Das Abschlusswort der Bibel und seine Bedeutung
Das letzte Kapitel der Bibel ist natürlich ein besonders feierliches Kapitel – das Schlusswort der Bibel. Es ist schon etwas Besonderes, wenn man das Ende von Maleachi studiert. Das war das Schlusswort des Alten Testaments. Danach folgte das große Schweigen der Schriftpropheten für 400 Jahre, bis der Messias kam.
Mit dem Abschluss des Neuen Testaments und der Offenbarung kam der endgültige Abschluss der Schrift. Es gab keine weiteren Schriftpropheten mehr. Tatsächlich werden in diesem letzten Kapitel alle zusätzlichen Propheten gewarnt. So haben wir hier wirklich das Abschlusswort für das Alte und Neue Testament – und zwar definitiv.
Wir lesen in Offenbarung 22 das ganze Kapitel:
„Und er zeigte mir einen Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der hervorging aus dem Thron Gottes und des Lammes. In der Mitte ihrer Straße und des Stromes diesseits und jenseits war der Baum des Lebens, der zwölf Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt. Die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Nationen.
Und es wird keinen Fluch mehr geben. Der Thron Gottes und des Lammes wird in ihr sein, und seine Knechte werden ihm dienen. Sie werden sein Angesicht sehen, und sein Name wird an ihren Stirnen sein.
Nacht wird nicht mehr sein, und es wird kein Bedürfnis nach einer Lampe oder dem Licht der Sonne geben, denn der Herrgott wird über ihnen leuchten. Sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Und er sprach zu mir: Diese Worte sind gewiss und wahrhaftig. Der Herr, der Gott der Geister der Propheten, hat seinen Engel gesandt, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss.
Und siehe, ich komme bald. Glückselig ist, der die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt.
Ich, Johannes, bin der, der diese Dinge hörte und sah. Als ich sie hörte und sah, fiel ich nieder, um anzubeten zu den Füßen des Engels, der mir diese Dinge zeigte.
Doch er spricht zu mir: Siehe zu, tu es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, der Propheten, und derer, die die Worte dieses Buches bewahren. Bete Gott an!
Und er spricht zu mir: Versiegle nicht die Worte der Weissagung dieses Buches, denn die Zeit ist nahe.
Wer Unrecht tut, tue noch Unrecht. Wer unrein ist, verunreinige sich noch. Wer gerecht ist, übe noch Gerechtigkeit, und wer heilig ist, sei noch geheiligt.
Siehe, ich komme bald, und mein Lohn ist mit mir, um jedem zu vergelten, wie sein Werk ist.
Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.
Glückselig sind, die ihre Kleider waschen, damit sie ein Recht haben am Baum des Lebens und durch die Tore in die Stadt eingehen.
Draußen sind die Hunde, die Zauberer, die Hurer, die Mörder, die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut.
Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, um euch diese Dinge in den Versammlungen zu bezeugen.
Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der glänzende Morgenstern.
Der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm! Und wer dürstet, der komme! Und wer will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.
Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand zu diesen Dingen hinzufügt, wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch geschrieben sind.
Und wenn jemand von den Worten des Buches dieser Weissagung wegnimmt, wird Gott seinen Teil wegnehmen vom Baum des Lebens und aus der heiligen Stadt, von der in diesem Buch geschrieben ist.
Der diese Dinge bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald.
Amen, komm, Herr Jesus!
Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit allen Heiligen.“
Die Bedeutung des neuen Jerusalems und der himmlischen Stadt
Und auch die Bedeutung all der Edelsteine, die in Kapitel 21 erwähnt werden, sollten wir uns nochmals vor Augen führen. Die Offenbarung endet eigentlich in ihrer prophetischen Zusammenstellung bei Kapitel 21, Vers 8. Dort befinden wir uns in der Ewigkeit mit dem neuen Himmel und der neuen Erde. Dies geschieht nach dem Tausendjährigen Reich, das im vorherigen Kapitel, Kapitel 20, beschrieben wird.
Alles, was wir dann weiter in Kapitel 21, Vers 9 bis zum Schluss finden, ist eigentlich ein Anhang. Ein Anhang bedeutet jedoch nicht, dass das weniger wichtig ist. Es gibt Leute, die beim Lesen eines Buches denken, der Anhang sei nicht so bedeutend. Dabei können dort manchmal die ganz entscheidenden Dinge erklärt werden, ohne die man das Buch gar nicht versteht.
Viele lesen Bücher auch ohne die Fußnoten, obwohl die Fußnoten manchmal das Wichtigste in einem Buch sind. Manchmal interessiert mich ein Buch speziell nur wegen der Fußnoten und nicht wegen des restlichen Textes, weil dort die entscheidenden Belege zu finden sind, die man sucht. Das soll uns nicht verleiten zu denken, der Anhang sei unwichtig. Der Anhang ist ganz wichtig, und hier haben wir sogar das Schlusswort der Bibel vor uns.
In Kapitel 21, Vers 9 wird zunächst das neue Jerusalem erläutert. Warum? Das zieht sich bis Kapitel 22, Vers 5, weil das neue Jerusalem dort erwähnt wird. Im prophetischen Panorama kann man sagen, in Kapitel 21, Vers 2 steht: „Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herabkommen, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut.“
Und noch Vers 3 dazu: „Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her sagen: Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott.“
Hier wird also das neue Jerusalem erwähnt, das auf die neue Erde herabkommen wird aus dem Himmel. Es wird dann inmitten der Menschen sein, die auf der neuen Erde wohnen werden.
Da stellt sich natürlich für den Leser die Frage: Was ist denn das neue Jerusalem? Wir hatten schon früher in der Offenbarung einen kleinen Hinweis auf dieses neue Jerusalem. Darum wollen wir noch etwas dazu lesen, nämlich schon in den Sendschreiben.
In Offenbarung 3, im Sendschreiben an die Gemeinde von Philadelphia, an diese treue Gemeinde, die am Wort Gottes festgehalten hat, wird gesagt, in Kapitel 3, Verse 11 und 12: „Ich komme bald. Halte fest, was du hast, damit niemand deinen Siegeskranz nehme! Wer überwindet, den werde ich im Tempel meines Gottes zu einer Säule machen, und er wird nie mehr hinausgehen. Und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herabkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen.“
Diese Verheißung gilt ganz besonders den Überwindern von Philadelphia. Diese Stadt, das neue Jerusalem, muss etwas ganz Besonderes sein, wenn es eine Ehre ist, dass auf diese Säule der Name dieser Stadt geschrieben wird.
Aber es ist für den Leser nicht klar, was das neue Jerusalem genau ist und was man sich darunter vorstellen soll.
Die Gemeinde als Braut und symbolische Stadt
Und darum dieser Anhang in den Kapiteln 21 bis 22, bezüglich des neuen Jerusalems. Dort wird erklärt, was das ist. Und wie lautet die Antwort? Die Gemeinde.
Woran kann man das jetzt in diesem Anhang erkennen? Ja, liest jemand nochmals 21,9-10:
„Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, voll der sieben letzten Plagen, und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir die Braut, das Weib des Lammes, zeigen. Und er führte mich im Geist hinweg auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie aus dem Himmel von Gott herabkam. Und sie hatte die Herrlichkeit Gottes, ihr Lichtglanz war gleich.“
Hier wird also gesagt, dass das neue Jerusalem identisch ist mit der Braut, der Frau des Lammes. Die Braut, die Frau des Lammes – und das ist schon bekannt aus den Briefen von Paulus – das ist die Gemeinde. In 2. Korinther 11,2 wird zur Gemeinde in Korinth gesagt, dass sie verlobt sind mit Christus, mit dem Messias, also die Verlobte des Messias.
Auch in Epheser 5,22-33 wird in diesem langen Abschnitt über die Ehe erläutert, dass das große Vorbild für die Ehe das Verhältnis zwischen Christus, dem Messias, und der Gemeinde ist. Männer und Frauen, also Ehemänner und Ehefrauen, sollen sich dieses Verhältnis ständig vor Augen halten.
Dort wird erklärt, dass die Männer ihre Frauen so lieben sollen, wie Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat. Es werden sieben Handlungen des Messias für die Gemeinde ausgedrückt. Eine davon ist: „Er hat sie geliebt“ und eine weitere: „und sich selbst für sie hingegeben in den Tod.“
So wird also ganz klar gemacht: Die Gemeinde ist die Braut des Lammes, die Frau des Lammes.
Nun geht Johannes auf diesen hohen Berg. Dieser hohe Berg macht deutlich: Jetzt kommt ein ganz erhabenes Thema. Aber dann sieht er keine Frau, sondern eine Stadt, die herunterkommt. Das bedeutet, diese Stadt ist dasselbe wie die Gemeinde, die Braut Christi.
So wird also klar: Hier haben wir eine rein symbolische Beschreibung der Gemeinde als Stadt. Das kann manche enttäuschen, die vielleicht schon als Kind gedacht haben: „Oh, diese Stadt ist so wunderbar beschrieben, mit diesen goldenen Gassen. Wenn ich da einmal im Himmel in diese Stadt eingehen werde…“
Jetzt wird erklärt: Das neue Jerusalem ist nicht eine wirkliche Stadt, sondern nur eine symbolische Beschreibung der Gemeinde.
Aber gleich eine gute Nachricht: Das neue Jerusalem ist eine symbolische Beschreibung der Gemeinde, aber es gibt eine Stadt im Himmel, und die heißt ein bisschen anders – das himmlische Jerusalem oder das Jerusalem droben.
Davon haben schon die Rabbiner gesprochen. In den rabbinischen Schriften im Judentum liest man von „Jeruschalajim lemala“, das ist Jerusalem oben.
Doch das sollte im Judentum eigentlich gar nicht bekannt sein, denn Epheser 5,22-33 sagt ja: Das Geheimnis ist groß. „Ich sage es aber in Bezug auf Christus und die Gemeinde.“ Dieses Verhältnis zwischen Christus und der Gemeinde ist ein Geheimnis.
Und wir wissen vielleicht: In den Paulusbriefen findet man Geheimnisse. Das sind Wahrheiten, die man im Alten Testament nicht findet, die verborgen waren und nie offenbart wurden.
Erst mit dem Kommen des Herrn Jesus und dann mit dem Kommen des Heiligen Geistes an Pfingsten wurden diese Dinge den Aposteln und Propheten im Neuen Testament vollumfänglich offenbart.
Also ist dieses Geheimnis – die Gemeinde, die Braut Christi und die Gemeinde als das neue Jerusalem – im Judentum vollkommen unbekannt.
Aber trotzdem wissen wir von Jerusalem oben. Und auch schon Abraham wusste von dieser Stadt.
Die Erwartung Abrahams und das himmlische Jerusalem
Im Hebräerbrief, einem Brief speziell für Juden, also für Hebräer, lesen wir in Hebräer 11. Könnte uns jemand einige Verse vorlesen? Hebräer 11, Vers 8:
„Durch Glauben war Abraham, als er gerufen wurde, gehorsam auszuziehen an den Ort, den er zum Erbteil empfangen sollte. Und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme. Durch Glauben hielt er sich in dem Land der Verheißung auf wie in einem Fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung, denn er erwartete die Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.“
Hier wird ganz klar gesagt, dass Abraham eine Stadt erwartet hat. Noch mehr erfahren wir über seine Erwartungen, wenn wir weiterlesen in Vers 13:
„Diese alle sind im Glauben gestorben und haben die Verheißungen nicht empfangen, sondern sahen sie von fern und begrüßten sie und bekannten, dass sie Fremde und ohne Bürgerrecht auf der Erde seien. Denn die, die solches sagen, zeigen deutlich, dass sie ein Vaterland suchen. Und wenn sie an jenes gedacht hätten, von dem sie ausgegangen waren, so hätten sie Zeit gehabt, zurückzukehren. Jetzt aber trachten sie nach einem Besseren, das ist himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott genannt zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt bereitet.“
Auch hier wird von einer himmlischen Stadt gesprochen, wie schon zuvor in Vers 10 von einer Stadt, die Grundlagen hat. Wir haben gerade vom neuen Jerusalem gelesen, von den zwölf Grundlagen, geschmückt mit verschiedenen Edelsteinen. Auch von dieser Stadt, die Abraham erwartete, werden die Grundlagen so speziell erwähnt. Bis jetzt haben wir in diesen Versen jedoch noch keinen Namen gefunden. Nur, dass Abraham eine Stadt erwartete.
Diese Stadt kann nicht die Gemeinde sein, denn die Gemeinde war alttestamentlich ein Geheimnis. Niemand, kein Prophet und auch kein Engel wusste davon; es war verborgen in Gott, wie es in Epheser 3 heißt. Noch etwas hat Abraham erwartet – außer einer Stadt – nämlich ein Vaterland.
Wir leiten daraus ab, dass es im Himmel eine Stadt gibt, die Gott bereitet hat, und es gibt ein Vaterland. Nun wenden wir uns Kapitel 12 im Hebräerbrief zu. Dort wird den gläubigen Juden, die zur Gemeinde gehören, erklärt, in Vers 22:
„Sondern ihr seid gekommen zum Berg Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Myriaden von Engeln der allgemeinen Versammlung. Und zu der Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter aller, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten, und zu Jesus, dem Mittler eines neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das besser redet als Abel.“
Hier gäbe es vieles zu erklären, doch es geht uns jetzt vor allem darum zu sehen, dass die neutestamentlichen Gläubigen in Verbindung gebracht werden mit dieser Stadt des lebendigen Gottes, die hier das himmlische Jerusalem genannt wird – nicht das neue Jerusalem, sondern das himmlische Jerusalem.
Dazu können wir noch aus dem Galaterbrief lesen. Dort spricht der Apostel Paulus über das „Jerusalem droben“ – ein rabbinischer Ausdruck für das Jerusalem oben. In Galater 4, am Schluss, heißt es in Vers 25:
„Denn Hagar ist der Berg Sinai in Arabien und entspricht dem jetzigen Jerusalem, denn sie ist mit ihren Kindern in Knechtschaft. Das Jerusalem droben aber ist frei, welches unsere Mutter ist.“
Auch hier gäbe es vieles zu erklären, doch uns geht es um den Hauptpunkt: Vers 26 nennt „das Jerusalem droben“. Von diesem Jerusalem wird den gläubigen Galatern, die zur Gemeinde gehören, nicht gesagt, dass sie das neue Jerusalem, das himmlische Jerusalem da droben sind, sondern dass es unsere Mutter ist.
Es ist nicht dasselbe, sie ist unsere Mutter. Außerdem wird hier ein Kontrast gemacht: Das Jerusalem droben steht dem jetzigen Jerusalem gegenüber. In Vers 25 wird „das jetzige Jerusalem“ als die Stadt Jerusalem in Israel bezeichnet.
Jetzt verstehen wir: Gott hat im Himmel eine Stadt gebaut. Er ist der Schöpfer und Baumeister dieser Stadt, wie es in Hebräer 11 heißt. Das ist das neue Jerusalem.
Das Jerusalem auf Erden beginnt mit Salem in 1. Mose 14, wo König Melchisedek, der seinerseits ein Hinweis auf Jesus Christus ist (vgl. Hebräer 7), König war. Salem ist eine Kurzform von Jerusalem, der Stadt, die im Alten Testament bis ins Neue Testament von großer Bedeutung ist.
Diese irdische Stadt ist das Abbild des himmlischen Urbildes. Nun verstehen wir das Urbild und das Abbild auf Erden, also das himmlische Jerusalem und das jetzige Jerusalem. Beide haben eine symbolische, geistliche Bedeutung.
Sie weisen auf etwas hin: Die Gemeinde. Die Gemeinde ist eben das neue Jerusalem.
Der himmlische Tempel und seine irdischen Abbilder
Und so ist es auch: Im Himmel gibt es nicht nur diese Stadt, sondern auch einen Tempel. Schauen wir einmal in Offenbarung 11, Vers 19. Das ist alles mit einer Wiederholung von früher. Da kann uns jemand vorlesen. Wer liest Offenbarung 11,19?
„Und der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempel gesehen. Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und ein Erdbeben und ein großer Hagel.“
Ja, da wird ausdrücklich gesagt: der Tempel Gottes, der im Himmel ist. Und da wird sogar die Bundeslade, die himmlische Bundeslade, ausdrücklich erwähnt. Wir verstehen, dass Gott einen Tempel im Himmel gebaut hat.
Auf Erden war schon die Stiftshütte in der Wüste Sinai ein Abbild dieses Tempels im Himmel, allerdings ein ganz schlichtes Abbild, auf wenigen Linien reduziert. Die Stiftshütte war ja nur so ein Zelt-Tempelhaus mit einem Vorhof darum herum, extra konzipiert, um leicht abgebrochen und wieder aufgebaut zu werden, für ein wanderndes Volk, das auf dem Weg zum verheißenden Land war.
Erst später in Jerusalem musste König Davids Sohn Salomo den ersten Tempel aus Stein bauen. Dieser Tempel war ein detaillierteres Abbild dieses himmlischen Originals. Später in der Bibel finden wir den zweiten Tempel, der sogar in den Jahren vor Christi Geburt massiv ausgebaut wurde – auf die doppelte Größe. Gerade für die Zeit, als der Messias in Bethlehem geboren werden sollte.
Dieser Tempel hatte mehr als nur zwei Vorhöfe wie Salomos Tempel. Es kam noch mehr dazu, ein ganz massiver Heidenvorhof. Dort waren also noch mehr Details vereinigt, die vom himmlischen Tempel stammen. Der dritte Tempel, nach Hesekiel 40 bis 48, der im tausendjährigen Reich in Jerusalem stehen wird, ist noch größer. Er ist siebzehnmal größer als der zweite Tempel, der doppelt so groß war wie der salomonische Tempel.
Wenn man das ausrechnet, ist der dritte Vorhof ca. 1,5 auf 1,5 Kilometer groß – also gigantisch. Dort finden wir noch mehr Details vom himmlischen Tempel. Aber wir müssen natürlich immer bedenken: Hebräer 8 sagt, dass der Tempel auf Erden nur ein Schatten von dem Original im Himmel ist. Ein Schatten ist natürlich zweidimensional im Gegensatz zu einem Körper, der den Schatten wirft und dreidimensional ist.
Mit anderen Worten: So steht es auch in der rabbinischen Literatur. Wer den Tempel in Jerusalem, und zwar den Tempel zur Zeit Jesu, noch nie gesehen hat, der hat noch nie ein schönes Haus gesehen. Er war unbeschreiblich.
Darum verstehen wir auch, dass wir in Markus 11 zum Beispiel lesen, dass der Herr Jesus am Tag von Palmsonntag, als er in die Stadt einzog und in den Tempel ging, sich überall umschaute und die Gebäude betrachtete. Am Dienstag in dieser Passionswoche war der Herr tagsüber mit den Jüngern im Tempel. Am Schluss sagen sie ihm, als er hinausgeht: „Siehe, welche Steine!“
Einen der größten Bausteine kann man heute noch sehen, an der Westmauer, im rabbinischen Tunnel – 580 Tonnen, also gigantisch. Und sie haben ihm gesagt: „Siehe, welche Steine!“ Der Tempel war so wunderbar, aber auch das war nur ein Schattenbild von dem Original.
Warum beschreibe ich das so ausdrücklich? Ich möchte einfach sagen, für die, die vielleicht schon bald heimgehen werden. Ja, es sind einige ältere Geschwister unter uns, und man sollte auch Vorfreude haben. Sie werden dann den originalen Tempel sehen. Selbst wenn sie schöne Reproduktionen mit Modellen oder Computern vom zweiten Tempel gesehen haben, werden sie nur noch staunen, wenn sie den originalen Tempel sehen – und auch die Stadt, das neue Jerusalem –, wenn sie dann durch die Tore in diese Stadt einziehen.
Das muss etwas ganz Unerhörtes sein. Aber eben, das war ja alles nur ein Trostwort für die, die gedacht haben: „Oh schade, ist also nichts mit diesen goldenen Gassen.“ Natürlich gibt es diese goldenen Gassen.
Wenn wir in Offenbarung 21 gelesen haben, in dieser symbolischen Beschreibung, ist die Stadt recht quadratisch – und zwar 2300 Kilometer auf 2300 Kilometer und auch 2300 Kilometer hoch, ein Kubus. Da fragt man sich ja: Warum dann diese Maßangaben, wenn alles symbolisch ist?
Das kommt eben von einer wirklichen Struktur, die dahintersteht. Das sind Angaben, die wirklich zu tun haben mit diesem himmlischen Tempel, mit dieser himmlischen Stadt. Das sind nicht einfach Zahlen, die symbolisch sind und keine wirkliche Bedeutung haben.
Die wirkliche Stadt ist quasi die Vorausschattung auf die Gemeinde. Und wenn jemand sagt: „Ja gut, aber das steht von Stadien und Ellen, das hat doch mit dem Himmel nichts zu tun.“ Wer hätte ein gutes Argument, dass das sehr viel mit dem Himmel zu tun hat?
Wenn nichts kommt, dann sage ich es selbst. Die Frage war ja sehr suggestiv, aber man kann sie doch nicht einfach so beantworten, oder? Das ist eine Frage, die in Vers 17 beantwortet wird. Dort heißt es: „Und er maß ihre Mauer 144 Ellen, eines Menschenmaßes, das ist des Engels.“
Was heißt das? Das heißt, dieses menschliche Maß Ellen ist ein Maß, das auch die Engel verwenden. Es ist also nicht nur einfach menschlich. Die Königselle mit 52,5 cm, die man in biblischen Zeiten benutzt hat, speziell für den Tempel, ist nicht einfach eine menschliche Erfindung. Da steckt mehr dahinter.
Die Stelle sagt, das ist ein Menschenmaß, aber es ist auch ein Engelsmaß. Die Engel benutzen dieses Maß auch. Übrigens eine ähnliche Stelle in 1. Korinther 13, Vers 1: „Wenn ich in den Sprachen der Menschen und der Engel rede und habe keine Liebe …“ Das heißt nicht, dass die Engel andere Sprachen hätten als die Menschen, sondern wenn ich in den Sprachen rede, sprechen eben Menschen und Engel.
Wir wissen ja aus der Bibel, dass Engel, wenn der Engel Gabriel zu Daniel kam (Daniel 9), mit ihm Hebräisch gesprochen hat. Als der Engel Gabriel viel später in Lukas 1 im Tempel dem Priester Zacharias erscheint, am goldenen Altar, und sagt „Ich bin Gabriel, der vor Gott steht“, hat er ebenfalls mit ihm Hebräisch gesprochen.
Wenn wir an die Geschichte in Apostelgeschichte 10 denken, wo ein Engel dem römischen Hauptmann Cornelius erscheint und mit ihm spricht, können wir davon ausgehen, dass er mit ihm die Sprache der Besatzer gesprochen hat. Im Ostteil war das Griechisch. Also Engel können Griechisch, Engel können Hebräisch, sie sprechen die gleichen Sprachen.
Ich meine nicht, dass die Engel viele Sprachen hätten, sonst müsste man denken, es hat mal einen Turmbau von Babel im Himmel gegeben und eine Sprachenverwirrung. Nein, wenn ich in den Sprachen der Menschen und der Engel rede, also wenn ich alle möglichen Sprachen kann, die Menschen und Engel sprechen, aber keine Liebe habe, dann bin ich nichts.
Das nur als kleiner Hinweis für die, die denken: Wenn man lallt, dann sind das Engelssprachen, und wenn man wirkliche Sprachen, die man versteht, spricht, dann sind das Menschensprachen. Nein, lallen sind keine Engelssprachen. Sprachen sind immer kompliziert strukturierte Systeme, die Gott erfunden und geschaffen hat und den Menschen gegeben hat, aber auch den Engeln.
So haben wir eben nicht nur im Bereich der Sprachen einen Berührungspunkt zwischen Engelwelt und Menschenwelt, sondern sogar bei den Maßen.
Es lohnt sich, das einmal auszurechnen: Wenn also diese Maße, das Quadrat, auf 12 Stadien in der Höhe 12 Stadien, also rund 2300 Kilometer, kann man das mal auf Nordamerika einpassen? Oh, es passt nicht nur in die USA, man muss noch Kanada dazunehmen.
Die Stadt ist nicht nur zweidimensional, sondern sie geht auch so hoch hinauf. Es ist ein Würfel. Man kann sich mal ausrechnen, wie viele Leute da Platz haben.
Ist das Maß symbolisch? Eigentlich nicht. Bei dem himmlischen Jerusalem, bei der wirklichen Stadt, sind diese Maße wirklich. In Offenbarung werden diese Maße benutzt, um die Gemeinde symbolisch zu beschreiben. Dort haben diese Dinge eine symbolische Bedeutung. Aber für die himmlische Stadt ist das eben wirklich so.
Da wird man auch sehen, dass bei weitem alle Menschen Platz hätten, die je gelebt haben seit der Schaffung der Welt. So viele Menschen gleichzeitig auf der Erde wie heute – acht Milliarden – hat es noch nie gegeben.
Früher nahm man an, vor 2000 Jahren, zur Zeit des Herrn Jesus, gab es weltweit vielleicht zwei- bis dreihundert Millionen Menschen. Wenn man weiter zurückgeht bis zur Sintflut, ganz am Anfang, waren es nur acht.
Aber es reicht übrigens 4500 Jahre, ohne Probleme, um von acht Menschen auf ganz natürliche Weise mit einer nicht allzu hohen Wachstumsrate in viereinhalbtausend Jahren auf acht Milliarden zu kommen. Davor gab es natürlich noch die vorsintflutliche Zeit.
Wenn man alles zusammenrechnet, sieht man, dass es so unglaublich viele Milliarden Menschen gar nie gegeben hat in der Menschheitsgeschichte. Die Situation, dass jetzt acht Milliarden leben, ist also ein bedeutender Teil der ganzen Menschheit, die je gelebt hat.
Ich sage bewusst nicht, wie viel Prozent das ist von der ganzen Menschheit, aber es ist jedenfalls ein bedeutender Prozentsatz der Menschen, die je gelebt haben, die leben heute.
Wenn man alle zusammen nimmt, könnten sie alle bequem Platz finden im himmlischen Jerusalem. Es müsste niemand verloren gehen, weil es keinen Platz hat.
Natürlich ist das eine richtig gigantische Stadt. Wer Singapur noch nie gesehen hat, dem sei das empfohlen. Es lohnt sich. Singapur ist eine unglaubliche Stadt. Es ist ein Land, das zugleich eine Stadt ist.
Sie haben wirklich die allerbesten Architekten aus der ganzen Welt hergeholt, auch jüdische aus New York, und sie haben diese Stadt konzipiert. Etwas ganz Gewaltiges.
Singapur ist auf Platz drei der Bevölkerungsdichte. Nur so nebenbei gesagt: Die Bevölkerungsdichte ist natürlich höher als im Gazastreifen. Immer wird gesagt, der Gazastreifen sei eine Katastrophe wegen der Bevölkerungsdichte. Ja, was! Sie sollten mal nach Singapur gehen und sehen, wie man etwas Schönes daraus machen kann.
Die Stadt ist wirklich schön. Wie sie das mit höchster Leistung in Architektur verbunden haben mit Natur, mit Bäumen, mit Grün – das ist gewaltig. Die Stadt ist einfach schön.
Aber sie muss natürlich auch ziemlich hoch hinausbauen, weil sie versucht, die Insel künstlich zu vergrößern und neues Land dazugewinnt. Das ist aber begrenzt, und so müssen sie halt hinaufbauen.
Das ist natürlich nichts im Vergleich zum himmlischen Jerusalem, das eben ein Kubus ist, bis ganz hinauf. Es gibt für alle Platz.
Das kann sich kein Mensch vorstellen, wie groß und wie schön das ist, Herr. Das ist eigentlich ein Versuch von Johannes, uns das zu beschreiben. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es ihm gelungen ist, uns die hundertprozentige Stadt vorzustellen.
Er beschreibt ja auch nur teilweise, nicht wahr, nicht in allen Details. Aber er gibt uns die Maße an und macht deutlich: Diese Maße sind Engels- und Menschenmaße. Das ist etwas Wirkliches.
Diese Stadt hat eben diese Größe im Himmel.
Gottes Plan der Rettung für die ganze Menschheit
Wichtig war mir zu zeigen, dass die Stadt Platz für alle Menschen hat, die je gelebt haben. Das ist von großer Bedeutung. Gott hatte nie den Plan, nur einen Teil der Menschheit zu retten, wie es der Calvinismus lehrt. Johannes 3,16 sagt: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“
Gott hat sein Heil durch Jesus Christus der ganzen Menschheit angeboten. 1. Timotheus 2,4 sagt: „Unser Heiland Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ In 2. Petrus 3,9 heißt es: „Der Herr will nicht, dass jemand verloren geht, sondern dass alle zur Buße kommen.“
So wird es sein, wenn Menschen einmal vor dem großen weißen Thron aus Offenbarung 20 stehen. Dann wird der Herr Jesus sagen: „Wie oft habe ich versucht, habe ich dich gerufen, du hast nicht gewollt.“ Ähnlich sagt er in Matthäus 23 zu Jerusalem: „Ihr habt nicht gewollt.“
Doch niemand muss denken, es gäbe nicht genug Platz für alle. Nein, es gibt Platz für alle. Diese Stadt wurde von Gott im Blick auf jeden geschaffen, der errettet wird. Und jeder, der errettet ist, wird einmal in diese Stadt eingehen.
So bleibt die Freude über diese Stadt bestehen.
Die zentrale Bedeutung des Herrn Jesus in der Gemeinde
Wenn ich natürlich so schwärme von dem Moment, wenn Gläubige heimgehen und dann in diese Stadt hineingehen und nur noch staunen, ja, dann muss ich natürlich sagen: Diese Freude ist nichts im Vergleich dazu, dass man den Herrn Jesus sehen wird. Wie es in 1. Petrus 1 heißt, den ihr, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt, liebt.
Das ist natürlich das Zentrum. Ein Lied sagt: Was wäre der Himmel und all seine Herrlichkeit ohne den Herrn Jesus? Nichts. Trotz all dieser Schönheit und Herrlichkeit ist das Schönste, wenn wir in die Gassen des himmlischen Jerusalems eingehen, dass wir den Herrn Jesus sehen.
Das führt uns jetzt gerade zu Kapitel 22, wo wir gelesen haben. Liest noch jemand Vers 1? „Und er zeigte mir einen Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der hervorging aus dem Thron Gottes und des Lammes.“
Ja, klar beginnt hier ein neues Kapitel. Aber die Kapiteleinteilung ist nur eine Hilfe, um sich im Bibeltext zurechtzufinden. Ursprünglich gab es das nicht, weder im Alten noch im Neuen Testament. Die Handschriften waren einfach so geschrieben, ohne Kapitel. Das hat man erst später dazugesetzt.
Diese Einteilung ist hilfreich, aber auch ein bisschen gefährlich. Man kann diese Gefahr umgehen, indem man sich immer wieder sagt: Achtung, das ist alles nur als Hilfe hinzugefügt. Eigentlich müsste ich darauf achten, wie der Übergang ist. Es gibt keinen Unterbruch des Themas.
In Kapitel 21 wird alles beschrieben, was im Zusammenhang mit dem neuen Jerusalem steht. Und dann geht es direkt weiter mit: „Er zeigte mir einen Strom von Wasser des Lebens“ und eben dem Thron Gottes. Dieser Thron Gottes ist in dieser Stadt.
Damit wollte ich sagen: Das Zentrum, die eigentliche Herrlichkeit, das ist Gott, Gott und das Lamm auf dem Thron. Wenn das Lamm erwähnt wird, liegt die Betonung auf dem Herrn Jesus als Mensch, der gekommen ist, um als Mensch für uns zu sterben.
Wir haben ja schon gesehen in Offenbarung 5, wo Johannes in den himmlischen Tempel geht und dort den Thron Gottes sieht. Kann das noch jemand dazu lesen? Offenbarung 5, Vers 6: „Und ich sah inmitten des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet, das sieben Hörner hatte und sieben Augen, die die sieben Geister Gottes sind, die gesandt sind über die ganze Erde.“
Jawohl, er sieht den Thron Gottes im Allerheiligsten im Himmel. Und da sieht er inmitten des Thrones das Lamm, den Herrn Jesus als Mensch im Himmel. Es heißt: Ein Lamm wie geschlachtet. Das bedeutet ein Lamm mit der Schächtungswunde.
Bezogen auf den Herrn Jesus als Mensch heißt das, dass man im Himmel noch seine Wundmale in den Händen, in den Füßen, in der Seite sehen wird. Er trug sie sichtbar auch nach der Auferstehung. Johannes beschreibt also ein Lamm, wie geschlachtet, mit den Zeichen seines Todes.
Aber eben: Wo ist er? Inmitten des Thrones. Er ist das Zentrum. Und da sind wir nun in Verbindung mit dem neuen Jerusalem. Dort wird der Thron Gottes in dieser Stadt vorgestellt.
Gott thront in dieser Stadt. Der Herr Jesus, das Lamm Gottes, thront in dieser Stadt und bildet das Zentrum.
Nun eine praktische Übertragung: Wenn man sich überlegt, diese Stadt stellt die Gemeinde dar. In dieser Gemeinde ist der Thron Gottes. Jesus Christus, das Lamm, ist im Zentrum, auf dem Thron.
Wie ist das in meiner örtlichen Gemeinde? Hat hier Jesus Christus wirklich alle Autorität? Oder sind es menschliche Autoritäten, menschliche Statuten, menschliche Meinungen und menschliche Vorschriften, die eine Rolle spielen? Wird die Inspiration und Autorität der Bibel hundertprozentig anerkannt und damit die Bedeutung des Thrones Gottes?
Das ist dann die praktische Übertragung.
Nebenbei gesagt: Jetzt mache ich eine praktische Anwendung. Das können wir bei der ganzen Beschreibung des neuen Jerusalems machen. Wir können uns immer wieder fragen: So ist die Gemeinde nach Gottes Ratschluss, und so wird sie auch in der Ewigkeit einmal vollendet dastehen.
Aber diese Würde verpflichtet uns natürlich schon heute. Das, was diese Stadt ausmacht, soll uns als Gemeinde prägen. Die Autorität, Herrschaft und Führung sollen wirklich so sein, dass Gott und das Lamm auf dem Thron sind.
Der Strom des Wassers des Lebens und seine symbolische Bedeutung
Und hier wird gesagt, dass ein Strom von Wasser des Lebens herauskommt. An welches Kapitel im Alten Testament erinnert uns das? An Hesekiel – und zwar in welchem Zusammenhang? An die Beschreibung des dritten Tempels.
Genau, Hesekiel 47 beschreibt, wie aus dem zukünftigen Tempel in Jerusalem, der im tausendjährigen Reich stehen wird, eine Quelle entspringt. Dieser Tempel ist etwa eine Meile auf eine Meile groß, mit einem dritten Vorhof, der eine halbe Meile auf eine halbe Meile misst, also ungefähr eine halbe auf eine halbe Kilometer.
In Hesekiel 47 wird beschrieben, dass aus dem Tempelhaus eine Quelle entspringt. Das Wasser rieselt über die Schwelle des Tempelhauses, fließt am Altar vorbei und tritt aus dem Tempel heraus. In einem Abstand von tausend Ellen, das sind etwa 450 Meter, wird das Wasser immer höher. In verschiedenen Etappen beschreibt Hesekiel, wie das Wasser immer tiefer wird, bis schließlich ein Fluss entsteht, der so tief ist, dass man darin schwimmen kann.
Dann wird beschrieben, wie sich dieser Fluss teilt und zu einem Doppelfluss wird. Ein Fluss fließt ins Mittelmeer, der andere ins Tote Meer. Das Tote Meer wird gesund werden, sodass es im tausendjährigen Friedensreich wieder Fische geben wird.
Entlang dieses Flusses in Hesekiel 47 werden Bäume beschrieben, die Frucht tragen. Diese erinnern uns genau an das, was wir hier lesen. Denn hier ist nicht nur von einem Strom Wasser des Lebens die Rede (Vers 1), sondern in Vers 2 steht: „In der Mitte ihrer Straße und des Stroms diesseits und jenseits war der Baum des Lebens, der zwölfmal im Jahr seine Frucht trägt, und die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Nationen.“
Dass diese Bäume zur Heilung benutzt werden können, wird auch in Hesekiel gesagt. Dort stehen sie auf Erden entlang des Flusses. Jetzt wird das hier im Blick auf die Gemeinde ebenfalls so gesagt. Die Formulierung ist etwas kompliziert, aber so ist sie zu verstehen: Die Straße dieser Stadt hat in der Mitte diesen Strom, und auf beiden Seiten des Stroms gibt es eine Allee mit Bäumen.
Was bedeutet das alles? Beginnen wir der Reihe nach. Was bedeutet dieses Wasser des Lebens? Es ist der Heilige Geist.
Würden Sie einfach sagen, Wasser des Lebens ist gleich Heilige Geist? Oder wie würden Sie das begründen? Herr Farley sagte einmal, dass Jesus, als Mitkäufer, aus dessen Leib der erströmende Quell lebendigen Wassers fließt, von dem Geist spricht.
Schauen wir uns diese Stelle genauer an, in der die symbolische Bedeutung von Wasser des Lebens erklärt wird. Könnte jemand Johannes 7,37-39 vorlesen?
„Am letzten, dem großen Tag des Festes, stand Jesus und rief: ‚Wenn jemand Durst hat, komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.‘ Das aber sagte er von dem Geist, den jene empfangen sollten, die an ihn glaubten. Denn der Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.“
So entschlüsselt man die Symbolsprache der Bibel. Die Bibel gibt uns den Schlüssel. Was bedeutet lebendiges Wasser, Ströme lebendigen Wassers? Johannes erklärt in Vers 39, dass dies vom Geist spricht. Es ist also ganz klar: Ströme lebendigen Wassers bedeuten den Heiligen Geist.
Der Heilige Geist wirkt erfrischend. Jesus sagt in Johannes 16, dass der Heilige Geist ihn verherrlichen wird. Der Heilige Geist erfrischt die Gläubigen, indem er ihre Blicke und Gedanken auf den Herrn Jesus richtet und seine Herrlichkeit aus dem Wort deutlich macht. Das ist dieses erfrischende Wasser.
Die biblische Symbolik des lebendigen Wassers
Aber ich möchte zuerst noch wörtlich dabeibleiben beim Ausdruck „lebendiges Wasser“. Jesus hat diesen Begriff bereits bei der Begegnung mit der Samariterin am Jakobsbrunnen verwendet. Schon dort ist dieser Ausdruck bekannt. Als der Herr davon sprach, der Samariterin lebendiges Wasser geben zu wollen, die am Jakobsbrunnen schöpfen wollte, verstand die Frau das zunächst wörtlich. Sie meinte, wie sollte er das tun, wenn er nicht einmal ein Schöpfgefäß hatte? Sie dachte also an wirkliches Wasser.
Manche europäische Bibelleser meinen, die Frau sei ein wenig naiv gewesen, weil sie auf den Begriff „lebendiges Wasser“ mit der Bemerkung reagierte, er habe kein Schöpfgefäß. Doch das Problem liegt eher bei den Europäern. Wie sagt man „Quellwasser“ auf Hebräisch? „Lebendiges Wasser“. Das ist ein ganz normaler Ausdruck. Wenn man in Israel Quellwasser möchte, sagt man eben „lebendiges Wasser“.
Jesus meinte jedoch mit „lebendigem Wasser“ etwas Übertragenes: den Heiligen Geist. Das wurde erst später im Gespräch mit der Samariterin klar. Auch hier sagt Jesus wieder „lebendiges Wasser“. Er erklärt, dass Ströme von lebendigem Wasser aus dem Leib der Gläubigen fließen werden. Johannes erläutert, dass Jesus damit den Heiligen Geist meint, den die Gläubigen an Pfingsten empfangen.
Interessant ist, dass Jesus sagt: „Aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Woher kommt dieser Vergleich? Er geht zurück auf den Tempel in Hesekiel 47. Dort wird beschrieben, wie eine Quelle im Tempelhaus aufbricht, und das Wasser zu einem Strom und dann zu einem Doppelstrom wird.
Jesus spricht hier von Strömen im Plural, nicht nur von einem Strom – also von einem Doppelstrom aus Quellwasser. Dies ist eine direkte Anspielung auf den Tempel in Hesekiel. Jesus überträgt dieses Bild. In Hesekiel wird der wirkliche dritte Tempel im Tausendjährigen Reich in Jerusalem beschrieben.
Wir wissen aber, dass der Tempel in Jerusalem sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft eine symbolische Bedeutung hat. Er weist auf jeden einzelnen wahren Gläubigen heute hin. Daher sagt der Apostel Paulus in 1. Korinther 6,19: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt?“ Jesus macht genau diese Übertragung. Er nimmt das Bild vom Tempel und überträgt es auf den Gläubigen. Er sagt: „Wer mich glaubt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
So sehen wir das Symbol: Der Tempel in Jerusalem hat eine symbolische Bedeutung und weist auf die Gemeinde, auf jeden einzelnen Gläubigen hin. Das hat der Herr selbst so angewendet.
In Offenbarung 22 betrachten wir die Gemeinde als die Stadt Gottes. Der Thron Gottes ist in dieser Stadt, und aus diesem Thron kommt Quellwasser, ein Strom. Das bedeutet, dass die Gemeinde den Heiligen Geist empfangen hat. Der Heilige Geist wohnt in der Gemeinde und ist dieser Strom, der ausgeht. Es wird jedoch nicht weiter berichtet, was dieser Strom alles bewirkt.
Der Strom des Heiligen Geistes und die Ausbreitung des Evangeliums
Gehen wir nun zu dem Bild oder Beispiel in Hesekiel 47. Ich habe bereits gesagt: Das Wasser fließt aus dem Tempelhaus heraus und teilt sich in zwei Ströme. Ein Strom fließt ins Tote Meer, der andere ins Mittelmeer.
Was ist die symbolische Bedeutung des Meeres? Es steht für die Völker. In Jesaja 17,13-14 wird erklärt, dass die Völker, die Nationen, wie ein unruhiges Meer sind.
Man muss sich vorstellen, dass der Fluss ins Meer fließt. Das bedeutet, dass dieser Segenstrom des Heiligen Geistes in die ganze Welt ausgeht. So ist es auch mit der Gemeinde geschehen. An Pfingsten wurde der Heilige Geist über die 120 ausgegossen, die beieinander waren. Das entspricht Hesekiel 47, wo das Wasser von der Schwelle her rieselt.
Dann gibt es eine nächste Phase, in der das Wasser bis zu den Knöcheln reicht. An Pfingsten predigt Petrus in der Kraft des Heiligen Geistes, und an einem Tag kommen dreitausend Juden zum Glauben und empfangen den Heiligen Geist – das entspricht dem Wasser bis an die Knöchel.
Später predigt Philippus zu den Samaritern, und viele bekehren sich. Als Petrus und Johannes kommen, empfangen die Samariter den Heiligen Geist. Das entspricht Wasser bis an die Knie nach Hesekiel.
Wenn wir in der Apostelgeschichte weiterlesen, wird Petrus zu den echten Heiden gesandt. Die Samariter waren noch ein Mischvolk mit israelischem Blut. Doch in Apostelgeschichte 10 wird Petrus zu Cornelius, einem römischen Hauptmann, geschickt. Cornelius und alle in seinem Haus hören das Evangelium, bekehren sich und empfangen den Heiligen Geist. Das entspricht Wasser bis an die Hüften nach Hesekiel 47.
Wenn man die Apostelgeschichte weiterliest, sehen wir, wie dieser Strom der Gemeinde weiterfließt. In Apostelgeschichte 13 spricht der Heilige Geist in der Gemeinde von Antiochia: „Sondert mir nun aus Paulus und Barnabas zu dem Werk, zu welchem ich sie berufen habe.“ Paulus beginnt daraufhin seine erste Missionsreise mit Barnabas. Dort bekehren sich Heiden und empfangen den Heiligen Geist. Das ist die nächste Phase.
In Hesekiel 47 geht der Prophet weiter und sagt: „Und da war kein Durchgehen mehr, Wasser zum Schwimmen.“ Es ist ein Strom, der nicht mehr durchwaten, sondern nur noch schwimmen lässt. Ab Apostelgeschichte 13 mit den Missionsreisen des Apostels Paulus haben wir diesen Strom.
Dieser Strom fließt bis zum Ende der Apostelgeschichte. Doch die Apostelgeschichte hat eigentlich keinen Abschluss. Am Ende heißt es, Paulus sei zwei volle Jahre in Rom und warte auf seinen Prozess. Dann endet das Buch.
Die Frage ist: Wann kommt der Prozess, und was wird daraus? Es gibt keine Antwort. Das zeigt, dass die Geschichte dieses Stroms von lebendigem Wasser im Jahr 62 in Rom nicht fertig ist. Diese Geschichte geht weiter durch die ganze Kirchengeschichte bis heute, sogar über 2017 hinaus. Und auch das wäre ein abruptes Ende, ohne Entrückung. Es geht weiter.
Das ist die Geschichte der Gemeinde, die Geschichte eines Stroms, der in alle Welt ausgeht. Aus allen Nationen sind bis heute Menschen zum Glauben an das Evangelium gekommen. Dieser Strom bildet eine schöne Allee mit dem Baum des Lebens.
Überall dort, wo dieser Fluss hinkommt, wird ewiges Leben gebracht. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben empfangen.
Wir sehen also, dass dieses neue Jerusalem mit der Gemeinde etwas zu tun hat, ebenso mit der neuen Erde. Dort wird die Gemeinde auf der neuen Erde mit Christus über die neue Schöpfung herrschen.
Das hat aber auch schon heute eine Bedeutung für uns, denn die Gemeinde ist bereits das neue Jerusalem.
Die Gemeinde heute und ihre zukünftige Vollendung
Ja, jetzt sollten wir aber eine Pause machen. Können wir vielleicht langsam die Plätze wieder einnehmen, bitte? Yes, sir. Wir fahren weiter mit Kapitel 22.
Ich habe gesagt, der Thron Gottes ist in der Mitte dieser Stadt. Das wird in Vers 3 erwähnt: „Und keinerlei Fluch wird mehr sein, und der Thron Gottes und des Lammes wird in ihr sein“, also in dieser Stadt. Diese Stadt bildet, wie gesagt, einen Kubus. Das entspricht der Form des Allerheiligsten in der Stiftshütte.
Das Allerheiligste war ein Kubus von zehn mal zehn mal zehn Ellen, und diese Stadt ist ebenfalls ein Kubus. Damit wird gezeigt, dass der Charakter der Gemeinde dem Allerheiligsten, also der Gegenwart Gottes, entspricht. Der Thron Gottes in dieser kubischen Stadt entspricht, wie in der Stiftshütte, der Bundeslade. Gott thronte zwischen den Cherubim über der Bundeslade – das war der Thron Gottes in diesem Kubus.
Hier haben wir auch wieder den Thron innerhalb der Stadt, der dem Allerheiligsten im Charakter entspricht. Dann wird gesagt, dass diese Blätter zur Heilung der Nationen sind. Das überrascht, denn in Offenbarung 21,1-8 wird der neue Himmel und die neue Erde beschrieben, und dort ist alles perfekt. Es gibt keine Tränen, kein Geschrei, keine Trauer – alles ist vollkommen und vollendet.
Wie kann es also sein, dass hier plötzlich steht: „zur Heilung der Nationen“? Der Punkt ist der: Ab Kapitel 21 haben wir einen Anhang, der erläutert und die stillschweigende Frage beantwortet: Was ist denn dieses neue Jerusalem, das auf die neue Erde herabkommen wird?
Hier wird erklärt, dass es sich um die Gemeinde handelt, eine symbolische Beschreibung der Gemeinde. Doch in diesem Anhang wird die Gemeinde nicht auf der neuen Erde beschrieben, sondern im tausendjährigen Reich. Zeitlich wird also in diesem Anhang auf das tausendjährige Reich zurückgegriffen, das wir aus Offenbarung 20 kennen.
Das tausendjährige Reich wird zwar weitgehend vollkommen sein, aber es ist so, dass im tausendjährigen Reich Gottes Gerechtigkeit herrschen wird. Das heißt, es gibt auch dort noch Auflehnung, und es kann auch Sünde geben. Aber Gottes Gerechtigkeit wird weltweit durchgesetzt werden.
Im Psalm 101 heißt es am Schluss: „Jeden Morgen werde ich den Gesetzlosen hinwegraffen.“ Gott wird eine direkte Regierung haben und seine Gerechtigkeit sofort durchsetzen. Das ist heute nicht der Fall. Die Menschen fragen: „Wo ist Gott, warum lässt er das zu?“ Das ist alles nur eine Frage der Zeit.
Heute hat Gott eine indirekte Regierung, und er greift nicht automatisch sofort ein. Im tausendjährigen Reich wird das jedoch anders sein. Dort wird die Gerechtigkeit Gottes herrschen.
In 2. Petrus 3 sagt der Apostel Petrus vom neuen Himmel und der neuen Erde, dass dort Gerechtigkeit wohnen wird, dass sie dort zuhause sein wird. Dort ist alles perfekt.
Aber eben in diesem Anhang wird das neue Jerusalem im tausendjährigen Reich gezeigt, und dort werden diese Blätter zur Heilung der Nationen nötig sein. Es gibt also noch Dinge, die geheilt werden müssen.
Damit wird klar: Das neue Jerusalem, die Gemeinde, wird ihre Funktion auf der neuen Erde in der Ewigkeit haben, aber auch schon im tausendjährigen Reich.
Und dann stellt sich die nächste Frage: Wie ist es heute? Das habe ich eigentlich schon ein bisschen angedeutet.
Natürlich ist die Gemeinde schon heute das neue Jerusalem und sollte diesen Charakter, diese moralischen Züge des neuen Jerusalems, schon heute offenbaren. Es sollte auch heute schon so sein, dass durch die Gemeinde das Licht Gottes, das Evangelium, ausgestrahlt wird.
So finden wir es in Offenbarung 21, Vers 10 und 11. Kann jemand Offenbarung 21,11 vorlesen? Dort steht: „Und sie hatte die Herrlichkeit Gottes; ihr Lichtglanz war gleich einem sehr wertvollen Stein, wie ein Kristall, heller Jaspisstein.“
Und dazu noch Vers 23: „Und die Stadt bedarf nicht der Sonne noch des Mondes, damit sie ihr scheinen, denn die Herrlichkeit Gottes hat sie erleuchtet, und ihre Lampe ist das Lamm.“
Wir haben damals gesehen, dass der Jaspisstein im Neuen Testament der Diamant ist, dieser kristallhelle Jaspisstein, also der Diamant. Die Stadt hat also die Herrlichkeit des Diamanten, die ganze Stadt.
Wir haben gesehen, dass es zwölf verschiedene Edelsteine als Grundlagen gibt, aber die Stadt selbst ist wie ein Diamant und leuchtet. Natürlich kommt dieses Licht nicht von der Stadt selbst, sondern von Gott, vom Lamm.
So ist es die Aufgabe der Gemeinde, die Herrlichkeit Gottes, das Licht Gottes, zu reflektieren, so wie Diamanten Licht reflektieren. Diese Aufgabe haben wir schon heute.
Wir sollten das Evangelium in einer orientierungslosen Welt der Finsternis ausstrahlen, inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, wie Petrus das in Apostelgeschichte 2 beschreibt.
Die Gesellschaft ist verdreht und verkehrt, ja sogar „auf dem Kopf“, so ist sie. Wir sollen dieses Licht, das Orientierung gibt, ausbreiten.
Jesus hat gesagt: „Ich bin das Licht der Welt.“ Aber in Matthäus 5 sagt er zu den Jüngern: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Indem wir sein Licht ausstrahlen und weitergeben.
Diese Stadt hat zwölf Tore in alle Himmelsrichtungen, wie wir gesehen haben. So muss die Gemeinde auf weltweite Mission ausgerichtet sein. Das muss das Anliegen sein: die Völker, die Menschen, die Stämme, die einzelnen Menschen weltweit mit dem Evangelium zu erreichen.
Aber die Stadt hat auch Mauern – und zwar ganz gigantische. Die Gemeinde muss abgesondert sein vom Bösen, sich nicht mit dem Bösen dieser Gesellschaft verbinden und keine Kompromisse eingehen.
Sie muss sich ganz klar abgrenzen. Offenheit einerseits durch die zwölf Tore, aber diese können geschlossen werden. Die Mauern sagen ganz klar: Nein zur Sünde, nein zur Finsternis.
So wird deutlich, warum hier steht, dass es noch Heilung braucht.
Fragen zur Offenbarung und zur Drangsal
Jemand wollte noch eine Frage stellen? Ja, bitte.
Meine Frage ist folgende: Ich wollte mir persönlich die Offenbarung erklären. Eigentlich betrifft die Offenbarung von Kapitel 1 bis 4 die Gemeinde. Dann geht es von Kapitel 4 bis 22 um die Drangsal. In der Drangsal ist die Gemeinde eigentlich nicht betroffen, sondern das Volk Israel. Dieses Volk ist in der Drangsal betroffen.
Meine Bitte: Heute gab es die Frage beziehungsweise die Erläuterung zuerst über die sieben Geister Gottes. Wer sind die sieben Geister Gottes hier? Dann kam eine andere Erläuterung in der Offenbarung über verschiedene Frauen: die Hure, wie sie genannt wird, die Braut und dann noch einmal eine Frau, die ein Kind bekommt. Also sind es jetzt drei Frauen in der Offenbarung. Vielleicht kann man dazu eine Erläuterung geben. Das sind eigentlich alle Fragen hier.
Dazu kommt noch eine ganz persönliche Frage für mich: Im ersten Buch Mose, Kapitel 3, Vers 15, hat das Gericht angefangen. Gott hat das Gericht gesprochen, also die Strafe. Dann sagt Jesus in Johannes 19, Vers 30: „Es ist vollbracht.“ Und dann gibt es im zweiten Buch Mose, Kapitel 19, Verse 5 und 6, die Verheißung an das Volk Israel. Und jetzt kommt das Kapitel 22, was wir heute haben, das heißt, Jesus macht alles neu. Das ist auch eine Vollendung. Was hat die erste Vollendung mit dieser Vollendung zu tun? Es sind jetzt mehrere Fragen, aber ja.
Also eines nach dem anderen: Korrekt, in Offenbarung 2 und 3 mit den sieben Sendschreiben sehen wir die ganze Kirchengeschichte von der Zeit der Apostel bis zur Entrückung. Ab Kapitel 4 haben wir dann die Zukunft, von der Entrückung an weiter.
Dort wird gezeigt, dass die Gemeinde im Himmel offenbar ist, dargestellt durch die 24 Ältesten. Wir sehen Israel mit den 144.000 aus Israel und auch einen Überrest aus allen Völkern, der dann zum Glauben kommen wird nach der Entrückung. Diese Menschen haben das Evangelium noch nicht gehört und werden durch die Drangsal hindurchgehen.
Bereits in Kapitel 19 kommt Jesus zurück, und zwar mit allen Herrschaaren aus dem Himmel. Die Gemeinde wird den Herrn Jesus begleiten, wenn er als König wiederkommt, um dann in Kapitel 20 das tausendjährige Reich aufzurichten.
Die Gemeinde wird das tausendjährige Reich miterleben und mit Christus zusammen auf der Erde regieren. In Offenbarung 21, mit den neuen Himmeln und der neuen Erde, wird die Gemeinde als das neue Jerusalem aus dem Himmel herabkommen und mit Christus über die neue Schöpfung herrschen.
Dann wurde gefragt: Wer sind die sieben Geister Gottes, die in Offenbarung 1, Vers 4 und wieder in Kapitel 4 erwähnt werden? Es wird erklärt, dass diese sieben Flammen an der Menora die sieben Geister Gottes bedeuten. Das ist einfach der Heilige Geist in seiner vollkommenen Fülle und Vielfalt.
Der Heilige Geist wird in Jesaja 11, Verse 1 und 2 mit sieben Namen beschrieben, entsprechend dem siebenarmigen Leuchter. Sein Name ist der Geist Gottes, und dann werden immer zwei weitere Namen, wie die zwei Arme, die aus dem Hauptleuchter herauskommen, miteinander verbunden. So sind es insgesamt sieben Namen des einen Heiligen Geistes.
Epheser 4 sagt, es gibt einen Geist, die Offenbarung spricht von den sieben Geistern. Das bedeutet den Heiligen Geist in seiner vollkommenen Fülle.
Dann wurde gefragt nach den verschiedenen Frauen in der Offenbarung: die Hure Babylon, die Braut des Lammes und die Frau mit dem Sternenkranz in Offenbarung 12.
Die Braut ist die Gemeinde. Der Kontrast dazu ist die Hure Babylon, die falsche Gemeinde, die Stadt mit sieben Hügeln. Das ist Rom, wie wir damals gesehen haben.
Manche dieser Fragen kann man auch unter bibelklasse.de noch einmal nachhören, denn dort haben wir ausführlich behandelt, wer die Hure Babylon ist.
Noch einmal zurück zu Kapitel 12: Dort haben wir gesehen, dass die Frau mit der Sternenkrone den Messias hervorbringt. Das ist Israel. So sehen wir, dass die verschiedenen Akteure in der Heilsgeschichte ihre Bedeutung haben: die Gemeinde, die falsche Kirche, Israel und so weiter.
Ist es richtig, dass die Drangsalzeit nur Israel betrifft? Nein. Die Drangsalzeit beginnt übrigens nicht erst ab Kapitel 4, sondern ab Kapitel 4 und 5. Dort sehen wir den Beginn der Gerichte über die Erde. Das ist zuerst die Stunde der Versuchung, wenn der Antichrist auftritt.
Die letzten dreieinhalb Jahre werden in der Bibel die große Drangsal genannt. Da muss Israel hindurch, aber auch die Völker der Welt. Bei Israel wird auch der gläubige Überrest hindurchgehen, zusammen mit den Ungläubigen. Bei den Nationen wird ebenfalls ein Überrest, der sich bekehrt, zusammen mit allen Ungläubigen hindurchgehen.
Die Gemeinde wird verschont bleiben, weil der Herr in Offenbarung 3, Vers 10 sagt: „Ich werde dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommt, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen.“
Halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nimmt. Ich komme bald.
So hat die Gemeinde die Verheißung, noch vor der Stunde der Versuchung, wenn der Antichrist kommt, wegzugehen. Zusammen mit dem Herrn wird sie zurückkehren, nach der großen Drangsal, um alles mit dem Bräutigam, dem König, zu teilen.
Die Herrschaft Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit
Ja, jetzt wollen wir versuchen, ob wir heute noch fertig werden. Wir gehen jetzt zu Vers 5, wo noch betont wird: Es wird keine Nacht mehr sein, der Herrgott wird über ihnen leuchten. Es geht immer noch um die Stadt. Dann wird gesagt: „Und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Das ist nun wichtig.
Das macht deutlich, dass die Herrschaft nicht auf das Tausendjährige Reich beschränkt ist. Denn das wäre nicht von Ewigkeit zu Ewigkeit, sondern lediglich Tausend Jahre. In 2. Petrus 1 spricht der Apostel über das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus – ein ewiges Reich. Nach dem Tausendjährigen Reich wird Gott das Universum auflösen und einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. Dort wird Christus mit der Gemeinde im neuen Jerusalem über die neue Schöpfung regieren.
Darum wird hier gesagt: Sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Das geht weiter. Gott hat ein Programm für die Ewigkeit. Es wird nie langweilig werden. Das wird in einem Vers so schön beschrieben, nämlich in Epheser 2. Könnte uns jemand vorlesen, unser Programm für die Ewigkeit? Epheser 2, Vers 7: „Damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an unserer Weise in Christus Jesus erweise.“ Das ist Hochkonzentrat.
Auf das, was Paulus in Epheser 1 über das zukünftige Zeitalter spricht, das ist das Tausendjährige Reich. Auch die Rabbiner haben vom Reich des Messias gesprochen, wenn er als König kommt, ha'olam haba – das kommende Zeitalter. Aber hier geht Paulus darüber hinaus und sagt: „In den kommenden Zeitaltern“, in der Mehrzahl. Das heißt also auch das, was kurz beschrieben wird in Offenbarung 21: Neue Himmel und neue Erde, vollkommener Zustand, alle Tränen abgewischt, kein Geschrei, keine Trauer, kein Tod wird mehr sein.
Doch auch dort hat Gott ein Programm. In den kommenden Zeitaltern wird er den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erweisen, in Christus Jesus. Dieser ausdruck zeigt uns, dass eine Dynamik bleibt. Viele meinen – und das kommt eigentlich aus dem Mystizismus –, der Himmel sei so schwebend, ein bisschen Nebel, ja, und eigentlich ein Zustand der Totenstille.
Darum hat sich auch dieser Ausdruck eingebürgert in Bezug auf neuen Himmel, neue Erde, den ewigen Zustand. Aber ich glaube, Sie haben diesen Ausdruck noch nie in meiner Bibelklasse gehört. Und wenn doch, dann war es ein Versprecher. Er suggeriert etwas Falsches, nämlich, als wäre das ein Zustand. Dann kann man verstehen, dass jemand denkt: Wird das nicht langweilig, die Ewigkeit?
Gerade vor kurzem hat mich jemand gefragt: Was hat Gott in der Vergangenheit vorher gemacht? War das nicht irgendwie langweilig? Nein! Gott, der unendliche Gott, wird uns in Ewigkeit in die Tiefen der Gottheit hineinschauen lassen. Das wird kein Ende nehmen, auch das Staunen wird kein Ende nehmen. Gott hat einen Plan, und die Gemeinde hat den Auftrag, dieses Licht auszustrahlen – den Diamanten, der die Herrlichkeit Gottes ausstrahlt.
Wir werden staunen, und Gott hat offensichtlich einen dynamischen Plan in den kommenden Zeitaltern. Das ist etwas ganz anderes als Buddhismus. Wenn man in buddhistischen Ländern ist, stellt man fest: Die meisten Leute kennen ihre Religion gar nicht richtig. Sie wissen gar nicht, was nach dem Tod geschieht.
Nirwana – man muss mal mit Thais sprechen – sie wissen gar nicht recht, was Nirwana sein soll. Da hat jeder so ein bisschen seine eigene Idee. Aber es ist eine schreckliche Vorstellung. Nirwana, oder wie die Buddhisten in der Pali-Sprache sagen, Nibbana, bedeutet das Gleiche. Nirwana ist Sanskrit, Nibbana ist Pali, und es bedeutet „ausgelöscht“, wie eine Kerze.
Buddha hat gesagt, dass Nirwana weder „ist“ noch „nicht ist“. Der Buddhismus lehrt die Vorstellung, dass ein Ich nur Einbildung ist – es gibt das Ich gar nicht. Also wird das Ich quasi als Illusion aufgelöst. Was bleibt dann, wenn ich nicht mehr Ich bin? Das ist furchtbar, das ist eigentlich die Auflösung schlechthin.
Wie anders ist das Evangelium! Es geht von einem Gott aus, der gesagt hat: „Ich bin, der ich bin.“ Da haben wir ganz klare Identität. Gott hat den Menschen in seinem Bild geschaffen, als Persönlichkeiten. Und wir werden das bleiben – in Ewigkeit.
Es wird eine Beziehung geben zwischen uns Menschen und Gott, die wir als „Ich“ mit „Du“ ansprechen können. Es soll vollkommen anders sein – nicht ein Zustand der Auflösung und Totenstille. Nein, Gott hat ein wunderbares Programm, und es wird einfach weitergehen mit dem Staunen.
Schon heute, wenn wir die Bibel wirklich studieren, entdecken wir immer neue Dinge, die uns erfreuen. So kann man das erleben wie die Emmaus-Jünger in Lukas 24, die nach dem Spaziergang sagen: „Brannte nicht unser Herz, als er uns die Schriften öffnete auf dem Weg?“ Die waren überwältigt, wie der Herr die Herrlichkeiten seiner Person aus dem Alten Testament zeigte, auf diesem etwa zweistündigen bis zweieinhalbstündigen Spaziergang.
Das geht weiter in Ewigkeit, und der unendliche Gott wird sich uns zeigen. Es wird kein Ende geben. Darum heißt es in Offenbarung 22, Vers 5: „Sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Und dann wird nochmals betont, dass diese Worte gewiss und wahrhaftig sind. Das ist wirklich so. Es ist keine Ideologie, kein Wunschdenken – das ist die Wahrheit, und wir können wissen, was kommt.
Die Warnung vor falschen Offenbarungen und die Verheißung der baldigen Wiederkunft
Und dann schließt sich der Kreis nochmals: Es wird gesagt, dass Gott seinen Engel gesandt hat, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss. Das haben wir doch ganz am Anfang der Offenbarung schon gelesen. Der Kreis schließt sich also. Gott wollte diese Dinge mitteilen, nicht einfach den Gläubigen, sondern seinen Knechten. Natürlich sollte jeder Gläubige ein Knecht sein, aber die Frage ist, ob wir wirklich dem Herrn mit unserem Leben dienen wollen oder ob wir unseren eigenen Weg gehen und uns selbst ein bisschen Spaß am Leben machen möchten.
Wenn wir ihm dienen, ihm nachfolgen und ihm gehorchen wollen, dann macht er uns die Offenbarung Schritt für Schritt immer klar, damit wir verstehen, was kommen muss. Dabei wird nochmals betont: „Siehe, ich komme bald.“ Das ist ein Leitmotiv, das immer wiederkehrt.
Wo haben wir das zuletzt gefunden? Ja, ich habe es vorhin gerade zitiert. In den Sendschreiben, Offenbarung 3,10, steht: „Ich komme bald.“ Das ist die Verheißung an die Gemeinde von Philadelphia. Und jetzt wieder: „Siehe, ich komme bald.“ Es geht weiter in Vers 12: „Siehe, ich komme bald.“ Und in Vers 20 sagt der, der diese Dinge bezeugt: „Ja, ich komme bald.“ Darauf antwortet die Gemeinde: „Amen, komm Herr Jesus!“
Dann wird nochmals betont, in Vers 7: „Glückselig, der die Worte der Weissagung dieses Buchs bewahrt.“ Das Rezept, um wirklich innerlich glücklich zu werden, wird hier genannt. Die Worte dieses Buches muss man im Herzen bewahren. Wir haben so viele Bildklassen verwendet, um dieses Buch zu studieren, und all das, was wir aufnehmen konnten, im Herzen zu bewahren, macht wirklich innerlich geistlich glücklich.
Das ist auch wieder ein Leitmotiv. Denn schon im Kapitel 1 haben wir das gehabt: Glückselig ist, wer da liest, vorliest und die da hören die Worte der Weissagung dieses Buchs. Ich habe damals erklärt, dass das übrigens zeigt, dass die Offenbarung auch für Analphabeten gedacht ist. Viele Leute denken, das Buch verstehe man nicht, besonders Intellektuelle. Gut, sie sind intellektuell und verstehen es nicht. Aber das Buch ist sogar für Analphabeten verständlich, wenn sie Knechte sind. Darum heißt es: Glückselig, der liest, also der vorliest, und die da hören. Das sind die, die nicht selbst lesen können und es trotzdem verstehen können.
Das habe ich auch so schön erlebt in Thailand, wo ich über die Offenbarung gelehrt habe. Dort sind Leute mit wenig Schulbildung, und trotzdem können sie es verstehen. Wenn die Bereitschaft da ist, dem Herrn zu gehorchen und ihm nachzufolgen, dann ist das keine Frage der Schulbildung oder des Intellekts.
Also wird hier nochmals betont: Glückselig! Und dann, in Vers 8, ist Johannes einfach so überwältigt von all diesen Dingen, dass er auf die Idee kommt, zu den Füßen des Engels zu fallen, der ihm das alles zeigt. Der Engel reagiert sofort.
Wer liest uns bitte vor, Vers 9? „Und er spricht zu mir: Sieh zu, tu es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, der Propheten und derer, die die Worte dieses Buches bewahren. Bete Gott an!“ Ja, das ist schon eindrücklich. Der Engel reagiert sofort und akzeptiert keine Verehrung.
Man muss wissen: In der katholischen Katechetik wird gelehrt, dass man Schutzengel anrufen kann. Diese Anrufung endet mit „Amen“. Ganz klar ist das ein Gebet. Und die Bibel sagt uns ganz klar: Keine Verehrung von Engeln. In Kolosser 2 wird am Schluss von Irrlehren gesprochen, und eines ihrer Kennzeichen ist die Verehrung von Engeln. Das hängt also zusammen mit Irrlehre.
Der Engel selbst lehnt das vollkommen ab: „Geht nicht.“ Dann wird in Vers 10 gesagt, dass dieses Buch nicht versiegelt werden soll, „denn die Zeit ist nahe“. Jetzt könnte jemand sagen: „Ja, aber die Zeit ist nahe – und wir haben jetzt 2000 Jahre gewartet. All diese Dinge, die Gerechtigkeit, die sind ja jetzt noch in der Zukunft.“ Ja, natürlich. Alles ab Kapitel 4 ist noch in der Zukunft. Aber Offenbarung 2 und 3, die Sendschreiben, sind eben auch prophetisch. Und sie haben sich erfüllt, genau ab der Zeit von Johannes.
Da gab es keine Wartefrist für Johannes. Das, was wir in den Sendschreiben von Ephesus, Smyrna, Pergamos, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea finden, hat sich alles erfüllt, zusammenhängend durch 2000 Jahre Kirchengeschichte hindurch. Also gab es keinen Grund, das zu versiegeln, weil es für spätere Zeiten ist. Es wird gesagt: „Die Zeit ist nahe.“ Das heißt nicht, dass Jesus Christus schon vor 2000 Jahren wiederkommen sollte. Nein! Aber das Prophetische, das Panorama, das uns mit der Offenbarung gezeigt wird, begann damals unmittelbar.
Dann kommt ein eigenartiger Vers, Vers 11. Wer liest? „Wer Unrecht tut, tue noch Unrecht, und der Unreine verunreinige sich noch, und der Gerechte übe noch Gerechtigkeit, und der Heilige heilige sich noch.“ Da ist man überrascht. Das ist ein Imperativ: „Tue noch Unrecht!“ Aber es gibt in der Grammatik verschiedene Imperative. Einer davon ist der permissive Imperativ. Das ist ein Imperativ, der nicht sagt: „Mach das unbedingt!“, sondern eher: „Mach es halt!“ Da wird jemand fallen gelassen. „Mach’s, weil du diesen falschen Weg gehen willst.“
Und das ist permissiv: Gott lässt den Sünder, der nicht umkehren will, seinen verkehrten Weg gehen. Aber die Konsequenzen sind in diesem Buch ganz klar geschildert. Die, die bereit sind umzukehren, werden ermutigt. Es heißt: „Wer gerecht ist, übe noch Gerechtigkeit, und wer heilig ist, sei noch geheiligt.“ Gott hält die Welt nicht zurück, ihren falschen Weg zu gehen, aber die Konsequenzen sind klar angezeigt.
Dann, nochmals in Vers 12: „Siehe, ich komme bald.“ Und auch der Lohn wird erwähnt. Gott stellt sich wieder vor als Alpha und Omega, also als Anfang und Ende. Von ihm geht alles aus, und er wird auch das allerletzte Wort sprechen.
Ich habe noch eine Frage zu Vers 11, wenn ich darf. Dieses „permissive“ oder „lassen“ kann man vergleichen mit dem Gleichnis vom weizenähnlichen Unkraut, wo der Herr sagt, man solle es bis zur Ernte lassen. Auch dort, in Matthäus 13, wird gezeigt, dass die Vermischung der Christenheit von echten Gläubigen und unechten Gläubigen von Gott nicht verhindert wird, sondern so gelassen wird.
Das ist auch eine Form der indirekten Regierung, die Gott jetzt ausübt.
Ganz genau, ganz genau.
Glückseligkeit und Warnung vor dem Ausschluss aus der Gemeinde
Und dann wird nochmals ein Glückselig ausgesprochen, und zwar im Blick auf die Erlösten, in Vers 14. Übrigens steht das Wort „glückselig“ siebenmal im Buch der Offenbarung. Wer also ein bisschen traurig ist, sollte sich einmal alle sieben Stellen raussuchen. Und wenn das immer noch nicht reicht, dann empfiehlt es sich, die Psalmen zu studieren. Dort findet man das Wort „glückselig“ 25 Mal. Das sind zusammen schon 32 Stellen, oder? Aber es geht noch weiter in der Bibel.
Es gibt so viele Stellen, die uns zeigen, wie man echtes, inneres, geistliches Glück erlangen kann. Als Kontrast zu diesem Glückseligen wird aber gezeigt, dass die Verlorenen draußen sind. Dazu gehören die Hunde, die Zauberer – wobei das griechische Wort „pharmakos“ auch den Drogenkonsum einschließt –, die Hurerei, also jede Art sexueller Perversion, Mörder, Götzendiener und diejenigen, die die Lüge lieben und tun. Diese haben keinen Anteil an all dem, was Glückseligkeit für die Erlösten bedeutet (Offenbarung 22,14).
Dann folgt etwas Eindrückliches: Jesus Christus spricht nochmals und zwar: „Ich, Jesus.“ Buddha hat gesagt, das Ich sei eine Einbildung. Hier aber hören wir den Sohn Gottes, der sagt: „Ich, Jesus.“ Das Ich ist Wirklichkeit und in Gott begründet, der unser Schöpfer ist.
Hier heißt es: „Herr Jesus, ich, Jesus, habe einen Engel gesandt, um euch diese Dinge zu bezeugen.“ Wo? In den Gemeinden. Das ist doch der Hammer! Nun muss man sich einmal umsehen: Wann wurde das letzte Mal in der Gemeinde über die Offenbarung gepredigt? Man stellt fest, es gibt ganze Reihen von Gemeinden, die nicht über die Offenbarung predigen. Und wenn doch, dann vielleicht noch über die Sendschreiben, aber sobald das Hauptthema ab Kapitel vier beginnt, ist Schluss.
Dabei ist die Offenbarung für die Gemeinde geschrieben. Es gibt auch die Lehre, dass die Offenbarung eigentlich gar nicht für die Gemeinde sei. Wie bitte? Dieses Buch ist direkt für die Gemeinde geschrieben. Herr Jesus sagt nochmals eindrücklich in den letzten Zeilen der Bibel: „Ich, Jesus, habe diese Dinge gesandt, um sie in den Gemeinden zu bezeugen.“
Dann stellt er sich vor als die Wurzel und das Geschlecht Davids. Was bedeutet „das Geschlecht Davids“? Der Messias, Jesus als Mensch, ist ein Nachkomme Davids, über Maria, die von David abstammt. Aber der Herr Jesus ist der ewige Sohn Gottes, der Schöpfer. Wer hat die Menschheit erschaffen? Wer hat die Familie Davids erschaffen? Er!
Darum ist er die Wurzel, also der Urheber. Er hat die Königsfamilie Davids und seine ganze Abstammungslinie erschaffen. Er ist die Wurzel. Aber auch das Geschlecht Davids ist ein wunderbarer Vers, der seine Gottheit und Menschheit in einer Person darstellt.
Dann nennt er sich den glänzenden Morgenstern. Das ist wieder etwas sehr Kostbares, denn die Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit als König wird in Maleachi 3 beschrieben: „Die Sonne der Gerechtigkeit wird aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln.“ Jesus wird auf dem Ölberg als die Sonne der Gerechtigkeit kommen.
Übrigens: Wer in Jerusalem morgen früh den Sonnenaufgang sehen will, muss zum Ölberg gehen und dort hinschauen. Dort geht die Sonne auf, im Osten der Stadt, über dem Ölberg. Jesus wird kommen als die Sonne der Gerechtigkeit. Aber hier nennt er sich den glänzenden Morgenstern.
Das ist also dieser Stern, den man in der Nacht sehen kann, noch bevor die Sonne über dem Ölberg erscheint. Das ist sein Kommen für die Gemeinde, das eben nicht dasselbe ist wie sein Kommen in Macht und Herrlichkeit. Das ist die Entrückung, die von vielen unbemerkt bleibt – das Aufgehen des Morgensternes wird von manchen übersehen.
Dass die Sonne aufgeht, realisiert schon jeder. Hier stellt sich der Herr vor als der, der, bevor er als Richter der Welt kommt, als der glänzende Morgenstern erscheinen wird.
In 2. Petrus 1,19 heißt es: „Und so besitzen wir das prophetische Wort umso fester, auf das zu achten, ihr Wohltäter, als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern in euren Herzen aufgeht.“
Hier wird über das Anbrechen des Tages gesprochen und auch über das Aufgehen des Morgensterns, in Verbindung mit dem prophetischen Wort. Der Tag, der anbricht mit der Sonne, ist sein Kommen als die Sonne der Gerechtigkeit. Das Aufgehen des Morgensterns ist die Entrückung.
Und hier wird gesagt, dass der Morgenstern in euren Herzen aufgeht. Das bedeutet, dass die Entrückung eine Wahrheit ist, die in den Herzen der Gläubigen sehr kostbar ist. Wenn er kommt, wird eben der Morgenstern in den Herzen aufgehen.
Gerade darauf heißt es: Der Geist und die Braut sagen: „Komm!“ Der Heilige Geist, der in der Gemeinde wohnt, die Braut, sie beide rufen: „Komm!“ Bei der Entrückung wird dann der Heilige Geist zusammen mit der Gemeinde weggehen.
Gleich wird noch hinzugefügt: Evangelistisch, wer es hört, spreche: „Komm!“ Und wer dürstet, der komme! Wer will, nehme das Wasser des Lebens umsonst. Die Offenbarung weist nochmals darauf hin, aber jetzt für die, die verloren sind: Jetzt ist noch Gelegenheit. Jetzt könnt ihr noch kommen und dieses lebendige Wasser bekommen.
Dann folgen die Verse 18 und 19: Der Herr warnt, wer jetzt noch etwas hinzufügt. Die Offenbarung ist wirklich der Abschluss der göttlichen Offenbarungen. Jetzt ist es fertig. Wer aber trotzdem weitergehen will und etwas hinzufügen will, wird gewarnt: Wer etwas hinzufügt, wird von den Plagen bekommen, die in diesem Buch beschrieben sind. Wer etwas wegnimmt, dem wird Gott auch den Segen wegnehmen.
Hier wird also wirklich klargemacht: Die Prophetie ist jetzt abgeschlossen. Wir brauchen keine Prophetiekonferenzen, auf denen neue Offenbarungen verkündet werden. Diese können wir getrost abschreiben. Wir brauchen sie gar nicht.
Aber wir müssen die Bibel studieren. Das ist eigenartig: Leute, die an solche Konferenzen mit neuen Propheten gehen, haben oft das Alte Testament und auch die Offenbarung noch nie richtig studiert. Sie wollen neue Prophetie, haben aber nicht einmal die Alte gelesen und wirklich studiert.
Das ist ein Schatz, mit dem wir ein ganzes Leben lang nicht fertig werden. Da müssen wir dranbleiben.
Schließlich, in Vers 20, spricht der Herr Jesus nochmals ganz persönlich, der diese Dinge bezeugt: „Ja, ich komme bald.“ Es ist das vierte Mal, dass dies gesagt wird.
Ich muss erklären, was „bald“ bedeutet: In der Elberfelder, in der Alten und in der CSV Hüggeswagen wird in der Fußnote erklärt, dass „bald“ im Sinne von „schnell“ oder „eilig“ zu verstehen ist. Es ist eigentlich ein adverbialer Ausdruck.
Das heißt nicht, dass er ein paar Jahre nach der Offenbarung kommen würde, sondern dass sein Kommen schnell sein wird. Sein Kommen wird völlig überraschend sein.
Paulus sagt: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, aber wir werden alle verwandelt werden. Bei der letzten Posaune, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune.“ Denn posaunen wird es, es wird alles ganz plötzlich geschehen.
Manchmal frage ich mich: „Oh, ich kriege wahrscheinlich fast einen Herzinfarkt.“ Ja, man kann überzeugt sein, der Herr könnte jeden Tag kommen. Aber wenn es dann wirklich die Posaune Gottes tönt, schießt der Adrenalinspiegel vielleicht zum letzten Mal noch in dem alten Körper hoch, und wir sind schon verwandelt.
Ja, es wird plötzlich und überraschend geschehen, obwohl wir es erwarten.
„Ich komme schnell, eilig“ – und die Gemeinde antwortet: „Amen, ja, so sei es, komm, Herr Jesus!“
Und dann der letzte Wunsch, mit dem die Bibel endet: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit allen Heiligen. Amen.“
Schlussgebet und Dank
Ja, wollen wir noch zusammen beten?
Herr Jesus Christus, danke, dass wir Dich kennen dürfen als die Wurzel und das Geschlecht Davids. Du bist der glänzende Morgenstern, der alle diese Dinge bezeugt, von denen wir gelesen haben. Diese Worte sind gewiss und wahrhaftig.
Herr Jesus, danke, dass wir Dich kennen dürfen als den, der gesagt hat: „Ja, ich komme schnell, eilends.“ Wir möchten Dir entgegenrufen: Amen, komm, Herr Jesus! Hilf uns, dass wir alle bereit sind, wenn Du kommst. Es könnte jederzeit sein.
Schenke uns, dass wir wirklich alle Frieden mit Gott haben und so mit Freude auf diesen Moment warten dürfen. Gib uns Gnade, die Zeit, die bleibt, bis Du kommst, auszunutzen. Lass uns nicht mehr für uns selbst leben, sondern für Dich.
Danke für all diese Reichtümer, die wir zusammen in diesem Buch der Offenbarung entdecken durften. Wir möchten uns jetzt Dir und Deiner Gnade anbefehlen, damit Du mit uns gehst auf unserem weiteren Weg.
Du kennst den Weg von jedem Einzelnen von uns. Wir sind in ganz unterschiedliche Umstände hineingestellt, aber überall brauchen wir Deine Gnade. Darum bitten wir Dich. Amen!
