Der Apostel Paulus schreibt im Kolosserbrief, Kapitel 3, Vers 15, an die Christen: „Der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen und seid dankbar.“
Dies ist ein Aufruf an uns Christen. Wir sind als Gemeinde zum Frieden berufen – zum Frieden mit Gott und zum Frieden miteinander. Doch jeder, der schon einige Tage in der Gemeinde ist, weiß, dass es mit dem Frieden in der Gemeinde nicht immer so einfach ist. Gott weiß deshalb, warum er uns immer wieder dazu ermahnen muss – nicht nur an dieser Stelle, sondern auch an anderen Stellen in der Bibel.
Wir alle stehen in der Versuchung, uns von anderen Dingen regieren und leiten zu lassen als vom Frieden Christi. Das hat Auswirkungen auf unser Miteinander in der Gemeinschaft. Wie oft führt die Unzufriedenheit einzelner oder sogar ganzer Gruppen in der Gemeinde zu großem Unfrieden.
Ein Beispiel dafür sehen wir schon in der ersten Gemeinde in Jerusalem. Ich finde es immer tröstlich, wenn heute oft gesagt wird: „Ach, wäre es doch wie damals in Jerusalem bei den ersten Christen.“ Dann stellt sich die Frage: „Von welchen ersten Christen redest du? Von denen in Apostelgeschichte 2 oder in Apostelgeschichte 6?“
Wir gehen in Apostelgeschichte 6 auf einen Konflikt ein. Dort gab es Unzufriedenheit, und wir wollen uns anschauen, wie sich diese Unzufriedenheit ausgedrückt hat. Außerdem wollen wir sehen, welche Lösung Gott dieser Gemeinde geschenkt hat und wie sich das Ganze entwickelt hat.
Wir schauen uns Apostelgeschichte 6, Verse 1 bis 7 an. Ich möchte uns das vorlesen.
In diesen Tagen aber, als die Zahl der Jünger zunahm, erhob sich ein Murren unter den griechischen Juden in der Gemeinde gegen die hebräischen Juden, weil ihre Witwen bei der täglichen Versorgung übersehen wurden.
Da riefen die Zwölf die Menge der Jünger zusammen und sprachen: „Es ist nicht recht, dass wir für die Mahlzeiten sorgen und dabei das Wort Gottes vernachlässigen. Darum, ihr lieben Brüder, seht euch um nach sieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll heiligen Geistes und Weisheit sind. Diese wollen wir zu diesem Dienst bestellen. Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben.“
Die Rede gefiel der ganzen Menge gut. Sie wählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und heiligen Geistes, sowie Philippus, Prokurus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus, den Judengenossen aus Antiochia.
Diese Männer stellten sie vor die Apostel. Die beteten und legten die Hände auf sie.
Das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger wurde sehr groß in Jerusalem. Auch viele Priester wurden dem Glauben gehorsam.
Lass uns beten: Vater, wir danken dir für dein Wort, dass wir es auch an diesem Abend noch einmal hören dürfen, dass wir auf dich hören dürfen. Wir beten, Herr, dass du zu uns sprichst, dass wir es verstehen und dass das, was in unseren Herzen bewegt wird, den Glauben stärkt. Heute bitten wir auch um deinen Einsatz für den Frieden und für die Gemeinschaft, die du uns geschenkt hast. Amen!
Diesen Text möchte ich in drei kurzen Schritten anschauen.
Zuerst betrachten wir den Konflikt, den wir in Vers 1 sehen. Danach sehen wir uns die Lösung in den Versen 2 bis 6 an. Ganz am Ende betrachten wir das Ergebnis, also was es gebracht hat, was die Apostel sich überlegt haben und was durch den Geist auch geschenkt wurde. Die Lösung und das Ergebnis finden wir in Vers 7.
Die Geschichte beginnt mit einem Streit, wie wir in Vers 1 sehen. Was war los? Die Gemeinde kümmerte sich damals um die Witwen. Es gab noch kein Sozialsystem, der Staat hat das nicht übernommen. Die Gemeinde hat sich darum gekümmert.
Jetzt gab es bei dieser Witwenfürsorge ein Problem: Die griechischen Witwen, also die griechischen Christen, fühlten sich von den Judenchristen übergangen. Das führte zu Unzufriedenheit in der Gemeinde. Darüber murrten sie, so heißt es. Unzufriedenheit breitete sich aus.
Auch wenn das Thema der Witwenfürsorge für uns heute in unserem Sozialstaat hier in Deutschland sehr fremd ist, kennen wir das Gefühl von Unzufriedenheit, wenn etwas schlecht läuft. Manchmal verläuft die Trennlinie der Unzufriedenen sogar zwischen ethnischen Gruppen.
Ich habe das in meiner Zeit in Bayreuth erlebt. Dort war ich immer wieder in einer Baptistengemeinde. Innerhalb kurzer Zeit kamen viele Iraner und Afghanen in diese Gemeinde. Das war ein großes Geschenk, führte aber auch dazu, dass sich manche, ich sage mal, „bio-deutsche“ Geschwister irgendwann beklagten: Der Pastor kümmert sich viel zu viel um die Iraner und Afghanen, er soll mal nach uns schauen. Das ist Unzufriedenheit.
Manchmal beklagen sich Singles, dass in der Gemeinde viel zu viel für Ehepaare läuft. Junge Christen murren über den Musikgeschmack der Alten – und umgekehrt über die Instrumentalisierung.
Das kann man in vielen Bereichen durchbuchstabieren. Ich möchte das an dieser Stelle nicht bewerten, aber wir kennen das: Unzufriedenheit macht sich breit.
Es gibt Konflikte auch bei uns. Diese kann man nicht einfach laufen lassen. Wenn sie zu lange brodeln und sich aufbauschen, können sie lähmen. Das hemmt letztendlich auch unseren Auftrag in dieser Welt.
Denn wozu sind wir als Gemeinde Christi da? Wir sind dazu da, Menschen mit der frohen Botschaft, mit dem Evangelium zu erreichen. Sie sollen Jesus Christus wirklich erkennen – wer er ist und wozu er gekommen ist.
Wir sind auch dazu da, diejenigen, die Jesus erkannt haben, die ihr Leben ihm gegeben haben, die ihm glauben und ihm nachfolgen, auszurüsten. Wir sollen sie alles lehren, was Jesus schon die Apostel gelehrt hat, was diese weitergetragen haben und was bis heute durch sein Wort weitergegeben wird.
Wenn sich Unzufriedenheit breitmacht, wird diese Aufgabe gelähmt.
Jetzt hätten die Apostel in dieser Situation viel tun können. Sie hätten zum Beispiel die griechischen Juden, die sich ärgerten, scharf zurechtweisen können. Sie hätten sagen können: „Was stellt ihr euch eigentlich so an? Hier geht es um Geld, um Kleidung, um Essen – das ist alles total weltlich. Ihr seid geistig noch nicht reif genug. Vertraut mehr auf Jesus, der wird schon alles geben. Macht hier nicht so ein Radau.“
Doch das haben die Apostel nicht gemacht.
Sie hätten den Job auch selbst übernehmen können. Denn zu wem kommen die Leute, wenn es nicht läuft? Ganz oft zuerst zu den Leitern. Wahrscheinlich haben sich die Leute bei den Aposteln beklagt und gesagt: „Da müsst ihr doch jetzt etwas tun!“ Der Druck war bestimmt hoch. Man hätte sagen können: „Dann legen wir mal das Wort beiseite, hören auf zu beten, krempeln die Ärmel hoch und kümmern uns darum, dass das läuft.“ Man hätte das Essen, das Geld und die Kleidung selbst ausgeben und sozialdiakonische Dienste in der Gemeinde übernehmen können.
Aber auch das haben die Apostel nicht getan.
Stattdessen schlugen sie vor, andere für diese Aufgabe zu berufen. Sieben Männer wurden ausgewählt. Diese ersten Diakone der Gemeinde werden hier noch nicht ausdrücklich als Diakone bezeichnet. Doch das Wort „Diakon“ steckt in dem Begriff „Dienen“, und genau dieses Dienen kommt hier oft vor. Einmal für den Wortdienst der Apostel und einmal für den Dienst an den Tischen, also den ganz praktischen Dienst.
Diese sieben Männer sind die ersten Diakone, die hier berufen wurden.
Die Apostel sagen: Das Thema ist wichtig und muss gelöst werden. Deshalb lasst uns Männer berufen, die sich darum kümmern. Das ist die Lösung: Diakone.
Die Frage lautet: Warum eigentlich Diakone? Man könnte auch fragen: Warum nicht die Apostel? Warum übernehmen sie das nicht selbst?
Die Apostel beantworten das in Vers 2 selbst. Sie sagen dort: Es ist nicht recht, dass wir für die Mahlzeiten sorgen und dabei das Wort Gottes vernachlässigen.
Wenn man das zum ersten Mal hört, denkt man vielleicht, sie hätten sich hier geschickt aus der praktischen Arbeit herausgewunden. Das klingt fast ein bisschen hochnäsig: „Wir müssen uns um das Wort kümmern, macht ihr mal die Drecksarbeit.“ Doch darum geht es den Aposteln hier nicht.
Den Aposteln ging es um die Frage, was eigentlich ihre Berufung ist. Wozu hat Gott sie berufen? Wozu hat Jesus Christus sie gesandt? Was will er von ihnen? Sie haben verstanden, was auf dem Spiel stand, wenn sie ihrer Berufung untreu geworden wären.
Jesus hatte ihnen den Auftrag gegeben, Menschen das Evangelium weiterzusagen und Gottes Willen zu lehren. Wenn sie das nicht getan hätten, hätte der Gemeinde bald das Fundament gefehlt – das wesentliche Fundament, das jede Gemeinde braucht.
Dann wäre die Gemeinde nicht mehr als ein Sozialverein gewesen, der sich gut um die Schwachen und die Witwen kümmert, aber das Fundament fehlt.
Das heißt, ihre oberste Priorität musste sein, weiter zu predigen und Menschen zu rufen: „Lasst euch mit Gott versöhnen!“ Jesus ist gekommen, um Frieden zu schaffen zwischen Gott und den Menschen.
Er hat eure Feindschaft gegen Gott am Kreuz von Golgatha getragen. Er hat sein Leben gegeben und ist gestorben wie ein Feind am Kreuz, damit ihr wirklich in die Beziehung und Gemeinschaft mit Gott kommen könnt. So könnt ihr echten Frieden bekommen, einen tiefen Frieden im Herzen – den Frieden Christi.
Die Apostel setzten sich für die Einheit ein, indem sie das immer wieder predigten und das Wort auf unterschiedliche Weise weitergaben. Das war ihr Dienst an der Einheit der Gemeinde.
Gleichzeitig erkannten sie die Unzufriedenheit mit den Witwen. Das konnten sie nicht einfach so laufen lassen. Es musste auch gelöst werden.
Daran hing viel: Nach innen war die Einheit der Gemeinde gefährdet. Nach außen hing das Zeugnis der Gemeinde daran.
Jesus hatte gesagt: Daran wird die Welt erkennen, dass ihr meine Jünger seid – an der Liebe, die ihr untereinander habt.
Doch gerade sah man wenig von dieser Liebe. Man sah Streit und Uneinigkeit, eigentlich nicht anders, als es in der Welt zugeht.
So war das Bild, das diese Gemeinde gerade abgab. Und das war kein gutes Zeugnis.
Auch das gibt es bei uns. Ich habe das vorhin schon angesprochen: Themen kochen manchmal hoch, und es handelt sich dabei zunächst gar nicht um Lehrfragen. Vielmehr sind es soziale Fragen. Zum Beispiel fühlt sich eine Gruppe in der Gemeinde benachteiligt. Vielleicht gibt es tatsächlich soziale Ungerechtigkeit, und arme Geschwister sagen, sie würden übergangen.
Häufig geht es in unseren Kreisen auch um organisatorische Themen. Fragen wie: Wie organisieren wir die Gemeinde gut? Wie planen wir gut? Daraus entstehen manchmal Unzufriedenheit und Streit. Ich bin froh, dass wir das bei uns derzeit wenig erleben, aber es kann ganz schnell passieren. Solche Anliegen dürfen wir immer wieder ins Gebet bringen, damit Gott uns davor bewahrt.
Manchmal hängt es auch mit der Technik zusammen, dass Unzufriedenheit entsteht. Ich höre das gelegentlich, wenn auch nur von einer kleinen Gruppe. Es gibt vielleicht Probleme mit dem Ton, Leute beschweren sich im Livestream, sie haben nichts gehört – das sind oft kleine Themen, die aber trotzdem hochkochen können.
Wir sehen also: Es gibt solche Themen. Es sind keine theologischen Fragen, sondern zum Beispiel soziale Anliegen, organisatorische Aufgaben, Technik oder Finanzen. Diese Bereiche müssen wir als Gemeinde regeln, um wirklichen Frieden und Einheit zu fördern.
Wenn wir das nicht tun, leidet unsere Gemeindearbeit. Streit kann entstehen, die Einheit gerät in Gefahr, und damit steht auch unser Zeugnis hier in München Mitte auf dem Spiel. Genau für solche Aufgaben sind die Diakone da. Sie kümmern sich um diese Themen. Die Gemeinde gibt ihnen die Verantwortung, solche Anliegen anzupacken.
Nach dem Zeugnis der Bibel sind die Diakone nicht die Gemeindeleiter oder Älteste. Sie lehren auch nicht, obwohl wir sehen, dass die, die hier berufen wurden, durchaus fähig zu lehren waren. Ein Beispiel ist Stephanus, der wenig später eine flammende evangelistische Predigt hält. Doch dafür war er hier nicht berufen, sondern dazu, an den Tischen zu dienen und einen praktischen Dienst zu tun.
Die Diakone haben diesen Dienst übernommen. Sicherlich haben sie das nicht allein getan, sondern andere mit einbezogen. Aber sie haben die praktische Arbeit in der Gemeinde geleitet, und das war wichtig.
Das Entscheidende, was wir hier lernen, ist: Die Diakone lösen praktische Probleme und stärken so die Einheit. Die Ältesten – in der ersten Gemeinde waren das auch die Apostel – fördern die Einheit durch die Lehre. Die Diakone tun dies durch ihren praktischen Dienst in verschiedenen Bereichen.
Beide Ämter fördern auf unterschiedliche Weise die Einheit.
Und wie ernst die Apostel das genommen haben, sieht man auch daran, wie sie bestimmen, wer den Diakonendienst übernehmen soll.
Sie sagen nicht: Sucht euch sieben, zwölf oder zwanzig Männer, die als Letzte nicht Nein sagen können. So läuft es ja manchmal sowieso in der Welt, zum Beispiel auf der Arbeit: Wer nicht Nein sagen kann, bekommt den Job. Und in der Gemeinde läuft es manchmal auch so.
Aber hier legen sie ein ganz anderes Kriterium an. Sie sagen: „Sucht die Besten.“ Wenn man noch einmal in den Vers 3 schaut: „Ihr lieben Brüder, seht euch um nach sieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll heiligen Geistes und Weisheit sind, die wir bestellen wollen zu diesem Dienst.“
Charakterlich vorbildlich, brennend im Geist, voller Weisheit – solche Leute sollten gesucht werden für diesen Dienst. Der Theologe Alexander Strauch sagt schön über diese ersten Diakone: Die Gemeindewelt ihre Besten, um für die Geringsten zu sorgen, nicht irgendwen, sondern die Allerbesten.
Das ist ein Prinzip, nach dem auch wir in dieser Gemeinde Diakone berufen wollen, um Unzufriedenheiten zu begegnen und sie zu lösen. Die Versuchung ist nämlich groß, für den Diakonendienst einfach diejenigen zu berufen, die bestimmte Fähigkeiten mitbringen.
Wenn wir zum Beispiel an die Technik denken: Jemand, der ein guter Techniker ist, wird dann der Diakon für den Dienstbereich Technik. Oder wer gut mit Finanzen umgehen kann, ist automatisch der Diakon für den Bereich Finanzen.
Nicht falsch verstehen: Ich würde schon sagen, es ist gut, wenn jemand eins und eins zusammenzählen kann und schon mal ein Konto geführt hat. Ich würde es nicht jedem überlassen, diesen Dienst zu machen.
Dennoch sehen wir hier und später auch in 1. Timotheus 3, dass es wichtiger ist, bevor wir auf Fähigkeiten schauen, zuerst auf den Charakter zu achten. Zu fragen: Ist das jemand, der als vorbildlicher Christ lebt? Jemand, der sich schon als treu erwiesen hat?
Und ist er deshalb auch jemand, der die geistliche Vision für die Gemeinde wirklich teilt? Dass er mit seinem Dienst die Einheit fördert und mit seinem Dienst auch die Ältesten freisetzt für ihren Dienst, mit dem sie die Einheit in der Gemeinde fördern?
Diese ersten Diakone haben genau das getan. Und die Frage ist: Hat es etwas gebracht?
Der letzte Punkt ist das Ergebnis. Wir sehen, dass es richtig viel gebracht hat. Der Weg wurde freigemacht für Wachstum.
Ich lese uns noch einmal diesen Vers 7 vor, wo es am Ende heißt, nachdem sie diese Männer berufen hatten: „Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger wurde sehr groß in Jerusalem. Es wurden auch viele Priester dem Glauben gehorsam.“
Ist das nicht ein wunderbares Ergebnis? Ein Konflikt am Anfang, dann die weise Lösung, sieben Diakonen die Aufgabe anzuvertrauen. Dadurch ist der Weg frei, und die Gemeinde wächst weiter. Es kommen ganz viele zum Glauben.
Der Herr fügt hinzu, dass sogar Priester, die das Evangelium vorher noch nicht verstanden hatten, zum Glauben kommen und hinzugefügt werden. Gott segnet diesen Weg und gibt seine Bestätigung. Genau so möchte ich das haben.
Zum Schluss möchte ich mit uns darüber nachdenken, wie wir in der Gemeinde mit Konflikten und Unzufriedenheit umgehen. Dabei soll es nicht nur um Diakone gehen, denn ich glaube, dass jeder von uns aus diesem Abschnitt etwas für sich persönlich mitnehmen kann.
Ich habe drei Punkte herausgearbeitet. Diese sind nicht ganz trennscharf, dennoch wollte ich sie aufteilen und nicht alles in einen einzigen Punkt zusammenfassen.
Das Erste: Nimm Unzufriedenheit ernst. Nimm Unzufriedenheit sowohl in deinem eigenen Leben als auch im Leben deiner Geschwister in der Gemeinde ernst. Unzufriedenheit schadet auf Dauer nicht nur uns selbst, sondern hat häufig auch einen echten Einfluss auf die Gemeinschaft.
Sie besitzt das Potenzial, unsere Gemeinschaft sogar erheblich zu beschädigen. Wenn die Unzufriedenheit größer wird und sich ausbreitet, kann sie richtig um sich greifen und Schaden anrichten.
Gott sagt uns Christen durch Paulus, wie ich bereits am Anfang erwähnt habe: Der Friede Christi soll in euren Herzen regieren. Das bedeutet, wenn ich bei mir selbst oder auch bei anderen einen Unfrieden im Herzen feststelle, muss ich mich fragen, wie ich wieder zu echtem Frieden komme.
Die Apostel haben diesen Unfrieden in der Gemeinde wahrgenommen. Sie erkannten, dass dies ein ernstes Problem ist. Dieses Problem nahmen sie nicht auf die leichte Schulter, sondern gingen es wirklich an.
Ein Beispiel dafür ist die Witwenfürsorge: Die Apostel übernahmen diese Aufgabe nicht selbst, aber sie suchten nach einem Weg, wie man das Problem lösen kann. Sie nahmen die Unzufriedenheit ernst und suchten aktiv nach Lösungen.
Das bringt mich zum zweiten Punkt. Ich weiß, das klingt leichter gesagt als getan, aber sei Teil der Lösung und nicht Teil des Problems. Bemühe dich wirklich darum, ein Teil der Lösung zu sein und nicht ein Teil des Problems.
In einer Gemeinde kann es durchaus berechtigte Unzufriedenheit geben – man könnte sogar von einer heiligen Unzufriedenheit sprechen. Ich würde sagen, dass das in Apostelgeschichte 6, so wie es uns dort geschildert wird, gut zu erkennen ist. Es war richtig, dass sie ein Problem damit hatten, wenn ein Teil der Witwen wirklich übersehen wurde. Besonders problematisch war, dass dies sogar nach der Nationalität getrennt geschah. Das war ein echtes Problem.
Es war gut und richtig, mit diesem Zustand unzufrieden zu sein. Noch besser war, dass sie sich daran gemacht haben, das Problem zu lösen. Die Apostel haben nicht einfach nur mitgemurrt oder gesagt: „Habt euch doch nicht so!“ Stattdessen haben sie sich darum gekümmert. Sie haben Diakone berufen, die sich dafür eingesetzt haben, dieses Problem zu lösen.
Tatsächlich hat sogar die ganze Gemeinde gesagt: „Wir machen das zu unserem Problem.“ Sie haben sich von den Aposteln mit hineingenommen lassen, gemeinsam nach solchen Diakonen aus ihrer Mitte gesucht und sich hinter sie gestellt. So konnten sie erleben, dass Gott ihnen schenkte, gemeinsam diese Unzufriedenheit zu lösen. Ein großer Segen!
Es gibt große Themen, aber ich sage: Es fängt ganz klein an. Jeder von uns kann dazu beitragen, Quellen für Unfrieden zu beseitigen. Du kannst ein Friedenstifter sein, wenn du Streit zwischen Geschwistern in der Gemeinde wahrnimmst. Wenn du selbst beteiligt bist, kannst du es erst recht sein. Du kannst abrüsten und sagen: „Lass uns einander neu die Gnade zusprechen, lass uns Frieden schließen.“ So, wie Harry das erzählt hat mit seinem Bruder. Als er zum Glauben an Jesus gefunden hat, wurde sein Bruder ihm zum Freund.
So darf es auch in der Gemeinde sein. Du kannst Friedenstifter sein, indem du Rücksicht auf andere Geschwister nimmst – vor allem auf die Schwächeren. Auf diese Weise können wir die Liebe Christi anschaulich machen.
Ich möchte dazu noch eine Sache sagen: Wenn ich mich meiner eigenen Unzufriedenheit stelle, dann muss ich manchmal auch zugeben, dass ich ein Problem gerade größer mache, als es eigentlich ist. Ich bin über Dinge unzufrieden, über die ich eigentlich nicht in dieser Weise unzufrieden sein sollte.
Es ist wichtig, sich das einzugestehen und anzuerkennen. In der Gemeinde gibt es oft Streit um Weisheitsfragen, auch um solche, die man unterschiedlich handhaben kann. Es geht um Geschmacksfragen: Welche Lieder singe ich gern? Wie singe ich sie gern? Wann stehen wir im Gottesdienst auf, wann bleiben wir sitzen? Wie lang ist die ideale Predigt – zwanzig Minuten, vierzig Minuten, manche sagen sogar sechzig Minuten. Manche stöhnen jetzt schon.
Natürlich ist es völlig legitim, Präferenzen zu haben. Es ist auch in Ordnung, dafür zu argumentieren, dass die eine oder andere Weise gut ist. Aber dein Friede und mein Friede hängen letztlich nicht davon ab, wie wir es am Ende in der Gemeinde machen. Darauf beruht nicht der Friede Christi.
Wenn mich solche Dinge umtreiben, wenn sie mich wütend machen, wenn ich fast nicht mehr schlafen kann, wenn sie mich ärgern oder zu anderen Menschen treiben, dann ist es nicht schlimm, dass wir zum Beispiel wieder sitzen geblieben sind, wo wir eigentlich hätten aufstehen müssen. Oder dass wir wieder ein neues Lied gesungen haben oder ein altes Lied. Dann darf ich mich fragen, was eigentlich in meinem Herzen los ist, dass mich das so wütend macht und so aufbringt.
Vielleicht liegt das Problem gar nicht darin, dass die Gemeinde etwas ändern muss. Sondern dass ich ins Gebet gehe oder mit jemand anderem ins Gebet gehe und sage: Herr, du weißt, dass mir das wichtig ist, aber es soll mir nicht so wichtig sein, dass es zwischen mir und anderen in dieser Gemeinde steht. Lass mich da weiter wachsen. Lass mich den Frieden Christi wirklich erleben.
Mir persönlich hilft es immer wieder, zu erleben, dass Dinge, die mir gar nicht so gut gefallen, für andere hier in der Gemeinde genau das sind, was sie schön finden und was sie erbaut. Mir hilft es zu sagen: Okay, das ist nicht mein Geschmack, aber jemand anders freut sich richtig daran. Dann kann ich mich auch mehr darüber freuen.
Es ist eine Übung, aber sie ist wirklich möglich. Hinterfrage dich und andere immer mal wieder: Ist es überhaupt angebracht, unzufrieden zu sein? Und wenn ja, kann ich selbst etwas dazu beitragen, das Problem zu lösen?
Und dann noch das Letzte, weil es auch hier dazugehört: Die Apostel haben gesagt, dass wir uns nicht selbst darum kümmern sollen. Später sehen wir auch, dass nicht jede Unzufriedenheit Aufgabe der Ältesten in der Gemeinde ist, sie zu lösen.
Es ist aber eine Versuchung: Du hast in der Gemeinde die Pastoren, die vorne stehen, und die Ältesten sind im Organigramm verankert. Wohin gehe ich, wenn ich unzufrieden bin? Zu den Ältesten?
Ich möchte uns ermutigen – nicht nur, weil ich Pastor bin und es mich selbst betrifft, sondern weil ich das für ein gutes Prinzip halte –, dass bei Themen, die keine Lehrfragen sind oder keine wirklich seelsorgerliche Frage, keine Bitte um Gebet, sondern ganz andere Anliegen betreffen, andere Wege gegangen werden sollten.
Wir haben Dienstbereichsleiter in dieser Gemeinde, Diakone, die einen wunderbaren Job machen. Wirklich, ich kann das sagen: Es ist großartig, wie sie sich einbringen, wie sie die Vision dieser Gemeinde teilen und wie sie sich in praktischen Themen engagieren.
Ganz oft ist der Weg bei vielen Themen nicht der zu den Ältesten, sondern zum Dienstbereichsleiter. Und manchmal auch nicht zum Dienstbereichsleiter, sondern es gibt andere Wege, Dinge zu klären.
Deshalb die Ermutigung: Überlege dir, ob dein Thema wirklich ein Thema für die Ältesten ist oder ob es auf einer anderen Ebene gelöst werden kann und auch sollte. Denn auch in dieser Gemeinde hängt unser Fundament daran, dass die Ältesten Zeit haben, sich aufs Lehren, aufs Gebet und auch auf Seelsorge und Jüngerschaft im 1-zu-1 zu konzentrieren.
All das gehört mit dazu, aber der Berufung treu zu bleiben, ist wichtig. Das ist gut, das ist nicht faul oder etwas Schlechtes, sondern ein Segen für uns als Gemeinde. Ich verspreche es euch.
Ich hoffe, ihr seht: Frieden in der Gemeinde ist ein Gemeinschaftsprojekt. Gott gibt seiner Gemeinde bestimmte Ämter dafür. Er gibt ihr Älteste, die die Einheit durch Lehre fördern. Er gibt ihr Diakone und Dienstbereichsleiter, die die Einheit durch praktische Dienste stärken.
Letztlich sind wir jedoch alle gefragt, Unzufriedenheit nicht zu befeuern und ihr keinen Raum zu geben. Stattdessen sollen wir unseren Frieden in Christus suchen und finden.
Das macht Gottes Kraft und sein Wirken unter uns sichtbar. Gleichzeitig macht es unsere Gemeinschaft anziehend.
Lass uns beten!
Vater, wir danken dir am Ende dieses Tages einmal mehr dafür, dass wirklich Frieden zwischen uns und dir ist. Das ist möglich, weil Jesus in diese Welt gekommen ist und uns diesen Frieden gebracht und erkämpft hat – am Kreuz von Golgatha.
Wir sind dir unendlich dankbar, dass wir dich kennen dürfen, dass wir dich anbeten können und dass dein Frieden auch in unsere Herzen eingezogen ist.
Gleichzeitig wollen wir bekennen, dass da immer wieder Unfrieden ist. Wir brauchen diese Ermahnung wirklich, weil wir uns noch von anderen Dingen regieren lassen.
Wir beten, dass du unsere Herzen formst und veränderst und dass dein Frieden noch viel mehr Raum gewinnt – in unserem Leben und auch in dieser Gemeinde.
Wir beten um Versöhnung zwischen Geschwistern unter uns, die im Streit sind. Wir beten, dass du der Unzufriedenheit begegnest, so wie wir es brauchen. Wir bitten, dass wir gute Lösungen finden oder einfach erkennen, dass es auch mal nicht angebracht ist.
Herr, du kannst uns durch deinen Geist führen und uns Weisheit schenken.
Wir danken dir für die tiefe Gemeinschaft, die wir schon erleben dürfen, und beten, dass du sie vertiefst. So wird sie für uns ein Segen und ein Zeugnis für diese Welt.
Amen.