Wir sind dabei, das Johannesevangelium fortlaufend zu studieren und kommen heute zu Kapitel sieben, in dem Jesus erneut am Laubhüttenfest in Jerusalem erscheint. Da das Kapitel mit 53 Versen sehr lang ist, lesen wir es vielleicht Abschnitt für Abschnitt. Beginnen wir mit Johannes 7,1-9.
Es ist ganz interessant, im Johannesevangelium die Bedeutung der jüdischen Feste zu erkennen. Bereits in Kapitel 2 begegnet uns das Passafest, das erste während der drei Jahre öffentlicher Predigtätigkeit Jesu (Johannes 2,13). Dort heißt es: „Das Passa der Juden war nahe, und Jesus ging hinauf nach Jerusalem.“
Dann hatten wir in Johannes 5 wieder ein Fest. In Johannes 5,1 steht: „Danach war ein Fest der Juden, und Jesus ging genau nach Jerusalem.“ Der Mehrheitstext, also die Mehrheit der griechischen Handschriften, gibt hier „nach diesem war das Fest der Juden“ wieder. Das weist auf das Laubhüttenfest hin, das im Judentum schlicht als „Hachak“ bezeichnet wurde und auch im Alten Testament erwähnt ist.
Das Laubhüttenfest ist das siebte der sieben Feste des Herrn nach 3. Mose 23. Der Festzyklus beginnt im Frühjahr mit dem Passafest, dem ersten Fest. Danach folgen das Fest der ungesäuerten Brote, das Fest der Gerstenerstlinge und das Pfingstfest. Später im Jahr kommen das Neujahrsfest, der Jom Kippur, der große Versöhnungstag, und schließlich das Laubhüttenfest. Dieses schließt gewissermaßen den ganzen Festzyklus ab, der von Frühjahr bis Herbst dauert, und krönt ihn.
Darum heißt es „das Fest“, weil im Laubhüttenfest all diese Feste des Herrn vereint sind. So haben wir hier im Johannesevangelium das Laubhüttenfest, das erste Fest in Johannes 2, das siebte Fest in Johannes 5. Letztes Mal hatten wir Johannes 6 vor uns. Dort heißt es in Vers 4: „Es war aber das Passermahl, das Fest der Juden.“
Hier begegnet uns nun wieder eine neue Passafeier. Diese steht, wie wir beim letzten Mal gesehen haben, in Verbindung mit den Gerstenerstlingen. Deshalb spielt in der Vermehrung der Brote für die fünftausend Männer das Gerstenbrot eine wichtige Rolle. Jesus erklärt, dass er das Brot aus dem Himmel ist. Das war die Botschaft in Kapitel 6.
Jetzt, in Kapitel 7, haben wir wieder ein Fest. In Vers 2 heißt es: „Es war aber nahe das Fest der Juden, die Laubhütten.“ Also das erste, das siebte, das erste und jetzt wieder das siebte Fest. Man merkt schon, dass Passa und Laubhüttenfest sehr bedeutsam für das Johannesevangelium und seine Botschaft sind.
Noch etwas sollten wir beachten: Ab Johannes 7 geht es um das Laubhüttenfest, und alles Weitere hängt damit zusammen bis Kapitel 10, Vers 21. Alles ist also mit dem Laubhüttenfest verknüpft. Wir werden sehen, dass in all den Reden, Gesprächen und Ereignissen die besonderen Rituale des Laubhüttenfests eine Rolle spielen.
Dieses Verständnis hilft wirklich, die Botschaft des Johannesevangeliums besser zu erfassen.
Die Spannung vor dem Laubhüttenfest und die Mordabsichten gegen Jesus
Nun wird gleich gesagt, der Herr wollte in Vers 1 nicht in Judäa wandeln, weil die Juden ihn zu töten suchten. Dieses Thema spielt im Weiteren noch eine Rolle. Der Herr geht schließlich doch zum Fest nach Jerusalem hinauf, und diese Mordabsichten treten hier erneut auf.
Worauf nimmt das Bezug? Die Juden wollten ihn töten. Wo hatten wir schon Mordabsichten im Johannes-Evangelium gefunden? Nein, es gab noch keine Mordabsichten, aber in Kapitel 5, nach der Heilung des Gelähmten von Bethesda, lesen wir in Johannes 5,15-16:
„Darum verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan hatte. Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke auch.“
Daraufhin suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten. Nicht nur, weil er den Sabbat aufgehoben hatte, sondern auch, weil er Gott seinen eigenen Vater nannte und sich so selbst Gott gleichmachte.
Diese Mordabsicht, die hier in Johannes 7 erwähnt wird, nimmt Bezug auf den Konflikt beim letzten Laubhüttenfest. Ja, so sind die Laubhüttenfeste miteinander verknüpft.
Es geht hier also weiter mit dem, was in Johannes 5 bereits begonnen hat. Wir müssen auf die Beziehung zwischen den Kapiteln 5 und 7 achten.
Die Brüder Jesu und sein Verhältnis zu ihnen
Nun machen die Brüder des Herrn ihm den Vorschlag, er solle doch hinaufgehen und sich zeigen. Sie hofften auf ein öffentlichkeitswirksames Tun des Herrn. Doch in Vers 5 wird erklärt, dass sie so weltlich dachten, weil sie selbst gar nicht gläubig waren. Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.
Mit Brüdern sind hier die Halbbrüder des Herrn gemeint, das ist klar. Der Herr Jesus wurde durch eine Jungfrau geboren, wie Matthäus 1 und Lukas 2 bezeugen, sogar durch einen Arzt bestätigt. Aber Maria und Joseph hatten danach weitere Kinder. Das können wir kurz in Matthäus 13 nachlesen. Dort werden verschiedene Namen erwähnt: Matthäus 13,55 Wer liest? „Ist dieser nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria, und seine Brüder heißen Jakobus, Joses, Simon und Judas? Sind nicht auch seine Schwestern alle bei uns? Woher hat dieser denn das alles?“ Und sie nahmen Anstoß an ihm.
Hier werden also sogar vier Brüder namentlich genannt, zwei von ihnen kennen wir besonders gut aus der Bibel: Jakobus und Judas. Warum Jakobus? Wegen des Jakobusbriefes und des Judasbriefes. Sie kamen später zum Glauben. Jakobus hat sogar als Ältester in der Gemeinde in Jerusalem eine besonders führende Rolle gespielt. Darum wird er in der Apostelgeschichte öfter erwähnt und auch Paulus nennt ihn in Galater 1 „Jakobus, der Bruder des Herrn“. Er war also nicht einer der zwölf Apostel, hatte aber als Ältester in Jerusalem eine ganz wichtige Stellung.
Jakobus ist der Autor, wie gesagt, des Jakobusbriefes. An wen richtet sich dieser Brief? An die Zwölf Stämme in der Zerstreuung. Ähnlich wie der Petrusbrief, der an die Fremdlinge in der Zerstreuung gerichtet ist, richtet sich der Jakobusbrief an die Zwölf Stämme. Jakobus hatte unter den an Christus glaubenden Juden einen überörtlichen besonderen Dienst, der nicht nur auf Jerusalem bezogen war. Deshalb schreibt er auch an die Zerstreuung aller zwölf Stämme.
Und Judas? Woher kennen wir ihn? Er ist der Autor des Judasbriefes. Dort sehen wir, dass sich der Autor nicht zu den Aposteln zählt, aber seine Leser auf die von den Aposteln gesprochenen Worte hinweist, auf die sie hören sollen. Er zählt sich aber selbst nicht zur Gruppe der Apostel. Das ist dieser Judas.
Diese Brüder kamen also erst später zum Glauben. Es gibt eine Legende, die Jakobus, den Bruder des Herrn, mit Nordspanien in Verbindung bringt. Doch das ist nur eine Legende, ähnlich wie die Geschichten um verschiedene Marien im Neuen Testament. Zum Beispiel wird behauptet, dass zwei Marien mit einem Schiff in Sainte Marie de la Mer in Südfrankreich angekommen seien. Das ist natürlich alles Legende und hat nichts mit der biblischen Geschichte zu tun.
Jakobus als historische Persönlichkeit, „Jakobus, der Bruder des Herrn“, ist auch außerhalb der Bibel bekannt. Zum Beispiel schreibt Josephus Flavius, ein jüdischer Geschichtsschreiber aus dem ersten Jahrhundert, mit Hochachtung über Jakobus. Er war im Judentum des ersten Jahrhunderts wirklich eine bekannte Persönlichkeit. Aber damals waren sie noch nicht gläubig.
Der Herr sagt in Vers 6, als sie ihm sagen, er solle jetzt hinaufgehen: „Meine Zeit ist noch nicht da.“ Er hört also nicht auf seine Brüder, wenn sie ihm sagen, was er tun soll. Genauso hat er es auch bei seiner Mutter gemacht. Erinnern wir uns an die Hochzeit von Kana, als der Wein ausging. Das ist zwar grammatikalisch ein Aussagesatz, formal, aber vom Sprechakt her ein Befehl: Du musst jetzt eingreifen. Doch der Herr antwortet: „Was haben wir miteinander zu schaffen, Frau?“ Er wollte nur auf den Vater im Himmel hören, nicht auf Maria, und auch nicht auf seine Brüder. Damals gehörten sie quasi noch zum alten Lager.
Vers 7, wer liest das? „Denn ich zeuge von ihr, dass ihre Werke böse sind.“ Sie gehörten zu dem, was die Bibel als „die Welt“ bezeichnet. Sie mussten sich, wie Jakobus und Judas, bekehren, um in das Reich des Lichts zu kommen. Aber damals gehörten sie noch zur Welt.
Vers 8 ist ganz wichtig für das weitere Verständnis. Wer liest? „Ich gehe zu diesem Fest nicht hinauf, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt.“ Steht das in allen Bibeln so? Ja, es gibt einen Unterschied: „Ich gehe nicht zu dem Fest hinauf“ klingt anders als „Ich gehe noch nicht hinauf“. Nachher geht er ja zum Fest hinauf.
„Ich gehe nicht zum Fest hinauf“ wäre auch nicht vereinbar mit der Gesetzestreue des Herrn. Galater 4 lehrt, dass Jesus von einer Jungfrau geboren wurde und unter Gesetz stand. Können wir das lesen? Galater 4,4 Wer liest? „Als aber die Fülle der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, geboren unter Gesetz, damit er die loskaufe, die unter Gesetz waren.“ Jawohl, geboren unter Gesetz.
Der Herr Jesus hat sich durch seine Menschwerdung unter das Gesetz gestellt. Er wurde am achten Tag beschnitten (Lukas 1) und hat all diese Gesetze eingehalten. Darum ist er auch zu den Festen hinaufgegangen. 2. Mose 23 und andere Stellen sagen deutlich, dass alle männlichen Israeliten zu den obligatorischen Festen nach Jerusalem hinaufziehen mussten. Welches Fest war obligatorisch von den sieben? Passafest, Pfingsten und Laubhüttenfest. Das war nicht freigestellt.
Und dann sagt der Herr wirklich, dass er nicht hinaufgeht. Das ist wieder ein Beispiel für den Unterschied zwischen Mehrheitstext und Minderheitstext. Der Mehrheitstext hat „Ich gehe noch nicht hinauf.“ Das stimmt mit dem weiteren Text überein und ist auch mit der Gesetzestreue des Herrn vereinbar. Er hat sich unter Gesetz gestellt und das Gesetz auch eingehalten. Nicht auf die überzogene Art der Pharisäer, sondern so, wie er als Gott Israels das Gesetz gemeint hat, als er es Israel gegeben hat.
Wichtig ist: Der Herr Jesus wurde unter Gesetz geboren. Darum, wenn heute Christen argumentieren, er habe den Sabbat eingehalten und die jüdischen Feste gefeiert, warum feiern wir sie dann nicht in unseren Gemeinden? Diese Argumentation ist völlig falsch. Er wurde unter Gesetz geboren, um die loszukaufen, die unter Gesetz waren. Man kann also nicht von den Evangelien her argumentieren, dass Christen den Sabbat einhalten sollten, weil Jesus ihn gehalten hat. Das ist völlig verkehrt. Er war unter Gesetz, die Gemeinde aber steht nicht unter Gesetz. Das ist der deutliche Unterschied.
Er war dem Gesetz in allem treu und ist deshalb zu den Festen hinaufgegangen, aber nicht so früh, wie seine Brüder es wollten. Er ging etwas später hinauf, und zwar gleichsam inkognito, kann man sagen. Vers 10: Nicht offenbar, sondern im Verborgenen. Das hing damit zusammen, dass immer noch der Mordversuch vom letzten Laubhüttenfest offen war (Johannes 5). Das führt aber dazu, dass...
Jesus tritt öffentlich auf dem Fest auf und die Reaktionen der Juden
Auf dem Fest, bei dem Juden aus dem ganzen Land nach Jerusalem gekommen waren, war das große Diskussionsthema: Wer ist Jesus Christus? Lesen wir nun ab Vers 10 weiter.
Um die Mitte des Festes, also etwa zur Wochenmitte beim Laubhüttenfest, das immer sieben Tage dauert, begann der Herr Jesus plötzlich, aus der Verborgenheit herauszutreten. Er fing an, im Tempel zu lehren. Die führenden Juden – es heißt hier „die Juden“ – wunderten sich darüber. „Wir haben ihn doch schon früher gesehen“, sagten sie. Im Johannesevangelium ist der Ausdruck „die Juden“ immer eine Bezeichnung für die führenden Juden, wie auch schon in Vers 11.
Die führenden Juden suchten Jesus auf dem Fest, doch niemand sprach öffentlich von ihm aus Furcht vor den Juden. Dabei waren ja alle Anwesenden Juden, aber die Furcht galt den Führern des Volkes. Diese Führer, die Jesus hörten, fragten sich: Wie besitzt dieser Mann solche Gelehrsamkeit, obwohl er doch nicht gelernt hat? Die Pharisäer hatten zwar auch studiert und waren geschult, aber Jesus hatte kein formelles Studium absolviert. Er war nie ein Schüler eines Rabbiners gewesen.
Es war zwar üblich, dass jüdische Kinder schon in der Synagoge lesen und schreiben lernten. Man muss sich das vorstellen: Zu einer Zeit, als in anderen Ländern kaum jemand schreiben konnte – das Nibelungenlied als älteste deutsche Quelle stammt etwa aus dem 7. Jahrhundert –, war es in Israel schon lange üblich, dass Jungen lesen und schreiben konnten. Das Lehrbuch war die Bibel, die Tora, also das Alte Testament.
Übrigens war die Lesefähigkeit in Israel schon Jahrhunderte vor Jesu Zeit sehr verbreitet, im Vergleich zu anderen Völkern. Das konnte die Archäologie in den letzten Jahren eindrucksvoll belegen. Man hat Aberhunderte von Siegeln mit Aufschriften der Besitzer in Israel gefunden. Auch in Jordanien und Libanon wurden Siegel entdeckt, aber statistisch ist der Unterschied enorm: In Israel gibt es viel mehr solcher Funde als in den umliegenden Ländern. Das zeigt, dass Lesen und Schreiben im Alltag in Israel sehr verbreitet war, auch schon in der Königszeit, also vor der babylonischen Gefangenschaft. Man kann sagen: im ersten Jahrtausend vor Christus.
Woher kam diese hohe Verbreitung von Lesen und Schreiben? Die Motivation war die Bibel, das geschriebene Wort Gottes. Das war der große Antrieb, dass auch der normale Mensch lesen und schreiben konnte, um Gottes Wort in schriftlicher Form zu lesen.
Dieser Hintergrund ist wichtig, aber ein theologisches, formales Studium hatte Jesus bei keinem Rabbiner absolviert. Deshalb wunderten sich die führenden Juden, wie er zu solcher Gelehrsamkeit kommen konnte, obwohl er nicht gelernt hatte.
Sie erwähnten eben, dass Jungen auf Rabbinerschulen gingen. War das den Mädchen verboten oder machte man das einfach nicht? Nein, es war nicht verboten, auch Mädchen konnten die Tora lernen. Üblicherweise lernten jedoch die Jungen die Tora, meistens schon als Kinder. Die Unterweisung lag oft in der Verantwortung des Vaters in der Familie.
Nun sagt Jesus im Blick auf seine Lehre ein ganz wichtiges Wort. Vers 16: „Da antwortete Jesus und sprach: Meine Lehre ist nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt hat. Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede.“
Das ist eine sehr wichtige Aussage. Wie kann man wissen, ob Jesus Christus die Wahrheit sagt? Der Herr sagt: Wenn jemand den Willen Gottes tun will, wird er eine innere Gewissheit erhalten, um zu erkennen, ob die Lehre aus Gott ist oder ob Jesus aus sich selbst spricht.
Das Ganze geschieht, damit ein Mensch zum Glauben kommt und überzeugt wird, dass die Bibel Gottes Wort ist. Man kann viele Argumente anführen, es gibt viele Beweise, aber das garantiert keine Bekehrung. Ich habe das selbst eindrücklich erlebt: Ein Mitschüler, ein liberaler Jude, sagte mir offen, er würde auch nicht glauben, selbst wenn alles stimmen würde. Das zeigt, dass es nicht nur eine Frage des Verstandes oder der Vernunft ist.
Diese Fragen haben wir immer wieder diskutiert und durchdacht, doch letztlich ist es eine Frage des Willens: Will ich mich vor Gott beugen oder nicht? Wenn jemand bereit ist, Gottes Willen zu tun und sich vor Gott über seine Schuld zu beugen, dann gibt Gott diesem Menschen durch den Heiligen Geist das innere Zeugnis, dass die Lehre die Wahrheit ist.
Das ist sehr wichtig. Auch die Reformatoren wie Calvin haben das betont. Sie sprachen vom „Testimonium Spiritus Sancti Internum“, dem inneren Zeugnis des Heiligen Geistes. In Römer 8 wird das im Blick auf die Gläubigen heute schön beschrieben. Vers 16: „Der Geist selbst zeugt mit unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind.“ Man kann auch übersetzen: Der Geist bezeugt unserem Geist.
Das ist interessant: Der Geist des Menschen, der mit Vernunft und Intelligenz verbunden ist, wird nicht ausgeschaltet durch Gottes Geist. Stattdessen bezeugt der Geist Gottes dem Geist des Menschen beispielsweise die Gotteskindschaft.
So erhält jemand, der wirklich bereit ist, Gottes Willen zu tun und seine Schuld vor Gott aufzudecken, von Gott die innere Gewissheit, dass die Lehre die Wahrheit ist.
Wir können in vielen Bereichen nachvollziehen, dass die Bibel wahr ist: Wir können zeigen, wie sich Prophezeiungen erfüllt haben, und wie die Bibel historisch zuverlässig ist. Doch jemand könnte immer sagen: „Ja, aber ihr habt ja noch nicht alles nachweisen können.“ Natürlich nicht, denn Archäologen graben nur einen Bruchteil dessen aus, was es einmal gegeben hat. Von dem, was ausgegraben wurde, ist nur ein Teil ausgewertet.
Wir können aber sagen: Dort, wo wir nachprüfen können, sehen wir die Wahrheit der Bibel. Doch wir können nicht alles nachprüfen, weil wir menschlich begrenzt sind. Wie kann der Mensch dann zur völligen Überzeugung gelangen, dass die Bibel vom ersten Satz in 1. Mose bis zum letzten in Offenbarung 22 wirklich die Wahrheit ist? Das geschieht durch das innere Zeugnis des Heiligen Geistes.
Dieses Zeugnis ist kein Sprung ins Dunkle, bei dem der Verstand ausgeschaltet wird. Vielmehr bezeugt der Heilige Geist unseren Geist. Das kann man nicht erzwingen. Wenn jemand sich bekehrt, ist das oft eigentümlich: Er hatte Zweifel, doch plötzlich wird ihm klar, dass die Bibel Gottes Wort ist. Das ist Gottes Werk im Herzen.
So wird man von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist. Ganz wichtig: Der Knackpunkt ist nicht der Verstand des Menschen, sondern sein Wille. Wenn jemand seinen Willen tun will, dann geschieht das.
In dieser Auseinandersetzung nimmt Jesus Bezug auf die Heilung vom letzten Jahr. Er begründet sie folgendermaßen: Mose hat im Gesetz die Beschneidung verordnet. Die Beschneidung wird auch an einem Sabbattag durchgeführt. Wenn ein Kind so geboren wird, dass der achte Tag auf einen Sabbat fällt, wird die Beschneidung nicht verschoben.
Die Arbeit des Mohel, des Beschneiders, ist medizinisch anspruchsvoll. Er muss das wirklich können und führt die Beschneidung auch am Sabbat durch. Jesus sagt, dass er den Gelähmten, der 40 Jahre lang gelähmt war, am Sabbat gesundgemacht hat – und das sei eine Sünde.
So führt Jesus an, dass eine Operation, bei der Blut fließt, am Sabbat erlaubt sein kann. Aber die Heilung am Sabbat, bei der er dem Mann sagte: „Steh auf!“, sei nicht erlaubt. Er hat ja nicht gearbeitet, sondern nur gesprochen. Deshalb sagt Jesus in Vers 24: „Richtet nicht nach dem Schein, sondern richtet ein gerechtes Gericht!“
Die Volksmenge reagiert darauf lästerlich. Die Menschen sagen: „Du hast einen Dämon, wer sucht dich zu töten?“ Sie waren nicht informiert, was im Jahr davor beim Laubhüttenfest geschehen war. Ich frage mich, warum da von Ermordung die Rede ist. Die Bewohner Jerusalems wussten etwas mehr.
Das zeigt sich in Vers 25. Einige Bewohner Jerusalems sagten: „Ist das nicht der, den ihr zu töten sucht?“ Sie wussten also, was geschehen war. Die Menschen, die von außerhalb kamen, wussten nichts. Die Jerusalemer fragten sich nun, ob die Führer plötzlich erkannt hatten, dass Jesus doch der Messias sein muss, da sie ihn einfach so öffentlich im Tempel reden ließen.
Der Begriff „Christus“ ist der griechische Ausdruck für „Messias“. Es ist nützlich, im Neuen Testament oft „Messias“ einzusetzen, wenn „Christus“ steht, denn dann merkt man, dass es sich um einen Titel und nicht um einen Namen handelt. Die Leute erkannten offenbar, dass Jesus der Messias ist, Vers 26.
Doch dann haben sie ein Problem: Wie kann das der Messias sein? Sie wissen doch genau, woher er kommt – aus Nazareth, aus der Familie von Maria und Joseph, der Zimmermann war. Sie kennen auch seine Brüder.
Sie erwarten jedoch, dass die Herkunft des Messias geheimnisvoll sein soll. „Wenn aber der Christus kommt, so weiß niemand, woher er ist“, sagen sie.
Auf diesen Einwand nimmt Jesus in einer weiteren Tempelrede Bezug, Vers 28: „Ihr kennt mich und wisst auch, woher ich bin. Ich bin nicht von mir selbst gekommen, sondern der, der mich gesandt hat, ist wahrhaftig; den ihr nicht kennt. Ich kenne ihn, weil ich von ihm bin und er mich gesandt hat.“
Diese Aussage reicht schon aus. Er nimmt Bezug darauf: Ihr wisst, woher ich bin, alles ist klar. Seine Herkunft war sehr geheimnisvoll. Natürlich ist er in der Familie von Maria und Joseph aufgewachsen, aber er wurde durch eine Jungfrau geboren. Er ist der Sohn Gottes, der aus der Ewigkeit in unsere Welt gekommen ist. Seine Herkunft war tatsächlich geheimnisvoll.
Doch diese Aussage führt erneut dazu, dass man ihn verhaften will, Vers 30. Es gelingt jedoch nicht, einfach weil das Timing Gottes noch nicht so weit war und seine Stunde noch nicht gekommen war.
Die wachsende Überzeugung der Volksmenge und die Reaktion der Führer
Aber jetzt geschieht so etwas in der Volksmenge: Viele kommen zur Überzeugung, dass das der Messias sein muss. Wer liest nochmals Vers 31?
Viele aber von der Volksmenge glaubten an ihn und sprachen: „Wenn der Messias kommt, wird er wohl mehr Zeichen tun als die, welche dieser getan hat?“ Jawohl! Also sind sie wieder überzeugt – all die Zeichen, die er getan hat, und ganz besonders eben dieses Zeichen, das Johannes ausgewählt hatte, um ausführlich beschrieben zu werden: Johannes 5, die Heilung des Gelähmten zu Bethesda.
Das hat also viele überführt: Das muss der Messias sein, denn wenn der Messias kommt, soll er irgendwie noch mehr tun als das, was dieser schon gemacht hat. Das reicht. Aber das erzürnt natürlich die Führerschaft.
Vers 32: Wer liest? „Die Pharisäer hörten die Volksmenge dies über ihn murmeln, und die Pharisäer und die Hohenpriester sandten Diener, damit sie ihn greifen möchten.“ Jawohl, also das wird Ihnen schon mulmig. Jetzt plötzlich beginnt die Volksmenge zu kippen. Jetzt wollen sie polizeilich eingreifen.
Wenn es da heißt „die Hohenpriester“, was ist damit wohl gemeint? Wie viele Hohenpriester gab es? Nur einen, warum steht dann hier „die Hohenpriester“? Damaskales zwei. Ja, also die gleichzeitig lebten, so oder? Also einer war im Amt und einer war der Vorgänger.
Genau, Annas war der Vorgänger und dann sein Schwiegersohn Caiaphas. Aber nur Caiaphas war im Amt. Es ist ganz nützlich zu wissen, dass dieser Ausdruck „Hoher Priester“ in der Mehrzahl im Neuen Testament immer wieder mit „die führenden Priester“ übersetzt werden muss. Das waren also nicht nur der hohe Priester im Amt, sondern die ganze führende Priester-Aristokratie auch.
Und da gab es zum Beispiel einen ganz besonderen Rat von etwa vierzehn Priestern, das waren die Ratsleute. Also der oberste Priesterrat unter dem Hohenpriester. Zu dem gehörte einer, den wir aus der Bibel gut kennen.
Nikodemus?
Nein, der war einer der Obersten. Archon, oberster meint jemand, der zum Sanhedrin, zum obersten Gerichtshof gehört.
Aber wer war...?
Kamandio?
Nein, das war ein führender Rabbiner, der auch zum Sanhedrin gehörte.
Nikodemus?
Wurde schon gesagt, das war einer vom Sanhedrin, einer der Herrscher – nein, das war ein normaler, gewöhnlicher Priester, ja, Lukas 23, Vers 50. Wer liest? „Und siehe, ein Mann mit Namen Joseph, der ein Ratsherr war, ein guter und gerechter Mann.“ Ja, und dieser Ausdruck „Ratsherr“ (Puleutes im Griechischen) bezeichnet nicht ein Mitglied des obersten Gerichtshofs, sondern ist ein Ausdruck, den wir auch im Talmud finden. Er bezeichnet diesen Priesterrat unter dem Hohenpriester, diese vierzehn.
Dazu gehörte dieser Joseph von Arimathäa, das war also einer der höchsten Priester im Tempel.
Aber jetzt hier einfach allgemein: Wenn steht „die Hohenpriester“, dann sollte man das im Sinn von „die führenden Priester“ auffassen. Zusammen mit den Pharisäern schicken sie ihre Diener. Oft im Neuen Testament bezeichnet der Ausdruck „Diener“ in den Evangelien an manchen Stellen die Tempelpolizei aus dem Stamm Levi.
Es gab eine levitische Tempelpolizei, das waren die Wächter an den Toren, und sie mussten für Ordnung sorgen im Tempel. Darum schicken die Hohenpriester ihre Diener, also die levitische Tempelpolizei, um den Herrn im Tempel zu verhaften.
Ja, und der Herr weiß: Nach dem Plan Gottes ist er jetzt einfach noch eine kleine Zeit da. Vorher können sie noch nichts machen.
Vers 33: „Und dann wird er weggehen, und sie werden ihn nicht mehr finden.“ Das hat dann unter den führenden Juden zu Erstaunen geführt. Was hat der für Projekte? Will er etwa in die Zerstreuung der Griechen gehen?
Der Ausdruck „Zerstreuung“ ist auf Griechisch Diaspora und bezeichnet was? Wir haben den Ausdruck schon heute verwendet: Die Diaspora sind beispielsweise früher in Deutschland evangelische Christen mitten in einer katholischen Umgebung. Jawohl, also außerhalb ihres Gebietes.
Das ist aber schon ein sekundärer Gebrauch, denn das Wort „Diaspora“ verwendete man früher in welchem Zusammenhang? Von wem? Juden in der Zerstreuung. Also Juden, die nicht im Heimatland wohnen, sondern im Ausland – das sind Juden in der Diaspora.
Also alle Juden heute im Ausland, ob sie in New York sind oder wo auch immer, die sind in der Diaspora. Und es gab damals schon viele Juden, die in der ganzen Mittelmeerwelt lebten und Handel trieben.
Wenn er sagt: „Ich gehe weg und die werden mich suchen und mich nicht mehr finden“, fragen sie sich, hat er vor, nun von Israel wegzugehen zu den Juden, die unter der griechisch sprechenden Welt wohnen? In die Zerstreuung der Griechen gehen und die Griechen lehren?
Was bedeutet denn das: „Ihr werdet mich suchen und nicht finden“? Aber der Herr nimmt Bezug auf seinen Tod und dann seine Himmelfahrt.
Ja, fahren wir weiter, Vers 37. Ich habe noch eine Frage zu Vers 28 erwähnt: Warum steht da „Jesus nun rief im Tempel, dann kam er bei mir, lehrte und sprach“? Was rief er im Tempel? Also dieses Wort, das da folgt, war zugleich eine Belehrung: „Ihr kennt mich und wisst auch, woher ich bin“ und erklärt, dass eben seine Herkunft geheimnisvoll ist.
Nein, ich wunderte mich nur über den Begriff „er rief“. Ja, und darauf soll man besonders achten. Wenn der Herr in der Bibel ruft, dann handelt es sich um ein ganz besonders wichtiges Wort. Ich habe in meiner Bibel das speziell angestrichen: „Jesus nun rief“, und wir kommen gleich jetzt wieder darauf zu sprechen, Vers 37 nochmals.
Herr Libi, ich habe auch noch eine Frage: Die Mutter von Jesus, Maria, und ich nehme auch an Josef, wussten schon, woher Jesus kam. Und im Volk hatten sie doch sicher auch in der Familie darüber gesprochen, also müssten doch auch die Geschwister von Jesus das gewusst haben.
Ja, das wussten sie, aber es heißt nicht, dass sie das in Frage stellten oder so. Nur Kapitel 7 Vers 5 sagt, sie glaubten nicht an ihn. Aber man kann so vieles wissen und trotzdem das nicht im Herzen, im Glauben aufnehmen.
Also sie waren wirklich an der Quelle und waren doch nicht gläubig. Das ist das Geheimnisvolle: Wie kommt ein Mensch zur Bekehrung? Man kann alles wissen und sich trotzdem nicht bekehren und nicht glauben. So war das eben auch in diesem Fall.
Aber von Jakobus und Judas wissen wir, dass sie später zum Glauben gekommen sind.
Ja, eine Frage: Es war zu Vers 33, Fröminge, da heißt es, da sprach Jesus zu ihnen. Meint er jetzt da direkt die Pharisäer und Hohenpriester? Weil er sagt: „Da, wo ich gehe, könnt ihr nicht kommen“, damit er nicht automatisch sagt: „Ich gehe zum Vater im Himmel.“ Und dahin könnt ihr nicht kommen, das heißt, die Pharisäer und Hohenpriester gehen automatisch in die Hölle. Kann man das nicht so sehen?
Ach so, ja gut, er spricht schon – er spricht sie schon an, aber er will damit sagen, dass sie gewissermaßen zurückbleiben hier auf Erden. Sie können ihm nicht nachgehen. Aber er drückt sich etwas verschlüsselt aus. Er sagt nicht: „Ich gehe zum Vater.“
Ja, klar, das meint er ganz bestimmt, aber es ist mehr dieses: „Ihr könnt nicht hinkommen.“ Ich meine, aus den Führenden kamen ja auch Menschen zum Glauben, wie zum Beispiel Nikodemus, und schließlich wird er dann doch zu ihm kommen, aber damals noch nicht.
Der Herr ging und niemand konnte ihm da folgen, aber Nikodemus konnte später folgen. Darum ist dieses „könnt ihr nicht hinkommen“ nicht so absolut, dass es quasi auf das Verlorengehen Bezug hätte.
In Matthäus 23 sagten wir es ja auch in der Strafrede. Ja, aber selbst dort in der Strafrede ist es noch nicht definitiv. Das heißt, wenn jemand Buße tun würde, könnte er noch gerettet werden.
Also die Strafrede, diese Weherufe in Matthäus 23 haben doch noch einen Bezug zur Gnade. Wer diese Wehe annahm zur Umkehr, hatte noch eine Chance.
Ja? Ja? Moment schnell. Jonas 7,35. Ja.
Ein Römerbrief-Ling war ja auch in Griechen eigentlich allgemein als geheim.
Jawohl, genau.
Sind es schon die Griechen, das heißt die griechisch sprechenden Nichtjuden. Und wenn er sagt, also in die Zerstreuung der Griechen, das heißt in der Zerstreuung, wo die Juden bei den griechisch sprechenden Römern wohnen. Und wenn es aber heißt: „und die Griechen lehren“, dann würde das eben mit einschließen, eben die Heiden lehren.
Wussten die Juden damals allgemein, dass der Herr Jesus nicht der Sohn Josephs war?
Es war so: Sein Geschlechtsregister war zugänglich. Es war ja so, dass im Prinzip jeder Jude in ein Geschlechtsregister verzeichnet war.
Wir sehen, als die Juden zurückkamen von Babylon, Esra 1 und 2, da gab es Juden, die hatten kein Geschlechtsregister mehr, und die wurden dann vom Priestertum ausgeschlossen, bis sie ihr Register finden würden.
Also das war eine Katastrophe, wenn jemand kein Geschlechtsregisterverzeichnis hatte. Im Normalfall hatte jeder das, und die wurden in Jerusalem aufbewahrt.
Also wenn jemand im Judentum da auftrat und irgendwie von sich reden machte, dann wurde automatisch sein Geschlechtsregister kontrolliert. Und wenn da etwas nicht sauber war, hätte man ihn sofort als inkompetent weggetan.
Darum war von dem Herrn jedenfalls bekannt, dass er aus dem Haus Davids war, aus der Königslinie.
Nur, wenn man das Geschlechtsregister von Joseph nahm, er stammte von David ab, das Geschlechtsregister von Maria, sie stammte auch von David ab. Denn ihre Linien haben sich ja getrennt: Nach David führte Salomos Linie zu Joseph und Nathans Linie führte auf Maria. Also tausend Jahre zurück waren die Verwandten.
So hat man jedenfalls gewusst, dass er aus dem Haus Davids war. Aber was die Jungfrauengeburt anbetraf, das war natürlich etwas, das nicht allgemein geglaubt wurde.
Und darum nehmen sie in Johannes 8 auf diesen Punkt in lästerlichster Weise Bezug, Vers 41. Ja, lies mal!
„Ihr tut die Werke eures Vaters.“ Sie sprachen nun zu ihm: „Wir sind nicht durch Ehebruch geboren. Wir haben einen Vater, Gott.“ Jawohl, das ist eine Anspielung auf seine wunderbare Geburt.
Man kann nicht sagen, das war allgemein geglaubt, aber was allgemein bekannt war und niemand in Frage stellen konnte, das war seine Herkunft aus der Linie Davids, sowohl über Joseph als auch über Maria.
Ja, lies vor!
Ja, gut, wobei da ist natürlich der Punkt drin: Sein Vater ist absolut richtig, denn in gesetzlicher Hinsicht war der Herr ein Sohn Josephs, denn er war ja der Pflegevater. Damit hatte der Herr eben auch Anrecht auf sein Geschlechtsregister und zwar auf die Königslinie.
Da war er also juristisch anrechtlich auf die Linie, obwohl er nicht ein biologischer Nachkomme von Josef war.
Ja, es ist Zeit für die Pause bis zwanzig nach.
Das Wasser des Lebens und die Verheißung des Heiligen Geistes
Da wurde das Wasser oben eingegossen, wenn jemand dürstet und trinkt. Unten floss es wieder heraus, der Strom kam von unten heraus. Von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.
Das nimmt genau darauf Bezug. Ein Gefäß ist in der Bibel wiederholt ein Bild des menschlichen Körpers. Zum Beispiel im 2. Korinther 4, Vers 7, wo es um den Lichtglanz des Evangeliums geht, den Gläubige im Herzen haben. Dort heißt es: „Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen.“ Dieser Schatz, der Lichtglanz des Evangeliums im Herzen, wird hier mit einem irdenen Gefäß verglichen – also mit dem menschlichen Körper.
So nimmt der Herr Bezug darauf, dass in ihm dieses Wasserschöpfritual seine Erfüllung findet. Wer zu ihm, dem Messias, kommt und trinkt, wird gerade das erfahren: Nicht nur er bekommt dieses Wasser, sondern er wird auch ein Segen für andere. Aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.
Johannes erklärt nun, was dieses Wasser bedeutet. Er sagt in Vers 39: „Dies aber sagte er von dem Geist, welchen die an ihm Glaubenden empfangen sollten; denn der Geist war noch nicht, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.“ Der Geist war noch nicht da, im Sinne von: Er war noch nicht gegeben.
Er deutet das Wasser also auf den Heiligen Geist, so wie es auch die Rabbiner gemacht haben. Ich zitiere aus dem rabbinischen Buch Ruth Rappa, Kapitel 4: Dort heißt es, warum es dort ausgegossen wird, es wird „Sho eva“ genannt, die rabbinische Antwort lautet, weil dort der Heilige Geist ausgegossen wird, wie es heißt: „Mit Wonne werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen des Heils.“
Man sieht, wie tief dieser Gedanke im Judentum verankert war. Ganz klar sehen wir das auch in Jesaja 44,3: „Denn ich werde Wasser auf das Durstige gießen und Ströme auf das Dürre. Ich werde meinen Geist auf deinen Samen ausgießen und meinen Segen auf deine Sprösslinge.“
Hier haben wir eine schöne Parallele: Wasser wird gegossen, und dann wird der Geist ausgegossen. Besonders im Blick auf die Regenzeit, die normalerweise nach dem Laubhüttenfest in Israel einsetzte – das Laubhüttenfest im Oktober. Nach dem Fest sollte der Frühregen fallen. Dieses Ausgießen war also auch ein Ausdruck der Dankbarkeit dafür, dass Gott nun den Regen bringen wird.
So wie in Jesaja 44,3: „Ich werde das Wasser ausgießen“, den Regen – als Bild für das Ausgießen des Heiligen Geistes. Der Herr Jesus erklärt, dass diejenigen, die an ihn glauben, an diesen umstrittenen Messias, den Heiligen Geist empfangen werden.
Nun sagt er hier: „Aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Auf welche Schriftstelle bezieht er sich da? Das ist Hesekiel 47. Wir haben das vor einiger Zeit durchgenommen und müssen es nicht noch einmal nachlesen. In Hesekiel 40 und den folgenden Kapiteln wird der Endzeit-Tempel im Tausendjährigen Reich beschrieben. Dort heißt es, dass aus dem Tempel eine Quelle entspringen wird. Schließlich wird dieses Wasser zu einem Fluss, einem Doppelfluss.
Ein Arm dieses Flusses fließt ins Mittelmeer, der andere ins Tote Meer. Das Tote Meer wird dadurch gesund werden. Hier sehen wir den Bezug: Der Herr vergleicht den Körper des Gläubigen mit dem Tempel in Jerusalem.
Ganz entsprechend heißt es in 1. Korinther 6,19: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist?“ Der Herr sagt, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen – nicht nur ein Strom. Das hat Bezug auf Hesekiel 47, wo von einem Doppelfluss die Rede ist, zwei Strömen.
Der Herr Jesus macht aus dem Hesekieltempel, dessen wörtliche Erfüllung in der Zukunft liegt, bereits eine geistliche Anwendung für die Gläubigen heute.
Hier ist noch ein Hinweis auf die Offenbarung, der aus 21,6 und 22,7 stammt. Können wir die Stellen aufschlagen? In Offenbarung 21,6 heißt es: „Es ist geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen aus den Quellen des Wassers des Lebens geben umsonst.“
Und in Offenbarung 22,17: „Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm! Und wer dürstet, der komme; wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.“
Hier haben wir also auch den Ausdruck „lebendiges Wasser“, wie in Johannes 7,37: „Aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Was bedeutet „lebendiges Wasser“? Ist es spezielles Wasser oder fließendes Wasser, Quellwasser? Der hebräische Ausdruck „maim chayim“ bedeutet „lebendiges Wasser“ und steht für Quellwasser.
Das Gespräch des Herrn Jesus mit der Frau am Brunnen wird verschieden übersetzt. Offenbar handelt es sich nicht um Quellwasser, sondern um einen Brunnen, der Regenwasser sammelt. Sie schöpft aus dem Brunnen, und der Herr sagt, er könne ihr lebendiges Wasser geben.
Sie antwortet: „Wie willst du mir lebendiges Wasser geben, da du nicht einmal ein Schöpfgefäß hast?“ Für sie ist das, als wolle er ihr etwas Größeres geben, und sie meint, hier sei ein Brunnen, und er habe nicht einmal ein Schöpfgefäß. Wie sollte er also Wasser geben, geschweige denn qualitativ höherwertiges, frisches Quellwasser?
Für sie war das nicht einfach ein geistlicher Ausdruck, sondern „lebendiges Wasser“ bedeutete ganz klar Quellwasser. Im Hesekieltempel entspringt dieses Wasser aus der Quelle im Allerheiligsten, aus dem Felsen. Deshalb ist es lebendiges Wasser.
Das wird hier gedeutet auf den Heiligen Geist, der die Gläubigen erfrischt. Das ist die Wirkung des Geistes: Er erfrischt sie, indem er sie auf die Herrlichkeit des Sohnes Gottes hinweist.
Das wollte ich noch einmal hervorheben. Das Quellwasser in uns ist, wenn wir Gottes Wort weitergeben. So können wir anderen eine Erfrischung sein – das Gegenteil von einer Belastung.
Es gibt Gläubige, die eine Belastung für andere sind, aber der Herr möchte uns so führen, dass wir eine Erfrischung für andere werden.
Die große Schar aus allen Nationen in der Offenbarung
Nun können wir noch etwas in Offenbarung 7 aufschlagen. Dort sieht Johannes eine unzählbare Schar von Menschen aus allen möglichen Völkern, Sprachen und Nationen. Diese Menschen werden sich während der großen Drangsalzeit, also nach der Entrückung, bekehren. Das sind Menschen, die bis zur Entrückung das Evangelium noch nicht gehört haben. Sie werden sich noch bekehren. Am Ende der großen Drangsalzeit sieht Johannes sie, wie sie aus dieser Zeit der Not herauskommen und zum Tempel in Jerusalem kommen.
Offenbarung 7, Vers 9:
„Nach diesem sah ich, und siehe, eine große Volksmenge, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen, die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, bekleidet mit weißen Kleidern und Palmzweige in ihren Händen; und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Das Heil ist vor unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und bei dem Lamm!“
Und weiter in den Versen 11-12:
„Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und die vier lebendigen Wesen und fielen vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: Amen, Lob und Herrlichkeit und Weisheit und Dank und Ehre und Macht und Stärke gebührt unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“
Hier sieht man also eine unzählbare Schar aus allen Völkern, die Palmen in den Händen halten. Zum Laubhüttenfest kamen alle mit einem Palmenwedel. Johannes sieht hier also Menschen, die zum Laubhüttenfest kommen.
Interessant ist auch, dass am Laubhüttenfest das Opfer von siebzig Stieren vorgeschrieben war, wie in 4. Mose 28 beschrieben. Jeden Tag wird eine bestimmte Anzahl Stiere geopfert, und über die ganze Woche summiert sich das auf siebzig Stiere. Die Rabbiner erklären, dass die Zahl siebzig die Zahl der Völker dieser Welt ist. Nach der Sintflut werden die Nachkommen von Noah, Sem, Ham und Jafet in 1. Mose 10 in der Völkertafel zusammengefasst. Dort findet man siebzig Namen. Das ist gewissermaßen die Gedenktafel Gottes. Er vergisst die Völkerwelt nicht, auch wenn Abraham als Stammvater des auserwählten Volkes herausgehoben wird. Die Völker der Welt bleiben ihm am Herzen.
So haben die Rabbiner erklärt, dass diese siebzig Stiere als Opfer im Blick auf die ganze Welt, auf alle Nationen, zu verstehen sind. Nun kommen in Offenbarung 7 Menschen aus jeder Nation, jedem Stamm, jeder Sprache und jedem Volk mit dem Palmwedel.
Aber woher weiß man, dass es sich bei dem Tempel um den irdischen Tempel in Jerusalem handelt? Gibt es dafür Beweise? Wir lesen weiter, Vers 13:
„Und einer von den Ältesten begann und sprach zu mir: Diese, die mit weißen Gewändern bekleidet sind, wer sind sie, und woher sind sie gekommen?“
Und Johannes antwortet:
„Mein Herr, du weißt es.“
Der Älteste sagt:
„Diese sind es, die aus der großen Drangsal kommen, und sie haben ihre Gewänder gewaschen und sie weiß gemacht im Blut des Lammes. Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel.“
Hier haben wir also den Tempel. Er ist der Thron Gottes. Der Himmel ist es da, oder? Die Frage ist, ob das eine Szene im Himmel oder auf der Erde ist. Wir lesen, sie stehen vor dem Thron, Vers 9, vor dem Thron und vor dem Lamm. Und in Vers 11 heißt es: „Und alle Engel standen um den Thron her.“
In der Offenbarung wird unterschieden: Es gibt Menschen, die auf der Erde sind und vor Gott, vor seinem Thron, stehen, und es gibt diejenigen im Himmel, die um seinen Thron herum sind. Das kann man auch an einer anderen Stelle sehen, Offenbarung 14.
Wer liest Offenbarung 14,1 und folgende?
„Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion, und mit ihm die hundertvierzigtausend, die seinen Namen und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen. Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel, wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen eines lauten Donners. Und die Stimme, die ich hörte, war wie von Harfensängern, die auf ihren Harfen spielten, und sie sangen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen als nur die 144.000, die von der Erde erkauft waren.“
Diese 144.000 sind also auf dem Berg Zion, auf der Erde. Dann hört man eine Stimme aus dem Himmel, nicht eine Stimme im Himmel, sondern aus dem Himmel. Sie sind auf der Erde, aber in Vers 3 heißt es, sie singen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier lebendigen Wesen, ähnlich wie in Offenbarung 7. Auch dort sind es Menschen auf der Erde.
Diese Menschen kommen zum Tempel und dienen Gott Tag und Nacht in seinem Tempel. Das ist interessant, denn das einzige Fest im Tempel, das Tag und Nacht dauerte, war das Laubhüttenfest. Der Tempeldienst war sonst immer tagsüber. Das letzte Opfer wurde um drei Uhr nachmittags dargebracht, und damit endete der Gottesdienst. Aber das Laubhüttenfest dauerte 24 Stunden. Es war nicht obligatorisch, nachts zu dienen, aber wer wollte, konnte auch nachts teilnehmen. Darauf werden wir bei Johannes 8 noch ausführlich eingehen. Hier steht: Sie dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel – ein weiterer Hinweis, dass es das Laubhüttenfest ist.
Ich verstehe nur eines nicht: Wir wissen, dass nach der Entrückung Israel wieder in das Land Juda zurückkehrt und dass sich von den Heiden danach eigentlich niemand mehr bekehren kann. Sind es die 144.000, um die es in Offenbarung 14,1-8 geht? Es müssten ja dann andere sein, die aus der Welt kommen, als die in Vers 9, weil es heißt, große Volksmenge aus allen Nationen. Das würde bedeuten, dass sich nach Vers 14, die ihre Kleider gewaschen haben, Menschen aus den Nationen bekehrt haben. Ja, natürlich.
Es ist falsch zu sagen, dass sich nach der Entrückung keine Nichtjuden mehr bekehren können. Das ist falsch, aber mit einer wichtigen Einschränkung: In 2. Thessalonicher 2 steht, dass wenn der Antichrist kommt, Gott mit ihm eine wirksame Kraft des Irrwahns sendet, sodass sie alle der Lüge glauben, die die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben. Diese werden verloren gehen.
Das heißt: Diejenigen, die das Evangelium gehört haben, aber keine Freude an der Wahrheit fanden, werden sich mit dem kommenden Antichristen verhärten und alle der Verführung anheimfallen. Jemand, der das Evangelium vor der Entrückung gehört hat, wird sich nach der Entrückung der Gemeinde nicht mehr bekehren können.
Aber wir haben heute sechs Milliarden Menschen auf der Erde. Zwei Milliarden haben das Evangelium noch nie gehört, und weitere zwei Milliarden haben es noch nie richtig gehört. Solche Menschen werden sich nach der Entrückung noch bekehren können. Das ist ein Trost. Hier heißt es, dass eine unzählbare Schar aus allen Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen sich bekehren wird.
Wichtig ist, dass wir festhalten: Entgegen den sogenannten Finalbüchern kann sich jemand, der das Evangelium gehört hat, nach der Entrückung nicht mehr bekehren. Darum ist es so wichtig, wenn wir evangelisieren oder persönliche Gespräche führen, immer wieder darauf hinzuweisen, dass man sich jetzt bekehren kann. Wenn die Entrückung stattfindet, ist die Gnadenzeit für diejenigen vorbei, die das Evangelium gehört haben, aber nicht angenommen haben. Für andere jedoch nicht.
2. Thessalonicher 2 bezieht sich auf den Zeitpunkt, an dem das Zeichen des Antichristen angenommen wird oder nicht. Wer sich dann dafür entscheidet, dieses Zeichen anzunehmen, für den gilt 2. Thessalonicher 2. Er wird diesem Geist des Irrwahns verfallen sein.
Dort steht, dass wir das aufschlagen müssen, um zu verstehen, dass diejenigen, die die Wahrheit nicht annehmen wollen, bis zu diesem Zeitpunkt Zeit haben. Bis zu dem Moment, wenn der Antichrist das Zeichen am Markt hat und man sich entscheiden muss, ob man es annimmt oder nicht.
Schlagen wir 2. Thessalonicher 2, Vers 9-12 auf. Dort heißt es:
„Ihm dessen Kommen aufgrund der wirksamen Kraft des Satans erfolgt, unter Entfaltung aller trügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder und aller Verführung der Ungerechtigkeit bei denen, die verloren gehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, auf die sie hätten gerettet werden können. Darum wird ihnen Gott eine wirksame Kraft der Verführung senden, sodass sie der Lüge glauben. Damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt haben, sondern Wohlgefallen hatten an der Ungerechtigkeit.“
Hier wird das Problem mit dem Zeichen des Tieres nicht erwähnt, das kommt in Offenbarung 13. Es geht einfach darum, dass Gott als Gericht über die Menschen, die die Wahrheit nicht angenommen haben, den Antichristen mit seinen Zeichen und Wundern senden wird.
Diese Zeichen und Wunder geschehen, wenn der Antichrist offenbart ist oder der Prophet als falscher Prophet diese Zeichen vollbringt. Er kommt gewissermaßen als der weiße Reiter in Offenbarung 6 auf dem ersten Pferd mit der goldenen Krone, siegend, damit er siegt.
So beginnt seine Verführungskampagne schon vor der großen Drangsal. Das wird hier als ein Gericht Gottes über die Menschen dargestellt, die die Wahrheit nicht angenommen haben.
Die Zeichen und Wunder, die in 2. Thessalonicher 2 geschildert werden, geschehen erst in der Mitte der großen Trübsal, nicht schon vorher. Wegen dieser Zeichen und Wunder verfallen sie dem Antichristen.
Ich denke, dass der Antichrist, weil er seinen Siegeszug schon vor der großen Drangsal beginnt, beim ersten Siegel, die große Drangsal aber erst mit dem siebten Siegel beginnt, seine Wirksamkeit und seinen Erfolg schon vorher hat. Gott schickt ihn als erstes Gericht der Siegelgerichte über die Menschen, die die Wahrheit gehört, aber nicht angenommen haben, um sie zu erretten.
Das ist vergleichbar mit dem Pharao in Ägypten, wo Gott beim siebten Mal das Herz des Pharao verhärtete. Vorher hat er es sechsmal getan, beim siebten Mal vollzog er das Gericht.
Der Antichrist kommt also als Gericht Gottes, damit die Menschen verführt werden, aber nur diejenigen, die die Wahrheit nicht vorher annehmen wollten und die Chance gehabt hätten.
Zwischen der Offenbarung des Antichristen und der Entrückung liegt eine unbestimmte Zeit. Nach der Entrückung kommt er nicht sofort. Der Antichrist muss nicht am Tag der Entrückung mit dem ersten Siegel beginnen.
In dieser Zwischenzeit können sich keine Menschen bekehren, die die Botschaft vor der Entrückung schon gehört haben.
Das ist natürlich ein bisschen hypothetisch, denn man weiß nicht, wie lang diese Zeitspanne ist. Das wird nirgends definiert. Es kommt hinzu, dass der Heilige Geist als die Kraft, die das Böse zurückhält, weggehen wird, wie es in 2. Thessalonicher 2 gesagt wird: „Der, der zurückhält, bis er aus dem Weg ist.“
Der Heilige Geist wirkt auch immer aufwändig, aber hier wird gesagt, dass mit dem Weggehen des Heiligen Geistes derjenige, der zurückhält, aus dem Weg ist und es zu einer Eskalation des Bösen kommt, die Gott zulässt und so ein Gericht schickt.
Daraus folgt, dass die Ereignisse sehr schnell ablaufen werden. Man kann nicht einfach eine lange Zeit zwischen Entrückung und erstem Siegel ansetzen, sondern die Dinge müssen sich überschlagen.
In den vergangenen Jahren haben wir erlebt, wie schnell die Weltgeschichte sich entwickeln kann, als der Osten zusammenbrach und Ereignisse sich wie Dominosteine aneinanderreihten.
Das wird erst recht der Fall sein, wenn der Heilige Geist nicht mehr in der Gemeinde wohnt, wie seit Pfingsten, und somit nicht mehr so zurückhalten wird wie bisher.
Darum muss man sagen, dass nach der Entrückung die Offenbarung des Antichristen sehr schnell erfolgen wird. Das ist Gottes Ziel, diejenigen, die nicht glauben wollten, zu verführen.
Die Zeichen und Wunder geschehen erst während der sieben Jahre der Drangsal, mindestens.
Ich habe mal eine Frage: Die Schnelligkeit der Nachrichten, ob es Regelrechte Glauben gibt. Im Thessalonicherbrief steht nicht, dass sie nicht glauben können, weil Gott Satan mit Zeichen und Wundern sendet, sondern weil sie nicht geglaubt haben, sendet der Herr den Satan, damit sie verführt werden. Dann wäre es ja egal, wie viel Zeit vergeht.
Wenn man die Reihenfolge in der Schrift betrachtet, heißt es: Weil sie nicht geglaubt haben, sendet Gott den Teufel mit Irrtümern und Wundern. Nicht so, dass sie nicht glauben können, weil er den Teufel sendet, sondern weil sie nicht geglaubt haben, kommt er. Dann ist es egal, wann das geschieht und wie viel Zeit es gibt.
Ja, dazu kommt, dass in Offenbarung 13 nicht gesagt wird, dass die Wundertätigkeit auf dreieinhalb Jahre beschränkt ist. Das totalitäre Wirken des ersten Tieres wird auf 42 Monate beziffert, aber das Tier aus der Erde wird beschrieben, wie es das erste Tier unterstützt und Wunder vollbringt. Es wird nicht gesagt, dass die Wunder nur auf dreieinhalb Jahre beschränkt sind.
Daher ist davon auszugehen, dass mit dem Auftreten des Antichristen und dem ersten Siegel die Verführung beginnt, die dann ihren Höhepunkt in den dreieinhalb Jahren der Drangsalzeit erreicht.
Ein wichtiges praktisches Element ist, dass wir immer wieder betonen müssen, wie ernst es ist, wenn Menschen oder Kinder in der Familie das Evangelium hören. Man muss sich jetzt bekehren, wenn man die Gelegenheit hat, und es nicht hinausschieben.
In den Finalbüchern wird eine Geschichte von Tim LaHaye erzählt, wie ein Pastor, der nicht bekehrt war, sich nach der Entrückung noch bekehrt. Das ist die Spitze, dass es im schlimmsten Fall noch danach geht. Aber wir müssen betonen: Es ist wie im Gleichnis der zehn Jungfrauen. Fünf waren bereit und gingen zur Hochzeit, und die Tür wurde geschlossen. Die anderen suchten noch nach Öl, aber als sie kamen, war die Tür verschlossen – es war zu spät.
Dieser Punkt des Zuspätkommens wird kommen, und das müssen wir festhalten.
Die Frage kam auf, warum sich in Offenbarung 7 Leute aus den Heidenvölkern während der Drangsalzeit bekehren können. Das sind eben die, die vorher keine Chance hatten.
Noch ganz kurz zurück, damit wir das abrunden: Offenbarung 7 ist noch nicht ganz fertig. Wir wollen mindestens bis Vers 17 kommen.
Offenbarung 7, Vers 15:
„Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel. Wer auf dem Thron sitzt, wird sein Zelt über ihnen errichten.“
Sind sie auf der Erde oder im Himmel? Sie sind auf der Erde, und der Thron Gottes ist über ihnen. Man sieht es, sie sind nicht im Himmel.
Vers 16:
„Sie werden nicht mehr hungern, auch werden sie nicht mehr dürsten, noch wird je die Sonne auf sie fallen, noch irgendeine Glut; denn das Land, das in der Mitte des Thrones ist, wird sie weiden und sie leiten zu Quellen der Wasser des Lebens.“
Und Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen.
Das klingt zwar eher nach dem Himmel, weil die Sonne ja auf die Erde scheint. Aber es heißt, die Sonne wird nicht mehr auf sie fallen im Sinne, dass sie sie mit Gluthitze belastet oder dass irgendeine Glut sie trifft. Das hängt wieder mit dem Laubhüttenfest zusammen.
Wann ist das Laubhüttenfest? Im Herbst, nachdem die orientalische Sonnenglut im Sommer alles verdorrt hat. Dann kommt das Laubhüttenfest, ein Fest, bei dem bereits ein angenehmer, erfrischender Wind in Jerusalem weht.
Die heiße Zeit der Not ist vorbei, ebenso für diejenigen, die die Not der Drangsal hinter sich haben. Jetzt ist die Zeit, in der man aufatmet. Der Druck, die Gluthitze, ist vorbei, die Zeit des Hungerns und Dürstens.
Kann es sein, dass sie mitten in der Drangsalzeit, sogar in der großen Drangsalzeit auf der Erde so eine Phase erleben, in der sie nicht hungern und nicht dürsten müssen? Nein. Jetzt sind sie draußen, sie werden nicht mehr hungern oder dürsten.
Sie sind aus der Drangsalzeit herausgekommen, wie Vers 14 sagt: „Dies sind die, welche aus der großen Drangsal kommen.“
Wo sind wir jetzt zeitlich? Genau am Ende der Drangsal.
Offenbarung 7 ist eine Einschiebung zwischen dem sechsten und siebten Siegel. In der Offenbarung gibt es immer Einschübe – sieben Einschübe in die Siegel, Posaunen und Schalen, die jeweils bis zum Ende gehen und dann wieder zur Chronologie zurückkehren.
Johannes sieht hier den Schluss der Drangsalzeit, wie die Menschen herauskommen und zum Tempel kommen, um Gott auf der Erde zu dienen.
Das müsste zeitlich mit der Schlacht von Armageddon oder zumindest in deren Nähe liegen. Danach, ja, unmittelbar danach.
Vers 17:
„Das Lamm wird sie weiden, und sie leiten zu Quellen der Wasser des Lebens.“
Das erinnert an das Shoeva-Ritual, bei dem die ganze Volksmenge in Jerusalem mit dem Priester, der die goldene Kanne trägt, zu den Quellen geht, um Wasser zu holen.
Jetzt ist Freude, und die ganze Trauer der Vergangenheit ist vorbei.
Das illustriert schön das Motto der Hugenotten, die jahrzehntelang für ihren Glauben gelitten haben. Ihr Motto war „Post tenebras lux“, zu Deutsch: Nach der Dunkelheit kommt das Licht. Das gab ihnen Kraft, durchzuhalten.
Ich erinnere an Marie Durand, die in einem Turm in Südfrankreich als junges Mädchen festgehalten wurde. Man kann noch heute sehen, wie sie mit Nägeln „Resiste“ (Widerstehen) in den Stein eingeritzt hat. Das war ihre Hoffnung: Jetzt sind wir in der Dunkelheit, aber danach kommt das Licht.
So werden auch die aus der Drangsal kommen, aus dieser dunklen Zeit, und die Freude in Jerusalem erleben.
Das Lamm leitet sie zu Quellen des Wassers des Lebens, und Gott wischt alle Tränen ab, die sie in der Drangsal geweint haben.
Ganz genau, da stehen wir.
In den Einschüben der Offenbarung wird oft schon auf das Tausendjährige Reich vorausgegriffen, und dann geht die Chronologie mit den Siegeln und Posaunen weiter.
Fragen zum tausendjährigen Reich und der Wiederkunft Christi
Noch etwas? Ich hätte nur eine Frage zum Tausendjährigen Reich.
Ja, bitte.
Man sagt ja, dass bei der Wiederkunft Jesu Christi er mit allen seinen Heiligen kommt. Das heißt, es sind diejenigen, die letztendlich entrückt werden. Mit ihnen kommt er zurück auf die Erde. Die, die entrückt werden, erhalten ja praktisch in der Luft ihren Auferstehungsleib.
Jetzt kommt der Herr mit diesen Heiligen und ihren Auferstehungsleibern auf die Erde zu den Menschen, die noch ihre natürlichen Leiber haben. Sie leben dann miteinander – manche mit dem Auferstehungsleib und manche mit dem natürlichen Leib.
Ja, ganz genau. Und es können in dieser Zeit auch noch Kinder geboren werden, von den Menschen mit dem natürlichen Leib. Diese sterben dann auch wieder.
Ja, aber sie müssen normalerweise nicht sterben, denn im Tausendjährigen Reich wird der Tod im Prinzip aufgehoben. Nur wenn jemand gegen die Regierung des Herrn rebelliert, wird er gerichtet. Darum heißt es in Jesaja 65, dass der Jüngling als Hundertjähriger sterben wird, verflucht sein wird. Mit hundert ist er immer noch ein Jüngling, denn der Tod ist im Prinzip aufgehoben. Aber wenn jemand rebelliert, kommt er unter das Gericht, und der Tod tritt ein.
Die Heiligen mit ihren Auferstehungsleibern werden sich nicht mehr verheiraten.
Nein, natürlich nicht.
Sie bleiben so, wie sie sind.
Na klar. Aber die Beziehung ist ganz normal, genauso wie der Herr als Auferstandener mit den Jüngern vierzig Tage lang gegessen und getrunken hat. Er hat mit ihnen über das Reich Gottes gesprochen.
So heißt es in Matthäus 8,11: Ich sage euch aber, dass viele von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob zu Tisch liegen werden im Reich der Himmel.
Ist das auf der Erde?
Ja, das heißt, von Osten und Westen kommen sie, und sie werden mit Abraham, Isaak und Jakob zusammen essen – im Reich der Himmel.
Ja, natürlich. Das Reich der Himmel ist das Reich des Messias. So nennt man im Judentum das Reich des Messias. Auf Erden nennt man es das Reich der Himmel, Malchut Shamayim.
Da wird also ein ganz normaler Umgang herrschen. Und wenn es heißt, dass die Gemeinde mit Christus herrschen wird, dann werden sie ganz konkret herrschen. Der eine über zehn Städte, der andere über fünf, der nächste über eine. Man wird konkret Aufgaben in der Regierung übernehmen, juristische Aufgaben und so weiter.
Darum sagt Paulus in 1. Korinther 6: Ihr könnt nicht einmal Probleme bei euch in der Gemeinde lösen? Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Wir werden an der Weltregierung des Herrn teilhaben. In der Zukunft sollte man auch jetzt Gemeindeprobleme lösen können.
Es ist also sehr konkret. Man darf nicht denken, der Auferstehungskörper sei nur geistig oder unkonkret. Nein, der ist Fleisch und Knochen.
Ich meine, dass der Herr durch verschlossene Türen gehen konnte, hat nichts mit der Beschaffenheit des Körpers zu tun, sondern ist Gottes Wunderwerk. Genauso wie Petrus auf dem Wasser gehen konnte. Er hatte einen ganz natürlichen Körper, aber ein natürlicher Körper kann nicht auf dem Wasser gehen. Gott kann jedoch die Gesetze der Physik so verändern, dass es möglich wird.
Wir wissen, eine Tür besteht ja aus mehr Zwischenraum als Raum.
Ja, klar.
Warum kann man durchs Wasser gehen? Die Atome gehen zur Seite, wenn ich hineingehe. Die Atomstruktur des Wassers ist so, dass wir hindurchgehen können. Bei der Tür ist es etwas anders, darum können wir nicht hindurchgehen, wir müssen die Tür öffnen.
Aber im Prinzip ist es physikalisch eine Kleinigkeit, dass man durch die Tür gehen kann.
Die Heiligen von zweitausend Jahren – das sind ja sehr viele. Wird das nicht wie bei den Engeln?
Ja, aber das ist ja das Gleiche mit den Engeln. Engel gibt es sehr viele, das heißt Tausende mal Tausende, die Gott dienen. Offenbar haben fünf...
Trotzdem braucht Gott die Engel im Dienst an uns Menschen. Aber die Engel vermehren sich nicht im Gegensatz zu den Menschen.
Ist das in diese Richtung?
Ja, aber ich meine, die Gemeinde vermehrt sich dann auch nicht mehr.
Dann nicht mehr, aber sie hat sich ja immer in zweitausend Jahren vermehrt, im Gegensatz zu den Engeln. Es ist so, dass die Gemeinde auch im Tausendjährigen Reich im Himmel wohnen und auf Erden arbeiten wird. Und das wird dynamisch sein.
Ach so, da bekommt man also auch Eltern?
Nein, also nicht immer sind alle auf Erden. Das ist sehr dynamisch.
Die Leute, die denken, ein Christ zu sein sei langweilig, immer auf einer Wolke Posaune spielen – das muss ich sagen, das ist eure Erfindung. Davon habe ich in der Bibel noch nie etwas gelesen. Es wird nie langweilig werden.
Eine alte Schwester war einmal ganz besorgt, ob es langweilig wird. Ich habe ihr erklärt, dass es dynamisch ist. Sie war dynamisch für eine Zwanzigjährige und hatte solche Sorgen. Aber ich konnte ihr erklären, es wird nie passiv sein, sondern immer aktiv. Und trotzdem gibt es die Ruhe im Herrn.
Also diejenigen, die jetzt müde sind, dürfen sich auf die Ruhe freuen. Und diejenigen, die so aktiv sind und Angst vor der Ruhe haben, dürfen wissen, es bleibt dynamisch.
Aber das ist doch schon sehr kompliziert, diese ganze Folge bis zum Tausendjährigen Reich.
Das ist kompliziert.
Ja, natürlich. Darum studieren wir das unser ganzes Leben lang. Und jetzt sind wir nur ganz kurz so nebenbei darauf eingegangen.
Aber das Schöne ist, wir können eigentlich gar nichts falsch machen, wenn wir bekehrt sind. Der Herr würde uns ja nicht fragen: Bist du schon bereit für die Entrückung oder willst du erst später entrückt werden? Wenn die Entrückung ist, dann sind wir einfach dabei.
Das ist schön. Das müssen wir gar nicht wissen, sondern das geht automatisch richtig.
Das auf jeden Fall.
Gut, die Zeit ist vorbei. Wir haben zwar zu lange Pause gemacht und jetzt noch länger Überzeit, aber jetzt müssen wir doch zum Schluss kommen.