Einführung in das Buch Sacharja und seine Gliederung
Heute Nachmittag beschäftigen wir uns mit Sacharja, Kapitel 11. Für diejenigen, die über den Livestream zugeschaltet sind: In der Videobeschreibung unten gibt es einen Link. Dort kann man das Skript herunterladen, das den Titel „Das Buch des Propheten Sacharja, Teil 6“ trägt.
Gleich zu Beginn habe ich im Skript noch etwas zum Aufbau des Buches vermerkt. Das Buch Sacharja umfasst 14 Kapitel und ist in drei Hauptteile gegliedert. Die Kapitel 1 bis 8 bilden einen in sich geschlossenen Abschnitt, in dem die acht Nachtgesichter eine besondere Rolle spielen.
Der zweite Hauptteil ist wiederum unterteilt. Zum einen geht es um den verworfenen Messias, das sind die Kapitel 9 bis 11. Zum anderen behandelt der zweite Abschnitt den angenommenen Messias und sein zweites Kommen, das sind die Kapitel 12 bis 14.
Heute befinden wir uns an der Übergangsstelle zwischen dem Teil, der den verworfenen Messias behandelt, und dem Schlussteil, der den angenommenen Messias thematisiert. Zu Beginn lese ich Kapitel 11 vor. Dabei verwende ich meine wörtliche Übersetzung, die auch im Skript enthalten ist.
Ich habe darauf geachtet, dass die Stellen, die poetisch sind – also im Hebräischen in Verszeilen verfasst wurden – auch als Verszeilen dargestellt sind. Dort, wo es sich um Prosa handelt, also um normale, übliche Sprache, ist der Text als fortlaufender Text formatiert.
Wie man vielleicht gerade sieht, beginnt Kapitel 11 mit einem Gedicht, das die Verse 1 bis 3 umfasst. Am Schluss steht ebenfalls ein Gedicht, nämlich Vers 17.
Das einleitende Gedicht und der Auftrag an den Messias
Sacharja 11,1
Öffne, Libanon, deine Tore, und so soll Feuer deine Zedern fressen! Heult, ihr Zypressen, denn die Zeder ist gefallen. Die Herrlichen sind verwüstet. Heult, ihr Eichen Basans! Denn gefallen ist der unzugängliche Wald, die Stimme des Wegeschreis der Hirten, denn ihre Herrlichkeit ist verwüstet.
Nach diesem Gedicht folgt ein ernster Text, in dem der Ewige zum Messias spricht:
So sprach der Ewige zu mir: Weide die Schafherde des Schlachtens. Ihre Käufer werden sie schlachten, ohne dafür zu büßen, und ihre Verkäufer sagen: „Gepriesen sei der Ewige, dass ich reich werde!“ Die Hirten verschonen sie nicht, denn ich werde die Bewohner des Landes nicht weiterhin schonen, spricht der Ewige.
Und siehe, ich gebe den Menschen preis, jeden in die Hand seines Nächsten und in die Hand seines Königs. Sie werden das Land verwüsten, aber ich werde nicht retten aus ihrer Hand.
So weidete ich die Schafherde des Schlachtens, auch die Demütigen der Schafherde. Ich nahm mir zwei Stäbe, den einen nannte ich Freundlichkeit, den anderen Verbindung, und so weidete ich die Schafherde.
Doch ich wies die drei Hirten in einem Monat ab. Meine Seele wurde ungeduldig über sie, und ihre Seele empfand erneut Widerstand gegen mich. Da sprach ich: „Ich will euch nicht mehr weiden. Das Sterbende mag sterben, und was vertilgt wird, mag vertilgt werden. Die Übrigbleibenden mögen das Fleisch ihres Nächsten fressen.“
Da nahm ich meinen Stab Freundlichkeit und zerbrach ihn, um den Bund zu brechen, den ich mit allen Völkern geschlossen hatte. Er wurde an jedem Tag gebrochen. So erkannten die Demütigen der Schafherde, die auf mich achteten, dass dies das Wort des Ewigen war.
Ich sprach zu ihnen: „Wenn es euch recht ist, gebt mir meinen Lohn, und wenn nicht, lasst es bleiben.“ Sie wogen meinen Lohn: dreißig Silberstücke.
Da sprach der Ewige zu mir: „Wirf ihn dem Töpfer hin, diesen herrlichen Wert, mit dem ich von ihnen wertgeschätzt worden bin.“ Ich nahm die dreißig Silberstücke und warf sie in das Haus des Ewigen, dem Töpfer hin.
Dann zerbrach ich meinen zweiten Stab, Verbindung, um die Bruderschaft zwischen Juda und Israel zu brechen.
Der Ewige sprach zu mir: „Nimm noch an dich die Ausrüstung eines törichten Hirten, denn siehe, ich lasse einen Hirten im Land aufstehen, der sich nicht um die Umkommenden kümmert, das Versprengte nicht sucht, das Verwundete nicht heilt, das Gesunde nicht versorgt. Er wird das Fleisch des Fetten essen und ihre Klauen zerreißen.“
Nun folgt das Gedicht über den Antichristen:
Wehe dem nichtigen Hirten, der die Schafherde verlässt! Das Schwert über seinem Arm und über sein rechtes Auge! Sein Arm soll vollständig verdorren, und sein rechtes Auge gänzlich erlöschen.
Die Gliederung der Messias-Erwartung im Judentum und ihre Verbindung zu Sacharja
Zunächst einmal bis hierher. Wir haben also gesehen, dass ich mich vorhin falsch ausgedrückt habe. Es gibt zwei große Hauptteile: Sacharja 1 bis 8 und dann 9 bis 14. Der erste Teil umfasst Sacharja 1 bis 8, der zweite Teil 9 bis 14.
Besonders schön ist die Aufteilung von Kapitel 9 bis 14. Dort haben wir zunächst in den Kapiteln 9 bis 11 das erste Kommen des Messias als den leidenden Messias. In den Kapiteln 12 bis 14 folgt dann das Kommen des herrschenden Messias. Es handelt sich jedoch um dieselbe Person. Das ist sehr wichtig.
Im Judentum, insbesondere in der rabbinischen Literatur, gibt es an vielen Stellen die Unterscheidung zwischen einem leidenden und einem herrschenden Messias. Der leidende Messias wird Maschiach ben Joseph genannt, also Messias, Sohn des Joseph, der leidet und stirbt. Der herrschende Messias wird als Maschiach ben David bezeichnet, der regieren wird.
Bei den Rabbinern gibt es die Auffassung, dass es zwei verschiedene Personen sind. Allerdings findet man auch bereits bei den Rabbinern die Ansicht, dass es sich um dieselbe Person handelt. Zum Beispiel hat Rabbi Alschech im 16. Jahrhundert in seiner Bemerkung zu Jesaja 53 Folgendes geschrieben: Unsere alten Rabbinen haben auf das Zeugnis der Tradition hin angenommen, dass hier in Jesaja 53, wo es um den leidenden Messias geht, vom König Messias die Rede sei.
Daraus folgerten auch wir, dass das Subjekt dieser Weissagung David, also der Messias, sein müsse, wie dies offenbar ist. Rabbi Alschech macht damit klar, dass der leidende Messias in Jesaja 53, den man gemeinhin bei den Rabbinern als Messias Sohn Josefs bezeichnet, in Wahrheit David, der Messias, also Maschiach ben David, ist.
Gerade auch die Kapitel Sacharja 9 bis 14 zeigen deutlich, dass der leidende Messias in den Kapiteln 9 bis 11 dieselbe Person ist wie der herrschende Messias in den Kapiteln 12 bis 14.
Interessanterweise war Jesus im Johannesevangelium als Sohn des Joseph bekannt. Dort sagen einige Leute: „Wir haben den Messias gefunden, den Sohn Josephs.“ Das entspricht genau Maschiach ben Joseph. Sein Pflegevater hieß tatsächlich Joseph, aber über Maria, die über Generationen hinweg von König David abstammte, war Jesus auch Sohn Davids. Deshalb passt Maschiach ben Joseph ebenso wie Maschiach ben David auf ihn.
Der gute Hirte im Vergleich zum nichtigen Hirten
In Sacharja 11 haben wir ein so wunderbares Kapitel, in dem uns der Herr Jesus als der gute Hirte gezeigt wird. Schauen wir dazu auch in Johannes 10, wo der Herr Jesus sich selbst als den guten Hirten vorstellt.
Dieser Hirte hat, wie es in Sacharja 11, Vers 4 heißt, den Auftrag: „So sprach der Ewige zu mir: Weide die Schafherde des Schlachtens.“
Herr Jesus sagt in Johannes 10, Vers 10: „Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu verderben. Ich aber bin gekommen, damit die Schafe Leben haben und es in Überfluss haben.“
Er erklärt weiter: „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“
Im Gegensatz dazu steht der Mietling, der kein Hirte ist und dem die Schafe nicht gehören. Wenn der Mietling den Wolf kommen sieht, verlässt er die Schafe und flieht. Der Wolf raubt und zerstreut die Schafe, weil sich der Mietling nicht um sie kümmert.
Jesus sagt: „Ich bin der gute Hirte, und ich kenne die meinen, und ich werde von den meinen erkannt, wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne. Und ich lasse mein Leben für die Schafe.“
Hier wird deutlich, dass es Menschen gibt, die sich nicht wirklich um die Schafe kümmern – die Mietlinge. Wenn Gefahr droht, fliehen sie. Johannes 10, Vers 12 beschreibt das so: „Der Mietling sieht den Wolf kommen, verlässt die Schafe und flieht.“
Am Ende von Sacharja 11 wird der Antichrist als „nichtiger Hirte“ beschrieben. Dort heißt es: „Wehe dem nichtigen Hirten, der die Schafherde verlässt!“
Wir werden noch sehen, dass der Antichrist bei Gefahr aus Israel fliehen wird und das Volk sich selbst überlässt.
Dieser Ausdruck „nichtiger Hirte“ in Sacharja 11, Vers 17 steht in einem starken Kontrast zu Johannes 10, wo Jesus sagt: „Ich bin der gute Hirte, der bereit ist, sein Leben zu lassen, der bereit ist, als Messias zu leiden.“
Die historische Erfüllung der Weissagung und die Rolle der Führerschaft Israels
Und nun wird in Sacharja 11, Vers 4, auf das Gedicht am Anfang eingegangen. Darauf komme ich später zurück, denn es braucht noch einige Voraussetzungen, um das Gedicht gut zu verstehen.
Bei Vers 4 können wir einsteigen, da ist es ganz einfach. Jesus hat den Auftrag, die Schafherde zu weiden. Diese wird hier jedoch als „Schafherde des Schlachtens“ bezeichnet. Es geht also um eine riesige Herde von Schafen, deren zukünftiges Schicksal die Schlachtung ist.
Herr Jesus wurde vor zweitausend Jahren in diese Welt gesandt als Messias, um Israel zu weiden – als der gute Hirte. Doch er wusste, dass ein schreckliches Schicksal über diesem Volk stand: ihre Abschlachtung.
Was dann im Jahr 70 tatsächlich geschah, im grauenhaften Krieg der Römer gegen die Juden. Dieser Krieg begann 66 und zog sich bis ins Jahr 70 hin, in dem schließlich Jerusalem, die Hauptstadt, und auch der Tempel fielen.
Bei diesem Krieg allein um Jerusalem kamen, so berichtet Josephus Flavius als Augenzeuge und Historiker, mehr als eine Million Menschen ums Leben. Josephus hinterließ uns einen ausführlichen Bericht, die „De bello Judaico“ oder „Geschichte des jüdischen Krieges“. Er beschreibt als Augenzeuge, was alles geschehen ist, und nennt es „die Herde des Schlachtens“.
Doch noch vorher kam Herr Jesus und kümmerte sich um diese Schafherde. Schlagen wir auf Matthäus 9, dort sehen wir, wie das ganz konkret aussah. Am Schluss von Matthäus 9 lese ich ab Vers 36:
„Als er aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und hingestreckt waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.“
Er sieht die Menschenmenge und erkennt diese erschöpfte Schafherde, die keinen Hirten hat – also wie Schafe ohne Hirten. Dabei hatten sie viele Hirten.
An der Spitze Israels stand damals der Sanhedrin, der oberste Gerichtshof. Er bestand aus dem Hohenpriester und 24 führenden Priestern, die alle Sadduzäer waren – zur liberalen Partei der Sadduzäer gehörten.
Dann gab es noch eine Gruppe von Ältesten und eine dritte Gruppe von Schriftgelehrten. Die genauen Zahlenverhältnisse waren insgesamt 71 Männer unter Leitung des Hohenpriesters.
Danach kamen 24 führende reiche sadduzäische Priester, dann 24 Älteste, die alle Pharisäer waren, und 22 Schriftgelehrte, die ebenfalls alle Pharisäer waren. Es war eine Mischung aus Sadduzäern und Pharisäern – sehr „schweizerisch“, also ein Versuch, die Extreme zusammenzubringen, um ein möglichst ausgeglichenes Volk zu sein.
Das waren die Führer. Aber was haben diese Hirten Israels getan? Wir finden es in den Evangelien immer wieder: Sie kamen in Konflikt mit dem Messias, der damals unter ihnen war. Darum waren sie nicht in der Lage, dem Volk das zu geben, was es brauchte. Es war eine erschöpfte Herde.
Doch dann kam der Herr Jesus mit dem Auftrag: Weide die Schafherde des Schlachtens!
In Sacharja 11, Vers 5 heißt es: „Deren Käufer sie schlachten werden und nicht dafür büßen werden.“ Man kann auch übersetzen: „Sie werden nicht zur Rechenschaft gezogen werden.“ So habe ich das in der Fußnote vermerkt.
Dann heißt es weiter: „Und deren Verkäufer sprechen: Gepriesen sei der Ewige, dass ich reich werde, und deren Hirten sie nicht verschonen.“
Wir haben hier also drei Gruppen: Käufer, Verkäufer und Hirten.
Die Rolle der Käufer, Verkäufer und Hirten in der Geschichte Israels
Wer sind die Käufer? Das sind die Römer. Sie übernahmen als Besatzungsmacht das Land Israel, als sie im Jahr 67 nach Israel einmarschierten. Das geschah übrigens am Jom Kippur, am großen Versöhnungstag, dem feierlichsten Tag des Fastens, einem hohen Sabbat. Es gab ein Massaker, bei dem viele Juden abgeschlachtet wurden, und die Römer übernahmen die Macht.
In der Folge, die noch einige Jahre andauerte, setzten sie einen Edomiter namens Herodes als Herrscher über Israel ein. Das war im Jahr 39 vor Christus. Dieser Mann wurde vom Senat in Rom zum „König der Juden“ ernannt. Diesen Ausdruck kannte man früher nicht; kein jüdischer König im Alten Testament wurde „König der Juden“ genannt. Aber Herodes erhielt diesen Titel vom Senat.
Unter Herodes bekamen die Israeliten besondere Vorrechte, was sehr ungewöhnlich war. Sie wurden zum Beispiel nicht gezwungen, am Kaiserkult teilzunehmen, als dieser später unter Augustus eingeführt wurde. Augustus wurde ab 27 v. Chr. zum Kaiser, also verschiebt sich die Zeit ein wenig: 39 v. Chr. wurde Herodes König, und 27 v. Chr. wurde in Rom das Kaisertum mit Augustus eingeführt.
Während der Kaiserzeit mussten alle Untertanen den Kaiser göttlich verehren. Die Juden waren jedoch davon ausgenommen. Sie waren frei in dieser Hinsicht. Für sie war es Privatsache, wie sie mit dem Kaiser umgingen. Jeder konnte machen, was er wollte, aber zusätzlich musste man dem Kaiser opfern. Die Juden erklärten jedoch, dass sie das nicht tun könnten. In der Tora steht: „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Das zweite Gebot verbietet auch die Verehrung von Bildern.
Die Römer gewährten den Juden eine Ausnahmeregelung. So erhielten sie erstaunliche Freundlichkeit von Seiten des Vielvölkerstaates des römischen Imperiums. Das hat etwas mit dem Stab „Huld“ zu tun, von dem wir gelesen haben. Der gute Hirte hat nämlich zwei Stäbe, und einer davon wird in Vers 10 erwähnt: „Ich nahm meinen Stab, Huld, und ich zerbrach ihn, um einen Bund zu brechen, den ich mit allen Völkern gemacht hatte.“ Gott hat es in seiner Gunst für Israel so eingerichtet, dass dieses Volk eine Ausnahmeregelung erhielt.
Zum Beispiel bekam ein Jude, der in der römischen Armee diente, das Recht, am Sabbat nicht zu dienen. Das ist erstaunlich! Andere Völker hätten vielleicht gesagt: An diesem Tag haben wir einen Feiertag, da machen wir nicht mit. Aber die Römer gewährten den Juden eine Sonderregelung auch in Bezug auf den Sabbat und sogar den Tempel.
Die Römer hatten zwar im Jahr 6 nach Christus Israel das Recht auf Todesstrafe entzogen. Der Sanhedrin konnte keine Todesstrafe mehr vollstrecken, nur noch gerichtlich verhängen. Aber es gab eine Ausnahme: Wenn ein Nichtjude über die Zwischenwand der Umzäunung im Tempel ging, die Juden und Nichtjuden trennte, trotz der Warntafeln, die besagten, dass Fremdstämmige nicht weitergehen dürfen, dann durfte man ihn auf der Stelle ohne Gerichtsprozess hinrichten. Unglaublich!
Das war ein Entgegenkommen der Römer und natürlich sehr problematisch, wenn man das im Licht des internationalen Rechts betrachtet. Das römische Imperium war ein Vielvölkerstaat auf drei Kontinenten: Europa, Asien und Afrika. Wichtig war für die Römer das gleiche Recht für alle. Vor dem Recht sind alle gleich, aber es gab ein Volk, das anders war. Dieses Volk hatte Vorrechte. Das war natürlich auch gefährlich, denn es erweckte viel Missgunst und damit Antisemitismus, schon in der Antike.
Doch es war eine ganz besondere Huld der Völker, und das ist dieser Stab „Huld“, der einen Bund zwischen Israel und den anderen Völkern symbolisiert. Die Römer übernahmen als Besatzungsmacht Israel und werden hier als die Käufer genannt. Sie holten aus diesem Volk das Geld heraus, legten Steuern auf und versuchten, Juden als Zöllner für sich einzusetzen, um das Geld einzutreiben. Diese Zöllner galten als Volksverräter.
Man kann sich vorstellen, wie schlimm das war. In den Evangelien sehen wir das, wenn ein Jude Zöllner war, wie Zachäus oder Matthäus. Das war unakzeptabel, doch sie lieferten das Geld aus der Tasche der Juden an diese Käufer.
Wie gesagt, diese Käufer werden sie schlachten. Das geschah im Jahr 70. Mehr als eine Million Menschen kamen allein im Jahr 70 ums Leben. Davor gab es bereits vier Jahre Krieg. Der Krieg dauerte bis 73, bis die letzte Festung, Massada im Süden des Toten Meeres, fiel. Danach meinten die Römer, jetzt sei es aus mit Israel.
Doch die Juden erholten sich und konnten sich wieder staatlich organisieren, bis schließlich im Jahr 132 Kaiser Hadrian einen weiteren jüdischen Aufstand niederschlug. Dabei kamen wieder etwa eine Million Menschen ums Leben. Insgesamt starben so etwa zwei Millionen.
Diese Käufer werden sie schlachten, aber nicht dafür büßen oder zur Verantwortung gezogen werden. Das ist erstaunlich, wenn man die Geschichte betrachtet. Ägypten hatte sich an Israel vergriffen, und alle Jungen sollten in den Nil geworfen werden. Als Folge kamen die zehn Plagen, Katastrophen, die das ägyptische Reich zum Zusammenbruch führten, und Israel konnte in die Freiheit gehen.
Später führten die Assyrer die zehn Stämme nach Assyrien weg, 721 v. Chr. Im Jahr 612 fiel Ninive, die Hauptstadt Assyriens, und das assyrische Reich ging unter. Später deportierten die Babylonier das Zweistämme-Reich Juda und beendeten das Königtum. Doch einige Jahrzehnte später kamen die Perser und beendeten das babylonische Reich.
Als am Ende der persischen Weltherrschaft die Juden angegriffen wurden, kam Alexander der Große. In der Schule haben wir gelernt, dass Alexander mit einem Feldzug von zehntausend Mann aus Griechenland in der sagenhaften Zeit von dreizehn Jahren das gesamte Persische Reich bis nach Indien eroberte.
Als in späterer Zeit Teilblöcke des Alexanderreiches sich an den Juden vergriffen, wurde schließlich auch das Alexanderreich, die letzten Reste davon, vernichtet. Die Schlacht von Actium 31 v. Chr. war das Ende des Alexanderreiches, und die Römer kamen an die Macht.
Die Römer griffen Jerusalem und das jüdische Volk in den Jahren 70 und 135 an. Doch das römische Reich ging nicht unter. Das ist erstaunlich! Man könnte sagen, gut, nicht hundert Jahre später, nicht zweihundert Jahre später. Im fünften Jahrhundert kamen dann die barbarischen Horden aus Norden und Osten, die das Weströmische Reich auflösten und so verschwand es.
Das Oströmische Reich hingegen bestand weiter. 1453 fiel das Weströmische Reich unter dem Ansturm der türkischen Muslime. Doch in der Zwischenzeit hatte sich der Westen wieder organisiert. Diese Barbaren hatten sich mit dem Römischen Reich identifiziert und das Heilige Römische Reich aufgebaut, später genannt das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Dieses Reich bestand über 1453 hinaus bis 1807, als der letzte Kaiser Joseph die Krone selbst ablegte.
Es war also nicht so, dass das römische Reich infolge des Jahres 70 unterging. In Sacharja heißt es, dass deren Käufer geschlachtet werden, aber nicht dafür büßen. Das wird also erst später in der Geschichte geschehen. Gott wird alles abrechnen, das ist klar. Das steht auch in Jeremia 30.
Dann wird noch eine dritte Gruppe erwähnt: die Verkäufer. Deren Verkäufer sprechen: „Gepriesen sei der Herr, gepriesen sei der Ewige, dass ich reich werde.“ Diese zweite Gruppe, die Verkäufer, sind religiös. Sie beten „Gepriesen sei der Herr“, hebräisch „Yahweh“. Das ist der Eigenname des Bundesgottes Israels. Das müssen Israeliten sein.
Natürlich sind das die Sadduzäer, die führenden Priester. Sie glaubten nicht an ein Leben nach dem Tod. Sie sagten, mit dem Tod sei alles aus, und darum solle man so viel wie möglich aus dem Leben vor dem Tod machen. Deshalb lebten sie im Luxus.
Sie sahen, dass man mit dem Tempel wunderbare Einkünfte erzielen konnte, zum Beispiel durch überhöhte Opferpreise. So wurden sie steinreich. Im Talmud wird über das Unrecht der Sadduzäer geklagt.
Bei Ausgrabungen in Jerusalem, in der Altstadt, kann man das „Burnt House“, das verbrannte Haus, besichtigen. Auch im Wohlmuseum, das etwas verschoben im jüdischen Viertel nahe dem zentralen Hauptplatz und der Churva-Synagoge liegt, sieht man einen Palast der St. Luzer mit 600 Quadratmetern Grundfläche. Das ist nicht schlecht.
Man erkennt auch den Innenausbau und die Stuckverzierungen. Die Sadduzäer haben es sich wohl gut gehen lassen. Sie haben sich mit der römischen Besatzungsmacht arrangiert und finanziell das Beste daraus gemacht.
Genau wie es hier steht: „Gepriesen sei der Ewige, dass ich reich werde.“ Auch die Herodianer waren eine solche Gruppe. Sie waren politisch über die Herodesfamilie mit den Römern verbunden.
Dann gibt es noch eine dritte Gruppe: die Hirten. Das sind ganz besonders die Mitglieder des Sanhedrins, die führende Priesterschaft, die sich auch als geistliche Führerschaft verstand, sowie die Ältesten und die pharisäischen Schriftgelehrten. Das sind die Hirten.
Hier steht: „Deren Hirten verschonen sie nicht.“ Wir haben gesehen, dass Jesus in Matthäus 9 die Schafhirten ansieht. Die Herde war erschöpft und ohne Hirten, aber eigentlich hatten sie Hirten. Diese Hirten waren jedoch so, als ob es keine gäbe.
So gibt es drei Gruppen: Käufer, Verkäufer und Hirten.
Das Gericht Gottes über Israel und die Folgen
Und dann lesen wir weiter in Vers 6: „Denn ich werde die Bewohner des Landes nicht weiterhin schonen“, Spruch des Ewigen.
Gott sagt also, es kommt der Moment, an dem ich diese Schafherde nicht mehr schonen werde. Ihnen droht das Gericht. Doch zuvor muss noch der Messias sie weiden.
Als Gericht wird hier erwähnt: „Siehe, ich gebe den Menschen preis, jeden Einzelnen in die Hand seines Nächsten.“ Ein Gericht über Israel, über diese Schafherde soll sein, dass sie einander innerhalb des Volkes ausgeliefert werden. Es wird also ein Beissen und Fressen innerhalb des Volkes geben.
Wie hat sich das erfüllt? Furchtbar, nicht wahr? Israel war zur Zeit des Herrn Jesus gespalten. Es gab die Sadduzäer, die liberal eingestellt waren, und die Pharisäer, die streng waren. Doch das Ganze war verkommen zu äußerlichem Ritual. Dann gab es auch die Essener, zu denen zum Beispiel die Gemeinschaft in Qumran gehörte. Diese waren in gewissen Hinsichten sogar noch strenger als die Pharisäer. Zudem gab es die Herodianer, die das Ganze nur politisch in Verbindung mit Rom sahen.
So war das Volk Israel gespalten. Besonders ab dem Jahr 66, als der jüdische Aufstand gegen Rom begann, gab es Streit im jüdischen Volk. Der Hohepriester wurde sogar ermordet. Man muss sich vorstellen: Der Hohepriester wurde von einem Juden ermordet. Es gab richtige Bürgerkriege untereinander. Selbst während der Belagerung im Jahr 70, als die Römer den Belagerungsring geschlossen hatten, waren nach Josephus Flavius 2,7 Millionen Menschen in der zum Bersten vollen Stadt Jerusalem.
Dort bildeten sich mehrere Parteien, die miteinander Krieg führten. Eine Partei hatte den Tempelberg erobert, eine andere die Oberstadt, und es gab noch eine weitere Kriegsgruppe. Es war wirklich, wie es hier steht: „Sie werden preisgegeben in die Hand seines Nächsten.“
Dann heißt es: „Und in die Hand seines Königs.“ Nun war der Oberkönig über Israel der Kaiser in Rom. Dieser ließ den jüdischen Aufstand ab dem Jahr 66 brutal niederschlagen. Es war ein spontaner Volksaufstand. Der letzte Landpfleger von Judäa, Gessius Florus, hatte den Tempelschatz plündern lassen. Das brachte das Fass zum Überlaufen.
In Galiläa gab es einen spontanen Aufstand mit zunächst enormen militärischen Erfolgen der Juden gegen die Römer. Doch Rom zog immer mehr Legionen zusammen. Schließlich wurde ein Drittel der Legionen des ganzen Weltreichs, das bis nach England reichte, nach Israel verlegt, um den Aufstand niederzuschlagen.
So wurde Israel in die Hand seines Königs gegeben. Die Führer hatten vor Pilatus gesagt: „Wir haben keinen König als nur den Kaiser“, so steht es im Johannesevangelium. Und in die Hand dieses Kaisers wurden sie schließlich gegeben.
Was machten sie? „Sie werden das Land verwüsten, aber ich werde nicht retten aus ihrer Hand.“ So war es bei der Belagerung Jerusalems. Es war ein Krieg von 140 Tagen. Bis zum letzten Moment gab es in Israel die Hoffnung, dass Gott noch eingreifen würde – und zwar um des Tempels willen. Man dachte, es käme der Moment, an dem Gott direkt eingreifen würde. Das konnte nicht sein.
Doch schließlich ging der Tempel in Flammen auf. Es gab kein Eingreifen Gottes. Und das war hier in der jüdischen Bibel geschrieben: „Aber ich werde nicht retten aus ihrer Hand.“
Die Haltung des Messias und die Zerbrechung der Bundessymbole
Und dann hören wir den Messias Jesus in Vers 7 sagen: „Und so weidete ich die Schafherde des Schlachtens, somit auch die Demütigen der Schafherde.“
Den Ausdruck „Demütige“ habe ich in der Fußnote erklärt. Das hebräische Wort bedeutet die Gottesfürchtigen, die Elenden. In der Bergpredigt hat der Herr Jesus als erste Seligpreisung gesagt: „Selig sind die Armen im Geist.“ Er sagt dort nicht „die Armen am Geist“, das ist ein anderes Thema. Über Behinderung spricht die Bibel an anderen Stellen und zeigt, wie Gott ein Herz für diese Menschen hat. Aber hier heißt es „Arme im Geist“. Das sind diejenigen, die sich bewusst sind, wie arm sie vor Gott sind.
„Ich habe gar nichts zu bringen, ich brauche Vergebung.“ Das sind eben diese Demütigen, die wirklich umkehren, die Gottesfürchtigen. Wenn wir nochmals an Johannes 10 denken: Der Jesus spricht ja davon, dass er der gute Hirte ist. Dann sagt er, dass ein Teil dieser Schafe seine Schafe sind. Er sagt in Johannes 10, Vers 14: „Ich bin der gute Hirte, und ich kenne die Meinen und bin gekannt von den Meinen.“
In Vers 25 antwortete Jesus ihnen: „Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters tue, diese zeugen von mir. Aber ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht von meinen Schafen. Wie ich euch gesagt habe: Meine Schafe hören meine Stimme, ich kenne sie, sie folgen mir, und ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben.“
Da sagt er diesen führenden Männern, die auch zu Israel gehörten, zur Schafherde des Schlachtens: „Ihr seid nicht von meinen Schafen.“ Hier sehen wir also, dass es zwei Gruppen in der Schafherde gibt: allgemein die Schafe und somit auch die Demütigen der Schafherde. Von ihnen wird später nochmals die Rede sein.
Dann sagt der Messias: „Und ich nahm mir zwei Stäbe. Den einen nannte ich Freundlichkeit, den anderen nannte ich Verbindung oder Gemeinschaft.“ Das habe ich in der Fußnote erklärt. Einen kennen wir schon: Das ist der Stab, der sicherstellte, dass Rom den Völkern des Römischen Reiches gegenüber Israel Freundlichkeit beweisen musste. Was der andere bedeutet – Verbindung oder Gemeinschaft – werden wir gleich sehen.
Und so weidete ich die Schafherde.
Jetzt kommt eine Wende in Vers 8: „Und ich wies ab die drei Hirten in einem Monat, und meine Seele wurde ungeduldig über sie, und ihre Seele empfand Widerwillen gegen mich.“
Hier gibt es ein kleines Übersetzungsproblem. Das hebräische Wort, das ich mit „Ich wies ab“ übersetzt habe, wird zum Beispiel in der Elberfelder Bibel mit „Ich vertilgte drei Hirten in einem Monat“ übersetzt.
Das hebräische Wort bedeutet im Neu-Südarabischen „abweisen“ und im Alt-Südarabischen „ablehnen“. Ich muss erklären: Die verwandten semitischen Sprachen, also die Sprachen, die wie das Hebräische zur großen Sprachgruppe der semitischen Sprachen gehören, sind sehr hilfreich für die Lexikografie, also für die Wörterbücher, die beschreiben, was ein Wort alles bedeuten kann.
Das ist ein großer Schatz, um die Wurzeln von Wörtern zu erläutern. Die semitischen Sprachen haben verschiedene Besonderheiten, die wir in Europa bei den innereuropäischen Sprachen nicht kennen. Man kann fast alle Wörter auf Wurzeln von drei Konsonanten zurückführen. An diesen drei Konsonanten, die normalerweise Verben sind, hängt die ganze Bedeutung.
Durch das Einsetzen von Vokalen oder das Verdoppeln von Konsonanten kann man die Nuance der Bedeutung verändern. Viele dieser dreikonsonantigen Wurzeln findet man im Hebräischen, aber dieselbe Wurzel auch im Arabischen, Babylonischen, Phönizischen, Ugaritischen, Edomitischen oder im Alt-Südarabischen, Nord-Südarabischen usw.
Das ist eine enorme Fundgrube, um Wörter noch genauer zu verstehen. Hier wird durch diesen Vergleich klar, dass das Wort nicht nur „tilgen“ bedeuten kann, sondern auch „abweisen“. Darum habe ich hier mit „Ich wies ab die drei Hirten in einem Monat“ übersetzt.
Die Konfrontation Jesu mit den drei Hirten in der letzten Woche vor der Kreuzigung
Nun schlagen wir Matthäus 21 auf. Wir befinden uns in der letzten Woche vor der Kreuzigung. In Matthäus 20 kommt der Herr Jesus von Jericho herauf durch die Wüste nach Jerusalem. In Kapitel 21 und den folgenden Kapiteln wird beschrieben, wie der Herr Jesus am Sonntag vor Karfreitag nach Jerusalem einzieht.
Alles, was wir in den Kapiteln 21 bis 28 lesen, geschah innerhalb einer Woche im Monat Nisan, dem Passamonat. In dieser Woche gab es sehr heftige Auseinandersetzungen zwischen der Führerschaft Israels und dem Messias Jesus.
Zum Beispiel lesen wir in Matthäus 21,1-11, dass Jesus am Palmsonntag nach Jerusalem kommt. Aus Markus erfahren wir, dass am nächsten Tag, also am Montag, Jesus den Tempel reinigt (Markus 11,12). Er sagt: „Mein Haus wird ein Bethaus genannt werden, ihr aber macht es zu einer Räuberhöhle.“ Gegen wen richtet sich sein Urteil? Gegen die Sadduzäer und den Hohenpriester. Diese hatten es erlaubt, dass Opfer zu überhöhten Preisen verkauft werden durften. Nicht nur auf dem Ölberg, wo es gut war, Opfer zu kaufen, sondern auch im Tempel, im Vorhof der Heiden, in der Königin-Säulenhalle. Dort, wo die Heiden, die Gott kennenlernen wollten, andächtig hätten beten sollen, herrschte Lärm und Geschäftigkeit. Jesus jagt sie hinaus.
Dann sehen wir in Vers 15, dass die führenden Priester und Schriftgelehrten, als sie die Wunder sahen, die Jesus tat, und die Kinder, die im Tempel „Hosanna dem Sohn Davids“ riefen, unwillig wurden und zu ihm sprachen: „Hörst du, was diese sagen?“ Jesus antwortete: „Ja, habt ihr nie gelesen: Aus dem Mund der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet?“ Damit zitiert er den messianischen Psalm 8.
Übrigens steht in vielen Übersetzungen „die Hohenpriester“. Das ist nicht ganz korrekt, denn es gab damals nur einen amtierenden Hohenpriester, nämlich Caiaphas. Sein Schwiegervater Annas war zu der Zeit nicht mehr Hoherpriester, da er von den Römern abgesetzt worden war. Unter dem Hohenpriester gab es jedoch eine Gruppe von etwa vierzehn führenden Priestern, die Ratsleute, zu denen auch Joseph von Arimathäa gehörte. Auf Hebräisch nennt man sie Bulwatin, die führenden Priester unter dem Hohenpriester.
Wenn also in der Mehrzahl „Hohenpriester“ steht, sollte man besser lesen: „die führenden Priester“, also auch führende Priester des Sanhedrins. Zusammen mit den Schriftgelehrten, die die Wunder sahen, kam es zu dieser Konfrontation. Der Herr Jesus wies sie mit dem Wort Gottes zurück, mit Psalm 8.
Am nächsten Tag, also am Dienstag, kehrte Jesus früh morgens in die Stadt zurück. In Matthäus 21, Vers 18 heißt es, dass er hungrig war. Später, in Vers 23, als er im Tempel lehrte, traten die führenden Priester und Ältesten des Volkes zu ihm und fragten: „In welchem Recht tust du diese Dinge? Wer hat dir dieses Recht gegeben?“
Jetzt sehen wir, dass auch die Ältesten hinzukommen. Die 71 Richter des Sanhedrins bestanden aus Priestern, Ältesten und Schriftgelehrten. Hier sind alle drei Gruppen vertreten. Der Höchste dieser Gruppen war der Oberhirte dieser Gruppe. So verstehen wir, was die drei Hirten sind, die in einem Monat abgewiesen wurden – nicht nur an einem Tag, sondern an mehreren Tagen im Nisan.
Diese Auseinandersetzungen dauerten bis zum Prozess, bei dem Jesus zwar oft schwieg, wo es möglich war. Doch als der Hohepriester ihn unter Eid stellte, musste er nach 3. Mose 5 antworten. Auch dort widersprach er dem Hohenpriester klar.
Die Frage lautete: In welchem Recht treibst du die Verkäufer aus? Diese Frage stellte das Verdienst der Sadduzäer in Frage. Jesus gab nicht einfach eine Antwort, sondern stellte eine Gegenfrage. Vielleicht haben wir als Kinder gelernt, man solle keine Gegenfragen stellen, das sei unanständig. Doch es gibt Momente, in denen eine Gegenfrage sehr wichtig ist, wie Jesus zeigt.
Er fragte: „War die Taufe Johannes von Gott oder von Menschen?“ Das Volk war überzeugt, dass Johannes der Täufer ein Prophet Gottes war. Nach dem langen Schweigen der Propheten war er plötzlich wieder aufgetreten. Johannes taufte die einfachen Leute, die Buße taten. Die Führer ließen sich jedoch nicht taufen.
Johannes hatte in Bezug auf Jesus gesagt (Johannes 1): „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.“ (Mit Verweis auf Jesaja 53.) Den Führern war klar: Wenn sie sagen würden, Johannes sei ein Prophet, würde das Volk auf sie losgehen. Würden sie sagen, er sei kein Prophet, müssten sie sich dem Volk gegenüber verantworten. Und wenn sie ihn als Prophet anerkennen würden, müsste sie Jesus als Messias anerkennen, weil Johannes auf ihn hingewiesen hatte.
Sie diskutierten also lebhaft auf dem Tempelplatz. Sie wussten genau, was passieren würde, egal wie sie antworteten. Schließlich sagte Jesus: „So sage auch ich euch nicht, in welchem Recht ich diese Dinge tue.“
An diesem Dienstag kamen weitere Gruppen, darunter auch Herodianer, und sogar ein Nomikos, ein Gesetzgelehrter, der in Matthäus 22,35 als Schriftgelehrter bezeichnet wird. Er war ein Rabbiner, der halachische Entscheidungen traf. Die Halacha ist die Lehre von der genauen Umsetzung der Gebote und verbindlich für alle. Die Rabbiner, die die Halacha festlegen, sagen: So ist es und nicht anders.
Dieser Gesetzgelehrte stellte Jesus eine Frage, und es ist wunderbar zu sehen, wie Jesus all diese Angriffe widerlegt und abweist – immer auf eine andere Weise. Man lernt viel von seiner Weisheit. Schließlich konnten sie ihm nichts mehr entgegnen.
Jesus stellte dann noch eine Frage über die Person des Messias, die niemand beantworten konnte. Damit war die Diskussion beendet.
In Matthäus 23 folgen dann acht Weherufe gegen die Pharisäer (im Mehrheitstext): „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Wehe euch, blinde Leiter, Narren und Blinde!“ So spricht der Herr über die Führer.
Nun gehen wir zurück zu Sacharja und lesen nochmals mit dem Licht dieser Erfüllung Vers 8: „Und ich wies ab die drei Hirten in einem Monat, und meine Seele wurde ungeduldig über sie. Wehe euch, Narren, Blinde! Und ihre Seele empfand Widerwillen gegen mich.“
In dieser Woche kam der klare Beschluss: „Jetzt muss er so schnell wie möglich weg, und zwar ohne Volksaufstand.“ Man erinnerte sich, dass einer der Jünger für Geld bereit war. So konnte man das Verfahren schnell durchführen, mit nächtlichen, geheimen, privaten Prozessen und dann einem Scheinprozess im Sanhedrin, sobald die Sonne aufgeht. Dann wäre die Sache erledigt.
Das ist genau diese Konfrontation, und „meine Seele wurde ungeduldig über sie, und ihre Seele empfand Widerwillen gegen mich.“ Da sprach ich: „Ich will euch nicht mehr weiden.“ Der Herr war bereit, jetzt aus der Welt zu gehen.
In Johannes 13,1 lesen wir: „Vor dem Fest des Passa aber, als Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt zu dem Vater hingehen sollte.“ Er wusste: Jetzt ist es vorbei. Jetzt werde ich diese Schafherde nicht mehr weiter weiden.
In Vers 9 heißt es: „Da sprach ich, ich will euch nicht mehr weiden. Das Sterbende mag sterben, und was vertilgt wird, mag vertilgt werden.“ Er stellte sich nicht mehr dagegen, sondern ließ Israel den Weg des Verderbens gehen.
Weiter heißt es: „Und die Übrigbleibenden mögen fressen das Fleisch des Nächsten.“ Das beschreibt die Zerstörung der Gemeinschaft innerhalb des Volkes Israel bis hin zum Bürgerkrieg.
Man muss sich das vorstellen: Während die Römer Jerusalem eingekesselt hatten und mit ihrer unglaublichen Artillerie und Sturmböcken anrückten, gab es in der Stadt einen Bürgerkrieg. Eine Gruppe verbrannte zum Beispiel die Weizenvorräte der anderen Gruppe. Wie sollten 2,7 Millionen Menschen unter Belagerung so überleben, wenn sie sich gegenseitig zerstörten? Unglaublich, aber genau so steht es geschrieben: „Das Sterbende mag sterben, was vertilgt wird, mag vertilgt werden, und die Übrigbleibenden mögen das Fleisch des Nächsten fressen.“
Dann nahm ich meinen Stab „Freundlichkeit“ und zerbrach ihn, um den Bund zu brechen, den ich mit allen Völkern geschlossen hatte. Damit war es vorbei mit der respektvollen Behandlung des jüdischen Volkes. Jetzt ging es um Vernichtung.
Weiter heißt es: „Und er wurde an jenem Tag gebrochen.“ Die Demütigen der Schafherde, die auf mich achteten – man kann auch übersetzen: die mir gehorchten – erkannten, dass dies das Wort des Ewigen war. Die Gläubigen sahen, dass dies die Erfüllung des prophetischen Wortes war.
In Vers 12 spricht der gute Hirte: „Wenn es euch gut erscheint, so gebt mir meinen Lohn, und wenn nicht, so lasst es bleiben.“ Der Herr Jesus sagt hier: Für diese drei Jahre Hirtenarbeit, in denen er in ganz Israel in den Synagogen gepredigt hatte, könnt ihr mir einen Lohn geben. Wenn nicht, dann eben nicht.
Dann heißt es: „Da wogen sie meinen Lohn dreißig Silberstücke.“ Das ist eine böse Zahl. Wären es zwanzig Silberstücke weniger gewesen, wäre es mehr gewesen. Warum? Joseph wurde von seinen Brüdern für zwanzig Silberlinge nach Ägypten verkauft. Er war ein treuer Mann Gottes, ein Vorbild. Zwanzig Silberlinge hätten den Wert eines treuen Mannes ausgedrückt, der zwar verworfen wurde, aber treu blieb.
Doch sie beschlossen dreißig Silberlinge. Das entspricht nach 2. Mose 21,32 – wie ich in der Fußnote vermerkt habe – der Haftpflichtzahlung für einen toten Sklaven. Wenn durch einen Unfall ein Diener starb, musste der Schädigende dem Herrn des Dieners dreißig Silberlinge zahlen. Das ist der Wert eines toten Dieners.
Jesus kam und sagte: „Ich bin gekommen, nicht um bedient zu werden, sondern um zu dienen und mein Leben als Lösegeld für viele zu geben.“ Der Wert seines Dienstes war für sie so viel wie der eines toten Dieners.
Darum haben wir diese göttliche Ironie in Vers 13: Da sprach der Ewige zu mir: „Wirf ihnen den Töpfer hin, diesen herrlichen Wert, mit dem ich von ihnen wertgeschätzt worden bin.“ „Herrlich“ ist hier ironisch gemeint, es ist diese schändliche Zahl, die dreißig Silberlinge.
Der Herr sagt dem guten Hirten: Ich bin so geschätzt worden. Wer Jesus verwirft, verwirft auch den Vater. Wer ihn verunehrt, verunehrt auch den Vater. In Johannes 5 sagt Jesus, dass es der Wille des Vaters ist, dass alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren, auf gleicher Ebene.
Weiter heißt es: „Da nahm ich die dreißig Silberlinge und warf sie in das Haus des Ewigen, also in den Tempel, dem Töpfer hin.“ Wie ist das geschehen?
Wir schlagen Matthäus 27 auf. Zuerst Matthäus 26,3: „Dann versammelten sich die hohen Priester und die Ältesten, also die führenden Priester und die Ältesten des Volkes, im Hof des Hohenpriesters, der Caiaphas hieß, und beratschlagten miteinander, wie sie Jesus mit List griffen und töteten. Sie sagten aber: Nicht am Fest, damit kein Aufruhr unter dem Volk entsteht.“
In Vers 14 heißt es: „Dann ging einer von den Zwölfen, der Judas Iskariot genannt wurde, zu den führenden Priestern und sprach: Was wollt ihr mir geben, und ich werde ihn euch überliefern? Sie stellten ihm dreißig Silberlinge fest. Von da an suchte er Gelegenheit, ihn zu überliefern.“
Schließlich führte Judas die Garnison von 600 Soldaten aus der Burg Antonia, die Jerusalem bewachte, sowie führende Priester und Älteste an. Ein großer Aufmarsch.
Matthäus 26,47: „Während Jesus noch redete, kam Judas, einer der Zwölf, mit einer großen Volksmenge mit Schwertern und Stöcken von den führenden Priestern und Ältesten des Volkes. Der ihn überlieferte, hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist es, den ergreift ihn.“ Judas trat zu Jesus, küsste ihn und sprach: „Sei gegrüßt, Rabbi!“ Jesus aber sagte: „Freund, wozu bist du gekommen?“
Im Moment des Hochverrats spricht Jesus ihn mit „Freund“ an und stellt die durchdringende Frage: „Wozu bist du gekommen?“ Anstatt zusammenzubrechen, geht alles weiter. Dann legten sie die Hände an Jesus und griffen ihn.
Dann kommt, was man oft bei Menschen erlebt, die dämonisch besessen sind. Der Teufel war schon in Judas gefahren, aber auch er hätte sich noch bekehren können. Auch Besessene können sich bekehren. Die Hoffnung ist nicht verloren. Doch plötzlich kam eine menschliche Reue.
Matthäus 27,3: „Judas, der ihn überliefert hatte, sah, dass Jesus verurteilt wurde, und es reute ihn. Er brachte die dreißig Silberlinge den führenden Priestern und Ältesten zurück und sagte: Ich habe gesündigt, indem ich schuldloses Blut überliefert habe.“
Reue! Doch sie sagten: „Was geht das uns an? Sieh du zu!“ Das sind Hirten, die so etwas sagen. Wenn einer in der Verzweiflung ist: „Das geht uns nichts an!“ Unglaublich. Wie kann man Seelsorger sein und so etwas sagen? Judas war allein.
Vers 5: „Er warf die Silberlinge in den Tempel und ging davon und erhängte sich.“ Er war schon im Tempel, und als sie ihm sagten, das gehe sie nichts an, warf er die Silberlinge in den Tempel, nicht irgendwo im Vorhof, sondern in den Tempel hinein, in den Bereich hinter dem Vorhang, der zum Heiligen führte.
Dann heißt es weiter: „Er ging weg und erhängte sich.“ In 2. Korinther 7,10 heißt es: „Die Betrübnis der Welt bewirkt den Tod, die Betrübnis Gott gemäß bewirkt eine nie zu bereuende Buße zum Heil.“ Es gibt verschiedene Arten von Reue. Die eine kann zum Tod führen, wie bei Judas, die andere zur Rettung.
Die Hohenpriester und führenden Priester nahmen die Silberlinge und sagten: „Es ist nicht erlaubt, sie in den Korban zu werfen.“ Der Korban sind Opferkästen, die im Frauenvorhof in der Säulenhalle standen. Es gab dreizehn verschiedene Korban-Kästen, die wie Posaunen geformt waren. Darum sagte Jesus in der Bergpredigt, man solle Almosen nicht vor sich herposaunen, wie die Form der Opferkästen.
Sie durften das Geld nicht für den Tempel verwenden, weil es Blutgeld war. Sie hielten Rat und kauften dafür den Acker des Töpfers zum Begräbnis für Fremdlinge. Deshalb heißt dieser Acker bis heute „Blutacker“.
Damit erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt wurde, der hier erwähnt wird. Das Geld kam in den Tempel, aber die Priester sagten: „Das geht nicht, es ist unreines Geld.“ Sie setzten es für soziale Zwecke ein und kauften im Tal einen Acker von einem Töpfer, der dort missratene Tonstücke wegwarf.
Dieser Acker war ein Abfallacker, auf dem zerbrochene Tonkrüge und missratene Stücke lagen. Deshalb war der Immobilienpreis niedrig. Man kaufte ihn, um dort arme Leute zu begraben, die sich kein Grab leisten konnten.
So erfüllte sich Sacharjas Wort: „Wirf ihn dem Töpfer hin, diesen herrlichen Wert, mit dem ich von ihnen wertgeschätzt worden bin.“ Das heißt: vom Tempel zum Töpfer.
Dann heißt es: „Da zerbrach ich meinen zweiten Stab, die Verbindung, um die Bruderschaft zwischen Juda und Israel zu brechen.“ Juda ist der Ausdruck für die zwei Stämme Juda und Benjamin, Israel für die zehn Stämme.
Manch einer fragt: „Damals waren doch nur die zwei Stämme im Land, Juda und Benjamin, die aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt waren. Die zehn Stämme wurden nach Assyrien deportiert und kamen nie zurück. Wie kann der Messias im Land die Bruderschaft zwischen Juda und Israel brechen?“
Das löst sich einfach auf und beantwortet häufig gestellte Fragen: „Wo sind die zehn Stämme? Sind nicht die Europäer oder Amerikaner die zehn Stämme?“ Die zehn Stämme wurden deportiert und kamen nicht zurück. Aber schon nach dem Tod Salomos, als noch alle zwölf Stämme zusammen waren, kam es zum Bruch zwischen den zehn und den zwei Stämmen.
In 2. Chronik 10 bis 12 lesen wir, dass viele aus den zehn Stämmen zum Südreich überliefen. In 2. Chronik 15 bei Asa lesen wir, dass Leute aus den zehn Stämmen in den Süden gingen, weil sie sahen, dass Gott mit ihnen war. Auch bei Hiskia lesen wir, dass Leute aus den zehn Stämmen nach Jerusalem kamen.
Das bedeutet, es gab Überläufer aus allen zehn Stämmen im Südreich. Als die Juden nach Babylon gebracht wurden, gingen alle zwölf Stämme mit. Bei der Rückkehr kamen auch alle zwölf Stämme zurück.
So versteht man auch, warum in der Weihnachtsgeschichte bei der Prophetin Hanna steht, dass sie aus dem Stamm Asser war (Lukas 2). Asser ist ein Stamm der zehn Stämme. Sie waren also da und konnten ihre Abstammung nachweisen.
Der Apostel Paulus sagt vor König Agrippa in Apostelgeschichte 26: „Unser zwölfstämmiges Volk dient Gott Tag und Nacht“, das heißt im Tempel. Es war ein zwölfstämmiges Volk.
Im Archiv in Jerusalem, wo die Geschlechtsregister zentral gelagert waren, konnte man jeweils seine Herkunftslinie nachweisen. Jakobus schreibt seinen Brief an messianische Juden und richtet seinen Gruß an die zwölf Stämme, die in der Diaspora sind. Es gab also Juden aus allen zwölf Stämmen.
Man schätzt, dass zur Zeit Jesu die Zahl der Juden etwa fünf bis sieben Millionen betrug. Die Hälfte davon lebte im Ausland und betrieb Handel in vielen Städten rund um das Mittelmeer. Es gab auch Juden in Babylonien, im heutigen Irak. So gab es eine große Diaspora.
In 1. Petrus 1 wird von zerstreuten Juden in Pontus, Galatien und Kappadozien gesprochen – also etwa zur Hälfte im Land, zur Hälfte in der Diaspora, aber aus allen zwölf Stämmen.
Wenn man eine Hochrechnung macht, wie viele Juden es im Römischen Reich gab, kommt man bei fünf bis sieben Millionen auf etwa zehn Prozent der Bevölkerung des Römischen Reiches. Das waren die Juden mit ihrer Sonderstellung.
In Sacharja 11,14 heißt es: „Da zerbrach ich meinen zweiten Stab, die Verbindung, um die Bruderschaft zwischen Juda und Israel zu brechen.“ Seit der Rückkehr aus Babylon gab es keine Streitigkeit mehr, sondern Einheit. Doch diese Einheit wurde vollkommen zerstört bis hin zum Bürgerkrieg.
Im Jahr 70 wurden die Archive in Jerusalem verbrannt. Seitdem können Juden normalerweise ihre genaue Abstammungslinie nicht mehr nachweisen. Es gab eine völlige Durchmischung, und kaum einer kann heute sagen, aus welcher Linie er stammt.
Einige wenige Familien können ihre Abstammung bis auf König David zurückverfolgen. Besonders die aus dem Priesterstamm Levi haben das von Generation zu Generation bewahrt. Später, als Familiennamen eingeführt wurden, wählten sie bewusst Namen wie Lewi, Lewin, Lewinski oder Kohen, was „Priester“ bedeutet. Diese Namen belegen ihre Herkunft aus dem Stamm Levi.
Heute kann man mit Gentests vieles nachweisen. Zum Beispiel habe ich mit mitochondrialer DNA Verbindungen zu misrachischen Juden in Israel und auch zu sephardischen, also nordafrikanischen Juden gefunden. So können Verbindungen heute langsam wieder sichtbar gemacht werden.
Ich selbst bin ein totales Gemisch.
Das war nur eine kurze Erklärung, dass die Frage nach den zwölf Stämmen beantwortbar ist. Die zwölf Stämme sind immer noch da. Die Juden, die heute nach Israel zurückgekehrt sind, umfassen alle zwölf Stämme.
Darum ist es möglich, dass nach der Entrückung die 144.000 aus allen zwölf Stämmen zum Glauben kommen können (Offenbarung 7). Man muss nicht warten, bis erst die zehn Stämme zurückkehren. Das ist überhaupt kein Problem.
Der Antichrist als nächtiger Hirte und seine Folgen
Und dann kommt noch Vers 15, in dem es um den Antichristen geht. Da die Masse den Messias verworfen hatte, soll ein Gericht kommen, das Israel in die Hände des Antimesias gibt.
Das wollen wir uns nach der Pause gemeinsam ansehen.
Jetzt haben wir eine große Pause von einer halben Stunde. Erholt euch also richtig!
Das einleitende Gedicht als Prophetie über den Untergang des Tempels
1-3 Diese poetischen Verse lauten: „Öffne, Libanon, deine Tore, und so soll Feuer fressen deine Zedern. Heult, ihr Zypressen, denn gefallen ist die Zeder, denn die Herrlichen sind verwüstet. Heult, ihr Eichen Basans, denn gefallen ist der unzugängliche Wald. Stimme des Wegeschreis der Hirten, denn verwüstet ist ihre Herrlichkeit.“
Wir haben im Folgenden gesehen, dass es sich bei den Hirten Israels um die Führerschaft in Israel handelt, die den Messias verworfen hat. In diesem einleitenden Gedicht geht es um das Wegeschrei der Hirten, und ihre Herrlichkeit ist verwüstet. Der Tempel spielte eine sehr wichtige Rolle für die Herrlichkeit der führenden Priesterschaft, aber auch für die Schriftgelehrten und die Ältesten.
Diese Eingangsverse spielen im Talmud eine bedeutende Rolle, ebenso im Buch „Der jüdische Krieg“ von Josephus Flavius. In der Zeit vor dem Untergang Jerusalems im Jahr 70 wird das Ereignis der Verwüstung ihrer Herrlichkeit in diesem Eingangsgedicht vorgestellt. Alles Weitere zeigt dann den Weg, wie es zu dieser Katastrophe im Jahr 70 kam – durch die Verwerfung des guten Hirten.
In den Jahren vor der Zerstörung des Tempels geschah etwas Ungewöhnliches im Tempel: Das östliche Tor, durch das man vom Nicanortor in den innersten Vorhof gelangte – das war das Nicanortor aus korinthischer Bronze. Alle Tempeltore waren entweder aus Gold oder Silber, doch dieses Tor war aus Bronze, allerdings aus fein gearbeiteter sogenannter korinthischer Bronze. Deshalb galt das Nicanortor als das schönste Tor des Tempels, noch schöner als die Gold- und Silbertore.
Dieses Tor öffnete sich von selbst. Es war ein sehr schweres Tor, für dessen Öffnung viele Männer nötig waren. Ich lese aus dem „Jüdischen Krieg“ von Josephus Flavius, Buch 6, Kapitel 5, Abschnitt 3: „So dann sah man das östliche Tor des inneren Vorhofes, das doch von Erz gemeint ist Kupfererz und ungeheuer schwer war, so dass zwanzig Mann es nur mit Mühe abends schließen konnten und das von eisenbeschlagenen Querbalken gehalten wurde und Riegel hatte, welche tief in die aus einem einzigen Steinblock gearbeitete Schwelle eingelassen wurden, um Mitternacht sich plötzlich von selbst öffnen.“
Die Tempelwächter meldeten dies eiligst ihrem Hauptmann. Nachts gab es eine große Zahl von levitischen Wächtern, die an genau festgelegten Orten im Tempel spezielle Wache halten mussten. Der oberste von ihnen war der sogenannte Tempelhauptmann, der auch in der Apostelgeschichte erwähnt wird. Die Tempelwächter berichteten dem Hauptmann, der sich unverzüglich zum Tor begab, aber kaum in der Lage war, es wieder zu schließen.
Die einfachen Leute, die Laien, deuteten diesen Vorfall positiv: „Gott öffne ihnen die Tür des Heils.“ Die Schriftgelehrten hingegen sahen darin ein böses Omen. Sie erkannten, dass es mit der Sicherheit des Tempels zu Ende gehe und dass das Tor sich den Feinden öffnen werde. Man hatte es also mit einem Vorzeichen der Verwüstung zu tun.
Im Talmud, im Traktat Joma, der vom Versöhnungstag handelt, heißt es in Joma 39b, dass sich die Tempeltüren von selbst geöffnet haben – dasselbe, was Josephus Flavius berichtet. Dort steht auch, dass dies so geschah, bis Rabbi Jochanan ben Sakkai, einer der großen Rabbiner im ersten Jahrhundert, die Tempeltüren anschrie und sprach: „O Tempel, weshalb ängstigst du dich? Ich weiß, dass du endlich zerstört werden wirst. Und bereits hat Scharia ben Iddo über dich geweissagt: ‚Öffne, Libanon, deine Türen! Ein Feuer soll an deinen Zedern zehren!‘“
Rabban Yitzchak ben Tablai sagte, weshalb der Tempel „Libanon“ genannt werde: Weil er die Sünden Israels weiß machte. „Libanon“ heißt auf Hebräisch „weiß“. Der Libanon ist ein Gebirge, das bis auf 3000 Meter ansteigt und schneebedeckt ist. Ich war schon oben; es war schwierig, mit dem Auto durchzukommen, denn auf dem höchsten Punkt lag viel Schnee.
Wenn man von Nordisrael in den Libanon schaut, etwa bei einer Reise nach Tel Dan nahe der Grenze, sieht man plötzlich das Libanongebirge – auffallend ganz weiß. So versteht man, warum es „der Weiße“ heißt. Hier wird der Tempel mit dem Libanon gleichgesetzt, weil der Tempel durch die Opfer die Möglichkeit gibt, dass die Sünden vergeben werden und man weiß wird.
Rabban Jochanan ben Sakkai bezog Zacharja 11 auf den Tempel. Interessant ist, dass die Qumran-Handschriften, die außerbiblischen Qumran-Handschriften, in zwei dicken Bänden zusammengefasst sind. Im Pescher Habakuk, einem Kommentar zum Buch Habakuk aus Höhle 1, der in derselben Höhle wie die vollständige Jesajarolle gefunden wurde, heißt es in Abschnitt 12, dass der Ausdruck „Libanon“ auf den Tempel bezogen wird, genauer auf den Sanhedrin im Tempel.
So wurde der Ausdruck „Libanon“ im Judentum für den Tempel verwendet. Der Tempel wurde aus viel Zedernholz gebaut, zum Beispiel die Decken in den Hallen, in der königlichen Säulenhalle, in der der Herr Jesus in Johannes 10 hin und her wandelte, oder auch in der Säulenhalle Salomons im Osten. Auch die königliche Säulenhalle im Süden, die einer prächtigen Kathedrale glich, hatte Decken aus Zedernholz.
Hier heißt es: „Öffne, Libanon, deine Tore, und so soll Feuer fressen deine Zedern.“ Dann wird erwähnt: „Heult, ihr Zypressen, denn gefallen ist die Zeder, denn die Herrlichen sind verwüstet.“ Das bedeutet, die herrlichen Bäume sind verwüstet. Es heißt weiter: „Heult, ihr Eichen Basans!“ Dabei wird nicht nur der Libanon mit den Zedern bildlich verwendet, sondern auch das Gebirge Baschan, das heute die Golanhöhen umfasst und noch darüber hinaus bis nach Syrien reicht. Baschan war besonders bekannt für Eichen.
Auch die Zypressen werden erwähnt. Zypressenholz wurde gerne verwendet, weil es sehr dauerhaft ist. Eichenholz ist ebenfalls ein hervorragendes Bauholz. So bezieht sich alles auf die Bauweise des Tempels: die Eichen Basans, die Zedern des Libanon.
Schließlich heißt es in Vers 3: „Lautes Gebrüll der jungen Löwen, denn die Pracht des Jordan ist verwüstet.“ Man muss dabei an den Jordan in Galiläa denken. Dort wuchsen Zypressen. Zypressen am Jordan in Galiläa, Eichen Basans und die Zedern Libanons bilden zusammen einen ganzen Wald.
Darum heißt es hier: „Heult, ihr Eichen Basans, denn gefallen ist der unzugängliche Wald. Stimme des Wegeschreis der Hirten, denn verwüstet ist ihre Herrlichkeit.“ Der Tempel ging im Feuer auf im Jahr 70 und wurde zerstört.
So haben wir hier, was auf den ersten Blick nicht erkennbar ist, eine Prophetie über den Untergang des Tempels im Jahr 70, im Zusammenhang mit dem Wunder, dass sich die Tempeltore öffneten. Damit wird das Ganze eröffnet: Die Verwerfung des Messias für dreißig Silberlinge öffnet die Tore Libanons. Deshalb wird dies wie ein gewisser Höhepunkt in Gedichtsform in den Versen 1 bis 3 vorgestellt.
Das abschliessende Gedicht über den nichtigen Hirten und die Bedeutung des Antichristen
Ja, und jetzt schauen wir uns den Schluss an. Das ist nochmals ein Gedicht, auch ein trauriges Gedicht: Wehe dem nichtigen Hirten, der die Schafherde verlässt!
Wie gesagt, ist der nichtige Hirte der Antichrist. Der Kontrast ist zum guten Hirten, also der falsche Messias im Gegensatz zum wahren Messias Jesus.
Hier muss ich noch erklären: In 1. Johannes 2,18 wird das Kommen des Antichristen prophezeit. Johannes sagt: „Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden. Daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist.“
Er sagt, dass der Antichrist kommt. Das Wort Antichrist braucht eine Erklärung. „Anti“ heißt auf Griechisch, wie allgemein bekannt ist, „gegen“. Also ist der Antichrist der, der gegen Christus ist.
Man muss bedenken, dass Christus das griechische Wort für das hebräische Messias ist. Der Antichrist ist also der, der gegen den wahren Messias ist.
Außerdem hat „Anti“ im Griechischen noch eine weitere Bedeutung, zum Beispiel bedeutet es auch „anstelle von“. In Matthäus 2 wird davon gesprochen, wie ein Sohn an der Stelle seines Vaters, Herodes, König wurde. „An Stelle von“ heißt dort „Anti“, also anstelle von.
Das macht klar, dass Antichrist nicht nur der ist, der gegen den wahren Christus kämpft, sondern auch der, der sich an seine Stelle setzt.
Das heißt, der Antichrist wird ein Mann sein, der in der Endzeit sagen wird: „Ich bin der verheißene Messias, ich bin der Hirte Israels.“
In Daniel 11,36-39 wird er in der Endzeit als der künftige König in Israel beschrieben. Es wird also einer kommen, der sagt: „Jetzt werde ich alle Probleme Israels lösen.“ Und die Masse wird ihn als Messias annehmen.
Der Grund dafür ist folgender: Der Herr Jesus sagte schon den jüdischen Führern in Johannes 5,43 – wenn im Johannesevangelium von „den Juden“ die Rede ist, sind damit meist die führenden Juden gemeint. Und diesen Führern sagt er in Johannes 5,43: „Ich bin im Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmt mich nicht auf. Wenn aber ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr aufnehmen.“
Das ist der Grundsatz: Wenn man die Wahrheit verwirft, wird man offen für jeden Irrtum.
Wir wissen auch, dass es Leute gibt, vielleicht im eigenen Bekanntenkreis, die sagen: „Die Bibel ist ein Märchenbuch!“ Und manchmal sind es dieselben Leute, die glauben, dass Steine, Edelsteine und dergleichen besondere Wirkungen haben. Unglaublich!
Diese Menschen können solchen Unsinn glauben, aber von der Bibel sagen sie, das Wort Gottes, es sei ein Märchenbuch!
Wenn man die Wahrheit verwirft, wird man offen für jede Art von Verführung.
Sacharja 11 macht klar: Wer den guten Hirten verwirft, für den bleibt nur noch der nichtige Hirte, oder wie er auch in diesen Versen genannt wird, der törichte Hirte – der Antichrist.
Der Antichrist im prophetischen Gesamtbild und die Endzeit
Übrigens, um das noch in ein größeres prophetisches Schema einzuordnen: In Offenbarung 13 wird das Tier aus dem Meer beschrieben, und dann in Offenbarung 13,1 sowie in 13,11 das Tier aus der Erde, das aussieht wie ein Lamm, aber redet wie ein Drache.
Das erste Tier aus dem Meer symbolisiert das Völkermeer (Jesaja 17,13-14). Es steht für den kommenden Diktator des wiedererstandenen Römischen Reiches in der Endzeit. Europa schließt sich zu einem Block mit Verbündeten zusammen. Dieses Tier ist jedoch nicht der Antichrist, obwohl das in vielen Büchern so dargestellt wird und dadurch große Verwirrung entsteht.
Es handelt sich vielmehr um den Diktator, oder in Daniel 9 den kommenden Fürsten, der mit Israel einen Bund für sieben Jahre schließen wird. Das ist nicht Mr. Trump, sondern jemand, der diesen Bund nach der Entrückung der Gemeinde schließen wird. Es wird nirgends gesagt, dass dieser Bund ein Friedensbund ist. Das wird zwar oft behauptet, aber wenn man fragt, wo das steht, findet man in 1. Thessalonicher 5,3 die Antwort: „Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit, dann wird plötzliches Verderben über sie kommen wie die Wehen über die Schwangere.“
Diese Formulierung „Friede und Sicherheit“ wird seit dem Ersten Weltkrieg in vielen Verträgen verwendet. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist sie ebenfalls häufig zu finden, besonders bei Friedensverhandlungen mit Israel. Ich erinnere mich, wie Obama sagte: „The Palestinians and also the Israelis have the right to live in peace and security.“ Es klingt schön, aber in 1. Thessalonicher 5,3 heißt es, dass, wenn sie dauernd von Friede und Sicherheit reden, plötzliches Verderben kommt.
Es wird nicht einmal gesagt, dass wirklich Frieden geschlossen wird, doch ständig wird davon geredet, und Friedensverträge werden gemacht. Damit sind wir zwar etwas abgeschweift, aber der Faden ist erkennbar: Der Herrscher, der kommende Diktator, das Tier aus dem Meer, steht im Kontrast zu seinem Freund, dem Tier aus der Erde. Die Erde ist der Gegensatz zum Völkermeer. Was ist der Gegensatz zwischen Nationen? Das auserwählte Volk Israel.
Dieses Tier aus der Erde sieht aus wie ein Lamm. In 27 weiteren Stellen in der Offenbarung wird der Herr Jesus als Lamm bezeichnet. Dieses Tier gibt sich also als Messias aus. In der Offenbarung wird dieser Mann auch der falsche Prophet genannt. Das ist logisch, denn der Messias sollte König, Priester und Prophet sein (5. Mose 18,15). Der Prophet verkündet alles, was Gott ihm sagt. Deshalb wird dieser Mann der falsche Messias, der falsche Prophet genannt, das Tier aus der Erde, das aussieht wie ein Lamm.
Er ist auch der Antichrist, der sich an die Stelle des Messias setzt und gegen ihn ist. Er ist der törichte, nichtige Hirte. Gehen wir zurück zu Sacharja 11: „Wehe dem nichtigen Hirten, der die Schafherde verlässt.“ So wird es sein.
Der kommende Diktator des Westens wird Europa zu Glanz bringen – nicht, weil Europa stark wäre. Europa ist heute voller Probleme. Dort, wo Europa noch stark ist, etwa in der Wirtschaft, speziell in der Automobilindustrie, zerstören linke Kräfte selbst diese Stärke. Zum Beispiel machen sie Opel kaputt und zwingen Opel, die Superdieselmotoren durch Elektromotoren zu ersetzen. Dabei müssen Sklaven in Afrika in schrecklicher Arbeit noch Bestandteile ausgraben.
Dort, wo Europa noch stark wird, wird es also heruntergedrückt. Das war nur ein Beispiel; man könnte noch andere Wirtschaftszweige nennen. Europa hat viele Probleme, und wo es stark wird, wird es zerstört. Doch wenn dieser Mann kommt, wird er sagen: „Jetzt löse ich alle eure Probleme.“ Ähnlich wie Hitler, aber dieser war nur ein kleines Vorbild.
Dieser Mann wird in Offenbarung 13 beschrieben. Er wird von Satan seine Macht und seinen Thron erhalten. Er wird auf den Thron Satans steigen und dadurch unglaubliche Macht bekommen. Das macht Europa groß – aber Satan ist groß. Sein Freund in Israel wird der Antichrist sein.
Er wird mit Israel einen Sicherheitsbund schließen, mit der Masse des jüdischen Volkes, für sieben Jahre (Daniel 9,27). Es ist ein Sicherheitsbund gegen die Gefahr, die von Norden her Israel bedroht (Jesaja 28). Die tödliche Gefahr für Israel kommt in der Zukunft von Norden, dort, wo Hisbollah die iranischen Raketen zu Tausenden lagert.
Wenn sich diese Kräfte zusammenschließen und das verwirklichen, was in der Bibel als König des Nordens bezeichnet wird, wird es sehr schrecklich. Dieses Bündnis soll gegen den König des Nordens schützen. Gott wird Israel in dieser Zeit durch seine schützende Hand bewahren.
Nach dreieinhalb Jahren wird der Antichrist im Auftrag seines starken Freundes, des ersten Tieres, die Opfer im Tempel, im dritten Tempel, stoppen. Er wird ein Götzenbild aufstellen, das sprechen kann – wie in Offenbarung 13 beschrieben. Er selbst wird sich nach 2. Thessalonicher 2 im Tempelhaus, das dann wieder stehen wird, setzen und behaupten, er sei Gott.
Damit kommt der große Test. Die Bibel sagt, dass die große Masse Israels diese Gräuel beschirmen wird (Daniel 9,27). Wegen der Beschirmung der Gräuel wird ein Verwüsterer kommen, bis alles verwüstet ist. Das ist dieser König des Nordens.
In der erfüllten Prophetie in Daniel war der König des Nordens immer ein Begriff für das Gebiet von Großsyrien, also Syrien, Libanon, Türkei, Aserbaidschan, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Afghanistan, Pakistan, Iran und Irak. Es gibt viele Kräfte, die einen islamischen Staat wollen, doch momentan sind sie sich nicht einig, wer das führen soll – ob die Türkei, der Islamische Staat oder die Taliban.
Wenn sie sich einmal zusammentun, wird es eine Katastrophe. Interessanterweise sind in dem Begriff König des Nordens die arabischen Staaten der Saudi-Halbinsel nicht enthalten. Deshalb ist es kein Problem für die Prophetie, dass diese Staaten jetzt Friedensverträge schließen, etwa mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain. Möglicherweise werden noch weitere Staaten folgen, bis schließlich Saudi-Arabien ebenfalls einen Bund schließt.
Diese Staaten haben solche Angst vor dem Iran, dass sie lieber mit dem Teufel einen Bund machen. Für sie ist Israel der kleine Satan und Amerika der große, aber sie schließen einen Bund, um Sicherheit vor dem Iran zu bekommen. Der Iran streckt seine Hand bis nach Syrien, Libanon und zur Hamas aus. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sunnitisch oder schiitisch ist. Das ist interessant, denn obwohl sie sich hassen – die Hamas ist sunnitisch und der Iran liefert ihnen Waffen –, funktioniert das, wenn es darum geht, Israel zu vernichten.
Außerhalb des Königs des Nordens ist es also kein Problem für die Prophetie, dass Friedensverträge geschlossen werden. Die tödliche Gefahr wird von Norden ausgehen.
Sobald die Masse in Israel den Antichristen, den falschen Messias, akzeptiert, wird der Verwüsterer kommen und Israel überrennen. Zwei Drittel der Bevölkerung werden ums Leben kommen, ein Drittel wird überleben. Das führt uns schon zu Sacharja 13.
Nun noch Folgendes: Sobald der König des Nordens Israel überrennt, heißt es in Joel 2, dass eine Armee von Norden kommt, so groß, wie noch nie zuvor eine gegen Israel gekommen ist und nie mehr kommen wird. Das ist die ganze Koalition. Vor dieser Armee ist das Land wie der Garten Eden, wunderschön aufgeforstet durch die Kibbuzim, die Moschawim und den KKL. Diese Organisation hat über zweihundert Millionen Bäume in Israel gepflanzt.
Vor dieser Armee ist das Land wie der Garten Eden, doch wenn sie durchzieht, ist alles verbrannt – furchtbar! Joel 1 und 2 beschreiben eine Heuschreckenplage, die über Israel kommt, von Norden, aber nur bildlich. Die tatsächlichen Heuschreckenplagen in Israel kommen von Süden, aus Ostafrika über die Sinai-Halbinsel.
Die symbolische Heuschreckenplage kommt von Norden und überrennt alles. Sobald der König des Nordens Israel überrennt, wird der Antichrist zu seinem Freund nach Europa fliehen. Das ist das, was Sacharja 11 beschreibt: „Wehe dem nächtigen Hirten, der die Schafherde verlässt.“ So wie Jesus es in Johannes 10 sagte, ist dieser Hirte ein Mietling, der bei Gefahr flieht, weil ihm nichts an den Schafen liegt.
Dann heißt es: „Das Schwert über seinen Arm“ – seine Macht wird gebrochen. Der König Israels wird fliehen und sein Volk im Stich lassen, während zwei Drittel ums Leben kommen. In der nächsten Verszeile heißt es: „Und über sein rechtes Auge“ – das ist noch zentraler als der rechte Arm –, „das rechte Auge soll erlöschen.“ Weiter heißt es: „Sein Arm soll vollständig verdorren“, das heißt, er wird nicht mehr bewegungsfähig sein, und sein rechtes Auge wird gänzlich erlöschen.
Wo wird das beschrieben? In Offenbarung 19 wird beschrieben, wie der Herr Jesus mit den himmlischen Heeren aus dem Himmel zurückkehrt. Offenbarung 19,11: „Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd. Der darauf saß, heißt treu und wahrhaftig, und er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit. Seine Augen sind wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Diademe. Er trägt einen Namen, den niemand kennt außer ihm selbst. Er ist bekleidet mit einem in Blut getauchten Gewand, und sein Name heißt das Wort Gottes.“
Die Kriegsheere im Himmel folgen ihm auf weißen Pferden, gekleidet in feine, weiße und reine Leinwand. Aus seinem Mund geht ein scharfes, zweischneidiges Schwert hervor, mit dem er die Nationen schlägt.
In Vers 19 sieht man eine feindliche Armee: „Und ich sah das Tier und die Könige der Erde mit ihren Heeren versammelt, um Krieg zu führen gegen den, der auf dem Pferd saß, und gegen sein Heer.“ Das Tier wird ergriffen, ebenso der falsche Prophet, der die Zeichen vor ihm tat und die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und sein Bild anbeteten.
Beide werden lebendig in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt. Die übrigen werden mit dem Schwert des Reiters getötet, und alle Vögel werden von ihrem Fleisch gesättigt.
Der Antichrist wird also zu seinem Freund nach Europa fliehen. Doch wegen des siebenjährigen Sicherheitsbündnisses mit Israel muss der Westen intervenieren. Wenn sie mit ihren Kriegsschiffen ausrücken, wohin müssen sie in Israel? Offenbarung 16 gibt darauf Antwort.
Offenbarung 16,13: „Und ich sah aus dem Mund des Drachen (das ist der Teufel), aus dem Mund des Tieres (der Diktator) und aus dem Mund des falschen Propheten (der Antichrist) drei unreine Geister kommen wie Frösche. Es sind Geister von Dämonen, die Zeichen tun und die Könige der ganzen Erde versammeln, um sie zum Krieg des großen Tages Gottes des Allmächtigen zu führen.“
Gott sagt: „Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, wer wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt umhergehe und man seine Schande sehe.“
Er versammelt sie an den Ort, der auf Hebräisch Har-Magedon heißt. Har-Magedon ist eine riesige Ebene im Hinterland von Haifa, wo der Aufmarsch sein wird. „Har“ bedeutet Berg und bezeichnet den Tell, den Zivilisationsschutzhügel in der Har-Magedon-Ebene. „Magedon“ (hebräisch Megiddo) kommt von der Wurzel „Gadad“, was „fällen“ und „versammeln“ bedeutet.
Har-Magedon heißt also Berg des Versammlungsplatzes oder Berg des Vernichtungsplatzes – beide Bedeutungen passen. Die Angreifer kommen vom Westen. Der große Militärhafen Israels im Mittelmeer ist in Haifa. Die Schiffe müssen also nach Haifa. Im Hinterland liegt Har-Magedon.
Von dort aus sieht man, wenn man auf dem Kamel bei Muchaka steht – dem Ort, wo Elija den Gottesbeweis mit Feuer vom Himmel erbrachte –, einen der größten Militärflughäfen mit Pisten in alle Himmelsrichtungen. Die Luftwaffe kann sich dorthin verlegen.
Der Antichrist flieht also, um später für die Schluss-Schlacht der großen Drangsal zurückzukehren. Er geht vor der großen Drangsal und kommt am Ende zurück. Dann wird er lebendig in den Feuersee geworfen.
Das ist die Erfüllung von „Das Schwert über sein rechtes Auge“. Beim Fliehen trifft das Schwert seinen rechten Arm, bei der Rückkehr das rechte Auge, das völlig erlöschen wird.
Man kann eine Quizfrage stellen: Welche zwei Menschen wurden nie geboren, aber sind gestorben? Und welche zwei wurden geboren, sind aber nie gestorben? Adam und Eva wurden nie geboren, denn sie wurden erschaffen, doch sie sind gestorben. Das Tier aus dem Meer und der Antichrist, der falsche Prophet, müssen beide durch Geburt in die Welt kommen, aber sie werden ohne zu sterben direkt in die Hölle geworfen – lebendig in den Feuersee.
Zum Schluss noch ein Wort aus Sacharja 11, Vers 16: „Siehe, ich lasse einen Hirten aufstehen im Land.“ Das bedeutet in Israel. Deshalb ist es wichtig, Daniel 11,36-39 zu beachten. Dieser König in der Endzeit, der sich über alles erhebt, was Gott heißt, ist der Antichrist.
In Vers 40 heißt es, dass zuerst der König des Südens (Ägypten) mit ihm militärisch zusammenstößt, und dann der König des Nordens kommt und alles überrennt (Daniel 11,40-45). Also wird dieser Hirte im Land Israel aufstehen.
Er wird nicht der Mahdi aus dem Islam sein, wie im Internet oft Unsinn verbreitet wird. Nein, er wird in Israel aufstehen und sich als Messias Israels ausgeben. Doch mit der Herde wird er grausam umgehen.
Er wird sich nicht um die Umkommenden kümmern, das Versprengte nicht suchen, das Verwundete nicht heilen, das Gesunde versorgen, das Fleisch des Fetten aber essen und ihre Klauen zerreißen. Er ist ein fürchterlicher Mensch, das Gegenteil von Gottes Gedanken für einen Volksführer.
Ein Volksführer nach Gottes Willen ist einer wie David, der in Apostelgeschichte 13 „ein Mann nach dem Herzen Gottes“ genannt wird. David hatte vorher Schafe gehütet und gelernt, wie man Politik betreibt – im Prinzip das Gleiche wie ein Hirte: Überblick behalten, Feinde erkennen und sich um jedes einzelne Schaf kümmern, nicht nur um die Herde. Er kannte seine Schafe beim Namen, und sie kannten seine Stimme.
Der Antichrist ist das genaue Gegenteil: Er zerreißt die Herde. Es ist erschreckend, wenn jemand den guten Hirten ablehnt. Was will er dann noch?
Einmal wurde in einer Telefonzelle, zu Zeiten, als es noch Telefonkabinen gab, ein Zettel gefunden mit der Aufschrift: „Heroin ist mein Hirte, mir mangelt es an nichts.“ Schrecklich, aber das ist die Realität, die viele Menschen erleben – nicht nur durch Heroin.
Es gibt grauenvolle Hirten, und Heroin kann einer davon sein. Was wir brauchen, ist der gute Hirte. Wer ihn ablehnt, dem bleibt nur der nächtige, törichte Hirte.
Übergang zum zweiten Hauptteil: Der angenommene Messias und sein zweites Kommen
Und jetzt wollen wir weitergehen zu Kapitel zwölf. Dieses schließt direkt an den vorherigen Teil an, stellt aber einen neuen Abschnitt dar. Nun geht es um den angenommenen Messias und sein zweites Kommen.
In Kapitel zwölf, Vers 1, heißt es: Ausspruch des Wortes des Ewigen über Israel, Spruch des Ewigen, des Ausspanners des Himmels, Gründers der Erde und Bildners des Geistes des Menschen in seinem Innern.
Im ganzen Kapitel ist der Sprecher der Ewige. Es ist das Wort Yahweh, der Ewigseiende, der Unwandelbare. Der Ewige nennt sich hier der Ausspanner des Himmels.
Wir finden im Alten Testament eine ganze Reihe von Stellen, an denen gesagt wird, dass Gott den Himmel ausspannt.
Im zwanzigsten Jahrhundert entdeckte man bei der Beobachtung der Galaxien im Weltall, dass praktisch alle Galaxien eine Rotverschiebung im Licht aufweisen. Diese Rotverschiebung kann man so interpretieren, dass die Galaxien im Weltall von uns wegfliegen.
Das ist vergleichbar mit dem Effekt, wenn ein Krankenwagen an uns vorbeifährt. Der Krankenwagen macht immer denselben Ton, aber wenn er auf uns zukommt, verändert sich der Ton, und wenn er sich entfernt, geht der Ton wieder nach oben.
Was passiert da? Verändert sich der Ton wirklich, oder nehmen wir das nur so wahr? Früher testete man das mit Musikern, die bestätigen konnten, dass der Ton tatsächlich tiefer wird. Es ist also keine Täuschung.
Das hängt damit zusammen, dass bei einem sich schnell nähernden Objekt eine Verdichtung der Schallwellen entsteht, während bei einem sich entfernenden Objekt eine Ausdehnung stattfindet. Dies wirkt sich auf die Tonhöhe und Frequenz aus.
Wenn es nicht um Schallwellen, sondern um Lichtwellen geht, gilt dasselbe Prinzip. Die Rotverschiebung weist darauf hin, dass sich die Galaxien von uns entfernen.
Ich möchte betonen, dass dies nicht der definitive Beweis ist. Man könnte die Beobachtung auch anders interpretieren. Dennoch ist es eine sehr vernünftige Erklärung: Die Galaxien entfernen sich von uns.
Dabei fällt auf, dass dies in alle Richtungen geschieht. Selbst wenn man in Australien durch ein Fernrohr die Galaxien betrachtet, entfernen sich die meisten von uns. Eine Ausnahme bildet die Andromedagalaxie, die sich nähert.
Wenn sich aber alle Galaxien voneinander entfernen, würde das bedeuten, dass sich das Universum ausdehnt. Das Universum heute ist größer als gestern, und das von gestern war kleiner als das von vorgestern.
Aus dieser Erkenntnis entstand im zwanzigsten Jahrhundert die Idee, alles zurückzurechnen. Dabei kam man zu dem Schluss, dass alles einmal in einem Punkt vereinigt war. Daraus entstand die Urknalltheorie.
Diese Beobachtung der Verschiebung ist also die Grundlage für diese Theorie. Die Bibel lehrt jedoch keinen Urknall. Das möchte ich hier nicht weiter ausführen, da es nicht das Thema ist.
Die Bibel spricht aber davon, dass Gott den Himmel ausspannt. Und zwar nicht nur in der Vergangenheit, sondern dass er aktiv in der Schöpfung wirkt und den Himmel ausspannt.
Hier wird gesagt, dass es eine solche Verschiebung gibt. Gott hat die Erde gegründet und ist es auch, der den Geist des Menschen in seinem Innern bildet.
Das beginnt bereits bei der Zeugung. Gott erschafft den Geist des Menschen in der befruchteten Eizelle und formt ihn im weiteren Verlauf.
Die menschliche Entwicklung endet nicht im Mutterleib. Wir kommen auf die Erde, und der Geist entwickelt sich weiter. Wer hat diese Entwicklung in der Hand? Gott!
Wie wohl tut es uns, wenn dieser Vers auch für uns gilt, wie es in den Timotheusbriefen steht, wo Paulus sagt: "Die Gnade sei mit deinem Geist."
Gott bewahrt auch unseren Geist und unser Denken in seiner Nähe. Er bewahrt unser gesundes Denken und unsere Gedanken.
In Philipper 4,7 heißt es: "Wir sollen alle unsere Probleme im Gebet vor Gott bringen, und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Gedanken in Christus Jesus bewahren."
Die zukünftige Belagerung Jerusalems und Gottes Schutz für Israel
Das ist dieser Gott, der auch den Geist des Menschen bildet, formt und führt. Dieser Gott spricht:
Vers 2: Siehe, ich mache Jerusalem zu einer Taumelschale für alle Völker ringsum, und auch über Judah wird es kommen, bei der Belagerung Jerusalems. Und es wird geschehen zu jener Zeit: Da werde ich Jerusalem zu einem Laststein machen für alle Völker. Jeder, der ihn aufhebt, wird sich daran schwer verwunden, und es werden sich gegen sie versammeln alle Nationen der Erde.
Nun haben wir hier Jerusalem als eine Taumelschale für alle Völker, wichtig, ringsum. Das sind die arabisch-islamischen Länder. Eine Taumelschale ist wörtlich eine Schale des Schwankens. Das ist eine Schale mit Alkohol. Wir wissen, wie gefährlich das sein kann: Wenn man zu viel Alkohol trinkt, ist es mit dem Geist des Menschen nicht mehr gut bestellt – im Kontrast zu Vers 1. Dann verliert man alles vernünftige Denken.
Gott sagt, er macht Jerusalem für die Völker rund um Israel wie Alkohol, wie zu viel Alkohol, sodass sie nur noch verrückt denken können: Dschihad, wir müssen Jerusalem den Juden entreißen. Und das ist ja die Geschichte der vergangenen Jahrzehnte. Alle Völker ringsum sind wirklich „meschukke“ – um ein jiddisches Wort zu benutzen –, also verrückt wegen Jerusalem. Das ist bereits Realität in der erfüllten Prophetie.
Aber dann spricht Gott über die Belagerung Jerusalems. Das werden wir zu anderen Gelegenheiten näher ausführen können. Einfach mal so erklärt: Der König des Nordens wird das ganze Land Israel überrennen, und dabei wird er Jerusalem mit dem Tempelberg erobern. Das ist ja ihr großes Ziel – der Tempelberg zurück.
Dann wird eine Besatzungsmacht in Jerusalem gelassen werden. Der König des Nordens geht weiter und erobert Ägypten aus finanziellen Gründen. Interessant: Ägypten, ein islamisches Reich, liegt außerhalb des König des Nordens. Jawohl, das ist ein arabisches Land, das mit Israel Frieden geschlossen hat und nicht zum König des Nordens gehört.
So gehen die geografischen Angaben der Bibel ganz genau auf. Der König des Nordens wird auch Nordjordanien überrennen, aber den Rest von Jordanien, Moab, wo die 144.000 Zuflucht nehmen im Ausland und während der Drangsal dort beschützt werden, wird er nicht überrennen. Jordan hat auch einen Friedensvertrag mit Israel. Interessant, nicht wahr?
Er wird also Ägypten erobern und dann zurückkehren und Jerusalem ein zweites Mal belagern. Dann wird der Herr Jesus zurückkehren.
Es ist ganz wichtig, wenn man all die Stellen betrachtet – zum Beispiel in Jesaja gibt es viele Beschreibungen, in denen der König des Nordens als Assyrien genannt wird, der alles überrennt. Dabei muss man immer die zwei Belagerungen unterscheiden: die erste Belagerung Jerusalems und die zweite. Man erkennt das daran, dass bei der zweiten Belagerung Jesus kommen wird, bei der ersten noch nicht.
Es gibt verschiedene Stellen, wo beschrieben wird, wie der Messias kommt und Jerusalem befreit. Das ist die zweite Belagerung. So kann man das unterscheiden.
Es wird also zur Belagerung Jerusalems kommen, und nicht nur Jerusalem, sondern auch das Land Judah wird davon betroffen sein.
Vers 3: Und es wird geschehen, zu jener Zeit, da werde ich Jerusalem zu einem Laststein machen für alle Völker. Jeder, der ihn aufhebt, wird sich daran schwer verwunden.
Jerusalem ist nicht nur eine Taumelschale, sondern auch ein Laststein. Das bedeutet: Früher war ein „ma'amassah“ (hebräisch für Laststein) ein schwerer Stein, den junge Männer stemmten, um ihre Kräfte zu messen. Starke brachten den Stein vielleicht bis auf Brusthöhe, stärkere bis auf Augenhöhe und die Besten bis über den Kopf. Aber wehe, wenn man dann losließ – dann war man schwer verwundet.
Das ist der Punkt hier: Jerusalem soll zu einem Test für militärische Stärke werden. Wer sich an Jerusalem heranmacht, um seine militärische Kraft zu testen, hat diese Verheißung: Jeder, der ihn aufhebt, wird sich daran schwer verwunden.
Wenn wir die vergangenen Kriege der umliegenden arabischen Länder gegen Israel betrachten – ab 1948, dann 1967, 1973 (Jom-Kippur-Krieg) –, jedes Mal haben sie das erlebt. Sie haben sich schwer verwundet an diesem Stein.
Dann heißt es weiter: Und es werden sich gegen sie – das heißt gegen die Stadt Jerusalem – alle Nationen der Erde versammeln. Also wird Jerusalem im Zentrum des letzten Weltkrieges, der großen Drangsal, sein – nach der Entrückung.
Zu jener Zeit, Spruch des Ewigen, werde ich jedes Pferd mit Schrecken schlagen und seinen Reiter mit Verrücktheit. Tiere werden auch bei modernen Armeen in unwegsamen Gelände bis heute eingesetzt. Aber über das Haus Juda werde ich meine Augen offen halten – eine Verheißung Gottes – und jedes Pferd der Völker werde ich schlagen mit Blindheit.
Die Tausendschaftsführer Judas werden in ihrem Herzen sagen: Eine Ermutigung sind mir die Bewohner Jerusalams in dem Ewigen, der Heerscharen, ihrem Gott.
Zu jener Zeit werde ich die Tausendschaft für Judas zu einem Feuerbecken machen unter dem Holz und zu einer Feuerfackel unter den Gaben. Sie werden rechts und links die Völker ringsum verzehren.
Hier verheißt Gott, dass er Israel besondere Gnade geben wird. Sie werden militärisch enorme Erfolge erreichen, ganz am Schluss der Drangsal. Sie werden sein wie eine Feuerfackel, die man an eine Gabe ansetzt – und diese verschwindet.
So wird Jerusalem fortan an seiner Stätte in Ruhe wohnen. Das ist eine Verheißung: Jerusalem wird gerettet aus allen künftigen Konflikten.
Der Ewige wird zuerst die Zelte Judas retten, damit die Pracht des Hauses Davids und die Pracht der Bewohnerschaft Jerusalems sich nicht über Judah erhebt.
Hier wird gesagt, dass bei der Wiederkunft Christi zuerst das Land von dem Herrn Hilfe erfahren wird, noch bevor die Stadt Jerusalem es erfährt. Das geschieht, damit sich die Bewohner der Hauptstadt nicht über ihre Brüder erheben.
Das Problem von Neid im Volk Gottes ist nicht nur heute ein Problem, sondern zu allen Zeiten. Auch das Alte Testament spricht so offen darüber, wie Gott hier einen Ausgleich schaffen kann.
Zu jener Zeit wird der Ewige ein Schutz sein für die Bewohnerschaft Jerusalems. Der Strauchelnde unter ihnen wird sein wie David, und das Haus Davids wird wie Gott, wie der Bote des Ewigen, vor ihnen her sein.
Gott wird Israel so viel Stärke geben, dass der Einfachste wie dieser Held, König David, sein wird. Die noch Stärkeren werden übernatürliche Kraft erhalten.
Nun kommt Vers 9: Und es wird geschehen, zu jener Zeit, da werde ich zu vertilgen suchen alle Nationen, die gegen Jerusalem kommen.
Der König des Nordens – eine Koalition von vielen Nationen – wird Israel erobern, nach Ägypten gehen, dann zurückkehren und Jerusalem nochmals belagern. Dann wird der Herr Jesus kommen.
Die, die in dieser Zeit zum Glauben kommen, werden auch in die Kämpfe eingreifen. Darum wird Judah sein wie eine Feuerfackel unter den Gaben.
Der Herr Jesus kommt auf dem Ölberg – das lesen wir später in Sacharja 14,3 – und wird eingreifen und Jerusalem befreien.
Da werde ich zu vertilgen suchen alle Nationen, die gegen Jerusalem kommen.
Wenn der Herr Jesus dort auf dem Ölberg steht, kommt, was in Vers 10 steht: Und ich werde ausgießen über das Haus Davids und über die Bewohnerschaft von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens.
In der Zukunft, wenn der Herr Jesus kommt, wird es eine neue Geistesausgießung geben. An Pfingsten gab es eine, aber bei der Drangsal wird der Heilige Geist weggehen. Darum wird es bei der Wiederkunft Jesu in Jerusalem eine neue Ausgießung des Heiligen Geistes geben.
Dann heißt es: Und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.
Aber es spricht ja der Ewige, und er sagt, sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben. Wie kann man den Ewigen durchbohren?
Im Talmud steht, dass diese Stelle vom Messias spricht. Das ist unglaublich. Das macht klar, dass der Messias Gott sein muss, der Mensch wird und durchbohrt wird.
Einmal hat mich ein Taxifahrer in Jerusalem gefragt: Glauben Sie, dass der Messias kommt? (Ölberg gesehen von der Stelle aus.)
Ich antwortete: Ja, der Messias wird kommen, aber er war schon einmal hier. Dann wird sich erfüllen, was geschrieben steht in Sacharja: Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.
Ich erklärte, dass er das erste Mal durchbohrt wurde, und wenn er dann auf dem Ölberg kommt, werden sie auf ihn blicken, den sie durchbohrt haben. So steht das in der hebräischen Bibel.
Dann heißt es: Und sie werden über ihn wehklagen wie bei der Wehklage um einen einzigen Sohn und bitterlich klagen, wie man bitterlich klagt um einen Erstgeborenen.
Alle werden erkennen: Es ist der Messias.
Vor zweitausend Jahren, als wir ihn sahen, hatte er kein Ansehen, dass wir seine Begehrten hätten. Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen, mit Leiden vertraut, und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt. Doch um unserer Übertretung willen war er verwundet.
Sie werden Jesaja 53 wörtlich so beten können und weinen und klagen: Er war der Messias, und jetzt ist er da. Wir sehen immer noch seine Wunde in der Seite und die Nägelmale in den Händen.
Sie werden klagen, und der Schmerz wird einen besonderen Charakter haben. Alle, die einen ersten Sohn verloren haben, wissen, dass das ein ganz spezieller Schmerz ist, aber man kann ihn nicht beschreiben.
Wie wollen wir das beschreiben? Was geht in einem vor?
Das ist genau das Gefühl, das sie haben werden.
Wenn man das einzige Kind verliert, dann heißt es: Zu jener Zeit wird die Wehklage groß sein in Jerusalem, wie bei der Wehklage von Hadrimon im Tal Megiddo.
Das ist ein Verweis auf König Josia, der in Megiddo umgekommen ist, dieser geliebte König Israels, Judas.
So wie man damals klagte, als König Josia getötet wurde, wird Israel um den Messias weinen, der lebendig vor ihnen stehen wird.
Dann heißt es in Vers 12: Und wehklagen wird das Land – also nicht nur Jerusalem, sondern das ganze Land Israel – eine nationale Wehklage.
Sippe um Sippe für sich: die Sippe des Hauses Davids für sich und ihre Frauen für sich, das Haus Nathans für sich und ihre Frauen für sich, die Sippe des Hauses Levis für sich und ihre Frauen für sich, die Sippe der Simeiter für sich und ihre Frauen für sich, alle Sippen, die übrig bleiben, Sippe um Sippe für sich und ihre Frauen für sich.
Das ist wie an der Klagemauer: Da die Männer, da die Frauen, und sie beten für sich – die Ehepaare nicht zusammen, sondern getrennt.
Warum?
Weil in Sacharja steht: Von dem Wehklagen jede Sippe für sich und die Frauen für sich.
Was hat das zu bedeuten?
Übrigens habe ich in der Fußnote erklärt: Der Prophet nennt namentlich zwei Sippen, die mit dem Königtum in Verbindung stehen, nämlich die Sippe Davids und die Sippe Nathans – ein Bruder von Salomo, der im Geschlechtsregister von Maria erwähnt wird (Lukas 3,31). Sie kommt über diese Seitenlinie.
Dann werden zwei Sippen erwähnt, die mit dem Tempeldienst in Verbindung stehen, nämlich die Sippe von Levi und die Sippe der Simeiter (4. Mose 4,21).
Dann wird ganz allgemein von allen Sippen gesprochen.
Der Punkt zum Schluss ist: Wenn man verheiratet ist, bildet man eine so enge Gemeinschaft – das engste, was es gibt.
1. Mose 2,24 sagt: „Ein Fleisch.“
Aber das ist auch eine Gefahr. Man könnte denken, dass man eigentlich nur zu zweit vor Gott ist. Oder der Mann denkt: Meine Frau ist irgendwie so tiefgläubig, das reicht. Sie ist zum Glauben gekommen, er nicht. Das reicht, er soll das machen, das ist gut so.
Nein, jeder Mensch steht vor Gott, auch wenn man verheiratet ist. Darum müssen sie in dem Moment getrennt Buße tun – der Mann für sich, die Frau für sich.
Das macht klar: Jeder muss sich für sich bekehren.
Es gibt auch Frauen, die auf das Glaubenskonto ihres Mannes leben – und umgekehrt wahrscheinlich noch mehr. Ich habe keine richtige Statistik dafür, aber so, wie man es sieht: Oft sind Frauen hingebungsvoller.
Doch jeder steht selbst vor Gott und muss auch, wenn es um Entscheidungen geht, bei denen der Ehepartner etwas nicht biblisch sieht, selbst vor dem Herrn stehen und sagen: Doch, ich sehe das und möchte es auch so machen.
Es ist wichtig, dass der Ehepartner dann auch die Freiheit gibt, das Gewissen der Frau oder des Mannes zu achten.
Trotz der völligen Einheit bleibt jeder vor dem Herrn verantwortlich und muss sein Leben immer neu vor dem Herrn ordnen.
Ja, dann wollen wir hier schließen.