 5: Durch den Glauben wurde Henoch entrückt, damit er den Tod nicht sehe. Dies bezieht sich auf 1. Mose 5, wo beschrieben wird, dass in der siebten Generation von Henoch gesagt wird, er wandelte mit Gott und wurde plötzlich weggenommen.
Hier erkennen wir einen Grundsatz des Glaubens: Wir sollen nicht nur über die Schöpfung sprechen. Wir sollen auch nicht nur über das Opfer sprechen, sondern ebenso über unsere Hoffnung im Glauben. Diese Hoffnung ist, dass der Herr Jesus wiederkommt zur Entrückung der Gemeinde. Das gehört zu den Grundlagen des Glaubens.
Es ist erschreckend, dass es viele Gemeinden gibt, in denen man nie etwas über die Entrückung hört. Dort wird man sogar seltsam angeschaut, wenn man an die Entrückung glaubt. Vor kurzem habe ich mit jemandem geschrieben, der ganz durcheinander war, weil ihm in der Gemeinde gesagt wurde, es gäbe gar keine Entrückung. Er wollte wissen, ob es doch eine Entrückung gibt.
Er schrieb mir, er habe einen IQ von 70. Trotzdem hat er es richtig verstanden. Er hätte mir gar nicht schreien müssen. Nein, er hat es verstanden, während andere Leute es nicht verstanden haben.
Aber die Hoffnung auf die Entrückung des Herrn Jesus gehört wirklich zu den Grundlagen unseres Glaubens.
Grundsatz 4: Das kommende Gericht Gottes und die Motivation zur Evangelisation
Und ich möchte abschließend über Noah sprechen. Er erhielt einen göttlichen Ausspruch darüber, dass Gott die Welt richten wird. Daraufhin sorgte er dafür, dass seine Familie in Sicherheit kam – in der Arche.
Hier haben wir das prophetische Wort: Gott wird diese Welt richten. Das letzte Buch der Bibel beschreibt ausführlich das kommende Gericht und den kommenden Zorn. Darüber müssen wir sprechen.
Viele Gemeinden sagen jedoch, dass das mit der Endzeit vergessen werden kann. Und das mit Israel sowieso. Dabei war heute, am 14. Mai, vor 75 Jahren, als Ben Gurion im Radio den Staat Israel verkündete. Zweitausend Jahre waren vergangen, und nun war der Tag gekommen, auf den man so lange gewartet hatte.
Wenn für Gott die Zeit gekommen ist, kann niemand sich ihm widersetzen. Das hat sich erfüllt, wie es in Hesekiel 36,24 heißt: „Ich werde euch aus den Nationen holen und euch in euer Land bringen.“ Manche sagen jedoch, das habe nichts damit zu tun.
All das mit der Endzeit und dass der Herr bald als Richter der Welt kommen wird, gehört zu den Grundlagen des Glaubens. Es bewegt uns mit Furcht und motiviert uns zur Evangelisation – zunächst in der Familie.
Noah war ein Prediger der Gerechtigkeit, wie es in 2. Petrus 2 heißt. Er predigte, dass alles kommen sollte. Doch niemand kam. Das war frustrierend. Ein Lebenswerk ohne Ergebnis. Doch seine Familie kam zum Glauben und wurde gerettet. Das war seine Motivation.
Wenn wir nicht wissen, was in der Zukunft kommt, wissen wir auch nicht, wie wir jetzt leben sollen. Diese Dinge – eins, zwei, drei, vier – sind die Basis.
Dann geht es siebenmal um Ausharren und siebenmal um Energie.
