
Guten Abend, ich begrüße alle herzlich. Wir kommen heute zu 1. Mose 41. Beim letzten Mal haben wir uns ausführlich mit Kapitel 40 beschäftigt. Dort ging es um Joseph im Gefängnis. Es war nochmals eine letzte schwere Prüfung in seinem Leben, bevor sich eine grundsätzliche Wende abzeichnete.
Diese Wende brachte zwar weitere Probleme und Schwierigkeiten mit sich, aber sie war doch ganz anders als alles, was Joseph bis dahin erlebt hatte. Wir haben auch gesehen, wie groß die Enttäuschung war: Zwei Jahre vor seiner Befreiung hatte Joseph wirklich die tiefe Hoffnung, dass nun die Befreiung kommen würde.
Einer der Mitgefangenen, der Obermundschenk des Pharaos, erfuhr, wie Joseph seinen Traum gedeutet hatte. Joseph sagte ihm: „Gedenke meiner, wenn du dann frei wirst.“ So hatte Joseph es ihm vorausgesagt. Doch das Wort sagt, dass der Obermundschenk ihn vergessen hat. Die Gefangenschaft ging also weiter.
Ganz im Gegenteil dazu war es am Kreuz, nicht wahr? So wie Joseph unter die Gesetzlosen gerechnet wurde, zusammen mit dem verurteilten Bäcker und dem verurteilten Mundschenk, so wurde auch der Herr Jesus unter die Gesetzlosen gerechnet – als ein gesetzloser Krimineller, mit einem Verurteilten rechts und einem links von ihm.
Schließlich erlebte einer von ihnen eine Umkehr und sagte: „Gedenke meiner, Herr, wenn du in dein Reich kommst.“ Der Herr Jesus antwortete ihm in Lukas 23,43: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Der Herr vergaß ihn nicht. Noch am selben Tag durfte er mit ihm ins Paradies gehen.
Aber dieser Verurteilte vergaß Joseph. Vielleicht lesen wir noch Vers 23 aus Kapitel 40 dazu und dann Kapitel 41 bitte gerade durch. Wir wechseln uns vielleicht ab: Du liest zehn Verse, ich lese zehn Verse.
Aber der Oberste der Mondschenken dachte nicht mehr an Josef und vergaß ihn.
Nach Ablauf von zwei vollen Jahren träumte der Pharao. Siehe, er stand am Strom, und aus dem Strom stiegen sieben Kühe herauf, schön von Aussehen und fett am Fleisch. Sie weideten im Reetgras.
Dann stiegen sieben andere Kühe aus dem Strom herauf, hässlich von Aussehen und mager an Fleisch. Sie standen neben den Kühen am Ufer des Stroms. Die hässlichen und mageren Kühe fraßen die sieben schönen und fetten Kühe.
Der Pharao erwachte, schlief ein und träumte zum zweiten Mal. Siehe, sieben Ähren wuchsen auf einem Halm, fett und schön. Danach sprossen sieben mageren Ähren, vom Ostwind versengt, auf. Die mageren Ähren verschlangen die sieben fetten und vollen Ähren.
Der Pharao erwachte, und siehe, es war ein Traum. Am Morgen war sein Geist voll Unruhe.
Er sandte hin und ließ alle Wahrsagepriester Ägyptens und alle seine Weisen rufen. Der Pharao erzählte ihnen seine Träume, doch keiner konnte sie deuten.
Da sprach der Oberste der Mondschenken zum Pharao: „Ich erinnere mich heute an meine Sünden. Der Pharao war sehr zornig über seine Knechte und setzte mich in Gewahrsam in das Haus des Obersten der Leibwache, mich und den Obersten der Bäcker.“
„Wir hatten einen Traum in einer Nacht, ich und er. Jeder von uns träumte nach der Deutung seines Traumes. Dort war bei uns ein hebräischer Jüngling, ein Knecht des Obersten der Leibwache. Wir erzählten es ihm, und er deutete unsere Träume – jedem nach seinem Traum.“
„Und es geschah, wie er uns deutete: So ist es geschehen. Mich hat der Pharao wieder in meine Stelle eingesetzt, und ihn hat er gehängt.“
Da sandte der Pharao hin und ließ Josef rufen. Schnell holten sie ihn aus dem Kerker – eigentlich aus der Grube. Josef schor sich, wechselte seine Kleidung und kam zum Pharao.
Der Pharao sprach zu Josef: „Ich habe einen Traum gehabt, und da ist keiner, der ihn deutet. Ich habe aber von dir gehört, dass du Träume deuten kannst.“
Josef antwortete dem Pharao: „Das steht nicht bei mir. Gott wird antworten, was dem Pharao zum Wohl dient.“
Da sprach der Pharao zu Josef: „In meinem Traum stand ich am Ufer des Stromes. Siehe, aus dem Strom stiegen sieben Kühe herauf, fett an Fleisch und schön von Gestalt, und sie weideten im Riedgras.
Dann stiegen sieben andere Kühe nach ihnen herauf, dürr, sehr hässlich von Gestalt und mager an Fleisch. Ich habe keine Kühe gesehen, die so hässlich waren im ganzen Land Ägypten.
Die mageren und hässlichen Kühe fraßen die sieben ersten fetten Kühe. Doch man merkte nicht, dass sie in ihrem Bauch waren, und ihr Aussehen blieb hässlich wie am Anfang.
Ich erwachte und sah in meinem Traum sieben Ähren, die an einem Halm voll und schön wuchsen. Danach sprossen sieben dürftige, magere Ähren, vom Ostwind versengt. Die mageren Ähren verschlangen die sieben schönen Ähren.
Ich habe dies dem Wahrsagenpriester gesagt, aber keiner konnte es mir deuten.“
Da sprach Josef zum Pharao: „Der Traum des Pharaos ist einer. Was Gott tun will, hat er dem Pharao kundgetan.
Die sieben schönen Kühe sind sieben Jahre, ebenso die sieben schönen Ähren. Ein Traum ist es.
Die sieben mageren und hässlichen Kühe, die nach ihnen heraufsteigen, sind ebenfalls sieben Jahre, ebenso die sieben leeren, vom Ostwind versengten Ähren.
Es werden sieben Jahre der Hungersnot sein.
Das ist das Wort, das ich zum Pharao geredet habe: Was Gott tun will, hat er dem Pharao zeigen lassen.
Siehe, sieben Jahre kommen mit großem Überfluss im ganzen Land Ägypten.
Nach ihnen werden sieben Jahre der Hungersnot entstehen, und aller Überfluss wird im Land Ägypten vergessen sein. Die Hungersnot wird das Land verzehren.
Man wird nichts mehr vom Überfluss im Land wissen wegen dieser Hungersnot, denn sie wird sehr schwer sein.
Die zweimalige Wiederholung des Traumes an den Pharao bedeutet, dass die Sache vonseiten Gottes fest beschlossen ist und dass Gott eilt, sie zu tun.
Nun soll der Pharao sich einen verständigen und weisen Mann suchen und ihn über das Land Ägypten setzen.
Dies soll der Pharao tun: Er soll Aufseher über das Land bestellen und den Fünften vom Land Ägypten nehmen in den sieben Jahren des Überflusses.
Man soll alle Speise dieser kommenden guten Jahre sammeln und Getreide unter der Hand des Pharaos in den Städten aufbewahren.
Die Speise soll zum Vorrat für das Land für die sieben Jahre der Hungersnot sein, die im Land Ägypten kommen werden, damit das Land nicht vertilgt werde durch die Hungersnot.“
Das Wort gefiel dem Pharao und allen seinen Knechten.
Der Pharao sprach zu seinen Knechten: „Werden wir einen finden wie diesen Mann, in dem der Geist Gottes ist?“
Und der Pharao sprach zu Josef: „Nachdem Gott dir dies alles kundgetan hat, ist keiner so verständig und weise wie du.“
Du sollst über mein Haus sein, und deinem Befehl soll sich mein ganzes Volk fügen. Nur um des Thrones willen will ich größer sein als du.
Der Pharao sprach zu Joseph: „Siehe, ich habe dich über das ganze Land Ägypten gesetzt.“
Er nahm seinen Siegelring von der Hand und steckte ihn Joseph an die Hand. Dann kleidete er ihn in Gewänder aus Büschus und legte ihm eine goldene Kette um den Hals. Er ließ ihn auf dem zweiten Wagen fahren, den er hatte, und vor ihm rief man: „Werft euch nieder!“ So setzte er ihn über das ganze Land Ägypten.
Der Pharao sagte zu Joseph: „Ich bin der Pharao, und ohne dich soll kein Mensch seine Hand oder seinen Fuß im ganzen Land Ägypten erheben.“
Der Pharao gab Joseph den Namen Zaphnat-Panaeaach und gab ihm Asnat, die Tochter Potiphars, des Priesters von On, zur Frau. Joseph zog aus in das Land Ägypten. Er war 30 Jahre alt, als er vor dem Pharao, dem König von Ägypten, stand.
Joseph ging vom Pharao weg und zog durch das ganze Land Ägypten. Das Land brachte in den sieben Jahren des Überflusses Hände voll Ertrag hervor. Er sammelte alle Speisen der sieben Jahre, die im Land Ägypten waren, und brachte sie in die Städte.
Die Speisen der Felder, die im Umkreis der Städte lagen, brachte er ebenfalls dorthin. Joseph häufte Getreide auf wie den Sand des Meeres – so viel, dass man aufhörte zu zählen, denn es war ohne Zahl.
Joseph wurden zwei Söhne geboren, ehe das Jahr der Hungersnot kam. Asnat, die Tochter Potiphars, des Priesters von On, gebar sie ihm.
Dem Erstgeborenen gab Joseph den Namen Manasse, denn Gott hatte ihn vergessen lassen all seine Mühsal und das ganze Haus seines Vaters. Dem Zweiten gab er den Namen Ephraim, denn Gott hatte ihn fruchtbar gemacht im Land seines Elends.
Und die sieben Jahre des Überflusses, die im Land Ägypten geherrscht hatten, gingen zu Ende. Danach begannen die sieben Jahre der Hungersnot, so wie Joseph es vorausgesagt hatte. Es herrschte Hungersnot in allen Ländern, doch im ganzen Land Ägypten gab es Brot.
Das ganze Land Ägypten hungerte, und das Volk schrie zum Pharao um Brot. Daraufhin sprach der Pharao zu allen Ägyptern: „Geht zu Joseph und tut, was er euch sagt.“ Die Hungersnot breitete sich über die ganze Erde aus. Joseph öffnete alle Vorratskammern, in denen Getreide lag, und verkaufte es an die Ägypter.
Die Hungersnot war besonders stark im Land Ägypten. Deshalb kam die ganze Welt nach Ägypten zu Joseph, um Getreide zu kaufen, denn die Hungersnot herrschte überall auf der Erde.
Im 1. Buch Mose, Kapitel 42,1 heißt es: Jakob sah, dass in Ägypten Getreide vorhanden war. Er sprach zu seinen Söhnen: „Warum schaut ihr euch gegenseitig an?“ Dann sagte er weiter: „Siehe, ich habe gehört, dass in Ägypten Getreide ist. Zieht hinab und kauft uns dort Getreide, damit wir leben und nicht sterben.“
Bis dahin vergingen nochmals zwei Jahre voller tiefer Enttäuschungen. Er konnte darüber nachdenken, warum der Herr nicht gewirkt hatte, damit der Mundschenk sich sofort beim Pharao an ihn erinnert. Warum musste er weiterhin in diesem Gefängnis leiden?
Doch was wäre geschehen, wenn er damals freigekommen wäre? Dann wäre er nie zum Herrscher über Ägypten aufgestiegen. Denn es brauchte noch einen Traum, der erst zwei Jahre später von Gott gegeben wurde. Genau zu dieser Zeit begannen die besonders fruchtbaren Jahre. Für den Pharao war das eine Bestätigung: Der Mann ist ein Prophet.
Man könnte sagen, vielleicht hätte der Pharao den Traum auch schon zwei Jahre früher gehabt. Doch auch das lag im Zeitplan Gottes – er musste noch warten. Wenn wir daran denken, dass er im Haus von Potiphar war, wie wir in Kapitel 39 gesehen haben, stieg er dort zum höchsten Mann im Haushalt eines der obersten Minister des Pharao auf.
Doch dann wurde er verleumdet und kam ins Gefängnis. Er hätte fragen können: Herr, warum muss ich ins Gefängnis? Warum muss ich das erleiden? Aber wenn Gott damals eingegriffen hätte, sodass er durch die Verleumdung nicht ins Gefängnis gekommen wäre, dann wäre sein höchster Platz im Haus Potiphar geblieben – und nicht darüber hinaus.
Er hätte keine Bedeutung gehabt, auch nicht für seine Familie. So musste alles seinen Lauf nehmen. Doch im Haus Potiphar lernte er, wie man mit Reichtum umgeht, denn er musste das ganze Haus verwalten. Das war eine gute Vorbereitung, um später dem Pharao zu raten, was zu tun sei.
Ja, also nochmals 41,1: Und es geschah nach Verlauf von zwei vollen Jahren, dass der Pharao träumte, und siehe, er stand am Strom.
Das Wort „Strom“ im Hebräischen ist hier nicht das Wort, das meistens für Strom gebraucht wird. Das übliche Wort ist „Nahar“, ein Wadi, das auch „Nachal“ genannt wird. Hier aber haben wir das Wort „Jeor“, und das ist eigentlich das ägyptische Wort für den Nil. Also nicht irgendein Strom, sondern es geht um den Nil.
Der Pharao sieht sich selbst im Traum, und er ist da beim Nil. Ägypten war ja eine der frühesten Hochkulturen auf Erden nach der Sintflut. Die Jaffititen, wie sie beschrieben werden, sind ausgewandert, wie es in 1. Mose 10 beschrieben wird, nach Europa zu den „Ijem“. Das wird oft mit „Inseln“ übersetzt, aber das Wort „Ijem“ bezeichnet die Inseln des Mittelmeers und die Küstenstreifen Europas – von der Türkei über den Balkan, Griechenland, Italien, Südfrankreich bis nach Spanien. Das ist also das typische Wort für Europa.
Damals, nach der Sintflut, gab es die Eiszeit. Darum hatten die Jaffetiten in Europa ein sehr schweres Leben in den ersten Jahrhunderten und konnten keine Hochkultur aufbauen, wie das im Nahen Osten möglich war. Gerade dort, wo der Turm von Babel stand, haben die Sumerer eine erste Hochkultur aufgebaut. Zeitlich leicht versetzt folgten die Nachkommen von Ham über Mitzraim. Mitzraim ist nämlich der Stammvater der Ägypter.
Wenn wir kurz in 1. Mose 10 nachschlagen, lesen wir in Vers 2: „Zunächst die Söhne Japhets: Gomer und Magog und Maddai und Javan und Tubal und Mesech und Tiras.“ Gomer ist übrigens der Stammvater der Germanen und Kelten. Magog und die anderen nenne ich nicht alle, aber Maddai ist der Stammvater der Meder, also auch der Kurden. Javan ist der Stammvater der Griechen. Durch die ganze Bibel hindurch ist Javan das Wort für Griechenland, und auch heute sagt man auf Hebräisch für griechisch „Javanit“. Tubal und Mesech sind Stämme, die zwischen dem Schwarzen und Kaspischen Meer siedelten. Von ihnen stammen die europäischen Russen ab.
Dann aber kommt Ham. In Vers 6 lesen wir: „Und die Söhne Hams: Kusch und Mitzraim und Put und Kanaan.“ Kusch bedeutet „schwarz“. Von ihm stammen die Schwarzen in Schwarzafrika ab. Kusch ist später in der Bibel auch das Wort für den Sudan, das Land südlich von Ägypten. Von dort aus haben sich die Schwarzafrikaner über den ganzen Kontinent bis nach Südafrika verteilt. Mitzraim ist das Wort für Ägypten in der Bibel. Immer im Alten Testament, wenn von Ägypten die Rede ist, heißt es Mitzraim. Auch heute sagt man auf Arabisch für Ägypten „Misr“ oder „Mitzr“, und „Aim“ ist die Dualform. Die Doppelform weist darauf hin, dass Ägypten ein Doppelland war – Ober- und Unterägypten. Put ist der Stammvater der Nordafrikaner, westlich von Ägypten, und Kanaan der Stammvater der Kanaaniter.
Ich habe hier nur einige ausgewählt, um zu zeigen, dass Jaffet einen ganz anderen Weg hatte. Die Europäer wurden durch die Eiszeit gebremst. Das habe ich in anderen Vorträgen ausführlich erklärt, gerade in einem Vortrag über Eiszeit und Mammut. Dort erkläre ich, warum die Eiszeit eine zwingende Folge der Sintflut war.
In Ägypten gab es keine Eiszeit, ebenso wenig im Zweistromland, dem heutigen Irak. Darum konnten sich die Kulturen dort sehr schnell entwickeln. Sie brauchten keine lange Zeit, um sich hochzuentwickeln. Nach der Sintflut spricht man in der Archäologie von einer Zivilisationsexplosion. Plötzlich geht alles hoch.
Nach säkularer Vorstellung würde das bedeuten, dass Hunderttausende von Jahren alles auf Sparflamme lief – man schlug immer die gleichen Faustkeile, nichts, nichts, nichts –, und plötzlich, vor wenigen Jahrtausenden, kam eine Zivilisationsexplosion. Aber so war es nicht. Die Menschen waren nicht primitiv. Noah war nicht primitiv; er baute ein Schiff, so groß, wie man es im Westen erst im neunzehnten Jahrhundert wieder baute.
Darum waren die Menschen auch nach der Sintflut fähig, den Turm von Babel, einen Zikkurat, zu bauen, sowie die größten Pyramiden in Ägypten. Die ältesten, wie die von Cheops und die zwei anderen bei Kairo, gehören zu den ältesten Bauwerken. Das heißt, das Großartigste entstand ganz am Anfang.
Das ist von der Bibel hier klar, weil es keine Evolution war, sondern ein Einschnitt durch die Sintflut. Aber das Wissen war da und konnte im Nahen Osten schnell umgesetzt werden. Die Europäer würden später in der Geschichte erst mit ihrer Zivilisation aufsteigen. Zuvor waren Ägypten und die Sumerer die Nummer eins. Zeitlich versetzt entwickelte sich auch die alte Induskultur zu einer Hochkultur, aber später als die ägyptische und die sumerische. Die Indusleute waren ausgewandert und haben dort eine Kultur aufgebaut.
Ägypten ist ein Land, das fast nur aus Wüste besteht – sagen wir mal 95 Prozent Wüste. Was kann man mit diesem Land anfangen? Das, was Ägypten ausmacht, ist der Nil, eben dieser „Jeor“, dieser spezielle Strom.
Die alten Ägypter hatten noch das ursprüngliche Wissen von Noah und seinen Söhnen über den wahren Gott. Aber sie sind ihren eigenen Weg gegangen und haben ihn vergessen, so wie Paulus es in Apostelgeschichte 17 beschreibt. Wenn wir dort kurz nachschlagen, lesen wir in Vers 26:
„Und er hat aus einem Blut jede Nation der Menschen gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und hat festgesetzt Zeiten und die Grenzen ihrer Wohnungen bestimmt, damit sie Gott suchen, ob sie ihn wohl ertasten und finden möchten, obgleich er nicht fern ist von jedem von uns; denn in ihm leben und weben und sind wir, wie auch einige eurer Dichter gesagt haben: ‚Denn wir sind auch sein Geschlecht.‘“
Hier erklärt Paulus, dass Gott für die Völker gesorgt hat. Er hat alle Völker aus einer Quelle entstehen lassen, „aus einem Blut jede Nation der Menschen gemacht“. Das haben moderne Gentests wunderbar bestätigt. Die ganze Menschheit ist eng miteinander verwandt. Es gibt nicht einmal Rassen. Die Vorstellung von Rassen ist heute wirklich überholt. Genetisch ist die Übereinstimmung weltweit so eng und so nah – genau das, was wir schon immer aus der Bibel wussten.
Dann heißt es weiter: „Damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen.“ Gott wollte, dass die Völker sich nach der Sprachenverwirrung in 1. Mose 11 über alle Kontinente ausbreiten.
Weiter heißt es: „Und hat festgesetzte Zeiten und die Grenzen ihrer Wohnungen bestimmt.“ Gott hat bei den Völkerwanderungen festgelegt, wo und welches Gebiet jedes Volk bekommen sollte. Das war kein Zufall, sondern Gottes Vorsehung war am Wirken.
Dazu noch Apostelgeschichte 14, wo Paulus vor Heiden predigt, die nichts von der Bibel wussten. Dort erklärt er, wie Gott gewirkt hat. In Vers 15 sagt Paulus:
„Ich ermahne euch, euch von diesen nichtigen Götzen zu bekehren zu dem lebendigen Gott, der den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hat und alles, was in ihnen ist, der in den vergangenen Geschlechtern alle Nationen auf ihren eigenen Wegen gehen ließ, obwohl er sich doch nicht unbezeugt gelassen hat, indem er Gutes tat und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gab und eure Herzen mit Speise und Fröhlichkeit erfüllte.“
Paulus erklärt, dass Gott in den vergangenen Geschlechtern alle Nationen ihren eigenen Weg gehen ließ. So sind die verschiedenen Stämme von Babel weggegangen und haben sich auf der Erde angesiedelt. Dabei haben sie Gott vergessen und ihre eigenen Religionen aufgebaut. Aber Gott hat sie nicht vergessen.
Darum sagt Paulus: „Obwohl er sich doch nicht unbezeugt gelassen hat, indem er Gutes tat und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gab.“ Gott sorgte dafür, dass die Völker genügend Nahrung hatten und dass die Ökologie funktionierte – mit Regen und fruchtbaren Zeiten.
Weiter sagt Paulus: „Und eure Herzen mit Speise und Fröhlichkeit erfüllte.“ Gott sorgte dafür, dass die heidnischen Völker zu essen hatten und eine natürliche Fröhlichkeit erleben konnten. So ist Gott.
Die Ägypter aber wandten sich vom wahren Gott ab und bauten eine Religion mit vielen Göttern auf – genau so, wie es in Römer 1 beschrieben ist. Dort spricht Paulus über die Heidenvölker, die die Bibel nicht kannten. Er sagt, sie hatten mit ihrem Verstand die Möglichkeit, zu erkennen, dass Gott, der Schöpfer, existiert. Aus der Ordnung der Schöpfung konnten sie das ableiten. Ordnung ist nur durch einen Ordner möglich.
In Römer 1, Vers 20 lesen wir:
„Denn das Unsichtbare von ihm wird geschaut, sowohl seine Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an im Gemachten wahrgenommen werden, damit sie ohne Entschuldigung seien. Weil sie Gott kennend ihn weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten, sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr unverständliches Herz verfinstert wurde. Indem sie sich für weise ausgaben, sind sie zu Toren geworden und haben die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes verwandelt in das Gleichnis eines Bildes von einem verweslichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren.“
Hier wird gesagt, dass sie vom Schöpfergott nichts mehr wissen wollten und stattdessen Ersatzgötter verehrten. Es wird von Bildern gesprochen, die Menschen, Vögel, vierfüßige und kriechende Tiere darstellen.
Wenn man die Tempelwände der zahlreichen ägyptischen Tempel aus der alten Zeit betrachtet, sieht man, dass die Götter typischerweise als Menschen mit Tierkopf dargestellt sind. Es gibt die Vogelverehrung, wie zum Beispiel Horus, den Sohn des Sonnengottes, dargestellt mit Falkenkopf. Dann gibt es die Schlange und die vierfüßigen Tiere – all das ist in Ägypten sehr anschaulich zu sehen.
Wir gehen vom Land Ägypten aus. Etwa 95 Prozent davon sind Wüste, vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Das Leben ist dort nur möglich wegen des Nils. Der Nil ist wirklich die Lebensquelle, die es ermöglicht, in Ägypten zu bestehen. Es gibt fast keinen Regen im Land. Ägypten ist also nicht auf Regen angewiesen, weil es den Nil hat.
Der Regen muss jedoch irgendwo fallen. Er fällt in Schwarzafrika, also viel südlicher von Ägypten, in Abessinien. Dort herrscht ein ganz anderes, tropisches Klima, und dort fällt der Regen. Diese Unmengen von Wasser werden dann durch den Nil geleitet, durch Ägypten, und schließlich ins Mittelmeer.
In 1. Mose 41 sieht man den Pharao, der selbst als Gott verehrt wurde. Er galt als der Gott, der die Aufgabe hatte, Ordnung, Harmonie und Bestand in Ägypten zu sichern. Wir werden sehen, dass er dazu gar nicht in der Lage sein wird.
Der Nil selbst wurde als Gott Happi verehrt. Er wurde oft als Menschengestalt mit einem Tierkopf dargestellt. Beim Nil ist Folgendes wichtig: Im Herbst kommt es zu gewaltigen Überschwemmungen. Diese Überschwemmungen sind fantastisch für Ägypten, denn sie bringen fruchtbaren Schlamm aus dem Flussbett auf das Land hinaus. Das sichert eine gute Ernte im nächsten Jahr.
Diese Überschwemmungen sind lebenswichtig. Ich habe das vorhin in der Gegenwartsform gesagt, doch heute ist das nicht mehr so. Die Russen haben vor vielen Jahren den Assuan-Staudamm gebaut. Ökologisch ist das eigentlich eine Katastrophe, weil dadurch das gesamte ökologische System Ägyptens zerstört wurde. Jetzt gibt es diese Überschwemmungen nicht mehr.
Bis dahin, also bis in die moderne Geschichte, war es jedoch so, dass es diese Überschwemmungen gab. Es konnte aber auch vorkommen, dass die Überschwemmungen zu gering ausfielen. Dann gab es Hungersnot. Deshalb hielten die Pharaonen oft den Nilpegel fest, also wie hoch der Nil in einem bestimmten Jahr gewesen war. Es gibt viele Überlieferungen über den Nilpegel. Daraus kann man schließen, wie die wirtschaftliche Situation in Ägypten war.
Niedrige Nilpegelstände weisen auf Not bis hin zu Hungersnot hin. Hohe Pegelstände deuten auf Überfluss hin.
Im Traum des Pharao sieht man Kühe, die aus dem Nil heraufsteigen. Warum das? Weil der Nil die Lebensader ist. Aber warum steigen sie aus dem Nil heraus? Das hängt mit der Überschwemmung zusammen. Die Fruchtbarkeit kommt ja aus dem Nil. Das Wasser steigt aus dem Flussbett und überschwemmt das Land. Der fruchtbare Schlamm wird verteilt, was Überfluss bedeutet. Deshalb kommen die fetten Kühe aus dem Nil heraus.
Doch es gibt ein Problem: Auch hässliche Kühe steigen aus dem Nil heraus. Das weist ebenfalls auf Überschwemmung hin. Die Ökologie Ägyptens ist so beschaffen, dass es zwei Möglichkeiten für Hungersnot gibt: zu wenig Überschwemmung oder zu viel Überschwemmung.
Aus der Zeit von Joseph, die ich noch erklären werde, gab es diese zu großen Nilüberschwemmungen. Das bedeutet, dass zwar der fruchtbare Schlamm auf die Felder gebracht wurde, aber erst wenn das Wasser wieder zurückgelaufen war, konnte man säen. Wenn man im Spätherbst den Zeitpunkt des Säens verpasst, weil die übermäßigen Überschwemmungen noch nicht zurückgegangen sind, entsteht Hungersnot.
Hier haben wir genau dieses Symbol: Die fetten Kühe stehen für Überfluss, die mageren Kühe für Hungersnot. Ebenso wie zu geringe Überschwemmungen kann auch ein Übermaß an Überschwemmungen Hungersnot verursachen.
Wenn man die biblischen Zahlen durch das gesamte Alte Testament verfolgt, ergibt sich ein zusammenhängendes chronologisches System, das nicht einmal unterbrochen wird. Dabei stoßen wir auf die zwei vollen Jahre, in denen Joseph noch im Gefängnis war. Er wurde dreißig Jahre alt. Das entspricht dem Jahr 1830 vor Christus gemäß der strikten Chronologie der Bibel.
Diese Zeit fällt in der Ägyptologie in die Epoche von Pharao Amenemhet III. Wir wissen genau, wie dieser Pharao ausgesehen hat. Wenn man in Berlin ins Ägyptische Museum geht, befindet sich gleich beim Eingang, in der großen phantastischen Ausstellung, eine Pharaonenstatue von Amenemhet III. Das ist der Mann mit den abstehenden Ohren.
In der ägyptischen Kunstgeschichte gilt diese Darstellung als ganz ungewöhnlich. Sie drückt auch seinen Gesichtsausdruck aus: jemand, der sehr besorgt ist. Die abstehenden Ohren symbolisieren, dass er auf die Nöte und Sorgen seines Volkes hört. Fantastisch! Diese Interpretation entstand in der Kunstgeschichte, ohne zu berücksichtigen, dass die strenge biblische Chronologie hier einen Volltreffer mit der Geschichte von Joseph liefert.
Wenn man weiß, wie die biblischen Zahlen zusammenpassen, ergibt sich übrigens auch für den Exodus, den Auszug aus Ägypten, ein sehr frühes Datum: nämlich 1606 vor Christus. So passt alles zusammen – mit den Israeliten in Ägypten und eben mit Amenemhet, diesem Pharao, der voller Sorgen und Liebe für sein Volk war.
Er sah also diesen Traum. Wir haben gesehen, dass er nach dem Traum mit den Kühen erwacht, dann wieder einschläft und einen weiteren Traum mit den sieben Ähren hat. Am Morgen ist er voller Unruhe.
Im Buch Prediger wird erwähnt, dass Träume durch viel Geschäftigkeit kommen. Durch Träume können wir manches verarbeiten. Aber der Pharao merkt, dass dieser Traum etwas Besonderes ist.
Wenn wir kurz im Buch Hiob nachschlagen – dort sind wir ja in den Jahrhunderten der Eiszeit –, dann wird nirgendwo so oft Eis und Schnee erwähnt wie in diesem Buch. Es spielt in der Zeit vor Abraham, also auch in der Zeit, als es die Bibel noch nicht gab, wie auch zur Zeit von Joseph.
Dort sehen wir, dass Gott durch Träume zu Heiden sprechen kann, um sie vor dem Rennen ins Verderben zu bewahren. Im Buch Hiob 33, Vers 15 heißt es:
„Im Traum, im Nachgesicht, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt, im Schlummer auf dem Lager, dann öffnet er das Ohr der Menschen und besiegelt die Unterweisung, die er ihnen gibt, um den Menschen von seinem Tun abzuwenden und damit er Übermut von dem Mann verberge, dass er seine Seele zurückhalte von der Grube und sein Leben vom Rennen ins Geschoss.“
Das bedeutet: Im Traum, im Nachtgesicht, im Tiefschlaf öffnet Gott das Ohr der Menschen und gibt ihnen Unterweisung. Das Ziel ist, sie vor dem Verderben zu retten.
Ab Vers 18 wollte Jerry weiterlesen. In Vers 19 geht es darum, dass Gott auch durch Krankheit zu den Menschen sprechen kann, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Dann spricht Elihu vom Messias:
„Wenn es nun für ihn einen Gesandten gibt, einen Ausleger, einen aus tausend, um dem Menschen seine Geradheit kundzutun, so wird er sich seiner erbarmen und sprechen, erlöse ihn, dass er nicht in die Grube hinabfahre.“
Ich habe eine Sühnung gefunden – oder man kann auch sagen, sie wurde zustande gebracht. Hier spricht der Messias, der am Kreuz sterben sollte, um das Problem der Schuld zu lösen.
Es wird gesagt, dass es für ihn einen Gesandten gibt, einen Ausleger, einen „einen aus Tausend“. Joseph war für den Pharao genau das. Man kann sagen, er war ein Vorgeschmack auf den Messias. Er war gesandt, wie wir beim letzten Mal in Psalm 105 gelesen haben. Dort finden wir eine poetische Darstellung der Geschichte Josephs. Es heißt, dass Gott Joseph vorausgesandt hat, um seine Familie zu retten.
Das, was man als eine Reihe von Schicksalsschlägen beschreiben könnte, die Joseph erlebte, war eigentlich ein Plan Gottes. Er schickte Joseph nach Ägypten, und so war Joseph ein Gesandter. Nun sehen wir, dass er zum Ausleger der Träume für den Pharao wurde. Er war wirklich außergewöhnlich, ein „einer aus Tausend“, nicht irgendeiner, um dann Gottes Botschaft weiterzugeben.
Was wir hier haben, ist Weltmission im Alten Testament. Viele denken, Weltmission beginne erst mit Pfingsten in Apostelgeschichte 2. Doch das ist nicht so. Im Alten Testament sehen wir, wie Gott wirkte, damit die Heidenvölker schon damals erreicht wurden.
Joseph wurde nach Ägypten geschickt, um ganz Ägypten zu erreichen und ihnen zu zeigen, dass ihre Götter nichts sind. Der Pharao, der als Verkörperung von Horus und auch von Ra, dem Sonnengott, galt, verstand nicht einmal, was sein Traum bedeutete. Alle seine Wahrsagepriester, also die religiösen Mächtigen in Ägypten, konnten den Traum nicht deuten.
In Vers 8 heißt es: „Er ließ alle Wahrsagepriester Ägyptens und alle seine Weisen rufen, und der Pharao erzählte ihnen seine Träume, aber da war keiner, der sie dem Pharao deutete.“ Dann kommt ein Hebräer, ein Fremder, und er kann alles erklären. Er sagt jedoch, dass er es nicht selbst tut, sondern Gott.
Was hat der Pharao darunter verstanden? Er musste zugeben, dass es nicht Ra, nicht Horus, nicht Hapi, der Nilgott, und auch nicht Neith ist – eine Göttin, deren Name in Asnat vorkommt. Asnat, die spätere Frau Josephs, wurde als Geliebte der Göttin Neith verehrt, die als Schöpfergöttin galt.
Joseph sagt in Vers 16: „Und Joseph antwortete dem Pharao und sprach: Das steht nicht bei mir, Gott wird antworten, was dem Pharao zum Wohl dient.“ So wurde klar – und schließlich für ganz Ägypten –, dass es nicht die ägyptischen Götter sind, sondern der Gott Josephs.
Das war ein grandioses Zeugnis. Nicht nur die Ägypter wurden damals erreicht. In Vers 54 von Kapitel 41 heißt es: „Die sieben Jahre der Hungersnot begannen, so wie Joseph gesagt hatte. Und es war Hungersnot in allen Ländern, aber im ganzen Land Ägypten war Brot.“
Nicht nur in Ägypten herrschte Hungersnot, sondern auch in Kanaan, wo schließlich Josephs Familie gezwungen war, nach Ägypten zu ziehen. Natürlich auch im Gebiet der Kanaaniter weiter nördlich – das ist das heutige Libanon, Syrien, Jordanien und weitere angrenzende Regionen.
Das war ein Zeugnis für all diese Länder. Alle erfuhren, wer dieser Mann ist, der Korn ausgeben kann: Joseph! Er ist der Mann, der die Träume des Pharao gedeutet hat. Doch es ist ein anderer Gott, der dafür sorgt, dass Ägypten nicht untergeht und dass all die anderen Völker, die Zuflucht in Ägypten suchten, nicht zugrunde gehen.
Das war eine fantastische und umfassende Mission schon in alttestamentlicher Zeit. Und das ist nicht das einzige Beispiel.
Wir müssen nicht alle Beispiele durchgehen – das wäre ein Thema für den ganzen Abend und noch mehr. Aber wo finden wir das auch im Alten Testament? Zum Beispiel bei Daniel, der die Träume Nebukadnezars deuten konnte.
Auch dort wurde klar: Die Götter Babylons konnten den Traum nicht erklären. Die Situation war etwas anders. Nebukadnezar, der König, erzählte seinen Weisen den Traum. Sie hätten irgendetwas Tiefenpsychologisches deuten können, was aber reine Erfindung gewesen wäre.
Nebukadnezar traute ihnen nicht. Er sagte: Wenn sie nicht sagen können, was ich geträumt habe, ohne dass ich es erzähle – siehe Daniel 2 –, dann lasse ich sie alle töten. Das konnten sie nicht. Sie hätten ihm zwar irgendetwas erzählen können, aber zuerst mussten sie sagen, was er geträumt hatte.
Auch dort konnten die Götter Babylons, mit denen die Weisen in Kontakt standen – zum Beispiel Nabu, der Gott der Prophetie und Weissagung – den Traum nicht offenbaren. Gott ließ nicht zu, dass sie das erfahren konnten. So wurde klar: Für ganz Babylon und das babylonische Reich, das damals über den Nahen Osten herrschte, gibt es nur einen wahren Gott. Das ist der Gott von Daniel, Sadrach, Mesach und Abednego.
Auch im Persischen Weltreich, das sich von Afrika bis nach Indien erstreckte, wurde klar, dass der Gott Mordechais, der Jude war und zu einem Volk gehörte, das ganz andere Gesetze hatte als alle anderen Völker, der wahre Gott ist. Das Reich reichte bis zum Indus.
Das ist sehr eindrücklich. Man sieht das Thema Mission mit anderen Augen.
Jetzt gehen wir zurück. Wir haben Amenemhet III, etwa 1830 v. Chr., in Kapitel 41. Der Oberste der Mundschenken kommt dann auf die Idee: Der Pharao wirkt unruhig und besorgt wegen seiner Träume. Er fragt sich, was diese Träume bedeuten könnten. Dabei erinnert er sich an die Sache im Gefängnis und erzählt dem Pharao davon. Es gibt einen hebräischen Jüngling, der die Träume deuten kann. Er kann auch bezeugen, wie es in Vers 13 heißt: „Und es geschah, wie er uns deutete, so ist es geschehen.“ Das Erlebnis echter Prophetie durch Joseph war ein Zeugnis für diesen Ägypter. Damit gab er Zeugnis vor dem Pharao.
Der Pharao reagiert darauf, und zwar nicht allmählich. Zuerst vergehen zwei Jahre, aber ab jetzt muss alles schnell gehen. Es ist so, wie in Lukas 18, wo Jesus zum anhaltenden Beten ermutigt, ab Vers 1. Dort erzählt er das Gleichnis von der Witwe, die ständig zum ungerechten Richter geht und ihn bedrängt, bedrängt, bedrängt, bis es ihm zu viel wird. Im Grundtext heißt es sogar wörtlich: „Diese Frau kommt und zerkratzt mir das Gesicht.“ Schließlich gibt der Richter nach und verschafft ihr Recht.
Der Herr Jesus nimmt dieses Beispiel, um genau diese Haltung von Dranbleiben beim Beten zu zeigen, wie die Witwe. Schließlich sagt er in Lukas 18, Vers 7: „Wenn schon der ungerechte Richter schließlich auf sie gehört hat, wie viel mehr wird Gott das Recht seiner Auserwählten ausführen, die Tag und Nacht zu ihm schreien? Ist er in Bezug auf sie langsam? Ich sage euch, dass er ihr Recht schnell ausführen wird. Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?“
Jetzt geht es plötzlich schnell. Der Herr macht Mut: Wenn es mit dem Gebet nicht schnell geht, soll man dranbleiben, bis der von Gott bestimmte Zeitpunkt kommt. Dann geht es schnell. So war es auch hier. Es vergingen Jahre – seit Joseph verkauft worden war, von siebzehn bis dreißig –, das waren dreizehn Jahre Prüfungen. Diese Vorbereitung diente seinem Dienst in Ägypten als Missionar.
Darum lesen wir in Vers 14: „Da sandte der Pharao hin und ließ Joseph rufen, und sie holten ihn schnell aus dem Kerker, aus der Grube. Er schor sich, wechselte seine Kleidung und kam zum Pharao.“ In Ägypten war es üblich, dass Männer keine Haare trugen. Joseph kam also in ägyptischer Art vor den Thron des Pharaos. Er durfte alle seine Gefängniskleider ablegen und erhielt ein besonderes Kleid, das er am Hof des Pharaos tragen konnte.
Das erinnert an das schöne Kleid, das Vater Jakob ihm gegeben hatte, wie wir in Kapitel 37 gesehen haben. Es war eine Auszeichnung, denn es zeigte, dass er der Erstgeborene sein sollte. Zum Erstgeburtsrecht gehörte, dass der Erstgeborene das doppelte Erbe erhielt. Außerdem sollte er die geistliche Leitung in der Familie übernehmen, falls der Vater dies nicht tat, und über seine Brüder herrschen.
Jetzt kommt Joseph aus dem Gefängnis, erhält schöne Kleider – das erinnert ihn daran: „Gott hat einen Plan mit mir. Ich sollte einmal dieses Erstgeburtsrecht bekommen und über meine Brüder herrschen.“ Die Brüder waren zwar noch nicht da, aber das sollte alles noch kommen.
Dann erklärt er die Träume: Die sieben Kühe bedeuten sieben Jahre. Das ist ähnlich wie beim Traum des Mundschenken in Kapitel 40, Vers 10, wo ein Weinstock mit drei Reben gesehen wird. Joseph erklärt, dass das drei Tage bedeuten. Im Traum des Bäckers sieht er drei Körbe mit Weißbrot auf seinem Kopf, was ebenfalls drei Tage bedeutet. Hier sind es sieben Kühe und sieben Ähren, also sieben Jahre Überfluss und danach sieben Jahre schrecklichster Hungersnot.
Warum war es ein Doppeltraum? Wir lesen in Vers 26: „Die sieben schönen Kühe sind sieben Jahre, und die sieben schönen Ähren sind sieben Jahre. Ein Traum ist es!“ Das macht klar, dass diese zwei Träume eigentlich ein Traum sind.
Ähnlich ist es in Lukas 15. Der Herr Jesus erzählt dort ein Gleichnis. Er erzählt das Gleichnis vom verlorenen Schaf, dann von der verlorenen Münze und schließlich vom verlorenen Sohn. Es sind zwar drei Gleichnisse, aber sie gehören zusammen und bilden eigentlich ein Gleichnis. Darum heißt es: „Der Herr erzählte ein Gleichnis.“ Diese drei Gleichnisse gehören zusammen.
Zuerst wird gezeigt, wie Jesus, der gute Hirte, das verlorene Schaf sucht und findet. Dann die Lampe, die die verlorene Münze ans Licht bringt, also der Heilige Geist, der überführt. Schließlich der Vater, der bereitsteht und den verlorenen Sohn empfängt – der Vater, der die Verlorenen zu sich zieht.
In Lukas 19, Vers 10 heißt es: „Der Herr Jesus ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ Johannes 16, Vers 8 sagt: „Der Heilige Geist wird die Welt überführen von Sünde.“ Und Johannes 6: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, dass der Vater ihn ziehe.“ Der Vater zieht die Verlorenen.
Also ein Gleichnis, ein Traum, aber erklärt, warum Gott zwei Träume gibt. Was war? Welcher Vers? Die zweimalige Wiederholung des Traumes an den Pharao bedeutet, dass die Sache von Seiten Gottes fest beschlossen ist.
Das ist interessant. In der Prophetie werden wir das vielleicht beim nächsten Mal oder später noch genauer anschauen, wenn es um endzeitliche Prophetie geht. Dort heißt es, es sei von Gott fest beschlossen. Das macht klar, dass niemand denken kann, man müsse nur für die Welt beten, und dann komme die Apokalypse nicht, weil es schließlich die große Erweckung gibt und alles anders läuft.
In Bezug auf Endzeitprophetie sagt das Wort, ich gebe gerade eine Stelle an: Daniel 9, ganz am Schluss, Vers 27: „Fest beschlossen“, bis das Festbeschlossene vollzogen wird. Das wird genau so kommen. Dort konnte nichts mehr geändert werden; es war fest beschlossen, dass alles genau so kommen sollte.
Dann haben wir gesehen, dass Joseph nicht sagt: „Übrigens, ich wäre doch der Mann, um das alles zu managen.“ Nachdem klar geworden war, wie es mit Hungersnot und Überfluss läuft, sagt er: „Der Pharao suche einen Mann, der das weise ausführen kann.“ Er konnte innerlich warten.
Der Pharao sagt es von sich aus: Es gibt keinen anderen, der so mit dem Geist Gottes ausgerüstet ist. Was verstand dieser Heide darunter? Er verehrte menschengestaltige Götter mit Tierköpfen. Einen Mann, in dem der Geist Gottes ist, erkannte er als etwas Übernatürliches, das mit den Göttern Ägyptens nichts zu tun hat.
Er sagt: „Das machst du. Du bekommst die volle Macht über ganz Ägypten.“ Das zeigt er, indem er ihm sogar den Siegelring gibt. Der Siegelring war das Zeichen, mit dem ein König einen Beschluss unterschreiben und festsetzen konnte. Er gab Joseph damit die volle Amtsgewalt. Damit war Joseph an gleicher Stelle wie der Pharao – nur durfte der Pharao nicht mehr auf dem Thron sitzen. Aber man kann auch auf einem anderen Stuhl glücklich sein. Joseph hatte wirklich die Macht erhalten.
Dann bekam er in Vers 42 noch besondere Kleider aus Byssus. Byssus ist feine Leinwand. Im Altertum wurde in Ägypten die feinste Leinwand hergestellt. Diese wurde auch für die Stiftshütte verwendet, für die Umwandlung des Vorhofes – weißer Byssus.
Solche Kleider erhielt Joseph nun, noch kostbarere Kleider. Das Thema Kleidung zieht sich durch die Geschichte von Joseph. Dann heißt es: „Und legte die goldene Kette um seinen Hals.“ Liberale Theologen würden sagen, Josephs Geschichte sei eine Erfindung, eine Fiktion, die viel später in der spätegyptischen Zeit erfunden wurde.
Erstens enthält die Josephsgeschichte so viele Details, die zeigen, dass sie aus der frühen ägyptischen Zeit stammt und nicht aus späterer Zeit. Das kann ich später noch genauer ausführen. Nur andeutungsweise: Es gibt ein Buch von Abraham S. Yahuda, The Language of the Pentateuch, New York 1933. Darin hat er eine Fülle von Forschungsmaterial zusammengetragen. Er zeigt viele Lehnwörter aus dem Altägyptischen in der Josephsgeschichte.
Im hebräischen Text gibt es zahlreiche Spracheigentümlichkeiten und Redewendungen, die typisch für Ägypten sind. Auch die Titel der Hofbeamten – wir haben schon verschiedene gesehen: der Oberste des Gefängnisses, der Oberste der Leibwache, der Oberste der Mundschenken. Diese Titel sind typisch ägyptisch.
Die höflichen Anreden am Hof, die wir in der Geschichte finden, entsprechen der ägyptischen Umgangsweise. Das ist fantastisch, denn es zeigt alle Kennzeichen der Echtheit.
Jetzt diese Kette, die Joseph erhält – eine Halskette. Wer bei Google „Halskette“ oder „Necklace“ und „Altägypten“ eingibt, findet viele Bilder. Diese typischen Ketten trug die oberste Schicht Ägyptens.
Wer keine Ahnung von Ägypten hat und die Geschichte erst viel später erfunden hätte, hätte diese Details nicht gewusst.
Wir lesen weiter in Vers 43: „Er ließ ihn auf dem zweiten Wagen fahren, den er hatte, und man rief vor ihm her: Werft euch nieder!“ Das Wort für „niederwerfen“ ist im Hebräischen ungewöhnlich geschrieben. Normalerweise würde man es anders schreiben, nicht mit Aleph am Anfang. Im Ägyptischen gibt es den Ausdruck „ab-reg“, was bedeutet: „O Herz, wirf dich nieder.“ Das ist ein ägyptischer Ausdruck.
Joseph bekommt auch einen besonderen Namen: „Zafnatpaneach“. In Büchern gibt es verschiedene Erklärungen für diesen Namen. Aber eine Erklärung muss alle Konsonanten im hebräischen Text berücksichtigen. Das ist nicht bei allen Erklärungen der Fall. Teilweise wird gesagt, die Konsonanten seien umgestellt, und dann bedeute es etwas Bestimmtes.
Man kann es lösen: Alle Buchstaben im hebräischen Text zusammen entsprechen sehr schön „defnet panch“ oder „Defendi Paanch“. Das heißt: „Der das Leben ernährende“, also „Zafnat Paneach“.
Das ist besonders, wenn man an Altägypten denkt. Was fällt einem zu Altägypten ein? Pyramiden. Was sind Pyramiden? Totengräber. Ein großer Teil der ägyptischen Kultur ist eine Totenkultur. Die Welt des Todes steht im Zentrum.
Welches Buch ist das bekannteste altägyptische Buch? Das Totenbuch der Ägypter. Es beschreibt genau, wie es nach dem Tod sein soll. Wie der Pharao vor Osiris, dem Richter, erscheint, angeklagt wird, und sein eigenes Herz gegen ihn aussagt. Bei der Mumifizierung wurde das Herz herausgenommen, das gegen ihn aussagen würde.
Darum sagten die alten Ägypter, man müsse mit einem Zauber, einem Skarabeusstein-Zauber, das Herz hart machen, damit es leugnet: „Das habe ich nicht getan.“ Wenn er alles leugnen kann, erhält er ewiges Leben. Das war ihre Vorstellung von Rettung: Die Sünden nicht bekennen, sondern leugnen, und dann wird man gerettet.
Aber in den Sprüchen lesen wir: „Wer sein Herz verhärtet, wird ins Unglück fallen.“ Es war eine Kultur des Todes, und ihre Vorstellungen kreisten stark um das Totenreich.
Jetzt kommt ein Mann, der einen ganz anderen Gott kannte. Er rettete Ägypten vor dem Tod und gab Leben – den Gott des Lebens. „In ihm war Leben“, heißt es von dem Herrn Jesus in Johannes 1. „Und das Leben war das Licht der Menschen. Dies ist das wahrhaftige Licht, das in der Finsternis leuchtet, jeden Menschen erleuchtet.“ Davon war Joseph ein Zeuge, und sein Name bedeutet „Der das Leben Ernährende“.
So erfüllte er sich seinen Traum, zwar noch nicht mit den Brüdern, aber er kam zur Macht über die Heiden. Die Heiden anerkannten ihn, und alle mussten sich vor ihm verbeugen.
Jetzt fehlen nur noch die Brüder. Ist es nicht eindrücklich? Die Masse des jüdischen Volkes vor zweitausend Jahren hat den Messias, den Sohn Josephs – denn Joseph war sein Pflegevater, und darum war er bekannt als Ben Joseph, der Sohn Josephs – abgelehnt und verworfen.
Dann ging die frohe Botschaft zu den Heiden hinaus. In den letzten zweitausend Jahren haben Millionen von Nichtjuden den Herrn Jesus angenommen und den Reichtum der Gnade Gottes im Evangelium weltweit erkannt. Das entspricht dem Abschnitt der sieben Jahre Überfluss.
Schließlich soll eine große Drangsal kommen – sieben Jahre schrecklichster Hungersnot. In dieser Not wird die Familie von Joseph zur Umkehr kommen.
So werden wir beim Weitergehen durch die Geschichte die prophetische Parallele sehen, wie es in der kommenden großen Drangsalszeit eine Erweckung in Israel geben wird. Ein Drittel der Bevölkerung – heute über sechs Millionen Juden im Land – werden, nach den heutigen Zahlen, über zwei Millionen sein, die zum Glauben kommen und den Messias erkennen werden. So heißt es in Sacharja 12, Vers 10: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und über ihn wehklagen.“
Das alles werden wir mit den Brüdern sehen. Aber zuerst, bevor die Brüder kommen, haben wir die Herrschaft über die Heiden. Das sind die vergangenen zweitausend Jahre, in denen Millionen von Nichtjuden aus allen Nationen der Welt – es gibt keine Nation, die nicht mit dem Evangelium erreicht wurde – Jesus erkannt haben und sich vor ihm verneigen, wie es in Vers 43 heißt: „Werft euch nieder!“
An dieser Stelle wollen wir für heute enden.
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