Guten Abend, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen. Wir stehen heute in Lukas 15 und lesen gleich das Gleichnis vom verlorenen Sohn, ab Vers 11.
Zum Schluss des Kapitels lesen wir, und anschließend gehen wir dann Stück für Stück weiter mit Kapitel 16.
Bitte, Jerry.
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn – Beginn und erste Ereignisse
Er aber sprach: Ein gewisser Mensch hatte zwei Söhne. Der Jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: „Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt.“ Und er teilte ihnen die Habe.
Nach nicht vielen Tagen brachte der jüngste Sohn alles zusammen und reiste in ein fernes Land. Dort vergeudete er sein Vermögen, indem er ausschweifend lebte.
Als er aber alles verschwendet hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und er begann, Mangel zu leiden. Er ging hin und hängte sich an einen der Bürger jenes Landes. Dieser schickte ihn auf seine Felder, um Schweine zu hüten.
Er begehrte, seinen Bauch mit dem Futter zu füllen, das die Schweine fraßen, doch niemand gab ihm etwas. Als er aber zu sich selbst kam, sprach er: „Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluss an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger.
Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen. Mache mich wie einen deiner Tagelöhner.“
Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater.
Die Heimkehr des verlorenen Sohnes und die Reaktion des Vaters
Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt. Er lief zu ihm, fiel ihm um den Hals und küsste ihn herzlich.
Der Sohn aber sprach zu ihm: „Vater, ich habe gegen den Himmel und vor dir gesündigt. Ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn genannt zu werden.“
Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: „Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an. Legt ihm einen Ring an die Hand und Sandalen an die Füße. Bringt das gemästete Kalb und schlachtet es.
Lasst uns essen und fröhlich sein, denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden. Er war verloren und ist gefunden worden.“
Und sie begannen, fröhlich zu sein.
Der ältere Sohn und die Herausforderung der Freude
Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld. Als er kam und sich dem Haus näherte, hörte er Musik und Reigen. Er rief einen Knecht herbei und erkundigte sich, was das wohl zu bedeuten habe.
Der Knecht antwortete ihm: „Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wieder erhalten hat.“
Der ältere Sohn wurde zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber ging hinaus und redete mit ihm.
Er antwortete seinem Vater: „Siehe, so viele Jahre diene ich dir, und niemals habe ich ein Gebot von dir übertreten. Und mir hast du niemals ein Böcklein gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich wäre.
Doch als dieser dein Sohn gekommen ist, der deine Habe mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet.“
Der Vater sprach zu ihm: „Kind, du bist allezeit bei mir, und all das Meine ist dein. Man musste doch fröhlich sein und sich freuen, denn dieser dein Bruder war tot und ist lebendig geworden, er war verloren und ist gefunden worden.“
Vielen Dank!
Wir haben letztes Mal gesehen, dass der Herr Jesus von den Pharisäern angegriffen wurde (Lukas 15,2). Die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten und sprachen: „Dieser nimmt Sünde auf sich und ist mit Sündern zusammen.“
Das war ein Vorwurf: „Dieser nimmt Sünde auf sich.“
Als Reaktion auf diesen Vorwurf erzählt der Herr Jesus dieses Gleichnis (Lukas 15,3).
Die Einheit der drei Gleichnisse im Lukas 15
Und wir haben gesehen, dass dieses Gleichnis eigentlich aus einer Serie von drei Gleichnissen besteht. Zuerst das Gleichnis vom verlorenen Schaf, dann das von der verlorenen Drachme und schließlich der verlorene Sohn. Diese drei bilden zusammen eine Einheit und werden hier als ein Ereignis dargestellt.
Wir haben beim letzten Mal gesehen, dass der Hirte, der das verlorene Schaf sucht und findet, besonders auf Gott, den Sohn, hinweist. Jesus sagt in Lukas 19, Vers 10: „Der Sohn des Menschen ist gekommen, um zu suchen und zu erretten, was verloren ist.“ Also ist es der Sohn, der sucht.
Im zweiten Gleichnis wird die verlorene Drachme mit einer Lampe gefunden. Das ist ein Hinweis auf den Heiligen Geist. Von ihm heißt es in Johannes 16, dass der Heilige Geist kommen wird und die Welt von der Sünde überführen wird. Das Licht, das Klarheit in die Dunkelheit bringt und überführt, ist besonders das Wirken des Heiligen Geistes.
Dann folgt ganz klar das dritte Gleichnis, beziehungsweise der dritte Teil des Gleichnisses: der Vater, der bereitsteht und den verlorenen Sohn in die Arme nimmt. Das ist ein Hinweis auf den Vater. Von ihm heißt es in Johannes 6,44: „Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich gesandt hat, ihn nicht zieht. Und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.“
Der Sohn sucht, der Heilige Geist überführt, der Vater zieht.
Außerdem haben wir beim letzten Mal noch Römer 2, Vers 4 gelesen. Dort wird ganz grundsätzlich gesagt, dass Gott – und es ist eben der dreieinige Gott – durch seine Güte zur Buße leitet. Wer diesem Zug widersteht, wird schließlich das ewige Gericht erfahren.
Die zwei verlorenen Söhne als Symbol für Heiden und Juden
Ja, und nun schauen wir uns das Gleichnis vom verlorenen Sohn genauer an. Bekanntlich handelt es sich eigentlich um das Gleichnis von zwei verlorenen Söhnen. Warum das so ist, kann jemand kurz erklären?
Genau, der ältere Sohn steht für das pharisäische Judentum. Dieses wird in Lukas 15,2 durch die Pharisäer und Schriftgelehrten vorgestellt, die gegen den Herrn murren.
In Epheser 2 wird gesagt, dass die Heidenvölker fern von Gott waren. Vom jüdischen Volk heißt es hingegen, dass es nahe bei Gott war. Das auserwählte irdische Volk Gottes hatte also eine besondere Nähe zu Gott, im Gegensatz zu den Heidenvölkern.
Diese Heidenvölker entfernten sich nach der Sintflut und dem Turmbau zu Babel sowie der darauf folgenden Zerstreuung immer weiter von Gott. Sie bauten eigene Religionen auf. So entstanden schließlich der Hinduismus, viele Stammesreligionen, später der Buddhismus, der Taoismus und andere. Das ist der Weg der Heiden, wie ihn Epheser 2 beschreibt: Sie sind weit weg von Gott.
Diese Heiden werden durch den jüngeren Sohn im Gleichnis dargestellt. Der Vater sagt ganz klar, dass er nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte. Der jüngere Sohn reist weg – nicht einfach in ein anderes Land, sondern, wie in Vers 13 steht, in ein fernes Land, weit, weit weg.
Dann folgt ein moralischer Zusammenbruch: Er vergeudet sein Vermögen (Vers 13) und lebt ausschweifend (Vers 13). Danach kommt eine gewaltige Hungersnot, die zu großem Mangel führt. Schließlich endet er bei den Schweinen und den Futtertrögen der Schweine, wo er nicht einmal etwas zu essen bekommt.
Erst dann kommt er zur Besinnung.
Dazu können wir aus Römer 1 lesen. Paulus beschreibt dort systematisch den Heilsweg Gottes. Zuerst spricht er über die Völker im Allgemeinen, die Gott nicht kennen und keine Bibel haben. Erst in Römer 2, Vers 17 beginnt er, über das jüdische Volk zu sprechen. Schließlich sagt er in Römer 3,23: „Denn es ist kein Unterschied zwischen Heiden und Juden, denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes.“
Der Römerbrief macht klar: Beide sind verloren – die Heiden, die weit weg sind, und das jüdische Volk, das zwar nahe ist, aber ebenfalls verloren ist.
Nun können wir Römer 1 ab Vers 18 lesen.
Die Abwendung der Völker von Gott und ihre Folgen
Denn Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit besitzen. Das liegt daran, dass das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen offenbart.
Das Unsichtbare von ihm wird geschaut, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit. Diese sind von der Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen worden, damit sie ohne Entschuldigung seien. Obwohl sie Gott kannten, verherrlichten sie ihn weder als Gott noch brachten sie ihm Dank dar. Stattdessen verfielen sie ihren Überlegungen in Torheit, und ihr unverständliches Herz wurde verfinstert.
Indem sie sich für weise ausgaben, wurden sie zu Toren und verwandelten die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes in das Gleichnis eines Bildes von einem verweslichen Menschen sowie von Vögeln, vierfüßigen und kriechenden Tieren.
Darum hat Gott sie hingegeben in die Begierden ihrer Herzen zur Unreinheit, sodass sie ihre Leiber untereinander schändeten. Sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit Lüge und brachten dem Geschöpf Verehrung und Dienst dar, anstatt dem Schöpfer, der gepriesen ist in Ewigkeit. Amen.
Deswegen hat Gott sie in schändliche Leidenschaften hingegeben. Sowohl ihre Frauen haben den natürlichen Verkehr mit dem Unnatürlichen vertauscht, als auch die Männer haben den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in ihrer Wollust zueinander entbrannt. Sie trieben Männer mit Männern Schande und empfingen den gebührenden Lohn ihrer Verirrung an sich selbst.
Weil sie es nicht für gut befanden, Gott in Erkenntnis zu haben, hat Gott sie hingegeben, in einem verworfenen Sinn zu tun, was sich nicht geziemt. Sie sind erfüllt mit aller Ungerechtigkeit, Bosheit, Habsucht und Schlechtigkeit; voll von Neid, Mord, Streit, List, Tücke, Ohrenbläsern, Verleumdern, Gotthassenden, Gewalttätern, Hochmütigen, Prahlern, Erfindern böser Dinge, den Eltern ungehorsam, Unverständigen, Treulosen, ohne natürliche Liebe und Unbarmherzigen.
Obwohl sie das gottgerechte Urteil erkennen, dass die, die so etwas tun, des Todes würdig sind, üben sie es nicht nur aus, sondern haben auch Wohlgefallen an denen, die es tun.
So wird hier deutlich gezeigt, wie die Völker, die Gott noch kannten nach der Sintflut von Noah her, sich ganz bewusst von dem Schöpfergott abgewandt haben. Obwohl sie durch ihren Verstand – das ist sehr wichtig – Gott erkennen konnten. In Römer 1,20 steht: „Durch den Verstand kann man Gott erkennen hinter der Schöpfung.“
Obwohl sie also durch ihren Verstand wussten, dass hinter all dieser Ordnung der Natur der Schöpfer steht, begannen sie, die Schöpfung, die Natur, anzubeten und zu verehren, anstatt den Schöpfer.
Wir haben mehrmals dieses Wort gelesen: In Vers 23 heißt es, sie haben die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes verwandelt in die Gleichheit eines Bildes von einem verweslichen Menschen. Sie haben also nicht mehr Gott, den Schöpfer, angebetet, sondern eine eigene Vorstellung, die sie sich gemacht haben.
Auch in Vers 25 heißt es, sie haben die Wahrheit Gottes in Lüge verwandelt und dem Geschöpf mehr Verehrung und Dienst dargebracht als dem Schöpfer. Das hatte zur Folge, dass Gott sie in Unmoral fallen ließ.
Darum ist der Ausdruck „hingegeben“ in Vers 26 sehr wichtig: „Deswegen hat Gott sie hingegeben in schändliche Leidenschaften.“ Gott hat diese Völker einfach fallen lassen in alle möglichen Formen von Unmoral und ethischem Sumpf.
Das wird hier dargestellt durch den jüngeren Sohn, der wirklich bis zum Letzten ging und am Schluss völlig mittellos dastand. Doch ganz unmittelbar hat der Herr das natürlich bezogen – man muss festhalten, dass in Lukas 15,1 der Herr sich auf Zöllner und Sünder aus dem jüdischen Volk bezieht. Das waren Randgruppen, Volksverräter und Zöllner, die mit der Besatzungsmacht kooperierten, sowie Sünder, also solche Menschen, die sich, obwohl sie Juden waren, entschieden haben, ganz klar gegen die Bibel zu leben.
Der Herr hat sich um diese Menschen gekümmert. Diese Gruppe ist bereits ein Bild für die Heidenvölker. Das ist ganz wichtig im Lukas-Evangelium: Von Anfang bis zum Schluss zieht sich wie ein roter Faden hindurch, dass Gott die Türen öffnet, nicht nur für das jüdische Volk, sondern dass die Gnade über die Grenzen Israels hinausgeht.
Darum ist der jüngere Sohn ein Hinweis auf die Heidenvölker, auf die nichtjüdischen Völker. Der ältere Sohn stellt das orthodoxe Judentum dar, das nahe beim Vater ist, aber doch nicht mit dem Vater.
Die Haltung des älteren Sohnes und die Kritik am Pharisäertum
Es ist sehr auffällig, dass er sagt – lies nochmals Lukas 15,29: „Er aber antwortete und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir, und niemals habe ich ein Gebot von dir übertreten, und mir hast du niemals ein Böcklein gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich wäre.“
Die Pharisäer haben ein System aufgebaut, bei dem man den Eindruck gewinnen konnte, dass man weitgehend das tut, was die Tora sagt. Doch es blieb eine äußerliche Angelegenheit, während die inneren Werte oft völlig übergangen wurden.
Natürlich musste er das Erbe aufteilen. Wenn der Jüngere etwas bekommt, muss der Ältere das Doppelte erhalten. Das Gesetz Mose verlangte, dass der Erstgeborene das doppelte Erbe bekommt. Er musste das Erbe also quasi in drei Teile teilen und es ihnen erteilen. Es ist im Prinzip klar, was dem älteren Sohn zusteht. Doch den Erbteil hat letztlich der Jüngere wirklich in Besitz genommen. Und dieser hat es dann verpasst.
Was noch auffällt, ist, dass der ältere Sohn weiter sagt: „Und mir hast du niemals ein Böcklein gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich wäre.“ Das entspricht genau der Denkweise vieler junger Leute, die glauben, das Tollste sei es, wenn die Eltern aus dem Haus sind und man mit Freunden eine Party feiert – ohne die Eltern.
Er sagt „meinen Freunden“, nicht, dass er je ein Fest mit dem Vater erlebt hätte, bei dem der Vater auch dabei war. Der Vater spielt keine Rolle. Es besteht keine Herzensbeziehung zum Vater. „Mit meinen Freunden“ hätte er gerne fröhlich sein wollen.
Der Vater steht hier für Gott. Das bedeutet, dass das rabbinische orthodoxe Judentum keine wirkliche Gemeinschaft mit Gott hat – nahe beim Vater, aber nicht mit dem Herzen des Vaters.
Das Schlimme ist: Wir haben gesehen, dass der jüngere Sohn zur Einsicht kommt. In Vers 17 heißt es: „Als er aber zu sich selbst kam, fing er an nachzudenken.“ Dann, in Vers 18, fasst er den Entschluss: „Ich möchte umkehren.“ Das allein reicht jedoch noch nicht aus.
Das Schöne ist, dass es in Vers 20 zur Ausführung kommt: „Er machte sich auf.“ Manche Menschen bleiben nur beim Entschluss aus Vers 18 und bekehren sich nie. Doch hier zeigt Vers 20, dass er sich auf den Weg macht, zum Vater geht, und der Vater ihn aufnimmt.
Es kommt zu dieser wunderbaren Feier. Nun wird der ältere Sohn vom Vater ganz eindringlich zum Fest aufgefordert. Doch in Lukas 15,28 heißt es: „Er aber wurde zornig und wollte nicht hineingehen; sein Vater aber ging hinaus und redete mit ihm.“
Der ältere Sohn will nicht durch die Tür hineingehen. Dieses Thema der Tür haben wir in den vergangenen Kapiteln immer wieder behandelt.
Gehen wir nochmals zurück zu Kapitel 13, Vers 24: „Ringet danach durch die enge Tür einzugehen.“ Außerdem lesen wir in Kapitel 11, Vers 52: „Wehe euch, Gesetzgelehrte, denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen; ihr selbst seid nicht hineingegangen und habt die gehindert, die hineingehen wollen.“
Auch hier sehen wir: Sie gehen nicht hinein und hindern sogar andere daran, hineinzukommen. Wobei „hineingehen“ bedeutet, durch die rettende Tür zu gehen.
Wir haben das schon mehrfach betrachtet, zum Beispiel in Johannes 10, Vers 7, wo Jesus sagt: „Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich eingeht, wird er gerettet werden.“
Deutlich wird, dass der ältere Sohn der verlorene Sohn ist, der nicht durch die rettende Tür eingeht. Deshalb kann er sich auch nicht über die Rettung des jüngeren Sohnes freuen. Das hängt auch damit zusammen, warum die Pharisäer in Lukas 15,2 murren und sagen: „Dieser nimmt Sünde auf sich und ist mit Sündern zusammen.“
Sie konnten sich nicht freuen, dass der Messias kam und gerade solche Menschen suchte und rettete, die ganz offensichtlich verloren waren.
In diesem Gleichnis sehen wir eine heilsgeschichtliche Darstellung: Die Heidenvölker haben sich von Gott abgewandt. Das jüdische Volk ist Gott äußerlich nahe, doch ihnen fehlt der letzte Schritt – der Eingang durch die rettende Tür.
So gibt es zwei verlorene Söhne: Einer wird gefunden, der andere lässt sich nicht finden.
Die innere Bewegung des Vaters und die Bedeutung der Umkehr
Noch etwas Wichtiges in dem Gleichnis ist, wie der Vater beschrieben wird. In Vers 20 lesen wir: „Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt. Und er lief hin, fiel ihm um den Hals und küsste ihn sehr.“
Ja, dieser Ausdruck „innerlich bewegt“ sagt uns etwas. Erinnern wir uns: Der Herr Jesus verwendet diesen Ausdruck auch im Lukas-Evangelium. Genauer gesagt im Gleichnis vom barmherzigen Samariter, das wie auch das vom verlorenen Sohn nur im Lukas-Evangelium zu finden ist.
In Lukas 10,33 lesen wir: „Aber ein gewisser Samariter, der auf der Reise war, kam zu ihm, und als er ihn sah, wurde er innerlich bewegt. Und er trat hinzu, verband seine Wunden und goss Öl und Wein darauf.“
Das ist eine gute Hausaufgabe: alle Stellen in den Evangelien zu finden, wo der Ausdruck „innerlich bewegt“ vorkommt. Das ist eine Fundgrube. Im Matthäusevangelium und an verschiedenen anderen Stellen ist das ein typischer Ausdruck, der genau für den Herrn Jesus verwendet wird. Er ist der, der innerlich bewegt ist.
Und jetzt erfahren wir in Lukas 15, dass auch der Vater – wie der Sohn – innerlich bewegt ist, wenn ein Sünder zur Umkehr kommt.
Es fällt auf: „Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater.“ Das macht deutlich, dass der Vater Ausschau hielt nach dem Sohn. Wie oft hat er gewartet – nichts. Nichts kam vom Horizont her. Und dann, an diesem Tag, kommt der Sohn. Der Vater macht keine Vorwürfe, sondern ist innerlich bewegt. Er geht ihm sogar noch entgegen, und zwar mit Energie. Er lief hin, also ganz schnell, fiel ihm um den Hals und küsste ihn sehr.
Man muss aber die ganze Wahrheit sagen: Der Vater macht keine Vorwürfe, aber der Sohn nennt die Sache ganz klar beim Namen. Er schwätzt nicht darum herum, sondern sagt, was er sich vorgenommen hat. In Vers 21 heißt es: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen.“
Der Grundsatz lautet: Rettung geschieht nur durch echte Umkehr, Reue und Sündenbekenntnis.
In 1. Johannes 1,9 heißt es: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ Dieser Vers ist ein Grundsatzvers, der für alle Zeiten gilt.
Bereits im Alten Testament heißt es zum Beispiel in 3. Mose 5,5 im Zusammenhang mit dem Schuldopfer: „So bekenne er, worin er gesündigt hat, sich verschuldet hat.“ Gott will ein klares Bekenntnis.
Und das legt der Sohn ab. Aber eben: Der Vater macht keine Vorwürfe.
Die Symbole der Wiederherstellung im Gleichnis
Und dann dieser Befehl des Vaters – können wir das kurz zusammenfassen? Was will er für den Sohn? Vers 22: beste Gewänder, zweitens ein Ring, drittens Sandalen und viertens ein geschlachtetes Kalb. Alles hat natürlich seine Bedeutung.
Wenn wir an die Vision, an das Nachtgesicht von Zacharja denken – Zacharja 3 –, da sieht der Prophet den Hohenpriester in schmutzigen Kleidern. Können wir kurz aufschlagen? Der Hohepriester repräsentiert das jüdische Volk. Der Prophet sieht also den Hohenpriester, der das Volk repräsentiert, mit schmutzigen Kleidern.
Liest du bitte Zacharja 3,3?
„Und Joshua war bekleidet mit schmutzigen Kleidern und stand vor dem Engel. Und der Engel hob an und sprach zu denen, die vor ihm standen, und sagte: Zieht ihm die schmutzigen Kleider aus! Und zu ihm sprach er: Siehe, ich habe deine Ungerechtigkeiten von dir weggenommen, und ich kleide dich in Feierkleider.“
Jawohl, also in einem Zug, mit dem die Sünde weggetan wird, wird gesagt: ein schönes Gewand, Feierkleider. Dazu können wir noch lesen aus Jesaja 61, Vers 10, wo dieses Festgewand nochmals erläutert wird:
„Hoch erfreue ich mich in dem Herrn, meine Seele soll frohlocken in meinem Gott, denn er hat mich bekleidet mit Kleidern des Heils, den Mantel der Gerechtigkeit mir umgetan, wie ein Bräutigam den Kopfschmuck nach Priesterart anlegt und wie eine Braut sich schmückt mit ihrem Geschmeide.“
Hier wird gesprochen von Kleidern des Heils, Kleidern der Rettung und von einem Mantel der Gerechtigkeit. Das wird also symbolisiert im Gleichnis mit diesem besten Gewand.
Und dann der Ring. Der Ring ist ein wunderbares Symbol der Ewigkeit. Wo beginnt er, wo hört er auf? Johannes 3, Vers 16 sagt auch, dass jeder, der an ihn, den Sohn Gottes, glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. Dieses Leben ist nicht einfach ab jetzt unendlich, sondern das ewige Leben hat effektiv keinen Anfang und kein Ende.
Das ewige Leben ist ja der Sohn Gottes selbst, der sagt in Johannes 14,6:
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“
Also das Leben, das ewige Leben, ist der Sohn Gottes selbst, ohne Anfang und ohne Ende. Wiedergeburt bedeutet, dass ein Mensch das Leben des Sohnes Gottes, also Leben aus Gott, bekommt – also die neue Kraft, um gottgemäß zu leben. Das wird hier symbolisiert mit dem Ring: Leben ohne Anfang und ohne Ende, das geschenkt wird.
Ist damit auch ein Siegelring gemeint, der die Sohnschaft und Miterbschaft symbolisiert? Ja, natürlich, ganz genau. Da kommt der ganze Gedanke der Sohnschaft und der Erbschaft zum Ausdruck, obwohl er alles verdorben hat.
Und dann die Sandalen – das gibt ein sicheres Fundament beim Gehen. Dazu können wir noch Epheser 6 aufschlagen. Die Waffenrüstung ist da sehr interessant, sie besteht aus sieben Bestandteilen, wenn man die Schuhe als zwei Bestandteile zählt.
Dort heißt es in Epheser 6, Vers 15:
„Und an den Füßen beschuht mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens.“
Der Ausdruck „Bereitschaft“ im Griechischen kann auch „Grundfeste“ bedeuten. Das gleiche Wort hat verschiedene Bedeutungen. Zum Beispiel wird in Psalm 89 von der Grundfeste von Gottes Thron gesprochen. In der Septuaginta wird das gleiche Wort wie hier für die Grundfeste des Thrones Gottes verwendet.
Hier wäre es effektiver, wenn man übersetzen würde: „Beschuht an den Füßen, beschuht mit der Grundfeste des Evangeliums des Friedens.“ Die Sandalen des römischen Soldaten waren mit Nägeln versehen, damit man im Nahkampf nicht ausrutscht. Denn das ist das A und O: Wenn man im Nahkampf ausrutscht und zu Fall kommt, folgt der Todesstoß vom Gegner. Stehen ist also eines der Wichtigsten.
Hier wird gesagt: beschuht an den Füßen mit der Grundfeste, mit der Stabilität des Evangeliums des Friedens. Ein Gläubiger, der diese Waffenrüstung anhat, ist einer, der wirklich im Evangelium des Friedens innerlich ruht, auch nicht mehr zweifelt, ob Gott ihn angenommen hat oder ob er das Heil wieder verlieren könnte.
Diese Unsicherheit macht gerade, dass man im Nahkampf zu Fall kommt. Aber diese Festigkeit, diese Sicherheit, diese Gewissheit des Heils, das ist ein Teil der Waffenrüstung, sodass man innerlich den Frieden des Evangeliums im Herzen hat.
Wenn wir den verlorenen Sohn betrachten, will der Vater, dass er diese Sandalen trägt. Das spricht gerade von dieser Grundlage des Evangeliums des Friedens.
Dann kommt das geschlachtete Kalb dazu. In den vergangenen Kapiteln haben wir immer wieder vom Gastmahl gehört, und das geschlachtete Vieh spielt dabei eine ganz wichtige Rolle. Auch hier ist das geschlachtete Kalb ein Hinweis auf das Opfer des Messias.
Der Herr Jesus sollte sterben, und das ist die Grundlage des Heils und der ewigen Freude. „Lasst uns essen und fröhlich sein“ (Vers 23). Am Schluss von Vers 24 heißt es: „Und sie fingen an, fröhlich zu sein.“
Der Herr Jesus musste sterben, musste geschlachtet werden für uns, damit wir ewige Freude in der Gemeinschaft mit dem Vater bekommen. Genau diese Freude kennt der zweite verlorene Sohn nicht.
Hat jemand ausgezählt, wie oft das Wort Freude in diesem Kapitel vorkommt? Nein? Acht Mal nur in diesem Kapitel. Das Wort Freude, sich freuen und verwandte Wörter kommen im Lukasevangelium am häufigsten vor im Vergleich zu allen anderen Evangelien.
Natürlich könnte jemand sagen: Ja, das Lukasevangelium ist das längste, da kann ein Wort auch öfter vorkommen. Es hat 24 Kapitel und ist trotzdem länger an Versen als das Matthäusevangelium mit 28 Kapiteln. Ich habe das statistisch ausgerechnet und auch berücksichtigt, dass Markus viel kürzer ist.
Statistisch, also prozentual, ist der Anteil des Wortes Freude und verwandter Ausdrücke im Lukasevangelium am höchsten. Das Lukasevangelium zeigt am meisten, wie der Herr Jesus irgendwo auf Besuch geht und Gemeinschaft pflegt.
Dasselbe gilt für das Fest des Vaters, das man nur im Lukasevangelium findet. Auch die Geschichte von dem Zöllner Zachäus in Kapitel 19 ist nur hier zu finden. Der Herr sagt: „Ich muss in deinem Hause einkehren.“ Der Sünder wird gerettet.
Das Thema Gemeinschaft beim Essen zieht sich durch das ganze Lukasevangelium sehr markant. Das hängt damit zusammen, dass im Lukasevangelium das Opfer des Herrn Jesus als Friedensopfer dargestellt wird.
Im Alten Testament gab es vier blutige Opfer in 3. Mose 1-7: das Brandopfer, dargestellt im Johannesevangelium; das Sündopfer im Markus-Evangelium; das Schuldopfer im Matthäus-Evangelium; und das Friedensopfer im Lukas-Evangelium.
Das Friedensopfer war das Opfer, bei dem man einen Teil essen durfte. Ein Teil wurde für Gott verbrannt, ein Teil durfte man essen und andere einladen, mit ihnen zusammen zu essen. Wenn man dasselbe genießt, hat man Gemeinschaft.
Alle genießen das Gleiche: Opfer, Menschen untereinander und sogar zusammen mit Gott, dem Vater. Von dem Friedensopfer heißt es in 5. Mose 27,6-7:
„Und du sollst dem Herrn, deinem Gott, Brandopfer darauf opfern, und du sollst Friedensopfer opfern und dort essen und dich freuen vor dem Herrn, deinem Gott.“
Beim Friedensopfer wird gesagt, man soll essen und sich freuen. Das erklärt, warum man die Freude so oft im Lukasevangelium findet – besonders Freude in Verbindung mit Gemeinschaft beim Essen.
Wir haben in den vergangenen Kapiteln gesehen, dass es auch immer wieder um dieses zukünftige Essen geht, das Gott im tausendjährigen Reich für alle Völker bereiten wird, dieses Essen im Reich Gottes.
Ich verweise nochmals auf Lukas 14, Vers 15:
„Glückselig, wer Brot essen wird im Reich Gottes.“
Oder Lukas 13, Vers 28-29:
„Wenn ihr Abraham, Isaak, Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sehen werdet, dann werden sie kommen von Osten und Westen und von Norden und Süden und im Reich Gottes zu Tisch liegen.“
Essen und Gemeinschaft haben, das ist typisch für das Lukasevangelium. Es beginnt ganz vorne mit großer Freude. Der Engel sagt in Lukas 2:
„Siehe, ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird; denn euch ist heute ein Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr.“
Das Evangelium endet mit großer Freude. Schlagen wir Lukas 24, Verse 52 und 53 auf:
„Und sie warfen sich vor ihm nieder und kehrten nach Jerusalem zurück mit großer Freude, und sie waren allezeit im Tempel und lobten und priesen Gott.“
Große Freude – der Sohn Gottes geht in die Herrlichkeit, große Freude – der Sohn Gottes kam aus der Herrlichkeit in diese Welt. Solange er in der Welt war, lesen wir ständig von dieser Freude: Freude, Freude, Freude durch die Kapitel hindurch.
Man könnte sagen, das Lukasevangelium ist eingenommen mit großer Freude – mit dem Kommen und mit dem Zurückgehen des Herrn – und hindurch immer Freude.
Am Schluss haben wir gesehen, dass diese Freude verbunden ist mit Loben und Preisen. Das Friedensopfer war auch das Lobopfer, das in 3. Mose 3 ganz speziell genannt wird.
Das erklärt auch, warum Ausdrücke wie loben, preisen usw. statistisch im Lukasevangelium am häufigsten vorkommen – auch prozentual. Warum? Weil hier das Friedensopfer, das Lobopfer, vorgestellt wird.
Darum wird diese Freude so betont. Ganz besonders müssen wir bei dieser Freude Lukas 15, Vers 10 beachten. Lies du bitte nochmals, Jerry:
„Ebenso sage ich euch: Es ist Freude vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.“
Wenn hier steht „Freude vor den Engeln Gottes“, ist das nicht dasselbe wie „Freude bei den Engeln Gottes“. Wir müssen daran denken: In Offenbarung 4 und 5 wird Gottes Thron im Himmel gezeigt. Direkt um den Thron sind die vier Cherubim, die vier lebendigen Wesen. Dann kommt ein weiterer Kreis, die 24 Ältesten, die die Gläubigen im Himmel symbolisieren. Im äußeren Kreis sind die Engel rund um den Thron – es heißt, Hunderte von Millionen Engel sind im himmlischen Allerheiligsten um den Thron versammelt.
Jetzt ist vor den Engeln der Thron Gottes. Das heißt, bei Gott ist Freude. Der Ausdruck „Freude vor den Engeln Gottes“ meint also die Freude da beim Thron Gottes, da, wo Gott selbst ist. Gott freut sich über einen Sünder, der Buße tut.
Das wird auch im Gleichnis vom verlorenen Sohn gezeigt: die Freude des Vaters, den verlorenen Sohn in die Arme zu nehmen.
Vielleicht noch ein kleines Detail, das ich schon letztes Mal erklären wollte: Das Wort „verloren“ kommt ja so oft vor, nicht wahr? Der Sohn ist verloren, auch die Drachme ist verloren (Verse 8 und 9). Dieses Wort „verloren“ ist ganz wichtig, dass man es richtig versteht.
Die Zeugen Jehovas haben eine Bibel herausgegeben, die eine systematische Verfälschung der Bibel von 1. Mose 1 bis Offenbarung 22 ist. Sie versuchen, ihre Irrlehren durch ihre Bibel zu bestätigen, indem sie falsch übersetzen.
Zum Beispiel lehren die Zeugen Jehovas, dass es keine ewige Verdammnis gäbe, obwohl Matthäus 25, Vers 46 sagt:
„Diese werden in das ewige Leben eingehen, diese aber in die ewige Pein.“
Alle, die behaupten, „ewig“ bedeute nicht wirklich „ewig“, müssten auch sagen, dass ewiges Leben in diesem Fall nicht ewig ist, denn es steht parallel zu „ewige Pein“. Das ewige Leben ist so ewig wie die ewige Pein.
Die Zeugen Jehovas sagen jedoch, dass die Menschen, die das Heil nicht bekommen, vernichtet werden, also ausgelöscht, so dass sie nicht mehr existieren.
In Johannes 3, Vers 16 übersetzen sie deshalb:
„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe.“
Sie übersetzen „verloren gehen“ mit „vernichtet werden“. Aber bei der Drachme ist das völlig falsch. Etwas Verlorenes hört nicht auf zu existieren. Die Drachme war verloren, ja, aber sie war irgendwo – nur die Besitzerin wusste nicht, wo. Darum musste sie die verlorene Drachme suchen. Sie existierte also, musste aber gefunden werden.
So auch im Abschnitt davor, dem verlorenen Schaf. Dort sagt der Hirte in Vers 6 am Schluss:
„Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.“
Das Schaf hat nicht aufgehört zu existieren, es wurde nicht vernichtet, sondern war verloren. Verloren bedeutet nicht mehr von Nutzen für den Besitzer. Es existiert immer noch.
Die Menschen, die verloren gehen, werden nicht zur Ehre Gottes existieren, sondern in ewiger Gottesferne bleiben. Gerade diese Gleichnisse helfen uns, den Wortgebrauch von „verlieren“ und „verloren“ zu verstehen.
Damit wird die ewige Hölle quasi geleugnet. Für sie ist die Hölle einfach die Vernichtung. Diese sogenannte Vernichtungslehre ist eine Irrlehre, die man aber auch bei anderen Irrlehren findet, nicht nur bei den Zeugen Jehovas. Die Zeugen Jehovas haben noch viel schlimmere Irrlehren.
So kann man mit der Schrift ganz einfach und verständlich das widerlegen. Nein, verlieren und verloren bedeuten nicht vernichtet, sondern nicht mehr von Nutzen für den Besitzer.
Gehen wir weiter zu Lukas 16. Lies uns bitte, Jerry, Verse 1 bis 15 vor.
Das Gleichnis vom ungerechten Verwalter – Einführung
Er sprach aber auch zu den Jüngern: Es war ein gewisser reicher Mann, der einen Verwalter hatte. Dieser wurde bei ihm angeklagt, weil er seine Habe verschwendete.
Da rief er ihn zu sich und sprach: „Was ist das, was ich von dir höre? Lege Rechenschaft ab von deiner Verwaltung, denn du kannst nicht mehr Verwalter sein.“
Der Verwalter aber sprach bei sich selbst: „Was soll ich tun? Mein Herr nimmt mir die Verwaltung ab. Zu graben vermag ich nicht, und zu betteln schäme ich mich. Ich weiß, was ich tun werde, damit sie mich, wenn ich aus der Verwaltung entlassen bin, in ihre Häuser aufnehmen.“
Er rief jeden einzelnen der Schuldner seines Herrn herbei und sprach zu dem ersten: „Wie viel bist du meinem Herrn schuldig?“ Er antwortete: „Hundert Bat Öl.“
Da sagte er zu ihm: „Nimm deinen Schuldbrief, setz dich schnell hin und schreibe fünfzig.“
Danach sprach er zu einem anderen: „Und du, wie viel bist du schuldig?“ Er antwortete: „Hundert Kor Weizen.“
Er sprach zu ihm: „Nimm deinen Schuldbrief und schreibe achtzig.“
Der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte. Denn die Söhne dieser Welt sind klüger als die Söhne des Lichts in Bezug auf ihr eigenes Geschlecht.
Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn es zu Ende geht, man euch in die ewigen Hütten aufnehme.
Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu. Wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht.
Wenn ihr nun im ungerechten Mammon nicht treu gewesen seid, wird man euch das Wahrhaftige anvertrauen? Und wenn ihr im Fremden nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Eure geben?
Kein Hausknecht kann zwei Herren dienen, denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhangen und den anderen verachten.
Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
Die Reaktion der Pharisäer und die Bedeutung des Umgangs mit Geld
Dies alles hörten aber auch die Pharisäer, die Geld liebten. Sie verhöhnten ihn, und er sprach zu ihnen: „Ihr seid es, die sich selbst vor den Menschen als gerecht hinstellen. Gott aber kennt eure Herzen, denn was unter Menschen hoch ist, ist ein Gräuel vor Gott.“
Danke. Jetzt geht es um das Thema Geld. Interessanterweise ärgern sich die Pharisäer auch hier über den Herrn und verhöhnen ihn. Wir haben gerade in Kapitel 15 gesehen, dass sie über den Herrn murrten (Vers 2): „Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen.“ Sie sagen gewissermaßen, er, der behauptet, der Messias zu sein, sei viel zu lax, zu freiheitlich. Doch der Herr zeigt, dass das mit Freiheitlichkeit überhaupt nichts zu tun hat. Er ist gekommen, das Verlorene zu retten, und das entspricht Gottes Heilsplan.
Jetzt jedoch verhöhnen sie ihn, weil sie denken, er sei viel zu streng, wenn es um das Thema Geld geht. Lukas erklärt uns, dass die Pharisäer, die geldliebend waren, ein Problem hatten und ihn deshalb verhöhnten.
Das Gleichnis vom ungerechten Verwalter hat schon viel Kopfzerbrechen bereitet. Wie kann es sein, dass im Vers 8 steht, der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte? Was hat er gemacht? Er hat für die Zukunft gesorgt. Du sagst, er hat Betrug ausgeübt. Warum denkst du das? Steht das so da?
Er hat die Schulden verkleinert, aber der Herr sagt im Gleichnis nicht, wie er das gemacht hat – ob auf Kosten seines Herrn oder auf eigene Kosten. Die Tatsache, dass der Herr diesen ungerechten Verwalter, der wirklich verschwendet hat, so nennt, ist nicht gut. Das lobt der Herr nicht. Aber er lobt den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hat.
Der Verwalter überlegte sich, dass er seinen Posten verlieren werde. In Vers 3 sagt er: „Graben vermag ich nicht“, also ist er unfähig, einen manuellen Beruf auszuüben. Viele Banker müssten das auch sagen: „Ich kann nichts Handwerkliches.“ Zu graben geht nicht, und Betteln ist auch keine Option. Was macht er?
Er überlegt sich in Vers 4: „Ich weiß, was ich tun werde, damit sie mich, wenn ich der Verwaltung enthoben bin, in ihre Häuser aufnehmen.“ Er hat bis dahin einen guten Job gehabt und schon Geld verdient. Jetzt muss er das Geld, das er hat, so einsetzen, dass es ihm später hilft. Die Leute sollen ihm dann helfen, wenn es ihm schlecht geht.
Darum fragt er: „Wie viel schuldest du?“ In Vers 6 sind es 600 Bart. Ein Bart entspricht etwa 22 Litern, also 2.200 Liter Öl. Er schreibt 50 ab. Er bezahlt mit seinem eigenen Geld. Dieses Geld reicht nicht ewig, sondern nur für eine gewisse Zeit. Er setzt es ein, um später von diesen Leuten dankbar aufgenommen zu werden.
Der andere Schuldner hat 100 Chor Weizen. Ein Chor ist das gleiche wie ein Homer im Alten Testament und entspricht etwa 220 Litern. Also sind es 100 mal 220 Liter. Das sind große Mengen. Er schreibt 80 ab, also gibt einen Rabatt von 20 Prozent.
Dann heißt es: Der Herr lobt den ungerechten Verwalter. Wie kommt man auf die Idee, dass der Herr etwas loben würde, was ungerecht oder gestohlen ist? Natürlich nicht. Er hat einfach die Schuld gekürzt, damit die Leute ihm dankbar sind.
So sagt der Herr, so müssten die Gläubigen mit ihren Gütern und ihrem Besitz umgehen. Er sagt, die Söhne dieser Welt sind klüger als die Söhne des Lichts. Darum erzählte er dieses Gleichnis vom ungerechten Verwalter. Das war kein gläubiger Mann, aber er hat sich wirklich überlegt, wie er das Geld richtig einsetzen kann. Natürlich macht er Rabatt von 50 Prozent oder 20 Prozent, und so hat er später einen klaren Vorteil.
Darum sagt der Herr, die Söhne dieser Welt sind oft in solchen Hinsichten gescheiter als die Söhne des Lichts. Und als Grundsatz sagt der Herr in Vers 9: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, man euch aufnehme in die ewigen Hütten.“
Jetzt kommt das eigenartige Wort „Mammon“, das wir hier in Vers 9, 11 und 13 finden. Es ist kein griechisches Wort, sondern ein aramäisches Wort für Reichtum. Mammon kommt von „Aman“, was Vertrauen bedeutet. Mammon ist das, worauf man vertraut – und das ist das Übel, dass Menschen ihr Vertrauen auf Besitz setzen.
Darum nennt der Herr Jesus das den ungerechten Mammon, weil Geld in dieser Welt eine schmutzige Rolle spielt. Nicht das Geld an sich ist schlecht, Geld ist sozusagen eingefrorene Arbeit. Arbeit kann man nicht einfach so tauschen, und deshalb entspricht Geld einer bestimmten Arbeitsmenge, mit der man arbeiten kann.
An sich wäre Geld also nicht etwas Übles, aber es wird in dieser Welt oft übel gebraucht. Deshalb nennt Jesus es den ungerechten Mammon, und die Menschen vertrauen darauf.
Schlagen wir auf 1. Timotheus 6 auf. Dort werden die Reichen und Christen angesprochen. Im Westen sind eigentlich fast alle reich, manchmal auch Leute, die von Unterstützung leben. Es ist erstaunlich, was für Reisen heute möglich sind. Früher konnten nur Reiche fliegen, heute können das auch Menschen mit Unterstützung.
Verglichen mit früheren Zeiten und anderen Kulturen sind wir fast alle reich. Darum ist es wichtig, was der Apostel Paulus uns in 1. Timotheus 6, Vers 17-19 sagt:
„Den Reichen in diesem Zeitlauf gebiete, nicht hochmütig zu sein, noch auf die Ungewissheit des Reichtums Hoffnung zu setzen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich darreicht zum Genuss. Gutes zu tun, reich zu sein an guten Werken, freigiebig zu sein, mitteilsam, indem sie sich selbst eine gute Grundlage für die Zukunft sammeln, damit sie das wirkliche Leben ergreifen.“
In diesen drei Versen finden wir neun Gebote. Erstens: Nicht hochmütig sein. Wenn man viel hat, kann man schnell meinen, man sei etwas Besseres.
Zweitens: Nicht auf die Ungewissheit des Reichtums hoffen. Gerade das Wort Mammon ist das Problem. Man kann nicht auf ihn vertrauen, denn er ist ungewiss und kann plötzlich weg sein. Fonds können abstürzen, Banken überlegen, wie sie trotz fehlender Zinsen mehr Geld machen können. Sie verlangen etwa dreimal mehr für die Unterbringung der Fonds, um wieder Geld zu verdienen.
Manche denken dann, es lohnt sich nicht mehr, Geld auf der Bank zu lassen, und vergraben es lieber in Gold im Garten. Wenn wirklich schlimme Zeiten kommen, hat man wenigstens noch das Gold. Andere Banken könnten vom Staat eingepackt werden, und man darf nur noch eine bestimmte Menge besitzen.
Doch dann sagt der Staat plötzlich, es sei verboten, mehr als 50 Gramm Gold zu besitzen. Wer mehr hat, muss es abgeben. So wird das Vergraben von Gold in größeren Mengen illegal. So ist es mit der Ungewissheit des Reichtums.
Wenn die Leute Hunger haben, nützt Gold nichts, denn Gold kann man nicht essen. In Kriegszeiten ist Gold oft wertlos. Darum: Nicht auf die Ungewissheit des Reichtums hoffen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich zum Genuss gibt.
Gutes zu tun, reich an guten Werken zu sein, freigiebig und mitteilsam zu handeln, indem man sich eine gute Grundlage für die Zukunft sammelt, damit man das wirkliche Leben ergreift.
Das ist ein Abschnitt, der zeigt, wie man mit dem ungerechten Mammon umgehen soll.
Der Herr Jesus sagt in Vers 9: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, man euch aufnehme in die ewigen Hütten.“ Wenn wir von dieser Erde weggehen, werden wir in der himmlischen Herrlichkeit mit Freuden erwartet.
Das entspricht dem Bild in Vers 4, wo der Verwalter sagt, sie würden ihn in ihre Häuser aufnehmen. Der Herr Jesus sagt, wenn wir so mit dem Mammon umgehen, werden wir mit Freuden empfangen, wenn wir in die himmlische Herrlichkeit kommen.
In Vers 10 sagt der Herr: „Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht.“ Das Geringste ist das Geld, das Gott uns heute anvertraut. Das Viele ist das, was Gott uns einmal in der Herrlichkeit anvertrauen wird, wenn der Lohn verteilt wird.
In Lukas 19 erklärt der Herr Jesus, dass der eine im tausendjährigen Reich über zehn Städte herrschen wird, ein anderer über fünf Städte. Was wir jetzt haben, ist im Vergleich dazu das Geringere.
Wenn man im Geringen treu ist, wird man auch über Vieles treu sein.
In Vers 11 sagt der Herr: „Wenn ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Wahrhaftige anvertrauen?“ Das Wahrhaftige ist unsere eigentliche Aufgabe, wenn wir mit Christus einmal über die ganze Welt herrschen werden.
Paulus sagt in 1. Korinther 4: „Alles ist euer, ihr aber seid Christi.“ Uns gehört die Welt. Einmal hatte jemand auf einer Zugfahrt eine Dame gegenüber, die schwärmte: „Oh, das ist ein wunderbares Schloss, das gehört meinem Vater.“ Ich war erstaunt und fragte nach. Schließlich sagte sie: „Mein Vater ist Gott, ihm gehört alles.“ Darum gehört alles auch mir.
So können wir das sehen: Im Prinzip gehört uns alles, aber wir sind noch nicht eingesetzt zum Herrschen. Man darf die Zeit nicht falsch verstehen.
Der Herr sagt: Wenn man dem ungerechten Mammon treu ist, wird man das Wahrhaftige erhalten.
In Vers 12 heißt es: „Wenn ihr in dem Fremden nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Eure geben?“ Das Geld ist eigentlich das Fremde. Gott hat es uns anvertraut, aber es ist etwas Fremdes. In der Zukunft, wenn der Herr den Lohn verteilt, gibt er uns das Unsere.
Darum sagt der Herr in Vers 13: „Man kann nicht zwei Herren dienen.“ Wenn das Geld ein Herr ist und Gott ein Herr, geht das nicht zusammen. Entweder hasst man den einen und liebt den anderen. Man kann nicht Gott dienen und dem Mammon.
Aber wir können gut mit dem Mammon umgehen.
Es ist interessant, dass 1. Timotheus 6 nicht sagt, Christen müssten auf Privateigentum verzichten. Paulus gebietet den Reichen nicht, arm zu werden, sondern zeigt, wie sie gottgemäß mit ihrem Besitz umgehen sollen.
Natürlich sagt Paulus im gleichen Kapitel, dass die Geldliebe eine Wurzel allen Übels ist – nicht das Geld selbst, sondern die Geldliebe.
Das ist korrekt.
Die Kommunisten haben uns den Besitz als etwas Schlechtes dargestellt. Aber die Bibel sagt: Die Geldliebe ist eine Wurzel allen Übels.
Paulus warnt im gleichen Kapitel: Wer reich werden will, wird in viele schädliche Dinge hineingezogen. Das ist etwas anderes als reich sein.
Das sieht man manchmal bei jungen Leuten, die denken: „Ich möchte studieren, um viel zu verdienen.“ Sie sind auf dem falschen Weg. Reich werden zu wollen ist gefährlich, aber reich zu sein nicht.
Es gibt Leute, die zu Reichtum gekommen sind, ohne reich werden zu wollen. Sie waren treu in ihrer Arbeit oder haben geerbt.
Der Herr wollte noch etwas sagen: Geld ist ein guter Diener und ein furchtbarer tyrannischer Herr. Das drückt genau aus, wie der Herr sagt, dass wir mit diesem Mammon umgehen sollen.
Geld ist eigentlich etwas Fremdes, und das Wahrhaftige kommt erst in der Zukunft.
Nun wollen wir hier schließen.