Einführung in die Zeitrechnung und die Eroberungen Judas
Wir haben uns noch heute Morgen mit den Besonderheiten der Zeitrechnung im Buch der Richter beschäftigt. Dabei haben wir auch die Problematik erkannt, dass die Zeiten der Fremdherrschaft, die im Buch der Richter beschrieben werden, als verlorene Jahre in der Geschichte Israels gelten. Ähnlich kann es auch in unserem Leben verlorene Zeiten geben, wenn wir uns innerlich vom Herrn entfernen.
Bereits haben wir Kapitel 1 des Buches der Richter studiert. Auf der Folie sieht man nochmals eine Übersicht dessen, was wir besprochen haben. Es beginnt mit dem teilweisen Gehorsam Judas. Darauf folgen die Eroberung Jerusalems, die Eroberung im Bergland von Judäa sowie in der Scheffela und im Negev.
Hier sehen wir eine Karte, und ich erkläre kurz, was bisher noch nicht gezeigt wurde. Judah hatte sein Stammesgebiet im Süden des verheißenden Landes. Innerhalb des Stammes Judah gab es ein Erbteil für Simeon. Das erklärt, warum Judah beim teilweisen Gehorsam auch Simeon zu den Eroberungszügen mitnehmen wollte. In der frühen Zeit bestand also eine besondere Verbindung zwischen dem Stamm Judah und dem Stamm Simeon.
Geographische Einordnung des Stammesgebiets Judas
Das Bergland von Judäa – das ist hier, wenn ich es auf der Karte zeige, dieses Gebiet. Wenn wir vom See Genezareth über den Jordan bis zum Toten Meer hinuntergehen, sehen wir das tief eingeschnittene Jordantal. Von diesem Jordantal aus führt der Weg nach Westen hinauf in das Bergland.
Das Bergland fällt dann wieder ab zum Mittelmeer hin, in das Tiefland. In Judäa haben wir also das Bergland im Osten des Landes. Der Osten ist hier, und die Niederung im Westen, Richtung Mittelmeer, nennt man die Scheffela. In manchen Bibelübersetzungen wird sie einfach mit „Niederung“ übersetzt. Ich habe bereits erklärt, dass der Begriff Scheffela speziell diese Niederung meint, die zum Mittelmeer hin abfällt, wenn die Bibel diesen Ausdruck verwendet.
Im Süden liegt die Negevwüste. In manchen Übersetzungen wird sie als „Südland“ bezeichnet, aber besser ist die Bezeichnung Negev, denn das ist das Südland von Israel, betrachtet ausgehend von den Eroberungen in Hebron.
Ich habe noch die schöne Geschichte mit Othniel und Aksa ausgelassen, die wir gleich noch besprechen werden. Im nächsten Vers wird von den Kenittern gesprochen. Das sind die Nachkommen von Hobab, dem Schwager von Mose, die mit dem Volk Israel gezogen sind. Ich habe angedeutet, dass dies noch eine wichtige Rolle in der weiteren Geschichte spielen wird.
Misserfolge und der kommende Engel des Herrn
Und dann haben wir Misserfolge über Misserfolge bis zum Schluss des Kapitels gesehen. Das führt schließlich zum Kommen des Engels, des Herrn, der Israel vorstellt. Er zeigt den ganzen Ungehorsam auf und kündigt an, dass nun eine Zeit der Not kommen wird, weil sie nicht auf Gottes Stimme gehört haben.
Ich habe hier noch eine Zusammenstellung über die Scheffeler gemacht, das Tiefland westlich der Berge von Judäa. Dazu habe ich eine ganze Reihe von Bibelstellen gesammelt, unter anderem aus 5. Mose, Josua, den Richtern, aber auch aus 1. Könige, 1. und 2. Chronik, Jesaja, Jeremia, Obadja und Sacharja. In all diesen Büchern wird die Scheffeler erwähnt.
Man sieht also, dass es sich um einen geografischen Begriff handelt, den man kennenlernen sollte. Das hilft beim weiteren Bibellesen sehr.
Das Bergland und der religiöse Niedergang nach Josuas Tod
Auf dieser Karte sieht man sehr schön das Bergland eingezeichnet. Interessant ist, dass das Bergland hauptsächlich das umfasst, was man heute als das besetzte Westjordanland bezeichnet. Dabei handelt es sich eigentlich um die Berge Israels.
Wir haben bereits Kapitel 2 gelesen, in dem das Wein in Bochim erwähnt wird. Außerdem gibt es eine zweite Einleitung ab Kapitel 2, Vers 6, in der uns der religiöse Niedergang nach Josuas Tod gezeigt wird.
Auf dem Bild sieht man außerdem den Bundesstein von Josua. Er wurde in Josua 24, Vers 26 und 27 in Sichem aufgestellt. Dieser Stein diente als Denkmal, damit die Israeliten daran denken, auf die Stimme des Herrn zu hören.
Im zwanzigsten Jahrhundert wurde dieser Stein in Sichem ausgegraben. Sichem heißt heute Nablus. Das Mahnmal steht also heute wieder dort und erinnert an die Zeit, in der sich das Volk unter Josua an Gottes Wort gehalten hat. Nach seinem Tod begann jedoch dieser furchtbare Niedergang.
Die Feinde Israels als Prüfung und die erste Abfallgeschichte
Und nun kommen wir zu Kapitel drei, die Verse eins bis ...
Hier sind wir eigentlich immer noch im zweiten Teil der Einleitung zum religiösen Niedergang. Dort heißt es:
„Und dies sind die Nationen, welche der Herr übrig ließ, um Israel durch sie zu prüfen: alle, die nichts wussten von den Kriegen Kanaans, nur damit die Geschlechter der Kinder Israel Kenntnis von diesen bekämen, um sie den Krieg zu lehren. Nur jene, die vor dem Herrn nichts von diesen Kriegen gewusst hatten. Die fünf Fürsten der Philister sowie alle Kananiter, Zidonier und Hewiter, welche das Gebirge Libanon bewohnten – vom Berg Ba'al-Hermon bis nach Hamad. Sie dienten dazu, Israel durch sie zu prüfen, um zu sehen, ob sie den Geboten des Herrn gehorchen würden, die er ihren Vätern durch Mose geboten hatte.“
Hier wird also eine Zusammenstellung gemacht von den Feinden, die im Land übrig blieben, weil Israel untreu war. Ihre Funktion war es, Israel den Krieg zu lehren und sie darauf zu testen, ob sie den Geboten Gottes gehorchen würden oder nicht.
Die Folgen von Mischehen und die Berufung Othniels
Und jetzt beginnt der erste Hauptteil:
Vers 5: Die Kinder Israel wohnten inmitten der Kananiter, der Hethiter, der Amoriter, der Peresiter, der Hewiter und der Jebusiter. Sie nahmen deren Töchter zu Frauen und gaben ihre eigenen Töchter deren Söhnen zur Frau. Dabei dienten sie ihren Göttern.
Die Kinder Israel taten, was böse war in den Augen des Herrn. Sie vergaßen den Herrn, ihren Gott, und dienten den Baalim und den Ascherot. Daraufhin entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel. Er verkaufte sie in die Hand Kuschan Rischataims, des Königs von Mesopotamien.
Die Kinder Israel dienten Kuschan Rischataim acht Jahre lang. Dann schrien sie zu dem Herrn, und der Herr erweckte ihnen einen Retter: Othniel, den Sohn Kenas, den jüngeren Bruder Kalebs. Der Geist des Herrn kam über ihn, und er richtete Israel. Er zog aus zum Streit, und der Herr gab Kuschan Rischataim, den König von Aram, in seine Hand. Seine Hand wurde stark gegen Kuschan Rischataim, und das Land hatte vierzig Jahre Ruhe.
In dieser ersten Abfallgeschichte sehen wir, wie schon angedeutet, das Problem: Mischehen zwischen Gläubigen und Ungläubigen, zwischen Israel und den Heidenvölkern, die sich dem Gott Israels nicht unterstellen wollten.
Wir kennen ja auch die besondere Geschichte im Buch Josua von der Hure Rahab aus Jericho. Sie war eine Kananiterin, doch diese Frau bekehrte sich und gab sich dem Gott Israels hin. Darum wurde sie verschont und in den Stamm Juda aufgenommen. Sie durfte einen Mann aus dem Stamm Juda heiraten.
Diese Frau mit ihrer schrecklichen Vergangenheit durfte heiraten. Wie wir aus Matthäus 1 wissen, kam sie in das königliche Geschlechtsregister des Messias als ein Monument der Gnade Gottes.
Es war also möglich, dass Nichtisraeliten Ehen mit Israeliten eingingen. Aber dazu mussten sie zum Volk Gottes übertreten. In diesem Sinn wurde Rahab eine Proselytin, die sich dem Gott Israels unterstellte.
Die neutestamentliche Sicht auf Gemeinschaft mit Ungläubigen
Es ist sehr wichtig zu betonen, dass dieses Prinzip nicht nur im Alten Testament gilt, sondern auch im Neuen Testament.
Schlagen wir dazu 2. Korinther 6 auf. Die Korinther warfen Paulus vor, er sei engstirnig. Paulus entgegnet jedoch, dass es genau umgekehrt sei: Ihr seid engstirnig und verengt in eurem Inneren. Das steht in 2. Korinther 6,11-13.
In Vers 14 heißt es dann: „Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen, denn welche Gemeinschaft haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit, oder welches Verhältnis besteht zwischen Licht und Finsternis?“
Weiter fragt Paulus: „Welche Übereinstimmung besteht zwischen Christus und Belial?“ – Belial ist ein anderer Name für den Teufel. „Oder welches Teil hat ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welchen Zusammenhang hat der Tempel Gottes mit Götzen?“
Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: „Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.“ Darum sagt der Herr: „Geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab, und berührt nichts Unreines! Dann werde ich euch aufnehmen, und ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein“, spricht der Herr, der Allmächtige.
Hier wird also klar gemacht, dass eine gottesdienstliche Gemeinschaft zwischen Gläubigen und Ungläubigen unmöglich ist. Gottesdienstliche Gemeinschaft bedeutet, dass die Ungläubigen auch zur Gemeinde gehören. Natürlich sind sie als Besucher willkommen. 1. Korinther 14 spricht ganz normal davon, dass Unkundige oder Ungläubige in die Gemeinde kommen können und wie das Wort sie überführen kann.
Aber hier geht es um etwas anderes. Paulus muss den Korinthern sagen: Das geht nicht! Eine Gemeinde darf keine Mischung aus Gläubigen und Ungläubigen sein. Es muss eine Absonderung erfolgen. Er sagt also: „Geht aus ihrer Mitte hinaus, sondert euch ab“, spricht der Herr. Wer das umsetzt, hat eine Verheißung. Gott sagt: „Ich werde euch aufnehmen, ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein.“ Gott wird sich dann in seiner Beziehung zu uns als Söhne und Töchter zu uns bekennen.
In Vers 14 heißt es ganz allgemein: „Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen.“ Das Bild vom Joch ist hier übernommen, es erinnert an das Gebot aus 5. Mose 22, dass man nicht mit einem Esel und einem Ochsen gleichzeitig pflügen darf. Diese Tiere passen nicht zusammen unter ein Joch, weil jedes einen anderen Schritt hat. Das verursacht Schmerzen für die Tiere, wenn sie das Joch tragen. Man braucht also zwei Rinder oder zwei Esel, aber eine Mischung ist nicht möglich.
Hier wird also gesagt: Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen. Das bedeutet, dass ein Gläubiger und ein Ungläubiger nicht zusammengebunden sein dürfen – zum Beispiel in einer Ehe. Im Neuen Testament ist es also unmöglich, als Gläubiger eine Ehe mit einem Ungläubigen einzugehen.
Natürlich ist das etwas anderes, wenn eine Ehe bereits besteht und dann ein Partner zum Glauben kommt. In diesem Fall soll die Ehe weitergeführt werden. Das ist gut und richtig. Man soll für den anderen beten, dass er zum Glauben kommt.
Aber als Gläubiger eine Ehe wissentlich mit einem Ungläubigen einzugehen, das ist nicht erlaubt. Dieses Gebot gilt also nicht nur im Alten Testament, sondern ist auch im Neuen Testament ganz klar verordnet.
Die Folgen des Götzendienstes und das Vorbild Othniels
Und nun sehen wir: Der ganze Götzendienst, der daraus entstand, war eine Folge dieser falschen Verbindung. Es ist wie bei den Äpfeln. Man kann nicht einen gesunden Apfel zu einem Haufen fauler Äpfel legen, und dann wären sie alle gesund.
Umgekehrt funktioniert es jedoch wunderbar: Ein fauler Apfel unter gesunde Äpfel und alles geht kaputt. So sehen wir, dass es nicht so war, dass die Israeliten diese Ungläubigen zu dem Gott der Bibel hinüberzogen. Vielmehr wurden die Israeliten in den Götzendienst hineingezogen.
Dann folgt genau das Schema, das wir in der zweiten Einleitung gesehen haben: Israel entfernt sich vom Herrn, der Zorn des Herrn entbrennt, er verkauft sie in die Hand der Feinde, dann beginnen sie zu schreien, und schließlich schickt Gott einen Richter. Hier wird dieses Muster in den Versen wie ein Schulbeispiel vorgeführt.
Gott schickt Othniel. Nun stellt sich die Frage: Warum genau Othniel? Ich habe das schon ein wenig angedeutet. Dieser Mann hatte auf dem Gebiet von Ehe und Liebe nicht versagt. Noch schöner ausgedrückt: Er war darin ein Vorbild.
Ich blende kurz zurück zu der Folie mit Richter 1. Dort habe ich bei Vers 11 bis 15 die Überschrift „Othniel und Axa“ gesetzt. Diese kurze Begebenheit, die in der ersten Einleitung beschrieben wurde, gibt uns den Schlüssel, um die erste Hauptgeschichte zu verstehen.
Die Geschichte von Othniel und Aksa als Schlüssel zur ersten Hauptgeschichte
Jetzt lese ich diese Romanze. Richter 1, Vers 11: Und er zog von dort gegen die Bewohner von Debir. Der Name von Debir war aber vor dem Kirjat-Sefer. Kaleb sprach: „Wer Kirjat-Sefer schlägt und es einnimmt, dem gebe ich meine Tochter Aksa zur Frau.“ Othniel, der Sohn Kenas, der jüngere Bruder Kalebs, nahm die Stadt ein, und Kaleb gab ihm seine Tochter Aksa zur Frau.
Als sie einzog, trieb sie ihn an, ein Feld von ihrem Vater zu fordern. Sie sprang von dem Esel herab. Kaleb fragte sie: „Was ist hier?“ Sie antwortete: „Gib mir einen Segen, denn ein Mittagsland hast du mir gegeben, so gib mir auch Wasserquellen.“ Darauf gab ihr Kaleb die oberen und die unteren Quellen.
Es geht um Kaleb. Inmitten dieser Einleitung, die uns den traurigen Niedergang Israels zeigt, tritt wieder dieser Kaleb hervor. Wir kennen ihn aus der Wüstenwanderung im vierten Buch Mose. Als zehn Fürsten von zehn Stämmen Israels rebellierten und kein Glauben daran hatten, dass Gott das Volk in das verheißene Land bringen könnte, gab es zwei, die dem Herrn treu blieben: Josua und Kaleb.
Von ihnen beiden wird gesagt, dass sie dem Herrn mit ganzem Herzen gefolgt sind, völlig nachgefolgt sind. Nun haben wir wieder diesen treuen Mann vor uns. Gerade in den Versen davor wird beschrieben, wie er Hebron in Besitz nahm und die Riesen dort besiegen konnte. Hebron heißt auf Deutsch „Gemeinschaft“. Das zeigt uns einen Mann, der die Reichtümer des Glaubens in Besitz genommen hat. Das ist nicht einfach eine Sache des Wissens, sondern eine Sache des Herzens.
Hebron bedeutet Gemeinschaft – Gemeinschaft mit Gott. Gemeinschaft hat man, wenn man sich an denselben Dingen freut wie der andere. Kaleb konnte sich an diesem Land freuen, an dem Gott Freude hatte. Dann zieht er weiter gegen die Bewohner von Debir. Dort macht er ein Angebot: Wer diese Stadt, der Kananäer, erobert, bekommt seine Tochter Aksa zur Frau.
Othniel nimmt den Kampf auf und erobert die Stadt. Ursprünglich hieß sie Kirjat-Sefer, dann wurde sie Debir genannt. Kirjat-Sefer bedeutet „Stadt des Buches“. Die Bibel ist eigentlich ein verschlossenes Buch für uns Menschen. Manchmal sagen Leute: Wie kann man dieses Buch verstehen? Ich erinnere mich an einen Mitschüler aus der Gymnasialzeit, der zu mir kam und sagte: „Ich habe begonnen, die Bibel zu lesen, aber ich verstehe kein Wort.“ Ja, genau so ist es. Das ist eine Stadt, die eine Festung darstellt und zuerst erobert werden muss.
Othniel hat die Stadt erobert, und dann bekam sie den Namen Debir, was „Sprachort“ bedeutet. Auf Hebräisch kann das Wort auch „Weide“ bedeuten, ein Ort, an dem Kleinvieh ernährt wird. Das kann man alles vom Hebräischen her erklären. Das gleiche Wort kann sowohl „Weide“ als auch „Sprachort“ bedeuten.
Ich möchte auf 1. Könige 6 hinweisen, wo Salomo das Allerheiligste einrichtet. Dort heißt es in 1. Könige 6,22: „Und das ganze Haus überzog er mit Gold, das ganze Haus vollständig, auch den ganzen Altar, der zum Sprachort gehörte, überzog er mit Gold.“ Schon in Vers 19 heißt es: „Und den Sprachort im Innersten des Hauses richtete er zu, um die Lade des Bundes des Herrn dahin zu setzen.“ Für „Sprachort“ steht dort „Debir“.
Wenn man die Bibel „erobert“ und beginnt, in diese Schätze einzudringen, dann wird das ein Ort, an dem Gott direkt zu uns spricht. Im Allerheiligsten offenbarte sich Gott zwischen den Cherubim. In 2. Mose 25 sagt Gott zu Mose: „Ich werde zwischen den Cherubim mit dir sprechen, alles, was du zu den Kindern Israel sprechen sollst.“ So war das Allerheiligste der Sprachort, an dem der Ewige sich durch sein Wort offenbarte.
Wenn wir Kirjat-Sefer erobern, wird dieses scheinbar verschlossene Buch zu einem geöffneten Buch, in dem Gott ganz persönlich zu uns spricht. Das ist eine wunderbare Erfahrung, die man beim täglichen Bibellesen machen kann: Der Herr spricht durch dieses Wort ganz persönlich zu uns.
Damit kam Aksa. Hier haben wir eine vorbildliche Ehe: Ein Israelit heiratet eine Israelitin, nicht eine Heidin, die nichts vom Gott der Bibel wissen will und anderen Göttern dient. Aber es war nicht nur irgendeine Israelitin, sondern eine, die ähnlich gläubig war. Man muss jungen Leuten vor der Ehe erklären, dass es wichtig ist, nicht nur darauf zu achten, dass der Ehepartner gläubig, bekehrt oder wiedergeboren ist, sondern auch, dass ein ähnlicher Eifer und eine Hingabe für den Herrn da sind.
Das ist wichtig, damit es wirklich gut geht zu zweit. Aksa stand Othniel in nichts nach. Sie trieb ihn an, in Vers 14 noch mehr zu wollen. Er sollte doch auch noch ein Feld von ihrem Vater fordern. Das habe ich in meinem Liedl speziell unterstrichen: „Da trieb sie ihn an.“ Frauen können wie ein Motor wirken. Das kann wirklich zu fitten Männern führen, aber es gibt Motoren in beide Richtungen – nicht alles Antreiben ist positiv.
Es gibt Frauen, die ihre Männer in die falsche Richtung treiben, und solche, die sie in die richtige Richtung treiben – so wie Aksa. Für sie war Othniel zu langsam. Der Text ist knapp geschrieben, typisch für die Bibel. Die Geschichten sind wie Federzeichnungen, nur die wichtigsten Linien. Wir könnten ein ganzes Buch von 180 Seiten über Othniels Lebensweg schreiben oder einen noch knalligeren Titel finden.
Nicht gerade beeindruckend, aber die Bibel braucht nur wenige Verse, und darin steckt so viel. Der Weise soll wenig Worte machen, sagt uns Prediger 5, und Gott spricht genauso. Jedes Wort hat seine Bedeutung, nichts ist zu viel. Da heißt es, sie trieb ihn an, ein Feld von ihrem Vater zu fordern, und sie sprang vom Esel herab. Kaleb fragte sie: „Was ist hier?“
Sie geht zu ihm und sagt: „Ich möchte gerne noch mehr.“ Es ging Othniel zu langsam. Übrigens, zeig mir, wie du reitest, und ich sage dir, wer du bist. Nur schon, wie sie vom Reit hier herunterkommt, sagt etwas über ihren Charakter. Man sieht, wie jemand schüchtern heruntersteigt, und dann weiß man etwas über den Charakter. Sie springt herunter, und Kaleb fragt: „Was ist los?“
Sie sagt: „Gib mir einen Segen, denn ein Mittagsland, das heißt ein Gebiet im Negev, hast du mir gegeben. So gib mir auch Wasserquellen.“ Sie möchte mehr, ist nicht einfach zufrieden. Wenn man habgierig ist, ist das sündig. Aber wenn es um die Dinge Gottes geht, hat Israel gesagt: „Er hat uns dieses Land gegeben.“ Jetzt haben wir den Auftrag, dieses Land in Besitz zu nehmen. Dann ist es keine Gier, wenn man dieses Land in Besitz nimmt.
Für uns Gläubige ist es keine Gier, wenn wir mehr wollen in geistlicher Hinsicht, wenn wir vorankommen wollen, wenn wir noch mehr aus der Bibel lernen wollen. Das ist eine wunderbare Gier. In 1. Petrus 2,1 und folgende heißt es, wir sollen begierig sein nach der vernünftigen Milch wie neugeborene Kindlein.
Man weiß, wie das bei kleinen Babys ist: Sie können nicht sprechen, aber sie können schreien – unglaublich! Es heißt einfach: „Ich möchte Milch, ich möchte Milch!“ Es gibt keine Ruhe, bis die Milch da ist, und dann werden sie gestillt. Das ist ein schöner Ausdruck. Im Schweizerdeutschen sagen wir „stillen“. Ein Kind kommt zur Ruhe.
Diese Begierde nach dem Wort Gottes, verglichen mit Muttermilch, muss uns kennzeichnen. Aksa wollte das und ging zum Vater. Sie wollte einen Segen und auch Quellen. Quellen sprechen besonders vom Wirken des Heiligen Geistes, der unsere Seelen erfrischt, indem er uns die Herrlichkeit des Herrn Jesus vorführt.
In Johannes 7,37-39 sagt der Herr Jesus: „Wenn jemand Durst hat, soll er kommen und trinken, und von seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Lebendiges Wasser heißt auf Hebräisch Quellwasser, frisches Quellwasser. Heute im modernen Hebräisch sagt man für frisches Quellwasser „Mayim Chayim“, also lebendiges Wasser.
Der Herr Jesus sprach hier vom Heiligen Geist. In Johannes 16 sagt er: „Wenn der Heilige Geist kommt, wird er mich verherrlichen und euch in die ganze Wahrheit führen.“ Diese Quellen sprechen vom Heiligen Geist, der uns in die Wahrheit hineinführt, uns erfrischt und die Herrlichkeit des Herrn Jesus vorstellt.
Die beiden passten einfach hundert Prozent zusammen: Othniel und Aksa. Als das Volk Gottes auf dem Gebiet von Liebe und Ehe Probleme hatte, benutzte Gott einen Mann, der auf diesem Gebiet überwunden hatte, um dem Volk zu helfen. Wenn wir in bestimmten Bereichen gesehen haben, dass der Herr uns Sieg und Überwindungskraft gegeben hat, können wir gerade dort anderen eine Hilfe sein. Das können wir von Othniel lernen.
Ich habe gesagt, das alles spiegelt sich in der traurigen Geschichte von Simson wider, der letzten dieser Abfallgeschichten. Dort sehen wir einen Mann, der wirklich Probleme hatte mit seinen Augen und der eine Frau nach der anderen hatte – wirklich völlig versagt auf diesem Gebiet. So tief ist Israel gekommen, dass schließlich der Führer, der dem Volk helfen sollte, selbst ein Problemhaufen war. Aber so anders war Othniel.
Nun gehen wir weiter zur zweiten Geschichte. Wir kommen gut voran. Vers 12: „Und die Kinder Israel taten wiederum, was böse war in den Augen des Herrn. Und der Herr stärkte Eglon, den König von Moab, wider Israel, weil sie taten, was böse war in den Augen des Herrn. Er versammelte die Kinder Ammon und Amalek zu sich, zog hin und schlug Israel, und sie nahmen die Palmenstadt in Besitz. Die Kinder Israel dienten Eglon, dem König von Moab, achtzehn Jahre.“
Also zweite Abfallsgeschichte: Zucht durch Eglon von Moab, Verse 12 bis 14. Dann folgt von Vers 15 bis 30 die Rettung durch Ehud. Im letzten Vers wird noch der nächste Richter erwähnt, Schamgar.
Schauen wir uns ein bisschen die Geographie an. Hier haben wir Jericho, etwas nördlich vom Toten Meer, ganz nahe am Jordan. Das Land Moab lag auf der anderen Seite des Toten Meeres, im heutigen Jordanien. Mit der Satellitenkarte sieht man das noch eindrücklicher: Das Land Moab liegt auf der anderen Seite des Toten Meeres, hier Jericho.
Diese Feinde kamen über den Jordan und eroberten Jericho. Die Stadt wird hier einfach „Palmenstadt“ genannt. Aus 5. Mose 34 wissen wir, dass Jericho die „Palmenstadt“ genannt wird. Das hat Bedeutung, denn der Feind eroberte ausgerechnet diese Stadt. Sie war der Inbegriff des Sieges im Buch Josua. Das war die erste Festung, dieses gewaltige Bollwerk, das Israel überwinden musste, um ins verheißene Land zu gelangen. Der überwältigende Sieg: Die Mauern von Jericho fielen. Jetzt kam der Feind und nahm die Stadt ein. Von da an wurde Israel unterdrückt.
Eglon holte sich die Ammoniter zu Hilfe. Ammon lag im heutigen jordanischen Gebiet auf der anderen Seite des Jordans, nördlich vom Toten Meer. Man sieht, warum sie genau nach Jericho kamen: Für Moabiter und Ammoniter war das der direkte erste Zugang, um gegen das Land Israel zu kämpfen.
In Vers 15 lesen wir: „Und die Kinder Israel schrien zu dem Herrn, und der Herr erweckte ihnen einen Retter, Ehud, den Sohn Geras, einen Benjaminiter, einen Mann, der links war. Die Kinder Israel sandten durch ihn ein Geschenk an Eglon, den König von Moab.“
Ein klares Schulbeispiel: Wegen der Untreue werden sie in die Hand der Feinde gegeben, diesmal länger als vorher – nicht mehr acht Jahre, sondern achtzehn Jahre. Dann beginnen sie in der Not, zu dem Herrn zu schreien. Ein Retter wird gesandt: Ehud, ein Benjaminit.
Benjamin bedeutet „Sohn der rechten Hand“. „Ben“ heißt Sohn, „Jamin“ rechte Hand. Die rechte Hand steht für Gelingen, denn mit der rechten Hand hat man meist mehr Geschick. Am Klavier ist die rechte Hand oft schwieriger, weil die meisten Menschen rechtsbeweglicher sind.
Das ist für Pianisten ein Problem, besonders für Linkshänder. Man hört leicht, wer Linkshänder ist: Die Bässe links sind oft zu laut. Man muss da zurückstecken und mehr rechts geben. Benjamin heißt also „Sohn der rechten Hand“, doch Ehud war links. Das ist ein interessantes Wortspiel.
Linkshänder zu sein ist nichts Komisches, es gibt einfach eine Minderheit. Früher, zu meiner Kindheit, wurden solche Kinder oft gezwungen, mit der rechten Hand zu schreiben, was mühsam und unsinnig war. Heute wird das normal berücksichtigt. Ehud war ein spezieller Mann.
In Vers 15b heißt es: „Die Kinder Israel sandten durch ihn ein Geschenk an Eglon, den König von Moab. Ehud machte sich ein Schwert, das zwei Schneiden hatte, eine Elle lang, und gürtete es unter seinen Rock an seine rechte Hüfte. Er überreichte das Geschenk Eglon, dem König von Moab.“
Eglon war ein sehr fetter Mann. Als er mit der Überreichung des Geschenks fertig war, geleitete er das Volk, das das Geschenk getragen hatte, hinaus. Er selbst kehrte um von den geschnitzten Bildern, die bei Gilgal waren.
Die Delegation brachte eine Steuerabgabe dorthin, und Ehud war dabei. Dann ging die Delegation wieder nach Hause. Bei Gilgal gab es geschnitzte Bilder, Götzenbilder. Das zeigt den jämmerlichen geistlichen Zustand Israels damals.
Von dort kehrte Ehud um und ging in eigener Sache noch einmal zum König zurück. Eglon war fett, weil er gefräßig war. Er konnte seine Essensgelüste nicht kontrollieren. Man darf Menschen, die etwas umfangreicher sind, nicht einfach verurteilen, denn es gibt verschiedene Gründe und körperliche Schwierigkeiten, die dazu führen.
Hier aber haben wir einen Mann, der fett war – und zwar verschuldet durch sein Verhalten. Als er mit der Geschenkübergabe fertig war, geleitete er das Volk hinaus. Er selbst kehrte um von den geschnitzten Bildern bei Gilgal und sprach: „Ein geheimes Wort habe ich an dich, o König.“ Er sagte: „Still!“ und alle, die bei ihm standen, gingen hinaus.
Man muss sich das konkret vorstellen: Ehud war Linkshänder. Er hatte ein Schwert, das er selbst gemacht hatte – eine fantastische Waffe. Es war ein gerades Schwert, kaum bekannt im Nahen Osten damals, wo man normalerweise Sichelschwerter kannte.
Er hatte das gerade Schwert mit zwei Schneiden an der rechten Seite. Mit der linken Hand ging er unverdächtig darüber. Hätte er mit der rechten Hand gegen die linke Seite gestochen, wäre das verdächtig gewesen. So sagte er: „Ich habe ein geheimes Wort an dich.“ Eglon war ein Egoist. „Ein geheimes Wort, nur für mich. Geht niemanden etwas an.“
Dann sagte er „Pfff“, und alle wussten, dass sie gehen mussten. Es war nur für Eglon bestimmt. In Vers 20 heißt es: „Als Ehud zu ihm hereinkam, saß er in dem Obergemach der Kühlung, das für ihn allein war.“
Dieser Raum war nur für ihn. Damals gab es keine Klimaapparate, aber Mauern wurden so gebaut, dass Luft durchzog und Kühlung brachte. Ich habe das mal erlebt, als ich mit meiner Frau in einem Quartier südlich vom Toten Meer war. Dort gab es Räume mit Gittern statt Mauern, und die Luft ging durch. Im Juli war es dort sehr heiß, und so konnte man Kühlung erzielen.
Ehud sprach: „Ein Wort Gottes habe ich an dich.“ Er stand auf, streckte seine linke Hand aus, nahm das Schwert von der rechten Hüfte und stieß es ihm in den Bauch. Es drang so tief ein, dass sogar der Griff in der Klinge steckte. Das Fett schloss sich um die Klinge, denn er zog das Schwert nicht aus dem Bauch.
Die Klinge fuhr zwischen den Beinen hinaus. Ehud ging hinaus in die Säulenhalle, schloss die Tür des Obergemachs hinter sich zu und verriegelte sie. Als er hinausgegangen war, kamen seine Knechte und sahen, dass die Tür verriegelt war. Sie sprachen: „Gewiss bedeckt er seine Füße im Gemach der Kühlung“, und sie warteten, bis sie sich schämten.
„Die Füße bedecken“ ist ein Euphemismus für „auf die Toilette gehen“. Damals bedeckte das lange Kleid die Füße, wenn man auf die Toilette ging. Wenn man wieder aufstand, waren die Füße sichtbar. Die Knechte dachten also, er sei auf der Toilette und konnten ihn nicht stören.
Aber es ging lange, so lange, dass sie sich schämten. Schließlich öffneten sie die Tür und fanden ihren Herrn tot am Boden liegen. Ehud war entronnen, während sie zögerten. Er war über die geschnitzten Bilder hinaus gelangt und floh nach Seira.
Als er ankam, stieß er in die Posaune auf dem Gebirge Ephraim. Die Kinder Israel zogen mit ihm vom Gebirge herab, und er führte sie an. Von Jericho ging es die Berge hinauf zum Gebirge Ephraim. Dort holte er militärische Unterstützung.
Die Kinder Israel zogen mit ihm vom Gebirge hinab ins Jordantal bei Jericho. Er sprach zu ihnen: „Jagt mir nach, denn der Herr hat eure Feinde, die Moabiter, in eure Hand gegeben.“ Sie zogen ihm nach, nahmen den Moabitern die Furten des Jordan, also die Übergänge, und ließen niemanden hinübergehen.
Sie schlugen die Moabiter zu zehntausend Mann, alle kräftigen und streitbaren Männer. Keiner entkam. Moab wurde an diesem Tag unter die Hand Israels gebeugt, und das Land hatte achtzig Jahre Ruhe.
Jetzt möchte ich die Besonderheit von Ehuds Schwert erklären. Ich habe noch einige Punkte zu Othniel zusammengestellt: die Bedeutung der Namen Kirjat-Sefer, Debir und wo diese Wörter sonst noch in der Bibel vorkommen. Noch etwas habe ich nicht gesagt: Der Feind damals hieß Kuschan-Rischataim. Kuschan bedeutet „schwarz“ und Rischataim „Doppelgottlosigkeit“. Der Name spricht für sich, wie das Volk Israel durch Unklarheiten auf dem Gebiet der Ehe unter die Herrschaft der „schwarzen Doppelgottlosigkeit“ geriet.
Zum Schwert Ehuds: Im Nahen Osten von 2000 bis 1200 v. Chr. waren Sichelschwerter üblich. Das sind gekrümmte Schwerter mit nur einer Schneide. Man stach nicht, sondern schlug damit. Wenn man Rüstungen aus Leder hatte, musste man die Rüstung durchschlagen, um sie zu öffnen.
Daher liest man oft in der Bibel, dass jemand mit dem Schwert geschlagen wurde. Das war die typische Kampfart. In Europa kannte man damals schon gerade Schwerter mit zwei Schneiden, im Nahen Osten aber nicht.
Das Besondere ist, dass Ehud sich ein gerades Schwert mit zwei Schneiden machte, wie Richter 3 sagt. Das erinnert an Hebräer 4,12, wo das Wort Gottes als zweischneidiges Schwert beschrieben wird, das alles durchdringt. Ehud sagt selbst: „Ich habe ein Wort Gottes an dich.“ Dann benutzt er sein gerades Schwert.
Nach der strengen biblischen Chronologie war das um 1480 v. Chr., deutlich vor 1200 v. Chr., als die Philister ins Land kamen. Die Philister brachten das europäische gerade Schwert mit, was eine militärische Revolution im Nahen Osten bedeutete.
Sie waren so erfolgreich, dass in späteren Zeiten des Buchs der Richter, nach 1200 v. Chr., die Philister die Hauptgegner Israels wurden. Die Geschichte von Simson zeigt das, ebenso die Geschichten von Eli und Saul. David errang schließlich den Sieg über die Philister.
Die Philister brachten also das gerade Schwert, eine Revolution. Ehud war seiner Zeit voraus und hatte schon um 1480 v. Chr. ein gerades Schwert. Das war eine Überraschung, zumal er es unter seinen Kleidern verborgen trug. Die linke Hand war unverdächtig.
Das ist die Hintergrundpointe dieser Geschichte. Manche lesen sie einfach und denken nur an Ehud. Dahinter steckt aber eine militärische Revolution, die Gott benutzte, um Israel aus der Knechtschaft der Moabiter zu befreien, nachdem sie zum Herrn geschrien hatten.
Im letzten Vers lesen wir: „Nach ihm kam Schamgar, der Sohn Anatz, und schlug sechshundert Philister mit einem Rinderstachel und rettete Israel.“ Von diesem ungewöhnlichen Mann habe ich schon gesprochen.
Mit einem Rinderstachel erfolgreich zu sein, hätte man nie gedacht. Gott benutzt sowohl Superwaffen als auch einfache Mittel. Im gleichen Kapitel sehen wir den Kontrast zwischen der Superwaffe, dem geraden Schwert mit zwei Schneiden, und dem Rinderstachel.
Der Rinderstachel ist auch ein Bild für das Wort Gottes. In Prediger 12 heißt es: „Die Worte der Weisen sind wie Treibstacheln und wie eingeschlagene Nägel, die gesammelten Sprüche, gegeben von einem Hirten.“
Das Wort Gottes ist wie Treibstacheln. Wenn wir geistlich faul sind, kann uns das Wort stechen, sodass wir wie gestochen aufstehen. So wirkt das Wort Gottes. Ein Vers kann so treffen.
Warum benutzt man Treibstacheln? Man könnte auch anders Schmerzen zufügen. Aber mit einem Rinderstachel schlagen die Kühe aus, und das hilft. Der Herr Jesus sagt zu Paulus in der Bekehrungsgeschichte in Apostelgeschichte 26: „Es ist zu hart für dich, den Stachel auszuschlagen.“ Paulus war blind und auf falschem Weg. Der Herr kam ihm entgegen und traf ihn mit seinem Wort. Paulus fragte: „Wer bist du, Herr?“ Jesus antwortete: „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“ Paulus schlug aus, aber jetzt war Schluss. Das Wort erreichte ihn.
Zum Schluss noch etwas zu Ehud: Die Feinde im Land, auch im Buch Josua, sind ein Bild für Satan und seine Engel, die Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern (Epheser 6). Sie wollen uns aus unserem geistlichen Besitz vertreiben, damit wir Rückschritte machen und uns nicht an Jesus freuen können.
Sie haben einen Bundesgenossen in uns: unsere sündige Natur. Diese ist vielfältig, unter anderem faul. Woher kommt geistliche Faulheit und Stumpfheit? Aus unserem Fleisch.
Der Feind Moab, Eglon, war ein fetter Mann, der das Leben genießen wollte. Falsches Genießen kann uns geistlich lähmen. Egoismus ist auch ein Problem. Eglon hatte ein Zimmer der Kühlung nur für sich allein – ein Bild für Egoismus.
Natürlich braucht man Zeiten der Ruhe. Der Herr Jesus sagt den Jüngern: „Kommt her und ruht euch ein wenig aus“ (Markus 6,31). Aber es gibt auch Ruhe, die aus Egoismus entsteht.
Hier sehen wir, wie das Problem überwunden wird. Ehud nimmt das Schwert in die linke Hand und das Wort Gottes. Das Problem wird getroffen und beseitigt. So können wir das praktisch auf unser Leben übertragen.
Jetzt ist Zeit für etwas Ruhe. Um 18.00 Uhr gibt es dann das Abendessen.
Die zweite Abfallgeschichte: Unterdrückung durch Eglon von Moab
Ja, dann gehen wir gleich weiter mit der zweiten Geschichte. Wir kommen ja gut voran.
Vers 12: Und die Kinder Israel taten wiederum, was böse war in den Augen des Herrn. Daraufhin stärkte der Herr Eglon, den König von Moab, gegen Israel, weil sie taten, was böse war in seinen Augen.
Er versammelte die Kinder Ammon und Amalek zu sich und zog gegen Israel. Dabei eroberte er die Palmenstadt. Die Kinder Israel dienten daraufhin Eglon, dem König von Moab, achtzehn Jahre lang.
Das ist also die zweite Abfallsgeschichte. Die Zucht kam durch Eglon von Moab, beschrieben in den Versen 12 bis 14.
Anschließend folgt in den Versen 15 bis 30 die Rettung durch Ehud.
Im letzten Vers wird außerdem der nächste Richter erwähnt, Shamgar.
Geographische Lage von Jericho und Moab
Jetzt schauen wir uns ein wenig die Geographie an. Hier sehen wir Jericho, etwas nördlich vom Toten Meer, ganz nahe am Jordan. Das Land Moab lag auf der anderen Seite des Toten Meers, im heutigen Jordanien.
Mit der Satellitenkarte wird das noch deutlicher sichtbar: Hier ist das Land Moab auf der anderen Seite des Toten Meers, und hier liegt Jericho. Diese Feinde kamen über den Jordan und eroberten Jericho.
Die Stadt wird hier einfach die Palmenstadt genannt. Doch aus 5. Mose 34 wissen wir, dass Jericho tatsächlich die Palmenstadt genannt wird. Das hat eine besondere Bedeutung: Ausgerechnet diese Stadt wurde vom Feind erobert.
Jericho war der Inbegriff des Sieges im Buch Josua. Es war die erste Festung, dieses gewaltige Bollwerk, das sich Israel entgegenstellte, um überhaupt ins verheissene Land zu gelangen. Dann folgte der überwältigende Sieg: Die Mauern von Jericho fielen.
Doch jetzt kommt der Feind und nimmt diese Stadt ein. Von dort aus wird Israel unterdrückt. Außerdem hat er sich noch die Ammoniter zu Hilfe geholt. Ammon lag im heutigen jordanischen Gebiet, auf der anderen Seite des Jordans, nördlich vom Toten Meer.
Man sieht also, warum sie genau nach Jericho kamen. Für die Moabiter und die Ammoniter war das ein direkter erster Zugang, um gegen das Land Israel zu kämpfen.
Die Befreiung durch Ehud, den linkshändigen Benjaminiter
Ja, und dann lesen wir in Vers 15: „Und die Kinder Israel schrien zu dem Herrn, und der Herr erweckte ihnen einen Retter, Ehud, den Sohn Geras, einen Benjaminiter, einen Mann, der links war.“
Die Kinder Israel sandten durch ihn ein Geschenk an Eglon, den König von Moab. Das ist ein klares Schulbeispiel: Wegen ihrer Untreue werden sie in die Hand der Feinde gegeben – diesmal länger als zuvor, nicht mehr acht Jahre, sondern achtzehn Jahre.
In ihrer Not beginnen sie, zu dem Herrn zu schreien. Daraufhin wird ein Retter geschickt, diesmal Ehud, ein Benjamiter.
Was bedeutet eigentlich Benjamin? „Ben“ heißt Sohn, „Jamin“ bedeutet rechte Seite, also rechte Hand. Der Name bedeutet also „Sohn der rechten Hand“ und steht symbolisch für Erfolg, denn mit der rechten Hand hat man meist mehr Geschick.
Deshalb ist am Klavier normalerweise die rechte Hand für schwierigere Partien zuständig, weil die meisten Menschen mit der rechten Hand beweglicher sind. Für Linkshänder ist das natürlich eine Herausforderung. Man erkennt Linkshänder oft daran, dass bei ihnen die Bässe links zu laut sind. Man muss also manchmal zurückstecken und der rechten Hand mehr Raum geben.
Benjamin bedeutet also eigentlich „Sohn der rechten Hand“. Doch von Ehud wird gesagt, dass er links war. Das ist ein interessantes Wortspiel.
Linkshänder zu sein ist überhaupt nichts Ungewöhnliches. Es gibt einfach eine Minderheit von Linkshändern. Früher, zu meiner Kindheit, wurden diese Kinder oft darauf trainiert, mit der rechten Hand zu schreiben, was sehr mühsam und eigentlich unsinnig war. Heute wird das ganz normal berücksichtigt. Trotzdem ist es etwas Besonderes, ein bisschen speziell.
So ist auch Ehud ein etwas besonderer Mann, den Gott benutzt hat. Gerade die Tatsache, dass er links war, wird eine besondere Rolle spielen.
Übrigens erfahren wir später im Buch der Richter noch von vielen Benjaminitern, die außerordentliche Scharfschützen waren. Sie waren alle Linkshänder aus dem Stamm Benjamin, dem Stamm des „Sohnes der rechten Hand“.
Ehuds geheimes Schwert und die Ermordung Eglons
Und dann lesen wir in Vers 15b: „Und die Kinder Israel sandten durch ihn ein Geschenk an Eglon, den König von Moab.“ Ehud machte sich ein Schwert, das zwei Schneiden hatte und eine Elle lang war. Er gürtete es unter seinen Rock an seine rechte Hüfte.
Dann überreichte er das Geschenk Eglon, dem König von Moab. Eglon aber war ein sehr fetter Mann. Als er mit der Überreichung des Geschenkes fertig war, geleitete er das Volk, das das Geschenk getragen hatte, hinaus. Er selbst aber kehrte um von den geschnitzten Bildern, die bei Gilgal waren.
Die Delegation musste eine Steuerabgabe nach Moab bringen, und Ehud war mit dabei. Danach kehrte die Delegation wieder nach Hause zurück. Als sie bei Gilgal waren, erinnert uns das an den Ausgangspunkt des Sieges über Jericho. Doch dort gab es geschnitzte Bilder, also Götzenbilder. Das zeigt den jämmerlichen geistlichen Zustand Israels damals.
Von dort kehrte Ehud nochmals um und ging in eigener Sache zum König zurück. Wie gesagt, dieser Mann war sehr fett. In diesem Zusammenhang sehen wir, dass er fett war, weil er gefräßig war. Er konnte seine Essenstriebe nicht kontrollieren.
Es ist wichtig zu betonen, dass man Menschen, die etwas umfangreicher sind, nicht einfach beurteilen sollte. Es gibt viele Gründe und körperliche Schwierigkeiten, die dazu führen können. Aber hier haben wir ein Beispiel von einem Mann, der fett war – und zwar verschuldet durch sein Verhalten.
Es geschah, als Eglon mit der Überreichung des Geschenkes fertig war, dass er das Volk, das das Geschenk getragen hatte, hinausleitete. Er selbst kehrte um von den geschnitzten Bildern bei Gilgal und sprach: „Ein geheimes Wort habe ich an dich, o König.“ Er sagte: „Still!“ Und alle, die bei ihm standen, gingen von ihm hinaus.
Man muss sich das ganz konkret vorstellen: Ehud war Linkshänder. Deshalb hatte er dieses Schwert, das er selbst hergestellt hatte. Es war eine fantastische Waffe – etwas, das man im Nahen Osten damals kaum kannte: ein gerades Schwert. Kein Sichelschwert, wie üblich. Das war eine totale Neuerung in der Militärgeschichte.
Er trug das gerade Schwert mit zwei Schneiden an der rechten Seite. Wenn er dann mit der linken Hand darüber strich, war das nicht verdächtig. Es wäre verdächtig gewesen, wenn er plötzlich mit der rechten Hand zur linken Seite gegangen wäre. Dann hätte der Feind vermuten können, dass er etwas vorhat.
So ging er mit der linken Hand zur rechten Seite und sagte: „Ich habe ein geheimes Wort an dich.“ Dieser Mann war ein Egoist. Ein geheimes Wort, nur für sich. Das geht niemanden etwas an. Er wollte es nur dem König sagen. Dann sagte er „Pfff“ – und alle wussten, dass sie jetzt gehen mussten. Das war nur für Eglon bestimmt.
In Vers 20 heißt es: „Und als Ehud zu ihm hereinkam, saß er in dem Obergemach der Kühlung, das für ihn allein war.“ Man sieht, dieser König hatte ein spezielles Zimmer. Es wird betont, dass es nur für ihn allein war.
Wie funktioniert eine Kühlung damals? Natürlich gab es keine Klimaapparate wie heute. Man konnte Mauern bauen, die sehr luftdurchlässig waren, so dass Durchzug entstand. Ich habe das einmal erlebt: Ich war mit meiner Frau in einem Quartier südlich vom Toten Meer. Vor unserem Zimmer gab es einen größeren Raum mit Gittern statt Mauern. Dort ging die Luft durch, und es war im Juli sehr heiß. Durch diese Bauweise gab es eine Art Kühlung.
Genau so hatte Eglon einen Raum, der wirklich nur für ihn allein war. Ehud sprach dann: „Ein Wort Gottes habe ich an dich.“ Er stand auf vom Stuhl, streckte seine linke Hand aus – wie ich erklärt habe – und nahm das Schwert von seiner rechten Hüfte. Dann stieß er es in den Bauch des Königs.
Das Schwert drang so tief ein, dass sogar der Griff in den Bauch eindrang. Das Fett schloss sich um die Klinge, denn Ehud zog das Schwert nicht aus dem Bauch. Die Klinge fuhr hinaus zwischen den Beinen. Ehud ging in die Säulenhalle hinaus, schloss die Tür des Obergemachs hinter sich zu und verriegelte sie.
Als er hinausgegangen war, kamen seine Knechte und sahen, dass die Tür des Obergemachs verriegelt war. Sie sagten: „Gewiss bedeckt er seine Füße im Gemach der Kühlung.“ Sie warteten und schämten sich.
Ich muss erklären, was „die Füße bedecken“ bedeutet. Das ist ein schöner Ausdruck für „auf die Toilette gehen“. Man nennt das einen Euphemismus. Ein Euphemismus ist ein Ausdruck, der etwas beschönigend umschreibt, was man nicht direkt sagen möchte.
Zum Beispiel sagt man in England, wenn man auf Besuch ist: „Can I wash my hands?“ Natürlich wissen alle, dass man eigentlich auf die Toilette muss, aber man sagt es nicht direkt.
„Die Füße bedecken“ bedeutet also, auf die Toilette gehen. Damals trug man lange Kleider. Wenn man auf die Toilette ging, bedeckte das Kleid die Füße ganz. Wenn man wieder aufstand, waren die Füße wieder sichtbar.
Die Knechte dachten also, dass er auf der Toilette sei und wollten ihn nicht stören. Aber es dauerte sehr lange. Wahrscheinlich hatte er ein riesiges Geschäft zu erledigen. Deshalb heißt es hier, sie schämten sich.
Doch siehe, er öffnete die Tür des Obergemachs nicht. Da nahmen sie den Schlüssel, schlossen auf und fanden ihren Herrn tot am Boden liegen. Ehud war entronnen, während sie zögerten.
Er war über die geschnitzten Bilder hinausgelangt und ging nach Seira. Als er ankam, stieß er die Posaune auf dem Gebirge Ephraim. Die Kinder Israel zogen mit ihm vom Gebirge herab, und er ging vor ihnen her.
Man sieht hier Jericho. Nun gehen wir die Berge hinauf zum Gebirge Ephraim. Dort holte Ehud militärische Unterstützung. Die Kinder Israel zogen mit ihm von den Gebirgen hinab in das Jordantal bei Jericho. Ehud fuhr ihnen voran.
Er sprach zu ihnen: „Jagt mir nach, denn der Herr hat eure Feinde, die Moabiter, in eure Hand gegeben.“ Sie zogen ihm nach und nahmen den Moabitern die Furten des Jordan ab. Das waren die Übergänge, über die man nach Moab fliehen konnte. So schnitten sie den Fliehenden den Weg ab und ließen niemanden hinübergehen.
Sie schlugen die Moabiter zu zehntausend Mann – alle kräftigen und streitbaren Männer – und keiner entkam. Moab wurde an demselben Tag unter die Hand Israels gebeugt, und das Land hatte Ruhe achtzig Jahre.
Die Bedeutung von Ehuds Schwert und der militärische Kontext
Ja, und jetzt will ich gleich noch die Besonderheit dieses Schwertes erklären. Hier habe ich übrigens noch ein paar Punkte zu Othniel zusammengestellt, zur Bedeutung des Namens Kirja Zephyr, zu Debir und wo dieses Wort sonst noch in der Bibel vorkommt.
Noch etwas habe ich nicht gesagt: Der Feind damals hieß Kuschan Rishataim. Kuschan bedeutet „schwarz“ und Rishataim steht für „Doppelgottlosigkeit“. Der Name spricht für sich selbst. Das Volk Israel kam durch diese Unklarheit auf dem Gebiet der Ehe wirklich unter die Herrschaft der schwarzen Doppelgottlosigkeit.
Nun etwas zu Ehuds Schwert. Im Nahen Osten war es in der Zeit von 2000 bis 1200 vor Christus üblich, Sichelschwerter zu verwenden. Das sind also solche etwas gekrümmten Schwerter, wie man sie hier sieht. Sie hatten nur eine Schneide. Mit diesen Schwertern stach man nicht, wie mit den geraden Schwertern, sondern schlug. Wenn man zum Beispiel Rüstungen mit Lederschutz trug, musste man die Rüstung richtig durchschlagen, um sie öffnen zu können.
Darum lesen wir auch in der Bibel immer wieder, dass jemand mit dem Schwert geschlagen wurde. Man hat wirklich mit dem Schwert geschlagen, das war die typische Kampfart. In Europa kannte man damals schon gerade Schwerter mit zwei Schneiden, im Nahen Osten jedoch normalerweise nicht.
Das Besondere ist, dass Richter 3 uns sagt, Ehud habe sich ein gerades Schwert mit zwei Schneiden gemacht. Das erinnert uns sofort an Hebräer 4,12, wo erklärt wird, dass das Wort Gottes ein zweischneidiges Schwert ist, das alles durchdringt. Ehud sagt selbst: „Ich habe ein Wort Gottes an dich.“ Und dann benutzt er dieses gerade Schwert.
Nach der strengen biblischen Chronologie war das um 1480 v. Chr., also deutlich vor 1200 v. Chr., als es die Philister gab. Damals gab es eine große philisterische Einwanderung aus der Ägäis, also aus dem Mittelmeerraum, von Inseln im Mittelmeer. Sie kamen in den heutigen Gazastreifen und die Umgebung und brachten das europäische gerade Schwert mit.
Damit brachten sie eine militärische Revolution in den Nahen Osten. Die Philister waren so erfolgreich, dass man später im Buch der Richter, nach 1200 v. Chr., die Geschichte von Simson liest. Dort sind die gefährlichen Gegner die Philister, nicht mehr die Moabiter oder Ammoniter.
Dann gibt es die Geschichte mit Eli. Wer war damals das Problem für Israel? Die Philister. Und dann kam Saul. Wer waren die Probleme Sauls? Die Philister. Bis schließlich David über sie den Sieg erringen konnte.
Die Philister, die das gerade Schwert einführten, brachten eine militärische Revolution. Sie waren so erfolgreich und schwer zu bekämpfen. Aber Ehud war wirklich ein Mann, der außerhalb seiner Zeit stand. Bereits um 1480 v. Chr. hatte er dieses gerade Schwert.
Das war natürlich auch eine Überraschung. Er hatte das gerade Schwert unter seiner Kleidung versteckt. Ein Sichelschwert hätte man eher bemerkt, da das Kleid vorne etwas anders fallen würde. Das gerade Schwert war daher gut versteckt. Außerdem benutzte er die linke Hand, was ebenfalls unverdächtig war.
Das ist die Hintergrundpointe dieser Geschichte. Manche lesen sie einfach nur so und denken: „Ja, ja, der Bein.“ Aber dahinter verbirgt sich eine militärische Revolution, die ein Mann Gottes nutzte, um Israel aus der Knechtschaft der Moabiter zu befreien, nachdem sie wirklich zur Einsicht gekommen waren und zum Herrn geschrien hatten.
Shamgar und das Bild des Wortes Gottes als Treibstachel
Und dann lesen wir noch im letzten Vers: Nach ihm kam dann Shamgar, und nach ihm war Shamgar, der Sohn Anatz. Er schlug sechshundert Philister mit einem Rinderstachel und rettete auch er Israel.
Von diesem ungewöhnlichen Mann habe ich schon gesprochen. Mit einem Rinderstachel war er erfolgreich. Man hätte nie gedacht, dass man mit so etwas Erfolg haben kann, aber Gott hat ihn benutzt. Es kommt also nicht auf die Waffe an. Gott kann mit einer Superwaffe helfen, aber auch ohne eine solche.
Darum ist es interessant: Im gleichen Kapitel haben wir den Kontrast zwischen der Superwaffe, dem Geradeschwert mit zwei Schneiden, und dem Rinderstachel. Dieser ist übrigens auch ein Bild für das Wort Gottes. Denn in Prediger 12 heißt es, dass die Worte eben sind wie Treibstacheln.
Ich lese Prediger 12, Vers 11: Die Worte der Weisen sind wie Treibstacheln und wie eingeschlagene Nägel, die gesammelten Sprüche, sie sind gegeben von einem Hirten.
Also ist das Wort Gottes wie Treibstacheln. Wenn wir geistlich faul sind, kann uns das Wort stechen, sodass wir wie Kühe, die gestochen werden, aufstehen. So ist das Wort Gottes. Ein Vers kann uns tief treffen.
Übrigens: Warum benutzt man Treibstacheln? Man hätte ja auch anders von Hand etwas machen können, das ein bisschen Schmerz bereitet. Aber dann bekommt man vielleicht eins von den Kühen. Mit dem Rinderstachel kann man das verhindern. Die Kühe schlagen aus, das nützt nichts. Mit dem Rinderstachel hingegen wirkt es.
Der Herr Jesus sagt zu Saul in der Bekehrungsgeschichte in Apostelgeschichte 26: Es ist zu hart für dich, wieder den Stachel auszuschlagen.
Dieser Mann, der in seiner Blindheit und in seinem falschen Übereifer seinen eigenen Weg ging, dem kam der Herr entgegen und traf ihn mit seinem Wort. „Wer bist du, Herr?“ – „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“ Und Saul schlug aus, aber jetzt war es vorbei. Das Wort hatte ihn wirklich erreicht.
Geistliche Bedeutung der Geschichte Ehuds und der Feinde Israels
Ja, und jetzt noch etwas zum Schluss zu Ehud.
Ich habe erklärt, dass diese Feinde im Land, auch im Buch Josua, ein Bild von Satan und seinen Engeln sind. Diese Mächte der Bosheit wirken in den himmlischen Örtern, wie es in Epheser 6 beschrieben wird. Sie haben das Ziel, uns aus unserem geistlichen Besitz zu vertreiben, damit wir im Glauben Rückschritte machen, nicht vorankommen und uns an dem heilenden Herrn Jesus nicht freuen können.
Natürlich haben sie einen Bundesgenossen in uns: unsere sündige Natur. Diese ist unter anderem sehr vielfältig und auch wirklich faul. Woher kommt geistliche Faulheit und Stumpfheit? Das kommt aus unserem Fleisch.
Hier haben wir also diese Kombination: Der Feind von Moab, Eglon, war ein fetter Mann, der einfach das Leben genießen wollte. Das falsche Genießen, also das Genießenwollen des Lebens, kann uns geistlich lahmlegen. Auch Egoismus spielt eine Rolle: Es geht immer nur um mich, die Kühlung nur für mich, und wenn, dann darf man gar nichts von ihm erwarten. Er ist nur für sich.
Natürlich braucht es Zeiten, in denen man sich zurückziehen kann. Der Herr Jesus sagt ja den Jüngern auch: „Kommt her und ruht euch ein wenig aus“ (Markus 6,31). Aber es gibt auch eine Ruhe, die aus Egoismus entsteht.
Hier haben wir eine Geschichte, in der dieses Problem überwunden wird und der Feind wirklich als solcher erkannt wird. Unter diesem Gesichtspunkt muss man den Kampf sehen: Ehud nimmt die linke Hand und dann das Wort Gottes. Das Problem wird getroffen und schließlich beseitigt.
So können wir das ganz praktisch und gewinnbringend auf unser eigenes Leben übertragen.
Aber jetzt ist Zeit für wieder etwas Ruhe. Wie gesagt, ein wenig Ruhe braucht es. Und um 18.00 Uhr gibt es dann das Abendessen.