Ich bin Katja, 31 Jahre alt, und bin schon immer christlich geprägt gewesen. So bin ich aufgewachsen und groß geworden.
Mein größter Lebenstraum war eigentlich, eine eigene Familie zu gründen. Ich wollte den einen Mann finden, der mit mir durchs Leben geht und mich liebt. Dieser Mann sollte der Einzige sein. Doch leider wurde ich mit 18 Jahren vergewaltigt. Dieser Einschnitt in meinem Leben war so schlimm für mich, dass ich mich komplett von Gott abwandte. Ich dachte, Gott wolle mich bestrafen, dass er mich so sehr hasst, dass er das zugelassen hat. Ich glaubte, er wolle nicht, dass ich glücklich werde. Ich dachte, ich würde diesen Schandfleck nie loswerden.
Ich war überzeugt, dass kein einziger Mann, vor allem kein christlicher Mann, das erdulden oder gutheißen würde, wenn ich sage, dass ich keine Jungfrau mehr bin – weil ich vergewaltigt wurde. So trug ich diesen Schandfleck und die Schuldgefühle mit mir durchs Leben. Meine Suche nach dem perfekten Mann begann und dauerte tatsächlich zwölf Jahre.
Ich schleppte mich von Beziehung zu Beziehung, immer mehr zerbrochen. Ich hatte sogar eine Hochzeit, bei der ich dachte, dieser Mann würde mich endlich erretten und mir die Liebe und Anerkennung schenken, die ich verdient hätte. Doch ich stellte schnell fest, dass auch dieser Mann so kaputt war, dass er mein gebrochenes Herz nicht heilen konnte. Ich erkannte, dass ich mich auf die Suche nach Jesus machen musste.
Von Mitleid geplagt und voller Leid sowie der Schuld, die auf mir lastete, dachte ich, irgendein Mann würde sich erbarmen, mir die Schuld abnehmen oder sich an dem Mann rächen, der mir das Leid angetan hatte. Doch statt geehrt oder geschätzt zu werden, wurde ich von jedem dieser Männer verurteilt. Das zog mich noch mehr runter.
Als ich mich schließlich entschied, Jesus eine Chance zu geben, merkte ich plötzlich, dass all das Leid der vergangenen zwölf Jahre verschwendete Zeit gewesen war. Hätte ich Jesus viel früher gefunden und angenommen, wäre mir dieser ganze Schmerz erspart geblieben.
Zum allerersten Mal spürte ich, auch wenn ich immer christlich aufgewachsen war, was es wirklich heißt, Jesus zu lieben. Diese große Liebe, die ich ihm gegenüber empfand, kam auf einmal, weil er für mich durchs Leid gegangen ist. Kein einziger Mann hätte das getan, und auch im weiteren Leben würde kein Mann schaffen, was Jesus für mich getan hat.
Diese wunderbare, große Liebe ist die Liebe, die ich wirklich gefunden habe. Ich bin so dankbar und erfüllt. Endlich hat er mir meine Schuld abgenommen. Ich weiß, er wird für mich kämpfen und für mich Recht schaffen. Er sagt mir, wie wertvoll ich bin und wie einzigartig ich bin. Diese Wertschätzung kann mir kein Mann geben.
Das ist das, was ich mit Jesus erleben durfte: dass ich in ihm eine vollwertige Erfüllung habe. Ich war immer durstig nach Liebe, und ich weiß, dass Jesus mir diesen Durst jeden Tag aufs Neue stillen kann, weil er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.
So viele Menschen gehen mit einem leeren Becher durchs Leben – leer, ausgetrocknet. Oberflächlich betrachtet könnte man sagen, das ist doch paradox.
In Deutschland geben wir so viel Geld für Getränke aus wie nie zuvor: 23,5 Milliarden Euro im Jahr für Durstlöscher. Und dennoch gehen so viele Menschen mit einem leeren Becher durchs Leben.
Wir haben gerade festgestellt – auch durch diesen offenen Lebensbericht, danke, Katja –, dass Menschen nicht nur Durst nach einem Getränk haben. Es gibt nicht nur den körperlichen Durst im Leben eines Menschen, sondern auch den inneren Durst nach Erfüllung, den inneren Durst nach mehr.
Das Predigtthema heute greift genau das auf, worum es in diesem Lebensbericht ging. Mein Predigtthema heute Morgen lautet: Durstig nach Leben, durstig nach Leben.
Ich mache weiter. In meiner Reihe zum Johannesevangelium „Menschen begegnen Jesus“ schauen wir uns heute eine weitere Begegnung zwischen Jesus und einer Frau an. Letztes Mal war es ein Mann, dieses Mal ist es eine Frau. Letztes Mal war es ein ganz Frommer, dieses Mal ist die Person, die Jesus trifft, weniger fromm.
Jesus trifft sie in Samaria, es ist die Frau am Brunnen. Den Text finden wir in Johannes 4. In den ersten neun Versen schildert uns der Apostel Johannes den Einstieg in das Gespräch. Jesus spricht den Durst als Einstieg ins Gespräch an.
Ich lese erst einmal die ersten sechs Verse:
„Als nun der Herr erkannte, dass die Pharisäer gehört hatten, dass Jesus mehr Jünger machte und taufte als Johannes, obgleich Jesus nicht taufte, sondern seine Jünger, verließ er Judäa und zog wieder nach Galiläa. Er musste aber durch Samaria ziehen. Er kommt nun in eine Stadt Samarias, genannt Sychar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Joseph gab. Es war aber dort eine Quelle Jakobs. Jesus nun, ermüdet von der Reise, setzte sich ohne weiteres an die Quelle nieder, es war um die sechste Stunde.“
In diesen Versen bekommen wir so ein bisschen das Setting mit, in welchem Rahmen, wo und zu welcher Zeit das Gespräch, das gleich beginnt, stattfindet.
Zunächst einmal schildert uns der Text, dass Jesus mehr und mehr seinen Wirkungskreis ausweitet. Er gerät damit immer mehr in den Fokus der Pharisäer (vgl. Johannes 3, Nikodemus lässt grüßen). Jesus entscheidet sich deswegen, von Judäa wegzuziehen, hoch in den Norden nach Galiläa.
Dann heißt es in Vers 4: „Schaut mal genau hin, er musste aber durch Samaria ziehen.“ Ich habe euch mal eine Karte mitgebracht. Der blaue Kreis, den ihr da vorne seht, ist Judäa. Das ist das Gebiet, wo Jesus war. Der gelbe Kreis zeigt das Gebiet Galiläa. Und mittendrin ist der rote Kreis, Samaria.
Das heißt, Jesus wollte von Blau nach Gelb, also musste er eben durch das rote Gebiet, durch Samaria, ziehen. Das wäre die gängige Route gewesen.
Aber jetzt müssen wir wissen: Es gibt auch noch eine andere Route. Die frommen Juden haben Samaria immer gemieden. Sie sind einen Umweg gegangen. Das kennzeichnet hier die schwarze Linie. Es gab einen Weg östlich des Jordans entlang, um das Gebiet der Samariter zu umgehen. Fromme Juden sind eigentlich immer diesen Weg gegangen.
Wenn es hier in Vers 4 heißt, Jesus musste durch Samaria ziehen, ist das nicht unbedingt ein geografisches Müssen. Es gibt eine alternative Route. Es handelt sich hier vielmehr um ein göttliches Müssen. Jesus musste genau dadurch gehen, weil auf ihn eine Begegnung in Samaria wartet.
Dieses göttliche Müssen finden wir auch an einigen Stellen im Johannesevangelium. Ich will das ja auch begründen, zum Beispiel in Johannes 10, Vers 16, da sagt Jesus: „Und ich habe andere Schafe, die nicht aus diesem Hof sind, auch diese muss ich bringen. Und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte sein.“
Jesus sagt hier: Ich muss auch die Nicht-Israeliten retten. Wer ist die Frau am Brunnen? Eine Nicht-Israelitin. Das heißt, wenn es hier heißt, Jesus musste durch Samaria ziehen, dann will Jesus da lang, weil er mit dieser Frau reden will, weil er diese Frau retten möchte. Das ist der Punkt.
Der Text schildert uns dann noch ein paar andere Details. Es ist ein relativ historischer Ort mit alttestamentlichem Hintergrund. Es ist ein Brunnen, der durch eine unterirdische Quelle gespeist wird. Das ist der Brunnen, den Jakob im Alten Testament ausgraben ließ. Also eigentlich ein relativ historischer Ort und dennoch ein normaler Rastplatz.
Da gingen die Leute immer lang, die von Judäa nach Galiläa wollten. Sie machten in der Regel genau an diesem Brunnen Halt.
Dann schildert uns der Text auch die Zeit: Es ist die sechste Stunde, das heißt Mittag. Man rechnet immer von sechs Uhr morgens, also sechs Stunden drauf, sind wir genau am Mittag. In der Mittagshitze findet die Begegnung statt.
Dann heißt es hier in den Versen 7 und 8: „Da kommt eine Frau aus Samaria, Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken! Denn seine Jünger waren weggegangen in die Stadt, um Speise zu kaufen.“
In diesem Text sind viele Dinge ungewöhnlich. Kennt ihr diese Bilder „Finde den Fehler“? Dabei muss man genau hinschauen. Im Bild rechts sind einige Fehler, es gibt Unterschiede zum Bild links. Aber bevor ihr jetzt anfangt zu suchen, darum geht es mir nicht. Ich möchte euch das nächste Bild zeigen.
Dort schauen wir uns nicht die Fehler an, sondern die Dinge, die gerade völlig ungewöhnlich sind. Ungewöhnlich ist zum Beispiel nicht, dass eine Frau kommt, um Wasser zu holen. Ungewöhnlich ist, dass sie allein kommt. Frauen gingen damals immer als Gruppe zum Wasserholen. Warum kommt diese Frau ganz alleine? Das werden wir später erfahren.
Ungewöhnlich ist auch die Zeit. In der Mittagshitze kam niemand an den Brunnen, denn es ist brüllend heiß. Man ging früh morgens Wasser holen oder später am Tag, wenn die Sonne nicht mehr so stark schien. Warum kommt diese Frau mittags? Das ist ungewöhnlich.
Wisst ihr, was auch ungewöhnlich ist? Dass Jesus alle zwölf Jünger schickt, um Speise zu holen. Warum schickt er alle zwölf weg? Stellt euch vor, ihr geht in den Aldi, und eine Gruppe von zwölf Männern – raue Typen, Fischer – kommt dort an. Die würden doch den ganzen Laden sprengen, oder? Warum schickt Jesus alle zwölf weg?
Später sehen wir: Sobald die zwölf zurückkamen, war die Unterhaltung mit dieser Frau mehr oder weniger beendet. Wenn Petrus und Co. kommen, kann man sich nicht mehr in Ruhe unterhalten. Jesus wusste das. Deshalb schickt er alle zwölf weg: „Geht mal Speise kaufen.“ Warum? Weil er mit dieser Frau alleine über ihr Leben sprechen möchte.
Er bereitet alles vor, das Setting. Er musste da durch. Er wusste genau, wie es ist. In Johannes 1 ist Nathanael unter dem Feigenbaum; so weiß Jesus, dass die Frau zur Mittagszeit zum Brunnen kommt. Er wartet bereits auf sie. Die zwölf sollen weggehen, er möchte mit der Frau allein reden.
Und wisst ihr, was auch ungewöhnlich ist? Dass Jesus als Mann diese Frau anspricht. Das war damals total ungewöhnlich. Juden redeten öffentlich nicht mit Frauen, das war nicht üblich. Juden redeten generell nicht mit Samaritern. Und hier haben wir beides in einer Person: Sie ist eine Frau und sie ist Samariterin. Dazu ist sie allein und Jesus ist allein. Das ist eigentlich ein heikles Setting.
Wisst ihr, wo Isaak seine Frau kennengelernt hat? Im Alten Testament war es am Brunnen. Wo hat Jakob seine Frau kennengelernt? Am Brunnen. Wo hat Mose seine Frau kennengelernt? Am Brunnen. Versteht ihr, wie heikel das Ganze eigentlich ist? Das hätte falsch verstanden werden können.
Warum wirft Jesus all die frommen Sitten in diesem Moment über Bord und spricht diese Frau an? Das ist total ungewöhnlich.
Was hat es mit der Frau gemacht? Sie wird hier von einem Mann angesprochen. Diese Frau wurde schon von vielen Männern angesprochen. Sie wurde schon von vielen Menschen angesprochen, aber immer auf zweierlei Weise: Sie wurde entweder benutzt oder beschimpft.
Benutzt von Männern, die sie ausbeuten wollten – das erfahren wir später in der Geschichte, jetzt noch nicht. Und sie wurde beschimpft wegen ihres Lebensstils. Das sind die zwei Arten, wie die Frau angesprochen wurde.
Und jetzt sitzt Jesus hier mit vollkommen reinen Motiven. Er sagt zwar zu der Frau: „Gib mir was zu trinken“, aber wie wir später erfahren, will er nichts von ihr. Er will ihr etwas geben – mit absolut reinen Motiven. Er will ihr Leben verändern.
Das ist Jesus, voller Liebe, alles vorbereitet. Und er musste durch Samaria.
Am letzten Sonntag haben sich hier 23 Personen auf den Glauben hin taufen lassen. Vorher haben uns diese 23 Personen an den Kennenlernabenden ihre Lebensberichte erzählt.
23 Personen bedeuten 23 Lebensgeschichten, 23 verschiedene Hintergründe und 23 Wege, wie sie zu Jesus gefunden haben. Aber eins hatten alle 23 Lebensberichte gemeinsam: Irgendwann hat Jesus sie angesprochen. Damit beginnt jede Beziehung zu Jesus.
Und weißt du was? Jesus möchte dich heute ansprechen. Ob du hier im Raum bist oder ob du im Livestream heute dabei bist – Jesus will dich ansprechen. Vielleicht bist du es nicht gewohnt, dass jemand dich anspricht, einfach nur, weil er dir etwas geben möchte. Aber genau das ist es, was Jesus tut.
Vielleicht bist du es gewohnt, dass Menschen dich ignorieren. Jesus ignoriert dich nicht, er möchte dich ansprechen. Vielleicht denkst du: Ich bin nicht würdig, dass Jesus mich anspricht. Ich habe so viel Sünde, was will Jesus von mir? Er muss mich doch eigentlich für Abschaum halten.
Weißt du was? Jesus spricht dich an, nicht weil du so gut bist, sondern weil er so gut ist. Jesus spricht dich an, nicht weil du voller Liebe für ihn bist, sondern weil er voller Liebe zu dir ist. Deswegen spricht er dich an.
Und vielleicht weißt du das ehrlich gesagt schon, dass Jesus seit Monaten oder seit Wochen in dein Leben spricht. Vielleicht durch Predigten, die du gehört hast. Vielleicht durch hier und da mal einen Bibelvers, den dir Freunde oder Verwandte geschickt haben, oder der Vers des Tages, der so sehr eigentlich genau ins Schwarze getroffen hat.
Vielleicht spricht Jesus zu dir durch andere Menschen in deinem Leben, die dich auf Dinge hinweisen. Vielleicht spricht Jesus zu dir durch Ereignisse, die gerade in deinem Leben eingetroffen sind.
Weißt du was? Wenn Jesus dich anspricht, dann tut er das, weil er eine Beziehung zu dir beginnen möchte. Weil er dir etwas geben möchte, was du so dringend brauchst.
Und damit kommen wir zum zweiten Punkt: Jesus bietet lebendiges Wasser an. In Vers 10 heißt es: Jesus antwortete und sprach zu ihr: „Wenn du die Gabe Gottes kennst und wüsstest, wer es ist, der zu dir spricht, gib mir zu trinken, so hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.“
Jesus formuliert hier einen Wenn-Satz: „Wenn du die Gabe Gottes kennst und wüsstest, wer es ist.“ Doch die Frau weiß es nicht. Das ist der Punkt: Sie weiß nicht, wer Jesus ist. Sie weiß nicht, wer ihr gerade gegenübersteht. Die Frau sieht in Jesus eigentlich nur einen jüdischen Mann, der eigenartig ist, weil er sie anspricht.
Würde die Frau wissen, wer dieser Jesus ist – und darauf läuft die ganze Konversation hinaus: Wer ist dieser Mann? – dann würde sie sofort den Spieß umdrehen und Jesus bitten: „Gib mir zu trinken.“ Aber sie weiß es nicht, wer Jesus ist. Sie weiß nicht, was Jesus ihr bieten möchte.
Jesus sagt: „Ich will dir lebendiges Wasser geben.“ Lebendiges Wasser hat eine doppelte Bedeutung, die wir kennen müssen. Zunächst einmal bedeutet lebendiges Wasser auch einfach ganz normales fließendes Wasser. In dieser Weise wird dieser Begriff zum Beispiel in 1. Mose 26,19 verwendet: „Und die Knechte Isaaks gruben im Tal und fanden dort einen Brunnen mit lebendigem Wasser.“ Hier meint lebendiges Wasser einfach fließendes Wasser im Gegensatz zu stehendem, dümpelndem Wasser.
Aber das Ganze hat natürlich auch eine geistliche Bedeutung. Diese sehen wir in Jeremia 2,13: „Denn zweifach Böses hat mein Volk begangen: Mich, die Quelle lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen auszuhauen, rissige Zisternen, die das Wasser nicht halten können.“ Hier sagt Gott: „Ich bin das lebendige Wasser, ich bin die Quelle des lebendigen Wassers.“ In dieser Weise gebraucht Jesus den Begriff. Nicht im Sinne von fließendem Wasser, sondern er meint echtes Leben.
Wenn er dieser Frau sagt: „Wenn du wüsstest, wer ich bin, würdest du mich darum bitten, dir lebendiges Wasser zu geben“, meint Jesus echtes Leben, ein geisterfülltes Leben, ein sinnerfülltes Leben, echte Erfüllung im Leben. Dann müsstest du nicht mehr mit einem leeren Becher durchs Leben gehen. Das ist das Wasser, das Jesus anbietet.
Aber die Frau versteht es hier noch nicht. Schauen wir uns ihre Antwort in Vers 11 und 12 an: Die Frau spricht zu ihm: „Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief. Woher hast du denn das lebendige Wasser? Du bist doch nicht größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gab und der selbst daraus trank, ebenso seine Söhne und sein Vieh.“
Merkt euch: Die Frau hat den tieferen Sinn nicht erfasst, was Jesus mit lebendigem Wasser meint. Sie denkt einfach immer noch materiell. Einmal stellt sie fest, dass er irgendwie eigenartig ist, auch wenn sie ihn höflich mit „Herr“ anspricht – nicht im Sinne von „Herr aller Herren“, sondern einfach als höfliche Anrede.
„Herr, du hast kein Schöpfgefäß, wie willst du mir das Wasser bringen?“ Eigentlich ist diese Frau ganz zufrieden mit dem Jakobsbrunnen. Hier kommt sie immer hin und holt sich Wasser. Was wagt der Fremde zu behaupten, dass er größer sei als Jakob, dass er ihr etwas Besseres geben kann als das, was Jakob hier schon gegeben hat – diesen tollen Brunnen? Der ist doch nicht größer.
Sie glaubt nicht, dass Jesus größer ist als Jakob. Und Jesus ist so voller Liebe für diese Frau, dass er das Gespräch weiterführt. Er möchte, dass sie es versteht – eine Wahrheit, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen wird. Jesus möchte, dass sie es versteht.
Jesus antwortet und spricht zu ihr: „Jeder, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten.“ Er möchte der Frau helfen, die geistliche Bedeutung zu verstehen. „Schau mal, liebe Frau, du kommst doch hier jeden Tag hin, du holst dir Wasser, aber du musst immer wiederkommen. Denn dieses Wasser stillt deinen Durst nicht für immer.“ So ist es bei normalem Wasser.
Vers 14: „Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit. Sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, die in das ewige Leben quillt.“
Das lebendige Wasser, das Jesus hier anbietet, hat drei Eigenschaften: Jesus sagt, einmal ist es Wasser, das deinen Durst für immer stillen kann – für immer! Zweitens: Dieses Wasser wird eine Quelle in dir sein. Das heißt, es bleibt beständig in dir. Wenn es etwas Äußerliches wäre, müsstest du ja immer wieder hin, aber das, was ich dir gebe, bleibt in dir – eine echte Erfüllung.
Drittens: Das Wasser dieser Quelle sprudelt in das ewige Leben. Das heißt, liebe Frau, das, was ich dir gebe, kannst du jetzt schon erfahren, und es wird nie aufhören – bis in das ewige Leben hinein. Das Leben bekommst du jetzt, und du wirst es für immer haben.
Jesus sagt: „Das, was ich dir gebe, das füllt deinen Becher.“
Es gibt zwei Arten von Menschen auf dieser Welt, wenn ich das einmal auf diese beiden Gruppen reduzieren darf. Die einen gehen mit einem leeren Becher durchs Leben, die anderen mit einem absolut vollen Becher.
Ich war auch einmal so, Katja war es ebenfalls, wie wir es heute in dem Zeugnis gehört haben: mit leerem Becher durchs Leben. Ja, wir haben ihn immer wieder gefüllt, aber es floss heraus. Dieser Becher kann das Wasser nicht halten.
Jesus sagt: Ich will dir etwas geben, ich will deinen Becher voll machen. In Johannes 10,10 sagt Jesus: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es im Überfluss haben.“
Wir haben heute das Lied gesungen, ich weiß nicht, ob du mitgesungen hast: „Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn.“ Dieses Lied kannst du nur singen, wenn dein Becher voll ist. Unabhängig von deinen Lebensumständen, egal welche Probleme du gerade hast, darfst du diesen vollen Becher haben – dieses echte Leben in Jesus.
Übrigens ist das Lied in so einer Situation entstanden. Ein Mann, der Tragisches erlebt hat, schrieb dieses Lied: „Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn.“ Das ist das lebendige Wasser, das Jesus dir heute geben möchte. Er möchte deinen Lebensbecher voll machen.
Das ist das, was Jesus der Frau anbietet. Und die Frage, die jetzt im Raum steht, ist: Wie reagiert die Frau darauf? Schauen wir uns den Text an, Vers 15. Die Frau spricht zu ihm: „Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich nicht dürste und nicht hierher komme, um zu schöpfen.“
Die Frau will das Wasser, so weit ist sie schon. Aber eigentlich denkt sie immer noch in einer irdischen Kategorie. Sie sagt: „Ich bin bereit, das Wasser, das du mir anzubieten hast, zu nehmen, wenn dadurch meine Lebensumstände erleichtert werden. Dann muss ich ja nicht mehr hierhin in der Mittagspause. Deshalb gib mir dieses Wasser!“
Und wisst ihr was? Wie diese Frau ticken viele Menschen heute. Sie wollen Jesus in ihrem Leben haben als Lebensverbesserer. Aber Jesus ist nicht gekommen, um dein Leben von gut auf sehr gut zu verbessern. Jesus ist nicht gekommen, um einem relativ sinnvollen Leben ein bisschen mehr Sinn zu geben.
Jesus ist gekommen, um Sinn in dein sinnloses Leben zu geben. Jesus ist gekommen, um frisches Wasser in deine Lebenswüste zu gießen. Deshalb ist Jesus gekommen: nicht, um ein bisschen dein Leben zu verbessern.
Leute, die deswegen zu Jesus kommen – und ich will das hier noch einmal von vorne klarstellen – einfach nur, weil sie denken, Jesus gibt mir dann etwas, dann wird mein Leben leichter, wenn ich zu Jesus komme, diese Leute sind manchmal enttäuscht. Denn auch als Christen gehen wir manchmal durch schwere Zeiten.
Aber der Unterschied ist: Auch in diesen schweren Zeiten ist unser Becher voll. Und wir sagen: „Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn“, weil ich ihn habe. Das bedeutet aber nicht, dass die Lebensumstände mit Jesus leichter werden. Lass mich das ganz deutlich sagen.
Jesus will das Leben dieser Frau ganz grundlegend verändern, und die Frau versteht das noch nicht. Aber Jesus macht überhaupt keinen Vorwurf. Er wählt jetzt einen etwas anderen Ansatz, wird noch persönlicher und spricht sie direkt an – aber immer noch voller Liebe.
Damit kommen wir zu meinem dritten Punkt: Jesus deckt den ungestillten Durst auf.
Ab Vers 16 bis 18 lese ich: Er spricht zu ihr: „Geh hin, rufe deinen Mann und komm hierher.“ Die Frau antwortete und sprach zu ihm: „Ich habe keinen Mann.“ Jesus spricht zu ihr: „Du hast recht gesagt: ‚Ich habe keinen Mann.‘ Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, der ist nicht dein Mann. Hierin hast du wahr geredet.“
Oha, jetzt wissen wir, warum die Frau allein in der Mittagshitze kommt. Sie kommt, weil sie sich schämt. Sie ist in der Boulevardpresse von Samaria bekannt – die Sünderin. Auch die Samariter glaubten an die fünf Bücher Mose, und das, was sie tut, ist Sünde.
Einige Ausleger denken, Jesus ändert jetzt plötzlich das Thema. Gerade sprach er über Durst, über lebendiges Wasser, und jetzt spricht er plötzlich über die Männer. Ich glaube, das ist falsch. Jesus ändert nicht das Thema, sondern konkretisiert es. Denn sie hatte Durst nach Männern.
Jesus bleibt beim Thema Durst, aber er macht es anhand eines Beispiels, um der Frau zu zeigen, was er ihr geben möchte: lebendiges Wasser. Um das zu zeigen, muss sie erst einmal verstehen: „Liebe Frau, dein Becher ist leer, dein Becher ist leer, das musst du verstehen. Deswegen bin ich gekommen, um ihn zu füllen – und zwar für immer.“
Es ist interessant, wie diese Frau reagiert. Ich meine, Jesus legt ihr den Finger auf die Wunde ihres Lebens. Das Männerthema war das Thema in ihrem Leben. Und Jesus legt genau da seinen Finger hin – liebevoll. Die Frau macht das, was viele Menschen tun, übrigens auch in der Seelsorge: Sie sagt formal die Wahrheit, aber nicht die ganze Wahrheit.
Jesus sagt: „Geh hin und hol deinen Mann.“ Sie sagt: „Ich habe keinen Mann.“ Das stimmt. Sie hat aktuell keinen Ehemann, mit dem sie rechtlich zusammenlebt. So machen das viele Menschen, sobald der Finger auf die Wunde gelegt wird.
Bitte mach das nicht, wenn Jesus heute seinen Finger in deine Wunden legt. Lass es zu, denn es ist gut.
Jesus spricht zu ihr: „Du hast recht gesagt: ‚Ich habe keinen Mann.‘ Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, der ist nicht dein Mann. Hierin hast du wahr geredet.“
Schaut mal, Jesus hält dieser Frau so liebevoll ihren Spiegel vor. In dem Moment ist sich die Frau bewusst: Er hat das ganze Chaos in meinem Leben aufgedeckt.
Ihr Lieben, das Leben dieser Frau ist eine Serie von erschütterten Hoffnungen. Das Leben dieser Frau ist eine Serie von Verletzungen. Das Leben dieser Frau ist eine Serie von verzweifelten Neuanfängen, die sich wiederum immer wieder als Albtraum neu erweisen.
Ich meine, wir wissen nicht, woran die fünf Ehen gescheitert sind. War sie Opfer? War sie Täterin? War sie beides? Wir wissen nicht, woran die Ehen gescheitert sind. Aber wir wissen, dass sie sich immer wieder neu auf einen Mann eingelassen hat, weil sie durstig war, weil ihr Becher leer war. Sie hat versucht, ihn mit Männern zu füllen.
Weißt du was? Ist das vielleicht genau das Wasser, das du trinkst? Ein Partner? Es ist genau das, was du dir erhoffst. Du erhoffst dir Leben von einem anderen Menschen in deinem Leben.
Das ist übrigens nicht nur bei Frauen so. Wir haben auch das Zeugnis von Katja gehört, das war genau ihr Thema früher. Ich habe vor einiger Zeit mit einem Mann gesprochen, der sagte: „Andre, ich bin jetzt Anfang 40. Seit meinem zwanzigsten Lebensjahr habe ich immer versucht, Leben und Erfüllung bei Frauen zu finden.“
Ist es vielleicht genau das? Ist es genau der Punkt in deinem Leben? Ist das das Wasser, das du trinkst – ein Partner? Vielleicht hast du keinen Partner, aber du liest jeden Abend Liebesromane. Du ziehst dir eine Serie nach der anderen rein und hoffst, dadurch emotionalen Halt zu bekommen. Es ist Wasser, das dich wieder durstig macht.
Wenn du mit einem leeren Becher in eine Ehe gehst – es betrifft auch Ehepaare – und du mit der Absicht in die Ehe gehst: „Bitte füll mich“, dann lebst du in einer ständigen Erwartung an deinen Ehepartner. Du kommst in die Ehe und denkst: „Ich habe dich schließlich geheiratet, damit du mich glücklich machst. Bitte füll meinen Becher.“
Weißt du was? Kein Mensch in deinem Leben kann deinen Becher füllen – dauerhaft keiner, auch nicht dein Ehepartner. Nur Jesus kann diesen Becher füllen.
Vielleicht ist es ein anderes Thema in deinem Leben. Vielleicht trinkst du aus dem Wasser der Anerkennung – und so vieles mehr. Wenn du dein Leben mal reflektierst, tust du eigentlich immer nur Dinge, damit andere Leute sagen: „Gut gemacht.“ Und du bist förmlich davon abhängig.
Ich weiß nicht, in welchen Bereichen sich das zeigt. Es kann sich im Dienst, in der Gemeinde zeigen. Es kann sich in ganz anderen Dingen zeigen, zum Beispiel in deinem Aussehen. Du verbringst so viele Stunden damit, gut auszusehen, um Komplimente zu bekommen. Aber lass mich dir mal eine Frage stellen: Wie lange hält so etwas?
Ein Kompliment ist schön, ja, aber wie lange hält das? Irgendwann bist du wieder durstig. Wie lange machen dich hundertfünfzig Likes für dein gepostetes Foto glücklich? Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder dursten – das ist doch der Punkt.
Vielleicht ist es ein ganz anderer Bereich in deinem Leben. Vielleicht ist es das Geld. Das klingt banal, und doch ist es ein starker Faktor in unserem Leben. Du erhoffst dir Sicherheit und Zufriedenheit, indem du viel Geld auf der Kante hast – oder vielleicht allgemeiner gesprochen: Besitz im Allgemeinen. Das gibt mir Hoffnung, das gibt mir Sicherheit.
Wisst ihr, was der Apple-Gründer Steve Jobs am Ende seines Lebens sagte? Er sagt: „In diesem Moment liege ich auf einem Krankenbett und rufe mir mein ganzes Leben in Erinnerung. Ich habe realisiert, dass die ganze Anerkennung und der ganze Reichtum, auf den ich so stolz war, vergeblich und bedeutungslos wurden angesichts des nahenden Todes.“
Geld ist wie Salzwasser: Je mehr du davon trinkst, desto durstiger wirst du.
Vielleicht ist es das Wasser der Esoterik. Die Esoterikbranche boomt in der heutigen Zeit, weil Menschen Halt im Leben suchen. Das Ganze hat natürlich eine große Bandbreite: Yoga, Meditation, Reiki, Pendeln, Engel, Lichtenergie und so weiter.
Ich habe mir sagen lassen, das Ziel ist eigentlich, sich von Materie zu lösen. Durch höhere Erkenntnis soll man dann losgelöst von Leid und Schmerz leben. Du schaltest den Verstand aus und bist frei.
Eine Aussteigerin hier aus unserer Gemeinde sagte: „Zuerst fühlte ich mich besser, aber dann kam ich an einen Punkt, an dem ich verzweifelt war und keine Lebenskraft mehr hatte. Kurz vor dem Wahnsinn stand ich.“
Ihr Lieben, das ist ziemlich gefährliches Wasser, auf das so viele Leute hereinfallen. Ich spreche das Thema an, weil es in gefühlt jedem dritten Lebensbericht, den wir hier in der Gemeinde hören, vorkommt.
Es ist Wasser, das dich wieder durstig macht. Es ist gefährliches Wasser, das dich vergiftet.
Vielleicht sind es andere Bereiche in deinem Leben, die ich hier nicht aufgezählt habe. Du weißt, von welchem Wasser du trinkst. Du weißt, mit welchem Wasser du deinen Durst stillen willst.
Jesus sagt: „Wer von diesem Wasser trinkt, der wird wieder dursten.“ Es macht dich nicht wirklich zufrieden. Nur Jesus kann den Durst nach wahrem Leben stillen.
Jesus hat das der Frau aufgezeigt. Er hat ihr gezeigt, dass sie versucht, ihren Durst bei Männern zu stillen.
Und schaut mal, wie die Frau reagiert in den Versen 19 und 20: Die Frau spricht zu ihm: „Ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet, und ihr sagt, dass in Jerusalem der Ort sei, wo man anbeten müsse.“
Zunächst einmal erkennt die Frau an: Jesus hat total ins Schwarze getroffen. Jesus trifft immer ins Schwarze, denn er kennt unsere Herzen. Sie sagt: „Ja, du musst ein Prophet sein.“
Und dann, wie aus dem Nichts, kommt eine theologische Streitfrage, die sie auf die Tagesordnung setzt.
Habt ihr das auch schon mal erlebt? Das ist ein gutes Ablenkungsmanöver. Ich sehe unsere Leute, die hier auf der Straße evangelisieren, und man erlebt es auch in der Seelsorge: Du kommst zum eigentlichen Kern, wo es ganz persönlich wird, wo eine Entscheidung ansteht. Und plötzlich greifen die Leute eine theologische Streitfrage auf.
Es ist viel leichter, über theologische Streitfragen zu debattieren, als über die Dinge in deinem persönlichen Leben zu reden.
Ich weiß nicht, ob sie es ganz bewusst macht. Letztendlich sagt es der Text nicht, aber es riecht danach, oder? Es riecht nach einem Ablenkungsmanöver: „Ach übrigens, ihr betet da an, wir beten da an.“
Und weißt du was? Wenn es ein Ablenkungsmanöver ist, führt sie trotzdem unbewusst mit dem Stichwort „Anbeten“ den Kern der Sache an.
Jesus sagt: „Da mache ich jetzt gerne weiter. Lasst uns über Anbetung reden.“ Da sind wir beim richtigen Thema, liebe Frau.
Jesus stellt klar: Religion und wahre Anbetung – wo ist der Unterschied?
Ich lese die Verse 21 bis 24: Jesus spricht zu ihr: „Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn das Heil ist aus den Juden.
Es kommt aber die Stunde, und sie ist jetzt schon da, da die wahren Anbeter den Vater im Geist und in Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist Geist, und die, die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.“
Jesus gibt hier eine dreiteilige Antwort.
Einmal kündigt Jesus eine Zeit an, in der der Ort der Anbetung eigentlich relativ ist. Er sagt, es wird eine Zeit geben, da man weder da noch da anbetet. Das ist die Zeit, in der der gekreuzigte und auferstandene Jesus den Tempel in Jerusalem ablöst. Er ist der Ort der Anbetung.
Nichtsdestotrotz stellt Jesus klar, dass die Samariter falsch liegen in ihrer Theologie. Er sagt: „Ihr betet an, was ihr nicht kennt.“ Damit sagt Jesus: Gott hat das Volk Israel erwählt. Aus dem Volk Israel soll der Retter der Welt kommen.
Und zuletzt bringt Jesus auf den Punkt, worum es Gott bei wahrer Anbetung geht, Vers 24: „Gott ist Geist, und die, die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.“
Geist bezieht sich hier auf den Heiligen Geist. Und Wahrheit ist Jesus Christus selbst.
In Johannes, einige Kapitel später, sagt Jesus: „Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit und ich bin das Leben.“
Was Jesus hier also sagt, ist: Um Gott wirklich anbeten zu können, geht es nicht schwerpunktmäßig um einen Ort – ob da oder da.
Bei Anbetung geht es darum, dass du ein neues Herz bekommen hast durch den Heiligen Geist (Johannes 3 lässt grüßen, die Wiedergeburt) und dass du die Wahrheit in Jesus Christus erkannt hast.
Bei Anbetung geht es nicht um ein Ritual. Bei Anbetung geht es nicht um einen Ort. Es geht nicht um äußerliche Frömmigkeit.
Ihr Lieben, bei Anbetung geht es um unser Herz. Bei Anbetung geht es darum, dass wir unser Herz auf Gott ausrichten, ihm unser Herz geben und ungeteilt ihn preisen.
Die Frage der Anbetung kann man auch so stellen: Wovon machst du das Glück in deinem Leben abhängig? Wovon versprichst du dir Leben? Wovon versprichst du dir Halt? Wovon versprichst du dir Sicherheit und wahre Erfüllung?
Das, was du antwortest, betest du an in deinem Leben.
Und Jesus sagt: Die, die anbeten, müssen bereit sein, das Wasser des Lebens angenommen zu haben – durch den Geist Gottes – und ihr Herz komplett auf Gott auszurichten.
John Piper bringt es so wunderbar zum Ausdruck, wenn er sagt: „Gott wird dann am meisten verherrlicht, wenn wir in ihm unser größtes Glück finden.“
Schaut mal, die Frage, welches Wasser du trinkst, ist eine Frage von Anbetung in deinem Leben.
Ist dir das schon bewusst gewesen? Wovon versprichst du dir Sicherheit? Wovon versprichst du dir Halt? Wovon versprichst du dir Glück in deinem Leben?
Jesus sagt: Es ist eine Frage der Anbetung. Betest du Gott allein an und sagst: „Gott, auch wenn ich nichts anderes mehr habe außer dir, du genügst. Mein Becher ist voll, mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn“?
Und damit kommt Jesus zum Höhepunkt und zum letzten Punkt meiner Predigt: Jesus offenbart seine Identität. Darauf ist alles hinausgelaufen in dem Gespräch.
Ich lese die Verse 25 und 26: Die Frau spricht zu ihm: „Ich weiß, dass der Messias kommt, der Christus genannt wird. Wenn er kommt, wird er uns alles verkündigen.“ Jesus spricht zu ihr: „Ich bin es, der mit dir redet.“
Schaut mal, auf diesen Punkt lief das ganze Gespräch hinaus. Wer ist dieser jüdische Mann? Ist er größer als Jakob? Ist er größer als ein Prophet? Wer ist dieser Mann? Die Frau weiß auf der einen Seite, dass der Messias kommen wird. Sie sieht vor sich einen jüdischen Mann, und jetzt wird sie mit der Wahrheit konfrontiert, dass der Messias, der kommen soll, und der jüdische Mann, der ihr gegenüber sitzt, ein und dieselbe Person sind.
Das ruft eine Entscheidung auf die Tagesordnung: Was ist jetzt? Jesus musste durch Samaria ziehen, um dieser Frau zu sagen: „Ich bin es, ich bin dein Retter. Ich bin gekommen für all deine Sünden, dein kaputtes Leben. Ich allein kann es heilen. Ich bin es, der mit dir redet.“ Verstehst du? Jesus offenbart sich nicht vielen Menschen so direkt, aber der Frau am Brunnen sagt er es frei heraus: „Ich bin es. Ich kann den Durst deines Lebens stillen.“ Das ganze Gespräch lief auf diese Frage hinaus.
Schaut mal in Vers 10: Jesus antwortet und spricht zu ihr: „Wenn du die Gabe Gottes erkennen würdest und wüsstest, wer es ist, der mit dir spricht, so hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.“
Am Ende des Gesprächs sagt Jesus, wer er ist. Was wäre die logische Reaktion der Frau? Dass sie jetzt sagt: „Gib mir dieses Wasser, ich habe jetzt verstanden, wer du bist. Gib mir dieses Wasser.“ Es steht nicht im Text. Die Geschichte geht weiter damit, dass die Jünger an dieser Stelle zurückkommen. Petrus und die anderen wundern sich, warum Jesus mit einer Frau spricht. Die Frau läuft weg, sie läuft in ihr Dorf und erzählt allen Menschen, was Jesus ihr offenbart hat.
Wir wissen nicht genau, ob die Frau zum Glauben gekommen ist, ob sie das Wasser des Lebens angenommen hat. Das steht nicht im Text. Aber sie hat es anderen bezeugt. Gerade weil sie so schambehaftet gelebt hat, kann man von ihrem Verhalten darauf schließen, dass sie wahrscheinlich innerlich das Wasser des Lebens angenommen hat.
Aber weißt du was? Entscheidend ist jetzt eigentlich auch nicht die Frage, ob die Frau am Brunnen das Wasser des Lebens angenommen hat. Entscheidend ist an dieser Stelle: Was ist mit dir? Was ist mit dir, wenn Jesus dich heute angesprochen hat? Wenn Jesus dir heute gesagt hat: „Ich will in dein Leben.“ Du bist durstig, du läufst mit einem leeren Becher durchs Leben, und ich will deinen Becher füllen. Ich will dir wahres Leben geben. Ich will dir alle deine Sünden vergeben. Ich will dein Leben neu machen und dir ein erfülltes Leben geben. Was ist mit dir?
Weißt du was? Vielleicht kommst du seit Wochen hierher und hörst eine Predigt nach der anderen und hast dich immer noch nicht entschieden. Ich möchte dich einladen mit den letzten Worten aus der Bibel, die aus der Offenbarung, Kapitel 22, Vers 17 stammen. Da heißt es: „Und der Geist und die Braut sagen: ›Komm!‹ Und wer es hört, spreche: ›Komm!‹ und wen da dürstet, der komme; wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.“
Das ist deine Einladung: Wenn du dürstig bist, komm zum Wasser, komm zum Wasser. Wir werden das jetzt auch wieder so machen. Die Musiker können schon mal nach vorne kommen, damit du, wenn wir gleich das Lied zusammen singen, nach vorne kommen kannst.
Ich bin so froh, dass eine Frau im ersten Gottesdienst ihr Leben neu dem Herrn übergeben hat. Vielleicht bist du jetzt dran. Wisst ihr, was die meisten Leute daran hindert, nach vorne zu kommen? Menschenfurcht. Was werden die anderen Menschen denken? Deswegen kam auch die Frau zur Mittagszeit.
Aber wenn du erkennst, was Jesus dir geben will – lebendiges Wasser – und du Durst hast, dann komm doch einfach nach vorne. Wenn du dein Leben Jesus übergeben möchtest, wenn du dich bekehren möchtest, dann komm. Vielleicht hast du aber auch als Christ festgestellt, du trinkst wieder aus anderem Wasser. Du hast dir durch andere Dinge in deinem Leben Erfüllung versprochen, und du möchtest einen echten Neuanfang mit Jesus machen. Auch dann lade ich dich ein, nach vorne zu kommen.
Wir möchten Jesus jetzt ein Liebeslied singen. Wenn du von ganzem Herzen mitsingen möchtest, kannst du das gerne tun. Noch schöner ist es, wenn du Jesus dein Leben neu übergibst und nach vorne kommst. Bitte, lass uns dazu aufstehen.