Gott als Vater und Quelle der Einheit
Gott und Vater aller, der über allen, durch alle und in euch allen ist. Er ist ein Gott und Vater – hier zeigt sich Familie. Er ist ein Vater, und alle Gläubigen gehören zu dieser einen Familie. Er ist die Autorität über alle, steht über allen und ist zugleich Beschützer.
Er ist das Ziel von allen, wirkt durch alle Gläubigen und ist die Quelle für ein fruchtbares Leben. Er wirkt in allen und wohnt in allen Gläubigen. Alle erfüllt er und bringt sie ans Ziel, die auf ihn vertrauen. So entsteht eine Einheit.
Nachdem Paulus nun von dieser Einheit gesprochen hat, die als Basis dient, spricht er in den Versen 7 bis 16 von der Ausrüstung. Es geht um das Dienen. Die Grundlage für das Dienen ist, dass die Gläubigen verstehen, dass sie ein Leib, eine Einheit sind. Zum anderen müssen sie, um dienen zu können, eine Ausrüstung haben.
Die Gabe der Gnade als Ausrüstung zum Dienst
Vers 7: Aber jedem einzelnen von uns wurde die Gnade gegeben nach dem Maß der Gabe Christi.
Darum sagt er: Als er in die Höhe aufgestiegen war, führte er Gefangenschaft gefangen und gab den Menschen Gaben. Aber da er aufstieg, was ist es anderes, als dass er zuerst auch niederstieg zu den niederen Teilen der Erde?
Der, der niederstieg, ist derselbe, der auch aufstieg über alle Himmel, damit er alles fülle.
Und er selbst gab die einen zu Aposteln, andere zu Propheten, andere zu Evangelisten, wieder andere zu Hirten und Lehrern.
Also spricht er jetzt von der Ausrüstung. Womit sind sie ausgerüstet? Was ist das Mittel? Gnade, sagt er. Jedem einzelnen von uns wurde die Gnade gegeben.
Das verstehen wir nicht immer. Was heißt das? Die Gnade wurde uns gegeben. Nun, Gnade kann man auf verschiedene Art und Weise erleben.
Ein Sünder, der Vergebung braucht, bekommt die Gnade in Form von Vergebung. Einer, der schon Vergebung hat, braucht andere Dinge, zum Beispiel Kraft oder Hilfe in irgendeiner Weise. Und er erfährt dann die Kraft, die Gnade in Form von Kraft.
Gnade ist ja ein Ausdruck, der Geschenk bedeutet. Dinge, die Gott uns geschenkt, also gratis gegeben hat.
Wer dienen will, braucht eine Ausrüstung, und jeder bekommt ein gewisses Maß an Gnade, an Geschenk.
Der eine bekommt etwas geschenkt, der andere vielleicht etwas anderes. Jedem ist es geschenkt, etwas zu können. Jeder kann etwas.
Auch bei unseren Kindern ist das so. Wir haben ein Kind adoptiert, und manchmal dachte ich, dieses Kind kann gar nichts. Da sagte mir jemand: Es gibt ganz sicher etwas, was sie sehr gut kann.
Dann habe ich gestaunt, was sie alles kann, als ich einmal auf die Dinge schaute, die sie kann, und nicht auf die, die sie nicht kann.
Und jeder kann etwas. Im Reich Gottes ist es genauso. In der Familie Gottes hat jedes Kind etwas bekommen, jedes kann etwas.
Ein Maß an Gnade heißt ein Maß an Ausrüstung, an geschenkter Ausrüstung. Man könnte hier auch sagen Gnaden-Gabe. Das sagt er ja auch: nach dem Maß der Gabe Christi.
Also Christus hat jedem eine Gabe gegeben. Manche sagen Geistesgaben, hier könnte man auch sagen Christusgaben oder Gottesgaben. Es ist einfach eine besondere Ausrüstung.
Diese Gnade, diese Ausrüstung wird aufgeteilt für alle. Jeder bekommt irgendetwas, jeder ein Maß.
Die Bedeutung des Aufstiegs und Niedergangs Christi
Vers 8: Darum heißt es in der Schrift, Gott sagt: Als er in die Höhe aufgestiegen war, führte er Gefangenschaft gefangen und gab den Menschen Gaben. Er nahm also Gaben und gab sie den Menschen.
Das Bild, das hier verwendet wird, stammt aus einem Zitat aus dem Alten Testament, aus dem Richterbuch: „Der Herr führte deine Gefangenen gefangen.“ Dieses Motiv wird auch im Psalm 68 aufgegriffen.
Was bedeutet das? Es gab Feinde, und dann kam der Eroberer und nahm die Feinde gefangen. Die Gefangenen sind jetzt seine Gefangenen. Paulus war so ein Feind. Doch als der Herr Jesus als Eroberer kam, nahm er Paulus gefangen. Paulus ist jetzt ein Gefangener Jesu Christi. Ein Feind Jesu Christi wird zum Gefangenen Jesu Christi. Saulus wurde zu Paulus, und jetzt gehört er dem Herrn Jesus Christus.
Gott hat diesen Paulus mit besonderen Gaben ausgestattet. Wem hat Paulus diese Gaben gegeben? Er hat sie den Ephesern und den anderen Christen in der Gegend weitergegeben. Paulus als Mensch, der von Gott begabt ist, war ein Geschenk für die Geschwister dort.
So macht es Gott auch mit uns, mit jedem von uns. Jeder darf wissen: Ich bin ein Geschenk für die anderen. Wir dürfen uns freuen. Gott hat uns Gaben gegeben und uns für die anderen hingestellt, damit wir ihnen dienen können. So werden sie beschenkt.
Vers 9 erläutert dieses Zitat etwas genauer: „Er stieg auf.“ Das bedeutet nichts anderes, als dass er zuerst auch niederstieg. Wenn jemand aufsteigt, muss er vorher niedersteigen. Der Herr Jesus war ja ursprünglich oben.
Wenn es heißt, er stieg auf, er fuhr auf, dann setzt das voraus, dass er vorher herunterkam. Sonst könnte er ja nicht mehr hinaufsteigen. Der, der aufstieg und der niederstieg, ist derselbe, der auch wieder aufstieg.
Wohin stieg er auf? Über alle Himmel, also über die irdischen Himmel hinweg, über den Kosmos hinaus, in den ewigen Himmel, um das ganze All zu erfüllen. Christus stieg in den Himmel auf, um alles zu füllen.
Und wie füllt er jetzt die Gläubigen? Wie füllt der Herr Jesus die Gläubigen? Er schickt ihnen Gnadengaben und beschenkt sie mit Menschen, die Gnadengaben haben. So wird die Gemeinde Jesu gefüllt und aufgebaut.
Die Bedeutung des Hades und der Tod Christi
Jetzt erhält die Gemeinde Jesu Gnade, das heißt Geschenke von Gott. Übrigens werden diese Verse manchmal missverstanden, fürchte ich. Sie werden auch manchmal eigenartig übersetzt, als ob der Herr Jesus irgendwo hinunterstieg. In manchen Übersetzungen, denke ich sicher, wird es so stehen: Er stieg hinunter. Dabei ist nicht gemeint, dass er vom Himmel auf die Erde kam, sondern dass er von der Erde noch weiter hinunterstieg, tiefer hinunter. Das ist jedoch ein Missverständnis.
Die Schrift lehrt, dass mit dem Tod der äußere Leib und der innere Mensch getrennt werden. Also der Leib und die Seele – oder wir können auch sagen: der Geist – werden jetzt getrennt vom Leib. Die Leiche wird versorgt, kommt in den Sarg und ins Grab. Der eigentliche Mensch, der innere Mensch, der Geist, kommt ins Jenseits, in die Verfügungsgewalt Gottes zurück. So heißt es im Prediger: Der Geist kehrt zu Gott zurück, um dort von ihm entweder gerichtet oder belohnt zu werden.
Jedenfalls lehrt die Schrift, dass in der Zeit, in der Leib und Geist nicht vereinigt sind, sie im Hades sind. Hades ist ein griechisches Wort und bedeutet so viel wie Bereich der Toten. Dieses Wort verwendeten die Griechen, und Paulus übernimmt es, um das hebräische Wort Scheol zu übersetzen. Scheol bedeutet dasselbe, nämlich Bereich der Toten.
Vielleicht kennen Sie diese Begriffe: Scheol ist im Alten Testament der Bereich der Toten, und Hades ist im Neuen Testament der Bereich der Toten. Es ist dasselbe Wort. Das kann man feststellen, wenn Zitate aus dem Alten Testament im Neuen Testament verwendet werden. Dann wird Scheol mit Hades übersetzt. Zum Beispiel heißt es in Psalm 16 im Hebräischen Scheol, und in Apostelgeschichte 2, Vers 27 heißt es Hades im Griechischen. Es ist derselbe Vers, nur einmal auf Hebräisch und einmal auf Griechisch. Es geht also um dieselbe Sache.
Der Geol ist der Ort oder Zustand, wohin die Verstorbenen kommen, ob gut oder böse. Nach Lukas 16 sind die Verstorbenen ungläubigen Menschen von den verstorbenen Gläubigen getrennt. Dazwischen ist eine Kluft, sodass die einen nicht hinübergehen können und die anderen nicht herüber. Doch sie sind noch nicht in der Hölle. Das ist ein Zwischenzustand, denn sie sind noch nicht mit ihrem Leib vereint.
Das große Gericht kommt erst, wenn der Herr Jesus wiederkommt. In Apostelgeschichte 2, Vers 27 heißt es: „Du wirst meine Seele nicht im Hades lassen.“ Was bedeutet das? In diesem Zustand, an diesem Ort, wo der Geist vom Körper getrennt ist, wurde der Herr Jesus getötet und sein Körper in ein Grab gelegt. Wohin ging sein Geist? In den Hades.
Wo ist der Hades? Das ist nur ein Ausdruck, um zu zeigen, dass er nicht mit dem Körper vereint ist. Er ist im Bereich der Toten, dort, wo die Totengeister sind. Aber im Hades gibt es zwei Teile, die unversöhnlich getrennt sind. Der eine Teil ist in der Vorhölle, wenn ich so sagen darf, oder an einem Ort, wo man geplagt wird. Die anderen sind im Schoss Abrahams – so heißt es dort. Das ist natürlich ein Bild, aber es bedeutet, dass sie bei Gott sind.
Und der Herr Jesus – wohin ging er? Was sagt er? „Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist.“ Wohin ging der Geist? Er übergab den Geist. Er ging nicht zu den ungläubigen Toten. Nein, wie schrecklich wäre das? Der Herr Jesus ging natürlich in die Gegenwart Gottes, in dem Moment, als er starb.
Aber er blieb nicht dort. „Du wirst meine Seele nicht im Hades lassen.“ Warum blieb er nicht dort? Weil er wieder mit dem Leib vereint wurde. Der Geist und der Leib Christi wurden wieder zusammengenommen. Nach drei Tagen kam er aus dem Grab heraus, wieder vereint. Somit ist er aus dem Hades herausgekommen – der Leib aus dem Grab und der Geist aus dem Hades, aus dem Bereich der Verstorbenen.
Denn er war nicht mehr einer der Verstorbenen. Er zeigte sich den Jüngern als der Lebendige. Jesus war also, während er im Hades war, in der Gegenwart Gottes. „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ – das war dieser Hades. Aber er blieb nicht dort. Der andere Verbrecher am Kreuz blieb dort, der sich bekehrt hatte.
Mit der Auferstehung kommt Jesus wieder in den Leib. Mit seiner Himmelfahrt, als er nun mit dem Leib vereint war, ist der vereinigte Jesus Christus, mit seinem neuen oder verwandelt gewordenen Leib, in den Himmel gefahren, ins Jenseits. In diesem Sinne ist er der Erste, der Einzige, der das getan hat. Er fuhr gewissermaßen in eine neue Schöpfung. Sein Leib war eine neue Schöpfung.
Er war der Erstling der Entschlafenen, der Erste, der überhaupt auferweckt wurde. Die Gläubigen werden ihm eines Tages nachkommen, wenn sie auferstehen. Aber der Vers, den wir jetzt gelesen haben, spricht nicht davon, dass Jesus irgendwie unter die Erde ging, also zu den ungläubig Verstorbenen, die oft als „unter der Erde“ bezeichnet werden. Nein, der Körper ging unter die Erde, aber hier wird nur betont, dass er niederstieg.
Wenn er aufstieg in den Himmel mit seinem Leib, dann musste er ja vorher niedergestiegen sein. Nur das ist gemeint. Wie kann Gott hinauffahren? Er ist doch oben. Da muss er vorher herunterkommen. Das Wort „hinunterfahren“ oder „herabfahren“ beziehungsweise „herabsteigen“ ist im Griechischen genau dasselbe.
Übrigens kommt im Psalm 139, Vers 15 genau dieser Begriff vor. Dort heißt es: „Nicht verborgen war dir mein Gebein, als ich im Verborgenen gemacht wurde, kunstvoll gewirkt im untersten Erdreich.“ Oder in der Schlachter-Übersetzung: „tief unten auf Erden.“ Im Mutterleib wird man gewirkt, gewoben, hergestellt – ein schönes Bild. Jedes Kind wird im Mutterleib gewoben, kunstvoll gearbeitet. Das darf man natürlich nicht töten, denn es wird kunstvoll hergestellt.
Der Poet drückt das aus als „tief unten auf Erden“ – genau derselbe Ausdruck. So ist es hier gemeint: Jesus kam herunter, tief herunter zur Erde. Das ist gemeint. Bei der Gemeinde ist seine Geburt. Er war ja sehr tief unten. Er war im Jordan. Der Jordan liegt 400 Meter unter dem Meeresspiegel. Dort hat er sich sogar taufen lassen und ging noch ein paar Meter hinunter.
Aber das war nur ein kleiner Ausflug, um diesen Vers zu erklären, Vers 11.
Die Gabe von Leitern und Lehrern für die Gemeinde
Und er selbst, also jetzt ist der Herr wieder in den Himmel gefahren (Vers 10), auf dass er alles fülle. Gemeint ist alles von dem, was sich erlösen lässt. Alle Menschen sind hier gemeint. Es ist nicht gemeint, dass er die Meere, die Berge und alle Tiere fülle, sondern dass er die Gläubigen fülle.
In Vers 11 heißt es: Und er selbst gab die einen zu Aposteln, andere zu Propheten, andere zu Evangelisten, andere zu Hirten und Lehrern. Hier sind diese Männer gemeint, die Gott der Gemeinde gegeben hat. Es sind führende Männer erwähnt. Apostel waren Führer, die das Fundament gebaut haben. Es gab zwölf Apostel plus Paulus, das wäre der dreizehnte. Aber neben diesen dreizehn gab es noch weitere Apostel.
Diese zwölf haben das Fundament gebaut. Das heißt, sie haben uns das Wort Gottes gegeben. Die Gemeinde ist aufgebaut auf der Grundlage derer, die Apostel und Propheten sind. Aber jetzt gibt es noch weitere Apostel. Wir nennen sie meistens mit einem lateinischen Wort: Statt Apostel sagen wir Missionare, stimmt's? Meistens. Aber mit Missionaren verbinden wir manchmal, dass sie einfach weit weg fahren oder dass sie Missionare sind. Das ist aber nicht so gemeint.
In der Bibel sind Apostel Menschen, die unterwegs sind, die nicht nur an einem Ort arbeiten, sondern überörtlich tätig sind, mal hier, mal da. Paulus war unterwegs, Timotheus, Titus, Barnabas, Silas – das waren alles Apostel, die unterwegs waren und gelehrt haben. Apollos war auch ein Apostel. Das Kennzeichen eines Apostels ist, dass er unterwegs ist.
Auch heute gibt es viele Brüder, die unterwegs sind, einerseits missionarische, also evangelistische Apostel, oder auch lehrende Apostel. Paulus war ein lehrender Apostel, aber auch einer, der neue Arbeit aufgerissen hat, neue Arbeit begonnen hat. Johannes war auch ein Apostel. Vor allem gegen Ende seines Lebens war er ein Korrektur-Apostel. Er hat gesagt: Wartet mal, da ist einiges schiefgelaufen bei euch. Dann schreibt er den ersten Johannesbrief und sagt: Bleibt bei dem, was ihr von Anfang an gehört habt. Nur bei dem bleibt, bei dem Fundament. Geht nicht woanders hin und hört nicht auf irgendwelche Irrlehrer, die zu euch kommen. Es sind viele Verführer in die Welt ausgegangen, sagt er, aber geht zurück zu dem, was ihr gehört habt.
Also braucht es heute immer wieder Brüder, die uns darauf aufmerksam machen: Geht zurück zu dem Fundament, was wir schon gehört haben, was wir schon schriftlich bekommen haben als Neues Testament. Das sind die Apostel. Sie sind das bindende Glied zwischen den Gemeinden gewesen. Sie waren Führer, sie waren Leiter. Das war eine überörtliche Gemeindeleitung. Sie standen übrigens nicht über den Hirten am Ort. Sie waren einfach genauso Leiter, wie die Hirten am Ort Leiter waren. Da gibt es keine Hierarchie, das wäre ganz falsch. Es gibt keine Überautoritäten über die Hirten am Ort, aber es gibt Brüder, die unterwegs sind.
Dann gibt es noch Propheten. Propheten ergänzen den Dienst der Apostel. Sie haben besondere Erleuchtung durch den Heiligen Geist. Damals gab es Propheten. Die Apostel waren zugleich auch Propheten. Der Herr hat ihnen Licht gegeben über die Lehre. Paulus hat Offenbarungen bekommen und hat das auch niedergeschrieben.
In diesem Sinn haben wir heute keine Propheten mehr, denn es gibt keinen Propheten, der mehr sagen kann: So spricht der Herr. Wir haben jetzt ein neues Wort Gottes, und wir fügen nicht mehr Kapitel zur Bibel hinzu. Das gibt es heute nicht mehr. Es darf niemand aufstehen in der Gemeinde oder irgendwo und sagen: So spricht der Herr, und dann das, was ich jetzt sage, ist Wort Gottes. Nein, er kann nur sagen: So spricht der Herr, und dann kann er vorlesen, zum Beispiel den Epheserbrief, den habe ich hier vor mir. Dann kann er sagen: So spricht der Herr, und deuten auf das. Aber er kann nie sagen: Was ich jetzt sage, das spricht der Herr. Das geht nicht, weil ich nicht inspiriert bin. Niemand ist inspiriert außer diesen fundamentlegenden Aposteln und Propheten damals. Das gibt es nicht mehr.
Wir leben vom Wort Gottes, das schriftlich niedergelegt ist. Das ist die Basis unseres Glaubens, und das ist abgeschlossen. Mit dem Tod der Apostel gab es keine mehr in diesem Sinne, ebenso mit dem Tod dieser Propheten damals.
Sekundäre Prophetie und die Rolle der Offenbarung heute
In einem zweiten, also einem sekundären Sinne, gibt es die Situation, dass der Herr uns in bestimmten Momenten eine Offenbarung schenkt. Zum Beispiel studiert jemand die Schrift und erhält plötzlich Licht. Er versteht etwas, das schon lange in der Bibel steht, aber jetzt erst wird es ihm klar. So hat er vom Herrn eine Offenbarung über etwas bekommen, das bereits geschrieben war, aber erst jetzt wurde es ihm geoffenbart.
Wenn diese Offenbarung weitergegeben wird, bringt man mehr Licht in die Gemeinde Jesu. Das ist eine gewisse Art von Prophetie, allerdings ist es eigentlich nichts Neues. Es kann auch vorkommen, dass man in einer Verkündigung etwas sagt, wobei der Herr Licht in eine Situation bringt. Jemand wird dadurch geholfen und erkennt: „Das ist die Lösung für meine Probleme“ oder für schwierige Sachverhalte.
Es gibt Situationen, in denen es Probleme mit Gläubigen gibt, und man weiß nicht, was los ist oder warum es nicht weitergeht. Dann schenkt der Herr Licht, deckt etwas auf und es kann geholfen werden. Auch das ist Prophetie in diesem Sinne. Oft gebraucht der Herr uns als Propheten, ohne dass wir es selbst merken.
Man spricht mit jemandem und sagt ihm etwas, das einem auf dem Herzen liegt. Derjenige hört das und denkt: „Der spricht jetzt nur für mich, genau das, was ich gebraucht habe.“ So ist es mir oft gegangen. Einmal hat mich der Herr als Prophet für einen Bruder gebraucht, der vor der Frage stand, ob er umziehen soll oder nicht. Er war ein Arbeiter im Reich Gottes und hatte große Mühe mit dieser Entscheidung.
Ich kam zu ihm und sagte: „Ich habe ein paar Argumente für dich, die du bedenken solltest, warum du doch umziehen solltest.“ Wir sprachen weiter und später ging er nach Hause. Später erzählte er mir, dass das für ihn der entscheidende Punkt war. Er hatte so gebetet: „Herr, gib mir weitere Argumente. Soll ich bleiben oder umziehen?“ Für ihn war das wie ein Licht vom Herrn. Er bekam einige Zusatzargumente, die ihm sehr geholfen haben, diesen Schritt zu wagen.
So war das also eine Prophetie, ohne dass ich selbst gemerkt hätte, dass ich als Prophet wirkte. Das kommt oft auch in Predigten vor. Es gibt Brüder, die predigen, und einer hört zu und denkt: „Der Prediger redet nur für mich.“ Plötzlich kommt Licht in eine schwierige Situation oder einen Seelsorgefall.
Ein Bruder sagt ein Wort oder einen Satz, und jemand denkt: „Ja genau, warum haben wir es nicht so gemacht?“ So wird etwas gesagt, das dem anderen eine große Hilfe ist. Propheten im sekundären Sinne gibt es heute sehr, sehr viele, und auch Prophetien in diesem Sinne.
Der Herr schenkt Licht und legt eine Last auf. Das ist das Kennzeichen eines Propheten: Licht und Last, Offenbarung und eine Last. Diese Last ist die Last des Wortes. Das finden wir auch bei den alttestamentlichen Propheten. Im Luthertext steht es so, im Elberfelder steht es als „Ausspruch“, aber besser ist die Übersetzung „Last“. Im Hebräischen heißt es „Massa“, was Last bedeutet.
Zum Beispiel spricht der Prophet die Last des Wortes über Edom oder die Last des Wortes über die Philister aus. Oft ist es ein Gerichtswort, aber es gibt auch Situationen, in denen der Herr uns innerlich eine Last auferlegt. Du weißt dann, dass du darüber sprechen solltest, aber die Worte musst du selbst finden. Die Worte gibt der Herr nicht vor, die musst du suchen. Aber die Last hat er dir gegeben.
Wenn wir diese Last weitergeben, fühlen wir: „Jetzt bin ich sie los, jetzt habe ich sie weitergeben können.“ Insofern gibt es in diesem Sinne sehr viele Propheten.
Die Rollen von Evangelisten, Hirten und Lehrern
Dann die Evangelisten: Dazu braucht man nicht viel zu sagen. Evangelisten sind Verkünder des Evangeliums, entweder am Ort oder überörtlich.
Dann kommen Hirten und Lehrer. Im Grundtext stehen diese beiden Begriffe zusammen als eine Gruppe. Das bedeutet, die Hirten müssen auch Lehrer sein und die Lehrer sollen Hirten sein. Sie bilden die Leitung der Gemeinde vor Ort.
Sie sind Hirten. Oft werden sie auch Älteste, Aufseher, Lehrer oder Führer genannt. Diese Begriffe werden in der Bibel verwendet. Wir brauchen viele Hirten – je mehr, desto besser. Der Herr möge viele Hirten schenken, die die Gemeinde weiden und hüten, also Sorge tragen und die Geschwister besuchen.
Übrigens sollen nicht nur die Hirten die Geschwister besuchen, jeder kann ein Seelsorger sein, wirklich jeder. Aber darauf kommen wir noch zurück.
Er hat gegeben – wie erkennt man, welche Gaben der Herr gegeben hat? Das zeigt sich erst im Laufe der Zeit. Man wartet und beobachtet. Der eine dient hier, der andere dort, und jeder dient irgendwo.
Dann merkt man: Das kann er gut. Und ein anderer sagt: Mach weiter so, das kannst du gut, der Herr hat dich gesegnet.
Ein Bruder fragte mich einmal, als ich einen Verkündigungsdienst hatte. Er war ein reifer, älterer Bruder, Herbert Janssen. Er fragte: Hattest du Freude beim Dienst? Ich antwortete: Ja, ich hatte große Freude.
Er sagte: Mach weiter so! Wenn der Herr uns irgendwo begabt hat, dann gibt er uns auch Freude für den Dienst.
Wir sollen nicht denken, die Prediger seien die einzigen Diener. Die Diener sind alle Christen, jeder einzelne. Und wenn jemand auch nur eine Sekunde gläubig ist, darf er schon ein Diener sein.
Jeder darf dienen, und jeder kann etwas beitragen. Und je mehr wir das tun, desto mehr kann der Herr uns helfen, es noch besser zu machen.
Wenn wir etwas gut können, heißt das nicht, dass wir vor Fehlern gefeit sind. Ein Lehrer, der gut lehren kann, könnte auch eine Irrlehre gut lehren, oder? Das bedeutet also noch nichts, gut lehren zu können.
Man muss auch die Wahrheit lehren. Gut, das sind diese Gaben.
Der Zweck der Ausrüstung: Aufbau und Einheit der Gemeinde
Und wozu dienen die Verse zwölf? Was ist der Zweck dieser Ausrüstung? Die Ausrüstung – ich habe hier „wozu?“ – das sind die Verse 12 bis 16. Dafür werden wir jetzt nicht viel Zeit haben, aber noch ein paar Minuten. Geht das noch? Sind Sie noch nicht eingeschlafen? Sagen Sie einfach Bescheid, sobald Sie eingeschlafen sind.
Der Zweck der Zurüstung der Heiligen ist das Werk des Dienstes, das Bauen des Leibes Christi. Ziel ist, dass wir alle zur Einheit des Glaubens gelangen, zu einer Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu einem erwachsenen Mann, zum größten Maß der Fülle Christi.
Die Ausrüstung dient dazu, dass die Heiligen zugerüstet werden. Die Gaben sind dazu da, dass der auferstandene Herr und das Haupt des Leibes, Jesus Christus, durch diese begabten Glieder alle Glieder im Leib erfüllen kann – den ganzen Leib, möglichst alle Menschen. Er will ja, dass alle Menschen zum Glauben kommen. Das wäre das schönste Ziel: möglichst viele Menschen zum Herrn zu bringen und sie dann mit dem Wort Gottes und mit den Gaben Gottes zu erfüllen.
Es gibt also begabte Menschen in der Gemeinde. Diese begabten Menschen dienen, und die Heiligen werden zugerüstet. Die zugerüsteten Heiligen dienen dann ebenfalls, und so wird der Leib Christi gebaut.
Übrigens steht hier „gebaut“, nicht „erbaut“ oder „zum Erbauen“. Es geht um ein Haus oder auch um einen Leib. Paulus verwendet hier zwei Bilder in einem. Er baut einen Leib. Man könnte auch sagen, es wird ein Haus gebaut, das Haus Gottes.
Dieses Bild findet sich übrigens auch in 1. Mose. Sie studieren ja 1. Mose. Dort wird beschrieben, wie der Herr aus dem Leib Adams eine Frau baute – Eva wurde gebaut. Seien Sie stolz, wenn Sie eine Frau sind, denn Sie wurden gebaut. Adam wurde einfach geschaffen, die Frau aber wurde aus der Rippe Adams gebaut.
So wird auch die Gemeinde Jesu gebaut. Es kommen Steine hinzu, und die Steine, die schon da sind, wachsen. Es ist ein wachsendes Haus im doppelten Sinn.
Deshalb sollen wir unser Potenzial nicht brachliegen lassen. Wir sind von Gott beschenkt, und die Gemeinde soll zugerüstet werden.
Wie diese Zurüstung geschehen soll, wird Paulus dann noch in den Versen 13 bis 16 erklären. Dazu werden wir uns später Zeit nehmen.
Zu diesen Gedanken und Versen können Sie gerne Fragen stellen. Vielleicht sagen Sie: „Das habe ich jetzt überhaupt nicht verstanden.“ Dann dürfen Sie ruhig nachfragen.