Einführung in das Studium des dritten Tempels
Für diejenigen, die heute zum ersten Mal dabei sind: Wir beschäftigen uns mit dem Plan, genauer gesagt mit dem Studium des Plans des dritten Tempels nach Ezechiel 40 bis 48.
Wir haben bereits den Aufbau des Tempels ziemlich genau untersucht und kommen nun zu Kapitel 44, Vers 4. Beim letzten Mal haben wir uns noch mit dem Osttor beschäftigt, also dem heutigen Goldenen Tor. Jetzt setzen wir unsere Betrachtung bei Vers 4 fort.
Peter, du siehst gleich, dass wir nicht weitergekommen sind. Könntest du bitte vorlesen, Kapitel 44, ab Vers 4? Danke.
Bis zu diesem Punkt haben wir gesehen, wie der dritte Tempel im Tausendjährigen Reich genau aufgebaut sein soll. Nun folgen genaue Bestimmungen über die Praxis, also über den Dienst im Heiligtum.
Es gibt eine ganz wesentliche Änderung gegenüber dem Alten Testament: Die Leviten, die Nachkommen Aarons, des ersten Hohenpriesters, waren die Priester in der Stiftshütte und später auch im ersten und zweiten Tempel.
Im dritten Tempel soll das jedoch anders sein. Wer soll den Priesterdienst ausüben? Es sollen die Söhne Zadoks sein.
Die Zadokiden und ihre Bedeutung
Ja, welcher Vers? Fünfzehn. Fünfzehn.
Nun, wer sind die Söhne Zadox, wer sind die Zadokiden? Ja. Ist das der Zadok, der Salomo gedient hat? Jawohl, das ist der Zadok, also ein Hoherpriester zur Zeit von Salomo.
Wir können gleich mal in Erster Könige nachschlagen. In Erster Könige 2 wird Zadok als Hoherpriester eingesetzt, und zwar nachdem Abjatar als Hoherpriester verworfen wurde. Lesen wir mal Erster Könige 2,27:
„Und so versteht Zadok den Abjatar, dass er nicht mehr Priester des Herrn werde, um das Wort des Herrn zu erfüllen, welches er zu Silo über das Haus Elis geredet hatte.“
Jawohl, da haben wir nun die Verbindung zu 1. Samuel 2, die Sie als Parallelstelle gefunden haben. Gott ist ja dem kleinen Samuel erschienen und hat ihm gesagt, dass die Hohepriesterfamilie von Eli gerichtet werden soll, weil Eli in seinem Amt so kläglich versagt hatte.
Fortan sollte die Hohepriesterlinie nicht mehr über ihn weitergeführt werden. Aber das hat sich nicht sofort erfüllt, sondern erst in den Tagen Salomos bei der Verwerfung von Abjatar. Abjatar war noch ein Nachkomme von Eli, dem Hohenpriester.
Das ist übrigens die Linie von Aaron über Itamar, Eli und Abjatar. Diese Linie wurde also verworfen und zur Seite getan.
Aaron hatte ja noch einen zweiten lebenden Sohn, der überlebt hatte. Zwei seiner Söhne sind umgekommen, etwa in 3. Mose 10, weil sie fremdes Feuer gebracht hatten, wohl unter Alkoholeinfluss. Sie sind umgekommen, so blieben nur Itamar und Eleasar übrig.
Die andere Linie über Eleasar führt hin zu Zadok. Und Erster Könige 2,35 zeigt das:
„Und der König setzte Benaja, den Sohn Jojadas, an seiner Stadt über das Heer, und Zadok, den Priester, setzte der König an die Stelle Abjatas.“
Jawohl, also Zadok bekommt hier die Hohepriesterstellung und wurde dadurch der erste Hohepriester im Ersten Tempel, denn der Tempel wird ja erst in Erster Könige 6, dem salomonischen Tempel, gebaut.
Durch die ganze Zeit des salomonischen Tempels waren immer Zadokiden Hohepriester.
Die Priesterschaft im zweiten Tempel und die Makkabäerzeit
Dann kam die Zerstörung unter Nebukadnezar. Jahrzehnte später konnten die Juden aus Babylon zurückkehren und bauten den zweiten Tempel.
Wer war damals der erste Hohepriester? Das ist bekannt. Es war ein Priester, aber kein Hoherpriester im eigentlichen Sinne. Es war Jeshua, der Sohn Jozadaks. Er wird in Esra, Haggai und Sacharja erwähnt. In Haggai wird er ermutigt, den Tempelbau fortzusetzen. Haggai war der drittletzte Prophet des Alten Testaments.
Ein Beispiel finden wir in Haggai 1,12: „Und Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und Jeshua, der Sohn Jozadaks, der Hohepriester, und der ganze Überrest des Volkes hörten auf die Stimme des Herrn, ihres Gottes, und auf die Worte des Propheten Haggai, so wie der Herr, ihr Gott, ihn gesandt hatte. Und das Volk fürchtete sich vor dem Herrn.“
In Vers 13 folgt die Ermutigung Gottes: Er sagt zu ihnen, dass er mit ihnen sei. Jeshua (oder Joshua) ist also der erste Hohepriester nach der Rückkehr und stammt aus der sadokitischen Linie.
Übrigens ist Jeshua derselbe Name wie Jesus, nur die griechische Aussprache lautet Jesus. So hieß der erste Hohepriester, und seine Nachkommen blieben alle in dieser Linie als Hohepriester.
In der Makkabäerzeit kam es jedoch zu einer Änderung. Diese Zeit war sehr chaotisch. Der letzte eigentliche Hohepriester wurde inhaftiert. Sein Bruder bot den Syrern Geld an, damit er anstelle seines Bruders Hohepriester werden konnte. Dies wurde arrangiert, aber er war immer noch ein Sadokide.
Später kam ein anderer, der erneut Geld an den syrischen König Antiochus Epiphanes zahlte. Dieser war kein Sadokide, und das war auch so akzeptiert. Damit endete das sadokitische Priestertum. Alle weiteren Hohenpriester bis zur Zerstörung des zweiten Tempels im Jahr 70 waren keine Sadokiden mehr.
Höchstens bei zwei ganz am Schluss, kurz vor dem Jahr 70, gibt es die Vermutung, dass sie Sadokiden gewesen sein könnten. Doch das kann niemand beweisen. Es scheint, dass tatsächlich kein einziger mehr Sadokide war. Das bedeutet, dass sie alle illegal waren.
Auch der Hohepriester Kajaphas, der Jesus im Sanhedrin zum Tod verurteilte, war kein Sadokide. Er war somit als Hoherpriester eigentlich illegal im Amt. Die Hohenpriester wurden meistens von den Römern eingesetzt und abgesetzt.
Gab es denn zwei Hohepriester zur Römerzeit? Nein. Sein Schwiegervater Annas war vor ihm Hoherpriester. Annas wurde im Jahr 15 abgesetzt, und dann wurde sein Schwiegersohn eingesetzt. Dieser behielt natürlich den Titel „Hoherpriester“ oder „führender Priester“, aber amtierender Hoherpriester war immer nur einer.
Die Römer setzten die Hohenpriester also nach Belieben ein und ab.
In Hesekiel 44 macht Gott den Vorwurf, dass die Priester im Tempel untreu waren. Was heißt das genau? In Vers 8 heißt es: „Ihr habt den Dienst an meinen heiligen Dingen nicht versehen, sondern ihr habt sie zu solchen gemacht, die für euch meinen Dienst in einem Heiligtum versehen.“
Oder anders übersetzt: „Ihr habt euch die Söhne der Fremden zu Wärtern meines Heiligtums gesetzt.“ Diese Fremden waren in der Römerzeit tatsächlich die Fremden, die den Priesterdienst kontrollierten.
Die Römer bestimmten also, was im Priesterdienst erlaubt war und was nicht.
Im dritten Tempel wird geregelt sein, dass nur noch Sadokiden überhaupt Priesterdienst ausüben dürfen. Nicht nur der Hohepriesterdienst, sondern jeglicher Priesterdienst wird ausschließlich durch Sadokiden ausgeübt werden.
Denn Zadok war der treue Priester, der sich zu David stellte, als dieser vor Absalom fliehen musste. Zadok war auch treu zu Salomo, als dessen Bruder Adonija die Herrschaft an sich reißen wollte.
Zadok war immer auf der richtigen Seite. Er war der treue Priester, und deshalb wurde seine Linie so gesegnet.
Die Rolle der übrigen Leviten und genetische Hinweise
Wir haben aber gelesen, dass die anderen Leviten, die übrigens aus dem Stamm Levi stammen, untergeordnete Dienste verrichten dürfen (Verse 10 und 11). Das heißt also, es müssten theoretisch heute, nach fast zweitausend Jahren, noch Nachkommen von Zadok leben, wenn sie aus dieser Linie stammen sollen. Oder wie ist das gemeint?
Besonders bei den Nachkommen aus dem Stamm Levi beziehungsweise aus der Priesterfamilie ist das als einzige Gruppe sehr deutlich erhalten – durch ihren Familiennamen. Juden, die Kohen heißen, sind Priester und stammen aus dieser aronitischen Linie. Diese Abstammung wird seit über zweitausend Jahren ohne Geschlechtsregister weitergegeben. Dabei gibt es auch manche Variationen wie Kohn, Kahane und ähnliche Namen. All diese Namen stehen für priesterliche Nachkommen.
Gott wird offenbar machen, wer besonders aus der sadokidischen Linie stammt und somit diesen Dienst ausüben kann. Vor einiger Zeit, vielleicht vor ein oder zwei Jahren, gab es einen interessanten Artikel in der Zeitschrift Nature über ein Gen, das man bei Juden mit dem Namen Cohen entdeckt hat. Dieses Gen findet man nur bei ihnen. Es wurde zwar noch nicht als definitiv bestätigt, aber die Möglichkeit wurde erwogen, dass man tatsächlich genetisch feststellen kann, wer aus dieser Linie stammt.
Mein Gott braucht das allerdings nicht, denn das wird sowieso unter der Herrschaft des Herrn Jesus geschehen. Er kann das auch auf andere Weise offenbar machen. Dennoch ist es interessant, dass es offenbar genetische Besonderheiten bei den Aroniten gibt, also bei denen aus der Priesterlinie.
Ich hätte sogar eine E-Mail-Adresse für diejenigen, die meinen, sie seien aus dieser Linie. Dort können sie sich für einen Test anmelden.
Diese Leviten sollen einen untergeordneten Dienst haben. Das ist gewissermaßen die Konsequenz aus der Treulosigkeit der früheren Zeit. Auf der anderen Seite wird die Treue von Zadok über Generationen hinweg auf besondere Weise belohnt werden.
Aufgaben und Kleidung der Zadokiden
Ab Vers 15 wird genauer beschrieben, was die Zadokiden alles tun sollen. Können wir diese sadokidischen Gesetze kurz zusammenfassen?
In Vers 15 steht, dass sie mir dienen sollen und mir Blut und Fett bringen, oder Fett und Blut. Das bedeutet, sie werden den Dienst am Altar verrichten. Dies stimmt mit Vers 16 überein, wo steht, dass sie in mein Heiligtum kommen sollen, also ins Tempelhaus. Außerdem sollen sie meinem Tisch nahen. Dieser Ausdruck „mein Tisch“ bezeichnet den Altar. Das wird ihre Aufgabe sein.
Weiterhin wird gefragt, wie die Kleidung geregelt ist. Komplett aus Leinen, einschließlich Kopftuch oder Kopfbund. Das war auch schon in der Stiftshütte sowie im ersten und zweiten Tempel so. Die Kleider waren immer aus Leinen, also aus Flachs hergestellte Kleidung. Es sollen keine Wollkleider verwendet werden, da alles, was Schweiß treibt, vermieden werden soll.
Hat das eine tiefere Bedeutung? Hat jemand eine Idee? Ja? Leinenkleider kann man auch kochen, um sie wieder rein zu machen, was bei Wolle nicht möglich ist. Wolle geht beim Kochen nicht gut ein. Hier wird speziell in Vers 18 darauf hingewiesen, dass sie sich nicht in Schweiß gürten sollen. Das Schweißtreiben durch Wolle soll vermieden werden. Wolle ist zudem wärmer, was zu schnellerem Schwitzen führt. Vielleicht können wir in diese Richtung denken.
Wovon spricht der Schweiß in der Bibel? Wo kommt er zum ersten Mal vor? Nicht direkt vom Schwitzen, sondern im Zusammenhang mit dem Angesicht. Ja, die Arbeit des Menschen wurde verflucht. Nicht die Arbeit an sich, die gab es ja schon vorher, aber die Arbeit kam unter einen Fluch. Deshalb steht in 1. Mose 3,19: „Im Schweiß deines Angesichts wirst du dein Brot essen.“ Der Schweiß ist also Ausdruck der Mühe des Menschen, besonders des gefallenen Menschen und seiner Anstrengung. Von dieser Anstrengung sollen wir uns ernähren.
Aber wenn es um Heil und Rettung geht, und der Priesterdienst steht in Verbindung mit dem Altar und dem stellvertretenden Opfer, dann können wir nichts bieten. Epheser 2 gibt die neutestamentliche Klartexterklärung zu dem, was hier nur symbolisch umschrieben wird, in Vers 5 und Vers 8.
Liest jemand? „Auf uns, die wir in den Vergehungen tot waren, hat Christus lebendig gemacht. Durch Gnade seid ihr errettet.“ Ja, durch Gnade seid ihr errettet, und dann in Vers 8: „Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch – Gottes Gabe ist es – nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.“
Der Mensch kann in Verbindung mit Heil und Rettung nichts beitragen. Darum sollten die Priester, die die Opfer auf dem Altar darbringen, keine schweißtreibenden Kleider tragen. Es ist nicht ihre Anstrengung, sondern die Vergebung wird allein aufgrund des Opfers gegeben.
Die Erlösung hat Jesus nicht in Gethsemane vollbracht, sondern das war die Vorbereitung im Hinblick auf das Werk am Kreuz. Es ist übrigens ein medizinisch bekanntes Phänomen, dass in extremen seelischen Stresssituationen ein Teil des Blutes durch die Zellwände ausgestoßen werden kann. Das sogenannte „Blutschwitzen“ ist also kein bloßes Sprichwort, sondern tatsächlich möglich.
Der Herr sah wirklich, was auf Golgatha geschehen sollte: Sein Verlassen-Sein von Gott, seine Identifikation mit der Sünde, die ganzen Schrecken von Golgatha, das, was die Menschen ihm antun würden, und das, was er vonseiten Gottes erleiden würde. Das führte dazu, dass sein Schweiß wie Blutstropfen wurde.
Das eigentliche Werk der Erlösung wurde jedoch erst am Kreuz vollbracht. Gethsemane hat niemanden gerettet. Golgatha ist der Ort der Rettung. Und übrigens auch dort nur die drei Stunden der Finsternis, nicht das, was die Menschen ihm angetan haben. Das hat keine einzige Sünde weggetan. Erst am Kreuz, in den drei Stunden der Finsternis, als er das Sündopfer wurde und von Gott verlassen war, hat er das Werk vollbracht.
Es war seine Leistung, er hat es getan – aber nicht wir. Wir haben überhaupt nichts beigetragen. Darum dürfen die Priester im Gedenken an diese Tatsache nichts Schweißtreibendes tragen. Sie bewirken die Rettung nicht selbst, sondern nur das Opfer von Golgatha, auf das die Opfer am Altar zurückweisen, konnte das Heil bewirken.
Aber halten wir fest: Ohne Werke von unserer Seite, aber es war das Werk des Herrn Jesus.
Strengere sadokidische Gesetze und ihre Bedeutung
Bist du so zufrieden? Ja. Gut, weiter mit diesen sadokritischen Gesetzen. Sie sind zum Teil gleich wie früher im Gesetz Mose, aber zum Teil auch strenger. Sie gehen darüber hinaus, und das ist ein ganz wichtiger Punkt.
Was haben wir noch? Wie muss man das verstehen, damit das Volk nicht durch ihre Kleider geheiligt wird? Es gibt doch eine andere Stelle bei den Propheten: Wenn du mit deinem Unreinen oder einem anderen etwas Berührst, wird er nicht rein. Das ist ja so. Hier ist aber das Gegenteil der Fall. Die würden ja heilig werden, wenn sie mit den Priesterkleidern berührt würden, oder?
Ja, beziehungsweise soll der Tempel so aufgebaut sein, dass die Heiligkeit mit zunehmender Höhe immer mehr zunimmt. Die verschiedenen Vorhöfe sind auf unterschiedlichen Niveaus angeordnet. Der allerhöchste Punkt ist das Allerheiligste, das auf dem Felsen liegt – heute auf dem Tempelberg. Dort war das Allerheiligste, der höchste Punkt des Zionsberges.
Mit zunehmender Höhe der Niveaus wird alles immer heiliger. Der höchste Punkt ist dann das Allerheiligste. Diese Stelle sagt, dass die Kleider bestimmt sind für den innersten der drei Vorhöfe im kommenden Tempel. Sie sollen also nicht irgendwie die Heiligkeit des innersten Vorhofes gewissermaßen nach außen tragen zum zweiten Vorhof.
Darum sollen sie das gewissermaßen nicht tun. Ich möchte nur als Parallele dazunehmen: Du sollst die Perlen nicht vor die Säue werfen. Ja, gut, das geht natürlich zu weit, aber in diesem Sinne.
Ganz genau. Also, dieser Unterschied soll berücksichtigt werden. Und diesen Unterschied gibt es ja konkret. Zum Beispiel war beim Abendmahl das Problem in 1. Korinther 11, dass die Korinther das zu einem gewöhnlichen Mahl missbraucht haben.
Da sagt Paulus: Habt ihr nicht Häuser, wo ihr essen könnt? Also wenn ihr Hunger habt, bitte, dann gibt es andere Möglichkeiten. Dann macht das. Aber das Abendmahl selbst hat einen anderen Stellenwert. Man kann es nicht mit irgendeinem Essen auf eine Stufe stellen.
Das bedeutet aber nicht, dass normales Essen etwas Unheiliges sei, denn das Essen wird durch das Gebet geheiligt, darum beten wir ja vorher. Es ist in diesem Sinne aber auf einer anderen Stufe als das Abendmahl, und das soll unterschieden werden.
In diesem Sinn kann man auch diese unterschiedlichen Stufen der Heiligkeit im Tempel verstehen.
Weitere Regelungen zu Haaren, Trinken und Ehe der Priester
Die Haare werden in Vers 20 geregelt. Was wird dort gesagt? Nicht kahl, aber auch nicht frei wachsen lassen. Die Priester zeichnen sich durch keine Extreme aus, sondern durch Gleichgewicht. Das lässt sich gut auf uns Gläubige heute übertragen. Extremismus soll nicht das Kennzeichen des Volkes der Erlösten sein, sondern schlicht Normalität.
Dann folgen Anweisungen zum Trinken: Kein Alkohol oder kein Wein? Nicht grundsätzlich, sondern nur während des Dienstes im Heiligtum. Das entspricht genau dem Gesetz vom Sinai. Dieses Gebot wurde erst eingeführt, nachdem die beiden Söhne Nadab und Abihu fremdes Feuer benutzt hatten, um das Rauchwerk im Heiligtum zu entzünden. Das Feuer auf dem Brandopferaltar in der Stiftshütte wurde durch Feuer vom Himmel entzündet – das Feuer Gottes, das über die Jahrhunderte auf dem Altar erhalten blieb. Nur von diesem Feuer durfte man Kohlen nehmen, um zu räuchern.
Die beiden Söhne Aarons aber nahmen anderes Feuer und handelten nach eigenem Ermessen. Daraufhin starben sie durch göttliches Eingreifen. Anschließend kommt das Gebot in 3. Mose 10, Vers 8, das völlig unvermittelt erzählt wird. Dort heißt es:
Der Herr sprach zu Aaron: Wein und berauschendes Getränk sollst du nicht trinken, ebenso deine Söhne mit dir, wenn ihr in das Zelt der Begegnung hineingeht, damit ihr nicht sterbt. Das ist eine ewige Ordnung für eure Generation, damit ihr zwischen dem Heiligen und dem Unheiligen und zwischen dem Reinen und dem Unreinen unterscheidet. So sollt ihr die Söhne Israels alle Ordnungen lehren, die der Herr durch Mose zu euch geredet hat.
Diese Anweisung kommt also, damit richtig unterschieden werden kann zwischen heilig und unheilig – gerade im Anschluss an den Vorfall mit dem unheiligen Feuer. Es gibt den Hinweis, dass die beiden offensichtlich unter Alkoholeinfluss standen. Sie dachten, man könne es auch anders machen als Gott es sagt. Das hat ihr Leben gekostet. Diese Belehrung zeigt: Gott will Nüchternheit in seiner Gegenwart. Er will nicht, dass wir nach unserer Fantasie handeln, sondern dass wir uns an sein Wort halten.
Neutestamentlich zur Nüchternheit finden wir in 2. Timotheus 4, Vers 5 eine wichtige Stelle: „Tu das Werk eines Evangelisten, vollbringe deinen Dienst!“ Das griechische Wort für nüchtern ist „Nepho“. Im Standardwörterbuch von Walter Bauer zum Neuen Testament wird „Nepho“ beschrieben als Abwesenheit jeglicher geistiger und seelischer Trunkenheit, Exaltiertheit und Überstürzung. Es bedeutet also geistige Klarheit und Besonnenheit.
Hier wird allgemein gesagt: „Du aber sei nüchtern in allem.“ Timotheus hatte kein Alkoholproblem. Im ersten Brief wurde er ermutigt, wenigstens ein bisschen Wein wegen seines Magenleidens zu trinken, er sollte nicht nur Wasser trinken (1. Timotheus 5,23). Alkohol war also nicht das Problem, dennoch gibt es die allgemeine Ermahnung zur Nüchternheit in allen Bereichen – gerade im Dienst für Gott.
Eine weitere Stelle ist 1. Petrus 4, Vers 7, wo Nüchternheit mit Gebet verbunden wird: „Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge; so seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet.“ Auch hier wird zur geistlichen Klarheit aufgerufen.
Diese Botschaft ist heute sehr aktuell. Seit etwa sechzehn Jahren gibt es in unserer Gesellschaft die Jagd nach kosmischer Ekstase, die Zeit, in der Rockgruppen bekannt wurden, Drogen und östliche Mystik entdeckt wurden. Auch unter evangelikalen Christen gab es ein Erwachen im Blick auf mystische, ekstatische Erfahrungen. Alttestamentlich haben wir aber das Gebot, gerade im Priesterdienst keinen Wein zu trinken. Gott will Nüchternheit, und im Neuen Testament gibt es klare Aufrufe zur geistlichen Nüchternheit.
Weiter in Hesekiel 44, Vers 22, gibt es Anweisungen zur Heirat bei den Zadokiden. Es gibt Parallelen zu 3. Mose 21, aber Priester hatten mehr Freiheit als der Hohepriester. Sie konnten eine Witwe nehmen, doch hier wird eine Witwe sogar untersagt. Das zeigt, dass das Gesetz hier strenger ist als das Gesetz Mose, mit einer Ausnahme für Priesterwitwen.
Nun stellt sich die Frage, warum wir in Hesekiel Gesetzgebungen finden, die nicht deckungsgleich sind mit dem Gesetz Mose und sogar strenger erscheinen. Es wurde gesagt, die alten Libyer hätten sich versündigt. Aber warum sollten die Zadokiden nicht einfach die gleichen Gesetze weiterführen? Warum gibt es neue Anweisungen für diese kleine Gruppe, die Vorbilder für andere sein sollen?
Es hängt damit zusammen, dass es eine neue Heilszeit ist. Zur Zeit Moses gab es nur die Gesetzgebungen Mose, und der Messias sollte wiederkommen. Das werden wir in den kommenden Kapiteln sehen, auch die Opferanweisungen werden deutlich geändert gegenüber dem Gesetz Mose. Das hat im Judentum zunächst große Probleme ausgelöst.
Wie wusste man, ob ein Prophet wirklich von Gott war? Seine Aussagen mussten sich erfüllen, falsche Prophezeiungen führten zur Steinigung. Außerdem mussten seine Aussagen mit der Tora übereinstimmen. Ein Prophet, dessen Aussagen im Widerspruch zu Mose standen, wurde als falsch entlarvt (5. Mose 13, 5. Mose 18).
Hesekiel aber spricht Dinge, die im Widerspruch zum Gesetz Mose stehen. Warum wurde er trotzdem in den Kanon aufgenommen? Im Talmud gab es Diskussionen darüber. Das Problem löst sich dadurch, dass Hesekiel von der Zeit des Messias und des neuen Bundes spricht. In Jeremia 31,31 verspricht Gott einen neuen Bund mit Israel, der nicht wie der Bund von Sinai sein wird.
Diese Opfer und der Priesterdienst sind also nicht mehr der Dienst des sinaitischen Bundes, sondern des neuen Bundes. Das hat mit der Gemeinde nichts zu tun. Die Gemeinde hat keinen neuen Bund mit Gott geschlossen. Dennoch nutzen wir heute schon die Segnungen dieses Bundes. Im Abendmahl drücken wir aus, dass das Blut des neuen Bundes gilt.
Der Bund wird aber offiziell in der Zukunft mit Israel im Tausendjährigen Reich geschlossen. Dann werden diese Gebote für Israel ihre Bedeutung haben. Wichtig ist, dass man klar zwischen Israel und der Gemeinde sowie zwischen den verschiedenen heilsgeschichtlichen Perioden – alter Bund und neuer Bund – unterscheidet.
Aus Hesekiel 44, Vers 22 ergibt sich, dass es keine allgemeine Vorschrift ist, dass Priester nicht verheiratet sein dürfen. Das Alttestament kennt das Zölibat überhaupt nicht, auch das Neue Testament nicht. Man kann in der katholischen Bibel 1. Timotheus 3 lesen, wo die Anweisungen für den Bischofsdienst gegeben werden. Bischof heißt Aufseher, der älteste Dienst.
In 1. Timotheus 3, Vers 1 heißt es: „Das Wort ist gewiss: Wenn jemand nach dem Aufseherdienst trachtet, so begehrt er ein schönes Werk.“ Der Aufseher muss untadelig sein, Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, sittsam, gastfrei, lehrfähig, kein Trinker, kein Schläger, sondern milde, nicht streitsüchtig, nicht geldliebend, der sein eigenes Haus gut führt und die Kinder in Unterordnung hält.
Wenn jemand sein Haus nicht führen kann, wie soll er für die Gemeinde sorgen? Das ist sehr deutlich. Ein Bischof, der keine eigene Familie hat, ist nicht automatisch ungeeignet, aber es legt nahe, dass die Familie für den ältesten Dienst wichtig ist. Timotheus war nicht verheiratet, aber auch kein Ältester. Es gibt viele Dienste mit Verantwortung, die kein Ältester sind. Ein Apostel ist höher gestellt als ein Ältester.
Man kann nicht sagen, dass es ein strenger Befehl ist, verheiratet zu sein, aber es ist wichtig, dass die Ältesten insgesamt diese Voraussetzungen erfüllen können. Die Ältesten sind nie nur eine Person, sondern eine Gruppe. Die Familie ist ein wichtiger Aspekt, der abgedeckt sein sollte.
Das zeigt, wie biblisch der Bischofsdienst Ehe und Familie als Selbstverständlichkeit betont. Das Zölibat, das im Lauf der Kirchengeschichte eingeführt wurde, ist eine Perversion und wird in 1. Timotheus 4 als Lehre von Dämonen bezeichnet.
In 1. Timotheus 4, Vers 1-3 heißt es: „Der Geist sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden, indem sie auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen achten, durch Heuchelei von Lügen, die im Gewissen gedanklich verankert sind. Sie verbieten zu heiraten und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung für die, die Glauben und Wahrheit erkennen.“
Der Ausdruck „in späteren Zeiten“ ist korrekt, nicht „in den letzten Zeiten“. Das kam im zweiten oder dritten Jahrhundert auf. Diese dämonische Lehre verbietet Heirat und gebietet Askese – beides Lehren von Dämonen.
Wir sind also bei den Priester- und Eheregelungen angekommen. Nach Vers 23 ist ihre Aufgabe, das Volk zu unterweisen, damit es unterscheiden kann – zwischen heilig und unheilig, rein und unrein. Das ist heute wichtig, da moralische Prinzipien auch in Gemeinden oft verwischt werden.
In Vers 24 sollen sie auch Recht sprechen, also Richterfunktionen übernehmen. Das betrifft Fragen, die sich aus dem Vortext ergeben: Ist etwas heilig oder unheilig, rein oder unrein? Auch Zivil- und Strafrecht. In 5. Mose 17 werden Priester zu zivilrechtlichen Aufgaben eingesetzt. Auch bei Verbrechen übernehmen sie Richterfunktionen.
Neutestamentlich hat die Gemeinde auch diese Aufgabe, wie 1. Korinther 6 zeigt. Dort heißt es: „Wenn jemand einen Rechtsstreit mit dem anderen hat, bringt er sich vor die Ungerechten und nicht vor die Heiligen? Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Wenn ihr die Welt richten werdet, seid ihr dann nicht würdig, über die geringsten Dinge zu richten?“
Um Korinth gab es Streitigkeiten, die vor weltliche Gerichte getragen wurden. Paulus sagt, das soll nicht sein, solche Dinge müssen innerhalb der Gemeinde geregelt werden. Die Gemeinde hat also auch zivilrechtliche Funktionen – allerdings nur bei Streitigkeiten zwischen Gläubigen, die sich der Gemeinde unterstellen.
Vor der Pause noch kurz die Anweisungen zu Kontakt mit Toten (Vers 25). Wie im Alten Bund (4. Mose 19) machte die Berührung mit einem Toten sieben Tage unrein. Nach der Reinigung musste ein Sündopfer gebracht werden.
Was bedeutet diese rituelle Verunreinigung durch den Tod? Es kann auch eine Erfahrung sein, dass tote Menschen, besonders wenn sie verwundet sind, Gifte produzieren, die übertragen werden können. Diese Regelung hat ganz sicher auch eine medizinische und hygienische Bedeutung.
Lange bevor in Europa akzeptiert wurde, dass man sich nach dem Sezieren und vor dem Entbinden die Hände waschen muss, hatte das Gesetz Mose solche Vorschriften. Die rituelle Verunreinigung im Alten Testament ist komplex, aber sie steht immer in Verbindung mit Anfang und Ende des Lebens.
Zum Beispiel verunreinigt Ausfluss aus den Geschlechtsorganen (3. Mose 15) und die Berührung mit dem Tod. Das symbolisiert die Grundwahrheiten des Evangeliums: Der Mensch wird als Sünder geboren und der Lohn der Sünde ist der Tod. Das müssen Menschen anerkennen, bevor sie Heil in Christus ergreifen können.
Israel erlebte das im Alten Testament täglich: Die Quelle des Lebens ist verunreinigt, der Tod verunreinigt. Die Reinigung geschieht durch das Opfer. Das wird auch hier wieder Bedeutung haben im Zusammenhang mit dem kommenden Tempel.
Gott sagt, dass die Zadokiden kein spezielles Erbteil haben sollen, sondern Gott selbst ihr Erbteil ist. Alles, was aus den Opfern gegessen werden darf, ist ihr Lohn für die Arbeit. Das entspricht dem, was im Alten Testament für Priester allgemein galt, nun aber speziell für die Zadokiden.
Wir machen 20 Minuten Pause.
Nun haben wir die Regelungen bezüglich des Tempels und der zadokidischen Priester gesehen. Jetzt folgt eine Regelung zur künftigen Stadt Jerusalem. Sie soll eine Stadt von 25 Ruten auf 25 Ruten sein.
Wir haben bereits gesehen, was eine Rute ist, ein Maß von sechs Ellen. Das wurde in Kapitel 40, Vers 5 erklärt. Dort heißt es:
„Und siehe, eine Mauer umgab von außen den Tempelbezirk links herum, und in der Hand des Mannes war eine Messrute von sechs Ellen, die Elle als eine ungewöhnliche Elle und eine Handbreite gerechnet. Und er maß die Breite des Baus, eine Rute, und die Höhe, eine Rute.“
Hier wird erklärt, dass eine Rute sechs Ellen misst. Die Elle ist hier die gewöhnliche Elle plus eine Handbreite, das ist die Königselle, die aus sieben Handbreiten besteht. Eine Handbreite entspricht 7,5 Zentimetern, die Königselle ist also 52,5 Zentimeter lang.
Dieses Maß wurde anhand von Gräbern in Jerusalem rekonstruiert, die nach diesem Ellenmaß gebaut wurden. Auch bei der Entdeckung des 500 Ellen-Quadrats auf dem Tempelplatz wurde die Königselle mit 52,5 Zentimetern ermittelt.
Eine Rute entspricht somit 3,15 Metern. Das ist auch die Dicke der Mauern des Allerheiligsten, wie wir in Kapitel 41 gesehen haben. Das war schon im salomonischen Tempel so. Auf dem Felsen in der Al-Aqsa-Moschee, im Felsendom, sieht man die abgeplattete Region mit dieser Breite von 3,15 Metern, also einer Rute.
Dieses Maß wird in Kapitel 45 wichtig, im Blick auf das Hebopfer. Ein Teil des Landes Israel soll von den Stämmen als Abgabe für Gott abgetreten werden. Dieses Gebiet wird „Hebopfer“ genannt. Normalerweise bezeichnet ein Hebopfer etwas, das Gott geweiht ist, etwas, das emporgehoben wird.
Hier wird der Ausdruck übertragen auf ein Landstück, das Gott geweiht wird. 25 Ruten entsprechen 78,75 Kilometern, also rund 80 Kilometer. Das wird das Jerusalem der Zukunft sein – 80 mal 80 Kilometer. Das ist größer als Hamburg, das etwa 50 Kilometer im Quadrat misst.
Jerusalem wird die Weltmetropole und das geistige Zentrum der ganzen Welt sein. Die Stadt wird in drei Bereiche eingeteilt:
Der oberste Bereich misst 25 Ruten auf 20 Ruten (oder 25 Ruten auf 10 Tausend Ruten, je nach Lesart). Im hebräischen Text steht 10 Tausend, in der Septuaginta 20 Tausend.
Diese 10 Tausend Ruten entsprechen 31,5 Kilometern. Das ist das Gebiet des Tempels und der Priester. Der oberste Teil des 80-Kilometer-Quadrats ist also 25 mal 10 Tausend Ruten und umfasst den Tempelbereich.
Gibt es Übersetzungen, in denen statt Ruten Ellen stehen? Ja, in der Elberfelder Bibel wird „Ruten“ kursiv gesetzt, was bedeutet, dass im Grundtext nicht eindeutig steht, ob Ellen oder Ruten gemeint sind. Im Grundtext steht einfach „25.000“.
Wie entscheidet man, ob Ellen oder Ruten gemeint sind? Vers 2 gibt einen Hinweis: Zum Heiligtum sollen 500 mal 500 Ellen ringsum gehören, plus 50 Ellen Freiplatz. Die Elle wird hier namentlich genannt, im Gegensatz zur Rute.
In Hesekiel Kapitel 40 bis 48 gibt es zwei Maße: Elle und Rute. Deshalb ist es gerechtfertigt, hier von Ruten zu sprechen.
Im Tempelgebiet soll der Tempel mit 500 mal 500 Ruten gemessen werden. Das entspricht dem dritten Vorhof, den wir in Kapitel 42, Vers 16 gesehen haben:
„Er maß die Ostseite mit der Messrute fünfhundert Ruten, die Messrute wurde gemessen; dann wandte er sich und maß die Nordseite fünfhundert Ruten, dann die Südseite fünfhundert Ruten.“
Der dritte Vorhof des dritten Tempels wird also 1,5 mal 1,5 Kilometer groß sein – ein Heiligtum von ungeahnter Größe.
Um den Tempel mit 500 mal 500 Ruten gibt es einen Freiplatz von 50 Ellen ringsum, etwa 25 Meter, auf dem nicht gebaut werden darf. Das übrige Gebiet der Priester darf bebaut werden. In Vers 4 wird erwähnt, dass es Platz für Häuser geben soll.
In Vers 7 gibt es eine Anweisung für den Fürsten. Dieser Fürst ist nicht der Messias, wie aus den Kapiteln 44 bis 46 klar wird, sondern ein weltlicher Fürst. Was wird über ihn gesagt?
Dieser Teil soll ihm gehören, und das übrige Land soll dem Volk gegeben werden. Die Stadt Jerusalem wird also 80 mal 80 Kilometer umfassen, mit Land im Westen und Osten, das dem Fürsten gehört – Richtung Mittelmeer und Totes Meer.
Wer ist dieser Fürst? Das wird ab Vers 9 erklärt. Dort heißt es:
„So spricht Gott der Herr: Ihr habt es lange genug schlimm getrieben, ihr Fürsten Israels. Lasst ab von Frevel und Gewalt und tut, was recht und gut ist, und hört auf, Leute in meinem Volk von Haus und Hof zu vertreiben, spricht Gott der Herr. Ihr sollt rechtes Gewicht, richtigen Scheffel und rechtes Maß haben. Ein Scheffel und ein Eimer sollen gleich sein, so dass ein Eimer den zehnten Teil eines Fasses hat, und ein Scheffel auch den zehnten Teil eines Fasses. Nach dem Fass soll man sie messen, und ein Lot soll zwanzig Gramm haben, und ein Pfund fünfzig Lot.“
Weiter heißt es:
„Dies ist das Hebopfer, das ihr heben sollt: ein Sechstel Eva vom Homer Weizen und ein Sechstel Eva vom Homer Gerste sollt ihr geben, und die Gebühr an Öl vom Bad Öl, ein Zehntel Bad vom Chor, von zehn Bad von einem Homer, und ein Stück vom Kleinvieh von zweihundert vom bewässerten Land Israel, zum Speisopfer, Brandopfer und Friedensopfer, um Sühnung zu tun, spricht der Herr, der Ewige. Das ganze Volk des Landes soll zu diesem Hebopfer für den Fürsten in Israel gehalten sein. Dem Fürsten sollen obliegen die Brandopfer, Speisopfer und Trankopfer an den Festen, Neumonden und Sabbaten zu allen Festzeiten des Hauses Israel. Er soll Sündopfer, Speisopfer, Brandopfer und Friedensopfer darbringen, um Sühnung für das Haus Israel zu tun.“
In Vers 25 heißt es:
„So spricht der Herr, der Ewige: Im ersten Monat, am ersten Tag des Monats, sollst du einen jungen Stier ohne Fehl nehmen und das Heiligtum entsündigen. Der Priester soll von dem Blut des Sündopfers nehmen und es an die Türpfosten des Hauses und an die vier Ecken der Umwandlung des Altars und an die Pfosten der Tore des inneren Torhofs tun. Ebenso sollst du am siebten Tag des Monats für den, der aus Versehen sündigt, und für den Einfältigen so tun. So sollt ihr Sühnung tun für das Haus.“
Weiter:
„Im ersten Monat, am vierzehnten Tag, sollt ihr das Passa feiern, ein Fest von sieben Tagen ungesäuerten Broten. Der Fürst soll an diesem Tag für sich und für das ganze Volk einen Stier als Sündopfer darbringen. Während der sieben Tage des Festes soll er täglich sieben Stiere und sieben Böcke ohne Fehl als Brandopfer darbringen. Als Speisopfer soll er ein Eva Feinmehl zu jenem Stier und ein Eva zu jenem Widder opfern, dazu Öl im Verhältnis zum Eva. Im siebten Monat, am fünfzehnten Tag, am Fest, soll er dasselbe tun: sieben Tage Sündopfer, Brandopfer, Speisopfer und Öl.“
Wer ist dieser Fürst? Das ist eine geheimnisvolle Person, die nur in Hesekiel erwähnt wird. Herr Bahr hat darauf hingewiesen, dass es nicht der Messias ist, weil der Fürst Opfer bringt.
In Vers 22 heißt es:
„Der Fürst soll an diesem Tag für sich und das ganze Volk ein Sündopfer darbringen.“
Das widerspricht Hebräer 7,27, wo gesagt wird, dass Jesus kein Opfer für sich selbst brauchte und sein Opfer ein für allemal war. Außerdem wird in Vers 16 von seinen Söhnen gesprochen, was für den Messias nicht zutrifft.
Es handelt sich also um David oder die Könige, die weltlichen Herrscher. David als auferstandener König? Die Toten werden mit Christus herrschen, aber nicht ausdrücklich David.
Dieser Fürst übt Priesterdienst aus, regiert aber nicht politisch. Er ist ein Vertreter des Herrn Jesus auf Erden. Christus selbst wird im Himmel thronen, dieser Fürst ist sein Vertreter auf Erden und wird nur im Tempeldienst erwähnt.
In 1. Chronik 9, Vers 11 wird ein Priester als „Fürst des Hauses Gottes“ bezeichnet. Hier steht im Hebräischen „Nagit“, was Fürst oder Prinz bedeutet. Auch in 2. Chronik 31,13 finden wir den Ausdruck „Fürst des Hauses Gottes“. Es ist also nichts Überraschendes, dass der Hohepriester als Fürst, also Oberaufseher, bezeichnet wird.
Damit ist das Problem gelöst: Der Fürst in Hesekiel ist der Hohepriester, der das Haus Gottes leitet.
In Hesekiel wird der große Versöhnungstag (Jom Kippur) nicht mehr erwähnt, aber das Passafest wird als siebentägiges Fest dargestellt, bei dem der Fürst für sich und das Volk täglich ein Opfer darbringt. Das erinnert an den Versöhnungstag, zeigt aber neue Anordnungen.
Das Passafest war ursprünglich auf zwei Tage, den 14. und 15. Nissan, festgelegt. In 5. Mose 16 heißt es, am nächsten Morgen dürfe man zu seinen Zelten zurückkehren. Maria und Joseph gingen zum Passa, Lukas 2 erzählt vom zwölfjährigen Jesus.
Man konnte freiwillig die ganze Woche feiern, denn ab dem 15. Nissan waren die sieben Tage der ungesäuerten Brote. Der Herr wollte nicht nur das Obligatorische in Jerusalem verbringen, sondern auch das fakultative Fest. Darum kamen die Menschen zurück und fanden ihren Tempel.
Das Passafest wird hier als siebentägiges Fest dargestellt, mit täglichen Stieropfern – völlig neue Anordnungen, die es im Gesetz Mose nicht gab. Es sind Opfer des neuen Bundes, nicht des alten.
In Vers 18 wird das Heiligtum am ersten Tag des ersten Monats entsündigt, also am ersten Nissan oder Abib. Ein Stier wird geopfert, Blut an die Türpfosten getan – das erinnert an die Befreiung in Ägypten.
Das Neujahrsfest wird hier am ersten Nissan gefeiert, nicht wie heute am ersten siebten Monat. Das Neujahrsfest wurde verschoben. Das wird noch erklärt.
Am siebten Tag des Monats soll das Gleiche geschehen, also auch im siebten Monat. Dort ist das Laubhüttenfest, das sieben Tage dauert.
Das Neujahrsfest am ersten Nissan bekommt hier eine besondere Bedeutung als Feier der Erlösung. Das Laubhüttenfest im siebten Monat bleibt wichtig, vor allem für die Völker. Sacharja 14 beschreibt, wie der Herr Jesus auf dem Ölberg erscheint, alle Erlösten mit ihm kommen, und er König über die ganze Erde ist.
Sacharja 14, Vers 16 sagt:
„Alle übrigen von den Nationen, die gegen Jerusalem gekommen waren, werden Jahr für Jahr hinaufziehen, um den König, den Herrn der Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern. Wenn ein Geschlecht der Erde nicht hinaufzieht, wird kein Regen kommen. Wenn Ägypten nicht hinaufzieht, wird der Regen ausbleiben.“
Die Völker werden also zum Laubhüttenfest hinaufziehen, das aber ein verändertes Fest des neuen Bundes ist, nicht das Laubhüttenfest des Gesetzes Mose. Dieses Fest gibt es heute nicht, denn die Gemeinde hat dazu keine Anweisung.
Das wird erst erfüllt, wenn Gott mit Israel offiziell den neuen Bund schließt (Jeremia 31,31). Das zeigt, wie falsch es ist, dass heute Christen extra zum Laubhüttenfest nach Jerusalem fahren. Das ist eine zukünftige Zeit, wenn Israel als Volk Gottes anerkannt ist und Jesus König über die Erde regiert.
Im Blick auf die nichtjüdischen Christen in Galatien lesen wir in Galater 4, dass sie den Geist der Sohnschaft empfangen haben und Gott als Abba Vater kennen. In Vers 9 heißt es:
„Jetzt aber, da ihr Gott erkannt habt, kehrt ihr zurück zu den schwachen und armseligen Elementen, denen ihr euch wieder von Neuem unterwerfen wollt, und beobachtet Tage, Monate, Zeiten und Jahre.“
Paulus warnt die Galater, nicht wieder unter das Gesetz zu geraten. Es geht hier um Nichtjuden, die zum Glauben kamen, und Paulus erklärt mit Nachdruck, dass die Gemeinde keine jüdische Sekte ist und nicht mit dem Judentum vermischt werden darf.
Darum sind diese Feste nicht unsere Sache. Das zukünftige Laubhüttenfest des neuen Bundes wird im Tausendjährigen Reich von den Völkern gefeiert werden, die aber nicht zur Gemeinde gehören.
Zum Schluss noch eine Frage: Warum wird immer wieder betont, dass die Opfertiere „ohne Fehl“ sein müssen? Das bedeutet, sie sollen ohne Fehler und Makel sein. Diese Tiere sind ein Hinweis auf den vollkommenen Erlöser, Jesus Christus, der ohne Sünde ist.
Deshalb durften keine blinden oder lahmen Tiere geopfert werden, sondern nur perfekte. Das zeigt die Perfektion seines Opfers.
Könnte darin auch der Grund liegen, warum der Fürst so viel Land bekommt, um Felder und Weiden zu haben, um solche perfekten Tiere zu züchten? Sicherlich müssen auch die anderen Stämme Opfer bringen, es ist nicht allein der Fürst, der alle Opfer finanziert. Das ganze Volk trägt die Kosten.
Der Fürst hat spezifische Aufgaben im Opferdienst, wie im Alten Testament der Hohepriester, der einen Ziegenbock für das Volk opferte. Die Kosten trug das Volk durch Abgaben.
Zum Abschluss wollen wir noch beten.
Ehe- und Familienregelungen der Sadokiden
Weiter, Vers 22 in Hesekiel 44: Dort gibt es Anweisungen über die Heirat bei den Sadokiden. Man erkennt Parallelen zu 3. Mose 21, wie es früher geregelt war. Priester hatten damals etwas mehr Freiheit als der Hohepriester. So durften sie beispielsweise eine Witwe heiraten. Hier jedoch wird eine Witwe sogar ausdrücklich untersagt. Das zeigt, dass das Gesetz hier strenger gehandhabt wird als das Gesetz von Mose – mit einer Ausnahme, sofern es sich um eine Priesterwitwe handelt.
Ja, ganz genau! Doch nun stellt sich die Frage: Wie kommt es, dass wir in Hesekiel Gesetzgebungen finden, die nicht genau mit dem Gesetz Mose übereinstimmen und teilweise sogar strenger sind? Es wurde ja vorher gesagt, dass die alten Libyten sich versündigt hatten. Aber warum sollten die Sadokiden nicht einfach die gleichen Gesetze weiterführen, wie sie im Bund von Sinai gegeben wurden? Warum gibt es hier plötzlich neue Anweisungen für die Sadokiden?
Habt ihr eine Idee? Diese Anweisungen gelten ja nicht für das ganze Volk, sondern nur für eine sehr kleine Gruppe. Diese sollen Vorbilder für die anderen sein. Gut, aber warum sollen sie nicht einfach die gleichen Gesetze einhalten wie die Priester früher? Vielleicht ist es eine neue Heilszeit. In der Zeit Moses gab es eben nur die Gesetzgebungen Mose, und damals wurde der Messias noch erwartet.
Ja, genau, es hängt damit zusammen. Wir werden das in den kommenden Kapiteln noch sehen. Auch die Anweisungen für die Opfer werden gegenüber dem Gesetz Mose deutlich geändert. Das hat im Judentum zunächst große Probleme ausgelöst. Denn wie wusste man, wenn ein Prophet in Israel auftrat, dass er ein Prophet Gottes war?
Es gab verschiedene Kriterien: Alle seine Aussagen mussten sich erfüllen. Eine falsche Prophetie wies ihn als falschen Propheten aus, und er musste gesteinigt werden. Zweitens mussten seine Aussagen in Übereinstimmung mit der Tora, also den fünf Büchern Mose, stehen. Ein Prophet, der vielleicht Dinge voraussagte oder Zeichen und Wunder zeigte, die eintrafen, aber dessen Aussagen im Widerspruch zu Mose standen, musste als falscher Prophet entlarvt werden. Das regelten 5. Mose 13 und 5. Mose 18.
Nun sagt Hesekiel Dinge, die im Widerspruch zum Gesetz Mose stehen. Warum wurde Hesekiel trotzdem in die kanonischen Bücher aufgenommen? Das hat unter den Rabbinern im Talmud nachträgliche Diskussionen ausgelöst.
Das Problem löst sich folgendermaßen: Hesekiel spricht von der Zeit des Messias, von der Zeit des neuen Bundes. In Jeremia 31,31 verspricht Gott, dass er mit Israel, also mit dem zwölfstämmigen Volk Israel, einen neuen Bund schließen wird. Dieser wird nicht mehr wie der Bund von Sinai sein, den Gott nach dem Auszug aus Ägypten mit Israel geschlossen hatte.
Das bedeutet, dass diese Opfer und dieser Priesterdienst nicht mehr der Priesterdienst des sinaitischen Bundes sind. Streng genommen sind sie kein alttestamentlicher, sondern ein neutestamentlicher Priesterdienst. Das hat jedoch nichts mit der Gemeinde zu tun. Mit der Gemeinde hat Gott keinen neuen Bund geschlossen. Keine Stelle sagt, dass Gott mit der Gemeinde den Bund geschlossen hat.
Wir nutzen heute aber bereits die Segnungen dieses Bundes. Im Abendmahl mit dem Kelch drücken wir aus, dass das Blut des neuen Bundes vergossen wurde. Wir haben den ganzen Segen des neuen Bundes erhalten. Aber der Bund wird eigentlich erst offiziell von Gott in der Zukunft mit Israel im Tausendjährigen Reich geschlossen werden.
Dann werden diese Gebote ihre Bedeutung für Israel haben. Nochmals: Das hat mit der Gemeinde überhaupt nichts zu tun. Für Israel werden diese Gebote ihre Bedeutung haben. Wichtig ist, dass es nicht der alte Bund ist, der wiederkommt, wenn die Opfer wieder dargebracht werden, sondern der neue Bund – es sind Opfer des neuen Bundes.
Das muss man ganz klar vor Augen haben. Hebräer 8 sagt ganz deutlich, dass der alte Bund verschwinden soll, aber der neue Bund Geltung haben wird. Dabei ist es wichtig, ganz klar zwischen Israel und der Gemeinde zu unterscheiden und auch die verschiedenen heilsgeschichtlichen Perioden voneinander abzugrenzen: alter Bund, neuer Bund.
Ehe und Leitung im Neuen Testament
Weiter! Aber aus Vers 22 ergibt sich doch eigentlich ganz klar, dass es keine normale Praxis ist, dass Priester nicht verheiratet sein dürfen – wenn ich an eine ganz bestimmte Deutung denke.
Das Alte Testament kennt die Gesetzgebung eines Zölibats überhaupt nicht. Überhaupt nicht. Und auch das Neue Testament nicht. Man kann eine katholische Bibelübersetzung nehmen und 1. Timotheus 3 daraus lesen. Dort steht es auch so: Es handelt sich um die neudestamentliche Anweisung über den Bischofsdienst.
Bischof heißt ja nichts anderes als Aufseher, also der älteste Dienst. Aber man soll das wirklich so lesen, wie es in einer katholischen Bibel auch steht. 1. Timotheus 3, liest das jemand? Das Wort ist gewiss: Wenn jemand nach seinem Aufseherdienst trachtet, oder in der katholischen Übersetzung nach einem Bischofsdienst trachtet, so begehrt er ein schönes Werk.
Der Aufseher muss nun untadelig sein, Mann einer Frau. Der Bischof muss Mann einer Frau sein – mit anderen Worten geschrieben: nüchtern, besonnen, sittsam, gastfrei, lehrfähig, kein Trinker, kein Schläger, sondern mild, nicht streitsüchtig, nicht geldliebend, der dem eigenen Hause gut vorsteht und die Kinder mit aller Ehrbarkeit in Unterordnung hält.
Wenn aber jemand dem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie wird er für die Gemeinde Gottes sorgen? Das ist sehr deutlich. Ein Bischof, der keine eigenen Kinder hat und seiner Familie nicht richtig vorstehen kann – wie soll er dieses Amt ausüben? So steht es in der Bibel, auch in der katholischen Bibel. Das ist wirklich der Hammer, oder?
Kann man daraus wirklich schließen, dass er verheiratet sein muss oder dass er nur eine Frau haben soll? Ja, also das, was er gesagt hat, das ist sperrgedruckt, beziehungsweise kursiv. Das bedeutet, es ist ein Zahlwort, nicht „Mann einer Frau“, sondern „Mann einer Frau“. Das betont also die Monogamie, die Einehe.
Jetzt stellt sich die Frage: Ist es zwingend so, dass ein Aufseher verheiratet sein muss? Nun, es wird hier auf jeden Fall betont: Wenn er gewissermaßen nicht der eigenen Familie vorstehen kann, wie kann er dann eine Gemeinde vorstehen? In dem Sinne legt das irgendwie schon nahe, dass für den ältesten Dienst die Familie eine wichtige Sache wäre.
Denn wie kann man in Ehe und Erziehung beraten, wenn man das selbst gar noch nie erlebt hat? Timotheus war ja auch nicht verheiratet, aber war er ein Ältester? Es gibt so viele andere Dienste mit Verantwortung, bei denen man eben gar kein Ältester ist.
War Timotheus ein Ältester? Er war Apostel. Ja gut, aber ein Apostel ist ja noch höher gestellt als ein Ältester, oder? Ja, ja. Und er hatte ja auch keine Schwierigkeiten. Ich meine, einer, der dem eigenen Haus nicht wohl vorsteht, ist sicher ungeeignet. Aber einer, der jetzt kein eigenes Haus in dem Sinn hat, muss ja nicht automatisch ungeeignet sein, einen solchen Vorsteher zu finden für einen Ältestendienst.
Gut, aber dann eben doch auch mit gewissen Einschränkungen, oder? Ich würde nicht sagen, dass die Stelle ganz klar als Befehl sagt, es gehe nicht. Aber es geht jedenfalls nicht, wenn das mit der Familie nicht funktioniert.
Vielleicht sollten wir die Betonung auf die Ältesten im Plural legen. Ja, das kommt noch dazu: Es gibt ja nie den Ältesten einer Gemeinde. Denn es ist nicht die Rede von einem Ältesten, wenn wir jetzt diskutieren, du musst ja zwangsläufig verheiratet sein, sondern von den Ältesten insgesamt. Da sollten auf jeden Fall Leute sein, die das wahrnehmen können, also auch Familie, damit das eben abgedeckt ist.
Also, wie gesagt, man kann sicher nicht sagen, es ist ein Befehl. Aber es legt doch diesen Aspekt als wichtig nahe. Und wenn jemand verheiratet ist und eine Familie hat, dann sind diese Voraussetzungen jedenfalls gefordert.
Worauf ich hinauswollte, war einfach zu zeigen, wie biblisch der Bischofsdienst ganz klar die Ehe und Familie als Selbstverständlichkeit betont. Und das ist eine derartige Perversion, was man daraus gemacht hat im Lauf der Kirchengeschichte, indem man das Zölibat eingeführt hat – was ja nach 1. Timotheus 4 eine Lehre von Dämonen ist.
Warnung vor dämonischen Lehren und weitere Aufgaben der Priester
Jetzt zum Bischof, also das war 1. Timotheus 3, Vers 1 und folgende. „Aufseher“ ist dasselbe wie „Bischof“. Im Griechischen steht „Episkopos“, und daraus ist unser deutsches Wort „Bischof“ entstanden.
Episkopos – wenn wir die Endung „-os“ weglassen, bleibt „Episkop“ übrig. Entfernen wir dann noch die Vorsilbe „e“, erhalten wir „Biskop“. So verstehen wir, dass wir bald beim Wort „Bischof“ sind. Das „p“ wird aufgeweicht und „sk“ wird zu „sch“.
Es gibt auch das Wort „Episkopat“. Ich weiß nicht genau, was das heißt. Ja, das ist das Bischofsamt, das Episkopat.
Nun zu 1. Timotheus 4, Verse 1-3. Wer liest? „Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden, indem sie auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen achten, durch die Heuchelei von Lügen reden, die in ihrem eigenen Gewissen verurteilt sind. Sie verbieten zu heiraten und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung für die, welche Glauben und die Wahrheit erkennen.“
In Ihrer Übersetzung steht „in späteren Zeiten“. Wer hat in seiner Bibel „in den letzten Zeiten“? Das ist falsch. Wo war das eben noch mal? 1. Timotheus 4,1. Der Ausdruck „letzte Zeiten“ kommt zum Beispiel in 2. Timotheus 3,1 vor. Das ist ein anderer Ausdruck im Griechischen. Hier muss es heißen „in nachfolgenden, späteren Zeiten“.
Und das ist tatsächlich so: Von Paulus aus gesehen ist das später gekommen, im zweiten oder dritten Jahrhundert. Diese dämonische Lehre verbietet zu heiraten und gebietet, sich von Speisen zu enthalten. Also Zölibat und Askese – beides eine dämonische Lehre.
Diese Lehren von Dämonen reden durch Heuchelei Lügen. Das steht im gleichen Brief, 1. Timotheus 3, über den Bischof und seine Familie.
Wir sind also darauf eingegangen wegen der Priester und ihren Frauen, also der Eheregelung.
Weiter zu Vers 23: Was ist Ihre Aufgabe nach Vers 23? Sie sollen das Volk unterweisen, damit es unterscheiden kann. Jawohl! Ein Lehrdienst, und zwar zwischen heilig und nicht heilig sowie zwischen rein und nicht rein.
Das ist eine ganz wichtige Aufgabe, auch heute, wo alle moralischen Prinzipien aufgeweicht werden – auch in den Gemeinden – zu unterscheiden zwischen heilig und unheilig.
Dann weiter, Vers 24: Recht sprechen, über ein Recht streiten. Jawohl, sie sollten auch Richterfunktionen übernehmen.
Für mich stellt sich jetzt die Frage: Richterfunktionen über Fragestellungen, die sich aus dem Vortext ergeben, nämlich ob etwas heilig oder nicht heilig ist, ob es rein oder nicht rein ist, oder auch über Zivil- und Strafrecht.
Ja, wie in 5. Mose 17 werden die Priester auch für zivilrechtliche Aufgaben eingesetzt. Und auch wenn es um Verbrechen geht, müssen sie Richterfunktionen übernehmen.
Neu testamentlich hat die Gemeinde auch diese Aufgabe, nach 1. Korinther 6. Lesen wir da ein paar Verse: Wer liest Vers 1?
„Bringt es jemand von euch, der einen Rechtsstreit mit dem anderen hat, vor den Ungerechten zu streiten und nicht vor den Heiligen? Oder wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Und wenn durch euch die Welt gerichtet wird, seid ihr dann nicht würdig, über die geringsten Dinge zu richten? Wisst ihr nicht, dass wir Engel richten werden, wie viel mehr über alltägliche Dinge?“
Um die Korinther gab es also solche, die gemeindeintern Zwistigkeiten hatten. Sie gingen vor das weltliche Gericht. Paulus sagt, das geht nicht. Solche Dinge müssen in der Gemeinde geregelt werden.
In diesem Sinn hat die Gemeinde auch eine zivilrechtliche Funktion.
Es geht hier nicht um den Fall, dass man zum Beispiel ein Problem mit ungläubigen Menschen hat. Es wird nicht gesagt, dass man in solchen Fällen nicht vor Gericht gehen darf. Aber zwischen Brüdern, Geschwistern, die sich der Rechtsprechung der Gemeinde unterstellen, muss die Gemeinde Recht sprechen.
Heute findet man eine Parallele dazu im sadduzäischen Priesterdienst.
Kontakt mit Toten und rituelle Reinigung
Bevor wir in die Pause gehen, machen wir das noch kurz fertig. Es folgen Anweisungen zum Kontakt mit Toten, Vers 25. Das wird also ähnlich sein wie damals unter dem alten Bund. In 4. Mose 19 führte die Berührung mit einem Toten dazu, dass jemand sieben Tage unrein war.
Das finden wir auch hier, Vers 26. Nach seiner Reinigung soll man ihm sieben Tage zählen. Danach muss er noch ein Sündopfer bringen.
Was bedeutet eigentlich diese rituelle Verunreinigung durch den Tod? Kann es nicht in erster Linie auch eine Erfahrung sein, dass tote Menschen, insbesondere wenn sie verwundet sind, Gifte produzieren, die einfach aus Verwesung entstehen und übertragen werden können?
Diese ganze Regelung hat ganz bestimmt eine medizinische und hygienische Bedeutung. Lange bevor man in Europa akzeptierte, dass man sich nach dem Sezieren und vor dem Entbinden die Hände waschen muss, war das im Gesetz Mose schon längst vorgeschrieben.
Die ganze Frage der rituellen Verunreinigung im Alten Testament ist sehr komplex und vielfältig. Man kann sie aber zusammenfassen: Die Verunreinigung steht immer in Verbindung mit dem Anfang und dem Ende des Lebens.
Zum Beispiel verunreinigt Ausfluss aus den Geschlechtsorganen, 3. Mose 15, ebenso wie die Berührung mit dem Tod. Das, was eigentlich die Quelle des Lebens symbolisiert, verunreinigt ebenso wie das Ende des Lebens.
Hier sind bildlich die Grundwahrheiten des Evangeliums dargestellt: Der Mensch wird als Sünder geboren. Er hat bereits eine sündige, böse Natur, wenn er aus dem Mutterleib kommt. Zweitens: Der Lohn der Sünde ist der Tod.
Das sind zwei Grundwahrheiten, die der Mensch anerkennen muss, bevor er das Heil in Christus ergreifen kann: Ich bin ein Sünder, und ich habe den Tod verdient.
Darum musste Israel das auch schon im Alten Testament tagtäglich erleben, immer wieder diese Frage: Die Quelle des Lebens verunreinigt, der Tod verunreinigt. Was gibt die Reinigung? Das Opfer.
Das wird auch hier wieder Bedeutung haben, in Verbindung mit dem kommenden Tempel.
Schließlich sagt Gott, dass die Zadokiden kein spezielles Erbteil haben sollen, aber Gott ist ihr Erbteil. All das, was mit den Opfern anfällt und davon gegessen werden darf, soll gewissermaßen ein Lohn für ihre Arbeit sein.
Das entspricht dem, was für die Priester allgemein im Alten Testament galt, nur eben jetzt speziell für die Zadokiden.
Wir machen jetzt 20 Minuten Pause.
Die künftige Stadt Jerusalem und Maßeinheiten
Nun haben wir die Regelung im Blick auf den Tempel und verschiedene Vorschriften bezüglich der zadokidischen Priester gesehen. Jetzt folgt eine Regelung im Hinblick auf die künftige Stadt Jerusalem. Diese soll eine Stadt von 25 Ruten auf 25 Ruten werden.
Wir haben bereits besprochen, was eine Rute ist, dieses Maß von sechs Ellen. Das wurde ja in Kapitel 40, Vers 5 erklärt. Kann das nochmals jemand vorlesen, wo dieses Tempelmaß erläutert wird? Jemand liest 40,5:
„Und siehe, eine Mauer umgab von außen den Tempelbezirk links herum, und in der Hand des Mannes war eine Messrute von sechs Ellen, die Elle als eine ungewöhnliche Elle und eine Handbreite gerechnet. Und er maß die Breite des Baus, eine Rute, und die Höhe, eine Rute.“
Hier wird also erklärt, dass die Rute sechs Ellen misst. Die Ellen sind hier als gewöhnliche Elle oder kleine Elle plus eine Handbreite gerechnet. Das ist die Königselle, die aus sieben Handbreiten besteht. Das bedeutet, eine Handbreite misst sieben Komma fünf Zentimeter. Die Königselle hat also 52,5 Zentimeter.
Dieses Maß konnte man übrigens rekonstruieren anhand verschiedener Gräber in Jerusalem, die offensichtlich genau nach diesem Ellenmaß berechnet wurden. Auch bei der Entdeckung des 500 Ellen-Quadrates auf dem Tempelplatz in den vergangenen Jahren konnte man exakt für die Königselle dieses Maß von 52,5 Zentimetern ermitteln.
Eine Rute entspricht somit 3,15 Metern. Übrigens entspricht diese Länge der Dicke, wie wir früher in Kapitel 41 gesehen haben, der Mauern des Allerheiligsten. Das war auch schon im salomonischen Tempel so. Man kann diese abgeplattete Region heute noch auf dem Felsen in der Oma-Moschee, im Felsendom, sehen. Sie hat eine Breite von 3,15 Metern, also genau eine Rute.
Dieses Maß wird nun wichtig, hier in Kapitel 45, im Hinblick auf das Hebopfer. Das bedeutet, ein Teil des Landes Israel soll von den Stämmen Israels in der Zukunft speziell für Gott als Abgabe abgetreten werden. Darum wird dieses Gebiet Hebopfer genannt.
Normalerweise war ein Hebopfer etwas, das man Gott weihen wollte, etwas, das man emporhob, um es Gott zu schenken. Hier wird der Ausdruck Hebopfer im übertragenen Sinn für ein Landstück verwendet, das Gott geweiht wird.
Also 25 Ruten entsprechen 78,75 Kilometern, sagen wir rund 80 Kilometer. Das wird also das Jerusalem der Zukunft sein: 80 auf 80 Kilometer. Das ist größer als Hamburg, das beispielsweise etwa 50 Kilometer im Quadrat misst. Jerusalem wird also die Weltmetropole werden, die Weltstadt, das geistige Zentrum für die ganze Welt. Darum wird diese Stadt eine gewaltige Stadt sein.
Zunehmend wird gesagt, dass dann natürlich einiges in dieses Stadtgebiet hineinfallen wird, zum Beispiel das ganze Westjordanland südlich von Jerusalem. Alles kommt hinein. Hebron gehört ebenfalls zum Stadtgebiet, zum Stadtgebiet von Groß-Jerusalem.
So ist es geplant: eine stattliche Metropole. Diese wird nun in drei Bereiche eingeteilt. Wir haben nämlich den obersten Bereich von 25 Ruten auf 20 Ruten, oder wo? Wir sind dann bei 25 Ruten. Im hebräischen Text steht 10, haben Sie wahrscheinlich gesehen. Vers 1, „Breite zwanzigtausend“? Ja, genau. Das ist die Lesart der Septuaginta, der griechischen Übersetzung. Aber der hebräische Text hat zehntausend.
Das ergibt also – ich würde das in einer weiteren Bibelklasse mal austeilen – ein Blatt. Also es gibt so ein Quadrat, das kommende Jerusalem. Der oberste Teil ist fünfundzwanzigtausend Ruten lang und zehntausend Ruten breit. Diese zehntausend Ruten entsprechen 31,5 Kilometern. Das ist das Gebiet des Tempels und der Priester.
Der oberste Teil des gesamten 80-Kilometer-Bereichs, also 25 mal 10 Tausend Ruten, ist das Gebiet des Tempels und der Priester.
Eine Frage: Gibt es Übersetzungen, in denen „fünfundzwanzigtausend Ellen“ steht? Aha, eben. Das muss man auch noch klären. Ich habe jetzt einfach selbstverständlich von Ruten gesprochen. In der Elberfelder Übersetzung steht „Ruten“, in der alten Elberfelder ist „Ruten“ kursiv gesetzt, das heißt, es steht im Grundtext nicht. Dort steht in Klammern „Ellen“.
Das heißt, im Grundtext steht das nicht. Im Grundtext steht einfach „fünfundzwanzigtausend“. Wie kommen wir nun zur Entscheidung, ob es Ruten oder Ellen sind? Ganz einfach: Man muss den Text gut lesen.
In Vers 2 heißt es, dass zum Heiligtum gehören sollen 500 bei 500 Ellen ins Geviert ringsum und 50 Ellen Freiplatz dazu ringsum. Das heißt, die Elle wird namentlich genannt, aber nur im Verhältnis mit Weideland oder Freiplatz.
Beim Freiplatz wird gesagt, es sind 50 Ellen, und es steht nicht einfach „50“. Die Elle ist also im Text enthalten. Da muss es etwas sein, das im Gegensatz zu den Ellen steht.
Wir haben in Hesekiel 40 bis 48 zwei Maße: Elle und Rute. Darum ist es gerechtfertigt, hier von Ruten zu sprechen. Das ist ein Argument, und wir werden noch weitere finden.
In Vers 2 ist die Angabe, dass das Heiligtum, der Tempel, in diesem Bereich, im Gebiet des Tempels und der Priester, liegen soll, und zwar 500 bei 500 ins Geviert. Das war ja der innere Tempel, der innere Hof.
Den dritten Vorhof hatten wir schon in Kapitel 42, Vers 16. Liest das jemand?
„Er maß die Ostseite mit der Messrute fünfhundert Ruten, wird die Messrute gemessen; und er wandte sich und maß die Nordseite fünfhundert Ruten, wird die Messrute gemessen; und er wandte sich, die Südseite maß er fünfhundert Ruten, wird die Messrute gemessen.“
Hier wird also der dritte Vorhof des dritten Tempels gezeichnet. Er misst 500 auf 500 Ruten, das heißt 1,5 auf 1,5 Kilometer.
Wir haben gesehen, die innersten Vorhöfe sind ein 500 Ellen-Quadrat, das passt schön auf den Tempelplatz von heute. Aber der dritte Vorhof der Heiden im Tausendjährigen Reich wird so gewaltig sein: eineinhalb auf eineinhalb Kilometer. Ein solches Gebäude hat es noch nie in der Weltgeschichte gegeben.
Das ist also absolut ein einmaliges Heiligtum.
Und hier, in Hesekiel 45, wo die Ruten nicht mehr namentlich genannt werden, heißt es einfach 500 bei 500. Also ein weiteres Argument, dass hier, wo kein Maß ausdrücklich genannt wird, in Kapitel 45 die Rute gemeint ist.
Um den Tempel von 500 mal 500 Ruten gibt es dann noch einen Freiplatz von 50 Ellen, also etwas mehr als 25 Meter, einen Freiplatz, in den hinein nicht gebaut werden darf. Ansonsten darf das übrige Gebiet der Priester bebaut werden.
Wo haben wir etwas von Häusern gelesen? Als Platz für Häuser, Vers 4.
Ja, Vers 4 am Schluss: „Und es soll ihnen ein Platz für Häuser sein.“
Dann gibt es eine Anweisung in Vers 7 für den Fürsten. Was bekommt er? Dieser Fürst ist nicht der Messias, wie durch seine Handlungen in den Kapiteln 44 bis 46 klar wird. Es ist also irgendein weltlicher Fürst.
Wir kommen noch darauf, was das auf sich hat.
Jetzt nur die Frage, nicht wer der Fürst ist, sondern was wird in Bezug auf ihn hier gesagt?
Also dieser Teil soll ihm gehören, und dafür soll das übrige Land dem Volk gegeben werden. Welchen Teil bekommt ihr? Diesen Teil, über den da gesprochen wird. Sind alle einverstanden?
Auf dieser und jener Seite.
Das heißt also, die Stadt Jerusalem wird eine Fläche von 80 auf 80 Kilometern bedecken, aber dann gibt es hier gewissermaßen im Westen und im Osten noch übrigbleibendes Land, also gegen das Mittelmeer und gegen das Tote Meer.
Das, was außerhalb des Quadrates steht, wird der Fürst bekommen.
Nun wird sich die Frage stellen, wer denn dieser Fürst ist. Das kommt gleich ab Vers 9.
Übrigens wird in Vers 8 gesagt, dass ihm das als Eigentum gegeben wird, damit er sich damit begnügen soll und nicht mehr, so wie es früher war, als das Volk etwa unterdrückt wurde, weil er keinen Besitz hatte.
Jetzt Vers 9 und folgende, wer liest?
„So spricht Gott der Herr: Ihr habt es lange genug schlimm getrieben, ihr Fürsten Israels. Lasst ab von Frevel und Gewalt und tut, was recht und gut ist, und hört auf, Leute in meinem Volk von Haus und Hof zu vertreiben, spricht Gott der Herr.
Ihr sollt rechtes Gewicht und rechten Scheffel und rechtes Maß haben. Ein Scheffel und ein Eimer sollen gleich sein, so dass ein Eimer den zehnten Teil von einem Fass hat und ein Scheffel auch den zehnten Teil von einem Fass. Nach dem Fass soll man sie beide messen, und ein Lot soll zwanzig Gramm haben und ein Pfund fünfzig Lot.“
Wer liest weiter? Wer ist Nummer 13? Peter, vielleicht du?
„Dies ist das Hebopfer, welches ihr heben sollt: ein Sechstel Eva vom Homer Weizen und ein Sechstel Eva vom Homer Gerste sollt ihr geben.
Und die Gebühr an Öl vom Bad Öl, ein Zehntel Bad vom Chor, von zehn Bad von einem Homer.
Und ein Stück vom Kleinvieh von zweihundert vom bewässerten Lande Israel, zum Speisopfer und zum Brandopfer und zu den Friedensopfern, um Sühnung für sie zu tun, spricht der Herr, der Ewige.
Das ganze Volk des Landes soll zu diesem Hebopfer für den Fürsten in Israel gehalten sein, und dem Fürsten sollen obliegen die Brandopfer und das Speisopfer und das Trankopfer an den Festen und an den Neumonden und an den Sabbaten zu allen Festzeiten des Hauses Israel.
Er soll das Sündopfer und das Speisopfer und das Brandopfer und die Friedensopfer opfern, um Sühnung zu tun für das Haus Israel.“
Vers 25:
„So spricht der Herr, der Ewige: Im ersten Monat, am ersten des Monats, sollst du einen jungen Pfarren ohne Fehl nehmen und das Heiligtum entsündigen.
Und der Priester soll von dem Blut des Sündopfers nehmen und es tun an die Türpfosten des Hauses und an die vier Ecken der Umwandlung des Altars und an die Pfosten der Tore des inneren Torhofs.
Und ebenso sollst du tun am siebten des Monats für den, der aus Versehen sündigt und für den Einfältigen.
Und so sollt ihr Sühnung tun für das Haus.
Im ersten Monat, am vierzehnten Tag des Monats, soll euch das Passa sein, ein Fest von sieben Tagen ungesäuertes Brot soll gegessen werden.
Und der Fürst soll an demselben Tag für sich und für das ganze Volk des Landes einen Pfarren als Sündopfer opfern.
Und die sieben Tage des Festes soll er dem Herrn sieben Pfarren und sieben Böcke ohne Fehl täglich die sieben Tage als Brandopfer opfern und einen Ziegenbock täglich als Sündopfer.
Und als Speisopfer soll er ein Eva Feinmehl zu jenem Pfarren und ein Eva zu jenem Widder opfern und Öl einhin zu jenem Eva.
Im siebten Monat, am fünfzehnten Tage des Monats, am Fest, soll er dasselbe tun, die sieben Tage betreffend des Sündopfers wie des Brandopfers und betreffend des Speisopfers wie des Öles.“
Ja, gut.
Die Identität des Fürsten im Tausendjährigen Reich
Nun die Frage: Wer ist dieser Fürst? Wer hat eine Antwort darauf? Plötzlich finden wir in Hesekiel diese geheimnisvolle Person, den Fürsten. Er wird sonst in den prophetischen Büchern nirgends erwähnt, nur in Hesekiel. Wer ist dieser Fürst im Tausendjährigen Reich?
Herr Bahr hat bereits einen Hinweis gegeben: Es ist nicht der Messias. Wieso? Wie wurde das begründet? Die Begründung liegt in den Taten der Fürsten, die in den Kapiteln 44 bis 46 deutlich werden. Der Messias würde wahrscheinlich nicht selbst diese Opferhandlungen durchführen, die wir in Kapitel 46 eben gehört haben.
Der Fürst wird Opfer bringen. Zum Beispiel lesen Sie nochmals Vers 22: Kapitel 45, Vers 22: „Und der Fürst soll an diesem Tage für sich und das ganze Volk des Landes ein Sündopferstier darbringen.“ Das steht im Gegensatz zu Hebräer 7,27, wo gesagt wird, dass der Herr Jesus nicht nötig hatte, ein Opfer für sich selbst darzubringen, und dass er sein Opfer ein für allemal gebracht hat, ohne Wiederholung. Das ist schon ein Argument.
Weiterhin werden wir später noch sehen, dass von seinen Söhnen gesprochen wird. Der Fürst wird Söhne haben, das passt auch nicht auf den Messias. Das steht in Kapitel 46, Vers 16. Haben wir den schon gelesen? Nein, Kapitel 46, Vers 16. Lesen Sie genau: „So spricht der Herr: Wenn der Fürst einem seiner Söhne ein Geschenk aus seinem Erbbesitz gibt, so gehört es seinen Söhnen, es ist ihr Grundeigentum als Erbbesitz.“ Das kann ebenfalls nicht auf den Messias zutreffen.
Wer ist es dann? David, also die Könige, die weltlichen Herrscher. David als Auferstandener? Es heißt, dass die Toten auferstehen und mit Christus herrschen, aber nicht ausdrücklich von David. Doch was tut dieser Fürst laut Hesekiel? Er verrichtet Priesterdienst.
Es gibt auch Auslegungen und Kommentare, die sagen, dieser Fürst sei ein Vertreter des Herrn Jesus auf der Erde. Christus würde im Tausendjährigen Reich im Himmel thronen, und dieser Fürst wäre sein Vertreter auf der Erde. Aber dieser Fürst regiert nicht im politischen Sinn, sondern übt rein Priesterdienst aus. Darum wird er auch nur hier in Hesekiel erwähnt, wo die kommende Tempelordnung beschrieben wird. Er ist ein Tempelfürst.
Gibt es so etwas? Ja. Schlagen wir mal auf in 2. Chronik und 1. Chronik. Dort sehen wir, dass uns diese Ausdrucksweise überhaupt nicht überraschen muss. Zum Beispiel 1. Chronik 9, Vers 11: Dort wird über Priester gesprochen und ihre Herkunft. Es heißt: „Des Sohnes Meshulams, des Sohnes Zarochs, des Sohnes Merach-Iots, des Sohnes Eichrucks, Fürst des Hauses Gottes.“ Da haben wir den Ausdruck „Fürst des Hauses Gottes“. Und das wird von einem Priester gesagt.
In Ihrer Übersetzung steht „Vorsteher“ oder „Oberaufseher“ des Hauses Gottes. Im Hebräischen steht dort „Nagit“ des Hauses Gottes. „Nagit“ bedeutet Fürst oder Prinz. Aber hier wird es von einem Priester verwendet.
Ein weiterer Hinweis findet sich in 2. Chronik 31, Vers 13, ein Querverweis. Dort geht es ebenfalls um einen Priester, der „Fürst des Hauses Gottes“ genannt wird. Witzigerweise spricht die Übersetzung hier von „Oberaufseher“. Ist es in der Grundsprache anders? In 1. Chronik 9 wird eindeutig von „Fürst“ gesprochen, und in 2. Chronik 31 ist es dasselbe Wort: „Nagad“, „Nagit betha Elohim“, der Fürst des Hauses Gottes, genau derselbe Ausdruck.
Der Fürst in Hesekiel ist also nichts anderes als der Oberaufseher des Hauses Gottes, der Hohe Priester. Das sind Synonyme. „Nasi“ und „Nagit“ werden beide für Prinz oder Fürst gebraucht. Darum ist es nicht überraschend, dass der Hohe Priester als „Nagit“ oder „Nasi“ bezeichnet wird, als Fürst im Sinne von Oberaufseher, also Hoher Priester.
Damit ist das Problem geklärt und bestätigt. In Hesekiel wird nichts mehr vom Jom Kippur, dem großen Versöhnungstag, erwähnt, aber es gibt neue Angaben. Das Passafest wird in Vers 21 genannt, sieben Tage lang, und da muss dieser Fürst für sich und für das ganze Volk des Landes einen Stier als Sündopfer darbringen. Dieser Fürst bringt also ein Opfer für das ganze Volk. Das erinnert an den großen Versöhnungstag.
Das zeigt erneut, dass er die Funktion eines Hohen Priesters hat, der für das ganze Volk opfert. Aber es ist nicht mehr der Jom Kippur, sondern das geschieht in Verbindung mit dem Passafest, jährlich. Hier finden wir also ganz neue Anordnungen.
Das Passafest war ursprünglich auf zwei Tage festgelegt, den 14. und 15. Nissan. In 5. Mose 16 steht: „Und am nächsten Morgen darfst du dich wenden und zu deinen Zelten gehen.“ Das war auch so bei Maria und Joseph, die zum Passa gingen (Lukas 2) mit dem zwölfjährigen Jesus. Ab dreizehn war es obligatorisch, ab zwölf begann man die Kinder einzugewöhnen. Jesus blieb länger. Man konnte freiwillig die ganze Woche feiern, denn ab dem 15. Nissan waren die sieben Tage der ungesäuerten Brote.
Der Herr wollte nicht nur das Obligatorische in Jerusalem verbringen, sondern das ganze Fest fakultativ noch dazu haben, diese sieben Tage. Darum sind sie zurückgekommen und haben ihren Tempel gefunden – das ist der Hintergrund.
Hier wird das Passafest als ein siebentägiges Fest dargestellt, an dem an jedem Tag ein Stier geopfert wird. Das sind völlig neue Anordnungen, die wir im Gesetz Mose nicht finden. Das sind Opfer des neuen Bundes, nicht des alten.
Was macht der Fürst noch? In Vers 18: Er entsündigt das Heiligtum. Aber wie und wann? Am ersten Tag des ersten Monats. Jawohl, das ist der erste Nissan oder Abib. Muss er ein Stier opfern? Ja. Das Heiligtum wird entsündigt, dann nimmt er Blut und tut es an die Türpfosten des Tempelhauses und an den Altar.
Diese Anweisungen gibt es im Gesetz Mose nicht. Der erste Nissan war kein so außergewöhnlicher Opfertag wie hier. Er war einfach ein Neumondfest, das war klar. Aber hier gibt es ein spezielles Opfer, das sogar an das Passah erinnert – Blut an die Türpfosten. Das erinnert an die Befreiung aus Ägypten durch das Blut.
Doch was ist der erste Nissan? Neujahr, Rosch Haschana. Aber feiern die Juden am ersten Nissan Neujahr? Nein, am ersten siebten Monat.
Wieso feiert man eigentlich am siebten Monat Neujahr? Das wurde mal geändert. Das bringt uns weiter. Denn der erste siebte Monat wird auch noch eine Rolle spielen, siehe Vers 20. Ebenso sollst du am siebten Tag des Monats dasselbe tun wie am ersten Tag.
Das ist im siebten Monat, genau. Richtig! Im siebten Monat, Tag 25, meinst du wahrscheinlich. Ja, das ist dann das Laubhüttenfest. Dort haben wir den siebten Monat. Genau wie unter dem Gesetz soll dort sieben Tage lang gefeiert werden.
Das Laubhüttenfest wird im Tausendjährigen Reich eine besondere Bedeutung für die Völker haben. Sacharja 14: In Vers 4 erscheint der Herr Jesus auf dem Ölberg, Vers 5: Alle Erlösten kommen mit ihm, alle Heiligen mit ihm, Vers 9: Er wird König über die ganze Erde sein.
Nun lesen wir Sacharja 14, Vers 16: „Und es wird geschehen, dass alle Übriggebliebenen von allen Nationen, die gegen Jerusalem gekommen waren, von Jahr zu Jahr hinaufziehen werden, um den König, den Herrn der Herrscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern.
Und es wird geschehen, wenn eines der Geschlechter der Erde nicht nach Jerusalem hinaufzieht, um den König, den Herrn der Herrscharen, anzubeten, wird über dasselbe kein Regen kommen. Und wenn das Geschlecht Ägyptens nicht hinaufzieht und nicht kommt, so wird der Regen auch nicht über dieses kommen.“
Das wird die Plage sein, mit der der Herr die Nationen plagen wird, die nicht hinaufkehren, um das Laubhüttenfest zu feiern. Die Völker werden also zum Laubhüttenfest hinaufziehen.
Aber auch dieses Laubhüttenfest ist verändert. Es ist nicht mehr das Laubhüttenfest des Gesetzes Mose, sondern das Laubhüttenfest des neuen Bundes. Dieses Laubhüttenfest gibt es heute nicht, denn die Gemeinde hat diesbezüglich keine Anweisung erhalten. Es wird erst in Erfüllung gehen, wenn Gott mit Israel als Nation offiziell den neuen Bund schließt (Jeremia 31,31).
Das zeigt auch, wie falsch es ist, dass heute Christen extra zum Laubhüttenfest nach Jerusalem gehen. Das machen viele, in Anlehnung an Sacharja 14, Vers 16. Aber wir sind nicht in dieser Zeit. Die Gemeinde hat nichts damit zu tun.
Sacharja 14, Vers 16 wird erst erfüllt werden, wenn Israel von Gott wieder als sein Volk anerkannt ist, Jesus als König über die ganze Erde regiert, und die Völker zum Laubhüttenfest nach Jerusalem hinaufziehen.
Im Kalender ist also einiges durcheinandergekommen.
Im Blick auf die nichtjüdischen Christen in Galatien – Galater 4 – können wir das kurz betrachten. Dort heißt es, dass sie den Geist der Sohnschaft bekommen haben und Gott nun als Abba, Vater, kennen.
Weiter in Galater 4, Vers 9: „Jetzt aber habt ihr Gott erkannt, vielmehr seid ihr von Gott erkannt worden. Wie werdet ihr euch wieder zu den schwachen und armseligen Elementen zurückwenden, denen ihr wieder von Neuem dienen wollt?“
Noch weiter bis Vers 11: „Ihr beobachtet Tage und Monate, bestimmte Zeiten und Jahre. Ich fürchte um euch, ob ich etwa vergeblich an euch gearbeitet habe.“
Hier wird den galatischen Christen, die keine Juden waren, gesagt: Ihr kehrt zurück zum Gesetz. Das ist das Problem des ganzen Galaterbriefs. Sie wollen sich unter das Gesetz Mose und den alten Bund stellen und die jüdischen Feste wieder feiern.
Paulus sagt: „Ich fürchte um euch, ob ich nicht vergeblich an euch gearbeitet habe.“ Das ist ein hartes Wort.
Wichtig: Es geht hier nicht um Juden, die zum Glauben an den Messias gekommen sind. Aus vielen Stellen im Neuen Testament wissen wir, dass diese weiterhin die Kinder beschnitten haben. Paulus selbst war bereit, Opferkosten im Tempel zu übernehmen (Apostelgeschichte 21). Das ist etwas anderes.
Hier geht es um Nichtjuden, die zum Glauben gekommen sind. Der Galaterbrief erklärt mit aller Vehemenz, dass sie nicht ins Judentum hineingeführt werden dürfen. Die Gemeinde ist keine jüdische Sekte oder Sondergruppe, sondern etwas völlig Neues. Das darf nicht mit dem Judentum vermischt werden.
Darum gibt es hier klare Anweisungen: Das ist nicht unsere Sache.
Im Blick auf ein zukünftiges Laubhüttenfest des neuen Bundes im Tausendjährigen Reich werden die Völker, die nicht zur Gemeinde gehören, jedes Jahr speziell zu diesem Hesekiel-Laubhüttenfest hinaufziehen.
Damit sind wir eigentlich am Ende von Kapitel 45. Nächstes Mal fahren wir dann mit den Kapiteln 46 und 47 fort, mit dem Doppelfluss aus dem Tempelberg.
Die Bedeutung der Opfer und die Versorgung des Fürsten
Warum wird hier immer wieder betont, dass die Tiere besonders sein müssen? Wo ist die Stelle? Ohne Fehl. Genau, fehlerlos. Diese Opfertiere sollen ja ein Hinweis sein auf den vollkommenen Erlöser – ohne Fehl, ohne Flecken, also ohne Sünde. Darum mussten die Tiere perfekt sein. Man durfte keine blinden oder lahmen Tiere bringen, sondern nur perfekte. Denn sie sollen auf die Perfektion des Opfers des Herrn Jesus hinweisen.
Könnte darin auch der Grund liegen, warum dem Fürsten, der das ja alles zu subventionieren hat, so viel Land zugesprochen wird – entlang der neuen Stadt –, damit er die Felder und Weiden hat, um derartig perfekte Tiere zu ziehen und zu züchten? Ja gut, das müssen ja die anderen Stämme dann auch. Sie müssen ebenfalls Opfergaben selbst bringen. Es ist nicht so, dass nur er alle Opfer finanziert. Es ist nicht allein der Fürst, der dafür aufkommt, sondern das ganze Volk wird dafür aufkommen.
Über seine spezifischen Aufgaben, gerade was die Opfer angeht, ist hier einiges gesagt. Ja gut, er muss sie darbringen, aber das ist eigentlich wie im Alten Testament, wo der Hohepriester auch einen Ziegenbock für das ganze Volk opfern musste. Aber den bezahlte er nicht selbst, sondern das wurde durch das Volk im Allgemeinen subventioniert. So wie auch die täglichen Opfer: Diese wurden immer durch die Abgaben des Volkes finanziert.
Ja, wir kommen zum Schluss und wollen noch beten.
