Ich möchte alle ganz herzlich zu diesem Bibelschulentag heute Morgen begrüßen. Das Thema lautet: Wie muss man biblische Prophetie korrekt auslegen?
Auf der Einladung habe ich das Thema wie folgt umschrieben, damit man ungefähr weiß, in welche Richtung es gehen soll: Die Antidispensationalisten – diesen Ausdruck werde ich später noch erklären – behaupten, dass Israel als Nation keine Zukunft mehr habe. Die Gemeinde habe Israels Segen geerbt. Die Erfüllung von über 175 Endzeitprophezeiungen in der heutigen Zeit habe nichts mit der Bibel zu tun, sondern sei reiner Zufall.
Weiterhin sagen sie, die Endzeit habe schon vor zweitausend Jahren begonnen, das tausendjährige Reich sei bereits jetzt. Der Antichrist sei keine einzelne Person, die noch kommen werde. Und die Ölbergrede Jesu in Matthäus 24 habe sich zumindest im Wesentlichen bereits im ersten Jahrhundert erfüllt.
Anhand der Heiligen Schrift widerlegen wir diese falschen Lehren. Sie verursachen ein völliges Chaos in den Herzen mancher Gläubiger und führen dazu, dass die eifrige Erwartung der Wiederkunft des Herrn Jesus einschläft.
Einführung in das Thema und Überblick über die Endzeitprophetie
Im Herbst habe ich das neue Buch „Leben wir wirklich in der Endzeit? Mehr als 175 erfüllte Prophezeiungen“ herausgegeben. Darin habe ich auch Listen zusammengestellt, die einen schnellen Zugriff auf diese erstaunlich hohe Anzahl ganz konkreter Prophezeiungen über die Endzeit ermöglichen. Alle diese Prophezeiungen haben sich nachweislich erfüllt – und zwar von 1882 an, als die Juden begannen, in großen Wellen wieder ins Land ihrer Vorfahren zurückzukehren, bis heute, 2013.
Wie gesagt, die Antidispensationalisten behaupten, das habe gar nichts mit erfüllter Prophetie zu tun. Ihrer Ansicht nach sind diese Ähnlichkeiten einfach zufällig. In meinem Buch zeige ich jedoch, dass die Endzeit eine Periode von bereits über hundertdreißig Jahren ist. Eines der ganz grundlegenden Zeichen der Endzeit ist die Rückkehr des jüdischen Volkes aus aller Welt – aus allen fünf Kontinenten – zurück ins Land der Väter.
Am Ende dieser Endzeit wird Jesus Christus persönlich wiederkommen, als König und Richter der Welt. Dies wird im Schema durch einen roten Pfeil von oben nach unten dargestellt. Der blaue Pfeil deutet die Rückkehr der Juden in vielen Phasen an, wie sie vorausgesagt wurde – eben von 1882 bis heute. Die grünen Striche symbolisieren die über 175 prophetischen Aussagen, die sich im Laufe all dieser Jahre und Jahrzehnte sukzessiv wörtlich erfüllt haben.
So lässt sich der Beweis antreten, dass wir in der Endzeit leben. Aber was tun wir mit den Leuten, die behaupten, das habe überhaupt nichts mit erfüllter biblischer Prophetie zu tun?
Die Heilsgeschichte im Überblick: Von der Schöpfung zur neuen Schöpfung
Hier sehen wir den Zeitstrahl der gesamten Heilsgeschichte, wie er in der Bibel beschrieben wird – von 1. Mose bis Offenbarung.
Die Geschichte beginnt im ersten Kapitel mit der Schöpfung, also am Anfang. Das Endziel ist schließlich die neue Schöpfung, ein neues Universum, wie es in Offenbarung 21 beschrieben wird. Die gesamte Heilsgeschichte der Bibel spielt sich also zwischen diesen beiden Punkten ab: der Schöpfung im Anfang und der neuen Schöpfung in der Zukunft.
Das Alte Testament ist bekanntlich eine Sammlung von neununddreißig Büchern. Was sie besonders zusammenhält, ist die gemeinsame Verheißung des Messias, des verheißenden Erlösers, der einmal kommen wird. Vor etwas mehr als zweitausend Jahren kam Jesus Christus. Durch sein Erscheinen erfüllte er über dreihundert Prophezeiungen über den leidenden Messias, wie dieser im Alten Testament beschrieben ist.
In Galater 4,4 lesen wir: „Als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn.“ Diese lange Zeit des Wartens auf den Erlöser, die im Alten Testament beschrieben wird, endete mit dem Kommen von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, in diese Welt.
In Hebräer 1,1-2 heißt es: „Nachdem Gott vor Zeiten vielfach und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn.“
Hier wird auf sehr knappe, aber inhaltsreiche Weise beschrieben, wie Gott sich im Alten Testament offenbart hat. Dann kam die Erfüllung und der Abschluss, als Jesus Christus kam und Gott durch seinen Sohn zu uns sprach.
Die Bedeutung des Ausdrucks „Ende dieser Tage“ in Hebräer 1
Hier wird gesagt, dass Jesus Christus am Ende dieser Tage gekommen ist. Nun sagen die Antidispensationalisten: Seht ihr, da steht es ja – mit dem Kommen von Jesus Christus hat die Endzeit begonnen.
Wir haben hier den Ausdruck „das Ende der Tage“. Dieser Ausdruck ist bereits aus dem Alten Testament bekannt und weist tatsächlich auf die Endzeit hin. Doch lesen wir genau: Er ist hier nicht wörtlich zitiert, wie es im Alten Testament im Zusammenhang mit der Endzeit und dem Kommen des Messias als König der Welt vorkommt. Hier steht nicht einfach, dass er „am Ende der Tage“ zu uns geredet hat, sondern „am Ende dieser Tage“.
Das heißt, am Ende dieser Tage, während Gott durch die Propheten im Alten Testament zu den Vorfahren gesprochen hat. Dann kam der Messias. Aber das ist nicht einfach die Endzeit, sondern das Ende dieser Tage – das heißt, das Ende der Tage des Alten Testaments, das Ende dieses langen Wartens auf den Erlöser.
In Hebräer 9, Vers 26 finden wir einen weiteren sehr interessanten Ausdruck. Dort lese ich schon ab Vers 25: „Auch nicht, dass er sich selbst oftmals opferte, wie der Hohepriester alljährlich in das Heiligtum hineingeht mit fremdem Blut, sonst hätte er oftmals leiden müssen von Grundlegung der Welt an. Jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter geoffenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer.“
Hier wird die Zeit genannt, in der Jesus Christus gekommen ist, um durch sein Opfer das grundlegende Problem zwischen Mensch und Gott zu lösen: die Sünde. Es heißt, Jesus Christus sei gekommen in der Vollendung der Zeitalter. Das bedeutet, Jesus Christus ist gekommen, um alle offenen Fragen im Zusammenhang mit Sünde und Sündenvergebung endgültig zu lösen und zu beantworten.
So markiert sein Werk am Kreuz, bei dem er am Schluss sagen konnte (Johannes 19, Vers 30): „Es ist vollbracht“, eben die Vollendung der Zeitalter. Denn die Frage der Sünde ist durch sein Opfer gelöst worden.
Deshalb wird diese Zeit in Hebräer 9, Vers 10 genannt „die Zeit der Zurechtbringung“. Ich lese wörtlich in Hebräer 9, Vers 10: „Da wird der Gottesdienst des Alten Testaments beschrieben, welcher allein in Speisen und Getränken und verschiedenen Waschungen besteht, in Satzungen des Fleisches auferlegt bis auf die Zeit der Zurechtbringung.“
Christus aber, der als Hoherpriester zukünftiger Güter kommt, in Verbindung mit der größeren und vollkommenen Hütte, die nicht mit Händen gemacht ist – das heißt, nicht von dieser Schöpfung –, ist auch nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte.
Denn wenn das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer jungen Kuh auf die Unreinen gesprengt wird, zur Reinheit des Fleisches heiligt, wie viel mehr wird das Blut Christi, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen.
Also hier wird erklärt, dass durch das Kommen von Jesus Christus alles gut gemacht worden ist durch sein Opfer. Damit ist die Zeit der Zurechtbringung gekommen. Das Sündenproblem ist endgültig gelöst worden.
Die Bedeutung der alttestamentlichen Vorbilder für die Gemeinde
Wenn wir dazu noch 1. Korinther 10 hinzuziehen, beschreibt der Apostel Paulus im Zusammenhang die Wüstenwanderung des Volkes Israel: den Auszug aus Ägypten, den Durchzug durchs Rote Meer, das Essen des Mannas und das Trinken aus dem Felsen.
Dann wird hier erklärt, dass all dies für die Gemeinde geschrieben worden ist. In 1. Korinther 10,6 heißt es: „Diese Dinge aber sind als Vorbilder für uns geschehen, damit wir nicht nach bösen Dingen gelüsten, gleichwie auch jene gelüsteten.“
Und schließlich in Vers 10: „Und murrt auch nicht, gleichwie etliche von ihnen murrten und von dem Verderber umgebracht wurden.“
Alle diese Dinge widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf welche die Enden der Zeitalter gekommen sind (1. Korinther 10,11).
Hier wird also gesagt, dass das, was Israel im Alten Testament erlebt hat, als Belehrung für die Gemeinde aufgeschrieben wurde. All diese Geschichten haben einen bildlich-prophetischen Hinweis auf die Gemeinde.
Die Gemeinde wird als Erfüllung dieser Bilder beschrieben. Es heißt: „Auf uns seien die Enden der Zeitalter gekommen.“ Das griechische Wort für „Enden“ ist „Thäloi“ und bedeutet daneben auch „Erfüllungen“. „Telos“ heißt Erfüllung, also nicht nur Ende, sondern auch Erfüllung.
So haben sich die Zeitalter des Alten Testaments nun in der Gemeinde erfüllt. In ihr haben diese Bilder eine prophetische Umsetzung erfahren.
Das Kommen Jesu als Neuanfang und Beginn der Zwischenzeit
Nun ist es ganz wichtig zu verstehen: Das Neue Testament lehrt, dass Jesus Christus gekommen ist und damit gewissermaßen der Epoche des Alten Testaments ein Ende gesetzt wurde. Er kam also in der Endzeit des Alten Testaments.
Durch sein Kommen markierte er zugleich einen Neuanfang. Ich habe das auf dem Blatt unter Punkt F notiert. An vielen Stellen wird erklärt, dass das Kommen von Jesus Christus ein Anfang war, ein Neuanfang.
Der erste Johannesbrief beginnt damit, dass der Apostel das Kommen Jesu als Mensch beschreibt. Jesus wird dargestellt als „das, was von Anfang war“. Es heißt dort, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir angeschaut und mit unseren Händen betastet haben, betrifft das Wort des Lebens. Das Leben ist offenbar geworden, und wir haben es gesehen. Wir bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, welches beim Vater war und uns offenbart worden ist. Was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir euch.
Das Kommen des Herrn Jesus wird hier als „das, was von Anfang war“ beschrieben. Dieser Ausdruck „von Anfang“ wird ständig wiederholt. Ich habe die Stellen hier zusammengefügt: 1. Johannes 2,7; 2,13; 2,14; zweimal in 2,24 und so weiter bis in den zweiten Johannesbrief.
Als Beispiel lese ich 1. Johannes 2,7: „Geliebte, ich schreibe euch kein neues Gebot, sondern ein altes Gebot, das ihr von Anfang an habt.“ Das heißt, seitdem Jesus Christus gekommen ist, habt ihr dieses Gebot von Anfang an.
Oder 1. Johannes 2,24: „Was ihr von Anfang gehört habt, bleibe in euch. Wenn das in euch bleibt, was ihr von Anfang gehört habt, so werdet auch ihr im Sohn und im Vater bleiben.“
Es geht also darum, dass die Lehre, die Jesus Christus gebracht hat, hier als das beschrieben wird, „was von Anfang an war“. Damit wird klar, dass das Kommen des Herrn Jesus eine Anfangszeit markiert.
Bis wann dauert diese Zeit? Bis in die Endzeit, wenn Jesus Christus nämlich wiederkommt. Der Begriff „Endzeit“ bedeutet hier das Ende dieser langen Zwischenzeit zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen von Jesus Christus.
Hinweise auf das erste und zweite Kommen Jesu in 1. Petrus
Und das finden wir so schön beieinander in 1. Petrus 1. Wenn wir das kurz aufschlagen, sehen wir einen Vers, den Antidispensationalisten oft heranziehen, um zu beweisen, dass die Endzeit mit dem Kommen von Jesus Christus begonnen habe.
In 1. Petrus 1,19 lese ich: Es geht um die Erlösung durch das kostbare Blut Christi als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken. Dieses Lamm war zwar zuvor vor Grundlegung der Welt erkannt, aber erst am Ende der Zeiten offenbar geworden – um eueretwillen, die ihr durch ihn an Gott glaubt, der ihn aus den Toten auferweckt hat. Hier wird also gesagt, dass Jesus Christus als Lamm Gottes am Ende der Zeiten gekommen ist. Daraus schließen sie, dass wir uns in der Endzeit befinden.
Nein, vielmehr ist gemeint, dass Jesus Christus am Ende der Zeiten des Alten Testaments gekommen ist. Aber im gleichen Kapitel spricht Petrus auch für die Zukunft, im Zusammenhang mit dem zweiten Kommen Jesu, von der letzten Zeit.
In 1. Petrus 1,3 geht es darum, wie Gott die wahren Gläubigen wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung. In Vers 5 heißt es weiter: „Ihr, die ihr durch Gottes Macht durch Glauben bewahrt werdet zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit geoffenbart zu werden.“ Das ist klar zukünftig gemeint.
Weiter heißt es, dass ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es nötig ist, durch mancherlei Versuchungen betrübt seid, damit die Bewährung eures Glaubens viel kostbarer als Gold, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, gefunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi. Ihr liebt ihn, obwohl ihr ihn nicht gesehen habt, und glaubt an ihn, obwohl ihr ihn jetzt nicht seht. Ihr freut euch mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude, indem ihr das Ende eures Glaubens, die Errettung der Seelen, erwartet.
Hier wird also gesagt, dass die Gläubigen durch Gottes Macht bewahrt werden – und zwar bis in die letzte Zeit. Dann wird Jesus Christus wiederkommen. All das, wodurch der Glaube in der jetzigen Zeit geprüft wurde, wie Gold im Feuer, wird dann Grund sein für Lob und Belohnung, wenn Jesus Christus wiederkommt.
Dieses Wiederkommen ist also in der Zukunft, und das wird klar gesagt: in der letzten Zeit. So haben wir in diesen zwei Stellen, 1. Petrus 1,19 und 1. Petrus 1,5, gewissermaßen Hinweise von einem Ende zum anderen Ende. Zunächst kam Jesus Christus am Ende des Alten Testaments, am Ende der Zeiten. Danach soll eine lange Zeit vergehen, in der die Gläubigen erprobt werden. Gott bewahrt sie durch seine Macht, damit sie das Ziel in der Endzeit erreichen. In der letzten Zeit wird dann ihr wahrer Glaube, der in vielen Prüfungen erprobt wurde, Gegenstand des Lobes und der Belohnung sein.
Die „letzte Stunde“ und die Rolle des Antichristen in 1. Johannes 2
Eine weitere Stelle, die oft verwendet wird, um die biblische Prophetie heute ins Absurde zu führen, ist 1. Johannes 2,18. Johannes schreibt dort: „Kindlein, es ist letzte Stunde. Und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden. Daher wissen wir, dass es letzte Stunde ist. Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so würden sie wohl bei uns geblieben sein, auf dass sie offenbar würden, dass sie alle nicht von uns sind.“
Schließlich muss ich noch Vers 22b hinzufügen: „Dieser ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater. Ihr aber, was ihr von Anfang gehört habt, bleibe in euch. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang gehört habt, so werdet auch ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben.“
Johannes sagt also: „Kindlein, es ist letzte Stunde. Ihr habt gehört, dass der Antichrist kommt.“ Vor kurzem habe ich tatsächlich einen Kommentar gelesen, verfasst von einem antidisponierten Nationalisten. Er meinte: „Seht ihr, hier wird klargemacht, dass nicht eine einzelne Person als Antichrist kommen wird. Denn hier wird ja gesagt: ‚Ihr habt gehört, dass der Antichrist kommt. So sind jetzt viele Antichristen geworden.‘ Daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist.“
Er behauptete damit, dass nicht ein einzelner Antichrist kommen werde, sondern dass der Antichrist aus vielen Antichristen bestehe, die bereits gekommen sind. Dann fügte er hinzu: „Hier steht ja ganz klar: Kindlein, es ist die letzte Stunde.“ Für ihn war also schon damals Endzeit.
Doch er hat viele Fehler begangen. Der erste Fehler wird deutlich in der alten Elberfelder Übersetzung beziehungsweise in der englischen Darby-Übersetzung, die auf der Elberfelder basiert. Dort wird klar gemacht, dass hier kein Artikel vor „letzte Stunde“ steht. Wörtlich heißt es: „Kindlein, es ist letzte Stunde.“
„Und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt“ – hier steht das mit Artikel. Im Griechischen ist das oft so: Wenn der bestimmte Artikel fehlt, wird die Aufmerksamkeit auf das Wesen, den Charakter einer Sache gerichtet. Wenn Johannes also sagt: „Kindlein, es ist letzte Stunde“, dann meint er, dass die jetzige Zeit den Charakter der letzten Stunde hat.
Was ist das Kennzeichen der letzten Stunde, dieses letzten Abschnitts vor der Wiederkunft Jesu? Es wird die Zeit sein, in der der Antichrist kommen wird. Johannes erklärt: „Ihr wisst, dass der Antichrist kommt.“ Und dann sagt er: „Und so sind auch, wichtig das Wort ‚auch‘, jetzt viele Antichristen geworden.“ Schon in der Zeit von Johannes, um 95 n. Chr., gab es viele Irrlehren. Diese Irrlehrer leugneten die Gottheit Jesu, die ewige Sohnschaft von Jesus Christus, und auch, dass Jesus Christus ein wirklicher Mensch geworden ist.
Diese nennt Johannes Antichristen, denn „Anti“ heißt nicht nur „gegen“, sondern unter anderem „gegen Christus“. Sie lehren falsche Lehren über die Person Jesu. Darum sind sie Antichristen. Damals gab es schon viele solche Irrlehrer, und darum sagt Johannes, dass unsere Zeit bereits den Charakter der letzten Stunde hat, weil so viele Verführer da sind.
Das hebt aber nicht auf, dass der Antichrist wirklich in der letzten Stunde, das heißt in der letzten Periode, auftreten wird. Wie man hier sieht, auf dem Schema „Jesus wird kommen auf dem Ölberg“, ganz rechts, davor die große Drangsalzeit, dieser letzte schrecklichste Krieg der Menschheitsgeschichte von dreieinhalb Jahren. Schon davor wird der Antichrist auftreten.
Er kann aber erst auftreten, wie in 2. Thessalonicher 2 beschrieben, wenn der Heilige Geist wieder von der Erde weggenommen wurde. Der Heilige Geist kam an Pfingsten, um in der Gemeinde zu wohnen. Er hält das Kommen des Antichristen auf. Wenn er weg ist, dann kann der Gesetzlose offenbar werden.
Also ist die letzte Stunde die Zeit nach der Entrückung der Gemeinde bis zur Wiederkunft Christi als König der Welt. Hier wird überhaupt nicht gesagt, dass der Antichrist heute vielen Antichristen entspricht, sondern Johannes sagt: „Ihr habt gehört, dass der Antichrist kommt. So sind auch jetzt viele Antichristen geworden.“
Unsere Zeit hat also bereits den Charakter der letzten Stunde. Aber die letzte Stunde mit Artikel wird noch kommen, wenn dann der Antichrist kommt. Im Schema ist das nochmals klar: Die letzte Stunde mit Artikel ist die Zeit, wenn der Antichrist kommt, kurz vor dem zweiten Kommen Jesu als herrschender Messias.
Die letzte Stunde ohne Artikel ist die Zeit schon ab Johannes, in der viele Irrlehrer und viele Antichristen aufgetreten sind.
Falsche Lehren in späteren Zeiten und die Bedeutung von 1. Timotheus 4
Und wir finden noch mehr solcher feinen Details über die Zeiten. Schlagen wir 1. Timotheus 4 auf. Dabei ist es wichtig, eine gute, genaue Bibelübersetzung zu haben. Ich lese aus der alten Elberfelder, die etwa der Elberfelder CSV Hückeswagen entspricht, die man heute wieder bekommt.
Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen werden, achtend auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen, die in Heuchelei Lügen reden und betreffend des eigenen Gewissens wie mit einem Brenneisen gehärtet sind. Sie verbieten zu heiraten und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, welche Gott geschaffen hat, zur Annehmung mit Danksagung für die, welche Glauben und die Wahrheit erkennen. Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichtsverwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird. Es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet.
Wenn du dieses den Brüdern vorstellst, so wirst du ein guter Diener Christi Jesu sein, auferzogen durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre, welcher du genau gefolgt bist.
In Vers 1 wird manchmal falsch übersetzt: „der Geist aber sagt, dass in den letzten Zeiten“. Viele Bibeln haben hier „letzte Zeiten“. Manche übersetzen auch „in späten Zeiten“, aber die meisten sagen „in späteren Zeiten“. Im Skript habe ich auch das Griechische angegeben: „enhysteroys kairois“. Das bedeutet „spätere, dahinterliegende Zeiten“. Das ist nicht dasselbe wie „letzte Zeiten“, was auf Griechisch „eschatos“ heißt. Davon kommt ja das Wort „Eschatologie“, die Lehre von der Endzeit.
Hier steht jedoch nicht „eschatos“, sondern „hysteros“ – die dahinterliegende Zeit. Paulus spricht hier über die Zeit, die nach der Zeit der Apostel kommen würde. Die Apostel blieben bis etwa ins erste Jahrhundert, dann starb der letzte Apostel Johannes. Danach gab es bereits in der Kirchengeschichte einen enormen Niedergang. Viele falsche Lehren kamen in die Gemeinde.
Unter anderem entstand die Meinung, dass man durch asketisches Leben und den Verzicht auf bestimmte Speisen einen höheren geistlichen Stand erreicht. Ebenso wurde geglaubt, dass man durch den Verzicht auf die Ehe einen heiligeren Stand erreicht, als wenn man heiratet und in der Ehe auch Sexualität praktiziert.
Paulus sagt hier, dass dies in späteren Zeiten kommen wird. Es sind Lehren von betrügerischen Geistern, Lehren von Dämonen, die in Heuchelei Lügen reden. In Vers 3 heißt es, sie verbieten zu heiraten – das entspricht der Lehre des Zölibats – und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat, zur Annehmung mit Danksagung.
Diese asketischen Lehren kamen besonders ab dem zweiten Jahrhundert auf, als viele in die Wüste gingen, um als Eremiten zu leben. Es wurde sogar ein richtiger Run darauf, was zum Zeitgeist gehörte. Das hing auch damit zusammen, dass die griechische Philosophie Platons sehr populär war. Sie besagte, dass alles Körperliche und Materielle minderwertig sei, und nur das Geistige gut sei.
So gingen viele in die Wüste als Eremiten. Es waren schließlich so viele, dass sie begannen, sich zusammenzuschließen, und daraus entstanden Klöster.
Ist es nicht sehr eindrücklich, wie hier die Zeit ab dem zweiten und dritten Jahrhundert beschrieben wird? Diese Lehren kamen in die Christenheit hinein, und der Apostel stellt sie ganz klar als Lehren von Dämonen dar.
Man darf nicht vergessen, dass diese Verse auch in jeder katholischen Bibel stehen. Auch in der lateinischen Vulgata sind diese Verse ganz klar enthalten.
Zu allen Zeiten hätte man also auch im Katholizismus aus der Bibel wissen können, dass diese Lehren von Dämonen sind und nicht von Gott kommen. Denn, wie es im Hebräerbrief 13 heißt: Die Ehe sei geehrt in allem. Es gibt nichts Verächtliches an der Ehe; sie ist von Gott gegeben. Auch die Sexualität ist ein Geschenk Gottes im geschützten Rahmen der Ehe – nicht etwas Niedriges.
Daran müssen die Christen festhalten. Deshalb erklärt Paulus dem Timotheus: Wenn du diese gesunde Lehre den Brüdern vorstellst, dann bist du ein guter Diener Jesu Christi. So hätte die Gemeinde in diesen späteren Zeiten bewahrt bleiben können.
Die „letzten Tage“ und ihre Kennzeichen in 2. Timotheus 3
Nun ist es etwas ganz anderes. In 2. Timotheus 3,1 steht: „Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen...“ Hier haben wir das Wort „Eschatos“, das nicht „in späteren Tagen“ bedeutet, sondern „in den letzten Tagen“, also ganz am Ende dieser Zwischenzeit zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen von Jesus Christus.
„Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten oder gefährliche Zeiten sein werden.“ Denn die Menschen werden eigenliebig sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, lästerlich, den Eltern ungehorsam, undankbar, unversöhnlich, ohne natürliche Liebe, verleumderisch, unenthaltsam, grausam, das Gute nicht liebend, Verräter, verwegen, aufgeblasen und mehr das Vergnügen liebend – das gerade das Gegenteil von Askese ist, also etwa Disco und Ähnliches – mehr das Vergnügen liebend als Gott.
Sie werden eine Form, eine äußere Form der Frömmigkeit haben, ihre Kraft aber verleugnen. Von diesen soll man sich abwenden.
Das ist nun ganz etwas anderes: die letzten Tage. Und genau diese Dinge finden wir heute in unserer Gesellschaft im Rahmen einer abgefallenen Christenheit so eindrücklich dokumentiert. Wir sind in diesen letzten Tagen. Das ist nicht einfach eine Möglichkeit, die man so sehen kann, sondern hier wird gesagt: „Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten da sein werden.“ Das ist ein Befehl.
Dass wir wissen, was die letzten Tage sind, ist ein Gebot Gottes an die Gläubigen, damit sie in dieser Zeit bewahrt bleiben können. Wer aber behauptet, das, was heute geschieht, habe nichts mit der Endzeit zu tun, verhindert, dass die Gläubigen wirklich erkennen, in welcher Zeit wir stehen und welche Gefahren uns gerade heute ganz besonders drohen – nämlich mitgerissen zu werden.
Die lange Zeit der Staatenlosigkeit Israels und die Bedeutung von Hosea 3
Ein weiterer Punkt auf unserem Blatt ist Punkt I. Die Bibel macht deutlich, dass zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen des Herrn Jesus eine lange Zeit liegen würde. In Hosea 3,4 lesen wir: „Denn die Kinder Israel werden viele Tage ohne Fürsten sein, ohne König und ohne Schlachtopfer.“
Das beschreibt genau diese lange Zeit, in der das Volk Israel keinen Staat mehr hatte, keinen König und keine Fürsten. Dabei handelt es sich nicht genau um das Jahr 70, als Jerusalem zerstört wurde. Denn die Juden konnten sich damals noch einmal aufraffen. Erst als der zweite Krieg der Römer gegen die Juden 135 nach Christus beendet war, war der Judenstaat endgültig am Boden zerstört.
Ab 135 gab es keinen Judenstaat mehr. Hier hat sich die Aussage erfüllt: „Denn die Kinder Israel werden viele Tage ohne König sein und ohne Fürsten.“ Das dauerte bis 1948. Heute haben sie wieder Fürsten. Das Wort „Sar“ (Mehrzahl „Sarim“) ist nämlich im modernen Hebräisch das normale Wort für einen Minister in der Regierung.
Also haben sie jetzt wieder Fürsten. In der Zwischenzeit, zwischen 135 und 1948, herrschte diese Zeit der Staatenlosigkeit. In dieser Zeit hatten sie auch keine Opfer mehr, seit dem Jahr 70. Damals wurde der Tempel zerstört und konnte nicht wiederhergestellt werden. Seither haben die Juden bis heute keine Opfer mehr.
Das Gleichnis von den Talenten als Bild für die Zeit der Abwesenheit Jesu
Viele Tage! In Matthäus 25,19 finden wir ein prophetisches Gleichnis, in dem sich der Herr Jesus mit einem adligen Mann vergleicht. Dieser ruft seine Knechte zusammen und vertraut ihnen Talente an. Dabei handelt es sich um Edelmetallgewichte, die sie erhalten haben, um damit zu handeln, bis er zurückkehrt.
In Matthäus 25,14 geht dieser adlige Mann in ein anderes Land und verlässt seine Knechte. Während seiner Abwesenheit sollen sie handeln. Ganz am Ende dieser Zeit kehrt der Herr zurück und rechnet mit seinen Dienern ab. Je nachdem, wie treu sie in seiner Abwesenheit waren, erhalten sie eine Belohnung. Die treuen Knechte werden dann aufgerufen, in die Freude ihres Herrn einzugehen.
Dieses Gleichnis stellt bildlich dar, dass der Herr Jesus gekommen war und Nachfolger, Jünger, hatte. Doch dann sollte er wieder weggehen. Er ging an Christi Himmelfahrt in den Himmel zurück. Den Jüngern sagte er, dass sie in der folgenden Zeit allein auf der Erde sein würden. Sie müssten treu sein und mit den Gaben, die ihnen gegeben wurden, zu seiner Ehre handeln.
Eines Tages wird er zurückkehren, dann wird er abrechnen und den Treuen Lohn und Lob geben. Wie lange sollte diese Zeit dauern, in der der Herr weg ist? Matthäus 25,19 sagt: „Nach langer Zeit“ kommt der Herr zurück und hält Rechnung mit seinen Knechten.
Der Bibeltext betont „nach langer Zeit“, nicht nach kurzer Zeit. Natürlich ist „lange Zeit“ ein weiter Begriff. Doch wenn wir heute diese Worte lesen, wird uns klar, dass der Herr gesagt hat, es würde eine lange Zeit sein, in der er nicht mehr auf der Erde ist, bis er wiederkommt.
Dies entspricht auch den vielen Tagen, in denen Israel ohne Staat sein sollte – nicht ewig, aber viele Tage.
Die Erwartung der Spötter in den letzten Tagen nach 2. Petrus 3
In 2. Petrus 3,3 sagt der Apostel Petrus, als er sich in der Todeszelle in Rom im Jahr 66 oder 67 befand, ab Vers 3 folgendes:
Zuerst dieses wissend: In den letzten Tagen werden Spötter mit Spötterei kommen, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: „Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so, wie es von Anfang der Schöpfung an war.“
Petrus macht hier klar, dass die „letzten Tage“ als etwas Zukünftiges dargestellt werden. Diese Spötter waren damals noch nicht da. Er sagt: In den letzten Tagen werden diese Spötter kommen. Für sie wird es dann offensichtlich so lange gegangen sein, dass sie sagen: „Ja, jetzt, wo ist die Wiederkunft Christi, von der ihr dauernd gesprochen habt? Sie ist ja ausgeblieben!“
In den weiteren Versen erklärt Petrus: Nein, der Herr verzögert seine Verheißung nicht. Gott ist überhaupt nicht der Zeit unterworfen. Tausend Jahre sind bei ihm wie ein Tag, und ein Tag wie tausend Jahre.
Das bedeutet übrigens nicht, dass ein Tag genau tausend Jahre entspricht. Vielmehr zeigt es, dass Gott dem Verlauf der Zeit nicht unterworfen ist. Nur Geschöpfe, die in Raum und Zeit existieren, wie wir Menschen, empfinden den Ablauf der Zeit. Gott aber, als der Ewige, ist unabhängig von Raum und Zeit und somit diesem Ablauf nicht unterworfen.
So sagt Petrus: Bei dem Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag. Er verzögert das Kommen nicht, sondern Gott ist langmütig. Er gibt der verlorenen Welt die Gelegenheit zur Umkehr, bevor er als Richter kommt.
Der langen Rede kurzer Sinn: Diese Stelle macht deutlich, dass es lange dauern wird bis zur Endzeit. Dann würden die Spötter sagen: „Seht ihr, zweitausend Jahre sind vergangen und er ist immer noch nicht gekommen. Und ihr glaubt tatsächlich noch, dass er kommen wird?“
Ja, natürlich glauben wir das. Es war ja so gesagt, dass es so lange dauern würde.
Die Zeichen der Endzeit in der Ölbergrede und die Erfüllung des Evangeliums
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Ölbergrede in Matthäus 24. Dort fragen die Jünger: „Herr, was ist das Zeichen, wenn der Tempel untergeht?“ Dieser Tempel wurde im Jahr 70 zerstört. Außerdem fragen sie: „Was ist das Zeichen der Vollendung des Zeitalters?“ Dieser Ausdruck weist auf die Endzeit hin. Die Jünger wollten also Zeichen der Endzeit erfahren.
Schon hier erkennt man, dass die sogenannten Antidispensationalisten, die behaupten, der Großteil von Matthäus 24 habe sich im ersten Jahrhundert erfüllt, die Heilige Schrift verdrehen. Die Jünger fragen ausdrücklich nach dem Zeichen der Endzeit, der Vollendung des Zeitalters, also der Zeit, in der Jesus als König wiederkommen wird. Der Herr gibt darauf eine Antwort, die nicht auf die Ereignisse bis zum Jahr 70 passt. Es passt auch überhaupt nicht.
Ein wichtiger Punkt ist das Evangelium für alle Nationen. Jesus sagt in Matthäus 24, Vers 14: „Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen, zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen.“ Das Ende, die allerletzte Phase der Endzeit – auch die letzte Stunde genannt – wird erst kommen, wenn zuerst alle Nationen mit der frohen Botschaft erreicht worden sind.
Im griechischen Text steht das Wort „ethnos“ für Nation, im Plural „ethnoi“. Es steht nicht „laos“ oder „mī laoi“, was Volk bedeutet. Die Lutherbibel übersetzt hier mit „allen Völkern“, aber das ist nicht ganz genau, denn die Bibel macht einen Unterschied. „Laos“ bezeichnet ein Volk, das eine kleinere soziale Einheit ist als „ethnos“, also Nation. Das Standardwörterbuch zum Griechischen von Lowe Naida erklärt, dass „ethnos“ die größte soziale Einheit ist.
Jesus sagt also nicht, dass alle Menschen erreicht werden, wenn er wiederkommt – auch nicht alle Stämme oder Völker. Weltweit unterscheidet man heute etwa zehntausend Völker. Nationen sind ein größerer Begriff. Weltweit gibt es etwa zweihundert Nationen, die meisten davon sind Mitglied der UNO, aber nicht alle. Es sind nicht einmal ganz zweihundert.
Jesus sagt, das Evangelium wird allen Nationen zu einem Zeugnis gepredigt werden. Das ist heute erfüllt. Es wird ständig verkündet, durch Missionare, die in den Ländern wirken, durch Einheimische, die als Missionare tätig sind, durch das Internet und die Massenmedien.
Um 1800 war die Bibel quasi nur in 70 Sprachen erhältlich. Nach der Erweckungszeit in Nordamerika und Nordeuropa war sie 1830 bereits in 157 Sprachen zugänglich. Im Frühjahr 2013 gab es die Bibel beziehungsweise Bibelteile in mehr als 2.000 Sprachen. Damit können alle Nationen erreicht werden – nicht alle Menschen, aber alle Nationen.
Das Global Recordings Network hat biblische Botschaften in fast 6.000 Sprachen und Dialekten auf CD. Man kann sie auch über das Internet herunterladen, zum Beispiel in speziellen Indianerdialekten, um für den Nachbarn alles verfügbar zu haben.
Die Ausgiessung des Heiligen Geistes an Pfingsten und die Erfüllung von Joel 3
So, jetzt machen wir eine Viertelstunde Pause.
Wir kommen nun zu einem ganz wichtigen Punkt, und zwar Pfingsten. In Apostelgeschichte 2 wurde der Heilige Geist ausgegossen. Die vielen Juden in Jerusalem – einerseits aus dem Ausland, andererseits die Ortsansässigen – waren völlig überwältigt von diesem Ereignis. Sie fragten: Was hat das alles zu bedeuten?
Dann lesen wir, wie Petrus eine Predigt hält. In Apostelgeschichte 2, Vers 14 zitiert er aus dem Propheten Joel über die Geistausgießung in den letzten Tagen, in der Endzeit. Petrus aber stand auf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: „Männer von Judäa und ihr alle, die ihr zu Jerusalem wohnt, dies sei euch kund und nehmet zu Ohren meine Worte. Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, denn es ist die dritte Stunde des Tages, sondern dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist.“
Jetzt folgt das Zitat aus Joel 3, Vers 1:
„Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, dass ich von meinem Geist ausgießen werde auf alles Fleisch. Und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, und eure Jünglinge werden Gesichte sehen, und eure Ältesten werden Träume haben. Und sogar auf meine Knechte und auf meine Mägde werde ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie werden weissagen. Und ich werde Wunder geben im Himmel oben und Zeichen auf der Erde unten: Blut und Feuer und Rauchdampf. Die Sonne wird verwandelt werden in Finsternis und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt. Und es wird geschehen, ein jeder, der irgendeinen Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden.“
Nun sagen Antidispensationalisten: Seht ihr, da wird ganz klar gemacht, dass Joel 3 sich damals an Pfingsten erfüllt habe. Es wird gesagt, dass Gott eben diese Ausgießung in den letzten Tagen bewirken würde. Folglich leben wir bereits in der Endzeit ab Pfingsten, Apostelgeschichte 2.
Nun wird ein großer Fehler gemacht, und das ist folgendes: Petrus sagt nicht, „hierdurch wurde erfüllt, was durch den Propheten Joel geredet ist“. Wenn man zum Beispiel das Matthäusevangelium liest, wird dort ganz besonders das Gewicht darauf gelegt, wie Jesus Christus die Prophezeiungen des Alten Testaments über den Messias erfüllt hat. Ab Matthäus 1 und dann auch Kapitel 2 wird immer wieder gesagt: „auf dass erfüllt würde, was durch den Propheten oder die Propheten geredet ist“, und dann folgt das Zitat.
Aber hier sagt Petrus das nicht, sondern er sagt in Vers 16: „sondern dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist.“
Der Heilige Geist wurde ausgegossen, und die Juden sind überwältigt und fragen sich: Was hat das zu bedeuten? In Vers 12 lesen wir: „Sie entsetzten sich aber alle und waren in Verlegenheit und sagten einer zum anderen: Was mag dies wohl sein?“ Merken wir uns das: Sie fragen sich, was ist das, was wir da erleben?
Dann sagt Petrus: „Dies ist es, das ist das, was in Joel beschrieben wird.“ Das ist eine Geistesausgießung. Wie könnt ihr so verwundert sein? Das kennt ihr ja schon von Kindesbeinen an aus dem Alten Testament. Ihr müsst doch gar nicht so staunen. Das ist doch bei uns im Judentum bekannt, was eine Geistesausgießung ist.
Aber er macht im Weiteren klar, Vers 19: „Und ich werde Wunder geben im Himmel oben und Zeichen auf der Erde unten, Blut und Feuer und Rauchdampf. Die Sonne wird verwandelt werden in Finsternis und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt.“
Wo sind diese Zeichen gewesen? Das Einzige, was man anführen könnte, wäre eine Mondfinsternis in diesen Jahren. Feuer, Rauchdampf, Blut, Wunder im Himmel oben – nichts davon. Die Sonne, die verdunkelt wird, außer der Verdunkelung am Kreuz, aber das war nicht verbunden mit Feuer und Rauchdampf.
Also sagt Petrus nicht: „Jetzt wird Joel 3 erfüllt“, sondern er sagt: „Das ist es.“ Sie sagen: „Was ist dies?“ Und er sagt: „Dies ist es.“ Also Apostelgeschichte 2, Vers 17: „Dies ist es“ ist die Antwort auf Apostelgeschichte 2, Vers 12: „Was ist dies?“
Aber die Erfüllung von Joel 3 wird erst stattfinden nach dem zweiten Kommen des Herrn Jesus, am Anfang des Tausendjährigen Reiches.
Die zukünftige Erfüllung von Joel 3 und die große Drangsal
Und wie können wir das beweisen? Ganz eindeutig beziehen wir uns auf Joel Kapitel 3. Joel 3,1 sagt: „Und danach wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch.“
Wir sehen hier die zeitliche Bestimmung: „und danach“, das heißt also nach den Ereignissen, die in Kapitel 2 und zuvor in Kapitel 1 beschrieben werden. Nun muss ich aber sagen, dass sich Joel 1 und 2 nie in der Vergangenheit erfüllt haben. Es handelt sich noch um zukünftige Ereignisse. Diese Kapitel beschreiben, wie Israel in der Endzeit durch eine riesige Militärmacht von Norden her völlig überrannt werden wird.
Vor dieser Armee wird das Land sein wie der Garten Eden, doch dort, wo die Armee durchzieht, ist alles verbrannt. Dann wird es eine Bußversammlung im Tempel auf dem Tempelberg geben, wie in Joel 2 beschrieben. Das Volk wird dort Gott um Gnade anrufen, und Gott wird antworten und eingreifen.
Er wird die von Norden kommende Armee vernichten, so dass ein Teil der Armee im Mittelmeer untergehen wird und ein anderer Teil im Toten Meer untergehen wird. Danach werden die ausgebliebenen Regenzeiten zurückkehren, und Israel wird alle frühere Beschämung endgültig verlieren. Es wird nicht mehr verspottet werden unter den Völkern.
Und dann kommt, „und danach werde ich meinen Geist ausgießen.“ Die Stelle macht ganz klar, dass dies erst geschehen wird, wenn Joel 1 und 2 erfüllt sind. Aber diese Ereignisse sind noch zukünftig. Wir werden gleich noch im Detail auf diesen Punkt zu sprechen kommen.
So kann man diesen Leuten ganz klar beweisen, dass ihre Behauptung nicht stimmt. Petrus sagt nicht, dass dies die Erfüllung ist. Er sagt, das ist es, aber die eigentliche Erfüllung von Joel 3 kommt noch, genau so, wie es in Joel beschrieben ist – mit den zeitlichen Angaben.
Das ist wichtig zu wissen, denn damit können wir auch die Charismatiker widerlegen, die sagen, jetzt in unserer Zeit erfülle sich Joel 3, jetzt werde der Geist Gottes ausgegossen – in Europa, Amerika und so weiter. Jetzt sollen Zeichen und Wunder geschehen.
Da muss man sagen: Das stimmt nicht. Dort steht „nach diesem“, aber Joel 1 und 2 sind noch nicht erfüllt. Unter uns gesagt wird sich das auch erst nach der Entrückung der Gemeinde erfüllen.
Bei der Entrückung wird der Heilige Geist weggehen. Dann kommt diese schreckliche Zeit, in der Israel von Norden her in der großen Drangsal überrannt wird. Danach kommt der Herr Jesus zurück als König, und dann wird er seinen Geist neu ausgießen über alles Fleisch.
Aber der Heilige Geist muss erst weggehen, damit er dann ausgegossen werden kann. Das geht nicht jetzt. Jetzt wohnt er in der Gemeinde und wirkt in den Gläubigen.
Die Bedeutung von Zeitsprüngen in der biblischen Prophetie
Ein wichtiger Punkt ist, dass wir beim Lesen der Prophetie darauf achten müssen, wie die Heilige Schrift spricht. Wenn wir die Bibel als ein menschliches Buch schreiben müssten, hätten wir sie ganz anders verfasst. Doch wir sind nicht an einem menschlichen Buch interessiert, sondern möchten die Bibel so lesen, wie Gott sie geschrieben hat beziehungsweise schreiben ließ.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Prophetie immer wieder Zeitsprünge enthält. Schlagen wir zum Beispiel Joel 1, Vers 15 auf. Wir waren ja gerade im Buch Joel, nicht wahr? Dieses Buch wurde im 8. Jahrhundert vor Christus geschrieben, also schon vor langer Zeit.
Ab Kapitel 1, Vers 2 wird beschrieben, wie Israel von einer schrecklichen Plage überrannt wird. In Vers 15 heißt es dann: „Ach über den Tag, denn nahe ist der Tag des Herrn, und er kommt wie eine Verwüstung oder gleichsam als Verwüstung vom Allmächtigen.“
In Kapitel 2, Vers 1 wird weiter gesagt: „Stoßt in die Posaune auf Zion und blasst Lärm auf meinem heiligen Berg! Beben sollen alle Bewohner des Landes, denn es kommt der Tag des Herrn, denn nahe ist er — ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und der Wolkennacht.“
Dann wird beschrieben, wie eine Armee aus dem Norden kommt und Israel überrennt.
Doch sehen wir, was dort steht: Der Tag des Herrn ist nahe. Wenn man alle Stellen in der Bibel betrachtet, im Alten und im Neuen Testament, an denen der Tag des Herrn erwähnt wird, geht es immer um das Kommen von Jesus Christus als Richter der Welt.
Diese dreieinhalb Jahre der großen Drangsal, die unmittelbar vor seinem Kommen stattfinden, sind ebenfalls Teil dieses Tages des Herrn.
Aber hier wird gesagt, der Tag des Herrn sei nahe. Ich habe noch viele weitere Stellen auf dem Blatt notiert, zum Beispiel Jesaja 13, Vers 6, Joel 4, Vers 14, Obadja 1, Vers 15, Zephanja 1, Vers 7 und Vers 14. Immer wieder heißt es: Der Tag des Herrn ist nahe.
Doch dieser Tag war damals zur Zeit von Joel, Obadja oder Jesaja gar nicht nahe. Wie ist das zu verstehen?
Gott schreibt sein Wort so, dass er den Leser immer wieder in eine bestimmte Zeit der Heilsgeschichte prophetisch versetzt. Wenn wir also Joel 1 lesen, werden wir als Leser sofort in diese Endzeit hineingenommen, in der diese Schrecken stattfinden werden. Dort heißt es: „Siehe, der Tag des Herrn ist nahe.“
Das muss uns nicht überraschen, denn das ist ganz normal in der Prophetie. Wir haben uns sogar so sehr daran gewöhnt, dass wir es oft gar nicht mehr bemerken.
Jesaja 53 als prophetische Vorschau auf den leidenden Messias
Ein anderes Beispiel ist Jesaja 53, das uns allen vertraut ist. Es handelt sich um das Kapitel über den leidenden Messias, das schon im frühen Judentum von den Rabbinern auf den Messias bezogen wurde.
Dieses Kapitel wurde etwa 700 Jahre vor Christus geschrieben. Jesaja beschreibt in Jesaja 53,2 in der Mitte: „Er hatte keine Gestalt und keine Pracht, und als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seiner begehrt hätten. Er war verachtet und verlassen von den Menschen. Ein Mann, der Schmerzen und mit Leiden vertraut war, und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt. Er war verachtet, und wir haben ihn für nichts geachtet.“
Weiter heißt es: „Fürwahr, er hat unsere Leiden getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen, und wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen.“
Man merkt, dass hier, 700 Jahre bevor Jesus Christus kam, um für unsere Sünden schließlich zu sterben, beschrieben wird, als wäre es schon vollbracht. Noch mehr: Es wird nicht nur beschrieben, wie es geschieht, sondern auch, wie Menschen darüber nachdenken und sich sagen: Wie ist das nur möglich? Wir haben ihn ja gar nicht erkannt. Er war ganz verachtet, und wir haben ihn nicht gewollt. Dabei war er es, der damals unsere Sünden getragen hat.
Dieses Kapitel ist so geschrieben worden, dass, wenn einmal in der Zukunft nach der Entrückung der Gemeinde ein Überrest – ein Drittel von Israel – sich in der Not der Drangsal bekehren wird, diese Menschen das Kapitel gerade als ein direktes Gebet nehmen werden.
Dann nämlich, wenn Jesus Christus auf dem Ölberg wiederkommt (vgl. Sacharja 14), heißt es in Sacharja 12,10: „Und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden dann über ihn wehklagen.“ Dann werden sie Jesaja 53 beten: „Er war verachtet und verlassen, ein Mann, der Schmerzen und mit Leiden vertraut war, doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet.“
Jesaja wird über Jahrtausende hinweg in eine ganz bestimmte Zeit für eine Generation versetzt, die dieses Kapitel dann ganz aktuell so beten kann. So ist es ständig in der Bibel.
Manchmal denkt man, es sei ein Nachteil, in unserer Zeit zu leben. Wären wir damals in Kapernaum gewesen, als der Herr Jesus dort war und predigte, und hätten alles direkt erlebt – das war doch unglaublich, was die Menschen damals alles über Jesus Christus wussten, wie er war und wie er redete, im Detail.
Wir aber haben nicht mehr alles, sondern nur das, was in der Heiligen Schrift aufgezeichnet ist. Die Menschen damals kannten noch alles, was zwischen den Ereignissen geschehen ist.
Die Bibel macht uns aber klar: Natürlich war das für die damalige Generation etwas ganz Einzigartiges. Wir leben jedoch in einer Zeit, in der so viele prophetische Aussagen der Bibel, die man vor zwei- oder dreitausend Jahren noch nicht einordnen konnte, vor unseren Augen Wirklichkeit werden. Man kann sagen, jede Generation hat ihre Vor- und Nachteile.
Wenn es darum geht, den 1. Korintherbrief zu studieren, müssen wir uns zurückversetzen und überlegen, wie es damals mit der Gemeinde in Korinth war. Die Korinther hätten, wenn sie die Zusammenhänge mit der prophetischen Erfüllung Israels hätten sehen können, dafür viel gegeben.
Die Bibel ist aber abgeschlossen. Seit die Apostel die letzten Bücher hinzugefügt haben, ist nichts mehr dazukommen. Für die ein für allemal überlieferte Wahrheit der Bibel müssen wir jetzt kämpfen. Wir haben sie in Händen.
Gott hat die Bibel schon damals so schreiben lassen, dass es Abschnitte gibt, die gerade für eine Generation zweitausend Jahre später ganz besonders bedeutsam sein würden.
Die Dringlichkeit der Zeit und das Erwachen aus dem geistlichen Schlaf
Und jetzt muss man einmal Römer 13,11 aufschlagen: „Und dieses noch, da wir die Zeit erkennen, dass die Stunde schon da ist, dass wir aus dem Schlaf aufwachen sollen, denn jetzt ist unsere Errettung näher, als da wir geglaubt haben. Die Nacht ist weit vorgerückt und der Tag ist nahe. Lasst uns nun die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen. Lasst uns anständig wandeln wie am Tage, nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzuchten, Ausschweifungen, nicht in Streit und Neid usw.“
Ja, dieser Text ist genau so formuliert, dass er heute höchste Aktualität hat. Die Nacht ist weit fortgeschritten, und der Tag ist nahe. Das war für die Römer damals noch nicht so, aber der Text ist prophetisch und versetzt den Leser sofort in diese Situation.
Ähnlich verhält es sich mit Jakobus 5. Dieser Brief gehört zu den ersten im Neuen Testament. Jakobus sagt: „Ihr habt Schätze gesammelt in den letzten Tagen.“ Ein Dispensationalist könnte sagen, dass Jakobus damals schon von den letzten Tagen sprach. Doch Jakobus erwähnt in weiteren Versen, dass der Richter jetzt vor der Tür steht. Das war damals jedoch noch nicht der Fall.
Jetzt, wo wir in der Endzeit leben, können wir sagen: Tatsächlich steht der Richter vor der Tür. Daher ist auch Jakobus 5,1 und folgende ein prophetischer Text, der den Leser in eine ganz bestimmte Zeit der Prophetie versetzt und so seine volle Aktualität erhält.
So spricht die Heilige Schrift, und daran können wir nichts ändern. Sie sagt, jeder Tag des Herrn ist nahe. Für Jesaja war das noch nicht der Fall, aber für diejenigen, die es prophetisch betrifft, wird dieses Wort mit genau dieser Aktualität gelesen. Das heißt: Für uns ist es genau so.
Zusammenfassung: Die Endzeit begann nicht vor zweitausend Jahren
Jetzt gehen wir weiter. Auf unserem Blatt kommen wir nun zu Abschnitt zwei. Wir haben bereits die Frage beantwortet: Hat die Endzeit nicht schon vor zweitausend Jahren begonnen? Und wir können sagen: Nein. Nachdem dies ausführlich erklärt wurde, lautet die Antwort klar: Nein.
Zweitens habe ich den Abschnitt überschrieben mit: Die Endzeit war noch nicht vor zweitausend Jahren.
Jetzt wollen wir ganz konkret Bibelstellen anschauen, in denen der Ausdruck „Endzeit“ vorkommt, also Formulierungen wie „am Ende der Tage“ oder „am Ende“. Ich schlage vor, wir sehen uns Daniel 12 an.
Am Ende dieses prophetischen Buches, das vor fast 2600 Jahren geschrieben wurde, lesen wir nun im Schlussvers, Daniel 12, Vers 13: „Du aber, Daniel, gehe hin bis zum Ende, und du wirst ruhen. Und wirst auferstehen zu deinem Los am Ende der Tage.“
Was wird hier gesagt? Die Auferstehung des alttestamentlichen Gläubigen Daniel wird in der Endzeit, am Ende der Tage, stattfinden. Übrigens ist hier nicht das Ende der Tage gemeint, wie es in Hebräer 1,1 erwähnt wird, sondern wirklich das Ende der Tage.
Daraus können wir ganz klar die sogenannten Antidisbennationalisten widerlegen und sagen: Wenn es wahr wäre, dass die Endzeit bereits vor 2000 Jahren begonnen hätte, dann wäre das die Zeit, in der die alttestamentlichen Gläubigen auferstehen würden. Das ist jedoch nicht der Fall. Die Auferstehung ist noch nicht geschehen, nur die Auferstehung Christi hat bereits stattgefunden.
Die Auferstehung der Gläubigen wird erst in der Endzeit stattfinden. So wird es auch in 1. Thessalonicher 4, Vers 13 beschrieben: Der Herr Jesus wird vom Himmel herabkommen mit der Posaune Gottes, und die Gläubigen, die in Christus entschlafen sind, werden auferstehen. Zusammen mit denen, die dann noch leben, werden sie in Wolken entrückt, in die Luft dem Herrn entgegen, und werden immer bei ihm sein.
Aber das ist noch nicht geschehen. Die Auferstehung soll also in der Endzeit, am Ende der Tage, stattfinden. Hier haben wir die Wiederkunft Christi, davor die dreieinhalb Jahre Drangsal, davor die Jahre, in denen der Antichrist als Verführer auftritt, und davor die Entrückung der Gemeinde.
Woran erkennen wir, dass die alttestamentlichen Gläubigen am gleichen Tag auferweckt werden wie die Gläubigen der Gemeinde? Das können wir aus Hebräer 11 erkennen, wo die alttestamentlichen Gläubigen beschrieben werden, die Glaubenshelden und -heldinnen.
Dort steht in Vers 39: „Und diese alle, die durch den Glauben ein Zeugnis erlangten, haben die Verheißung nicht empfangen, da Gott für uns etwas Besseres vorgesehen hat, auf dass sie nicht ohne uns vollkommen gemacht würden.“
Das Wort „ohne uns“ (choris auf Griechisch) bedeutet „getrennt von uns“. Die alttestamentlichen Gläubigen sollen ihr Endziel, nämlich dass ihr verwesener Körper wieder auferweckt wird und mit Seele und Geist verbunden wird, nicht getrennt von uns Gläubigen des Neuen Testaments erleben.
Das heißt: Im gleichen Moment der Entrückung der Gemeinde werden auch die alttestamentlichen Gläubigen und Heiligen alle auferstehen und zusammen mit der Gemeinde zur Vollendung kommen.
Aber das war nicht vor zweitausend Jahren. Vor zweitausend Jahren sagte der Apostel Paulus in 2. Timotheus 2 von Irrlehren, die behaupten, die Auferstehung sei schon geschehen und zerstören damit den Glauben vieler.
Solche, die den Zeitplan durcheinanderbringen, hat es schon immer gegeben. Damals behaupteten sie, die Auferstehung sei schon geschehen – aber das ist nicht wahr. Die Auferstehung ist noch zukünftig, und deshalb sind auch die letzten Tage noch zukünftig.
Die Erfüllung von Daniel 11 und die Ankunft des Antichristen
Wenn wir uns schon mit dem Buch Daniel beschäftigen, beginnen wir bei Daniel 12 und gehen dann zurück zu Daniel 11. In Daniel 11 finden wir eine vollständig erfüllte Prophetie, von Vers 1 bis 35. Ich habe das einmal ausgezählt: Es sind über 150 Einzelprophezeiungen, die alle in der Geschichte eingetreten sind.
Das Thema dreht sich immer um den König des Südens, also Ägypten, und den König des Nordens. Letzterer entspricht dem Gebiet, das wir hier auf der Karte sehen – Großsyrien, von Libanon und Syrien bis nach Pakistan. All das hat sich erfüllt.
Aber in Vers 35 heißt es: „Und von den Verständigen werden einige fallen, um sie zu läutern und zu reinigen und weiß zu machen bis zur Zeit des Endes.“ Damals war die Zeit des Endes noch nicht erreicht, aber heute merken wir, dass sich dies bis in die Endzeit hinzieht. Es erstreckt sich noch bis zu einer bestimmten, zukünftigen Zeit.
Dann folgt Vers 36: „Und der König wird nach seinem Gutdünken handeln, und er wird sich erheben und groß machen über jeden Gott. Weder den Gott der Götter wird er achten, noch wird er Erstaunliches reden, und er wird gelingen haben, wie es der Zorn vollendet ist. Auf den Gott seiner Väter wird er nicht achten, ebenso wenig auf die Sehnsucht der Frauen oder irgendeinen Gott. Stattdessen wird er sich über alles erheben.“
Ab Vers 36 ist kein Wort mehr erfüllt. Wer ist also dieser König? Es wird nicht mehr vom König des Südens oder des Nordens gesprochen. Aber die Verse 36 bis 39 machen deutlich, dass es sich um einen König im Land Israel handelt. Die Beschreibung entspricht genau der im 2. Thessalonicherbrief Kapitel 2, in dem der Antichrist beschrieben wird, der sich über alles erheben wird.
Das ist der Antichrist, der falsche Messias, der in der Endzeit in Israel herrschen wird. In Vers 40 heißt es dann: „Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm zusammenstoßen.“ Damit haben wir einen klaren Beweis, wann der Antichrist kommt: zur Zeit des Endes.
Zuerst wird der König des Südens mit Israel in Konflikt geraten. Das habe ich hier dargestellt: Ägypten wird also eine Konfrontation mit Israel unter dem Antichristen haben. Es ist klar, dass der Antichrist in der letzten Stunde, also in der Endzeit, erscheinen wird. Die zeitliche Einordnung ist somit eindeutig.
Dadurch wird Israel unter der Herrschaft des Antichristen im Süden abgelenkt. Das gibt Gelegenheit für einen katastrophalen Angriff aus dem Norden, wie er in Joel Kapitel 1 und 2, Daniel 11,40-45, Micha 5,2ff., Jesaja 28,18ff., Sacharja 12-14 und vielen anderen Stellen beschrieben wird.
Von Norden her wird der König des Nordens Israel überrennen – auf dem Landweg und auf dem Seeweg. Deshalb konnte ich einen solchen Schlachtplan erstellen. Das ist noch zukünftige Prophezeiung und hat sich bisher nie erfüllt.
Noch einmal zur Erklärung: Der Begriff „König des Nordens“ umfasst heute Gebiete wie Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Pakistan, Libanon, Syrien, Türkei, Irak und Iran. Das sind alles heute islamische Länder. Diese werden sich vereinigen und zusammen mit Syrien Israel überrennen – aber erst dann, wenn der Antichrist in Israel akzeptiert ist.
Die Bibel bezeichnet diese Zeit als die große Drangsal. Wenn diese Koalition aus dem Norden, wie in Joel 1 und 2 beschrieben, Israel überrennt und das ganze Land verwüstet, werden andere Nationen eingreifen. Es kommt zum schrecklichsten Weltkrieg.
Herr Jesus sagt in Matthäus 24, dass, wenn diese Tage nicht verkürzt würden, kein Mensch überleben würde. Das hat sich nicht im Jahr 70 erfüllt – das ist falsch. Aber in der Zukunft wird es sich erfüllen.
Noch einmal: In Daniel 11,40 heißt es: „Zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm zusammenstoßen.“ „Ihm“ ist hier der Antichrist aus den Versen 36 bis 39. Der König des Nordens wird dann gegen ihn mit Wagen, Reitern und vielen Schiffen anstürmen.
Er wird in die Länder eindringen, sie überschwemmen und überfluten. Schließlich wird er in das Land der Zerde eindringen und von Gott bei der Wiederkunft Christi gerichtet werden.
So sehen wir: Die Bibel sagt, dass dies in der Endzeit geschehen wird. Es war nicht vor zweitausend Jahren.
Die Rückkehr Israels und die Suche nach dem Messias nach Hosea 3
Und noch etwas zu Hosea 3. Wir haben bereits Vers 4 gelesen: Die Kinder Israel werden viele Tage ohne König bleiben, ohne Fürsten, ohne Schlachtopfer, ohne Bildsäule, ohne Ephod und ohne Therafim. Dies haben wir behandelt – diese lange Zeit der Staatenlosigkeit der Juden.
Aber dann steht in Vers 5: Danach, also nach dieser Zeit ohne Fürst und ohne König, werden die Kinder Israel zurückkehren in das Land Israel. Sie werden den Herrn, ihren Gott, und David, ihren König, suchen. Die Rabbiner im Mittelalter erklären in den Kommentaren, dass David ihr König der Messias ist, den sie dann suchen werden.
Weiter heißt es: Sie werden sich zitternd wenden zu dem Herrn und zu seiner Güte am Ende der Tage. Das macht erneut klar: Am Ende der Tage ist die Zeit nach der Staatenlosigkeit der Juden, wenn sie wieder zurückkehren ins Land ihrer Väter. Dann wird die Zeit kommen, in der sie den Messias suchen werden, den sie einst verworfen hatten.
Es ist so deutlich, dass dies nicht vor zweitausend Jahren war, sondern unsere Zeit ist.
Der Angriff von Gog und Magog in Hesekiel 38 und 39
Und dann Hesekiel 38,8 beschreibt einen Angriff auf Israel aus dem äußersten Norden. Auch dieses Kapitel, Hesekiel 38 und 39, hat sich noch nie in der Vergangenheit erfüllt und ist somit zukünftig.
Dort sagt Gott zu dieser Armee aus dem Norden, die Israel angreifen wird, wann das sein wird. In Hesekiel 38,8 heißt es: „Nach vielen Tagen sollst du heimgesucht werden, am Ende der Jahre.“ Das ist ein anderer Ausdruck für die Endzeit. Am Ende der Tage, am Ende der Jahre sollst du in das Land kommen, das vom Schwert wiederhergestellt ist, das aus vielen Völkern gesammelt wurde, auf die Berge Israels, welche beständig verödet waren. Und es ist herausgeführt aus den Völkern, und sie wohnen in Sicherheit, allesamt.
In Vers 16 wird außerdem gesagt: „Und du wirst wieder mein Volk Israel hinaufziehen wie eine Wolke, um das Land zu bedecken, am Ende der Tage wird es geschehen.“ Also nochmals klar: In der Endzeit wird das geschehen. Das war nicht vor zweitausend Jahren.
Wenn diese Armee kommen wird, wird sie gegen das Land Israel ziehen, das gerade als Land wiederhergestellt worden ist. Man hat 240 Millionen Bäume gepflanzt und eine moderne Landwirtschaft aufgebaut, in der jetzt auch Schnittblumen exportiert werden. Juden sind heimgekehrt aus allen fünf Kontinenten, aus 130 verschiedenen Ländern, das aus vielen Völkern gesammelt ist, auf die Berge Israels, welche beständig verödet waren.
Nach Jahrhunderten, in denen das Land Israel eine Wüste war, wird es jetzt wieder aufgebaut. Das ist die Endzeit.
Dann lesen wir Jesaja 2,2, das ist die Parallelstelle zu Micha 4,1. Beide Propheten sprechen über dasselbe.
Der Berg des Herrn und das zukünftige Friedensreich
Was steht dort in Jesaja 2?
Und es wird geschehen am Ende der Tage, also in der Endzeit, dass der Berg des Hauses des Herrn feststehen wird, auf dem Gipfel der Berge. Er wird erhaben sein über die Hügel, und alle Nationen werden zu ihm strömen. Viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn, zum Haus des Gottes Jakobs.
Er wird uns belehren aus seinen Wegen, und wir wollen wandeln in seinen Pfaden. Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des Herrn von Jerusalem. Er wird richten zwischen den Nationen und Recht sprechen vielen Völkern.
Sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden und ihre Speere zu Winzermessern. Keine Nation wird mehr das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.
Die Endzeit ist also die Zeit, in der es keine Rekrutenschule mehr geben wird – denn dort lernt man den Krieg. In der Endzeit, wenn der Herr Jesus bereits als König zurückgekehrt ist, wird er von Jerusalem aus, vom Tempelberg her, über die ganze Welt regieren. Alle Völker werden hinaufgehen, und er wird Recht sprechen – internationales Recht.
Hier steht, dass er Recht sprechen wird zwischen den Nationen. Das ist internationales Recht, das der Herr Jesus als König und Messias in Jerusalem sprechen wird.
Wann ist die Zeit, in der es keine Kriege mehr gibt? Das war nicht vor zweitausend Jahren – das ist ein Irrtum.
Auch der Angriff von Gog fällt in diese Zeit des Endes hinein, wie in Hesekiel 38,39 beschrieben. Unmittelbar nach der Wiederkunft Jesu wird Gog gerichtet werden.
Die biblische Einteilung der Heilsgeschichte in Zeitalter (Dispensationen)
Drittens ist die Einteilung der Heilsgeschichte in Dispensationen, also verschiedene Zeitalter, biblisch belegt.
Schauen wir zunächst in Matthäus 12. Dort spricht der Herr Jesus, der unser vollkommenes Vorbild ist. Er sagt in Matthäus 12,32: „Und wer irgendein Wort reden wird gegen den Sohn des Menschen, dem wird vergeben werden. Wer aber irgend gegen den Heiligen Geist reden wird, dem wird nicht vergeben werden, weder in diesem Zeitalter noch in dem zukünftigen.“ Hier spricht Jesus explizit über das gegenwärtige Zeitalter und das zukünftige Zeitalter.
Auf dem Blatt habe ich noch weitere Stellen hinzugefügt, zum Beispiel Markus 10 und Lukas 18. Auch Paulus verwendet diese Ausdrucksweise, etwa in Epheser 1,21 und Hebräer 6,5.
Der Ausdruck „dieses Zeitalter und das zukünftige“ ist eine rabbinische Redewendung. Die Rabbiner sagen, dass wir jetzt in ha-olam ha-ze leben, also in diesem Zeitalter. Das zukünftige Zeitalter, ha-olam haba, ist das Zeitalter, in dem der Messias als König der Welt kommen und hier regieren wird. Der Herr Jesus übernimmt genau diese Redeweise: das gegenwärtige Zeitalter und das zukünftige Zeitalter. Im Judentum bedeutet das zukünftige Zeitalter das Reich des Messias auf Erden.
Unter Punkt B habe ich Kolosser 1,26 aufgeführt. Dort spricht der Apostel Paulus vom Geheimnis Christi in uns, das in früheren Generationen und Zeitaltern verborgen war. Gott hatte es den Propheten nicht mitgeteilt. Paulus erwähnt hier Zeitalter in der Mehrzahl. Das sind also mindestens zwei Zeitalter, möglicherweise auch mehr.
In Epheser 1,21 sagt Paulus, dass der Herr Jesus zu Rechten Gottes erhöht ist, über jeden Namen, „in diesem Zeitalter und in dem zukünftigen“. Auch hier spricht Paulus von zwei Zeitaltern.
Allein aus diesen beiden Stellen, Kolosser 1,26 und Epheser 1,21, ergibt sich die Unterscheidung von mindestens vier Zeitaltern. Ich habe das so eingetragen: das gegenwärtige Zeitalter, das der Herr Jesus schon vor dem Kreuz benannt hat – also schon damals war ha-olam ha-ze – und das zukünftige Zeitalter. Das macht zwei.
Das zukünftige Zeitalter wird in Epheser 1,9 als „die Fülle der Zeiten“ bezeichnet. Das beschreibt das tausendjährige Reich, in dem Christus über die ganze Erde und die gesamte Schöpfung regieren wird.
Wir können also sagen: Die Bibel lehrt eindeutig, dass es mindestens vier Zeitalter gibt. Damit sind die Antidispensationalisten mit nur zwei Bibelstellen widerlegt. Man kann etwas Falsches nicht immer so einfach widerlegen, aber hier ist es ganz besonders einfach: Mit zwei Bibelstellen ist die Lehre widerlegt.
In Daniel 2 werden die verschiedenen Weltreiche beschrieben: Babylon, Medo-Persien, Griechenland und Rom. Schließlich wird das Reich Gottes kommen, das alle früheren Weltreiche zerstören wird. Daniel sagt, dass dies eine Prophetie über die Endzeit ist. Vor zweitausend Jahren wurden diese Weltreiche nicht zerstört, aber in der Endzeit wird das geschehen. Gott wird dann sein Reich in Jesus Christus an die Stelle der früheren Reiche setzen.
Wir müssen jetzt ein bisschen schneller voranschreiten, aber man kann selbst Matthäus 13,39-41 und 49-50 lesen. Dort spricht der Herr Jesus in zwei Gleichnissen über das Endgericht, wenn er kommen wird, um die Menschen zu richten. In beiden Stellen wird das Endgericht auf die Vollendung der Zeitalter datiert. Dieser Ausdruck bezeichnet eindeutig die Endzeit, wenn das Endgericht kommt. Das war nicht vor zweitausend Jahren.
In Matthäus 24 fragen die Jünger den Herrn Jesus: „Herr, was ist das Zeichen, wenn die Vollendung des Zeitalters kommt?“ Daraufhin gibt Jesus die Endzeitzeichen. Diese haben sich nicht im ersten Jahrhundert erfüllt. Hier sieht man nochmals die Unterscheidung von mindestens vier Zeitaltern.
Die verschiedenen Sichtweisen zum tausendjährigen Reich
So, und jetzt kommen wir zum Schluss: Viertens Amillennialismus, Postmillennialismus, Prämillennialismus. Ich entschuldige mich, dass ich solche Ausdrücke benutze. Normalerweise vermeide ich sie, aber in dieser Diskussion werden sie ständig gebraucht. Deshalb ist es nützlich, wenn man sie einmal verwendet und genau erklärt, was gemeint ist.
Ich habe am Anfang gesagt, dass die Amillennialisten und die Postmillennialisten mit der erfüllten Prophetie heute nichts anfangen können. Was sind Amillennialisten? Das Wort bedeutet "kein tausendjähriges Reich". Aber sie glauben trotzdem an ein tausendjähriges Reich. Nur sagen sie, dass es nicht in der Zukunft liegt, wenn Jesus Christus wiederkommt. Es gibt kein zukünftiges tausendjähriges Reich. Das tausendjährige Reich sei jetzt.
Jesus Christus ist gekommen, und jetzt regiert er über diese Erde vom Himmel aus durch die Gemeinde. Das ist das tausendjährige Reich. Man kann sagen: Amillennialismus bedeutet, dass zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen Jesu diese Zeit liegt, in der Christus heute im tausendjährigen Reich herrscht. Allerdings ist diese Zeit etwas länger als tausend Jahre.
Dann sagen sie, das sei nur symbolisch. Im Jahr 1000 hat man den Weltuntergang erwartet. Diejenigen, die es falsch sahen, meinten, das tausendjährige Reich sei vorbei, und deshalb müsse man es nicht mehr wörtlich nehmen. Sie sagen also, die tausend Jahre seien symbolisch gemeint, einfach eine sehr lange Zeit, und diese Zeit sei jetzt.
So sagen sie, dass Offenbarung 20 jetzt gilt, dass Christus tausend Jahre regiert. Aber was steht dort in Offenbarung 20? Dort steht, dass der Teufel am Anfang des tausendjährigen Reiches gebunden wird, in den Abgrund hinab, damit er die Nationen nicht mehr verführen kann. Erst ganz am Schluss, nach den tausend Jahren, wird er noch einmal kurz freigelassen, um einen letzten Aufstand zu verursachen.
Jetzt möchte ich fragen: Kommt es uns so vor, dass in den vergangenen zweitausend Jahren der Teufel gebunden war und die Nationen nicht mehr verführte? Man muss wirklich blind sein, wenn man behauptet, das beziehe sich auf heute. Das stimmt nicht. Das ist vollkommen falsch. Der Teufel verführt alle Nationen heute noch. Also streichen wir das gleich.
Dann kommt der Postmillennialismus. Das ist eine Variante. Dort sagt man: Nein, das tausendjährige Reich hat nicht von Anfang an begonnen. Aber das Evangelium wurde ausgebreitet, kam nach Europa, Europa wurde christianisiert, dann gingen andere Länder diesen Weg mit. So schreitet die Herrschaft Christi immer weiter voran.
Schließlich würde auf Erden ein Zustand entstehen, in dem Christus im tausendjährigen Reich über die Welt herrscht. Ganz am Schluss dieser Zeit kommt er dann persönlich wieder. Darum heißt es Postmillennialismus – nach dem Millennium.
Man merkt also nicht sofort das Millennium, aber Christus regiert immer mehr, bis ein Zustand erreicht ist, der wirklich das tausendjährige Reich ist. Dann kommt Christus wieder.
Aber sieht man, was das für Folgen hat? Das ist genau das Problem der Evangelikalen heute. Es gibt eine riesige Bewegung, die versucht, die Evangelikalen weltweit umzupolen und zu transformieren – auch die Weltmission.
Man sagt, das Wichtige sei heute nicht nur, das Evangelium zu verkündigen, sondern man müsse gegen Aids kämpfen, wirksam gegen den Hunger vorgehen und Hilfsprojekte durchführen. Das hat man ja schon immer gemacht, weil man wusste, dass man, wenn man das Evangelium verkündet, auch praktisch helfen muss – sonst ist es nicht glaubwürdig.
Aber heute ist es etwas anderes. Es wird immer mehr der Akzent auf ein soziales Evangelium gesetzt. Die Vorstellung ist, dass die Gemeinde immer mehr Einfluss nimmt und mit der UNO zusammenarbeitet. Das soll offiziell in Zusammenarbeit mit UNO-Kreisen umgesetzt werden.
Rick Warren hat gesagt, er wolle eine Milliarde Soldaten für dieses Projekt mobilisieren. Es ist diese falsche Vorstellung, dass sich das Reich Gottes allmählich zum tausendjährigen Reich entwickeln würde.
Dabei sagt die Bibel nein: Am Schluss gibt es einen großen Abfall, und Christus wird als Richter der Welt kommen. Das hat Auswirkungen auf unsere Mission, auf unseren Auftrag und darauf, wie wir unser Verhältnis zur Welt und zur Gesellschaft sehen. Das hat ganz praktische Auswirkungen.
Also streichen wir das auch.
Dann bleibt nur noch der Prämillennialismus. Prä heißt vorher. Das heißt, Jesus Christus wird kommen, bevor das tausendjährige Reich beginnt. Jetzt haben wir diese lange Zwischenzeit, und dann wird Jesus Christus kommen, nach Offenbarung 19, Vers 11, als Richter der Welt.
Dann folgt Offenbarung 20: Der Herr Jesus wird tausend Jahre über diese Erde regieren. Danach kommt das Endgericht vor dem großen weißen Thron, wo alle Verlorenen seit Kain vor dem Thron Gottes gerichtet werden.
Dann folgt Offenbarung 21: Gott erschafft einen neuen Himmel und eine neue Erde. Es ist so einfach, es ist schön der Reihenfolge nach in der Offenbarung präsentiert und entspricht den anderen Bibelstellen.
Jetzt wäre eigentlich Zeit, Fragen zu stellen. Aber heute Nachmittag machen wir Jesaja 65 und 66 fertig. Dabei haben wir bestimmt noch einige Zeit übrig. Ich habe bewusst kein neues Thema eingefügt, damit wir dann Zeit haben, Fragen zu Jesaja, aber auch zur Prophetie beantworten zu können.
Ich will zum Schluss noch beten. Oder machst du das gerade mit dem Mittagessen?
Herr Jesus, wir danken dir, dass wir dein Wort haben. Dein Wort macht dich groß. Du bist der Herr über alles. Wir bitten dich, dass du uns hilfst, auch in dieser Zeit, in der du nicht hier auf Erden bist, sondern im Himmel, treu zu bleiben.
Wir sehen, dass wir in einer Welt leben, die sich immer mehr von dir abwendet und nicht allmählich christlicher wird. Hilf uns, Herr Jesus, dass wir uns davon nicht anstecken lassen und nicht weltlich werden.
Sondern hilf uns, mit Energie, Überzeugung und Freude heute in dieser letzten Zeit auch die letzten Menschen zu dir zu rufen. Wir danken dir, dass wir immer wieder erleben dürfen, wie Menschen deinem Ruf folgen, sich bekehren und das Heil in dir im Glauben annehmen.
Hilf uns auch weiterhin, dir zur Ehre treu zu sein. Amen.
