Zum Inhalt

Die Bergpredigt und Seligpreisungen

Das Matthäusevangelium mit Roger Liebi, Teil 9/90
19.08.2018Matthäus 5,1-16
SERIE - Teil 9 / 90Das Matthäusevangelium mit Roger Liebi

Einführung in die Bergpredigt und ihr Kontext

Wir stehen in unserer Betrachtung des Matthäusevangeliums in Kapitel 5. Das heißt, wir beginnen heute mit der Bergpredigt, den Kapiteln 5 bis 7.

Ich möchte bitten, dass jemand uns die Verse 1 bis 42 vorliest.

Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:

Glückselig sind die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel.
Glückselig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
Glückselig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.
Glückselig sind die, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.
Glückselig sind die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit zuteilwerden.
Glückselig sind die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott sehen.
Glückselig sind die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.
Glückselig sind die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel.
Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden, um meinetwillen.

Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln. Ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren.

Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz kraftlos geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden.

Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht eine Lampe an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Lampenständer, und sie leuchtet allen, die im Haus sind.

Ebenso lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.

Denkt nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen.

Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.

Wer irgend nun eins dieser geringsten Gebote auflöst und die Menschen so lehrt, wird der Geringste heißen im Reich der Himmel. Wer aber sie tut und lehrt, dieser wird groß heißen im Reich der Himmel.

Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht bei weitem übersteigt, werdet ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen.

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten. Wer aber irgend töten wird, wird dem Gericht verfallen sein.

Ich aber sage euch: Jeder, der seinen Bruder ohne Grund zürnt, wird dem Gericht verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka, wird dem Synedrium verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr, wird der Hölle des Feuers verfallen sein.

Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar stehen. Geh zuvor hin, versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und bring deine Gabe dar.

Vergleiche dich schnell mit deinem Widersacher, während du mit ihm auf dem Weg bist, damit nicht etwa der Widersacher dich dem Richter überliefert und der Richter dich dem Diener überliefert und du ins Gefängnis geworfen wirst.

Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch den letzten Cent bezahlt hast.

Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht Ehe brechen.

Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat schon Ehebruch mit ihr begangen in seinem Herzen.

Wenn aber dein rechtes Auge dir Anstoß gibt, so reiß es aus und wirf es von dir. Denn es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder umkomme, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen werde.

Und wenn deine rechte Hand dir Anstoß gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir. Denn es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder umkomme, als dass dein ganzer Leib in die Hölle komme.

Es ist aber gesagt: Wer seine Frau entlässt, gebe ihr einen Scheidebrief.

Ich aber sage euch: Jeder, der seine Frau entlässt, außer aufgrund von Hurerei, bewirkt, dass sie Ehebruch begeht. Und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.

Wiederum habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht falsch schwören, sondern dem Herrn deine Eide erfüllen.

Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs, noch sollst du bei deinem Haupt schwören, denn du vermagst nicht, ein Haar weiß oder schwarz zu machen.

Eure Rede sei aber: Ja, ja; nein, nein. Was aber mehr ist als dieses, ist aus dem Bösen.

Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn.

Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen. Wer dich auf deine rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin.

Und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Untergewand nehmen will, dem lass auch das Oberkleid.

Wer dich zwingen will, eine Meile mitzugehen, mit dem geh zwei.

Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will.

Vielen Dank!

Überblick über die Struktur des Matthäusevangeliums und die Bedeutung der Bergpredigt

Wir haben beim letzten Mal gesehen, dass das Matthäusevangelium aus sieben Teilen besteht. Diese Teile sind deutlich im Text selbst erkennbar. Typischerweise gibt es immer einen einführenden Absatz, wenn ein neuer Teil beginnt.

Wir haben beim letzten Mal den ersten Teil betrachtet, der das Kommen des Messias als König in dieser Welt beschreibt. Dieser Teil umfasst Kapitel 1, Vers 1 bis Kapitel 4, Vers 22. Die Verse 23 bis 25 bilden den einführenden Absatz zum zweiten Teil des Matthäusevangeliums, den wir mit „Dienst und Lehre in Galiläa“ überschreiben können. Der Dienst in Judäa folgt später. Jetzt geht es um Galiläa, und wir haben gesehen, dass in Jesaja vorausgesagt wurde, dass das Licht des Messias in Galiläa aufgehen soll. So hatte der Dienst des Herrn Jesus am Anfang einen starken Akzent in Galiläa, dem damals verachteten Norden.

Nun folgt die Bergpredigt, die Kapitel 5 bis 7 umfasst. Sie zeigt uns, wie der Herr Jesus diente und wie er predigte. Auffallend ist, dass seine ganze Art zu predigen eine absolute Sensation war. Er predigte ganz anders als die Rabbiner.

Das sehen wir schon in der Schlussbemerkung, Matthäus 7,28-29. Dort heißt es: „Und es geschah, als Jesus diese Reden vollendet hatte, erstaunten die Volksmengen sehr über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten.“

Das ist der abschließende Absatz, den wir beim letzten Mal gesehen haben: „Und es geschah, als Jesus diese Reden vollendet hatte.“ Dieser Satz kommt immer wieder vor und signalisiert einen neuen Abschnitt. Hier wird gesagt, dass die Volksmenge erstaunt war über seine Lehre, weil er sie mit Autorität lehrte.

Das führt zum nächsten Abschnitt, der besonders das Thema der Autorität behandelt. Aber diese Autorität wird schon in der Lehre, die im zweiten Teil anhand der Bergpredigt anschaulich vorgestellt wird, deutlich.

Was war denn anders? Nicht wie ihre Schriftgelehrten. Wenn man einen Eindruck bekommen will, wie unter den Schriftgelehrten gepredigt wurde, muss man etwas Talmud lesen. Der Talmud ist das wichtigste theologische Werk im Judentum nach der Bibel. Im Talmud ist es üblich, dass „Rabbi Soundso“ im Namen von „Rabbi Soundso“ zitiert wird. Typisch ist, dass man sich immer auf Autoritäten beruft.

Das kennen wir auch aus der theologischen Wissenschaft: Es wird zitiert, wer von wem zitiert hat, und so weiter. Man beruft sich ständig auf Autoritäten, und so war das auch im Judentum.

Wir haben in der Bergpredigt kein Zitat eines anderen Rabbiners gesehen. Wichtig ist auch, dass im Talmud verschiedene Perioden von Rabbinern unterschieden werden. Je älter die Periode, desto gewichtiger die Autorität. Je jünger, desto weniger.

Der Herr Jesus beruft sich jedoch auf niemanden. Ganz im Gegenteil: Beim Lesen haben wir wiederholt gesehen, zum Beispiel in Matthäus 5, Vers 21: „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten. Wer aber tötet, wird dem Gericht verfallen sein.“ Das ist ein Bibelzitat aus den Zehn Geboten. Dann folgt der Kommentar: „Ich aber sage euch…“

In der Elberfelder Bibel ist „ich aber sage euch“ kursiv gedruckt, um zu verdeutlichen, dass im Grundtext „ich“ betont ist. Also nicht einfach „ich sage euch“, sondern „ich aber sage euch“.

Auch in Vers 27 heißt es: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. Ich aber sage euch…“ Jeder merkt, dass er in eigener Autorität spricht. Das war völlig unerhört, wie er gesprochen hat.

Diese ganze Predigt stellt dar, dass Jesus sich gegen die Art der Bibelauslegung der Rabbiner stellte. Die Bergpredigt war eine Totalkonfrontation mit dem Judentum jener Zeit.

Gerade dieses „Ich aber sage euch“ wird oft missverstanden. Viele denken, die Bergpredigt sei ein Sozialprogramm, um die Gesellschaft netter zu machen. Das ist ein völliges Missverständnis. Die Bergpredigt richtet sich nicht an die Allgemeinheit. Zwar hörte das Volk zu, aber schauen wir nochmal in Matthäus 5, Vers 1-2: „Als er aber die Volksmenge sah, stieg er auf den Berg. Und als er sich setzte, traten seine Jünger zu ihm, und er tat seinen Mund auf zu einer Rede, lehrte sie und sprach.“

Hier wird klar gesagt, dass der Herr sich in dieser Predigt an seine Jünger richtete, also an seine Nachfolger. Die Allgemeinheit hörte zwar zu, wie wir in Matthäus 7,28 gelesen haben, doch die Lehre war an die Jünger gerichtet.

Jünger bedeutet Schüler oder Student. Auf Hebräisch heißt das „Talmid“. Das ist auch heute noch das normale Wort für einen Universitätsstudenten oder Schüler. Die Talmidin waren die Schüler eines Rabbiners, die er besonders unterwies und ausbildete, damit sie später selbst lehren konnten.

Typisch war, dass Jünger mit dem Satz „Folge mir nach“ berufen wurden. Das haben wir in Matthäus 4 gesehen, wo der Herr die Jünger beruft. Die Art und Weise, wie er berief, war ganz normal im Judentum.

Ein wichtiger Unterschied war jedoch, dass Jesus kein ordinierter Rabbiner war. Im Judentum spielte die Ordination eine wichtige Rolle, ähnlich wie später in der Geschichte der Christenheit. Es gab Zeiten, in denen nur Ordinierte predigen durften. Wer ohne Ordination predigte, wurde verfolgt oder sogar eingesperrt.

Im Judentum überträgt ein Rabbiner seine Autorität durch Einsetzung auf den neuen Rabbiner, so dass die Autorität weitergegeben wird. Der Herr Jesus hingegen wurde von keiner solchen Autorität eingesetzt. Er stellte sich sogar gegen alle Autoritäten und sagte: „Ich aber sage euch.“

Man kann sich kaum vorstellen, wie aufregend das damals war, als der Herr so predigte. Er richtete sich an die, die von ihm lernen und ihm nachfolgen wollten.

Ein weiterer wichtiger Unterschied zu heutigen Studenten: Die Rabbiner verstanden ihre Schüler nicht nur als theoretische Lernende. Sie mussten auch auswendig lernen und vor allem das Vorbild ihres Lehrers im praktischen Leben nachahmen. Jünger bedeutete also mehr als nur Student; es bedeutete, das Leben des Lehrers nachzuahmen.

Heute würde ein Universitätsdozent entsetzt sein, wenn man von ihm verlangte, dass er mit seinem ganzen Leben ein Vorbild sein sollte – sein Eheleben, sein Familienleben usw. Das ist heute eine klare Trennung zwischen Privatleben und Lehre.

Damals war das anders. Der Lehrer sollte ein Vorbild sein. Und der Herr Jesus gab ein vollkommenes Beispiel.

In Matthäus 5, Vers 17 heißt es: „Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen.“

Das ist eine Aussage, die man gut verstehen muss. Der Herr Jesus kam, um das Gesetz zu erfüllen, indem er es vollkommen vorlegte. Er war der einzige Mensch, der die Tora wirklich eingehalten hat. Niemand sonst hat das getan.

In der Bergpredigt zeigt er auch, wie man die Tora richtig auslegen muss. Er macht deutlich, dass die Tora viel tiefer ist, als es die Rabbiner sagten.

Die Rabbiner, besonders die Pharisäer, hatten ein System aufgebaut, das den Leuten den Eindruck vermittelte, dass man ein guter Mensch sei, wenn man sich an ihre Regeln hält.

Der Herr Jesus aber sagt, das reicht nicht. In Matthäus 5, Vers 20 heißt es: „Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit mehr ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Reich der Himmel kommen.“

Jesus kam als Messias und begann, das Reich der Himmel zu predigen. Das sehen wir in Matthäus 4, Vers 17: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahegekommen.“

Der Ausdruck „Reich der Himmel“ war bei den Rabbinen üblich. „Malchut Schamai“ – das Königreich des Himmels – war ein Ersatzwort für den heiligen Namen JHWH (Jahwe), den man nicht aussprach.

Das Reich der Himmel ist also das Reich Jahwes, das die Propheten im Alten Testament ankündigten, wenn der Messias als König kommt.

Jesus sagt seinen Jüngern, dass ihre Gerechtigkeit etwas vollkommen anderes sein muss als das, was die Rabbiner lehren, sonst kommen sie nicht ins Reich Gottes.

Die Pharisäer hatten jedoch ein System geschaffen, das der Allgemeinheit den Eindruck vermittelte, wenn man sich so verhält, wie sie es lehrten, kommt man ins Reich Gottes.

Das ist eine Verführung. Schauen wir dazu Markus 10, das ist sehr dramatisch. Das Gesetz war eigentlich gegeben worden als Spiegel, Siegel und Riegel.

Als Spiegel sollte es dem Menschen zeigen, dass er Gottes Anforderungen nicht erfüllt. Das Gesetz sollte den Menschen überzeugen, dass er ein Sünder ist, einen Retter braucht und seine Sünde bekennen muss.

Darum sagt Jesus: „Tut Buße, denn das Reich Gottes ist nahegekommen.“

Jetzt lesen wir Markus 10, ab Vers 17: „Und als er auf dem Weg hinausging, lief einer herzu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Lehrer, was soll ich tun, um ewiges Leben zu erben? Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott. Die Gebote kennst du: Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht stehlen, du sollst kein falsches Zeugnis ablegen, du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren! Er aber sprach zu ihm: Lehrer, dies alles habe ich von meiner Jugend an gehalten. Jesus aber blickte ihn an, liebte ihn und sprach zu ihm: Eins fehlt dir, geh hin, verkaufe, was du hast, gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach! Er aber wurde traurig über das Wort und ging betrübt weg, denn er hatte viele Besitztümer.“

Dieser junge Mann hatte den Eindruck, er habe die Tora eingehalten von Kindheit an. Er erkannte nicht, dass er ein verlorener Sünder war. Die Auslegungsweise der Pharisäer verführte die Menschen, ihre Sündhaftigkeit nicht zu erkennen.

Der Herr wusste, wo das Problem lag: Er hatte ein Geldliebeproblem. Geld an sich ist kein Problem, aber die Geldliebe ist es. Dort sprach Jesus ihn an.

Der Herr sagt nicht allen Menschen, sie müssten ihren Besitz aufgeben. Aber er wusste, wo das große Problem lag, und wies ihn darauf hin.

Der junge Mann wurde traurig und ging weg. Von ihm hört man nichts mehr. Man kann sagen: Er war nah an der Wahrheit, aber nicht errettet. Er hatte nicht einmal erkannt, dass er ein Sünder war.

Jetzt versteht man auch, warum Jesus den Pharisäern vorwarf, sie hätten den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen.

Schlagen wir dazu Lukas 11, Vers 52 auf. Dort spricht Jesus zu den Gesetzeslehrern jener Zeit: „Wehe euch, Gesetzesgelehrte! Denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen; ihr seid selbst nicht hineingegangen, und die hineingehen wollten, habt ihr gehindert.“

Das heutige orthodoxe Judentum geht in seiner zweitausendjährigen Tradition auf die Pharisäer zurück. Zur Zeit der Evangelien und der Apostelgeschichte gab es verschiedene Gruppierungen im Judentum: Pharisäer, Sadduzäer, Herodianer, Essener (zu denen auch die Qumran-Gemeinschaft gehörte). Die Pharisäer überlebten das Jahr 70 nach Christus und bildeten die Grundlage des talmudischen rabbinischen orthodoxen Judentums.

Jesus kritisierte die Pharisäer scharf, weil sie den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen hatten. Sie lehrten die Bibel mit einem falschen Auslegungsschlüssel, sodass die Leute glaubten, sie könnten auf diese Weise ins Reich Gottes kommen.

Jesus sagt, die Führer seien selbst nicht hineingegangen und hätten die, die hineingehen wollten, daran gehindert.

Das Hineingehen meint den Zugang zum Reich Gottes. Wo ist diese Tür? Johannes 10, Vers 7 sagt: „Ich bin die Tür der Schafe.“

Vers 9: „Wer durch mich eingeht, wird errettet werden.“ Nur der Messias ist der Zugang.

Das Gesetz war ein Spiegel, um die Sündhaftigkeit aufzudecken. Die Pharisäer machten diesen Spiegel so unkenntlich, dass die Menschen meinten, sie seien gut, wie der reiche junge Mann.

Der Apostel Paulus, der als eifriger orthodoxer Jude eine steile Karriere machte, beschreibt seinen Stand in Philipper 3, Verse 4ff: „Wenn sonst jemand meint, auf Fleisch zu vertrauen, ich noch mehr: beschnitten am achten Tag, vom Geschlecht Israel, vom Stamm Benjamin, Hebräer von Hebräern; was das Gesetz betrifft, ein Pharisäer; was den Eifer betrifft, ein Verfolger der Gemeinde; was die Gerechtigkeit betrifft, die im Gesetz ist, für untadelig befunden.“

Doch auch er hatte die falsche Auslegung und musste vor Damaskus zusammenbrechen und erkennen, dass er verloren war.

 Matthäus 5, Vers 20 ist ein Schlüssel, um die Bergpredigt richtig zu verstehen: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit mehr ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen.“

Jesus macht klar, dass die Tora falsch ausgelegt wurde. In der Bergpredigt zeigt er anhand von Beispielen, wie man das Gesetz richtig auslegen muss.

Das Gesetz ist Spiegel, Siegel und Riegel. Es zeigt die Sündhaftigkeit, zeigt die Heiligkeit Gottes und bringt Ordnung ins Volk.

Erstens: Die Tora wurde gegeben, um den Menschen zu zeigen, dass sie Sünder sind und den Messias brauchen.

Zweitens: Die Tora ist ein Siegel der Heiligkeit Gottes. Durch die Tora erkennt man, wer Gott ist, im Gegensatz zu uns Menschen. Jesus zeigt das in seinem Leben, indem er sagt: „Ich bin nicht gekommen, das Gesetz aufzulösen, sondern zu erfüllen.“

Drittens: Das Gesetz ist ein Riegel, der Ordnung in das Volk bringt, das aus Ägypten befreit wurde. Es verhindert gesetzloses Zusammenleben und ermöglicht ein gottgewolltes Miteinander.

Für uns ist wichtig, dass die Tora als Spiegel wirkt, der jedem zeigt, dass er ein verlorener Sünder ist. Niemand kommt so durch.

Es gibt eine Zeit, in der ein Mensch nicht mehr erkennt, dass er Sünder ist.

Unsere Gesellschaft will oft nicht anerkennen, dass der Mensch verdorben ist.

Kulturgeschichtlich gab es in Afrika verschiedene Gruppen von Stämmen: Einige erkannten, dass ihre Vorfahren gegen den Schöpfergott gesündigt hatten und er zornig auf sie sei. Sie wussten, dass sie Sünder sind, hatten aber keinen Weg zur Rückkehr.

Andere Stämme sahen Gott als so erhaben an, dass sie ihn nicht verehrten.

In unserer Gesellschaft ist der Abfall so weit gegangen, dass viele glauben, sie seien rein – was ein besonderes Maß an Abfall ist.

 Sprüche 30, Vers 11-14 beschreibt eine abgefallene Endzeitgeneration: „Es gibt ein Geschlecht, das seinen Vater verflucht und seine Mutter nicht segnet; ein Geschlecht, das rein ist in seinen eigenen Augen und doch von seinem Kot nicht gewaschen ist; ein Geschlecht mit stolzen Augen und erhabenen Wimpern, dessen Zähne Schwerter und dessen Gebisse Messer sind, um die Elenden aus dem Land wegzufressen und die Armen aus der Mitte der Menschen.“

Das ist ein zutreffendes Bild einer Gesellschaft, die sich selbst für rein hält, aber unflätig ist.

Der Abfall in der westlichen Gesellschaft, die einst christlich geprägt war, geht so weit, dass sogar die Schöpfungsordnung in Frage gestellt wird, etwa die Unterscheidung von Mann und Frau.

In Indien ist das klar, aber bei uns ist das verdreht.

Nun zurück zur Bergpredigt. Ein weiteres Missverständnis ist, dass sie als staatliches Programm verstanden wird. Manche meinen, Jesus predige hier ein Programm, das die staatliche Ordnung infrage stellt.

Zum Beispiel Matthäus 5, Vers 38-39: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, biete auch die andere dar; und wenn jemand mit dir vor Gericht geht und dein Untergewand nehmen will, lass ihm auch den Mantel.“

Linke Ideologen nutzen das, um die staatliche Autorität zu kritisieren und abzubauen. Sie streben eine klassenlose Gesellschaft an, in der niemand herrscht.

Der Hass gegen Polizisten wird geschürt, und Jesus wird als Verfechter totalen Pazifismus dargestellt.

Doch das, was Jesus hier sagt, richtet sich nicht an die Obrigkeit oder den Staat, sondern an seine Jünger.

In Römer 13 wird deutlich, dass der Staat von Gott eingesetzt ist und das Gewaltmonopol hat.

 Römer 13, Verse 1-4: „Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan; denn es gibt keine Obrigkeit außer von Gott. Die bestehenden Obrigkeiten sind von Gott eingesetzt. Wer sich der Obrigkeit widersetzt, widersteht der Anordnung Gottes. Die aber widerstehen, werden ein Urteil über sich bringen. Denn die Obrigkeit ist nicht ein Schrecken für das gute Werk, sondern für das Böse. Willst du dich vor der Obrigkeit nicht fürchten, so übe das Gute aus, und du wirst Lob von ihr haben. Denn sie ist Gottes Dienerin zum Guten. Wenn du aber Böses tust, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst, denn sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe für den, der das Böse tut.“

Der Staat hat also das Schwert, um Recht durchzusetzen – nicht, um die Armen zu quälen.

Ein Polizist darf nicht einfach jemanden erschießen, wenn dieser nicht recht handelt. Er kann sich aber zur Selbstverteidigung bedienen.

Es gibt spezielle Polizeieinheiten, die in bestimmten Fällen den Auftrag haben, zu töten, etwa wenn ein bewaffneter Mann Menschen bedroht.

 Römer 13 verurteilt klar jeden Anarchismus.

Nun zu einer Frage bezüglich Matthäus 5, Vers 17: Jesus sagt, er sei nicht gekommen, um das Gesetz aufzulösen, sondern zu erfüllen. Gleichzeitig sagt er aber auch „Ich aber sage euch“ und korrigiert scheinbar die Lehre der Pharisäer.

Wie passt das zusammen?

Jesus korrigiert nicht das Gesetz in den fünf Büchern Mose, sondern die falsche Auslegung der Pharisäer. Das werden wir noch deutlicher sehen, wenn wir die Verse ab 21 und dann ab Vers 27 betrachten – das sechste und siebte Gebot.

Er spricht also nicht gegen die Tora, sondern gegen die falsche Auslegung.

Zum Beispiel Matthäus 5, Vers 38: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ steht in der Tora. Jesus sagt: „Ich aber sage euch…“

Die Tora verurteilt damit nicht, dass jemand für einen Schaden die gleiche Strafe erleiden soll, sondern dass die Strafe dem Delikt angemessen sein muss.

Wenn jemand stiehlt, ist es nicht gerecht, ihm die Hand abzuhacken, wie es im Islam manchmal praktiziert wird. Das entspricht nicht dem Prinzip „Auge um Auge“.

Die Richter müssen also die Strafe so bestimmen, dass sie gerecht ist und dem Vergehen entspricht.

Das Problem entsteht, wenn man strafrechtliche Bestimmungen auf das tägliche Zusammenleben anwendet und Strafrecht mit Zivilrecht vermischt.

Jesus sagt: „Ich aber sage euch: Wenn dir jemand auf die Wange schlägt…“ Damit fordert er dazu auf, im Zivilrecht Dinge auch einmal hinzunehmen und nicht immer sein Recht durchzusetzen.

Er kritisiert also nicht die Tora, sondern die falsche Anwendung und Vermischung von Strafrecht und Zivilrecht.

Wir sind hier etwas vorausgeeilt, aber wir werden das Schritt für Schritt noch deutlicher sehen.

Zum Gehorsam gegenüber der Staatsgewalt: Es funktioniert nicht, wenn der Staat gegen göttliche Ordnungen verstößt, wie im Dritten Reich.

Dann gibt es eine Ausnahme. Schlagen wir Apostelgeschichte 4, Verse 19-20 auf: „Petrus aber und Johannes antworteten und sprachen zu ihnen: Ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als Gott, das urteilt ihr; denn es ist uns unmöglich, von dem, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu reden.“

Der Oberste Gerichtshof Israels hatte den Jüngern verboten, weiter zu predigen. Sie antworten, dass sie Gott mehr gehorchen müssen als Menschen.

Vers 29 derselben Apostelgeschichte: „Petrus und die Apostel aber antworteten und sprachen: Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen.“

Wenn der Staat Unrecht verlangt, müssen wir verweigern.

Diese Weigerung bedeutet nicht, dass sie den Sanhedrin nicht als Gericht anerkannten. Sie akzeptierten ihn als höchste Instanz Israels, nur in diesem Punkt nicht.

Das ist auch der Grund, warum im deutschen Recht nach dem Krieg eine Klausel eingefügt wurde, die Gehorsamsverweigerung aus Gewissensgründen erlaubt.

Diese Klausel ist sensationell und schützt Menschen, die aus Gewissensgründen Unrecht ablehnen.

Im Schweizer Recht gibt es diese Klausel nicht. Oft werden solche Fälle anders beurteilt.

Das bedeutet aber nicht, dass Christen den Sturz eines Unrechtsregimes vollziehen sollen.

Das war das Problem bei Bonhoeffer, der zu weit ging. Der Auftrag der Gemeinde ist es, jüdisches Leben zu retten, auch wenn der Staat dagegen ist.

Nun gehen wir der Reihe nach durch Matthäus 5. Vers 1: Jesus steigt auf den Berg, setzt sich, und seine Jünger treten zu ihm.

Im Judentum ist es üblich, dass der Lehrer beim Lehren sitzt. So auch Jesus.

In Lukas 5 ist eine andere Geschichte: Jesus ist am See in Ezeret, die Volksmenge drängt ihn, er setzt sich ins Schiff und lehrt.

Eine Frage: Warum heißt es hier „auf den Berg“ und nicht „auf einem Berg“? Der höchste Berg Israels ist der Hermon, aber der liegt nicht in Galiläa.

Jesus wirkte in Galiläa, insbesondere in Kapernaum, am Nordwestende des Sees Genezareth. Kapernaum liegt am Fuß eines Berges, dem heutigen Berg Ha-Haoscher, dem Berg der Glückseligpreisungen.

Dort begann Jesus in Vers 3 zu sagen: „Selig sind die Armen im Geist…“

In Lukas 6 wird die Bergpredigt ebenfalls beschrieben, aber dort steht, Jesus habe sich auf einen ebenen Platz gestellt.

 Lukas 6, Vers 17: „Und er stieg mit ihnen hinab und stellte sich auf einen ebenen Platz mit einer Menge seiner Jünger und einer großen Volksmenge aus ganz Judäa, Jerusalem, der Küste von Tyrus und Sidon, die gekommen waren, um ihn zu hören und geheilt zu werden. Auch die von unreinen Geistern Geplagten wurden geheilt. Die ganze Volksmenge suchte ihn anzurühren, denn Kraft ging von ihm aus, und er heilte alle.“

Es kamen also große Volksmengen aus ganz Judäa, Jerusalem und dem Küstengebiet des heutigen Libanon, doch Jesus lehrte seine Jünger.

Liberale Theologen sagen, Matthäus und Lukas widersprächen sich, da Matthäus von einem Berg und Lukas von einem ebenen Platz spricht.

Zuerst müsste man überlegen, ob es sich überhaupt um dasselbe Ereignis handelt. Jesus konnte ähnliche Predigten an verschiedenen Orten gehalten haben.

Spurgeon sagte: „Ich wiederhole keine einzige Predigt, aber ich kenne niemanden, der so gedacht hat.“

Ein weiterer Punkt: Wer die Örtlichkeiten kennt, weiß, dass auf dem Berg Ha-Haoscher ein großer ebener Platz existiert.

Die Franziskaner haben dort ihre Kirche gebaut. Von dort kann man wunderbar zur Volksmenge sprechen.

Wir haben das ausprobiert: Wenn jemand oben steht und die Bergpredigt vorliest, hört man jedes Wort unten auf dem Platz. Die Akustik ist ideal.

Das zeigt, dass es Jesus wichtig war, dass die Menschen hören, denn hören ist Voraussetzung für Verstehen und Tun.

In Lukas 5, einer anderen Geschichte, ist Jesus am See in Ezeret, und die Volksmenge drängt ihn. Er fährt mit dem Schiff hinaus, setzt sich und predigt.

Ein bekannter Schweizer Akustiker, Ekkenspiel, schrieb in der NZZ einen Artikel über Akustik in Kirchen und erwähnte, dass Jesus diese Methode anwandte: Der Direktschall vom Schiff zu den Leuten hat einen Unterschied von etwa zwölf Metern zum indirekten Schall über die Wasseroberfläche. Das erhöht die Verständlichkeit enorm.

Jesus sorgte also dafür, dass die Menschen gut hören konnten, damit sie verstehen und es tun.

Nun machen wir eine Pause und wollen danach die Bedeutung der neun Glückseligpreisungen in Matthäus 5 verstehen.

Die Bedeutung der Glückseligpreisungen in der Bergpredigt

Wir fahren weiter in Matthäus 5 und kommen jetzt zu den Glückseligpreisungen, mit denen die ganze Rede eröffnet wird. Neunmal kommt das Wort „Glückselig“ vor: zum ersten Mal in Vers 3 und das neunte Mal in Vers 11: „Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen.“

Das Wort „Glückselig“ ist heute weitgehend aus dem Wortschatz verschwunden. Zur Erklärung: Es gibt viele alte Wörter, die mit „selig“ verbunden sind, zum Beispiel „trübselig“. Das beschreibt ein Leben, das von trüben, traurigen Gedanken geprägt ist. Es gibt auch Menschen, die „leutselig“ sind – sie können nicht allein sein, sondern brauchen ständig Gemeinschaft mit anderen. Und dann gibt es „redselige“ Menschen, die einfach nicht den Mund halten können.

„Glückselig“ bezeichnet also ein Leben, das erfüllt ist von einem tiefen, inneren Glück. Dabei muss es nicht um äußere Freude gehen, sondern um eine Freude, die viel tiefer liegt und unter dem Segen Gottes im Herzen gepflanzt ist.

In den Psalmen finden wir den Ausdruck „glückselig“ 25 Mal. Das Buch der Psalmen beginnt mit dem Wort „Aschrei“, was wörtlich „Glückseligkeiten“ bedeutet. Zum Beispiel heißt es: „Glückselig der Mann, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen.“ Das ist ein typisch hebräischer Ausdruck für einen Menschen, der unter dem Segen Gottes steht, in Gemeinschaft mit Gott lebt und dadurch inneren Frieden und Glück erfährt.

Ein Studium all dieser 25 Stellen in den Psalmen hilft zu verstehen, was „glückselig“ tatsächlich bedeutet. Ich möchte noch eine Schlüsselstelle hinzufügen: Psalm 32, Verse 1 und 2. Diese Verse werden im Neuen Testament in Römer 4 zitiert. Insgesamt kommt „glückselig“ in der Bibel 27 Mal vor.

 Psalm 32,1-2 lautet: „Glücklich der, dem Übertretung vergeben und dem Sünde zugedeckt ist! Glücklich der Mensch, dem der Herr die Schuld nicht zurechnet und in dessen Geist kein Trug ist.“ Hier geht es um das innere Glück des Menschen, wenn er die völlige Vergebung seiner Schuld vor Gott im Glauben annehmen kann und sich dessen bewusst wird.

Genau diesen Ausdruck benutzt Jesus in seiner Rede an die Jünger. Das Erste, was er sagt, ist: „Glückselig die Armen im Geist, denn ihnen gehört das Reich der Himmel.“ Viele haben das falsch verstanden. Die Bergpredigt wurde im Laufe der Geschichte oft falsch ausgelegt und angewendet – auch gerade dieser erste Vers. Man hat „Arme im Geist“ so interpretiert, als seien das Beschränkte oder Dummköpfe.

Aber „Arme im Geist“ heißt nicht „arm an Geist“, sondern „arm im Geist“. Der Geist des Menschen umfasst unsere Fähigkeit zum höheren Denken. Im Psalm 77 sagt der Psalmist, er habe die früheren Zeiten durchdacht und sein Geist habe in ihm geforscht. Affen können nicht über Geschichte nachdenken; diese Art von höherem Denken gibt es im Tierreich nicht.

 Jesaja 30 sagt: „Die Pferde sind Fleisch und nicht Geist.“ Es geht also nicht um Affen, sondern um Pferde. Das seelische Leben wird dem Tierreich zugeschrieben. Im Schöpfungsbericht wird oft von „lebendigen Wesen“ gesprochen, was im Hebräischen „lebendige Seelen“ (nefesch) bedeutet. Seelisches Leben kann man gut an einem Hund illustrieren, der sehr nuancierte Gefühle ausdrücken und auf Menschen übertragen kann. Das ist großartig, aber das höhere Denken fehlt ihm.

Der Geist ist eine Befähigung des Menschen. In 1. Thessalonicher 5, Vers 23 wird der Mensch in seiner Dreiteiligkeit beschrieben: Geist, Seele (das Ich, die Persönlichkeit) und Leib.

Jesus sagt: „Glückselig die Armen im Geist.“ Das sind Menschen, die sich bewusst sind, wie arm sie vor Gott sind. Sie erkennen, dass die Tora der Beweis ist, dass sie verloren sind. Die Tora ist nicht dazu da, um sich selbst auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: „Was für ein toller Mensch ich bin.“ So wie der reiche Jüngling in Markus 10, der sagte: „Ich habe das alles von Jugend an gehalten“, oder der Apostel Paulus, der sich früher als tadellos in der Gerechtigkeit des Gesetzes sah.

„Glückselig die Armen im Geist“ sind diejenigen, die kapitulieren und erkennen: Nur durch Gottes Gnade und Vergebung können sie vor Gott bestehen. Nur so können sie in das Reich der Himmel, das Königreich des Messias, eingehen. Das ist die Basis, der Anfang der Bergpredigt – mit der Bekehrung.

Dann fährt Jesus fort: „Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“ Diese Welt ist eine gefallene Welt. Wenn Jesus das Reich der Himmel aufrichten wird, bei seiner Wiederkunft in Macht und Herrlichkeit, werden alle, die über die Missstände einer gefallenen Schöpfung trauern, getröstet.

Die dritte Glückseligpreisung lautet: „Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.“ Das ist ein Rückbezug auf Psalm 37, Vers 11. Das ist besonders interessant für diejenigen, die mit der Ersatztheologie behaupten, im Neuen Testament habe Israel als Nation keine Bedeutung mehr und die Landverheißungen an Abraham müssten geistlich verstanden werden. Sie sagen, Israel habe mit der Verwerfung des Messias alles verloren, und die Gemeinde habe nun alle Segnungen geerbt.

Jesus sagt hier klar: „Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.“ Gemeint ist das Land Kanaan, das Land Israel. Psalm 37,11 lautet: „Aber die Sanftmütigen werden das Land besitzen und ihre Lust haben an Fülle von Heil.“ Weiter in Vers 22: „Denn die von ihm Gesegneten werden das Land besitzen, und die von ihm Verfluchten werden ausgerottet.“ Und in Vers 29: „Die Gerechten werden das Land besitzen und für immer darin wohnen.“ Vers 34 sagt: „Harr auf den Herrn und halte seinen Weg ein, so wird er dich erhöhen, das Land zu besitzen. Wenn die Gottlosen ausgerottet werden, wirst du zusehen.“

Es gibt eine klare alttestamentliche Zusage zum Landbesitz. Jesus nimmt Psalm 37 neutestamentlich auf und bestätigt, dass diese Verheißungen für Israel weiterhin gelten. Es gibt keinen Ersatz für die Verheißungen, die Gott Israel gegeben hat. Gott versprach Abraham in 1. Mose 17, dass sein Nachkomme Israel das ganze Land Kanaan in Ewigkeit besitzen wird – „in Ewigkeit“ bedeutet so lange die Welt besteht.

Die nächste Glückseligpreisung lautet: „Glückselig die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.“ Wir leben in einer Welt, in der Recht zu Unrecht erklärt wird und Unrecht zu Recht. Aber alle, die zu Jesus gehören, dürfen wissen: Der Tag wird kommen, an dem er die absolute Gerechtigkeit Gottes in dieser Welt einführen wird.

Dann sagt Jesus: „Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit zuteilwerden.“ Später in der Predigt wird Jesus zeigen, wie er von seinen Jüngern erwartet, dass ihr Umgang mit anderen Menschen, auch mit anderen Gläubigen, von Barmherzigkeit und Vergebungsbereitschaft geprägt sein soll.

Ein weiteres wichtiges Wort: „Glückselig die reinen Herzens sind.“ Das erinnert an Gagarin, den ersten sowjetischen Kosmonauten, der sagte: „Ich war da oben und habe Gott nicht gesehen.“ Hat Gagarin ein reines Herz? Nein. Diese Glückseligpreisung ist eine zukünftige Verheißung. Die reinen Herzen sind Menschen, die nicht von sich aus gut sind, sondern erkannt haben, wie arm sie vor Gott sind und seine Vergebung brauchen. Wenn Gott ihre Herzen reinigt, dann haben sie ein reines Herz. Und sie werden die Herrlichkeit Gottes sehen.

Vers 9: „Glückselig die Friedenstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.“ Jesus zeigt hier, dass es im Alltag nicht darum geht, ständig Recht zu haben und darauf zu bestehen, sondern Frieden zu stiften. So erweisen sich die Friedenstifter als wirklich aus der Familie Gottes.

Vers 10: „Glückselig die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihnen gehört das Reich der Himmel.“ Jesus macht klar, dass seine Nachfolger einen schwierigen Stand haben werden. Er selbst trat mit der Bergpredigt in Konfrontation mit dem orthodoxen pharisäischen Judentum, und seine Nachfolger müssen das zu spüren bekommen.

Vers 11: „Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden um meinetwillen.“ Jesus sagt: „Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß im Himmel, denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren.“ Damit macht Jesus klar, dass die Jünger in der Tradition der alttestamentlichen Propheten stehen. Wie diese werden auch sie verfolgt werden. Sie dürfen dennoch inneres Glück haben, weil sie unter Gottes Segen stehen und einen Lohn erwarten dürfen.

Das Neue Testament, besonders der Römerbrief, lehrt eindrücklich: Der Mensch kann nichts zu seiner Rettung beitragen. Die Rettung ist reine Gnade für diejenigen, die arm im Geist sind. Für die, die gerettet sind, ist es aber wichtig, dem Herrn treu zu bleiben und gemäß seinem Wort zu leben. Dafür gibt es Lohn.

Man muss unterscheiden: Lohn hängt mit dem Leben als bekehrter Mensch in der Nachfolge zusammen. Vor der Bekehrung kann man nichts vor Gott verdienen. Die Tora zeigt, dass wir alle vor Gott arm und mittellos sind und ihm nichts bieten können. Es ist reine Gnade. In der Nachfolge aber gibt es Lohn – und Jesus spricht sogar von großem Lohn.

Das ist das erste Stück der Bergpredigt. Nun zeigt Jesus zwei Fragen auf, wenn ich darf.

Die erste Frage ist sprachlicher Natur: Das Wort „glückselig“ oder „selig“ spricht Paulus zweimal in 1. Timotheus an – von dem „seligen Gott“ in Kapitel 1, Vers 11, und Kapitel 6, Vers 15. Ist es dasselbe griechische Wort? Und wenn ja, was sagt das über Gott aus?

Die zweite Frage betrifft die Bergpredigt insgesamt: Was würde man Menschen entgegnen, die sagen, die Bergpredigt sei nicht für die Gemeinde bestimmt, weil die Gemeinde erst später an Pfingsten entstand und Paulus die Ordnung für die Gemeinde beschreibt? Was würde man dazu antworten?

Die erste Frage ist einfach zu beantworten: Im Grundtext ist es dasselbe Wort, „makarios“. Auch in 1. Timotheus 1 und 6 steht es so. Dort heißt es von Gott: „der selige Gott“. Die Übersetzer haben hier gezögert und in der Elberfelder Bibel schon „der selige Gott“ übersetzt, nicht „der glückselige Gott“. Können wir das kurz aufschlagen? Man merkt, dass die Übersetzer etwas zurückhaltend waren, ob man dieses Wort auf Gott anwenden kann.

In 1. Timotheus 1, Vers 11 spricht Paulus vom Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes, das ihm anvertraut wurde. In 1. Timotheus 6, Vers 15-16 heißt es: „… der selige und alleinige Machthaber, der König der Könige und Herr der Herren, der allein Unsterblichkeit hat, der ein unzugängliches Licht bewohnt, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann. Ihm sei Ehre und ewige Macht. Amen.“

Hier steht also „der glückselige Gott“. Das bedeutet Folgendes: Gott ist dreieinig, wie uns Altes und Neues Testament lehren. In der Gottheit gibt es den ewigen Vater, den ewigen Sohn und den ewigen Geist. Diese Beziehung ist eine Beziehung der Liebe zwischen Vater und Sohn.

Gott ist von Ewigkeit her, und der Vater hat in der Gemeinschaft mit seinem Sohn vollkommene Freude und Glück gefunden – von Ewigkeit her, und umgekehrt. Das wird auch in Johannes 1, Vers 18 deutlich: „Der einzige Sohn, der in des Vaters Schoß ist, hat ihn kundgemacht.“ Was bedeutet „in des Vaters Schoß“? Das wird in Johannes 13 erklärt.

Am letzten Passah saß Johannes so, dass er mit dem Kopf an die Brust Jesu lehnte – man sagt, Johannes lag im Schoß Jesu. Das ist derselbe Ausdruck wie in Johannes 1, wo Jesus der einzige Sohn im Schoß des Vaters ist. Dort ist eine Gemeinschaft der Liebe und Freude von Ewigkeit her.

Gott hätte uns Menschen und auch die Engel nicht gebraucht. Er ist von Ewigkeit her in sich völlig genügsam. Er hätte die Welt nie schaffen müssen. Er ist der glückselige Gott, der ein unzugängliches Licht bewohnt, so eindrücklich beschrieben in 1. Timotheus 6.

Trotzdem wollte Gott Menschen erschaffen und sie, als die Menschheit gefallen war, erlösen und zu seinen Kindern machen – zu Söhnen und Töchtern. Das ist etwas Gewaltiges und wird in diesem Wort „glückselig“ ausgedrückt, was Gott in sich selbst ist.

Ich bedaure, dass die Übersetzer nicht den Mut hatten, mit „der glückselige Gott“ zu übersetzen. Im Französischen wird „glückselig“ mit „bienheureux“ übersetzt – „heureux“ heißt „glücklich“ und „bien“ drückt aus: ganz glücklich. Das entspricht dem Begriff „glückselig“.

Viele Übersetzungen verwenden „selig“, was auch geht, aber etwas zu schwach ist. Im Schweizerdeutschen gibt es „glückselig“ kaum noch. Ich frage manchmal in einer Bibelklasse: Wie würdet ihr „glückselig“ auf Schweizerdeutsch übersetzen? Dann sagen die Leute oft „überglücklich“. Ja, das trifft es gut. Es ist nicht einfach eine äußere Freude, sondern die tiefe Freude des Bewusstseins der Gemeinschaft und des Segens Gottes im Herzen.

Der Apostel Paulus sagt in 2. Korinther 6, dass man dann versteht, was dieses innere Glück wirklich bedeutet. Dort heißt es in Vers 9: „Als Unbekannte sollen wir uns erweisen, als Gottesdiener, als Unbekannte und Wohlbekannte, als Sterbende und siehe, wir leben! Als Gezüchtigte und nicht getötet, als Traurige, aber allezeit fröhlich, als Arme, aber viele reich machend, als Nichtshabend und alles Besitzende, denn unserem Vater gehört alles.“

Man kann auf einer Zugfahrt das schöne Schloss sehen und sagen: „Das gehört meinem Vater.“ So gehört uns im Grunde alles. Im tausendjährigen Reich werden sich die Besitzverhältnisse ändern.

Der lange Rede kurzer Sinn: Paulus sagt, wir sind „Traurige, aber allezeit fröhlich“. Man kann traurig sein und sich trotzdem freuen. Das ist nicht erzwungene Fröhlichkeit. Christen sollen Traurigkeit richtig empfinden dürfen.

Wer meint, Christen dürften nicht traurig sein, ist näher bei den Stoikern – den Feinden des Evangeliums. Paulus bezeichnete die Stoiker und Epikuräer als „Saatgräber“ auf dem Areopag in Apostelgeschichte 17. Die Stoiker meinten, man müsse alles Leiden mit stoischer Miene ertragen.

Wir dürfen das Leid empfinden. Paulus sagt im Hebräerbrief 12, dass die Züchtigung Gottes kein Gegenstand der Freude, sondern der Traurigkeit ist. Doch danach bringt sie die friedvolle Frucht der Gerechtigkeit hervor.

Wir dürfen traurig sein, wenn der Herr mit uns schwierige Wege geht. In Klagelieder 2, Vers 19, spricht der weinende Prophet Jeremia in einer Kriegssituation: „Schütte wie Wasser dein Herz aus vor dem Angesicht des Herrn, erhebe deine Hände zu ihm um der Seele deiner Kinder willen, die vor Hunger verschmachten an allen Straßenecken.“

Nicht stoisch zuschauen, sondern das Herz wie Wasser ausschütten – das heißt weinen, mit Tränen. Viele Männer können das gar nicht mehr. Doch das kann Erleichterung bringen. Der Herr fordert uns auf, unser Herz vor ihm auszuschütten.

Wir empfinden Traurigkeit als Traurigkeit, aber behalten das Bewusstsein, dass Gott alles in der Hand hat und einen Weg und ein Ziel hat. Das ermöglicht das innere Glück der Traurigen, die sich dennoch freuen.

Es gibt ein Lied: „Immer, immer fröhlich.“ Die Melodie ist ein Gassenhauer, aber ich mag das Lied nicht, weil es nicht die Wahrheit sagt. Wir sind nicht immer fröhlich, aber das innere, tiefe Glück darf der Gläubige haben, wenn er in Gemeinschaft mit dem Herrn lebt.

Zur zweiten Frage: Kann man die Bergpredigt auf die Gemeinde anwenden oder ist sie nur für das Judentum bestimmt, weil die Gemeinde erst später an Pfingsten entstand und Paulus andere Ordnungen für die Gemeinde beschreibt?

Diese Frage möchte ich im Laufe der weiteren Betrachtung beantworten. Wir werden sehen, dass die Bergpredigt uns auch heute noch viel zu sagen hat. Die Hyperdispensationalisten behaupten, die Bergpredigt habe für die Gemeinde keine Bedeutung mehr und müsse nicht mehr studiert werden.

Doch das ist falsch. Hyperdispensationalismus ist eine biblische Unterscheidung von Zeitepochen, aber wenn man das übertreibt und sagt, dass etwas, was zu einer vergangenen Epoche gehört, keine Bedeutung mehr für spätere hat, dann versteht man die Bibel nicht richtig.

Jeder Abschnitt der Bibel hat Belehrung für alle Zeiten – praktisch und aktuell. Das haben wir bereits in den ersten zwölf Versen der Bergpredigt gesehen.

Nun fahren wir mit Vers 13 fort: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz kraftlos geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden.“

Jesus spricht hier zu den Jüngern, nicht allgemein zu den Menschen. Die Jünger sind das Salz der Erde. Was sind die besonderen Qualitäten von Salz?

Zum Beispiel Haltbarkeit. Wie wird die Haltbarkeit ermöglicht? Durch Wasserentzug. Wasser ist das ideale Medium für Bakterien und deren Vermehrung. Salz entzieht das Wasser und verhindert so die Vermehrung von Bakterien.

Salz ist auch ein natürlicher Geschmacksverstärker. Ein bisschen Salz macht das Essen besser, aber nicht zu viel.

Wasserentzug führt dazu, dass Bakterien abgetötet werden. Durch Osmose werden die Bakterien zerstört. So kann Salz Nahrungsmittel haltbar machen.

Am See Genezareth hat man tonnenweise Sardinen gefischt, besonders Süßwassersardinen. Diese wurden gepökelt, also mit Salz behandelt, und in Türmen gelagert. Der Ortsname Magdala, wo Maria Magdalena herkam, liegt am Westufer des Sees Genezareth. Magdala bedeutet „Turm“ auf Aramäisch, und dort gab es Türme, in denen gepökelte Sardinen gelagert wurden.

In den Evangelien spielt das eine Rolle. Denken wir an den kleinen Jungen mit fünf Broten und zwei Fischen. Welche Fische waren das? Wahrscheinlich Sardinen. Tausende Menschen folgten Jesus, aber sie hatten nichts zum Essen mitgebracht. Wahrscheinlich sorgte seine Mutter dafür, dass der Junge fünf Brote und zwei Sardinen dabeihatte.

Salz spielt also auch in den Evangelien eine wichtige Rolle.

Jesus sagt: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Welche weiteren Qualitäten hat Salz? Es macht durstig.

Der Apostel Paulus sagt in Kolosser 4, Vers 6: „Euer Wort sei allezeit in Gnade mit Salz gewürzt, damit ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt.“

Unsere Rede soll also „gesalzen“ sein – sauber und ansprechend. Das bedeutet, schädliche Keime sollen entfernt werden. Paulus fordert in Epheser 5, dass unsere Rede frei von unflätigen Worten ist.

Jugendprediger sollten sich das merken: Es geht nicht darum, bei Jugendlichen cool zu wirken, indem man ihre Umgangssprache übernimmt. Paulus verbietet Witzelei, unanständige Worte und Hurerei in der Gemeinde.

Eine „gesalzene Rede“ ist eine saubere, anständige Rede.

Lindsay, ein Amerikaner, musste nach seiner Bekehrung sogar einen Englischkurs besuchen, um richtig und sauber sprechen zu lernen. Er betonte, wie wichtig es ist, ordentlich zu sprechen.

Salz macht auch durstig. Manche Menschen sind nicht interessiert am Glauben. Wie kann man sie erreichen? Man kann sie nicht zwingen. Aber Salz macht durstig, und so soll unsere Rede die Menschen für die Wahrheit interessieren und durstig machen.

In der Sprache gibt es Geschmacksrichtungen wie süß, sauer und bitter. Die Bibel spricht von „salzigen“ Worten, die Durst erzeugen. Eine „gepfefferte“ Antwort ist eher bitter.

Jesus sagt: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Durch unser Leben und Handeln drängen wir das Böse zurück. Das ist aber kein direkter Auftrag zur Kulturveränderung. Es gibt keinen Auftrag, die Welt zu verändern, aber wir sollen das Evangelium bringen.

Als Nebeneffekt hat das Christentum die Gesellschaft in den letzten Jahrhunderten stark verändert. Julius Caesar beschrieb die Germanen als wild, und manche tranken Wein aus den Schädeln ihrer Feinde. Das Christentum hat viel verändert.

Jetzt kehrt das Heidentum zurück. Aber als Nebeneffekt des Glaubens waren Christen Salz der Erde. Doch das ist nicht unser Auftrag, sondern ein Effekt.

Jesus sagt: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Die Gesellschaft müsste sich an uns orientieren. Traurigerweise orientieren sich heute viele Evangelikale an der Gesellschaft – das ist verdreht.

Jesus fährt fort: „Wenn aber das Salz kraftlos geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Dann taugt es zu nichts mehr.“

Das ist ein Aufruf an Evangelikale, die sich der Welt anpassen. Dann werden sie unbrauchbar.

Jemand könnte fragen: Wie verliert Salz seine Kraft? Salz ist doch Salz, NaCl bleibt NaCl.

Man muss ans Tote Meer gehen, um Salz zu gewinnen. Dort ist das Salz mit Erde vermischt und hat keine Kraft. Früher nahmen Menschen oft so ein unrein vermischtes Salz als Ersatz, das kraftlos war.

Was soll man damit machen? Es ist unbrauchbar. Man muss reines Salz verwenden.

Vermischung mit den Grundsätzen dieser Welt macht uns „kraftloses Salz“. Das ist das Problem.

In Vers 14 sagt Jesus: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Das ist eine gewaltige Aussage. Der Sanhedrin sah sich selbst als „Licht der Welt“ – den obersten Gerichtshof.

Jetzt sagt Jesus zu seinen Jüngern, den verachteten Männern aus Galiläa: „Ihr seid das Licht der Welt!“ Sie haben den Auftrag, das wahre Wort Gottes zu verbreiten, so wie Jesus es ihnen weitergibt.

Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein. Von dort sieht man weit. Wenn wir auf dem Berg Hara Osche beim Segen Ezeret sind, sieht man das Plateau der Golanhöhen.

Jesus sagt weiter: „Eine Lampe, die man anzündet, stellt man nicht unter den Scheffel.“ Der Scheffel war ein Maß für Kornmengen. Man deckt eine Lampe nicht ab, denn das würde dem Licht nichts nützen. Stattdessen stellt man sie auf den Lampenständer.

Was bedeutet „Licht unter den Scheffel stellen“? Das fällt in den Bereich von Arbeit, Handel und Wirtschaft. Es sind Hinderungsgründe, wenn unser Licht verdunkelt wird, zum Beispiel durch Überarbeitung oder zu viel Interesse an Gewinn, sodass unser Zeugnis verdeckt wird.

Jesus meint: Stellt das Licht nicht unter den Scheffel. In Lukas sagt Jesus auch: Stellt das Licht nicht unter das Bett. Aktivität kann ein Hindernis sein, aber auch Faulheit. Man kann das Licht unter das Bett stellen, wenn man das Bett zu sehr liebt.

Jesus warnt vor beidem: Überaktivität und Faulheit.

Dann sagt er: „Lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel verherrlichen.“

Die Jünger des Herrn – und damit wir heute – können diese Worte hundertprozentig auf sich anwenden. Bisher können wir alles direkt auf uns beziehen.

Wir werden nächstes Mal weitermachen, aber bisher sind wir bis Vers 16 gekommen und können das gut anwenden, ebenso bis Vers 20.

Der Herr sagt: Wir sind das Salz der Erde und das Licht der Welt. Warum sagt er nicht „das Salz der Welt“? Das ist wichtig.

Es geht nicht darum, die verdorbene Gesellschaft zu verändern, sondern dass wir in Gottes Schöpfung unseren Platz als Salz einnehmen. In Bezug auf die verdorbene Welt sind wir Licht, das klarstellt, was vor Gott Recht und Unrecht ist.

Nächstes Mal werden wir ab Vers 17 weitergehen. Ab Vers 18 wollen wir noch zusammen beten.

Herr Jesus, wir danken dir, dass dein Wort so kraftvoll und mächtig ist. Danke, dass du so anders bist und wir dein wahres Wort Gottes aufnehmen dürfen, um Orientierung zu bekommen, was gilt und was nicht gilt, was gerecht und was ungerecht ist.

Mach dein Wort in unserem Herzen immer wertvoller und größer. Wir empfehlen uns dir für unseren weiteren Weg an. Gib uns Gnade, das umzusetzen und Salz der Erde und Licht der Welt zu sein – zu deiner Ehre. Amen.

Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

Noch mehr Inhalte von Roger Liebi gibt es auf seiner Webseite unter rogerliebi.ch