
Wir haben gesehen, welche Leiden der Herr am Kreuz ertragen hat und auch die eindrücklichen Zeichen, die im Zusammenhang mit seinem Tod geschahen. Nun kommen wir zu Vers 55, wo wir sehen, dass viele Jüngerinnen dem Herrn bis zum Schluss nachgefolgt waren.
Wenn wir nochmals die Verse 55 und 56 lesen, heißt es: „Es sahen aber dort viele Frauen von weitem zu, die Jesus von Galiläa nachgefolgt waren und ihm gedient hatten. Unter ihnen waren Maria Magdalena und Maria des Jakobus und Josephs Mutter und die Mutter der Söhne des Zebedeus.“
Hier werden drei Frauen namentlich erwähnt: Maria Magdalena, Maria, die Mutter des Jakobus und Joses, sowie die Mutter der Söhne des Zebedeus.
Maria Magdalena war jene Frau, von der der Herr sieben Dämonen ausgetrieben hatte. Sie hatte eine schwere okkulte Belastung, von der der Herr sie befreite. Aus Dankbarkeit für diese Erlösung wurde sie eine der treuesten Jüngerinnen.
Dann haben wir Maria, die Mutter des Jakobus und Joses. Diese entspricht der Maria im Johannesevangelium, die als Frau von Kleopas vorgestellt wird. Kleopas ist eine Namensform, die in Johannes 19 auftaucht und nicht mit dem Jünger Kleopas auf dem Weg nach Emmaus verwechselt werden darf. Die beiden, die nach Emmaus gingen und denen der Herr als Auferstandener begegnete, tragen einen ähnlichen Namen, es handelt sich aber um eine andere Form.
Der Name in Johannes 19 entspricht der Namensform Alpheus. Johannes 19, Vers 25 lautet: „Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria des Kleopas Frau und Maria Magdalena.“
Maria, die Frau des Kleopas, wird im griechischen Text Klopas genannt. Das entspricht dem hebräischen Chelfi, das griechisch umgeschrieben wurde. Diese Form entspricht auch der anderen Namensform Alpheus.
Ich war in der Liste der Apostel. Wir können kurz in Matthäus 10 nachschlagen. Dort beruft der Herr zwölf Apostel aus der riesigen Schar von Jüngern und Jüngerinnen.
In Matthäus 10, Vers 3 lesen wir mitten aus der Liste: Christian, Philippus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus.
Alphäus kann man mit Klopas in Johannes 19 identifizieren. Die Frau von Klopas beziehungsweise Alphäus wird in Matthäus als die Mutter von Jakobus und Joses vorgestellt. Der Herr hat von diesen Brüdern einen als Apostel gewählt. Das zeigt die Souveränität des Herrn: Er kann wählen, wenn er will, und zwar für bestimmte Aufgaben.
Dann haben wir noch die Mutter der Söhne des Zebedäus. Diese Söhne sind Johannes und Jakobus, also zwei weitere Apostel.
In Matthäus 27,55 lesen wir, dass es nicht nur diese drei Frauen waren, die Matthäus namentlich erwähnt, sondern dass viele Frauen dort waren. Das ist eindrücklich.
Wir betrachten das Matthäusevangelium vor dem jüdischen Hintergrund. Dabei muss man sagen: Es war ganz ungewöhnlich, dass ein Rabbiner, der Studenten berief, auch Jüngerinnen berief. Im Judentum war das nicht üblich. Der Herr aber hat nicht nur Männer ausgebildet, sondern auch Frauen.
Es gab keine Formalausbildung wie heute. Rabbiner beriefen ihre Jünger und legten ihnen die Hände auf, um sie zu ordinieren. Der Herr selbst wurde jedoch nie ordiniert. Natürlich wird er von verschiedenen als Rabbi bezeichnet, aber er war kein Rabbi im Sinne des Judentums, das durch Handauflegung anerkannt wurde.
Man sagt einfach, er war ein Bibellehrer und hat Bibellehrer ausgebildet. Aber nicht so, dass sie einen Bachelor- oder Masterabschluss hatten, denn er vergab keine geistlichen Titel. Ein akademischer Titel ist etwas anderes, aber geistliche Titel gab es nicht.
Wir sehen also, dass auch viele Frauen vom Herrn im Wort gegründet und ausgebildet wurden. Darüber wird noch weiter gesprochen, besonders wenn wir zur Auferstehung kommen und sehen, dass die ersten Zeugen der Auferstehung Jüngerinnen waren.
Das ist vor dem Hintergrund des Judentums doppelt auffällig und muss als grandios bezeichnet werden. Im Judentum wurden Männer als Zeugen ausgewählt. Wenn jemand das Matthäusevangelium am Schreibtisch erfunden hätte, wäre er nie auf die Idee gekommen zu schreiben, dass Frauen die ersten Zeugen waren.
Ein Betrüger, der ein Evangelium erfindet, möchte möglichst glaubwürdig sein, weil er eigentlich unglaubwürdig ist. Ich kenne das von Leuten, die besonders oft schwören, dass sie die Wahrheit sagen – meist sind das die Lügner. Andere sagen einfach klar ja oder nein.
Matthäus und auch die anderen Evangelisten schreiben, dass Frauen, also Jüngerinnen, die ersten Augenzeugen waren. Warum? Weil es einfach so war. Sie haben die Tatsachen beschrieben. Und...
Dann gehen wir weiter zu Vers 57. Dort wird ein Jünger erwähnt, der eine große Überraschung ist. Liest du noch Vers 57? „Als es aber Abend geworden war, kam ein reicher Mann von Arimathäa mit Namen Joseph, der selbst auch ein Jünger Jesu war.“
Wir werden gleich noch sehen, dass er lange Zeit ein versteckter Jünger war, der nicht wagte, sich öffentlich zu zeigen. Das steht im starken Kontrast zu den Frauen, die gewagt hatten, sich bis zum Schluss zu dem Herrn zu stellen – auch in der Zeit, als die Jünger geflohen waren, weil sie dachten, sie seien die Nächsten, nachdem der Herr verhaftet worden war. Doch diese Frauen hielten ihm die Treue.
Im prophetischen Wort finden wir verschiedene Hinweise darauf. Schlagen wir Psalm 88 auf. Das ist ein messianischer Psalm, also ein prophetischer Psalm, der auf die Leiden des Messias hinweist. Er ist überschrieben mit „Ein Psalmlied von den Söhnen Koras, dem Vorsänger nach Machalat-le-Anot“. Das bedeutet, in schwermütiger Weise zu singen und mit gedämpfter Stimme vorzutragen.
Es geht um die Leiden des Herrn am Kreuz. In Vers 8 heißt es: „Auf mir liegt schwer dein Zorn, und mit allen deinen Wellen hast du mich niedergedrückt. Meine Bekannten hast du von mir entfernt, hast mich ihnen zum Abscheu gemacht. Ich bin eingeschlossen und kann nicht herauskommen.“
Es geht um die Stunde der Finsternis, als der Zorn Gottes über unsere Sünde den Herrn Jesus traf, als er durch das Gericht hindurchging – so wie einst die Arche durch die Brandung der Wellen hindurchging. Deshalb sagt er: „Mit allen deinen Wellen hast du mich niedergedrückt.“
Dann hören wir die Stimme des Messias: „Meine Bekannten“, die Fußnote der Elberfelder Bibel sagt „meine Vertrauten“, „hast du von mir entfernt, hast mich ihnen zum Gräuel gesetzt.“ Sie haben ihn am Kreuz gesehen, völlig entstellt, nicht mehr menschenähnlich – so wie es Jesaja 52, ab Vers 13 beschreibt: Der Herr wurde so misshandelt, dass es ein Schrecken war, einen Gekreuzigten überhaupt zu ertragen.
In Jesaja heißt es, dass die Frauen fernstanden, wie wir gelesen haben, und hier sagt der Herr: „Meine Bekannten hast du von mir entfernt.“ Das drückt diesen Abstand aus, aber auch, dass sie ihm dennoch bis zum Schluss treu blieben.
Weiter wird das auch in Psalm 31 prophetisch vorausgesagt. Auch dieser Psalm ist messianisch. Man sieht das besonders in Vers 6, wo wir eines der sieben Worte am Kreuz finden: „In deine Hand befehle ich meinen Geist.“
In Vers 12 lesen wir: „Vor allen meinen Bedrängern bin ich zum Hohn geworden, auch meinen Nachbarn gar sehr, und zum Schrecken meinen Bekannten, die mich auf der Straße sehen, fliehen vor mir.“
Hier werden verschiedene Personengruppen erwähnt, und eine davon sind „meine Bekannten“, also wieder diese Vertrauten, die den Gekreuzigten gesehen haben und in seiner Nähe geblieben sind.
In Vers 13 heißt es: „Vergessen bin ich im Herzen wie ein Gestorbener, ich bin geworden wie ein zertrümmertes Gefäß.“ So beschreibt der Herr seine schrecklichen Leiden am Kreuz.
Noch ein weiterer messianischer Psalm ist Psalm 38. Dort sagt der Messias in den Versen 11 und 12: „Mein Herz pocht, verlassen hat mich meine Kraft, und das Licht meiner Augen habe ich auch nicht mehr. Meine Lieben und meine Gefährten stehen fernab von meiner Plage, und meine Verwandten stehen von ferne.“
Auch hier stehen „meine Lieben, meine Gefährten“ fern, wie das Matthäusevangelium zeigt.
Wenn man Psalm 38 durchliest, könnte man denken, es sei kein messianischer Psalm, weil hier über Sünde gesprochen wird. Lies du ganz kurz die Verse 2 bis 6:
„Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn und süchtige mich nicht in deinem Grimm. Denn deine Pfeile sind in mich eingedrungen, und deine Hand hat sich auf mich herabgesenkt. Keine heile Stelle ist an meinem Fleisch wegen deiner Verwünschung, nichts Heiles an meinen Gebeinen wegen meiner Verfehlung. Denn meine Sünden wachsen mir über den Kopf, wie eine schwere Last sind sie zu schwer für mich. Es stinken, es eitern meine Wunden wegen meiner Torheit.“
Da steht „wegen meiner Torheit“. Aber auch in Psalm 69, einem Psalm, der mehrfach im Neuen Testament eindeutig als messianischer Psalm ausgewiesen ist, spricht der Leidende über seine Sünde, sagt aber gleichzeitig, er werde verfolgt, obwohl er keine Schuld trägt.
Wir können Psalm 38 offenlassen und das in Psalm 69 nachvollziehen. Psalm 69 wird im Neuen Testament vielfach zitiert und auf den Herrn Jesus bezogen.
Lesen wir Psalm 69, Verse 2 bis 5:
„Rette mich, Gott, denn Wasser sind bis an die Seele gekommen, ich bin versunken in tiefem Schlamm, und kein fester Grund ist da. In Wassertiefen bin ich gekommen, und die Flut schwemmt mich fort. Ich bin müde von meinem Rufen, entzündet ist meine Kehle. Meine Augen vergehen vom Harren auf meinen Gott. Mehr als die Haare meines Hauptes sind die, die mich ohne Ursache hassen, mächtig sind die, die mich verderben wollen; meine Feinde sind sie ohne Grund. Was ich nicht geraubt habe, das soll ich dann erstatten.“
Hier vergleicht der Messias das Gericht Gottes über ihn mit den Wassern der Flut, die ihn fortschwemmen.
In Vers 5 heißt es: „Die ohne Grund mir Feind sind“, also es gibt keinen Grund, dass man ihm feindlich gesinnt sein könnte. Er muss für fremde Schuld bezahlen, obwohl er unschuldig ist.
In Vers 6 steht: „Du, o Gott, weißt um meine Torheit, und meine Vergehungen sind dir nicht verborgen.“
Wie ist das möglich? Das gleiche Phänomen finden wir auch in Psalm 40, ebenfalls ein messianischer Psalm, der im Hebräerbrief 10 eindeutig auf den Messias bezogen wird. Dort spricht der Messias auch von der Menge seiner Sünde, die auf seinen Kopf gekommen ist.
Das ist die fremde Schuld von uns, mit der der Herr am Kreuz identifiziert wurde.
2. Korinther 5,20 sagt, dass Gott ihn zur Sünde gemacht hat am Kreuz – das heißt, juristisch betrachtet war er die Ursache des Bösen in unserem Leben.
Aber er war der Unschuldige und blieb der Unschuldige. Er hat sich so mit unseren Sünden identifiziert, dass Gott ihn verlassen musste.
Gott hat ihn als Mensch verlassen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ – Psalm 22 am Anfang.
Hier sehen wir, wie schrecklich es war, dass der Herr unsere Schuld wie seine eigene trug. „Du weißt um meine Torheit, meine Vergehungen sind dir nicht verborgen.“
Doch ein Vers davor macht klar, dass er unschuldig ist: „Was ich nicht geraubt habe, das soll ich erstatten. Mächtig sind meine Vertilger, die ohne Grund mir feind sind.“
So muss man Psalm 38 verstehen.
Das, was da gesagt wird, „Nichts Heiles ist an meinem Fleisch“ (Psalm 38,4), „wegen deines Zorns“, bedeutet nicht, dass der Herr am Kreuz krank wurde. Es ist bildlich gemeint: Als Sündenträger entsprach er genau unserem Bild.
Der verlorene sündige Mensch wird in Jesaja 1 beschrieben. Schauen wir noch einmal auf Jesaja 1, Verse 5 und 6:
„Wohin wollt ihr noch geschlagen werden, die ihr eure Widerspenstigkeit nur vermehrt? Das ganze Haupt ist krank, und das ganze Herz ist siech. Von der Fußsohle bis zum Haupt ist keine heile Stelle an ihm, Wunden und Striemen und frische Schläge, sie sind nicht ausgedrückt und nicht verbunden, noch mit Öl gelindert.“
So sieht der Sünder in Gottes Augen aus: alles ist krank, von der Fußsohle bis zum Haupt nichts Gesundes.
Darum beschreibt der Herr sich als Sündenträger in Psalm 38 auf diese Weise.
Das war ein kleiner Exkurs, um diese Verse in den richtigen Zusammenhang zu setzen.
Lies du nochmals Psalm 38, Vers 12: „Meine Lieben und meine Gefährten stehen fernab von meiner Plage. Und meine Verwandten stehen von ferne.“
Der Herr spricht hier über diese Lieben, die fernstehen. Dabei denken wir besonders an die Jüngerinnen, die dem Herrn in Hingabe die Treue hielten bis zum Schluss.
Diese Frauen hat der Herr auch im Wort gegründet.
Im Judentum war es unüblich, dass Frauen so intensiv belehrt wurden. Sie wurden zwar in den Häusern und Familien unterwiesen, auch durch Synagogenbesuche, aber das spezielle Studium, wie es die Männer durch Rabbinerausbildung machten, war typischerweise Männersache.
Es gab zwar die Möglichkeit, dass Frauen teilnehmen konnten, aber das war nicht üblich.
Diese vielen Frauen, die dem Herrn nachgefolgt waren, muss man wirklich als etwas Besonderes würdigen.
Das macht auch für das Neue Testament klar, dass nicht nur Männer in der Schrift gegründet sein und die Schrift kennen sollten, sondern Männer und Frauen – auch wenn die Aufgaben in der Gemeinde unterschiedlich sind.
Das macht das Wort deutlich.
Alle Männer und Frauen sollten gegründet sein. „Jünger“ bedeutet nämlich Schüler oder Student, und das soll uns daran erinnern.
Doch es waren nicht einfach nur Studentinnen, die ihren Stoff gelernt haben. Vielmehr sehen wir, dass da eine enge, tiefe Herzensverbindung mit dem Messias, mit dem Herrn Jesus, bestand.
In Israel war Lesen und Schreiben eine verbreitete Fähigkeit, die auch Mädchen lernen konnten. Das war anders als im Ausland.
Wenn man zum Beispiel in der Archäologie Siegel studiert, findet man Hunderte von Siegeln, gerade aus der Zeit von etwa 1000 bis 600 vor Christus.
In keinem Land findet man so viele Siegel wie in Israel. Im Gebiet der Philister, also dem Gazastreifen und Umgebung, gibt es wenig, ebenso in Edom (Südjordanien), Ammon, Moab (Mitteljordanien) wenig, bei den Phöniziern, den Kanaanäern im Libanon und Syrien wenig. Aber in Israel gibt es viele.
Warum? Weil Schreiben in Israel sehr verbreitet war – auch im Alltag, besonders im wirtschaftlichen Zusammenhang.
Siegel brauchte man, um Weinkrüge zu versiegeln.
Wir leben heute auch mit Siegeln, zum Beispiel bei Wasserflaschen, bei denen man das Siegel zuerst brechen muss.
Siegel sind wichtig, damit man sicher sein kann, dass die Flasche nicht vorher geöffnet wurde.
So war es auch im alten Israel: Man versiegelte mit Namen.
Das Volk konnte viel besser lesen und schreiben als andere Völker.
Was hat sie dazu bewegt? Die Heilige Schrift.
Es war das Volk des Buches, und das hat die allgemeine Fähigkeit zum Lesen und Schreiben enorm gefördert.
Darum war es wichtig, dass alle Bibelverse lesen konnten, Jungen und Mädchen. Die Jungen wurden zwar mehr gefördert, aber der Herr Jesus hat viele Frauen gefördert und unterwiesen – genauso wie die Männer.
Apostelinnen gab es jedoch keine.
Der Herr hat die Schöpfungsordnung, wie sie im Alten und Neuen Testament dargestellt wird, nicht aufgehoben.
Was wir aber sehen, ist, dass der Herr betont hat, dass Männer und Frauen im Dienst für den Herrn stehen, als Nachfolger in den Fußstapfen des Messias.
Dann gehen wir zu Vers 57 zurück. Dort haben wir bereits gelesen von dem reichen Mann von Arimathäa, Joseph.
Wir erfahren noch mehr über ihn aus dem Johannesevangelium. Schlagen wir Johannes 19, ab Vers 38 auf:
„Danach aber bat Joseph von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, aber aus Furcht vor den Juden ein Geheimer, Pilatus, dass er den Leib Jesu abnehmen dürfe. Pilatus erlaubte es. Er kam und nahm den Leib Jesu ab. Es kam auch Nikodemus, der zuerst bei Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte eine Mischung von Myrrhe und Aloe, ungefähr hundert Pfund. Sie nahmen den Leib Jesu und wickelten ihn in Leinentücher mit den wohlriechenden Ölen, wie es bei den Juden zur Bestattung Sitte ist. Es war aber an dem Ort, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten, und in dem Garten eine neue Gruft, in die noch nie jemand gelegt worden war. Dorthin legten sie Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil die Gruft nahe war.“
Wir sehen also, dass Joseph von Arimathäa schon länger ein wahrer Gläubiger und Jünger Jesu war, jedoch versteckt.
Durch seine hohe Position, wie wir gleich noch sehen werden, war es für ihn besonders schwierig, sich öffentlich zu dem verworfenen Messias zu bekennen.
Doch mit der Kreuzigung des Herrn schaffte er es, aus dieser Verborgenheit auszubrechen.
Das ist ein wichtiger Punkt im Leben eines Gläubigen: der Moment, an dem man sich nicht mehr versteckt, sondern sich ganz klar zum Herrn bekennt – sei es im Beruf oder in der Familie.
Das ist eine entscheidende Wende.
Es ist ein schwieriger Schritt, aber man lebt danach viel besser.
Wenn die Leute in Familie, Verwandtschaft und Arbeit wissen, woran sie sind, braucht man nicht mehr um den heißen Brei herumzureden.
Man wird einfach nicht mehr zu manchen Dingen eingeladen, und das macht das Leben einfacher.
Im Gegensatz zu den Frauen, die dem Herrn lange gedient hatten und ihm nachgefolgt waren, bricht Joseph von Arimathäa jetzt durch.
Auch Nikodemus ist ein Beispiel dafür.
Nikodemus war ja zu Beginn der drei Jahre öffentlichen Wirkens Jesu nachts zu ihm gekommen und wurde auf die Bekehrung und Wiedergeburt hingewiesen.
Es gab eine Entwicklung, und schon bei Johannes 7 hatte er sich gewagt, auf die Seite des Herrn zu stellen – im Sanhedrin, dem obersten Gerichtshof, wo er Mitglied war.
Jetzt wird klar: Es ist ein Durchbruch geschehen.
Schauen wir noch mehr zu Joseph im Lukasevangelium. Lukas 23, Vers 49:
„Aber alle seine Bekannten standen weit ab, auch die Frauen, die ihm von Galiläa nachgefolgt waren und dies sahen.“
Hier wird der Begriff „Bekannte“ verwendet, wie auch in den prophetischen Stellen, die wir schon gesehen haben.
Weiter in Vers 50:
„Und siehe, ein Mann mit Namen Joseph, der ein Ratsherr war, ein guter und gerechter Mann. Dieser hatte nicht eingewilligt in ihren Rat und ihre Tat. Er war von Arimathäa, einer Stadt der Juden, der das Reich Gottes erwartete. Dieser ging hin zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Und als er ihn abgenommen hatte, wickelte er ihn in ein Leinentuch und legte ihn in eine in Felsen gehauene Gruft, in die noch nie jemand gelegt worden war. Es war Rüsttag, und der Sabbat brach an.“
Was erfahren wir hier über Joseph? Er war ein Ratsherr.
Was ist ein Ratsherr?
Das heißt, er war Mitglied des Sanhedrin.
Peter hat das etwas anders formuliert und von einem Priester-Rat gesprochen, der als Sanhedrin bekannt war.
Das Wort „Ratsherr“ heißt auf Griechisch „Bouleutes“.
Dieses Wort kommt nur hier im Neuen Testament vor.
„Bouleutes“ ist ein griechisches Wort, das im Hebräischen als Fremdwort übernommen wurde, nämlich als „Bulwatin“.
„Bulwatin“ ist der Ausdruck für jemanden, der zum Priesterrat gehört, der etwa vierzehn Personen umfasst.
Der Oberste der „Bulwatin“ war der Hohepriester, der Kohen Gadol.
Der Zweitoberste war der Sagan, der Assistent des Hohen Priesters.
Der Sagan war sehr wichtig, zum Beispiel an Jom Kippur: Wenn der Hohepriester unrein wurde und nicht rechtzeitig gereinigt werden konnte, musste der Sagan stellvertretend ins Allerheiligste gehen.
In Apostelgeschichte 5, Vers 24 wird von „dem Priester“ gesprochen, was genau die Bezeichnung für den Sagan ist.
Dann gab es zwei oder mehr „Katholikin“ (nicht mit K, sondern mit Q geschrieben), die Schatzmeister oder Aufseher waren.
Eine weitere Gruppe waren die sieben „Amakelin“, die für die Tempeltore und die Tempelwache verantwortlich waren.
Außerdem gab es drei „Gisbarin“, die Unterschatzmeister waren.
Das war also der Rat der „Bulwatin“.
Joseph von Arimathäa gehörte also direkt unter den Hohen Priester.
Im Sanhedrin gab es eine Mischung aus Priestern, Ältesten und Schriftgelehrten, eine Mischung von Sadduzäern und Pharisäern.
Es liegt nahe, dass Joseph als Ratsherr und Priester den Sadduzäern angehörte, auch wenn das nicht ausdrücklich gesagt wird.
Was gesagt wird, ist, dass er ein gerechter und guter Mann war.
Er hat sich deutlich von anderen sadduzäischen Priestern im Hohen Rat abgesetzt.
Er gehörte offensichtlich zum Sanhedrin und war einer der höchsten Priester, die zu den „Bulwatin“ zählten.
Aus der rabbinischen Literatur wissen wir noch mehr Details:
Es gab eine spezielle Kammer, das sogenannte Torgebäude im inneren Vorhof des Tempels, das zum Altar führte.
Diese Kammer hieß „Lischkat Parhedrin“.
Dort hatten die „Bulwatin“ ihren Versammlungsort.
Wir könnten heute auf den Tempelberg gehen und genau zeigen, wo die „Bulwatin“ zusammentraten.
Joseph war also ein ganz besonderer Mann, typischerweise ein reicher Priester.
Er erkannte, dass Jesus der Messias war.
Darum stimmte er nicht dem Beschluss zu, Jesus von Nazaret töten zu lassen.
Er schaffte den Durchbruch, bekannte sich zum Herrn, ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu.
Er legte den Leib in sein eigenes Felsengrab.
Damit wurde Jesaja 53 erfüllt.
Schlagen wir Jesaja 53 auf, Vers 8 und 9:
„Aus Angesicht und Gericht wurde er hinweggenommen, und wer wird über sein Geschlecht nachsinnen? Denn er wurde abgeschnitten vom Land der Lebendigen. Wegen des Vergehens seines Volkes hat ihn Strafe getroffen, und man gab ihm bei Gottlosen sein Grab. Aber bei einem Reichen ist er gewesen in seinem Tod, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist.“
Das Grab des Gottlosen oder Gesetzlosen war die Verbrennung im Tal Hinnom, und das hat Gott nicht zugelassen.
Mit dem Tod des Herrn Jesus und dem Speerstich in seine Seite war Schluss.
Gott sorgte dafür, dass der Herr mit Hingabe und Respekt behandelt wurde.
So stellte dieser reiche Joseph sein Grab zur Verfügung.
So erfüllte sich die Prophetie: „Bei einem Reichen ist er gewesen in seinem Tod.“
Die Begründung: „Weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist.“
Im orthodoxen Judentum wird heute oft vertreten, dass Jesaja 53 nicht vom Messias spricht, sondern vom Volk Israel, das viel von den Nationen erlitten hat.
Dazu muss man fragen: Wann war das jüdische Volk in einem Grab eines Reichen?
Das passt überhaupt nicht.
Der Herr Jesus war im Grab von Joseph von Arimathäa, dem „Bulwatin“.
Weiter heißt es in Vers 8 b: „Wegen der Übertretung meines Volkes hat ihn Strafe getroffen.“
Gott sagt „mein Volk“ und spricht von ihm.
Das bedeutet, dass das Volk Israel nicht identisch mit dem leidenden Knecht ist.
Der leidende Knecht leidet für das Volk Israel und seine Sünden.
Damit ist diese Frage vom Tisch.
Nun wissen wir also, wer Joseph von Arimathäa war.
Wir sehen auch, wie er es wagte auszubrechen.
Von diesem Moment an war ihm egal, was andere denken würden, ob er seine Karriere, seinen Platz im Hohen Rat oder bei den „Bulwatin“ verlieren würde.
Das war das Risiko.
Oft fürchten Menschen, welchen Preis sie zahlen müssen, wenn sie sich zum Herrn bekennen.
Hätte Joseph das nicht getan, wäre er als 08/15-Priester im Schutt der Geschichte vergessen worden.
Was interessieren heute noch einzelne sadduzäische Priester aus dem Hohen Rat?
Niemanden.
Doch von Joseph wissen wir, dass durch ihn Jesaja 53 erfüllt wurde, dass der Messias in ein Grab eines Reichen gelegt wurde.
Außerdem lernen wir: Dieser Mann hat zu Lebzeiten sein Grab nicht geschaufelt, sondern aus dem Felsen hauen lassen.
Wer von uns hat schon sein Grab geschaufelt? Niemand.
Wenn man es tut, muss man sich konkret mit dem Sterben auseinandersetzen.
Viele verdrängen das.
Von Joseph lernen wir: Zu Lebzeiten müssen wir uns mit dem Tod auseinandersetzen.
Vor Kurzem fragte mich jemand, wie man Schweizer heute mit dem Evangelium erreichen kann.
Man kann bei der Ausbildung ansetzen: Jemand hat sechs Jahre Primarschule gemacht, dann so viele Jahre Sekundarschule oder Gymnasium, eine Berufsausbildung oder ein Hochschulstudium.
Das sind viele Jahre, die investiert werden – für ein paar Jahrzehnte bis zum Rentenalter.
Doch wenn es um die Ewigkeit geht, sagen viele Schweizer: „Das sehen wir dann.“
Es gibt keine Vorbereitung auf die Ewigkeit, aber für ein paar Jahrzehnte investiert man jahrelang.
Das ist völlig unlogisch.
Joseph von Arimathäa ist ein Beispiel: Zu Lebzeiten hat er sich gründlich mit dem Tod auseinandergesetzt.
Er wusste: Wenn ich sterbe, lande ich in diesem Felsengrab.
Er stellte das Grab dem Herrn zur Verfügung.
Es war noch unbenutzt, keine Spur von Verwesung.
Gott ließ keine weitere Schändung oder Verwesung zu.
Schlagen wir Psalm 16 auf.
Dieser Psalm wird in Apostelgeschichte 2 von Petrus ausdrücklich auf den Herrn Jesus bezogen.
Psalm 16, Vers 10:
„Denn meine Seele wirst du dem Scheol nicht überlassen, wirst nicht zulassen, dass dein Frommer die Grube sieht.“
Das hebräische Wort für „Grube“ bedeutet auch „Verwesung“.
Dieser Psalm macht klar, dass der Messias im Grab keine Verwesung erfahren würde.
Petrus erklärt das wunderbar in Apostelgeschichte 2.
Lies du Vers 25:
„Denn David sagt über ihn: ‚Ich sah den Herrn allezeit vor mir, denn er ist zu meiner Rechten, damit ich nicht wanke. Darum freute sich mein Herz, und meine Zunge jubelte. Ja, auch mein Fleisch wird in Hoffnung ruhen, denn du wirst meine Seele nicht im Hades zurücklassen, noch zulassen, dass dein Frommer Verwesung sieht.‘“
Im griechischen Text wird klar, dass das hebräische „Schachat“ in Psalm 16 als Verwesung zu verstehen ist.
Die Septuaginta-Übersetzung hat das schon korrekt wiedergegeben.
Petrus verweist darauf: Der Messias wird nicht verwesen.
Weiter heißt es:
„Du hast mir kundgetan Wege des Lebens, du wirst mich mit Freude erfüllen vor deinem Angesicht.“
Dann kommt die Auslegung von Petrus:
„Ihr Brüder, es sei erlaubt, mit Freimütigkeit zu euch zu reden, über den Patriarchen David, dass er gestorben und begraben ist und sein Grab bis auf diesen Tag unter uns ist. Da er ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid geschworen hatte, einen seiner Nachkommen auf seinen Thron zu setzen, hat er voraussehend von der Auferstehung des Christus geredet, dass er weder im Hades zurückgelassen worden ist noch sein Fleisch die Verwesung gesehen hat.“
Petrus muss den Beweis erbringen, dass David nicht von seiner eigenen Erfahrung spricht.
Damals waren die Königsgräber in der Davidstadt noch nicht entweiht.
Man konnte noch hingehen und sehen, dass König David verwest ist.
Psalm 16 bezieht sich also nicht auf David, sondern auf den Messias, der von David abstammen sollte.
Wir machen wieder eine Brücke zu Matthäus 27.
Joseph von Arimathäa stellte sein Grab zur Verfügung – ein Grab ohne Verwesung.
Johannes 19 zeigt, dass Nikodemus wertvolle Materialien zum Einbalsamieren brachte.
Auch Frauen, die dem Herrn dienten, kauften teure Spätzereien für die Einbalsamierung beim Begräbnis.
Doch der Herr ist früher auferstanden, und sie konnten die Spätzereien vor dem Sabbat nicht mehr anwenden.
Warum wurden diese Spätzereien im Judentum eingesetzt?
Der Sinn war, den Geruch der Verwesung zu überdecken, nicht Mumifizierung wie in Ägypten.
Im Judentum war die natürliche Verwesung akzeptiert.
Gott hatte nach dem Sündenfall in 1. Mose 3 festgelegt, dass der Mensch bei seinem Tod zum Staub zurückkehren soll, nicht zur Asche.
Im Gegensatz zu Verbreitungen hört man oft von „Staub und Asche“, aber so steht es nicht genau in der Bibel.
„Du wirst zurückkehren zum Staub“ (1. Mose 3).
Gott will die natürliche Verwesung, nicht Kremation.
Darum wurden Tote im Judentum nicht verbrannt.
Kremation ist ein Bild der Hölle.
In 1. Mose wird beschrieben, wie Menschen verbrannt wurden – Sodomiten – ein Bild für Gottes Gericht.
Der Judasbrief macht klar, dass das Feuer von Sodom ein Bild der ewigen Verdammnis ist.
Für Kinder Gottes geht Kremation nicht, weil es ein Bild der Hölle ist.
Im Judentum wurde Verwesung also bejaht, aber die Spätzereien wurden verwendet, um den Geruch zu überdecken.
Nathanael hat das so erklärt.
Ein würdiges Grab wurde aus dem Felsen herausgeschlagen, typischerweise eine große Felsenhöhle.
Darin gab es einen Steintisch, auf den der Tote gelegt, einbalsamiert und in Leinen gewickelt wurde.
Dann wartete man ein Jahr.
Nach einem Jahr war alles Fleisch weg, nur die Knochen blieben.
Dann rollte man den Stein vor der Höhle weg, ging hinein und sammelte die Knochen.
Diese Knochen wurden in eine kleine Box gelegt, ein Ossuarium (Knochenkiste).
Diese Kisten wurden in Nischen im Felsengrab geschoben.
So konnten viele Familienmitglieder in derselben Höhle beerdigt werden.
Die Spätzereien dienten also nur dazu, den Geruch der Verwesung zu überdecken, nicht die Verwesung zu verhindern.
Gott ließ beim Herrn Jesus nicht zu, dass Verwesung eintrat.
Das Grab roch nicht, es gab keine Verwesung.
Das war Gottes besondere Gnade für den Messias.
Joseph von Arimathäa, Nikodemus und die Frauen, die Spätzereien kauften, drückten damit ihre Hingabe an den Herrn aus – denn das war teuer.
Lies du nochmals Matthäus 27, Vers 38 bis 58:
Vers 58: „Dieser ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Pilatus befahl, den Leib zu übergeben. Joseph nahm den Leib, wickelte ihn in ein reines Leinentuch und legte ihn in seine neue Gruft, die er in den Felsen ausgehauen hatte. Er wälzte einen großen Stein vor die Tür der Gruft und ging weg. Dort saßen Maria Magdalena und die andere Maria dem Grab gegenüber.“
Hier wird Bezug genommen auf Vers 56, wo viele Frauen genannt werden, besonders Maria Magdalena, Maria, die Mutter von Jakobus und Joses, und die Mutter der Söhne Zebedäus.
In Markus 15, Vers 40 wird die Mutter der Söhne Zebedäus Salome genannt.
Hier wird sie nicht erwähnt, aber Maria Magdalena und Maria, Mutter von Jakobus und Joses, beobachten, was Joseph von Arimathäa tut.
Was ich noch hervorheben möchte: In Vers 58 wird vom „Leib Jesu“ gesprochen, also vom menschlichen Körper Jesu.
Vorhin hatten wir in Johannes 19 gelesen, und dort steht etwas, das viele übersehen haben.
Lies du Vers 42 noch einmal:
„Dorthin legten sie Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil die Gruft nahe war.“
Was legten sie dorthin? Es steht nicht „den Leib Jesu“, sondern „Jesus“.
Das heißt, der tote Körper wird als „Jesus“ bezeichnet.
Das berührt mich immer wieder bei Beerdigungen, wenn man sagt: „Die äußere Hülle übergeben wir dem Grab.“
Es ist nicht nur eine äußere Hülle. Der Körper ist Teil meiner Person.
Als lebendiger Mensch ist der Körper mit Geist und Seele eine Einheit.
Wenn der Körper leidet, leidet auch die Seele mit.
Umgekehrt kann seelisches Leid den Körper krank machen.
Es ist eine Einheit.
Der Tod ist widernatürlich, weil diese Einheit zerbricht.
Nach dem Tod gehen Seele und Geist sofort ins Paradies, so wie der Herr zum Schächer sagte: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
Paulus sagt, er habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein (Philipper 1).
Aber im Himmel ist man noch nicht vollständig, man wartet auf die Auferstehung.
Die Auferstehung ist entscheidend, weil erst dann der Mensch wieder vollständig ist.
Der Körper ist also nicht nur eine Hülle, sondern Teil unserer Person.
Darum heißt es: „Sie legten Jesus.“
Wenn man das sieht, bekommt man ein anderes Verhältnis zum eigenen Körper.
Das kann sich auf Essgewohnheiten, auf Gefahren von Süchten und die Pflege des Körpers auswirken.
Wir sollten uns bewusst sein: Der Schöpfer hat uns als Einheit aus Seele, Geist und Körper geschaffen.
Jetzt machen wir Pause und essen etwas.
Im Judentum war es, wie gesagt, unüblich, dass Frauen so intensiv belehrt wurden. Natürlich wurden sie in den Häusern und in der Familie unterwiesen. Auch durch die Besuche der Synagoge erhielten sie Unterricht. Doch das spezielle Studium, wie es Männer absolvierten, um von einem Rabbiner ausgebildet zu werden, war typischerweise Männersache.
Es gab zwar die Möglichkeit, dass Frauen auch teilnehmen konnten, doch das war nicht die Regel. Die vielen Frauen, die dem Herrn nachgefolgt waren, muss man daher als etwas ganz Besonderes würdigen. Das macht für das Neue Testament deutlich: Es ist wichtig, nicht zu denken, dass nur Männer in der Schrift gegründet sein und die Schrift kennen müssen. Männer und Frauen sollten das tun, auch wenn die Aufgaben in der Gemeinde unterschiedlich sind. Das macht das Wort klar.
Alle Männer und Frauen sollten gegründet sein. Jünger bedeutet nämlich Schüler oder Student. Dieses Wort soll uns daran erinnern. Doch es waren eben nicht einfach Studentinnen, die ihren Stoff gelernt haben. Vielmehr sehen wir, dass eine enge, tiefe Herzensverbindung mit dem Messias, mit dem Herrn Jesus, bestand.
In Israel war das Lesen und Schreiben eine verbreitete Fähigkeit, die auch Mädchen lernen konnten. Das war ganz anders als im Ausland. Wenn man beispielsweise in der Archäologie Siegel studiert, hat man Hunderte von Siegeln gefunden, besonders aus der Zeit von etwa tausend bis sechshundert vor Christus. In keinem Land gibt es so viele Siegel wie in Israel.
In Philistia, dem Gazastreifen und Umgebung, gibt es nur wenige Siegel. Auch in Edom (Südjordanien), Ammon, Moab (Mitteljordanien) und bei den Phöniziern, den Kanaanäern im Libanon und Syrien, findet man wenig Siegel. In Israel hingegen sehr viele. Warum? Weil Schreiben dort so verbreitet war, auch im Alltag und im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Dingen.
Siegel brauchte man beispielsweise, um Weinkrüge zu versiegeln. Wir leben heute auch mit Siegeln, das ist klar. Wir öffnen ständig Siegel, etwa bei Wasserflaschen, wenn man den Verschluss bricht. Siegel sind wichtig, damit man sicher sein kann, dass niemand vorher schon etwas entnommen hat. Das ist im Alltag ständig präsent, und so war es auch im alten Israel.
Die Siegel waren mit Namen versehen. Warum? Weil dieses Volk viel besser lesen und schreiben konnte als andere Völker. Was hat sie dazu bewegt? Die Heilige Schrift. Israel war eben das Volk des Buches. Das hat die allgemeine Fähigkeit zum Lesen und Schreiben stark gefördert.
Daher war es wichtig, dass alle Bibelverse lesen konnten, Jungen und Mädchen. Die Jungen wurden zwar mehr gefördert, doch wir sehen, dass der Herr Jesus viele Frauen gefördert und unterwiesen hat – genauso wie die Jünger.
Apostelinnen gab es allerdings nicht. Zwar hat der Herr die Schöpfungsordnung, wie sie die Bibel im Alten und Neuen Testament darstellt, nicht umgeworfen. Aber wir sehen, dass der Herr betont hat, dass Männer und Frauen im Dienst für den Herrn stehen, als Nachfolger in den Fußstapfen des Messias.
Ja, dann gehen wir zu Vers 57. Dort haben wir bereits von dem reichen Mann aus Arimathäa, Joseph, gelesen. Wir erfahren noch etwas mehr über ihn, wenn wir im Johannes-Evangelium nachschlagen. Johannes 19, Verse 38 bis 42, bitte.
Danach bat Joseph von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, aber aus Furcht vor den Juden heimlich, Pilatus, dass er den Leib Jesu abnehmen dürfe. Pilatus erlaubte es. Joseph kam nun und nahm den Leib Jesu ab. Es kam auch Nikodemus, der zuerst bei Nacht zu Jesus gekommen war. Er brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe mit, ungefähr hundert Pfund.
Sie nahmen den Leib Jesu und wickelten ihn in Leinentücher mit den wohlriechenden Ölen, wie es bei den Juden zur Bestattung üblich war. An dem Ort, wo Jesus gekreuzigt wurde, war ein Garten. In diesem Garten befand sich eine neue Gruft, in die noch nie jemand gelegt worden war. Dorthin legten sie Jesus, wegen der Rüsthacks der Juden, weil die Gruft nahe war.
Also sehen wir, dass Joseph schon länger ein wahrer Gläubiger und ein Jünger Jesu war, aber noch verborgen. Aufgrund seiner hohen Position, wie wir gleich noch sehen werden, war es für ihn besonders schwierig, sich öffentlich zum Herrn, dem verworfenen Messias, zu bekennen. Doch schließlich, mit der Kreuzigung des Herrn, schaffte er es, aus dieser Verborgenheit auszubrechen.
Das ist ein ganz wichtiger Punkt im Leben eines Gläubigen: Der Moment, in dem man sich nicht mehr versteckt, sondern sich ganz klar zum Herrn bekennt – sei es im Berufsumfeld oder in der Familie. Das bringt eine entscheidende Wende. Es ist ein schwieriger Schritt, aber man muss ihn wirklich gehen. Danach lebt man viel besser.
Wenn die Menschen in der Familie, in der Verwandtschaft und am Arbeitsplatz wissen, woran sie sind, laden sie einen oft gar nicht mehr zu bestimmten Dingen ein. Man muss nicht mehr um den heißen Brei herumreden, warum es dort nicht günstig ist. Es ist klar: Dorthin gehen wir nicht, für solche Dinge sind wir verloren. Das macht das Leben wirklich einfacher.
Es ist ein schwieriger Punkt. Im Gegensatz dazu sehen wir Frauen, die über lange Zeit dem Herrn gedient und ihm nachgefolgt waren. Endlich bricht Joseph von Arimathäa durch, ebenso Nikodemus. Auch bei Nikodemus gab es einen Weg. Er war Johannes III, der ganz am Anfang der drei Jahre öffentlichen Dienstes nachts zu Jesus kam und auf die Bekehrung und Wiedergeburt hingewiesen wurde. Es hat eine Entwicklung gegeben.
Schon Johannes VII hatte sich dann plötzlich doch gewagt, sich irgendwie auf die Seite des Herrn zu stellen – im Sanhedrin, dem obersten Gerichtshof, wo er Mitglied war. Ab jetzt wird es klar: Ein Durchbruch ist geschehen.
Schauen wir uns Joseph noch einmal genauer im Lukasevangelium an. Lukas gibt uns weitere wichtige Informationen, die sehr bedeutsam sind. In Lukas 23, liest du gerade Vers 49? Dort heißt es: „Aber alle seine Bekannten standen weit ab. Auch die Frauen, die ihm von Galiläa nachgefolgt waren, sahen dies.“
Man merkt, hier wird der Begriff „Bekannte“ verwendet, ähnlich wie in den prophetischen Stellen, die wir bereits betrachtet haben. Weiter in Vers 50 steht: „Und siehe, ein Mann mit Namen Joseph, der ein Ratsherr war, ein guter und gerechter Mann. Dieser hatte nicht eingewilligt in ihren Rat und in ihre Tat. Er war von Arimathäa, einer Stadt der Juden, der das Reich Gottes erwartete. Dieser ging hin zu Pilatus und bat um den Leib Jesu.“
Als er Jesus abgenommen hatte, wickelte er ihn in ein Leinentuch und legte ihn in eine in Felsen gehauene Gruft, worin noch nie jemand gelegen hatte. Es war Rüsttag, und der Sabbat brach an.
Was erfahren wir hier über Joseph? Er war ein Ratsherr. Aber was genau ist ein Ratsherr? Manche haben vielleicht eine andere Vorstellung davon. Es wird angenommen, dass er ein Mitglied des Sanhedrin war. Das müssen wir nicht weiter zusammensetzen, denn Petrus hat das etwas anders beschrieben, indem er von einem Priesterrat sprach, und es wurde vorgeschlagen, dass es sich um den Sanhedrin handelt.
Der Sanhedrin war das oberste Gericht mit etwa einundsechzig Personen, darunter auch Priester. Gehen wir Schritt für Schritt vor: Das Wort „Ratsherr“ heißt auf Griechisch „Bouleutes“. Dieses Wort kommt nur hier im Neuen Testament vor. „Bouleutes“ ist eigentlich ein griechisches Wort, aber im Hebräischen wurde es als Fremdwort übernommen, nämlich als „Bulwatin“.
„Bulwatin“ ist der Ausdruck für jemanden, der zum Priesterrat gehört, der aus ungefähr vierzehn Personen bestand. Der Oberste unter ihnen war der Hohepriester, der Kohen Gadol. Der Zweitoberste war der Sagan, der Assistent des Hohenpriesters. Dieser war sehr wichtig, zum Beispiel am Jom-Kippur-Tag: Wenn der Hohepriester aus irgendeinem Grund unrein wurde und nicht rechtzeitig gereinigt werden konnte, musste der Sagan an seiner Stelle ins Allerheiligste gehen.
In Apostelgeschichte 5,24 ist von „dem Priester“ die Rede, und das ist genau die Bezeichnung für den Sagan. Dies ist ein konkreter Fall im Neuen Testament.
Außerdem gab es zwei oder mehr Schatzmeister, die man „Katholikin“ nannte – nicht mit K, sondern mit Q geschrieben. Diese waren Aufseher. Eine weitere Gruppe waren die sieben „Amakelin“, die für die Tempeltore und die Tempelwache verantwortlich waren. Zusätzlich gab es drei „Gisbarin“, die Unterschatzmeister waren.
Dieser Rat der „Bulwatin“ war also sehr organisiert. Joseph von Arimathäa war einer dieser Mitglieder, also direkt unter dem Hohenpriester angesiedelt.
Im Sanhedrin gab es eine Gruppe von Priestern, außerdem Älteste und Schriftgelehrte. Diese Mischung bestand aus Sadduzäern und Pharisäern. Es liegt nahe, dass dieser Ratsherr als Priester zu den Sadduzäern gehörte, auch wenn das nicht ausdrücklich gesagt wird.
Was aber gesagt wird, ist, dass Joseph ein gerechter und guter Mann war. Er setzte sich deutlich von anderen sadduzäischen Priestern im Hohen Rat ab. Er gehörte offensichtlich zum Sanhedrin und wird hier als jemand beschrieben, der nicht in den Rat und die Tat der anderen eingewilligt hatte.
Aus der rabbinischen Literatur wissen wir noch mehr Details: Es gab eine spezielle Kammer, das sogenannte Torgebäude, im inneren Vorhof des Tempels, das zum Altar führte. Dieses lag auf der Südseite und hieß „Lischkatparhedrin“. Dort hatten die Bulwatin ihren Versammlungsort.
Man könnte heute auf den Tempelberg gehen und genau die Quadratmeter zeigen, an denen die Bulwatin zusammentraten. So konkret können wir heute auf den Spuren der Evangelien wandeln.
Joseph von Arimathäa war also ein ganz besonderer Mann, typischerweise ein sehr reicher Priester. Er erkannte, dass Jesus der Messias war. Deshalb machte er nicht bei dem Beschluss mit, Jesus von Nazareth töten zu lassen.
Schließlich gelang es ihm, den Durchbruch zu schaffen: Er bekannte sich zu Jesus, ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Er legte Jesus in sein eigenes Felsengrab.
Damit wurde die Prophezeiung aus Jesaja 53 erfüllt.
Schlagen wir auf Jesaja 53 auf, diese wunderbare Prophetie über die Leiden des Messias. Dort lesen wir in den Versen acht und neun:
„Aus Angesicht und Gericht wurde er hinweggenommen, und wer wird über sein Geschlecht nachsinnen? Denn er wurde abgeschnitten vom Lande der Lebendigen, wegen des Vergehens seines Volkes hat ihn Strafe getroffen. Man gab ihm bei Gottlosen sein Grab, aber bei einem Reichen ist er gewesen in seinem Tod, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist.“
Das Grab des Gottlosen oder Gesetzlosen war die Verbrennung im Tal Hinnom, und das hat Gott nicht mehr zugelassen. Mit dem Tod des Herrn Jesus und dem Speerstich in seine Seite war Schluss.
Gott sorgte dafür, dass der Herr mit Hingabe und Respekt behandelt wurde. So stellte der reiche Joseph sein Grab zur Verfügung. Damit erfüllte sich die Prophezeiung: „Bei einem Reichen ist er gewesen in seinem Tod.“ Die Begründung lautet: Weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist.
Im orthodoxen Judentum wird heute oft vertreten, dass Jesaja 53 gar nicht vom Messias spricht. Dieser leidende Knecht sei vielmehr das Volk Israel, das viel von den Nationen erlitten habe. Doch hier stellt sich die Frage: Wann war das jüdische Volk jemals im Grab eines Reichen? Das passt überhaupt nicht.
Der Herr Jesus hingegen war im Grab von Joseph von Arimathia, einem reichen Mann. Weiter heißt es in Vers 8b: „Wegen der Übertretung meines Volkes hat ihn Strafe getroffen.“ Gott spricht hier von „meinem Volk“, was zeigt, dass das Volk Israel nicht identisch ist mit dem leidenden Knecht. Es wird unterschieden: Der Knecht leidet für das Volk Israel und für seine Sünden. Damit ist diese Frage auch vom Tisch.
Nun wissen wir, wer dieser Joseph von Arimathia war. Wir sehen auch, wie er es gewagt hat, auszubrechen. Von diesem Zeitpunkt an war es ihm egal, was die anderen denken würden. Ob er seine ganze Karriere verlieren würde, aus dem Hohen Rat ausgeschlossen oder aus dem Rat der Bulbatin ausgeschlossen würde – das war das Risiko.
Oft ist es die Sorge, welchen Preis man zahlen muss, wenn man sich zu dem Herrn bekennt im eigenen Umfeld. Hätte Joseph das nicht getan, wäre er als einfacher Priester im Schutt der Geschichte vergessen worden. Was interessieren uns heute einzelne sadduzäische Priester aus dem Hohen Rat? Niemanden mehr.
Doch von ihm wissen wir, dass durch ihn Jesaja 53 erfüllt wurde: Der Messias wurde in ein Grab eines Reichen gelegt.
Was wir außerdem lernen: Dieser Mann hat zu Lebzeiten nicht nur sein Grab geschaufelt, sondern es aus dem Felsen hauen lassen. Wer von uns hat schon sein Grab geschaufelt? Niemand. Doch wenn man es tun würde, müsste man sich konkret mit dem Sterben auseinandersetzen.
Joseph von Arimathia hat das nicht gescheut. Er hat sich mit dem Tod, und zwar mit dem persönlichen Tod, auseinandergesetzt. Viele verdrängen das, aber von ihm lernen wir: Zu Lebzeiten müssen wir uns direkt mit dem Tod beschäftigen.
Vor kurzem fragte mich jemand, wie man Schweizer heute mit dem Evangelium erreichen könne. Wo kann man ansetzen? Wir sagten zum Beispiel bei der Ausbildung. Jemand hat sechs Jahre Primarschule gemacht – je nach Kanton –, dann mehrere Jahre Sekundarschule oder Gymnasium, anschließend eine Berufsausbildung oder ein Hochschulstudium. Das sind in der Schweiz fantastische Ausbildungen.
Wenn man all diese Jahre zusammenzählt, investiert man unglaublich viel Zeit für ein paar Jahrzehnte bis zum Rentenalter. Kaum sieht man sich um, ist man 65 und kann gehen. Vielleicht war man Chefarzt in einem Spital oder hatte einen anderen guten Beruf.
Doch was die Ewigkeit betrifft, sagen viele Schweizer: „Na ja, das sehen wir dann.“ Es gibt keine Vorbereitung auf die Ewigkeit, aber für ein paar Jahrzehnte investiert man jahrelang.
Das ist völlig unlogisch. Hier kann man ansetzen.
Joseph von Arimathia ist ein Beispiel dafür: Er hat sich zu Lebzeiten sehr gründlich mit dem Tod auseinandergesetzt. Er wusste, dass er nach dem Tod in diesem Felsengrab landen würde. Dieses Grab stellte er dem Herrn zur Verfügung.
Es wurde noch nicht gebraucht. Es gab keine Spur von Verwesung in diesem Felsengrab. Das war auch ein Punkt: Gott hat keine weitere Schändung mehr zugelassen, aber auch keine Verwesung.
Schlagen wir auf mit dem prophetischen Psalm 16. Dieser Psalm wird in Apostelgeschichte 2 von Petrus ganz ausdrücklich auf den Herrn Jesus bezogen.
Wir lesen Psalm 16, Vers 10: „Denn meine Seele wirst du dem Scheol nicht lassen, wirst nicht zugeben, dass dein Frommer die Grube sehe.“ Das Wort „Grube“ wird hier auch mit „Verwesung“ übersetzt. Dieser Psalm macht also klar, dass der Messias im Grab keine Verwesung erleben würde.
Wir können kurz aufschlagen, wie Petrus das wunderbar erklärt. Er verweist nämlich auf das Davidsgrab unten in der Davidsstadt. Diese Grabstätte kann man heute noch besuchen. In Apostelgeschichte 2, Vers 25, sagt er: „Denn David spricht von ihm: Ich sah den Herrn allezeit vor mir, denn er ist zu meiner Rechten, damit ich nicht wanke. Darum freute sich mein Herz, und meine Zunge jubelte; ja, auch mein Fleisch wird in Hoffnung ruhen, denn du wirst meine Seele nicht im Hades zurücklassen, noch zugeben, dass dein Frommer Verwesung sehe.“
Im griechischen Text wird ganz klar gemacht, dass das hebräische Wort „Schachat“ in Psalm 16 als Verwesung zu verstehen ist. So hat die Septuaginta-Übersetzung schon vorchristlicher Zeit korrekt übersetzt: „Nicht zugeben, dass dein Frommer Verwesung sehe.“
Weiter heißt es: „Du hast mir kundgetan Wege des Lebens, du wirst mich mit Freude erfüllen vor deinem Angesicht.“
Nun folgt die Auslegung von Petrus: „Ihr Brüder, es sei erlaubt, mit Freimütigkeit zu euch zu reden über den Patriarchen David, dass er gestorben und begraben ist und sein Grab bis auf diesen Tag unter uns ist. Da er nun ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid geschworen hatte, einen seiner Nachkommen auf seinen Thron zu setzen, hat er voraussehend von der Auferstehung des Christus geredet, dass er weder im Hades zurückgelassen worden ist, noch sein Fleisch die Verwesung gesehen hat.“
Petrus muss jetzt den Beweis antreten, dass David nicht von seiner eigenen Erfahrung spricht. Damals konnte er noch auf die Königsgräber in der Davidstadt in Ostjerusalem verweisen. Diese waren damals noch nicht entweiht. Man konnte also noch hingehen und das Davidsgrab besuchen und sehen: König David ist verwest. Deshalb bezieht sich Psalm 16 nicht auf ihn.
Weil David aber ein Prophet war, hat er von dem Messias prophezeit, der von ihm abstammen sollte als Mensch, dass dieser die Verwesung nicht sehen würde.
Nun machen wir wieder eine Brücke zurück zu Matthäus 27. Wir haben gesehen, dass Joseph von Arimathäa sein Grab zur Verfügung gestellt hat – ein Grab ohne Verwesung.
Wir haben ebenfalls gesehen, wie Johannes 19 zusammen mit Nikodemus wertvolle Materialien zum Einbalsamieren bereitgestellt hat. Diese konnten sie aber noch nicht anwenden.
Gleichzeitig werden wir noch sehen, dass auch Frauen, die dem Herrn als Jüngerinnen gedient haben, teure Spätzereien gekauft haben mit Blick auf die Einbalsamierung beim Begräbnis. Doch der Herr ist früher auferstanden, und sie konnten diese Einbalsamierung gerade vor dem Sabbat nicht mehr anwenden.
Warum? Erste Frage: Warum hat man im Judentum diese Spätzereien eingesetzt? Was war der Sinn davon?
Es ging nicht darum, dass es nicht so stinkt, also es geht nicht um Mumifizierung wie in Ägypten. Im Judentum gab es ein klares Ja zur natürlichen Verwesung. Warum? Weil Gott nach dem Sündenfall in 1. Mose 3 gesagt hat, und das ist im Gesetz Mose festgehalten, dass der Mensch bei seinem Tod wieder zurückkehren soll zum Staub, nicht zur Asche.
An Beerdigungen hört man immer wieder „Staub und Asche“. So steht es genau nicht in der Bibel. Es heißt: „Du wirst zurückkehren zum Staub“ (1. Mose 3). Gott will die natürliche Verwesung und nicht die Kremation. Deshalb hat man im Judentum die Toten auch nicht kremiert oder verbrannt.
Denn die Kremation ist eigentlich ein Bild der Hölle. In 1. Mose finden wir schon, wie Menschen kremiert wurden, aber das waren Sodomiten, das war Gottes Gericht. Der Judasbrief macht klar, dass dieses Feuer von Sodom ein Bild ist von der ewigen Verdammnis. Für ein Kind Gottes geht Kremation also gar nicht, denn sie ist ein Bild der Hölle.
Im Judentum hat man die Verwesung bejaht und trotzdem diese Spätzereien verwendet beim Tod. Wie Nathanael das gesagt hat: Es war so, dass man ein würdiges Grab aus dem Felsen herausgeschlagen hat. Typischerweise grub man eine große Felsenhöhle, und darin gab es einen Steintisch. Dort legte man den Toten darauf, einbalsamierte ihn und wickelte ihn in Leinen.
Dann wartete man ein Jahr. In Israel reicht das, dann ist alles Fleisch weg, es sind nur noch die Knochen da. Nach einem Jahr musste man den Stein vor der Höhle des Felsengrabes wegrollen, wieder hineingehen und die Knochen sammeln. Damit man das aushält, war es gut, dass es diese Spätzereien gab. Sie dienten einfach dazu, den Geruch der Verwesung zu übertönen.
Diese Spätzereien verhinderten aber nicht die Verwesung, so wie die Mumifizierung in Ägypten. Diese funktioniert ganz anders. Man sammelte dann die Knochen und legte sie in eine kleine Box, die Ossuarium genannt wird, also eine Knochenkiste. Diese Kiste wurde in eine Vertiefung im Felsengrab geschoben.
So konnte man in einer Felsenhöhle viele solcher Nischen einrichten und eine ganze Verwandtschaft in derselben Höhle beerdigen. Jetzt ist klar: Diese Spätzereien dienten nicht dazu, die Verwesung zu verhindern, sondern nur, um den Verwesungsgeruch zu überdecken.
Gott hat aber nicht zugelassen, dass es bei dem Herrn angewendet werden konnte. Er brauchte es auch gar nicht, denn dieses Grab hat nicht gerochen, es gab keine Verwesung. Das hat Gott bei dem Messias nicht mehr zugelassen.
Was man sieht, ist bei Joseph von Arimathäa, bei Nikodemus und bei den Frauen, die Spätzereien kauften nach dem Sabbat. Das war ein Ausdruck der Hingabe an den Herrn, denn das war schon teuer, was sie da gekauft haben, sehr teuer.
Liest man nochmals ab Vers 38 und Vers 58 in Matthäus 27, heißt es: „Dieser ging hin zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus, den Leib zu übergeben. Joseph nahm den Leib, wickelte ihn in ein reines Leinentuch und legte ihn in seine neue Gruft, die er in den Felsen ausgehauen hatte. Er wälzte einen großen Stein an die Tür der Gruft und ging weg. Es waren aber dort Maria Magdalena und die andere Maria, die dem Grab gegenüber saßen.“
Jetzt wird Bezug genommen auf Vers 56. Dort hatten wir bei den vielen Frauen speziell Maria Magdalena, Maria, die Mutter von Jakobus und Joses, und die Mutter der Söhne Zebedäus erwähnt. Wie hieß die eigentlich? Ich habe gehört, Salome. Ja, in Markus 15,40 wird sie Salome genannt.
Hier aber sind es Maria Magdalena und Maria, Mutter von Jakobus und Joses, die zugeschaut haben, was Joseph von Arimathäa machte.
Was ich noch hervorheben möchte: In Vers 58 lesen wir vom Leib Jesu – das war der menschliche Körper von Jesus. Vorhin hatten wir doch in Johannes 19 gelesen, und zwar etwas, das viele übersehen haben. Ein feines Detail in Vers 42: „Dort hin nun legten sie Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil die Gruft nahe war.“
Was legten sie dorthin? Es steht nicht „den Leib Jesu“, das wäre auch richtig. Aber es heißt: „Dorthin legten sie Jesus.“ Das heißt, der tote Körper wird Jesus genannt.
Das berührt mich immer wieder bei Beerdigungen, wenn man einfach sagt: „So, jetzt die äußere Hülle, die übergeben wir dem Grab.“ Es ist nicht nur die äußere Hülle. Der Körper ist ein Teil meiner Person. Als lebendiger Mensch ist dieser Körper mit Geist und Seele eine totale Einheit.
Wenn der Körper unter schweren Schmerzen leidet, leidet die Seele mit. Körperliches Leid kann die Seele krank machen, und umgekehrt kann seelisches Leid den Körper krank machen. Es ist eine Einheit. Der Tod ist so etwas Widernatürliches, da wird diese Einheit zerbrochen. Aber der Körper ist nicht einfach nur die Hülle.
Natürlich gehen Seele und Geist sofort ins Paradies, so wie der Herr dem Verbrecher am Kreuz gesagt hat: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Paulus sagt, er habe Lust abzuscheiden und bei Christus zu sein (Philipper 1).
Doch man ist im Himmel noch nicht vollständig, sondern wartet auf die Auferstehung. Die Auferstehung ist ganz entscheidend, denn erst dann ist der Mensch wieder vollständig.
Paulus sagt, zum Herrn zu gehen mit Geist und Seele ist weit besser als das Leben jetzt in einer gefallenen Schöpfung, wo wir viel Schönes haben, aber eben auch anderes. Deshalb ist es nicht vollständig. Der Körper ist nicht einfach eine Hülle, die nicht wichtig ist, sondern ein Teil unserer Person.
Darum heißt es „legen Sie Jesus!“ Ich glaube, wenn man das sieht, bekommt man ein anderes Verhältnis zu seinem eigenen Körper. Das kann sich auch auf Essgewohnheiten, auf Gefahren von Süchten und so weiter auswirken.
In der Pflege des Körpers sollte einem bewusst sein: Das gehört zu mir. Der Schöpfer hat mich als eine Einheit gemacht – nicht nur Seele und Geist, sondern Seele, Geist und Körper.
Jetzt machen wir Pause und essen etwas.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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