Einführung in die Herangehensweise an das Buch Amos
Wir haben den Anfang des Buches Amos jetzt schön Vers für Vers durchgearbeitet. Es war nicht mein Ziel, das ganze Buch heute Nachmittag vollständig zu behandeln.
Mir ist wichtig, bei jedem Prophetenbuch, das wir jetzt durchnehmen, wenigstens gewisse Teile detailliert anzuschauen. So kann ich auch Hinweise geben, wie man ein solches Buch liest und wie man ganz konkret im Detail daran herangeht.
Auf der anderen Seite möchte ich zeigen, wie man ein Bibelbuch in der Übersicht betrachtet. So sieht man wirklich den Wald und nicht nur die Bäume. Beides ist wichtig: Wir müssen die Bibel mit dem Fernrohr und mit dem Mikroskop lesen.
Gericht über Juda und die Bedeutung der Tora
Also fahren wir weiter mit dem Mikroskop und kommen jetzt zu Kapitel 2, Vers 4. Zuerst waren es die Nachbarn, dann die Stammesverwandten. Nun aber richtet sich die Rede an Juda, das Volk Gottes selbst. Israel, die zehn Stämme, kommen erst ganz am Schluss. Denn der Dienst an den zehn Stämmen war die Hauptsache im Dienst von Amos. Deshalb wird das Wichtigste erst ganz zum Schluss genannt.
So spricht der Ewige wegen dreier Übertretungen von Juda, ja, wegen vier wendet er es nicht mehr ab: Weil sie das Gesetz des Ewigen verworfen haben, weil sie seine Satzungen nicht bewahrt haben und weil ihre Lügen sie verführt haben, denen ihre Väter nachgefolgt sind. Deshalb werde ich ein Feuer nach Juda senden, und es wird die Paläste Jerusalems verzehren.
Das Südreich steht im Visier. Zum ersten Mal wird hier die Tora erwähnt, das Gesetz des Ewigen, die Tora des Herrn. Die anderen Völker hatten die Tora nicht, denn nur Israel hat die Bibel bekommen. Die Tora sind zunächst die fünf Bücher Mose. Doch hier wird dem Volk Gottes vorgeworfen, dass es das geschriebene Gesetz verworfen hat.
Ihre Pescha, also ihre Rebellion, ist nicht nur eine Rebellion gegen das, was Gott dem Menschen ganz allgemein als natürliches Gesetz ins Gewissen gegeben hat. Vielmehr haben sie das geschriebene Wort Gottes verworfen, und das ist natürlich noch viel schlimmer.
Die Verwerfung der Bibel und ihre Folgen in der modernen Kultur
Das können wir natürlich sehr direkt auf unser Land und unsere Kultur anwenden. Im zwanzigsten Jahrhundert hat eine sehr breite Ablehnung der Bibel als Wort Gottes stattgefunden. Schon lange zuvor wurde dies durch die Aufklärungsphilosophen vorbereitet. Sie begannen, die Bibel als Autorität zu verwerfen – zunächst vor allem in intellektuellen Kreisen.
Im neunzehnten Jahrhundert kam diese Entwicklung dann auch ins Theologiestudium. Die Bibelkritik wurde dort deutlich eingeführt. Über das Studium gelangte sie schließlich auch in die Kirchen. Heute kann man sagen, dass diese Bibelkritik wirklich die breiten Massen erreicht hat. Für den normalen Mann auf der Straße ist klar: Die Bibel ist voller Fehler. Sie hat keine Autorität – weder geschichtlich noch moralisch noch geistlich, wenn es um die Frage des Heils geht.
Was wir außerdem sehen, ist, dass diese Bibelkritik heute immer mehr in evangelikale Gemeinden eindringt. Selbst in Ausbildungsstätten, die als bibeltreu gelten, wird bereits Bibelkritik gelehrt. Damit wird die Autorität des Wortes Gottes untergraben. Dies entspricht dem, was in der Bibel steht: „Weil sie das Gesetz des Ewigen verworfen haben...“
Das hat natürlich praktische Konsequenzen, „weil sie seine Satzungen nicht bewahrt haben“. Wenn die Bibel uns theoretisch nicht mehr als Gottes Wort gilt, entstehen schnell Probleme bei einzelnen Aussagen. Man sagt dann: „Das kann man heute nicht mehr so praktizieren“ oder „In unserem sozialen Kontext ist das nicht mehr akzeptabel.“
Das führt zur praktischen Bibelkritik. Die erste Form ist die theoretische Bibelkritik – „weil sie das Gesetz des Ewigen verworfen haben“. Daraus folgt die praktische Bibelkritik: Man lebt, wie man will, „weil sie seine Satzungen nicht bewahrt haben“. Natürlich gibt es dazu viele Erklärungen, warum etwas vielleicht für eine andere Zeit gut war, heute aber nicht mehr gilt. Oder man sagt: „Man darf das nicht so eng sehen, das wäre ja schon fundamentalistisch, wenn man das so genau nehmen würde.“
Das sind die Lügen, von denen im nächsten Vers die Rede ist: „Und weil ihre Lügen sie verführt haben.“ Diese Lüge beruhigt das Gewissen gegenüber theoretischer und praktischer Bibelkritik. Doch das Gericht bleibt bestehen.
Das angekündigte Gericht über Juda und historische Erfüllung
Und so werde ich ein Feuer nach Juda senden. Unter Sanherib gab es eine furchtbare Invasion in Juda, etwas später als bei den Nationen, die wir vorhin behandelt haben. Das war rund um das Jahr 700 v. Chr. unter König Hiskia.
Es gibt eine assyrische Eroberungsliste mit über vierzig Städten, die damals erobert wurden. Aber dann kam Sanherib bis an das Tor Jerusalems. Hiskia, der fromme und treue König, hat gebetet. Schließlich hat Gott die Armee geschlagen, und sie mussten abziehen. Jerusalem wurde nicht erobert.
Gott hat wegen Hiskias Treue ihm gegenüber hier noch aufgeschoben. Die Paläste Jerusalems wurden nicht verzehrt. Das kam erst später, als schließlich Nebukadnezar die Assyrer geschlagen hat. Dann hat er Jerusalem erobert, von 605 bis 586 v. Chr.
Im Jahr 586 wurden die Paläste Jerusalems vom Feuer verzehrt. Aber wir sehen, dass sich alles erfüllt.
Gericht über Israel: Aufzählung der Sünden und deren Konsequenzen
Nun kommen wir zum letzten Abschnitt, zu den zehn Stämmen selbst. Vers 6 lautet: So spricht der Ewige: Wegen dreier Übertretungen von Israel, ja, wegen vier, wende ich es nicht mehr ab.
Nun folgen sieben Sünden, die konkret aufgezählt werden. Das Vollmaß der vier Übertretungen war also längst überschritten, denn sie haben den Gerechten für Geld verkauft und den Armen um ein Paar Schuhe. Das gehört zusammen. Hier steht „Armer“ parallel für den Gerechten. Sie haben solche, die es nicht verdient haben, eben um Geld verkauft.
Zweitens lechzen sie danach, dass Staub der Erde auf das Haupt des Hilflosen kommt. Das sind Reiche, die nicht genug bekommen, sondern sich danach sehnen, dass andere verarmen – zu ihrem eigenen Vorteil. Das ist auch etwas, das wir kennen. Es kann sich auch gegen Firmen richten, wenn man hofft, dass sie endlich eingehen, um die eigene Position zu stärken.
Drittens beugen sie den Weg des Geringen, das heißt, sie erwirken ungerechte Urteile vor Gericht. Viertens: Ein Mann und sein Vater gehen zu demselben Mädchen. Sie betreiben Prostitution, und das Grauenhafte ist, dass hier eigentlich eine Inzucht, eine Blutschande, stattfindet, um den Namen der Heiligkeit Gottes zu entweihen. Das ist das fünfte Vergehen.
Fünftens: Auf gepfändeten Kleidern strecken sie sich aus neben jedem Altar. Und siebtens: Sie trinken Wein von Strafgeldern im Haus ihres Gottes. Das sind die sieben Punkte.
Dann sagt Gott – im Hebräischen wird hier betont: Und doch hatte ich den Amoriter vor ihnen vernichtet. Die Amoriter waren das Hauptvolk der Kanaaniter. Hier steht „Amoriter“ für all die Kanaaniter, die unter Josua vertrieben wurden, damit Israel ein Land bekommen konnte.
Gott hat ihnen dieses Land gegeben, nicht sie selbst. Und doch hatte ich den Amoriter vor ihnen vernichtet, dessen Höhe wie die Höhe der Zedern war, mit starken Städten. Er war stark wie die Eichen, und ich vernichtete seine Frucht von oben und seine Wurzeln von unten.
Und doch hatte ich euch heraufgeführt aus dem Land Ägypten und euch in der Wüste vierzig Jahre geleitet, um das Land des Amoriter in Besitz zu nehmen. Und ich ließ aus euren Söhnen Propheten aufstehen und aus euren jungen Männern Naziräer.
Verfehlungen gegenüber Propheten und Naziräern und die Ankündigung des Gerichts
Ist es denn nicht so, ihr Kinder Israels? Spruch des Ewigen: Ihr habt den Naziräer dazu gebracht, Wein zu trinken.
Naziräer haben freiwillig auf bestimmte Dinge im Leben verzichtet, um sich dadurch Gott zu weihen. Sie haben keinen Wein getrunken und Ähnliches (4. Mose 6). Doch ihr habt diejenigen, die um Gottes Willen auf Dinge verzichten wollten, um sich Gott besser hinzugeben, dazu überredet, es sich leicht zu machen.
Ihr habt den Naziräer veranlasst, Wein zu trinken. Und den Propheten habt ihr befohlen: „Ihr sollt nicht prophezeien.“
Nun kündigt Gott das Gericht an: „Siehe, ich werde euch niederdrücken, wie der Wagen niederdrückt, der voll Garben ist.“ Das ist die Ankündigung des Gerichts.
Jetzt folgen sieben Punkte von Einzelgerichten. Auf diese sieben Sünden wird das siebenfache Gericht folgen:
Die Zuflucht wird dem Leichtfüßigen entgehen. Der Starke wird seine Kraft nicht festigen können. Der Held wird sein Leben nicht retten können. Der, der den Bogen hält, wird nicht bestehen können.
Der Leichtfüßige wird sich nicht retten können. Der auf dem Pferd Reitende wird sein Leben nicht retten können. Und der mutigen Herzens unter den Helden wird an jenem Tag nackt fliehen.
Spruch des Ewigen.
Verantwortung des auserwählten Volkes Israel und die historische Zerstörung
Und damit ist dieser erste Teil am Ende. Wir sehen also nicht nur die Nachbarn und Verwandten, sondern ganz besonders das Volk Israel wird von Gott zur Rechenschaft gezogen. Denn die Vorrechte machen mehr verantwortlich.
Das ist natürlich eine sehr klare Sprache für uns, die wir uns als wiedergeborene, bekehrte Christen betrachten. Dann werden wir von Gott auch strenger beurteilt. Er erwartet von uns mehr, auch in moralischer Hinsicht.
Gott erwartet von Ungläubigen in moralischer Hinsicht, dass sie keinen Ehebruch begehen, dass sie die Armen nicht in ihrem Recht unterdrücken und so weiter. Das erwartet er auch von Ungläubigen. Aber von Gläubigen erwartet er noch mehr.
Und das sehen wir hier so eindrücklich. Das Gericht kam über die zehn Stämme im Jahr 722. Damals zerstörten die Assyrer Samaria und deportierten schließlich die zehn Stämme nach Assyrien in die Gefangenschaft.
Überblick über den Aufbau des Buches Amos und die kommenden Predigten
Wenn wir wieder auf Seite eins zurückgehen, sehen wir zum Aufbau des Buches Römisch I acht Gerichtsankündigungen. Diese haben wir nun sehr detailliert betrachtet.
Jetzt folgt Römisch II mit drei Predigten gegen Israel. Es sind wunderschöne Reden. Doch wir sollten nicht nur bei der Schönheit stehenbleiben. Das ist alles poetisch gestaltet.
Wir sollten nicht so werden wie die Menschen, die Hesekiel hörten. Sie sagten, wenn Hesekiel als Prophet predigt und spricht, sei das wie jemand mit einer schönen Stimme, der singt, also wunderbare Musik. Ähnlich wie eine Frau, die sagte, wenn ihr Prediger das Wort „Babylang“ ausspricht, rührt sie das innerlich sehr tief. Dabei hatte sie nicht wirklich viel verstanden.
In solchen Fällen wird der Prediger nur noch als schöner Sänger wahrgenommen. Aber es geht nicht einfach um die schöne Musik, sondern um den Inhalt, der wirklich gesagt wird.
So sind diese Predigten von der Form her wunderbar, aber sie gehen auch inhaltlich zu Herzen.
Abgrenzung der drei Predigten und sprachliche Markierungen
Wie kann man diese Predigten klar voneinander abgrenzen?
Die erste Predigt umfasst Kapitel 3, die zweite Kapitel 4, die dritte Kapitel 5 und 6. Jedes Mal beginnt sie mit den Worten „Hört dieses Wort!“. Diese Formulierung ist die sprachliche Markierung, die der Heilige Geist benutzt, um die Abschnitte voneinander zu trennen.
Zwar ist die Kapiteleinteilung eine menschliche Einteilung aus späterer Zeit, doch Gottes Geist hat in den Bibelbüchern sehr oft durch solche sprachlichen Markierungen die einzelnen Teile abgegrenzt.
Schauen wir in Kapitel 3, Vers 1: „Hört dieses Wort!“, das der Ewige über euch gesprochen hat, ihr Kinder Israel, über das ganze Geschlecht, das ich heraufgeführt habe aus dem Land Ägypten. Dabei merkt man, dass dies keine Poesie ist. Es gibt hier noch keine Verszeilen; diese beginnen erst ab Vers 2.
Die Predigt beginnt also mit „Hört dieses Wort!“.
Dann finden wir eine ähnliche Formulierung in Kapitel 4, Vers 1: „Hört dieses Wort, ihr Kühe von Basan!“ – das sind die Frauen. Darauf kommen wir noch zurück.
Und schließlich in Kapitel 5, Vers 1: „Hört dieses Wort, dass ich als Klagelied über euch anstimme, Haus Israel!“
Gottes Anerkennung Israels und die damit verbundene Verantwortung
Wir betrachten einen Abschnitt aus der ersten Predigt, Vers 2: „Nur habe ich anerkannt aus allen Geschlechtern des Erdbodens, darum will ich an euch heimsuchen alle eure Ungerechtigkeiten.“
Hier sagt Gott, dass er Israel als sein auserwähltes Volk anerkannt hat. Diese Auserwählung ist jedoch mit Verantwortung verbunden. Es gibt Menschen, die sehr antisemitisch sind und es nicht akzeptieren können, wenn von Israel als dem auserwählten Volk gesprochen wird.
Man muss ihnen erklären, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem Status, auserwählt zu sein, und der damit verbundenen Verantwortung. Israel trägt deshalb eine viel größere Verantwortung. Das erklärt auch, warum Israel in den vergangenen zweitausend Jahren eine so bewegte Geschichte erlebt hat. Dieses Volk wurde zweitausend Jahre lang verfolgt, zerstreut auf alle fünf Kontinente, gehasst und heimatlos.
Gott hat dieses Volk natürlich strenger behandelt als andere Völker, besonders nachdem der Messias gekommen war und der oberste Gerichtshof ihn abgelehnt hatte. Trotzdem bleibt Israel das auserwählte Volk. Und es bleibt dabei, dass Gott dieses Volk ganz besonders richtet und antastet. Denn Gott sagt in Sacharja 2: „Wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an!“
Nur euch habe ich anerkannt, und darum will ich an euch heimsuchen. Das ist die größte Verantwortung, die mit der Auserwählung einhergeht. Wahre Gläubige dürfen wissen: „Ich bin auserwählt“, wie es in Epheser 1,3 und folgende heißt. Und die Auserwählten haben eine besondere Verantwortung vor Gott.
Anklage gegen die Oberschicht in Samaria und ihr luxuriöser Lebensstil
Dann zu Kapitel 4, Vers 1: „Hört dieses Wort, ihr Kühe von Basan, die ihr auf dem Bergland von Samaria seid.“ Samaria war die Hauptstadt der zehn Stämme, im heutigen Westjordanland. Übrigens ist das das zentrale Gebiet des alten Israel.
Ihr unterdrückt die Hilflosen und misshandelt die Armen. Zu euren Herren sprecht ihr: „Bring her, damit wir trinken!“ Geschworen hat der Herr, der Ewige, bei seiner Heiligkeit: „Wahrlich, siehe, Tage kommen über euch, da man euch mit Haken fortschleppen wird, und eure Nachkommenschaft mit Fischerangeln.“
In der Bibel werden Männer oft mit Tieren bezeichnet. Zum Beispiel als Stiere von Basan. Hier sind die Kühe von Basan gemeint – das sind führende Frauen aus der Oberschicht. Sie werden angeprangert, weil sie von ihren Ehemännern, die hier „Herren“ genannt werden, fordern: „Bring her, damit wir trinken!“ Diese Männer wollen Alkohol und Luxus genießen. Das ist natürlich alles ironisch gemeint.
Das normale Wort auf Hebräisch für Ehemann heißt Ba'al, was „Herr“ bedeutet. Wenn in Israel heute eine Frau von ihrem Ehemann spricht, sagt sie „Ba'ali“, also „mein Herr“. Damit anerkennt sie, dass der Mann nach Gottes Schöpfungsordnung das Haupt in der Ehe ist.
Was müssen die Feministen da tun? Sie müssen das Wort abschaffen, was in Israel ein schwerer Kampf ist. Die Frauen fordern von ihren Männern, dass sie bringen, was sie zum Genießen brauchen. Gott kündigt daraufhin das Gericht über diese Oberschicht an.
Aufforderung zum Götzendienst und die Ironie Gottes
Vers 4: Geht nach Bethel und fallt ab, geht nach Gilgal und vermehrt das Abfallen! Bringt am Morgen eure Schlachtopfer, alle drei Tage eure Zehnten, und räuchert von dem Gesäuerten ein Dankopfer. Ruft aus und verkündet freiwillige Gaben, denn so liebt ihr es, Kinder Israel, spricht der Ewige.
Bethel war eine dieser Städte, in der Jerobeam nach der Spaltung des Reiches in Nord- und Südreich ein goldenes Kalb aufgestellt hatte. So verführte er das Nordreich zum Götzendienst – in Bethel im Süden und auch in Dan. Auch Gilgal, der erste Lagerungsort Israels nach dem Zug über den Jordan, wurde später ein Ort des Götzendienstes.
Gott sagt hier ironisch: Kommt, geht doch, macht euren Götzendienst! Fallt von mir ab und bringt eure selbst erfundenen Opfer dar. Ja, räuchert von dem Gesäuerten ein Dankopfer. Die Opfer für Gott durften nie Gesäuertes enthalten (3. Mose 2).
Macht das, fahrt fort! Hier verwirft Gott ein Volk, das nicht hören will. Er sagt also: Gut, dann geht und macht weiter in der Sünde. So liebt ihr es, spricht der Ewige. Doch dann kündigt Gott das Gericht an.
Das entspricht genau Römer 1, wo Gott über die Heidenvölker sagt: Sie haben den Schöpfergott erkannt, aber sie haben lieber die Schöpfung verehrt als den Schöpfer. Darum hat Gott sie in die Unmoral hingegeben.
Wenn der Mensch nicht hören will, gibt Gott ihn in die tiefste Unmoral hinein. Das ist ein Gericht Gottes, dass er in Unmoral fällt.
Hungersnot als Warnung und die Weigerung zur Umkehr
Vers 6: Und ich habe euch Hungersnot in allen euren Städten gegeben, so dass eure Zähne rein sind, und Mangel an Brot in allen euren Ortschaften. Dennoch seid ihr nicht zu mir umgekehrt.
Reine Zähne hat man entweder, wenn man die Zähne geputzt hat, oder wenn man nichts gegessen hat. Hier ist das ironisch gemeint: Eure Zähne sind sauber, weil ihr gar nichts zu essen habt. Ich habe euch Hungersnot geschickt, und trotzdem seid ihr nicht zu mir umgekehrt.
Gott wirft euch ständig vor: „Und doch seid ihr nicht zu mir umgekehrt.“ Dies wird in mehreren Versen betont. Zum ersten Mal steht es in Amos 4,6. Dann folgt es am Ende von Vers 8, am Ende von Vers 9, am Ende von Vers 10 und am Ende von Vers 11.
Zum Schluss ruft Gott noch einmal zur Buße auf.
Die eindringliche Bußpredigt und Gottes Namen als Offenbarung seines Wesens
Und das ist nun eine dieser ganz besonders schönen Stellen im Buch Amos. Auf Seite 1 habe ich unter „Charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten“ als zweiten Punkt die herrlichen Wustpredigten in Kapitel 4,12-13 und 5,4-9 aufgeführt.
Ich lese vor aus Kapitel 4, Vers 12: Gott hat oftmals durch Nöte und Naturkatastrophen versucht, das Volk zur Umkehr zu bewegen. Trotzdem sind sie nicht umgekehrt. So müssen wir auch heute Naturkatastrophen sehen: Gott will zu uns sprechen. Er erwartet als Folge einer Naturkatastrophe, dass ein Volk umkehrt. Darum ist es so schlimm, wenn es dann heißt: „Und dennoch seid ihr nicht zu mir umgekehrt.“
Nun zur Wustpredigt, Vers 12: „Darum werde ich dir gegenüber so handeln, Israel. Weil ich dir dies tun will, so mache dich bereit, deinem Gott zu begegnen, Israel! Denn siehe, der Berge bildet und den Wind erschafft und dem Menschen mitteilt, was sein Denken ist, der die Morgenröte und die Finsternis macht und der ein Heer schreitet auf den Höhen der Erde – der ewige Gott der Heerscharen ist sein Name.“
Ich habe mir in meiner Bibel angewöhnt, die Namen Gottes mit einer speziellen Farbe zu markieren. Für mich ist es jetzt orange. Das mache ich zwischendurch als kleinen Tipp, wie man die Bibel lesen kann. Es ist wunderbar, weil man mit der Zeit mehrere hundert Namen Gottes entdeckt. Jeder Gottesname drückt etwas vom Wesen Gottes aus. Wenn man die Bibel durchblättert, findet man die Namen sofort und erfährt etwas darüber, wer Gott ist. Die Bibel ist ja dazu gegeben, damit wir wissen, wer Gott ist.
Hier haben wir gerade eine Konzentration von Gottesnamen. Das wird umso deutlicher, wenn man beachtet, dass im Hebräischen, wenn es hier heißt „der die Berge bildet“, ein Partizip als Nomen verwendet wird, also wie ein Eigenname. Yotzer Harim heißt „Der Bilder der Berge“ oder „der Bergebilder“ als Name Gottes.
Das ist sehr interessant, auch wenn man Geologie studiert: Wer hat diese Berge gebildet, aufgefaltet? Im Psalm 104 lesen wir davon, wie Gott nach der Sintflut die Berge hat aufrichten lassen.
Psalm 104 spricht zuerst in Vers 6 von der Sintflut. Dort heißt es, dass Gott die Tiefe des Ozeans benutzt hat, um die ganze Erde zu bedecken: „Mit der Tiefe hattest du sie, die Erde, bedeckt, wie mit einem Gewand, die Wasser standen über den Bergen.“
Warum weiß ich, dass hier die Sintflut gemeint ist und nicht die Wasserflut in 1. Mose 1,2, als die Erde ja auch überflutet war? Nun, weil es in Vers 9 heißt: „Du hast den Wassern eine Grenze gesetzt, die sie nicht überschreiten werden. Sie werden nicht zurückkehren, die Erde zu bedecken.“
Also hat Gott erst nach der Sintflut gesagt, dass er nie mehr die ganze Erde überschwemmen wird. Lokal ja, aber nicht mehr die ganze Erde. Die Sintflut war nochmals eine totale Überschwemmung, nachdem in 1. Mose 1,2 die ganze Erde schon bedeckt war.
Wie ist das Wasser abgeflossen? In Psalm 104, Vers 7 heißt es: „Vor deinem Schelten flohen sie, die Wasser, vor der Stimme deines Donners eilten sie hinweg. Die Berge erhoben sich, die Täler senkten sich an den Ort, den du ihnen festgesetzt hast.“
Als ich das letzte Mal in Tadschikistan war, vor kurzem, hatte ich den Wunsch, wenigstens einen Tag nach dieser intensiven Zeit mit Bibelseminar und Bibelübersetzung noch in die Berge zu gehen, um die fünfeinhalb Tausender zu sehen. Da sind unsere Schweizer Berge ja nichts dagegen.
Ausgerechnet an diesem Tag hat es dann unglaublich geregnet. Das Trinkwasser war nur noch braun, eine braune Suppe. So sollte man eigentlich nicht duschen, zumindest nicht am nächsten Morgen. Normalerweise darf es in Tadschikistan zu dieser Zeit gar nicht regnen. Der Regen kommt erst im Oktober. Aber seit den letzten paar Jahren scheint die Natur dieses Gesetz nicht mehr zu kennen.
Normalerweise regnet es nicht, und dann konnte ich genau an diesem Tag nicht in die Berge gehen. Das war eine kleine Enttäuschung für mich. Aber auf dem Rückflug habe ich dann oben nochmals die fünfeinhalb Tausender gesehen.
Das ist schon gewaltig! Das sind wirklich Erhebungen, die das, was wir aus der Schweiz kennen, deutlich übersteigen. Und wer hat das alles gebildet? Das hat Gott gemacht, aufgefaltet durch den Druck der Erdplatten von Süden her gegen den Norden. So wurde dieses Gebirge aufgefaltet – nach der Sintflut, wie auch die Alpen bei uns.
Hier haben wir nun diesen wunderbaren Ausdruck „Yotser Harim“, den Bergebilder-Gott. Das ist für mich immer so eindrücklich, auch in den Alpen, wenn ich sehe, wie die Erdschichten gedreht, gekrümmt und aufgefaltet sind. Wer hat das gemacht? Das ist dieser Gott, der in diesem Vers sagt: „So schicke dich an, deinem Gott zu begegnen.“ Also der Bergebildner.
Dann haben wir einen zweiten Ausdruck: „Boray Ruach“, der Erschaffer des Windes, der Winderschaffer. Wer macht den Wind? Natürlich können wir erklären, wie das funktioniert, durch Naturgesetze. Aber damit ist die Ursache noch lange nicht geklärt. Es ist Gott, der in der Natur wirkt und handelt. Er ist der Winderschaffer.
Und er ist derjenige, der dem Menschen kundtut, was sein Gedanke ist – das heißt wörtlich „der Mitteiler dem Menschen, was sein Gedanke ist“. Auch wieder ein Name Gottes. Er ist der Gott, der uns Menschen erklären kann, wie Gott denkt.
Kritik an liberaler Theologie und die göttliche Herkunft der Sprache
In der liberalen Theologie hat man es sehr geschickt geschafft, die Bibel in Misskredit zu bringen. Karl Barth, der sich selbst als neokonservativ bezeichnete, wollte damit ausdrücken, dass er kein Kritiker wie die „schlimmen anderen“ sei, sondern nur neokonservativ. Er sagte jedoch, die Bibel sei in menschlichen Sprachen geschrieben, und menschliche Sprachen seien beschränkt. Alles, was menschlich ist, sei ja beschränkt. Deshalb könne die Bibel nicht Gottes unfehlbares Wort sein.
Die Bibel enthält Gottes Wort, aber wo genau? Das müsse dann jeder selbst herausfinden. Sicher nicht dort, wo einem beim Lesen etwas unangenehm auffällt. Das ist eine sehr problematische Verdrehung. Man muss sich ja die menschlichen Sprachen genauer überlegen. Sind das wirklich menschliche Sprachen? Wer hat die Sprache erschaffen? Das waren nicht wir Menschen, sondern die Sprachen wurden von Gott gegeben. Zuerst wurde Adam eine Sprache eingegeben, und dann, in Babel, hat Gott den verschiedenen Volksgruppen neue Sprachen gegeben.
Sprachen sind Gottes Werk und stammen von dem, der in Johannes 1 als das Wort bezeichnet wird: „Am Anfang war das Wort“. Sprache kommt von Gott her, und auch die menschliche Sprache ist eigentlich eine göttliche Sprache.
Übrigens zieht das Argument der Zungenredner überhaupt nicht. Diese lallen heute einfach nur, sprechen also nicht wie die Apostel und die ersten Zeugen richtige Fremdsprachen. Sie sagen: „Wir sprechen eine höhere Sprache, weil unsere Alltagssprache nicht ausreicht, um Gott genügend zu loben. Deshalb brauchen wir eine Engelsprache oder eine übernatürliche Sprache.“ Glauben die wirklich, dass Engel lallen?
Abgesehen davon ist das eine Verachtung der Gottessprachen. Denn die Sprachen, die wir bekommen haben, sind nicht „fake“. Zum Beispiel kann man die Bibel auf Schweizerdeutsch übersetzen. Schweizerdeutsch ist ein ausreichendes Medium, um den ganzen Ratschluss Gottes, der in der Bibel, dem inspirierten Wort, enthalten ist, zu übermitteln. Wir brauchen keine höhere Kommunikation, um Gott zu loben. Unsere Sprache reicht aus.
Wenn wir sie durch das Bibelwort bereichern, in dem wir so viele wunderbare Namen Gottes finden, gewinnt unsere Anbetung erst recht an Inhalt. Dieser Inhalt ist es, der die Berge formt, den Wind schafft und dem Menschen kundtut, was Gottes Gedanke ist. Das ist der Punkt: Gott war fähig, ein Mittel zu schaffen, mit dem er uns seine Gedanken verständlich mitteilen konnte.
Darum zieht Karl Barths Argument überhaupt nicht. Die Bibel kann nicht von Gott sein, nur weil sie in menschlichen Sprachen geschrieben ist? Nein. Sie ist in Sprachen geschrieben, die Gott gemacht hat: Hebräisch, Griechisch, Aramäisch. Auch die Übersetzungssprachen sind letztlich alle von Gott. Sie reichen aus, um dem Menschen wirklich zu sagen, was Gottes Gedanke ist.
Voraussetzungen zum Verstehen von Gottes Wort und die Bedeutung von Gehorsam
Und das ist vielleicht noch eine wichtige Hilfe: Gerade unter Bibeltreuen heute, unter Evangelikalen, wird manchmal gesagt: Ja gut, die Bibel ist Gottes Wort, aber wir können nicht so absolut sein, dass dies dies bedeutet und jenes jenes. Da muss man sehr, sehr vorsichtig sein.
Letztlich führt das zu einem epharnikalen Agnostizismus, möchte ich es nennen. Agnostiker sind Leute, die sagen: Ich sage nicht, dass es Gott gibt, aber das können wir nicht wissen. Man kann überhaupt nicht wissen, was wahr ist.
Ich hatte einmal eine Korrespondenz mit einem israelischen Professor in Haifa. Er schrieb mir: Was regen Sie sich so über die Evolutionslehre auf? Ich hatte ihm mein Buch über Sprachentstehung geschickt. Er fragte, was daran so schlimm sei. Quasi vertrat er ein richtig agnostisches Denken: Man kann ja sowieso nicht ganz genau wissen, was stimmt. So habe ich es in Erinnerung, dass er so schrieb.
Viele Christen sagen: Ja, natürlich, Gott hat uns ein Wort gegeben, aber wir können nicht genau wissen, was jetzt gilt. Das sei alles persönliche Interpretation. Aber dann bedeutet das, dass Gott uns nicht mitteilen kann, was sein Gedanke ist.
Nun, die Frage ist berechtigt: Warum gibt es denn so viele Unterschiede? Darüber müsste man nachdenken, was die biblischen Voraussetzungen sind, um Gottes Wort zu verstehen.
Eine wichtige Voraussetzung ist die Wiedergeburt und die Bekehrung. Der natürliche Mensch kann nicht annehmen, was vom Geist Gottes kommt (1. Korinther 2,14). Aber jetzt geht es um Wiedergeborene.
Ein wichtiger Punkt ist Gehorsam. In Johannes 7,17 sagt der Herr Jesus: Wenn jemand Gottes Willen tun will, so wird er wissen, ob diese Lehre von mir ist oder nicht. Also führt Gehorsam dazu, dass Gott uns Erkenntnis gibt.
Auch in Psalm 111 steht, dass Gott Erkenntnis gibt denen, die sein Wort bewahren. Somit ist ganz persönlich die Frage: Wie weit bin ich bereit, Gottes Wort zu gehorchen? Wenn wir das tun, gibt uns Gott Erkenntnis.
Es gibt noch weitere Voraussetzungen. Jedenfalls müssen wir festhalten: Gott ist der Mitteiler dem Menschen gegenüber, was sein Gedanke ist. Gott kann sich mitteilen, und wir können wissen, was Gott meint.
Weitere Gottesnamen und ihre Bedeutung in der Schöpfung
Dann haben wir einen weiteren Namen, der die Morgenröte und die Finsternis macht, wörtlich Ossä-schachar-efa, also der Macher der Morgenröte. Jeden Morgen geschieht dieses Wunder, dass die Sonne wieder aufgeht. Wer macht das? Es ist Gott, der es macht.
Die Natur ist nach der Bibel also nicht eine Uhr, die am Anfang aufgezogen wurde und jetzt unabhängig von Gott tickt. Das ist der Gott der Deisten aus der Aufklärung. Sie glaubten, Gott habe am Anfang alles erschaffen und sich seitdem nicht mehr für uns interessiert. Außerdem hätten sie nie eine Offenbarung durch die Bibel erhalten.
Nein, es ist der Gott, der auch jeden Morgen die Morgenröte schafft und am Abend die Finsternis. Dann wird weiter gesagt: Vedorech albomatei arets, also der Lauf, der Gehende oder der Einherschreitende auf den Höhen der Erde. Das hat Bezug auf die Wiederkunft Christi, wenn er auf dem Ölberg und auch auf anderen Bergen kommen wird, wie es zu Beginn von Micha 1 beschrieben ist. Dort wird er als Heerschreitender auf den Höhen der Erde bezeichnet.
Das weist zurück auf Amos 1,2. Dann wird erklärt: Yahweh, Gott der Heerscharen, ist sein Name. All diese Namen sind gefasst in dem Gott, der Yahweh heißt. Übrigens kommt der Name Yahweh im Koran nie vor. Das ist noch ein wichtiger Punkt.
Aber wer ist dieser Gott, der all dies tut? Es ist eben Yahweh, ganz eindeutig der Gott Israels.
Aufruf zur Umkehr und das zentrale evangelistische Wort
Und nun gehen wir weiter zur nächsten besonders schönen Stelle in Amos 5. Zuerst der Bußruf in Vers 4: Denn so spricht der Ewige zu dem Haus Israel: Sucht mich und lebt!
Das ist ein ganz zentrales evangelistisches Wort, das wir auch heute noch brauchen. Es ist Gottes Aufruf an eine verlorene Welt: Sucht mich und lebt! Dieser Ruf ist der zentrale Aufruf zur Entscheidung.
Nachdem wir bereits in Vers 4 diesen Ruf gehört haben, heißt es in Vers 5 am Schluss und in Vers 6 am Anfang ebenfalls: Sucht den Ewigen und lebt!
Nun möchte ich besonders auf die Verse 8 bis 9 eingehen.
Gottes Macht über die Sterne und Naturgewalten
Ja, da haben wir den, der die Plejaden und den Orion machte, der am Morgen die Todesnacht umwandelt und den Tag zur Nacht verfinstert. Er ruft die Wasser des Meeres und schüttet sie über die Fläche der Erde aus. Der Ewige ist sein Name. Er lässt Verwüstung über das Bollwerk losbrechen, und Verwüstung kommt über die Festung.
Ein aktuelles Wort, oder? Auch hier muss man wieder beachten, dass es im Hebräischen noch deutlicher wird, dass es Namen Gottes sind.
In der ersten Verszeile, „der die Plejaden und den Orion machte“, steht wörtlich „Osse, Chima und Chesil“. Das heißt: der Macher der Plejaden und des Orion. Diese beiden Sternbilder sind sehr interessant. Wir können sie wunderschön in den Sommernächten sehen.
Der Orion ist bekannter. Er besteht aus etwa vier Sternen, die weit auseinander stehen, und in der Mitte hat er einen kleinen Gürtel mit drei Sternen. Das ist das, was man am besten mit bloßem Auge sieht, auch in nicht so klaren Nächten. Das ist der Orion.
Die Plejaden, das ist das Siebengestirn, das ziemlich nahe beim Orion liegt. Man muss sich aber mit einer Sternkarte vertraut machen, um die Plejaden zu finden. Es sind sieben Sterne, die ganz nah beieinander stehen.
Diese Sterne sind so im Weltall platziert, unzählige Lichtjahre entfernt. Das ist der Gott Israels.
Diese zwei Sternbilder werden auch im Buch Hiob zusammen genannt. Ich schlage Hiob 38, Verse 31-33 auf. Dort spricht Gott zu Hiob:
„Kannst du knüpfen das Gebinde des Siebengestirns oder lösen die Fesseln des Orion? Kannst du die Bilder des Tierkreises hervortreten lassen zu ihrer Zeit und den großen Bären leiten samt seinen Kindern? Kennst du die Gesetze des Himmels oder bestimmst du seine Herrschaft über die Erde?“
Hier haben wir also das Siebengestirn und den Orion zusammen.
Interessant ist Folgendes: „Kannst du knüpfen das Gebinde des Siebengestirns?“ Die meisten Sterne, die ein Sternbild bilden, sind im Weltall nicht miteinander verbunden. Sie sehen nur von der Erde aus so aus, aber im Weltall haben sie keinen inneren Zusammenhang und sind auch nicht durch Schwerkraft miteinander verbunden.
Es gibt nur ganz wenige Ausnahmen, seltene Sternbilder, die wirklich durch Schwerkraft direkt miteinander verbunden sind. Eine solche Ausnahme sind die Plejaden.
Da sagt Gott: „Kannst du knüpfen das Gebinde des Siebengestirns?“
Das Normale bei Sternbildern ist, dass sie sich verändern. Da die Sterne sich im Weltall ständig bewegen, verändern sich die Sternbilder. Man kann sagen, dass Sternbilder, die wir heute sehen, vor Jahrtausenden eine etwas andere Form hatten.
Man kann heute anhand historischer Zeiträume zeigen, wie sich Sternbilder sichtbar verschoben haben. In einer Lebenszeit sieht man das jedoch nicht, dafür braucht es Jahrtausende.
Die meisten Sternbilder gehen tatsächlich auseinander, und dazu gehört auch der Orion.
Hier steht: „oder lösen die Fesseln des Orion.“ Das stimmt in jedem Fall.
Das ist eben der Gott, der diese Sterne und das Weltall selbst gemacht hat.
Gottes Herrschaft über Tag und Nacht sowie die Naturgewalten
Dann noch einmal Amos 5,8, der zum Morgen die Todesnacht verwandelt. Noch einmal betont der Schafzüchter das Wunder der Tagwerdung und auch das Wunder der Nacht, die den Tag zur Nacht verfinstert.
Dann kommt Hakorei, Lemei Hayam, also der Rufende des Wassers des Meeres. Man könnte es im Neudeutschen als „Meerwasserrufer“ wiedergeben. Gott ist der Meerwasserrufer.
Und dann heißt es: „Und sie ausschüttet über die Fläche der Erde.“ Das kann geschehen durch Tsunamis, durch Hurrikane, wie sie eben geschehen sind, oder durch verschiedene andere Mittel. Aber es ist Gott, der das tut, der die Wasser des Meeres ruft und sie über die Fläche der Erde ausschüttet.
Dazu ein Wort aus Lukas 21, wo der Herr Jesus sagt, dass diese Dinge in der Endzeit eine besondere Bedeutung bekommen werden. Sie gehören zu den Endzeitzeichen, die der Herr in Matthäus 24,8 in der Parallelstelle als Wehen bezeichnet. Diese Wehen kommen nicht einmal und dann ist das Kind da, sondern sie treten zyklisch auf und werden immer schmerzhafter. Am Ende kommt dann das Kind, und Herr Jesus sagt, dass der Menschensohn am Schluss in die Welt kommen wird.
Ich lese in Lukas 21, Vers 25: „Und es werden Zeichen sein an Sonne und Mond und Sternen und auf der Erde, also Zeichen auf der Erde.“ Was für Zeichen? Bedrängnis der Nationen in Ratlosigkeit, bei brausendem Meer und Sturmfluten. Das geht wirklich unter die Haut, würde ich sagen.
Zeichen auf der Erde, Bedrängnis der Nationen und Ratlosigkeit – was soll man da machen? Bei brausendem Meer und Sturmfluten, in denen die Menschen vor Furcht und Erwartung dessen, was über den Erdkreis kommen wird, verschmachten. Denn die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden.
Das sind Dinge, die noch ausstehen. Auch der Himmel wird in der Zukunft verrückt spielen. Aber wir sehen bereits diese Sturmfluten.
Visionen über das Schicksal Israels und die endgültige Wiederherstellung
Jetzt wollen wir zum Schluss noch etwas aus dem letzten Kapitel lesen, wenn wir Seite 1 noch einmal aufschlagen. Römer 3 besteht aus fünf Visionen über das Schicksal Israels, Kapitel 7 bis 9, Vers 10.
In den ersten Visionen sieht Amos, wie Gott das Gericht über Israel ankündigt, zum Beispiel durch Heuschrecken. Amos betet für sein Volk, und Gott lässt sich erbitten und sagt, dieses Gericht wird nicht kommen. Und dann nochmals und wieder betet der Prophet, und Gott sagt Nein, es wird nicht kommen.
Aber schließlich zeigen die weiteren Visionen, dass Gott auch durch Gebet nicht von dem Gericht ablassen wird. Das Gericht muss kommen, es ist unausweichlich.
Schließlich haben wir Römer 4, Israels herrliche Wiederherstellung, 9, Vers 11-15, und da möchte ich noch zum Abschluss dieses Tages lesen:
„An jenem Tage“ – das ist ein typischer Ausdruck in der Prophetie, der auf die Endzeit hinweist – „werde ich die verfallene Hütte Davids aufrichten, ihre Risse vermauern und ihre Trümmer aufrichten. Ich werde sie bauen wie in den Tagen vor Alters, damit sie den Überrest Edoms und alle Nationen in Besitz nehmen, über welche mein Name genannt werden wird, spricht der Herr, der dies tut.“
Die Hütte Davids ist die Dynastie des Königs David, nicht wahr? In 2. Samuel 7 kam der Prophet Nathan zu David. David hatte den Wunsch, Gott ein Haus zu bauen. Doch dann sagt Gott: „David, ich möchte dir ein Haus bauen.“ Ein Wortspiel, denn „Bayit“ kann sowohl ein Haus aus Stein bedeuten als auch eine Dynastie oder Familie.
Gott sagt: „Ich werde dir ein Haus bauen, ein Königshaus, sodass deine Nachkommen auf dem Thron sitzen werden. Wenn deine Nachkommen treu sind, werde ich ihr Königreich erhalten. Aber wenn sie untreu sind, werde ich sie bestrafen.“
Das ist ja geschehen. In der Königslinie von David über Salomo bis Jechonia, dem letzten König aus dem Haus Davids, gab es einen so schlechten König, dass Gott ihn verworfen hat. Daraufhin kam die babylonische Gefangenschaft. Danach gab es nie mehr Könige aus dem Haus Davids, die regierten.
Jetzt wird die Dynastie Davids hier nicht mehr als „Haus Davids“ genannt, sondern als „Hütte Davids“. Diese Dynastie ist also richtig zerfallen durch die babylonische Gefangenschaft. Die Frage war: Wie will Gott sein Versprechen erfüllen, dass er bis ans Ende dem David einen Königsthron erhalten will?
Das wurde wahr durch den Sohn Davids, durch den Herrn Jesus. Er wurde zwar vor zweitausend Jahren verworfen und hat damals nicht die Königsherrschaft ergriffen. Aber in der Endzeit würde er wiederkommen und auf dem Thron Davids in Jerusalem regieren – bei der Wiederkunft Christi.
So wird Gott diese Hütte Davids wieder aufrichten und vermauern, sodass dieses Königshaus Davids am Ende wieder voll dasteht, und zwar in der Person des Messias Ben David, des Sohnes von König David.
Die zukünftige Fruchtbarkeit Israels und die endgültige Heimkehr
Aber was ist das für eine Zeit? Wann geschieht das?
Jetzt lesen wir weiter: Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, da der Pflüger an den Schnitter und der Traubentreter an den Sämann reichen wird, und die Berge werden träufeln von Most, und alle Hügel werden zerfließen.
Also wird Israel im Tausendjährigen Reich als Land überaus fruchtbar sein.
Und ich werde das Schicksal meines Volkes Israel wenden, und sie werden die verwüsteten Städte aufbauen und bewohnen, Weinberge pflanzen und deren Wein trinken, Fruchtgärten anlegen und deren Frucht essen. Ich werde sie in ihrem Lande pflanzen, und sie sollen nicht mehr herausgerissen werden aus ihrem Lande, das ich ihnen gegeben habe, spricht der Herr, dein Gott.
Dieser Ausdruck „Das Schicksal meines Volkes Israel wenden“ ist ein Begriff, der immer wieder in der Prophetie vorkommt. Er bedeutet, dass Gott in der Endzeit das Schicksal der Juden wenden wird.
Über 2000 Jahre lang waren sie ein zerstreutes Volk ohne Heimat, verfolgt und gehasst in aller Welt. Dann soll dieses Schicksal gewendet werden.
1882 kamen die ersten Siedler aus Russland. Danach wurden es immer mehr – inzwischen sind drei Millionen Menschen aus allen fünf Kontinenten und über hundert Ländern nach Israel gekommen. Der Staat Israel wurde neu gegründet, und die Stadt Jerusalem mit dem Tempelberg kam wieder in jüdische Hand.
So wurde sukzessive das Schicksal des jüdischen Volkes gewendet. Dies ist die Zeit, in der die verwüsteten alttestamentlichen Städte wieder aufgebaut werden.
Heute sehen wir alttestamentliche Städte in Israel, die zu modernen Städten mit pulsierendem Leben geworden sind.
Dann werden Weinberge gepflanzt, und deren Wein wird getrunken. Israelische Weine sind heute international preisgekrönt.
Weiter werden Fruchtgärten oder Fruchtplantagen angelegt, und deren Früchte werden gegessen. Die Jaffa-Orangen sind in der ganzen Welt berühmt geworden.
Wer diese gegessen hat, hat gleich die Erfüllung der Prophetie aus Amos 9 gegessen.
Wir könnten am Schluss noch etwas verteilen, so wie in der Schule, wo alles übereinstimmen muss – der Stoff – und dann muss man es noch erleben. Ja, Spaß beiseite, aber die Früchte sind wirklich gut. Schade, dass Mikro sie nicht mehr verkauft, soweit ich weiß.
Also, Fruchtgärten anlegen und deren Früchte essen – all das hat sich schon in unserer Zeit erfüllt.
Es ist die Zeit nach Vers 15, in der Gott dieses Volk wieder in ihrem ursprünglichen Land pflanzt. Definitiv werden sie nie mehr aus dem Land herausgerissen werden.
Niemand muss denken, dass sie später wieder einmal zerstreut werden. Es ist das letzte Mal gewesen. Es ist die definitive Rückkehr, die Rückkehr der Endzeit.
Abschluss und Gebet
Wir wollen zum Schluss noch beten.