
Kapitel sechs: Frontsoldaten
Die Frontsoldaten standen in einer Reihe, ihre Gesichter vom Staub und Schweiß des langen Marsches gezeichnet. Jeder von ihnen trug die Spuren der Schlacht, doch in ihren Augen lag eine unbeirrbare Entschlossenheit.
Der Kommandant trat vor und sprach mit fester Stimme: „Heute beginnt eine neue Phase unseres Kampfes. Wir sind nicht nur Soldaten, sondern auch Hüter unserer Werte und unserer Heimat. Jeder von euch trägt eine Verantwortung, die weit über das Schlachtfeld hinausgeht.“
Die Männer nickten, wissend, dass ihre Aufgabe nicht nur im Kampf bestand, sondern auch darin, das Vertrauen der Menschen zu bewahren und zu stärken. Sie waren die Frontsoldaten, die erste Linie, die das Bollwerk gegen das Chaos bildete.
Im Morgengrauen zogen sie los, bereit, sich erneut dem Unbekannten zu stellen. Ihre Schritte hallten im Rhythmus der Entschlossenheit, und in ihren Herzen brannte das Feuer des Glaubens an den Sieg und an die Zukunft, die sie verteidigten.
Viele, die Jesus nachfolgen wollen, träumen davon, etwas Großes zu werden. Solche Träume haben ihren Platz. Jesus wusch seinen Jüngern gehörig den Kopf, weil sie sich gestritten hatten, wer unter ihnen der Größte sei. Er sagte ihnen, dass wahre Größe im Dienen liegt (Markus 9,33-35).
Doch andererseits ermutigte er das Streben nach Größe mit Aussagen wie: „Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet sitzen auf zwölf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels“ (Matthäus 19,28). Im Willen Gottes kommt Größe jedoch erst hinter dem Leiden, oft weit dahinter.
Wer mit Jesus anfängt, um etwas Großes zu werden, der sollte sich darauf gefasst machen, dass zuerst das Leiden kommt. Andernfalls könnte es sein, dass er den Willen Gottes schon bald als recht unattraktiv empfindet.
Da kommt jemand zu Jesus und sagt: „Ich will dir nachfolgen, wohin du gehst.“ Jesus antwortete: „Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege“ (Lukas 9,57-58). Er wollte diesem potenziellen Jünger ganz klar machen, dass zum Willen Gottes auch das Leiden gehört.
Der Apostel Petrus schreibt: „Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten“ (1. Petrus 5,10). Leiden gehört zum Weg des Christen dazu. Darum kann Petrus auch über diejenigen schreiben, die nach Gottes Willen leiden (1. Petrus 4,19).
Vielleicht sagt jetzt jemand: „Ich soll leiden?“ Gut, ich weiß ja schon, wie das geht, denn ich trage ein schweres Kreuz. Das können meine Eltern sein, oder mein Mann, oder meine Frau ist mein Kreuz, oder meine Schwiegermutter ist mein Kreuz.
Aber das ist nicht die Art von Leiden, an die Petrus denkt. Er schreibt: „Denn es ist besser, wenn es Gottes Wille ist, dass sie um guter Taten willen leidet, als um böser Taten willen“ (1. Petrus 3,17). Wir sollen nicht leiden, weil wir ein schlechter Sohn oder eine schlechte Tochter sind, oder weil wir unleidlich, tyrannisch oder unmöglich sind, sondern weil wir das Richtige tun.
Und wenn das geschieht, dann gilt: „Freut euch, dass ihr mit Christus leidet! Selig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet um des Namens Christi willen; denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruht auf euch. Niemand aber unter euch leide als ein Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder als einer, der in ein fremdes Amt greift“ (1. Petrus 4,14-15).
Petrus fährt fort: „Leidet er aber als ein Christ“ (Vers 16). Verstehen Sie, wovon er hier redet? Sehen Sie, was zum Christenweg dazugehört? Wenn Sie ein Christ sind, der in einer gottlosen Welt mit Gott lebt, dann werden Sie leiden.
Paulus hat es so ausgedrückt: „Alle aber, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden“ (2. Timotheus 3,12). Sie mögen sagen: „Ich werde aber nicht verfolgt.“ Dann führen Sie vielleicht kein gottesfürchtiges Leben vor der Welt.
Aber wenn Sie leiden, ist das etwas Wunderbares, und der Geist der Herrlichkeit und Gottes ruht auf Ihnen (1. Petrus 4,14).
Jeder Christ ist ein Missionar, nicht nur der Pastor. Zum Missionieren gehört nicht nur, überall Traktate zu verteilen, selbst wenn sie noch so gut sind.
Missionieren bedeutet auch, einer gottlosen Welt ein gottesfürchtiges Leben vorzuleben. Das bringt Verfolgung mit sich, denn die Welt liebt Jesus nicht.
Mittendrin.
Schauen wir uns an, was Paulus in Philipper 1,29 schreibt: „Denn euch ist es gegeben, um Christi willen, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden.“
Ein schockierender Satz. Glaube und Leiden sind miteinander verbunden. Christen, die nicht leiden, sind der Bibel unbekannt, denn jeder, der in dieser Welt gottesfürchtig lebt, wird früher oder später unter Beschuss kommen. Wenn sie ruhig und gemütlich durch das Leben gondeln, bedeutet das, dass sie entweder nicht gottesfürchtig leben oder dass sie irgendwo in der Prärie leben, wo die gottlose Welt sie nicht sehen kann.
Die Bibel zeigt uns, wie wir erfolgreich mit Gott leben können – auch in einer gottlosen Welt. In Apostelgeschichte 3 hält Petrus nach der Heilung des Gelähmten eine Predigt, die es in sich hat. Wenn ich sie lese, dann staune ich darüber, dass die jüdische Obrigkeit ihn nicht auf der Stelle gesteinigt hat.
Als er fertig war, wurden er und Johannes verhaftet und über Nacht in Gewahrsam genommen. Doch die Wirkung der Predigt war, dass viele Menschen gläubig wurden. Vers 4 spricht von fünftausend Männern, zu denen wahrscheinlich noch einmal fünftausend Frauen und Kinder kamen. Die Gemeinde war erst ein paar Wochen alt und hatte schon an die zwanzigtausend neue Mitglieder gewonnen.
Die folgenden Kapitel der Apostelgeschichte geben es auf, die Neubekehrten zu zählen – so viele waren es.
Aber zurück zu Petrus und Johannes. Am Morgen holen die Oberen sie aus ihrer Zelle und fragen sie: „Aus welcher Kraft oder in welchem Namen habt ihr das getan?“ (Apostelgeschichte 4,7).
Petrus wird sich wohl gedacht haben: Was für eine Frage! Weiß der, was er da sagt? Der soll seine Antwort bekommen. Der Satan ist im Grunde dumm. Er treibt es zu weit. Er dachte, mit denen werde ich schon fertig, die lasse ich einlochen.
Doch was geschieht? Petrus und Johannes werden vor den Hohen Rat, den Sanhedrin, gebracht. Dieser war in der Römerzeit die oberste Instanz des Judentums. Dort predigen sie das Evangelium von Jesus. Eine phantastische Gelegenheit, die sie niemals gehabt hätten, wenn der Teufel nicht für ihre Verhaftung gesorgt hätte. So ergeht es dem Satan immer wieder, wenn er oberschlau sein will.
In Philippi brachte er Paulus ins Gefängnis, und der Aufseher sowie seine ganze Familie wurden bekehrt. Er brachte Jesus ans Kreuz, und Jesus erlöste die Welt. Der Teufel weiß gar nicht, was er alles anstellt. Und Gott ist allmächtig.
Petrus und Johannes nahmen ihr Leiden an. Es gab kein Handgemenge, keinen Fluchtversuch, kein Entwischen um die Ecke. Die Apostel vertrauten ganz darauf, dass ihre Verlegenheit Gottes Gelegenheit war.
Dann predigte Petrus, erfüllt vom Heiligen Geist, den Obersten des Volkes von Jesus. Er schloss mit einer Bekehrungseinladung im klassischen evangelistischen Stil: „Und in keinem anderen ist das Heil, auch ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“ (Apostelgeschichte 4,12).
Bekenner gesucht.
Stellen wir uns die Szene vor: Petrus steht vor dem gesamten Sanhedrin. Hinten thront Kaiphas auf seinem Hohepriesterstuhl. Petrus predigt das Evangelium von Jesus.
Er ist nicht geistgestört. Er wurde gefragt, in welchem Namen er den Lahmen an der Schönen Tür geheilt hat. Nun antwortet er ganz ehrlich und sachlich.
Das Leiden verschärft sich. Der Hohe Rat befiehlt Petrus und Johannes, nicht mehr im Namen Jesu zu reden oder zu lehren. Die beiden antworten: „Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als Gott.“
Das ist eine heikle Frage für die Männer des Hohen Rates, die sich ja für gottesfürchtig halten und behaupten, an Gott zu glauben. Sagen sie den Aposteln, sie müssten ihnen mehr gehorchen als Gott, stellen sie sich gegen Gott. Sagen sie aber, die Apostel müssten Gott gehorchen und nicht ihnen, geraten sie ebenfalls in die Klemme und geben den Jüngern Recht.
Petrus hat sie damit mattgesetzt. Die Oberen verwarnen Petrus und Johannes streng, bestrafen sie aber nicht, weil sie Angst vor dem Volk haben. Anschließend lassen sie die beiden wieder gehen.
Die Apostel begeben sich schnurstracks zur Gemeinde, die Gott begeistert lobt und preist. Dann beten alle gemeinsam zu Gott. Was beten sie?
„Herr, beschütze uns, denn sie wollen uns an den Kragen!“
Nein, sie beten anders. Sie sagen: „Herr, sieh an ihr Drohen und gib deinen Knechten mit allem Freimut, dein Wort zu reden.“ Sie bitten nicht um Hilfe, sondern um neue Kraft und darum, wieder hinausgeschickt zu werden.
Nachdem sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren. Sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut.
Und wie geht es im nächsten Vers weiter? Die Menge der Gläubigen, diese Christen, sah Ergebnisse. Sie gingen hinaus und stellten die Stadt auf den Kopf.
Was für wunderbare Christen sie waren! Sie nahmen ihr Leiden willig an. Sie traten der Welt offen entgegen und wichen nicht zurück. Dabei konzentrierten sie sich nicht darauf, den Leuten das Evangelium heimlich, bei Nacht und Nebel, in die Hosentasche zu schmuggeln. Stattdessen konfrontierten sie die Welt in Offenheit und Liebe mit der Botschaft Christi – auch wenn dabei die Fetzen flogen.
Und was geschah? Sie bekamen Missionsgelegenheiten, die sie sonst nie erhalten hätten. Gott machte sie immer freimütiger.
Eines der Grundprobleme bei der Evangelisation heute ist, dass Christen nicht bereit sind, der Welt Auge in Auge entgegenzutreten und ihr klar zu sagen, was es mit Christus auf sich hat. Das Evangelium wurde verwässert, damit ja niemand Anstoß nimmt.
Wir brauchen neuen Freimut. Es ist traurig, dass der Mut eines Petrus und Johannes so weit entfernt ist von der Realität im Leben der meisten Christen heute. Ich bete zu Gott, dass er uns mehr Bekennermut gibt – wenn die Pfeile fliegen.
Einmal hatte ich einen Vortragstermin an einem College mit etwa fünfzehntausend bis zwanzigtausend Studenten. Das College lag in einem überwiegend jüdischen Viertel von Los Angeles. Ich sollte über die philosophische Basis des Christentums sprechen.
Viele Studenten waren gekommen, darunter auch jüdische Radikale, die zum Teil militant antichristlich eingestellt waren. Dort saßen sie und warteten gespannt darauf, was ich zu sagen hatte.
Wenn man predigt, spürt man manchmal, wie die Kraft Gottes einen durchströmt. Es ist, als ob man nur dasteht, doch Gott selbst kümmert sich um das ganze Reden. Gott schenkte mir klare Gedanken und eine flüssige Stimme.
Der Hörsaal war totenstill, und ich war jeden Augenblick auf die ersten Tomaten und Eier gefasst. Eine geschlagene Stunde lang legte ich die philosophischen Argumente für das Christentum dar. In den letzten zehn Minuten versuchte ich zu beweisen, dass Jesus der Messias ist.
Als ich fertig war, verlangten die Radikalen, man solle mir für immer Redeverbot auf dem Campus erteilen. Ich bekam obszöne Briefe und Drohungen gegen mich und meine Familie. „An irgendeinem Sonntag kommen wir und jagen ihre Kirche in die Luft.“
Es kamen anonyme Drohanrufe um zwei oder drei Uhr morgens. Zum zweiten Mal in meinem Leben begann ich etwas davon zu spüren, wie es ist, der Welt entgegenzutreten und all die Feindseligkeit zu erfahren, die eigentlich auf Jesus selbst zielt.
Es waren und sind immer noch die spannendsten, packendsten und erhebendsten Tage meines Lebens. Ich trat der Welt frei und offen in der Kraft des Geistes Gottes entgegen – und es passierte etwas.
Ich hätte meinen Vortrag an jenem Tag ausfallen lassen können – aus Angst um meine Arbeit oder sogar um mein Leben. Aber ich ging trotzdem hin.
Nach dem Vortrag, als wir noch im Saal standen und es kräftig herumrummelte, kam ein Student auf mich zu. Er fragte: „Könnte ich Sie mal sprechen?“ Eine Woche später kam er in mein Büro, setzte sich und sagte: „Was Sie da gesagt haben, leuchtet mir ein. Ich möchte mehr über diesen Jesus Christus erfahren.“
Inzwischen ist er ein Bruder in Christus. Seine Erlösung war eine Frucht davon, dass ich mich in dieses Inferno begab. Er hat bereits mehrere andere Menschen zu Christus geführt.
Vielleicht sagen Sie nun: „MacArthur, es war doch nicht nötig, dass Sie sich so in die Höhle des Löwen begaben.“ Doch, mein Leben ist entbehrlich, wenn ein junger Mann durch mich zum Glauben kommen kann.
Wenn Gott wollte, dass ich mein Leben hingebe, sollte ich das willig für Christus tun. Das war die Einstellung des Paulus.
Paulus freute sich über das, was er alles durchmachen musste. Denn wenn er verfolgt wurde, wurden Menschen gerettet, und das ist etwas Gutes. Das Opfer ist eine reale Möglichkeit für einen Christen. Vielleicht werden sie nicht physisch verfolgt, aber geistig. Man schließt sie stillschweigend aus, die Kollegen gehen ihnen aus dem Weg, oder die Nachbarn tuscheln: „Da kommt wieder der Superfromme.“
Und das tut ihrem Ich gar nicht gut, denn wir wollen doch so gerne von unserer Umwelt akzeptiert werden. Aber wir können nicht lieb Kind bei der Welt sein und gleichzeitig etwas für Gott ausrichten. Ich bin kein Masochist; es macht mir keinen Spaß, beschimpft und verfolgt zu werden. Dabei rede ich nicht davon, dass wir umherstolzieren und sagen sollten: „Schaut her, was für ein klasse Christ ich bin, ich werde verfolgt.“ Gott bewahre uns davor.
Was ich meine, ist dies: Wir sollen bereit sein, die Welt zu konfrontieren und geistliche Zivilcourage zu zeigen, auch wenn es heiß wird. Niemals dürfen wir das Evangelium verbessern. Wenn die Wahrheit anstößig ist, dann soll sie es eben sein. Viele Menschen haben ihr Leben lang Gott vor den Kopf gestoßen, sollen sie ruhig selbst auch einmal etwas vor den Kopf gestoßen bekommen.
In seinem Brief an die Philipper schreibt Paulus: „Und wenn ich auch geopfert werde bei dem Opfer und Gottesdienst eures Glaubens, so freue ich mich und freue mich mit euch allen.“ (Philipper 2,17) Was meint Paulus hier? Einfach dies: Wenn ich sterben muss, damit ihr gerettet werdet, ist das gut. Wenn ich mein Leben als Opfer für eure Freude hinlegen muss, tue ich das gerne.
Im Brief an die Kolosser freut sich Paulus seiner Leiden. War er verrückt, als er das schrieb? Nein. Er sagt: „Nun freue ich mich in den Leiden, die ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleisch, was an den Leiden Christi noch fehlt.“ (Kolosser 1,24) Was heißt das? Nun, die Welt hasst Jesus. Sie verfolgt die Christen nicht, weil sie die Christen nicht mag, sondern weil sie Jesus hasst. Und da sie an ihn selbst nicht herankommt, da er ja im Himmel ist, sind wir Christen ihre Zielscheibe.
Paulus sagt, dass er die Leiden erduldete, die eigentlich für Jesus gemeint waren. Er ergänzte die Leiden Jesu an seinem Leib; die Welt ist immer noch dabei, Jesus zu töten. Paulus stellte sich ihr entgegen, um für den zu sterben, der für ihn gestorben war. So sollten auch wir es als eine Freude ansehen, aufzustehen und die Pfeile entgegenzunehmen, die eigentlich für Jesus gedacht sind.
In Galater 6,17 sagt Paulus: „Ich trage die Mahlzeichen Jesu an meinem Leibe.“ Diese Narben hier, die waren eigentlich für Jesus gedacht, aber ich bekam sie für ihn. Sind Sie bereit, für den zu leiden, der für Sie litt? Sind Sie bereit, der Welt gegenüberzutreten? Das ist der Wille Gottes.
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