Rückkehr der Emmausjünger und Begegnung mit den Aposteln
Wir haben uns beim letzten Mal ausführlich mit dem Gang der zwei Jünger nach Emmaus beschäftigt. In Vers 33 wird berichtet, wie sie nach Emmaus offenbar wieder eilig zurück nach Jerusalem gingen, nachdem sie erkannt hatten, dass der Herr Jesus auferstanden ist.
Dort begegnen sie den Elf, den elf Aposteln. In Vers 33 heißt es, sie fanden die Elf und die mit ihnen versammelt waren. Dort erfahren sie auch das Zeugnis, dass der Herr Simon ganz persönlich erschienen ist. Außerdem erzählen sie ihre eigene Erfahrung auf dem Emmausweg. In Vers 35 wird berichtet, dass sie erzählten, was auf dem Weg geschehen war und wie sie ihn an dem Brechen des Brotes erkannt hatten.
Offensichtlich konnten sie dabei auch die Wundmale des Kreuzes sehen. In Vers 36 geht es weiter, und es wird deutlich, dass es sich bei den beiden Emmausjüngern, wie wir beim letzten Mal Hinweise gesehen haben, um ein Ehepaar handeln muss. Es waren also nicht zwei Männer, sondern ein Mann und seine Frau, die mit den Elf zusammen an diesem ersten Tag der Woche waren.
Dieses Zusammensein ist dasselbe, das auch in Johannes 20 erwähnt wird. Dort wird gesagt, dass die Jünger beieinander waren und plötzlich der Herr in ihrer Mitte erschien, obwohl die Türen verschlossen waren. In Johannes 20 wird berichtet, dass sie aus Furcht vor den Juden zusammenkamen. Dieser Bericht findet sich nur in Johannes 20 und hier in diesem Zusammenhang.
Die Identität der Emmausjünger und die Angst vor Geistern
Das haben wir letztes Mal gesehen: Der Name eines Mannes wird erwähnt, und zwar in Lukas 24,18. Dort heißt es, einer von ihnen sei Kleopas. Übrigens ist dieser Kleopas nicht zu verwechseln mit dem Kleopas in Johannes 19,25. Im Deutschen klingt der Name gleich, aber im griechischen Text handelt es sich um zwei verschiedene Namen.
Dieser Kleopas wird namentlich genannt, die andere Person jedoch nicht. Beide waren zusammen mit den Jüngern unterwegs, als plötzlich der Herr in ihrer Mitte erschien. Er grüßte sie mit „Shalom Alechem“, was „Friede sei mit euch“ bedeutet. Das ist der übliche Gruß auf Hebräisch oder Aramäisch in der entsprechenden Form.
Die Jünger meinten daraufhin, sie sähen einen Geist. Das ist erstaunlich, denn Erlöste sehen normalerweise keine Geister. Wenn man Gläubige fragt, ob sie schon Geister gesehen haben, antworten die meisten mit Nein. Die Frage ist jedoch, ob sie solche Erfahrungen in ihrem frühen Leben gemacht haben.
Gerade in einem okkulten Umfeld ist das sehr gut möglich. Zum Beispiel in der buddhistischen Welt ist es offenbar recht verbreitet, dass Menschen solche Erfahrungen machen. Auch der Stamm der Karen in Thailand und Burma berichtet, dass es vor ihrer Bekehrung zum Christentum ganz normal war, Geister zu sehen. Wenn sie auf dem Feld arbeiteten, sahen sie Geister, die irgendwo saßen oder auf einem Baum. Allerdings hatten sie keinen Kontakt zu diesen Geistern, und die Gesichter konnten sie nie erkennen. Es waren ganz merkwürdige Erscheinungen.
Als sich das Christentum unter dem Stamm mehr und mehr verbreitete, hörten diese Erfahrungen auf. Auch mein zukünftiger Schwiegersohn aus Kambodscha erzählt, dass er vor seiner Bekehrung zu bestimmten Zeiten Geister gesehen hat – furchterregende Fratzen. Seit seiner Bekehrung ist das nie wieder geschehen, es ist völlig verschwunden.
Er berichtet auch von einer besonderen Erfahrung: Er ging zu seiner Großmutter nach Hause, die eine überzeugte Buddhistin ist. Seine Tante, die nicht so fest im Buddhismus verwurzelt ist, wurde plötzlich besessen. Die Stimme, die aus ihr sprach, war eine Männerstimme. Sie fixierte nur ihn, obwohl er nicht alleine im Raum war. Die Stimme sagte, er sei der Wächter der Hölle und brauche unbedingt ein Opfer. Er solle in die Pagode, den buddhistischen Tempel, gehen und dort ein Speisopfer darbringen.
Das war furchteinflößend. Er begann innerlich zu beten, und dann hörte alles auf. So viel zur Furcht, sie könnten einen Geist sehen.
Die Reaktion der Jünger und biblische Parallelen zu Geistererscheinungen
Und wo hatten die Jünger das schon einmal erlebt? Ja, wo war das? In Matthäus 14, Vers 26. Dort heißt es: „Als aber die Jünger ihn auf dem See gehen sahen, wurden sie bestürzt und sprachen: Es ist ein Gespenst!“ Sie schrien vor Furcht.
Solche Situationen spielen sich oft in Umfeldern ab, die sehr okkult geprägt sind und viel mit Götzen- und Geisterverehrung zu tun haben. Dort herrscht eine ständige Angst vor diesen Geistern. Durch die Bekehrung kommt jedoch eine völlige Befreiung, sodass auch diese Angst vollständig aufhören muss. Die Bekehrung ist wirklich eine Befreiung aus der Knechtschaft der Angst.
Doch wir sehen, dass die Jünger diese schreckliche Angst hatten. Der Herr fragt sie: „Was seid ihr bestürzt? Warum steigen Gedanken in euren Herzen auf? Warum kommen sie überhaupt auf solche Ideen, sie würden Geister sehen?“ Damit haben sie gar nichts zu tun.
Und wenn wir selbst damit nichts zu tun haben wollen, dann haben diese Dinge auch nichts mit uns zu tun. Das ist der Punkt: Wer sich für solche Dinge öffnet, wird auch eine Antwort bekommen. Wer sich jedoch gar nicht mit ihnen beschäftigt, wird sehen, dass er damit in Ruhe gelassen wird.
Es gibt also das Problem, dass man sich mit Dingen beschäftigt, mit denen man sich gar nicht beschäftigen sollte.
Warnung vor betrügerischen Geistern und falschen Lehren
Schlagen wir einmal 1. Timotheus 4 auf. Wir lesen ab Vers 1: „Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten einige vom Glauben abfallen werden, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen.“
Interessant ist hier der Ausdruck „achten“, also dass sie „achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen“. Man kann durchaus ein Interesse an solchen Geistereinflüssen und an den Lehren von Dämonen haben.
Doch das sollte niemals eine Beschäftigung zur Unterhaltung sein, wenn man sich mit falschen Lehren auseinandersetzt, die Paulus hier als Lehren von Dämonen bezeichnet. Es ist nicht etwas, das wir einfach zum Spaß oder zur Unterhaltung machen sollten.
Ebenso ist es nicht gut, wenn Gläubige sich mit allem Möglichen beschäftigen, ohne einen Auftrag dazu zu haben. Wenn jedoch ein Auftrag besteht, dann ist das etwas ganz anderes. In diesem Fall darf man auch mit der Bewahrung des Herrn rechnen.
Aber einfach nur aus Neugierde sich mit allem Möglichen zu beschäftigen, ist etwas anderes, als wenn man sich aus einem bestimmten Anlass damit auseinandersetzen muss, um aufklären zu können und selbst aufgeklärt zu werden.
Exkurs: Mythologien und dämonische Lehren
Ja, Philipp? Zum Beispiel die griechische Mythologie, die enthält ja zahlreiche Geschichten über Halbgötter.
Ja, natürlich. Die griechische Mythologie ist der buddhistischen und hinduistischen Mythologie sehr ähnlich und eng miteinander verwandt. Dabei handelt es sich nicht einfach nur um die Fantasie der Menschen, sondern um Lehren von Dämonen.
Ein kurzer Exkurs zu diesem Thema: Geister und Geistererscheinungen.
Der Beweis der leiblichen Auferstehung Jesu
Der Herr Jesus zeigt, dass er als der Auferstandene keine Geistererscheinung ist. In Vers 39 stellt er dies unter Beweis. Was zeigt er? Er beweist, dass er kein Geist ist, indem er zeigt, dass er wirklich als Auferstandener Fleisch und – was heißt Gebein? – Knochen hat.
Ich frage deshalb, weil „Gebein“ das korrekte deutsche Wort ist, aber viele heute nicht mehr wissen, was es bedeutet. Man kann es auch deutlicher sagen: Fleisch und Knochen.
Was ist mit dem Blut? Fleisch und Gebein bedeutet in diesem Fall nicht Fleisch und Blut. Wenn du in 1. Chronik 11 nachschaust, musst du dir die Frage stellen, ob die Verwandten von David aus dem Stamm Juda kein Blut hatten – oder aus allen anderen Stämmen.
In 1. Chronik 11, Vers 1 heißt es: „Und ganz Israel versammelte sich zu David nach Hebron, und sie sprachen: Siehe, wir sind dein Gebein und dein Fleisch.“ Sie sagen also: „Wir sind Knochen von deinen Knochen und Fleisch von deinem Fleisch.“
Das bedeutet nicht, dass kein Blut vorhanden ist. Es ist vielmehr ein Ausdruck für den biologischen Körper. Das wissen wir auch schon aus 1. Mose 2, Vers 24. Nachdem die Erschaffung von Eva beschrieben wird, sagt Mose als allgemeinen Grundsatz: „Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein.“
Aber vorher wird noch gesagt, als Adam seine Frau zum ersten Mal sah: „Diese ist einmal Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch.“ Diese soll „Männin“ heißen – aber sie hatte Blut.
Aus dem Verschweigen von Blut kann man also nicht schließen, dass kein Blut vorhanden ist. Der Ausdruck bedeutet vielmehr einen wirklichen Körper und nicht eine Geistererscheinung – wirklich materiell. Fleisch und Knochen im Gegensatz zu einem Geist.
Engel als Geisterwesen und ihre Erscheinungsformen
Engel sind Geister, also Geistererscheinungen. Dabei handelt es sich um Erscheinungen gefallener Engel, die zu Dämonen geworden sind und Diener Satans. Grundsätzlich steht in Hebräer 1, dass Engel eben Geister sind.
Schauen wir uns das kurz an: Hebräer 1, Vers 14 lautet: „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst, um derer Willen, die die Errettung erben sollen?“ Dass es hier wirklich um Engel geht, wird durch Vers 13 bestätigt: „Zu welchem der Engel aber hat er je gesagt: Setze dich zu meiner Rechten, bis sich deine Feinde hinlegen als Schemel deiner Füße?“ Es geht also um Engel, und sie sind dienstbare Geister, dazu geschaffen – also nicht Fleisch und Knochen wie Menschen.
In 1. Mose 6 gibt es die „Söhne Gottes“, die zu den Töchtern der Menschen eingegangen sind. Diese haben ihnen Kinder geboren, und das sind die Riesen vor der Sintflut. Mose sagt, und auch danach, jedes Mal, wenn die Söhne Gottes zu ihnen eingingen und diese ihnen gebaren. Diese „Söhne Gottes“ sind tatsächlich Engel. Dieses Ereignis wird im Judasbrief aufgegriffen, wo von Engeln gesprochen wird, die anderem Fleisch nachgegangen sind und Hurerei betrieben haben. Daraus wird klar, dass es sich um Engel handelt.
Engel können ganz verschiedene Erscheinungsweisen, sogenannte Manifestationen, annehmen. Zum Beispiel steht in Hebräer 1, Vers 7: „Und in Bezug auf die Engel spricht er: Der seine Engel zu Winden macht und seine Diener zu einer Feuerflamme.“ Hier wird gesagt, dass Gott die Engel in Winde verwandeln kann – also in Winderscheinungen – oder in Feuerflammen. Das zeigt, dass Engel sich sichtbar manifestieren können und sich mitteilen.
1. Mose 6 macht deutlich, dass Engel sogar eine solche Erscheinung annehmen konnten, dass sie mit Menschen Verkehr hatten. Das war jedoch ein Durchbrechen der Schöpfungsordnung. Deshalb heißt es im Judasbrief, sie seien „wie die Leute von Sodom, die Sodomie betrieben haben“ – einerseits Homosexualität (vgl. 1. Mose 18), aber auch Verkehr mit Tieren. Sie seien anderem Fleisch nachgegangen.
Der Ausdruck „anderes Fleisch“ ist im Griechischen „heteros“. Es gibt zwei Wörter für „anders“ oder „anderer“: „heteros“ und „allos“. „Allos“ bedeutet „anders von der gleichen Art“, „heteros“ hingegen „anders von verschiedener Art“. Die Leute von Sodom sind anderem Fleisch nachgegangen, indem sie als Menschen die Schöpfungsordnung durchbrochen haben, nämlich zur Tierwelt. Die Engel haben dasselbe getan, sagt der Judasbrief, indem sie als Engel, die einer ganz anderen Ordnung angehören, mit Menschen Verkehr hatten.
Interessant ist außerdem, dass in 1. Mose 6 gesagt wird, dass diese „Söhne Gottes“ die Töchter der Menschen nahmen, „welche sie sich irgend erwählten“. Im Hebräischen heißt es „l'akach isha“, was „eine Frau nehmen“ oder „heiraten“ bedeutet. Sie haben also geheiratet. Doch eine Heirat ist nicht einfach nur eine Legalisierung an sich – zumindest nicht nach biblischem Verständnis.
Im Judasbrief wird diese Verbindung als „Pornaja“ bezeichnet, also Hurerei, obwohl durch die Eheschließung eine scheinbare Legalisierung stattgefunden hat. Es ist deshalb wichtig, diesen Zusammenhang aus biblisch-juristischer Sicht zu verstehen.
Erscheinungen von Engeln in Menschengestalt
Ja, aber damit wäre eben klar, dass das möglich war. Trotzdem macht der Herr ganz deutlich: Ein Geist ist nicht dasselbe wie jemand, der Fleisch und Knochen hat.
Es gibt ja auch zwei Engel, die Lot aus Sodom herausgeholt haben. Diese Engel bekamen ebenfalls einen menschlichen Körper. In Menschengestalt konnten die zwei Engel, die zu Lot kamen, in 1. Mose 19 erscheinen. Sie waren für Lot wie normale Menschen. Er hat von Anfang an nicht erkannt, dass es Engel waren.
Besucher bei Abraham waren die drei, der Herr und zwei Engel, genau in 1. Mose 18. Dort ist der Herr zusammen mit zwei Engeln, und Abraham meinte, es seien drei Menschen, drei Wanderer, die vorbeikamen. Er hat sie eingeladen.
Darauf nimmt übrigens Hebräer 13 Bezug, wo es heißt, dass man die Gastfreundschaft nicht vergessen soll. Hebräer 13, Vers 1: "Die Bruderliebe bleibe, die Gastfreundschaft vergesst nicht, denn durch diese haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt."
Man kann hier auch übersetzen mit „einige“, was eine Anspielung auf Abraham ist, der die drei, das heißt zwei Engel, aufgenommen hatte. Ebenso Lot in Sodom, der die zwei Engel ohne ihr Wissen beherbergt hatte.
Übrigens, noch nebenbei gesagt: Das Wort Gastfreundschaft auf Griechisch – weiß jemand, was das ist? Philoxenia.
„Philo“ heißt Liebe, freundschaftliche Liebe, und „Xenia“ bedeutet Fremde. Ganz wörtlich heißt das Wort „Liebe zu Fremden“. „Xenia“ ist auch der Eigenname eines Mädchens und bedeutet einfach „die Fremde“.
Die Philoxenia ist also die Liebe zu Fremden, die hier vorgestellt wird. Abraham und Lot haben diese Fremden aufgenommen und bewirtet.
Die Hände und Füße des Auferstandenen als Beweis seiner Identität
Ja, aber der Herr zeigt zuerst einmal seine Hände in Vers 39: „Seht meine Hände und meine Füße, dass ich es selbst bin.“ Er will ihnen damit zeigen, dass es nicht irgendeine Erscheinung ist, die sie da sehen, sondern dass sie wirklich erkennen können, dass es der Gekreuzigte und jetzt Auferstandene ist.
Seine Hände wurden durchbohrt. Dazu können wir Psalm 22 aufschlagen. König David hat die Kreuzigung bis ins kleinste Detail etwa tausend Jahre vor Christus prophezeit. Dort hören wir die Stimme des Messias in Vers 17: „Die Hunde haben mich umgeben, eine Rotte von Übeltätern hat mich umzingelt, sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben.“ Hier wird also das Kreuzigen an Händen und Füßen in einem Vers erwähnt.
Wir können auch Sacharja 12,10 heranziehen, wo das zweite Kommen des Messias in Macht und Herrlichkeit beschrieben wird. Dort heißt es, wie der gläubige Überrest aus Israel auf ihn blicken wird. Sacharja 12,10: „Und ich werde über das Haus David und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen, und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen, gleich der Wehklage über den einzigen Sohn, und bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen Leid trägt.“
Im Talmud wird diese Stelle von rabbinischer Seite auf den Messias bezogen. „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“ In Johannes 19 wird diese Stelle im Zusammenhang mit dem Bericht über die Kreuzigung zitiert. Sie bezieht sich auf die Durchbohrung mit einer Lanze durch einen Soldaten, denn die Seite des Herrn wurde durchbohrt. Das ist hier vorausgesagt.
Dazu passt auch Sacharja 13,6: „Und wenn jemand zu ihm spricht: Was sind das für Wunden in deinen Händen? so wird er sagen: Es sind die Wunden, womit ich geschlagen worden bin im Haus derer, die mich lieben.“
Wenn der Herr also wiederkommt in Macht und Herrlichkeit und ihm die Frage gestellt wird, „Was sind das für Wunden in deinen Händen?“, dann wird er antworten: „Das sind die Wunden, die mir geschlagen worden sind – nicht im Haus derer, die mich hassten, sondern im Haus derer, die mich lieben.“ Dann wird er geliebt werden, und diese Verwerfung ist vergangen. Darum sagt er, dass er im Haus Israel, im Haus derer, die ihn lieben, geschlagen worden ist.
Natürlich gibt es an dieser Stelle viele, die sagen: „Oh, das stimmt überhaupt nicht, das bezieht sich gar nicht auf den Messias.“ Sacharja 13,7 bezieht sich auf den falschen Propheten. Gerade im Vers davor heißt es, man solle lesen, dass es um falsche Propheten geht, die aufhören werden, falsche Propheten zu sein.
Lies man von Vers 4 an: „Und es wird geschehen an jenem Tag, da werden die Propheten sich schämen, jeder über sein Gesicht, wenn er weiß sagt, und sie werden nicht mehr einen Herrenmantel anlegen, um zu lügen.“ Der Herrenmantel ist die typische Kleidung der Propheten. Diese falschen Propheten werden dann nicht mehr diesen Trick mit der Prophetenkleidung anwenden, um zu lügen. Es geht also ganz klar um den falschen Propheten.
In Vers 5 heißt es: „Und er wird sprechen: Ich bin kein Prophet, ich bin ein Mann, der das Land bebaut; denn man hat mich gekauft von meiner Jugend an.“ Wenn jemand zu ihm sagt: „Was sind das für Wunden in deinen Händen?“, wird er antworten: „Es sind die Wunden, womit ich geschlagen worden bin im Haus derer, die mich lieben.“
Man sagt dann, das sei der falsche Prophet, der das sagt, nicht der Messias. Aber es ist schade, dass das so übersetzt wurde. Im Vers 5 heißt es: „Und er wird sprechen: Ich bin kein Prophet.“ Das ist klar, da spricht der falsche Prophet. Aber „Und er wird sprechen“ heißt auf Hebräisch „we amar“. Genau der gleiche Ausdruck steht am Anfang von Vers 6: „Und er wird sprechen zu ihm.“
Darum übersetze ich ganz klar: Vers 5 „Und er wird sprechen: Ich bin kein Prophet“, Vers 6 „Und er wird sprechen zu ihm: Was sind das für Wunden in deinen Händen?“ Dann stellt sich natürlich die Frage: Wer ist denn „zu ihm“?
Das kann man zu Hause Vers für Vers zurückverfolgen. Alles hängt direkt zusammen. Man kehrt zurück bis ins Kapitel 12, Vers 10: „Und ich werde über das Haus David und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen, und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“
Das ist die letzte Person im ganzen Kontext, die erwähnt wird. Wenn also in Kapitel 13 vom falschen Propheten die Rede ist, der „zu ihm“ spricht, dann ist „er“ die letztgenannte Person. Und diese letztgenannte Person, die wir in Kapitel 12, Vers 10 finden, ist der Messias. Seine Seite wurde durchbohrt, und man wird ihn fragen: „Was sind das für Wunden in deinen Händen?“
Die Antwort lautet: „Das sind die Wunden, die mir geschlagen worden sind im Haus derer, die mich lieben.“ Somit ist klar: Dieser Vers ist eine messianische Prophezeiung auf den Herrn Jesus – seine Seite, seine Hände und seine Füße.
Die Liebe Gottes und das Bild der Nägelmale in Jesaja 49
Und jetzt dazu noch ein Vers, einen wunderbaren Vers aus Jesaja 49. Er ist bekannt, aber ich möchte noch eine besondere Perle daraus herausarbeiten.
In Jesaja 49 finden wir auch diese wunderbare Prophetie über den Messias, der das Licht sein wird bis an das Ende der Erde, das Licht der Nationen, das Heil für alle Völker (Jesaja 49,6). Aber lesen wir ein bisschen später, in Vers 14 bis 16:
„Und Zion sprach: Der Herr hat mich verlassen, und der Herr hat mich vergessen. Könnte auch eine Frau ihren Säugling vergessen, dass sie sich nicht erbarmte über den Sohn ihres Leibes? Sollten sogar diese vergessen, ich werde dich nicht vergessen. Siehe, in meine beiden Handflächen habe ich dich eingezeichnet, deine Mauern sind beständig vor mir.“
Hier spricht Zion völlig enttäuscht und frustriert: Gott hat mich vergessen. Und Gott antwortet: Nein! Es ist ja schon etwas ganz, ganz Unvorstellbares, dass eine Mutter ihren Säugling aufgibt und ihn einfach ablehnt. Trotzdem wissen wir, dass es das gibt. Für Betroffene ist das etwas ganz Schreckliches. Sie denken: „Meine Mutter hat mich damals einfach nicht gewollt.“ Aber für diese Menschen ist genau das geschrieben.
Sogar wenn so etwas geschehen würde, was eigentlich gegen alle natürlichen Gefühle des Menschen geht, sogar dann darf man wissen, dass Gott uns nicht vergisst. Und das ist noch höher als die Mutterliebe. Darum sagt Gott: „Sollten selbst diese vergessen, ich werde deiner nicht vergessen.“
Als Beweis folgt in Vers 16: „Ich habe dich in meine beiden Handflächen eingezeichnet.“ Das hebräische Wort hierfür, „chakak“, bedeutet nicht einfach schreiben auf Leder oder auf einem Scherben, sondern eingraben, also schreiben durch Eingraben. Ich habe dich in meine beiden Handflächen eingegraben. Das sind die Nägelmale des Herrn.
Das ist der größte Beweis von Liebe und kann sogar jemanden darüber hinweghelfen, wenn er daran denkt: „Meine Mutter damals hat mich abgelehnt.“ Aber es gibt diese Liebe, die alles zudecken kann.
Darum ist es so bewegend, in Lukas 24 zu sehen, dass der Herr eben diesen Jüngern seine Hände und seine Füße zeigt als Beweis für seine Liebe.
Exkurs ins Hohelied: Symbolik der Liebe und der Hände
In diesem Zusammenhang denke ich spontan an das Hohelied Kapitel fünf. Das Hohelied ist das schönste Lied, das Salomo geschrieben hat. Er hat insgesamt 1.500 Lieder gedichtet, und das schönste davon ist eben das „Lied der Lieder“. Das ist ein hebräisches Superlativ – „Lied der Lieder“.
Dieses Lied besteht aus vier Strophen, und dreimal kommt ein Refrain vor. Darin wird die Schönheit der Liebe zwischen Mann und Frau beschrieben, genauer gesagt zwischen Salomo und Sulamit. Es gibt jedoch einen Tiefpunkt im Buch, und dieser befindet sich in Kapitel fünf.
Es geht übrigens nicht um Verlobte, auch wenn die Frau als Braut bezeichnet wird. Im Hohelied meint „Braut“ die jung Vermählte. Salomo ging weg und kam spät in der Nacht zurück. Sulamit war zu faul, um wieder aufzustehen und ihm zu öffnen. Sie hatte schon unruhig geschlafen, und plötzlich kam er.
Liest man Kapitel 5, Vers 2, heißt es: „Ich schlief, aber mein Herz wachte.“ Das bedeutet, sie schlief unruhig. Dann sagt sie: „Horch, mein Geliebter, er klopft. Mache mir auf, meine Schwester, meine Freundin, meine Taube, meine Vollkommene! Denn mein Haupt ist voll Tau, meine Locken voll Tropfen der Nacht. Ich habe mein Kleid ausgezogen, wie sollte ich es wieder anziehen? Ich habe meine Füße gewaschen, wie sollte ich sie wieder beschmutzen?“
Ihr Geliebter streckte seine Hand durch die Öffnung, und ihr Inneres wurde seinetwegen erregt. Sie stand auf, um ihrem Geliebten zu öffnen, und ihre Hände tropften von Myrrhe, ihre Finger von fließender Myrrhe am Griff des Riegels. Sie öffnete ihm, aber ihr Geliebter hatte sich umgewandt und war weitergegangen. Sie war außer sich, während er redete. Sie suchte ihn, fand ihn nicht, rief ihn, doch er antwortete ihr nicht.
Im ganzen Hohelied sieht man eine wachsende Liebe zwischen Mann und Frau, die immer intensiver wird. Doch hier erleben wir einen Tiefpunkt. Er kommt spät in der Nacht zurück, seine Haare sind vom Nachttau feucht, und er klopft an. Sie soll aufstehen, doch sie ist gemütlich im Bett. Durch das Guckloch neben der Tür hält er seine Hand hinein, und sie sieht sie. Sie sagt, dass sie wegen ihm innerlich erregt ist. Trotzdem steht sie auf.
Dann ist er plötzlich weg. Sie macht auf, und ihre Hände sind von fließender Myrrhe bedeckt – Vers 5. Das muss man im orientalischen Hintergrund verstehen. Im Orient war es üblich, dass, wenn ein Mann um eine junge Frau warb und sie ihn ablehnte, er dennoch Blumen um das Haus streuen und an den Türgriff eine wertvolle Salbe, wie hier Myrrhe, anbringen konnte. Das war ein Zeichen tiefer Liebe.
Hier steht sie auf, doch er ist verschwunden. Man könnte denken, er sei wütend und einfach gegangen. Aber nein, er hat sich etwas überlegt, warum er jetzt geht. Der Beweis seiner Liebe bleibt klar: „Meine Liebe ist unverändert, auch wenn du jetzt so faul warst, mir gegenüber so zu reagieren.“ Ihre Hände tropfen von Myrrhe, und er hat seine Hand hineingehalten – das ist das Zeichen seiner Liebe.
Wenn man daran denkt, dass im Hohelied die Liebe von Salomo zu Sulamit symbolisch die Liebe des Messias zu seinen Gläubigen darstellt, bekommt das eine besondere Bedeutung. Er zeigt seine Hand, dann geht er weg.
So kann es auch sein, wenn unsere Liebe zum Herrn plötzlich abkühlt, wenn wir zu faul, zu gemütlich und zu bequem sind, um für den Herrn aufzustehen. Dann kann ein Moment kommen, in dem wir das Gefühl haben, er sei weg. Doch er zeigt in seinem Wort seine Hände – das ist der Beweis seiner Liebe.
Myrrhe hat einen bitteren Geschmack. Sie ist ein Bild für die Bitterkeit des Todes. Die fließende Myrrhe, wie hier beschrieben, ist die kostbarste Myrrhe. Sie stammt nicht aus dem Saft, der beim Anschneiden des Myrrenbaums fließt, sondern aus der Myrrhe selbst, die ausgeflossen ist. Diese kostbare Myrrhe wurde hier verwendet.
Das zeigt, dass der Herr Jesus nicht einfach für uns in den Tod ging, weil er musste. Paulus sagt in Galater 2,20: „Der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“ Dieses „sich selbst hingegeben“ ist wie die selbstfließende Myrrhe.
Noch ein kleiner Hinweis: In Vers 2 gibt es eine Konzentration von Kosenamen – mehr als an anderen Stellen. „Meine Schwester, meine Freundin, meine Taube, meine Vollkommene“ – eine intensive Liebesbezeichnung. Trotzdem war sie zu faul.
Später kommt sie in Kontakt mit den Mädchen von Jerusalem, den Töchtern Zions. Sie sagt zu ihnen: „Ihr Töchter Zions, was soll ich euch sagen?“ In Vers 8 beschwört sie die Töchter Jerusalems unter Eid: „Wenn ihr meinen Geliebten findet, was sollt ihr ihm berichten?“ Sie antworten: „Dass ich krank bin vor Liebe.“ Dann sagen sie: „Was ist ein Geliebter vor einem anderen Geliebten? Du, schönste unter den Frauen, übertreibst du nicht ein bisschen?“
Darauf folgt die schönste Beschreibung Salomos im ganzen Hohelied. Sie kann genau sagen, warum er der Beste ist. Jede einzelne Beschreibung hat natürlich eine geistliche Bedeutung und bringt in Bezug auf den Herrn Jesus Wunderbares zum Ausdruck.
Das war ein kleiner Exkurs von Lukas 24 ins Hohelied, ausgehend von dem Vers, in dem der Herr den Jüngern seine Hände und Füße zeigt – Lukas 24,39. Er ruft sie auf, ihn zu berühren, um zu prüfen, dass er wirklich Fleisch und Knochen hat und keine Geistererscheinung ist. Sie sollen wirklich testen und sehen, dass er der Auferstandene ist.
Die Freude der Jünger und das Essen vor ihren Augen
Und nicht wahr, er sagt ihnen in Vers 39 als Befehl: „Seht meine Hände und meine Füße, betastet mich und seht nochmals.“
Aber dann heißt es in dem Vers: „Und als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Füße.“
Also sagt er nicht nur „Seht“, sondern fordert sie aktiv auf, genau hinzuschauen. Er zeigt es ihnen sogar aktiv von seiner Seite. Das führt zu einer solchen Freude, dass sie vor Freude noch nicht glauben können. Gewaltig! Das ist ein Maß für Freude – sie können es gar nicht fassen.
Und dann gibt es noch einen Zusatzbeweis: „Habt ihr hier etwas zu essen?“
Da wird klar, der Herr konnte also gebratenen Fisch essen, ebenso eine Honigscheibe. Er isst es vor ihnen, damit sie genau kontrollieren können: Das ist keine Geistererscheinung, das ist wirklich echt, biologisch.
Der Nestle-Aland-Text hat die Honigscheibe weggelassen, weil in den Minderheitstexten, also in diesen – ich sage es gerade sehr direkt – schlechten Handschriften aus Ägypten, die Honigscheibe fehlt. Aber der Mehrheitstext, also die Masse der Handschriften, bezeugt klar die Honigscheibe.
Es ist einfach ein weiteres Beispiel, dass er nicht nur Fisch, sondern auch Honig gegessen hat. Natürlich hat beides auch eine geistliche Bedeutung. Denn der Honig ist ja in der Bibel auch ein Bild für das Wort Gottes in seiner wunderbaren, süßen Wirkung. Psalm 19 vergleicht das Wort Gottes mit Honig und Honigseim.
Fisch und Honigscheibe – und er nimmt beides vor ihnen zu sich, um klarzumachen: Er ist wirklich auferstanden.
Die Natur des Auferstehungskörpers und 1. Korinther 15
Und dann müsste man vielleicht noch einem Problem begegnen, das später plötzlich auftreten könnte. Es gibt nämlich Leute, die sagen, der Auferstehungskörper Jesu war nicht wirklich ein körperlicher, sondern eher ein geistiger Körper. Wie kommt man auf diese Idee?
Paulus, also schlagen wir auf. Was bereits vorbereitet ist, steht in 1. Korinther 15. In diesem Kapitel geht es um die Auferstehung. Die Auferstehung wird dort im Detail beschrieben: Christus ist wortwörtlich auferstanden, und auch die Erlösten werden einmal auferstehen.
Diese Auferstehung wird mit dem Wachstum eines Samenkorns verglichen. Man nimmt ein Korn, legt es in die Erde, und dann wächst ein Halm heraus. Wenn man ein Korn in die Erde tut und es zudeckt, scheint es zu vergehen. Doch tatsächlich entsteht aus dem Korn etwas Neues, ein Halm. So illustriert der Apostel Paulus die Auferstehung.
Michael, kannst du ab Vers 42 lesen?
"So ist auch die Auferstehung der Toten: Es wird gesät in Verwesung, es wird auferweckt in Unverweslichkeit; es wird gesät in Unehre, es wird auferweckt in Herrlichkeit; es wird gesät in Schwachheit, es wird auferweckt in Kraft."
Darf ich kurz unterbrechen? Dann gehen wir gleich weiter.
Der Körper, den wir jetzt haben, in seiner jetzigen Form, ist verweslich. Wenn er stirbt, wird er ins Grab gelegt – so wie ein Samenkorn in die Erde. Er wird also gesät in Verwesung. Aber wenn die Auferstehung kommt, wird dieser Körper, der ins Grab gelegt wurde, als ein Körper hervorkommen, der unverweslich ist, der nicht mehr sterben oder zerfallen kann.
Zweitens: Es wird gesät in Unehre. Man muss nur einmal in den Spiegel schauen und all die Unvollkommenheiten an sich entdecken. Genau das meint die Bibel mit Unehre. Perfekte Schönheit gibt es nicht. Wenn wir uns genau betrachten, finden wir viele Dinge, die nicht ganz perfekt sind. Das hängt mit dem Sündenfall zusammen. Aber hier heißt es: Es wird gesät in Unehre, es wird auferweckt in Herrlichkeit. Jeder Erlöste wird einen Auferstehungsleib erhalten, der in jeder Hinsicht vollkommen, perfekt und herrlich ist.
Dann: Es wird gesät in Schwachheit – das sind all die Unzulänglichkeiten, die wir an unserem Körper spüren. Grenzen, wo wir nicht mehr können oder mögen. Das ist ganz normal. Dieser Körper wird gesät in Schwachheit, aber der auferweckte Körper wird kraftvoll sein, der Auferstehungskörper.
Jetzt geht es weiter, Michael, Vers 44:
"Es wird gesät ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein geistiger Leib. Wenn es einen natürlichen Leib gibt, so gibt es auch einen geistigen."
So steht es geschrieben: Der erste Mensch, Adam, wurde eine lebendige Seele. Der letzte Adam ist ein lebendig machender Geist.
Man könnte sagen: Hier steht doch, es wird gesät ein natürlicher Leib – das ist unser natürlicher, biologischer Leib – und auferweckt wird ein geistiger Leib. Aber in Lukas 24 lesen wir, dass ein Geist nicht Fleisch und Knochen hat. Was bedeutet das?
Man muss das Griechische genauer untersuchen.
Zuerst schauen wir uns an, was mit "natürlicher Leib" übersetzt wird. Auf Griechisch steht dort "psychikos", was "natürlich" heißt, aber eigentlich "psychisch" oder "seelisch". Der Auferstehungsleib wird "pneumatikos" genannt, also "geistig". Der Gegensatz hier ist also nicht "natürlich" zu "geistig", sondern "seelisch" zu "geistig".
Dieser Leib wird "psychischer Leib" genannt. Er besteht wirklich aus Atomen und Materie, also aus Fleisch, Knochen und Blut. Dennoch wird er als "seelischer Leib" bezeichnet, während der auferweckte Körper als "geistiger Leib" bezeichnet wird.
Jetzt wird klar, dass diese Ausdrücke nichts mit dem Material zu tun haben. Der materielle Körper wird "seelischer Körper" genannt, und der auferweckte materielle Körper aus Fleisch und Knochen wird "geistiger Leib" genannt.
Warum?
Weil Adam, der erste Mensch, von dem unser Körper abstammt, in Vers 45 zitiert wird aus 1. Mose 2,7:
"Der erste Mensch, Adam, wurde eine lebendige Seele."
Gott formte aus dem Erdboden einen Körper. Erdboden heißt auf Hebräisch "Adama". Gott formte aus der Adama den Adam – der Name bedeutet einfach "der Erdling". Darin steckt auch das Wort "rot", denn "Adam" heißt "rot", was auf die rote Ackererde, die Terra Rossa, hinweist.
Gott formte Adam und hauchte ihm Leben ein, sodass er eine lebendige Seele wurde und ein lebendiger Mensch war. Als lebendiger Mensch aus Geist, Seele und Körper nennt die Bibel ihn eine lebendige Seele. Dieser Ausdruck bezeichnet den vollständigen Menschen.
Hier wird gesagt, dass unser natürlicher Leib ein Abbild von Adam ist, der eine lebendige Seele war. Darum wird er "seelischer Leib" oder "psychischer Leib" genannt.
Jesus aber wird als der letzte Adam bezeichnet. Er ist der Messias und ein lebendig machender Geist. Nicht eine lebendige Seele wie Adam, aber mit einem wirklichen materiellen Körper.
Warum?
Weil er in Johannes 20 den Jüngern gesagt hat: "Empfanget den Heiligen Hauch" – nicht den Heiligen Geist mit Artikel, sondern nur "Pneuma", was "Hauch" oder "Geist" bedeutet – und hauchte sie an.
Als der Auferstandene hauchte er ihnen das Auferstehungsleben ein, so wie Gott damals Adam das natürliche Leben eingehaucht hat.
Da wurde Adam eine lebendige Seele, und der Herr Jesus ist der lebendig machende Geist, weil er den Jüngern so den Geist eingehaucht hat.
An diesem ersten Sonntag, dem Auferstehungssonntag, hat er ihnen so eingeatmet.
Darum, weil wir jetzt einen Auferstehungskörper haben, der dem entspricht, was der Auferstandene hatte, wird dieser Körper "geistiger Leib" genannt. Das entspricht dem lebendig machenden Geist.
So wie wir diesen Leib haben, ein Abbild von Adam, der eine lebendige Seele war.
Damit ist klar: Diese Ausdrücke haben nichts mit dem Material zu tun. Sie drücken lediglich den Unterschied aus, was Adam als lebendige Seele war und was der Herr Jesus als der lebendig machende Geist ist.
Die Öffnung des Verständnisses der Schrift durch Jesus
Gehen wir zurück zu Lukas 24. Wir sollten in zehn Minuten durchkommen, und dann folgt eine wunderbare Bibellektion.
Wenn man an die Emmaus-Jünger denkt, die zusammen mit den Elfen unterwegs waren, hatten sie ja bereits Unterricht auf dem langen Weg nach Emmaus, der mindestens zwei Stunden dauerte. Doch in Vers 44 heißt es: „Liest du nochmals, Michael? Dies sind meine Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht im Gesetz Moses, den Propheten und Psalmen.“
Dann öffnete er ihnen das Verständnis, die Schriften zu verstehen, und sprach: „Ja, das reicht, das reicht.“ Der Herr Jesus erklärte ihnen also nochmals, dass er ihnen schon früher vor seinem Leiden und seiner Auferstehung gesagt hatte, dass alles, was im Alten Testament über den Messias steht, erfüllt werden muss. Dabei bezieht er sich auf die drei Teile des Alten Testaments: Gesetz, Propheten und Schriften. Am Anfang der Schriften stehen die Psalmen, daher sagt er hier: Gesetz Mose, den Propheten und Psalmen – alles muss erfüllt werden.
In Vers 45 wird ganz kurz gesagt, dass der Herr an diesem ersten Tag der Woche das Alte Testament noch einmal ausgelegt hat. Die zwei mit dem Emmaus-Unterricht hatten also am gleichen Tag nochmals Unterricht im Alten Testament – einen Gang durchs Alte Testament. Jesus öffnete ihnen das Verständnis.
Das griechische Wort „nous“ bedeutet verschiedenes Verständnis, aber auch Verstand. Er öffnete ihnen also den Verstand oder auch die Fähigkeit, das zu verstehen. Das zeigt, dass es ein Hindernis sein kann, die Bibel zu verstehen, wenn der Verstand verschlossen ist. Hier heißt es „öffnen“ – wirklich das Wort „öffnen“ mit einem Schlüssel. Der Herr muss aufschließen, damit unser Denken geöffnet wird, denn es kann verschlossen sein.
Es gibt sehr kluge Leute, die die Schriften dennoch nicht verstehen. Wir verstehen die Zusammenhänge oft auch nicht. Warum? Weil es nicht einfach am natürlichen Denken liegt. Wenn das natürliche Denken in Bezug auf göttliche Dinge verschlossen ist, funktioniert es nicht. Das muss der Herr selbst aufschließen.
Bei den Emmaus-Jüngern lesen wir in Vers 32, dass sie am Schluss sagten: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er auf dem Weg zu uns redete und als er uns die Schriften öffnete?“ Man kann einen offenen Verstand haben, aber wenn die Heilige Schrift ein verschlossenes Buch ohne Erklärung ist, versteht man sie auch nicht.
Es braucht also die Öffnung der Schrift, die erklärt, was eigentlich da steht und was es bedeutet. So wie beim Hohen Lied muss man fragen: Was bedeutet das fließende Möhre an den Händen? Was bedeutet das und das? Wenn die Schrift geöffnet wird, ist die erste Voraussetzung gegeben: Die Schrift wird durch Erklärung geöffnet.
Aber das allein reicht noch nicht. Der Verstand selbst muss auch noch aufgeschlossen werden. So werden in Lukas 24 verschiedene Türen geöffnet.
Es beginnt ja nicht damit, dass in Vers 2 der Stein von der Gruft weggewälzt wird. Das ist die erste Öffnung: Das Grab des Erlösers wird geöffnet. Dann sehen wir, wie die Haustür der Emmaus-Jünger aufgeht. Sie wohnten zusammen als Ehepaar in Emmaus. Sie sagen: „Herr, bleibe bei uns.“ Er war gerade dabei, weiterzugehen, doch dann geht er zu ihnen hinein, um bei ihnen zu bleiben.
Dann geht wieder eine Tür auf: Er öffnet die Schriften. Und hier öffnet er nochmals eine Tür: Er erklärt die Grundsätze. So steht geschrieben, dass der Christus – das bedeutet der Messias; Christus ist das griechische Wort für Messias – am dritten Tag leiden und auferstehen sollte aus den Toten. In seinem Namen sollte Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden allen Nationen, anfangend von Jerusalem.
Das ist eine knappe Zusammenfassung der messianischen Prophetie auf das erste Kommen des Erlösers.
Die Bedeutung von „allen Nationen“ im Missionsauftrag
Interessant ist, dass hier gesagt wird, allen Nationen muss das Evangelium gepredigt werden – nicht allen Menschen. Er sagt auch nicht „allen Stämmen“ und auch nicht „allen Völkern“. Letzteres wäre nämlich das Wort Laos. Aber er sagt „allen Nationen“, und das ist das griechische Wort Ethnos. Ich kann das kurz aufschreiben, denn der Unterschied ist wichtig: Ethnos und Laos.
Ethnos wird von den Elberfeldern sehr gut mit „Nation“ übersetzt, im Plural also „Nationen“. Laos hingegen wird von ihnen in der Einzahl mit „Volk“ übersetzt und in der Mehrzahl mit „Völker“. Im Standardwörterbuch zum Griechischen des Neuen Testaments von Loh Neida wird erklärt, dass Ethnos die größte soziale Einheit bezeichnet.
Man kann auch von hinten anfangen: Die kleinste soziale Einheit ist die Ehe, ein Mann und eine Frau (1. Mose 2,24). Danach kommt die Familie, also ein Kind oder auch zwei oder drei – die Zahl ist nach oben offen. Das wäre dann die Familie. Wenn dann Großmutter, Großvater, Tante und weitere Verwandte hinzukommen, spricht man von der Sippe oder dem Clan.
Darauf folgt der Stamm: Mehrere Sippen zusammen bilden einen Stamm. Ein Stamm kann so wachsen, dass es Unterstämme gibt. Zum Beispiel beim Stamm der Lahu in Thailand – die erwähne ich gern, weil wir immer wieder Kontakt mit ihnen hatten. Sie unterscheiden sich sogar, es gibt rote Lahu, schwarze Lahu und so weiter. Sie haben sogar Dialektunterschiede und sind quasi Unterstämme eines Stammes.
Diese Unterstämme zusammen ergeben schließlich ein Volk, und das wäre dann Laos. Eine Nation ist jedoch noch größer. Bleiben wir bei Thailand: Thailand ist eine Nation, also ein Ethnos. Darin gibt es verschiedene Gruppierungen, zum Beispiel die Issan im Osten, die ein eigenes Volk sind. Das ist nicht dasselbe wie das Volk der Thai. Daneben gibt es noch verschiedene Stämme. All das zusammen – mehrere Völker und Stämme – bildet eine Nation.
Jesus sagt also, allen Nationen muss das Evangelium gepredigt werden, angefangen von Jerusalem. Und jetzt wird es ganz wichtig, worauf ich eigentlich hinaus will. Der lange Rede kurzer Sinn: In Matthäus 24,14 sagt der Herr Jesus in seiner Endzeitrede: „Und dieses Evangelium des Reiches wird auf dem ganzen Erdkreis gepredigt werden, allen Nationen zum Zeugnis, und dann wird das Ende kommen.“
Damit ist nicht die Entrückung oder sein Kommen als König der Welt gemeint. Jesus sagt, bevor er als König der Welt kommen kann, muss allen Nationen das Evangelium gebracht werden.
In der Luther-Übersetzung steht „allen Völkern“. Aber es steht nicht Laos, sondern Ethnos, also allen Nationen. Heute gibt es ungefähr zweihundert Nationen. Die meisten sind in einem Verein zusammengeschlossen, der UNO, aber nicht alle. Man unterscheidet etwa zehntausend verschiedene Völker. Diese sind bis heute nicht alle erreicht. Es gibt noch Völker, die das Evangelium noch nicht gehört haben. Aber alle Nationen sind erreicht.
Wenn Jesus sagt, allen Nationen zum Zeugnis, und dann wird das Ende kommen, ist das ganz wichtig. Wir können klar sagen: Wenn heute jemand behauptet, Jesus Christus könne noch nicht kommen, weil ja noch so viele Stämme erreicht werden müssten, die noch nicht erreicht sind, dann ist das falsch. Alle Nationen sind erreicht.
Was Jesus sagt, nämlich dass das Evangelium allen Nationen gepredigt werden muss, hat sich bis heute erfüllt. Das ist kein Hindernis für das kommende Kommen des Herrn in Macht und Herrlichkeit. Auch ist es kein Hindernis für die Entrückung, die ja noch Jahre vorher stattfinden muss.
Noch eine Frage: Mir steht das griechische Wort für Heidenvölker, nicht Nationen. Es steht „allen Heiden“. Ja, Ethnos wird auch mit Heiden übersetzt, aber das ist nicht ganz korrekt. Heiden bedeutet Menschen, die noch nicht vom Evangelium erreicht sind. Ethnos wird aber auch für solche verwendet, die schon erreicht sind. Am besten übersetzt man Ethnos mit „Nationen“. Dann passt es immer.
In Offenbarung 5 und Offenbarung 7 kommen übrigens alle Ausdrücke vor: Stamm, Stämme, Völker, Nationen und auch Sprachen. Dort wird gesagt, dass einmal Menschen aus allen Stämmen, allen Völkern, allen Nationen und aus allen Sprachen gerettet werden.
Es wird nirgends gesagt, alle Menschen werden gerettet. Das wäre eine Irrlehre, die sogenannte Allversöhnungslehre – eine totale Irrlehre. Die Bibel sagt aber, dass aus allen Stämmen und Völkern Menschen gerettet werden.
Der Herr sagt dann den Jüngern: „Ihr seid Zeugen davon“ (Apostelgeschichte 1,8). Er kündigt auch das Kommen des Heiligen Geistes an Pfingsten an (Apostelgeschichte 1,9). Ab Pfingsten wurde dieser Missionsauftrag ausgeführt.
Heute können wir sagen: Jetzt sind alle Nationen erreicht. Gleichzeitig wird allen Nationen das Evangelium gepredigt, wie der Herr sagt. Das Evangelium wird allen Nationen gepredigt werden, und dann wird das Ende kommen.
Wir haben kein Hindernis, um zu sagen, dass wir heute in der Endzeit leben. Jesus Christus wird bald wiederkommen – zur Entrückung und dann auch als König der Welt.
Die Himmelfahrt und der Abschluss des Lukas-Evangeliums
Und dann führt der Herr sie hinaus bis nach Bethanien oder gegen Bethanien, segnet sie und geht in den Himmel. Die Himmelfahrt wird hier beschrieben, und das ist genau das Gegenstück zum Anfang.
Wir hatten am Anfang des Lukas-Evangeliums, wie der Herr Jesus in diese Welt gekommen ist. Was hat das ausgelöst? Große Freude: Lukas 2,10 – „Ich verkündige euch große Freude, denn euch ist heute ein Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr.“
Hier endet das Evangelium wieder mit großer Freude, indem der Herr zurückkehrt in die Herrlichkeit. Sein Kommen hatte als Folge große Freude, und sein Weggehen als Sieger zurück in den Himmel, um den höchsten Platz einzunehmen, hat ebenfalls zur Folge große Freude und Anbetung. Das Evangelium endet mit Loben und Preisen.
Genauso wie es begonnen hat: In Lukas 1 hatten wir das wichtige Stichwort Loben und Preisen mehrfach wiederholt. Dieses wunderbare Lob von Elisabeth, von Maria und von Zacharias – und hier endet es wieder auf diese Weise.
Was bei deinem Vorlesen, Michael, noch gefehlt hat, ist ein Wort: Die Masse der Handschriften bezeugt klar, dass das letzte Wort „Amen“ ist. So wird der Text abgeschlossen.
Interessant ist: Das Lukas-Evangelium ist nur der erste Teil. Lukas hat einen Fortsetzungsteil geschrieben, die Apostelgeschichte. Dort beginnt er erneut im ersten Kapitel mit der Verheißung des Heiligen Geistes und der Himmelfahrt des Herrn Jesus.
Ab Kapitel zwei beginnt dann Pfingsten und die Weltmission. Im zweiten Teil zeigt Lukas, wie der Auftrag des Herrn, allen Nationen das Evangelium zu bringen, begonnen hat. Er beschreibt genau dreißig Jahre – vom Jahr 32 bis Kapitel 28, das entspricht etwa dem Jahr 62. Das sind die ersten 30 Jahre der Weltmission.
In den meisten Büchern des Neuen Testaments bezeugen die Mehrheits-Handschriften klar „Amen“. Im Lukas-Evangelium endet es aber nicht mit „Amen“. Warum? In der Apostelgeschichte endet es ebenfalls nicht mit „Amen“.
Das letzte Wort dort ist, weiß jemand, was das letzte Wort ist? „Ungehindert“ (griechisch: „akolytos“). Dort heißt es, dass Paulus das Evangelium, das Reich Gottes, predigte und lehrte, obwohl er gefangen war. Er lehrte es ungehindert.
Das soll bedeuten, dass mit diesen ersten dreißig Jahren der Apostelgeschichte der Auftrag des Herrn aus Lukas 24 nicht erfüllt ist. Das war nur der Anfang. Das Wort geht weiter, und zwar ungehindert. Deshalb endet die Apostelgeschichte nicht mit „Amen“.