
Guten Abend, wir beginnen diese Bibeltage mit 1. Samuel 7. Die früheren Kapitel kann man sich auf meinem YouTube-Kanal „Roger Livy live“ anhören oder auch völlig unabhängig von YouTube auf meiner Homepage rogerlivy.ch. Dort sind alle Kapitel von 1. Samuel 1 bis 6 behandelt worden.
Jetzt kommen wir zu Kapitel 7, das uns zum Ende der Richterzeit des Propheten Samuel führt. In den ersten Kapiteln wird seine Kindheit beschrieben. 1. Samuel schreibt, wie er eine Gebetserhörung seiner Mutter war – eine Mutter, die kein Karrierekind wollte, sondern ein Kind, das ganz dem Herrn zur Verfügung gestellt sein sollte.
Dieser kleine Samuel wuchs tatsächlich so auf und fasste schon in seinen Kinderjahren eine klare Entscheidung: dem Herrn treu zu bleiben und mit ihm den Weg zu gehen. Das wird in den ersten drei Kapiteln wunderbar dargestellt.
Ab Kapitel 4 geht es dann um einen gewaltigen Konflikt zwischen Israel und den Philistern. Die Philister waren zu dieser Zeit, im zwölften Jahrhundert vor Christus, die große Gefahr für Israel – man kann sagen das große militärische Problem.
Man kennt das schon ein bisschen früher aus dem Buch der Richter, und zwar im Zusammenhang mit dem letzten der 14 Richter, die im Buch der Richter dargestellt werden, nämlich Simson. Er hatte ständig Konflikte mit den Philistern. Bei den früheren Richtern war das jedoch nicht so.
Warum? Um diese Zeit gab es eine riesige Invasion aus der Ägäis. Aus dem Mittelmeerraum kamen die Philister. Sie wanderten zunächst nach Ägypten aus, wie in 1. Mose 10 beschrieben wird. Von Ägypten aus zogen sie dann ins Land Kanaan, also ins Land Israel ein.
Dabei wählten sie nicht den Weg, den die Kinder Israel früher gegangen waren, als sie selbst aus Ägypten kamen. Die Israeliten gingen nach dem Auszug aus Ägypten durchs Rote Meer, auch Schilfmeer genannt, und dann durch die Sinaiwüste. Nach 40 Jahren Wüstenwanderung gingen sie von Moab her, dem heutigen Jordanien, gegenüber von Jericho. Dort überquerten sie den Jordan, den sogenannten Todesfluss, und gelangten so ins verheißene Land.
Bei den Philistern war das ganz anders. Sie wählten den einfacheren Weg: von Ägypten aus dem Mittelmeer entlang in den heutigen Gazastreifen. So wurde das Gebiet des heutigen Gazastreifens das Land der Philister, also der Gazastreifen und das umliegende Gebiet.
Diese Invasion war für Israel ein echtes Problem. Warum? Die damals in großer Zahl eingewanderten Philister waren ganz anders als die Philister, die schon früher im Land Kanaan lebten. Schon in der Geschichte von Abraham, unserem Vater Abraham, lesen wir von den Philistern. Aber damals waren sie kein so großes Problem, und es gab sogar Abkommen zwischen Abraham und den Philistern.
Als jedoch diese große Invasion um 1200 vor Christus stattfand, brachten die Philister aus dem europäischen Raum eine militärische Neuerung mit: das gerade Langschwert, ein zweischneidiges Langschwert. Im Nahen Osten war damals das Krummschwert üblich, das nur eine Schneide hatte und mit dem man schlug. Mit dem Langschwert stach man jedoch – eine ganz andere Kampfart.
Das erklärt übrigens auch, warum in der Bibel so oft steht, dass man mit dem Schwert jemanden schlug. Es handelt sich dabei um das Krummschwert. Im Israelmuseum in Jerusalem, einem der großartigsten archäologischen Museen der Welt, sind solche typischen Krummschwerter ausgestellt.
Dann kam jedoch das gerade Schwert, das enorme Vorteile brachte. Dadurch waren die Philister militärisch sehr leicht überlegen. Das war eine schlimme Sache zur Zeit von Richter Simson, also dem letzten Richter im Buch der Richter, Kapitel 13 bis 16. Die Kapitel 17 bis 21 sind nur noch ein Anhang, in dem zeitlich sogar zurückgegriffen wird bis in die Anfangszeit der Richterperiode.
Bei Simpson begegnen wir den Philistern, und der nächste Richter war der Hohepriester Eli, von dem in 1. Samuel 1 berichtet wird. Dort gab es einen großen Konflikt mit den Philistern, der in 1. Samuel 4 geschildert wird. Die Israeliten machten dabei einen riesigen Fehler.
Sie glaubten abergläubisch, dass sie erfolgreich sein würden, wenn sie die Bundeslade mit ins Kriegsgebiet nehmen würden. Doch das war Aberglaube. Eine Lade aus Akazienholz, überzogen mit reinem Gold, kann niemanden retten. Natürlich hat die Bundeslade eine tiefe und wunderbare geistliche Bedeutung. Aber die Materie selbst strahlt keine göttlichen Kräfte aus. Das ist heidnisches Denken.
Immer wenn man meint, in Steinen oder Bäumen seien kosmische Kräfte, ist das Aberglaube und Esoterik. Dieses Denken war esoterisch, aber biblisch bemäntelt. Die Israeliten nahmen die Bundeslade mit in den Krieg, doch die Philister waren so erfolgreich, dass sie die Bundeslade rauben konnten. Das war eine Katastrophe!
Als der Hohepriester Eli davon erfuhr, brach er zusammen und starb. Ich lese aus 1. Samuel 4: Da kam ein Bote und berichtete vom Krieg. Der Bote antwortete in 1. Samuel 4,17: „Israel ist vor den Philistern geflohen, und auch hat eine große Niederlage unter dem Volk stattgefunden. Deine beiden Söhne Hofni und Pinehas sind tot, und die Lade ist genommen.“
Es geschah, als er die Lade Gottes erwähnte, dass Eli rücklings vom Stuhl an der Seite des Tores fiel, sich das Genick brach und starb. Denn der Mann war alt und schwer und hatte Israel vierzig Jahre gerichtet.
Das war eine schreckliche Nachricht. Eli saß damals in Schiloh, bei den Umfassungsmauern, die heute noch ausgegraben und sichtbar sind. Zwischen diesen Mauern war die Stiftshütte aufgestellt. In den früheren Teilen dieser Samuel-Serie zeige ich auch Bilder von Schiloh mit den ausgegrabenen Mauernresten.
Ja, dort saß Eli am Tor vor der Stiftshütte und hörte die Nachricht, dass die Bundeslade gestohlen worden war. Daraufhin fiel er um, brach sich das Genick und starb. Damit endete die vierzigjährige Richterzeit.
Wenn man all die Richterjahre im Buch der Richter zusammenzählt, einschließlich der Zeiten der Fremdherrschaft und Gewaltherrschaft wegen der Sünde Israels, also ab Richter 3, dann ergibt das zusammen mit der Zeit Eli 410 Jahre – oder besser gesagt 430 Jahre, 430 Jahre.
In der Apostelgeschichte erfahren wir jedoch, dass die Richterzeit eine Zeit von 450 Jahren war. Schlagen wir dazu Apostelgeschichte 13 auf: Der Apostel Paulus predigt in der Synagoge in Antiochia in Pisidien und erzählt dort unter anderem die Geschichte vom Auszug aus Ägypten, der Landnahme und der Richterzeit. Ich lese Apostelgeschichte 13,16 und folgende:
Paulus aber stand auf, winkte mit der Hand und sprach: „Männer von Israel und ihr, die ihr Gott fürchtet, hört! Der Gott dieses Volkes Israel erwählte unsere Väter und erhöhte das Volk in der Fremdenschaft im Land Ägypten. Mit erhobenem Arm führte er sie von dort heraus. Und während einer Zeit von vierzig Jahren…“
Falls in Ihrer Bibel steht „etwa vierzig“, dann ist das nicht korrekt übersetzt. Im Griechischen steht hier das Wort „hos“, das laut Wörterbuch „etwa, ungefähr, gleichsam“ bedeutet. Wenn es jedoch temporal, also zeitlich, mit einem Zahlwort benutzt wird, bedeutet es „während“. Das wird auch sehr gut im vollständigen griechischen Wörterbuch von Hermann Menge erklärt. Dieses Wörterbuch ist sehr zu empfehlen, da es viele Bedeutungen der griechischen Wörter angibt.
Darum muss man hier übersetzen: „Und während einer Zeit von vierzig Jahren“. Es waren ja nicht etwa vierzig Jahre, sondern die Mosebücher machen klar, dass es genau vierzig Jahre in der Wüste waren.
Paulus fährt fort: „Und während einer Zeit von vierzig Jahren pflegte er sie in der Wüste. Nachdem er sieben Nationen im Land Kanaan vertilgt hatte, ließ er sie deren Land erben während 450 Jahren. Und danach, während 450 Jahren, gab er ihnen Richter bis auf Samuel den Propheten.“
Manche Bibeln haben hier ein Problem, weil die meisten modernen Übersetzungen heute den Minderheitstext verwenden. Wir haben rund 5800 griechische Handschriften vom Neuen Testament. Die Mehrheit der Handschriften ist sehr übereinstimmend – das ist der Mehrheitstext. Daneben gibt es einen Minderheitstext, der typischerweise aus Ägypten stammt. Viele Handschriften kommen aus Ägypten. Dieser Minderheitstext wurde besonders durch Nestle-Aland populär gemacht und wird in modernen Übersetzungen allgemein benutzt.
Doch dort steht etwas vollkommen Falsches. Im Text heißt es nämlich in Vers 19: „Nachdem er sieben Nationen im Land Kanaan vertilgt hatte, ließ er sie deren Land erben während 450 Jahren. Und danach gab er ihnen Richter bis auf Samuel.“ Das ist historisch vollkommen falsch und geht überhaupt nicht.
Manche Übersetzungen haben hier getrickst und behaupten, die 450 Jahre bezögen sich auf Abraham, Isaak und so weiter. Das geht aber nicht auf, weil es nicht etwa 450 Jahre waren, sondern viel mehr. Der Text ist schlicht falsch.
Es heißt, dass sie das Land erobert und dann 450 Jahre besessen hätten, und danach kamen die Richter. Das ist falsch.
Der Mehrheitstext sagt ganz klar: „Nachdem er sieben Nationen im Land Kanaan vertilgt hatte, ließ er sie deren Land erben. Und danach, während – nicht etwa – wieder ‚hos‘ temporal, während 450 Jahren, gab er ihnen Richter bis auf Samuel den Propheten.“
Wie kommt der Apostel Paulus also auf 450 Jahre? Ganz einfach: Man muss alle Zahlen der Richter im Buch der Richter und auch die Fremdherrschaften wegen der Sünde zusammenzählen. Das beginnt mit Kuschan-Rischatein von Mesopotamien, dann die Richterzeit von Othniel und so weiter bis zu Simson. Dazu kommen noch 40 Jahre von Eli. Dann kommt man auf 430 Jahre. Jetzt fehlen noch 20 Jahre.
Das führt uns zu unserem Kapitel, das wir betrachten wollen: 1. Samuel 7.
Die Männer von Kirjat-Jearim kamen und führten die Lade des Herrn hinauf. Sie brachten sie in das Haus Abinadabs auf dem Hügel und weihte Eleasar, seinen Sohn, dazu, die Lade des Herrn zu hüten. Von dem Tag an, an dem die Lade in Kirjat-Jearim blieb, verging eine lange Zeit – nämlich zwanzig Jahre.
Ich muss erklären: Die Bundeslade wurde im Krieg von den Philistern gestohlen (1. Samuel 4). Die Philister brachten sie zunächst nach Aschdod, einer ihrer fünf Hauptstädte. Dort geschah eine Katastrophe. Sie legten die Bundeslade in das Haus des Gottes Dagon. Doch am nächsten Morgen lag das Götzenbild Dagon am Boden, neben der Bundeslade. Später wurden auch die beiden Hände des Bildes abgehauen.
Daraufhin brachten die Philister die Bundeslade an einen anderen Ort, nach Gath und dann nach Ekron. Doch auch dort kam eine schlimme Krankheit über die Philister. Man erkannte, dass die Bundeslade nicht bei ihnen bleiben durfte.
Schließlich beschlossen sie, die Bundeslade den Israeliten zurückzugeben. Sie banden säugende Kühe an einen Wagen und ließen die Lade auf diesem Wagen ziehen. Die Philister sagten sich: Wenn die Kühe tatsächlich die Bundeslade zu den Israeliten bringen und nicht zu ihren Kälbern zurückkehren – was ihrem natürlichen Instinkt entsprechen würde –, dann war das ein Zeichen von Gott, dem Gott Israels. Wenn nicht, dann wäre es Zufall.
Diese Kühe blieben tatsächlich auf dem Weg, sie wichen weder nach rechts noch nach links ab. Sie gingen ins Gebiet Israels, und die Bundeslade wurde in Beit-Schemesch wieder übernommen. Das war eine großartige Sache und ein Zeugnis für die Philister: Der Gott Israels ist mächtiger als alle Götter der Philister. Er sorgte dafür, dass die Kühe die Bundeslade zurückbringen konnten.
So kam die Lade also nach Bechemisch. Wo befindet sich Bechemisch? Wenn man vom Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv auf der Autobahn Nummer eins in Richtung Jerusalem fährt, sieht man bald die Ausschilderung Bechemisch. Das bedeutet „Sonnenhaus“ oder „Haus der Sonne“. Dort muss man abfahren, um nach Bechemisch zu gelangen. Dort wurde übrigens ein Felsen gefunden, der wunderbar zur Beschreibung passt, dass die Bundeslade auf einen Felsen gestellt wurde.
Später wurde die Bundeslade schließlich nach Kirjat-Jearim gebracht, wie wir in Vers 1 von Kapitel 7 gelesen haben: Die Männer von Kirjat-Jearim führten die Lade des Herrn hinauf und brachten sie in das Haus Abinadabs auf dem Hügel. Sie weihte Eleasar, seinen Sohn, dazu, die Lade des Herrn zu hüten.
Kirjat-Jearim ist eine Ortschaft ganz in der Nähe von Jerusalem. Wenn man auf der Autobahn Nummer eins Richtung Jerusalem weiterfährt, kommt man an der Ausschilderung bei Abu Gosch und dann Kirjat-Jearim (auch Yataschmona genannt) vorbei. Dort habe ich auch schon Vorträge gehalten. Genau dort war die Bundeslade zwanzig Jahre lang, wie wir in Vers 2 lesen.
Diese zwanzig Jahre werden ab dem Tod Elis gerechnet, der vierzig Jahre als Richter gewirkt hatte. Danach war Samuel der nächste Richter, der sechzehnte von allen Richtern. Vierzehn Richter finden wir im Buch der Richter, Eli ist der fünfzehnte, und Samuel war der letzte, der sechzehnte. Mit diesen zwanzig Jahren kommen wir auf die 450 Jahre, die der Apostel Paulus in Apostelgeschichte 13 erwähnt. Nicht ungefähr, nicht etwa, sondern genau 450 Jahre.
Wir werden jetzt gleich sehen, dass uns das ans Ende der Richterzeit von Samuel führt. Ich lese nochmals Vers 2:
„Und es geschah: Von dem Tag an, da die Lade in Kirjat-Jearim blieb, verging eine lange Zeit, nämlich zwanzig Jahre, und das ganze Haus Israel wehklagte dem Herrn nach.“
Da sprach Samuel zum ganzen Haus Israel und sagte: „Wenn ihr mit eurem ganzen Herzen zu dem Herrn umkehrt, so tut die fremden Götter und die Astaroth aus eurer Mitte weg. Richtet euer Herz auf den Herrn und dient ihm allein, dann wird er euch aus der Hand der Philister retten.“
Die Kinder Israel taten die Baalim und die Astaroth weg und dienten dem Herrn allein.
Hier stehen wir also ganz am Ende der Richterzeit von Samuel, zwanzig Jahre nach Eli. Er erlebt noch eine große Ermutigung. Samuel, der in einer schwierigen Zeit aufgewachsen war, hielt dem Herrn von seiner Kindheit bis ins Alter die Treue. Nun darf er erleben, dass in Israel etwas gereift ist und die Menschen begannen, Gott wirklich zu suchen.
Er legt ihnen ans Herz: „Wenn ihr mit eurem ganzen Herzen zu dem Herrn umkehrt, so tut die fremden Götter und die Astaroth aus eurer Mitte weg.“ Dabei merkt man einen Anklang an frühere Bibelworte.
Schlagen wir auf, was Joshua am Ende tat, nachdem er sechs Jahre lang das Land erobert hatte. Er versammelte ganz Israel nach Sichem. Dort lesen wir in Josua 24,1:
„Und Joshua versammelte alle Stämme Israels nach Sichem. Er rief die Ältesten Israels, seine Häupter, Richter und Vorsteher, und sie stellten sich vor Gott.“
Joshua sprach zum ganzen Volk: „So spricht der Herr, der Gott Israels.“
In Vers 14 heißt es weiter:
„Fürchtet den Herrn und dient ihm in Vollkommenheit und in Wahrheit. Tut die Götter weg, denen eure Väter jenseits des Stroms und in Ägypten gedient haben, und dient dem Herrn!“
Hier sagt Joshua: „Tut die fremden Götter weg.“ Man erkennt die gleichen Worte wie damals am Ende der erfolgreichen Landnahme, noch bevor die traurige Richterzeit begann, in der es geistlich stetig bergab ging.
Am Ende der Richterzeit spricht Samuel dieselben Worte und erinnert damit an Joshua. Gleichzeitig erinnert er auch an Vater Jakob.
Schlagen wir 1. Mose 35 auf. Als Jakob von Gott aufgerufen wurde, nach Bethel zu gehen, spricht er in Vers 2 zu seinem Haus und allen, die bei ihm waren:
„Tut die fremden Götter weg, die in eurer Mitte sind, und reinigt euch, und wechselt eure Kleidung.“
Genau diese Worte: „Tut die fremden Götter aus eurer Mitte weg.“
Damit erinnert Samuel an Jakob, der viele krumme Wege gegangen war, aber nach und nach eine Wende erlebte und schließlich in seiner Familie für Ordnung sorgte.
Außerdem gibt es hier noch eine Anspielung auf die Abschiedsreden von Mose. Bevor Mose starb und Joshua die Leitung übernahm, hielt er im 5. Buch Mose acht Abschiedsreden. Schlagen wir 5. Mose 30 auf. Ich lese wegen des Zusammenhangs Vers 1:
„Es wird geschehen, wenn alle diese Worte über dich kommen, der Segen und der Fluch, die ich dir vorgelegt habe, und du es zu Herzen nimmst, unter allen Nationen, wohin der Herr, dein Gott, dich vertrieben hat, und nun umkehrst zu dem Herrn, deinem Gott, und seiner Stimme gehörst nach allem, was ich dir heute gebiete, du und deine Kinder, mit deinem ganzen Herzen.“
Hier haben wir in 1. Samuel 7,3:
„Wenn ihr mit eurem ganzen Herzen zu dem Herrn umkehrt.“
Das ist also eine Zusammensetzung mehrerer Bibelworte – von Joshua, von Mose und schon von Jakob.
So sehen wir, dass der Dienst von Samuel im Wort Gottes gegründet war. Es waren keine neuen, tollen Ideen, sondern das Wort Gottes bildete die Grundlage.
Am Ende seines Dienstes ruft das Volk zur Umkehr auf. Ich lese nochmals Vers 3 und dann weiter:
„Da sprach Samuel zum ganzen Haus Israel und sagte: Wenn ihr mit eurem ganzen Herzen zu dem Herrn umkehrt, so tut die fremden Götter und die Astaroth aus eurer Mitte weg, richtet euer Herz auf den Herrn und dient ihm allein. Er wird euch aus der Hand der Philister erretten.“
Die Kinder Israel taten die Baalim und die Astaroth weg und dienten dem Herrn allein.
Sie haben aufgeräumt und das umgesetzt. Das war eine Verheißung: Wenn ihr so aufräumt, wird der Herr euch gegen die militärische Riesengefahr der Philister beistehen und euch Hilfe geben.
Wir lesen weiter in Vers 5: „Und Samuel sprach: Versammelt ganz Israel nach Mizpa, und ich will den Herrn für euch bitten.“
Hier auf dem Bild sehen wir ein Luftbild von Tel Emnasbe, wie man diesen Ort, diesen Zivilisationsschutthügel auf Arabisch nennt. Dieser Ort entspricht wohl dem Mizpa im Stammesgebiet von Benjamin, etwas nördlich von Jerusalem. Dort fand die Versammlung statt, die Samuel hier einberief.
Ich lese weiter: „Und sie versammelten sich nach Mizpa.“ Mizpa bedeutet übrigens Aussichtspunkt. Von dort oben kann man gut über die Landschaft blicken.
Samuel sprach: „Versammelt ganz Israel nach Mizpa, und ich will den Herrn für euch bitten.“ Hier sehen wir das Gebet von Samuel. Wer damals dabei war, als wir 1. Samuel 1, 2, 3 betrachtet haben, erinnert sich vielleicht. In diesen Kapiteln gibt es viele Verse, die vom Gebet sprechen, besonders vom Gebet seiner Mutter Hanna. Sie war eine Frau, die viel Schweres im Leben erlebt hatte und brachte all das dem Herrn.
Sie sah noch etwas, das ihr wirklich Freude machen würde: ein Kind, das dem Herrn Freude macht. Um dieses Kind bat sie den Herrn, und so bekam sie Samuel. Sein Name bedeutet: Gott hört.
Samuel wird im Weiteren ein Mann, der vom Gebet geprägt ist und mit dem Herrn verbunden war. Am Ende seiner Richterzeit sehen wir, wie er ganz Israel aufruft und sagt: „Ich will für euch beten.“ Das passt zu seinem Namen Samuel – Gott hört.
„Und sie versammelten sich nach Mizpa, schöpften Wasser und gossen es aus vor dem Herrn. Sie fasteten an diesem Tag und sprachen dort: ‚Wir haben gegen den Herrn gesündigt.‘ Und Samuel richtete die Kinder Israel in Mizpa.“
Der Aufruf in Vers 3 zur Umkehr und Hinwendung zum Herrn führt wirklich zum Sündenbekenntnis. Israel ist bereit, vor dem Herrn auszudrücken: „Wir haben gesündigt.“
Das ist ein Prinzip, das sich durch die ganze Bibel zieht: Wenn der Mensch seine Schuld vor Gott bekennt und bereut, darf er mit Vergebung rechnen. Dieses Prinzip finden wir in 1. Johannes 1,9. Es gilt für diejenigen, die sich bekehren, also für Ungläubige, die mit ihrer Schuld vor Gott kommen. Es gilt aber auch für Gläubige, jedes Mal, wenn Dinge im Leben wieder vom Herrn geordnet werden.
1. Johannes 1,9 sagt: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“
Wir sehen hier, dass sie etwas ganz Seltsames tun: Sie schöpfen Wasser und gießen es vor dem Herrn aus. Was bedeutet das?
Schlagen wir mal das kürzeste Kapitel in Jesaja auf: Jesaja 12. Dort geht es um die zukünftige Umkehr Israels. In der künftigen großen Drangsal wird ein Drittel Israels zur Bekehrung kommen, wie wir aus Sacharja 13,8 lernen.
In Jesaja 12, in diesem Kapitel mit sechs Versen, steht:
„Und an jenem Tag wirst du sagen: Ich preise dich, Herr, denn du warst gegen mich erzürnt, dein Zorn hat sich gewendet, und du hast mich getröstet. Siehe, Gott ist meine Rettung, ich vertraue und fürchte mich nicht, denn Ja ist meine Stärke und mein Gesang, und er ist mir zur Rettung geworden. Mit Wonne werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen der Rettung. Und ihr werdet sprechen an jenem Tag: Preist den Herrn, ruft seinen Namen aus, macht unter den Völkern kund seine Taten, verkündet, dass sein Name hoch erhaben ist. Besingt den Herrn, denn Herrliches hat er getan. Dies werde kund auf der ganzen Erde. Jauchze und juble, Bewohnerin von Zion, denn groß ist in deiner Mitte der Heilige Israels.“
Hier haben wir also das Bild vom Wasserschöpfen aus den Quellen der Rettung.
Wenn wir 1. Samuel noch offen haben, sehen wir, dass es hier um das Thema Rettung geht. In 1. Samuel 7,3 am Schluss sagt Samuel: „Und der Herr wird euch aus der Hand der Philister erretten.“
Und wir werden gleich in Vers 8 sehen – ich greife voraus – dass die Kinder Israel zu Samuel sagen: „Lasst nicht ab, für uns zum Herrn, unserem Gott, zu schreien, dass er uns aus der Hand der Philister rette.“ Es geht also wieder um Rettung.
In Vers 14, in der Mitte, wird dann gesagt: „Auch ihr Gebiet errettete Israel aus der Hand der Philister.“ Das Thema Rettung ist eng verbunden mit dem Wasserschöpfen.
Nun muss ich einen Schritt weitergehen. Dieses Wort aus Jesaja 12 hat in der Geschichte des Judentums dazu geführt, dass man immer am Laubhüttenfest das Wasserschöpfritual durchführte. Dieses Ritual nennt man Schö'ewa.
Das Wort „Schöpfen“ heißt auch in Samuel „Sch'aw“. Das Hauptwort davon, das Schöpfen, ist „Sho-e-wa“. Das Sho-e-wa-Ritual verlief folgendermaßen: Am Laubhüttenfest ging ein Priester mit einem goldenen Krug vom Tempelplatz über die Straße eine lange Treppe hinunter bis zum Teich Siloah. Die Volksmenge, eine riesige Menschenmenge, folgte ihm unter Jubel. Dann schöpfte der Priester feierlich Wasser aus dem Siluateich.
Der Siluateich wird von einer Quelle gespeist, die die meisten kennen: die Gihornquelle. Diese Quelle befindet sich am Anfang des Hiskia-Tunnels. Die Gihornquelle ist eine sehr wasserreiche Quelle, und es gibt dort noch eine zweite Quelle. In Jesaja 12 lesen wir: „Und mit Wonne werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen“ – also in der Mehrzahl, „aus den Quellen der Rettung“.
So schöpfte der Priester und ging dann unter Jubelrufen zusammen mit dem Volk die ganze Treppe wieder hinauf. Übrigens ist das derselbe Weg, den der Blindgeborene in Johannes 9 gehen musste. Der Herr kam mit den Jüngern aus dem Tempel heraus (Ende von Johannes 8) und sah dort den Blindgeborenen. Der normale Ausgang aus dem Tempel war die Doppelpforte, die schöne Pforte am Südende des Tempelplatzes. Dort war der Blindgeborene, und der Herr legte ihm einen Brei auf die Augen und sagte ihm, er solle sich im Teich Siloah waschen.
Der Blindgeborene musste dann selbst nach Siloah gehen. Das war aber ganz einfach, denn es war einfach die Treppe, die Iwan ausgegraben hat. Diese kann man heute noch teilweise begehen. Die Treppen führten vom Tempelplatz hinunter bis zum Teich Siloah. Dort musste sich der Blindgeborene waschen und wurde sehend.
Das ist der Weg des Sho-e-wa-Rituals: Man geht wieder hinauf, und unter Posaunenklängen wurde die Volksmenge mit dem Priester empfangen. Der Priester ging dann durchs Wassertor hinein in den innersten Vorhof zum Altar. Dort gab es ein kleines Gefäß mit Öffnungen oben und unten. In der Ecke des Altars goss er das Wasser ein. Das Wasser floss unten heraus und lief am Fuß des Altars entlang – alles unter Jubel. Das war das Sho-e-wa-Ritual.
Die Rabbiner erklärten, dass man am Laubhüttenfest, das typischerweise im Oktober gefeiert wird, für den kommenden Regen betet. Nach dem Laubhüttenfest sollte der Frühregen fallen, also der Beginn der Regenzeit, die dann über das ganze Winterhalbjahr bis zum Frühjahr dauert. Kurz vor dem Passafest fällt dann der Spätregen. Der Frühregen markiert den Anfang der Regenzeit, der Spätregen das Ende.
Die Rabbiner sagten, dass man am Laubhüttenfest für den kommenden Regen betet, weil dieser darüber entscheidet, ob es im kommenden Jahr eine Hungersnot geben wird oder nicht. Sie erklärten außerdem, dass dieser Regen ein Bild dafür ist, dass Gott in der Endzeit nach Joel den Heiligen Geist ausgießen wird.
Nun erkennen wir, dass dieses Wassergussritual etwas mit dem Heiligen Geist zu tun hat. Schlagen wir auf Johannes 7. Dort geht es nämlich genau um das Laubhüttenfest in Jerusalem, und auch der Herr Jesus nimmt daran teil.
Am Ende der sieben Tage, an diesem großen letzten Tag, steht Jesus inmitten der riesigen Volksmenge. In Johannes 7,37 heißt es: „Am letzten, dem großen Tag des Festes, stand Jesus da und rief.“ Oft wird gesagt „Jesus sagte“, aber wenn in den Evangelien an bedeutenden Stellen „Er rief“ steht, hat das eine große Bedeutung.
Jesus rief und sprach: „Wenn jemand Durst hat, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Johannes erklärt dazu: „Dies aber sagte er vom Geist, den die an ihn Glaubenden empfangen sollten, denn der Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.“
Im Zusammenhang mit diesem Sho-e-wa-Ritual sagte Jesus also: Wenn jemand Durst hat, soll er zu mir kommen und trinken – so wie das Gefäß, in das oben Wasser eingegossen wurde und unten wieder herausfloss. Von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.
Was heißt „lebendiges Wasser“? Im Hebräischen ist das der normale Ausdruck für frisches Quellwasser: „Maim Chayim“. Auch im modernen Hebräisch ist das der gebräuchliche Begriff für Quellwasser. Es bedeutet also Ströme lebendigen Wassers, Wasser aus den Quellen des Heils.
Johannes erklärt, dass Jesus dies in Bezug auf den Heiligen Geist sagte. Damit stimmen wir wieder mit der jüdischen Auffassung überein, wie der Herr Jesus es hier erklärt.
Wir können das natürlich übertragen: Das Sho-e-wa-Ritual bei Samuel weist auf die Kraft des Heiligen Geistes hin. Israel erlebte dadurch eine gewaltige Rettung von seinen Feinden.
Wie kann das Volk Gottes heute erleben, wie es von den Bedrängnissen des Feindes befreit wird? Das geschieht durch den Heiligen Geist, der in uns wirkt und uns Kraft gibt, den Feind zu überwinden.
In Epheser 6,10 wird ganz klar gesagt, dass wir, die wir zur Gemeinde gehören, zum himmlischen Volk Gottes, einen anderen Kampf führen. Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, also nicht gegen Menschen. Das irdische Volk Gottes hatte einen Kampf gegen Fleisch und Blut, zum Beispiel gegen die Philister.
Unser Kampf ist jedoch nicht gegen Fleisch und Blut. In Epheser 6,10 heißt es: „Im Übrigen, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels. Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen.“
Deshalb sollen wir die ganze Waffenrüstung Gottes anlegen. Diese wird anschließend aufgelistet und erläutert. Unter anderem gehört dazu das Schwert des Geistes, das in Vers 17 erwähnt wird: „Nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes.“
Das Schwert des Heiligen Geistes ist inspiriert vom Heiligen Geist und wirkt durch den Heiligen Geist. So können wir siegen gegen Satan und seine Angriffe – gegen die dämonischen Angriffe, die im Leben eines Gläubigen ganz normal sind. Dafür brauchen wir das Schwert des Geistes.
Der Herr Jesus hat gezeigt, wie das geht, als er vom Teufel versucht wurde. Er antwortete immer mit einem Bibelwort: „Es steht geschrieben.“ Wenn der Teufel ein Bibelwort aus dem Zusammenhang gerissen hat, entgegnete Jesus: „Es steht wiederum geschrieben.“ Die Bibelverse müssen miteinander übereinstimmen. Man kann nicht mit einem einzelnen Bibelvers kommen und sagen: „So, jetzt habe ich dich.“ Jesus zeigte, dass es immer heißt: „Es steht wiederum geschrieben.“ Das bedeutet, die Bibelverse müssen im Einklang miteinander stehen.
In Hebräer 4,12 heißt es: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert.“ Dieses Bild stammt aus dem europäischen Raum. Das zweischneidige Schwert ist viel wirkungsvoller als das Krummschwert, das im Nahen Osten verbreitet war, bis die Philister mit einer Neuerung kamen.
Aber es ist eben nicht einfach ein Schwert wie das der Philister, sondern das Schwert des Geistes, das Gottes Wort ist. Das ist die Waffe, die wir benutzen müssen. Wir brauchen nicht die Waffen dieser Welt, sondern müssen das Wort Gottes in seiner Autorität anwenden. So können wir siegen.
Gehen wir zurück zu 1. Samuel. Dort haben sie Wasser geschöpft und gefastet, um Zeit fürs Beten zu gewinnen. Wenn man die Zeit für den Einkauf von Nahrungsmitteln, die Verarbeitung der Lebensmittel, das Kochen, das Essen und das Abwaschen weglässt, hat man plötzlich viel mehr Zeit an einem Tag. Das ist der Vorteil des Fastens.
Fasten selbst ist keine Übung, die das Gebet verstärkt, weil es eine besondere geistliche Leistung wäre. Nein, wenn man diese Zeit nicht für andere Dinge benötigt, gewinnt man sehr viel Zeit für das Gebet.
Weiter lesen wir: „Wir haben gegen den Herrn gesündigt.“ Samuel richtete die Kinder Israel in Mizpa. Was bedeutet „richten“? Dort, wo Probleme und Fragen geklärt werden sollten, erklärte er anhand der Bibel, was der Herr sagt. Das war das Richten.
Samuel war nicht einfach ein kalter Jurist, wie man sie manchmal kennt – kalt, scharfsinnig und manchmal brillant im Reden. Er war jemand, der ganz klar nach dem Wort Gottes lebte und es kannte. Er konnte das Wort Gottes auf die Situation und die Schwierigkeiten unter dem Volk Gottes anwenden.
Im Volk Gottes gab es Probleme, die gelöst werden mussten. In 1. Korinther 6 sagt der Apostel Paulus zu den Korinthern: Ihr habt viele Probleme untereinander. Und jetzt geht ihr zu weltlichen Richtern. Gibt es bei euch keine Brüder, die das lösen können? Wisst ihr nicht, dass wir in der Zukunft die Welt richten werden? Deshalb solltet ihr diese Probleme doch schon jetzt lösen können.
In der Gemeinde sollten immer genügend weise Brüder da sein, die Konflikte biblisch lösen können – so wie Samuel. Das gehört mit zum Programm der Rettung.
Wir lesen weiter in Vers sieben: Die Philister hörten, dass sich die Kinder Israel in Mizpa versammelt hatten. Die Fürsten der Philister zogen gegen Israel herauf. Als die Kinder Israel davon hörten, fürchteten sie sich vor den Philistern.
Die Kinder Israel sprachen zu Samuel: „Lass uns zum Herrn, unserem Gott, schreien, damit er uns aus der Hand der Philister rette.“ Sie wussten, dass Samuel für sie beten konnte. Also sollte Samuel beten, aber nicht nur beten – er sollte zum Herrn schreien. Das bedeutet unter anderem flehen, wie es in 1. Timotheus 2,1 heißt: beten und flehen.
Samuel nahm ein Milchlamm und opferte es ganz als Brandopfer dem Herrn. Dann schrie Samuel zum Herrn für Israel, und der Herr erhörte ihn. Gott hört. Während Samuel das Brandopfer darbrachte, rückten die Philister zum Kampf gegen Israel heran.
Der Herr donnerte an jenem Tag mit starkem Donner über die Philister und verwirrte sie. Sie wurden vor Israel geschlagen. Die Männer von Israel zogen von Mizpa aus und verfolgten die Philister. Sie schlugen sie bis unterhalb von Bet-Kar.
Zum Gebet kommt also das Opfern hinzu – und zwar ein ganz besonderes Opfer, ein Milchlamm.
Was ist das? In 3. Mose 1 bis 7, wo die verschiedenen Opfer beschrieben werden – Brandopfer, Speisopfer, dann Friedensopfer, Sünd- und Schuldopfer – wird von einem Milchlamm als Brandopfer nichts erwähnt. Doch wenn wir uns 3. Mose 22, Vers 27 anschauen, erkennen wir, dass das durchaus möglich war.
Dort spricht der Herr zu Mose: „Wenn ein Rind oder ein Schaf oder eine Ziege geboren wird, so soll es sieben Tage bei seiner Mutter sein, und vom achten Tag an und weiterhin wird es wohlgefällig sein zur Opfergabe eines Feueropfers dem Herrn.“ Das bedeutet, ab dem achten Tag nach der Geburt war es erlaubt, ein Lamm, das noch von der Mutter gesäugt wurde, als Brandopfer darzubringen.
Was ist nun die besondere Bedeutung dieses Opfers von Samuel? Wir müssen überlegen: Wenn ein Lamm bereits drei Jahre gelebt hat und dann geopfert wird, hat es schon viel erlebt. Der Lebenssinn war bereits durch verschiedene Erfahrungen erfüllt. Aber ein Milchlamm, das sieben Tage bei der Mutter war und dann am achten Tag geopfert wird, ist sozusagen geboren worden, um zu sterben.
Der Herr Jesus ist tatsächlich in diese Welt gekommen, um zu sterben. Er wurde in Bethlehem geboren und in die Krippe gelegt. Doch warum kam er? In Hebräer 10, Vers 5 sehen wir, dass der Sohn Gottes, der ewige Sohn Gottes, als Mensch wurde und spricht. Dort wird aus Psalm 40 zitiert – einem messianischen Psalm, der auf den Messias hinweist.
Der Hebräerbrief erklärt Folgendes: „Darum, als er in die Welt kommt, spricht er.“ Das war bei der Geburt, als der Messias in die Welt kam. Er wurde ein wirklicher Mensch, der von Anfang an nicht sprechen konnte. Lukas 2 berichtet, dass der Herr Jesus wie ein normales Kind aufwuchs und an Weisheit zunahm. Dennoch hat er nie aufgehört, Gott zu sein.
Gott wurde Mensch, und hier spricht er auch in diesem Moment. „Darum, als er in die Welt kommt, spricht er: Schlachtopfer und Speisopfer hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir bereitet. An Brandopfern und Opfern für die Sünde hast du kein Wohlgefallen gefunden. Da sprach ich: Siehe, ich komme, in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben, um deinen Willen, o Gott, zu tun.“
Hier sagt der Herr Jesus, dass diese Opfer, die Gott unter Mose angeordnet hatte, nicht das Eigentliche waren, was Gott wollte. Sie waren nur Hinweise auf das wahre Opfer von Golgatha. Dieses hatte an sich keine Bedeutung, außer als Hinweis auf das Opfer des Herrn Jesus.
Darum sagt er: „Das hast du nicht gewollt, aber du hast mir einen Leib bereitet.“ Während der Schwangerschaft von Maria entwickelte sich dieser Körper. Dann brachte die Mutter Jesus in Bethlehem zur Welt, damit er als Mensch für die Menschen sterben konnte.
Hebräer 10 spricht deshalb vom Opfer seines Leibes. Der Herr Jesus entspricht genau diesem Opfer – dem Milchlamm, das geboren wurde, um als Opfer zur Verherrlichung Gottes zu sterben.
Samuel schreit zu dem Herrn um Hilfe, und das Milchlamm, das er bringt, ist Anbetung und Verherrlichung Gottes mit dem Blick auf den Erlöser, der kommen wird. Das zeigt uns, wo die Rettung für das Volk Gottes in allen Nöten und Kämpfen liegt: alles beruht auf dem Opfer von Golgatha.
Dann sehen wir, wie der Herr eingreift mit einem starken Donner, der die philistäische Armee vollkommen durcheinanderbringt. So wird es möglich, dass Israel siegreich wird über eine Armee, die menschlich betrachtet überlegen war.
Wir fahren weiter mit Vers 12 von 1. Samuel 7. Samuel nahm einen Stein und stellte ihn auf zwischen Mizpa und Schen. Schen bedeutet „Zahn“. Das ist ein zahnartiger Fels, der in der Gegend markant ist. Zwischen Mizpa und Schen.
Er gab dem Stein den Namen Ewen-Ezel und sprach: „Bis hierher hat uns der Herr geholfen.“ Das ist doch wunderbar als Abschluss dieser zwanzig Jahre Richterzeit von Samuel. Diese Umkehr, die es gegeben hat, dieser Sieg und dann dieser Stein, der hier am Ende der 450 Jahre Richterzeit steht.
Auf meinem Kanal gibt es auch eine Serie über das Buch Richter mit dem Untertitel „Fallen und Aufstehen“. Das Buch der Richter zeigt nämlich insgesamt sieben Geschichten, und immer ist es das Gleiche: Israel fiel ab, aber Gott gab in seiner Gnade die Möglichkeit, wieder aufzustehen. So ist es eine ganze Abfolge von Fallen und Aufstehen – ganz entsprechend dem, was wir in den Sprüchen lesen: „Der Gerechte fällt siebenmal und steht wieder auf.“ Aber das ist nur möglich durch die Gnade Gottes.
Darum ist das Buch der Richter eigentlich ein Buch des Niedergangs und des Versagens. Ich habe gesagt, es sind sieben Geschichten, aber mit jedem Abfall ging es geistlich für Israel immer tiefer hinab. Man kann nicht mit der Gnade Gottes spielen und denken: „Ja, ich kehre dann wieder um, ich bekenne, und dann ist wieder alles wie vorher.“ Nein, es war nicht so. Mit jedem weiteren Abfall ging es tiefer herunter.
Das soll Israel lehren: Die Gnade Gottes ist wunderbar, aber sie ist kein Spielzeug, wenn ich das so sagen darf. Trotzdem strahlt dieses Buch, weil es zeigt, dass es einen Neuanfang gibt, wenn wirklich eine Umkehr stattfindet. Nach dieser so wechselvollen Geschichte von 450 Jahren steht dieser Stein namens Ewen-Ezel.
Ewen heißt Stein, Ezel bedeutet Hilfe. Auf Deutsch schreibt man S, nicht wahr? Ich sage Esser, es ist wie im Französischen „zéro“ oder im Englischen „zero“. Darum nicht unser scharfes deutsches „S“, sondern Esser. Dann erklärt Samuel: „Bis hierher hat uns der Herr geholfen.“
Ist es nicht wunderbar, wenn man sein Leben überblickt – als Zwanzigjähriger, Dreißigjähriger, Vierzigjähriger usw. – und immer wieder solche Situationen erlebt, in denen man in besonderer Weise zurückschaut und den roten Faden der Gnade durch das ganze Leben hindurch sieht? Wir sehen auch unser eigenes Versagen, aber über all dem erkennen wir die Gnade Gottes.
So gibt es besondere Gelegenheiten, bei denen man in Gedanken einen Stein aufstellen kann namens Ewen-Ezel: Der Herr war treu, er hat bis hierher geholfen. Es ist sehr wichtig, dass man sich immer wieder Rechenschaft darüber ablegt – über vergangene Gebetserhörungen und auch über Situationen, in denen man erlebt hat, wie der Herr eingegriffen und geholfen hat.
Wir sind so vergesslich. Wenn dann wieder neue Schwierigkeiten kommen, sehen wir nur noch das, was gerade ist, und vergessen, wie der Herr schon in der Vergangenheit geholfen hat. Darum steht in Psalm 103 – den wir nicht auswendig kennen, aber doch immer wieder anschauen sollten – folgendes: „Preise den Herrn, meine Seele, und all mein Inneres, seinen heiligen Namen! Preise den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht alle seine Wohltaten!“
„Meine Seele“ bedeutet hier mein Ich. Seele wird in der Bibel oft nicht an allen Stellen für den nicht-materiellen Teil gebraucht, sondern für das Ich, die Persönlichkeit. Wenn David hier sagt: „Preise den Herrn, meine Seele“, spricht er zu sich selbst. Das ist ein Selbstgespräch. Das ist nicht automatisch Schizophrenie.
Früher war das manchmal so, dass man jemanden auf der Straße sah, der ganz allein war, aber sprach, obwohl niemand da war. Das konnte ein Fall von Schizophrenie sein. Später habe ich das öfter erlebt: Leute, die auf der Straße gehen und einfach sprechen, obwohl niemand da ist. Vielleicht haben sie Stöpsel in den Ohren oder Ähnliches. Das ist dann auch keine Schizophrenie, sondern hat mit einem Schizophon zu tun.
Aber es ging ja um das Thema Selbstgespräch. Das bedeutet, dass wir uns immer wieder selbst Mut machen müssen. Es ist schön, wenn wir andere haben – in der Familie, in der Gemeinde, im Freundeskreis –, die uns ermutigen. Aber manchmal sind wir auch allein und haben niemanden, der uns ermutigt. Dann wissen wir uns selber Mut zuzusprechen, basierend auf dem Wort Gottes.
So sagt David zu sich selbst: „Preise den Herrn, meine Seele! Ich soll den Herrn preisen, und all mein Inneres, das Zentrum meiner Persönlichkeit, seinen heiligen Namen. Preise den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht alle seine Wohltaten!“
Warum nicht ein Blatt Papier nehmen und aufschreiben, wie der Herr damals geholfen hat? In welcher Situation es auch schwierig war, und wo er trotzdem wieder geholfen hat – immer wieder geholfen! Spurgeon hat einmal gesagt: Von zehn Befürchtungen im Leben sind neun rückblickend gar nicht nötig gewesen.
Ich weiß, wenn wir an viele Situationen denken, in denen wir Bedenken hatten, Angst hatten, und uns fragten: Wie wird das ausgehen? Dann gab es eine Wende, und am Schluss war es gar kein Problem. Hätten wir doch dem Herrn das früher abgegeben und müssten diese Ängste nicht so ertragen!
Und dann sagt Spurgeon, das zehnte Problem können wir auf den Herrn werfen. Wenn es geht, mit Werfen. Wenn es zu schwer ist, muss man Psalm 37 einschalten. Dort heißt es: „Befiehl dem Herrn deinen Weg!“ Wörtlich im Hebräischen steht: „Wälze deinen Weg auf den Herrn!“
Wenn die Sorgen so schwer sind, dass man sie nicht werfen kann, dann muss man sie wälzen. Und wenn man sie nicht mehr wälzen kann, dann kommt Psalm 91, Vers 15: „Er wird mich anrufen, und ich werde ihm antworten. Ich werde bei ihm sein in der Bedrängnis. Ich werde ihn befreien und ihn verherrlichen.“
Dann haben wir die Zusage, dass der Herr zu uns kommt, wenn wir nicht mehr werfen oder wälzen können. Dann kann er uns seine Gegenwart ganz besonders bewusst machen.
Zum Stein der Hilfe
Ab 1. Samuel 8,13 bis 8,3 folgt nun ein zusammenfassender Abschnitt. Hier wird die Richterzeit Samuels prägnant zusammengefasst. Die Philister wurden gedemütigt und drangen fortan nicht mehr in die Grenzen Israels ein. Wir sehen hier eine pauschale Zusammenfassung dessen, was geschehen war, und erkennen, dass dies noch weiter zurückreicht.
Die Hand des Herrn war alle Tage Samuels gegen die Philister gerichtet. Die Städte, die die Philister von Israel genommen hatten, kehrten wieder an Israel zurück – von Ekron bis Gad, also ein Gebiet des Gazastreifens und dessen Umgebung. Auch ihr Gebiet wurde von Israel aus der Hand der Philister befreit. Zudem entstand Frieden zwischen Israel und den Amoritern. Die Amoriter waren der mächtigste Stamm unter den Kanaanitern.
Es gab also eine deutliche Beruhigung durch die Arbeit und den Dienst Samuels (1. Samuel 7,13-8,3).
Samuel richtete Israel alle Tage seines Lebens. Diese pauschale Beschreibung seines Lebenswerks zeigt, dass er Jahr für Jahr umherzog – nach Bethel, Gilgal und Mizpa – und Israel an all diesen Orten richtete. Anschließend kehrte er nach Rama zurück, denn dort war sein Haus, und dort richtete er Israel. Zudem baute er dem Herrn dort einen Altar (1. Samuel 7,15-17).
So sehen wir, wo der Wirkungskreis Samuels lag: nördlich von Jerusalem. Dort befindet sich, wie auf dem Bild zu sehen, Tel en-Nasbe, Mizpa in Benjamin. In der Nähe liegen auch Bethel und Gilgal. Natürlich ist dies nicht das Gilgal, wo die Israeliten nach dem Übergang durch den Jordan lagerten. Dieses Gilgal lag in der Nähe von Jericho und war Ausgangspunkt erfolgreicher Eroberungszüge.
Es gibt jedoch in Israel mehr als einen Ort namens Gilgal. Dieses Gilgal liegt in den benjaminitischen Bergen nördlich von Jerusalem. Auf der Karte sehen wir Jerusalem und nördlich davon Bethel sowie im Umfeld von Bethel die Ortschaften Gilgal, Mizpa und auch Rama. Rama heißt heute arabisch Ar-Ram oder Al-Ram und befindet sich ebenfalls in diesem Gebiet.
Man muss von Jerusalem aus die Straße Nummer 60 hochfahren. Diese ist heute militärisch gut gesichert und führt ins sogenannte besetzte Westjordanland. Die Fahrt auf der Straße Nummer 60 ist heute recht problemlos möglich. Man fährt an Bethel vorbei, weiter nach Shiloh und noch weiter nördlich nach Sichem, Nablus.
Allerdings sollte man nicht in die Seitendörfer fahren, da dies gefährlich sein kann. Dort sieht man rote Tafeln in drei Sprachen – Hebräisch, Arabisch und Englisch – mit dem Hinweis, dass israelische Bürger diese Gebiete nicht betreten dürfen. Es besteht Lebensgefahr, da israelische Bürger, die dort hineingehen, möglicherweise nicht mehr lebend herauskommen.
Diese Gebiete sind, um einen Begriff aus der Nazi-Zeit zu verwenden, „judenrein“. Araber dürfen überall hin und müssen keine Angst haben, nicht lebend zurückzukehren. Juden, also Israelis, hingegen schon. Man muss außerdem darauf achten, nicht für einen Israeli gehalten zu werden, da sonst dasselbe Schicksal droht.
So viel zur Geographie dieses Gebiets.
Nun schauen wir weiter. In Vers 17 heißt es, dass Samuel nach Rama zurückkehrte, denn dort war sein Haus, und dort richtete er Israel. Er baute dem Herrn dort einen Altar.
Samuel war also geprägt durch das Beten und die Anbetung. Der Altar steht für die Anbetung. Es gibt Christen, die nur bitten wollen, doch der Herr möchte, dass wir sowohl bitten als auch anbeten. Von Samuel können wir lernen, beides zu verbinden.
Diese Gesamtzusammenfassung geht weiter in Kapitel 8, Vers 1:
„Als Samuel alt geworden war, setzte er seine Söhne als Richter über Israel ein. Der Name seines erstgeborenen Sohnes war Joel, der seines zweiten Abijah. Sie richteten in Beerscheba. Doch seine Söhne wandelten nicht auf seinen Wegen. Sie wandten sich dem Gewinn zu, nahmen Geschenke an und beugten das Recht.“ (1. Samuel 8,1-3)
Ist es nicht traurig zu sehen, dieser Samuel, ein Mann, der von seiner Kindheit an so dem Herrn hingegeben war? Wenn man daran denkt, wie der kleine Samuel als Kind den Herrn kennenlernte, wird das besonders deutlich. Er hörte nachts, als er unter den Decken der Stiftshütte schlief, in der Nähe der Bundeslade des Allerheiligsten, eine Stimme rufen: „Schmuel, Schmuel“ – so sagt man auf Hebräisch Samuel.
Der kleine Junge steht auf, geht zum Hohenpriester, der auf der anderen Seite schlief, und weckt ihn. Doch der sagt ihm, er solle wieder zurückgehen. Es ist einfach so, dass kleine Jungs manchmal nachts Dinge hören, die sonst niemand hört. Doch die Stimme ruft erneut: „Schmuel, Schmuel.“ Samuel geht wieder hin, und das wiederholt sich so lange, bis der Hohepriester merkt, dass es möglicherweise mehr ist als ein nächtlicher Traum. Vielleicht ruft der Herr ihn.
Der Hohepriester erklärt Samuel, dass er, wenn die Stimme nochmals kommt, sagen soll: „Rede, Herr, dein Knecht hört.“ Das tut Samuel, und der Herr spricht zu ihm. So lernte Samuel den Herrn auf eine ganz persönliche Weise kennen, und das prägte sein ganzes Leben. Es ist ein großes Geschenk, wenn man sich als Kind bekehren darf und schon in jungen Jahren bewusst den Weg mit dem Herrn gehen will.
Samuel tat dies bis ins hohe Alter. Er hatte auch Kinder, doch diese gingen nicht den Weg ihres Vaters. In diesem Fall sehen wir, dass es nicht immer der Fehler der Eltern ist, wenn die Kinder eigene Wege gehen. Natürlich kann es sein, dass Eltern schuldig werden, aber bei Samuel zeigt sich deutlich, dass jeder Mensch sich selbst bekehren muss.
Es ist nicht so, dass Eltern sich für ihre Kinder bekehren können, und die Kinder nicht für die Eltern. Ebenso wenig kann der Mann das für die Frau tun, oder umgekehrt. Jeder muss sich selbst bekehren. Es ist eine eigene Entscheidung.
Deshalb ist es so traurig zu sehen, wenn es schiefgeht. Dieses Thema spielt auch in den Samuelbüchern eine wichtige Rolle: missratene Söhne. Wir denken an die ersten Kapitel, in denen Eli und seine Söhne Hoffi und Pineas erwähnt werden. Wirklich schreckliche Halunken – noch schlimmer als Halunken.
Natürlich muss man davon ausgehen, dass Eli vieles falsch gemacht hat. Er war ja auch als Richter Israels befangen und behandelte seine Söhne anders als die anderen Israeliten. Dabei ging es nicht mehr um die Erziehung des Vaters, denn das waren erwachsene Söhne. Doch als Richter Israels hätte er für alle das gleiche Recht anwenden müssen. Das tat er nicht.
Bei Samuel sehen wir einen treuen Mann, dessen Kinder dennoch auf falschen Wegen gingen. Später in den Samuelbüchern begegnen wir dem Leben Davids und seinen Söhnen, wie Amnon und Absalom. Das Thema missratene Söhne zieht sich weiter.
Das ist eine Anregung, wie man Bibelbücher lesen kann: Man erkennt bestimmte Muster und Themenblöcke. Wenn man diese kombiniert, entdeckt man wunderbare oder auch traurige, aber lehrreiche Dinge.
Wenn wir noch ein bisschen weiterlesen in 1. Samuel 8, nach der Zusammenfassung von Vers 13 an, in Kapitel 7 bis 8, Vers 3, und dann wieder bei Vers 4 bis 7, Vers 12, sehen wir Folgendes: Es ging um den Stein Ewen Eser. Dort versammelten sich alle Ältesten Israels und kamen zu Samuel nach Rama. Sie sprachen zu ihm: „Siehe, du bist alt geworden, und deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen. Nun setze einen König über uns ein, dass er uns richte, gleich allen Nationen.“
Dieses Wort war übel in den Augen Samuels, als sie sagten: „Gib uns einen König, dass er uns richte.“ Samuel betete zu dem Herrn. Er handelte wieder nach dem Grundsatz aus Philipper 4,7: „Alle eure Anliegen lasst von dem Herrn kundwerden.“
Jetzt wollen sie also einen König. Was ist ihre Motivation? Sie möchten so sein wie andere Nationen. Sie wollen nicht mehr etwas Besonderes sein. Sie wollen jemanden, der sagt, wo es langgeht, damit sie selbst nicht mehr denken müssen und alles reibungslos läuft.
Aber wie war das in der Richterzeit? Gott wollte nie einen König, er wollte Richter. Diese Richter sollten anhand der Bibel erklären, wie man Konflikte löst. Zum Beispiel sollte man nach 5. Mose oder 3. Mose 17 gehen, um eine Sache zu klären. Gott wollte der König sein.
Nach dem Auszug aus Ägypten führte Gott Israel zum Sinai und sagte: „Ihr seid eine Könignation.“ Wer ist der König? Gott. Er gab ihnen sein Wort, denn über das Wort, über die Tora, wollte er Israel regieren. Er wollte nicht, dass Israel Könige hat.
Doch jetzt sagen sie: „Wir wollen nicht mehr so.“ Das hat, ich sage es mit meinen Worten, nicht funktioniert. Im Buch der Richter gibt es einen Refrain: „Ein jeder tat, was recht war in seinen Augen.“ Alles war relativ.
Diese Theokratie, das heißt Gottesherrschaft, funktioniert so lange, wie die Menschen auf die Bibel hören. Wenn sie nicht auf die Bibel hören, funktioniert es nicht. In der Richterzeit galt eben dieser Refrain: „Ein jeder tat, was recht war in seinen Augen.“ Damals gab es keinen König in Israel.
Jetzt wollen sie einen König. Das ist eine einschneidende Veränderung in der Geschichte Israels. Doch davon mehr morgen.
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