Persönliche Erfahrungen und Herausforderungen im Umgang mit dem anderen Geschlecht
Am aufschlussreichsten für euch wäre es wohl, wenn heute Morgen nicht der Andreas Fett hier stünde, sondern fünf oder sechs Mädchen aus meiner Vergangenheit. Sie könnten euch erzählen, wie der Andreas Fett mit dem anderen Geschlecht umgegangen ist.
Ich weiß genau, wie gefährlich das ist. Gerade wir Jungs sind auf kaum einem Gebiet anfälliger und leichter zu verführen als bei der Faszination für das andere Geschlecht.
Aber ich muss auch sagen: Dank der Gnade Gottes war ich bisher nur mit einem einzigen Mädchen intim. Ich freue mich sehr über meine Frau, die Gott mir geschenkt hat und die ich nicht verdient habe. Ich wünsche mir, dass Gaby heute ein bisschen erzählen könnte, wie es war, als ich sie zum ersten Mal nach einer Shoppingrunde im Arm hielt. Wir hatten uns ausgetauscht und wurden uns bewusst, dass wir schon lange füreinander gebetet hatten. Irgendwie hat Gott das gemacht. Da schaute ich sie an, und sie blickte zu mir auf, weil sie ein bisschen kleiner ist als ich.
Dann sagte sie: „Andreas, ich gehöre noch zur CDU.“ Ich hasse CDU – das steht hier für den Club der Ungeküssten. Das hat ihr Vater ihr eingeschärft: „Lass dich nur von dem jungen Mann küssen, der dir auch verspricht und dem du abnehmen kannst, dass er dich einmal heiraten wird.“
Ich müsste Gaby sagen: „Ja, ich gehöre zur SPD.“ Spontan, plump und dumm – so bin ich eher.
Aber ich möchte euch heute Morgen ein paar Hinweise geben, wie wir gerade in diesem Bereich Behutsamkeit lernen können. Außerdem möchte ich zeigen, wie wir Prinzipien der Schrift auch praktisch verwirklichen können.
Die Bedeutung von Weichenstellungen im Umgang mit Beziehungen
Wir haben vor drei Jahren am Freizeitheim Schoppen ein neues Nebengebäude errichtet: die Arche Noah. Aaron und Silas – ja, genau, du kennst es noch. Damals kam der Betonwagen, um die Fundamentplatte zu gießen. Es blieben etwa vier bis fünf Kubikmeter Beton übrig.
Ich sagte, das sei kein Problem, wir könnten den Rest gut gebrauchen. Wir wollten hier schnell ein Mäuerchen ziehen. Ich hatte noch Bruchsteine übrig, aber der Beton musste sofort verarbeitet werden. Der Betonfahrer meinte: „Ich muss weg. Wo kann ich den Beton jetzt noch hinkippen?“
Also haben wir kurzerhand den Beton im Streifenfundament gegossen. Das könnt ihr euch mal anschauen: Es zieht Schlängelinien, liegt halb in der Böschung, und heute steht darauf ein Natursteinmäuerchen. Denn wenn der Beton erst einmal abgekippt ist, ist es zu spät. Vielleicht kann man noch eine halbe Stunde hin und her schippen und ein bisschen Form geben, aber dann war’s das.
Ich glaube, dass ihr euren Beton momentan vielleicht noch im Mischer habt. Aber ihr könnt ihn nur einmal abkippen. Die Weichen, die ihr jetzt stellt, haben eine lebenslange Bedeutung. Ich hoffe, dass ihr keinen Fehler macht und einfach draufloswurstelt, sondern dass ihr auch planvoll vorgeht – besonders im Umgang mit dem anderen Geschlecht.
Staunen über das Geheimnis der Begegnung zwischen Mann und Frau
Ich möchte mit einem ganz interessanten Vers aus Sprüche 30 einsteigen. In Sprüche 30, Vers 18, spricht Agur, dessen Name „Sammler“ bedeutet. Manche Jungs sind, glaube ich, tatsächlich Sammler, wenn es um Liebschaften und Erfahrungen geht. Agur hingegen hat folgende Weisheit ausgesprochen:
„Drei sind es“, spricht er in Sprüche 30, Vers 18, „drei sind es, die zu wunderbar für mich sind, und vier, die ich nicht erkenne: der Weg des Adlers am Himmel, der Weg einer Schlange auf dem Felsen, der Weg eines Schiffes im Herzen der Meere und der Weg eines Mannes mit einer Jungfrau.“
Ist euch dieser Vers irgendwie vertraut? Kennt ihr ihn schon oder habt ihr vielleicht schon ein bisschen darüber nachgedacht? Dann lohnt es sich, noch einmal ganz neu darüber nachzudenken.
Agur nennt hier drei Dinge, die ihn mit Verwunderung erfüllen: Zum einen der Weg eines Adlers, der am Himmel kreist. Zum anderen der Weg einer Schlange, die ohne Beine und Gliedmaßen unglaublich schnell und behände auf einem Felsen vorankommt. Dann verlässt er das Tierreich und wendet sich mehr der Technik zu: Ein Schiff, das mitten in den Meeren navigiert, erfüllt Agur ebenfalls mit Staunen.
Doch was über sein Begriffsvermögen hinausgeht, ist der Weg eines Mannes mit einer Jungfrau. Wie zwei sich finden, wie die zwei Geschlechter aufeinander wirken und sich zueinander hingezogen fühlen – das ist für ihn besonders verwunderlich.
Ich komme gerade aus Schoppen vom Freizeitheim, wo wir noch eine Gruppe hatten. Ich soll Grüße von Joel Wiest ausrichten. Kennt ihr jemanden mit diesem Namen? Er hat uns heute seine Verlobte vorgestellt. Und es ist jedes Mal ein Wunder, wie so etwas funktioniert – wie sich zwei Menschen finden. Joel hat das heute Morgen beim Frühstück erzählt: Der Weg eines Mannes mit einer Jungfrau.
Die Herausforderung und Schönheit des Annäherns
Wenn man diesen Vers etwas genauer betrachtet, lässt sich vielleicht eine Parallele zum Adler ziehen. Ihr Jungs, verschafft euch zunächst einen Überblick und schärft euren Blick.
Dann kommen auch harte Brocken, Hindernisse, Felsen, schroffes Gelände und heißer Boden. Der Weg des Schiffes liegt im Herzen des Meeres. Dort wird es ordentlich stürmen und schwanken. Es gibt Untiefen und Abgründe.
Doch was haben diese drei oder vier Bilder gemeinsam? Worum geht es hier? Ich habe dazu einen Artikel gefunden, der interessant ist. In allen drei Medien findet das Geschehen statt: gasförmig, flüssig und fest. Die Schlange bewegt sich auf dem festen Felsen, das Schiff fährt durchs Wasser, der Adler fliegt in der Luft.
Irgendwie sind alle auf Beutesuche. Was ist das für ein merkwürdiges Bild? Alle Elemente sind schwer zu bezwingen – für uns Menschen eigentlich unzugänglich: Luft, Fels, Meer. Es ist auch gefährlich, sich auf das andere Geschlecht zuzubewegen.
Was ich neulich über diesen Vers hörte, hat mich wirklich froh gemacht. Was ist das Grundlegende, das Gemeinsame beim Adler, bei der Schlange und beim Schiff? Sie kennen den Weg nicht, man erkennt den Weg nicht. Was heißt das genau, man erkennt den Weg nicht?
Das Verblüffende ist: Wenn ein Adler am Himmel kreist, wenn eine Schlange über einen Felsen huscht oder wenn ein Schiff ein paar Seemeilen weiterfährt, bleibt keine Spur zurück. Seht ihr einen Kondensstreifen vom Adler oder eine Schürfspur von der Klapperschlange?
Hier steht nicht der Weg einer Schlange im Sand oder der eines Eisbrechers durchs Polarmeer. Der Adler im Himmel, die Schlange auf dem Felsen und das Schiff im Meer – sie hinterlassen keine Spur.
Ich glaube, das ist eine klare Botschaft für den Umgang mit dem anderen Geschlecht. Ich kenne viele gebrochene Herzen. Ich weiß, wie leichtfertig Jungs mit Mädchen umgehen können, wie manche Hals über Kopf in Beziehungen stürzen und dann wieder zurückziehen. Dabei bleibt sehr wohl eine Schürfspur oder eine Narbe.
Deshalb könnt ihr hier neben „spurlos“ schreiben: Sie hinterlassen definitiv keine Spur.
Respektvolle Annäherung und die Rolle des Mannes
Ich habe mal bei dem Deutschjuden Martin Buber nachgeschaut. Er hat auch die Bibel übersetzt und kann sehr kernig schreiben. So hat er diesen Vers übersetzt: „Der Weg des Adlers zum Himmel, der Weg der Schlange auf den Fels, der Weg des Schiffs ans Herz des Meeres, der Weg eines Mannes zu der Frau.“
In seiner Übersetzung wird deutlicher, dass es um ein Daraufzubewegen, eine Annäherung und eine Absicht geht. Das wird hier klar herausgestellt.
Und genau das wünsche ich mir für jeden, der hier sitzt und noch nicht in einer festen Beziehung ist, der noch nicht sein von Gott Gedachtes Gegenüber gefunden hat: Lasst das Werben um den anderen oder das Finden des Anderen ein Wunder, ein Geheimnis, etwas Mysteriöses bleiben. Etwas Zauberhaftes, Spannendes, Originelles und Unerklärliches.
Und schmieren Sie den anderen nicht an! Denn so geht dieser Vers weiter: Nicht wie die ehebrecherische Frau, die isst, sich den Mund abwischt und sagt: „Ist was passiert? Habe ich etwas gemacht?“ Da wird eine Spur hinterlassen, da ist etwas angeschmiert, beschmiert.
Wir hatten einen FSJler in Schoppen, der verschleiern wollte, dass er sich verlobt hatte. Er wollte die WG so ein bisschen hinterm Berg halten. Dazu machte er zur Tarnung einem anderen Mädchen ein wenig den Hof, damit keiner darauf kommt, dass er schon längst gebunden ist.
Wir waren ziemlich entsetzt, als wir das hörten. Das war ja nur ein Ablenkungsmanöver, damit ihr es nicht mitbekommt. „Ich habe gar nichts gemacht, habe ich ein Unrecht begangen?“ Ja, das müsste man das andere Mädchen mal fragen.
Übrigens sollte nach diesem Vers auch die Aktivität vom Mann ausgehen. Nicht die Frau soll sich den Mund abwischen und sagen: „Habe ich etwas gemacht?“, sondern der Mann soll etwas tun. Das ist der Weg des Mannes zu seiner Jungfrau.
So echt, wie der Herr Jesus sagt: „Nicht ihr habt mich erwählt zu den Jüngern, sondern ich habe euch erwählt.“ Der Bräutigam hat sich seine Braut gesucht. So ist es, glaube ich, richtig.
Männlichkeit und Verantwortungsbewusstsein
Das Problem ist, dass wir kaum Männer haben, die aus dem Schluff herauskommen. Männer, die wirklich männlich und mutig sind. Das stelle ich immer wieder fest, auch jetzt bei unserer Bibelwoche. Wir hatten viele patente, hingebungsvolle und vorbildliche Frauen, aber so viele schlurfende Kerle.
Männlich zu sein bedeutet, ein Mann zu sein, der sich auf Dinge zubewegt. Als unsere Tochter acht Jahre alt war, kam sie aus der Grundschule zurück. Dort hatten sie so eine Art sexuelle Frühförderung. Es ging um „Mein Körper gehört mir“ oder Ähnliches. Wahrscheinlich haben alle Kinder das durchlaufen.
Sie hatte danach viele Fragen zum Thema Sexualität, schon mit acht Jahren. Abends lag sie im Bett und sprach noch mit mir. Dann sagte sie: „Oh Papa, ich finde das aber ganz komisch und ekelig.“ Ich antwortete ihr: „Lea, vielleicht findest du das jetzt noch ganz abstoßend, aber eines Tages werden auch für dich die Jungs interessant. Warte mal ab. Denk aber immer daran, dass du etwas ganz Kostbares bist. Dein Körper ist etwas sehr Wertvolles. Deshalb lass niemals zu, dass ein Junge dir zu nahekommt. Wenn das passiert, hau ihm auf die Finger, hast du mich verstanden?“
Dann sagte ich zu ihr: „Weißt du was, Lea? Wenn du das schaffst, wenn du dein Leben als Kostbarkeit bewahrst, dann werde ich dir eines Tages ein weißes Brautkleid kaufen.“
Das ist nämlich das Symbol dafür, dass die Braut ganz weiß, rein und unberührt ist. Es bedeutet: Schau, ich habe aufgepasst, dass ich meinen Wert nicht verliere und rein geblieben bin.
Daraufhin antwortete die kleine achtjährige Lea: „Nee, Papa, und wenn ich mit Jungs rumgeknutscht habe, dann kaufst du mir so ein Dalmatinerkleid, voll mit schwarzen Flecken.“
Das wäre vielleicht gar nicht so schlecht, wenn man so endlich mal einen Punkt in Flensburg hätte, wenn man auch die Brautkleider oder die Anzüge der Herren noch ein bisschen mit solchen Applikationen bestücken würde.
Versuchung und Verantwortung im Alltag
Zwischen Versuchung und Verantwortung
Ich war gestern auf Spiegel Online und wollte mir einen kurzen Filmclip ansehen. Direkt im Vorspann kam eine Kondom-Werbung. Habt ihr die auch gesehen? War das gestern in der tagesaktuellen Werbung? Keiner hat sie gesehen, oder? Das ist verrückt.
In den schönsten Farben, mit romantischer Musik im Hintergrund, tauchen Bilder auf, wo man sie gar nicht erwartet. Du blätterst durch Magazine, surfst im Internet, joggst am Strand – überall stößt du auf nackte Haut. Lässt dich das kalt? Mich nicht. Bleibt so cool.
Schon vor über dreihundert Jahren hat Goethe ein Gedicht geschrieben, das so geht:
Ich ging im Wald so vor mich hin,
und nichts zu suchen, das war mein Sinn.
Im Schatten sah ich ein Blümlein stehen,
verlockend duftend, hinreißend schön.
Ich wollte es pflücken, da sagte es fein:
„Soll ich zum Welken gebrochen sein?“
Ich grub es mitsamt seinen Wurzeln aus,
zum Garten trug ich's an meinem Haus
und pflanzte es an geeignetem Ort.
Nun wächst es weiter und blüht immerfort.
Kapiert ihr, was das bedeutet? Es ist genau diese Parallele: Versuchung oder Verantwortung. Du kannst eine Blume pflücken oder eine Blume pflanzen.
Und das ist mein Anliegen für heute Morgen: Seid nicht so leichtfertig und lasst euch nicht auf irgendwelche augenblicklichen Versuchungen ein, auf das Pflücken.
„Ne Fetty“, sagte mir mal ein Praktikant bei uns im Architekturbüro, „wer wird die Blume am Wege nicht pflücken? Also nimmt man mit, was geht, wo sich eine Chance bietet.“ Ja, es gibt so viele Gelegenheiten. Ich erinnere mich auch an manche Momente, an manche heiße Gelegenheit in meinem Leben, wo man mal eben etwas hätte pflücken können. Soll ich zum Welken gebrochen sein?
Aber wir können auch eine Pflanze eingraben, sie in die richtigen Bedingungen setzen, und sie wird ein Leben lang blühen, immerfort, sagt Goethe.
Dafür will ich heute Morgen hier stehen: als einer, der euch einfach nur sagt, bitte seid verantwortungsbewusst – gerade im Bereich Liebe, Sexualität und Partnerwahl. Denn wenn ihr das Pflänzchen richtig einpflanzt, habt ihr ein Leben lang Freude daran.
Und das kann ich bestätigen: Eine gelungene Ehe ist etwas ganz, ganz Kostbares und wird mit der Zeit immer schöner.
Geduld und Vorbereitung für eine gelingende Partnerschaft
Deshalb solltest du dich auch als Teenager einfach in Geduld üben, obwohl alle anderen schon zu zweit über den Hof schlendern oder an der Ecke rumknutschen.
Nicht einfach pflücken! Denk daran: Du kannst etwas pflanzen und hast ein Leben lang etwas Blühendes.
Ich habe demnächst Geburtstag. Stell dir vor, meine Kinder schenken mir so einen Karton und sagen: „Hier, Papa, das ist für dich.“ Ich reiße ihn auf und finde ein paar Schlittschuhe. „Papa, du musst mal wieder ein bisschen Sport machen. Hier, ein paar Schlittschuhe für dich, für die Lista oder die Agger.“
Ich sage: „Das ist doch eine gute Idee! Ich bin schon 30 Jahre nicht mehr Schlittschuh gelaufen.“ Aber da liegt ein Warnzettel drin: „Erst Schlittschuh laufen, wenn das Eis fest und tragfähig ist.“
Ah ja, das ist ja grausam! Da muss ich vielleicht noch bis Dezember oder sogar bis Januar warten. Also schaffe ich das nicht. Den ganzen November und Dezember enthaltsam leben – das schaffe ich nicht.
So machen das viele mit ihrer Sexualität. Sie haben schon die Schlittschuhe, aber das Eis ist noch nicht da oder noch nicht tragfähig. Es ist einfach nur dumm und sehr, sehr schädlich, ja sogar selbstgefährdend, wenn man die Schlittschuhe ausprobiert, ohne eine tragfähige, belastbare Unterlage.
Werte und Ziele in der heutigen Zeit
Noch immer, also auch in unserer Zeit, geben viele Menschen Antworten auf die Frage: Was halten Sie für besonders erstrebenswert? Was ist für Ihr Leben ein ganz großes Ziel? Noch immer antworten 83 Prozent: eine eigene Familie mit Kindern. Cool, oder?
In unserer total kaputten Zeit, in der viele vielleicht Kinder nie anders kennengelernt haben als in Patchwork-Familien, sagen immer noch 83 Prozent, dass sie eine eigene Familie und eigene Kinder wollen. Das halte ich für sehr erstrebenswert.
Darf ich mal kurz um Handzeichen bitten: Wer ist hier noch unter 17? Wer von euch hält einen Führerschein für erstrebenswert? Bitte mal Hände hoch. Vorne fehlen ein paar Hände.
Ein Führerschein ist eine feine Sache. Sobald du ihn hast, weitet sich dein Wirkungskreis. Du bist total flexibel – es ist schon klasse, einen Führerschein zu haben. Aber wenn man einen Führerschein machen möchte, dann muss man sich irgendwie in diese Theoriestunden setzen. Man muss die Pflichtstunden absolvieren, einen Haufen Geld bezahlen, vorher vielleicht jobben gehen oder die Oma um Geld bitten.
Für den Führerschein bist du bereit, richtig viel zu investieren. Du machst in ein paar Monaten fast nichts anderes. Du klemmst dich zwei- bis dreimal die Woche in die Fahrschule, machst die Stunden, nimmst einen zweiten und dritten Anlauf für die Prüfung – und nach ein oder zweitausend Euro hast du ihn. Das ist doch irre, oder? So viel Geld!
Aber wir halten das für erstrebenswert. Wie viel bist du bereit zu investieren für deine Eheberechtigungskarte? Was nimmst du auf dich, um fähig zu werden, eine Ehe zu führen? Wie ein Fahrzeug. Investierst du etwas?
Wir investieren zehn bis dreizehn Jahre Schule für eine gescheite Ausbildung. Wir investieren drei bis sechs Jahre für ein Studium oder eine Berufsausbildung. Und das tun wir nur für ein Arbeitsleben – wann soll es jetzt aufhören? Mit 67, 65, 63? Für was weiß ich, 40 Jahre Berufskarriere.
Aber eine Ehe dauert womöglich noch länger. Meine Eltern feiern in diesem Jahr ihre 50-jährige Goldhochzeit. Was investierst du in die Frage: Wie kann ich ehetauglich werden?
Lektionen aus dem Buch Ruth: Schutz vor sexueller Grenzüberschreitung
Und dazu möchte ich mit euch Ruth Kapitel 2 öffnen. Ich hoffe, wir finden uns ein bisschen darin wieder, auch wenn es eine ganz andere Zeit und ein ganz anderer Kontext ist.
Habt ihr schon einmal irgendwo mit Landwirtschaft zu tun gehabt, so wie hier in Ruth Kapitel 2? Den Kontext muss ich euch nicht groß erläutern, vielleicht nur so viel: Da ist eine Moabiterin, die Ruth heißt. Sie war gewiss keine Vogelscheuche, sondern ist den ganzen Tag auf dem Feld dabei, sich nach ein paar Ähren zu bücken, bis sie ihren Arm voll hat. Abends macht sie sich daraus dann so etwas wie Müsli oder backt ein bisschen Brot.
Was wir hier in Ruth 2 finden, zumindest habe ich das neulich für mich entdeckt, ist die ganz reale Gefahr sexueller Grenzüberschreitung. Darum geht es hier: die ganz reale Gefahr sexueller Grenzüberschreitung.
Ich möchte gar nicht wissen, welche Erfahrungen an Verletzungen allein hier in diesem Raum sitzen, weil Übergriffe stattgefunden haben – vielleicht in der eigenen Familie. Ich möchte auch nicht wissen, wo ihr Jungs vielleicht knisternde Gelegenheiten hattet, eure Finger nicht bei euch behalten habt oder wo ihr schuldig geworden seid am anderen. Das alles finden wir auch in Ruth 2, und ich will das mal zeigen.
In Kapitel 2, Vers 9 heißt es: Als Boas dieses Mädchen auf dem Acker entdeckt, erkundigt er sich, wer sie ist. Dann gibt er eine klare Anweisung heraus:
„Habe ich nicht den Knaben geboten, dich nicht anzutasten?“
Sie stand auf, um aufzusammeln. Boas gab seinen Knaben den Befehl und sprach: „Auch zwischen den Garben mag sie auflesen, und ihr sollt sie nicht beschämen, ihr sollt sie nicht antasten, ihr sollt sie nicht beschämen.“
Dann, in Vers 16:
„Ihr sollt sogar aus den Bündeln Ähren für sie herausziehen und liegen lassen, damit sie sie auflesen kann. Ihr sollt sie nicht schelten.“
Das ist das dritte Mal, dass es betont wird. Und es kommt noch einmal: Am Ende des Kapitels lesen wir, Vers 22:
Naomi spricht zu Ruth, ihrer Schwiegertochter:
„Es ist gut, meine Tochter, dass du mit seinen Mägden ausgehst, damit man dich nicht anfällt.“
Also noch einmal: Nicht antasten, nicht kränken, nicht schelten, nicht anfallen.
Was passiert hier? Eine Frau, eine junge Frau, hat ihren Mann früh verloren. Sie ist noch recht jung und hat noch Attraktivität, aber sie ist total arm. Das sieht man daran, dass sie sich kein Getreide kauft, sondern die Nachlese macht. Das war damals nur für die Armen die einzige Chance zu überleben. Sie ist arm, allein und ganz auf sich gestellt. Da ist kein Bodyguard neben ihr, und Naomi sitzt nicht im Schaukelstuhl daneben – sie ist allein.
Und sie ist eine Ausländerin. Das heißt, sie ist freiwillig fremd hier. Man bekommt überhaupt keine Probleme, wenn man bei diesem Mädchen zudringlich würde – überhaupt nicht. Sie ist arm, allein und Ausländerin.
Deshalb sagt Boas zu seinen Erntehelfern: „Freundchen, Burschen, ich will euch mal was sagen: Ihr werdet von diesem Mädchen die Finger lassen. Ihr werdet sie weder begrapschen, noch belästigen, noch einschüchtern.“
Und Naomi sagt auch zu Ruth: „Es ist gut, wenn du dich nahe bei diesem Boas hältst oder bei den Mägden bleibst, damit du nicht behelligt, überwältigt oder gar vergewaltigt wirst.“ Das meint Naomi.
Also merkt ihr, in diesem Kapitel geht es darum, wie man verhindern kann, dass sexuelle Übergriffe an Ruth stattfinden. Ich finde es schon krass, dass Boas genau dafür sorgt: „Ihr Jungs, hier hört auf, sie anzufassen, sie zu beschämen, sie zu schelten oder ihr sonst etwas zuleide zu tun. Ihr sollt sie nicht anfassen.“
Waren das damals alles Lustmolche oder Sittenstrolche, die Schnitter? Nein! Das ist die ganz reale Gefahr der Übergriffigkeit im Umgang zwischen den Geschlechtern.
Reife und Regeln im Umgang mit sexuellen Begierden
Wie bewältige ich Begierden, sexuelle Versuchungen und brennende Lust? Wie halte ich das im Zaum?
In diesem Kapitel lässt sich Folgendes ableiten: Junge Männer brauchen klare Regeln, während ältere Menschen eine abgeklärte Reife benötigen. Regeln oder Reife? Das ist hier eher eine Botschaft für junge Männer. Ihr merkt schon, hier spricht ein Redner: Die jungen Männer, die „Schnitter“, brauchen Regeln, und der Boas benötigt Reife.
Stell dir vor, du liegst nachts da, schläfst tief und fest, und plötzlich bemerkst du, dass sich etwas an deinem Fuß bewegt. Es raschelt an der Bettdecke, dann riechst du ein edles Parfum. Plötzlich kriecht eine Frau zu dir ins Bett. Genau das ist Boas passiert.
Boas zeigt Selbstbeherrschung. Er sagt: „Meine Liebe Ruth, guten Abend, aber wir sollten uns besser trennen – unauffällig. Vor allem sollten wir das, was du hier beabsichtigst, auf eine legale Schiene bringen.“
Ich weiß nicht, was in dieser Szene passiert wäre, wenn dort ein Alexander vom Stein, ein Andreas Vett oder ein Werner Mücher gelegen hätten, anstelle von Boas. Boas ist total reif und abgeklärt. Er sagt zu Ruth: „Das ist keine gute Idee. Geh besser, bevor die Leute etwas vermuten.“
Die Jugend braucht Regeln, das Alter braucht Reife. Denn das, was hier geschieht, ist von aller weitreichendster Bedeutung. Habt ihr euch das schon einmal überlegt?
Wäre in Kapitel 2 etwas schiefgelaufen, hätten Kapitel 3 und 4 niemals stattgefunden. Wenn Kapitel 2 schiefgelaufen wäre, wäre Ruth irgendwie unter die Räder gekommen, und Kapitel 3 und 4 hätten nie stattgefunden.
Ruth war eingewoben in den Erlösungsplan Gottes. Sie sollte eine Stammmutter unseres Herrn werden. Deshalb war sie gekommen, um unter den Flügeln Gottes Zuflucht zu suchen. Gott hält auch seinen Arm, seine Schwinge darüber.
Gott kann das auch über dein Leben tun. Er kann dich beschirmen und dich sogar vor dir selbst bewahren, damit alles gut geht. Kapitel 3 und 4 hätten niemals stattgefunden, wenn Kapitel 2 schiefgelaufen wäre.
Herausforderungen der heutigen Jugend im Umgang mit Sexualität
Übrigens, wie alt schätzten Sie hier die Schnitter in diesem Kapitel? Wie alt waren sie ungefähr?
Ich glaube, sie waren jünger, denn es wird hier betont: In Vers 9 heißt es, dass Boas seinen Knaben geboten hat, von dem, was die Knaben schöpfen. Und noch einmal in Vers 15, wo Boas seinen Knaben gebot und sprach. Das zeigt, dass sie anscheinend noch recht jung waren. Auch die Schnitterinnen oder die weiteren Mitarbeiterinnen sind noch sehr jung. In Vers 22 steht, dass er sich zu seinen Mägden oder Mädchen hält, und das wird in Vers 23 nochmals bestätigt.
Also sind sie noch recht jung. Und das ist, glaube ich, das Schwierige in unserer Zeit. Früher wurden Menschen kaum geschlechtsreif, da wurden sie auch schon verheiratet. Im Alten Testament war es noch ein bisschen anders; Isaak war zum Beispiel schon vierzig Jahre alt. Aber das ist eben unsere Krux: Wir sind zwar schon sexuell reif, aber noch lange nicht heiratsfähig.
Man sagt, es liegen generell sechs bis acht Jahre zwischen der sexuellen Reife und der Persönlichkeitsreife. Bis man halbwegs verantwortungsbewusst ist und sein Leben geregelt kriegt, sodass man überhaupt auf andere losgelassen werden kann, vergehen diese Jahre.
Und genau das ist die Zeit, in der wir behutsam sein müssen im Umgang mit dem anderen Geschlecht. Die Erotik ist schon am Erwachen, aber da fehlt noch ein Schutz. Sie muss noch erwachsen werden.
Es ist wie bei einem komplett installierten Rohbau: Die ganzen Leitungen liegen schon, die Elektriker sind schon von der Baustelle weg, aber sie haben noch nicht die Sicherungen reingeschraubt. Und dann macht jemand schon den Strom an, und der ganze Bau steht unter Spannung, obwohl noch keine Sicherungen drin sind.
So ähnlich ist es mit der Pubertät. Kein Wunder, dass es da zu Kurzschlussreaktionen kommt oder dass so manches Mädchen dabei verkohlt wird.
Praktische Tipps für den verantwortungsvollen Umgang mit Sexualität
Wie werden wir verantwortungsbewusst im Umgang mit anderen? Wie ist es bei dir, wenn du nicht unter Beobachtung stehst, also nicht unter elterlicher Obhut bist? Wenn du nicht mit deinen Eltern in den Urlaub fährst, sondern in der Jugendgruppe? Wie verhältst du dich auf Klassenfahrten oder Studienfahrten? Was machst du im Schwimmbad? Wie bewegst du dich im Internet? Welche DVDs schaust du dir an?
Mein Rat an dich wäre: Setze dir klare Regeln! So wie Boas sagt: „Das und das und das macht ihr nicht, habt ihr mich verstanden?“ Er braucht einfach klare Regeln.
Ich bin meinem Schwiegervater sehr dankbar, denn er hat uns damals als junges Paar ganz klare Regeln gesetzt. Wenn ihr anruft, dann nur für eine Viertelstunde. Wenn ihr euch trefft, seid ihr um zehn wieder zu Hause. Wenn ihr zusammen sein wollt, dann nur in öffentlichen Räumen. Das war klasse. Das waren einfach Regeln, die meine Frau und mich sehr geschützt haben. Und diese Regeln haben alles noch viel spannender gemacht.
Setzt die Regeln oder lasst sie euch setzen. Unsere Tochter Lea, die achtzehn ist und bereits verlobt, braucht ebenfalls Regeln. Wir müssen dem Paar Regeln setzen, wir müssen Jona und Lea sagen: Das und das erwarten wir von euch, haltet euch daran.
Ich glaube, es ist gut für die Jugend, wenn sie Regeln bekommt. Allmählich wird sich dadurch auch Reife einstellen. Bei Boas weiß ich nicht, wie er es geschafft hat, ob er sein Leben als junger Mann streng geregelt hat, aber er wurde plötzlich oder allmählich reif.
Warnung vor den Folgen unkontrollierter Begierden
Sprüche Vers 27: Da sollten wir eigentlich ein Experiment machen, damit das ein bisschen eindrücklicher wird. Ein Feuerzeug hier, eine Kerze? Muss nicht sein.
Hier steht: Sollte jemand Feuer in seinen Gewandbausch nehmen, ohne dass seine Kleider verbrannt würden?
Ja, los, steck dir doch mal so ein Stövchen ins Sakko oder halt mal so eine Fackel unter deiner Strickjacke. Mach das mal! Willst du dich nicht verbrennen?
Wie doof, das macht doch kein Mensch. Sollte jemand Feuer in seinen Gewandbausch nehmen, ohne dass sich seine Kleider verbrennen?
Leider meinen viele, dass es doch geht. Manche schauen sich Filme an und sind dabei anscheinend ganz schmerzfrei.
Du wirst dich verbrennen, du wirst dir die Fantasie verkohlen, du wirst dir deine Kleider verbrennen.
Die Kleider sind in der Bibel oft das Bild dafür, was man von außen an uns wahrnimmt – unser Zeugnis in dieser Welt. Beglaubigt sind wir nicht, du wirst angeschwärzt und mit einem verbrannten Kittel herumlaufen.
Wenn du Feuer in deinen Gewandbausch nimmst, sei behutsam. Tu das nicht, lass die Finger davon.
Die Bedeutung von Alltag und Charakter beim Kennenlernen
Neulich hörten wir von einem Paar, das noch nicht verlobt war. Sie hatten ein Wohnmobil gemietet und wollten eine Wohnmobilreise machen. Puh, cool, oder?
Sollte jemand Feuer in seinen Gewandbausch nehmen, ohne sich zu verbrennen, das geht nicht. Sei nicht unvorsichtig, du verbrennst dich.
Im Buch Ruth finde ich etwas sehr Interessantes. Wo lernen Boas und Ruth sich kennen? Boas hat ein Weidenkörbchen unterm Arm und geht gerade in Bethlehem über den Basar. Dann steht Boas am Café und sieht Ruth kommen. Er spricht sie an.
Nein, so lernen sie sich nicht kennen. Auch nicht auf dem Basar in Bethlehem. Auch nicht bei Boas zu Hause im Wohnzimmer beim Chillen oder auf der Gerstensaftparty abends auf der Tenne.
Sie lernen sich kennen, weil Boas Ruth bei der Arbeit beobachtet. Er sieht sie in ihrem Alltag, im ganz normalen Leben. Dort, wo sie sich nicht zurechtgemacht hat. Dort, wo man sieht, wie sie wirklich ist und welche Charaktereigenschaften sie hat.
Boas begegnet Ruth bei der Ernte, im Dienst, im Einsatz. Und das ist ein Tipp für mich und für euch: Wenn ihr einen Partner sucht, dann bitte unter echten Bedingungen. Nicht nur das Internetprofil oder Facebook-Profil anschauen, denn das kann geschönt sein.
Macht die Augen auf und beobachtet jemanden im Alltag. Schaut euch an, wer heute hier auf dem Kumpelsbacher Jugendtag die wirkliche Arbeit macht. So lernt man sich kennen, wenn man sich beobachten kann – am besten im Einsatz.
Deshalb bin ich sehr begeistert von christlichen Einsatzfreizeiten, von Fischerbooten, von Strami oder Missionseinsätzen. Denn bei der Erntearbeit kann man den anderen wirklich sehen, wie er auch geistlich fleißig und erntereif ist.
Ich finde das so klasse!
Initiative und geistliche Reife als Grundlage für Partnerschaft
Wer kam eigentlich auf die Idee, Ehren zu sammeln? Wisst ihr das? War es Boas, war es Ruth oder war es Naomi? Steht das in der Bibel? Wer kam auf diese Idee? Finden wir es heraus.
Ruth sprach: „Hey, lass mich doch aufs Feld gehen, ich könnte da ein bisschen sammeln.“ Es war Ruth, die auf die Idee kam, es war ihre Initiative. Das ist vielleicht nur ein kleiner Exkurs, aber auch ganz wichtig zum Thema Reifwerden. Wenn ihr nicht allmählich lernt, euch selbst geistlich zu ernähren, dann seid ihr noch nicht heiratsfähig.
Ruth kam auf die Idee: „Wir müssen etwas tun. Ich könnte ja vielleicht Ehren sammeln.“ Dann geht sie aufs Feld und bückt sich nach jedem Halm. In der heißen Sonne dort im Nahen Osten bückt sie sich immer wieder. Und neben ihr sieht man, wie andere mit der fetten Sense oder mit der Sichel ganze Garben abschneiden, während sie dort Körnchen für Körnchen sammelt. Müllsammlung. Aber das war Ruth nicht zu viel. Sie hat gelernt, sich nach jedem Körnchen zu bücken.
Wenn du das geistlich lernst, wenn du einfach lernst, deine bescheidene stille Zeit zu machen – auch wenn sie noch so unergiebig scheint –, wenn du denkst, „Oh, nur ein paar trockene Körner, ein paar Strohhalme, mehr habe ich nicht gefunden“, dann mach es trotzdem. Mach weiter so wie Ruth, die sich ganz geduldig nach jedem Körnchen bückte.
Plötzlich erlebte sie, wie Boas zu ihr sprach und ihr den ganzen Rockschoster vollkippte: drei Maß Gerste. Was für ein Segen! Das ist wirklich ein geistliches Prinzip. Nur die, die sich bücken und kleine Disziplinen einüben – auch geistlich – werden erleben, wie Boas, also der Herr Jesus, der Erlöser, zu ihnen spricht und sie reich gesegnet werden.
Aber fangen wir erst mal klein an und bringen die Disziplin auf. Das ist mühsam. Doch bald wirst du erleben, was in Lukas 6,38 steht: „Gebt, und euch wird gegeben werden, ein gutes, gedrücktes, gerütteltes und überlaufendes Maß wird man in euren Schoß geben.“
Respekt und Gottesfurcht im Umgang miteinander
In Ruth 2 gibt es einige wichtige Punkte, die mir besonders auffallen.
Boas kommt nicht einfach daher und stößt Ruth an mit den Worten: „Herr Mädel, wisst ihr eigentlich, wer ich bin? Ackermir.“ Stattdessen lässt er seine Übermacht nicht raushängen. Er baggert auch nicht direkt an Ruth heran. Was macht er in Vers 5? Er holt erst einmal Erkundigungen ein. Er fragt: Wer ist das da? Zu wem gehört dieses Mädel? Ich kenne sie gar nicht.
Erkundigungen einholen ist ein sehr guter Tipp für den Umgang mit dem anderen Geschlecht. Hol dir Informationen! Versuche objektiv zu bleiben. Frag auch andere: Was weißt du von der oder von dem?
Was mir bei Boas auch gefällt, ist sein respektvoller Umgang. Er begegnet Ruth nicht als Großgrundbesitzer, der sagt: „Hey Mädel!“ Nein, er begegnet ihr auf Augenhöhe, respektvoll.
Außerdem ist Boas sehr gottesfürchtig. Das sieht man in Vers 4: „Und siehe, Boas kam von Bethlehem und sprach zu den Schnittern: ‚Der Herr sei mit euch!‘ Und die Schnitter antworteten: ‚Ja, der Herr segne dich!‘“ Auf seinem Acker hat Boas Gott vor Augen.
Boas ist zuvorkommend, nett, ritterlich, reif und gönnerhaft. Er ist auch spendabel. Jungs, solange ihr den Mädels noch nichts ausgeben könnt, lasst die Finger davon!
Boas ist wirklich gönnerhaft. In Vers 8 sagt er: „Halte dich hier zu meinen Mägden, und du kannst auch hier essen.“ Bisher hat er sich selbst eingeladen, aber er bietet Ruth auch an, bei seinen Leuten zu bleiben und zu essen.
Die Kunst der Kommunikation in der Partnersuche
Und das Wichtigste, und das ist mir jetzt sehr wichtig, weil ich feststelle, dass es im Zeitalter unserer Kommunikationsmittel immer weniger möglich wird: Boas kann kommunizieren. Er kann mit einer Moabiterin, die vielleicht einen anderen Dialekt spricht, kommunizieren.
Ihr Jungs, ihr müsst nicht kuscheln, knutschen oder Körperkontakt lernen, sondern kommunizieren! Und ich stelle fest, dass es immer weniger können. Boas kann nicht nur ein bisschen fachsimpeln, sondern er kann zu ihrem Herzen reden. Da sagte Ruth: „Boah, danke, du hast zu meinem Herzen geredet.“
Der Boas ist alles andere als ungestüm, nicht so wie damals, als Jakob der Rahel am Brunnen begegnet ist. Er fiel ihr um den Hals und küsste sie. Er hat sie emotional völlig überwältigt und in Bann geschlagen – das ist falsch. Boas hingegen ist taktvoll und er kommuniziert.
Ihr Jungs, lernt das, übt das! Wann habt ihr euren letzten handschriftlichen Brief geschrieben? Schreibt mal wieder eurer Oma oder einem Freund im Ausland oder jemandem, der gerade woanders studiert. Schreibt mal wieder einen ganz normalen Brief. Denn ein Mädel legt, glaube ich, auch Wert darauf, einen echten Brief zu bekommen. Nicht nur so einen SMS-Hackschnipsel, sondern: „Boah, der hat mir geschrieben, und der hat keine Sauklaue, der hat sogar eine Rechtschreibung!“
Übt das mal wieder. Und das ist auch ein ganz großer Schatz, wenn man sich gerade in so einer Verliebtheitszeit schreibt und das nicht nur irgendwo im World Wide Web herumgeistert, sondern wenn man das schriftlich hat.
Meine Frau und ich, als wir uns kennenlernten, haben wir zwei leere Tagebücher genommen. Gaby hat eins geschrieben, ich das andere. Immer wenn wir uns trafen – das war nur alle 14 Tage – haben wir die Bücher ausgetauscht. Sie nahm meins, ich ihres. Dann durfte ich ihres durchlesen und weiterschreiben, was ich so erlebt hatte. So haben wir auch schriftlich kommuniziert und Einblick in das Leben des anderen bekommen.
Umgang mit Selbstbefriedigung und geistlicher Reife
Wir haben noch zehn Minuten. Zum Schluss möchte ich noch etwas zum Thema Selbstbefriedigung sagen, wenn mir das gestattet ist. Dieses Thema war in meinem Leben ein Problem, und kaum jemand sprach darüber. Für mich war es eine große Erlösung, als ich eines Tages einen Freund fand, mit dem ich mich darüber austauschen konnte. Er berichtete mir aus eigener Erfahrung, und wir sprachen über Hilfen gegen die dauerpräsente Droge Selbstbefriedigung.
In unserer Zeit ist der ganze sexuelle Bereich, glaube ich, so entwertet oder entzaubert, dass man bei nichts und gar nichts mehr wirklich etwas empfindet. Unsere übersexualisierte Welt überfordert uns, vor allem uns Jungs. Ich möchte deshalb noch ein paar hoffentlich hilfreiche Gedanken teilen.
Selbstbefriedigung ist schon einmal der erste Etikettenschwindel. Eigentlich müsste es Selbstbefrustung heißen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Bibel es als Selbstbefleckung bezeichnet. In 2. Korinther 7,1 heißt es: "Lasst uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes." Was ist Selbstbefriedigung anderes als Selbstbefleckung?
Sie ist das Gegenteil von Selbstbeherrschung. In Galater 5,22 lesen wir: "Die Frucht des Geistes aber ist Selbstbeherrschung." Das bedeutet nicht, dass ich meinen Trieben gehorche, sondern dass ich lerne, sie zu regieren. Das ist Menschsein und geistlich reif werden. Ich lerne, meine Triebe unter Kontrolle zu halten und bin ihnen nicht ausgeliefert, schutzlos oder willenlos.
Die Folge von Selbstbefriedigung ist Selbstverachtung. Das kenne ich von mir nur zu gut. Du bist mit dir selbst nicht im Reinen, niemand merkt es, aber du bist entmutigt und unzufrieden. Dieser Kreislauf des Versagens zieht dich immer weiter nach unten.
Deshalb lass dir von Psychologen oder neuen Erkenntnissen nicht einreden, Selbstbefriedigung sei das Allernormalste der Welt und völlig schadlos. Körperlich wird dir das nichts schaden? Doch, es ist ein hundertprozentiges Suchtmittel. Und es ist das Gegenteil von dem, was Gott gedacht hat.
Sexualität ist ein Geschenk für den anderen. Selbstbefriedigung ist "yourself sex". Wer sich einredet, es sei nur ein spielerisches Lusterlebnis, das niemandem schade, oder nur ein Ventil, der redet sich das schön. Das kann ich nur unterstreichen: In der Phantasie geschieht immer noch viel mehr.
Ich habe verzweifelte Abhängige kennengelernt, tief gebunden, bei denen geistlich der Ofen komplett aus ist. Sie sind entmutigt, haben Ekel vor sich selbst und sind entkräftet. Selbstbefriedigung gehört leider fast immer zwei Personen dazu, nämlich ich und ein gedachtes Gegenüber.
Deshalb ist Selbstbefriedigung eigentlich Ehebruch – Ehebruch an meinem zukünftigen oder aktuellen Gegenüber. Darum haben wir auch Gewissensbisse, weil es eben nicht okay ist. Der Teufel benutzt das, um uns geistig total lahmzulegen.
Das ist eine große Herausforderung: Gott hat euch den Rohbau geschenkt und schon die Kabel gelegt. Aber lernt damit umzugehen, lernt, die Sicherung reinzuschrauben. Und wenn ihr gefallen seid, lernt, die Sicherung wieder reinzudrücken, damit es wieder funktioniert.
In 1. Korinther 7,1 und besonders in Vers 4 heißt es: "Die Frau hat nicht Macht über ihren eigenen Leib, sondern der Mann; und auch der Mann hat nicht Macht über seinen eigenen Leib, sondern die Frau." So hat Gott die Sexualität gedacht. Das ist das Gegenteil von Selbstbefriedigung.
Es ist auch eine starke Belastung für eine Ehe, wenn ein Mann nie gelernt hat, seine Triebe zu beherrschen. Sexualität ist ein Geschenk, das Gott für ein Gegenüber entworfen hat. Sexualität sollte von Selbstlosigkeit geprägt sein – und das ist das genaue Gegenteil von Selbstbefriedigung.
Sechs praktische Tipps für den Umgang mit Sexualität
Ich schließe mit sechs Sextipps am Schluss:
Erstens: Leerlauf ist Gift. Ihr seid jung, habt Zeit zur Verfügung und vielleicht ist bei euch schon um halb vier Mittagsschluss. Leerlauf ist Gift, Langeweile ist schädlich, Chillen schwächt den Willen. Mich verblüfft, dass Teenager das als das Allerattraktivste empfinden. Und was machst du heute Nachmittag? „Oh, ein bisschen chillen.“ Ich finde das so schlurfig. Leerlauf ist Gift.
Such dir ein gutes Hobby, such dir eine Aufgabe, mach Sport, triff dich mit Freunden, mach irgendetwas Kreatives – aber keinen Leerlauf. Biete dich an, jemanden beim Rasenmähen zu helfen. Mach etwas, das dich ausfüllt und dich weiterbringt. Also: Leerlauf ist Gift.
Zweitens: Bekennen ist Sieg. Wer seine Fehler leugnet, wird nicht erfolgreich sein. Wer selbst bekennt und loslässt, wird Barmherzigkeit empfangen. Ich habe mich hier und da zu Leuten hingeschlichen und gesagt: „Ich brauche mal Hilfe“ oder „Ich möchte mich aussprechen.“ Bring es ans Licht, rede mit einem Freund, gib jemandem Rechenschaft über deine Internetgewohnheiten, über dein Versagen. Bitte: Bekennen ist Sieg.
Vielleicht ist heute jemand aus der Gemeinde, den du kaum kennst, aber dem du Vertrauen zeigen kannst. Bekennen ist Sieg.
Drittens: Meide Versuchungen – das ist ja wohl logisch. Wie kannst du Versuchungen umgehen? Fliehen oder fallen – das ist die Alternative. Wir können nicht einfach sagen: widerstehen. Fliehen oder fallen. Meide die Versuchungen, schaff dir einen Internetfilter an, sorge für Öffentlichkeit, meide die Versuchungen.
Viertens: Such dir den guten Ersatz! Das habe ich eigentlich schon beim ersten Punkt gesagt. Such dir einen guten Ersatz! Sublimiere!
Fünftens: Bete doch ehrlicher! Schrei dem Herrn deine Not hinaus, bring sie vor ihn. „Herr, schau doch, du weißt es.“ Bete ehrlicher!
Ich war vor einiger Zeit in Bad Sobernheim zu Gast in einer kleinen Gemeinde. Dort hat ein Mann aus Bad Kreuznach gebetet: „Herr, eigentlich will ich es ja gar nicht, nicht mal das Wollen ist bei mir vorn. Bitte bewirke auch das in mir, schenke mir einen Widerwillen gegen die Sünde, hilf mir. Amen.“ Das fand ich so ehrlich. Bete ehrlicher!
Sechstens: Don't Panic. Ich bin als junger Kerl oft in die Selbstbefriedigung gerutscht. Manchmal habe ich mutig dagegen angekämpft, manchmal den Mut verloren. Aber irgendwie habe ich gelernt, auch nach dem Fallen wieder aufzustehen, Ermutigung zu bekommen und von Gott Hilfestellung zu empfangen. So habe ich Stück für Stück überwinden gelernt.
Zwinge deine Triebe, dir zu gehorchen, nicht umgekehrt. Werde erst mal reif. Zum Glück hatte ich damals einen Freund, Michael, mit dem ich das durchsprechen, reden und beten konnte. So wurden wir gemeinsam irgendwie Männer. Das wünsche ich dir auch: dass du einen Freund hast.
Aber bitte verschiebe nicht den Fokus auf dein Versagen. Hock nicht wie das Kaninchen vor der Schlange. Sprüche 24,16 sagt: „Der Gerechte fällt siebenmal und steht wieder auf.“ Ich glaube nicht, dass das siebenmal wörtlich zu verstehen ist. Der Gerechte steht sogar acht- oder neunmal wieder auf – und immer wieder.
In der Offenbarung heißt es: „Glückselig ist, der überwindet.“ Das wünsche ich dir auch: Lerne Verantwortung, lerne das Überwinden der Versuchungen.
Hoffnung und Ermutigung zum Abschluss
Darf ich noch mit Micha 7,7 schließen? Wo ist er denn wieder, der Micha? Micha 7,7: „Nach dem Herrn will ich harren, auf den Gott meines Heils. Mein Gott wird mich erhören.“
Freu dich nicht über mich, meine Feindin! Denn wenn ich gefallen bin, stehe ich wieder auf. Sitze ich im Finstern, so ist der Herr mein Licht. Amen.
Denk daran: Kapitel 4 und 5 finden nur statt, wenn Kapitel 2 klappt.