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Johannes 11+12

Das Johannes-Evangelium, Teil 15/31
12.09.2004Johannes 11,47-12,19
SERIE - Teil 15 / 31Das Johannes-Evangelium

Bedeutung der Auferweckung des Lazarus als Zeichen des Messias

Wir haben beim letzten Mal die Auferweckung des Lazarus betrachtet. Johannes beschreibt in seinem Evangelium im Gegensatz zu den anderen Evangelisten nur sehr wenige Wunder – insgesamt acht. Diese Wunder haben jedoch eine umso größere Bedeutung.

Wir haben gesehen, dass das Zeichen der Auferweckung des Lazarus für alle Juden damals ein überwältigender Beweis war, dass Jesus tatsächlich der Messias sein muss. Lazarus war bereits vier Tage im Grab. Er roch schon, der Verwesungsgeruch war vorhanden.

Wir können mit Sicherheit wissen, dass der Geruch wahrgenommen wurde, weil es im Judentum üblich war, in den ersten drei Tagen nach der Beisetzung immer wieder in die Grabeshöhle zu gehen, um nachzuschauen, ob der Tote wirklich tot ist. Dieses Vorgehen diente dazu, das Problem des Scheintodes auszuschließen. Man überwachte den Verstorbenen drei Tage lang. Wenn dann wirklich kein Lebenszeichen mehr kam, war man sich ganz sicher, dass der Tod eingetreten war.

Nun war Lazarus bereits vier Tage tot, und der Herr erweckte ihn zum Leben. Dieses Wunder war so überwältigend, dass wir in Vers 45 lesen: Viele nun von den Juden glaubten an ihn. Im Johannesevangelium bedeutet der Ausdruck „die Juden“ oft „die führenden Juden“. Diese Ausdrucksweise ist typisch für Johannes.

Viele führende Juden kamen also zum Glauben. Das führte dazu, dass der oberste Gerichtshof Stellung beziehen musste. In Vers 46 lesen wir, dass viele dieser führenden Juden das Geschehene an die Leitung in Jerusalem weitergaben. So kam es zu einer Sitzung des Sanhedrins, des obersten Gerichtshofs, wie in Vers 47 berichtet wird.

Beziehungen und Reaktionen der jüdischen Führung

Ich hätte noch einmal eine Frage an Herrn Vers vorher. War denn Lazarus mit seiner Familie eine prominente Familie, sodass führende Juden zu einem verstorbenen, sagen wir mal, Prominenten gekommen sind? Es wird kein Hinweis darauf gegeben, dass gerade viele Juden, also führende Juden, zu Lazarus kamen.

Was man sicher sagen kann, ist, dass aus dem Text selbst hervorgeht, dass offensichtlich eine Beziehung bestand. Das ist übrigens auch bei Johannes, dem Apostel, erstaunlich. Er schreibt, wie wir später in der Passionsgeschichte sehen werden, dass er dem Hohenpriester bekannt war und deshalb Zugang zu seinem Haus, genauer gesagt zum Vorhof, hatte. Er war es, der Petrus hineinbringen konnte.

Auch bei Johannes sehen wir also, dass er zu den höchsten Stellen eine ganz besondere Beziehung hatte, obwohl er ein Galiläer war und aus eher ärmlichen und ungebildeten Verhältnissen stammte. Offensichtlich war das bei der Familie von Lazarus ähnlich: Es bestand eine Beziehung zu den führenden Juden. Mehr lässt sich allerdings nicht sagen, als das, was im Text angedeutet wird.

Der Sanhedrin muss bestätigen, dass dieser Mensch viele Zeichen tut. Die Wunderzeichen können sie nicht leugnen. Interessanterweise wird im Talmud ebenfalls auf die Wunder Jesu Bezug genommen. Der Talmud ist das wichtigste theologische Werk des Judentums, abgefasst in der Zeit zwischen etwa 150 und 500 nach Christus.

Auch dort wird anerkannt, dass die Zeichen geschehen sind, allerdings werden sie als Magie gedeutet. Das entspricht genau dem Argument der Pharisäer in Matthäus 12, die sagen, Jesus treibe die Dämonen durch Beelzebub aus, den Obersten der Dämonen.

Die Quelle der Wunder und die Grenzen satanscher Macht

Aber was für uns wichtig ist: Im Judentum hat man die Tatsache der Wunder Jesu nie bestritten. Allerdings wollte man die Quelle dieser Wunder bestreiten.

Besonders wichtig ist: Leben aus dem Tod kann Satan nicht bewirken. Das sehen wir sehr schön in der Zeit der Plagen über Ägypten, im Buch Exodus. Die Zauberer von Ägypten, die führenden Zauberer Jannes und Jambres, imitierten die Verwandlung des Nils in Blut. Sie imitierten auch die Plage der Vermehrung der Frösche. Offensichtlich kann Satan so etwas bewirken, nämlich die Fruchtbarkeit der Frösche beschleunigen.

Doch beim dritten Zeichen, als Mose Staub in Stechmücken verwandelte, konnten sie es nicht. Sie sagten selbst: Das ist der Finger Gottes.

Ich kann das kurz aufschlagen: Exodus 8, Vers 16 bis 18: „Und der Herr sprach zu Mose: Mache dich morgen früh auf, tritt vor den Pharao, siehe, er wird ans Wasser hinausgehen, und sage zu ihm: So spricht der Herr: Lass mein Volk ziehen, damit sie mir dienen. Denn wenn du mein Volk nicht ziehen lässt, siehe, so werde ich Stechfliegen über dich, deine Hochbeamten, dein Volk und deine Häuser ziehen lassen, und die Häuser der Ägypter werden voll von Stechfliegen sein, ja sogar der Erdboden, auf dem sie stehen. Ich aber werde an jenem Tag das Land, in dem sich mein Volk aufhält, besonders behandeln.“

Da gibt es wahrscheinlich eine andere Zählung. Bei mir ist Vers 8,16: „Der Herr sprach zu Mose: Sprich zu Aaron, strecke deinen Stab aus.“ Das war Vers 12. Das ist eine unterschiedliche Zählung. Also lesen Sie mir vielleicht ab Vers 12 vor.

Vers 12: „Und der Herr sprach zu Mose: Sage zu Aaron, stecke deinen Stab aus und schlage den Staub auf die Erde, dann wird er im ganzen Land Ägypten zu Mücken werden.“

Sie machten es so: Aaron streckte seine Hand mit dem Stab aus und schlug den Staub auf der Erde. Da kamen die Mücken über die Menschen und über das Vieh. Aller Staub der Erde wurde zu Mücken im ganzen Land Ägypten.

Die Wahrsagepriester aber machten es ebenso mit ihren Zauberkünsten, um die Mücken hervorzubringen. Aber sie konnten es nicht. Die Mücken kamen über die Menschen und über das Vieh. Da sagten die Wahrsagepriester zum Pharao: „Das ist der Finger Gottes.“ Aber das Herz des Pharao blieb verstockt, und er hörte nicht auf sie, wie der Herr geredet hatte.

Das kann selbst Satan nicht.

Demnach spricht er nicht von den Sängern mit den Schlangen? Die haben ihre Stäbe zu Schlangen umgewandelt. Mose aber hatte einen wirklichen Stab, den er in eine Schlange verwandelte. Und dann heißt es von den Zauberern in Ägypten, sie taten ebenso mit ihren Stäben.

Aber es gibt in der Magie den Trick mit den Schlangen, dass man sie mit einem ganz bestimmten Griff in eine Starre versetzen kann. Sie wird wie ein Stock. Und dann braucht es eine bestimmte Druckbewegung, damit sie sich wieder bewegt.

Also was die Natur der Stäbe und der Zauber war, wird gar nicht gesagt. Aber im Fall des Staubes war ganz klar: Das war tote Materie, und das konnten sie nicht.

Das hängt auch damit zusammen, dass Gott in der Bibel der wahre Gott heißt: Yahweh, der Seiende, also der, der das Sein, das Leben in sich selbst hat. Er sagt in Jesaja 42: „Das ist mein Name, und meine Ehre gebe ich keinem anderen.“

Wir können das kurz aufschlagen: Jesaja 42, Vers 8: „Ich bin Yahweh, das ist mein Name; meine Ehre gebe ich keinem anderen, noch meinen Ruhm den geschnitzten Bildern. Siehe, es ist eingetroffen, und Neues verkündige ich, ehe es hervorsprosst, lasse ich es führen.“

Jawohl, weil er der Ewige ist, kann er die Zukunft perfekt voraussagen. Das kann Satan nicht. Er kann nur mutmaßen oder es kann sein, dass Gott ihm Erlaubnis gibt, wie bei Hiob. Er darf ihn krank machen, also könnte er eine Prophezeiung machen, dass Hiob krank werden wird.

Aber das ist auch der Grund, warum die heidnische Wahrsagerei so fehlerhaft ist. Nur der wahre Gott kann die Zukunft perfekt voraussagen. Das ist auch in seinem Namen Yahweh enthalten. Er ist der Seiende, der nicht Raum und Zeit unterworfen ist.

Es ist auch enthalten, dass er die Quelle des Lebens ist und nur er aus dem Tod Leben schaffen kann.

Darum wird Gott auch mit einem besonderen Titel versehen. In Hebräer 13 wird er genannt „der Wiederbringer aus den Toten.“

 Hebräer 13, Vers 20: „Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unseren Herrn Jesus, aus den Toten herausgeführt hat und den Bund des ewigen Lebens besiegelt hat.“

Was hier verbal umschrieben ist, „der Gott des Friedens, der aus den Toten widerbrachte“, ist im Griechischen ganz wörtlich „der Gott des Friedens, der Wiederbringer aus den Toten“, unseren Herrn Jesus Christus. Das ist eine charakteristische Bezeichnung für Gott.

Darum war die Auferweckung von Lazarus ein ganz überwältigender Beweis für die Juden, weil es ein Wunderzeichen war, das niemand bestreiten konnte.

Aber es war kein gewöhnliches Wunderzeichen, sondern ein Zeichen, das Satan selbst nicht vollbringen kann.

Das Bild des zweiten Tieres in der Offenbarung und die Grenzen dämonischer Macht

Wie ist Offenbarung 13 zu verstehen, wo das zweite Tier ein Bild anfertigt, das zum Leben erweckt wird? Man sieht dort, dass Satan scheinbar die Fähigkeit hat, aus Materie Leben zu schaffen. Dieses Bild wird sprechen. Doch auch das ist ein dämonischer Betrug: Ein Dämon wird aus diesem Bild sprechen.

Normalerweise lässt Gott Götzendienst nicht zu. Deshalb heißt es in Psalm 115: „Die Götter der Heiden haben einen Mund und können nicht sprechen, sie haben Füße und können nicht gehen.“ Vor einigen Tagen erlebte ich in einem indischen Dorf das Jahresfest des Schlangengottes. Dort wurde die Statue des Schlangengottes auf einem Wagen durch das Dorf gefahren. Diese Statue kann weder gehen noch kriechen; die Menschen müssen sie tragen. Das zeigt die Torheit des Götzendienstes.

Doch auf dem Höhepunkt der Versuchung und Verführung, wenn der Antichrist kommt, wird er ein Götzenbild zum Sprechen bringen. Gott wird zulassen, dass dieses Götzenbild quasi aktiv wird. Dabei wird nicht die Materie selbst lebendig, sondern das Götzenbild erhält einen scheinbar aktiven Geist.

Man kann also prinzipiell sagen: Der Mensch kann Leben nicht erschaffen. Es ist kein Wunder, dass bis heute kein einzelliges Lebewesen künstlich erzeugt werden konnte. Die Biochemie ist zwar sehr fortgeschritten, aber nicht einmal die einfachste Form von Leben wurde künstlich geschaffen. Man kann nur mit bereits vorhandenem Leben arbeiten. Wenn eine Fliege tot ist, bringt sie niemand wieder zum Leben, obwohl die gesamte DNA-Information vorhanden ist.

Das ist etwas, das Gott als seine Ehre für sich behält. Deshalb war das Wunder mit Lazarus besonders beeindruckend. Es war noch beeindruckender als das vorherige Wunder, als in Johannes 9 der Blindgeborene geheilt wurde. Der Blindgeborene selbst sagte, dass er von Ewigkeit her nicht gehört habe, dass einem Blindgeborenen die Augen geöffnet wurden. Dieses Wunder war schon sehr überzeugend, doch das mit Lazarus war noch viel bedeutender.

Deshalb kam es zu dieser Sanhedrin-Sitzung, die auch Auswirkungen auf die ganze Volksmenge hatte, die zu dieser Zeit zum Passafest nach Jerusalem kam.

Die Volksmenge und der Einfluss der Auferweckung auf das Passafest

Wir haben ja gelesen, Kapitel zwölf, Vers neun. Wer liest noch einmal vor?

Die große Volksmenge aus den Juden erfuhr nun, dass er dort sei. Sie kamen nicht um Jesu willen allein, sondern auch, um Lazarus zu sehen, den er aus den Toten auferweckt hatte. Das wurde zur Sensation für das nächste Passafest. Dieses Passafest sollte jedoch das Passafest der Kreuzigung werden.

Dann folgt der triumphale Einzug Jesu am Palmsonntag nach Jerusalem, wo die Volksmenge ihn feiert. Dieses Ereignis wird in allen vier Evangelien beschrieben. Aber nur im Johannes-Evangelium wird die Verbindung hergestellt, dass dieser Auflauf direkt mit der Auferweckung von Lazarus zusammenhängt.

In Johannes Kapitel zwölf, Vers 18 heißt es: „Es bezeugte nun die Volksmenge, die bei ihm war, dass er Lazarus aus dem Grab gerufen und ihn aus dem Tod auferweckt habe. Darum ging ihm auch die Volksmenge entgegen, weil sie hörten, dass er dieses Zeichen getan hatte.“

Ich habe mir angestrichen, dass er dieses Zeichen getan hat. Dieses Wunder hat die ganze triumphale Sache mit dem Einzug nach Jerusalem ausgelöst. Man kann also sagen, dass dieses Wunder letztendlich die Kreuzigung ins Rollen gebracht hat.

Die Reaktion des Sanhedrins und die politische Angst vor den Römern

Und in der Sitzung im Sanhedrin, also oben auf dem Tempelplatz, in der südlichsten Halle, sagt der Hohepriester: „Jetzt müssen wir intervenieren.“ Wenn man jetzt nichts unternimmt, wird das ganze Volk sich diesem Jesus zuwenden.

Die Pharisäer sagen das ja auch in Kapitel 12, Vers 19: „Ihr seht, dass ihr gar nichts ausrichtet; siehe, die Welt ist ihm nachgegangen.“ Der Sanhedrin ist der Überzeugung, wenn sie jetzt nicht eingreifen, wird das die Römer herausfordern, und diese werden den Tempel zerstören.

In Vers 48 heißt es: „Wenn wir ihn so lassen, werden alle an ihn glauben. Die Römer werden kommen in unsere Stadt und unsere Nationen wegnehmen.“ Sie waren also überzeugt, dass das auf die Römer wie eine Revolution wirken würde. Die Juden würden einen anderen König akzeptieren, und dann müssten die Römer eingreifen.

Das Tragische ist: Die Römer kamen einige Jahrzehnte später, zerstörten Stadt und Tempel. Aber nicht, weil das Volk Jesus als Messias angenommen hatte, sondern die Bibel sagt, weil die Mehrheit ihn als Messias abgelehnt hatte. Das ist die Tragik.

Der Ausdruck „unsere Nation wegnehmen“ in Vers 48 bezieht sich speziell auf den Tempel, denn der Tempel wurde einfach „die Stätte“ genannt. Das bedeutet den Untergang des Tempels und den Untergang des Staates sowie den Verlust der Nation. Beides geschah im Jahr 70 n. Chr.

Aber eben nicht, weil sie den Messias angenommen hatten, sondern weil sie sich an ihm geärgert hatten. Dies können wir in Jesaja 8,12 nachlesen. Dort sehen wir den direkten Zusammenhang zwischen der Verwerfung Jesu und der Katastrophe der Zerstörung Jerusalems. Diese Stelle wurde auch von den alten Rabbinern auf den Messias gedeutet.

Die Verwerfung des Messias und die Folgen für Jerusalem

 Jesaja 8, insbesondere die Verse 13 und 14, sagen: „Und viele unter ihnen werden stürzen, werden fallen und verbrechen, verstritten, gefangen werden.“ Ja, bis dahin.

Es wird hier vom Messias gesprochen. Er wird zum Heiligtum sein. „Breche diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn aufrichten.“ Der Herr selbst war dieser Tempel. Doch er war zum Stein des Anstoßes. Man ärgerte sich an ihm, er wurde zum Fels des Strauchelns, über den man fiel. Er war eine Schlinge, ein Fallstrick für die Bewohner Jerusalems. Viele werden straucheln, zerschmettert und gefangen werden.

Josephus Flavius, ein Augenzeuge der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70, berichtet, dass über eine Million Menschen bei der Belagerung Jerusalems und im Krieg ums Leben gekommen seien. 97.000 wurden in die Gefangenschaft abgeführt. In der Folge brachen die Preise für Sklaven im Römischen Reich zusammen.

So ist es gekommen, aber genau aus dem gegenteiligen Grund.

Welche sind die beiden Häuser? Israel, Juda und Israel. Also die zwei und die zehn Stämme. Zur Zeit des Herrn waren Israeliten aus allen zwölf Stämmen im Land, denn es gab in der Zeit der Könige immer wieder Überläufer von den zehn Stämmen, die zum Süden gingen, weil sie erkannt hatten, dass Gott mit ihnen ist (vgl. 2. Chronik 15; 2. Chronik 30).

Das erklärt auch, warum von der Prophetin Hanna in Lukas 2 gesagt wird, sie sei aus dem Stamm Asser, einem der Häuser Israels. Paulus sagt in Apostelgeschichte 26, dass unser zwölfstämmiges Volk Gott Tag und Nacht dient, quasi im Tempel.

Jakobus schreibt seinen Brief an bekennende gläubige Juden, und zwar an die zwölf Stämme, die in der Zerstreuung sind – also an die messianischen Juden damals. Er konnte an die zwölf Stämme schreiben, weil zu dieser Zeit alle zwölf Stämme vertreten waren.

So ist der Messias effektiv allen zwölf Stämmen zum Fall geworden.

Kajafas als Prophet und die göttliche Führung im Verrat

Aber dann kommt etwas ganz Erstaunliches: In Johannes 11,49 sagt Kajafas, der damals hoher Priester war – übrigens, wenn es heißt, „der jenes Jahr hoher Priester war“, bedeutet das, dass er in diesem schicksalsträchtigen Jahr hoher Priester war. Er war natürlich schon seit dem Jahr 18 und bis ins Jahr 36 hoher Priester.

Doch kraft seines Amtes benutzte Gott ihn als Propheten. Er hat diesen Satz mit einer bestimmten Absicht geäußert, aber „Gott hat das so geführt, dass in dieser Aussage noch eine tiefere Bedeutung liegt: Es ist euch nützlich, dass ein Mensch für das Volk sterbe und nicht die ganze Nation umkomme.“ Johannes erklärt, dass er dies wirklich aus Inspiration heraus gesagt hat. Gott hat in seiner Souveränität ihn als Propheten benutzt, so wie er das früher im Alten Testament auch mit Bileam gemacht hat.

Bileam war ein heidnischer und im tiefsten Grunde ein gottloser Mensch. Trotzdem hat Gott ihn als Propheten benutzt. Interessanterweise war es nie so, dass das Bewusstsein des Menschen ausgeschaltet war. Auch Bileam hatte sein Bewusstsein nicht verloren. Er hat von Gott die Botschaft empfangen und sagte voraus, was Gott ihm gab. Es war nicht so, dass er in Passivität verfiel und plötzlich durch ihn gesprochen wurde.

Das ist immer okkult, wenn der Geist des Menschen zurückgedrängt wird und eine andere Macht durch jemanden spricht. Darum ist auch das heute so genannte Zungenreden, bei dem der Betreffende einfach etwas spricht, aber die Sprache gar nicht beherrscht, nie von Gott. Es ist nicht wie das biblische Sprachenreden, bei dem die Betreffenden die Sprache beherrschten, die Gott ihnen eingegeben hatte. Dabei war ihr Geist nicht ausgeschaltet. Paulus konnte deshalb sagen: „Wenn ich in einer Sprache bete, betet mein Geist, er kommt in Sprache.“

Das nur so nebenbei. Was wir sehen, ist: Jemand kann prophetisch etwas sagen, dessen Aussage sein eigenes Verständnis übersteigt. So lesen wir auch in 1. Petrus 1 von den Propheten, dass sie über die Dinge, die sie prophezeien sollten, nachforschten und nachdachten, auf welche Zeit und Umstände sie sich beziehen. Das, was Gott ihnen gab, um weiterzugeben, hat oft ihr eigenes Verständnis überstiegen. Trotzdem waren sie sich voll bewusst, was sie sagten, und sie dachten auch darüber nach, was die tiefere Bedeutung sei.

Ich kann die Stelle schnell angeben, für die wir gerne Notizen machen: 1. Petrus 1,10-12.

Johannes fügt dann noch etwas hinzu, eine zusätzliche Offenbarung in Vers 52: Jesus sollte für die Nation, also für das Volk Israel, sterben. Johannes erklärt in Vers 52, dass dies nicht nur für Israel allein gilt, sondern auch im Blick auf alle Kinder Gottes, also all jene, die das Heil in Christus annehmen und Kinder Gottes geworden sind. Diese sollen zu einer neuen Einheit zusammengeführt werden, nämlich zur Gemeinde.

So führt Johannes aus, dass Jesus nicht nur für Israel allein gestorben ist, sondern für alle Gläubigen, ob Juden oder Nichtjuden.

Die Einheit der Gemeinde aus Juden und Nichtjuden

 Johannes 1, können Sie das kurz lesen? Johannes 1, Verse 9-12. Verse 10-13.

Er war in der Welt, und die Welt wurde durch ihn, und die Welt kannte ihn nicht. Da kam ihm das Seine, wie seinen Namen, ihn nicht an. So dienen aber auch Namen, denen gab er das Recht, Jünger Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus Geblüht, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geworden sind.

Jawohl, also hier haben wir zweierlei. Er, Jesus Christus, war in der Welt. Die Welt wurde durch ihn, kam durch ihn ins Dasein, und die Welt kannte ihn nicht. Das sind, da haben wir eine Opposition, die Welt hier, Vers zehn, und dann Vers elf das Seinige.

Was ist das Seinige, was ist die Welt? Welche Zeit? Die nichtjüdische Welt, die nichtjüdische Menschheit. Er kam in die Welt, aber die nichtjüdische Welt kannte ihn nicht. Er kam aber ganz speziell zu Israel, denn er wurde ja in Bethlehem geboren, aber die Seinigen nahmen ihn nicht an. Die Heiden und die Juden haben ihn im Allgemeinen nicht aufgenommen.

Zusammenfassend Vers zwölf: „So viele ihn aber aufnahmen“, das heißt solche aus den Heiden und solche aus den Juden, die durften Kinder Gottes werden, indem sie aus Gott geboren sind, also göttliches Leben empfangen. Und nun sagt Johannes eben, Jesus sollte nicht für die Nation Israel allein sterben, sondern überhaupt für alle, auch die nichtjüdischen Gläubigen.

Um alle in eine neue Einheit zusammenzufügen, und das ist die Gemeinde. Die besteht aus gläubigen Nichtjuden und gläubigen Juden. So haben wir das in 1. Korinther 12, Vers 13, wo die Taufe mit dem Heiligen Geist beschrieben wird.

Können wir das kurz aufschlagen? 1. Korinther 12, Vers 13: Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist versiegelt worden.

Getauft werden bedeutet hier, eingefügt werden, ein anderes Element. Bei der Wassertaufe wird man in das Element Wasser eingefügt. Ja? Bei der Geistestaufe wird man in den Leib Christi eingefügt, in einem Geist zu einem Leib getauft. Und das sind Juden, gläubige Juden oder eben Griechen, das heißt Nichtjuden.

Also die Geistestaufe hat nichts zu tun mit einem ekstatischen Erlebnis, sondern das ist Gottes Werk bei der Bekehrung, dass ein Mensch dem Leib Christi, der Gemeinde, zugefügt wird, organisch eingefügt wird. Und das entspricht im Prinzip dem, was wir hier haben: die Kinder Gottes in eins versammeln.

Ja, Reinhold? Jawohl, Jesaja 49, Vers 6, ein wunderbares Zeugnis für Gottes Plan, nicht nur für Israel, sondern für die heidnische Welt bis ans Ende der Erde. Das ist genau dieses Programm, das schon alttestamentlich vorgezeichnet war, nicht für die Nation allein.

Aber was wir alttestamentlich nicht finden, ist Gottes Plan, die Kinder Gottes in eins zu versammeln. Das noch nicht. „Das Heil bis an das Ende der Erde, ja, aber nicht dieses Geheimnis der Zusammenfügung zur Gemeinde, das war alttestamentlich nicht vorgezeichnet, das war ein Geheimnis“, sagt Paulus in Epheser 3.

Die Flucht Jesu und das Passafest

Gut, jetzt sehen wir in Johannes 11,53: Von da an war also klar, dass Jesus getötet werden musste. Der Herr Jesus zieht sich zurück in eine Stadt in der Nähe der jüdischen Wüste, nach Ephraim. Nun ist genau die Zeit des Passafestes.

Das Passafest gehört zu den drei Festen, von denen die Tora, das Gesetz Mose, sagt, dass alle Männer zu diesen Festen in Jerusalem erscheinen müssen: am Passafest, am Pfingstfest und am Laubhüttenfest. Deshalb heißt es, viele gingen aus dem Land hinauf nach Jerusalem. Alle Männer mussten gehen, für die Frauen war es freiwillig. Das war mit Rücksicht auf Kinder und familiäre Verpflichtungen so geregelt. Darum heißt es nicht „alle“, sondern „viele“ gingen aus dem Land hinauf nach Jerusalem.

Sie sollten sich zuerst reinigen. Was ist damit gemeint? Wie geschah das? Die rituelle Unreinheit musste immer beseitigt werden, bevor man zum Tempel ging. Wenn man zum Beispiel in Ritualgebeten stand oder einen Toten berührt hatte, musste man sich sogar mit der Asche der roten Kuh reinigen. Das war ein Verfahren, das etwa eine ganze Woche dauerte. Deshalb brauchte es je nach Situation auch einige Tage, um dann bereit zu sein für das Passafest.

Nun stellt sich die entscheidende Frage: Wird Jesus am Fest erscheinen? Nach der Tora müsste er ja erscheinen, aber unter den Umständen, dass man ihn töten will, war das die große Frage.

Der Herr Jesus kommt nach Jerusalem. In Johannes Kapitel 12 wird berichtet, dass er sechs Tage vor dem Passa ankommt. Das war also an einem Freitag. Dort wird ihm in Bethanien, einem Dorf auf der Ostseite des Ölbergs, ganz nahe bei Jerusalem, ein besonderes Abendessen bereitet. Es war offensichtlich ein Sabbatmahl, ein Sabbatessen. Im Judentum war das immer ein besonderes Festessen.

In der Familie von Lazarus war Jesus immer der begehrte Gast. Wer ist alles da? Welche Personen werden speziell erwähnt? Maria und Martha, außerdem Lazarus. Offensichtlich waren auch die Jünger dabei. Judas Iskariot wird namentlich erwähnt.

Martha dient. Von ihr finden wir in Lukas 10 den Hinweis, dass sie immer sehr eifrig im Dienen war.

Die Charaktere in der Familie Lazarus und ihre Bedeutung

 Lukas 10, können wir das aufschlagen? Das ist also ein früheres Ereignis, Vers 38. Er liest: „Als sie aber weitergezogen waren in ein Dorf, da war eine Frau mit Namen Maria. Sie hatte eine Schwester, die hieß Marta. Maria setzte sich zu den Füßen des Herrn und hörte seine Rede zu. Marta aber war mit viel Dienst beschäftigt.“

Maria trat zu Marta und sprach: „Herr, fallst du nicht danach, dass mich meine Schwester allein lässt arbeiten, so sage ich ihr doch, dass sie mir helfen soll.“ Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr: „Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eines aber ist notwendig. Maria hat das gute Teil erwählt, das nicht von ihr genommen werden wird.“

Offensichtlich war Marta sehr aktiv, fast schon hyperaktiv. Das gibt es ja auch unter Christen: Hyperaktivität. Man ist über das Maß hinaus aktiv, über das hinaus, was unser Auftrag ist. Und da sagt der Herr, das war nicht gut. Aber nicht das Arbeiten an sich oder das Dienen an sich war schlecht, sondern sie tat es aus einer Unruhe heraus. Der Dienst für Gott soll aus einer Ruhe heraus geschehen.

Übrigens heißt es von Maria in Vers 39, dass sie sich auch zu den Füßen Jesu niedersetzte. Man kann also verstehen, dass sie schon auch half, aber nicht nur. Sie wollte eben auch dem Lehrer zuhören und von ihm lernen. Das heißt, zu den Füßen von jemandem sitzen. Paulus sagt ja von sich, er sei zu den Füßen Gamaliels gesessen, als Student. So lernte sie vom Herrn.

Marta war überbeschäftigt, aber jetzt, bei diesem letzten Abendessen zusammen in Bethanien, finden wir nichts mehr von einer Korrektur. Wir finden vielmehr in jeder Person der Familie einen besonderen Aspekt des Christseins. Marta dient, Lazarus ist am Tisch in Gemeinschaft mit dem Herrn und wird als der bezeichnet, der aus den Toten auferweckt wurde.

Eigentlich kann jeder Christ von sich sagen: Weil Jesus Christus für mich gestorben ist und sein Tod mir zugerechnet wird von Gott, bin ich eigentlich gestorben. Darum sagt Paulus in Galater 2, Vers 20: „Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, doch nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.“

Also stellt Lazarus den Gläubigen dar als den, der gestorben ist und ein neues Leben hat. Maria hingegen stellt den Christen dar als diejenige, die in Hingabe die Wertschätzung seiner Person zeigt, und das ist Anbetung.

Sie hat ja diese Narde mitgebracht und damit die Füße Jesu gesalbt. Diese Narde hatte einen Wert, wie Judas sagt, von dreihundert Denaren. Wenn man davon ausgeht, dass der Denar damals der Tageslohn eines Arbeiters war (vgl. Matthäus 20), dann wären das dreihundert Arbeitstage, also faktisch ein Jahreslohn. Das ist unerhört, wirklich totale Hingabe.

Und der Herr sagt, dass sie dies eigentlich im Blick auf sein Begräbnis getan hat. Es war eine ganz spezielle Sache, keine Verschwendung, wie Judas darstellt, sondern eine Handlung von heilsgeschichtlicher Bedeutung.

Diese Narde ist übrigens ein Produkt aus der Wurzel einer Kleinblume, der Narde, die im Himalaya-Gebiet auf 3.500 bis 5.000 Metern Höhe wächst. Jetzt versteht man, warum das so wertvoll war. Durch den internationalen Handel, der bis nach Indien reichte, war das kein Wunder.

Es ist eine ganz kleine Blume, kein großer Busch, von dem man das Öl gewinnt, sondern eine kleine Blume. Wofür wurde die Narde besonders verwendet? War das alles Kosmetik? Ja, natürlich, aber eben ganz ungewöhnlich teure Kosmetik. Die normale alltägliche Kosmetik war Olivenöl, das in Israel kein Problem war, denn es war eines der wichtigsten Agrarprodukte.

Die Narde war wirklich höchster Luxus. Sie spricht eigentlich von der Herrlichkeit der Person des Herrn Jesus. Gerade dass die Narde auf 3.500 bis 5.000 Metern wächst, spricht sehr deutlich von seiner Erhabenheit. Gleichzeitig ist es eine ganz kleine Blume, was von seiner Herrlichkeit und Erhabenheit in seiner tiefsten Erniedrigung bis zum Tod zeugt.

Wir haben also beides zusammen: die Höhe und die Tiefe. Das war genau das, was wir in Jesus Christus erkennen – in seinem Leiden und Sterben. Die tiefste Erniedrigung zeigt seine höchste erhabene Herrlichkeit.

Das ganze Haus wird erfüllt von dem Geruch (Vers 3). Das ist auch ein schönes Bild, das man auf eine örtliche Gemeinde übertragen kann, die erfüllt ist von Anbetung und Ehrfurcht vor dem Herrn Jesus.

Die Menschen, die dort sind, sind Menschen, die den Herrn lieben: Lazarus, Marta, Maria. Wir sehen in Marta die Dienende, in Maria die Anbetende und in Lazarus den, der Gemeinschaft mit dem Herrn hat – als Gestorbener und Auferstandener.

„Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir.“ Er war mit ihm zu Tisch, was die Gemeinschaft mit dem Herrn ausdrückt.

Aber in diesem gleichen Haus gibt es auch einen Judas. Davon wollen wir nach der Pause sprechen. Wir machen jetzt bis zwanzig nach Pause.

Judas Iskariot und die Tragik seines Verrats

Wir sind stehen geblieben bei Johannes 12, bei Judas Iskariot, der sich sehr fromm gibt. Er meint, das sei Verschwendung, man hätte die Salbe verkaufen oder das Öl den Armen geben können. Aber Johannes erklärt in Vers 6, dass er das aus ganz anderen Motiven sagte: Er war geldliebend.

Er war sogar ein Dieb, und ausgerechnet dieser Apostel trug die Kasse der Zwölf und des Herrn Jesus. Der Herr wusste von Anfang an, dass Judas sein Verräter werden sollte. Im Johannesevangelium, Kapitel 6, hatten wir schon gelesen: In Vers 70 sagt Jesus: „Habe ich nicht euch, die Zwölfer, gewählt? Und von euch ist einer ein Teufel.“ Er sprach dabei von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, denn dieser sollte in Irolin von einem der Zwölf sein.

Jawohl, der Herr wusste, dass Judas sein Verräter werden würde. Trotzdem hatte Judas während der Zeit, in der er mit Jesus unterwegs war – etwa drei Jahre des öffentlichen Dienstes – eine besondere Chance. Er hätte von seiner Geldliebe wegkommen und zu einem lebendigen, wahren Glauben finden können. Aber er hat diese Chance nie wahrgenommen.

Ausgerechnet er bekam die Kasse anvertraut. Das war also nochmals eine Chance für ihn. Man kann sagen, die Kasse wurde bei ihm zum Testmaterial. Sie offenbarte schließlich, wo Judas stand. Das können wir auf uns übertragen: Alles, was Gott uns anvertraut – Begabungen, Möglichkeiten, Besitz – ist Testmaterial. Anhand dieses Testmaterials müssen wir zeigen, wo wir stehen.

Judas hat diese Chance verpasst. Später im Jahr werden wir noch eingehender auf ihn zu sprechen kommen, wenn er den Verrat ausführt. Beim letzten Passahmahl gab der Herr ihm bei der Vorspeise den ersten Bissen. Das war das Zeichen für den geehrtesten aller Eingeladenen. An diesem letzten Passah bekam Judas Platz Nummer eins. Er nahm ihn an und ging hinaus, um seine üble Tat zu vollbringen. Das hat sein Herz nicht mehr erweichen können.

Als der Herr ihm im Garten Getsemani begegnet, fragt er: „Freund, wozu bist du gekommen?“ Das wäre nochmals eine Chance gewesen, innerlich zusammenzubrechen. Aber es wirkte nichts. Judas ist eine ganz tragische Person, aber nicht tragisch im Sinn der griechischen Tragödien.

Die Griechen liebten die Theaterform der Tragödie: Ein Held begeht ein schreckliches Verbrechen, aber nicht aus böser Absicht, sondern aus schicksalhaften Gründen. Zum Beispiel wird er in Unwissenheit zum Mörder seiner engsten Angehörigen. Das nennen sie tragisch.

Diese Tragik kennt die Bibel nicht. Der Mensch ist verantwortlich für seine Taten. Es ist nicht einfach schicksalshaft. So auch Judas: Er musste nicht zum Verräter werden. Gott wusste im Voraus, dass er es tun würde. Im Alten Testament, worauf wir später bei Johannes 13 noch zurückkommen, gibt es verschiedene prophetische Hinweise auf den Verrat des Judas.

Aber Judas war nicht prädestiniert, etwas zu tun, das er eigentlich gar nicht wollte. Gott hat es vorausgesagt, weil er in seiner Vorkenntnis wusste, dass Judas es tun würde. Judas hatte während der Zeit mit dem Herrn immer wieder Gelegenheit zur Umkehr, doch er hat sie verpasst.

Darum nennt Jesus ihn in Johannes 17 „den Sohn des Verderbens“. Wir können das kurz nachschlagen: Johannes 17, Vers 12. Dort heißt es: „Als ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in Deinem Namen, den Du mir gegeben hast, und ich habe sie behütet. Und keiner von ihnen ist verloren als nur der Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.“

Dieser Begriff „Sohn des Verderbens“ wird in der Bibel nur für zwei Personen verwendet: für Judas und für den Antichristen. In 2. Thessalonicher 2 wird der Antichrist ebenfalls so genannt, „Sohn des Verderbens“.

Die Salbung Marias und ihre Bedeutung

Maria hatte etwas getan aus einer inneren Beziehung und Wertschätzung des Herrn heraus – nicht, weil sie wusste, dass der Herr in den nächsten Tagen sterben würde. Man kann sagen, dass sie aus ihrer Glaubensbeziehung zu Gott heraus genau das Richtige zum richtigen Zeitpunkt getan hat.

Das, was sie getan hatte, ging also eigentlich über ihr momentanes Wissen hinaus. Der Herr erklärt es in den Versen sieben und acht. Wer liest nochmals? Da sprach Jesus: "Lasst sie; möge sie es aufbewahrt haben für den Tag meines Begräbnis. Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit."

Jawohl, Gott hat in ihre Tat eine tiefere Bedeutung hineingelegt, die sie damals noch gar nicht erkennen konnte. Doch sie hat sich durch ihre tiefe Glaubensbeziehung zu dem lebendigen Gott so leiten lassen, dass sie genau das Richtige tat.

Es ist ja so: Der Herr Jesus wurde nach seinem Tod nicht einbalsamiert, obwohl das jüdische Sitte war. Gott hat das zeitlich so geführt, dass der Herr für die Menschen „zu früh“ auferstanden ist. Die Balsamierung war vorbereitet, die Spätzereien waren eingekauft und bereitgestellt, konnten aber nicht angewendet werden. Das hat auch seinen tiefen Grund, warum Gott das nicht zuließ.

Warum wohl? Wir müssen uns fragen, warum man im Judentum überhaupt einbalsamierte. Nein, das war bei den Ägyptern richtig. Dort war es sehr wichtig, die Verwesung zu stoppen, weil man glaubte, der Mensch lebe im Jenseits so lange weiter, wie sein Körper noch existiert. Wenn der Körper vollständig verwest, hört die Existenz im Jenseits auf. Darum die Mumien in Ägypten.

Im Judentum dagegen machte man das nur im Blick auf den Gestank der Verwesung. Man brachte die Toten in Grabkammern unter, legte sie auf eine Bank – das habe ich ja bei Lazarus schon erklärt – und ließ sie dort während eines Jahres verwesen. Wenn nur noch die Knochen übrig waren, sammelte man diese zusammen und tat sie in kleine Ossuarien, Knochenboxen, die in speziellen Nischen in der Grabkammer aufbewahrt wurden.

Da man solche Grabeshöhlen immer wieder besuchen musste, um auch andere Familienmitglieder dort zu bestatten, war man darauf angewiesen, dem Verwesungsgeruch entgegenzuwirken.

Von dem Herrn Jesus heißt es prophetisch in Psalm 16, Vers 10: „Du wirst nicht zulassen, dass dein Frommer die Verwesung sieht.“ Gott hat nach seinem Tod keine weitere Schändung zugelassen als den Speerstich des Soldaten. Er kam nicht in das Grab eines Verbrechers, sondern in das Grab eines Reichen. Er sah nie die Verwesung, keinen Verwesungsprozess.

Darum war es wichtig, dass er nicht einbalsamiert wurde. So wurde deutlich, dass er mit Verwesung gar nichts zu tun hatte. Zum Ausdruck der Wertschätzung hat Maria es aber einige Tage zuvor getan.

Wäre es auch möglich gewesen, dass man einen Gast, den man sehr schätzt, so salbt? Ja, das kann man sich vorstellen. Denn auch Fußwaschung war etwas ganz Normales, womit man die Eingeladenen wertschätzte. Das kann man in unserer Kultur heute kaum noch nachvollziehen, aber damals war es ein alltäglicher Dienst der Erfrischung, wenn jemand zu Besuch kam, weil man üblicherweise in Sandalen herumlief.

So ist natürlich eine Fußwaschung plus die Salbung eine besondere Wertschätzung. Maria salbte die Füße Jesu, obwohl das Haupt Jesu gesalbt wurde. Jeder Evangelist schreibt jedoch aus seiner Perspektive.

Markus beschreibt den Herrn Jesus als den vollkommenen Diener, und dort salbt sie sein Haupt. Matthäus beschreibt ihn als den König, denn Könige wurden auf dem Kopf gesalbt. Johannes dagegen betont, dass Jesus der ewige Sohn Gottes, der ewige Gott ist, und deshalb wird hier hervorgehoben, dass sie seine Füße gesalbt hat.

Diese Differenzierung der verschiedenen Evangelien und ihrer speziellen Botschaft geht bis in solche Einzelheiten hinein. Darum lässt der eine Evangelist diesen Punkt weg, um den Fokus auf das zu richten, was für seine Botschaft besonders wichtig ist.

Das ist wirklich etwas Wunderbares, wenn man die vier Evangelien daraufhin liest und sieht, wie ein Evangelist etwas weglässt, ein anderer es hinzufügt und einen Akzent auf ein bestimmtes Ereignis legt. Alles ist so eingerichtet, dass die spezielle Botschaft der Evangelien herauskommt: Matthäus als der König, Markus als der Knecht, Lukas als der vollkommene Mensch und Johannes als der wahrhaftige Gott.

Palmsonntag und die Bedeutung der Psalmen

Gut, nun gehen wir weiter. Verse neun bis zehn bis elf haben wir bereits besprochen. Dann folgt Vers zwölf des folgenden Tages. Der Sabbat, der am Samstagabend beginnt, ist vorbei, und nun ist der nächste Tag, der Sonntag.

Darum ist die Bezeichnung Palmsonntag absolut korrekt. In einigen Schriften, die in den letzten Jahren erschienen sind, wird dies immer wieder bestritten. Es wird behauptet, Jesus sei nicht am Karfreitag gekreuzigt worden, die Auferstehung sei nicht am ersten Tag der Woche gewesen usw. Wir können jedoch sehr schön aus den Evangelien zeigen, dass diese Chronologie absolut stimmt. Es handelt sich also nicht einfach um kirchliche Tradition, sondern sie stimmt mit der Schrift überein.

Man kann von dieser Seite her kommen, jetzt in Johannes 12, oder man kann vom Auferstehungstag zurückrechnen. Jedes Mal ergibt sich, dass sie gar nicht hätte kommen können, weil sie am Sabbat nicht arbeiten durfte. Deshalb hatte sie alles vorbereitet und ist am Sonntagmorgen hingegangen, um die Einweihung vorzunehmen. Nein, das wäre schon am Sabbat geschehen. Aber es ist so, dass das normale Salben am Sabbat erlaubt war, nicht jedoch zum Beispiel für eine Krankheit. Das war nicht erlaubt. Aber sie ging eben am Sonntagmorgen hinaus, um nachzusehen. Sie überlegten, wer das sonst nicht sieht.

Ach so, Sie sprechen wohl davon ab. Ja, jetzt sprechen wir nicht vom Gleichen. Ich meine die Salbung hier, Johannes 12. Nein, nein, ich meinte, dass von dort her auch der Sonntag terminiert ist. Ja klar, man kann von beiden Seiten herkommen. So meine ich das.

Also: Palmsonntag. Jesus kommt von Bethanien über den Ölberg und reitet triumphal auf einem Esel nach Jerusalem ein. Die ganze Volksmenge kommt in Bewegung, eben wegen der ganzen Ereignisse rund um Lazarus.

Das Interessante ist, im Judentum hat man für jeden Wochentag einen speziellen Psalm. Noch heute sieht man das in den Gebetsbüchern. Dort gibt es die vorgeschriebenen Wochenpsalmen, aber das geht zurück auf die Tempelzeit. Denn für jeden Wochentag hat man einen bestimmten Psalm, das steht im Talmud so. Dieser wurde vom Priesterchor gesungen. Welchen Psalm sangen sie am Sonntag? Psalm 24.

Übrigens steht das auch in der Septuaginta, der ältesten griechischen Übersetzung des Alten Testaments von etwa 300 v. Chr. Im Titel von Psalm 24 heißt es: „Für den ersten Tag der Woche“. Lesen wir einige Verse aus Psalm 24, Verse sieben beziehungsweise acht, je nach Zählung:

„Macht die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe. Wer ist der König der Ehre? Es ist der Herr, stark und mächtig, der Herr, mächtig im Streit. Macht die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe. Wer ist der König der Ehre? Es ist Herr Sebaoth, er ist der König der Ehre.“

Ausgerechnet dieser Psalm wird auf dem Tempelplatz gesungen, und an diesem Tag kommt der Herr Jesus vom Ölberg her und zieht als der König der Herrlichkeit nach Jerusalem ein und geht in den Tempel. Ein wunderbares Timing!

Nirgends in den Evangelien wird dieser Bezug zu Psalm 24 ausdrücklich gemacht, aber für die Jünger damals war das selbstverständlich. Wer aus dem Judentum kommt, weiß das von Kind auf: Das ist der Psalm für den Sonntag. Darum ist es so frappierend, diese Übereinstimmung zu sehen.

Das geht übrigens auch weiter: Jeden Tag der Passionswoche entspricht der betreffende Psalm, den man im Tempel sang, genau den Ereignissen der Evangelien an diesem Tag – Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Sabbat und dann wieder Sonntag.

Am Sonntag ist der Herr auferstanden und ist aus dem verschlossenen Grab herausgekommen: „Macht die Tore auf, dass einziehe der König der Herrlichkeit.“ Am gleichen ersten Tag – darauf kommen wir später noch zu sprechen, Johannes 20 – waren die Jünger aus Furcht vor den führenden Juden in einem verschlossenen Raum. Plötzlich erscheint der Herr als Auferstandener in ihrer Mitte: „Macht die Tore auf, das Einziehen des Königs der Herrlichkeit.“ Absolut verwandt, wie das schön übereinstimmt.

Gibt es dazu noch etwas, eine Frage oder Ergänzung?

Neulich wurde im Fernsehen jemand interviewt und mit dem Spruch konfrontiert: „Erst sagen sie Hosianna und dann kreuzige ihn.“ Er wusste nicht, wo das herkommt. So weit sind wir von der Frage entfernt.

Ah ja, das kommt. Ja, woher kommt das Hosianna? Gut, ja, aber wie kamen sie auf die Idee, genau Hosianna zu singen, zu rufen? Das geht zurück auf Psalm 118, einen messianischen Psalm, der vom Kommen des Messias spricht. Kann uns jemand Verse 19 und folgende vorlesen? Oder schon Vers 20?

„Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit, ich will durch sie eingehen, ja, ich will ihn preisen. Dies ist das Tor des Herrn, durch das die Gerechten einziehen. Ich will dich preisen, denn du hast mich erhört und bist mir zur Rettung geworden. Der Stein, den die Bauleute verworfen hatten, ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn ist dies geschehen, es ist ein Wunder vor unseren Augen.“

Jawohl, dieser Stein ist der Messias. Die Bauleute haben ihn verworfen.

Interessant ist, dass die Rabbiner zur Zeit Jesu im Aramäischen als Banai bezeichnet wurden, was „Baumann“ beziehungsweise „Bauleute“ heißt. Man sagte, ein Rabbi sei quasi ein Bauarbeiter, denn die Rabbiner sind die Bauleute der Welt. Wenn sie die Tora verkündigen, geben sie die grundlegende Ordnung, auf der die Welt überhaupt ruhen kann.

Hier haben wir den Stein, den die Bauleute, die führenden Juden, verworfen haben. Dieser ist zum Eckstein geworden. Der Eckstein ist der erste Stein, den man auf das Fundament legt, um ein neues Gebäude zu bilden. So ist aus dem verworfenen Christus die Gemeinde gebildet worden, der Eckstein (Epheser 2,20). Die Gemeinde ist der neue Tempel.

Entsprechend sagt Johannes, dass Jesus nicht allein für die Nation sterben sollte, sondern um die zerstreuten Kinder Gottes in eins zu versammeln.

Weiter, Vers 24, Psalm 118, Vers 24:

„Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.“

Es gibt ja ein bekanntes Lied: „Lasst uns frohlocken und uns freuen in ihm.“ Also dieser Tag hat es wirklich in sich.

Und das war der erste Tag der Woche. Da sang man im Tempel Psalm 24, und in verschiedenen Synagogen im Land las man aus 1. Mose 1 den ersten Schöpfungstag. Was geschah dort? Gott spricht: „Es werde Licht!“ Und es ward Licht.

Ja, der Herr Jesus kam vom Ölberg, dort, wo die Sonne aufgeht. Ehe das Licht in die Stadt hineinkommt, die in tiefster Finsternis war, wo beschlossen wurde, dass er ermordet werden muss.

Da kommt das Licht in die Finsternis hinein – das passt genau zum ersten Schöpfungstag.

So wie diese Tagespsalmen im Tempel genau passend zu den Tagen der Passionswoche sind, so passen auch die Schöpfungstage ganz genau zu dem, was an den folgenden Tagen geschehen wird.

Was uns am nächsten liegt, ist der Freitag, der kommende Freitag, Karfreitag, der Todestag.

Welcher Tag war der Freitag in der Schöpfung? Der Tag, an dem der Mensch erschaffen wurde.

Der Tag, an dem der ewige oder – wir können ganz klar sagen mit Johannes 1 bis 3 – der Sohn Gottes dem Menschen das Leben gibt.

Später wird dieser Tag der Tag sein, an dem der Mensch dem menschgewordenen Sohn Gottes das Leben nimmt.

Das ist absolut krass, oder?

Aber mit jedem Tag hat man diese erstaunlichen Übereinstimmungen.

Und was nun folgt als Passionswoche, das ist so wichtig in den Evangelien: Ich habe mal ausgerechnet, mit den Auszählungen der Verse, über 30 Prozent der Evangelien konzentrieren sich auf diese letzte Woche.

Ein Drittel der Evangelientexte beschreibt das Leben Jesu, aber ein Drittel beschreibt nur diese eine Woche, die Passionswoche von Palmsonntag über die Kreuzigung bis zur Auferstehung.

In Lukas, in der Parallelstelle, lesen wir noch etwas.

Ja, genau. Aber wir kommen später noch auf diese Ereignisse zu sprechen.

Ich möchte mich jetzt einfach noch kurz auf diesen speziellen Tag konzentrieren: Lukas 19, Verse 39 bis 44.

„Und etliche der Pharisäer aus der Volksmenge sprachen zu ihm: ‚Lehrer, weise deine Jünger an!‘ Er antwortete und sprach zu ihnen: ‚Ich sage euch: Wenn diese schweigen, so werden die Steine schreien.‘ Und als er sich näherte und die Stadt sah, weinte er über sie und sprach:

‚Wenn auch du erkannt hättest an diesem deinem Tage, was zu deinem Frieden dient! Jetzt aber ist es vor deinen Augen verborgen. Denn es werden Tage über dich kommen, da werden deine Feinde einen Wall um dich aufschütten und dich umzingeln und dich von allen Seiten einengen. Sie werden dich und deine Kinder in dir zu Boden werfen und in dir keinen Stein auf den anderen lassen, weil du die Zeit deiner Einsuchung nicht erkannt hast.‘“

Offensichtlich war das nur äußerlich. Wenn da eine Volksmenge ruft „Baruch Haba Beschem Adonai“ – „Willkommen, der da kommt im Namen des Herrn“ – und dann ein paar Tage später von der Volksmenge in Jerusalem, die bei Pilatus war, heißt es „Kreuzige, kreuzige ihn“, dann wusste der Herr, wie oberflächlich das war.

Darum weinte er an diesem triumphalen Tag bei seinem Einzug und kündigte die Zerstörung Jerusalems als Folge seiner Verwerfung an.

Was mich jetzt besonders bewegt, ist, dass der Herr sagt: „Wenn du erkannt hättest an diesem deinem Tage.“ Dein Tag ist der Tag Jerusalems.

Warum wird dieser Tag so hervorgehoben?

In Daniel 9, Vers 25, haben wir die Prophetie vom Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems.

Bis auf den Messias sind es siebenundsechzig Jahrwochen.

Dieser Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems war im Jahr 445 v. Chr., im Monat Nisan (März/April).

Dann sollten neunundsechzig Jahrwochen vergehen, und dann kommt der Messias, der Fürst.

Man kann diese 69 Jahrwochen umrechnen.

Eine Jahrwoche ist in der Bibel eine Periode von sieben Jahren, also 69 mal sieben Jahre.

Die prophetischen Jahre der Bibel dauern 360 Tage, darum kann man umrechnen: 69 mal 7 mal 360.

Das ergibt 17.340 Tage.

Wenn man vom Palmsonntag ausgeht, der am 6. April 32 n. Chr. war, und zurückrechnet 17.340 Tage, kommt man auf den ersten Nisan 445 v. Chr., das war der 14. März damals.

Man kann also sagen, der Palmsonntag war offensichtlich der 17.340. Tag, an dem der Messias nach Jerusalem kommen sollte.

Darum nennt der Herr Jesus diesen Tag „an diesem deinem Tage“.

Das war genau getimt auf den Sonntag mit dem Psalm „Macht die Tore auf, dass einziehe der König der Herrlichkeit.“

Wir können die Bedeutung von Palmsonntag gar nicht überschätzen. Es war etwas ganz Entscheidendes.

Das Volk hatte die Chance, den Messias wirklich anzunehmen.

Aber es war nur äußerlich.

In Daniel 9, Vers 26, heißt es weiter: „Nach den 69 Jahrwochen wird der Messias ausgerottet werden und nichts haben.“

Fünf Tage später – es steht nicht genau, wie viel später – einfach danach.

Dann heißt es: „Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören.“

Es steht nicht, wie viel später, aber einfach in der Folge.

Die Römer kamen im Jahr 70 n. Chr. und zerstörten die Stadt und den Tempel.

Das ist dramatisch, wenn man diese Zusammenhänge auch prophetisch sieht.

Wir haben noch einen Vers, der angeführt wird, Sacharja 9, Vers 9, der in Johannes 12,15 zitiert wird:

„Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt, sitzend auf einem Eselsfüllen.“

So hat der Herr Jesus durch das Sitzen auf einem Esel beim Einzug auch diese Prophetie angekündigt: „Dein König kommt“ (Sacharja 9,9).

Die Rabbiner hatten mit dieser Stelle ihre Mühe.

Sie lehrten, die alten Rabbiner, dass dies vom Messias spricht.

Aber in Daniel 7, Vers 13, in der Vision von Daniel, sieht er das Kommen des Messias so:

Er sah mit den Wolken des Himmels einen Menschensohn kommen, der die Herrschaft als König übernimmt.

Sie fragten sich, wie man das zusammenbringen soll.

 Sacharja 9 sagt, er kommt auf dem Esel, Daniel 7 sagt, er kommt mit den Wolken des Himmels.

Man versuchte das so zusammenzubringen, und das wird heute noch unter orthodoxen Juden so gelehrt:

Das sind wahrscheinlich zwei Möglichkeiten.

Wenn wir unwürdig sind und uns nicht an die Tora halten, wird der Messias auf einem Esel kommen.

Wenn wir würdig sind und an der Tora festhalten, wird er auf den Wolken des Himmels kommen.

Wir wissen aus dem Licht des Neuen Testaments, dass das nicht zwei Möglichkeiten sind, sondern beide in Erfüllung gehen.

Das Kommen des Messias wird immer in zwei Phasen beschrieben: der leidende Messias und der herrschende Messias.

Zuerst der leidende, dann der herrschende.

Er kam als der Leidende auf dem Esel, und er wird als der Herrschende auf den Wolken des Himmels kommen.

Interessant ist, dass sie damals tatsächlich unwürdig waren, die Masse, und er kam auf dem Esel.

Wenn er in Zukunft auf den Wolken des Himmels kommt, wird nach der großen Drangsal noch ein Drittel im Land überleben.

Das wird der gläubige Überrest sein, der zur Bekehrung kommt.

Sie waren offensichtlich in ihren Außenaspekten Dinge, die sie selbst nicht ermessen konnten, wie wahr sie sind.

Das ist ähnlich wie bei Kajaphas, und so findet man noch vieles in der rabbinischen Literatur.

Da staunt man, wie sie das schreiben können, obwohl sie das Evangelium gar nicht glauben.

In Psalm 22 gibt es einen rabbinischen Kommentar aus dem Mittelalter, der sagt, hier werden die Leiden des Messias für die Sünden beschrieben.

Obwohl im Psalm 22 gar nicht von Sünden gesprochen wird – in Jesaja 53 aber sehr wohl –, verstehen sie den Psalm 22 als von den Leiden des Messias für die Sünden als Stellvertreter.

Das ist absolut erstaunlich.

Aber das liegt auf der Linie von Kajaphas, der Dinge sagt, deren weitreichende Bedeutung er gar nicht kennt.

Wir sind am Ende mit unserer Zeit.

Gibt es noch eine ganz wichtige Frage?

Der Herr Jesus setzte sich auf einen Esel, der Feinheit für den Raumkater von der Esel.

Was bedeutet der Esel, das störrische, unerhandelte Tier?

Als Transportmittel war der Esel in Israel zulässig, nur nicht als Nahrungsmittel.

Der Esel durfte nicht gegessen werden (3. Mose 11), aber als Nutztier durfte er verwendet werden, genauso wie das Kamel.

Das Kamel wurde ebenfalls als Nutztier gebraucht, durfte aber nicht von Israeliten gegessen werden (3. Mose 11).

Im Alten Testament finden wir Könige, die auf Eseln reiten, und Könige, die auf Pferden reiten.

Der Esel war eher das Tier für friedliche Zeiten, während das hochdressierte Kriegsross für den Kampf da war.

So drückt das Kommen auf dem Esel aus, dass der Herr Jesus nicht als Richter der Welt kommt, sondern als Erlöser.

So steht es in Sacharja 9,9: Er kommt und ist mit Rettung begabt.

Er kommt auf dem Esel.

Das zweite Mal wird er auf den Wolken des Himmels auf einem Pferd kommen (Offenbarung 19, Vers 11 und folgende).

Dann wird der Herr Jesus in der Zukunft auf einem weißen Pferd kommen, um Gericht zu halten.

Das ist die Opposition: Esel und Pferd.

Das Pferd ist übrigens auch unrein zum Essen, aber es ist ein biblisches Nutztier.

Gut, dann wollen wir noch zusammen beten.

Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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