Einleitung und Ausgangssituation
Kommen wir jetzt zu einer Betrachtung Vers für Vers des Buches. Ich lese nochmals Kapitel 1, Vers 1: „Und es geschah in den Tagen, als die Richter richteten, da entstand eine Hungersnot im Land. Und ein Mann von Bethlehem Juda zog hin, um sich in den Feldern von Moab aufzuhalten, er und seine Frau und seine beiden Söhne.“
Wir haben bereits gesehen, dass das Buch Ruth mit Gottes Zuchtmaßnahme gegenüber Israel beginnt, in dieser Zeit des allgemeinen Abfalls, in der Zeit der Richter. Gott schickt eine Hungersnot und erfüllt damit, wie wir schon gesehen haben – jetzt sieht man, wie schnell wir vorwärtskommen, weil wir die Einleitung gemacht haben – 5. Mose 11,12-17. Gott sagt, wenn Israel sich nicht an das Wort Gottes hält, wird er den Regen vom Himmel zurückhalten.
Wir sehen, dass die Not über Bethlehem kommt, was bekanntlich „Haus des Brotes“ oder auf gut Deutsch „Brothausen“ bedeutet. Da stellt sich die Frage: Wenn Gott Zucht bringt, wie reagieren wir darauf?
Hier sehen wir eine Familie, die Familie von Elimelech, die vor der Zucht flieht und versucht, durch Flucht der Zucht Gottes auszuweichen. Darum lesen wir hier, dass dieser Mann von Bethlehem Juda aus dem verheißenen Land hinaus nach Moab zog – er, seine Frau und seine beiden Söhne.
Das erinnert uns an ein anderes Beispiel in 1. Mose 12. Dort sehen wir, dass Gott Abraham berufen hatte, aus Ur Kasdim hinauszugehen, also aus diesem heidnischen Land des Götzendienstes, um in das Land zu gehen, das Gott ihm zeigen würde. Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang 1. Mose 12,1-3, die Berufung Abrahams.
In Apostelgeschichte 7 wird das von Stephanus aufgegriffen und erklärt. Dieser Ruf fand statt, als Abraham noch in Ur in Chaldäa war, heute im Südirak. Interessant ist, wie das Zitat in Apostelgeschichte 7 aussieht. Dort sagt Gott nämlich: „Komm in das Land, das ich dir zeigen werde.“
Normalerweise übersetzt man 1. Mose 12 mit „Geh in das Land“, aber in Apostelgeschichte 7 lesen wir im Griechischen in Vers 3: „Und er sprach zu ihm: Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und komm in das Land, das ich dir zeigen werde.“
Also sollte Abraham gehen, aber dieses „Geh“ bedeutete, dass Gott sagt: „Komm.“ Das bedeutet, dass Gott im verheißenen Land seine besondere Gegenwart hatte, und Abraham sollte ins verheißenen Land kommen, in das Land, wo Gott in besonderer Weise gegenwärtig war.
Die besondere Gegenwart Gottes im verheißenen Land
Gott ist allgegenwärtig. In Jeremia 23 heißt es, dass er die Himmel erfüllt, das heißt die ganze Schöpfung. Überall ist Gott, und er ist auch im Jenseits gegenwärtig.
Wie kommt es dann, dass es heißt, Gott habe im Tempel zu Jerusalem gewohnt? Oder wenn der Herr Jesus sagt: „Wo zwei oder drei zu meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte“ – er ist ja sowieso überall.
Das bedeutet, dass der allgegenwärtige Gott, der überall gleichzeitig ist, sich an bestimmten Orten auf eine besondere Weise offenbart. Dort, wo Gott wohnt, teilt er sich auch auf eine ganz besondere Weise mit. Deshalb heißt es, dass da, wo zwei oder drei wirklich wörtlich „zu meinem Namen versammelt“ sind, der Herr Jesus der Mittelpunkt ist und alle Autorität hat. Dort zeigt er seine besondere Gegenwart. Das heißt, er gibt sich besonders durch sein Wort und durch seinen Geist zu erkennen.
Wenn wir zum Beispiel an den Salomonstempel denken: Die Tschechina, die Wolkensäule am Tag und die Feuersäule in der Nacht, waren ständig über dem Tempel und deuteten Gottes besondere Gegenwart an.
Wir kennen auch die Geschichte von der Königin von Saba. Sie kam aus dem Jemen, über tausend Kilometer nach Jerusalem, um die Weisheit Salomos zu hören. Dort sagt sie: „Man hat in meinem Land nicht einmal die Hälfte erzählt, du übertriffst das Gerücht.“ Normalerweise ist es ja anders – das Gerücht ist größer als die Realität. Aber sie sagt, du übertriffst das Gerücht. Nicht die Hälfte hat man mir erzählt.
In Jerusalem erkannte sie den Herrn, weil Gott sich damals auf ganz besondere Weise dort zu erkennen gegeben hatte.
Nun, angewendet auf das verheißene Land: Gott war speziell dort. Das heißt, im Land Kanaan hat sich Gott auf besondere Weise offenbart. Er sagte zu Abraham: „Komm in das Land.“ So ging Abraham in das Land.
In diesem Land hat Gott sich schließlich durch das ganze Alte Testament hindurch auf eine ganz außergewöhnliche Weise offenbart.
Die Berufung Abrahams und die Bedeutung des Gehorsams
Nun, vor diesem Hintergrund müssen wir 1. Mose 12 ab Vers 4 lesen:
„Und Abram ging hin, wie der Herr zu ihm geredet hatte, und Lot ging mit ihm. Abram war fünfundsiebzig Jahre alt, als er aus Haran zog. Abraham nahm Sarai, seine Frau, und Lot, den Sohn seines Bruders, sowie alle ihre Habe, die sie erworben hatten, und die Seelen, die sie in Haran gewonnen hatten. Sie zogen aus, um in das Land Kanaan zu gehen. Und sie kamen in das Land Kanaan. Abraham durchzog das Land bis zu dem Ort Sichem, bis zur Terabinte Mores. Die Kananiter waren damals im Land.“
Und jetzt kommt es: Der Herr erschien Abraham und sprach: „Deine Nachkommenschaft will ich dieses Land geben.“ Dort im verheißenden Land, in Sichem, erscheint ihm Gott. Gott offenbart sich ihm in besonderer Weise. Abraham baut dort einen Altar, um Gott für seine Verheißung zu danken.
Nun schauen wir weiter in den Versen: „Abraham zog fort, immer weiter ziehend gegen den Negev. Es entstand aber eine Hungersnot im Land.“ Jetzt ist er am richtigen Ort, doch es wird schwierig: eine Hungersnot im Land Kanaan.
Nicht alle Schwierigkeiten sind ein Beweis dafür, dass etwas mit uns nicht stimmt. Der Apostel Paulus sagt zum Beispiel in 1. Korinther 16,8: „Eine große und wirkungsvolle Tür ist mir aufgetan in Ephesus.“ Und er fügt hinzu, dass es viele Feinde gibt – also ein großer Widerstand. Doch sie waren am richtigen Ort, und Gott hatte eine besondere Tür in Ephesus geöffnet.
Widerstand ist also nicht einfach ein Beweis dafür, dass wir am falschen Ort sind. Dennoch muss man sich immer fragen: Vielleicht könnte es doch sein, dass etwas nicht in Ordnung ist?
Nun stellt sich die Frage: War etwas nicht in Ordnung? Ganz klar, denn wir haben in Vers 5 gelesen: „Abraham nahm Sarai, seine Frau, und Lot, den Sohn seines Bruders.“ Gott hatte ihm in Ur in Chaldäa gesagt (Vers 1): „Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft.“ Er sollte die Verwandtschaft verlassen, doch er nahm seinen Neffen Lot mit.
Das war falsch, und darum kam die Hungersnot.
Abwenden von Gottes Weg und die Folgen
Und wie reagiert Abraham auf die Hungersnot? Es geht weiter in Vers 10: Es entstand eine Hungersnot im Land, und Abraham zog nach Ägypten hinab, um sich dort aufzuhalten, denn die Hungersnot war schwer im Land.
Er wusste, dass Ägypten nicht vom Regen des Himmels abhängig war. Das Land war wirklich unabhängig vom Himmel und wurde durch den Nil versorgt, der das Wasser aus Schwarzafrika brachte. So sagte er sich: Wenn es hier nicht geht, dann gehe ich nach Ägypten.
Doch das war falsch. Damit verließ er den Ort, an dem der Herr in besonderer Weise bei ihm war und ihn hingerufen hatte. Er verließ also den Ort seiner Bestimmung, um der Zucht Gottes auszuweichen. Das ist ganz ähnlich wie bei Eli Melech und seiner Familie. Sie verließen das verheißene Land und sogar den besonderen Ort Bethlehem, in dem, wie wir später aus der Einleitung wissen, der Messias, der Herr Jesus, geboren werden sollte.
Abraham ging nach Ägypten – und schon zeigte sich die nächste Schwierigkeit. Diese führte dazu, dass er seine Frau anleitete, zu lügen beziehungsweise sich so auszudrücken, dass die Leute klar getäuscht wurden. Das führte schließlich dazu, dass der Pharao meinte, Abraham sei nicht verheiratet, Sarah sei ledig, und er wollte Sarah heiraten.
Das war ein Frontalangriff des Satans auf die Wege Gottes. Gott hatte verheißen, dass der Messias als Nachkomme von Eva, dem Samen der Frau, kommen würde. Es war klar, dass es über die Linie von Noah weitergehen sollte, dort über den besonders gesegneten Sohn Sem. Nun sollte Abraham Stammvater des Messias und des auserwählten Volkes werden (1. Mose 12,1-3).
Jetzt versuchte Satan, wohlwissend, dass der Messias aus der Linie von Abraham und Sarah kommen sollte, diese Ehe zu zerstören und Sarah mit dem Pharao zu verbinden. Das war ein Frontalangriff auf die Heilswege Gottes.
Darum kam es zu Plagen über das Haus des Pharao. Die Sache kam ans Licht, und der Pharao fragte: „Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie deine Frau ist?“ Daraufhin schickte er Abraham zurück.
Über das Zeugnis von Abraham, der den einen wahren Gott kannte, kam Schande. Er war als Missionar ohne Berufung nach Ägypten gekommen, zu diesen Götzendienern, die Götter hauptsächlich in menschlicher Gestalt mit Tierköpfen verehrten. Nun kam eine solche Schande, dass ein Götzendiener ihm sagen musste: „Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie deine Frau ist? Wenn sie deine Frau ist, dann ist sie nicht meine Frau.“ So gab er sie zurück.
Gott griff ein, und Abraham kehrte wieder zurück ins Land. Dort setzte Gottes Geschichte mit Abraham ihren Lauf fort.
Parallelen zu Elimelech und die Flucht vor Gottes Zucht
Und so sehen wir einen Parallelfall: Ein Nachkomme Abrahams befindet sich im verheißenden Land, dort, wo Gott sein Volk haben wollte. Er wollte das Volk nicht in der Diaspora, in der Zerstreuung, sondern im verheißenden Land. Nun gibt es Schwierigkeiten. Anstatt zu fragen: „Herr, was bedeutet diese Schwierigkeit? Was müssen wir in Ordnung bringen?“, sagt Gott: „Ja, ihr seid abgewichen von dem Wort, kehrt zurück! Ihr seid abgewichen von dem Herrn, kehrt zurück!“
Doch stattdessen zieht er seine ganze Familie weg, um sich in Moab aufzuhalten – einem Land des Götzendienstes und der Perversion. Ein Land, das Israel, wie wir auch in der Einführung schon gesehen haben, so gefährlich wurde, dass Gottes Fluch über das Volk Israel kam – in der Sache mit Baal Peor.
Er geht dorthin, um zu warten, bis die Zucht Gottes vorüber ist, denn dort gibt es zu essen.
Jetzt müssen wir daran denken: Hier auf der Karte sehen wir das Land Israel. Das heutige Land Israel mit den heutigen Grenzen. Das hier ist der Gazastreifen, und das hier das Westjordanland. Mit einem Stern habe ich angezeigt, wo Bethlehem liegt – zwölf Kilometer südlich von Jerusalem. Jerusalem liegt genau dort, in diesem Knick des Westjordanlandes. Und zwölf Kilometer südlich, im sogenannten Westjordanland, liegt Bethlehem.
Hier sieht man das Westjordanland noch etwas genauer: Da ist Bethlehem eingezeichnet, Jerusalem und hier Jericho. Sie gingen von Bethlehem durch die Wüste, vorbei an Jericho. Dort haben sie sich wahrscheinlich noch verpflegt und dann über den Jordan nach Moab, dorthin, wo das Volk Israel lagerte am Ende der Wüstenwanderung, als Mose noch die letzten Abschiedsreden gehalten hatte.
Man muss sich vorstellen: Das fünfte Buch Mose mit den acht Reden wurde dort gehalten. Sie gingen daran vorbei. Und in den Ebenen von Moab, am Fuß des Nebo, hatte Mose zum Beispiel auch in 5. Mose 11 gesprochen: „Wenn ihr abweicht von dem Wort des Herrn, wird er den Himmel verschließen.“
Sie gingen genau dort vorbei, wo 5. Mose 11 gesprochen worden war. Sie verließen das verheißene Land, indem sie über den Jordan gingen.
Übrigens ist das die Stelle, wo später Johannes der Täufer taufte – auf der anderen Seite des Jordan. In Johannes 1 wird gesagt, dass er in Betanien – je nach Bibelübersetzung auch Betabara genannt – taufte. Das ist also diese Stelle hier beim Jordan, ganz in der Nähe von Jericho, gerade nördlich vom Toten Meer.
Dort hat Johannes der Täufer getauft, auf der anderen Seite des Jordans. Warum? Weil er in der Wüste predigte – der Rufer in der Wüste. Dort war er vierzig Tage, und alle, die sich taufen lassen wollten, um sich bereit zu machen für den Messias und ihre Sünden zu bekennen, mussten über den Jordan gehen.
Das sollte ausdrücken: Wir sind in einem solch schlechten Zustand, wir haben die Verheißungen gar nicht verdient. Eigentlich hätten wir verdient, das Land Gottes zu verlieren.
Sie gingen also rüber, taten Buße und kehrten dann wieder zurück ins Land, um zu warten, dass der Messias kommt.
Alles hat eine Bedeutung, je nachdem, wo etwas stattgefunden hat. So können wir Verknüpfungen vom Alten zum Neuen Testament herstellen.
Die Familie Elimelech in Moab
Da gehen sie also rüber nach Moab. Sie waren hier in der Stadt Madaba, eine der bekannten Städte von Moab im Alten Testament. Auf der anderen Seite des Toten Meeres lag das Land Moab. Man sieht hier ein Gebirgsplateau. Wenn man also in Israel am Toten Meer ist, zum Beispiel in Qumran, etwas südlicher in Engedi oder noch weiter unten in Maserat, dann schaut man hinüber und sieht ein rötliches Gebirge. Das ist das Gebirge des Landes Moab, und es ist recht eindrücklich, denn es erhebt sich bis auf etwa 800 Meter Höhe.
Das ist also ein Hochplateau, das Land Moab. Wenn man bedenkt, dass das Tote Meer auf etwa minus 400 Metern liegt, dann gibt es dort oben eine beachtliche Höhe von etwa 1200 Metern. Dort herrscht ein ganz spezielles Klima. Deshalb war das Wetter dort anders als auf der anderen Seite in Bethlehem. Man erwartete, dass man der Hungersnot dort entgehen könnte. Übrigens ist es auf dieser Höhe auch kühler als in Bethlehem. Im Winter fällt im Land Moab auf dieser Höhe Schnee bis in die Frühjahrszeit. Dort suchten sie also den Ausweg.
Vers 2: Und der Name des Mannes war Elimelech, der Name seiner Frau Noomi und die Namen seiner beiden Söhne Machlon und Kilion. Sie stammten aus Ephrata, aus Bethlehem in Juda. Sie kamen in die Gebiete, wörtlich in die Felder von Moab, und blieben dort. Es gibt viele Wüstengebiete in Moab, aber auch Gebiete, die sich gut für Landwirtschaft eignen.
Die Namen sind bedeutsam: Elimelech heißt „Mein Gott ist König“. Ich sehe gerade, dass das mit der Präsentation etwas schiefgegangen ist. „El“ heißt Gott, „I“ bedeutet mein, also heißt „Eli“ mein Gott, und „Melech“ ist das Wort für König. Ganz einfach übersetzt: Mein Gott ist König. Das ist ein wunderbares Bekenntnis. Ich unterstelle mich in meinem Leben der Herrschaft Gottes.
Aber was tat Elimelech als Vater der Familie, der die Hauptverantwortung hatte? Ich weiß, er hatte die Verantwortung für die ganze Familie, aber wir haben in Vers 1b gelesen: Ein Mann von Bethlehem in Juda zog hin und sagte zu seiner Familie: „Wir brechen auf, ich sehe die Lösung im Ausland, wir müssen nach Moab.“ Aber wo war die Anerkennung der Autorität Gottes?
Das ist ganz wichtig, wenn wir uns zu dem Herrn Jesus bekennen – und nicht nur von Jesus sprechen, sondern von dem Herrn Jesus. Nach 1. Korinther 12 heißt es klar: Man kann nur in der Kraft des Heiligen Geistes „Herr Jesus“ sagen. Das bedeutet natürlich nicht, dass es nicht möglich ist, diese Worte auszusprechen, ohne dieses Bekenntnis abzulegen.
Ich habe das schon oft erzählt, aber es ist eine gute Illustration von 1. Korinther 12: Ein Evangelist in Indien wartete am Bahnhof auf den Zug und wollte die Zeit zum Predigen nutzen. Als er beginnen wollte, kam ein Moslem zu ihm und sagte: „Du, deine Bibel ist falsch.“ „Wieso?“ fragte der Evangelist. „Es steht in der Bibel, dass man nicht ‚Herr Jesus‘ sagen kann, außer durch den Heiligen Geist.“ „Ja, das siehst du“, sagte der Moslem. „Jetzt hör mal gut zu: ‚Herr Jesus‘ – habe ich den Heiligen Geist? Nein. Ja, aber du siehst, ich konnte ‚Herr Jesus‘ sagen.“ Daraufhin rief der Evangelist schnell die Leute am Bahnhof zusammen und sagte: „Kommt mal her, da ist einer, der gerne ein Bekenntnis ablegen möchte.“ Doch der Mann war schon weg.
Es geht also nicht um die Worthülse, sondern darum, dass es ein Bekenntnis ist. Wenn wir von dem Herrn Jesus sprechen – ich weiß, in den Evangelien heißt es meistens nur Jesus – aber mit der Auferstehung, Himmelfahrt und dem Sitzen des Herrn Jesus zur Rechten Gottes in der Apostelgeschichte wird immer wieder von dem Herrn Jesus, Herrn Jesus Christus gesprochen. Gott hat ihn erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist. Das ist nicht der Name Jesus, denn den bekam er schon nach der Geburt, bei der Beschneidung. Aber der Titel „Herr“ wurde ihm als Mensch gegeben, nachdem er sein Werk vollendet hatte und sich auf den Thron Gottes im Himmel als Mensch setzte.
Wenn wir also mit Überzeugung „Herr Jesus“ sagen, dann ist das auch eine Verpflichtung, ihm in unserem Leben zu gehorchen, seinen Weg zu gehen und sein Wort als Autorität über uns anzuerkennen. Es darf nicht nur ein äußeres Bekenntnis sein, wie bei Elimelech: „Mein Gott ist König.“
Die Frau hieß Noomi, ein schöner Name. Wir haben unsere jüngste Tochter auch so genannt. „Noom“ heißt lieblich, „i“ mein, also Noomi: meine Liebliche. Wenn er nur schon seine Frau rief, sagte er damit einen Kosenamen. Es gibt ja viele Kosenamen im Hohenlied, wie „meine Taube“, „meine Vollkommene“ und so weiter. Wenn er nur schon den normalen Namen rief, sagte er jedes Mal: „Du bist meine Liebliche, meine Liebliche, meine Liebliche.“ Das ist schön.
Aber wenn wir die Geschichte weiterlesen, wie diese Noomi später als Witwe aus Moab zurückkehrt, sagt sie in Vers 13 am Schluss: „Denn mir geht es viel bitterer als euch, denn die Hand des Herrn ist gegen mich ausgegangen.“ Noch später in Vers 20 sagt sie zu ihnen: „Nennt mich nicht Noomi, meine Liebliche, nennt mich Mara, das heißt Bittere, die Bittere, denn der Allmächtige hat es mir sehr bitter gemacht. Voll bin ich gegangen, und leer hat mich der Herr zurückkehren lassen. Warum nennt ihr mich Noomi, da der Herr gegen mich gewütet und der Allmächtige mir Übles getan hat?“
Unglaublich – jetzt gibt sie Gott die Schuld, obwohl sie damals mit ihrem Ehemann zum großen Glück ins Ausland aufgebrochen war. So sehen wir, dass die Namen in der Bibel eine Bedeutung haben und die Leute darauf geachtet haben, was die Namen bedeuten. Noomi stellt fest, dass ihr Name überhaupt nicht mehr passt und möchte am liebsten den Namen ändern. Sie sagt: Nennt mich Mara.
Aber da sind noch weitere Namen: Machlon und Kilion, die Kinder. Machlon heißt „der Kranke“ und Kilion „der Verschmachtende“. Die Frage ist: Wie kann man einem Kind einen solchen Namen geben? Das hängt natürlich damit zusammen, wie es bei der Geburt war. Wenn man sieht, das kleine Baby ist schon so kränklich und schwach. So kamen sie offensichtlich zur Welt und bekamen diese Namen.
Doch sie wuchsen auf und starben nicht; der Herr gab ihnen Gnade. Nun kam der Tag, an dem der Vater mit seiner Ehefrau und den Söhnen aufbrach: „Wir gehen nach Moab.“
Vers 3: Und Elimelech, der Mann Noomis, starb, und sie blieb mit ihren beiden Söhnen übrig. Die Zucht Gottes erreichte sie auch in Moab. Man kann Gott nicht entfliehen. Das ist grundsätzlich die Erkenntnis, die David ausdrückt: Man kann vor Gott nicht fliehen (Psalm 139). Dort wird die Allgegenwart Gottes im positiven und schönen Sinn gepriesen.
Psalm 139, Vers 2: „Du kennst mein Sitzen und mein Aufstehen, du verstehst meine Gedanken von fern. Du sichtest mein Wandeln und mein Liegen und bist vertraut mit allen meinen Wegen. Denn das Wort ist noch nicht auf meiner Zunge, siehe, Herr, du weißt es. Von hinten und von vorn hast du mich eingeengt und deine Hand auf mich gelegt.“ Gott ist allgegenwärtig, aber das ist wunderbar, denn das bedeutet, dass er uns vollkommen umgibt.
Oder wie es in Apostelgeschichte 17 von Paulus ausgedrückt wird: „In ihm leben, weben und sind wir.“ So nah ist Gott. Er sagt sogar zu den Heiden in Athen, dass er nicht fern von einem jeden von uns ist.
David sagt weiter in Vers 6: „Kenntnis zu wunderbar für mich, zu hoch, ich vermag sie nicht zu erfassen. Wohin sollte ich gehen vor deinem Geist, und wohin fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich auf zum Himmel, also irgendwo ins Weltall, mit dem Flugzeug über die Wolken oder mit der Rakete ins Weltall, führe ich auf zum Himmel, du bist da.“
Jeremia 23 sagt, dass Gott den ganzen Himmel, das ganze Universum erfüllt. „Und betete ich mir im Scheol, siehe, du bist da.“ Scheol bezeichnet den Aufenthaltsort der Toten im Jenseits – für die Gläubigen das Paradies, für die Ungläubigen das Gefängnis, wo sie auf das letzte Gericht warten. Scheol bezeichnet im Diesseits auch das Grab, wo der Körper hingeht. Er geht in den Himmel hinauf und in den Scheol hinunter – das meint als Kontrast speziell das Grab, also ins Erdinnere. Aber auch dort kann man vor Gott nicht fliehen: „Siehe, du bist da.“
Vers 9: „Nehme ich Flügel der Morgenröte, ließe ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres.“ Von Israel aus, rüber die Linie, übers Mittelmeer, an der Südspitze von Spanien vorbei, dann kommen wir in den Atlantik, und weiter an die Ostküste von Amerika. Dort, wo später viele Diasporajuden, Millionen von ihnen, hingehen würden, sagt er: „Nehme ich Flügel der Morgenröte, ließe ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres, auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich fassen.“
Wunderbar! Man kann Gott nicht entfliehen. Aber hier ist der tröstliche Gedanke in Psalm 139, dass die Allgegenwart Gottes uns keine Angst machen muss, sondern uns ermutigt, weil er überall bei uns ist, wo wir auch sind.
Wenn es aber um die Zucht Gottes geht, wird klar: Man kann Gott nicht entfliehen. Nun stirbt der Ehemann in Moab, und Noomi bleibt als Witwe mit den zwei Söhnen zurück. Doch diese zwei Söhne werden noch größer.
Vers 4: „Und sie nahmen sich moabitische Frauen. Der Name der einen war Orpa, der Name der anderen Ruth, und sie wohnten dort etwa zehn Jahre.“ Nun, was sollen die beiden Söhne tun? Es gibt keine Frauen aus dem Volk Gottes. Der natürliche Wunsch ist da, zu heiraten. So entscheiden sie sich für götzendienerische Frauen dort. Das ist ganz klar ein Verstoß gegen das Grundsatzgebot in 5. Mose 7,1-8. Dort sagt Gott zu Israel, dass sie sich nicht mit diesen götzendienerischen Völkern im Land Kanaan vermischen sollen, keine Ehen eingehen sollen, weil sie sonst zum Götzendienst verleitet würden.
Ganz klar: Keine Ehe mit solchen aus den götzendienerischen Völkern, sondern nur innerhalb des Volkes Gottes. Das ist auch ein Grundsatz des Neuen Testaments. In 2. Korinther 6, Vers 14 sagt der Apostel Paulus ganz grundsätzlich – das bezieht sich nicht nur auf die Ehe, sondern auch auf andere Verbindungen –, aber die Ehe als tiefste Verbindung von zwei Menschen ist hier besonders gemeint.
Paulus erklärt mit apostolischer Autorität als Befehl: „Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen.“ Das ist eine Anspielung auf 3. Mose 19,19 und 5. Mose 22,10, wo gesagt wird, dass man nicht zwei verschiedene Tiere, zum Beispiel einen Ochsen und einen Esel, zusammenjochen darf, um die Arbeit zu verrichten. Das geht nicht. Ein Esel hat einen anderen Schritt als ein Ochse, und wenn man das Joch auflegt, entstehen Druckstellen, die nicht entstehen würden, wenn beide im Gleichschritt gehen.
Das ungleiche Joch ist ein eindrückliches Bild für eine Ehe zwischen einem Gläubigen und einer Ungläubigen oder einer Gläubigen und einem Ungläubigen. Das geht nicht. Darum heißt es: „Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen.“ Es ist keine Option, keine Möglichkeit, sondern ein Bruch mit einem göttlichen Gebot, wenn man als Gläubiger eine solche Ehe eingeht.
Natürlich gibt es viele, die sich erst später bekehrt haben, während der Mann nicht gläubig war oder umgekehrt. Dann wird aber in 1. Korinther 7 Mut gemacht, diese Ehe zu pflegen und weiterzuführen. Dabei soll man daran denken, dass dies auch eine Chance ist, um die Ungläubigen zum Herrn zu führen.
Grundsätzlich gilt aber: „Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen.“ Denn „welche Gemeinschaft hat Gerechtigkeit mit Gesetzlosigkeit? Oder welche Übereinstimmung Licht mit Finsternis? Und welche Gemeinschaft hat Christus mit Belial?“ – das ist ein Name für den Satan. „Oder welches Teil hat ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Tempel Gottes und Götzen? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: ‚Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.‘“
Dieser Grundsatz wurde gebrochen. Noomi war diesen beiden Söhnen keine Hilfe. Sie nahmen sich moabitische Frauen. Orpa heißt „die Hartnäckige“ – das ist auch schon ein Programm. Und Ruth, die Freundin. Auch unter den Ungläubigen gibt es Menschen mit sehr schwierigem Charakter, und solche, die fantastisch im Charakter sind. Menschen gesprochen müsste es ja gut gehen, so anpassungsfähig, so freundschaftlich. Es gibt beides.
Hier sind diese Ehen eingegangen, und das sind die Namen, die der Heilige Geist uns ausdrücklich nennt.
Übrigens hat man von den Bergen des Plateaus von Moab einen Blick zum Toten Meer und zum Land Israel. So hätte man dort im Land Moab wehmütig darüber schauen können: Dort ist Bethlehem, der Ort, wo der Herr uns eigentlich haben wollte. Aber jetzt sind wir hier. Zehn Jahre sind sie dort.
Vers 5: Da starben auch die beiden, Machlon und Kilion. Schwächlich und kränklich, und jetzt, als Erwachsene, sterben sie einen frühen Tod. Die Frau blieb von ihren beiden Söhnen und ihrem Mann allein übrig. Das ist Phase zwei der Zucht Gottes.
Noomi hätte ja mit den beiden Söhnen sagen können: „Jetzt ist mein Mann gestorben, was habe ich angerichtet? Der Herr spricht zu mir: Wir gehen zurück nach Bethlehem. Ob es dort Hungersnot gibt oder nicht, der Herr hat einen Weg. Wenn wir umkehren, hat er Verheißungen gegeben, den Himmel wieder zu öffnen.“ Nein, sie blieb dort, und Gottes Zucht ging weiter. Nun sterben auch noch die Söhne.
Auf dem Bild sieht man übrigens das Wadi Mujib. In der Bibel ist das das Arnontal. Es wird etwa 25 Mal im Alten Testament erwähnt, gerade im Zusammenhang mit dem Wohngebiet von Moab. Es ist nützlich, diesen Namen nicht einfach zu übergehen, sondern Kartenmaterial zu benutzen und dem nachzugehen, was das genau bedeutet.
Ich gehe gerade nochmals zurück zu der Karte. Man sieht hier nochmals das Hochplateau von Moab und ein ganz markant eingeschnittenes Tal. Das ist fast auf der Höhe von En Gedi. Wenn man in En Gedi ist, in dieser wunderbaren Oase im Land Israel, wo es Steinböcke und Klippendechsen gibt, schaut man darüber, und man muss unbedingt diesen Einschnitt in die Berge von Moab beachten. Das ist das Arnon-Tal, das Wadi Mujib, das so oft vorkommt. Wenn man all die Stellen nachliest, an denen Arnon erwähnt wird, kann man das einordnen.
Jetzt wieder vorwärts: Hier sieht man dieses schöne Tal, Wadi Mujib, eine andere Ansicht, die auch gut zum Wandern geeignet ist.
Vers 6: „Und sie machte sich auf.“ Jetzt hat sie verstanden. Aber wir müssen natürlich die ganze Wahrheit sehen. Sie machte sich auf, sie und ihre Schwiegertöchter, und kehrte aus den Feldern von Moab zurück, denn sie hatte dort gehört, dass der Herr sich seinem Volk zugewandt habe, um ihnen Brot zu geben.
Es ist nicht so, dass sie sich einfach gesagt hat: „So, jetzt ist klar, drei Tote in der Familie der Reichen, jetzt gehe ich zurück.“ Nein, in der Zwischenzeit hat der Herr in seiner Freundlichkeit ihr eine Nachricht hören lassen: Es gibt in Bethlehem wieder Brot. Weil der Herr freundlich ist, hat er sich seinem Volk in Gnade zugewandt. Das ermutigte sie: „Ich gehe zurück. Was soll ich hier? Ich gehe zurück ins Land der Verheißung.“
Vers 7: „Und sie zog aus von dem Ort, wo sie gewesen war, und ihre beiden Schwiegertöchter mit ihr, und sie zogen des Weges, um in das Land Juda zurückzukehren.“ Land Juda heißt „Lob Gottes“. Das ist das Land, wo man den wahren Gott kennt und Gott lobt, eben nach Bethlehem, nach Brot-Hausen, dort wo Gott Brot gibt. Es ist eine Rückkehr, eine Umkehr gewissermaßen.
Aber da ist noch ein langer innerer Weg, denn Noomi war zu diesem Zeitpunkt innerlich nicht wiederhergestellt. In den Versen 8 bis 14 sehen wir drei Versuche, wie sie ihre Schwiegertöchter, die mit ihr ins Land Israel gehen wollen, versucht abzuwiegeln, diesen Weg zu gehen – dreimal. Das ist eigentlich unglaublich: Eine Frau, die den wahren Gott kannte, und jetzt zwei aus dem Land der Götzen, die mit ihr ins Land des wahren Gottes gehen wollen.
Sie sagt Folgendes:
Vers 8: „Da sprach Noomi zu ihren beiden Schwiegertöchtern: Geht, kehrt um, jede zu dem Haus ihrer Mutter.“ Sie waren also schon auf dem Weg. Auf diesem Weg sagt sie: „Kehret um, richtig zurück nach Moab, dahin, wo ihr herkommt, jede zu dem Haus ihrer Mutter.“
„Der Herr erweise Güte an euch, so wie ihr sie an den Verstorbenen und an mir erwiesen habt.“ Man sieht: „Herr“ mit Großbuchstaben, das ist im Hebräischen Yahweh, der Eigenname Gottes. Sie braucht den Eigennamen Gottes, also den Namen, der eigentlich klar macht, dass der wahre Gott gemeint ist.
Das Wort „El“, das Gott heißt, im Sinne von Stärke, wurde auch von den umliegenden Völkern und Kanaanäern für Götzen verwendet. Das Wort „Elohim“, Gott in der Mehrzahl, das Größe und Allmacht ausdrücken soll, wurde ebenfalls von den umliegenden Völkern für falsche Götter genutzt. Aber Yahweh nicht. Den findet man nicht bei den Moabitern, Ammonitern, Edomitern, Kanaanäern, Philistern, Assyrern, Babyloniern oder Ägyptern. Das ist ganz klar.
Jetzt benutzt sie den Namen des wahren Gottes und spricht so fromm, um ihren Schwiegertöchtern zu sagen: „Geht doch, bleibt im Land der Götzen.“ Das ist wahnsinnig! Wahnsinnig!
„Der Herr erweise Güte an euch, so wie ihr sie an den Verstorbenen und an mir erwiesen habt. Der Herr gebe euch, dass ihr Ruhe findet, jede im Haus ihres Mannes.“ Und sie küsste sie. Zwischenmenschlich war da einiges da. Sie sagt: „Ihr wart euren Männern gute Frauen, und ihr wart auch mir gegenüber als Schwiegertöchter gut.“ Sie liebt sie, küsst sie, sagt aber: „Geht, kehrt zurück!“
Warum sagt sie das? Damit sie Ruhe finden, jede im Haus ihres Mannes. Sie möchte, dass diese jungen Witwen – sie waren beide jung – wieder heiraten könnten. Wir werden weiter sehen, dass sie befürchten, wenn sie nach Israel kommen, keinen Mann zu finden. Das wäre schade, sie würden das Leben verpassen. Das war für sie klar.
Darum müssen sie bleiben und sollen wieder heiraten und Ruhe finden im Haus ihres Mannes. Davon mehr nach der Pause.
Die Rückkehr aus Moab und die innere Zerrissenheit
Jetzt kommt Vers 6: Und sie machte sich auf. Jetzt hat sie verstanden. Aber wir müssen natürlich die ganze Wahrheit sehen.
Sie machte sich auf, sie und ihre Schwiegertöchter, und kehrte aus den Feldern von Moab zurück. Denn sie hatte in den Feldern von Moab gehört, dass der Herr sich seinem Volk zugewandt habe, um ihnen Brot zu geben.
Es ist also nicht so, dass sie einfach gesagt hat: „So, jetzt ist klar, drei Tote in der Familie der Reichen, jetzt gehe ich zurück.“ Nein, in der Zwischenzeit hat der Herr in seiner Freundlichkeit ihr eine Nachricht hören lassen. Es gibt in Bethlehem wieder Brot. Und zwar, weil der Herr einfach freundlich ist. Er hat sich seinem Volk in Gnade zugewandt, und das ermutigt sie: „Ich gehe zurück. Was soll ich hier? Ich gehe zurück ins Land der Verheißung.“
Vers 7: Und sie zog aus von dem Ort, wo sie gewesen war, und ihre beiden Schwiegertöchter mit ihr, und sie zogen des Weges, um in das Land Juda zurückzukehren. Land Juda – Juda heißt „Lob Gottes“. Ja, das ist das Land, wo man den wahren Gott kennt, Gott lobt und eben nach Bethlehem, nach Brotthausen, dort, wo Gott Brot gibt.
Es ist eine Rückkehr, eine Rückkehr, die auch einer Umkehr gleichkommt. Aber da ist noch ein langer Weg innerlich, denn Noemi war zu dem Zeitpunkt innerlich nicht wiederhergestellt.
In den Versen 8 bis 14 sehen wir dann drei Versuche, wie sie ihre Schwiegertöchter, die mit ihr ins Land Israel gehen wollen, versucht abzuwiegeln, diesen Weg zu gehen – dreimal. Das ist eigentlich unglaublich: Eine Frau, die den wahren Gott kannte, und jetzt zwei aus dem Land der Götzen, die mit ihr ins Land des wahren Gottes gehen wollen.
Und sie sagt Folgendes: Vers 8: Da sprach Noemi zu ihren beiden Schwiegertöchtern: „Geht, kehrt um, jede zum Haus ihrer Mutter.“ Sie waren also schon auf dem Weg, und auf diesem Weg sagt sie: „Kehrt zurück, richtig nach Moab zurück, da, wo ihr herkommt, jede zum Haus ihrer Mutter. Der Herr erweise Güte an euch, so wie ihr sie an den Verstorbenen und an mir erwiesen habt.“
Man sieht: Herr mit Großbuchstaben, das ist im Hebräischen Yahweh, der Eigenname Gottes. Sie braucht den Eigennamen Gottes, also den Namen, der eigentlich klar macht, dass der wahre Gott gemeint ist.
Das Wort El, was „Gott“ heißt im Sinne von Stärke, wurde auch von den umliegenden Völkern und von den Kanaanäern verwendet – für Götzen oder für einen Götzen. Das Wort Elohim, „Gott“ in der Mehrzahl, das seine Größe und Allmacht ausdrücken soll, wurde ebenfalls von umliegenden Völkern für falsche Götter verwendet.
Aber Yahweh nicht. Das findet man nicht bei den Moabitern, Ammonitern, Edomitern, Kanaanäern, Philistern, Assyrern, Babyloniern oder Ägyptern. Das ist ganz klar.
Und jetzt benutzt sie den Namen des wahren Gottes und spricht so fromm, um ihren Töchtern zu sagen: „Geht doch, bleibt im Land der Götzen.“ Das ist wahnsinnig, wahnsinnig!
„Der Herr erweise Güte an euch, so wie ihr sie an den Verstorbenen und an mir erwiesen habt. Der Herr gebe euch, dass ihr Ruhe findet, jede im Haus ihres Mannes.“ Und sie küsste sie.
Ja, zwischenmenschlich war da einiges da. Sie sagt: „Ihr wart euren Männern gute Frauen, und ihr wart auch mir gegenüber als Schwiegermutter gut.“ Sie selber liebt sie, sie küsst sie, aber sagt: „Geht, kehrt zurück.“
Warum sagt sie das? Damit sie Ruhe finden, jede im Haus ihres Mannes. Sie möchte, dass diese jungen Witwen – sie waren beide jung – wieder heiraten könnten.
Wir werden weiter sehen: Sie befürchten tatsächlich, dass sie, wenn sie nach Israel kommen, keinen Mann bekommen. Und das wäre so schade. Die verpassen das Leben, das war für sie klar.
Darum müssen sie da bleiben, und sie sollen da wieder heiraten und Ruhe finden im Haus ihres Mannes. Und davon mehr nach der Pause.