Guten Tag, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen. Wir befinden uns im Matthäusevangelium, Kapitel 9, und zwar beginnen wir ab Vers 16.
Ich möchte darum bitten, dass jemand uns zunächst von Vers 16 bis Vers 34 vorliest.
Die Unvereinbarkeit zweier Ordnungen
Niemand setzt einen Flicken aus neuem Tuch auf ein altes Gewand. Denn der eingesetzte Flicken zieht am Gewand und der Riss wird schlimmer.
Ebenso füllt man keinen neuen Wein in alte Schläuche. Sonst zerreißen die Schläuche, der Wein wird verschüttet und die Schläuche verderben.
Man füllt neuen Wein in neue Schläuche. So bleiben beide zusammen erhalten.
Heilung und Auferweckung durch Jesus
Während er zu ihnen sprach, kam ein Vorsteher herein, warf sich vor ihm nieder und sagte: „Meine Tochter ist gerade eben gestorben. Komm aber, leg deine Hand auf sie, dann wird sie leben.“
Jesus stand auf, folgte ihm und auch seine Jünger gingen mit ihm.
Inzwischen trat eine Frau von hinten heran. Sie war seit zwölf Jahren blutkrank. Sie berührte die Quaste seines Gewandes, denn sie dachte bei sich: „Wenn ich nur sein Gewand berühre, werde ich gesund.“
Jesus drehte sich um, sah sie an und sagte: „Sei guten Mutes, Tochter, dein Glaube hat dich geheilt.“ Die Frau wurde von diesem Moment an gesund.
Als Jesus das Haus des Vorstehers betrat, sah er die Pfeifer und die lärmende Volksmenge. Er sagte: „Geht weg! Das Mädchen ist nicht tot, sondern schläft.“
Daraufhin lachten sie ihn aus. Nachdem die Menge hinausgetrieben war, ging er hinein, nahm das Mädchen bei der Hand, und sie stand auf.
Diese Nachricht verbreitete sich in der ganzen Gegend.
Heilungen und Auseinandersetzungen mit den Pharisäern
Und als Jesus von dort weiterging, folgten ihm zwei Blinde. Sie schrien und riefen: „Erbarme dich unser, Sohn Davids!“
Als er in das Haus gekommen war, traten die Blinden zu ihm. Jesus fragte sie: „Glaubt ihr, dass ich das tun kann?“ Sie antworteten: „Ja, Herr.“
Darauf berührte er ihre Augen und sagte: „Euch geschehe nach eurem Glauben!“ Ihre Augen wurden geöffnet. Jesus ermahnte sie und sagte: „Seht zu, dass niemand davon erfährt.“
Doch sie gingen hinaus und machten ihn in der ganzen Gegend bekannt.
Als sie weitergingen, brachten sie einen stummen Menschen zu Jesus, der von einem Dämon besessen war. Nachdem der Dämon ausgetrieben war, begann der Stumme zu sprechen.
Die Volksmengen wunderten sich und sagten: „So etwas ist in Israel noch nie gesehen worden!“
Die Pharisäer aber behaupteten: „Er treibt die Dämonen aus durch den Obersten der Dämonen.“
Rückblick auf die messianischen Wunderzeichen und die Prüfungen der Rabbiner
Ja, bis dahin. Damit wir die Gedankenlinie nochmals vor Augen haben, nehmen wir Matthäus 8, den ersten Abschnitt: Heilung eines Aussätzigen.
Wir haben gesehen, dass dies ein messianisches Wunderzeichen ist. Es handelt sich also nicht um ein gewöhnliches Wunderzeichen, sondern um ein messianisches. Im Judentum erwartete man, dass nur der Messias solche Wunder vollbringen kann, weil es nach Mose keine Heilung von Aussätzlichen mehr gab.
Außerdem haben wir gesehen, dass der Geheilte zum Tempel gehen musste. Dort wurde er offiziell von Priestern und Medizinern geprüft, die Spezialisten auf diesem Gebiet waren. So wurde dieses Wunder offiziell anerkannt.
Diese Anerkennung führte dazu, dass eine Untersuchung stattfinden musste. Wir haben beobachtet, dass Rabbiner aus dem ganzen Land nach Kapernaum kamen, um in einer ersten Phase einfach zuzuhören. Das war die Prüfung, die wir in Matthäus 9,1 betrachtet haben. Sie sagten nichts, sondern beobachteten nur. Aber sie dachten sich etwas dabei, und auch der Herr Jesus wusste, was sie dachten.
Dann folgte die zweite Phase, in der sie begannen, Fragen zu stellen. Sie wollten herausfinden, ob dieser Mann wirklich der Messias ist, der das anerkannte messianische Wunderzeichen vollbracht hatte.
Wir haben gesehen, dass der Herr sich von Matthäus, dem Zöllner, einladen ließ. Zusammen mit Sündern kam in Vers 11 die Frage auf: Warum isst euer Lehrer mit Zöllnern und Sündern? Der Herr beantwortete diese Frage.
In Vers 14 kam eine weitere kritische Frage: Warum fasten wir oft, die Pharisäer, aber deine Jünger fasten nicht? Letztes Mal haben wir gesehen, dass der Herr Jesus mit Verweis auf das Hohelied antwortete. Der Bräutigam ist da. Der Messias ist der Bräutigam, auf den das Hohelied prophetisch hinweist. Wenn der Bräutigam da ist, können die Freunde des Bräutigams nicht fasten.
Er fügte jedoch hinzu, dass eine andere Zeit kommen wird, nämlich wenn der Bräutigam weggenommen wird (Vers 15). Damit weist er darauf hin, dass es bei seinem ersten Kommen zu einer Verwerfung des Messias kommen wird. Danach wird eine schwierige Zeit für seine Nachfolger folgen.
Die neue Ordnung des Messias im Vergleich zum rabbinischen Judentum
Und jetzt haben wir diesen Vergleich gelesen: Niemand setzt einen Flicken von neuem Tuch auf ein altes Kleidungsstück, Vers 17. Auch füllt man keinen neuen Wein in alte Schläuche.
Wenn wir an den Vers davor denken, kommen uns Begriffe wie Bräutigam, Hochzeit, Hochzeitskleid und Wein beim Hochzeitsmahl in den Sinn. Die Gedanken zu Kleidungsstück und Wein sind daher ganz naheliegend im Zusammenhang mit dem Begriff des Bräutigams, der da ist.
So nimmt der Herr Jesus in Vers 16 das Thema Kleidung auf und in Vers 17 das Thema Wein, um zu zeigen, dass mit dem Kommen des Messias eine völlig neue Ordnung entsteht. Diese Ordnung unterscheidet sich grundlegend von dem, was die Rabbiner in Verbindung mit der Tora aufgebaut haben. Das rabbinische Judentum ist etwas ganz anderes als das, was der Messias jetzt bringt. Diese beiden Dinge können nicht miteinander verknüpft werden, ohne dass es zu einer Katastrophe kommt.
Niemand setzt einen Flicken von neuem Tuch auf ein altes Kleidungsstück. Die Elberfelder Bibel, in der Ausgabe von CSV Höckiswagen, erklärt in einer Fußnote bei „neu“ auch „ungewalkt“. Das bedeutet, dass das Tuch nicht vorbehandelt ist. Es handelt sich also um einen Stoff, der erst noch geformt werden müsste, der ziemlich hart ist und noch nicht gewalkt oder vorbehandelt wurde. Dieser Stoff ist ganz anders als der Stoff eines alten Kleides, das oft zusammengefaltet wurde und dadurch weich ist.
Wenn man ein solch unflexibles Tuchstück auf ein altes Kleidungsstück näht, entsteht ein Problem. Das neue Tuch gibt nicht nach, während das alte Kleidungsstück nachgibt. Dadurch reißt es sehr schnell ein. Das Beispiel aus dem Alltag zeigt: Zwei so verschiedene Dinge kann man nicht miteinander verbinden, ohne dass es automatisch zu einem Bruch kommt.
Beim Wein verhält es sich genauso. Die Schläuche sind aus Ziegenfell, wobei die glatte Seite außen und die andere Seite innen ist. Ein alter Schlauch ist schon so weit ausgedehnt, dass er sich nicht mehr weiter dehnen kann. Wenn nun neuer Wein, also Traubensaft, hineinfüllt wird, beginnt dieser zu gären und dehnt sich aus. Alte Schläuche platzen dann. Man muss neuen Wein in neue Schläuche tun, die eine Ausdehnung zulassen.
Auch dieses Beispiel zeigt erneut: Das rabbinische Judentum und das, was der Messias Jesus jetzt bringt, sind zwei völlig verschiedene Dinge. Sie lassen sich nicht zusammenführen, ohne dass es zu einem Bruch kommt.
Dieser Bruch wird auch schon deutlich, wenn die Pharisäer sagen, dass sie oft fasten, während die Jünger Jesu ganz anders sind. Der Herr macht klar, dass die Jünger in weiteren Hinsichten ganz anders sind, weil das, was Jesus brachte, grundlegend anders ist.
Das Gesetz des Christus als neue Verpflichtung
Und dazu können wir einen wichtigen Vers aufschlagen, der in diesem Zusammenhang besonders bedeutend ist. Natürlich sind alle Verse in der Bibel wichtig, aber dieser hier ist ganz besonders relevant. Galater 6, darf ich bitten, dass jemand hier Vers 2 vorliest?
Galater 6,2: „Einer trage des anderen Lasten, und so erfüllt ihr das Gesetz des Christus.“
Im Galaterbrief geht es um das Problem, dass die galatischen Gläubigen – das waren Nichtjuden, die zum Glauben an den Messias Jesus gekommen waren – von Irrlehrern besucht wurden. Diese sagten: „Es ist schön, dass ihr jetzt an die Bibel glaubt, das Alte Testament anerkennt, aber das reicht nicht. Ihr müsst eigentlich ins Judentum übertreten, die jüdischen Feste feiern, euch beschneiden lassen und so weiter.“ Mit anderen Worten: Ihr solltet Proselyten werden, denn erst dann wird man richtig gerettet.
Der Galaterbrief ist ein sehr scharfer Brief, der zeigt, dass das Gesetzlichkeit ist, wenn man die Gläubigen aus den Heiden – die nie unter das Gesetz vom Sinai gestellt worden waren, wie Israel damals (2. Mose 19) – unter das Gesetz vom Sinai bringt. Das geht überhaupt nicht. Der Galaterbrief zeigt das mit großer Schärfe: Das ist Gesetzlichkeit, und das geht gar nicht.
Das ist heute sehr aktuell, weil es weltweit viele Bewegungen gibt, die im Internet sehr präsent sind und Massen von Christen verführen wollen, ins Judentum hineinzuführen. Der Galaterbrief sagt ganz klar: Nein, das geht überhaupt nicht.
Diese Ablehnung, dass die Gläubigen aus den Heidenvölkern nicht ins Judentum hineingeführt werden dürfen, bedeutet aber nicht, dass sie einfach gesetzlos leben sollen, also ohne Gesetz. Galater 6,2 sagt: „Einer trage des anderen Lasten, und so erfüllt ihr das Gesetz des Christus.“
Ausgerechnet in diesem Brief, der gegen Gesetzlichkeit schreibt, wird über das Gesetz gesprochen. Aber es ist das Gesetz des Christus. Das ist ein Ausdruck, den man aus der rabbinischen Literatur kennt. Im Midrasch Kohelet – ein mittelalterlicher rabbinischer Kommentar zum Buch Prediger – wird gesagt: Die Tora, das Gesetz Mose, das wir heute lernen, kann nicht verglichen werden mit der Tora des Messias, wenn er kommt.
Die Tora des Messias heißt auf Hebräisch Torato Schell Maschiach. Wenn man das auf Griechisch übersetzt, erhält man genau den Ausdruck „Gesetz des Christus“. Christus ist ja griechisch für Messias, Maschiach. Das war im Judentum erwartet worden: Wenn der Messias kommt, bringt er eine neue Tora. Es wird nicht einfach so weitergehen wie bisher, sondern er wird neue Gebote bringen.
Genau diese Gebote finden wir im Neuen Testament. Es ist nicht so, dass die Christen, die Gemeinde heute, unter dem Gesetz von Sinai stehen würden. Aber nach Gottes Gedanken ist die Gemeinde keine gesetzlose Gemeinde. Sie hat das Gesetz des Christus. Das sind Gebote, die viel höher angesetzt sind als die Gebote der Tora.
Denn die Tora wurde für ein Volk gegeben, zu dem man grundsätzlich durch Geburt gehörte. Israelit ist man durch Geburt und mit der Beschneidung bei den Jungen. Bei den Mädchen wird das nicht durch Beschneidung bestätigt. Es ist also grundsätzlich ein natürliches Volk und nicht ein wiedergeborenes Volk, das neues Leben hat.
Natürlich waren alle Israeliten, die sich bekehrt hatten, wie Josua oder Kaleb, auch wiedergeboren und hatten Leben aus Gott, ewiges Leben, und sie bemühten sich, gottgemäß zu leben. Aber die große Masse war gar nicht bekehrt. Das Gesetz wurde einem Volk gegeben, in dem die meisten nicht bekehrt waren, um ein gutes Zusammenleben zu ermöglichen.
Die Tora fasst sich in den zehn Geboten zusammen (2. Mose 20). In 2. Mose 19 schließt Gott den Bund mit Israel, und sie sagen: „Alles, was der Herr gebietet, wollen wir tun.“ Dann folgt die Verkündigung der zehn Gebote als Zusammenfassung der hunderten von Geboten der Tora, die danach folgen.
Dort steht zum Beispiel: „Du sollst nicht Ehe brechen.“ Das erwartet Gott auch von den nicht geborenen Menschen, dass die Ehe nicht gebrochen wird. Nach Schweizer Gesetz zum Beispiel, wenn zwei vor dem Zivilstandsamt heiraten, wird aus dem Zivilgesetzbuch vorgelesen, und die Verpflichtung zur Treue ist klar. Das Schweizer Gesetz fordert, dass das Ehepaar sich gegenseitig Treue schuldet.
Gott erwartet Treue und sagt: „Du sollst nicht Ehe brechen.“ Aber das Gesetz des Christus ist etwas anderes. Wenn wir Epheser 5,25 aufschlagen – liest uns jemand vor? Es geht um die christliche Ehe.
Epheser 5,25: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Gemeinde geliebt hat und sich selbst für sie hingegeben hat, damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort.“
Das reicht schon mal. Hier werden uns sieben Tätigkeiten des Herrn Jesus gegenüber der Gemeinde vorgestellt. Das Verb „Er hat die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben“ ist viel mehr als nur „Du sollst nicht Ehe brechen“. Letzteres drückt noch nicht aus, wie stark der Mann die Frau liebt.
Natürlich gibt es auch umgekehrt Bibelstellen, die die Liebe der Frau zum Mann beschreiben. Aber hier wird ein Maßstab vorgestellt: Christus hat sein Leben für die Gemeinde hingegeben. Das ist ein ganz anderer Maßstab als „Du sollst nicht Ehe brechen“ – so würde es der Zivilstandsbeamte sagen. Das Schweizer Gesetz erwartet nicht, dass der Mann für seine Frau stirbt.
Das ist eine Frage des Niveaus. Das Gesetz des Christus richtet sich an Menschen, die wiedergeboren sind durch die Bekehrung, bekehrt und wiedergeboren. Darum ist es viel höher. Natürlich ist das kein Gegensatz zu „Du sollst nicht Ehe brechen“, aber es ist viel höher.
So kann man ein Gebot der Tora durchgehen und vergleichen, wo es eine Entsprechung im Gesetz des Christus gibt. Dabei findet man viele Entsprechungen, aber auch Dinge, die es in der Tora gab, aber nicht im Gesetz des Christus.
Zum Beispiel gibt es im Gesetz des Christus kein Gebot, dass ein Mann beschnitten werden soll, wenn er zur Gemeinde gehört. Das Beschneidungsgebot sagt der Galaterbrief ganz klar ab. Es gibt auch kein Gebot, dass man Quasten an den Kleidern tragen soll. Die Tora sagt das sehr klar und ernst in 4. Mose 15.
Im Gesetz des Christus gibt es auch keine Anweisungen für Tieropfer, aber in der Tora schon. Allerdings ist das seit dem Jahr 70 nach Christus nicht mehr umsetzbar, weil kein Tempel mehr existiert. Ein großer Teil der Tora ist abhängig von der Existenz des Tempels. Deshalb kann ein großer Teil der Tora seit 70 nach Christus nicht mehr praktiziert werden.
Zum Beispiel gibt es im Gesetz vom Sinai das Sabbatgebot (2. Mose 30, letzter Abschnitt). Dort wird gesagt, dass der Sabbat das Zeichen des Bundes Gottes mit den Kindern Israel ist – nicht mit der Gemeinde und nicht mit der gesamten Menschheit. Das bedeutet, im Gesetz des Christus gibt es das Sabbatgebot nicht.
Wenn man jetzt versucht, das Ganze miteinander zu vermischen, gibt es ein Problem. Der Herr sagt: Das ist so, als würde man neuen Wein in alte Schläuche füllen – das führt zu einer Katastrophe.
Man braucht nicht den Ausdruck „Systeme“, denn das ist viel zu schwach. Das, was der Herr Jesus gebracht hat, ist nicht einfach ein System. Man kann sagen, dass das gesamte Glaubensgut, das der Herr Jesus gebracht hat und das im Neuen Testament zusammengefasst ist, das Gesetz des Christus ist.
Das ist ganz anders als das, was Gott Israel gegeben hat – zum größten Teil als nicht erneuertes Volk – und was die Rabbiner daraus gemacht haben. Darum habe ich betont, dass es hier auch um das rabbinische Judentum geht, das die Tora auf eine ganz bestimmte Weise ausgelegt hat. Der Herr sagt: Das geht nicht zusammen.
Darum diese Vergleiche: Es kommt etwas völlig Neues. Das muss man wirklich vor Augen haben, gerade wenn man mit all diesen Verführungen konfrontiert ist – mit Verführungs-YouTubes, die das Gesetz Mose für die Gemeinde predigen. Das ist vollkommen falsch!
Das Gesetz Mose ist etwas für sich und wurde Israel gegeben. Aber es mit der Gnade zu vermischen, die der Messias gebracht hat, das geht gar nicht.
Wenn ich von Gnade spreche, meine ich nicht billige Gnade, bei der jeder leben kann, wie er will. Nein, das ist ein Gesetz, das Gesetz des Christus. Der Unterschied ist: Hier wird davon ausgegangen, dass jeder neues Leben aus Gott hat und den Heiligen Geist empfangen hat – bei der Bekehrung.
Das neue Leben und der Heilige Geist wirken und geben die Kraft, nach dem Gesetz des Christus zu leben. In diesem Sinn sagt Johannes in 1. Johannes 5: „Und seine Gebote sind nicht schwer.“ Das bezieht sich auf die Gebote des Gesetzes des Christus.
Für uns wäre es nicht zu schaffen, aber Gott gibt die Kraft durch das neue Leben und den Heiligen Geist.
Jetzt kommen wir zu Vers 18, und dort scheint es wieder etwas ganz anderes zu sein. Doch der Heilige Geist hat Matthäus inspiriert, das Evangelium so zu schreiben, dass alles zusammenhängt. Wir sind aufgerufen, diese Zusammenhänge und Gedankenlinien zu entdecken.
Wir haben das schon gesehen, ausgehend von dem Aussätzlichen und den Abschnitten, die darauf folgen, bis hin zur Frage: „Warum fasten deine Jünger nicht?“ Der Bräutigam ist da. Das Hohelied beginnt sich zu erfüllen.
Das kann nicht traurig sein. Das Hohelied ist ein fröhliches Lied, das schönste Lied, das Salomo von tausendfünf Liedern geschrieben hat. Fasten, solange der Messias da ist, passt nicht dazu.
Dann erklärt der Herr: Jetzt kommt etwas ganz Neues. Das muss man so stehen lassen, und das alte System danebenstehen lassen, aber man darf beides nicht vermischen.
Jetzt kommt wahrscheinlich eine gute Ergänzungsfrage. Genau das, was du sagst, steht auch sehr gut in Epheser 2, wo es heißt, dass er aus zwei etwas Neues gemacht hat.
Schlagen wir doch Epheser 2 auf, als Ergänzung und Bestätigung. Von welchem Vers an willst du lesen?
Vers 11 sagt: Das ist ein Wort an Gläubige aus den Heidenvölkern.
Ab Vers 13: „Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst fern wart, nahegebracht worden durch das Blut des Christus. Denn er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht und die Scheidewand des Zaunes abgebrochen hat, indem er in seinem Fleisch die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, hinwegtat, um die zwei in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen und Frieden zu stiften.
Und um die beiden in einem Leib mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte. Und er kam und verkündigte Frieden euch, den Fernen, und den Nahen.
Denn durch ihn haben wir beide den Zutritt zu dem Vater in einem Geist.“
Vielen Dank!
Die Aufhebung der Trennung zwischen Juden und Heiden
Hier wird klargemacht: Durch die Tora wurde gefordert, dass Israel von allen anderen Völkern abgesondert ist. Die Gebote wurden genau gegeben, um Israel von den anderen Völkern zu trennen – als Schutz, damit sie nicht in den Götzendienst hineinkommen.
Darum hat Gott Speisegebote gegeben, die eine ganz andere Diät erfordern als das, was die anderen Völker essen (3. Mose 11). Das sollte verhindern, dass Juden, Israeliten, auf Besuch zu Heiden gehen. Wenn man nicht zusammen essen kann, ist das ein Problem, nicht wahr? Diese Gebote dienten also dazu, Israel abzusondern und zu trennen.
Deshalb gibt es auch Rabbis, gerade im sogenannten besetzten Westjordanland – dem Herzstück Israels –, die die Hebrew Roots Bewegung nicht gerne sehen. Dort kommen Heiden, die Kontakt zu den Synagogen aufnehmen und Gemeinschaft haben wollen. Sie möchten die Feste mitfeiern und so weiter. Die Rabbis sagen dann: „Das sind gar keine Juden.“ Sie meinen, das geht gar nicht. Diese Heiden wollen unsere Gebote praktizieren, die Gott uns gegeben hat, um uns gerade zu separieren und abzugrenzen von den anderen Völkern. Sie machen damit das ganze System des Gesetzes kaputt.
Die Rabbis finden das gar nicht toll. Sie denken nicht, dass man ihnen dadurch seine Liebe zu Israel zeigt. So muss man die Liebe zu Israel nicht zeigen. Die Hebrew Roots Bewegung zerstört alles. Sie verstehen auch gar nicht, warum Gott Israel eben durch seine Gebote absondern wollte.
Diese Gebote brachten einen Lebensstil hervor, der nicht kompatibel, also nicht deckungsgleich war mit dem Lebensstil der anderen Völker – eben um sie zu trennen.
Jetzt liest Roland aus Epheser 2 vor. Jetzt ist alles anders geworden. Die Heiden, die einst fern waren, abgesondert und getrennt durch die Zwischenwand der Umzäunung – das ist die Mauer im Tempel, die deutlich machte: Nur bis hierhin dürfen Heiden, und da dürfen nur Israeliten. Eine totale Trennung.
Paulus sagt: Durch Christus ist die Zwischenwand der Umzäunung abgebrochen. Im Hebräischen nennt man diese Zwischenwand den Zoreg mit Aufschriften. Die Heiden wurden gewarnt: „Wehe, wer da weitergeht, wird das Todesurteil erdulden müssen.“ Jetzt sagt Paulus, dass diese Wand abgebrochen ist. Die Gläubigen aus den Heidenvölkern und die Gläubigen aus den Juden sind jetzt zu einem Leib zusammengefügt – etwas völlig Neues.
Diese Feindschaft, die das Gesetz gefordert hat – Feindschaft ist hier stark ausgedrückt –, bedeutete, dass man nicht einmal auf Besuch gehen konnte. Es gab eine Trennung. Aber das war eine Sicherheitstrennung, um Israel vor Götzendienst zu bewahren.
Diese Trennung ist jetzt aufgehoben. Es gibt keine Gefahr mehr. Sie ist aufgehoben zwischen bekehrten Nichtjuden, nicht solchen, die im Götzendienst weiterleben, und bekehrten Juden, die Jesus als Messias erkannt haben. Sie gehören zusammen. Eine völlig neue Ordnung – das ist das Gesetz des Christus.
Das macht der Herr Jesus klar in Matthäus 9. Es ist nicht miteinander kompatibel, sonst gibt es einen Riss. Das ist genau der Punkt, den du ansprichst.
Die Adventgemeinde, die Adventisten, sind ein Beispiel neben anderen, die genau diesen grundlegenden Irrtum verbreiten. Sie verbinden quasi das alte System mit dem neuen System, mit dem Glaubensgut, das der Messias gebracht hat. Damit richten sie ein gewaltiges Chaos an.
Das muss man ganz klar widerlegen – mit Matthäus 9.
Die Bitte des Synagogenvorstehers und die Bedeutung der Synagoge
Jetzt gehen wir weiter, und das ist kein ganz anderes Thema, sondern wir lernen noch mehr dazu. Nun kommt ein Synagogenvorsteher zu dem Herrn Jesus mit dem Anliegen, dass seine Tochter gestorben ist. Er bittet Jesus, zu ihm zu kommen und seine Tochter zum Leben zu erwecken. Gewaltig, nicht wahr?
Übrigens, zuerst einmal gehen wir der Reihe nach vor. Was ist ein Synagogenvorsteher? Dann können wir einige Elemente zusammentragen. Was war seine Aufgabe im Judentum?
Der Synagogenvorsteher leitete den Ablauf des Gottesdienstes in der Synagoge. Im Hebräischen nannte man ihn „Rosch ha-Knesset“, das heißt „Kopf der Synagoge“.
Was musste er noch tun, außer den Ablauf zu überwachen? Zuerst kam die Toralesung, also der Abschnitt aus der Tora, der genau für jeden Sabbat vorgesehen war. Anschließend folgte die Lesung aus den Prophetenbüchern, so wie es in Apostelgeschichte 13 beschrieben wird. Dort wird vorausgesetzt, dass zuerst die Toralesung und dann die Prophetenlesung stattfanden. Danach war eine freie Predigt möglich.
Das sehen wir in Apostelgeschichte 13. Paulus ist dort zu Besuch in einer Synagoge. Nach der Lesung des Gesetzes und der Propheten wird er von den Synagogenvorstehern – im Plural – eingeladen. Das ist überraschend, denn normalerweise war es nur einer. In Antiochien in Pisidien waren es offensichtlich mehrere, die Paulus zur Predigt einluden. Er hält dann diese wunderbare Predigt, die Lukas sehr detailliert wiedergibt.
Der Synagogenvorsteher musste also den Ablauf koordinieren und leiten. Auch die Auswahl der Vorleser lag in seiner Verantwortung. Ebenso die Auswahl des Predigers. Es war eine Ehre, dass Paulus als Besucher aufgerufen wurde, ob er ein Wort der Ermahnung hätte.
Weiterhin musste der Synagogenvorsteher die Aufsicht über das Benehmen führen. Wenn sich Leute im Gottesdienst unangemessen verhielten, ging er hin und stellte das klar. Das konnte unangemessene Kleidung oder Verhalten betreffen. All das lag in seiner Verantwortung.
Jemand wollte etwas fragen zwischendurch – war das nur eine Idee von mir? Ja, es gibt noch einen Synagogenbeamten im Neuen Testament, den man vom „Rosch ha-Knesset“ unterscheiden muss. Kommt das jemandem bekannt vor? Wo wird der erwähnt?
Ja, das war ein Oberster. Der reiche Jüngling war ein Oberster, und das heißt ein Mitglied des Sanhedrins, des obersten Gerichtshofs. Aber gut, wenn ich es sage, kommt sofort das „Ah ja, natürlich“.
Jairus, das ist der Jairus. Nur wird er hier nicht so genannt, aber man muss die Parallelstellen in Markus 5 und Lukas 8 hinzuziehen. Dort erfahren wir, dass dieser Vorsteher eben ein Synagogenvorsteher war. Das wird auch aus den anderen Stellen deutlich. Sein Name war Jairus. In den anderen Stellen wird übrigens auch klar, dass die Tochter ungefähr zwölf Jahre alt war. Das wird hier nicht gesagt.
Jetzt noch ein anderer Beamter in der Synagoge: Der Diener wird in Lukas 4 erwähnt. Ich glaube, wir haben eine ganze Reihe von Synagogen, die konkret im Neuen Testament erwähnt werden.
Zum Beispiel die Synagoge von Kapernaum und die Synagoge von Nazareth, beide in Lukas 4 genannt. Dann haben wir die Synagoge von Antiochien in Pisidien, die ich schon erwähnt habe (Apostelgeschichte 13).
Weiter geht es in Apostelgeschichte 17 mit der Synagoge von Thessalonich. Paulus geht danach weiter zur Synagoge von Beröa. Er muss die zweite Missionsreise im Kopf haben: Nach Thessalonich kommt Beröa, und dann geht es nach Athen, auch dort in die Synagoge. Danach reist Paulus nach Korinth.
So werden also viele Synagogen konkret in der Bibel erwähnt.
Die Rolle des Dieners in der Synagoge und Jesu Wirken in Nazareth
Jetzt kommen wir zu Lukas 4, zur Synagoge von Nazaret. Jemand liest bitte ab Vers 16 vor:
„Und er kam nach Nazareth, wo er erzogen worden war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbattag in die Synagoge. Er stand auf, um vorzulesen, und es wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Als er das Buch aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo geschrieben steht: ‚Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, den Armen gute Botschaft zu verkündigen. Er hat mich gesandt, Gefangenen Freiheit auszurufen und Blinden, dass sie wiedersehen. Zerschlagene in Freiheit hinzusenden und auszurufen ein angenehmes Jahr des Herrn.‘
Als er das Buch zugerollt hatte, gab er es dem Diener zurück und setzte sich unter aller Augen in der Synagoge. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Er begann zu ihnen zu sagen: ‚Heute ist diese Schrift vor euren Augen und Ohren erfüllt.‘
Und alle gaben ihm Zeugnis und wunderten sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen.“
Bis hierhin, danke.
An dieser Stelle wird der Diener erwähnt, nicht der Synagogenvorsteher. Im Hebräischen entspricht dies dem Chasan. Der Chasan musste die Torarolle aus dem Toraschrein holen, für die Vorlesung wieder zurückbringen, die Prophetenrolle bringen und sie nach der Lesung wieder zurücklegen.
Der Synagogenvorsteher, der hier nicht erwähnt wird, hat entschieden, dass Jesus die Prophetenlesung übernehmen soll. Deshalb wurde die Rolle vom Chasan gereicht. Jesus musste die Rolle bis zu Kapitel 61 aufrollen und dann die Synagogenlesung aus Jesaja 61 vortragen – und zwar mit den Worten „Ruach Adonai alai“ (Der Geist des Herrn ist auf mir) und so weiter.
Diese Lesung wurde nicht einfach nur vorgelesen, sondern vorgesungen. Danach folgte die spontane Predigt in der bekannten Reihenfolge. Jesus sagte: „Dieses Prophetenwort ist heute vor euren Ohren erfüllt.“
Ich finde es erstaunlich, wie diese Worte der Gnade, das messianische Wort aus Jesaja 61, jetzt erfüllt sind.
Zur Vollständigkeit: Das war die Aufgabe des Chasan.
Die Entstehung und Bedeutung der Synagoge im Judentum
Die Synagoge spielt im Neuen Testament an vielen Stellen eine wichtige Rolle. Es werden uns auch Details mitgeteilt, doch man muss sich fragen: Woher kommt eigentlich diese Einrichtung Synagoge? Wo steht in der Tora, dass man am Schabbat in die Synagoge gehen soll? Nirgends.
Wie kommt es also, dass die Synagoge so wichtig ist? Sie kommt erst nach der babylonischen Gefangenschaft, nach der Rückkehr ins Land in Gebrauch. Nach dieser traumatischen Erfahrung, der Wegführung des jüdischen Volkes nach Babylon, musste man sich die Frage stellen: Was müssen wir tun, damit nie mehr eine solche Katastrophe geschieht?
Der Grund für die Katastrophe war Götzendienst. Man hatte nicht auf die Tora gehört und war eigene Wege gegangen. Deshalb wurde es wichtig, die Tora dem Volk regelmäßig bekannt zu machen. Dazu richtete man Versammlungsstätten im ganzen Land ein. Dort wurde an jedem Schabbat das Wort Gottes vorgelesen, damit die Menschen wissen, was Gottes Wille ist. So sollte verhindert werden, dass eine solche Katastrophe noch einmal über das Volk kommt.
Die Synagoge ist also eine spätere Einrichtung im Judentum. Allerdings findet sich die Synagoge prophetisch schon im Alten Testament. Weiß jemand, wo? In den Psalmen. Schlagen wir also die Psalmen auf!
Psalm 74 ist ein Psalm von Asaf, einem Zeitgenossen von König David, also noch vor der babylonischen Gefangenschaft. Dort lesen wir in Vers 4: „Es brüllen deine Widersacher inmitten deiner Versammlungsstätte.“ Sie haben ihre Zeichen gesetzt.
Diese Versammlungsstätte ist der Tempel, denn der Vers davor sagt: „Erhebe deine Tritte zu den immerwährenden Trümmern. Alles im Heiligtum hat der Feind verderbt.“ Es geht um den Tempel in Jerusalem. Der Tempel war die Versammlungsstätte des Volkes.
Die Feinde brüllen inmitten der Versammlungsstätte. Sie erscheinen wie jemand, der die Axt emporhebt im Dickicht des Waldes. Jetzt zerschlagen sie das Schnitzwerk allzumal mit Beilen und Hämmern. Sie haben das Heiligtum in Brand gesteckt – das, was die Römer im Jahr 70 nach Christus mit dem zweiten Tempel in Jerusalem gemacht haben: in Brand gesteckt, zu Boden geworfen und entweiht, die Wohnung deines Namens.
Sie sprachen in ihrem Herzen: „Lasst uns sie niederzwingen allesamt.“ Und jetzt kommt es: „Verbrannt haben sie alle Versammlungsstätten Gottes im Land.“
Man könnte jetzt fragen: Bezieht sich das wirklich auf das Jahr 70 nach Christus? Wieso sollte es sich nicht auf die Zerstörung des ersten Tempels, des Salomontempels durch Nebukadnezar beziehen? Diese Fragen muss man stellen.
Wie kann man argumentieren, dass es sich wirklich auf das Jahr 70 bezieht, als die Römer den Tempel in Brand steckten und die Synagogen im Land verwüsteten? Diese Versammlungsstätten werden hier erwähnt. Aber wir wollen noch einen weiteren Beweis, dass es sich wirklich um die Synagogen handelt, die bei der Zerstörung zerstört wurden.
Ich glaube, so wollte auch Philipp argumentieren. Die Existenz der Synagogen ist schon ein Beweis. Aber ich möchte noch mehr.
Noch etwas ganz Entscheidendes steht in Vers 9: „Unsere Zeichen sehen wir nicht, kein Prophet ist mehr da, und keiner bei uns, welcher weiß, bis wann.“
Damals, bei der Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar, gab es noch Propheten, zum Beispiel Jeremia, Hesekiel und Hulda. Hulda wird erwähnt, gerade drei Jahre vor der Wegführung nach Babylon, zur Zeit von König Josia. Wenn sie noch nicht gestorben war, waren also Propheten da. Und sie wussten, wie lange die Gefangenschaft dauern würde.
Jeremia sagt, die Zeit Babylons wird siebzig Jahre dauern. Man wusste genau Bescheid: Vom Untergang des assyrischen Reiches 609 vor Christus kamen die Babylonier an die Macht. Siebzig Jahre später, 539 vor Christus, eroberten die Perser und Meder Babylon und ließen die Juden zurückkehren, um den Tempel wieder aufzubauen.
Da gab es also Propheten, die wussten, bis wann die Gefangenschaft dauern würde. Im Jahr 70 nach Christus hingegen gab es keine Propheten mehr in Israel. Die Propheten hatten mit Malachi, etwa 400 vor Christus, aufgehört. Das Auftreten von Johannes dem Täufer war eine Sensation, aber auch er wurde schließlich hingerichtet.
Wo waren die Propheten in Israel? In der Gemeinde schon. Die Gemeinde ist ja aufgebaut auf die Apostel und neutestamentliche Propheten wie Lukas und Markus – sie waren keine Apostel, aber inspirierte Bibelschreiber. Auch Jakobus, der Bruder des Herrn, der den Jakobusbrief schrieb, und Judas, der Halbbruder des Herrn, der den Judasbrief schrieb, waren Propheten.
Israel als Volk musste jedoch im Jahr 70 sagen: „Kein Prophet ist mehr da und keiner, der weiß, bis wann.“ Paulus war Apostel und Prophet, Johannes war Apostel und Prophet und schrieb schließlich die Offenbarung. Aber Israel musste sagen: „Unsere Zeichen sehen wir nicht, kein Prophet ist mehr da und keiner, der weiß, bis wann.“
Dieser Psalm ist also sehr interessant. Er erwähnt Versammlungsstätten im ganzen Land, die es bei der Zerstörung des Tempels geben muss. Die Feinde zerstörten diese im ganzen Land, was dann im Jahr 70 nach Christus auch geschah.
Nun gehen wir zurück und sehen etwas von der Bedeutung der Synagoge.
Die Synagoge als Vorbereitung der Gemeinde
Ein weiterer wichtiger Punkt ist zu beachten: Die Synagoge war in der Weisheit Gottes eine Vorbereitung auf die Gemeinde. Dieses regelmäßige Zusammenkommen an einem Ort, um das Wort Gottes zu hören, zu verkündigen und zu beten, wurde durch die Synagoge bereits vorweggenommen.
Die Rabbiner haben festgelegt, dass es für eine Synagoge mindestens zehn Männer braucht. Diese Zahl nennt man Minyan. Minyan bedeutet einfach „Zahl“, doch wenn man Minyan sagt, meint man speziell die Zahl zehn, um eine Synagoge zu bilden.
Der Herr Jesus spricht zum ersten Mal über die Gemeinde, wie wir später in Matthäus sehen werden. Erst in Matthäus 16 kommt das Wort Gemeinde, Ekklesia, zum ersten Mal im Neuen Testament vor. Kurz vorweg: In Matthäus 16 sagt Jesus, dass er die Gemeinde, die Ekklesia, auf den Felsen bauen werde (Matthäus 16,18).
Ein zweites Mal spricht Jesus über die Ekklesia in Matthäus 18. Dort wollen wir besonders Vers 20 lesen. Ab Vers 15 spricht Jesus über die Gemeinde, die Ekklesia, und fasst in Vers 20 zusammen: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“
Das ist erstaunlich! Nicht zehn Männer, sondern zwei reichen als Mindestanzahl, um eine Ortsgemeinde zu bilden. Natürlich sind drei oder mehr noch besser. Für die Jünger war das eine völlige Überraschung – etwas ganz Neues! Der Minyan für eine Gemeinde ist also zwei und nicht zehn.
Übrigens: Woher hatten die Rabbiner die Zahl zehn für eine Versammlungsstätte im Land abgeleitet? Das geht auf die Geschichte mit Abraham zurück. Abraham fragte in 1. Mose 18, ob Gott die Stadt Sodom verschonen würde, wenn dort 50 Gerechte lebten. Gott sagte ja. Abraham senkte die Zahl weiter auf 45, dann 40 und schließlich auf 10. Gott versprach, Sodom nicht zu zerstören, wenn dort mindestens zehn Gerechte lebten. Es waren jedoch weniger als zehn. Daraus leitete man ab, dass für ein von Gott anerkanntes Zeugnis in einer gottlosen Stadt mindestens zehn Gerechte nötig sind.
Die Überraschung ist also, dass Jesus sagt, um eine Gemeinde an einem Ort in einer Stadt zu bilden, reichen zwei Gerechte aus. Dieser Kontrast ist schön zu sehen. Man kann sagen, dass die Synagoge viel dazu beigetragen hat, als Vorbereitung, damit die Jünger nach Pfingsten wussten, wie ein Zusammenkommen als Gemeinde funktioniert.
Ein wichtiger Unterschied ist jedoch: Wo ist der Synagogenvorsteher in der Gemeinde? Schweigen – das verstehe ich gut. Wer nicht steht, muss schweigen. Der Heilige Geist übernimmt in der Gemeinde die Leitung, so wie Jairus an seinem Ort schaute, wer die Lesung macht und wer die Predigt halten könnte. Das macht der Heilige Geist.
Wenn wir 1. Korinther 14 lesen, wo es um das Zusammenkommen als Gemeinde geht, sagt der Apostel Paulus, dass jeder einen Psalm, eine Offenbarung oder eine Lehre beisteuern soll. Alles geschieht zur Erbauung. Es gibt keinen Synagogenvorsteher, der bestimmt, wer spricht. Wenn der Heilige Geist leiten kann, funktioniert das.
Dieser Kontrast ist sehr interessant: Der Heilige Geist war im Judentum nicht da, deshalb mussten die Gebete auswendig gelernt oder abgelesen werden. Das ist bis heute so im Judentum. Ständig werden die Gebete abgelesen, weil der Heilige Geist nicht gegenwärtig ist.
Wir aber haben den Heiligen Geist und können deshalb frei beten und frei predigen – durch den Heiligen Geist.
Der Glaube des Synagogenvorstehers und die Heilung der blutflüssigen Frau
Gehen wir zurück zu der Geschichte: Ein wichtiger Mann in der Synagoge kommt zu Jesus, und er ist am Boden zerstört. Seine Tochter ist gerade eben gestorben. Doch er glaubt, dass Jesus der Bräutigam aus dem Hohen Lied ist, also der Messias, der tun kann, was andere nicht können. Er glaubt fest daran: Lege deine Hand auf sie, und sie wird leben. Ein gewaltiger Glaube! Das war wirklich ein messiasgläubiger Jude, der daran glaubte, dass Jesus der Messias ist.
Jesus steht auf und geht mit ihm. Die Jünger kommen mit, wie es in Vers 19 heißt. Lukas fügt hier noch eine zweite Geschichte hinzu. Es ist eine Verquickung von zwei Geschichten, und wir bemerken erneut die Zahl zwölf: Eine Frau, die zwölf Jahre an Blutfluss leidet, und das Mädchen des Jairus war ebenfalls zwölf Jahre alt.
Nun müssen wir der Reihe nach verstehen, was es bedeutet, an Blutfluss zu leiden. Ein Gynäkologe könnte das genau erklären, aber Frauen wissen es sowieso. Was ist das Problem mit dieser Frau? Sie hat eine Dauerblutung, auch Hypermenorrhoe genannt – eine zu lange Menstruation.
Eine durchschnittliche Menstruation dauert etwa vier bis fünf Tage; manche würden schon bei drei Tagen erstaunt sein. Es gibt verschiedene Gründe, warum eine Blutung länger andauern kann und mehr Blutverlust verursacht. Wie viel verliert man bei einer gesunden Menstruation? Normalerweise misst man etwa 65 bis 80 Milliliter. Wenn es mehr als 80 Milliliter sind, wird es schon schwierig. Eine zu lange Blutung ist noch keine Krankheit, aber wenn der Blutverlust so groß ist, dass Blutarmut, Schwäche und ständige Erschöpfung entstehen, dann liegt eine Krankheit vor.
So muss man sich diese Frau vorstellen: Zwölf Jahre lang hatte sie dieses Problem. Die Ursachen können unterschiedlich sein. Sehr häufig liegt es an einer Störung der Muskulatur, also einer Kontraktionsstörung des Uterus, der glatten Muskulatur, die sich nicht richtig zusammenziehen kann. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, zum Beispiel Polypen, die heute operativ entfernt werden können. Auch Krebs kann vorliegen, weshalb eine genaue Untersuchung unbedingt notwendig ist.
Die Tatsache ist: Diese Frau hat furchtbar darunter gelitten. Umso größer ist das, wenn man bedenkt, wie im Judentum nach dem Gesetz mit Blutungen umgegangen wurde. Sie wurde nicht ausgestoßen, aber etwas abgesondert.
Wo findet sich das große Kapitel über Menstruation im Alten Testament? Im 3. Mose 15. Dort geht es zuerst um einen Mann, der am Fleisch flüssig ist, ab Vers 2. Das bedeutet, dass ein krankhafter Ausfluss am männlichen Geschlechtsteil vorliegt, und es wird genau erklärt, wie damit umzugehen ist. Ab Vers 16 wird beschrieben, was bei einem Samenerguss geschieht, wie man dadurch unrein wird und wie man sich durch ein Ritualbad wieder reinigt. Das Ritual dauert einen Tag, am Abend ist man wieder rein.
Ab Vers 19 wird die normale Periode beschrieben. Dort heißt es: „Und wenn eine Frau an Fluss leidet und ihr Fluss an ihrem Fleisch Blut ist, soll sie sieben Tage in ihrer Absonderung sein, und jeder, der sie anrührt, wird bis zum Abend unrein sein. Alles, worauf sie in ihrer Absonderung liegt, wird unrein sein, und alles, worauf sie sitzt, wird unrein sein. Jeder, der ihr Lager berührt, soll seine Kleider waschen und sich im Wasser baden, und er wird bis zum Abend unrein sein. Jeder, der irgendein Gerät berührt, worauf sie zu sitzen pflegt, soll seine Kleider waschen und sich im Wasser baden, und er wird bis zum Abend unrein sein. Wenn etwas auf dem Lager oder auf dem Gerät ist, worauf sie zu sitzen pflegt, und jemand es berührt, wird er bis zum Abend unrein sein. Wenn ein Mann neben ihr liegt und ihre Unreinheit auf ihn übergeht, wird er sieben Tage unrein sein, und jedes Lager, worauf er liegt, wird unrein sein.“
Das ist die Beschreibung der normalen Periode. Man kann sagen, dass es einen Unterbruch im Monat von sieben Tagen gibt. Nach diesen sieben Tagen muss sich die Frau im Ritualbad waschen, und dann gilt sie wieder als rein.
Eine Nebenfrage ist, wie die Israeliten in der Wüste trinken konnten, wo doch kaum Wasser war. Psalm 105, Vers 41 gibt darauf eine Antwort: „Er öffnete den Felsen, und es floss Wasser heraus; sie liefen in die Wüste wie ein Strom.“
Wir wissen von dem geschlagenen Felsen in 2. Mose 17, zu Beginn der Wüstenreise. Das war nicht nur eine momentane Wasserquelle, sondern wurde zu einem Strom, der durch die Sinaiwüste floss. Israel hatte so während der Wüstenwanderung eine Wasserzufuhr. Am Ende der Wüstenwanderung gab es noch ein weiteres Wunder mit Wasser aus einem anderen Felsen, in 4. Mose 20. Dieser Felsen sollte nicht geschlagen, sondern Mose sollte mit ihm sprechen.
So hatten sie also eine spezielle Wasserversorgung durch einen Strom. Das war eine Nebenfrage zum Ritualbad.
Warum hat Gott das so eingerichtet, diese Unreinheit? In der israelitischen Ehe bedeutete das Abstand. Nicht nur, dass während der Periode kein Geschlechtsverkehr stattfinden sollte, sondern auch kein Berühren. Während dieser Zeit wurden die Betten auseinandergerückt. Das erklärt auch, warum französische Betten problematisch sind – man ist Schreiner, aber eben Betten auseinander.
Nach der Tora gibt es also eine Woche Abstand. Heute wird das im Judentum anders praktiziert. Vor etwa 2000 Jahren regulierten die Rabbiner, dass für den Normalfall nicht diese sieben Tage gelten, sondern die Regelung für krankhaften Blutfluss, also zu lange Menstruation.
Dazu lesen wir weiter in 3. Mose 15, Vers 25: „Und wenn eine Frau ihren Blutfluss viele Tage außerhalb der Zeit ihrer Absonderung hat oder wenn sie den Fluss über ihre Absonderung hinaus hat – also nicht nur drei, vier Tage, sondern viel länger –, so soll sie all die Tage des Flusses unrein sein wie in den Tagen ihrer Absonderung. Jedes Lager, worauf sie alle Tage ihres Flusses liegt, soll ihr sein wie das Lager ihrer Absonderung. Und jedes Gerät, worauf sie sitzt, wird unrein sein nach der Unreinheit ihrer Absonderung, und jeder, der es berührt, wird unrein sein; er soll seine Kleider waschen und sich im Wasser baden, und er wird bis zum Abend unrein sein. Wenn sie rein geworden ist von ihrem Fluss, soll sie sich sieben Tage zählen; danach wird sie rein sein. Am achten Tag soll sie sich zwei Torteltauben oder zwei Jungtauben nehmen und sie an den Eingang des Zeltes der Begegnung zum Priester bringen. Der Priester soll die eine als Sündopfer und die andere als Brandopfer opfern. So erwirkt der Priester Sühnung für sie vor dem Herrn wegen des Flusses ihrer Unreinheit.“
Wenn eine Menstruation also krankhaft zu lange dauert und dann wieder gesund wird, muss die Frau am Schluss noch sieben Tage dazuzählen, erst dann kann sie rein werden. Danach muss sie auch noch Opfer bringen. Das ist eine viel kompliziertere Regelung.
Vor 2000 Jahren wurde das so praktiziert: Nicht nur sieben Tage, sondern etwa vier Tage Menstruation plus sieben Tage Abstand, und dann das Ritualbad. Erst dann war eheliche Gemeinschaft wieder möglich. Das bedeutet, dass es etwa 11 bis 14 Tage waren. Die durchschnittliche Periode von sieben Tagen plus sieben Tage Abstand ergibt 14 Tage, was genau der Hälfte des Mondmonats von 28 Tagen entspricht.
Die fruchtbare Zeit liegt also 14 Tage nach Ende der Periode, was die Empfängnis begünstigt. Das Gesetz schrieb es einfacher vor, nur sieben Tage, und die Samaritaner praktizieren das bis heute so. Im Judentum wurde es durch rabbinische Regelungen komplizierter.
Die Überlegung war: Die Periode ist vorbei, aber vielleicht war sie etwas länger und krankhaft. Zur Sicherheit rechnet man noch sieben Tage dazu. Man ging damit über das Wort Gottes hinaus. Das ist ein Grundproblem im rabbinischen Judentum: Die Gebote wurden strenger ausgelegt, als sie gemeint waren, in der Annahme, dass das vor dem Übertreten des eigentlichen Gebots schützen würde.
Wir wissen jedoch schon vom Sündenfall, dass Überziehungen des Gebots nicht schützen. Eva sagte, sie dürfe nicht vom Baum essen, aber Gott hatte nicht gesagt, sie dürfe ihn nicht berühren (1. Mose 2). Das war eine Überziehung des Gebots. Doch diese Überziehung schützte sie nicht davor, das Gebot zu brechen.
Man darf also nicht meinen, dass eine Überziehung der Bibel besser schützt. Man muss genau das tun, was die Bibel sagt.
Trotzdem zeigt sich hier die Weisheit Gottes hinter den sieben Tagen Abstand und sogar dem Verbot, sich zu berühren. Ein Rabbiner schrieb: Jeder Monat ist wieder ein neuer Honeymoon. Das erhöht natürlich die Spannung in der Ehe.
Deshalb ist auch die ganze Sache mit Empfängnisverhütung, hormonell und so weiter, problematisch. Sie zerstört die Zeit des Unterbruchs und damit die neue Intensität in der ehelichen Beziehung.
Vor einiger Zeit hatte ich ein Gespräch mit dem Sprecher der Siedlung Ofra im Westjordanland. Er berichtete, dass im Judentum diese Pause das Eheleben tatsächlich unterstützt und belebt – jeden Monat ein neuer Honeymoon.
Doch wir sehen diese Frau: Sie war eine ganz unglückliche Frau. Wenn sie verheiratet war, war auch die eheliche Beziehung unter Druck, denn der Mann durfte sie die ganze Zeit nicht berühren. Das war schwierig, wirklich schwierig.
Die Frau litt zwölf Jahre und kommt in ihrer Not zu Jesus. Sie überlegt sich: Wenn ich seine Quaste berühre, die Quaste des Messias, werde ich gesund. Sie tut es, wie in Vers 20 beschrieben: Sie kommt von hinten, berührt die Quaste seines Gewandes und wird geheilt.
Das ist unerhört, aber ich habe so etwas auch schon erlebt, zum Beispiel bei den Samaritern. Der Bruder des Hohenpriesters grüßt einige Damen, sie machen Fotos mit ihm, und später erfahre ich, dass eine von ihnen Demenz hat. Wenn er das gewusst hätte, wäre das ein Problem gewesen. Aber das ist ein anderes Thema.
Wir wollen die Bibel auslegen und schauen, was diese Quaste bedeutet. Was müssen wir aufschlagen, um das zu lernen? Im 4. Mose 15, Vers 37 bis 41 heißt es:
„Und der Herr sprach zu Mose und sagte: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen, dass sie sich eine Quaste an den Zipfeln ihrer Kleidung machen, bei ihren Geschlechtern, und dass sie an die Quaste des Zipfels eine Schnur aus blauem Purpur setzen. Und es soll euch zur Quaste sein, dass ihr, wenn ihr sie anseht, euch an alle Gebote des Herrn erinnert und sie tut, und dass ihr nicht umherspäht eurem Herzen und euren Augen nach, denen ihr nachhurt. Damit ihr euch an alle meine Gebote erinnert und sie tut und eurem Gott heilig seid. Ich bin der Herr, euer Gott, der ich euch aus dem Land Ägypten herausgeführt habe, um euer Gott zu sein.“
Das deutsche Wort „Quaste“ ist heute nicht mehr so gebräuchlich. Es bedeutet ein Büschel oder ein Fadenbüschel. Jeder Israelit sollte so eine Quaste an seiner Kleidung haben, an den Zipfeln.
Heute trägt man das so: An der Seite unten beim Anzug, unter dem weißen Hemd, hat man ein Gebetskleid, und dort hängen die Quasten heraus.
Welche Farbe haben sie? Blauer Purpur, aber nicht nur blau. Es heißt, dass an die Quaste des Zipfels eine Schnur aus blauem Purpur gesetzt wird. Die natürliche Farbe der Kleidung war weiß, meist Leinen in der Wüste. Weiß und blau wurden kombiniert.
Warum? Blau ist die Farbe des Himmels und soll daran erinnern, dass man sich an Gottes Gebote halten soll.
Das hebräische Wort für blau ist „Dechelet“. Es bedeutet nicht einfach blau, sondern bezeichnet eine Farbe, die aus der Purpurschnecke gewonnen wird. Aus dieser Schnecke kann man roten und blauen Purpur herstellen.
Der Trick ist folgender: Die Flüssigkeit aus der Purpurschnecke reagiert mit Licht. Wird sie dem Licht ausgesetzt, entsteht eine Farbe, wird sie nicht dem Licht ausgesetzt, entsteht eine andere. Diese chemische Reaktion ist nicht umkehrbar. So bleiben die Farben rot oder blau.
Das Blau hat einen violetten Einschlag, daher ist die Bezeichnung korrekt.
Diese Farbe soll daran erinnern, dass Gottes Wort vom Himmel kommt. Es ist kein Menschenwort, sondern hat volle Autorität.
Die weißen Fäden weisen darauf hin, dass man nach der Gerechtigkeit Gottes leben soll. Das ist die Bedeutung dieser beiden Farben.
Alle Israeliten sollten diese Quasten tragen.
Jesus kam in diese Welt und wurde geboren unter Gesetz, wie wir in Galater 4 lesen. So hat er auch diese Gebote umgesetzt.
Die Frau berührt diese Quaste. Sie spricht damit von seinem vollkommenen Gehorsam. Er ist der Einzige, der die Tora bis ins Letzte korrekt ausgeführt hat – nicht nach den überzogenen rabbinischen Meinungen, sondern genau so, wie sie gemeint ist, vollkommen.
Darum sagt Jesus in der Bergpredigt, Matthäus 5, Vers 17: „Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen.“
Dieser Ausdruck „zu erfüllen“ bedeutet, das Gesetz in seiner ganzen Fülle darzustellen. In seinem Leben sieht man zum ersten Mal jemanden, der wirklich die Tora eingehalten hat.
Alle anderen haben versagt. Das Gesetz bewies, dass sie schuldig sind und die Herrlichkeit Gottes nicht erreichen. Es gibt keinen Unterschied, alle haben gesündigt (Römer 3,23).
Jesus führte ein wunderbares Leben. Am Anfang seines Dienstes öffnete sich der Himmel (Matthäus 3), und eine Stimme sagte: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“
Am Ende seines Dienstes, auf dem Berg der Verklärung, hörte man wieder die Stimme vom Himmel: „Dies ist mein geliebter Sohn.“
Er führte das Gesetz so vollkommen aus. Darum konnte er für uns ans Kreuz gehen und Jesaja 53 erfüllen. Weil er vollkommen war, konnte er stellvertretend für Sünder leiden.
In diesem Zusammenhang realisiert die Frau, dass sie die Quaste berühren muss, den Ausdruck seiner Vollkommenheit, dass er derjenige ist, der retten kann. Sie wird geheilt.
Jesus sagt zu ihr in Vers 22: „Sei guten Mutes, Tochter, dein Glaube hat dich geheilt.“
Die Verbindung von Unreinheit und Tod im Gesetz
Und jetzt müssen wir noch Folgendes vor Augen führen: In dieser Geschichte ist die Geschichte mit dem Mädchen, das stirbt, eingewoben. Die Periode macht unrein, nicht wahr? Diese Frau litt unter dem Problem der Unreinheit, aber das Mädchen, das starb, wurde total unrein.
4. Mose 19 wäre jetzt das andere große Kapitel. Wir haben 3. Mose 15 ein bisschen studiert. 4. Mose 19 zeigt die Verunreinigung durch den Tod. Wer einen Toten berührt, ist sieben Tage unrein, nicht nur einen Tag, sondern sieben Tage unrein. Er muss mit der Asche der roten jungen Kuh in dem genau vorgeschriebenen Ritual gereinigt werden, das sich über sieben Tage erstreckt. Ein sehr kompliziertes Ritual.
Man denkt, die Verunreinigungsgebote in der Tora seien sehr kompliziert. Aber man muss überlegen, wie man komplizierte Dinge zusammenziehen und vereinfachen kann. Das ist das Ideal in der Physik, nicht wahr? Am liebsten hätte man eine Formel, die alles erklärt, aber die sucht man immer noch.
Wie kann man dieses ganze Thema der Verunreinigung im Gesetz zusammenfassen? Es hängt ganz wesentlich mit dem Anfang des Lebens und dem Ende des Lebens zusammen. Der Tod verunreinigt, aber wir haben gesehen: Ausflüsse aus den Geschlechtsorganen, der Quelle des Lebens, verunreinigen auch – bei der Periode, beim Samenerguss (3. Mose 15). Also hat das irgendwie mit dem Beginn des Lebens und dem Ende des Lebens zu tun.
Das wollte Gott eben als Vorbereitung auf das Evangelium zeigen. Die Tatsache, dass das Blut der Periode verunreinigt, muss man ganz klar vor dem Hintergrund sehen: Was war, wenn man sich mit dem Finger schnitt? Hat das verunreinigt? Nein. Es ging wirklich nur um das Blut aus der Quelle des Lebens. Das verunreinigt.
Das bedeutet Folgendes: Durch den Sündenfall ist der Mensch ein Sünder geworden. Adam hat dann einen Sohn gezeugt, wie es im 1. Mose 5 steht, in seinem Bild. Er war ursprünglich im Bild Gottes geschaffen worden, vollkommen. Dann wurde er ein Sünder und zeugt einen Sohn in seinem Bild als Sünder.
Römer 5,12 sagt, dass das Böse, die Sünde, durch den Sündenfall Adams in die Welt kam und so durch die ganze Menschheit von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Darum haben wir von Grund auf eine sündige Natur in uns. Die Bibel nennt das „Fleisch“ – also nicht der Körper, nicht das Fleisch an sich, sondern diese sündige Natur in unserem Körper. Diese wird auch „die Sünde“ genannt.
Diese ganze Belehrung mit den Verunreinigungen aus der Quelle des Lebens sollte zeigen: Wir sind von Grund auf verdorbene Menschen. Deshalb sündigen wir, weil wir eine sündige Natur haben.
Und was ist das Ende von dem Ganzen? Römer 6,23: Der Lohn der Sünde ist der Tod. Darum ist der Tod verunreinigt. Wenn man einen Toten berührt hat, war man unrein. Das gehörte gewissermaßen zum Alltagsleben. Dieser ständige Umgang mit dem Thema Unreinheit sollte eben das vorbereiten: Der Mensch ist von Natur aus unrein, ein Sünder, und der Lohn der Sünde ist der Tod.
Das sollte die Sehnsucht wecken: Wir brauchen einen Erlöser, der uns rein macht. Jesus ist gekommen, um das Problem unserer Unreinheit zu lösen, unsere Sünde, und auch den Lohn der Sünde auf sich zu nehmen, um uns davor zu bewahren.
Das wird hier so ineinander verwoben – die blutflüssige Frau und das Mädchen, das stirbt. In beiden Fällen kommen sie direkt in Verbindung mit dem Herrn Jesus. Die blutflüssige Frau berührt die Quasten seines Kleides, und er nimmt das Kind an der Hand (Vers 25: „Er griff ihre Hand“).
Was geschieht? Nicht er wird unrein, sondern das Mädchen wird lebendig und die Frau wird geheilt. So wird gerade das ebenso zusammengefügt.
Die Tatsache, dass es zwölf Jahre sind, ist ein Hinweis: Das ist Israels Problem. Unter dem System des Gesetzes und des rabbinischen Judentums gibt es keine Lösung.
In Lukas lesen wir sogar – und das ist interessant, denn er war Arzt – dass diese Frau ihren ganzen Lebensunterhalt den Ärzten vermacht hat. Also nicht als Testament, sondern sie hat bezahlt, bezahlt, bezahlt – und es war alles für nichts. Niemand konnte ihr helfen.
Natürlich kann auch niemand das Problem unserer Schuld lösen, auch der Psychologe nicht. Wir brauchen den Herrn Jesus, der das Problem der Schuld lösen kann. Und das wird hier so zusammengefasst.
Der Herr Jesus sagt, das Mädchen schläft. Sie verlachen ihn. Für ihn ist es so einfach, einen Toten aufzuwecken, wie für uns jemanden zu wecken. Für ihn ist das nur ein Schlafen. Für ihn ist der Tod wie ein Schlaf.
Natürlich ist das auch ein Wortspiel, denn im Neuen Testament, im Griechischen, ist der Ausdruck „entschlafen“ für „Sterben“ derselbe wie „schlafen“. Man kann es nicht unterscheiden wie im Deutschen. „Entschlafen“ ist klar, „schlafen“ ist auch klar, aber es ist derselbe Ausdruck.
Der Herr Jesus sagt, sie schläft, und für ihn ist der Tod nur wie ein Schlaf.
In der Parallelstelle heißt es, dass der Herr Jesus rief, und dann steht sie auf. Das ist dieser gebietende Zuruf. Der Herr Jesus kann rufen, und dann stehen die Toten auf.
Auch bei der Auferweckung von Lazarus ist es genauso. Jesus ruft mit lauter Stimme: „Lazarus, komm heraus!“ (Johannes 11). Am Ölberg gab es damals viele Gräber, ein beliebter Ort zum Begraben. Aber er ruft Lazarus, und nur einer kommt heraus. Der Herr hätte die Gewalt, alle mit einem Ruf herauszurufen, aber er ruft, und Lazarus kam heraus.
Auch hier hat er so gewirkt und dieses Mädchen aus dem Tod herausgeholt – eben auf das, was im alten System nicht beantwortet werden konnte.
Darum nochmals: Man macht nicht ein neues Tuch auf ein altes Kleid, man kann keinen neuen Wein in alte Schläuche tun. Das sind zwei verschiedene Dinge. Und jedes hatte seine Aufgabe.
Das System der Tora war gegeben, um Israel vorzubereiten: Ihr braucht einen Erlöser, der das Problem der Unreinheit ein für alle Mal löst.
Wohlverstanden, das war eine bildliche Unreinheit. Wenn man eine Periode hatte, war man unter dem Gesetz nicht von der Gemeinschaft mit Gott getrennt. Die Gemeinschaft mit dem Herrn war genauso da. Aber es war eine bildliche Unreinheit, um das Empfinden für die Verdorbenheit des Menschen von Natur aus einzupflanzen – als Vorbereitung auf das Evangelium.
Gottes Gedanken waren auch, damit das Eheleben unterstützt wird, eben dieses Gleichgewicht von Abstand und Nähe durch das ganze Jahr hindurch. Das sollte in Gottes Weisheit unterstützt werden.
Es ist fünf gewesen. Wir müssen leider zum Schluss kommen. Wir fahren nächstes Mal mit den zwei Blinden weiter.
