Meine sehr verehrten Damen und Herren,
es freut mich, heute Nachmittag wieder in Wemmingen zu sein, um mit Ihnen ein sehr interessantes Thema zu besprechen: den Ursprung der Sprachen. Im Folgenden geht es um Sprachwissenschaft kontra Evolution.
Die Vorlesung, die ich Ihnen hier vortrage, basiert auf meiner Forschungsarbeit für eine amerikanische Hochschule, das Whitfield Theological Seminary in Lakeland, Florida. Dabei habe ich mich auf die Fachgebiete Linguistik, Sprachwissenschaft, Philologie und Theologie konzentriert. Für diese Arbeit habe ich das Prädikat Summa cum laude erhalten.
Das gesamte Thema ist auch als Buch erhältlich. Es liegt auf dem Büchertisch aus und kann für zwölf Euro fünfundneunzig erworben werden.
Grundlegende Fakten zu Sprachen und Sprachstämmen
Bevor wir wirklich in das Thema einsteigen, möchte ich einige Fakten zum Thema Sprachen zusammentragen. Mit Fakten meine ich Tatsachen, die die allermeisten Menschen in der westlichen Kultur als richtig annehmen. Ob sie nun an Evolution glauben oder nicht, ist dabei weitgehend unabhängig. Das ist gewissermaßen der Konsens, die gemeinsame Ausgangslage.
Ein erstes Faktum ist folgendes: Weltweit gibt es über 6.000 verschiedene Sprachen. So viele hat man bis heute aufgelistet, ohne Dialekte. Die Dialekte würden die Zahl noch deutlich vermehren.
Ein weiteres Faktum ist die Feststellung, dass gewisse Sprachen untereinander eindeutige Verwandtschaftsmerkmale aufweisen. Diese Sprachen fasst man zu einem Sprachstamm zusammen. Weltweit gibt es unter diesen 6.000 Sprachen einige Dutzend Sprachstämme. Ich kann Ihnen keine genauere Zahl angeben, weil viele eingeborene Sprachen bis heute noch zu wenig erforscht sind. Viele sind erforscht, aber eben nicht alle. Darum ist auch die Frage der Einteilung noch nicht für alle Sprachen geklärt. Aber das ist ungefähr die Größenordnung, die Sie heute haben können: einige Dutzend Sprachstämme.
Beispiele für Sprachstämme sind indoeuropäisch. Wie der Name sagt, gehören die meisten Sprachen Europas dazu. Darüber hinaus gehören auch Sprachen aus dem asiatischen Raum bis nach Indien dazu, die ganz deutlich Verwandtschaftsmerkmale untereinander aufweisen.
Dann gibt es die hamitosemitischen Sprachen, wieder ein Sprachstamm. Dazu gehören Hebräisch, Arabisch, Babylonisch, Altägyptisch und so weiter. Ein weiterer Sprachstamm ist sinotibetisch. Dazu gehören zum Beispiel alle chinesischen Dialekte. Weiter gibt es den Sprachstamm uralisch-altaisch, Niger-Kordofanisch, paläoasiatisch oder den Sprachstamm der Indianersprachen.
Innerhalb eines Sprachstammes werden besonders eng verwandte Sprachen zu Sprachfamilien zusammengefasst, zum Beispiel die romanischen Sprachen. Dazu gehören Italienisch, Spanisch, Portugiesisch und so weiter. Diese Sprachen sind untereinander sehr eng verwandt. Französisch ist zum Beispiel enger verwandt mit Italienisch als mit Deutsch, obwohl Deutsch, Französisch und Italienisch alle zum Sprachstamm der indoeuropäischen Sprachen gehören.
Dann gibt es die Familie der germanischen Sprachen. Dazu gehören Deutsch, Holländisch, Englisch und so weiter. Diese sind besonders eng untereinander verwandt. Weiter gibt es die slawischen Sprachen, eine weitere Familie, wie Russisch, Kroatisch, Polnisch und so weiter. Aber all diese Sprachen gehören zum Sprachstamm der indoeuropäischen Sprachen.
Die Ähnlichkeit der romanischen Sprachen erklärt sich nachweislich, also durch Dokumente belegt, durch Abstammung vom Latein. Das Latein hat sich im Laufe der Zeit lokal verändert. So sind Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Romanisch, Rumänisch, Katalanisch, Provinzialisch, Sardisch und andere entstanden. Diese Sprachen gehen ganz klar auf das Latein zurück.
Sprachen verschiedener Sprachstämme können unmöglich auf eine gemeinsame Ursprache zurückgeführt werden. Die Beziehung zum Beispiel zwischen Hebräisch und Deutsch ist so deutlich nicht existent, dass man diese beiden Sprachen nicht auf eine gemeinsame Ursprache zurückführen kann.
Die über 6.000 Sprachen können aber vernünftigerweise auf einige Dutzend Ursprachen zurückgeführt werden. Das ist vernünftigerweise möglich.
Einzigartigkeit und Komplexität der menschlichen Sprache
Die menschlichen Sprachen sind fantastische, genial und komplex konzipierte Zeichen- oder Codesysteme, um Gedanken und Ideen auszudrücken. Im Tierreich gibt es keine Kommunikationssysteme, die mit menschlichen Sprachen vergleichbar sind. Deshalb kann man sagen, dass die menschlichen Lautsprachen typisch menschlich sind.
Natürlich existieren unter Tieren Kommunikationssysteme, zum Beispiel der Bienentanz. Dieses System ist zwar ein Kommunikationsmittel, hat aber überhaupt nichts mit der Art der menschlichen Lautsprachkommunikation zu tun. Auch die Wahlgesänge sind etwas ganz Wunderbares – nicht nur für Musiker. Doch auch diese Form der Kommunikation unterscheidet sich grundlegend von der menschlichen Lautsprache. Sie ist von völlig anderer Art.
Diese tierischen Kommunikationssysteme sind zudem deutlich eingeschränkt. Eine Biene kann einer anderen Biene mitteilen, dass sie eine Futterquelle gefunden hat. Sie kann auch sagen, wie weit diese entfernt ist und in welcher Himmelsrichtung genau. Aber sie kann unmöglich erzählen: „Weißt du was? Unterwegs ist mir da noch eine andere Biene begegnet, und die war so depressiv, hat mir aber ihr ganzes Leben und ihr ganzes Herz ausgeschüttet.“ Das ist nicht möglich.
Das schmälert jedoch nicht die Tatsache, dass das Bienenkommunikationssystem etwas ganz Wunderbares ist. Bei Tieren fehlen allgemein die nötigen neurobiologischen Voraussetzungen im Gehirn für die Erzeugung und das Verständnis von Lautsprache. Die wichtigsten Zentren im Gehirn, die mit der menschlichen Sprachfähigkeit verbunden sind, sind das Broca-Zentrum und das Wernicke-Zentrum.
Das Broca-Zentrum ist das Zentrum der Sprachproduktion. Es befindet sich meistens auf der linken Seite des Gehirns an einer bestimmten Stelle. Auf derselben Seite liegt das Wernicke-Zentrum. Dieses ist dafür zuständig, Sprache zu entschlüsseln und zu verstehen.
Es kann passieren, dass man durch einen Autounfall Gehirnverletzungen erleidet. Wenn genau das Broca-Zentrum betroffen ist, führt das dazu, dass man nicht mehr sprechen kann. Das bedeutet jedoch nicht, dass man die Menschen, die mit einem sprechen, nicht mehr verstehen könnte. Bleibt das Wernicke-Zentrum intakt, kann man Sprache weiterhin verstehen, aber nicht mehr produzieren.
Beide Zentren fehlen bei Tieren. Lautäußerungen bei Säugetieren – dazu gehören auch die Menschenaffen – werden durch das sogenannte limbische System gesteuert. Dabei handelt es sich um ein Gefühlszentrum tief im Gehirn, das auch der Mensch besitzt. Es ist jedoch sehr wichtig zu verstehen, dass die Lautäußerungen bei Tieren auf einer ganz anderen Gehirnebene funktionieren als die menschliche Lautsprachenkommunikation.
Wenn ein Hund beispielsweise Befehle hört, geschieht dies nicht über ein Wernicke-Zentrum, sondern auf einer völlig anderen Ebene. Zusammenfassend lässt sich sagen: Diese beiden Zentren – Broca und Wernicke – sind typisch menschlich. Die menschliche Sprache unterscheidet sich grundsätzlich von allen tierischen Kommunikationssystemen.
Die besondere Rolle der Sprache für den Menschen
Wenn man sich fragt, was der Unterschied zwischen Mensch und Tier ist, spielt die Sprache, insbesondere das Lautsprachevermögen des Menschen, eine ganz wichtige Rolle. Die menschliche Sprache bietet grenzenlose Ausdrucksmöglichkeiten. Selbst wenn Wörter fehlen, kann der Mensch neue Wörter kreieren, um Begriffe oder Konzepte, die im Prinzip neu sind, dennoch formulieren zu können.
Insofern sind die menschlichen Lautsprachen auch offene Systeme, die erweitert werden können. Alle normalen Kinder können jede beliebige Sprache der Welt perfekt und akzentfrei erlernen, egal ob es sich dabei um Mandarin, Chinesisch, Swahili, eine afrikanische Sprache, Schweizerdeutsch oder Bintu, eine Indianersprache aus Kalifornien, handelt. Das spielt keine Rolle. Wir haben das sechsmal ausprobiert, und es funktioniert. Jedes unserer Kinder konnte perfekt Schweizerdeutsch lernen, ohne Akzent. Aber das hätte auch mit einer anderen Sprache geklappt.
Unser kleiner Haniel, den Sie hier sehen, kam vor ein paar Jahren zur Welt. Am zweiten Tag nach der Geburt wurde bei ihm eine schwere Hirnhautentzündung festgestellt. Wir waren sehr besorgt, ob er für immer behindert sein würde oder vielleicht nie sprechen kann. Auch fürchteten wir, dass er bald sterben könnte. Doch er wurde uns ein zweites Mal geschenkt. Alle weiteren Abklärungen waren günstig und positiv. In den folgenden Jahren hat er Sprache wunderbar gelernt.
Als ich gerade an dieser Sprachforschungsarbeit arbeitete, begann Daniel mit seinen ersten Sprachversuchen. Das hat mich natürlich doppelt gefreut, denn es zeigte, dass es funktioniert – und zwar einwandfrei. Das Kleinkind besitzt offensichtlich eine Art Dietrich, mit dessen Hilfe es das Schloss jeder Sprache der Welt öffnen kann. Haniel hat also einen Dietrich in seinem Gehirn. Hätte man ihn in Peking aufwachsen lassen, hätte er ohne Probleme das dortige Chinesisch perfekt gelernt. Wäre er bei den Vintus in Kalifornien aufgewachsen, hätte er Vintu perfekt beherrscht. Und jetzt hat er es mit Schweizerdeutsch geschafft.
Mit der beginnenden Pubertät, etwa mit zehn Jahren, erstarrt dieser Dietrich. Das ist das sogenannte Leidensproblem: Sobald wir nach dem zehnten Lebensjahr eine Fremdsprache lernen wollen, schaffen wir es meistens nicht mehr, den Akzent vollständig loszuwerden. Es gibt Ausnahmen, aber normalerweise ist das nicht mehr möglich. Zudem kann man eine Sprache dann nicht mehr allein durch Hören perfekt lernen. Man braucht Bücher und theoretische Beschreibungen der Sprache.
Für Kinder bis etwa zehn Jahre ist das kein Problem. Jedes Sprachsystem wird geknackt, so verschieden die Systeme auch sind. Hebräisch ist zum Beispiel etwas ganz anderes als Deutsch. Kinder, die bis zum zehnten Lebensjahr keine Sprache erlernt haben, können später keine Sprache mehr erlernen. Das wissen wir aus traurigen Geschichten von sprachlosen Wolfskindern.
Ein Beispiel ist der berühmte Victor d'Aveyron, der 1797 in den Wäldern Südfrankreichs als nackter Junge entdeckt wurde. Es gibt sogar einen Film über ihn. Ein Arzt nahm ihn liebevoll auf, versuchte, ihm Sitten beizubringen und natürlich auch Französisch. Es gelang jedoch nicht. Der Junge konnte nie Französisch lernen. Der Dietrich war erstarrt.
Man muss also bis zum zehnten Lebensjahr eine erste Sprache, eine Muttersprache, erlernt haben, um später mit theoretischer Hilfe auch andere Sprachen lernen zu können. Wenn das nicht geschieht, ist das Erlernen einer Sprache später nicht mehr möglich. Das ist nur ein Beispiel von vielen.
Wolfskinder entwickeln niemals eine eigene Lautsprache. Der Mensch braucht offensichtlich einen Input, ein Sprachsystem, das von außen an ihn herangetragen wird. Das muss vor dem zehnten Lebensjahr geschehen, dann kann er eindringen. Ohne ein bestehendes Sprachsystem bleibt der Mensch sprachlos.
Professor Wilder-Smith erzählte vor Jahren das Beispiel eines Indianerjungen, der überlebte, als Weiße das Dorf seines Stammes überfielen und verwüsteten. Als kleines Kind floh er in den Wald und überlebte dort. Später empfand er eine so tiefe Sehnsucht nach Gemeinschaft mit Menschen, dass er schließlich die Angst vor den Weißen überwinden konnte. Diese Sehnsucht trieb ihn dazu, zu den Weißen zu gehen. Nach Jahren war die Situation völlig anders. Man nahm ihn freundlich auf und setzte ihn als Arbeiter in einem Indianermuseum ein. Dort sollte er den Leuten zeigen, wie die Indianer im Wald leben.
Der Mann konnte jedoch nie Englisch lernen. Er lernte einzelne Wörter, aber keine Sätze und konnte keine Sätze bilden. So starb er, und niemand wusste jemals, wie er über die tiefen Dinge des Lebens dachte – was der Sinn des Lebens ist, ob es Gott gibt und Ähnliches.
Struktur der gesprochenen Sprache als komplexes Codesystem
Gesprochene Sprachen sind Codesysteme auf vier Ebenen. Heute Nachmittag spreche ich ausschließlich über gesprochene Sprache. Das Thema Schrift lasse ich bewusst außen vor, denn das ist noch einmal ein eigenes Thema.
Gesprochene Sprachen sind also sehr komplizierte Codesysteme, die auf vier Ebenen aufgebaut sind. Erstens gibt es die Ebene der Laute. Sprachwissenschaftler sprechen hier von Phonen und Phonemen. Zweitens folgt die Ebene der kleinsten Sinneinheiten, die Morpheme genannt werden. Ich werde alles noch erklären, keine Sorge. Drittens gibt es die Ebene des Satzbaus, die Syntax, und viertens die Ebene der Bedeutung, die Semantik. Eine fünfte Ebene gäbe es, wenn man die Schrift mit einbeziehen würde, aber das behandeln wir heute bewusst nicht.
Nun erkläre ich diese Ebenen im Einzelnen.
Erstens die Ebene der Laute, der Fone und Phoneme. Ich gebe ein paar Beispiele für Phoneme im Deutschen: a, d, k, l. Phoneme haben keine Bedeutung in sich, aber sie sind Bausteine der Sprache. Sie sind bedeutungsunterscheidend. Dank der Phoneme „l“ und „h“ können wir zum Beispiel zwischen „Haus“ und „Laus“ unterscheiden. Verstehen Sie?
Um Phoneme zu veranschaulichen, habe ich mir eine Idee überlegt: Schauen wir uns die chinesische Mauer an. Oben auf der Mauer gibt es kleine Türmchen, und die Mauer ist aus Steinen aufgebaut. Die Phoneme entsprechen den Bausteinen der chinesischen Mauer; sie sind die Grundbausteine der Sprache.
Jetzt kommen wir zur zweiten Ebene, der Ebene der kleinsten Sinneinheiten, den Morphemen. Morpheme sind Wortteile oder sogar ganze Wörter, die Bedeutung tragen, also bedeutungstragend sind.
Schauen wir uns ein Beispiel aus dem Schweizerdeutschen an: Die Phoneme „g“ und „a“ haben für sich keine Bedeutung, sie sind nur bedeutungsunterscheidend. Zusammengesetzt ergeben sie das Wort „gar“, das im Schweizerdeutschen so viel wie „gehen“ bedeutet. Hier haben wir also bereits eine kleinste Sinneinheit.
Der Laut „e“ im Wort „Fische“ besteht aus mehr als einem Phonem, es ist bereits ein Morphem. Warum? Weil das „e“ eine Bedeutung trägt. Es zeigt die Mehrzahl von „Fisch“ an. Sobald wir „Fische“ hören, wissen wir, dass es sich um zwei oder mehr Fische handelt.
Sie merken, dass das „e“ hier ein gebundenes Morphem ist. Es kann nicht isoliert stehen, und wir würden es auch nicht verstehen. Fragen Sie mal jemanden, der wirklich Deutsch kann, nicht mit Akzent wie ich, was „e“ bedeutet. Die Antwort ist: „Ich weiß nicht.“ Es ist ganz einfach die Mehrzahl. Ach so, „eh“ könnte ja auch bedeuten, „ich habe Sie ja eh gesagt“, oder? Nein, das versteht man nicht. Erst in Kombination ergibt es Sinn. Es ist also ein gebundenes Morphem, das für sich allein nicht stehen kann. Es ist kleiner als ein Wort, ein Wortteil.
Wenn wir wieder die chinesische Mauer betrachten, bilden mehrere Steine zusammen die kleinen Türmchen auf der Mauer. Mehrere Steine ergeben also ein Türmchen, das man als kleinste Sinneinheit sehen kann. Es ist mehr als nur ein einzelner Stein.
Nun kommen wir zur dritten Ebene, der Ebene des Satzbaus, der Syntax. Hier geht es um bestimmte Regeln, wie Wörter zusammengesetzt werden dürfen. Es reicht nicht, nur bedeutungstragende Elemente zu haben. Diese müssen auch richtig miteinander verbunden werden. Alle Sprachen haben ganz bestimmte Regeln, wie man Wörter zusammensetzen darf und wie nicht.
Ein Beispiel: „Ich gehe gerne in den Wald hinein.“ Das ist korrektes Deutsch nach den Syntaxregeln. Man könnte aber auch sagen: „In den Wald gehe ich gerne hinein.“ Das ist ebenfalls korrekt und hat eine kleine Bedeutungsnuance, einen anderen Akzent.
Auch „Gerne gehe ich in den Wald hinein.“ ist korrekt, wieder mit einer kleinen Bedeutungsnuance durch die Wortstellung.
„Hinein in den Wald gehe ich gerne.“ Funktioniert auch.
„In den Wald hinein gehe ich gerne.“ Ist ebenfalls richtig.
Aber „Wald den gerne in hinein ich“ geht nicht. Das widerspricht den Syntaxregeln des deutschen Sprachsystems.
Können wir das wieder mit der chinesischen Mauer vergleichen? Mehrere Türmchen auf der Mauer bilden zusammen eine Zinne der chinesischen Mauer. Hier sind Sinneinheiten zusammengesetzt zu einer noch größeren Sinneinheit, der Zinne.
Wir kommen zur vierten Ebene. Sie merken, Linguistik ist ganz einfach.
Die vierte Ebene ist die Ebene der Bedeutung, der Semantik. Wenn ich spreche, sind das im Prinzip alles nur Worthülsen, die Ihnen über die Luft entgegenfliegen. Aber hinter diesen Worthülsen, mit denen ich Sie jetzt schon eine Weile bombardiere, verbergen sich tatsächlich Gedanken.
Zum Beispiel das Wort „Wald“, zusammengesetzt aus mehreren Phonemen. Es ist ein Morphem, also ein bedeutungstragendes Element. Hinter dieser Worthülse steckt das Gedankenkonzept „Ansammlung von Bäumen“. Das drückt man eben im Deutschen mit „Wald“ aus.
Gegenüberstellung von Evolutionslehre und biblischem Sprachursprung
Ja, nach diesen Fakten über die Sprachen folgt nun die Auseinandersetzung. Wir werden jetzt eine harte Auseinandersetzung führen – liebevoll, ja, aber hart. Das ist möglich.
Wir stellen uns nämlich jetzt die Fragen, nachdem wir einfach mal zusammen gesprochen haben, was uns alle verbindet und wovon wir alle oder die allermeisten überzeugt sind. Jetzt fragen wir uns: Woher kommen die über 6 Milliarden Menschen in der sprichwörtlichen Welt?
Nun, in unserer westlichen Welt gibt es nicht nur eine Meinung. Darum frage ich: Was sagt die Evolutionslehre dazu? Und das ist dann die Antwort, die die meisten Menschen in unserem Kulturkreis heute glauben.
Aber das war nicht immer so hier im Abendland. Lange Zeit hatte die Mehrheit einen Konsens über diese Fragen – durch die Antwort der Bibel.
Darum fragen wir uns: Was sagt die Bibel zu diesem Thema? Und dann kommt natürlich die nächste Frage: Wer hat Recht – Evolution oder Bibel?
Die Sicht der Evolutionslehre auf die Sprachentstehung
Nun schauen wir uns einfach einmal an, was die Evolutionslehre zu diesem Thema sagt. Sie sehen hier Charles Darwin. Er ist der Vater der modernen Evolutionslehre.
1859 veröffentlichte er sein Buch „Die Entstehung der Arten“ (On the Origin of Species). 1871 wurde er deutlicher, indem er nun auch den Menschen in seine Evolutionslehre einbezog. In diesem Jahr erschien sein Buch „Die Abstammung des Menschen“.
Darwin drückte darin ganz klar seinen Glauben aus, dass der Mensch aus dem Tierreich heraus entwickelt worden sei. Er glaubte an eine Evolution der Sprache durch Lautnachahmung. In „Die Abstammung des Menschen“ geht er auch auf die Entstehung der Sprache ein und behauptet, dass die frühen Menschenwesen begonnen hätten, Laute der Tiere nachzuahmen.
So hätten sie beispielsweise hundeähnliche Laute wie „Wauwau“ oder den Ruf eines Hahns, „Kikeriki“, kopiert. Durch diese Nachahmung hätte sich die menschliche Sprache entwickelt.
Seit Darwin ist allerdings schon einige Zeit vergangen, und die Evolutionslehre hat ebenfalls eine Entwicklung durchgemacht. Heute sieht man diese Frage im Allgemeinen anders. Allerdings gibt es eine unglaubliche Vielfalt von Meinungen und Ansichten.
Man kann heute keine Dogmatik zur Evolution der Sprache aufstellen. Gerade an dieser Frage gelingt es der westlichen Welt nicht, zu einem Konsens zu kommen. Dennoch lässt sich sagen, was der Mainstream, also die große Mehrheit der Evolutionisten, heute glaubt und sagt.
Ich stelle Ihnen kurz vor, was der moderne Evolutionist Jared Diamond dazu meint. Er steht für viele, für eine breite Masse von Evolutionisten.
Diamond sagt, dass sich die Sprachzentren im Gehirn – Broca und Wernicke – im Verlauf der sogenannten Menschwerdung vom Tier zum Menschen gebildet haben. Dieser Prozess soll sich von vor eineinhalb Millionen Jahren bis vor 250 Jahren erstreckt haben.
In diesem Zeitraum sollen diese Sprachzentren entstanden sein, die bei Tieren fehlen. Die eigentliche Lautsprache habe sich aber erst zwischen 250 und 35 Jahren vor heute entwickelt. Nach modernen evolutionistischen Ansichten ist die Lautsprache des Menschen also eine sehr junge Erscheinung.
Vor vier Millionen Jahren sollen Australopithecinen nur kulturelle Laute ausgestoßen haben – ähnlich wie Schimpansen heute. Australopithecus ist noch klar ein Affe. „Pithecus“ bedeutet nämlich auf Deutsch „Affe“. „Australo“ heißt „Süd“, also ist der Australopithecus der „Südaffe“.
Diese Wesen sollen nur kulturelle Laute von tief im Rachen gebildet haben, wie zum Beispiel im Arabischen die Laute Ayin oder Rayin. Übrigens: Wenn man Arabisch lernt, kann man in der Grammatik nachlesen, dass den Laut Ayin durch Anspannung bestimmter Muskeln gebildet wird, die westliche Menschen normalerweise nur beim Erbrechen brauchen.
Vor ungefähr eineinhalb Millionen Jahren habe der Homo erectus – „Homo“ heißt Mensch, „erectus“ bedeutet aufrechtgehend – einzelne Wörter gebraucht. Hier geht es also nicht mehr um einen Affen, sondern um einen wirklichen Menschen.
Man zieht eine Analogie zur Sprachentwicklung bei Kindern: Ein Kind hat zuerst nur einzelne Laute auf dem Wickeltisch von sich gegeben. Mit der Zeit kamen dann einzelne echte Wörter hinzu.
Übrigens gibt es in allen Sprachen der Welt zusammen einige hundert verschiedene Phoneme, also Laute. Kleinkinder auf dem Wickeltisch brauchen Laute, die in allen möglichen Sprachsystemen vorkommen.
Wenn sie diese Laute hören – besonders von der Mutter – beginnen sie, diese nachzuahmen. Dabei verlieren sie die Laute, die in anderen Sprachen vorkommen, und das Lautsystem grenzt sich immer mehr auf die Muttersprache ein.
Vor eineinhalb Millionen Jahren soll der Homo erectus dann in der Lage gewesen sein, zwei-Wort-Sätze zu bilden. Auch hier wird eine Analogie zur menschlichen Sprachentwicklung gezogen: Nach einiger Zeit verbinden Kinder zwei Wörter miteinander.
Dann folgt nicht etwa eine Drei-Wort-Phase, sondern der Sprung zur vollen Syntax, also zur Satzbildung. Es gibt keine Drei-Wort-Phase.
Wenn man den Vergleich zum Kleinkind macht, muss man immer bedenken, dass das Kind diese Entwicklung durchläuft, weil es ein Sprachsystem von außen wahrnimmt und übernimmt.
In einer Evolution muss man aber davon ausgehen, dass ein Australopithecus oder Homo erectus kein Sprachsystem von außen gehabt hätte. Das ist ein ganz wesentlicher Unterschied, den man bei einer solchen Analogie berücksichtigen muss.
Wir gehen weiter in der Darstellung von Diamond: Der prähistorische Homo sapiens – das ist nicht nur der aufrechtgehende Mensch, sondern bereits der „weise Mensch“ – habe es schließlich geschafft, längere Wortketten ohne viel Grammatik zu bilden, also Sätze ohne Syntax.
Zum Beispiel Sätze wie „Ich Wald hinein gerne“. Die komplexe Sprache sei aber erst seit dem allgemeinen kulturellen Aufschwung in Europa vor etwa 40.000 Jahren entstanden. Dieser Zeitraum wird als sogenannte „kreative Explosion“ bezeichnet.
Sie werden nun vielleicht erstaunt feststellen, dass die eigentliche Lautsprache, wie wir sie kennen, nach evolutionistischer Ansicht ein extrem junges Phänomen ist.
Doch das Ganze wird noch überraschender: Die Entstehung der Ursprachen der großen Sprachstämme, wie zum Beispiel Indoeuropäisch oder Hamito-Semitisch, wird in die Zeit zwischen 2300 und 400 vor Christus angesetzt.
Der Ursprung des indogermanischen oder indoeuropäischen Sprachstamms wird heute auf etwa 7000 bis 8000 vor Christus geschätzt. Erstaunlich, nicht wahr?
Die biblische Sicht auf den Ursprung der Sprache
Ja, jetzt haben wir gehört, wir hören jede Seite an: Was sagt die Illusion, was sagt die Bibel?
Laut dem Bericht des ersten Buches der Bibel, der Genesis, 1. Mose, erschuf Gott den ersten Menschen, Adam, mit einer von Anfang an voll funktionierenden Kommunikationsfähigkeit. Wir sehen in der Bibel, dass es von Anfang an ein Sprachverständnis gab, das durch das Wernicke-Zentrum möglich ist.
In Genesis 2,16-17 wird berichtet, wie Gott mit Adam gleich nach seiner Erschaffung einen Bund schloss. Der Herr Gott gebot dem Menschen und sprach: „Von jedem Baum des Gartens darfst du nach Belieben essen, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tag, an dem du davon isst, wirst du gewisslich sterben.“
Nach der Bibel hat Adam das am Tag der Erschaffung bereits verstanden – Sprachverständnis von Anfang an als Schöpfergabe. Die Bibel spricht auch über eine Sprechfähigkeit von Anfang an. Das Broca-Zentrum hat laut Bibel ebenfalls von Anfang an funktioniert.
Gemäß Genesis 2,23 war Adam von seiner Entstehung an auch fähig, sich durch eine artikulierte Sprache aktiv auszudrücken. Nach der Erschaffung Evas durch eine Art Cloning aus einer Rippe – ja, das ist Cloning – artikulierte sich Adam in einem romantischen Sprachakt. Da sagte der Mensch: „Diese endlich ist Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch; diese soll Mannin heißen, denn von dem Mann ist sie genommen.“
Übrigens, zum Cloning ist zu sagen: Eva wurde nach der Bibel aus der Rippe Adams geschaffen. Die Rippe ist übrigens der einzige Knochen in unserem Skelett, der, wenn man ihn richtig schneidet, wieder nachwachsen kann. Also müssen Sie sich keine Sorgen machen um eine Rippe zu wenig. Und schon gar nicht – es gibt tatsächlich Leute, die erzählen den Unsinn, Männer hätten eine Rippe weniger als Frauen. Das stimmt schlicht nicht.
Das ist etwa so wie die frühe illusionistische Ansicht, dass, wenn jemand im Lauf des Lebens einen Schaden erleidet, dieser Schaden auch von den Nachkommen geerbt wird. Aber wir wissen ja, dass, wenn man in der Schweiz beim Skifahren das Bein bricht, nicht die Kinder mit gebrochenen Beinen auf die Welt kommen. Das ist wirklich Unsinn und hat mit der Bibel nichts zu tun.
Übrigens noch zum Cloning: Die Frau ist doch XX im Erbgut und der Mann XY. Wie klont man eine Frau? Ganz einfach, zum Nachdenken meine ich: Man muss das Y abstreichen, das X verdoppeln und dann hat man eine Frau. Ganz entsprechend, denn Gott sagte: „Ich will ihm eine Hilfe schaffen, ihm entsprechend, das perfekte Gegenüber.“ Aber das ist ja nicht unser Thema – Cloning.
Weiter spricht die Bibel über die Fähigkeit des ersten Menschen zur Neubildung von Wörtern. Aus Genesis 2,19-20 geht hervor, dass Adam vom Tag seiner Erschaffung an in der Lage war, neue Wörter zu erfinden und somit sein Vokabular durch sogenannte Neologismen zu erweitern und zu bereichern.
Der Herrgott hatte aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels gebildet. So brachte er sie nun zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde. Und wie irgend ein Mensch ein lebendes Wesen nennen würde, so sollte sein Name sein. Und der Mensch gab Namen allem Vieh und den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes.
Adam hat neue Wörter kreiert. Er hat die Tiere studiert, wie sie waren, und musste Wörter bilden, die diesen Tieren entsprachen. Ein Biologe wie Adam muss erst noch geboren werden.
Nun, wie kreiert man neue Wörter? Das machen wir heute laufend. Wir haben ständig neue Konzepte und Dinge, die entwickelt werden, und alle brauchen einen Namen. Aber interessanterweise stellt man die Namen nicht einfach so aus dem Nichts her.
Da hat mal jemand einen modernen Rechner erfunden. Man hat nicht gesagt: „Ja gut, dann nennen wir das mal Jalabam.“ Nein, man hat das Wort „Computer“ gewählt. Es stammt vom lateinischen Wort „computare“, was rechnen heißt. Der Computer ist also ein Rechner. Die Wortwurzel wurde aus einer anderen Sprache übernommen.
Oder denken Sie an die Brüder Wright in Amerika und die Entstehung der Flugzeuge. Dafür brauchte es plötzlich ein neues Wort, ein neues Konzept: das Flugzeug. Man realisierte, das ist so ein Ding, das fliegt. Nein, es ist eben ein Flugzeug.
Denken Sie über all diese Wörter des modernen Lebens nach. Sie merken, das sind keine Fantasiewörter, sondern sie werden aus dem bestehenden Sprachsystem gebildet und nach den Regeln geformt, die bereits im Sprachsystem vorhanden sind.
Wenn man einem Urmenschen mit einem schweren Stein aus der Höhle auf den Fuß fällt, soll er dazu etwas sagen – noch zu A oder I dazu –, dann verlangt man von ihm mehr, als man von uns modernen Menschen erwartet. Wir müssen wirklich etwas ganz aus der Phantasie entwickeln, das wir einfach aus dem bestehenden sprachlichen System heraus bilden. Und das tun wir dauernd!
Die Sprache ist also insofern, was das Vokabular betrifft, ein offenes System, das beliebig erweitert werden kann. Man kann aber auch viele Wörter verlieren. Ich merke das bei jüngeren Leuten: Sie wissen manche Wörter, die für uns klar waren, nicht mehr. Aber dafür kennen sie andere. Die meisten wissen, was ein Computer oder ein Laptop ist.
Genesis 2,23 zufolge konnte Adam bereits am Tag, an dem er ins Dasein kam, mit seiner Sprache sogar poetisch umgehen. Er war beim ersten Anblick seiner Frau dermaßen überwältigt, dass er sich in romantischen Gefühlen wallend gar dichterisch ausdrückte.
Im hebräischen Grundtext heißt es: „Wei Yomer Adam“ – „Und Adam sprach: Diese endlich ist Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch.“ Das ist Poesie im Hebräischen.
Was ist eigentlich Poesie? Poesie ist der kreative Umgang mit der dritten Ebene des Sprachsystems, mit der Syntax.
Luther hat ein wunderbares Lied gedichtet, das ich sehr liebe und gern singe: „Ein feste Burg ist unser Gott.“ Wir würden sagen: „Gott ist für uns eine feste Burg.“ Aber das ist keine Poesie und hat auch keinen musikalischen Sprachrhythmus.
„Ein feste Burg ist unser Gott“ – das ist Poesie. Man geht kreativ mit dem Satzbau, mit der Syntax um und berücksichtigt den Lautklang der Wörter sowie den Rhythmus.
Der Mensch ist aber nicht kreativ auf der zweiten Ebene. Es ist nicht so, dass jemand sich sagt: „Jetzt wollen wir eine neue Zeitform einführen.“ Im Deutschen sagen wir für die Vergangenheit „sagte“. Aber jetzt möchte ich eine neue Form, um auszudrücken, dass es sich um eine punktuelle Handlung in der Vergangenheit handelt, und sage zum Beispiel „sagte“. Jetzt habe ich eine neue Zeitform der Vergangenheit erfunden, die punktuelle Handlungen ausdrückt.
Macht niemand. In diesem Bereich sind wir nicht kreativ. Wir finden nicht plötzlich einen neuen Fall für die Nomen, es reicht uns, dass wir vier haben. Da ist der Mensch nicht kreativ.
Aber in der Syntax ist er es sehr wohl, und nach der Bibel war der Mensch das von Anfang an. Genesis 2 zufolge gab Gott dem Menschen anfänglich eine Sprache.
Übrigens, für diejenigen, die wissen, was Zungenreden im Neuen Testament ist: Das Phänomen des Zungenredens kommt hier zum ersten Mal in der Bibel vor. Zungenreden ist das Erhalten eines Sprachsystems von Gott, sodass man in der Lage ist, eine Sprache zu sprechen, die man nie gelernt hat. Das hat also nichts mit Lallen zu tun, das ist wirklich Sprachbeherrschung.
Da haben wir ein erstes Beispiel. Das Broca- und das Wernicke-Zentrum sind göttlich programmiert.
Der Bericht, wie Gott der Menschheit weitere Sprachen vermittelte, findet sich in Genesis 11,1-9 nach der Sintflut. Die ganze Erde hatte die gleiche Sprache und die gleichen Wörter, das gleiche Sprachsystem und das gleiche Vokabular.
Als sie nach Osten zogen, fanden sie eine Ebene im Land Sinear, das ist der Südirak, und wohnten dort. Da sprachen sie untereinander: „Lasst uns Ziegel streichen und hart brennen.“ Der Ziegel diente ihnen als Stein, und der Asphalt diente ihnen als Mörtel.
Übrigens hat die Archäologie gezeigt, dass man genau so im Irak früher gebaut hat. Das Erdöl spielte damals schon eine wichtige Rolle – allerdings für einen anderen Zweck.
Vers 4: Sie sprachen: „Bauen wir uns eine Stadt und einen Turm, dessen Spitze bis zum Himmel reicht, und machen wir uns einen Namen, damit wir nicht zerstreut werden über die ganze Erde.“
Da fuhr der Herr herab, um die Stadt und den Turm zu besichtigen, den die Menschensöhne bauten.
Bei diesem Turm handelt es sich um eine sogenannte Zikkurat. Das sind diese typischen Stufentürme aus dem Zweistromland, von denen man zahlreiche gefunden hat. Es waren Tempel, also künstliche Tempelberge. Im Südirak ist es sehr flach. Die Zikkurat bildet einen künstlichen Tempelberg mit mehreren Vorhöfen und oben einem Haus, das ein Tempelhaus war.
Im Zweistromland wollte man die Götter – die Götter der Sternbilder und so weiter – so einladen, dass sie zu den Menschen herabkommen und Kontakt aufnehmen.
Zum Phänomen des Turmes: Sie sprachen: „Bauen wir uns eine Stadt und einen Turm, dessen Spitze bis zum Himmel reicht, um die Götter zu holen, und machen wir uns einen Namen, damit wir nicht zerstreut werden über die ganze Erde.“
Da fuhr der Herr herab, um die Stadt und den Turm zu besichtigen, die die Menschensöhne bauten.
Darauf sprach der Herr: „Siehe, sie sind ein Volk und haben alle eine Sprache, und dies haben sie angefangen zu tun. Nun wird ihnen nichts verwehrt werden, was sie zu tun ersinnen.“
Die Menschheit wollte sich also nicht zerstreuen lassen. Gott hatte Noah gesagt, der Mensch solle die Erde füllen, aber sie wollten nicht auseinandergehen. Sie wollten zusammenbleiben, denn zusammen ist man stärker. So kann der Mensch im Hochmut sich auch besser entwickeln.
Ein Volk, eine Sprache – ideal für eine weltweite Entwicklung der Menschheit. Aber eben auch sehr gefährlich.
Vers 7: „Auf, lasst uns herabfahren und dort ihre Sprache verwirren, damit sie eine die andere nicht verstehen.“
Da zerstreute sie der Herr von dort aus über die ganze Erde. So hörten sie auf, die Stadt zu bauen.
Darum gab man ihr den Namen Babel, weil der Herr dort die Sprache der ganzen Erde verwirrte, und von dort zerstreute er sie über die ganze Erde.
Was ist hier geschehen? Das Wort Babel bedeutet Verwirrung und ist hier ein Wortspiel, weil der Herr dort die Sprache der ganzen Erde verwirrte.
Verwirren heißt auf Hebräisch „balal“. Das bedeutet zuerst einmal mischen, vermischen. Es wird speziell im Hebräischen für das Vermischen von Öl und Mehl gebraucht. Wenn man Öl und Mehl zusammenmischt, entsteht eine Situation, die man nicht mehr entwirren kann.
Was geschah in Babel? Gott erschuf neue Sprachen und gab sie den verschiedenen Sippen der Urgesellschaft im Land der Sumerer, im Südirak.
Das alte Sprachsystem wurde gelöscht und durch neue ersetzt – Festplatte gelöscht, ein neues System drauf.
Die Sprachen sind so konzipiert worden, dass sie gegeneinander im Querstand sind. Zum Beispiel hat man im Althebräischen nicht diese klaren Zeitstufen wie im Deutschen. Vergangenheit „sagte“ ist immer Vergangenheit, „er sagt“ ist immer Gegenwart, „er wird sagen“ immer Zukunft.
Im Hebräischen ist das ganz anders. „Jomer“ kann bedeuten: „Er sagte“, aber auch „er war dauernd am Sagen“. Das gleiche Wort kann auch ein Futur bezeichnen. Trotzdem kann man unterscheiden, ob etwas Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft ist. Aber das System ist völlig anders geformt.
Deutsch und Althebräisch stehen in einem völligen Querstand zueinander. Darum funktioniert auch eine Computerübersetzung nicht. Das ist das Problem.
Die Sprachen sind gegeneinander verwirrt in einem totalen Querstand. Aber die einzelnen Sprachen waren nach der Bibel Gaben Gottes.
Die Menschen konnten sich nicht mehr verstehen im gemeinsamen „Ich hätte fast gesagt UN-Projekt“. Sie wurden zerstreut.
Die Bibel erzählt davon, wie zum Beispiel die Japhethiten nach Europa und die Hamiten nach Afrika ausgewandert sind.
Und jetzt kommt die große Frage: Woher kommen die über sechstausend menschlichen Sprachen der Welt? Wer hat Recht?
Wissenschaftliche Methoden zur Erforschung des Sprachursprungs
Es gibt leider keine Zeitmaschinen, und ich bin auch froh darüber. Dennoch existieren keine Zeitmaschinen, mit denen man in der Vergangenheit nachsehen könnte, wie die Sprachen entstanden sind. Das ist ein Problem der modernen Wissenschaft.
Es gibt jedoch die wissenschaftliche Methode der Deduktion, mit der wir nun ans Werk gehen. Viele Sprachwissenschaftler haben gesagt, dass man gar nicht entscheiden kann, wie die Sprachen entstanden sind. Wissenschaftlich wirklich beweisen kann man das überhaupt nicht. Damit war ich nicht einverstanden, und deshalb habe ich in meiner Arbeit die Methode der Deduktion eingeführt und angewendet.
Die Methode der Deduktion funktioniert so: Wir haben eine Hypothese, eine Behauptung oder eine Theorie. Wir können nicht zurückgehen und nachschauen, wie es in der Vergangenheit gewesen ist, aber wir können von dieser Hypothese gewisse Ableitungen machen, Deduktionen. Durch diese Ableitungen können wir bestimmte Sachverhalte voraussagen. Wenn die Hypothese stimmt, dann muss dies und das so und so sein.
Diese Ableitungen können Dinge sein, die man heute überprüfen kann. Der nächste Schritt ist also nicht nur die Deduktion, sondern auch die Prüfung des abgeleiteten Sachverhalts. Diese Prüfung erfolgt durch Beobachtung, entweder durch direkte Beobachtung oder durch Experimente. Daraus ergibt sich dann eine Bestätigung der Hypothese oder eine Widerlegung.
Ich mache es etwas einfacher und ganz konkret: Sie glauben an Evolution. Dann müssen Sie auch etwas über die ältesten Sprachen der Welt sagen. Wenn Evolution stimmt, wenn das stimmt, was wir bisher aus evolutionistischer Sicht gesehen haben, wie müssten dann die ältesten Sprachen der Welt beschaffen sein? Evolutionisten konnten darüber nachdenken und schreiben, bevor man die ältesten Sprachen der Welt kannte. Das ist doch beeindruckend, oder? Die Voraussagen wurden gemacht, obwohl man die ältesten Sprachen damals noch nicht kannte.
Auch von der Bibel her können wir Voraussagen über die ältesten Sprachen machen. Nun, da wir Dokumente der ältesten Sprachen haben, können wir diese Voraussagen vergleichen. Daraus ergibt sich dann eine Bestätigung oder eine Widerlegung.
Ebenso können wir aus unserem Standpunkt heraus Voraussagen über die eingeborenen Sprachen der Indianer, der afrikanischen Stämme und so weiter machen. Das war besonders im neunzehnten Jahrhundert sehr interessant, denn damals kannte man fast keine eingeborenen Sprachen. Evolutionisten machten von ihrem Standpunkt aus Aussagen darüber, wie diese Sprachen beschaffen sein müssten.
Heute, nach viel geleisteter Arbeit durch sprachwissenschaftliche Forschung und Bibelübersetzungen – die Bibel ist in über 2300 Sprachen übersetzt worden – wissen wir einiges darüber. Nun können wir die Ableitungen aus der Bibel mit denen aus der Evolutionslehre vergleichen. Das führt zu einer Bestätigung oder einer Widerlegung.
Schließlich können wir aus jedem Standpunkt heraus Aussagen über die Sprachgeschichte machen. Wenn wir Dokumente von Sprachen über mehrere Jahrtausende hinweg haben, wie müssten sich die Sprachen im Lauf der Jahrtausende verändern, falls die Evolution stimmt? Und wie wäre es, falls die Bibel stimmt? Das können wir heute ebenfalls untersuchen, denn wir verfügen über genügend Material.
So können wir dann prüfen und damit bestätigen oder widerlegen.
Vergleich der Erwartungen aus Evolutionslehre und biblischer Sicht
Bevor wir also auf Weltreise gehen und das durchführen, wollen wir zuerst nochmals zusammenfassen: Wie sehen die Voraussagen und Deduktionen aus der Sicht der Evolution aus?
Erstens: Aus der Sicht der Evolutionslehre müsste man logischerweise erwarten, dass die ältesten Sprachen der Welt im Vergleich zu den modernen Sprachen der hochzivilisierten Staaten abendländischer Kultur – zum Beispiel Zürich, Schweiz, Deutschland – bedeutend primitiver waren. Und zwar auf allen Ebenen des Sprachsystems 1, 2, 3, 4. Ja, denn überall muss es ja eine Evolution gegeben haben.
Zweitens: Der Standpunkt des Darwinismus legt nahe, dass die Sprachen der Stämme und Volksgruppen auf tieferer Zivilisationsstufe im Vergleich mit den Sprachen der modernen Hochkulturen bedeutend primitiver sein müssen. Das ist auch logisch.
Drittens: Folgerichtig muss im Lauf der Geschichte einer bestimmten Sprache eine stete Höherentwicklung auf allen Ebenen des Sprachsystems 1, 2, 3, 4 festgestellt werden können. Das leuchtet ein, und ich kann auch zeigen, wie diese Ansicht wirklich vertreten worden ist.
Aus der Sicht der Bibel:
Erstens: Die ältesten Sprachen der Welt müssen strukturell besonders hochstehend und komplex sein, da sie als Schöpfungswerk aus der Hand Gottes hervorgegangen sind und im Zeitpunkt der Erschaffung am nächsten stehen. Was aus der Hand Gottes hervorgeht, muss – wie zum Beispiel der Bericht in Genesis 1 bezeugt – stets sehr gut sein. Im Schöpfungsbericht steht sechsmal, dass Gott gesehen hat, was er geschaffen hat, es war gut. Und das siebte Mal heißt es: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ Das war nach der Erschaffung der Frau.
Zweitens: Die Sprachen von eingeborenen Völkern müssen nicht primitiv sein. Ihre Sprachen sind genauso aus der Schöpferhand Gottes hervorgegangen wie die Sprachen der hochzivilisierten Nationen. Das leuchtet auch ein.
Drittens: Es ist damit zu rechnen, dass eine Sprache im Laufe ihrer Geschichte, insbesondere in den Bereichen, die sich dem kreativen Zugriff des Menschen entziehen – das ist die Formenlehre, die eng mit den Morphemen zusammenhängt –, Zerfallserscheinungen unterliegt. Da sind wir eben nicht kreativ. Wir führen nicht plötzlich einen Vokativ für die Hauptwörter im Deutschen ein oder einen Ablativ. Da ist der Mensch nicht kreativ.
Also ist es zu erwarten, dass eine Sprache im Laufe ihrer Geschichte, besonders in Bereichen, die sich dem kreativen Zugriff des Menschen entziehen, Zerfallserscheinungen unterliegt. Denn die Schöpfung ist gemäß Römer 8, Vers 20 durch den Sündenfall der Vergänglichkeit anheimgestellt worden.
In Bereichen wie Lexik, also Wörter, Vokabular, Syntax, Satzbau und Semantik, Wortbedeutung, ist aber auch mit Aufwärtsentwicklungen zu rechnen. Denn der Mensch ist nach der Bibel in diesen Sphären von Anfang an kreativ veranlagt und kann auf diese Weise dem Zerfallsgesetz entgegenwirken.
Ich hoffe, dass Sie überall mitgegangen sind. Sonst ist es wie, wenn man eine Treppe oder eine Leiter hinaufgeht und eine Sprosse verpasst – das ist sehr, sehr unangenehm. Aber Sie können ja auch ein bisschen darüber nachdenken in der Pause.
