Liebe Geschwister, liebe Freunde,
wir wollen uns heute Morgen mit dem Thema der alternativen Heilmethoden beschäftigen. Ich wurde speziell gebeten, dazu einen Vortrag zu halten.
Eine PowerPoint-Präsentation habe ich nicht vorbereitet, wie Sie vielleicht schon bemerkt haben. Dafür wird es heute Nachmittag und auch morgen früh jeweils eine PowerPoint-Präsentation geben.
Wandel des Denkens seit den 1960er Jahren
Nun zum Thema der alternativen Heilmethoden: Seit den 1960er Jahren hat in unserer Kultur, im Abendland, also in Europa und Nordamerika, ein entscheidender Umbruch im Denken stattgefunden. Millionen von Menschen begannen, sich für östliche Mystik zu interessieren – aus dem Buddhismus, dem Hinduismus, aber auch für Ideen aus den Stammesreligionen weltweit, etwa aus Afrika oder bei den Indianern.
Heute ist die Esoterik, zu der auch die alternativen Heilmethoden gehören, in der kleinen Schweiz zu einem Milliardenmarkt geworden. In Deutschland ist dieser Markt ebenfalls stark gewachsen.
Was ist da eigentlich geschehen? Dies wollen wir zunächst genauer untersuchen. Dafür kehren wir zurück ins 19. Jahrhundert.
Wissenschaftlicher Fortschritt und sein Einfluss auf das Denken
Im neunzehnten Jahrhundert war die Zeit von Charles Darwin, der 1859 sein Buch über die Entstehung der Arten veröffentlichte. Darwin wollte damit erklären, dass wir heute nicht mehr die Idee eines Schöpfergottes benötigen, um die Herkunft des Lebens zu verstehen. Diese lässt sich einfach durch die Naturgesetze erklären. Es handelte sich um eine innere Zwangsläufigkeit, die zur Entwicklung aller Lebewesen geführt hatte.
Zunächst schloss Darwin den Menschen noch aus – das war 1859 noch zu früh. Einige Jahre später, 1871, schrieb er das Buch über die Abstammung des Menschen. Zu diesem Zeitpunkt war die Zeit unter den Intellektuellen reif für diese Idee. Mit Begeisterung wurde aufgenommen, dass auch der Mensch Teil dieser zufälligen Entwicklung ist und dass es dafür keine Vorstellung eines Schöpfergottes braucht.
Es war auch die Zeit von Friedrich Nietzsche, der sagte: „Gott ist tot“. Damit meinte er nicht, dass Gott jemals gelebt habe, sondern dass wir nun in modernen Zeiten leben und die Idee Gottes in unserer Zeit überholt ist. Die Vorstellung Gottes sei überflüssig geworden – in diesem Sinn ist Gott „tot“.
Diese Ideen hatten großen Einfluss unter den Intellektuellen im neunzehnten Jahrhundert. Erst im zwanzigsten Jahrhundert gelangte dieses Denken in die breiten Massen und wurde dort zunehmend angenommen.
Das zwanzigste Jahrhundert: Moderne, Kriege und Ideologien
Mit dem zwanzigsten Jahrhundert sind wir in die Zeit der wirklichen Moderne eingetreten. Im Karta Lexikon von Microsoft gibt es einen interessanten, längeren Artikel über die Geschichte Europas. Beim Abschnitt über das zwanzigste Jahrhundert findet man dort den Titel „Das schreckliche zwanzigste Jahrhundert“.
Ja, es war das Jahrhundert der Weltkriege. So etwas hat es früher nie gegeben. Der Erste Weltkrieg begann 1914, der Zweite Weltkrieg folgte 1939. Diese Kriege waren jedoch Folgen des modernen Denkens.
Die Zeit, die aus dem modernen Denken hervorging, war eine Zeit der Kälte. Wahrscheinlich wissen wir alle, dass Hitler sich stark auf die Evolutionslehre von Darwin stützte. Seine gesamte Ideologie zur Schaffung einer neuen, höheren Rasse war eine Konsequenz dieses modernen Denkens.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, als Europa am Boden zerstört war, gab es jedoch ein erstaunlich schnelles Wiederaufleben. Die Wirtschaft wurde angekurbelt, vor allem durch die Bedürfnisse, die befriedigt werden mussten. Dadurch erlebte die Wirtschaft eine unglaubliche Entwicklung.
Die 1960er Jahre: Aufbruch und Suche nach Alternativen
Als in den 1960er Jahren viele Jugendliche sich in dieser gefühlskalten, materialistischen Zeit nicht mehr wohlfühlten, begannen sie, ihr Leben zu hinterfragen. Sie fragten sich: Ist das wirklich alles, was uns die Eltern vorleben? Vater arbeitet sich bis zum Herzinfarkt ab, nur um ein schönes Haus und ein gutes Auto zu haben. Kann das wirklich alles sein?
Viele Jugendliche wollten ausbrechen aus dieser rationalen, materialistischen Zeit. Genau in diese Zeit fiel der Siegeszug der Rockmusik. Die Rockmusik wurde 1953 erfunden, doch in den 1950er Jahren betraf sie noch eine eher kleine Minderheit. In den 1960er Jahren erlebte sie durch Bands wie die Beatles und die Rolling Stones einen Durchbruch.
Millionen junger Menschen erlebten mit dieser Musik ein neues Gefühl: Mit dieser Musik kann man richtig abheben, ausbrechen, man gelangt in eine irrationale Welt. Und genau das wollten sie! Sie wollten ausbrechen aus der kalten, materialistischen, gefühlslosen Zeit.
Die Rockmusiker fragten sich, warum die Leute so ausflippten, wenn sie ihre Musik hörten. Sie begannen, sich für Ekstase zu interessieren. Dabei stießen sie natürlich auf Drogen. Drogen gab es zwar schon immer, doch sie wurden neu entdeckt und in ihren Songs propagiert.
Zum Beispiel gibt es das Lied der Rolling Stones „Liebe Schwester Morphium, wandle meine Albträume in Träume um, süße Cousine Kokain, lege deine kühle Hand auf meine Stirn“ und ähnliches. Dies führte zu einer zweiten Welle neben der Rockmusik-Welle: der Drogen-Welle.
Über die Drogen hinaus begannen sich diese Rockmusiker auch für Mystik zu interessieren. Sie entdeckten, dass es noch andere Möglichkeiten gibt, in Ekstase zu gelangen – ohne Musik und ohne Drogen, nämlich durch Meditation. So entstand auch ein Interesse an östlicher Mystik.
Die Beatles und die Verbreitung östlicher Mystik im Westen
Im Fall der Beatles war es sogar so, dass sie mit den Drogen begannen und plötzlich merkten, dass sie von diesem „dummen Zeugs“ nicht mehr loskamen.
Daraufhin reisten sie nach Indien zu dem Guru Maharishi Mahesh Yogi, um von ihm in die transzendentale Meditation eingeführt zu werden. Sie hofften, auf diese Weise von der Drogensucht befreit zu werden.
In der Folge sagte John Lennon, sie würden alles in ihrer Macht Stehende tun, um die transzendentale Meditation (TM) im Westen zu verbreiten. So kam Maharishi Mahesh Yogi schließlich nach Europa, genauer gesagt auf den Selisberg in der Schweiz.
Millionen jugendliche Menschen wurden in diesen Sog der östlichen Mystik hineingezogen. Das ist nur ein Beispiel. Viele andere Gurus und Meister kamen in den Westen und hatten dort tatsächlich Massen von Anhängern, die gerade in dieser Zeit offen für solche Ideen waren.
Wissenschaftskritik und Rückbesinnung auf die Natur
Ab den 1960er und 1970er Jahren stellte man fest, dass Technik und Wissenschaft nicht einfach nur unsere Probleme lösen. Sie haben auch erhebliche Nebenwirkungen, wie Umweltverschmutzung, Luftverschmutzung und Flussverschmutzung.
Infolgedessen wurden immer mehr Menschen wissenschaftskritisch, weil sie erkannten, dass die Wissenschaft uns auch große Probleme gebracht hat. Ideologische Sprüche wie „Zurück zur Natur“ oder „Zurück zum Ursprünglichen“ fanden bei vielen Menschen ein starkes Echo. Man sagte: „Wir sind von der Natur weggekommen und sollten wieder zurück zur Natur finden, um in Harmonie und Übereinstimmung mit ihr zu leben.“
Diese Gedanken lassen sich gut erklären, denn ähnliche Vorstellungen findet man in anderen Religionen, etwa im Buddhismus und Hinduismus. Noch deutlicher sind sie in den Stammesreligionen Afrikas und bei den Indianern vertreten, die noch in Harmonie mit der Natur und der Schöpfung leben. So wurden diese Ideen immer populärer.
Die New Age Bewegung und ihre Hintergründe
Es kommt dazu, dass hinter dieser Entwicklung eine klar geplante Bewegung stand, die sogenannte New-Age-Bewegung. Diese Bewegung bestand aus Okkultisten, die sich bereits lange vor den 1960er Jahren mit übersinnlichen Themen und Mystik aus dem Buddhismus und Hinduismus beschäftigten. Sie hatten schon früh die Idee, dass unsere westliche Gesellschaft transformiert werden sollte – weg von einer materialistischen Gesellschaft hin zu einer esoterischen Gesellschaft.
Ganz wichtig ist hier die Okkultistin Alice Bailey (1880–1949) zu erwähnen. Sie legte großen Wert darauf, dass die Transformation der Gesellschaft in Richtung Mystik und Okkultismus bis etwa in die 1970er Jahre im Untergrund stattfinden sollte. Diese Bewegung wurde also bewusst als eine Art Verschwörung organisiert. Allerdings passte diese Verschwörung auch gut zur Entwicklung des Zeitgeistes. Die Initiatoren konnten diese Entwicklung nicht einfach steuern, aber die Zeit war für all diese Veränderungen reif.
Die bekannte New-Age-Autorin Marilyn Ferguson trat wenige Jahre nach dem kritischen Zeitpunkt 1975 mit ihrem Buch "Die sanfte Verschwörung" (Originaltitel: The Aquarian Conspiracy) an die Öffentlichkeit. In diesem Buch spricht sie offen über die Methoden der New-Age-Gehirnwäsche. Sie erklärt, dass die Beeinflussung über Zeitungsartikel, Fernseh- und Radiobeiträge, Filme, Musik, Malerei, Abhandlungen in wissenschaftlichen Zeitschriften, Vorträge und gesellschaftliche Anlässe erfolgte.
Darüber hinaus wurden Schüler durch Lehrer beeinflusst, Diskussionen in der Kaffeepause genutzt sowie Diätratgeber, Handbücher zu Sport, Gesundheit, Geschäftsmanagement, Selbstverteidigung, Stressbewältigung, zwischenmenschlichen Beziehungen und Selbstvervollkommnung eingesetzt. Auch diverse Kurse, neue Gesetzgebungen und vieles mehr dienten der Beeinflussung.
Die New-Ager erklärten, dass nun die Zeit gekommen sei, in der ein ganz neues Zeitalter – das New Age – anbrechen sollte. In diesem Zeitalter sollte der Mensch nicht mehr materialistisch, sondern esoterisch denken.
Verbindung von Evolutionstheorie und Esoterik
Das Interessante ist, dass sie grundsätzlich im Denken gar nicht viel ändern mussten. Die Evolutionslehre von Darwin wurde beibehalten. Das stellt keinen Widerspruch zur Esoterik dar.
Die Evolutionslehre basiert auf Charles Darwin und besagt, dass alles im Grunde Materie ist. Diese Materie besitzt die Eigenschaft, sich zu entwickeln – vom Chaos zum Kosmos, vom Niedrigen zum Höheren.
Die Esoteriker hingegen sagen, dass es nicht stimmt, dass alles nur Materie ist. Sie behaupten vielmehr, dass Materie auch Geist ist. Materie ist eigentlich Geist, alles ist Geist. Dieser Geist entwickelt sich höher. Dieser Entwicklungsprozess hat sich über Milliarden von Jahren gemäß der Evolutionslehre vollzogen.
Die höchste Entwicklung führt dazu, dass der Mensch als höchste Stufe der Evolution erkennt, dass er etwas Göttliches in sich trägt. Dieses Göttliche muss entfaltet werden.
In der vom Zeitgeist geprägten New-Age-Bewegung hat im Prinzip alles Platz, was mit Übersinnlichkeit, Aberglauben, Okkultismus und Naturverehrung zu tun hat. Dazu gehören zum Beispiel östliche Religionen, Magie, Anthroposophie, Drogen, Parapsychologie, Spiritismus, Wahrsagerei, Hexenkult, Meditation und auch Paramedizin sowie alternative Heilmethoden.
Dies ist einfach ein Teil dieses viel größeren Ganzen.
Ursprung des alternativen Denkens in der biblischen Geschichte
Nun müssen wir uns fragen: Woher kommt all dieses Denken in den außerchristlichen Religionen, die seit den 1960er Jahren den Westen überschwemmt haben? Um das zu verstehen, müssen wir viel weiter zurückgehen.
Der Anfang ist in 1. Mose 11 zu finden. Dort wird die menschliche Urgesellschaft nach der Sintflut beschrieben. Diese Kultur war also die unmittelbare Vorgängerin der sumerischen Kultur. Wahrscheinlich haben wir in der Schule gelernt, dass die sumerische Kultur die älteste Hochkultur der Welt ist. Doch davor liegt eine Zeit, die noch im Nebel der Geschichte verborgen ist. Die Geschichte wird erst im dritten Jahrtausend vor Christus wirklich greifbar.
Diese Zeit liegt genau nach der Sintflut, wie sie in der Bibel beschrieben wird, aber noch vor der sumerischen Kultur. Es geht also noch weiter zurück, bis zur vorsumerischen Kultur – der Urmenschheit nach der Flut, die im Gebiet des heutigen Südirak lebte.
In 1. Mose 11,1 heißt es: „Und die ganze Erde hatte eine Sprache und einerlei Worte.“ Als die Menschen nach Osten zogen, erfanden sie eine Ebene im Land Siniar. Das Land Siniar ist das Gebiet des heutigen Südirak, und dort ließen sie sich nieder.
Sie sprachen zueinander: „Lasst uns Ziegel streichen und hart brennen.“ Der Ziegel diente ihnen als Stein, und das Erdharz – sehen Sie, das Öl? – spielte im Irak schon damals eine wichtige Rolle. Nicht, um Autos anzutreiben, sondern um zu bauen. Das Erdharz diente ihnen als Mörtel.
Dann sagten sie: „Wohlan, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, und machen wir uns einen Namen, damit wir nicht zerstreut werden über die ganze Erde.“
Die Menschheit vereinigte sich und baute diese Stadt, Babylon oder Babel im Südirak. Danach folgte die Sprachenverwirrung.
Darüber werde ich heute Nachmittag berichten und zeigen, wie man heute mithilfe der Linguistik wirklich nachweisen kann, dass dieses Ereignis so stattgefunden hat. Das ist sehr interessant, aber ich möchte hier noch nicht vorgreifen.
Auf jeden Fall fand an diesem Punkt die Sprachenverwirrung statt. Die verschiedenen Sippen erhielten neue Sprachen, sodass sie sich nicht mehr verständigen konnten. So begann die erste Völkerwanderung der Geschichte.
Die Jafetiten wanderten nach Europa aus, die Hamiten nach Afrika, und die Besiedlung Asiens wurde ausgeweitet. So kamen Stämme nach Indien und später nach China. Noch etwas später wurde dann Amerika besiedelt.
So begann die erste Völkerwanderung.
Der Turmbau von Babel als religiöses Symbol
Nun schauen wir uns den Turmbau von Babel etwas genauer an. Dieser Turm war ein religiöser Bau. Archäologische Funde bestätigen seine Existenz.
Ich unterrichte an der SDH, einer Hochschule in Basel, unter anderem Religionen im Umfeld Israels. Dazu gehören die Religionen der Sumerer, Babylonier, Kanaaniter und Ägypter. Im Zusammenhang mit der sumerischen und babylonischen Religion spielen diese Türme eine sehr wichtige Rolle.
Im Akkadischen und Babylonischen heißen diese Türme „Sikuratu“. Das bedeutet eigentlich „Berggipfel“. Im Südirak ist die Landschaft überwiegend flach. Die Menschen wollten dort einen Tempel auf einem Tempelberg errichten. Deshalb wurde der Turm als Stufenturm gebaut, gewissermaßen als künstlicher Tempelberg.
Oben auf dem Turm befand sich ein kleines Heiligtum. So stellte der Turm den Tempelberg dar, auf dem der Mensch über Treppen stufenweise zu den Göttern hinaufsteigt. Gleichzeitig kommen die Götter von oben herab, um in dieser kleinen Behausung, dem Allerheiligsten auf der Bergspitze, zu wohnen.
Das Ganze war also von Anfang an religiös geprägt.
Magie und Astrologie in Babylon
In Jesaja 47,12 geht es um Babylon, die Stadt Babylon, die ihre Jugendzeit beim Turmbau von Babel erlebte.
Gott spricht zu Babel oder Babylon in Jesaja 47,12: „Tritt doch auf mit deinen Bannsprüchen und mit der Menge deiner Zaubereien, worin du dich abgemüht hast von deiner Jugend an. Vielleicht kannst du dir Nutzen schaffen, vielleicht wirst du Schrecken einflößen. Du bist müde geworden durch die Menge deiner Beratungen. Sie mögen doch auftreten und dich retten, die Himmelszerleger, die Sternbeschauer, welche jeden Neumond kundtun, was über dich kommen wird. Siehe, sie sind wie Stoppeln geworden, Feuer hat sie verbrannt.“
Gott sagt also, dass Babylon von Jugend an Magie betrieben hatte. Babylon gilt auch als die Urstätte der Astrologie.
Daraus wird deutlich, warum viele Grundgedanken, die man in dieser ältesten babylonischen Religion findet, in fast allen Religionen der Welt wiederzufinden sind – mit Ausnahme des biblischen Christentums. Das ist sehr interessant!
Naturverehrung als Ursprung vieler Religionen
Also, wie gesagt: Diese Sippen, diese Stämme wanderten aus, nahmen aber das Denken von Babel mit. Die Sumerer blieben am Ort und bauten dort im Südirak ihre sumerische Hochkultur auf.
Was war das Denken in Babel? Dort wurde nicht mehr Gott angebetet, den Noah noch kannte. Stattdessen begann man, die Natur zu verehren. Der Apostel Paulus beschreibt diese entscheidende Wende in der Menschheitsgeschichte eindrücklich im Römerbrief Kapitel 1. Dort erklärt er den Ursprung der Religionen der Menschen im Allgemeinen.
Ich lese Römer 1, Vers 18: "Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit in Ungerechtigkeit niederhalten, weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen geoffenbart. Denn das Unsichtbare von ihm, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten mit dem Verstand wahrgenommen werden, wird geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien, weil sie Gott kennend ihn weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten, sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr unverständliches Herz verfinstert wurde. Indem sie sich für Weise ausgaben, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes verwandelt in die Gleichheit eines Bildes von einem verweslichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren. Darum hat Gott sie auch dahingegeben in den Gelüsten ihrer Herzen, in Unreinigkeit ihre Leiber untereinander zu schänden, welche die Wahrheit Gottes in Lüge verwandelt und dem Geschöpf mehr Verehrung und Dienst dargebracht haben als dem Schöpfer, welcher gepriesen ist in Ewigkeit. Amen."
Deswegen hat Gott sie dahingegeben in schändliche Leidenschaften, "denn sowohl ihre Frauen haben den natürlichen Gebrauch in den unnatürlichen verwandelt, als auch gleicherweise die Männer den natürlichen Gebrauch der Frauen verwandelt, verlassend in ihrer Wohllust zueinander entbrannt sind, indem sie Männer mit Männern Schande trieben und den gebührenden Lohn ihrer Verehrung an sich selbst empfingen."
Der Apostel Paulus erklärt also: Die Menschheit hat ursprünglich Gott gekannt, aber sie wollten den Schöpfergott nicht verehren. Stattdessen begann sie, die Natur zu verehren.
Und so ist es auch in der sumerischen Religion. Alle diese Götter sind eigentlich Naturkräfte, also Kräfte in der Natur, die verehrt werden. Es ist nicht anders bei den Ägyptern. Sie kennen keinen Gott, der nicht Teil der Natur ist. Alle diese Götter sind Kräfte innerhalb der Natur.
Im Hinduismus und im Buddhismus ist das genauso. Auch in der Religion der alten Germanen und der alten Kelten war das so. Diese Götter sind Teil der Natur, zum Beispiel Dona, der Donnergott, der quasi die Kraft des Blitzes und der Gewitter in der Natur darstellt und angebetet wurde.
Überall wird die Natur verehrt anstatt des Schöpfers, die Schöpfung anstatt der Schöpfung. Das ist genau das, was Paulus in Vers 25 sagt: "Sie haben dem Geschöpf mehr Verehrung und Gottesdienst dargebracht als dem Schöpfer, welcher gepriesen ist in Ewigkeit. Amen."
Grundlegender Unterschied zwischen biblischem Glauben und anderen Religionen
Hier finden wir den entscheidenden Unterschied zwischen dem biblischen Glauben und dem Glauben in vielen Religionen. Obwohl sich die verschiedenen Religionen in vielen Dingen widersprechen, haben sie doch eine Gemeinsamkeit: die Verehrung der Natur anstelle des Schöpfers.
Der erste Vers der Bibel macht diesen Unterschied grundlegend deutlich. Dort heißt es: „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.“ Mit grundlegenden Grammatikkenntnissen können wir diesen Satz analysieren. Was ist das Subjekt? Gott. „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.“ Gott ist also das Subjekt.
Was ist das Objekt im Satz? Das, was im Akkusativ steht. Im Vers steht: „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.“ Himmel und Erde, das ist die Natur, die Schöpfung. Im ersten Vers der Bibel wird Gott von der Natur unterschieden, so wie wir zwischen Subjekt und Objekt unterscheiden. Gott ist nicht die Natur, sondern die Natur ist sein Werk.
Natürlich erklärt die Bibel auch, dass Gott allgegenwärtig ist. So heißt es in Jeremia 23,23: „Bin ich ein Gott aus der Nähe, spricht der Herr, und nicht ein Gott aus der Ferne? Oder kann sich jemand in Schlupfwinkel verbergen, und ich sehe ihn nicht? spricht der Herr. Erfülle ich nicht den Himmel und die Erde? spricht der Herr.“
Gott erfüllt die ganze Schöpfung, das gesamte Weltall. Dessen entferntesten Punkt konnte man heute mit dem Hubble-Teleskop bis auf 13 Milliarden Lichtjahre Entfernung in alle Richtungen von der Erde aus fotografieren.
Diese 13 Milliarden Lichtjahre sind keine Zeitangabe, sondern eine Distanzangabe. Das bedeutet, das Licht, das heute messbar mit 300.000 Kilometern pro Sekunde unterwegs ist und siebenmal in einer Sekunde um die Erde läuft, braucht von diesem entferntesten fotografierten Punkt theoretisch 13 Milliarden Jahre bis zur Erde.
Gott ist überall. Dennoch hat man damit noch nicht das Ende des Weltalls gesehen. Aber Gott erfüllt Himmel und Erde, er ist allgegenwärtig.
Doch nicht nur das: Er ist vor allem allgegenwärtig, wie Paulus in der Areopag-Rede in Apostelgeschichte 17 sagt: „In ihm leben, weben und sind wir.“ Gott ist jedem von uns ganz nahe, aber er ist nicht die Natur selbst, das, was wir anfassen und berühren können. Er ist überall gegenwärtig.
Gott ist immanent, das heißt, er ist in der ganzen Schöpfung präsent. Aber nicht nur das: Die Bibel lehrt auch, dass Gott transzendent ist, also jenseitig. Er ist nicht nur in der ganzen Schöpfung präsent, sondern auch im Jenseits. Darum wird in der Bibel über das Jenseits gesprochen als den Ort, an dem Gott seine Herrschaft ausübt, wo Gott thront.
In 1. Timotheus 6,16 heißt es: „Er allein hat Unsterblichkeit und wohnt in unzugänglichem Licht, den niemand gesehen hat noch sehen kann.“ Gott ist also immanent und transzendent.
Im Gegensatz dazu ist in vielen Religionen des Ostens und in verschiedenen Kulten, die die Natur verehren, Gott nicht transzendent, sondern Teil der Natur. Gott ist dort die Natur. Man kann also sagen: Gott gleich Natur.
Die Bibel hingegen sagt, dass die Natur Gottes Werk ist. Deshalb ist es völlig unsinnig, wenn John Lennon sagte, man wolle die transzendentale Meditation mit aller Kraft im Westen verbreiten. Das ist keine transzendentale Meditation, denn das Göttliche im Hinduismus ist immanent, mit der Natur identisch, aber nicht transzendent.
Nur der biblische Gott ist wirklich transzendent, weil er nicht mit der Natur identisch ist.
Unterschiedliche Gottesvorstellungen in Religionen
Nun wird uns durch diesen ganz entscheidenden Unterschied auch klar, dass es vollkommen falsch ist, zu sagen, Gott sei in allen Religionen dasselbe.
Der Gott der Bibel ist nicht die Natur. Im Hinduismus, Buddhismus und in all den Kulten, die die Natur verehren, wird das Göttliche mit der Natur gleichgesetzt.
Das bedeutet, dass es sich grundsätzlich um etwas anderes handelt.
Die Lehre von Babel als Ursprung vieler esoterischer Prinzipien
Aus dem Denken von Babel heraus – Babel kann man als die Mutter aller Religionen der Menschen auf der Welt bezeichnen – entstanden folgende Überlegungen: Die Natur ist Gott, ist göttlich. Die einzelnen Götter wurden als Manifestationen des Allgöttlichen angesehen, als einzelne momentane Ausprägungen.
Man sagte sich also, im Prinzip sei alles eine Einheit. Alles gehöre zusammen. So wurde in Babel bereits die Astrologie begründet. Man dachte: Wenn alles eine Einheit ist, dann sind die Sterne, die wir oben sehen, ein Makrokosmos, und die Menschheit ein Mikrokosmos, ein Abbild. In dieser Einheit gibt es eine Entsprechung.
Darum könne man aus den Sternen – wobei sich die Astrologie nicht auf alle Sterne konzentriert, sondern nur auf die Sterne des Tierkreises, die zwölf Sternbilder, die damals bekannten fünf Planeten sowie Sonne und Mond – das Schicksal ableiten. Diese Himmelskörper seien das Urbild, der Mensch und die Menschheit das Abbild.
In Jesaja 47 finden wir die Astrologie in Verbindung mit Babel. Dort zeigt sich dieses Denken, das heute als Mikro-Makrokosmos-Lehre bezeichnet wird: Alles Existierende sei letztlich eine Einheit. Deshalb entsprechen sich die einzelnen Teile wie Spiegelbilder. Der Mensch sei ein Mikrokosmos, das Weltall ein Makrokosmos.
Deswegen spiegelt der Mensch das wider, was in den Sternen geschrieben steht. Aus diesem Grund könne man aus den Sternkonstellationen zum Beispiel die Zukunft der Menschheit ableiten.
Dieses Grundprinzip der Mikro-Makrokosmos-Lehre wurde über die ganze Erde verbreitet. Es lässt sich in verschiedensten Ausprägungen in allen Religionen der Welt wiederfinden. Einzig die Bibel verwirft diese Idee voll und ganz.
Anwendung der Mikro-Makrokosmos-Lehre in esoterischen Heilmethoden
Im Lauf der langen Geschichte des Okkultismus wurden aus dieser Lehre viele verschiedene Schlüsse gezogen. So basiert nicht nur die Astrologie auf diesem Prinzip, sondern zum Beispiel auch das Handlinienlesen. Es wird behauptet, dass auch der Mensch selbst ein Makrokosmos sei, der in den Händen, die als Mikrokosmos betrachtet werden, sein Spiegelbild finde. Deshalb könne man aus den Handlinien den Charakter und die Zukunft herauslesen.
Die gleiche Idee findet sich auch in der Reflexzonenmassage, insbesondere in der Fußreflexzonenmassage. Dort wird gesagt, die Fußsohle sei als Abbild des Menschen zu betrachten. Wenn man das anatomische Bild eines Menschen auf den Fuß projiziert, dann könne man bei den Zehen oben massieren, was das Gehirn betrifft. Ein bisschen weiter unten, beim Fußballen, habe man dann einen Einfluss auf das Herz und so weiter.
Da das Ganze nicht auf den gesamten Menschen passt, hat man die untersten Bereiche des menschlichen Körpers noch heraufgefaltet, sodass dann alles Platz auf der Fußsohle fand. Es ist diese Idee des Mikro- und Makrokosmos, die besagt, dass alles in sich eine Entsprechung habe, weil alles göttlich sei und eine Einheit bilde. Darum hätten die Einzelteile untereinander eine solche mystische Beziehung.
Ähnliches kann auch von vielen anderen Praktiken gesagt werden. Zum Beispiel die Ohrendiagnostik: Dort sagt man, das Ohr selbst sei wieder ein Abbild des ganzen Menschen. Oder die Pulsdiagnostik, bei der man auf ganz mystische Art über den Puls die verschiedenen Bereiche des Menschen abfühlen könne. Auch die Akupunktur beruht auf genau diesem Denken.
Diese wurde von den Chinesen entwickelt, und zwar aus frühester Zeit, nach dem Turmbau zu Babel, der Sprachenverwirrung und der anschließenden Auswanderung. Sie sagten sich, das ganze Weltall sei eine Einheit, die von einer Lebensenergie, einer lebensgöttlichen Lebenskraft namens Qi, belebt werde. Diese Lebensenergie fließe durch das ganze Weltall auf bestimmten Bahnen. Diese Bahnen nennt man Meridiane, und sie durchfließen auch den Menschen.
Diese Meridiane entsprechen nicht den Nerven- oder Blutbahnen, sondern sind eben diese Lebensenergiebahnen. Nun sagten die Chinesen: Wenn der Fluss der Energie in einem Menschen an bestimmten Punkten blockiert werde, werde der Mensch krank. Das heißt, die Aufgabe der Ärzte – im alten China waren das Schamanen, also heidnische Priester, die mit den Göttern in Verbindung standen – war es, diese Ströme in den Bahnen wieder zum Fließen zu bringen.
Daraufhin entwickelten sie die Idee, durch das Einstechen von Nadeln könne dies geschehen. So könne der Mensch auf diese Weise Heilung erfahren.
Homöopathie als esoterisch geprägte Heilkunst
Das gleiche Grunddenken findet sich auch in der Homöopathie. Samuel Hahnemann hat diese Methode um 1796 entwickelt. Er war in seinem Denken schon damals stark vom Osten beeinflusst. Für ihn war zum Beispiel Konfuzius der große Mann, während er Jesus Christus als einen Erzschwärmer lästerte.
Samuel Hahnemann war ein Arzt, der mit der Medizin seiner Zeit aus guten Gründen nicht zufrieden war. Es ist wirklich so: Das, was damals als moderne Medizin galt, war haarsträubend. Zum Beispiel spielte die Therapie des Aderlasses eine sehr große Rolle. Der Arzt sah, dass ein Mann oder eine Frau krank war, und dachte, man müsse etwas Blut abnehmen, damit es besser wird. Doch vielen ging es danach eher schlechter.
Hahnemann war also mit diesen Methoden nicht zufrieden. Er dachte, man sollte eine ganz neue Methode entwickeln, die von der göttlichen, dem Menschen anvertrauten Natur ausgeht. So sagte er sich: In der Natur gibt es überall Entsprechungen. Die bisherige Medizin war falsch, denn sie glaubte, Gegensätzliches mit Gegensätzlichem heilen zu müssen.
Die Medizin seiner Zeit benutzte Pflanzen zur Heilung, doch ein Heilmittel sollte eine bestimmte Krankheit heilen, obwohl es mit der Krankheit selbst nichts zu tun hatte. Hahnemann sagte, das sei grundsätzlich falsch. Er griff auf ein Prinzip zurück, das man schon bei Okkultisten früher fand und das bis zu den Religionen der Antike und den alten Griechen zurückreicht: similia similibus curentur – Ähnliches oder Gleiches wird mit Gleichem geheilt.
Denn alles entspricht sich in der Natur. Man müsse einen Stoff nehmen, der eigentlich eine bestimmte Krankheit auslöst, um diese Krankheit zu heilen. Das Medikament soll also nicht etwas ganz anderes sein als die Krankheit, das heilt. Nein, das Gleiche, das Entsprechende, muss das Entsprechende heilen.
Weiter sagte er sich, dass man das Medikament nur ganz verdünnt abgeben müsse. Es darf ja nicht die Krankheit auslösen, sondern soll sie heilen. Nun wird ganz klar, wie okkult er dachte: Er sagte, man müsse das Heilmittel stark verdünnen und den Verdünnungsprozess durch Schütteln begleiten.
So gab es erst die hundertfache Verdünnung, dann die tausendfache, die zehntausendfache, die hunderttausendfache und noch weiter. Er ging so weit, dass er bei den sogenannten D23-Verdünnungen ankam, bei denen rechnerisch kein ursprüngliches Molekül oder Atom mehr in der Flüssigkeit vorhanden sein kann.
Doch er sagte, gerade bei diesen Verdünnungen wirke das Medikament am stärksten. Er war überzeugt, dass nicht der Stoff selbst heilt, sondern durch die Verdünnung und das Schütteln eine Dynamisierung erreicht wird. Das heißt, die geistige Substanz wird dadurch freigelegt.
Deshalb wird das Medikament umso stärker, je höher die Verdünnung ist – auch wenn sie bis ins Absurde geht. Denn dann wird am meisten Geist freigesetzt. Er warnte allerdings auch, dass die ganz hohen Potenzen sehr vorsichtig anzuwenden sind, da sie so stark sind, dass man sie nicht einmal einnehmen muss. Es reiche, an dem Fläschchen zu riechen.
Dabei heilt nicht die materielle Substanz, sondern das Geistige. Hier zeigt sich deutlich, wie esoterisch sein Denken war. Darwin und die Materialisten sagten, alles sei Materie. Die Esoteriker heute sagen hingegen: Nein, das stimmt nicht, alles ist Geist.
Das materialistische Denken mit der Evolutionslehre kann man beibehalten. Man tauscht nur den Begriff „Materie“ gegen „Geist“ aus. So versteht man auch, warum früher linke, total materialistische Marxisten heute plötzlich Esoteriker sein können. Und warum die Grünen esoterisch sind.
Man denkt, das sei ein völlig anderes Denken, doch es ist genau dasselbe. Nur wurde der Begriff Materie durch Geist ersetzt. Man kann marxistisch und leninistisch wie früher denken, muss nur die Begriffe austauschen, und es funktioniert.
Hahnemann war also ein okkult denkender Mensch, der die geistige Kraft in der Natur suchte. Nun sieht man auch, wie sich das wieder mit dem Denken der Chinesen trifft. Sie glauben, die ganze Natur sei durchflossen von göttlichen Lebensenergien und Lebensströmen.
Darum ist es hilfreich, wenn man mit einer neuen alternativen Therapie konfrontiert wird, darauf zu achten, ob Ausdrücke wie Lebensenergie, Lebensfluss oder sogar göttliche Energie und Kraft vorkommen. Das sind typische Begriffe, die zeigen, welches Denken dahintersteckt.
Prinzip der Passivität in esoterischen Praktiken
Jetzt haben wir das Prinzip Mikro-Makrokosmos verstanden. Es gibt noch ein zweites grundlegendes Prinzip, das man in all diesen naturverehrenden Religionen findet: das Prinzip der Passivität.
Esoteriker behaupten, dass der Mensch, um seine Einheit mit der Natur, mit dem Kosmos und den kosmischen Kräften erleben zu können, in einen Zustand der Passivität versetzt werden müsse. Der Geist des Menschen müsse dabei passiv gemacht beziehungsweise völlig ausgeschaltet werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, werden unzählige verschiedene Methoden angeboten, zum Beispiel Yoga. Yoga ist nicht zu verwechseln mit Gymnastik. Ein ganz entscheidender Unterschied zur Gymnastik besteht darin, dass beim Yoga alles ganz langsam gemacht wird – nichts mit Eile. Das soll den Menschen das ganz Langsame und Eintönige erleben lassen, was den Geist ebenfalls passiv machen kann.
Dann geht man mit den Bewegungen bis zur Schmerzgrenze und verharrt dort. Das macht man in der Gymnastik nicht. In der Gymnastik geht man mit den Dehnungen bis an den Schmerzpunkt und dann zurück, um dort zu bleiben. Diese Übungen wurden über lange Zeiträume in Indien entwickelt, weil man festgestellt hat, dass man mit genau diesen Übungen den Geist des Menschen in einen Zustand der Schläfrigkeit und Passivität bringen kann.
Das ist das Ziel. Wenn man Yoga sehr lange betreibt und verschiedene Stufen durchläuft, erreicht man am Ende den visionären Zustand, also einen Zustand, in dem man plötzlich Visionen sieht. Durch die Passivmachung des Geistes öffnet man den inneren Menschen für andere Kräfte, die von außen in den Menschen hineinkommen und diese Visionen auslösen.
Man kann also sagen, dass das Passivmachen des Geistes das Beseitigen der obersten Kontrolle über das eigene Ich bedeutet. Man gibt diese Kontrolle an eine andere Kraft ab. Das Gleiche geschieht bei allen Arten von Meditation, zum Beispiel in Indien mit den Mantras.
Was macht man bei der Mantra-Meditation? Ein Mantra ist einfach ein Ausdruck oder ein Satz, den man ständig wiederholt, immer dasselbe. Und was bewirkt Monotonie? Das Gleiche wie der stampfende Rhythmus in der Rockmusik – der Geist wird passiv. Wenn man zehnmal den gleichen Schlag gehört hat, weiß man, was danach kommt. Man muss nicht mehr denken.
Das ist gerade der Unterschied zur klassischen Musik. Diese ist immer auf Entwicklung und Entfaltung ausgerichtet, mit einer vorwärts drängenden Strukturierung, wie man sie bei Bach findet. Das zwingt den Geist, aktiv mitzugehen und wach zu bleiben. Es gibt zwar eine Entspannung, aber eine aktive Entspannung, die nicht in Passivität führt.
Übrigens: Als die Beatles den Song „Let it be“ sangen – einer der ganz erfolgreichen Songs – hatte das nichts damit zu tun, einfach „lass es bleiben“ oder „sei ein bisschen cool, man muss nicht alles so schwer nehmen im Leben“. Das ist überhaupt nicht die Aussage. „Let it be“ bedeutet, sich passiv gehen zu lassen. In der östlichen Meditation ist das eine Art Werbesong. Im Text heißt es „Whisper Words of Wisdom“ – flüstere Worte der Weisen. Damit sind die Mantras der indischen Gurus und Meister gemeint. So soll der Mensch sich in die Passivität fallen lassen.
Das Gleiche kann man durch Drogen erreichen. Ich habe einmal einen Vortrag über Rockmusik und ihre Wirkung auf den Menschen gehalten. Danach kam ein Student zu mir und sagte, das stimme genau, was ich gesagt habe. Er habe das selbst erlebt: Früher habe er Drogen genommen, und wenn er Rockmusik mit dem monotonen, stampfenden Bass gehört habe, habe das den Rauscheffekt verstärkt. Wenn er dagegen klassische Musik gehört habe, die strukturiert ist und ständig auf Innovation ausgerichtet, habe das den Rausch gedämpft.
Man kann diese Passivität also auch durch Drogen erreichen. Deshalb gibt es Leute, die durch den Drogenrausch nicht nur verzerrte Visionen haben – also Visionen, die eine Verzerrung der Umwelt darstellen –, sondern auch solche, die wahrsagerische Visionen erleben. Woher kommt das? Es kommt daher, dass durch das Passivmachen des Geistes durch die Drogen die Tür für den Einfluss anderer Mächte geöffnet wird.
Auch durch Hypnose geschieht genau dasselbe. Ebenso beim autogenen Training, das oft als Entspannungsmethode angesehen wird. In der Anfangsstufe übt man sich darin, zu entspannen und ein bisschen passiv zu werden. Die Oberstufe endet jedoch mit Visionen. Dort lernt man, wirkliche Visionen zu bekommen. Das ist im Prinzip genau dasselbe, was im Yoga geschieht.
Diverse Atemübungen können ebenfalls dazu führen, dass der Geist allmählich durch Training passiv gemacht wird und dadurch offen wird für andere Kräfte.
Sexualität und Geschlechterrollen in der New Age Bewegung
Mit der Lehre, dass alles eine Einheit sei und dass diese Einheit erfahren werden soll, wird in der Esoterik auch schrankenlose Sexualität und Homosexualität propagiert. In der New-Age-Bewegung wird in diesem Zusammenhang der androgynen Mensch angestrebt. Das bedeutet, dass das Männliche und Weibliche nicht mehr getrennt, sondern vermischt werden sollen. Alles soll in der Promiskuität vermischt werden, und auch die Geschlechter sollen vermischt werden. Dahinter steckt eine ganz klare Ideologie.
Ich denke, hier kann man auch jungen Menschen helfen. In der Kleidung hat der Westen ebenfalls eine Veränderung erlebt. Die Kleidungsstile vermischen sich, das heißt, Frauen kleiden sich zunehmend männlich, und die Unterschiede zwischen den Geschlechtern werden nicht mehr deutlich. Die Frage, ob Rock oder Hose, war in den Sechzigerjahren noch eine große Debatte. Heute hat sich die Mode völlig verändert. Es gibt Hosen, die absolut weiblich wirken, aber es gibt auch solche, die eindeutig männlich sind.
Das Grundprinzip, das Christen anstreben sollten, ist, dass der Unterschied der Geschlechter gezeigt wird. Die New-Age-Bewegung unserer Zeit möchte hingegen, dass dieser Unterschied aufgehoben und verwischt wird. In diesem Zusammenhang spielt die gesamte Homosexualität eine entscheidende Rolle in der New-Age-Bewegung. Auch schreckliche Dinge wie Transvestismus, also die Geschlechtsumwandlung, sind Teil dieser Entwicklung.
Passivität und Aktivität im biblischen Glauben
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass das Prinzip der Passivität in vielen Religionen eine wichtige Rolle spielt. Gerade dieser Aspekt ist jedoch dem biblischen Christentum fremd. Mehr noch: Die Bibel verurteilt die Passivität.
Zum Beispiel sagte Herr Jesus in Markus 13,37: „Wachet!“ Im Neuen Testament finden wir diesen Aufruf „Wachet!“ vierzehnmal. Wir werden nicht zur Passivität aufgefordert, sondern sollen dem Teufel widerstehen. Außerdem sollen wir den guten Kampf des Glaubens kämpfen, wie es in 1. Timotheus 6 heißt.
Wir sollen beten – das ist nicht passiv, sondern aktiv. Noch mehr: Die Bibel sagt, wir sollen nüchtern sein. Im Neuen Testament findet sich dieser Aufruf zur Nüchternheit elfmal.
Ich lese aus 2. Timotheus 4, Vers 5: Paulus sagt zu Timotheus: „Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tue das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst; du aber sei nüchtern.“
Das griechische Wort „nepho“, das mit „nüchtern sein“ übersetzt wird, beschreibt das Standardwörterbuch zum griechischen Neuen Testament von Walter Bauer folgendermaßen: „Nepho“ bedeutet die Abwesenheit von jeglicher geistigen und seelischen Trunkenheit, Überstürztheit oder Exaltiertheit.
Hier sehen wir also, dass die Bibel ganz klar das Ekstatische ablehnt, das oft durch Passivität erreicht wird – sei es durch verschiedenste Methoden wie den monotonen Rhythmus der Musik, Drogen oder Meditation. Diese Formen der Passivität werden eindeutig verworfen.
Die Veränderung der Christen seit den 1960er Jahren
Nun ist es interessant: Auch die Christen haben sich seit den 1960er Jahren weltweit in diesem Bereich völlig verändert. Das ekstatische Element des Abhebens, der Unnüchternheit, hat ab 1960 die meisten Kirchen und Gemeinden weltweit durchdrungen. Dieses Verhalten entsprach genau dem Zeitgeist der 1960er Jahre.
Man muss daher sagen, dass es nicht nur eine Empfehlung ist, nüchtern zu sein, sondern ein göttliches Gebot – ein neutestamentliches Gebot. Wer dieses Gebot nicht beachtet, verstößt offen gegen ein klares Gebot der Heiligen Schrift.
Übrigens schreibt Petrus in 1. Petrus 4,7: „Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet.“ Diese Nüchternheit wird hier ausdrücklich in Verbindung mit dem Gebet genannt. Wir wissen, dass gerade beim Beten die Gefahr besteht, in Passivität und Unnüchternheit zu verfallen. Deshalb wird ausdrücklich betont: Seid nüchtern zum Gebet.
Zusammenfassung der zwei Grundprinzipien der Esoterik
Ja, wir sehen also diese zwei Grundprinzipien: die Mikro-Makrokosmos-Lehre, nach der alles eine Einheit bildet, und dass alles einander entspricht. Alles ist durchdrungen von göttlichen Energien, göttlichen Schwingungen oder Lebensschwingungen.
Dieses Denken geht immer auf das okkulte Denken zurück. Es findet sich in vielen esoterischen und alternativen Heilmethoden wieder.
Abgrenzung der Pflanzentherapie von esoterischen Heilmethoden
Pflanzentherapie könnte man als alternative Medizin betrachten. Allerdings hat sie an sich nichts mit esoterischem Denken zu tun. Die Pflanzentherapie war das Heilmittel, das den Menschen seit Anbeginn zur Verfügung stand. Es handelt sich dabei um reine Pflanzentherapie, bei der man erkennt, dass ein Tee oder ein Präparat aus einer bestimmten Pflanze einen bestimmten Wirkstoff enthält, der gegen eine bestimmte Krankheit hilft. Diese Wirkung lässt sich messbar nachweisen.
Dabei gibt es kein Denken in Lebensenergien, Schwingungen oder Mikro-Makrokosmos-Entsprechungen. Solche Vorstellungen finden sich eher in der Esoterik. Dort gibt es immer wieder die Idee, dass eine Pflanze aufgrund ihres Aussehens eine Ähnlichkeit mit einem Körperteil hat. Zum Beispiel sieht man in den Knollen des Mannskrauts eine gewisse Ähnlichkeit mit den Hoden eines Mannes. Daraus wurde geschlossen, dass Mannskraut gegen entsprechende Krankheiten hilft. Ebenso glaubt man, dass Walnüsse gegen Gehirnkrankheiten helfen, weil sie ein wenig wie ein Gehirn aussehen.
Das ist jedoch etwas ganz anderes. Es handelt sich hier um esoterisches Denken, das davon ausgeht, dass es in der Natur Entsprechungen und Spiegelbilder gibt, die auf dieser Ebene wirken. Eine solche Pflanzentherapie muss man als esoterisch ablehnen. Anders verhält es sich mit der Verwendung von Wirkstoffen aus Pflanzen.
Beispielsweise hat der Prophet Jesaja ein Feigenpflaster für den kranken König Hiskia angewandt. Das war Phytotherapie. Auch der Apostel Paulus empfiehlt in 1. Timotheus 5,23 Timotheus, nicht nur Wasser zu trinken. Timotheus hatte jeglichen Alkoholgenuss vermieden. Paulus sagt ihm wörtlich: „Trinke nicht länger nur Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein, um deines Magens und deines häufigen Unwohlseins willen.“ Hier verordnet Paulus das Heilmittel Wein, das eine bakterienabtötende Wirkung hat und zur Milderung von Magenproblemen dient, die mit dem häufigen Unwohlsein zusammenhängen.
Interessanterweise hat Paulus Timotheus nicht geheilt. Er sagt nicht: „Komm doch in Rom vorbei, ich werde dich heilen.“ Im zweiten Timotheusbrief erwähnt er am Ende, dass Trophimus krank in Milet zurückblieb. Es ist bemerkenswert, dass wir keine Beispiele finden, in denen die Apostel im Neuen Testament Gläubige gesund gemacht haben. Auch als Epaphras krank war und dem Tod nahe, schreibt Paulus im Philipperbrief 2, dass der Herr sich seiner erbarmt und ihn wieder aufleben ließ, damit Paulus nicht in Traurigkeit versinke. Warum hat Gott Epaphras nicht direkt geheilt?
Wir finden Heilungswunder der Apostel vor allem im Zusammenhang mit Ungläubigen. Diese Wunder dienten als Zeichen für die Ungläubigen, dass Gott die neue Botschaft durch sein Wirken bestätigt. Hebräer 6 spricht sogar von diesen Wundern als „Wunderwerken des künftigen Zeitalters“. Für uns ist es etwas schwierig zu verstehen, was mit dem „künftigen Zeitalter“ gemeint ist. Für Juden war das immer klar: Die Rabbiner sagen, wir leben in Haolam Hazä, diesem Zeitalter. Wenn der Messias kommt, um zu herrschen, beginnt Haolam Haba, das künftige, das kommende Zeitalter.
Hebräer 6 erklärt, dass diese Zeichen und Wunder also Zeichen des künftigen Zeitalters waren. Die Bibel sagt, dass es im tausendjährigen Reich keine Krankheit, keine Lähmung und keine Blindheit mehr geben wird. So steht es in Jesaja 35. Dann werden die Augen der Blinden geöffnet werden. In meiner Bibel habe ich unterstrichen: „Wenn Gott kommt als Richter der Welt.“ So war das gewissermaßen ein Vorgeschmack für die Heiden, um zu glauben, dass dieser Messias, dieser Erlöser, der verkündet wird, derjenige ist, der im künftigen Zeitalter all die Folgen der Sünde lösen wird.
Darum also der Hinweis, Wein als Naturprodukt zu gebrauchen.
Gebet und Salbung als biblische Heilmittel
Interessant ist auch die Stelle in Jakobus 5, wo Jakobus schreibt:
„Ist jemand krank unter euch, der rufe die Ältesten der Gemeinde zu sich, und sie mögen über ihn beten und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn. Das Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen, und der Herr wird ihn aufrichten. Und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden.“
Weiter heißt es: „Bekennt einander die Vergehungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel.“
Hier wird also gesagt, dass die Ältesten kommen sollen. Übrigens sind das keine herumreisenden Heiler. Ich kenne eine Frau, die krank war, und dann kam so ein herumreisender Heiler und bot sich an, sie zu heilen. Sie sagte aber: „Ich habe Sie gar nicht gerufen, denn hier steht ja, der Kranke soll rufen.“ Und zweitens war das kein Ältester.
Die Ältesten sind die Seelsorger, die Hauptseelsorger in der Gemeinde. Sie kennen die Nöte, die Entwicklung und die Hintergründe. Sie können beurteilen, ob diese Krankheit eine Zucht des Herrn ist. Wenn der Kranke sofort gesund würde, wäre die Zucht des Herrn unterbrochen und noch nicht zum Ziel gekommen.
Die Ältesten müssen also kommen, um zu sehen, ob die Krankheit mit Sünde zusammenhängt oder ob es etwas ganz anderes ist. Sie sollen über den Kranken beten. Das ist die Möglichkeit, dass er geheilt werden kann, aber keine zwangsläufige Heilung.
Weiter heißt es: „Und sie mögen über ihn beten und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn.“ Im Griechischen Neuen Testament gibt es für Salben zwei Ausdrücke. Zum einen den Begriff für rituelles Salben, wie man Könige, Propheten oder Priester salbte. Zum anderen gibt es das medizinische Salben.
Was ist hier gemeint? Jakobus benutzt das medizinische Salben. Wir müssen wissen, dass Naturprodukte wie Öl und Wein die Hauptmittel in der Medizin der Antike waren.
Lukas, der geliebte Arzt, wie es in Kolosser 4,14 heißt, war in seinem Beruf treu. Das ist wichtig: Wir müssen nicht berühmt werden, sondern treu in der Berufung, die der Herr uns gegeben hat.
Lukas war Arzt, und die wichtigsten Mittel waren Wein und Olivenöl. Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter finden wir genau diese Heilmittel. Der Samariter in Lukas 10 behandelt die Wunden mit Wein zur Desinfektion, um Bakterien abzutöten, und mit Olivenöl, um die Wunde aufzuweichen.
So haben wir klare Hinweise in der Bibel, dass wir das, was Gott an Gaben in seine Schöpfung gelegt hat, dankbar annehmen sollen. Bei den Ältesten heißt es, sie sollen den Kranken mit Öl salben im Namen des Herrn.
Deshalb ist es wichtig, dass wir auch Medikamente dankbar und betend einnehmen – dankbar aus der Hand des Herrn.
Man muss bedenken: In der Schulmedizin gibt es viele Medikamente, die keine natürlichen Medikamente sind, sondern künstlich, chemisch hergestellt. Doch der allergrößte Teil der Medikamente ist eine Imitation, also eine Nachbildung von Molekülen, die man bereits in den Pflanzen und in der Natur findet, in der Schöpfung.
Der Vorteil der modernen Medizin ist, dass man den Wirkstoff noch präziser dosieren kann. Auch bei der Pflanzentherapie kann es zu einer Überdosis kommen. Man meint oft, das sei so sanft, aber auch dort kann eine Überdosis schaden.
So kann man den Wirkstoff noch genauer dosieren. Außerdem gibt es Pflanzen, die sowohl nützliche als auch giftige Wirkstoffe enthalten. In der modernen Pharmazie ist es möglich, den schädlichen Stoff auszuschließen und nur den heilenden Wirkstoff zu verwenden.
Nach dem Grundsatz „contraria contrariis curentur“, also Gegensätzliches wird durch Gegensätzliches geheilt, wirkt die Medizin. Das ist das Gegenteil von Homöopathie. So kann Heilung möglich werden.
Gebet als wichtige Ergänzung zur Heilung
In Jakobus 5 sehen wir, dass das Gebet grundsätzlich eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit Krankheit spielt. Im Vers 16 geht es nun nicht mehr nur um die Ältesten. Was ist, wenn keine Ältesten da sind? Dort heißt es: Bekennt einander die Vergehungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel.
Ich habe deshalb gesagt, dass die Ältesten eine Hauptseelsorgeverantwortung in der örtlichen Gemeinde tragen, die den Ältestendienst ausüben. Aber im Prinzip hat jeder Bruder und jede Schwester eine seelsorgerliche Verantwortung. Darum heißt es auch in 1. Thessalonicher 5, dass einer den anderen ermuntern soll. Diese gegenseitige Ermunterung ist eine Form der Seelsorge, die zum ganz normalen Gemeindeleben gehört.
Wenn wir uns begegnen, worüber sprechen wir? Über die nächsten Ferien, über ein neues Auto? Ja, wir können über alles sprechen. Aber der Herr und sein Wort sollten doch das sein, was uns am meisten bewegt und verbindet. So können wir einander ganz natürlich Seelsorge geben, ohne dass man sagt: „Jetzt machen wir Seelsorge.“ Wir sprechen miteinander, bekennen einander die Vergehungen und beten füreinander, damit ihr geheilt werdet.
In solchen Fällen, in denen Krankheit tatsächlich auch mit Sünde zusammenhängen kann, macht uns das Neue Testament ganz klar, dass es noch viele andere Gründe für Krankheit und Leiden gibt als Sünde. In Hebräer 12 lesen wir, dass wir vom Vater erzogen werden und alle Kinder vom Vater erzogen werden. Deshalb müssen wir alle durch Leiden hindurchgehen. Das ist für die Gegenwart kein Grund zur Freude, aber wenn man dadurch geübt ist, bringt es die friedvolle Frucht der Gerechtigkeit hervor.
So sehen wir dann: Betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel.
Krankheit und Erlösung im christlichen Verständnis
Als Gläubige haben wir auch die Möglichkeit, Zuflucht im Gebet zu suchen. Dabei ist jedoch wichtig zu betonen, dass es keine Zusage für eine bedingungslose Heilung in der heutigen Zeit gibt. Krankheit ist eine Folge des Sündenfalls, also eine Disharmonie – aber nicht eine Disharmonie mit der Schöpfung, sondern mit dem Schöpfer.
Durch die Sünde sind Krankheit und Tod in die Welt gekommen. In Römer 8 wird erklärt, dass wir, die wir an Jesus Christus glauben und ihn als Erlöser angenommen haben, bereits die Erlösung der Seele besitzen (vgl. Hebräer 10). Paulus macht in Römer 8 aber deutlich, dass wir die Erlösung des Körpers noch nicht erhalten haben.
Ich möchte dazu aus Römer 8 lesen, Vers 18: "Denn ich halte dafür, dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll."
Weiter heißt es: Das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes, also auf den Moment, in dem Jesus Christus mit allen Gläubigen in Herrlichkeit erscheinen wird – auf dem Ölberg. Dann werden die Qualen der Natur, die durch die Sünde belastet ist, geheilt werden.
Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen worden, nicht aus eigenem Willen, sondern aufgrund dessen, der sie durch den Sündenfall Adams unterworfen hat – auf Hoffnung hin, dass auch die Schöpfung selbst von der Knechtschaft des Verderbens befreit wird hin zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.
Wir wissen, dass die ganze Schöpfung zusammen seufzt und bis jetzt in Geburtswehen liegt. Geburtswehen sind bekanntlich schmerzhaft. Die ganze Schöpfung seufzt und leidet – das sehen wir nicht nur, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlinge des Geistes haben. Auch wir seufzen in uns selbst und erwarten die Sohnschaft, die Erlösung unseres Leibes.
Paulus sagt weiter, dass auch wir Gläubigen in dieser Schöpfung seufzen und leiden. Wir gehen durch Krankheiten, aber wir warten auf den Moment, in dem die Erlösung unseres Körpers kommt.
Als Kinder Gottes, die den Herrn Jesus als Retter angenommen haben, besitzen wir die Erlösung der Seele, aber noch nicht die Erlösung des Körpers. Deshalb können wir krank werden. Gott hat jedoch Mittel in die Schöpfung gelegt, die uns zur Linderung und Heilung dieser Nöte dienen – als Geschenk Gottes, wie wir bereits gesehen haben.
Wir dürfen aber nicht erwarten, dass jetzt die Zeit ist, in der wir Gesundheit um jeden Preis haben sollten. Weder durch esoterische Heilmethoden noch durch herumwandernde Heilungsprediger, die heute allen die Heilung des Körpers versprechen. Solche sind ganz klar Irrlehrer.
Die Bibel sagt, wenn diese behaupten, man habe ein Recht auf Heilung, weil Christus für die Folgen der Sünde gestorben ist, dann ist das falsch. Denn Römer 8 zeigt, dass wir immer noch auf die Erlösung des Leibes warten.
Der stärkste Beweis dafür ist: Krankheit ist eine Folge des Sündenfalls. Und noch mehr: der Tod! Krankheit führt zum Tod. Der Tod kam durch die Sünde in die Welt (Römer 5,12).
Wenn diese Heilungsprediger recht hätten, dürften sie selbst nicht mehr sterben. Sie sagen, Jesus Christus sei gestorben und habe Krankheit und Tod besiegt. Doch warum sterben sie dann? Das ist unlogisch und falsch. Deshalb muss man sagen, dass es sich um Irrlehren handelt.
Wir dürfen uns durch solche Lehren nicht verwirren lassen. Wir halten fest: Wir warten auf die Erlösung des Leibes. Aber Gott hat uns das Gebet gegeben und auch die Medikamente in die Schöpfung hineingelegt, die wir dankbar aus seiner Hand annehmen dürfen.
Ich denke, wir können jetzt eine Pause machen. Vielleicht bleibt dann noch Zeit für einige konkrete Fragen. Ist das so richtig?
