Umgang mit Angst: Unterschiedliche Erfahrungen und Ursachen
Hast du manchmal Angst? Und wenn ja, wovor? Es gibt Ängste, die nicht so gut begründet sind. Mir geht das zum Beispiel so, wenn ich auf einem hohen Turm stehe oder in einem Wolkenkratzer bin. Da schlottern mir die Knie. Ich denke jedes Mal: Hoffentlich schaffe ich es noch heil heraus, bevor das Ding einstürzt.
Meine Frau hat mir gesagt: Na ja, es sind ja schon mal Türme umgefallen. Also ist die Angst nicht ganz unbegründet, aber richtig begründet ist sie auch nicht.
Auch weit verbreitet ist die Angst vor Spinnen – und zwar nicht vor den giftigen, sondern Millionen Deutsche zittern vor den gewöhnlichen deutschen Hausspinnen. Ich habe das neulich im Radio gehört. Da hat eine Frau ihrem Mann eine SMS geschrieben und gesagt: „Bei uns in der Waschküche sitzt eine Spinne, aber ich habe die Situation mittlerweile im Griff. Ich habe die Tür abgeschlossen.“ Dann haben sie sich überlegt, wie die Spinne mit ihren acht Beinchen die Tür aufmacht und das Haus für sich einnimmt.
Manche von uns kennen wahrscheinlich sogar diese Angst vor Spinnen, obwohl sie gar nicht so gut begründet ist und die Tiere eigentlich ganz harmlos sind.
Natürlich gibt es auch Ängste, die gut begründet sind. Vor drei Jahren hatten wir bei uns zu Hause für ein paar Wochen zwei Frauen und einen kleinen Jungen aus der Ukraine. Sie waren geflohen aus einem Ort, an dem ein schreckliches Massaker geschehen war. Die Russen waren dort eingedrungen, hatten viele Menschen umgebracht und ganz üble Dinge getan. Dass diese Familie Angst hatte und geflohen ist, war nicht unbegründet. Es hatte einen ganz konkreten Anlass.
Auch dass wir uns in Deutschland Gedanken machen und vielleicht manchmal Angst haben, ob es wieder Krieg geben wird, ist heute nicht mehr so unbegründet. Es gab Zeiten, da dachte man, das kommt nie.
Wenn dir der Arzt sagt: „Sie haben einen bösartigen Tumor, und er hat schon gestreut“, dann hast du Angst – und das hat einen Grund.
Es gibt viele Dinge in dieser Welt, die uns wirklich Angst machen können. Die Frage ist: Was machst du mit deiner Angst? Und wo findest du Sicherheit, selbst wenn deine schlimmsten Befürchtungen wirklich eintreffen? Gibt es so einen Ort?
Gottes Wort sagt: Es gibt diesen Ort. Es gibt Sicherheit in allen Umständen. Das sehen wir auch heute in unserem Predigttext.
Davids Flucht: Angst und Gottes Versorgung
Wir sehen das im Leben von David, der Umstände erlebt hat, die wirklich angsteinflößend waren. Das werden wir gleich noch genauer betrachten. Er hat sich sehr gefürchtet, und das ist nicht einfach nur so dahingeschrieben – er hatte wirklich Angst, sogar Todesangst. Dennoch hat er inmitten dessen Sicherheit erfahren.
Auf der anderen Seite sehen wir im Leben von Saul eine scheinbare Sicherheit, einen scheinbaren Frieden. Diese Sicherheit trägt im Leben jedoch nicht wirklich.
Lasst uns beten, dass uns das ermutigt und uns dazu bringt, unsere Hoffnung auf die richtige Sicherheit zu setzen – auf Gott.
Ich möchte mit uns dafür beten: Vater im Himmel, wir danken dir, dass wir diese kostbare Zeit hier in der Gemeinschaft haben. Wir danken dir, dass du uns dein Wort gegeben hast, durch das wir sehen dürfen, wer du bist. Wir wollen dir unsere Herzen hinhalten und dir bekennen: Ja, wir kennen Angst in dieser Welt.
Wir beten, dass du heute dieser Angst begegnest und dass wir erkennen dürfen, wo wir echten Frieden und echte Sicherheit finden. Herr, wir wollen wirklich auf dich hören und beten, dass du zu uns sprichst. Amen.
Ich lese uns nun den ersten größeren Abschnitt vor. Es ist wieder eine ganz ordentliche Strecke, die wir heute machen – zwei Kapitel, 21 und 22 im 1. Samuel. Ich lese etwa die Hälfte, also Kapitel 21 bis 22, Vers 5.
David auf der Flucht: Begegnung mit dem Priester Ahimelech
Und David machte sich auf und ging seines Wegs. Jonathan aber ging in die Stadt. Erinnern wir uns noch einmal kurz: Letzte Woche haben wir diesen Abschied gesehen. David ist jetzt wirklich auf der Flucht, getrennt von seinem besten Freund.
Als David nach Nob kam, zum Priester Ahimelech, entsetzte sich Ahimelech, als er David entgegenging, und sprach zu ihm: „Warum kommst du allein, und ist kein Mann mit dir?“ David antwortete dem Priester Ahimelech: „Der König hat mir eine Sache befohlen und gesagt, niemand darf auch nur das Geringste von der Sache wissen, in der ich dich gesandt habe und die ich dir befohlen habe. Darum habe ich meine Leute an den und den Ort beschieden. Hast du nun etwas bei der Hand, etwa fünf Brote oder was sonst vorhanden ist? Das gib mir in meine Hand.“
Der Priester antwortete David: „Ich habe kein gewöhnliches Brot bei der Hand, sondern nur heiliges Brot. Nur müssen die Leute sich der Frauen enthalten haben.“ David entgegnete dem Priester: „Sicher, Frauen waren uns schon etliche Tage verwehrt. Als ich auszog, war der Leib der Leute nicht unrein, obgleich es nur um ein gewöhnliches Vorhaben ging. Um wie viel mehr werden sie heute am Leib rein sein?“
Da gab ihm der Priester von dem heiligen Brot, weil kein anderes da war, als die Schaubrote, die man vor dem Herrn nur hinwegnimmt, um frisches Brot aufzulegen – an dem Tag, an dem man das andere wegnimmt.
Es war aber am selben Tage ein Mann von den Großen Sauls dort eingeschlossen vor dem Herrn mit Namen Doeg, ein Edomiter, der über die Hirten Sauls gesetzt war. Dieser Vers 8 ist hier erst einmal nur eine Randnotiz. Doch dem Doeg begegnen wir später noch einmal. Gottes Wort ist auch großartige Literatur, denn hier bekommen wir einen Blick auf den Bösewicht, der uns später noch einmal begegnet.
Davids Notlage: Das Schwert Goliaths und die Flucht zu den Philistern
Aber zuerst geht es weiter mit David, und zwar ab Vers neun:
David sprach zu Ahimelech: „Ist hier bei dir kein Spieß oder Schwert? Ich habe mein Schwert und meine Waffe nicht mitgenommen, denn die Sache des Königs war eilig.“
Der Priester antwortete: „Das Schwert des Philisters Goliath, den du im Eichgrund erschlagen hast, ist hier in einem Mantel eingewickelt, hinter dem Ephod. Willst du es haben, so nimm es, denn ein anderes Schwert gibt es hier nicht.“
David sagte: „Es gibt kein anderes wie dieses, gib es mir!“
Darauf machte sich David auf und floh an jenem Tag vor Saul. Er kam zu Achisch, dem König von Gad, einem Philisterkönig.
Doch die Großen des Achisch sprachen zu ihm: „Ist das nicht David, der König des Landes, von dem sie ihm Reigen sangen: ‚Saul hat tausend geschlagen, David aber zehntausend‘?“
Sie fürchteten sich sehr vor David. Achisch, der König von Gad, auch fürchtete sich vor ihm.
David stellte sich vor ihren Augen wahnsinnig dar. Er tobte vor ihren Augen und rannte gegen die Pforte des Tores. Dabei ließ er seinen Speichel in seinen Bart fließen.
Da sprach Achisch zu seinen Großen: „Ihr seht doch, dass der Mann wahnsinnig ist. Warum habt ihr ihn zu mir gebracht? Habe ich nicht schon genug Wahnsinnige, dass ihr diesen hierhergebracht habt, um bei mir zu toben? Sollte der in mein Haus kommen?“
Zuflucht in der Höhle Adulam: Davids Anhängerschaft wächst
David ging von dort weg und suchte Zuflucht in der Höhle Adulam.
Als seine Brüder und das ganze Haus seines Vaters davon hörten, kamen sie zu ihm. Außerdem schlossen sich ihm allerlei Männer an, die in Not waren, Schulden hatten oder verbittert im Herzen waren. David wurde ihr Anführer, und etwa vierhundert Männer waren bei ihm.
Von dort aus ging David nach Mizbe im Land der Moabiter. Er sprach zum König von Moab: „Lass meinen Vater und meine Mutter bei euch bleiben, bis ich erfahre, was Gott mit mir vorhat.“
David brachte sie zum König von Moab, und sie blieben dort, solange David auf der Bergfeste war.
Doch der Prophet Gad sagte zu David: „Bleib nicht auf der Bergfeste, sondern geh ins Land Juda.“
Daraufhin verließ David die Bergfeste und kam nach Ja'a Heretz.
Ein scheinbar schwacher König: Gottes Beistand trotz widriger Umstände
Ja, das ist ein sehr umfassender Text, und ich kann nicht auf alle Details eingehen. Einige wichtige Dinge werde ich sogar weglassen müssen. Dennoch hoffe ich, dass wir das große Thema hier erkennen.
Ein König, David, war bereits zum König gesalbt. Gott hatte dies schon über sein Leben ausgesprochen und gesagt: Saul ist nicht mehr König, David ist mein neuer König. Doch David erscheint als ein scheinbar schwacher König. Er ist auf der Flucht, vertrieben, hat Hunger, wird verfolgt, hat keinen Schutz und zieht von einem Ort zum nächsten. Er sieht gar nicht stark aus.
Wir sehen aber, dass Gott auf seiner Seite ist. Was scheinbar schwach ist, stärkt Gott in aller Not. Dabei ist David auf seiner Flucht.
Davids Not und Lüge: Schutz der Priester und Gottes Versorgung
Schauen wir uns diesen scheinbar schwachen König etwas genauer an. Zuerst braucht David Essen und Schutz. Er ist geflohen und hat nicht einmal das Nötigste, nicht einmal etwas zu essen.
Er kommt zu den Priestern in Nob, dem neuen geistigen Zentrum Israels, und fragt sie, ob sie ihm helfen können, da er etwas zu essen braucht. Doch bevor er fragt, trifft er zuerst auf den Priester Ahimelech. Dieser ist entsetzt, dass David allein ankommt.
Man fragt sich, warum der Priester sich fürchtet, David hier alleine zu sehen. Das muss damit zusammenhängen, dass Ahimelech merkt: Hier stimmt etwas nicht. Der Schwiegersohn des Königs, einer der obersten im Land, ist ganz allein, ohne Begleiter oder Schutztruppe unterwegs – das kann nicht stimmen. Er hat Angst und lässt es David wissen.
Und was macht David? Er lügt. Er erzählt eine erfundene Geschichte (Vers 3). Er sagt, der König habe ihm eine Sache befohlen und gesagt, niemand dürfe auch nur das Geringste davon wissen. David behauptet, er habe deshalb seine Leute irgendwo anders geparkt. Er gibt vor, auf einer geheimen Mission zu sein, wie ein James Bond im Auftrag seiner Majestät, und niemand dürfe von dieser speziellen Mission erfahren. Doch das ist eine Lüge.
Warum lügt David? Es gibt eine Erklärung, die ihn besser dastehen lässt: Er wollte die Priester schützen. Denn wenn David gesagt hätte, dass er vor Saul flieht und Saul sein Feind ist, und die Priester ihm geholfen hätten, hätten sie sich des Hochverrats schuldig gemacht und gegen König Saul rebelliert.
Es ist aber auch gut möglich, dass David einfach Angst hatte. Was, wenn er ihnen die Wahrheit erzählt und sie ihm nicht helfen oder ihm kein Essen geben? Oder schlimmer noch: ihn ergreifen und an Saul ausliefern? Wir wissen nicht genau, was ihn getrieben hat, aber wir wissen, dass er gelogen hat.
Was wir auch wissen sollten: Die Bibel erzählt diese Geschichte nicht, um uns zu ermutigen, in Not zu lügen. Diese Geschichte berichtet uns, was wirklich geschehen ist. Sie macht aus den Helden keine Superhelden, die immer alles richtig gemacht haben.
Bei David sehen wir später in der Geschichte noch deutlicher, dass er schwere Fehler gemacht und schwere Sünden begangen hat. Es ist gut möglich, dass er hier in seiner Schwäche gelogen hat. Und wir wissen, dass wir, wenn wir hungrig oder in Schwierigkeiten sind, oft anfälliger dafür sind, nicht die Wahrheit zu sagen.
Wenn dieser Teil der Geschichte eine Moral für uns hat, dann die, dass Gott David trotz dieser Lüge versorgt und für ihn da ist. Wie oft denken wir, dass Gott uns nur dann Gutes geben kann, wenn wir alles richtig machen und perfekt sind.
Das erleben wir Pastoren und auch andere, die Seelsorge machen, besonders in der Seelsorge: Geschwister kommen und sagen, es müsse doch etwas in ihrem Leben in Ordnung gebracht werden, damit Gott sie wieder segnen kann und ihnen Gutes tut.
Oft plagen wir uns gerade dann, wenn wir in Schwierigkeiten sind, und suchen nach Lösungen. Versteht mich nicht falsch: Es ist richtig, dass wir die Sünde in unserem Leben erkennen, angehen und immer mehr wie Jesus werden wollen. Gleichzeitig ist es aber wichtig zu erkennen, dass Gott ein Vater ist, der seine Kinder liebt.
Wenn es bei menschlichen Vätern schon so ist – sofern sie gute Väter sind –, dass sie ihren Kindern nicht nur dann Gutes geben, wenn sie alles richtig machen, gute Noten nach Hause bringen, brav im Gottesdienst sind oder gut im Sport, sondern auch dann, wenn das alles nicht passt, dann lieben sie ihre Kinder hoffentlich trotzdem.
Wie viel mehr gilt das für Gott! Er bestraft diese Lüge hier nicht. Er lässt David damit durchkommen und segnet ihn sogar. Das ist erstaunlich und darf uns ermutigen: Nicht zu sündigen, aber zu wissen, dass Gott ein guter Gott ist, der für seine Kinder sorgt – in allen Umständen.
Hier zeigt er David das, indem er ihn versorgt durch die Priester, die ihm zu essen geben. Der Priester Ahimelech sagt: „Wir haben kein Brot, wir haben nur dieses heilige Brot, die Schaubrote.“ Diese Brote wurden im Gottesdienst ausgelegt als ein Zeichen Gottes für sein Volk. Sie sollten zeigen: „Ich bin eure Lebensquelle. Ich versorge euch mit allem, was ihr zum Leben braucht. Ich selbst will dieses Brot sein.“ Zwölf Brote für die zwölf Stämme Israels.
Das Gesetz in 3. Mose regelte, dass dieses Brot immer wieder ausgetauscht wurde. Das alte Brot durften dann die Priester essen und sich davon ernähren. So war es vorgesehen – niemand anderes, nur die Priester.
Aber Ahimelech sagt hier: „Das kann ich dir geben, was anderes haben wir nicht. Nimm dieses Brot.“ Jesus hat diese Geschichte im Neuen Testament aufgegriffen. Ich kann hier nicht tiefer darauf eingehen, aber in Markus 2,23 könnt ihr das zum Beispiel nachlesen. Dort spricht Jesus über den Sabbat und nimmt diese Geschichte als Beispiel, dass es richtig war, das Gesetz nicht buchstabengetreu anzuwenden.
Es war richtig, dass dieser Priester seinen Auserwählten, den König David, mit diesem Brot versorgt hat. Es war Gottes Art und Weise, für David zu sorgen.
David bekommt dort nicht nur Brot, sondern auch ein Schwert, mit dem er sich verteidigen und schützen kann. Auch das hatte er nicht. Das Schwert gehörte dem bösen Goliath, den David vor kurzem besiegt hatte. David hatte ihm mit diesem Schwert den Kopf abgeschlagen. Es war dort bei den Priestern verwahrt worden, und der Priester gibt es ihm mit auf den Weg.
Natürlich war es ein Mensch, der für David sorgte – der Priester Ahimelech. Aber man sieht, wie wunderbar Gott hier tatsächlich sorgt. Er gebraucht seine Priester, um seinen Auserwählten zu versorgen: mit Essen und mit etwas, womit er sich schützen kann – mit diesem Schwert.
So prekär die Umstände für David auch waren, Gott war ihm nah und kümmerte sich um ihn.
Davids Verzweiflung bei den Philistern: Angst und Täuschung
Davids Schwäche zeigt sich deutlich, wenn wir weiterblicken: Er ist weiterhin auf der Flucht. Von dort zieht er tatsächlich in Feindesland. Er geht zu den Philistern. Das zeigt uns noch mehr, wie verzweifelt David gewesen sein muss. Denn obwohl er von Saul verfolgt wurde, waren die Philister ebenfalls nicht seine Freunde.
Im Gegenteil: Im Philisterland war David Staatsfeind Nummer eins. Die Philister erkannten ihn sofort. Sie erinnerten sich an einen Song, der in Israel rauf und runter gespielt wurde: „Saul schlug tausend, David aber zehntausend.“ Das war der Schlager, den sie in Israel den ganzen Tag gesungen haben. Doch wenn dieser Song bei den Philistern im Radio lief, freute sich niemand darüber. Er hatte einen ganz bitteren Klang, denn ihre Männer waren es, die erschlagen wurden. Frauen wurden zu Witwen, Kinder verloren ihren Vater. David war ihr Feind.
Deshalb nahmen sie ihn sofort gefangen, als sie ihn erkannten. Sie sperrten ihn am Hof des Königs irgendwo in ein Verlies. Als das geschah, bekam David richtig Panik. In Vers 13 heißt es: Er fürchtete sich sehr vor Achisch, dem König von Gad. Als er in die Hände der Philister kam, fürchtete er sich sehr, weil er mit dem Schlimmsten rechnen musste. Was würden sie mit ihm machen? Die Frage war eigentlich nur: Würden sie gnädiger sein oder etwas brutaler und grausamer? Wie würden sie ihn hinrichten?
David war in Todesangst. In seiner Not und Verzweiflung begann er, Theater zu spielen. Das ist eine total schräge Geschichte. Er liefert die Show seines Lebens: Er fängt an zu kreischen, zu schreien und zu brüllen. Er hämmert immer wieder mit dem Kopf gegen die Tür, spuckt und sabbert. Der Speichel läuft ihm in den Bart. Der Philisterkönig greift sich an den Kopf und sagt: „Ihr habt ja schon wahrlich genug Verrückte hier an meinem Hof. Schafft mir den vom Leib, weg mit dem!“
Das wirklich Schräge und Irre an dieser Geschichte ist: Es klappt. David kommt durch dieses verrückte Theater aus dem Gefängnis frei. Jetzt könnte man sagen: Gut gemacht, David, du bist echt ein schlauer Typ. Du hast Glück, dass die Philister so doof sind. Aber David sah das nicht so. Er klopfte sich nicht selbst auf die Schulter und sagte: „Mensch, was bin ich doch für ein schlauer Typ, dass ich mit dieser List entkommen bin.“
Stattdessen erkannte David, dass es ein Wunder war, dass er aus der Gefangenschaft der Feinde freikam. Das sehen wir in den Liedern, die David geschrieben hat. Bernhard hat uns vorhin aus Psalm 34 vorgelesen. Die Überschrift hat er weggelassen. In der Überschrift lesen wir, dass David diesen Psalm genau geschrieben hat, als er sich wahnsinnig gestellt hat vor dem König der Philister.
Das kommt genau aus dieser Zeit. Es ist die Erfahrung, die er darin reflektiert und die uns einen Einblick in sein Herz gibt. Wir erfahren, was in ihm vorgegangen ist und wie er das erlebt hat. In diesem Psalm macht David Gott groß – nicht seine Schauspielkünste, die kommen gar nicht vor. Er schaut auf Gott und erkennt: Es ist ein Wunder, dass der Herr ihn aus seiner Todesnot befreit hat.
Es gibt weitere Psalmen aus dieser Zeit, zum Beispiel Psalm 56. Dort bekommen wir einen Eindruck davon, wie verzweifelt David auch war, wie geplagt in seiner Zeit der Flucht. Er legt Gott sein Elend vor. In Psalm 56, Vers 9 sagt er: „Zähle die Tage meiner Flucht, sammle meine Tränen in deinen Krug, ohne Zweifel zählst du sie.“
Es ist ein Gebet, in dem David seine ganze Trauer und seinen Schmerz vor Gott bringt. Er sagt, Gott zählt jede einzelne seiner Tränen in seinem Krug und weiß um sein Leid. Doch es war ein reales Leid, das David erlebt hat.
Dann kommt er in Psalm 56 aber auch zu einem Bekenntnis, in dem er Gottes Kraft und Größe groß macht. Er betet in den Versen 11 und 12: „Ich will Gottes Wort rühmen, ich will das Wort des Herrn rühmen. Auf Gott hoffe ich und fürchte mich nicht. Was können mir Menschen tun?“
Lass das mal auf dich wirken: Ein Mann im Gefängnis, traurig und in Todesangst, der zu diesem Blick kommt – weg von seinen Umständen, hin zum Herrn – und sagt: Was können mir Menschen tun, wenn ich in der Hand dieses starken, allmächtigen Gottes bin?
In Psalm 56 kommt er dann zu dem Schluss: „Ich habe dir, Gott, gelobt, dir zu danken, denn du hast mich vom Tod errettet.“ Es war Gottes Eingreifen, das ihn aus dem Gefängnis der Philister befreit hat.
Doch David war weiterhin auf der Flucht. Als Nächstes flieht er in eine Höhle. Er hat keinen Thron, aber dort seine Familie um sich, die ebenfalls fliehen musste und nicht in Sicherheit war. Er bringt sie in Sicherheit und hat nur eine Schar von Menschen bei sich – etwa 400, die zu ihm stehen.
Wer sind diese Leute? Keine Großen, keine Mächtigen. Es sind Menschen vom Rand der Gesellschaft. Menschen, die Verlierer des Systems waren, Menschen mit Schulden und anderen Nöten. In Vers 2 von Kapitel 22 werden sie als eine schwache Truppe mit verbitterten Herzen beschrieben – keine starke Armee für einen König.
Diese Menschen fühlten sich bei David richtig wohl. Alle anderen wären in dieser Zeit nie auf die Idee gekommen, sich David anzuschließen. Wer will schon zu so einem König gehören? Es waren wirklich nicht viele auf seiner Seite. Aber der Herr war auf seiner Seite.
Ich hoffe, ihr seht, wie Gott ihn durchgetragen hat in diesen Tagen der Flucht. Er hat ihm seinen Beistand gezeigt und für seine Versorgung gesorgt. Gott hat ihn in seiner Schwachheit gestärkt. Tatsächlich sehen wir hier ein Prinzip, das in der Bibel immer wieder auftaucht und auch in unserem Leben gilt: Gottes Kraft und seine Macht sind in den Schwachen stark und mächtig.
Sauls scheinbare Stärke und sein Verfolgungswahn
Das bringt uns zu dem anderen König, Saul, der immer noch auf dem Thron saß und im Vergleich zu David so mächtig erscheint. Doch wir sehen, dass seine Stärke, mit der er regierte, nur scheinbar war. Tatsächlich war er schwach.
Ich möchte uns dazu 1. Samuel 22,6-19 vorlesen:
Und es kam vor Saul, dass David und die Männer, die bei ihm waren, von sich reden machten. Saul saß zu Gibeah unter dem Tamariskenbaum auf der Höhe, den Spieß in der Hand, und alle seine Großen standen um ihn.
Da sprach Saul zu seinen Großen, die um ihn standen: »Hört ihr, Benjaminiter? Wird der Sohn Isais euch allen auch Äcker und Weinberge geben und euch alle zu Obersten über Tausend und über Hundert machen, dass ihr euch alle gegen mich verschworen habt? Und dass niemand da ist, der es mir zu Ohren bringt, dass mein Sohn sich mit dem Sohn Isais verbunden hat? Ist niemand unter euch, der sich um mich gekümmert und es mir zu Ohren gebracht hätte, dass mein Sohn meinen Knecht gegen mich aufreizt, dass er mir nachstellt, wie es jetzt am Tage ist?«
Da antwortete Doeg, der Edomiter, der unter den Großen Sauls stand, und sprach: »Ich sah den Sohn Isais, wie er nach Nob kam, zu Ahimelech, dem Sohn Ahitubs. Der befragte den Herrn für ihn und gab ihm Wegzehrung und das Schwert des Philisters Goliath.«
Da sandte der König hin und ließ rufen den Priester Ahimelech, den Sohn Ahitubs, und das ganze Haus seines Vaters, die Priester, die zu Nob waren. Sie kamen alle zum König.
Und Saul sprach: »Höre, du Sohn Ahitubs!« Er sprach: »Hier bin ich, mein Herr.«
Und Saul sprach zu ihm: »Warum habt ihr euch gegen mich verschworen, du und der Sohn Isais, dass du ihm Brot und ein Schwert gegeben und Gott für ihn befragt hast, damit er sich gegen mich empöre und mir nachstelle, wie es jetzt am Tage ist?«
Ahimelech antwortete dem König und sprach: »Wer ist unter allen deinen Knechten so treu wie David, dazu des Königs Schwiegersohn, der Oberste deiner Leibwache und geehrt in deinem Hause? Habe ich denn heute erst angefangen, Gott für ihn zu befragen? Das sei ferne von mir! Der König lege solches seinem Knecht nicht zur Last, noch meines Vaters ganzem Hause, denn dein Knecht hat von alledem nichts gewusst, weder Kleines noch Großes.«
Aber der König sprach: »Ahimelech, du musst des Todes sterben, du und deines Vaters ganzes Haus!«
Und der König sprach zu seiner Leibwache, die um ihn stand: »Tretet heran und tötet die Priester des Herrn, denn ihre Hand ist mit David, und obwohl sie wussten, dass er auf der Flucht war, haben sie es mir nicht zu Ohren gebracht.«
Doch die Männer des Königs wollten ihre Hände nicht an die Priester des Herrn legen, sie zu erschlagen.
Da sprach der König zu Doeg: »Tritt du heran und erschlage die Priester!«
Doeg, der Edomiter, trat heran und erschlug die Priester. An diesem Tag starben fünfundachtzig Männer, die den leinenden Priesterschutz trugen.
Auch Nob, die Stadt der Priester, schlug er mit der Schärfe des Schwerts – Mann und Frau, Kinder und Säuglinge, Rinder und Esel und Schafe – mit der Schärfe des Schwerts.
Sauls Tyrannei und die Gefahr falscher Sicherheit
Das ist ein Bericht, der uns die Grausamkeit Sauls zeigt und wozu er in der Lage war. Er ist wirklich zu einem Tyrannen geworden – von Gottes auserwähltem König zu einem Herrscher, dem nichts mehr heilig war. Die Priester nicht, das Leben nicht, selbst die Säuglinge ließ er töten. Ein furchtbarer Bericht.
Der Kontrast ist dabei sehr stark: Saul sitzt unter dem Tamariskenbaum, den Speer in der Hand. Um ihn herum stehen seine Großen. Der Eindruck entsteht, dass er fest im Sattel sitzt, die Macht hat und mit seinen Anordnungen machen kann, was er will. Er kommt damit durch.
Seine Angst ist zum Teil gar nicht begründet. Wir haben gesehen, wie viele falsche Dinge Saul glaubt. Er denkt, sein Sohn habe sich gegen ihn verschworen, ebenso seine Großen. Doch in der Bibel lesen wir nichts davon. Das war gar nicht der Fall. Auch David nicht – er war ja loyal. Das sehen wir später im Bericht noch, wie David keine Hand an König Saul legt.
Saul glaubt, dass die Priester wissentlich David zur Flucht verholfen haben. Er glaubt der Lüge von Doeg, der ja dabei war. Doeg erzählt ihm nicht die ganze Wahrheit. Saul steigert sich immer mehr hinein. Er hat einen Verfolgungswahn, bangt um seine Macht und ist bereit, bis ans Äußerste zu gehen.
Auf eine Art ist das gar nicht so rational, wie er sich da hineinsteigert. Andererseits hatte Saul gute Gründe, sich Sorgen zu machen und Angst zu haben. Gott hatte es ihm ja schon gesagt. Saul wusste, dass seine Tage als König gezählt waren. Er wusste, dass einer nach ihm kommen würde. Und er kämpfte wie ein Löwe, um das zu verhindern.
Das ist das besonders Schlimme an dieser Geschichte: Wir sehen Saul, der von Gott ein Wort bekommen hat, weil er ungehorsam war gegen Gottes Willen, weil er seine eigenen Wege ging und Gott nicht mit seiner Königsherrschaft ehrte. Er bekam von Gott Gericht angekündigt. Doch dieser Saul war so verbohrt, so blind, geistlich tot, dass er nicht in der Lage war, wenigstens jetzt die Waffen niederzulegen, vor Gott zu kapitulieren und zu sagen: „Ich halte nicht mehr an dieser Macht fest. Ich erkenne an, dass da ein Gott über mir ist. Ich bin nicht mein eigener Herr.“
Aber Saul war blind. Er konnte das nicht tun. Er kämpfte weiter. Und wir sehen, dass in seinem Herzen, obwohl er äußerlich so stark wirkt, Furcht und Angst herrschten – Angst um seine Königsherrschaft, Angst um seine Macht, Angst um sein Reich.
Die Gefahr, falsche Sicherheiten zu suchen
Wenn wir die Geschichte lesen, wollen wir doch nicht wie Saul sein, oder? Im Hauskreis haben wir das in den letzten Wochen immer wieder diskutiert, und es fällt uns wirklich schwer. Wir wollen uns nicht mit Saul identifizieren – so ein grausamer Tyrann, so will keiner sein.
Doch wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, erkennen wir, dass wir Menschen in unseren Herzen und in unserer Grundeinstellung Saul sehr ähnlich sind. Wir laufen genau in diese Gefahr oder haben sogar diese Grundeinstellung. Wir sagen: Wir wollen unsere eigenen Herren sein, unser eigenes Reich bauen und selbst unsere Sicherheit garantieren. Wir definieren, worin wir Sicherheit suchen und was uns Sicherheit gibt.
Ist das nicht genau das, was die Bibel als Sünde bezeichnet? Dass wir unsere eigenen Wege gehen, unsere eigene Macht verfolgen wollen und uns nicht unter Gottes Macht stellen, der uns alle geschaffen hat? Wo suchst du deine Sicherheit im Leben? Das ist eine ganz wichtige Frage. Was gibt dir im Leben Halt?
Es kann ähnlich sein wie bei Saul. Du sagst vielleicht: Es gibt Halt im Leben durch meine Karriere, meine Machtposition oder ein wichtiges Amt, das ich innehabe und über das ich mich stark definiere. Es wäre schlimm, wenn das wegfiele. Die meisten von uns gehen Gott sei Dank nicht über Leichen, aber wir sind im sprichwörtlichen Sinn auch dazu fähig, um Dinge zu kämpfen, die uns wichtig sind. Wir sind bereit, große Opfer zu bringen und Menschen – wenn auch nicht immer wörtlich, dann zumindest sprichwörtlich – über die Klinge springen zu lassen, um unser Reich zu bauen.
Was gibt dir Sicherheit? Ist es Macht? Vielleicht ist es auch deine Gesundheit. Du sagst: Da ziehe ich meine Sicherheit heraus, indem ich regelmäßig meine Check-ups beim Arzt mache, mich gesund ernähre, auf meinen Schlaf achte und so weiter. Das ist ja nichts Schlechtes. Wir haben ja auch Ärzte in unserer Gemeinde und gehen weiterhin zum Check-up. Aber es ist eine schlechte Grundlage für Sicherheit, zu hoffen, möglichst alt und gesund zu werden. Irgendwann ist es ja doch zu Ende.
Du kannst dich auf deine Aktien verlassen, dein gut gefülltes Sparkonto. Du kannst aus tausend Dingen deine Sicherheit ziehen und denken: Ich bin fest im Sattel, wenn ich das im Griff habe. Doch die Wahrheit ist: Wenn du deine Sicherheit und deinen Halt darin suchst, hast du ein sehr schlechtes Fundament, das nicht tragen wird.
Wie viele Menschen erleben genau das früher oder später? Sie leben in Angst und Sorge, weil sie merken: Mein Fundament trägt nicht. Vielleicht kennst du das sehr persönlich. Du arbeitest, du machst und tust alles, um dir Sicherheit zu schaffen – so wie Saul. Vielleicht sieht es von außen sogar gut aus, aber du kennst diese Sorgen und Fragen. Vielleicht rauben sie dir sogar den Schlaf, weil du ständig um diese Sicherheit kreist, um das, was dir im Leben wichtig ist.
Vielleicht hast du eine leise Ahnung, dass das nicht trägt. Vielleicht hast du sogar schon richtige Panik, dass du deine Sicherheit verlierst – dein Ansehen, dein Geld, deine Gesundheit.
Aber es gibt einen Ausweg. Es gibt eine Sicherheit im Leben, die wirklich trägt. Die letzten Verse unseres Predigttextes weisen uns auf diese Sicherheit hin, auf das, worin wir wirklich sicher sein können.
Sicherheit bei David: Schutz für Abjatar und Hinweis auf den wahren König
Ich lese uns die letzten vier Verse, die uns einen Blick auf den wahren König geben – erst auf David, aber dann auch darüber hinaus.
Es entkam aber ein Sohn Ahimelechs, der Sohn Ahitubs, der hieß Abjatar. Er floh zu David und verkündete ihm, dass Saul die Priester des Herrn getötet habe. David aber sprach zu Abjatar: „Ich wusste es schon an dem Tag, als der Edomiter Doeg dort war, dass er Saul verraten werde. Ich bin schuldig am Leben aller aus deines Vaters Haus. Bleibe bei mir und fürchte dich nicht. Denn der, der mir nach dem Leben trachtet, der trachtet auch dir nach dem Leben. Du bist bei mir in Sicherheit.“
Einer hat es überlebt, dieses schreckliche Massaker: Abjatar, einer der Priester. In seiner Verzweiflung flieht er zu David in die Höhle und sucht dort Schutz. Ich stelle mir vor, wie er dort ankommt – müde, hungrig, abgekämpft, auch sicher schwer verstört und verängstigt von dem Blutbad, das er gerade miterlebt hat und aus dem er mit allerletzter Kraft und Not entkommen konnte.
Und er kommt zu David, der ihm diese Worte sagt: „Bleibe bei mir und fürchte dich nicht, denn der, der mir nach dem Leben trachtet, der trachtet auch dir nach dem Leben. Du bist bei mir in Sicherheit.“ Was für ein Trost in der Not! Es gibt einen, bei dem ich sicher bin, durfte Abjatar da hören – einer, der für mich kämpft, der mich beschützt.
Ich weiß nicht, ob er an dem Tag schon so richtig glauben konnte, dass David ihn wirklich beschützt, als er in der Höhle war. Aber wenn wir die Geschichte weiterlesen, dann sehen wir: Solange David lebte, hielt er seine Hand über Abjatar, schützte ihn und erfüllte sein Versprechen.
Was hat das mit uns zu tun? Die Verse weisen über sich hinaus. Du kannst echte Sicherheit finden in einer Welt, die gefährlich und unberechenbar ist, die einem immer wieder Angst machen kann. Aber diese Sicherheit findest du nicht in dir selbst, auch nicht in den Dingen dieser Welt, sondern bei einer anderen Person – beim wahren König, der über alle Umstände regiert, jeden Einzelnen von uns kennt und ein noch viel größerer Retter und Helfer in der Not ist, als David es sein konnte.
Wir dürfen hier nicht bei David stehenbleiben, sondern müssen wirklich auf den wahren König schauen, auf den David uns hinweist. Er ist ein Vorbild, ein Schatten, ein Vorgänger, der den Weg bereitet hat für den wahren König Jesus Christus selbst.
Jesus Christus: Der wahre König und Retter in der Not
Jesus wurde verfolgt, als er hier in dieser Welt war. Gottes Sohn kam als Mensch in diese Welt und wurde von Anfang an verfolgt. Schon als Baby musste er vor Herodes fliehen, und seine Eltern brachten ihn nach Ägypten. Als er dann begann zu predigen und Wunder zu tun, erlebte er sehr bald starke Opposition. Die Menschen wollten ihn ergreifen und schon sehr früh töten.
Jesus kannte Verrat – nicht nur durch Feinde wie David und die Priester, oder Doeg den Edomiter, der sie verriet. Jesus erfuhr Verrat durch einen eigenen Freund, einen seiner engsten Jünger, Judas Iskariot. Dieser verkaufte ihn für dreißig Silberlinge an die Feinde.
Jesus, der wie David echte Todesangst erlebte, wusste um diese Angst. Er kannte dieses menschliche Gefühl und konnte es nachvollziehen. Am Abend vor seiner Kreuzigung rang er mit Gott. Er legte seine Angst offen hin und betete: „Herr, Vater, wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Doch nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“
Jesus war ein scheinbar schwacher König. Man verhaftete ihn, führte einen Prozess gegen ihn, kreuzigte ihn. Er starb an diesem Kreuz auf Golgatha vor Jerusalem. Er wurde verlacht, verhöhnt und verspottet. Über dem Kreuz stand die Aufschrift: „Jesus Christus, König der Juden.“ Die Menschen lachten darüber. Wer braucht schon so einen König?
Die Antwort lautet: Jeder von uns braucht diesen König. Einen König, der nicht am Kreuz geblieben ist, der nicht im Grab geblieben ist, sondern von den Toten auferstanden ist. Einen König, der in den Himmel aufgefahren ist und zu Rechten Gottes sitzt. Er regiert jetzt über alles in dieser Welt.
Jesus Christus lebt und herrscht. Die Bibel sagt uns, dass er am Kreuz das vollbracht hat, was keiner von uns tun konnte: Er hat für unsere Sünde bezahlt. Er hat die Schuld auf sich genommen, weil wir unsere Sicherheit überall anders suchen und selbst mächtig sein wollen. Wir wollen unser eigenes Reich bauen. Gott sagt uns: Dafür müsstest du in die Hölle gehen, dafür gehst du verloren.
Aber Gott schickte seinen Sohn, und Jesus trägt die Hölle für uns. Er nimmt sie auf sich. Er schenkt seine Sicherheit und sein Leben, damit wir leben können.
Deshalb ist die wichtigste Frage für jeden von uns: Ist Jesus dein König? Vertraust du ihm? Ohne Jesus haben wir allen Grund, uns in dieser Welt zu fürchten. Es kann uns Angst und Bange sein angesichts all der Umstände, die wir erleben, und was noch kommen mag. Wir haben keine Sicherheit in diesem Leben. Es ist gefährlich und bitter, was in dieser Welt passiert.
Und das Größte kommt erst noch: die größte Not, wenn wir vor Gott stehen und er sein endgültiges Urteil spricht und sagt: „Geh weg von mir!“
Aber mit Jesus haben wir schon hier und jetzt eine Sicherheit in diesem Leben. Wir wissen, dass wir in der Hand des allmächtigen Gottes sind – und für alle Ewigkeit. Jesus ist unser Anwalt im Gericht. Er hat uns in Gottes Familie hineingeliebt. Wir sind Kinder dieses wunderbaren Vaters durch Jesus Christus.
Du darfst das glauben. Viele von uns tun es. Aber wenn du noch nie bei Jesus festgemacht hast als deinem König, als deinem Herrn, dann tue das. Es ist die wichtigste Entscheidung, die ein Mensch in seinem Leben treffen kann – noch wichtiger als die Frage, wen ich heirate, noch wichtiger als die Wahl des Berufs. Viel, viel, viel wichtiger: Mach fest bei Jesus.
Umgang mit Angst als Christ: Ehrlichkeit und Vertrauen
Ich möchte zum Schluss mit uns darüber nachdenken, was es bedeutet, sicher in Gottes Hand zu sein – und was nicht.
Sicher in Gottes Hand zu sein bedeutet nicht, dass du nie wieder in deinem Leben Angst haben wirst. Es ist wichtig, das zu erkennen. Manchmal gehen wir sehr fromm mit der Angst um und sagen: „Na, als Christen muss man doch nichts fürchten.“ Dann kommt jemand zu dir und sagt, er hat Angst, und du bist fast empört: „Wie kannst du denn Angst haben? Wir sind doch in der Hand des allmächtigen Gottes!“ Und ja, das stimmt – das sind wir wirklich.
Doch es ist wichtig, dass wir Angst ernst nehmen und sie nicht kleinreden. David hatte wirklich Angst, und er hatte Grund zur Furcht in diesem Gefängnis. Es ging um sein Leben. Das wollen wir nicht kleinreden: In dieser Welt gibt es Dinge, vor denen man Angst haben kann.
Ich will auch nicht kleinreden, wenn jemand Angst vor Spinnen hat. Vielleicht habt ihr gedacht, ich hätte das vorher lächerlich gemacht, als ich erzählt habe, ich sei auf dem Turm und hätte Angst. Ja, es gibt Ängste in dieser Welt.
Das Entscheidende ist nicht, dass wir nie mehr Angst haben. Das Entscheidende ist: Was machst du mit deiner Angst? Gehst du da selbst durch? Ist das Erste, was du machst, dass du googlest? Dass der Arzt dein wichtigster Berater ist? Das hat alles seinen Platz. Aber das Wichtigste, was du mit deiner Angst machen musst, ist, wirklich zu Gott zu kommen, auf ihn zu schauen – so wie David es in seiner Not getan hat.
Die Tränen waren echt, die Angst war echt. Und dann schaut er auf Gott und sagt: „Wie groß ist der Gott, zu dem ich gehöre! Der Gott, der mich auserwählt hat, der mich geliebt hat. Wer ihn fürchtet, der muss die Menschen nicht fürchten.“
David kam dahin, aber es war ein Prozess der Erkenntnis. So dürfen wir diese Lieder nehmen, die David geschrieben hat – einige habe ich euch auf das Gottesdienstblatt geschrieben. Er hat noch mehr Psalmen in dieser Zeit der Flucht geschrieben. Wir dürfen sie nehmen, und wenn wir von seinem Elend, seiner Angst und seiner Not lesen, dann darfst du deine persönliche Angst da einsetzen, sie Gott hinhalten und ihm bekennen: „Herr, ich habe wirklich Angst.“
Vielleicht musst du das jeden Tag eine Zeit lang machen. Vielleicht brauchst du jemanden – einen Bruder oder eine Schwester –, der an deine Seite kommt und dir hilft, es vor Gott zu bringen.
Aber dann bleibt Gott nicht stehen. Lass dir durch die Psalmen und durch Gottes Wort einen neuen Blick schenken dafür, wer dein Gott ist. Er hat so viel mehr Möglichkeiten und Mittel, als du dir vorstellen kannst. Er ist ein mächtiger, ein allmächtiger Retter.
Hoffnung trotz Leid: Gottes Weg und ewige Sicherheit
Noch ein zweiter Gedanke ganz zum Schluss: Es gibt keine Verheißung, dass es immer so ausgeht wie bei David, wenn wir im Gefängnis sitzen. Es ist nicht garantiert, dass wir Theater spielen, Gott die Tür öffnet und wir wieder frei sind.
Solche Befreiungen gibt es zwar heute noch. Wir kennen Berichte von verfolgten Christen, die auf wundersame Weise aus dem Gefängnis entkamen und ganz konkret in diesem Leben Befreiung erlebt haben. Gleichzeitig wissen wir aber auch von vielen Geschwistern auf der ganzen Welt, die nicht mehr aus dem Gefängnis herausgekommen sind, die in der Gefangenschaft gestorben oder getötet wurden. Das kann ebenfalls Gottes Weg mit uns sein.
Für uns in Deutschland ist das vielleicht etwas fern. Aber es ist ähnlich, wenn du krank wirst. Wir haben Geschwister in dieser Gemeinde, die wundersame Heilung erlebt haben, bei denen Gott Gnade schenkte, sodass der Krebs verschwand und sie noch einmal neu durchstarten konnten in diesem Leben.
Doch auch wenn wir sterben, sind wir in Gottes Hand. Er hält uns. Das Paradies kommt nicht hier auf der Erde – ohne Leid und ohne Dinge, die uns Angst machen. Es kommt in der Ewigkeit, wenn wir bei ihm sind. Das ist unsere Hoffnung. Das ist das, wofür wir leben.
Du darfst wissen: In allen Umständen, im Leben und auch im Tod, bist du in der Hand deines mächtigen Retters. Wenn du ihm vertraust, dann dürfen die Worte, die David hier spricht, für dich persönlich zu Jesu Worten werden. Er sagt: Bleibe bei mir und fürchte dich nicht, du bist bei mir in Sicherheit.
Schlussgebet: Dank und Bitte um Vertrauen und Trost
Lasst uns beten. Für diesen Zuspruch danken wir dir, Herr Jesus. Für diese Sicherheit danken wir dir, lieber Vater, dass wir bei dir geborgen und beschützt sind – auch wenn die Umstände in dieser Welt immer wieder angsteinflößend sind.
Wollen wir bekennen, dass wir uns immer wieder fürchten und Sorgen machen? Wir beten, dass du uns hilfst, unsere Ängste nicht zu überspielen und nicht so zu tun, als wären sie gar nicht da. Stattdessen wollen wir ehrlich sein und sie dir bringen.
Herr, wir bitten dich, dass du in diese Situationen hineinkommst, damit wir erkennen, wenn wir unsere Ängste vor dich bringen. Du bist doch so viel größer und hast so viele Mittel und Wege, als wir uns nur vorstellen können.
Ich möchte für jeden von uns beten, dass du uns gerade dort, wo wir Angst und Sorgen kennen, tiefer in der Beziehung zu dir führst. Tiefer in die Abhängigkeit von dir, damit jeder von uns das erleben darf.
Du trägst uns. Du bist ein festes Fundament in allen Stürmen und im Chaos dieser Zeit. Wir loben dich dafür und danken dir, Jesus, dass du uns befreit hast zu diesem neuen Leben und für die Sicherheit, die wir in dir finden dürfen.
Wir loben dich. Amen.