Guten Tag, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie alle ganz herzlich zu diesem Nachmittagsvortrag mit dem aktuellen Thema: Wie gefährlich sind christliche Fundamentalisten?
Auf dem Titelbild habe ich bewusst den Turm von Pisa gewählt. Sie wissen, er ist ziemlich schief. Das liegt daran, dass das Fundament dort aus Sand besteht. Man hat nicht auf Felsen gebaut, sondern auf Sand. Im Laufe der Zeit hat das aufgrund des fehlenden Fundaments gefährliche Dimensionen angenommen.
Ursprung und Bedeutung des Begriffs „christlicher Fundamentalismus“
Der 11. September 2001 ist uns allen in lebendiger Erinnerung geblieben. An diesem Tag griffen Islamisten auf grauenhafte Weise die Twin Towers in New York an. Seither ist weltweit klar, dass islamischer Fundamentalismus eine echte Gefahr für die westliche Welt darstellt.
Wenn wir jedoch von islamischem Fundamentalismus sprechen, stellt sich die Zusatzfrage: Was ist mit christlichem Fundamentalismus? Denn auch diesen gibt es.
Zunächst muss ich erklären, wie der Begriff „christlicher Fundamentalismus“ überhaupt entstanden ist. Das ist sehr hilfreich, denn obwohl der Begriff „christlicher Fundamentalismus“ oder „christliche Fundamentalisten“ häufig in den Medien und in persönlichen Gesprächen verwendet wird, gibt es keine offizielle Definition. Das ist sehr gefährlich, wenn Begriffe benutzt werden, die nicht verbindlich definiert sind und somit kein einheitliches Verständnis gewährleisten.
Zuerst möchte ich zeigen, woher der Begriff überhaupt stammt. Das führt uns zurück ins 19. Jahrhundert. Dieses Jahrhundert war geprägt von der Bibelkritik und von Charles Darwin (1809–1882). Durch seine moderne Version der Evolutionslehre stellte Darwin grundsätzlich die Glaubwürdigkeit der Bibel und des Christentums in Frage. Auch innerhalb der Theologie erhoben viele Gelehrte Kritik an der Bibel und stellten sie grundlegend infrage.
Die Bibelkritik nahm somit einen wichtigen Ausgangspunkt innerhalb der Christenheit ein, insbesondere in Deutschland an den Universitäten. Diese Kritik am Christentum aus Europa gelangte mit zeitlicher Verzögerung auch nach Amerika. Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht alle Trends von Amerika nach Europa kommen; es gab auch Entwicklungen, die von Europa nach Amerika gingen.
So begann am Ende des 19. Jahrhunderts die Kritik an der Bibel, in die bestehenden Kirchen in Amerika einzudringen. In dieser Zeit fanden die sogenannten Niagara Bible Conferences statt. Dort trafen sich regelmäßig christliche Bibelgelehrte zum Austausch. Diese Gelehrten wandten sich entschieden gegen das Eindringen bibelkritischer und liberaler Lehren in die Kirchen.
Zu diesen interessanten Persönlichkeiten gehörten beispielsweise Robert Dick Wilson (1856–1930) und Sir Robert Anderson (1841–1918) sowie andere.
Robert Dick Wilson und Sir Robert Anderson als Vertreter der Fundamentalisten
Zu Robert Dick Wilson: Er war schon in seiner Jugend ein sehr gelehrter Mann. Bereits vor seinem zwanzigsten Lebensjahr konnte er die Bibel in neun verschiedenen Sprachen lesen. Schon als Student hat er das Neue Testament in der hebräischen Übersetzung auswendig gelernt. Er sagte sich, dass er so viele biblische Sprachen und Dialekte wie möglich lernen möchte, um fundierte Argumente gegen die Bibelkritik zu haben.
Schließlich hat er 45 Sprachen und Dialekte gelernt, die im Zusammenhang mit der Bibel stehen. Dazu gehören die Grundsprachen Hebräisch, Griechisch und Aramäisch, aber auch alle Sprachen, in denen die Bibel bis ins Jahr 600 nach Christus übersetzt worden war. Dieser Mann hat sehr fundierte Schriften veröffentlicht und konnte die Kritik wirkungsvoll widerlegen.
Sir Robert Anderson war der Chef von Scotland Yard, also der oberste Kriminalpolizist von England. Er war ein überzeugter Christ und hat auch Bibelkommentare geschrieben, zum Beispiel über den Hebräerbrief. Bekannt wurde er vor allem durch das Buch „The Coming Prince“, in dem er die Jahrwochenprophetie von Daniel ausführlich darlegte. Er zeigte, wie sich diese Prophetie, wann der Messias kommen soll, exakt in Jesus Christus erfüllte, als dieser am Palmsonntag in Jerusalem einzog.
Man kann also ganz genau nachweisen, dass zu diesem Zeitpunkt der Messias kommen sollte – und er ist gekommen. Dieser Kriminalpolizist war somit der richtige Mann für solche Untersuchungen.
Diese Gelehrten stellten sich genau das vor Augen, was in Psalm 11,3 steht: „Wenn die Fundamente umgerissen werden, was soll der Gerechte tun?“ Sie fragten sich: Was sollen wir jetzt tun? Zwei reiche Geschäftsmänner legten einen riesigen Geldbetrag zur Seite, um eine Taschenbuchreihe mit Argumenten gegen die moderne Bibelkritik zu veröffentlichen.
Diese Bücher sollten gratis an Pastoren, Sonntagsschullehrer, Missionare und andere weltweit verteilt werden. So entstand – geschrieben von Wilson, Anderson und anderen – die Taschenbuchreihe in zwölf Bänden von 1910 bis 1915 mit dem Titel „The Fundamentals – The Testimony for the Truth“. Heute kann man diese Reihe kostenlos im Internet herunterladen.
Es wurde also eine Großauflage weltweit kostenlos verbreitet. In der Folge wurden Christen, die weiterhin an die Glaubwürdigkeit der Bibel glauben, „Fundamentalisten“ genannt – wegen dieser Buchreihe „The Fundamentals“. Darin wurden die unaufgebbaren Fundamente des christlichen Glaubens behandelt, bei denen keine Kompromisse gemacht werden dürfen.
Betont wurde, dass die Bibel Gottes Wort ist, glaubwürdig und absolut zuverlässig. Es wurde hervorgehoben, was Christen schon immer geglaubt haben: Jesus Christus ist für unsere Sünden am Kreuz gestorben, er ist wirklich am dritten Tag auferstanden und wird, wie er es verheißen hat, wiederkommen.
Es wurde klargestellt, dass man diese Wahrheiten nicht umdeuten darf. Was Christen seit 2000 Jahren aus der Bibel gelernt und festgehalten haben, muss auch in der modernen Zeit wörtlich festgehalten werden. Das Christentum darf nicht zu einer neuen Religion umgestaltet werden, indem man es nach eigenem Geschmack verändert.
Es wurde auch betont, dass es auch in der modernen Zeit möglich ist, alles zu glauben, was in der Bibel steht, ohne Probleme mit den Fakten der Wissenschaft zu haben.
Durch das Erscheinen dieser Buchreihe entstand der Begriff „Fundamentalisten“ für Christen, die das glauben, was man schon immer geglaubt hat – allerdings in einer Zeit der modernen Bibelkritik. Fundamentalisten sind also keine neue Erscheinung, sondern Christen, die den traditionellen christlichen Glauben bewahren.
Ausweitung des Fundamentalismusbegriffs auf andere Religionen
Wir machen jetzt einen großen Sprung: 1979. Das war das Jahr der islamischen Revolution im Iran. Der Schah wurde damals vertrieben. Diese Revolution war eine ganz wichtige Revolution, denn sie war eine Vorzeigerrevolution.
Man sagte sich: Was hier geschehen ist, ein pseudo-islamisches Regime wird gestürzt und durch ein wirklich islamisches Regime ersetzt. Das soll in der Folge nun in allen Staaten geschehen, in denen eine muslimische Mehrheit lebt. Danach soll auch noch der Rest der Welt unter die Herrschaft des Islams gelangen.
Das war also eine Revolution, die eine Rückbesinnung auf den alten Machtanspruch des Islams durch Mohammed beinhaltete. Von da an begann man, den Begriff Fundamentalismus, der bis dahin nur für Christen verwendet wurde, auch für Muslime anzuwenden.
Dabei muss ich betonen, dass dies speziell für gewalttätige Muslime galt. Es sind ja bekanntlich nicht alle Muslime gewalttätig, aber Fundamentalismus meint speziell die Gewalttätigen, die den Islam gewalttätig so verbreiten wollen, wie ihr Vorbild Muhammad es tat.
Wir machen wieder einen Zeitsprung: den 6. Dezember 1992. Es brodelte ja schon lange zwischen muslimischen und hinduistischen Volksgruppen in Indien. Damals kam es zur Zerstörung der Babri-Moschee in Ayodhya durch militante Hindus.
Die Folge waren etwa 2000 Tote, vor allem unter der muslimischen Bevölkerung. Die Hindus sagten, dass dort, wo diese Moschee stand, einer ihrer Götter geboren wurde. Darum musste die Moschee weichen.
Von da an wurde in den Medien und im Journalismus der Begriff Fundamentalismus auch auf gewalttätige Hindus angewendet.
Sie merken, der Begriff wird immer weiter ausgeweitet. Wenn das so bleibt, verliert er fast jede Bedeutung. Das ist ein Problem.
Vergleich mit dem Begriff „Schlumpfen“ als Metapher für Bedeutungsverlust
Sie kennen die Schlümpfe, ja? Ich möchte jetzt keine Werbung für solche Hefte oder Comics machen, aber man kann damit etwas veranschaulichen.
Sie kennen diese Zwerge, die Schlümpfe, und was sie tun, ist im Grunde nichts anderes als „schlumpfen“. Es gibt zum Beispiel einen, der Brot backt, aber er „schlumpt“ eben Brot. Dann gibt es einen, der meint, er könne gut singen. Obwohl er es eigentlich nicht kann, „schlumpt“ er Lieder zusammen mit seiner Harfe, auf der er die Begleitung „schlumpt“. Es gibt Schlümpfe, die in den Wald gehen, um Bäume zu fällen. Was machen sie? Sie „schlumpt“ dort Bäume.
Sie sehen, das Wort „schlumpfen“ bedeutet alles oder fast alles. Und weil es fast alles bedeutet, verliert es auch fast seine Bedeutung.
Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff „Fundamentalismus“. Wenn dieser Begriff eine derartige Ausdehnung erfahren hat, dass damit Menschen gemeint sind, die sagen: „Die Gebote Jesu Christi, liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ oder sogar weitergehend „liebet eure Feinde“, dann sind das Fundamentalisten. Wenn aber auf der anderen Seite auch solche gemeint sind, die möglichst viele Menschen töten wollen, dann verliert der Begriff seinen Sinn, weil er zu viel umfasst.
Man könnte also in den Medien anstatt von „Fundamentalismus“ auch von „Schlumpfismus“ sprechen. Das wäre etwa genauso vielsagend – oder eben nichtssagend. Man könnte anstatt von „Fundamentalisten“ auch von „Schlumpfisten“ sprechen.
Oder man müsste jedes Mal, wenn man das Wort verwendet, genau erklären, was man damit meint. Dann wäre es wieder verständlich.
Das biblische Fundament: Das Gleichnis vom Hausbau auf Fels und Sand
Nun möchte ich etwas über das Fundamentalistengleichnis in der Bibel sagen. In der Bergpredigt, die in Matthäus 5 bis 7 beschrieben wird, hat Jesus Christus auf einem Berg gepredigt. Am Fuß dieses Berges liegt die Stadt Kapernaum am See Genezareth. Auf diesem Berg hielt Jesus eine sehr wichtige Predigt, die er an seine Jünger richtete. Tausende von Menschen aus der Volksmenge hörten ihm zu.
Am Schluss der Bergpredigt, in der Jesus nicht nur die Seligpreisungen verkündete, sondern auch das Gebot an die Jünger gab, ihre Feinde zu lieben und vieles mehr, schloss er folgendermaßen ab:
Matthäus 7,24: "Jeder nun, der irgend diese meine Worte hört und sie tut, den werde ich einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute. Und es fiel Platzregen hernieder, und die Ströme kamen, und die Winde wehten und stürmten gegen jenes Haus, und es fiel nicht, denn es war auf den Felsen gegründet.
Und jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, der wird einem törichten Mann verglichen, der sein Haus auf den Sand baute. Und es fiel Platzregen hernieder, und die Ströme kamen, und die Winde wehten und stießen an jenes Haus, und es fiel, und sein Fall war groß."
Man muss wissen, dass in der Bildersprache der Bibel der Fels immer wieder eine Bezeichnung für Jesus Christus ist. Zum Beispiel heißt es in 1. Korinther 10,4: "Der Fels aber war Christus."
Dieses Gleichnis bedeutet, dass jeder, der die Worte Jesu hört und sie auch umsetzt, jemand ist, der sein Leben – dieses Haus – auf ein solides Fundament, nämlich den Felsen, baut. Im Nahen Osten baute man gute Häuser, indem man ein vorbereitetes Fundament nutzte und darauf das Haus errichtete. In Zeiten von Stürmen hielt dieses Haus dann stand.
Dumme Leute hingegen bauten ihr Haus auf Sand. Wenn dann Stürme kamen, war die Katastrophe absehbar.
Nach diesem Gleichnis sind Fundamentalisten Menschen, die die Worte Jesu hören und auch tun. Sie haben eine feste Grundlage, die auch in den Lebensstürmen hält.
Beispiele für Lebenswege: Darwin und Bach als Gegenpole
Ich habe ganz am Anfang Charles Darwin erwähnt. Darwin hat bis zum Bachelor Theologie studiert und hat sich im Laufe der Zeit immer mehr vom Christentum entfernt. Wissen Sie, wo der Bruch mit Gott kam? Natürlich war das eine Entwicklung.
Der entscheidende Bruch ereignete sich in den 1840er Jahren, als sein Kind Anne starb. In dieser Zeit brach er mit Gott. Er konnte nicht verstehen, wie Gott zulassen konnte, dass ihm dieses Kind, das er ganz besonders liebte, genommen wurde. Dieser Verlust führte zum Bruch, und Jahre später veröffentlichte er sein Buch über die Evolution, das Gott überflüssig machen sollte.
Bei ihm haben wir also ein Beispiel von jemandem, der sein Haus auf Sand gebaut hat. In den Lebensstürmen ist es zusammengebrochen. Doch es ist auch möglich, das Gegenteil zu erleben.
An dieser Stelle denke ich an Johann Sebastian Bach. Er war ein tiefgläubiger Mann und hat die Bibel intensiv studiert. Noch heute wird in Amerika seine zweibändige Lutherbibel mit zahlreichen Randbemerkungen aufbewahrt. Bach hat nicht nur unglaublich viel komponiert – stets bewusst zur Ehre Gottes – sondern auch die Bibel sorgfältig gelesen.
Dieser Mann stand zehnmal am offenen Grab eines Kindes. Einmal starb auch seine erste Frau auf tragische Weise. Sie ließ ihn mit vier Kindern zurück. Später heiratete er Magdalena Bach. Sie kennen sicherlich das Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach, das war seine zweite Frau nach diesem schweren Schicksalsschlag in seinem Leben.
Ganz am Ende seines Lebens schrieb er noch eine Komposition mit dem Titel „Vor deinen Thron trete ich hiermit“. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits gelähmt und blind, doch er diktierte sie noch. Es ist einfach unglaublich. Er war bereit zu sterben und Gott zu begegnen.
Das war ein Mann, der sein Haus auf den Felsen gegründet hatte. Auch in den Lebensstürmen blieb es solide.
Die praktische Umsetzung der Bergpredigt als Kennzeichen von Fundamentalismus
Gerade in der Bergpredigt, wo das Fundamentalistengleichnis zu finden ist, sagt der Herr Jesus in Matthäus 5: „Ich aber sage euch, liebt eure Feinde, segnet die, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und betet für die, die euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“
Nun verstehen Sie wieder gut: Ein Fundamentalist ist jemand, der diese Worte hört und sie auch tut. Wenn also jemand sagt, er sei Christ, aber seine Feinde nicht liebt und denen, die ihn hassen, nicht wohl tut, dann ist er kein Fundamentalist. Fundamentalisten sind nur solche, die hören und tun.
Es ist ganz wichtig, dass man nicht nur darauf achtet, was Leute sagen. Man muss auch auf ihre Füße sehen, wohin sie gehen, wie sie leben. Ebenso muss man auf die Hände schauen, was sie tun. Das gehört zusammen.
Jemand, der sich also nur zum Christentum bekennt, aber seine Feinde hasst und ihnen Böses tut, ist kein Fundamentalist im biblischen Sinn. Jeder, der irgendeines dieser Worte hört und sie tut, ist ein Fundamentalist. Aber Sie wissen, in der ganzen Kirchengeschichte hat es viele Christen gegeben, die zwar gesagt haben, sie seien Christen. Wenn man jedoch ihre Füße und Hände anschaut, sieht man, dass sie keine echten Christen waren, sondern nur Bekenner, keine wirklichen Fundamentalisten.
Fundamentalismus im Islam: Koranische Grundlagen und Unterschiede
Im Zusammenhang mit dem Fundamentalismus im Islam ist es wichtig, die Verhaltensanweisungen für Muslime zu kennen. Im Koran, in Sure 2, Vers 217, heißt es – ich zitiere hier nach der Ausgabe des Goldmann Verlags von 1959:
„Der Kampf ist euch vorgeschrieben, und er gefällt euch nicht. Aber vielleicht ist es so, dass euch etwas missfällt, was euch gerade gut ist, und vielleicht auch, dass euch etwas lieb ist, was euch gerade schädlich ist. Allah weiß es, ihr aber wisst es nicht.“
Es ist wichtig, dies zu erwähnen, weil es bei verschiedenen Koran-Ausgaben manchmal Unterschiede in der Zählung der Verse gibt. Das ist ganz normal. Der Inhalt bleibt derselbe. Wenn Sie den Vers nicht unter 2,217 finden, schauen Sie fünf Verse vorher oder fünf Verse danach. Normalerweise finden Sie ihn dann.
Dieser Vers zeigt, dass richtige Muslime für ihren Glauben kämpfen müssen. Wenn jemand sagt: „Ich bin kein kämpfender Muslim“, dann wird ihm klargemacht, dass ihm etwas missfällt, was eigentlich zu seinem Vorteil wäre.
In Sure 9, Vers 29 heißt es: „Bekämpft sie!“ Dabei geht es um Nichtmuslime, bis ihr Versuch aufgehört hat und Allahs Religion gesiegt hat.
Hier wird deutlich, dass die kämpferischen Suren, von denen es sehr viele im Koran gibt, sich nicht nur auf die Lebenszeit Muhammads oder die darauffolgenden Jahrhunderte beziehen. In diesen Zeiten wurde der Nahe Osten und auch Nordafrika mit Feuer und Schwert erobert, was eine enorme Verwüstung hinterließ.
Doch das bezieht sich nicht nur auf diese historische Periode. Der Vers sagt klar, dass dieser Kampf so lange andauern soll, bis Allahs Religion weltweit gesiegt hat und der Islam die Oberhand gewonnen hat.
Man kann also sagen: Beide Seiten sind Fundamentalisten – diejenigen, die ihre Feinde lieben, wie es in der Bibel steht, und diejenigen, die ihre Feinde bekämpfen, wie es im Koran gefordert wird.
Daher ist es wichtig, den Begriff Fundamentalismus klar zu definieren, wenn man ihn verwendet. Nur so kann man vernünftig miteinander sprechen.
Sechs kritische Fragen an christliche Fundamentalisten
Jetzt möchte ich sechs kritische Fragen an christliche Fundamentalisten richten, also an Christen, die trotz der Moderne, in der wir leben, immer noch das Gleiche glauben wie die frühen, die ersten Christen.
Das ist eine gute Sache, denn in 1. Petrus 3,15 sagt der Apostel Petrus zu den Christen: „Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung gegen jeden, der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist.“
Petrus fordert die Christen also auf, wenn sie durch Fragen herausgefordert werden, ihre Überzeugungen zu begründen. Die Leute sollen euch fragen: Warum glaubt ihr dies? Warum tut ihr das? Nicht einfach: „Weil man es immer so gemacht hat“, oder „Es ist die alte Religion, die von meinen Vätern überliefert wurde.“ Nein, ihr müsst erklären, warum ihr glaubt und was die Gründe eures Glaubens sind.
Das ist ein biblischer Aufruf, ein Befehl.
Erste Frage: Wissenschaft und Evolutionslehre
Eine erste moderne Frage lautet: Ihr Christen lehnt die Evolutionslehre ab. Ist das nicht Wissenschaftsfeindlichkeit?
Das ist eine häufig gestellte Frage. Tatsächlich werden fundamentalistische Christen, die die Bibel als Gotteswort hochhalten, oft als wissenschaftsfeindlich angesehen. Doch ich möchte zeigen, dass das nicht zutrifft. In diesem Sinne fördern fundamentalistische Christen sogar die Wissenschaft. Es gibt viele gute Wissenschaftler aus verschiedenen Fachrichtungen unter ihnen.
Allerdings haben wir ein Problem, wenn man etwas als wissenschaftlich bezeichnet, das es nicht ist.
„Ja gut, aber die Evolutionslehre ist nun eine wissenschaftliche Tatsache. Das sagt doch Richard Dawkins, der große Vorkämpfer der neuen Atheisten heute. Das ist eine klar und eindeutig bewiesene wissenschaftliche Tatsache, so gut bewiesen wie die Tatsache, dass die Erde um die Sonne kreist oder dass die Erde rund ist.“
Nun fragen wir zurück: Wie ist das Leben entstanden? Wie ist wissenschaftlich bewiesen, dass ohne Gott aus toter Materie Leben entstanden ist? Nach der Evolutionslehre geschah das vor etwa dreieinhalb Milliarden Jahren. Einfach durch die Naturgesetze entstanden die ersten Einzeller.
Sie sehen hier: Alles Leben besteht aus riesigen Molekülen, aus DNA-Molekülen, RNA und Proteinen. Das sind gigantische chemische Ketten. Alles Leben besitzt diese riesigen Ketten. Und hier haben wir ein Problem: In der Natur können diese Ketten nicht spontan entstehen.
Es ist unmöglich. Die Naturgesetze der Thermodynamik und damit verbunden das Gleichgewichtsgesetz in der Chemie verbieten, dass solche Ketten von selbst entstehen können. Sobald Aminosäuren sich verbinden und Anfänge von Proteinen bilden wollen, kommen andere Moleküle dazu, die die Ketten abbrechen.
Das Massenwirkungsgesetz der Chemie beschreibt einen reversiblen Prozess: Er verläuft vorwärts, wird zurückgenommen, vorwärts, wird zurückgenommen, bis das thermodynamische Gleichgewicht erreicht ist. Es kann also nicht zu einem dauerhaften Aufbau kommen. Das widerspricht den Naturgesetzen.
Ein weiteres Problem liegt in der Zelle: Die drei Kettenarten – DNA, RNA und Proteine – sind so miteinander verknüpft, dass ohne DNA keine RNA entstehen kann. Ohne RNA können keine Proteine gebildet werden, und ohne bereits vorhandene Proteine können keine DNA-Moleküle entstehen.
Das ist ein Wirkungszirkel. Wenn man eine Komponente entfernt, bricht das System zusammen. Alles muss also gleichzeitig vorhanden sein, denn das eine bedingt das andere.
Ich muss sagen: Es ist nicht möglich, wissenschaftlich darzulegen, wie aus Nichtleben Leben entstanden ist.
Im bekannten Film „Expelled“ von Ben Stein findet sich am Schluss ein Interview mit Richard Dawkins. Er wird gefragt, wie die Entstehung des Lebens geschehen sei. Dawkins antwortet: „Wir wissen es nicht.“ Niemand weiß es.
Das finde ich bemerkenswert. Derselbe Mann, der sagt, Evolution sei absolut bewiesen und wer das nicht glaubt, sei ein Dummkopf, gibt zu, dass niemand weiß, wie das Leben entstand.
Das Schöne daran ist nicht nur, dass man nicht weiß, wie Leben entstehen könnte, sondern man weiß auch, welche Gesetze es verbieten. Das finde ich grandios.
Wir sind nicht wissenschaftsfeindlich, aber wir sind pseudowissenschaftsfeindlich.
Hier das Interview, ich habe den Text aus dem Film von Ben Stein abgeschrieben:
Ben Stein fragt: „Wie war das mit dem Ursprung des Lebens, Richard Dawkins?“
Dawkins antwortet: „Es war der Ursprung des ersten sich selbst replizierenden Moleküls, also dieser riesigen Moleküle, die sich selber vervielfachen.“
Ben Stein: „Genau, und wie spielte sich das ab, Richard Dawkins?“
Dawkins: „Ich sagte Ihnen, wir wissen das nicht, Ben Stein. Sie haben also keine Ahnung, wie es begann?“
Dawkins: „Nein, nein, niemand hat eine Ahnung, wie das Leben entstand.“
Wie kann man da sagen, Evolution sei eine wissenschaftlich bewiesene Sache? Das ist eigentlich skandalös.
Professor Ernest Kahane, ein evolutionistischer Biochemiker seiner Zeit an der Universität Montpellier in Frankreich, hielt vor vielen Jahren am CERN in Genf einen Vortrag. Dabei sagte er, es sei absurd und absolut unsinnig zu glauben, dass eine lebendige Zelle von selbst entsteht. Dennoch glaube er es, denn er könne es sich nicht anders vorstellen.
Aber der Mann gibt zu: Es ist absurd.
Und jetzt sehen Sie: Fundamentalistische Christen wollen absurde Dinge nicht glauben.
Zweite Frage: Existiert Gott?
Zweite Frage: Existiert Gott?
Der Römerbrief von Paulus erklärt in Kapitel 1, dass alle Menschen – auch diejenigen, die keine Bibel besitzen – aus der Schöpfung heraus erkennen können, dass dahinter ein Planer stehen muss. Ein wunderbar unendlich großer, ewiger Planer. Denn all die Ordnung und Schönheit im Kosmos, im Weltall, sprechen von einer fein abgestimmten Ordnung in der Physik.
Ordnung, das weiß der gesunde Menschenverstand aus dem Alltag, kommt immer von Intelligenz. Wenn man zu Hause Unordnung hat, braucht es Intelligenz, um darin wieder Ordnung zu schaffen.
Römer 1,20 sagt: Denn das Unsichtbare von Gott, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt im Geschaffenen mit dem Verstand wahrgenommen. Dadurch sind die Menschen ohne Entschuldigung.
Der Apostel Paulus sagt also, dass der Mensch mit Hilfe seines Verstandes erkennen kann, dass Gott, der Schöpfer, hinter der Ordnung der Natur existiert. Die Bibel sagt, wir können Gott durch die Logik der Schöpfung erkennen.
Wenn alles durch eine zufällige Explosion entstanden wäre, müssten wir nicht erwarten, in einem logisch aufgebauten Universum zu leben. Vielmehr würde man erwarten, dass es absurd und chaotisch aufgebaut ist. Doch genau das Gegenteil ist der Fall.
Darum nennt man im Griechischen das Weltall „Kosmos“, was „geordnete Einheit“ bedeutet. Das Gegenteil im Griechischen wäre „Chaos“. Schon die alten Griechen sprachen vom Kosmos und nicht vom Chaos, wenn sie von der Welt sprachen.
Sie wissen ja, die alten Kommunisten in der Sowjetunion – das ist Schnee von gestern seit 1989 – haben noch gesagt, die Materie sei ewig. Im Westen jedoch haben Wissenschaftler bereits ab den 1950er Jahren Fortschritte gemacht. Es wurde allgemein anerkannt, dass die Welt einen Anfang haben muss. Es ist nicht möglich, dass die Welt ewig ist, denn das widerspricht den Naturgesetzen.
Ich will Ihnen das erklären. Es ist eine beobachtbare Tatsache, die wir im ersten Satz der Thermodynamik formulieren. Das ist eines der wichtigsten Naturgesetze überhaupt, das Gesetz der Energieerhaltung. Dieser Satz besagt: Wenn Sie in einem System arbeiten, bleibt die Menge der Energie darin immer gleich. Energie kann nicht zerstört werden, aber auch nicht aus dem Nichts entstehen. Es gibt nur die Energie, die bereits da ist.
Betrachten wir das ganze Weltall als ein in sich geschlossenes System. Dort gibt es eine bestimmte Menge an Energie. Ich habe das grafisch mit einer Batterie verglichen. Stellen Sie sich vor, eine vollgeladene Batterie hat eine bestimmte Menge Energie. Diese Energie bleibt erhalten und kann nicht zerstört werden.
Jetzt kommt der zweite Hauptsatz der Thermodynamik ins Spiel. Er besagt, dass Energie zwar nicht zerstört, sondern nur umgewandelt werden kann. Doch die Menge der Energie, die für nützliche Arbeit eingesetzt werden kann, nimmt ab. Deshalb gibt es kein Perpetuum mobile – eine Maschine, die einmal angetrieben wird und dann ewig läuft. Das gibt es nicht, das ist unmöglich.
Immer wieder gibt es Leute, die glauben, eine solche Erfindung gemacht zu haben, und gehen zum Patentamt. Dort wird ihnen gesagt: Nein, das stimmt nicht. Den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik können Sie nicht außer Kraft setzen. Er gilt immer! Naturgesetze sind erbarmungslos und gelten stets.
Nun ist klar: Die Menge der Energie im Weltall ist vorhanden, aber sie wird ständig verbraucht. Unsere Sonne brennt, und alle Sterne verbrennen Energie täglich. Diese Energie wird in andere Energieformen umgewandelt, und so nimmt die nutzbare Energie stetig ab. Theoretisch würde am Ende ein Kältetod eintreten.
Das macht deutlich, dass das Weltall einen Anfang haben muss. Die Energie nimmt ständig ab, also ist das Weltall wie eine Batterie, die vielleicht jetzt halb voll ist. Energie wurde verbraucht, zum Beispiel für Blitze oder den Betrieb von Geräten. So ist es auch mit dem Weltall: Es kann nicht ewig sein, sondern muss einen Anfang gehabt haben.
Die Lehre des Urknalls besagt, dass vor etwa 13,7 Milliarden Jahren Materie, Energie, Raum und Zeit entstanden sind. Zuerst waren sie in einem kleinsten Punkt konzentriert. Dann öffnete sich der Raum in alle Richtungen, und der Inhalt wurde hinausgeschleudert. Das war der Urknall.
Wichtig ist: Vor dem Urknall entstand aus dem Nichts das ganze Potenzial, die gesamte Energie für das Weltall. Aus dem Nichts wurde etwas. Es muss einen Anfang geben.
Man hat das akzeptiert – mit einem Urknall –, allerdings ohne Gott. Doch jetzt hat man diesem Gesetz entsprochen: Die Welt muss einen Anfang haben. Das ist wirklich Schnee von gestern, was die alten Kommunisten in der Sowjetunion lehrten, dass Materie ewig sei. Das ist unsinnig und widerspricht den Naturgesetzen.
Man hat es so gemacht wie die Natur: mit dem Urknall. Aber das Ganze ist ein großes Problem, denn es steht im Widerspruch zum ersten Hauptsatz der Thermodynamik, der besagt, dass Energie nicht aus dem Nichts entstehen kann. Das ist nicht naturwissenschaftlich.
Unsere Kritiker sagen oft, ein richtiger Naturwissenschaftler wolle alles aus Naturgesetzen erklären und akzeptiere nichts Übernatürliches. Doch bei einem Anfang: Welches Gesetz hat die Energie aus dem Nichts kommen lassen? Irgendwie muss es begonnen haben, denn wir sind ja da. Das ist einverstanden.
Aber das steht im Widerspruch zum eigenen Schema: Man will alles ohne Gott erklären, doch das gelingt nicht. Das ist absurd!
Das Ganze widerspricht auch dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik. Dieser Satz sagt allgemein aus, dass Ordnung immer nach Unordnung strebt, aber Unordnung nicht nach höherer Ordnung. Die gesamte Evolutionslehre baut jedoch darauf auf, dass aus totalem Chaos im Urknall immer höhere Ordnung entstanden sei: Sterne, Galaxien, Planeten, später Leben und dann die Entwicklung von der Amöbe bis zu Goethe.
Das steht im Widerspruch zum zweiten Hauptsatz.
Mein zweitältester Sohn hat sein erstes Jahr an der ETH Zürich, einer Spitzenuniversität, in Naturwissenschaften studiert. Was musste er lernen? Die ganze Zeit Thermodynamik! Alle drei Hauptsätze, ich habe hier nur über zwei gesprochen. Das ist Basis, ohne das kann man keine Naturwissenschaft betreiben.
Wir sehen also: Das Ganze funktioniert nicht mit der Evolution, denn es widerspricht den grundlegenden Naturgesetzen.
Christen sind nicht gegen Wissenschaft oder Naturwissenschaft, sondern gegen diese Art von Pseudowissenschaft.
Richard Lewontin, 1929 geboren und Professor für Genetik an der Harvard University, einer Spitzenuni in Amerika, schrieb 1997: Unsere Bereitschaft, wissenschaftliche Behauptungen gegen unseren gesunden Menschenverstand zu akzeptieren, ist der Schlüssel zum Verständnis des wirklichen Kampfes zwischen Wissenschaft und dem Übernatürlichen.
Wir stellen uns auf die Seite der Wissenschaft, trotz offensichtlicher Widersinnigkeiten einiger ihrer Konstrukte, weil wir uns von vornherein dem Materialismus verpflichtet haben.
Jetzt wissen Sie: Wir sind materialismusfeindlich, aber nicht wissenschaftsfeindlich. Und Richard Lewontin ist so ehrlich, dass er zugibt, dass es Dinge gibt, die unserem gesunden Menschenverstand widersprechen. Er spricht sogar von offensichtlichen Widersinnigkeiten, im Englischen „absurdities“.
Wir wollen nicht an Absurditäten glauben. Ich hatte schon in der Schule immer Probleme mit absurdem Theater, übrigens.
Sie sehen: Die Evolutionslehre ist ein riesiges Gebäude, auf dem der Atheismus aufbaut.
Wenn Sie ganz oben in einem Zimmer feststellen, dass es keinen Strom gibt, können Sie in allen anderen Zimmern und Räumen dieses Hochhauses nachsehen, ob dort Strom ist. Wenn Sie etwas von Strom und Elektrizität verstehen, gehen Sie zuerst in den Keller, vielleicht ist dort der Hauptschalter.
Wenn dort kein Strom ist, können Sie das Ganze vergessen. Sie müssen nicht mehr in jedes Zimmer gehen und schauen, ob dort Strom ist.
Wir waren jetzt im Keller und haben gesehen: Dort ist kein Strom für die Evolution. Alle Konstrukte dazwischen können Sie vergessen. Ohne Strom unten funktioniert gar nichts.
Dritte Frage: Ursprung Gottes
Ich unterrichte an der SDH Basel nicht nur Archäologie, sondern auch Religionen im Umfeld des alten Israel, also ägyptische Religion, sumerische, babylonische, kanaanitische usw. Vor kurzem hatte ich einen Vorlesungszyklus, in dem ich meinen Studenten die Schöpfungsvorstellungen der alten Ägypter erklärt habe.
Ich habe ihnen erläutert, dass Evolution eigentlich eine absurde heidnische Religion ist, ganz im Stil des ägyptischen Glaubens. Der ägyptische Schöpfungsmythos von Heliopolis beginnt mit Atum, dem Sonnengott, der sich selbst erschafft. Atum, der Sonnengott, wird im Altägyptischen Chepre genannt, was „der von selbst entstandene“ bedeutet.
Genau das hat Stephen Hawking, der große Astrophysiker, in seinem neuen Buch, das im Herbst erschienen ist, gesagt: Er behauptet, das Universum habe sich selbst erschaffen, und zwar im Urknall. Das ist der Hammer! Es widerspricht den Fundamenten der Logik. Das Universum kann nicht gleichzeitig Ursache und Wirkung sein. Das geht nicht – und trotzdem sagt der Mann das, weil er seinen Atheismus nicht aufgeben will.
Nun, das ist genau das, was die Ägypter sagen: Chepre ist von selbst entstanden, hat sich selbst gemacht. Im Schöpfungsmythos von Hermopolis, ebenfalls in Ägypten, der den von Heliopolis ergänzt, werden acht Götterpaare am Anfang in der Schöpfungserzählung aufgeführt. Das sind Niaut und Niaut, ein Mann und eine Frau. Sie sind „Gott oder Göttin“, die Götter des Nichts.
Dann folgen Kuk und Kauket, die Götter der Finsternis – das ist auch die Wesenheit des Lichts, das wiederum nichts ist. Finsternis ist nichts, nur Licht ist etwas. Hu und Hauhet sind die Götter von Raum und Zeit. Das gibt es auch bei den Griechen; der Gott Kronos ist der Gott der Zeit.
Und Nun und Naunet sind das Götterpaar der Urmaterie, aus der alles entstanden sei. Die alten Ägypter sahen also das Nichts, Raum, Zeit und Urmaterie als Götter an. Genau das macht die Evolution auch, denn sie diskreditiert Gott und vergöttert das Nichts – Raum, Zeit und Materie.
Jemand könnte sagen: „Stephen Hawking ist Atheist, das Wort sagt ja gerade, dass er gegen Gott ist.“ Was heißt Gott? Man könnte auch „Schöpfer“ sagen. Wenn wir im Deutschen kein Wort für Gott hätten, könnte man das Wort Schöpfer verwenden. Und wir sprechen immer vom Schöpfer.
Stephen Hawking sagt, das Universum habe sich selbst erschaffen. Dann ist also das Universum der Schöpfer, das ist für ihn Gott. Er vergöttert das Nichts, Raum, Zeit und Materie. Damit ist der Atheismus ganz klar eine Religion – aber eine Religion, die nicht zugibt, eine Religion zu sein.
Eine dritte Anfrage an Christen lautet: Woher kommt Gott? Das ist auch eine Frage von Richard Dawkins. Er sagt: Wenn ihr behauptet, Gott habe alles erschaffen, wer hat dann Gott erschaffen? Diese Frage ist berechtigt, oder?
Übrigens kann man Richard Dawkins auch das fragen. In einem Interview mit Ben Stein, im Film „Expelled“, sagt Dawkins, er könne sich vorstellen, dass das Leben auf der Erde durch eine Intelligenz von anderen Planeten entstanden ist. Er meint, es gebe sogar Hinweise darauf.
„Oh“, sagt Bernstein, „für Richard Dawkins glaubt an Intelligent Design.“ Ja, er sagt, das Erbgut des Lebens hier auf der Erde könnte durch eine Intelligenz von anderen Planeten erschaffen worden sein. Und er meint, es gebe Hinweise darauf. Denn der DNS-Code, die Information, die dort so dicht gespeichert ist, weist auf einen intelligenten Urheber hin.
Dann sagt er, es sei durchaus möglich, dass es andere Intelligenzen waren, die es gemacht haben. Aber diese Intelligenzen seien auf normale, evolutionistische, darwinistische Art entstanden. Er führt also einen Schöpfer ein, aber man muss berechtigterweise fragen: Woher kommt dann dieser Schöpfer?
Es könnte ja sein, dass diese Intelligenz von anderen Planeten auch von Intelligenzen anderer Planeten erschaffen wurde – und diese wiederum von anderen. Genau das wirft Richard Dawkins Christen vor, wenn er sagt: Ihr glaubt an Gott, aber wer hat Gott erschaffen? Wenn ein Gott Gott erschaffen hat, muss man auch fragen, wer den Gott erschaffen hat, der Gott erschaffen hat – und so weiter ins Unendliche.
Das Problem ist Folgendes: Die Bibel sagt, Gott, der Gott der Bibel, ist Zeit und Raum nicht unterworfen. Gott wird in Offenbarung 1, Vers 5 als „der da war, der da ist und der da kommt“ beschrieben. Er steht also über dem Verlauf von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das ist nichts anderes als eine Umschreibung des hebräischen Gottesnamens Yahweh.
Unten sehen Sie in Rot hebräisch: Yahweh, Yud, Hey, Waw, Hey. Das ist der Eigenname Gottes, der mehrere tausend Male in der Bibel vorkommt. Yahweh heißt der Ewigseiende, der Unwandelbare oder kurz der Ewige. Luther hat in seiner Übersetzung „Der Herr“ mit Großbuchstaben geschrieben, das steht für Yahweh.
Gott ist der Ewige, der über Raum und Zeit steht. Darum ist er auch allgegenwärtig. Er braucht keine Zeit, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Licht ist zwar das Schnellste, was es im Universum gibt, und gehört zum Universum. Es braucht Zeit, um von einem Ort zum anderen zu gelangen, nämlich 300.000 Kilometer pro Sekunde.
Aber Gott ist Raum und Zeit nicht unterworfen. Darum gelten die Gesetze, wie der erste und zweite Hauptsatz der Thermodynamik, nur für Dinge in Raum und Zeit. Sie gelten nicht für Gott, Yahweh, Yud, Hey, Waw, Hey.
Die Wurzel darin ist „Hey Waw Hey“, hawa, was „sein“ bedeutet. Yahweh ist der, der das Sein, das Existieren in sich selbst hat und nicht durch jemand anderen begründet ist.
Wir glauben eben nicht an einen Gott, von dem Richard Dawkins spricht, einen Gott, der durch einen anderen Gott erschaffen sein könnte. Stephen Hawking glaubt an einen Gott, der zuerst nichts war und dann etwas wurde, weil er an das glaubt, was mit Raum und Zeit zu tun hat. Aber die Bibel stellt uns einen anderen Gott vor.
Im 2. Petrus 3,8 steht, dass bei dem Herrn tausend Jahre sind wie ein Tag und ein Tag wie tausend Jahre. Das war früher, als der ehemalige Fischer Petrus das geschrieben hat, unverständlich, nicht wahr? Die Zeit läuft einfach ab, erbarmungslos, und wir können keine Sekunde mehr zurückkehren.
Früher hatte man keine solchen Schweizer Uhren, wie ich sie hier habe, sondern Sonnenuhren usw. Aber es war ganz klar, der Zeitverlauf ist einfach da. Wie kann die Bibel sagen, für Gott ist das nicht so? Tausend Jahre sind wie ein Tag, ein Tag wie tausend Jahre.
Albert Einstein, der viel später kam und auch Jude war, hat erklärt, dass Zeit direkt mit Raum verbunden ist, ebenso mit der Schwerkraft. Zeit ist sogar innerhalb des Raumes relativ. Es kommt darauf an, wie schnell wir uns innerhalb des Raumes bewegen. Die Zeit läuft dann unterschiedlich ab: Je schneller, desto langsamer vergeht die Zeit.
Das ist sehr merkwürdig, aber es lässt sich mathematisch genau erklären. Die Bibel sagt, Gott ist nicht Teil der Natur, sondern er steht darüber.
Wir glauben nicht an den Gott oder die Gottheit des Hinduismus. Der Hinduismus verehrt denselben Gott wie Stephen Hawking. Der Hinduismus sagt nämlich, Brahma, das Göttliche, sei identisch mit der Natur, und alle Götter des Hinduismus seien nur eine Emanation, eine Offenbarung aus dem urgöttlichen Brahma.
Die Hindus glauben also an die Natur; sie glauben, dass die Natur Gott ist. Genau das Gleiche glaubt Stephen Hawking. Wir aber glauben an einen Gott, der nicht zu Raum und Zeit gehört. Darum müssen wir die Frage nicht mehr stellen: Wer hat Gott erschaffen?
Eine vierte Frage lautet: Hat Jesus Christus wirklich gelebt? Das ist für viele Menschen noch eine Frage. Allerdings ist das für Juden kein Problem. Das ist mir richtig aufgefallen. Es ist nie eine Frage für orthodoxe Juden, dass Jesus gelebt hat. Sie wissen sogar aus dem Talmud, dass er gelebt hat und zur Zeit des Passahfestes gekreuzigt wurde. Das wird nicht bestritten, auch dass er Wunder getan hat.
Es gibt ein Zeugnis von Tacitus, einem römischen Historiker, der von 36 bis 100 nach Christus lebte. Er schreibt in seinem Buch „Annalen“ (Kapitel 15,44) über die Christen in Rom und sagt, dieser Name stamme von Christus, der unter Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden sei.
Das entspricht genau den Angaben der Bibel, des Neuen Testaments. Lukas 3 berichtet, dass Jesus Christus in der Zeit von Kaiser Tiberius und unter Pontius Pilatus gekreuzigt wurde. Pontius Pilatus herrschte von 26 bis 36 nach Christus.
Das stimmt genau mit den Angaben der Evangelien überein. Josephus Flavius, ein jüdischer Historiker, der nie Christ wurde, schreibt in seiner Buchreihe „Jüdische Altertümer“ (Kapitel 18,63) über die Zeit von Pontius Pilatus. Er erwähnt verschiedene Persönlichkeiten, die wir aus dem Neuen Testament kennen. Dann sagt er: Zu dieser Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch. Und als Pilatus auf Hinweis unserer führenden Männer ihn zum Kreuz verurteilte …
Wir können also ganz klar sagen, dass in der römischen Welt, in der jüdischen Welt und im Neuen Testament die Historizität, die Geschichtlichkeit Jesu Christi eindeutig bezeugt wird.
Bevor wir zur fünften Frage kommen, machen wir eine kurze musikalische Pause. Ich spiele, wie schon heute Morgen begonnen, einfach ständig Bach. Das ist speziell für 2011 gedacht. Ich dachte, wir machen einen Bachtag.
Fünfte Frage: Historische Existenz Jesu Christi
Hat Jesus Christus wirklich gelebt? Für viele Menschen ist das noch immer eine Frage. Wenn man jedoch zum Beispiel mit Juden spricht, fällt auf, dass dies für sie kein Problem ist. Das ist gar nicht die Frage. Man wird kaum einen orthodoxen Juden finden, der behauptet, Jesus habe nie gelebt. Das wissen sie sogar aus dem Talmud: Er hat gelebt und wurde zur Zeit des Passahfestes gekreuzigt. Das ist alles klar. Auch dass er Wunder getan hat, wird nicht bestritten.
Es gibt ein Zeugnis von Tacitus, einem römischen Historiker, der von 36 bis 100 nach Christus lebte. In seinem Werk „Annalen“ schreibt er über die Christen in Rom. Er erwähnt, dass der Name „Christen“ von Christus stammt, der unter Kaiser Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet wurde. Das entspricht genau dem, was die Bibel im Neuen Testament berichtet. Im Lukas-Evangelium, Kapitel 3, wird beschrieben, dass Jesus in der Zeit von Kaiser Tiberius lebte. Pontius Pilatus herrschte von 26 bis 36 nach Christus. In dieser Zeit wurde Jesus Christus gekreuzigt. Diese Angaben stimmen genau mit den Berichten der Evangelien überein.
Josephus Flavius, ein jüdischer Historiker, der selbst kein Judenchrist war, erwähnt in seiner Buchreihe „Jüdische Altertümer“ aus dem Jahr 1863 die Zeit von Pontius Pilatus. Er nennt verschiedene Persönlichkeiten, die wir aus dem Neuen Testament kennen. Über Jesus schreibt er: „Zu dieser Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch.“ Weiter berichtet er, dass Pilatus ihn auf Anordnung führender Männer zum Kreuz verurteilte.
Daher können wir ganz klar sagen, dass die Historizität, also die geschichtliche Existenz Jesu Christi, sowohl in der römischen als auch in der jüdischen Welt sowie im Neuen Testament eindeutig bezeugt wird.
Musikalische Unterbrechung
Bevor wir zu Punkt fünf kommen, machen wir einen kurzen musikalischen Unterbruch.
Ich spiele, wie schon heute Morgen begonnen, einfach ständig Bach. Das ist speziell für das Jahr 2011 gedacht. Ich habe mir überlegt, wir machen einen Bachtag.