Einführung in die Fragestellung und historische Einordnung
Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich möchte Sie alle ganz herzlich zu diesem Nachmittagsvortrag begrüßen, der sich mit der großen Frage beschäftigt: Wem gehört das Land? Oder genauer: Was sagt die Bibel zum Westjordanland?
Auf dem Bild sehen Sie eine Karte von Israel. Das Westjordanland ist das Gebiet, das – wie der Name sagt – westlich vom Jordan liegt, daher der Name Westjordanland.
Was sagt die Bibel über dieses Gebiet, das im zwanzigsten Jahrhundert eine ganz besondere weltpolitische Bedeutung erlangt hat? Das Westjordanland wurde 1967 während des Sechstagekrieges von der israelischen Armee Jordanien entrissen. Seitdem ist dieses Gebiet ständig in den Schlagzeilen der internationalen Presse präsent.
Die ganze Welt beschäftigt sich mit den damit verbundenen Fragen des Völkerrechts und der Weltpolitik. Doch heute wollen wir uns die Frage stellen: Was sagt eigentlich die Bibel dazu? Denn diese Aspekte werden in den Medien kaum behandelt.
Bemerkenswert ist, dass die Propheten der Bibel bereits vor Jahrtausenden im Auftrag Gottes detailliert verkündeten, worin Gottes Plan und Bestimmung für diesen speziellen Landstrich besteht.
Die biblische und historische Vorgeschichte des Landes Israel
In einem ersten Teil wollen wir uns zunächst mit der Vorgeschichte beschäftigen. Es ist eine lange Geschichte. Wir gehen zurück vor etwa 3600 Jahren.
Damals gab es das Land Israel, zu dem natürlich auch das Westjordanland gehörte. Dieses Gebiet war das Heimatland der Juden, der Israeliten. Nach dem Auszug aus Ägypten, der nach strenger biblischer Chronologie bereits im Jahr 1606 vor Christus stattfand, wurde das Land Israel von den Juden, den Israeliten, besiedelt.
Wenn wir uns fragen, wie das mit der europäischen Geschichte zusammenhängt und was um 1606 vor Christus geschah, dann sprechen wir in der säkularen Geschichte vom Ende der Jungsteinzeit. Über diese Zeit wissen wir kaum etwas Konkretes. Es ist alles im Nebel, denn es gibt kaum schriftliche Überlieferungen aus dieser Epoche. Konkrete Personen oder Ereignisse in Europa sind uns nicht bekannt.
Doch gerade in dieser Zeit hatte Mose bereits die ersten Bücher der Bibel verfasst, nämlich die fünf Bücher Mose. Das ist erstaunlich!
Seit dieser Zeit, in Europa das Ende der Jungsteinzeit, existiert also das Land Israel als Heimat der Juden und Israeliten, einschließlich des Westjordanlands.
Israel zur Zeit Jesu und die Erfüllung messianischer Prophezeiungen
Nun, wie war das vor zweitausend Jahren? Vielleicht haben Sie vor ein paar Tagen Weihnachten gefeiert. Zu dieser Zeit stand Israel unter der Herrschaft von König Herodes. Herodes war ein Unterkönig, der vom Senat in Rom als Herrscher über die Juden eingesetzt worden war.
Das damalige Land Israel umfasste die Gebiete, die Sie auf der Karte sehen. Es war ein Israel, zu dem selbstverständlich auch das Westjordanland sowie die Golanhöhen gehörten. Darüber hinaus gehörten noch große Teile von Syrien und Jordanien dazu. Man sprach von einem Großisrael.
Vor zweitausend Jahren kam Jesus Christus. Durch sein Kommen erfüllte Jesus Christus über dreihundert Prophezeiungen aus dem Alten Testament, die den Messias betrafen. Der Messias ist der verheißene Erlöser, der von den Propheten des Alten Testaments über Jahrtausende hinweg angekündigt worden war.
Heute Abend werden wir dieses Thema behandeln. Ich werde 50 erfüllte Prophezeiungen aus den über 300 vorstellen. Die Propheten sagten vieles voraus, und es geschah genauso.
So wurde der Messias von der Mehrheit seines Volkes abgelehnt. Das geschah tatsächlich, und schließlich wurde Jesus Christus vom Hohen Rat zum Tod verurteilt. Die Römer vollstreckten das Todesurteil auf dem Golgatha-Felsen vor den Toren Jerusalems.
Die Folgen der Verwerfung des Messias für das Land Israel
Nun sagten die Propheten voraus, dass es infolge der Verwerfung des Messias zu einem Verlust kommen wird – zu einem Verlust des Landes Israel. Bereits Mose, etwa im Jahr 1566 v. Chr., am Ende der vierzigjährigen Wüstenwanderung nach dem Exodus, sagte voraus, was geschehen wird, wenn Israel das Wort Gottes und den Messias verwirft.
In 5. Mose 28,63 heißt es: „Und ihr werdet herausgerissen werden aus dem Lande, wohin du kommst, um es in Besitz zu nehmen, und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.“
Dies hat sich wörtlich erfüllt. Ab der Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 nach Christus wurde das jüdische Volk in einem Prozess von etwa hundert Jahren unter alle Völker der Welt zerstreut – über alle fünf Kontinente hinweg. Darum gibt es überall Juden, und es gab überall Juden.
Das Land sollte eine Wüste werden. Mose schreibt noch während der Wüstenwanderung in 3. Mose 26,32: „Gott spricht: Ich werde das Land verwüsten, dass eure Feinde, die darin wohnen werden, sich darüber entsetzen sollen, und euer Land wird eine Wüste sein und eure Städte eine Öde.“
Es ist eine historische Tatsache: Ab dem Jahr 70 nach Christus verwüsteten die Römer das Land Israel aus Wut ökologisch. Doch dieser Verwüstungsprozess setzte sich fort. Über Jahrhunderte hinweg verödete das Land, das einst von Milch und Honig floss, immer mehr.
Der Höhepunkt wurde Mitte des neunzehnten Jahrhunderts erreicht.
Die bleibende jüdische Restpopulation und die prophetische Hoffnung auf Rückkehr
Nun ist Folgendes wichtig: Der Prophet Jesaja hatte vorausgesagt, dass das Volk zwar weltweit zerstreut werden würde, es aber eine dauerhafte Restpopulation von Juden im Land geben sollte.
In Jesaja 6, wo Gott ankündigt, dass er das Volk Israel verstocken und verblenden werde als Gericht für die Untreue, stellt der Prophet in Vers 11 die Frage: „Wie lange, Herr?“
Und Gott antwortet: „Bis die Städte verwüstet sind, ohne Bewohner, und die Häuser ohne Menschen, und das Land zur Öde verwüstet ist, und der Herr die Menschen weit entfernt hat, und der verlassenen Orte viele sind inmitten des Landes.“
Genau so ist es gegangen. In einem jahrhundertelangen Prozess wurde das jüdische Volk nach und nach aus dem eigenen Land vertrieben. Zuerst durch die Römer, allein in der Zeit um siebzig nach Christus und einhundertfünfunddreißig nach Christus. Im Zusammenhang mit den beiden Kriegen der Römer gegen die Juden flohen über eine Million Juden in das Gebiet des heutigen Irak und in andere Gebiete außerhalb des Römischen Reiches.
Aber dieser Prozess ging weiter, genauso wie es vorausgesagt war. Später kamen die Muslime. Nach dem Tod von Mohammed eroberten sie das Land im Jahr 638. Durch den Druck und die Verfolgung der Muslime wanderten viele Juden aus, und so entvölkerte sich das Land mehr und mehr.
Jesaja 6, Vers 13 sagt: „Und ist noch ein Zehntel darin, so wird es wiederum vertilgt werden, gleich der Therabinte und gleich der Eiche, von welchen, wenn sie gefällt sind, ein Wurzelstock bleibt. Ein heiliger Same ist sein Wurzelstock.“
Die Bevölkerung wurde auf ein Zehntel reduziert. Aber der Prozess ging weiter. Der absolute Tiefstpunkt wurde zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts erreicht. Da gab es noch etwa fünftausend Juden im Land.
Doch diese sollten sein wie ein Wurzelstock. Wenn man einen Baum abschlägt, bleibt der Wurzelstock erhalten. Der Staat Israel wurde vernichtet wie ein Baum, der abgeschlagen wurde. Aber der Wurzelstock bleibt und bringt Hoffnung für die Zukunft, denn er kann wieder ausschlagen.
Hier sehen Sie diese Städte: Safed, Tiberias, Jerusalem und Hebron. Diese vier Städte spielten eine besonders wichtige Rolle im Zusammenhang mit der bleibenden, dauerhaften jüdischen Population im Land.
Bedenken Sie Jerusalem, insbesondere Ostjerusalem, und Hebron, das zum besetzten Westjordanland gehört. Diese Gebiete waren Orte der dauerhaften jüdischen Bevölkerung und in diesem Zusammenhang besonders wichtig.
Aber auch an vielen anderen Orten im Land wohnten Juden.
Die Rückkehr der Juden ins Land Israel ab dem 19. Jahrhundert
Die Propheten hatten angekündigt, dass es nach der langen Zeit der Zerstreuung und der stetigen Verminderung der Restpopulation eine Wende geben würde. Gott werde sein Volk wieder aus aller Welt zurückführen.
In Hesekiel 36,24 spricht Gott: „Und ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern und euch in euer Land bringen.“
Ab 1882, also nachdem dieser Tiefstpunkt der jüdischen Population im Land erreicht war, begannen plötzlich massenweise Juden zurückzukehren. Das war ein Wunsch, der 2000 Jahre lang bestand, aber aus verschiedenen Gründen nicht realisiert werden konnte. Eine solche Masseneinwanderung war früher gar nicht vorstellbar, wurde nun aber Wirklichkeit.
Sie sehen hier Juden aus der ersten Immigrationswelle. Es handelt sich um russische Juden, die wegen der Verfolgung unter den letzten Zaren zwischen 1882 und 1904 nach Palästina kamen.
Als diese ersten Siedler ankamen, hielt man das für unsinnig. Man fragte sich, was sie in Palästina wollten, denn das Gebiet gehörte damals zum islamischen Großreich der Osmanen, der Türken. Man glaubte nicht, dass es dort eine Zukunft für Juden geben würde.
Der Erste Weltkrieg und die Auflösung des Osmanischen Reiches
Und plötzlich brach der Erste Weltkrieg aus. Es war der schlimmste Weltkrieg bis dahin in der gesamten Menschheitsgeschichte. Von 1914 bis 1918 dauerte dieser Krieg, der zehn Millionen Tote forderte.
Das Osmanische Reich stellte sich während dieses Krieges auf die Seite Deutschlands. Das Osmanische Reich der Türken beherrschte seit Jahrhunderten den ganzen Nahen Osten, auch Palästina gehörte dazu.
Doch weil sich die Türken auf die Seite Deutschlands stellten, wurde dadurch der Zorn der sogenannten Entente-Mächte entfacht. So nannte man die Alliierten: Frankreich und England, die wiederum mit Russland verbündet waren. Der Zorn dieser Entente-Mächte wurde dadurch herausgefordert.
In der Folge kam es zur Vernichtung des Osmanischen Reiches durch die Alliierten, insbesondere durch Frankreich und England. In diesen Kriegsjahren eroberte England unter anderem auch Palästina, da es Teil des Osmanischen Reiches war.
Dies war ein ganz entscheidender Punkt in der Weltgeschichte. Der Erste Weltkrieg führte zum Untergang des Osmanischen Reiches. Damit endete die 400-jährige Türkenherrschaft über Palästina, über das Land Israel.
Die Bedeutung der Balfour-Erklärung und die Reaktion der islamischen Welt
Gleichzeitig war diese Eroberung ein Schock für die islamische Welt. Nach islamischer Auffassung darf ein Territorium, das einmal unter islamische Herrschaft gekommen ist und auf dem die Scharia, das islamische Recht, angewendet wurde, niemals wieder unter die Herrschaft von Nicht-Muslimen fallen. Das war für viele Muslime unvorstellbar und ein großer Schock.
Plötzlich wurden große Gebiete islamischen Landes, ich habe das natürlich in Anführungsstrichen gesetzt, unter christliche Herrschaft gestellt. Für Muslime sind alle im Westen, die irgendwie mit dem Christentum zu tun haben – zumindest dem Namen nach – Christen. Das war für sie ein besonderer Schock. Nicht-Muslime, also solche, die den Islam ablehnen, beherrschen plötzlich islamisches Land. Das widerspricht islamischem Recht, wie es im zwölften Jahrhundert vom Systematiker Al-Mauerdi formuliert wurde.
Nach dieser Lehre ist die Welt zweiteilig: Was der Islam erobert hat, ist Dar al-Islam, das Haus des Islam, und darf nicht mehr nicht-muslimisch beherrscht werden. Der Rest der Welt ist Dar al-Harb, das Gebiet des Schwertes, das noch durch Dschihad unter die Herrschaft des Islam gebracht werden muss.
Doch alles wurde noch viel schlimmer. Während des Ersten Weltkrieges veröffentlichten die Engländer die Balfour-Erklärung. Dabei handelt es sich um ein Versprechen an die Juden, dass England sich dafür einsetzen werde, in Palästina eine jüdische nationale Heimstätte zu schaffen.
Man kann sich vorstellen, wie sehr diese Nachricht die russischen Juden, die ab 1882 nach Palästina gekommen waren, jubeln ließ. Damals hieß es oft, das seien Idealisten, und es werde niemals einen Judenstaat auf islamischem Boden geben.
Im Wortlaut heißt es in diesem Brief, der an Lord Rothschild gerichtet und von Lord Balfour unterschrieben wurde: "His Majesty's Government view with favour the establishment in Palestine of a national home for the Jewish people, and will use their best endeavours to facilitate the achievement of this object."
Auf Deutsch: Die Regierung seiner Majestät betrachtet es mit Wohlwollen, dass in Palästina eine nationale Heimstätte für das jüdische Volk geschaffen werde, und England wird sich einsetzen, um die Erreichung dieses Ziels zu erleichtern.
Das war ein weiterer großer Schock für die islamische Welt. Nun sollte hier also auch noch ein Judenstaat entstehen.
Die Mandatszeit und die Teilung Palästinas durch England
Der Islam legt großen Wert auf militärische Stärke, weil Muhammad, der Gründer des Islams, ein General und ein erfolgreicher Kämpfer war. Man sagte sich, die Überlegenheit des Islams zeige sich insbesondere in der militärischen Überlegenheit. Tatsächlich hatte Muhammad enorme Erfolge; ganz Arabien zitterte schließlich vor ihm und seinen Kriegsleuten.
Nach seinem Tod wurde der Islam im ganzen Nahen Osten und in Nordafrika verbreitet. Im siebten und achten Jahrhundert war die islamische Stärke ein Schrecken für die Völker allgemein. So entwickelte sich auch der Ausdruck „Allahu Akbar“ – „Allah ist größer“. Dies bedeutet, dass der Islam militärisch überlegen ist über alle anderen.
Der Sieg der Engländer und Franzosen über den Nahen Osten war für viele eine schreckliche Erfahrung. Hinzu kam noch die Gründung eines Judenstaates. Im Jahr 1920, nach dem Ersten Weltkrieg, trat der Völkerbund zusammen. Er übergab England 1920 das Mandat über Palästina. Die Engländer sollten dieses Gebiet vorübergehend verwalten, und später sollte entschieden werden, wie es weitergeht.
Palästina umfasste damals das Gebiet des heutigen Israel, einschließlich des Gazastreifens und des Westjordanlands. Außerdem gehörte das gesamte Gebiet des heutigen Jordanien zu Palästina. Dieses gesamte Gebiet wurde also als Palästina bezeichnet.
Die Balfour-Erklärung ist ziemlich unklar formuliert. Sie sagt lediglich, dass die Engländer sich für die Entstehung einer nationalen jüdischen Heimstätte in Palästina einsetzen. Es wird jedoch nicht gesagt, wo genau in Palästina diese Heimstätte entstehen soll. Auch die Engländer wollten, dass in Palästina eine nationale jüdische Heimstätte entsteht, aber es war nicht definiert, wo genau.
Für die Araber in diesem Gebiet sollte ebenfalls ein Staat errichtet werden. Doch auch hier wurde nicht genau angegeben, wo dieser Staat liegen sollte. Das war also alles etwas unklar.
Der Ausdruck „Palästina“ war damals eine geografische Bezeichnung. Alle Menschen, die dort lebten – ob Araber oder Juden – wurden Palästinenser genannt. Unter der britischen Mandatsherrschaft erhielten zum Beispiel alle Juden eine Identitätskarte von den Engländern, auf der „Palästinenser“ stand.
„Palästinenser“ war damals kein völkischer Ausdruck, sondern bezeichnete einfach die Menschen, die in diesem geografischen Raum wohnten. Es machte auch keinen Unterschied, ob es Araber auf der westlichen Seite des Jordans oder auf der östlichen Seite waren – sie wurden einfach als Araber bezeichnet. „Araber“ ist ebenfalls kein völkischer Begriff, sondern bezeichnet Menschen, deren Muttersprache Arabisch ist.
Im Jahr 1921 vollzog England die erste Teilung Palästinas. England gab den palästinensischen Arabern 77 Prozent von Palästina. Das gesamte Gebiet östlich des Jordans wurde abgetrennt. Dort sollte ein palästinensisch-arabischer Staat errichtet werden.
Dieses Gebiet wurde zunächst Transjordanien genannt. Erst 1946 erhielt es die volle Unabhängigkeit von England. Danach wurde es Jordanien genannt. Vielleicht wäre es besser gewesen, dieses Gebiet Ostpalästina zu nennen. Dann wüssten nämlich alle Menschen auf der Welt, dass es schon längst einen palästinensischen Staat für die Araber gibt – und zwar mit 77 Prozent von Palästina.
Das ist doch ziemlich schockierend, meiner Meinung nach. In den Medien wird darüber kaum gesprochen. Aber diese Informationen können Sie in Geschichtsbüchern nachlesen. Auch auf www.wikipedia finden sich entsprechende geschichtliche Artikel. Das ist allgemein bekannt.
Die Folgen des Zweiten Weltkriegs und die Gründung Israels
Nun geschah zwischen 1938 und 1945 etwas Schreckliches in Europa. Die Nazis und ihre europäischen Verbündeten vernichteten sechseinhalb Millionen Juden. Nach dem Schock des Zweiten Weltkrieges überlegten die zivilisierten Nationen der Welt, dass sie nun unbedingt auch etwas für die Juden tun müssen.
Nachdem es bereits ein arabisches Gebiet gibt, das abgetrennt worden ist, sollte in den folgenden zwanzig Jahren auch ein Gebiet für die Juden abgetrennt werden. Es müsse eine Lösung der Judenfrage geben.
1947, direkt nach dem Schock des Zweiten Weltkrieges und der Judenvernichtung, trat die UNO zusammen. In der Novemberabstimmung von 1947 akzeptierte eine Mehrheit der zivilisierten Nationen der Welt, dass es nun in Palästina einen jüdischen Staat geben soll. Die UNO sagte jedoch nicht, dass die restlichen 23 Prozent des Landes den Juden gehören sollen. Stattdessen entschied die UNO, dass dieses Gebiet nochmals geteilt wird. Nur die braunen Gebiete sollten einen Judenstaat erhalten – also diese zwei Streifen dort und den größten Teil der Negev-Wüste, die ohnehin kaum bewohnbar ist.
Das restliche Gebiet sollte für einen zweiten arabisch-palästinensischen Staat ausgespart werden. Die Frage heute lautet daher: Wann entsteht ein zweiter arabisch-palästinensischer Staat – nicht, wann entsteht endlich einer. Deshalb ist es wichtig, die Geschichte zu berücksichtigen.
Die UNO war dafür, dass schließlich 87,4 Prozent des Gebiets den arabischen Palästinensern als Staatsgebiet zur Verfügung gestellt werden sollten – für zwei Staaten. Nur 12,6 Prozent sollten für die Juden bestimmt sein. Doch damals tobte die islamische Welt. Man sagte Nein, es dürfe keinen Judenstaat geben. Warum? Es ist ja nur wenig Gebiet, und es ist viel Wüste. Ganz einfach: Nach islamischer Lehre, genauer gesagt nach orthodoxer islamischer Lehre, darf Dar al-Islam nicht von Juden, Christen oder Heiden beherrscht werden.
Es geht also nicht um die Frage, welche Gebiete, sondern um die Frage, ob überhaupt Gebiete von Juden oder Christen beherrscht werden dürfen. Hier sagt der Islam ganz klar Nein.
Als Folge der Judenvernichtung im Zweiten Weltkrieg und infolge dieser UNO-Abstimmung kam es am 14. Mai 1948 zur Staatsgründung Israels. Der Erste Weltkrieg hatte das Land für die Juden geöffnet, und der Zweite Weltkrieg öffnete das Tor zu einem Staat.
Ben Gurion verkündete über das Radio die Gründung des Staates Israel. Jesaja 66,8 spricht prophetisch davon: „Wer hat solches gehört, wer hat dergleichen gesehen? Kann ein Land an einem Tag zur Welt gebracht oder eine Nation mit einem Mal geboren werden? Denn Zion hat Wehen bekommen und zugleich ihre Kinder geboren.“
Nun kann ein Land an einem Tag geboren werden. Die Schweizer sagen natürlich, dass dies auch bei ihnen am 1. August 1291 beim Rütlischwur geschehen ist. Darum feiert man in der Schweiz am 1. August. Doch hier steht mehr: Zion hat Wehen bekommen. Wehen sind sehr schmerzhaft.
Die ersten Kriege Israels und die Besetzung des Westjordanlandes durch Jordanien
Die Staatsgründung Israels fiel in eine Zeit schrecklicher kriegerischer Auseinandersetzungen. Schon vor der Gründung nahm der arabisch-palästinensische Terrorismus gegen die Juden ein Höchstmaß an. Mit der Staatsgründung begann der totale Krieg. So wurde das Land an diesem einen Tag, mitten in Wehen und Schmerzen, geboren.
Die islamische Welt hatte bereits im Vorfeld der UNO-Abstimmung 1947 angekündigt, dass sie einen neu gegründeten Staat sofort auslöschen würden. Am 15. Mai marschierten sieben Armeen ein. Dies war der erste Versuch, Israel vollständig zu vernichten. Genau das erfüllte, was in Psalm 83,4 steht: „Kommt, lasst uns sie vertilgen, dass sie keine Nation mehr seien, dass nicht mehr gedacht werde des Namens Israel.“
Am Tag nach der Staatsgründung begann die Invasion aus Jordanien, Irak, Syrien, Libanon, Ägypten, Saudi-Arabien sowie Kontingente aus dem Jemen. Zusammen mit den Palästinensern auf der Ostseite des Jordans eröffneten sie den totalen Vernichtungskrieg gegen Israel. Es handelte sich um einen grauenhaften Mehrfrontenkrieg.
Israel war gerade erst gegründet und verfügte noch über keine richtige Armee. Die Verteidigungsgruppe Haganah wurde erst in eine offizielle Armee umgewandelt. Schwere Waffen waren kaum vorhanden. Demgegenüber standen sieben offizielle Armeen mit schweren Waffen. Doch nach einem Jahr überlebte Israel und ging sogar als Sieger mit weiterem Landgewinn aus dem Krieg hervor.
Dieser Krieg hatte jedoch auch sehr schlimme Seiten für die Juden. Im Juli zwang die UNO zu einem Waffenstillstand. Die UNO hatte somit untätig zugeschaut, wie Israel hätte ausgelöscht werden können. Als Israel auf Vormarsch war, wurde der Waffenstillstand erzwungen. Dies sollte sich später als wegweisend für die weitere Geschichte der UNO erweisen.
Jordanien gelang es, das gesamte Westjordanland zusammen mit den verbündeten Armeen zu erobern. Jordanien annektierte dieses Gebiet, also nicht nur besetzt es, entgegen dem Willen der UNO. Die UNO hatte vorgesehen, daraus ein Staatsgebiet für einen zweiten palästinensischen Staat zu machen. Die Annexion durch Jordanien wurde jedoch völkerrechtlich nie anerkannt.
Jordanien eroberte zudem Ostjerusalem und den Tempelberg, obwohl die UNO Ostjerusalem mit dem Tempelberg zu einem internationalen Ort erklären wollte. Die Juden, die im Westjordanland wohnten, wurden entweder abgeschlachtet oder vertrieben.
Durch diesen Krieg 1948/49 wurde das Westjordanland, um einen Nazi-Ausdruck zu verwenden, judenrein. Die islamischen Staaten rund um Israel wurden in den folgenden Jahren von der Sowjetunion modern ausgerüstet. In den 1960er Jahren waren sie überzeugt, nun Israel vernichten zu können.
Der Sechstagekrieg und die Eroberung strategischer Gebiete
Und so kam es in den sechziger Jahren zu einem zweiten Versuch, Israel vollständig zu vernichten. Dies führte zum Sechstagekrieg am 5. Juni 1967. Zum zweiten Mal wollte man Israel an mehreren Fronten gleichzeitig vernichten und auslöschen. Die Welt schaute zu, doch nach sechs Tagen herrschte an allen drei Fronten Ruhe.
Die Folgen dieses Krieges waren folgende: Die israelische Armee eroberte die Sinai-Halbinsel einschließlich des Gazastreifens. Der Gazastreifen war bereits 1948 von den Ägyptern erobert und besetzt worden. Die Weltpolitik hatte damals kein Problem damit, dass Jordanien jahrelang über das Westjordanland herrschte und Ägypten über den Gazastreifen. Es wurde nicht gefordert, dass nun endlich ein unabhängiger palästinensischer Staat entstehen solle.
Erst als Israel diese Gebiete 1967 eroberte, begann das weltpolitische Tauziehen. Weiterhin wurde das gesamte Westjordanland Jordanien entrissen und unter israelische Herrschaft gebracht. Drittens wurden die Golanhöhen von Syrien abgenommen.
Was ist der Grund für diese Eroberungen? Es gibt zwei Gründe: Die Eroberung der Sinai-Halbinsel und des Gazastreifens sollte eine Schutzzone gegen Ägypten schaffen. Die Eroberung des Westjordanlandes sollte eine Schutzzone gegen Jordanien sein. Und die Eroberung der Golanhöhen diente dem Schutz gegen Syrien.
Denn in den Jahren davor wurde Israel ständig von den Golanhöhen aus durch schwere Waffen aus Syrien beschossen. Nun verfügte Israel über diese Pufferzonen.
Völkerrechtliche Bewertung der Besetzung und die besondere Situation des Westjordanlandes
Nun ist es wichtig zu klären: Was sagt das internationale Recht dazu?
Das internationale Recht besagt, dass ein Staat das Staatsgebiet eines anderen Staates erobern und besetzen darf, wenn von diesem Gebiet eine Bedrohung der eigenen Existenz ausgeht. Ein Staat darf diese Gebiete so lange behalten, wie die Bedrohung andauert oder zu erwarten ist.
Aus dieser Sicht ist die Besetzung solcher Gebiete nach internationalem Recht grundsätzlich kein Problem.
Allerdings ist die Lage etwas komplizierter.
Zum Beispiel: Wem gehörte das Westjordanland? Jordanien hatte es annektiert, doch diese Annexion wurde von der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannt. Das Gebiet gehörte somit faktisch keinem Staat.
Deshalb ist die Besetzung des Westjordanlandes ein sehr spezieller Fall. Das internationale Recht bezieht sich auf Gebiete, die zu einem Staat gehören. Da dies hier nicht der Fall ist, kann das Recht nicht einfach so angewendet werden.
Ähnlich verhält es sich mit dem Gazastreifen.
Anders sieht es bei den Golanhöhen aus. Diese gehörten zum syrischen Staatsgebiet.
Aber gerade beim Westjordanland und auch beim Gazastreifen ist das nicht so.
Die biblische Bedeutung des Westjordanlandes für Israel
Jetzt muss ich ganz kurz erklären, was eigentlich die Bedeutung des Westjordanlandes für Israel ist.
Man liest die Bibel, das Alte Testament, und stellt fest, dass ausgerechnet dieses Gebiet das Zentralgebiet der Geschichte Israels im Alten Testament ist. Dort ereigneten sich die entscheidenden Geschichten, als Israel noch existierte.
In der Bibel wird dieses Gebiet als Judäa, das südliche Westjordanland, und als Samaria, das nördliche Westjordanland, bezeichnet. Darum sagt man in Israel nicht Westjordanland, sondern Samaria und Judäa. Das klingt natürlich ganz anders in den Ohren, vor allem wenn man biblisch geschulte Ohren hat. Für diese Menschen ist Samaria und Judäa etwas ganz anderes als Westjordanland.
Weiter ist zu sagen, dass diese Gebiete Stammesgebiete der israelitischen Stämme Issachar, Manasse, Ephraim, Benjamin, Juda und Levi waren. Die Stadt Sichem, heute Nablus, die wichtigste und größte Palästinenserstadt im Westjordanland, ist der Ort, an dem Gott mit Abraham, dem Stammvater Israels, in 1. Mose 12 einen Bund geschlossen hat. Gott sagte dort: "Dieses Land gebe ich deinen Nachkommen." Sichem war lange Zeit der Wohnsitz von Jakob, dem Stammvater Israels, der auch Israel hieß und von dem die Nachkommen, die Israeliten, abstammen.
Dort fand auch die Bundeserneuerung unter Josua statt, am Ende des Buches Josua. Außerdem ist dort Joseph, der Herrscher von Ägypten, begraben. Sichem war die erste Königsstadt der zehn Stämme von Nordisrael.
Jericho ist die erste Stadt, die unter Josua unter israelitischer Herrschaft kam – die Eroberung von Jericho. Shiloh, ebenfalls im Westjordanland, war jahrhundertelang der Standort der Stiftshütte, des transportablen Tempels der Israeliten. Bethel war der Verheißungsort für Jakob.
Gibeah, auch im Westjordanland, war die Königstadt Israels unter König Saul. Jerusalem, und zwar insbesondere Ostjerusalem, war die Hauptstadt und der Standort des Tempels. Hebron war lange Zeit der Wohnort Abrahams und über Jahre der Königssitz von David, bevor er nach Jerusalem umsiedelte.
Die Städte Tirza und Samaria waren Königstädte der zehn Stämme, neben der bereits genannten Königstadt. Weiterhin sollte Bethlehem gemäß dem Propheten Micha der Geburtsort des Messias Israels werden (Micha 5,2).
Wir sehen also, wie zentral gerade das Westjordanland für die israelische Geschichte ist.
Nachwirkungen des Sechstagekriegs und die israelische Siedlungspolitik
Nun kehren wir zurück in die Zeit nach dem Sechstagekrieg. Ich habe bereits erwähnt, dass diese Gebiete als Pufferzone gegen jene Nationen erobert wurden, die Israels Existenz bedrohten.
Zweitens überlegte man sich, diese Gebiete zu erobern, um anschließend weiter über Frieden verhandeln zu können, indem man Gebiete zurückgibt. In diesem Zusammenhang wurde auch eine UNO-Resolution verabschiedet, die besagte, dass Israel besetzte Gebiete zurückgeben sollte.
Beachten Sie jedoch, dass die verbindliche Formulierung in der englischen Version vorliegt. Diese sagt nicht, dass die besetzten Gebiete zurückgegeben werden sollten, sondern besetzte Gebiete. Der fehlende Artikel ist dabei von entscheidender Bedeutung.
Vor diesem Hintergrund entschied die israelische Regierung, diese Gebiete als Verhandlungsmasse zu nutzen, um Frieden mit den arabischen Nachbarn zu erreichen. Gleichzeitig sollte aus strategischen Gründen in diesen Gebieten Siedlungen gebaut werden. Bestimmte Gebiete müssten behalten werden, um in einem weiteren Existenzkrieg bessere Voraussetzungen zu haben.
So förderte die israelische Regierung nach 1967 offiziell und aus strategischen Gründen den Siedlungsbau im Westjordanland. Heute gibt es dort etwa 150 Siedlungen mit Hunderttausenden von Bewohnern.
Der Jom-Kippur-Krieg und die Sicherheitslage des Westjordanlandes
Der zweite Versuch schlug fehl, und so unternahmen die islamischen Nachbarn im Herbst 1973 einen weiteren Angriff im Jom-Kippur-Krieg. Das war der dritte Versuch, Israel vollständig zu vernichten.
Ägypten und Syrien führten erneut die Offensive an, doch viele andere Nationen beteiligten sich ebenfalls, darunter auch Jordanien. Trotzdem scheiterte auch dieser Krieg letztlich. Israel konnte nicht vernichtet werden.
Interessant ist, dass Jordanien in diesem Krieg nicht mehr vom Westjordanland aus angreifen konnte. Die jordanischen Soldaten griffen gemeinsam mit den Syrern vom Golan aus Israel an. Das Westjordanland blieb in diesem Krieg jedoch eine Sicherheitszone.
Diese Details sind wichtig, um die aktuelle Berichterstattung in den Zeitungen besser zu verstehen.
Abschluss und Ausblick
Ja, wir haben nun eine gründliche Vorarbeit geleistet, um anschließend zum eigentlichen Thema vorzudringen.
Doch jetzt folgt eine kurze Unterbrechung zur Erholung von Geist und Seele.