Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus! Amen!
Liebe Gemeinde, es gibt eine Macht in dieser Welt, die unsichtbar ist, aber jeder kennt sie. Diese Macht kann plötzlich zuschlagen oder sich langsam heranschleichen. Es ist eine lähmende Macht. Sie kann uns den Schlaf rauben und uns bis in unsere Träume hinein verfolgen. Schon morgens beim Aufwachen kann sie sich wie ein Klammergriff über uns legen.
Diese Macht hat einen einfachen Namen: Sorge. Der Theologe Paul Schütz hat einmal gesagt: „Die Sorge um das Leben ist der größte Tyrann, der ein ganzes Heer von Schergen und Bütteln befehligt, um uns zu Knechten zu machen.“ Im Gefolge dieses Tyrannen Sorge stehen Misstrauen, Angst, Verzagtheit, Murren, Nörgeln und Verbitterung. Man könnte auch sagen: Sorge ist wie radioaktiver Müll in unserem Herzen. Wenn die Sorge nicht entsorgt wird, verseucht sie unser Herz und von dort aus nach und nach uns selbst.
Das englische Wort für Sorge kommt von einem alten Ausdruck, der so viel bedeutet wie erwürgen oder strangulieren. Und das passt. Manchmal haben wir den Eindruck, die Sorge schnürt uns die Kehle ab. Neulich sagte mir jemand: „Ach, man denkt immer, wenn das und das vorbei ist, dann ist erst mal Ruhe. Wenn die Hürde geschafft ist, kannst du sorgenfrei leben.“ Aber ständig kommt etwas Neues: die Sorge um die Familie, um die Gesundheit, um die Finanzen, um die nächste Prüfung – um, um, um.
Und Jesus weiß das natürlich. Darum räumt er dem Thema Sorge in der Bergpredigt so einen breiten Raum ein und legt uns hier sein Entsorgungskonzept vor. In dem Text, den Sie vor sich haben, gibt es dreimal die Aufforderung: Sorgt nicht! In Vers 25, Vers 31 und Vers 34 sagt er dreimal: „Sorgt nicht, sorgt nicht, sorgt nicht.“
Wir reiben uns auf den ersten Blick die Augen und denken: Na ja, das ist leicht gesagt. Aber wir haben das doch nicht in der Hand. Das ist so, als wenn mir jemand dreimal sagt: „Hab keinen Hunger, hab keinen Hunger, hab keinen Hunger!“ Aber ich habe zwei Tage lang nichts gegessen, und wenn der Magen knurrt, dann knurrt er.
Werden wir hier nicht zu etwas aufgefordert, was wir gar nicht leisten können? Wir sorgen uns doch bitteschön nicht freiwillig, das kommt doch über uns. Die Sorge greift doch nach uns.
Trotzdem hält Jesus diese Forderung aufrecht. Aber das ist nicht alles. Er zeigt uns auch einen Weg, wie das nun konkret passieren kann. Er zeigt uns einen Weg, wie wir aus der Knechtschaft der Sorge herauskommen können.
Diesen Weg wollen wir heute Morgen gemeinsam studieren. Es ist ein spannender Text, und es lohnt sich, dass wir unsere ganze Aufmerksamkeit darauf verwenden. 1. Matthäus 6,25-34
Matthäus 6, Vers 25, wir heben uns vor dem Wort Gottes. Da sagt Jesus: „Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?
Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen, und doch ernährt sie euer himmlischer Vater. Seid ihr denn nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann mit all seiner Sorge seinem Leben auch nur eine Spanne Länge hinzufügen?
Warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen. Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Ich sage euch: Selbst Salomo in all seiner Herrlichkeit war nicht gekleidet wie eine von ihnen.
Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, sollte er dann nicht viel mehr für euch sorgen, ihr Kleingläubigen?
Darum solltet ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach all dem trachten doch die Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft.
Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.
Wir beten: Ach Herr Jesus Christus, nun bitten wir dich, schließe uns diesen Weg auf, den du uns hier zeigst, wie wir wegkommen können von den Sorgen. Mögen die Sorgen, die wir mitgebracht haben in diesen Gottesdienst, zur Ruhe kommen, Herr, und hilf uns. Amen.
Nehmen Sie bitte wieder Platz.
Die These, die Überschrift dieses Textes, ist klar: Jesus sagt Satz für Satz, Sorgen ist sinnlos.
Ist Ihnen das schon aufgefallen? Jesus argumentiert, er fordert zum Mitdenken auf, er stellt Zwischenfragen. Jesus verabreicht uns hier keine Beruhigungspille, er gibt uns kein Geheimrezept. Stattdessen sagt er: Passt auf, hört zu, denkt mit, schaut hin!
Jesus wendet sich also erst einmal an unseren Verstand in diesem Text, und das beginnt gleich mit dem ersten Wort: „Darum“. Darum sage ich euch: Sorgt nicht um euer Leben! Und wir fragen: Warum denn bitteschön? Welchen Grund hätten wir, uns nicht zu sorgen? Gründe zum Sorgen haben wir genug, da fallen uns sofort fünf bis zehn ein. Aber warum sagt Jesus „darum“? Welchen Grund hätten wir, uns nicht zu sorgen?
Der Grund steht davor, in Vers 24, den wir am vergangenen Sonntag angeschaut haben. Dort macht Jesus deutlich: Jeder Christ hat einen Herrn. Ein Christ gehört nicht sich selbst, sondern Gott. Wir hatten gesehen, dass Jesus hier das Bild von einem Sklaven verwendet, der ganz seinem Herrn gehört.
Das war im Israel des Altertums das Sklavenrecht: Wenn ein Sklave seinen Herrn liebte und sagte: „Ich möchte mit meiner ganzen Familie bei dir sein“, dann nahm der Herr ihn, stellte ihn vor den Torpfosten seines Hauses und nahm einen Friemen. Diesen ließ er durch ein Loch im Ohr des Sklaven fahren. Das war das Zeichen dafür, dass dieser Sklave jetzt freiwillig nicht nach sechs Jahren entlassen werden wollte, wie es üblich war, sondern für immer bei seinem Herrn bleiben wollte.
So versteht Jesus die Christen: Wir sind Sklaven Gottes, Menschen, die dem lebendigen Gott gehören. Und er sagt: Weil das so ist, weil ihr Gott gehört und er für euch verantwortlich ist, darum sorgt nicht um euer Leben. Ihr gehört nicht euch selbst, ihr seid nicht euer eigener Chef.
Mein Sohn würde nie auf die Idee kommen, oder meine Tochter, sich Sorgen zu machen, wir ließen sie verhungern. Denn sie wissen: Wir sind die Kinder unserer Eltern, wir gehören zu ihnen, und die sorgen für uns. So sagt Jesus hier: Sorgt nicht um euer Leben.
Der Begriff „Leben“, der hier im Griechischen steht, Psyche, umfasst das gesamte Leben – alles, was wir brauchen, alles, was wir sind, alles, was zu uns gehört. Jesus nennt dann einige Beispiele, die zur Grundausstattung gehören: Essen, Trinken, Kleider. Später wird er auch noch unsere Lebenserwartung ansprechen. All das ist umschlossen von dem Begriff „Leben“.
Am Ende von Vers 25 fragt Jesus: „Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?“ Für die Leute, mit denen Jesus sprach, war klar: Gott hat uns das Leben gegeben. Wir leben hier auf dieser Welt durch unseren Körper. Also Leib und Leben – das kennen wir ja noch aus der Redewendung: „Wir haben uns dem verschworen mit Leib und Leben.“ Das ist der ganze Mensch.
Jetzt ist die Logik dieses Satzes ganz einfach: Jesus sagt: „Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?“ Das heißt: Leute, wenn Gott schon euer gesamtes Leben und euren Leib in der Hand hält, wenn er euch das gegeben hat, ist es dann nicht klar, dass er auch für alle Einzelheiten sorgt? Ist es nicht klar, dass er euch mit Essen, Trinken, Kleidung, mit der nötigen Kraft und allem, was ihr sonst noch braucht, versorgen wird?
Jesus benutzt hier eine klassische Methode der Logik, man nennt das den Rückschluss vom Größeren zum Kleineren. Ein ganz einfaches Beispiel: Wenn jemand schon einen Salto rückwärts kann, dann wird er ja wohl auch einen Purzelbaum vorwärts schaffen. Das ist der Rückschluss vom Größeren zum Kleineren: Wenn einer einen Salto kann, kann er erst recht Purzelbäume.
So sagt Jesus hier: Wenn Gott nun schon das ganze Leben gibt, das Größere, dann sorgt er doch wohl auch für deine Einzelausstattung. Wenn Gott dich schon hier in diese Welt hineingestellt hat, dann lässt er dich nicht plötzlich nackt und bloß unter freiem Himmel stehen. Er bringt die Sache auch zu Ende.
Wenn jemand schon das Geld ausgibt, um ein großes Auto zu kaufen, dann wird er doch wohl auch noch etwas übrig haben für das Benzin. Das ist die Logik, die Jesus hier anwendet. Und das ist der erste triftige Grund, warum wir uns nicht sorgen müssen. Warum wir uns bei einigermaßen klarem Verstand eigentlich gar nicht sorgen dürften: Denn Gott gibt, was ihr braucht.
Das ist der erste Punkt: Sorgen ist sinnlos, denn Gott gibt, was ihr braucht.
Das gehört gewissermaßen zu seinem Beruf. Gott erklärt sich zuständig für die gesamte Palette unserer normalen Bedürfnisse. Ist das nicht seltsam? Viele Menschen glauben, Gott hat mich ausgestattet mit einem unsterblichen Geist. Viele glauben, dass Gott mir einen Verstand gegeben hat, Augen zum Sehen und Ohren zum Hören.
Aber was das praktische Leben angeht, da fürchten sie, Gott könnte plötzlich nicht mehr zuständig sein. Manche stellen sich Gott vor wie einen Uhrmacher, der uns Menschen wie eine Uhr am Anfang einmal aufgezogen hat. Dann stellt er uns in die Welt, und die Uhr läuft von selbst weiter, ohne dass der Uhrmacher jemals wieder eingreift.
Doch die ganze Bibel sagt: Leute, so ist es nicht. Gott hat die Haare auf eurem Haupt gezählt. Das habt ihr wahrscheinlich noch nicht einmal selbst gemacht. Bei mir wird das langsam immer einfacher, aber Gott zählt die Haare auch bei Leuten, die etwas mehr Wolle auf dem Kopf haben. Er schaut so genau hin, das haben wir in der Bergpredigt immer wieder gesehen. Gott schaut hin, Gott interessiert sich für das, was du brauchst.
Wenn du das glauben kannst, dass dein Leben wirklich von Gott kommt, und wenn du glaubst, dass er in diese Welt eingreifen kann, dann sind deine Sorgen völlig unlogisch. Dann musst du nämlich davon ausgehen, dass Gott dir gibt, was du brauchst.
Allerdings, wer das nicht glaubt, wer glaubt, dass Gott nicht eingreift, wer diese Welt durch die Brille eines Atheisten betrachtet, der steigt hier natürlich aus. Wer nicht mit Gott rechnet, hat sowieso keine Chance, seine Sorgen jemals wirkungsvoll loszuwerden. Wer nur in dieser vergänglichen Welt zu Hause ist, der muss seine Sorgen verdrängen, oder seine Sorgen werden ihn erdrücken.
Denn wer sich von der einzigen wirklichen Sorgenhilfe abschneidet, die es gibt, der wird Jesus ablehnen und er wird auch das nicht mehr ernst nehmen, was Jesus hier sagt. Haltet bitte den Gedanken fest, das ist ganz wichtig: Jesus richtet sich hier erst mal nur an Leute, die wirklich damit rechnen, dass Gott eingreift.
Allerdings wendet er sich indirekt auch an die anderen. Er sagt ihnen: Leute, selbst wenn ihr Atheisten seid, wenn ihr nicht glaubt, dass es einen lebendigen Gott gibt, wenn ihr überhaupt eine Chance gegen eure Sorgen haben wollt, dann versucht schnellstens, einen Draht zu Gott zu finden. Der kann euch eure Sorgen abnehmen. Dieses Angebot schwingt hier immer noch mit.
Aber eigentlich wendet sich Jesus erst einmal an die anderen und sagt: Wenn du schon damit rechnest, dass Gott da ist, wenn du wirklich glaubst, dass er dir dein Leben gegeben hat, dann musst du logischerweise davon ausgehen, dass er dich nicht auf halber Strecke stehen lässt. Gott macht keine halben Sachen.
Und das ist der erste Grund, warum Sorgen sinnlos sind: Gott gibt euch, was ihr braucht. Das ist gewissermaßen der erste Nagel, den Jesus hier einschlägt. Und damit dieser Nagel auch hält, werden wir jetzt sehen, wie Jesus diesen Gedanken, diesen Nagel, noch weiter festklopft.
Wie macht er das? Er benutzt, wie so oft, einen einfachen Vergleich. In Vers 26 sagt er: „Seht euch die Vögel unter dem Himmel an.“
In Galiläa gab es viele Vögel. Vielleicht war gerade ein Schwarm in der Nähe, als Jesus hier mit den Jüngern sprach. Dieser Vogelschwarm pickt fröhlich vor sich hin. Jesus sagt dann: „Leute, seht euch die Vögel mal an. Sie sehen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in ihre Scheunen, aber trotzdem verhungern sie nicht. Warum? Weil Gott für sie sorgt.“
Dann fordert er zum Weiterdenken auf: „Wenn euer Vater – nicht ihr Vater, sondern euer Vater – schon für diese Vögel sorgt, um wie viel mehr wird er sich um euch kümmern, die ihr zu ihm gehört?“ Glaubt ihr allen Ernstes, dass Gott die Vögel besser versorgt als seine Kinder? Wenn er den Vögeln gibt, was sie brauchen, dann doch euch erst recht.
Übrigens ist das, was Jesus hier macht, keine Anstiftung zur Faulheit. Die Vögel sind ja nicht untätig, sie picken ganz munter vor sich hin. Sie sind sehr betriebsam, wenn sie so picken. Jesus hat seinen Leuten nie ein „christliches Tischlein deck dich“ versprochen. Paulus hat gesagt: „Wer nicht arbeitet aus Faulheit oder Spinnerei, der soll auch nicht essen.“ Jesus redet hier also nicht der Faulheit oder den Laschen das Wort. Er wendet sich nicht gegen sinnvolles Arbeiten, sondern gegen sinnloses Sorgen.
Während die Jünger das Treiben der Vögel weiter beobachten, schlägt Jesus diesen Nagel noch fester ein. Es kommt ein weiteres logisches Argument in Vers 27: „Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt?“
Hier geht es um eine noch wesentlich empfindlichere Frage: Wie lange habe ich eigentlich zu leben? Jesus sagt, auch wenn du dich noch so sorgst, kannst du dein Leben nicht um eine Elle verlängern. Eine Elle war ungefähr ein halber Meter. Dein Leben wird durch Sorgen nicht um fünfzig Zentimeter länger, im Gegenteil. Von wie vielen Leuten hat man gesagt, dass sie sich totgesorgt haben? Sorgen bringen euch nicht weiter, sagt Jesus.
Damit es auch der Letzte begreift, gibt Jesus noch ein letztes Beispiel zum Anfassen. Er zeigt auf die wilden Blumen, die dort wuchern, und sagt in Vers 28: „Und warum sorgt ihr euch um eure Kleidung? Schaut euch die Lilien auf dem Feld an.“
Das Wort, das hier steht, meint wahrscheinlich wilde Feldblumen, wie sie wachsen. Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Jesus sagt: „Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie einer von ihnen.“
Sogar Salomo, bekannt als der reichste, extravaganteste und bestgekleidete König von Israel, kann nicht mithalten mit den prächtigen Lilien, die das Gras schmücken.
Dann klopft Jesus diesen Nagel endgültig fest. In Vers 30 sagt er: „Leute, nun überlegt weiter: Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, sollte er das nicht viel mehr für euch tun?“
Überlegt doch: Wenn Gott sogar das vergängliche Gras mit dieser herrlichen Blumenpracht kleidet, obwohl dieses Gras schnell vertrocknet und dann als Brennstoff im Ofen landet – wenn er das Gras schon so wunderschön dekoriert mit diesen herrlichen Blumen –, um wie viel mehr wird er euch versorgen, die ihr nach seinem Bild geschaffen seid, um wie viel mehr wird er euch versorgen, die er lieb hat?
Versteht ihr nicht? Sorgen ist sinnlos, denn Gott gibt, was ihr braucht.
Und wer das weiß und sich trotzdem noch um seine Lebensbedürfnisse sorgt, der beleidigt eigentlich Gott. Wenn wir Gott kennen und uns trotzdem um solche Dinge sorgen, dann ist das ein Misstrauensvotum.
Corrie ten Boom, die bekannte holländische Christin, hat das einmal so ausgedrückt: Sie sagte, Sorgen seien vielleicht unsere strengsten Gefängniswärter. Dann erzählt sie von einer Situation, in der sie plötzlich anfing, sich Sorgen zu machen. Am Ende, nachdem sie sich fünf Minuten lang gesorgt hatte, wurde ihr plötzlich etwas klar. Sie ging vor den nächsten Spiegel und sagte zu sich selbst: „Corrie ten Boom, das riesenhafte Problem, das dir solche Sorgen bereitet, kann nicht gelöst werden. Es ist zu schwer, selbst für Jesus Christus.“
Das sei natürlich absurd, sagte sie. In dem Moment, als sie das sagte, wurde ihr völlig klar, dass es absurd ist. Natürlich kann Jesus es lösen. Und wenn sie dann so weit ist, dass sie sich das vor dem Spiegel sagt, sieht sie, wie lächerlich ihre Sorgen sind. Meistens muss sie dann lachen und wird froh darüber, dass Jesus für sie sorgt.
Wenn wir Gott kennen und uns trotzdem ständig sorgen, dann wäre das so, als würde unsere Tochter meine Frau ständig fragen: „Mama, kaufst du auch genug zu essen ein? Gibst du mir auch die richtige Medizin?“ Irgendwann wird die Mutter dann sagen: „Also nun vertrau mir doch. Ich gebe dir doch, was du brauchst. Du bist doch bisher wirklich immer gut versorgt worden. Deine Sorgen sind überflüssig.“
Aber Sorgen sind mehr als nur überflüssig, sie sind verletzend und tun weh, weil daraus Misstrauen spricht.
So hat Jesus den ersten Nagel fest eingeschlagen. Er hat gesagt: Leute, Sorgen sind sinnlos, denn Gott gibt euch, was ihr braucht.
Aber kaum hat Jesus den Nagel eingeschlagen, kommen wir mit unseren Fragen und möchten den Nagel am liebsten schon wieder ein Stück herausziehen. Wir fragen uns: Stimmt das denn wirklich?
Wie viele Christen sind an Krankheiten gestorben, obwohl sie ihre Gesundheit dringend gebraucht hätten und sie nicht zurückbekamen? Die Mutter mit den drei Kindern – wir haben dafür gebetet, dass sie wieder gesund wird, denn die Kinder brauchten sie. Doch es kam anders.
Andere Christen saßen in Gefängnissen und kamen nicht heraus. Wieder andere brauchen dringend einen Arbeitsplatz, beten dafür und müssen trotzdem warten. Sind diese Sorgen nicht berechtigt? Haben Christen nicht doch eine ziemlich wackelige Position?
Was meinen Sie? Jesus hat dieses Problem gesehen und gibt uns darauf eine Antwort. Zunächst einmal haben wir nicht gesagt, dass Gott uns alles gibt, was wir wollen oder erhoffen. Sondern er gibt uns alles, was wir brauchen.
Gott hat nirgendwo versprochen, dass er alle unsere Vorstellungen und Pläne verwirklicht. Aber er hat versprochen, dass er alle seine Vorstellungen und Pläne verwirklicht.
Durch Jesus hat Gott uns klargemacht, dass seine Wege und Pläne für uns immer das Beste sind. Damit haben wir schon den zweiten Grund, warum Sorgen sinnlos sind. Sorgen sind sinnlos, denn zweitens: Gott weiß, was ihr braucht.
Und das macht Jesus jetzt ab Vers 31 deutlich. Er sagt: Darum sollt ihr nicht sorgen und fragen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Denn nach all dem trachten die Heiden. Euer himmlischer Vater aber weiß, dass ihr all dessen bedürft.
Er weiß, was ihr nötig habt. Er weiß, worauf ihr verzichten könnt. Er weiß, wie viel Energie ihr braucht und wie viel Gesundheit ihr braucht. Man könnte es so sagen: Gott gibt, was wir brauchen, aber nicht immer, was wir wollen. Denn manchmal wünschen wir uns etwas, das wir gar nicht brauchen, und Gott weiß besser, was wir wirklich brauchen.
Wie schnell können wir uns täuschen, einfach weil uns der Überblick fehlt. Das sehen wir schon an unseren Kindern. Sie wünschen sich manchmal Dinge und meinen, sie würden sie brauchen. Es wäre aber totaler Quatsch, ihnen das zu geben.
Der Dichter Stephan Andres hat einmal gesagt: „Im Rückblick danke ich meinem Unglück, dass es mich durch zehn Jahre arm und einsam ließ und mich dadurch in die Nähe Gottes trieb.“ Andres hat begriffen: Gott wusste, was er braucht. Er selbst wollte Ruhm, Geld und Erfolg. Gott aber sah, dass er Not und Armut brauchte, sonst hätte er nie zu ihm gefunden.
Auch der Politiker Carlo Mierendorff, der in den Konzentrationslagern der Nazis gesessen hat, sagte nach seiner Befreiung zu einem seiner Lagergenossen, dem Fürsten Fugger: „Wissen Sie, Fugger, als Atheist bin ich ins KZ gekommen. Und nach dem, was ich dort erlebt habe, verließ ich das KZ als gläubiger Christ. Hier hat Gott zu mir gesprochen.“ Gott wusste, was Carlo Mierendorff brauchte – das KZ, so hart das klingt. Und Carlo Mierendorff erkannte im Rückblick selbst: Gott gibt uns, was wir brauchen.
Wir sehen den Sinn oft nicht so schnell. Aber Jesus sagt: Auch wenn du den Sinn nicht siehst, Gott weiß, was er mit dir macht. Gott weiß, was du brauchst – das steht felsenfest. Deshalb sind Sorgen sinnlos.
Ein Christ, der sich trotzdem noch sorgt, sagt Jesus, benimmt sich in dieser Situation eher wie ein Heide. Daher kommt auch unser Ausdruck „Heidenangst“.
Was ist ein Heide? Ein Heide ist ein Mensch ohne persönliche Beziehung zu Gott. Ein Heide ist nicht Gottes Kind. Er will oder kann nicht akzeptieren, dass er Jesus braucht, um in den Himmel zu kommen. Ein Heide ist blind für die Wahrheit und fern vom lebendigen Gott.
Jesus sagt nun: Für einen Heiden ist die Sorge ein logischer, normaler Begleiter, aber nicht für einen Christen. Nach allem Streben sind die Heiden diejenigen, die allen Grund haben, sich zu sorgen. Sie klammern sich an diese vergängliche Welt, weil sie nichts anderes haben. Die Heiden haben keinen himmlischen Vater, der für sie sorgt. Sie haben keine stärkere Hand, an die sie sich halten können. Deshalb müssen die Heiden sich sogar Sorgen machen, wenn sie einigermaßen bei Verstand sind.
Wer aber Gott zum Vater hat, hat eine ganz andere Position. Er ist bestens aufgehoben, denn euer Vater weiß, was ihr braucht.
Vor einigen Jahren gab es eine heiße Debatte im Deutschen Bundestag. Dabei benahm sich ein Graf, der diesen Titel nicht wirklich trug, ziemlich ausfällig. In diesem Moment spottete ein anderer Graf, ein Standesgenosse, und rief: „Der benimmt sich ja hier wie ein Baron.“
So ähnlich ist es hier: Wenn jemand Gott zum Vater hat und diese gehobene Stellung geschenkt bekommen hat, aber sich dennoch sorgt, sagt Jesus, dann benimmt er sich eigentlich wie ein Heide. Der Graf bleibt ein Graf, der Christ bleibt ein Christ, aber er tut etwas, was zu seinem Stand und zu seiner Person überhaupt nicht passt.
Sorgen sind sinnlos, sagt Jesus, denn Gott weiß, was ihr braucht. Er hat den Überblick, um es zu wissen, und die Kraft, es euch zu geben. Genauso wie wir Eltern normalerweise besser wissen, was unsere Kinder brauchen, ist Gott noch viel überlegener.
Wir Eltern können Fehleinschätzungen vornehmen und Fehler machen, aber Gott nie. Gott weiß immer, was wir brauchen, und darum kann er uns auch immer geben, was wir brauchen – selbst wenn alle äußeren Umstände dagegen sprechen. Er kann die Umstände lenken, und das muss ich Ihnen unbedingt erzählen.
Wilhelm Busch, der bekannte Jugendpfarrer, war zur Zeit der Naziherrschaft in der Bekennenden Kirche aktiv. An einem Sonntag hatten sie sich vorgenommen, von den Kanzeln aus gegen das Euthanasieprogramm zu protestieren, mit dem Behinderte getötet werden sollten. Dafür hatten sie Flugblätter vorbereitet, die sie in den Gemeinden verteilen wollten.
Die Gestapo bekam davon Wind und suchte am Samstag vor dem Gottesdienst, also vor dem Predigtsonntag, die Kernleute der Bekennenden Kirche auf. Schließlich kamen sie zu Wilhelm Busch. Er beschreibt die Situation so:
An einem Samstag besuchten ihn zwei Herren. Einer war der dösige Begleiter, der an der Tür seines Studierzimmers stand. Der andere setzte sich auf einen Stuhl an den Tisch, auf dem ein ganzer Stapel der Flugblätter lag. Er legte seinen Arm darauf und fragte: „Herr Pfarrer, haben Sie die Flugblätter?“
Busch antwortete: „Darüber bin ich Ihnen keine Auskunft schuldig.“ Darauf sagte der Mann: „Da muss ich eben eine Hausdurchsuchung vornehmen.“ Busch entgegnete: „Gut, das kann ich nicht verhindern.“
Der Gestapomann schaute sich im Studierzimmer um, betrachtete die riesigen Bücherschränke und überlegte, wo die Flugblätter versteckt sein könnten. Wilhelm Busch beruhigte ihn: „Sie wissen, ich bin Pfarrer, ich lüge nicht. Die Flugblätter sind nicht hier, suchen Sie weiter.“
Der Mann stand auf, durchsuchte das ganze Haus, fand aber keine Flugblätter. Schließlich setzte er sich wieder auf den Stuhl vor dem Schreibtisch, legte den Arm erneut auf den Stapel und sagte: „Ja, Herr Pfarrer, Sie scheinen wirklich keine Flugblätter zu haben.“
Wilhelm Busch sagte später, wenn das ein freundlicher Mensch gewesen wäre, hätte er gedacht, der Mann habe absichtlich nicht genau geschaut. Aber er kannte den Gestapomann gut. Wenn er etwas gefunden hätte, hätte er die Flugblätter garantiert mitgenommen.
Busch schreibt, dass dies das Unheimliche für die Gestapo war: Wenn sie den Kampf gegen die Christen begann, kämpfte sie an einer Front, an der der lebendige Herr mitspielte. Gott wusste in dieser Situation, dass die Flugblätter wichtig waren und herausgegeben werden mussten. So hat er diesem Gestapomann schlichtweg die Augen zugehalten.
In solchen Situationen haben Wilhelm Busch und seine Mitstreiter immer wieder gelernt: Wir müssen uns nicht sorgen, das ist eigentlich überflüssig. Gott hat versprochen: „Ich will dich nicht verlassen noch versäumen.“
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber wenn man die Lebensgeschichten dieser Leute liest, kommt man sich sehr klein vor, sehr kleingläubig. Ich habe mich manchmal innerlich geschämt, als ich diese Predigt vorbereitet habe und Stunde um Stunde mit diesem Text verbrachte. Wie schnell lasse ich mich noch von elender Sorge einschüchtern! Man fühlt sich sehr klein, wenn man diese Berichte über Wilhelm Busch und andere liest.
Aber das ist nicht alles. Es ist auch tröstlich zu sehen, dass diese Menschen auch schwache Stunden hatten. Und es ist ermutigend zu erkennen, was Gott aus einem Menschen machen kann.
Darauf will Jesus mit seinen Worten hinaus. Er will uns nicht nur beschämen oder uns den Spiegel vorhalten und sagen: „Guckt mal, ihr müsstet euch nicht sorgen, und doch tut ihr es.“ Vielmehr will er uns verändern und zu starken Menschen machen.
Und das zeigt er uns in den letzten beiden Versen, wie das geht. Bisher hat er uns zwei Gründe genannt, warum ein Christ sich logischerweise nicht sorgen muss: Gott gibt, was er braucht, und er kann es euch geben, weil er weiß, was ihr braucht.
Vielleicht sagen sie: Nun gut, Jesus, ich sehe das ein. Ich bin froh, dass die Sache so logisch ist. Wenn das nächste Mal die Sorge ranschleicht, will ich daran denken, Jesus. Dann will ich diese Verse zur Hand nehmen und sie mir laut vorlesen.
Aber Jesus, ich weiß auch, dass ich noch ganz schön ins Wanken kommen werde. Auch wenn ich das alles eingesehen und verstanden habe, weiß ich, dass mein Herz mir noch manchen Streich spielen wird. Ich werde Gott noch manchmal beleidigen durch mein Misstrauen. Wie kann ich noch mehr Halt kriegen?
Sehen Sie hin, es ist fast so, als ob Jesus auf diese Frage gewartet hätte. Denn am Schluss zeigt er uns, was wir persönlich machen können und wie wir die Sache angehen können. Das ist Vers 33, da sagt er: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.
Das heißt: Setzt alles daran, trachtet zuerst danach, macht es zu eurer obersten Priorität, dass ihr Gott immer besser kennenlernt. Macht es zu eurem obersten Ziel, dass Gott immer mehr Einfluss auf euer Leben gewinnt. Trachtet zuerst danach, dreht euch immer mehr um Gott, um sein Wort, um sein Anliegen.
Trachtet danach, dass ihr euch persönlich immer enger an Gott bindet. Trachtet danach, dass ihr immer mehr Vertrauen zu ihm gewinnt. Trachtet danach, dass Gott euer Leben immer mehr prägen und gestalten kann.
Und das heißt drittens und letztens: Vor allem braucht ihr Gott selbst. Gott gibt euch nicht nur, was ihr braucht, Gott weiß nicht nur, was ihr braucht, sondern Gott ist, was ihr braucht. Das ist das Entscheidende: Gott ist es selbst, was ihr braucht, sagt Jesus.
Und Gott hat uns bestimmte Wege gezeigt, wie wir in eine immer engere Beziehung zu ihm hineinwachsen können. Das geht ja auch bei einem langjährigen Christen nicht automatisch. Diese Beziehung zu Gott kann nur wachsen, wenn ich die Wege beschreite, die er mir zeigt.
Wenn ich mir wirklich Zeit nehme, um mich mit der Bibel zu befassen, wenn ich mir wirklich Zeit nehme, um still vor ihm zu werden und zu ihm zu beten. Wenn ich mir Zeit nehme, um regelmäßig Kontakt mit anderen Christen zu haben, dann kann Gott so an mir arbeiten.
Und Jesus sagt: Darauf kommt es an. Trachtet zuerst danach. Und dann werdet ihr sehen: Je mehr persönliches Vertrauen ihr zu Gott gewinnt, je enger eure persönliche Beziehung zu Gott und zu mir wird, umso weniger Gewicht werden die Sorgen haben können.
Je mehr ihr euer Leben von Gott füllen lasst, umso weniger Platz bleibt für die Sorgen. Je wichtiger es für euch ist, in den Himmel zu kommen, umso gelassener und fröhlicher werdet ihr auf dieser Erde leben können.
Jesus sagt also mit einem Satz: Wenn es eine Sache gibt, die ihr am dringendsten braucht, dann ist es Gott selbst.
Und sehen Sie, das ist auch das Dringendste für unsere Täuflinge. Wir wissen ja nicht, was aus ihnen allen noch wird. Sie können vielleicht große Karriere machen, vielleicht viel Geld verdienen – das gönnen wir ihnen alles. Aber wenn sie nicht wirklich zu Gott finden, wenn sie sich nicht, wie das Neue Testament es nennt, einmal zu Jesus bekehren, dann werden sie am Ende von ihren Sorgen zerdrückt werden – egal wie erfolgreich sie sind.
Darum ist es so wichtig, dass wir diesen Kindern zeigen, wo die Brücke ist, über die sie zu Gott kommen können. Es gibt nur eine einzige Brücke, die nicht abbricht, und das ist Jesus. Das ist auch der Taufspruch von Jasin: Jesus sagt, ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, und keiner kommt zum Vater als allein durch mich. Das ist die Brücke.
Wer es jetzt wagt, seinen Fuß auf diese Brücke zu setzen, wer es wagt, zu Jesus zu beten und zu sagen: „Ja, du sollst über mein Leben bestimmen, ich weiß und gebe zu, dass ich dich brauche“, dessen Leben bekommt plötzlich ganz neue Möglichkeiten. Zudem sagt Jesus: „Und jetzt bist du Gottes Kind, und jetzt gehörst du zu meiner Familie, und jetzt geht das Leben erst richtig los. Von jetzt an hast du keinen Grund mehr, dich zu sorgen wie die Heiden.“
Wenn du dich zu Jesus wendest, dann bist du kein Heide mehr, sondern gehörst zu Gott. Dann werden auch für dich die Sorgen sinnlos. Klar, sie werden immer mal wieder anklopfen. Du wirst vielleicht Angst vor einer Krankheit haben, du wirst im Beruf straucheln und nicht weiterkommen, du wirst vor scheinbar unüberwindlichen Hürden in der Familie stehen. Die Sorgen werden immer noch schießen und auf dich einhämmern wollen.
Aber wenn die Sorge nach dir greift, dann darfst du dich darauf verlassen: Gott weiß, was du brauchst, und Gott gibt dir, was du brauchst. Wenn er dir etwas nicht gibt, was du dir sehr wünschst, dann nicht, weil er dich vergessen hätte, sondern weil es so besser für dich ist. Denn vergessen kann er dich gar nicht. Er ist immer bei dir, weil er ja weiß, dass du vor allem ihn selbst brauchst.
Und sehen Sie, darum bleibt das unsere wichtigste Aufgabe – auch wenn wir schon Christen sein sollten, solange wir auf dieser Erde sind: dass wir uns um Gott drehen, dass wir seine Nähe suchen und dass wir ihm gehorsam werden. Und dann wird Gott selbst dafür sorgen, wie es hier am Ende von Vers 33 steht, dass uns dieses alles zufällt.
Dann wird er uns reich beschenken mit Nahrung, mit Kleidung, vielleicht sogar mit Geld – mit allem, was wir in dieser Welt brauchen.
So habe ich es neulich von einem Bäcker in der Zeitung gelesen. Er sagte, er öffne sonntags nicht, weil es ihm wichtiger sei, dem dritten Gebot zu gehorchen und die Zeit für Gott freizuhalten.
Ich habe oft erlebt, dass Gott mir auf ganz andere Weise das Geld wieder zurückgebracht hat. Manchmal hat man die Maschine länger als üblich behalten, weil man darauf vertraut, dass Gott versorgt. Dem, der auf ihn schaut, wird alles andere zufallen.
Auch wenn die Rechnung nicht sofort aufgeht und manche Fälle scheinbar verloren sind, bleibt es dennoch wahr: Trachte zuerst danach, dein Leben an Jesus zu binden. Dann wird dir zufallen, was du brauchst – der Mut zum Tragen, die Kraft zum Durchhalten und die Menschen, die dir den Rücken stärken. Es wird dir zufallen, denn Gottes Timing stimmt, und Gott verrechnet sich nicht.
Darum sagt Jesus zum Schluss nochmals: Weil das wahr ist, müsst ihr nicht an euren Sorgen hängenbleiben. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und bindet euch an ihn. Je enger du an ihm dran bist, je näher du neben ihm stehst, desto schneller kannst du ihm die Sorge, wenn sie kommt, immer gleich wieder weggeben.
Ihr müsst mit der Sorge so umgehen wie mit einer heißen Kartoffel: Sobald ihr sie in der Hand habt, müsst ihr sie sofort an Gott weitergeben. Und das funktioniert.
Und so macht Jesus uns im letzten Vers den Blick frei für die Zukunft. Er sagt: „Darum sorgt nicht für morgen.“
Morgen ist der zwölfte August 1996. Er sagt: „Darum sorgt nicht für den zwölften August 1996.“ Der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Der Montag, also morgen, ist in den besten Händen, die es gibt.
Gott hat versprochen, dass er denen, die persönlich zu ihm gehören und an ihn glauben, unter die Arme greifen wird. Er wird ihnen am Montag schon das zukommen lassen, was sie brauchen. Was morgen geschieht, ist ihnen jetzt noch unbekannt, aber es ist nicht ungewiss. Denn Gott hat versprochen, dafür zu sorgen.
Dadurch haben wir den Rücken frei. Jesus sagt ja, morgen wird nicht unbedingt ein Spaziergang. Am Ende sagt er: „Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.“ Es kann passieren, dass man morgen wieder mit Schwierigkeiten konfrontiert wird. Es kann sein, dass man vor Herausforderungen steht, mit denen man nie gerechnet hätte.
Doch Jesus sagt: Du kannst frei an den Tag herangehen, weil du weißt, der Tag liegt in Gottes Hand. Du liegst in Gottes Hand. Die Sorge kann dich nicht mehr fertig machen. Stattdessen kannst du sie immer wieder auf Jesus abwerfen.
Wir hatten zu Beginn gesagt: Die Sorge ist wie die radioaktive Verseuchung unseres Herzens. Vielleicht erinnern Sie sich noch daran, wie vor einiger Zeit radioaktiver Müll durch Deutschland transportiert wurde. Der Müll wurde mal hierhin, mal dorthin gefahren, weil es scheinbar keine zuständige Entsorgungsanlage gab.
So geht es vielen von uns mit dem Sorgenmüll ihres Lebens. Sie fahren kreuz und quer durchs Land damit. Sie probieren alle möglichen Rezepte aus, um ihr Leben von den Sorgen zu befreien: Medikamente, Reisen, Therapien, religiöse Gurus – was es alles gibt. Aber sie werden diesen radioaktiven Sorgenmüll nicht los. Sie finden kein Endlager, und so fressen die Sorgen weiter und weiter.
Jesus hat uns heute Morgen gezeigt, dass es nicht so bleiben muss. Es gibt ein Endlager, wo Sie Ihre Sorgen endgültig abladen dürfen, wo Sie Ihre Sorgen hinschmeißen können. Dieses Endlager ist Jesus selbst und sein Vater im Himmel. Bei Jesus schrumpfen unsere Sorgen, unsere riesigen Sorgen, dann auf Fliegengröße zusammen.
Vor seiner Macht haben unsere Sorgen ausgespielt. Da sind sie geradezu lächerlich und sinnlos. Denn Gott gibt uns, was wir brauchen. Gott weiß, was wir brauchen. Und vor allem: Er persönlich ist der, den wir brauchen. Er ist das Endlager für unsere Sorgen.
Es gibt einen Schlüssel, mit dem wir die Tür zu dieser Müllkippe, die Tür zu diesem Endlager aufschließen können. Sie wissen, was ich meine: Dieser Schlüssel ist das Gebet.
Darum möchte ich Ihnen zum Abschluss einen Satz mit auf den Weg geben, in dem die ganze Predigt zusammengefasst ist. Diesen Satz hat der Apostel Petrus geschrieben. Er richtete sich an Christen, die nach menschlichem Ermessen allen Grund zur Sorge hatten.
Was hat er ihnen geschrieben? Er hat ihnen nicht gesagt: Reißt euch zusammen! Er hat ihnen nicht geschrieben: Haltet die Ohren steif! Auch nicht: Kämpft gegen eure Sorgen an! Stattdessen hat er ihnen ein Schild aufgestellt, das zum Endlager der Entsorgung weist. Er sagte: „Alle eure Sorge werft auf ihn, nämlich auf Jesus, denn er sorgt für euch.“ Alle eure Sorge werft auf ihn.
Und nun fragen Sie sich vielleicht: Welche Sorge drückt Sie zurzeit am meisten? Womit haben Sie besonders zu kämpfen? Womit quälen Sie sich besonders herum? Sie müssen sich nicht weiter quälen. Sie können damit noch heute zu Jesus kommen.
Sie können einfach zu ihm beten und sagen: Herr, ich habe gehört, dass ich mich nicht zu sorgen brauche. Ich habe gehört, dass du weißt, was ich nötig habe. Jesus, ich meine es ernst. Ich gebe dir diese Angelegenheit jetzt ab. Ich bitte dich, dass du etwas daraus machst. Ich bitte dich, Jesus, dass du mir einen Weg frei machst, den ich gehen kann. Du bist der Herr, und ich will mich dir anvertrauen.
Wenn Sie das tun, werden Sie erfahren, dass Jesus Wort hält. Ich weiß nicht, was er in Ihrem Fall genau tun wird, aber ich weiß, dass er es gut machen wird und dass Sie am Ende Grund zum Danken haben werden. Dann werden Sie merken: Es ist keine billige Durchhalteparole, sondern es ist wirklich wahr. Es ist wirklichkeitserprobt und leid-erprobt.
Was wir jetzt nach der Predigt gleich singen werden: Keiner wird zu Schanden, der Gott hart. Soll ich der Erste sein, der zu Schanden wird? Nein, das ist unmöglich, du getreuer Hort. Eher fällt der Himmel, ehe mich dein Wort täuscht.
Du Gott hast zugesagt: Wer da bittet, nimmt; wer da sucht, soll finden, was ihm Gott bestimmt. Wer im festen Glauben mutig anklopft – und auch wer mit schwachem Glauben mutig anklopft – dem wird ohne Zweifel endlich aufgetan.
Darum will ich es wagen, Herr, auf dein Gebot. Alle meine Sorgen, eigene und fremde Not, all mein heimliches Grämen, alles, was mich quält, will ich aufs Herz legen, dem, der die Tränen zählt.
Und Gott zählt die Tränen nicht nur, sondern er wischt sie auch ab. Er nimmt ihnen die Sorgen weg.
Und wenn auch, solange wir auf dieser Erde leben, die Macht der Sorgen immer wieder nach uns greifen wird, so darf sie uns nicht mehr bestimmen. Denn wo Jesus das Hausrecht bekommt, da hat die Sorge ihr Hausrecht endgültig verloren.
So segne sie der lebendige Jesus Christus, und er schenke ihnen dieses Leben, das wirklich befreit ist von den Fesseln der Sorge. Er lasse sie froh werden darüber, dass Jesus für sie lebt. Amen.