
Einleitung: Die Wirkung von Gegenwart in verschiedenen Lebenssituationen
Ich frage mich: Was macht das mit dir? Du hast dich in Luca verliebt, hast Schmetterlinge im Bauch. Stell dir vor, die Yumiko geht zu Ende, du kommst nach Hause, und Luca steht wartend vor deiner Haustür. Was macht das mit dir? Was macht das mit dir?
Der Jugendkreis ist vorbei. Du bildest eine kleine Traube mit anderen jungen Leuten. Irgendwie kommt er ins Gespräch, und plötzlich fängt er an zu lästern. Er zieht Laura ein bisschen in den Dreck. Er redet so, und auf einmal stellt sich Laura mit in den Kreis. Was macht das mit dir? Oder was macht das mit dir?
Du bist ein Kind, dessen Vater eigentlich nie so richtig Zeit hat. Er ist immer unterwegs, muss viel schaffen. Jetzt hast du ein Fußballspiel. Auf einmal merkst du, wenn du am Fußballplatz stehst, da steht jemand neben dir, der aussieht wie dein Vater. Er sagt: „Hey, go for it!“, klatscht für dich, ruft dir zu und feuert dich an. Was macht das mit dir? Oder was macht das mit dir?
Du hältst dein Handy in der Hand und scrollst ein bisschen rum. Plötzlich kommst du auf ein paar Seiten mit Bildern, und du merkst, das geht vielleicht in eine schiefe Richtung. Auf einmal sind da Frauen zu sehen, vielleicht leicht bekleidet oder dann gar nicht mehr bekleidet. Du willst eigentlich nicht so recht ausschalten, machst fröhlich weiter. Auf einmal merkst du, wie deine Partnerin dir über die Schulter schaut. Was macht das mit dir?
Oder du bist zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Du kommst ein bisschen später dazu, läufst in den Raum, wo die Feier stattfindet. Auf einmal nimmt dich keiner wahr, keiner sagt Hallo zu dir. Du wirst irgendwie ignoriert, übersehen. Was macht das mit dir?
Oder stell dir Folgendes vor: Jumiko-Vortrag, zwölf Uhr, siebter Januar. Die Tür geht auf, Jesus Christus höchstpersönlich kommt leibhaftig hier reinmarschiert und setzt sich vorne hin. Vor allem: Was macht das mit mir? Was macht das mit euch?
Diese kurzen Szenarien, die ich beschrieben habe – ich könnte noch ein paar mehr nennen. Mir ist noch eingefallen: Vorhin bin ich durch eine Dreissigerzone gefahren, du fährst fünfzig, und auf einmal kommt die Polizei hinter dir her. Was macht das mit dir?
Man könnte viele andere Szenarien nehmen. Diese Beispiele unterstreichen eines: The presence makes the difference – die Anwesenheit von x oder y, die Gegenwart von jemandem oder eben von Männern. Sie macht einen gewaltigen Unterschied, nicht wahr? Es fragt sich nur: Was für einen Unterschied?
Löst die Gegenwart dieser Person irgendwo im schlimmsten Fall ein schlechtes Gewissen aus? Oder wirst du nervös, ängstlich, unsicher? Oder setzt dich die Gegenwart frei? Du merkst: Ich fühle mich richtig angefeuert, das motiviert mich.
Ich merke das manchmal auch beim Predigen. Je nachdem, wie Leute gucken, schaut man lieber manchmal weg, weil manche zu ernst und zu kritisch schauen. Manche lächeln einen an, da merkt man: Ja, eure Gegenwart macht auch einen Unterschied hier.
Von daher ist es schön, dass ihr da seid. Aber ihr seid doch sicher mit mir einig, dass es sehr frustriert, wenn man merkt: Meine Anwesenheit macht doch überhaupt keinen Unterschied. Wenn es gilt: Your presence makes no difference.
Und noch schrecklicher würde ich sagen, ist das Gefühl, irgendwo einsam zu sein oder übersehen zu werden – egal von wem.
Gottes Gegenwart als entscheidender Unterschied
Unser heutiges Thema wurde angekündigt, und zwar: His presence makes the difference. Dabei geht es natürlich nicht um meine Gegenwart oder um eure, sondern um His presence – um Gottes Gegenwart.
Johannes Hattel hat einmal in einem Post gesagt, und ich habe mir das notiert: Es gibt genau eine Sache, die die Kirche attraktiv macht, und zwar die Gegenwart Gottes. In allem anderen seien politische Parteien, Rockkonzerte und Erlebnisparks besser. Wie recht er damit hat! Rockkonzerte, Erlebnisparks und politische Parteien sind in vielen Dingen besser.
Der einzige Unterschied, der eine Gemeinde attraktiv macht, ist wirklich die Gegenwart unseres lebendigen Herrn. Sie macht einen Unterschied – auch hier und heute, beim Vortrag, beim Reden und beim Zuhören. Seine Gegenwart macht den Unterschied. Deshalb danken wir Jesus, dass er da ist.
Wir sollten uns immer bewusst sein, dass er da ist – egal, ob wir ihn leibhaftig sehen oder nicht, er ist da. Seine Gegenwart ist ganz anders als all das, was uns in unserem Leben umgibt und prägt. Sei es durch die Medien, die Gesellschaft oder was auch immer – seine Gegenwart ist völlig anders.
Sie verändert Leben und Gemeinde. Dem möchte ich heute ein bisschen nachspüren.
Die Zusage der ständigen Gegenwart Jesu
Der erste Gedanke
Ich habe so vier bis fünf Punkte, mal schauen, wie viele wir schaffen. Twenty for seven – das ist ja das große Thema heute an dieser Yumiko, das IBDA-Versprechen und seine Dimensionen. IBDA – da sind schon ein paar Fragezeichen in den Gesichtern zu sehen: „Ja, was ist denn das?“
Jesus hat seine Zeit hier auf der Erde nicht mit den Worten beendet: „Also, tschüss Jungs, macht’s mal gut, ich bin dann mal weg. Ihr kommt schon auch ganz gut klar ohne mich.“ Nein, seine Worte waren letztlich die, dass er gesagt hat: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“ Das ist eine Verheißung, ein Zuspruch.
Ich habe das mal deswegen so abgekürzt: „Ich bin da, ich bin da, ich bin da.“ Das ist das Versprechen, das Jesus gibt, und das gilt 24 Stunden am Tag, überall und zu jeder Zeit.
Jetzt wird vielleicht jemand sagen: „Ja Mensch, das ist ja nichts Neues, das weiß ich schon. Das habe ich vielleicht schon in der Kinderstunde oder im Kindergottesdienst gelernt. Jesus ist da.“ Also, das haut doch heute hier bei der Yumiko niemanden vom Hocker, oder? Da sind jetzt bestimmt alle enttäuscht: „Hat er denn da was erzählt? Ist ja nichts Neues.“
Aber aufgepasst, ich bin fest davon überzeugt: Je mehr wir uns der Gegenwart unseres Herrn bewusst sind, je mehr wir verstehen, wer er ist und wie er ist, wie schön seine Herrlichkeit und seine Gegenwart sind, wie einzigartig, großartig und ermutigend das ist, desto erstaunlicher wird es auch für uns.
Diese Erkenntnis wird uns verändern und fordert uns heraus. Denn die IBDA-Zusage ist eine einzigartige Tatsache.
Warum ist sie einzigartig? Weil Jesus nicht an Raum und Zeit gebunden ist, so wie wir. Wir sind an Raum und Zeit gebunden, wir haben die Uhren und schauen: „Irgendwann soll das Ding hier nach 40 Minuten vorbei sein“ und so weiter. Aber Jesus war gestern, er ist heute da und wird auch in alle Zukunft, in alle Ewigkeit sein.
Überall war er und ist er: im Himmel, auf der Erde, in der Krippe, im Wasser, im Jordan, bei den Menschen, unter den Menschen, im Tempel. Er war überall und jetzt sitzt er auf dem Thron der Kommandozentrale der Weltgeschichte. Gleichzeitig ist er durch seinen Geist in unseren Herzen.
Einzigartig, oder? Das kann ich mir schlecht vorstellen, aber so ist es.
Er sitzt und regiert und ist trotzdem durch seinen Geist tief in unseren Herzen gegenwärtig. Nichts und niemand kann sich seiner Gegenwart entziehen – du nicht, ich nicht.
Jonas hat das auch mal versucht im Alten Testament, aber er hat es nicht geschafft.
David betet in Psalm 139, Vers 5: „Von allen Seiten umgibst du mich.“ Das finde ich sehr schön – von allen Seiten: oben, unten, links, rechts. Und jetzt kommt’s: „Und dann hältst du noch deine Hand über mir.“ Das ist nicht nur die Hand irgendeines Menschen, sondern die lebendige Hand Gottes, die regiert, schafft und wirkt.
Also eine wunderbare, einzigartige Botschaft: „Ich bin da!“
Diese Botschaft ist eine wiederkehrende Zusage. Wenn ihr eure Bibeln habt und sie aufschlagt, könnt ihr mal schauen, wie oft dieses Versprechen, dieses IBDA-Versprechen, auftaucht.
Ich bringe mal ein paar Beispiele.
Die Zusage Gottes in der Bibelgeschichte
Abraham – wir haben heute eine Bibel, aber es gibt viel über die Bibel zu wissen. Deshalb ist es wichtig, gut aufzupassen und vielleicht auch mitzuschreiben, wenn ihr das könnt.
Gott sagt zu Abraham: „Ich will dich segnen.“ Jetzt muss man wissen, dass das Hebräische Wort für „segnen“ viel damit zu tun hat, dass Gott Abraham sein Angesicht zuwendet. Segen bedeutet, dass Gott dich anschaut, dass seine Gegenwart sein freundliches Angesicht über dir strahlt.
Gott sagt zu Abraham: „Dich will ich segnen.“ Das heißt: Ich bin mit dir. Mein Angesicht steht für meine Gegenwart, meine Präsenz, meine Gunst.
Zu Isaak sagt Gott: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir, und ich will dich segnen.“ Zu Jakob sagt Gott Ähnliches: „Siehe, ich bin mit dir, ich will dich behüten, wohin du auch gehst.“
Wir machen weiter: Zu Josua sagt Gott, dass alle wissen sollen, dass er mit ihm ist. Im Buch Jesaja heißt es: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir.“ Und zu Haggai und seinen Volksgenossen sagt der Herr: „Ich bin mit euch.“
Dann der Höhepunkt – aufgepasst! Wir haben es gerade an Weihnachten gefeiert: Jesus kommt auf die Erde. Und welchen Namen bekommt er? Immanuel. Das bedeutet: „Gott mit uns“, „Gott mit dir“. „Ich bin da“ – das ist sein Name. Sein Name ist Programm, ein Rettungsprogramm. Gott ist immer mit den Menschen; er will es nicht nur, er ist es.
Das ist die gesamte Geschichte der Bibel: Sie dreht sich um die Gegenwart Gottes, um seine Präsenz. Schon immer drängt Gott zu den Menschen, von Anfang an. Das sehen wir im Paradies. Sonst hätte er den Menschen gar nicht erst geschaffen. Er will mit ihnen in Kommunikation und Beziehung treten. Diese große Sehnsucht Gottes dringt immer wieder zu den Menschen.
Auch am Ende der Bibel, in der Offenbarung, lesen wir: Gott wird mitten unter den Menschen sein. Das ist das letzte Kapitel der Bibel. Er wird bei ihnen wohnen – Anfang und Ende, Gegenwart Gottes und dazwischen.
Es ist Gottes gesamter Plan für diese Welt, dass er mit seiner Gegenwart sie durchdringen möchte. Noch einmal: Wir feiern an Weihnachten die Gegenwart Gottes, die auf die Erde kommt. An Ostern feiern wir die menschgewordene Gegenwart Gottes, wie sie am Kreuz stirbt und wieder aufersteht. So erreicht sie uns in der Gottesferne, zieht uns heraus aus der Gottesferne und bringt uns in die ewige Gegenwart Gottes.
An Pfingsten feiern wir, dass die Gegenwart seines Geistes gekommen ist. Sie möchte sich in uns beheimaten und bei uns bleiben. In Johannes 14 sagt Jesus: Der Heilige Geist kommt nicht und geht, wie er will. Nein, der Heilige Geist bleibt bei euch und wird in euch sein. Er wird in euch wohnen, in euch zelten. Die Gemeinde ist das Volk seiner Gegenwart.
Wenn man also überlegt, wo Gott heute gegenwärtig ist, dann dort, wo Menschen wie du und ich in seinem Namen zusammen sind. Da ist er besonders da.
Dieses „Ich bin da“-Versprechen ist nicht nur eine wiederkehrende Botschaft der Bibel, sondern auch eine großartige Ermutigung. Weil er da ist, kann ich nach vorne marschieren.
Im Englischen könnte man sagen: „My presence is your present.“ Meine Gegenwart ist dein Geschenk. Weil er da ist, bin ich beschenkt. Und ich kann mich auf den Weg machen.
Das Schöne an dieser Zusage von Jesus finde ich, dass er genau seine Gegenwart denen zuspricht, die sich auf den Weg machen. Also nicht unbedingt denen, die auf der Couch sitzen bleiben und ein gemütliches Christsein führen wollen und sagen: „Na ja, alles schön und gut.“ Sondern denen, die in die Welt gehen wollen, die sagen: „Ja, ich will Menschen zu Jüngern machen, mich in Gottes Mission einklinken.“ Da sagt Jesus: „Wer losmarschiert, dem bin ich in besonderer Weise dabei.“
Und ich weiß nicht, wer heute darüber nachdenkt oder vielleicht schon auf dem Sprung ist, sich an einen Ort hinsenden zu lassen im Namen Jesu. Sei dir bewusst: In diesem Gehen steht Jesus vor dir, hinter dir, neben dir, über dir, unter dir – und sogar in dir.
Mehr kannst du nicht haben. Dieser Zuspruch, diese Verheißung gilt dir ganz besonders.
Persönliche Erfahrung und die Realität der Gegenwart Gottes
Ich kann kurz persönlich erzählen: Ich hätte diese Leitungsaufgabe bei der Liebenzeller Mission, diesen großen Leitungsschuh, nicht angenommen, wenn ich nicht den Zuspruch Gottes von vielen Menschen bekommen hätte. Sie sagten: „Hey Dave, das packst du aber nicht alleine. Du schaffst es nicht ohne Gottes Gegenwart und seine Hilfe.“ Mit Gottes Gegenwart packst du es an, aber nicht ohne sie. Das war mein innerer Zuspruch und ich habe gesagt: Ja, dem stelle ich mich, weil Gott da ist und seine Gegenwart einen großen Unterschied macht.
Ich möchte auch noch unterstreichen, dass Gottes Gegenwart nicht von unserem Glauben abhängt. Manche denken, sie müssen jetzt besonders stark glauben, damit Gottes Gegenwart spürbar ist. Aber das ist nicht so. Gott hat versprochen, einfach da zu sein. Es hängt nicht von unserem Glauben ab. Es kann Phasen geben, in denen du zweifelst oder depressiv bist, vielleicht sogar schuldig wirst vor Gott. Das heißt nicht, dass Gott dann weg ist oder sich zurückzieht. Nein, er ist da, das ist sein Versprechen.
Ich werde später noch darüber sprechen, dass wir Gottes Gegenwart zwar dämpfen oder unterdrücken können. In seiner Wirksamkeit können wir ihm gewissermaßen die Hände binden. Wir können Jesus und dem Herrn nicht das Handwerk legen, aber wir können seine Wirkung bremsen. Dennoch ist dieses Versprechen, dieser Zuspruch, eine angefochtene Realität.
Ich will ehrlich sein: Es gibt Zeiten im Leben, da fühlt sich dieses 24/7-Präsenz-Gefühl nicht richtig an. Vielleicht bist du heute einfach da, weil du immer da bist, zum Jugendkreis oder zur Jumiko kommst und einfach mitmachst. Du lässt dich so ein bisschen mitreißen. Aber irgendwie fühlt sich Gott sehr weit weg an. Das kann sein, das darf auch sein. Es ist nichts Schlechtes und nichts Schlimmes.
Ich will nur sagen: Diese Realität, dieser Zuspruch, kann auch mal angefochten sein. Denn der Teufel, der Gegenspieler, hat immer ein Interesse daran, die Verheißungen Gottes in den Schmutz zu ziehen und in Frage zu stellen. Er will dir einreden, Gott sei nicht mit dir, du seist nicht gut genug. Das ist Quatsch! Diese Lügen müssen wir immer wieder zurückweisen.
Unsere Gefühlswelt entspricht nicht immer der geistlichen Realität. Selbst wenn du denkst: „Wo bist du? Ich spüre dich nicht, ich sehe dich nicht, ich erfahre dich nicht“, gibt es eine verborgene Seite der Gegenwart Gottes. Diese ist verborgen. Du siehst vielleicht nur den Dreckhaufen dieser Welt, den Schmerz und das Leid – vielleicht erlebst du es sogar persönlich. Trotzdem gilt: Gott ist da.
Für den, der heute Morgen zweifelt, höre das noch einmal: Gott ist mit dir in der Freude. Wenn du verliebt bist, freut er sich mit dir. Er ist nicht plötzlich weg, wenn du im Leid bist. Er ist mit dir im Glück, und er ist auch da, wenn du Unglück erlebst. Er ist da, auch wenn du mitten durch Leid marschieren musst.
Dieses Versprechen ist also wirklich eine verändernde Wirklichkeit.
Der Unterschied, den Gottes Gegenwart macht
Und jetzt möchte ich gern mit euch nachfragen: Was macht denn den Unterschied?
Der Unterschied, den seine Gegenwart macht. Ich frage euch jetzt mal so in die Runde. Die ganz Mutigen dürfen gern antworten, bitte laut und kräftig! Was würdet ihr sagen? Wir haben jetzt von der Gegenwart Gottes gesprochen. Sie ist da, sie ist zugesagt. Was macht sie denn für einen Unterschied?
Wenn ich sage: „His presence makes the difference“ – also was ist denn der spürbare, sichtbare Unterschied in deinem Leben? Haut mal raus, bitte, laut!
Zum Beispiel: Dass wir in unseren Schwächen stark sein können. Danke für die Antwort!
Noch zwei: Leben bleiben ein bisschen mehr. Noch dazu: In Gottes Gegenwart wird man lebendig. Noch mal: Was ist? Ja, bitte, Ehrfurcht!
Jetzt könnte ich fragen: Was ist Ehrfurcht? Dass Gott so groß ist, dass er perfekt ist und wir es nicht sind. Man erfährt Bewahrung.
Die Gegenwart Gottes im Alten Testament: Führung und Ermächtigung
Ich möchte gerne einen kleinen Gang durch die Bibel machen. Wir beginnen mit einigen Gestalten aus dem Alten Testament. Dabei habe ich gründlich recherchiert, um zu sehen, wie die Gegenwart Gottes das Leben dieser Personen beeinflusst hat. Anschließend schauen wir uns die ersten Christen an und überlegen, welchen Unterschied die Gegenwart Gottes für sie bedeutete.
Die Patriarchen, also die Stammväter Israels, kann man so beschreiben: Gottes Gegenwart war für sie ein Führungsinstrument – eher ein Kompass als ein striktes Navigationssystem. Abraham, Isaak und Jakob haben immer wieder erlebt, dass Gottes Gegenwart im Alten Testament oft durch eine Wolke beim Volk Israel sichtbar wurde. Oder Gott sprach zu Jakob mitten im Traum. Er kam zu ihm, gab ihm eine Verheißung und sagte: „Verlass dein Land, mach dich auf den Weg!“ Danach herrschte oft eine längere Zeit der Funkstille. Dennoch gab es eine klare Ansage, eine Verheißung, und dann machten sie sich im Glauben auf den Weg.
Sie hatten eine Zusage und einen groben Plan, aber entscheidend war, dass Gottes Gegenwart ihnen Orientierung gab. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass wir Menschen unser Leben gerne nach einem Zehnjahresplan ausrichten. Jeder möchte wissen, was morgen oder übermorgen passiert und was er dann tun soll. Gottes Anliegen mit uns ist manchmal anders: Er will uns führen und gibt Verheißungen, aber nicht immer ein detailliertes Navi für jeden einzelnen Schritt. Es gibt nicht immer eine klare Anweisung wie „Geh jetzt links“. Gott lässt uns auch große Freiheit.
Bei Abraham und Mose sehen wir Gottes Gegenwart als ein persönliches Alleinstellungsmerkmal – einen sogenannten USP (unique selling point). Fangen wir mit Abraham an: Die Anwesenheit Gottes in seinem Leben war so offensichtlich, dass sogar andere Völker das bemerkten. Der heidnische König Abimelech sagte zu Abraham: „Gott ist mit dir in allem, was du tust.“ Das ist beeindruckend. Stell dir vor, du gehst morgen zur Arbeit oder zum Studium, und jemand sagt dir: „Ich sehe, da ist eine Kraft, eine Macht – Gott ist mit dir.“ Genau das hat ein heidnischer König bei Abraham erkannt.
Noch eindrücklicher ist das bei Mose. In 2. Mose 32,33 kann man nachlesen, wie Mose auf den Berg stieg, während das Volk abgefallen war. Er sprach mit Gott und erhielt die Zehn Gebote. Als er wieder herunterkam, strahlte sein Angesicht. Er war ein Strahlemann, weil er in der Gegenwart Gottes gewesen war. So sehr, dass er sein Gesicht mit einem Schleier bedecken musste. Interessanterweise hat Mose das selbst gar nicht bemerkt. Die anderen sahen nur, dass er verändert und strahlend aus der Begegnung mit dem lebendigen Gott zurückkam.
Mein Wunsch und Gebet ist, dass vielleicht heute ein solcher Tag ist, an dem viel von Gottes Gegenwart spürbar ist. Dass morgen vielleicht Menschen bemerken: „Ihr wart heute mit Gottes Gegenwart verbunden.“ Es wäre schön, wenn etwas von dieser Gegenwart weiterstrahlen würde. Dabei geht es nicht darum, albern oder übertrieben zu lachen. Man spürt und weiß, was es bedeutet, wenn man fröhlich, froh und gelassen ist. Wenn man weiß: „Gott ist da. Ich muss keine Angst haben. Meine Zukunft liegt in seinen Händen.“ Dann kann man den Gang etwas ruhiger angehen und muss nicht in Panik verfallen. Das spüren die Menschen. Lasst es raus, lasst es strahlen!
Die ermächtigende Kraft der Gegenwart Gottes
Der Unterschied zeigt sich natürlich auch im Leben von Mose und Gideon. Ich habe es mal so benannt: Gottes Gegenwart befähigt und macht das Unmögliche möglich. „Empowering“ ist ein englisches Wort, das bedeutet, dass man befähigt wird.
Gott beruft Mose am brennenden Dornbusch. Es ist eine klare Ansage: „Junger Mann, Schuhe ausziehen, hier ist heiliger Boden.“ Zwar war Mose kein junger Mann mehr, doch die Aufforderung bleibt: „Führe mein Volk aus Ägypten.“ Das ist ein klarer Auftrag. Natürlich kontert Mose sehr gut und bringt viele Argumente, warum er das nicht kann. Interessant ist, dass Gott kein Bewerbungsgespräch mit Mose führt. Er schaut auch nicht seine Qualifikationen oder Kompetenzen an. Das zählt bei Gott nicht. Das Einzige, was bei Gott zählt, ist dieser klare Satz: „Ich will mit dir sein.“ Punkt.
„Mose, ich will mit dir sein, ich will durch deinen Mund sprechen und dich lehren, was du sagen sollst.“ Das ist befähigend. Gott befähigt Mose, mehr braucht es nicht. So wirkt die Gegenwart Gottes im Leben.
Bei Gideon war es ähnlich. Er war bekannt als ein ängstlicher Richter. Doch Gott sagt zu ihm: „Der Herr ist mit dir, du mächtiger Mann von Tapferkeit. Geh in diese deine Macht, und du sollst Israel retten.“ Ich hätte gern mal ein Interview mit Gideon geführt. Wie denkt er wohl über die Ansprache „du mächtiger Mann von Tapferkeit“? Wahrscheinlich hätte er gesagt: „Das bin doch nicht ich!“
Aber Gott kann ihm das nur zusagen, weil im Vers davor steht: „Gott ist mit dir.“ Das ist der Bezug, die Grundlage. Gott sagt: „Ich bin mit dir, deshalb kannst du tapfer sein, deshalb kannst du hinstehen und eine Position einnehmen.“ Es geht nicht darum, in Debatten zu argumentieren oder apologetisch zu überzeugen. Es geht darum, dass du einen Stand hast und mutig auftreten kannst.
Wenn man sich anschaut, was aus Gideon geworden ist, sieht man: Die Gegenwart Gottes macht das Unmögliche möglich.
Wir haben viel vom Heldentum gehört. Man könnte auch sagen: Die Gegenwart Gottes weckt den Helden in dir. Das klingt vielleicht etwas populistisch, aber es bringt es auf den Punkt.
Die tröstende und tragende Gegenwart Gottes
Aber es gibt auch diesen Fall, den wir im Leben von David sehen. Dort macht die Gegenwart Gottes einen deutlichen Unterschied. Die Gegenwart Gottes trägt und tröstet.
Im bekannten Psalm 23 betet David: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal.“ Ein finsteres Tal wünscht sich niemand. Es steht für Gottesferne, Leid und Krankheit. Es ist eine Situation, durch die man irgendwie hindurch muss. Finsternis bedeutet kein Licht, keine Wärme und kein Leben.
Doch David sagt weiter: „Fürchte ich kein Unglück, ich habe keine Angst, warum? Denn du bist bei mir.“ Er spricht davon, dass Gottes Gegenwart ihn begleitet. „Du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ So zeigt sich, dass Gottes Gegenwart trägt und tröstet.
Ich könnte noch viele weitere Beispiele anführen, die deutlich machen, wie die Gegenwart Gottes einen radikalen Unterschied im Leben der Menschen bewirkt hat. Die gesamte Geschichte Israels ist ein Zeichen dafür, wie Gott mit seinem auserwählten Volk ist – ein geführtes Volk. Das gilt bis zum heutigen Tag.
Die Gegenwart Gottes bei den ersten Christen
Schauen wir auf die ersten Christen. Wie hat denn dort die Gegenwart Gottes einen Unterschied gemacht?
Ich möchte kurz auf Apostelgeschichte 11 eingehen. Dort heißt es, dass in Antiochien in der Gemeinde die Jünger, also die Anhänger des Weges, zum ersten Mal Christen genannt wurden. Ich habe mich gefragt, warum sie eigentlich Christen genannt wurden und vorher nicht. Warum gerade ab diesem Zeitpunkt?
Das lässt sich erklären, wenn man den Ursprung dieses Begriffs etwas nachforscht. Das fand ich sehr spannend. Im damaligen römischen Reich gab es öffentliche Beamte, die dem Kaiser Augustus unterstellt waren. Diese Beamten wurden im Griechischen Augustiani genannt.
Die Menschen sahen nun die Christen und nannten sie plötzlich Christiani. Ursprünglich war das ein Schimpfwort, ein Wort der Schande. Man wollte sagen: „Das sind die Leute, die diesem Jesus folgen.“ Wenn wir sie anschauen, dann sehen wir Jesus. Deshalb gaben sie ihnen einfach den Namen, den dieser Jesus trug, denn er war Christus. So erhielten sie diesen Namen.
Ich finde, es gibt nichts Schöneres, als wenn dich jemand Christ nennt – nicht, weil du nur den Namen trägst, sondern weil Christus in dir lebt und zum Vorschein kommt. Die Menschen sehen also, wie jemand mit seinen Kindern umgeht, wie er mit seinen Kollegen spricht. Es bedeutet nicht, dass man immer perfekt ist – darum geht es nicht. Aber man merkt: Da ist Jesus dabei.
Diese Menschen, die Jünger, die Anhänger des Weges, vertraten Jesus. Sie erinnerten die Menschen an ihn, an seine Gegenwart. Sie handelten wie Jesus, liebten ihren Nächsten, waren großzügig und selbstlos. Sie führten ein authentisches und heiliges Leben. Man konnte die Jesus-Präsenz in ihrem Leben sehen.
Ich möchte es so ausdrücken: Diese Christen verbreiteten einen Jesus-Geruch – es roch nach Jesus.
Dazu ein kleines Beispiel: Wir sind verheiratet und haben einen kleinen fünfjährigen Sohn. Als er zwei Jahre alt war, lebten wir in Bad Lippspringe in einem Haus, in dem viele Studierende wohnten. Meine Frau gab unseren Sohn Elia immer wieder zum Kinderhüten in eine WG von Damen.
Wenn ich abends nach Hause kam, wusste ich sofort, wo er war – nicht, weil er unangenehm roch, im Gegenteil. Der Kleine roch richtig gut, fast wie Parfüm. Dann wusste ich: Ah, WG drei war das. Na ja, alles klar, das ist der Geruch.
Diesen Geschmack, diesen Geruch konnte ich bald identifizieren. Für mich war das eine geistliche Lektion: In wessen Hände du bist, mit wem du Umgang hast – dieser Geruch färbt ab. Natürlich, wenn du durch einen Schweinestall läufst, ist es anders. Aber ihr versteht, worum es geht.
Diese Christen lebten aus der Nähe zu Jesus. Es war klar, dass aus dieser Gegenwart von Jesus etwas weiterging und ausgestrahlt wurde. Darum kommt es an, das ist so wichtig: Wenn wir in der Gegenwart Gottes sind, wird unser Leben diesen Jesus-Geruch annehmen.
Ich muss auch an eine unserer Missionare denken, die in einem geschlossenen Land unterwegs sind. Sie dürfen dort nichts von Jesus sagen, nicht die Bibel aufschlagen oder offen missionieren. Sie können nur präsent sein, als Christen da sein und hoffen, dass sie durch Beziehungen vielleicht irgendwann ins Gespräch kommen.
Als ich einmal ihren Rundbrief und ihr Zeugnis gelesen habe, berichteten sie, dass Leute sagten: „Seid ihr hier? Es ist irgendwie anders. Da kommt etwas von euch, da strahlt es, da geht eine Wärme aus, da kommt etwas, als ob…“ Das hat mich sehr fasziniert.
Um das noch einmal festzuhalten: Die Gegenwart unseres Herrn ist in unserem Leben da. Sie möchte sich nach außen hin entfalten. Das macht einen großen, großen Unterschied.
Zugang zur verändernden Kraft der Gegenwart Gottes
Kommen wir zum nächsten Punkt, den ich sehr wichtig finde. Ich hoffe, es ist deutlich geworden, welchen Unterschied die Gegenwart Gottes macht. Man könnte noch viele andere Aspekte herausgreifen, aber diese waren mir jetzt besonders wichtig.
Stellen wir uns nun die spannende Frage: Wie bekomme ich Zugang zu dieser verändernden Kraft, die in seiner Gegenwart wirkt? Wie entdecke ich sie? Wie lege ich diese Sache frei? Ist das ein Automatismus? Gibt es etwas in seiner Gegenwart, durch das ich die verändernde Kraft der Gegenwart Gottes entdecke? Dass Gottes Gegenwart real ist, haben wir im Zeugnis gehört. Aber dass er eingreift und verändert – davon bin ich manchmal auch überzeugt. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass diese Gegenwart verborgen bleibt oder sogar wirkungslos in unserem Leben bleibt, weil sie sich nicht entfalten kann.
Meine Frage ist: Ist es nicht eine legitime Frage, wie sich die Gegenwart Gottes noch mehr in meinem Leben frei setzen kann? Darf ich ein paar Antworten erfragen? Oh, sehr schön, danke, bitte.
Also, das Stichwort war eigentlich „bewusst machen“. Ich wiederhole es kurz, damit es auch die Leute hören: Ich mache mir bewusst, dass er da ist. Ich schaue nicht auf das, was außen herum ist und mich vielleicht nach unten zieht, sondern darauf, dass er da ist. Und das hilft mir.
Ja, noch mal, Herr, bitte? Buße und Reinigung. Dazu werde ich auf alle Fälle auch noch etwas sagen. Von daher lassen wir es mal so kurz stehen, danke.
Und noch ein letzter oder letzte? Bibel lesen. Der Klassiker! Amen, richtig, richtig!
Wer auf Entdeckungsreise geht, braucht ja irgendwie Wegweiser oder Hinweisschilder, nicht wahr? Wenn ich etwas entdecken will, brauche ich Hilfen. Und in die Gegenwart Gottes – klar, sie ist immer da, sie ist hier, sie sieht – aber auch in die Gegenwart Gottes führt ein Weg, in diese besondere Gegenwart, so möchte ich es mal sagen.
Also, was hilft mir, die verändernde Kraft der Gegenwart Gottes zu entdecken? Ich möchte das mal an unseren Körperteilen festmachen. Wir brauchen einen guten Riecher – ich nenne das mal die Gegenwartssuche.
Die Suche hat eine große biblische Verheißung. Ich zitiere mal Jeremia: „Ihr werdet mich suchen und finden, sagt Gott dort, denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der Herr.“ Und selbst Jesus, der Immanuel, sagt im Neuen Testament in der Bergpredigt: „Sucht, so werdet ihr finden, sucht, so werdet ihr finden.“ Also gibt es einen Zusammenhang.
Oder ich möchte euch einen wirklich vorbildlichen Gottesgegenwartssucher aus der Kirchengeschichte vorstellen, und zwar Ignatius von Loyola. Er war der Gründer des Jesuitenordens und hat seinen Schülern den Grundsatz beigebracht und so formuliert: „Ihr müsst Gott in allen Dingen suchen und finden.“ Ein steiler Satz: Gott in allen Dingen suchen und finden.
Im Originalton sagt er: „Wir sollen uns darin üben, also eine Übung, die Gegenwart Gottes unseres Herrn in allen Dingen zu suchen.“ Was heißt das jetzt, Gott in allen Dingen zu suchen? Also so die Spürnase – wie mache ich mich auf den Weg? Was heißt das?
Das kann für uns und für ihn bedeuten, in allem, was wir tun, ihn einfach mal im Gedächtnis zu behalten. Also: Er ist da. Wenn du arbeitest, Mensch, er ist da. Wenn du Pause machst, wenn du isst, er ist da. Du lebst unter seinem Blick oder er ist in dir. Dieses Bewusstmachen, sich erinnern.
Ich kenne Leute, die stellen sich eine Uhr. Wenn sie klingelt, denken sie wieder an Gott. Also lass dir auch gern etwas einfallen, um dir den Herrn und seine Gegenwart immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Ich kann mich erinnern: Ein junger Freund aus Papua-Neuguinea, der sehr stark mit Ängsten zu kämpfen hatte – Ängste auch vor Mächten, vor der unsichtbaren Welt, weil die so gegenwärtig in seinem Leben waren. Er hat überlegt, was man machen könnte. Ich hatte damals vor meiner Ausreise so ein kleines Handkreuz bekommen, das ich leider jetzt nicht mehr gefunden habe, sonst hätte ich es euch mitgebracht. Es passt richtig schön in die Hand hinein.
Ich habe es ihm geschenkt und gesagt: „Lieber … Wenn wieder so eine Angstattacke kommt oder du merkst, du bist irgendwie im Fadenkreuz von irgendwelchen Mächten, dann nimm das Kreuz in die Hand. Das hat nichts Magisches, keine Sorge, aber schau es an. Jesus ist da, und er ist der Sieger. Er hat alles überwunden, und du brauchst keine Angst mehr zu haben.“ Das ist so ein Zeichen: „Ich mache mir bewusst, er ist da.“
Also sei kreativ, wie so etwas aussehen kann. Gott in allen Dingen suchen heißt, ich suche seinen Willen. Und jetzt kommt es: Bibel lesen. Amen!
Die Bibel aufschlagen, darin lesen – da finde ich ihn. Er ist das lebendige Wort. Es ist vielleicht manchmal im ersten Moment zu einfach oder zu schlicht, aber da ist er zu finden, und da ist er gegenwärtig.
Ich staune immer wieder. Ich habe neulich ein Erlebnis von Ali gehört, der im Mittleren Osten unterwegs war. Er kam zum Glauben, einfach weil er die Bibel aufgeschlagen und gelesen hat. Keine Predigt, kein Jüngerschaftskurs, nichts – sondern gelesen. Und Gott hat ihn angesprochen.
Da denke ich mir: Wow, da ist die Gegenwart Gottes drin. Klar ist es schön, wenn man eine gute Predigt hört, hoffentlich einen sehr guten Vortrag und so weiter. Aber die Gotteskraft ist im Wort immer noch mal viel stärker und viel präsenter, weil er das Wort ist und durch sein Wort uns erreichen kann.
Gott in allen Dingen suchen heißt aber auch: Ich höre hin und setze es um. Ich bin fest davon überzeugt – und ich glaube daran –, dass wir die Gegenwart unseres Herrn so wenig in unserem Land und in unserem Leben erleben und erfahren, weil wir einfach nicht das tun, was uns gesagt ist. Weil wir so wenig, ich sage es mal im alten Wort, gehorsam sind.
Ich sage das jetzt nicht erhaben, ich bin da auch kein Held drin. Aber ich glaube auch, dass wir uns vielleicht oft so sehr nach diesen Zeichen sehnen – nach History Maker oder Way Maker –, aber das liegt auch ganz stark daran, dass wir die Dinge hören und sie einfach so schlicht und einfach, wie sie sind, oder so herausfordernd, dann auch tun.
Gott in allem zu suchen heißt auch, ich suche ihn in allem, vielleicht auch heute noch bei einem guten Mittagessen. Kann man da Gott auch suchen? Na klar! Wenn er der Geber aller guten Gaben ist, dann hau dein Weckle oder dein Brot nicht einfach nur so rein, sondern erkenne, dass er es dir gibt und du es genießen darfst.
Auch das ist eine Übung, sich mal an die Gegenwart Gottes heranzuwagen.
Oder schaut euch mal links und rechts kurz um: Da sitzt ein Mensch neben dir. Du kannst auch mal gucken, wie denn die Gegenwart Gottes – ich sage es mal theologisch – in der Ebenbildlichkeit Gottes, dem Imago, im Leben deines Nachbarn zu sehen ist. Das sollte man sich auch angewöhnen: mal zu schauen, wo mich der Herr, der Lebendige, im Leben eines Bruders oder einer Schwester anstrahlt.
Als er den richtigen Riecher braucht, ein weiteres: die offenen Augen. Offene Augen bedeuten Achtsamkeit.
Der Jesuitenpater Alfred Delp war Gefangener im Dritten Reich. Er wurde von den Nazis hingerichtet. Vor seinem Tod schrieb er aus dem Gefängnis einen Satz, den ich ganz stark finde: „Das eine ist mir so klar und spürbar wie selten: Die Welt ist Gottes so voll.“ Er sagt also, die Gegenwart Gottes ist da – und das sagt er aus dem Gefängnis.
Aus allen Poren der Dinge quillt sie gleichsam uns entgegen. Ich denke: Was hat der Mann gesehen? Dann sagt er: „Wir aber sind oft zu blind.“ Und das meint, wir brauchen offene Augen.
Das soll unser Gebet sein, auch mein Gebet: Öffne wirklich die Augen, die geistlichen Augen, damit ich sehe, wo du am Werk bist, wo du mir einen Augenzwinkern schenkst oder einen Fingerzeig gibst. Dafür zu beten und es wahrzunehmen – das braucht es.
Umkehr und Reinigung als Voraussetzung für Gottes Gegenwart
Und nun komme ich auch zum Thema Umkehr und Buße. Ich halte es für sehr wichtig, darauf hinzuweisen, dass es Dinge gibt, die unsere Augen betrüben oder unseren Blick vernebeln können. Es gibt eine ganze Reihe von Faktoren, die den Geist Gottes, der in uns lebt und uns beheimatet, betrüben. Diese Dinge schränken seine Wirksamkeit ein und dämpfen seine Gegenwart.
Paulus sagt im ersten Thessalonicherbrief: „Dämpft den Geist Gottes nicht!“ Man kann die Wirkung des Geistes Gottes also tatsächlich dämpfen. Es gibt sozusagen „Gegenwartsdämpfer“. Dazu zählen Dinge wie Gier, Geiz, Neid, Unmoral, Undankbarkeit und Egoismus. Man könnte eine lange Liste solcher Dinge aufstellen. Sie alle bremsen und hemmen die Gegenwart Gottes und seine Wirksamkeit in unserem Leben.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Gott weg ist. Jesus sagt in den Seligpreisungen im Matthäusevangelium: „Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“ Deshalb ist es so wichtig, reine Herzen zu haben.
Vielleicht ist die Botschaft heute ganz neu für den einen oder anderen: „Mein Herz ist beschmutzt.“ Es passiert so schnell, dass wir uns besudeln und unsere Herzen schmutzig werden. Doch im Psalm heißt es: „Bei Gott ist viel Vergebung.“ Amen!
Wir können wirklich darauf vertrauen, dass er uns gerne vergibt. Deshalb ist es so wichtig, dass wir gereinigte Herzen haben und die Vergebung auch annehmen.
Die Haltung der offenen Hände und Gemeinschaft
Noch zwei kurze Aspekte, dann kommen wir schon in die Landebahn.
Also, wir brauchen einen richtigen Riecher, offene Augen, gereinigte Herzen und – das hier – erhobene Hände. Nicht, weil du bedroht bist, sondern weil im Psalm 22 steht: „Du wohnst dort“, also du bist da gegenwärtig, Gott, wo dein Volk Israel dir Loblieder singt. Dort, wo Menschen preisen und loben.
Hände sind eine Stilfrage. Im Pietismus ist das nicht so üblich. Dort freut man sich eher nach innen und geht mit der Freude in den Keller. Das ist auch okay. Mir geht es nur darum: Offene Hände bedeuten auch, dass ich das loslasse, was mich beschwert. Ich lasse das los, was ich sonst so fest im Griff haben will. Und Lob preisen heißt auch: Jetzt lasse ich es einfach mal los.
Das muss nicht bedeuten, dass ich die Hände wirklich hochmache, aber ich komme innerlich leer vor ihm vor und sage ihm, wer er ist. Ich danke ihm für das, was er durch Jesus Christus, seinen Sohn, getan hat, und wer er ist und wie schön er ist. Dort ist Gott in besonderer Weise gegenwärtig, weil er dort wohnt.
Und ein Letztes, das nenne ich jetzt mal den Schulterschluss: Gemeinschaft.
Da, wo zwei oder drei zusammen sind, sagt Jesus, da ist er gegenwärtig. Wir sollten jegliche individuellen Tendenzen, die es auch unter uns Christen gibt, zurückstellen – zum Beispiel nach dem Motto: „Ich brauche ja keine Gemeinde mehr, das geht auch alles ohne, ich schaue mir das halt alles youtube-mäßig an.“
Ich glaube, da liegt eine Gefahr. Wir brauchen den Schulterschluss mit der Schwester, mit dem Bruder. Wir müssen zusammenstehen, weil Jesus ganz besonders versprochen hat: Dort bin ich da. Er ist das Haupt, und wir sind die Glieder. Der Fuß hockt in der Ecke, und der Arm ist da hinten. Das versteht man. Also ist der Schulterschluss wichtig.
Die Gegenwart Gottes enthüllen und weitergeben
Ein letzter Gedanke: Your presence – die Gegenwart Gottes enthüllen.
Und jetzt noch einmal: Augen auf, Ohren auf und Herzen weit auf. Es geht auch jetzt um dich. Wir haben viel über Gottes Gegenwart gehört, darüber, wie sie sich enthüllt. Ich sage mal: Wer die Gegenwart Gottes erlebt, kann nicht anders, als andere darauf hinzuweisen.
Wenn dir die Gegenwart Gottes in irgendeiner Weise und Schönheit offenbart wurde, dann möchtest du darauf aufmerksam machen. Und jetzt sind wir bei dem schönen Thema der Mission.
Patrick von Irland, der große Nationalheilige und Missionar, sagte einmal: Unsere Mission bedeutet nicht, Christus zu den anderen zu bringen, sondern zu entdecken, dass er dort schon ist, und seine Gegenwart zu enthüllen. Merkt euch das, liebe Geschwister: Wir bringen Christi Gegenwart nicht irgendwo in die Welt hinein. Er ist schon da. Wir kommen in die Welt, in der er bereits gegenwärtig ist.
Wenn du jetzt einen Wechsel hast, zum Beispiel einen neuen Studienort, dann ist der Herr dort schon da, wenn du ankommst. Und wenn du einen Kurzzeiteinsatz machst, ist der Herr schon da. Egal, wohin du gehst – in die Familie, den Arbeitsmarkt oder die Gemeinde – der Herr ist da.
Das Entscheidende ist, dass wir zu Hinweisen werden und die Gegenwart Gottes enthüllen. Enthüllen heißt: sichtbar machen. Wie geht das? Durch unser Erbarmen zeigen wir etwas von Gottes Erbarmen. Mit unserer Liebe enthüllen wir etwas von der Liebe Gottes. Mit unserer Vergebung zeigen wir etwas von der Vergebung Gottes. Mit unserer Geduld den Gott der Geduld, mit unserer Freundlichkeit den Gott der Freundlichkeit.
Also nehmt euch bitte Zeit für Gegenwartshinweise. Und sei zum Schluss wie Mose, der Zuspruch seiner Gegenwart. Das ist ja auch die Grundlage der Bibelarbeit. Er sagt: Ohne deine Gegenwart, ohne dich, Gott, möchte ich nicht weiterziehen. Ohne deine sichtbare Gegenwart, lass dich sein, dann bleibt das Volk in der Wüste zurück. „Ohne dein Angesicht, das mitgeht, führe uns nicht von hier fort.“
Und dann gibt Gott ihm die Antwort in 2. Mose 33,14: „Mein Angesicht wird mitgehen und dich zur Ruhe bringen.“
Ihr Lieben, was wir brauchen, ist der Zuspruch der Gegenwart Gottes. Wenn ich unsere Gebete oft anschaue, dann merke ich: Wir bitten so oft um die Gegenwart Gottes. „Herr, bitte sei heute mit mir. Bitte geh mit mir in die Nacht.“ Aber viel mehr sollten wir auch danken: Danke, dass du da bist. Danke, dass du heute an meinem Tag dabei bist.
Und wenn wir miteinander unterwegs sind, dann lasst uns segnen. Segnen heißt, du sprichst die Gegenwart Gottes auch dem anderen zu. Gottes freundliches Angesicht sei mit dir. Also nicht nur bitten, sondern zusprechen, dankbar sein und segnen.
Das mache ich jetzt zum Abschluss noch. Könnt ihr aufstehen? Ich mache das in der ganz klassischen Weise mit dem aronitischen Segen. Den bekommt ihr vielleicht heute auch noch öfter zugesprochen:
„Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir seinen Frieden.“
Amen.
Danke fürs Zuhören.