Einführung und Kontextualisierung des Gesprächs Jesu mit den Jüngern
Ich bitte gleich Matthias, uns vorzulesen, zunächst bis einschließlich Vers 20.
Als Jesus in das Gebiet von Caesarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger und sprach: „Wer sagen die Menschen, dass ich der Sohn des Menschen sei?“
Sie aber antworteten: Die einen sagen Johannes der Täufer, andere Elija, wieder andere Jeremia oder einer der Propheten.
Dann sprach er zu ihnen: „Ihr aber, wer sagt ihr, dass ich sei?“
Simon Petrus antwortete und sprach: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“
Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: „Glückselig bist du, Simon Bariona, denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist.
Auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen.
Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben, und was du auf der Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein. Ebenso wird, was du auf der Erde lösen wirst, in den Himmeln gelöst sein.“
Dann gebot er den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.
Die Bedeutung von Raum und Zeit in der biblischen Offenbarung
Matthäus gibt genau an, wo das stattgefunden hat, was wir in diesen Versen lesen, nämlich in Caesarea Philippi. Und das ist das Wichtige im Wort Gottes: Die Dinge sind verwurzelt in Raum und Zeit, in den Ereignissen.
Das ist ein ganz wichtiger Gegensatz zu den Mythologien der Religionen wie Buddhismus, Hinduismus usw. Dort spielen viele Göttergeschichten eine Rolle, die sich jedoch unmöglich genau in Raum und Zeit einordnen lassen.
In der Bibel ist das anders. Wir haben es mit einem wirklichen Gott zu tun, der in Raum und Zeit handelt. Deshalb ist es auch wichtig, dass es von Anfang der Bibel an – im gesamten Alten Testament – eine Brücke bis ins Neue Testament gibt, eine durchgehende Chronologie. Denn Gott ist ein Gott, der in der wirklichen Zeit der Geschichte handelt.
Was auffällt, ist, dass vom ersten Buch Mose an bis in die Offenbarung ständig genaue geografische Ortschaften genannt werden. Das liegt daran, dass Gott an ganz bestimmten Orten und zu ganz bestimmten Zeiten wirklich gehandelt hat.
Abgrenzung der biblischen Evangelien von apokryphen Schriften
Zum Beispiel gibt es neben den vier Evangelien, die wir in der Bibel haben, verschiedene sogenannte apokryphe Evangelien.
Zum Beispiel gehören die Apokryphen zu den Schriften, die in katholischen Bibeln am Ende des Alten Testaments eingefügt sind. Im Neuen Testament gibt es in katholischen Bibeln jedoch keine Apokryphen. Glücklicherweise herrscht hier völlige Übereinstimmung über die 27 Bücher.
Außerhalb der Bibel gibt es jedoch Evangelien wie das Thomas-Evangelium. Dieses gilt in der Forschung als eine Fälschung, die um etwa 114 nach Christus geschrieben wurde. Thomas war zu diesem Zeitpunkt schon längst tot, denn der letzte Apostel war Johannes. Er starb etwa um das Jahr 100 nach Christus, zu Beginn der Regierungszeit von Kaiser Trajan. Es gab also keinen lebenden Apostel mehr, und das Thomas-Evangelium ist demnach ein reiner Betrug.
Es gibt auch ein sogenanntes Judas-Evangelium, nicht zu verwechseln mit einem Judasbrief. Das Banwarsevangelium wird beispielsweise oft von Muslimen angeführt.
Interessant ist, dass diese apokryphen Evangelien praktisch keine Ortsangaben enthalten. Warum? Weil diese Angaben nicht wichtig sind – es handelt sich um reine Fantasieprodukte. Wenn man zum Beispiel das Judas-Evangelium liest, fällt auf, wie abstrus es geschrieben ist. Es stammt von gnostischen Sekten, die als Irrlehrer galten. Diese leugneten, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen und ein wirklicher Mensch geworden ist. Sie leugneten auch seine ewige Gottheit und vertraten eine abstruse, mystische Lehre, die eher mythologisch geprägt war.
Deshalb interessieren sie sich nicht für die tatsächlichen Orte. Im Gegensatz dazu sind die Evangelien in der Bibel voll von präzisen Ortsangaben, Fluss- und Gewässernamen sowie genauen Zeitangaben. Dies ist ein Kennzeichen der vier biblischen Evangelien und steht im Kontrast zu diesen viel späteren Fälschungen.
Die Frage Jesu nach seiner Identität und die Antworten der Jünger
Ja, und darum sind wir ausgegangen, Vers 13: Als Jesus in das Gebiet von Caesarea Philippi gekommen war, macht der Herr hier eine Art Meinungsumfrage. Er fragt die Jünger, was die Menschen im Allgemeinen über ihn denken.
Das Ergebnis zeigt, dass die Leute im Allgemeinen überzeugt waren, Jesus Christus habe etwas Übernatürliches an sich. Doch das Traurige ist, dass dies nicht die allgemeine Wahrheit war. Die meisten hielten ihn nicht für den verheißenden Messias, sondern für jemanden wie Johannes den Täufer.
Johannes der Täufer war jedoch bereits geköpft worden. In Matthäus 14 wird diese Ermordung beschrieben. Wenn also immer noch Leute sagen, Jesus sei Johannes der Täufer, würde das bedeuten, dass Johannes der Täufer gestorben und plötzlich wiedergekommen sei. Das wäre eine Erscheinung von einem bereits Verstorbenen – ähnlich wie bei Jeremia oder einem anderen Propheten.
Das klingt sehr nach Reinkarnation, also nach Seelenwanderung. Ein besonderer Fall ist natürlich Elija. Warum? Elija ist ja gar nicht gestorben, sondern wurde entrückt. Das kann man in 2. Könige 2 nachlesen. In diesem Fall wäre er quasi wieder zurückgekommen.
Widerlegung der Reinkarnationslehre anhand biblischer Texte
Aber wo sehen wir ganz klar in der Bibel, dass es keine Reinkarnation gibt? Man muss ja die Munition bereit haben, denn man kommt immer wieder mal ins Gespräch mit Leuten, die sagen, in der Bibel finde man auch die Reinkarnation.
Wieso Johannes 3? Ach so, ja, natürlich, Nikodemus. Wir können das kurz aufschlagen. Er sagt aber eigentlich ganz klar, dass es das nicht gibt und dass das nicht möglich ist.
Der Herr Jesus sagt zu Nikodemus in diesem nächtlichen Gespräch in Johannes 3, dass man von neuem geboren werden muss, um in das Reich Gottes einzugehen. Dann stellt Nikodemus die Frage in Johannes 3, Vers 4. Wenn du es hast, kannst du es lesen, Matthias: Nikodemus spricht zu ihm: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa zum zweiten Mal in den Leib seiner Mutter eingehen und geboren werden?“
Jawohl, kann er? Das ist eine Frage, die eine Antwort verlangt. Nein, nein, ja, das „etwa“ im Deutschen macht klar, dass eine Antwort erwartet wird. Nein! Und das ist im Griechischen übrigens auch so. Dort gibt es nicht das Wort „etwa“, aber ein anderes Wort, das andeutet, dass der Fragesteller erwartet, dass man selbstverständlich „nein“ sagt. Man kann also nicht wieder zurück und nochmals so geboren werden.
In Hebräer 9,27 heißt es: „Es ist dem Menschen einmal gesetzt zu sterben.“ Ja, das ist diese Stelle. Bitte, Matthias, über das Mikrofon, damit der Livestream das auch hört.
Und ebenso, wie es dem Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht. Danke! Wichtig ist, dass dieser Ausdruck „einmal“ im Griechischen ein Zahlwort ist. Darum hat die Elberfelder Bibel das auch kursiv gesetzt, damit man liest: „einmal zu sterben“. Es heißt nicht „einmal zu sterben“, sondern „einmal zu sterben, nicht zweimal“.
Also, das ist dieser Grundsatz für den Menschen, der unter der Sünde steht: Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach das Gericht. Es gibt nach dem Tod keine Möglichkeit mehr für Vergebung.
Erläuterungen zur Sterblichkeit und Auferstehung im biblischen Kontext
Ja, Philipp? Staub werden und zum Staub zurückkehren – das bedeutet, dass man wieder zu Staub wird und fertig ist. Es ist nicht ganz klar, ob das einmalig geschieht, aber ich weiß nicht, wie man zum Staub zurückkehren kann.
In 1. Mose 3 sagt Gott, dass der Mensch sterben muss und wieder zum Staub zurückkehren wird. Dabei wird jedoch nicht gesagt, dass das nur einmal geschieht.
Deshalb ist Hebräer 9 so wichtig: Dem Menschen ist es gesetzt, einmal zu sterben und danach das Gericht zu erfahren. Dabei ist gemeint der sündige Mensch. Wäre der Hebräerbrief auf Hebräisch geschrieben worden, würde hier nicht „Adam“ stehen, um den Menschen zu bezeichnen, sondern „Enoch“ – ein anderes Wort für Mensch, das aber den sterblichen, sündigen Menschen meint.
Dieser Mensch stirbt einmal, und danach kommt das Gericht. Jemand, der versöhnt ist, kann jedoch wieder auferweckt werden, wie zum Beispiel Lazarus, der zweimal gestorben ist. Lazarus war ein Erlöster, also ein Adam, nicht ein Enoch. Auf ihn wartete nach dem Tod nicht das Gericht.
Die Erlösten müssen keine Angst vor Gott als Richter haben. Natürlich gibt es den Richterstuhl Christi, aber hier in Hebräer 9 geht es darum, dass der Mensch dann ins ewige Gericht kommt.
Bei der Entrückung werden alle Gläubigen, die zur Gemeinde gehören und noch nicht gestorben sind, entrückt werden. Sie werden den Tod nie sehen. Für sie ist es gesetzt, nicht noch einmal zu sterben.
Das entspricht auch dem Alten Testament, wo Henoch in 1. Mose 5 und Elija, wie wir bereits gehört haben, nicht gestorben sind. Die beiden wurden entrückt. Sie starben also gar nicht.
Für den verlorenen Menschen gilt jedoch: einmal zu sterben, keine Reinkarnation.
Einfluss griechischer Philosophie auf jüdische und christliche Vorstellungen
Aber das sind ganz ungewöhnliche Gedanken, die hier in Matthäus 16,14 geäußert werden. Wie ist das möglich? Im Alten Testament finden wir nichts von Reinkarnation.
Dieses Denken kam jedoch durch die griechische Philosophie auch ins Judentum hinein. Deshalb findet man selbst bei ultraorthodoxen Juden solche Vorstellungen von Seelenwanderung. Das ist völlig fremd! Kein Satz im Alten Testament erwähnt so etwas, und ebenso keiner im Neuen Testament.
In der griechischen Philosophie gab es jedoch die Lehre von der Seelenwanderung. Diese wurde ab der Zeit Alexanders des Großen verbreitet. Alexander hatte ja die Welt von Griechenland aus über Teile Afrikas bis nach Indien erobert. Dabei wurde die griechische Kultur überall verbreitet, auch in Israel.
Alexander der Große begegnete persönlich in Israel dem damaligen Hohenpriester Jaddua. Er ging ihm sogar entgegen, mit dem Buch Daniel in der Hand. Man zeigte ihm, wo er im Buch Daniel angekündigt ist – in Kapitel 8 und Kapitel 11. Das beeindruckte ihn sehr.
Dieser Einfluss war enorm und drang auch in das Judentum ein. Das ist auch der Grund, warum man zum Beispiel in der Gemeinschaft von Qumran am Toten Meer den Gedanken des Zölibats findet. Zölibat ist etwas so Fremdes im Alten Testament, dass jemand meint, Ehelosigkeit habe vor Gott einen höheren Heiligkeitsgrad als die Ehe.
Dieser Gedanke kam über die griechische Philosophie, besonders durch Platon, ins Judentum. Später gelangte er auch ins Christentum, ebenfalls durch den Einfluss der griechischen Philosophie und nicht durch die Bibel.
Das sind alles fremde Gedanken. Übrigens stammt auch der Gedanke der absoluten schicksalhaften Prädestination aus der griechischen Philosophie. Zum Beispiel kam er über die Lehre der Stoiker ins Judentum. Deshalb findet man ihn in den Schriften von Qumran.
Doch nirgends im Alten Testament ist das zu finden. Dort wird der Mensch als ein Wesen dargestellt, das Entscheidungsfreiheit hat und dafür verantwortlich ist – genauso wie im Neuen Testament.
Caesarea Philippi als kulturelles und religiöses Zentrum
Und so kamen also diese Dinge hinein. Wenn wir jetzt schon bei Caesarea Philippi sind: Alexander der Große hat um 330 vor Christus seine Eroberungszüge gemacht. In den Jahren danach, ab dieser Zeit, als er in Israel aufgetreten ist, sind viele Heiden mit griechischer Kultur an diesen Ort gekommen, nach Caesarea Philippi.
Darum war das auch ein heidnisches Götterzentrum, in dem insbesondere der Gott Pan angebetet und verehrt wurde. In Caesarea Philippi gibt es eine imposante Felswand, die den Ort gewissermaßen überschattet. Am Fuß dieser Felswand befindet sich eine Höhle, die dem Gott Pan geweiht war.
Dort entsprang eine Quelle, eine der vier großen Quellen des Jordans. In dieser Quelle, die tief ins Erdinnere reichte, wurden dem Gott Pan Ziegen geopfert. Der Gott Pan wurde dargestellt als ein Menschenwesen mit Ziegenunterteil, also mit Ziegenfüßen und Hörnern – genau die Darstellung, die im Mittelalter verbreitet war für den Satan.
So wurde der Pan verehrt, und gerade dieses Caesarea Philippi war ein starkes heidnisches Zentrum des Götzendienstes, und zwar von griechischer Kultur. Da fragte Herr Jesus: Was denken die Menschen? Wir sehen, dass die Juden so durch die griechische Kultur verblendet wurden, dass sie auf solche Ideen kamen, etwa: Das ist Johannes der Täufer oder das ist Jeremia, einer der Propheten, die wiedergekommen sind.
Das Bekenntnis des Petrus und seine Bedeutung
Und dann kommt eben der Kontrast: Jesus stellt die Frage: „Ihr aber, wer sagt ihr, dass ich sei?“
Simon Petrus gibt darauf die wunderbare Antwort. In Vers 16 liest du nochmals: „Matthias Simon Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“
Das ist ein wunderbares, klares Bekenntnis: Jesus Christus ist der Messias. Er ist nicht einfach eine übernatürliche Erscheinung, sondern der Messias.
Darum bringt es den Menschen in der heutigen Zeit nichts, wenn sie sagen: „Ja, Jesus Christus war ein ganz besonders guter Mensch oder eine ganz besondere Erscheinung.“ Das bringt gar nichts. Es geht darum, ob er der Messias ist oder nicht.
Wichtig ist, dass man erkennt: Er ist der Messias, das heißt der Verheißene, der im Alten Testament als Erlöser angekündigt wurde. Der Christus heißt „der Gesalbte“ auf Griechisch und ist die Übersetzung des hebräischen Wortes Messias.
Also sagt Petrus hier: „Du bist der Messias“, und zwar der Sohn des lebendigen Gottes.
Das hat eine besondere Bedeutung im Zusammenhang mit Caesarea Philippi.
Politische und religiöse Brisanz des Bekenntnisses in Caesarea Philippi
Dieses Gebiet von Caesarea Philippi gehörte bereits zum riesigen Königreich von Herodes dem Großen. Herodes der Große, bekannt als der Kindermörder von Bethlehem, herrschte über ein Königreich, das das heutige Israel und das sogenannte besetzte Westjordanland umfasste. Dieses Gebiet war damals ein ganz normaler Teil von Israel. Sein Reich reichte jedoch auch bis nach Libanon, Syrien und Jordanien. Man kann sagen, es war damals Großisrael.
Caesarea Philippi, am Fuß des Berges Hermon gelegen, gehörte ebenfalls zu seinem Königreich. Herodes ließ dort einen Kaisertempel errichten, und zwar direkt in die Panhöhle hinein. Das Allerheiligste des Tempels war genau diese Höhle. Direkt an die Höhle angebaut befand sich ein großer Saal, das Heilige. Heute kann man noch Überreste dieses Kaisertempels sehen.
Man muss also feststellen, dass Caesarea Philippi nicht nur ein Zentrum griechischer Kultur und Götzendienstes war, wo man auch an Wiedergeburt glaubte, sondern auch ein Zentrum der Kaiserverehrung. Herodes der Große hatte diesen Tempel für den Kaiser seiner Zeit gebaut – für Kaiser Augustus.
Wer war Kaiser Augustus? Woher kam er und was war sein Hintergrund? Sein eigentlicher Name war Oktavian. Er war ein Erbe unter Caesar. Tatsächlich war er ein Großneffe von Julius Caesar, der ihn jedoch als seinen Sohn adoptierte.
Die Geschichte ist bekannt: Julius Caesar wurde 44 vor Christus ermordet. Zwei Jahre später erklärte ihn der Senat zum Gott. Nach seinem Tod wurde er vergöttlicht und man nannte ihn den göttlichen Julius. Sein Adoptivsohn nannte sich daraufhin Divi Filius, also Sohn des Göttlichen.
Hier muss man den Zusammenhang sehen. Petrus sagt zu Jesus: „Du bist der Christus.“ Das bedeutet, der Messias – der von Gott gesalbte König, Priester und Prophet. Der Messias hat auch eine politische Bedeutung, denn im Alten Testament heißt es, dass er eines Tages kommen und die Herrschaft über die ganze Welt übernehmen wird.
Es ist also sehr bedeutsam, dass Jesus diese Frage in Caesarea Philippi stellt – genau dort, wo sich der Kaisertempel und der Kaiserkult befanden. Petrus sagt: „Du bist der Weltherrscher, der von Gott gesalbte Weltherrscher.“ Das hat politische Brisanz.
Petrus fügt hinzu: „Du bist der Sohn des lebendigen Gottes“ – nicht des toten Julius Caesar, der nur adoptiert wurde. Das hat eine tiefere Bedeutung. Es heißt nicht nur: „Du bist der Christus, der Messias“, sondern auch: „Du bist der Sohn des lebendigen Gottes, des Gottes, der alles ins Dasein gerufen hat.“ Nicht von einem Mann, der von seinen Feinden brutal ermordet wurde. Wo war da noch seine Allmacht?
Der Kontrast könnte kaum größer sein als das, was wir hier sehen.
Die Glückseligkeit des Petrus durch göttliche Offenbarung
Und nun geht Jesus darauf ein, in Vers 17, und erklärt: Glückselig bist du, Simon Barjona, denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist.
Das Wort „Glückselig“ ist ein ganz wichtiges Wort in der Bibel. Es kommt nicht nur in den Seligpreisungen der Bergpredigt vor. Diese wunderbare Predigt Jesu in Matthäus 5 bis 7 beginnt neunmal mit „Glückselig“. Viele Übersetzungen, zum Beispiel nach Luther, verwenden „selig“. Doch das ist irgendwie noch zu schwach. Darum hat die Elberfelder Übersetzung das griechische Wort „makarios“ mit „glückselig“ wiedergegeben.
Dieses Wort bedeutet nicht, dass jemand einfach nur in Hochstimmung ist oder übersprudelt. Das Wort „glückselig“, das auch im Alten Testament viele Male vorkommt, bezeichnet ein inneres Glück, das aus einer tiefen Beziehung mit dem allmächtigen Gott entsteht. Es drückt auch aus, dass man unter dem besonderen Segen Gottes steht.
So beginnt ja auch der erste Psalm: „Glückselig der Mann, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen, und nicht steht auf dem Weg der Sünder, und nicht sitzt auf dem Sitz der Spötter, sondern seine Lust hat an dem Gesetz des Herrn und darüber singt Tag und Nacht.“ Dann wird dieser Mann verglichen mit einem Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt.
Das ist dieses Glückselig: jemand, der den Weg Gottes geht, der die Heilige Schrift liebt und nachlebt, der davon erfüllt ist. In seinen Gedanken denkt er nicht nur tagsüber, sondern auch nachts, wenn er nicht schlafen kann, an Gottes Wege und Gottes Gedanken.
So sagt der Herr Jesus: Glückselig bist du, Simon Barjona. Denn das ist nicht etwas, was ihm irgendwelche Menschen beigebracht haben, Fleisch und Blut, sondern das hat der Vater im Himmel offenbart.
Wenn jemand erkennt, wer Jesus Christus wirklich ist, dann ist das eigentlich jedes Mal ein Wunder. Der Vater im Himmel muss die verschlossenen Augen des Menschen öffnen, damit er Jesus erkennen kann. Sonst fällt man in solche Irrtümer wie die Menschen, die meinten: „Es ist Johannes der Täufer, einer der Propheten. Irgendetwas Besonderes, ja, aber nicht der von Gott gesandte Retter, der Sohn des lebendigen Gottes!“
Die Bedeutung des Namens Simon Barjona und aramäische Ausdrücke im Neuen Testament
Hier wird uns mitgeteilt, wie der Vater von Simon Petrus hieß, nämlich Jonah. Und was bedeutet „Bar“? Auf welcher Sprache? Aramäisch. Auf Hebräisch wäre es „Ben“, also „Bar Jona“.
Im Neuen Testament gibt es viele Ausdrücke, die auf Aramäisch sind. Es ist nicht nur „Bar“, sondern zum Beispiel auch „Abba“ (Markus 14). Auch der Ruf des Herrn am Kreuz „Eli, Eli, Lama Schabachtani“ ist aramäisch. In unserer Bibel steht jedoch „Sabachtani“. Das liegt daran, dass das Neue Testament ja auf Griechisch geschrieben wurde.
Wenn man Aramäisch mit griechischen Buchstaben schreibt, ist das nicht ganz einfach, weil zum Beispiel der „Sch“-Laut im Griechischen nicht existiert. Man nimmt dann oft ein Sigma, ein „S“. So wird aus „schabak“ dann „sabak“. Ursprünglich ist das Wort mit einem „Chi“ geschrieben, also „sabach“. Im Aramäischen wird das eigentlich mit einem „Kuh“-Laut ausgesprochen.
Darum heißt es in Matthäus 27: „Eli, Eli, Lama, Schabachtani“.
Philipp wollte noch etwas ergänzen: „Amen“ ist sowohl hebräisch als auch aramäisch. Im Alten Testament kommt „Amen“ häufig vor, also im hebräischen Alten Testament.
Typisch aramäische Ausdrücke gibt es noch viele weitere. Aus den Evangelien kennen wir einige, aber auch aus den Briefen, zum Beispiel in Römer 8 und am Schluss des 1. Korintherbriefs Kapitel 16 findet sich „Maranatha“.
Das ist nicht Hebräisch, sondern Aramäisch. „Mara“ oder „Maran“ bedeutet „Herr“ auf Aramäisch. „Maran ata“ heißt „Der Herr kommt“. Das Wort „Maranatha“ ist ein Ausdruck der christlichen Erwartung der Wiederkunft des Herrn Jesus.
Diese Wiederkunft kann jederzeit stattfinden. Es muss nichts vorher zwingend erfüllt sein. Deshalb sagt Paulus: „Maranatha, unser Herr kommt.“
Die Charakterentwicklung von Simon Petrus und die Bedeutung seiner Namensgebung
Ja, also jetzt hier Simon bar Jonah. Wir wissen, dass Simon Petrus’ Vater Jonah hieß und dass der Herr das hier so speziell erwähnt hat. Das hat auch noch eine besondere Bedeutung.
Was für ein Mann war Jonah? Er war ein Prophet, aber sein Charakter war nicht der allereinfachste. Und wir sehen in den Evangelien, dass auch Simon Petrus keinen einfachen Charakter hatte. Trotzdem hat Gott diesen Jonah erwählt und ihn durch Schwierigkeiten hindurch geformt. So konnte er ihn dann gebrauchen als Israeliten, der den Heiden die frohe Botschaft der Vergebung bringt. Die Niniviten sind ja auf die Predigt von Jona zum Glauben gekommen. Wir werden gleich sehen, dass das im Weiteren noch eine sehr besondere Bedeutung hat, die unsere Verse betreffen.
Was auch noch interessant ist: Der Herr Jesus nennt ihn hier nicht Petrus, sondern Simon. In Vers 16 schreibt Matthäus: „Simon Petrus aber antwortete und sprach.“ Was hat es zu bedeuten, wenn der Herr Jesus Simon sagt, und was bedeutet es, wenn er Petrus sagt?
Es geht um den alten Menschen und den neuen Menschen. Simon war ja der Name, den er bei der Beschneidung am achten Tag bekommen hat. Das beschreibt diesen Mann in seinem natürlichen Zustand. Aber er kam zur Bekehrung und erkannte damals, als Johannes am Jordan in der Nähe von Jericho taufte – wie es in Johannes 1 beschrieben ist –, den Herrn Jesus. Sein Bruder Andreas hatte ihn zu Jesus geführt. Da gab der Herr Jesus ihm den Namen Petrus.
Petrus ist also sein Name als Mensch, der den Messias erkannt hat und zur Bekehrung gekommen ist. Wenn also „Simon“ steht, erinnert das mehr an das alte Wesen. „Petrus“ erinnert mehr an das neue Wesen. Matthäus sagt nun „Simon Petrus“, aber antwortete. Das ist der Mann, der beides in sich vereint.
Auch als Gläubige haben wir immer noch die Sünde, also diese sündige Natur, die wir von Adam geerbt haben. Römer 5,12 und folgende machen das klar. Diese Natur haben wir immer noch. Darum entsprechen wir als Gläubige heute immer dem, was die Bibel sagt: Simon Petrus.
Das Wunderbare ist aber, dass der Vater diesem Simon, einem sündigen Menschen, den Herrn Jesus offenbart hat.
Die Fürbitte Jesu für Simon Petrus vor seinem Versagen
Eine weitere Verbindung möchte ich zu Lukas 22 herstellen. Am letzten Abend vor der Kreuzigung war Petrus überzeugt, dass er den Herrn nicht im Stich lassen würde, auch wenn es alle anderen täten. Er war sich sicher, dass er nicht versagen würde. Doch genau in dieser Nacht versagte er völlig und verleugnete den Herrn auf schmähliche und schwerwiegende Weise.
Der Herr hatte dies jedoch vorausgesehen. Schauen wir uns dazu Lukas 22, Vers 31-32 an: „Der Herr aber sprach: Simon, Simon, siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sichten wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht aufhöre.“
Interessant ist, dass der Herr hier nicht einfach „Petrus“ oder „Simon“ sagt, sondern den Namen doppelt nennt: „Simon, Simon“. In der Bibel gibt es insgesamt sieben Beispiele, in denen Gott Menschen mit ihrem Namen doppelt anspricht.
Zum Beispiel in 1. Mose 22, als Abraham um die Opferung Isaaks gebeten wird, spricht Gott ihn mit „Abraham, Abraham“ an. In 1. Mose 46, Vers 12, spricht Gott zu Jakob „Jakob, Jakob“. In 2. Mose 3, bei der Berufung von Mose, heißt es „Mose, Mose“. In 1. Samuel 3 wird der kleine Samuel mit „Samuel, Samuel“ gerufen.
Im Neuen Testament finden wir das bei Lukas 10, wo Martha angesprochen wird mit „Martha, Martha“. Und hier bei Simon heißt es „Simon, Simon“. Schließlich gibt es noch das Beispiel in Apostelgeschichte 9, wo Saulus mit „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ gerufen wird.
Wenn ein Name doppelt genannt wird, hat das eine besondere Bedeutung. Es ist ein Zeichen dafür, dass Gottes Wort besonders wichtig ist. In diesem Fall sagt Jesus zu Simon: „Simon, Simon, denk daran, vertraue nicht auf deine Natur, die du immer in dir hast.“
Petrus hatte gesagt: „Ich werde dir bis in den Tod folgen, Simon, Simon.“ Doch Jesus antwortet, dass er für ihn gebetet hat, damit sein Glaube nicht zusammenbricht, sondern bis zum Ende bestehen bleibt.
Das zeigt, dass es eine tiefere Bedeutung hat, wenn Jesus Simon doppelt nennt. Jesus sagt zu ihm, dass er gesegnet ist, weil er, obwohl er ein blinder Mensch wie alle anderen war, vom Vater im Himmel die Augen geöffnet bekommen hat, um zu erkennen, wer der Sohn Gottes ist.
Die Gefahren des Bekenntnisses Jesu als Christus
Und dann gehen wir weiter zu Vers 18. Darf ich noch einmal eine Frage dazwischen stellen? Ja, natürlich.
Es war ja schon fast eine gefährliche Sache, wenn Petrus hier durch Gottes Geist sicher geleitet den Herrn Jesus als den Christus, als den Maschiach, bekennt. Eine kleine Parallele dazu findet sich in Johannes 9. Dort wird der Blindgeborene gefragt: „Was denkst du über den, der dich geheilt hat?“
In Johannes 9, Vers 22, heißt es, dass sie übereingekommen waren, wenn jemand Jesus als Christus bekennen würde, er aus der Synagoge ausgeschlossen werden sollte. Es drohten also massive Folgen für ein solches Bekenntnis.
Ich wiederhole das ganz kurz für den Livestream, weil sie es jetzt nicht gehört haben: In Johannes 9 kommt der Blindgeborene zur Erkenntnis, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist. Zu dieser Zeit hatten die Führer des jüdischen Volkes bereits beschlossen, dass jeder, der Jesus Christus als Messias bekennt, aus der Synagoge ausgeschlossen wird.
Nun könnte man allerdings sagen: Hier sind wir geografisch nicht in Jerusalem. Dort wäre das in Bezug auf das Judentum etwas gewesen, das Schwierigkeiten mit sich bringen konnte. Aber hier sind wir in dem heidnischen Caesarea Philippi. Dort war der Konflikt eher mit Rom.
Denn dort wurde der Kaiser verehrt, und deshalb war das Bekenntnis zu Jesus als Christus in Bezug auf die Römer ein Problem. In Jerusalem war es aber zu einem bestimmten Zeitpunkt, nämlich in Johannes 9, gefährlich, gegenüber dem Judentum Jesus Christus als Messias zu bekennen.
Die Bedeutung des Namens Petrus und der Fels als Fundament der Gemeinde
Ja, dann Vers achtzehn, in dem Jesus sagt: „Du bist Petrus. Und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen.“ Hier kommt also der Name Petrus ins Spiel. Es geht um Simon, aber auch um Petrus. Dieser Name wurde ihm mit der Bekehrung gegeben.
Wir können das kurz nachschlagen, Johannes 1,41-42: Zuerst findet dieser seinen eigenen Bruder Simon und sagt zu ihm: „Wir haben den Messias gefunden“, was übersetzt Christus bedeutet. Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sprach: „Du bist Simon, der Sohn Jonas; du wirst Kephas heißen“, was übersetzt Stein bedeutet.
Der Herr kündigt also an: „Du wirst Kephas heißen.“ Johannes, der Evangelist, fügt hinzu, dass das übersetzt „Stein“ bedeutet. Im Griechischen steht für Stein das Wort Petros. Kepha ist das aramäische Wort für Stein, das heißt, „Du wirst Kephas heißen“ ist Aramäisch, und Petros ist die griechische Entsprechung.
Man kann übrigens auch übersetzen: „Du sollst Kephas heißen“, denn die Zukunftsform hat hier eine modale Bedeutung, ähnlich wie im Hebräischen, und bedeutet eher eine Verpflichtung.
Jetzt sagt Jesus: „Du bist Petros“, also dieser wiedergeborene Simon. Und dann fügt er hinzu: „Auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen.“
Was steht im Griechischen für „Fels“? Petra. Das ist ein Nomen, ein Hauptwort, das im Griechischen weiblich ist: Petra heißt „Fels“. Aber Simon wurde gesagt, er sei Petros, und das ist ein männliches Nomen, das „Stein“ bedeutet. Das ist nicht dasselbe.
Wenn man sich vorstellt, dass eine riesige Organisation, die zu den reichsten der Welt gehört, eine der größten Wertpapierbesitzerinnen ist, ein großes religiöses System mit Macht über alle Nationen, mit Sitz in Rom, nicht beachtet hat, wann das Nomen männlich und wann weiblich ist, dann ist das bemerkenswert.
Schauen wir noch einmal genauer hin: Jesus sagt zu Simon, er sei Petros, ein Stein. Aber er sagt nicht: „Auf diesen Petros werde ich meine Gemeinde bauen“, sondern: „Auf diese Petra werde ich meine Gemeinde bauen.“ Das ist nicht dasselbe.
Bei der Übersetzung muss man also darauf achten, ob das Nomen männlich oder weiblich ist. Außerdem darf man nicht einfach Petros und Petra gleichsetzen. Die Bedeutung überschneidet sich zwar, aber in der Linguistik entsteht bei der Verwendung beider Wörter eine Opposition.
Zur Erklärung: Petros bedeutet „Stein“, Petra bedeutet „Fels“. Im Hebräischen entspricht das „Sela“, ein Felsmassiv. Genau das findet man als Hintergrund in der Landschaft von Caesarea Philippi – ein gewaltiges Felsmassiv, das Petra genannt wird.
Jesus sagt aber nicht: „Du bist Petra.“ Das geht gar nicht, denn ein Mann wird nicht Petra genannt. Er sagt: „Du bist Petros.“ Und auf diese Petra, auf diesen Felsen, werde ich meine Gemeinde bauen.
Die alttestamentliche Bedeutung des Felsbegriffs und die Identität des Messias
Jetzt müssen wir wissen, was das Alte Testament über das Wort „Fels“ sagt. Schlagen wir Psalm 18 auf. Nein, nicht diesen Vers, sondern – liest du gerade, Matthias? – denn wer ist Gott außer dem Herrn, und wer ist ein Fels? Nur unser Gott! Jawohl, also wird Gott hier als Fels bezeichnet. Es wird gesagt, dass man den Ausdruck „Fels“ nur für Gott verwenden darf. Nur Gott ist ein Fels. Es muss also jemand sein, der Gott ist, wenn man von ihm als Fels spricht.
Nun sagt der Herr Jesus: „Auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen.“ Dabei bezieht sich der Herr Jesus auf das, was Petrus gesagt hat: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Der Messias muss ja Gott sein. Darum heißt es in Jesaja 9,6, einer Stelle, die auch die alten Rabbiner auf den Messias bezogen haben: „Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter.“
Man nennt seinen Namen mit vier Doppelnamen: wunderbarer Berater, dann starker Gott, El Gibor, starker Gott, und dann Vater der Ewigkeit und Fürst des Friedens. Der Name des Messias, der als Kind geboren werden soll, aber von Gott als ewiger Sohn gegeben ist – das ist nicht dasselbe. Denn „ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben“. Dieser Sohn des lebendigen Gottes ist Sohn von Ewigkeit her. Darum heißt es in Johannes 3,16: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab.“
Den Sohn hat er gegeben, und der Name dieses Kindes, das zugleich der ewige Sohn ist, lautet eben „wunderbarer Berater, starker Gott“. Darum sagt der Herr Jesus: „Auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen.“
Pause und Ausblick auf die Fortsetzung
Es ist vier Uhr, jetzt machen wir zwanzig Minuten Pause. Danach fahren wir weiter. Wir sind stehen geblieben bei Vers 18, wo gesagt wird: „Du bist Petrus, und auf diese Petra werde ich meine Gemeinde bauen.“
Wir haben gesehen, dass der Begriff „Fels“ in der Bibel nur auf Gott bezogen wird und niemals auf irgendeinen Menschen. Petrus selbst schreibt später zwei Briefe, die zur Bibel gehören. Im ersten Petrusbrief, wenn wir dort kurz aufschlagen, müssen wir beachten, dass das erste Wort im Grundtext „Petros“ ist, was „ein Stein“ bedeutet.
Im 1. Petrus 1,1 heißt es: „Petrus, Apostel Jesu Christi, den Fremdlingen von der Zerstreuung von Pontus, Galatien, Kapadocien, Asien und Bithynien.“
In Kapitel 2 erklärt Petrus, dass alle Gläubigen zusammen und auch jeder einzelne ein Stein sind, und zwar an einem geistlichen Gebäude, an einem geistlichen Tempel. In 1. Petrus 2,4 lesen wir: „Zu welchem kommend als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, werdet auch ihr selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus.“
Also bezeichnet Petrus hier alle Gläubigen als lebendige Steine, die zusammen ein geistliches Haus bilden, nämlich den Tempel Gottes in der heutigen Zeit, die Gemeinde. Dabei benutzt Petrus ein anderes Wort für „Stein“: „lithos“ und nicht „petros“.
Das Wort „lithos“ kennen wir vielleicht von „Lithographie“, das ursprünglich mit „Stein“ zu tun hat, weil die Schrift auf den Stein gemacht wird. Dieses Wort „lithos“ verwendet Petrus mit einem bestimmten Grund, denn er gebraucht es sowohl für Jesus Christus als auch für die Gläubigen.
In Vers 6 geht es weiter: „Denn es ist in der Schrift enthalten: Siehe, ich lege in Zion einen Eckstein, einen auserwählten, kostbaren. Und wer an ihn glaubt, wird nicht zu Schanden werden.“
Hier verweist Petrus auf Jesaja 28,16, wo der Messias als Eckstein bezeichnet wird. In Vers 7 sagt er noch mehr über diesen Messias, den Eckstein: „Euch nun den Glaubenden ist die Kostbarkeit, den Ungläubigen aber der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden.“
Damit zitiert Petrus Psalm 118,22, wo der Messias ebenfalls als Eckstein genannt wird. Außerdem fügt er eine Stelle aus Jesaja 8,14 an: „Ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses.“
Das Wort „Fels“ hier, „ein Fels des Ärgernisses“, lautet auf Griechisch „Petra“. Genau dieses Wort „Fels“ aus Matthäus 16 wird hier verwendet für Jesus Christus, der als die Petra des Ärgernisses bezeichnet wird.
Die archäologische und theologische Bedeutung des Ecksteins im Tempel
Und jetzt muss ich noch etwas erklären. Petrus verweist ja auch auf Jesaja 28,16, wo es heißt: „Siehe, ich lege in Zion einen Eckstein, einen auserwählten, kostbaren. Wer an ihn glaubt, wird nicht zu Schanden werden.“ Sehen wir hier 1. Petrus 2,6.
Jetzt gehen wir und schauen uns das alttestamentliche Original an. Jesaja 28,16 liest sich so: „Darum spricht der Herr, HERR: Siehe, ich gründe einen Stein in Zion, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, aufs Festeste gegründet. Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen.“
Der Messias wird hier genannt „kostbarer Eckstein“ und dann „aufs Festeste gegründet“. Die Elberfelder Bibel gibt in der Fußnote an, wie das im Hebräischen ganz wörtlich heißt: „aufs Festeste gegründet“, eigentlich „gegründetster Gründung“. Das Wort „Gründung“ meint Fundament, also ein starkes, absolut stabiles Fundament.
Jetzt ist es interessant: Im Altertum war der Eckstein jeweils der erste Stein, den man auf ein Fundament auflegte. Aus Matthäus 7 wissen wir, dass der törichte Mensch ein Haus auf Sand baute, der Gescheite aber auf Fels. Wenn man im Altertum ein Haus auf einem Felsfundament baute, musste man zuerst den Fels etwas bearbeiten und platt machen, damit man die Bausteine darauf legen konnte.
Der erste Stein, der aufgelegt wurde und durch seine Position zwei Mauerlinien festlegte, war der Eckstein. Der Eckstein ist in architektonischer Hinsicht ein ganz, ganz wichtiger Stein – der Stein beim Bauen.
Beim Tempel in Jerusalem war das sehr speziell. Durch archäologische Forschung der jüngeren Vergangenheit wurde genau herausgefunden, wo auf dem Tempelplatz in Jerusalem das Allerheiligste war, wo der Altar stand, alle Gebäude und das ganze Layout des Tempels konnten rekonstruiert werden. Das ist das große Verdienst des Architekten und Archäologen Lehn Rittmeier, der zwanzig Jahre am Tempelberg gearbeitet hat.
Jetzt ist also ganz klar: Das Allerheiligste war auf dem Felsen gebaut, der heute im Felsendom liegt, also in diesem islamischen Heiligtum. Dieser Fels, ein riesiger Fels, bildet die natürliche Bergspitze des Tempelberges, der in der Bibel Moria heißt (1. Mose 22) oder auch Zion, meistens Zion.
Auf dem Felsen hat Lehn Rittmeier genau die Spur gefunden, wo der Fels bearbeitet wurde, damit man Steine, Bau-Steine, auflegen konnte. Das ist ein Bereich im Süden des Felsens, genau 3,15 Meter lang. Die Bibel sagt, dass die Dicke der Mauer des Allerheiligsten sechs Königsellen betrug. Eine Königselle ist 52,5 Zentimeter, also sechs mal 52,5 Zentimeter ergeben 3,15 Meter.
Es gibt nur diese Spur im Süden, dort war klar, dass der Fels als Fundament diente, denn dort wurde die Südmauer aufgebaut. Im Westen und Norden hat der Fels eine ganz natürliche, scharfe Kante. Wenn man sich jetzt überlegt: Die Südmauer war auf dem Felsen, aber wenn wir annehmen, die Westmauer verlief entlang der natürlichen Westkante und auch die Nordmauer entlang der Nordkante, dann ergibt sich zwischen Südmauer und Nordmauer ein Abstand von 10,50 Metern. Das sind genau zwanzig Königsellen.
Die Bibel sagt in 1. Könige 6, dass das Allerheiligste ein Quadrat von zwanzig mal zwanzig Königsellen war – Westen und Norden. Im Osten gab es natürlich keine Mauer, denn dort war der Scheidevorhang im Tempel zu Jerusalem die Begrenzung. So kann man die Position des Scheidevorhangs genau in einer Abbildung eintragen.
Es ist also so, dass dieser Fels einerseits als Fundament wirkte – die Südmauer ist darauf gebaut –, andererseits wirkte er als Eckstein. Durch seine natürliche Position auf dem Berg wurden die Westmauer und die Nordmauer nach ihm ausgerichtet.
Der nächste Schritt war die Feststellung, dass die Ostmauer des Tempelplatzes – diese riesige, mehrere hundert Meter lange Mauer, zu der auch das goldene Tor gehört (das zugemauerte goldene Tor) – parallel zur natürlichen Westkante des Felsens verläuft.
Es ist klar: Das ist ein Eckstein, aber eben nicht einfach ein Baustein, sondern dieser Eckstein ist ein Eckfelsen. Die Mauern mussten nach ihm ausgerichtet werden, und er ist auch ein Fundament, eine gegründete Gründung.
Nun ist es interessant: Hier wird bildlich vom Messias gesagt: „Siehe, ich gründe einen Stein in Zion.“ Zion ist ja der Tempelberg, und von ihm wird gesagt, dass er ein bewährter Stein, ein kostbarer Eckstein ist. Dieser Eckstein ist gleichzeitig Fundament.
Das ist ganz ungewöhnlich, denn normalerweise waren Fundament und Eckstein zwei verschiedene Dinge. Aber hier, bezogen auf den Messias und den Tempelberg, werden beides vereinigt.
Darum wird Jesus Christus im Neuen Testament „Eckstein“ genannt, wie wir es gelesen haben in 1. Petrus 2,6 und auch an anderen Stellen. Er wird aber auch das Fundament der Gemeinde genannt. Denn Paulus sagt in 1. Korinther 3,11: „Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“
Jetzt wird wieder klar: Das Fundament der Gemeinde ist Jesus Christus. Einen anderen Grund kann man nicht legen außer dem, der gelegt ist. Er ist das Fundament.
Man muss noch verstehen: Dieser Fels, auf dem das Allerheiligste gebaut war, geht im Osten als natürliche Rampe herunter und ist quasi eins mit dem weiteren Fels des Berges Zion, des Tempelberges. Der ganze Tempel war natürlich auf dem Felsen gebaut, aber auf diesem Felsen, der quasi die Bergspitze bildet, war das Allerheiligste.
Und zwar so, dass er dann Eckstein und Fundament war.
Fragen und Antworten zur Bedeutung des Ecksteins
Hat jetzt noch jemand eine Frage? In Sacharja wird bisher gesagt, dass dieser Eckstein vom Herrn der Heerscharen kommt. Ja? Das ist der Kopf vom Herrn der Heerscharen, von Gott selbst.
Gut, wenn es in Sacharja heißt, dass der Eckstein auf den Herrn zurückgeht, bedeutet das, dass der Herr ihn gesandt hat und von ihm ausgegangen ist. Natürlich heißt das auch, dass er der Sohn Gottes ist, der vom ewigen Vater ausgegangen ist und in die Welt gekommen ist (Johannes 16,27). Willst du das damit ausdrücken oder hast du noch einen anderen Gedanken?
Ja, genau diese Stelle. Aber eben der Eckstein kommt vom Herrn, das heißt, der Sohn ist vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen. Dort hast du noch einmal eine Stelle, wo er auch Eckstein genannt wird.
Nun ist das Besondere in Jesaja 28, dass beides dort vereinigt ist: Der Herr ist Fundament und Eckstein. Wenn wir aber Epheser 2 lesen, bekommen wir ein Problem. Doch wenn man beim Bibellesen Probleme bekommt, ist das eine gute Sache. Sobald das Problem gelöst ist, kommen wir wieder einen Schritt weiter.
Epheser 2,19-22 liest du uns vor. Dort wird die Gemeinde als geistliches Gebäude beschrieben:
„Also seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, in welchem Christus Jesus selbst Eckstein ist, in welchem der ganze Bau wohl zusammengefügt wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr mitaufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist.“
Jawohl, die Gläubigen werden zu einem heiligen Tempel im Herrn aufgebaut, sagt Vers 21 und 22. Das heißt, jeder Mensch, der sich heute bekehrt und zum Glauben kommt, wird auch ein Stein, ein lebendiger Stein, so wie Petrus ein Stein war, und wird diesem Gebäude hinzugefügt.
Aber jetzt lesen wir in Vers 20, dass wir auf der Grundlage der Apostel und Propheten aufgebaut sind, in welchem Christus Jesus selbst Eckstein ist. Nun stellt sich die Frage: In 1. Korinther 3,11 sagt Paulus, einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher Jesus Christus ist. Aber hier steht, wir seien aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten. Wie geht das zusammen? Das ist ein Problem.
Archäologische und theologische Klärung des Fundaments der Gemeinde
Der Tempel in Jerusalem macht es deutlich. Ich habe bereits erklärt, dass der Fels, dieser große Fels, das Fundament für die Südmauer des Allerheiligsten war. Er war der Eckstein, nach dem die West- und Nordmauer ausgerichtet wurden. Außerdem diente er noch weiteren Zwecken.
Dieser Fels verläuft, wie ich schon gesagt habe, nach Osten mit einer natürlichen Rampe nach unten. Danach wird der Fels wieder gerade. Der Unterschied zwischen dem Felsen an der Stelle, wo er wieder gerade ist, und dem Felsen, auf dem das Allerheiligste stand, beträgt drei Meter fünfzehn. Das entspricht sechs Königsellen.
Beim zweiten Tempel hat man auf diesem Felsfundament, dort wo das Heilige war, also der Raum vor dem Allerheiligsten, große Bausteine aufgelegt. Dadurch wurde die Bodenhöhe dem Allerheiligsten weitestgehend angepasst. Es ist klar, dass diese großen Bausteine – nicht der Fels, sondern Bausteine – ein Bild der Apostel und neutestamentlichen Propheten sind.
Zum Beispiel wurde das Lukas-Evangelium nicht von einem Apostel geschrieben, aber Lukas war ein inspirierter Prophet des Neuen Testaments. Auch der Schreiber des Markus-Evangeliums war kein Apostel, sondern ein Prophet. Die Autoren des Jakobusbriefs und des Judasbriefs, die Brüder des Herrn, Halbbrüder des Herrn, waren ebenfalls Propheten, aber keine Apostel.
So bilden also diese Steine auf dem Fundament ein Bild der Apostel und Propheten im Neuen Testament. Sie haben uns die Basis im Wort Gottes gegeben für die Gemeinde.
Der Grundstein im zweiten Tempel und seine Bedeutung
Und jetzt ist klar: Natürlich ist Jesus Christus der Fels und der Eckstein, auf dem alles gebaut ist. Aber es kommt noch eine aufgelegte Grundlage dazu. Diese symbolisiert die Apostel und Propheten.
In Esra 3 wird ein Grundstein gelegt, unter einem großen Beutel – oder besser gesagt, es wird geschwiegen. Was ist das für ein Grundstein? Ist es ein Eckstein oder eher ein Moment?
In Esra 3 kam das Volk zurück aus der Gefangenschaft in Babylon und baute den zweiten Tempel. Hier können wir kurz innehalten: Im ersten Jahr bauten sie zuerst den Altar, genau an der alten Stelle, wo der Führer des Salomontempels war. Das steht in Esra 3,3. Im nächsten Jahr legten sie dann den Grundstein.
Wir wollen wissen, wer das sagt: „Im zweiten Jahr ihres Kommens zum Haus Gottes in Jerusalem, im zweiten Monat, begannen Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und Jeschua, der Sohn Jotzadaks, und ihre übrigen Brüder, die Priester und die Leviten, und alle, die aus der Gefangenschaft nach Jerusalem gekommen waren. Sie bestellten die Leviten von zwanzig Jahren an und darüber, um über das Werk des Hauses des Herrn Aufsicht zu führen. Als die Bauleute den Grund zum Tempel des Herrn legten, ließen sie die Priester in ihrer Kleidung hintreten mit Trompeten und die Leviten, die Söhne Asaphs, mit Zimbeln, um den Herrn zu loben nach der Anweisung Davids.“
Das waren eben diese Steine, die man auflegte, um eine Steinauffüllung zu machen, mit einer Höhe von drei Metern fünfzehn. Darauf kam dann das weitere Gebäude.
In Hesekiel 40 bis 48 wird gesagt, dass für den zukünftigen Tempel in Jerusalem eine solche Grundauffüllung notwendig ist. Diese wird mit sechs Königselben bemessen. Eine Rute entspricht sechs Königselben, genau dieses Maß. Das kann man also in Jerusalem nachmessen; es entspricht genau den Höhenverhältnissen des natürlichen Bauens.
Aber dann muss dieser Dom wieder weg, wenn der dritte Tempel mit diesem Fundament wiederkommt. Man sieht die Präzision der Bibel im Detail und versteht plötzlich auch, was es geistig bedeutet.
Jesus sagt zu Petrus in Matthäus 16: „Du bist ein Stein.“ Das heißt, Petrus ist ein Baustein, aber viele andere Bausteine kommen noch dazu. Nämlich Menschen, denen der Vater – obwohl sie blind sind, so wie Simon ursprünglich – die Augen öffnet, damit sie den Erlöser, den Christus, den Sohn des lebendigen Gottes, erkennen können.
Petrus selbst ist ein besonderer Baustein, weil er zu diesen Fundamentbausteinen gehört, ganz unten. Jetzt wird auch klar: Petrus wurde als Apostel eingesetzt, ebenso wie die elf anderen Apostel für Israel, also für die zwölf Stämme Israels.
Der Apostel Paulus wurde als Apostel für die Heidenvölker eingesetzt. Dieses Gebäude, die Gemeinde, sollte ja ein Gebäude sein, das aus gläubigen Juden und Nichtjuden besteht.
Die Ankündigung der Gemeinde als neues Gottesvolk
Herr Jesus kündigt an dieser Stelle zum allerersten Mal diese Gemeinde an. In den Evangelien findet sich der Ausdruck „meine Gemeinde“ sonst nirgends, außer hier und in Matthäus 18. Das sind die einzigen beiden Stellen in den Evangelien, an denen die Gemeinde, auf Griechisch „Ekklesia“, erwähnt wird.
In den Briefen des Neuen Testaments wird jedoch deutlich gemacht, dass die Gemeinde ein Geheimnis in Gottes Plan war. Epheser 3 erklärt, dass Gott dieses Geheimnis von Ewigkeit her geplant hat, es aber verborgen blieb. Durch das gesamte Alte Testament hindurch, also von Ewigkeit her und seit der Erschaffung der Welt, hat Gott dieses Geheimnis niemandem offenbart.
Paulus sagt in Epheser 3 weiter, dass Gott dieses Geheimnis nun seinen Aposteln und Propheten mitgeteilt hat. Der Herr Jesus kündigt dieses Geheimnis zum ersten Mal in den Evangelien an, und zwar hier in Matthäus 16, mit den Worten: „Auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen.“ Das war eine totale Überraschung. Die Jünger hätten fragen können: Was ist das? Was bedeutet „meine Gemeinde“, „meine Ekklesia“?
Ganz wichtig ist auch, dass unter diesem geistlichen Gebäude die Apostel und Propheten stehen. Diese hatten jedoch keine Nachfolger. Petrus hatte keinen Nachfolger, und auch die anderen Apostel setzten keine Nachfolger ein. Der Apostel Paulus hatte ebenfalls keinen Nachfolger.
Die charismatische Bewegung und die Frage nach Aposteln und Propheten heute
Aber jetzt gibt es weltweit eine Bewegung, die charismatische Bewegung. In dieser Bewegung behaupten heute viele, dass Gott in der Endzeit das Amt des Apostels und des Propheten wieder neu einführt. Es habe keine Apostel und Propheten mehr gegeben, doch heute schicke Gott wieder neue Propheten und Apostel.
Wir können dabei klar vom Gottesbauplan ausgehen. Epheser 2,20 sagt, dass Apostel und Propheten das Fundament sind. Das heißt, dieses spezielle Fundament von Steinen wird auf das eigentliche Felsfundament gelegt. Darauf baut man dann das Haus weiter.
Doch wer baut ein Haus so, dass es unten ein Fundament gibt und dann oben nochmals ein Fundament am Dach? Gerade in der Endzeit, in der wir uns dem Abschluss nähern, ist das unlogisch. Man kann Freunde oder Architekten fragen, was sie davon halten, wenn man ein Fundament nochmals oben anbringt. Das ist völlig verrückt und gibt es nicht.
Der Herr Jesus sagt, dass in der Endzeit Propheten kommen werden. Im Matthäusevangelium, Kapitel 24, Vers 11, spricht Jesus über die Zeichen der Endzeit, also die Ereignisse, die vor seiner Wiederkunft stattfinden werden. Dort heißt es: „Viele falsche Propheten werden aufstehen und viele verführen.“
Also werden viele Propheten in der Endzeit kommen. Die Endzeit ist übrigens auch die Zeit, in der das jüdische Volk aus der ganzen Welt wieder heimkehrt und den Staat Israel gründet. In dieser Zeit leben wir.
Jesus sagte, dass viele Propheten kommen werden. Die erste Welle begann 1901, als neue Prophetien aufkamen. Die zweite Welle war die charismatische Bewegung in den 1960er Jahren, und in den 1980er Jahren kam die dritte Welle, die sogenannte Power Evangelism Bewegung. In diesen Bewegungen sollen neue Propheten auftreten.
Der Herr sagt, dass viele falsche Propheten aufstehen werden. Es hätte ja sein können, dass viele falsche Propheten kommen, aber niemand auf sie hört – frei nach Bertolt Brecht: „Stell dir vor, es wäre Krieg und keiner geht hin.“ Doch es ist traurig, denn der Herr sagt, dass viele verführen werden.
Weltweit hören Millionen auf neue Propheten und Apostel. Doch der Herr warnt. In Matthäus 24,24 heißt es: „Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen.“
Der Herr sagt, dass diese falschen Propheten große Zeichen und Wunder tun werden. Er sagt nicht, dass sie etwas vortäuschen. Sie vollbringen wirklich große Zeichen und Wunder. So etwas hat man in den vergangenen Jahrhunderten nie gesehen. Erst ab dem 20. Jahrhundert und im 21. Jahrhundert geschehen weltweit große Zeichen und Wunder. Ganze Stadien werden gefüllt – solange es nicht Corona gab.
Diese großen Zeichen und Wunder werden weitergehen, denn der Herr sagt ja, dass sie in der Endzeit auftreten. Doch er betont, dass sie, wenn möglich, auch die Auserwählten verführen wollen. Die Auserwählten sind in der Bibel die echt Bekehrten, die wahren Gläubigen.
Der Herr macht also klar, dass diese großen Zeichen und Wunder in der Endzeit für die Gläubigen sehr gefährlich sind. Wenn zum Beispiel ein Guru wie Maharishi Mahesh Yogi kam, der von den Beatles eingeführt und populär gemacht wurde, war das für echte Christen kein wirkliches Problem. Millionen Jugendlicher folgten ihm zwar, aber es ging hier um jemanden, der das Original nicht kopierte.
Es geht hier aber um solche, die das Original haarscharf kopieren, aber trotzdem nicht das Original sind. Deshalb sagt der Herr, dass sie, wenn möglich, auch die Auserwählten verführen wollen.
Wenn wir das Fundament betrachten – den Fels – und darauf die Steine Apostel und Propheten, dann gibt es danach keine Apostel und Propheten mehr. Das geht überhaupt nicht zusammen.
Die Apostel hatten damals keine Nachfolger, und auch heute gibt es keine Nachfolger der Apostel.
Die Weitergabe der apostolischen Lehre ohne Nachfolge der Apostel
Ja, was willst du fragen? Man kann, wenn man sich biblisch auskennt, durchaus überlegen, warum es keine Nachfolger der Apostel gibt. Ich mache nur ein Beispiel.
Paulus hat im letzten Brief an Timotheus, dem sogenannten Zweiten Timotheusbrief, quasi gesagt: Bring die Lehre, die ich dir vermittelt habe, weiter. Daraus kann man aber nicht ableiten, dass es eine apostolische Nachfolge im Sinne einer sukzessiven Übergabe gibt. Vielmehr geht es um die Weitergabe der Lehre der Apostel.
Schauen wir uns dazu 2. Timotheus 2,1-2 an: „Du nun, mein Kind, sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist. Und was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Leuten an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren.“
Hier haben wir in gewissem Sinne vier Generationen: Der Apostel Paulus sagt zu Timotheus, dass er die Lehre, die er von Paulus gehört hat, weitergeben soll. Das ist die zweite Generation. Timotheus soll diese Lehre treuen Menschen anvertrauen – die dritte Generation. Diese treuen Menschen sollen wiederum fähig sein, andere zu lehren – die vierte Generation.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Timotheus ein Nachfolger im apostolischen Amt war. Vielmehr war er ein Nachfolger, der die apostolische Lehre weiterzugeben hatte. So war es Gottes Wille, dass die apostolische Lehre des Neuen Testaments von Generation zu Generation weitergegeben wird – bis heute.
Aber es gibt keine Nachfolger der Apostel im Sinne eines apostolischen Amtes. In der Apostelgeschichte 2,42 heißt es: „Und sie verharrten in der Lehre der Apostel.“ Das gilt für alle Generationen. Sie wurden aber keine Apostel.
Der Auftrag, den heiligen Glauben zu bewahren
Genau, in Apostelgeschichte 2 sieht man gewissermaßen die erste Generation. Die Apostel geben den Glauben an diese erste Generation weiter, und diese sollte ihn dann wiederum weitergeben.
Abschließend können wir noch Judas Vers 3 aus dem Judasbrief betrachten. Dort schreibt der neutestamentliche Prophet Judas Folgendes: „Geliebte, während ich allen Fleiß anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den einmal den heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen.“
Hier begegnet uns erneut das Wort „einmal“ als Zahlwort. Der Glaube, also das Glaubensgut des Neuen Testaments, wurde den Gläubigen einmal durch die Apostel weitergegeben.
Der Auftrag bleibt bestehen: Wir müssen für diesen einmal den heiligen überlieferten Glauben kämpfen. Es gibt jedoch keine Verheißung, dass später wieder Apostel kommen und nochmals einen Grund legen. Nein, der Glaube wurde einmal überliefert. Das zeigt deutlich: Das Fundament ist einmal gelegt und damit fertig.
Die Gemeinde als herausgerufene Gemeinschaft und die Widerlegung der Ersatztheologie
Und jetzt gehen wir zurück zu Matthäus 16. Wir müssen noch ein Stück weiterkommen. Der Herr Jesus sagt also: „Auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen.“ Das bedeutet meine Ekklesia.
Wer kann sagen, was das Wort Ekklesia ganz wörtlich bedeutet? Es heißt „die Herausgerufenen“, genau: „ek“ bedeutet „heraus“, und „klesia“ bedeutet „gerufen“. Das heißt also, die Gemeinde soll eine Gemeinschaft von Menschen sein, die berufen sind – aus dem Volk Israel und aus allen anderen Völkern der Welt. Zusammen bilden sie diese Gemeinde auf dem Felsfundament.
Wichtig ist, dass der Herr Jesus hier nicht sagt: „Auf diesen Felsen baute ich meine Gemeinde“ oder „Baue meine Gemeinde“, sondern er verwendet die Zukunftsform: „Werde ich meine Gemeinde bauen.“ Das ist ganz wichtig, um die sogenannte Ersatztheologie zu widerlegen.
Die Ersatztheologie sagt im Prinzip Folgendes: Gott habe die Gemeinde von Adam an gehabt, das heißt die Gläubigen ab Adam, dann mit dem Volk Israel nach Abraham, und jetzt die Gläubigen im Neuen Testament – das sei alles dasselbe, nämlich die Gemeinde.
Das stimmt aber überhaupt nicht. Diese Gemeinde gab es im Alten Testament gar nicht, und Israel war nicht diese Gemeinde. Der Herr Jesus sagt: Jetzt gibt es etwas Neues, und das ist, dass er seine Gemeinde bauen wird.
In Apostelgeschichte 2, an Pfingsten, sehen wir den Geburtstag der Gemeinde. Dort wurde der Heilige Geist ausgegossen, und da begann die Gemeinde. In der Apostelgeschichte wird dann diese Gemeinschaft all der Gläubigen, die zusammengefügt wurden, „die Gemeinde“ genannt.
Ganz wichtig: Die Gemeinde ist nicht einfach die Fortführung von Israel. Die Ersatztheologie behauptet, es habe diese Gemeinde ab Adam über Israel hinweg gegeben, und jetzt gehe das so weiter. Dabei seien natürlich all die ungläubigen Juden draußen, während die gläubigen Juden eine Einheit mit der Gemeinde bildeten. Die Gemeinde heute sei also die Fortsetzung von Israel.
Das stimmt nicht! Israel war Israel, und Israel ist Israel. Die Gemeinde ist die Gemeinde. Die Mehrheit von Israel hat den Messias nicht erkannt und ihn verworfen. Darum sagt Römer 9–11, dass Gott Israel als Nation gewissermaßen auf die Wartebank gestellt hat und jetzt den Heidenvölkern eine besondere Chance gibt.
Wenn dann aber die Vollzahl der Nationen eingegangen ist – das heißt, wenn der letzte Stein in diesen geistlichen Tempel eingefügt wird – dann wird ganz Israel gerettet werden. Israel hat als Nation also noch eine große Zukunft.
Man muss unterscheiden zwischen Israel im Alten Testament, der Gemeinde, die Jesus baut, und der Bedeutung Israels nach der Zeit der Gemeinde.
Fragen zur Ersatztheologie und das Geheimnis der Gemeinde
Jemand wollte zwischendurch noch etwas fragen? Was wäre dann das Geheimnis im Brief an die Epheser?
Ah, lauter Ersatztheologie. Was wäre also das Geheimnis von Epheser? Ich muss sagen, sie verstehen das Geheimnis nicht. Ja, sie würden sagen, dass einfach eine gewisse Änderung eingetreten ist, weil Gläubige hinzugefügt wurden.
Aber das Geheimnis ist gerade, dass es etwas völlig Neues war. Es war von Gott geplant, aber bis zur Zeit des Neuen Testaments verborgen gehalten. Genau darin liegt das Problem der Ersatztheologie: Sie versteht die Geheimnisse im Neuen Testament nicht. Das ist wirklich ein blinder Fleck.
Dabei gibt es allein in den Paulusbriefen acht Geheimnisse, und alle stehen in Verbindung mit der Gemeinde. Das ist ein großer Reichtum, ein Reichtum des Glaubens. Doch all das wird durch das fehlende Unterscheiden dessen, was die Bibel eben unterscheidet, verschüttet.
Die Verheissung des Schutzes der Gemeinde gegen die Mächte des Todes
Und jetzt sagt der Herr Jesus weiter: „Und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen.“
Ich gebe ein paar Stellen aus dem Alten Testament an, die man sich aufschreiben kann. Dort wird über die Pforten des Todes beziehungsweise in der letzten Stelle über die Pforten des Scheol, des Totenreiches, gesprochen: Hiob 38,17; Psalm 9,14; Psalm 107,18; und Jesaja 38,10.
Nochmal zur Wiederholung: Hiob 38,17; Psalm 9,14; Psalm 107,18; Jesaja 38,10. In diesen Stellen wird über die Pforten des Hades gesprochen. Wer durch die Pforten des Hades eingeht, ist jemand, der stirbt.
In Hebräer 2,14 und folgenden Versen lesen wir, dass bis zum Kreuz der Teufel die Macht des Todes hatte. Doch der Herr Jesus hat ihn besiegt und ihm diese Macht genommen.
Als der Herr Jesus das noch sagte, war es vor dem Kreuz. Damals war der Teufel gewissermaßen der Herrscher der Pforten des Hades und hatte die Macht des Todes.
Damit sagt der Herr Jesus: Die Gewalt des Todes und die Gewalt Satans werden die Gemeinde nicht zerstören können. Das war eine Verheißung, dass trotz Verfolgung und trotz der Märtyrer, die im Laufe der Jahrhunderte für ihren Glauben sterben würden, die Gemeinde niemals vernichtet werden kann.
Der Teufel kann also mit seiner ganzen Macht die Gemeinde nicht zerstören.
Die symbolische Bedeutung des Ortes Caesarea Philippi und die Macht des Todes
Und nun müssen wir wieder an dieses Felsmassiv in Caesarea Philippi denken. Am Fuß befindet sich die Pforte des Hades, mit der Höhle des Pan. Dort gab es im Wasser einen tiefen Abgrund.
Dem Gott Pan wurden Ziegen geopfert, die man brutal ersäufte. Diese Tiere sanken dann in diesen Abgrund hinab – eine schreckliche Handlung.
An genau diesem Ort, an dem diese dämonischen Mächte verehrt wurden, spricht Jesus. Er sagt, dass die ganze Macht der Dämonen, Satans und des Todes die Gemeinde nicht zerstören kann.
Diese Wahrheit gilt bis zum heutigen Tag. Die Gemeinde hat alle Stürme überstanden, und es gab wirklich furchtbare Stürme. Doch das ist die Verheißung des Herrn Jesus.
Die teuflische Imitation des Tempels Gottes durch Herodes den Grossen
Und ich muss noch etwas erklären: Herodes der Große hat, als er diesen Kaisertempel in dieser Höhle gebaut hat, etwas sehr Böses getan. Er hat den letzten Tempel Gottes, wie er in Hesekiel 40-48 beschrieben wird, imitiert.
In Hesekiel 47 lesen wir, dass bei einem künftigen Tempel Gottes in Jerusalem eine Quelle im Haus Gottes entspringen wird. Diese Quelle wird aus dem Tempel herausfließen, hinunter ins Tote Meer. Dann wird das Tote Meer lebendig werden, und man wird darin fischen können – was heute undenkbar ist, denn das Tote Meer gilt als tot, also töter geht es nicht.
Nun ist es so, dass in diesem Kaisertempel von Augustus im Allerheiligsten die Quelle entsprang. Heute entspringt die Quelle nicht mehr in der Höhle, sondern etwas weiter vorne. Vor ungefähr hundert Jahren gab es ein riesiges Erdbeben, das alles verschoben hat, sodass die Quelle jetzt anders entspringt. Ursprünglich war sie aber im Allerheiligsten.
Der Banyas-Fluss fließt dann in den Jordan, und das Wasser gelangt schließlich ins Tote Meer. Es war also wirklich eine teuflische Imitation des Tempels Gottes, die der Dämonenverehrung diente. Denn in 1. Korinther 10,20 heißt es: Alles, was man diesen falschen Göttern darbringt, opfert man in Wirklichkeit den Dämonen, die dahinterstehen. Satan und seine Dämonen lassen sich durch den Götzendienst, hinter dem sie stehen, verherrlichen.
Der Herr sagt aber, dass die Pforten des Hades sie nicht überwältigen werden. Schließlich sagt er in Vers 19: „Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben. Und was du auf der Erde binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf der Erde lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein.“
Die Bedeutung der Schlüsselgewalt und das Binden und Lösen in jüdischer Tradition
Hm, was bedeutet das? Dieser Schlüssel von Petrus – da wurde so viel Fantasie angewendet, anstatt wirklich klarer biblischer Auslegung.
Petrus bekommt hier einen ganz besonderen Auftrag, und zwar am Pfingsttag. Als die Gemeinde begann – wer hat die Predigt gehalten? Petrus. Und da kamen 3000 Juden zum Glauben und wurden zur Gemeinde hinzugefügt. Da hat Petrus gewissermaßen den Zugang zur Gemeinde für die Juden geöffnet.
Später, in Apostelgeschichte 8, geht der Evangelist Philippus nach Samaria, und ganz viele Samariter kommen zum Glauben und werden getauft. Aber sie bekommen den Heiligen Geist nicht. Erst als Petrus und Johannes dahinkommen und den gläubigen Samaritern die Hände auflegen, müssen die Samariter anerkennen: Wir anerkennen diese Apostel der Gemeinde, obwohl sie keine Samariter sind, sondern Juden. Wir anerkennen sie und unterstellen uns diesen Aposteln. Und dann bekamen sie den Heiligen Geist.
Dort hat Petrus für die Samaritaner die Tür zur Gemeinde aufgeschlossen.
Später ist es ausgerechnet Petrus, der in Apostelgeschichte 10 berufen wird. Er soll nach Caesarea gehen, zu dem Hauptmann Cornelius. Übrigens nicht Caesarea Philippi – das ist genau Caesarea Maritima. Das ist das Caesarea am Mittelmeer, wo der Hauptsitz der römischen Armee damals war. Und zur Unterscheidung, damit man nicht verwechselt wird, wurde es eben Caesarea Philippi genannt.
Aber er ging nach Caesarea (Apostelgeschichte 10) und dann kamen diese Römer zum Glauben und bekamen sofort den Heiligen Geist. Und das war Petrus, der ihnen, den Heiden, den Zugang zur Gemeinde öffnen musste.
So wird in Apostelgeschichte 1 bis 12 der Dienst von Petrus im Besonderen beschrieben. Es wird gezeigt, wie er dreimal den Schlüssel angewendet hat: für Juden, für Samariter und für Heiden.
Dann kommt Apostelgeschichte 13 bis 28. Dort geht es um den Dienst von Paulus als Apostel für die Heidenvölker.
Petrus hat diese besondere Aufgabe übernommen und wurde dadurch geehrt. Der Herr sagt: „Was du auf der Erde binden wirst, wird im Himmel gebunden sein; was du löst, wird gelöst sein.“
Viele haben daraus eine riesige Sache gemacht. Das hätte zu tun mit Dämonen binden und Dämonen lösen und so weiter. Nein, man muss das einfach verstehen aus der Welt der Jünger.
Die Welt der Jünger war die jüdische Welt, und der Ausdruck „Binden und Lösen“ bedeutet im Judentum „Erlauben“ und „Verbieten“. Wenn Pharisäer und Schriftgelehrte irgendein Gesetz festgelegt haben, dann haben sie etwas gebunden und etwas gelöst.
Man benutzt den Ausdruck auch im Sinne von: Wenn jemand von den Schriftgelehrten bestraft wurde, zum Beispiel durch Ausschluss aus der Synagoge, dann wurde gebunden. Und wenn er wieder in die Synagoge aufgenommen wurde, weil er eine Umkehr erlebt hatte, dann wurde gelöst.
Also „Binden und Lösen“ bedeutet „Erlauben“, „Verbieten“ oder „Bestrafen“, „von Strafe freisprechen“.
Das ist übrigens noch heute im Hebräischen so: Wenn ich jemanden frage, ob es erlaubt ist, hier hineinzugehen – „Mutta lehikanes kan?“ – dann sage ich, habe ich jetzt gesagt, es ist gelöst, hier hineinzugehen. So spricht man in Israel.
Oder ich frage, ob es verboten ist, da hineinzugehen – „Asur lehikanes kan?“ „Asur“ heißt gebunden, aber das ist das Wort für verboten.
So wird ganz klar, was da gemeint ist.
In Matthäus 18 werden wir dann sehen, dass der Herr Jesus diese Autorität auch der örtlichen Gemeinde gibt: binden und lösen. Da geht es dann eben um Ausschluss aus der Gemeinde und wieder Aufnahme in die Gemeinde. Aber das ist dann für später.
Ja, wir haben ein bisschen Überzeit gemacht, ich möchte mich entschuldigen. Aber dafür haben wir eine so schöne lange Pause gemacht, und dann würden wir nächstes Mal weiterfahren ab Vers zwanzig.
