Ich begrüße alle ganz herzlich zu dieser achten Folge des Hohen Liedes. Wir befinden uns im Hohelied, Kapitel vier. In der letzten Folge haben wir die Verse eins bis fünf genau untersucht und die wörtliche Bedeutung herausgearbeitet. Salomo beschreibt seine junge Ehefrau und nennt dabei sieben Körperteile.
Wir haben diese poetische Sprache bereits entschlüsselt. Nun geht es darum, die geistliche Bedeutung und die Anwendung für uns im Licht des Neuen Testaments zu betrachten.
Jerry, darfst du bitte Hohelied 4,1-6 vorlesen? Danach machen wir weiter.
Einführung in die geistliche Bedeutung der Beschreibung
Siehe, du bist schön, meine Freundin, siehe, du bist schön. Deine Augen sind wie Tauben hinter deinem Schleier. Dein Haar gleicht einer Herde Ziegen, die an den Abhängen des Gebirges Gilead lagert.
Deine Zähne sind wie eine Herde geschorener Schafe, die aus der Schwemme heraufkommen. Alle sind Zwillinge, und keines von ihnen ist unfruchtbar. Deine Lippen sind wie eine Karmesinschnur, und dein Mund ist zierlich.
Wie ein Schnittstück eines Granatapfels ist deine Schläfe hinter dem Schleier. Dein Hals ist wie der Turm Davids, der in Terrassen gebaut ist. Tausend Schilde hängen daran, alle Schilde der Heiden, Helden.
Deine beiden Brüste sind wie ein Zwillingspaar jungriger Ziegen, die unter den Lilien weiden. Bis der Tag sich kühlt und die Schatten fliehen, will ich zum Mürrenberg hingehen und zum Weinrauchhügel.
Salomo vergleicht die Iris, die Farben der Iris, mit den Farben einer Felsentaube. Die Taube ist ein Bild der Treue, weil es typisch ist, dass Tauben als Pärchen ein Leben lang zusammenbleiben.
Wenn also gesagt wird, deine Augen sind Tauben, bedeutet das, dein Blick ist auf mich als Ehemann gerichtet – und zwar in Treue.
Das wird noch verstärkt, indem er sagt: „Hinter deinem Schleier“. Wir haben zuletzt die Bedeutung des Schleiers genauer betrachtet. Wer das verpasst hat, kann die letzte Folge des Livestreams, Folge sieben, nachhören.
Der Schleier steht auch für Hingabe und Reserviertsein. So wird diese Treue nochmals unterstrichen.
Treue als geistliche Grundlage im Neuen Testament
Und jetzt können wir die geistliche Übertragung machen, indem wir Hebräer 12,2 lesen. Als Beispiel liest du, Jerry?
„Hinschauend auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der die Schande nicht achtend für die vor ihm liegende Freude des Kreuzes erduldete und sich gesetzt hat zu Rechten des Thrones Gottes.“
Ja, danke, das reicht. Es geht also darum, hinschauend auf Jesus zu sein. Das habe ich wohl letztes Mal auch erklärt. Das griechische Wort für „hinschauen“ heißt, wenn man das Wort auseinander nimmt, ganz wörtlich „wegschauend“.
Aber die alten Griechen haben dieses Wort benutzt, um auszudrücken „auf einen Punkt hinschauen“. Und das „Wegschauen“ bedeutet eben „von allem anderen weg, nur auf diesen Punkt“. Also „wegschauend auf Jesus“ heißt „wegschauen von allem anderen, nur auf ihn“.
Und das drückt eben diese Treue aus, exklusiv nur für ihn da zu sein.
Dazu können wir noch anfügen: 2. Korinther 11, das haben wir letztes Mal nicht gelesen, Vers 2. Da spricht der Apostel Paulus zur Gemeinde in Korinth und macht deutlich, dass die Gemeinde die Braut Christi ist. Liest du?
„Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer. Denn ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen. Ich fürchte aber, dass etwa wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, so euer Sinn verdorben und abgewandt werde von der Einfalt gegenüber dem Christus. Denn wenn der, der kommt, einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertragt ihr es gut.“
Also, er sagt in Vers 2: „Ich habe euch einem Mann verlobt.“ Das ist übrigens ein Zahlwort im Griechischen, nicht „einen Mann“, sondern „einem Mann“ verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen.
Also genau das, was diese Augen, die tauben sind, hinter dem Schleier ausdrücken. Ich habe auch schon darauf hingewiesen: Wenn man bei der Heirat, beim Trauakt „Ja“ sagt zueinander, ist das gleichzeitig ein „Nein“ zu allen anderen.
Darum sagt er „einem Mann verlobt“ – völlige Treue, völlige Hingabe. Das ist die absolute Grundlage für eine glückliche Ehe.
Und dann sagt der Apostel Paulus: Aber im Bezug auf die Korinther hat er große Sorgen, dass sie eben so wie damals Eva von der Schlange verführt wurden, dass sie in ihrem Denken von Christus weggeführt werden.
Also der Ausdruck „auch euer Sinn“ – das heißt euer Denken im Griechischen – „euer Sinn oder euer Denken“ werde verdorben und abgewandt von der Einfalt gegenüber dem Christus. Und diese Einfalt gegenüber dem Christus, das ist eben das „deine Augen sind tauben“.
Der Apostel sagt, wenn ein Irrlehrer zu euch kommt und er predigt einen anderen Jesus, das würde bei euch durchgehen. Oder ihr empfangt einen anderen Geist – das ist in der heutigen Zeit ein ganz aktuelles Thema, „einen anderen Geist empfangen“ – ihr würdet das ertragen, sagt er.
Also er sagt nicht mal „ihr würdet“, sondern er sagt: „so ertragt ihr es gut“ in der Wirklichkeitsform. Und drittens: ein anderes Evangelium.
Und das ist Untreue gegen Christus in jedem Punkt: ein anderer Jesus, ein anderes Evangelium beziehungsweise davor noch ein anderer Geist.
Und diese Treue wird da mit diesem Bild in Hebräer 4,1 ausgedrückt.
Symbolik des Haares und Hingabe bis zum Tod
Und jetzt gehen wir einen Schritt weiter. Im gleichen Vers heißt es: „Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die an den Abhängen des Gilead lagern.“
Letztes Mal haben wir schon gesehen, dass die Sulamit lange Haare hat, die sie übrigens offen trägt. Das ist eine wichtige Stelle. Es gibt manchmal Frauen, die sich beklagen und sagen, in der Gemeinde dürfe eine Frau ihre Haare niemals offen tragen. Hier aber sieht Salomo die Haare offen.
Darum vergleicht er das Haar mit einer Herde Ziegen. Die ganz typischen Ziegen im Nahen Osten sind schwarz. Somit wird das schwarze Haar dieser Orientalin, der Sulamit, mit einer Herde Ziegen verglichen, die an den Abhängen des Gilead lagern. Das ist also das offene, gewellte Haar, das über die Abhänge herabfällt.
Wir haben letztes Mal schon diesen Vers angeschaut: Ziegen sind ja die typischen Tiere für das Sündopfer. Das spricht eigentlich von der Hingabe des Herrn Jesus für uns bis in den Tod.
Jetzt sagt er aber „Dein Haar“ – und wir haben gesehen, dass nach 1. Korinther 11 gesagt wird, dass das lange Frauenhaar eigentlich gegeben ist als ein Schleier, als ein natürlicher Schleier. Es drückt eben auch Treue und Hingabe aus.
Und wie eine Herde Ziegen – das bedeutet also Hingabe bis in den Tod. Das, was eigentlich ausdrücklich für Männer in Epheser 5,25 gefordert wird: Sie sollen ihre Frauen lieben, wie Christus die Gemeinde geliebt hat und sich selbst für sie hingegeben hat – wird hier in gewisser Weise für die Frau gesagt: „Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die an den Abhängen des Gebirges Gilead lagern.“
Dazu könnten wir einen Vers aus 2. Korinther 5 lesen, der das so geistlich und konkret neutestamentlich ausdrückt. Du kannst jetzt wegen des Zusammenhangs schon ab Vers 14 lesen: „Denn die Liebe des Christus drängt uns, indem wir so geurteilt haben, dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind. Und er ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist.“
Das drückt diese völlige Hingabe aus: nicht mehr für sich selbst leben. Wenn man das einmal wirklich versteht und umsetzt, dann hat man das wahre Leben als Gläubiger gefunden – nur noch für den Herrn Jesus da zu sein.
Noch ein schöner Ausdruck findet sich in Apostelgeschichte 15. Dort werden einige Brüder beschrieben, die sich in einer schwierigen Zeit, als eine Gemeinde durch Irrlehre durcheinandergebracht wurde, als treu erwiesen haben. Diese Brüder werden so beschrieben: Apostelgeschichte 15,26: „Mit Männern, die ihr Leben hingegeben haben für den Namen unseres Herrn Jesus Christus. Wir haben nun Judas und Silas gesandt, die auch selbstmündlich dasselbe berichten werden.“
Dieser Ausdruck „Männer, die ihr Leben hingegeben haben für den Namen unseres Herrn Jesus Christus“ drückt eigentlich das aus, was die Braut hier darstellt mit ihrem Haar, wie eine Herde Ziegen an den Abhängen des Gebirges Gilead.
Die Zähne als Symbol für Reinheit und geistliche Funktion
Jetzt gehen wir weiter zu den Zähnen. Wir haben letztes Mal gesehen, dass Salomo die Zähne mit einer Herde geschorener Schafe vergleicht. Das ist ein Hinweis auf die Farbe: Es sind weiße Zähne. Wenn die Schafe geschoren werden, sieht man auf dem Bild, dass das Weiß noch deutlicher wird.
Die Schafe sind vorher gelblich, und wenn man sie schert, wird das Weiß heller und strahlender. Deshalb heißt es „geschorene Schafe“. Außerdem sind auf den Zähnen keinerlei Essensreste oder Zahnstein zu sehen. Auch keine Beläge, die sich später zu Zahnstein entwickeln können. Zuerst entstehen diese Beläge, die regelmäßig gereinigt werden müssen.
Salomo sagt auch, dass die Zähne „aus der Schwemme heraufkommen“. Auf dem Bild sieht man diese natürliche Feuchtigkeit, denn der Speichel ist sehr wichtig für den Schutz der Zähne. Ich habe letztes Mal erklärt, dass gerade Menschen, die kiffen, ein großes Problem haben, weil das die Speichelproduktion vermindert. Dadurch sind ihre Zähne stärker gefährdet.
Die Zähne werden dann eher angegriffen, was zu Karies und Löchern führt. Diese Feuchtigkeit ist also entscheidend. Salomo drückt das so aus: Seine Zähne sind wie eine Herde geschorener Schafe, die aus der Schwemme, also aus dem Wasser, heraufkommen.
Dann sagt er, dass sie „allesamt Zwillinge gebären“. In einem vollständigen Gebiss sieht man immer zwei Zähne, die genau gleich sind. Zum Beispiel der vordere obere Zahn, dann der zweite, der dritte und so weiter. Unten ist es genauso: Immer zwei Zähne, die sich entsprechen.
Sulamit hatte keine Zahnlücke. Deshalb heißt es, dass „allesamt Zwillinge gebären“ und keiner unter ihnen unfruchtbar ist. Das bedeutet, das Gebiss ist vollständig. Es ist das genaue Gegenteil von einem schlechten Gebiss.
Das ist schrecklich, ja. Ich gehe gleich wieder ein Bild zurück, damit es nicht zu viel auf einmal wird.
Geistliche Bedeutung der Zähne: Essen, Sprechen und Lächeln
Und nun zur geistlichen Bedeutung, die haben wir beim letzten Mal nicht betrachtet. Mein langjähriger Zahnarzt war ein Jude aus einer orthodoxen Familie im Zürcher Enge-Quartier, dem typischen jüdischen Viertel in Zürich. Er kam als junger Student der Zahnmedizin zum Glauben und war später mein Zahnarzt. Dieser messiasgläubige Jude hat mir beigebracht, dass die Zähne für drei Dinge da sind: Erstens zum Essen, zweitens zum Sprechen und drittens zum Lächeln.
Aber nicht, um ständig Kaugummi zu kauen, denn das Gebiss und der ganze Aufbau sind nicht dafür geschaffen, diese zusätzliche Arbeit zu leisten. Das wäre eigentlich nicht gesund. Drei Dinge muss man sich also merken: Essen, Sprechen und Lächeln.
Wenn ich nun mit dem Dritten anfange, dem Lächeln, ist klar, dass es schwierig ist, wenn das Gebiss nicht in Ordnung ist. Aber was bedeutet das alles in geistlicher Hinsicht?
Fangen wir mit dem Lächeln an. Es drückt Gemeinschaft und auch die Beziehung zu anderen Menschen aus. Können wir dazu Philipper 4 lesen? Nicht nur gegenüber Christen, gegenüber Geschwistern oder, wie Galater sagt, gegenüber den Hausgenossen des Glaubens, sondern ganz allgemein. Der Apostel Paulus schreibt in Philipper 4, ab Vers 4: „Freut euch im Herrn allezeit! Nochmals will ich sagen: Freut euch! Lasst eure Milde kundwerden allen Menschen! Der Herr ist nahe!“
Besonders wichtig ist Vers 5: „Lasst eure Gelindigkeit oder Nachgiebigkeit milde kundwerden allen Menschen.“ Ein Lächeln ist nur wenig, und doch kann es so viel bewirken. Dieser Ausdruck von Wohlwollen gegenüber anderen Menschen ist ein biblisches Gebot, keine bloße Empfehlung: „Lasst eure Milde kundwerden allen Menschen.“
Das ist die Funktion der Zähne, die wir vielleicht nicht als erstes nennen würden, wenn wir die drei Aufgaben aufzählen. Wir würden eher mit dem Essen beginnen. Ein vollständiges, gutes Gebiss ist die Grundlage für eine gute Ernährung.
Dazu lesen wir aus Hebräer 5. Paulus spricht dort zu messiasgläubigen Juden, mit denen er aber nicht zufrieden ist. Lies bitte ab Vers 12: „Denn obwohl ihr der Zeit nach Lehrer sein müsstet, habt ihr wieder nötig, dass man euch lehre, welches die Elemente des Anfangs der Aussprüche Gottes sind. Und ihr seid solche geworden, die Milch nötig haben und nicht feste Speise, denn jeder, der noch Milch genießt, ist unerfahren im Wort der Gerechtigkeit; denn er ist ein Unmündiger. Die feste Speise aber ist für Erwachsene, die infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten sowie des Bösen.“
Diese Hebräer sollten eigentlich, gemessen an der Zeit, die sie im Glauben stehen, Lehrer sein, also fähig, anderen geistliche Nahrung weiterzugeben. Paulus sagt aber, dass sie immer noch Babys sind, die Muttermilch brauchen und nicht fähig sind, feste Speise zu sich zu nehmen.
Er nennt zwei Gründe: Erstens sind sie im Wort der Gerechtigkeit unerfahren. Zweitens sind sie Unmündige, also nicht erwachsen oder gereift. Die feste Speise ist für Erwachsene, die im Glauben gewachsen sind. Sie brauchen keine Babynahrung mehr.
Das gleiche Problem finden wir im 1. Korintherbrief, Kapitel 3. Dort sehen wir auch, was Gründe sein können, dass jemand Babynahrung braucht, obwohl er schon länger im Glauben ist. Bitte lies ab Vers 1: „Ich aber, Brüder, konnte nicht zu euch reden als zu Geistlichen, sondern als zu Fleischlichen, als zu Unmündigen in Christus. Ich habe euch Milch zu trinken gegeben, nicht Speise, denn ihr vermochtet es noch nicht. Aber ihr vermögt es auch jetzt noch nicht, denn ihr seid noch fleischlich; denn da Neid und Streit unter euch ist, seid ihr nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise. Denn wenn einer sagt: ‚Ich bin des Apollos‘, ein anderer aber: ‚Ich bin des Paulus‘ – seid ihr nicht menschlich?“
Bis hierher, danke! Paulus sagt den Korinthern, die fünf Jahre vor dem Brief zum Glauben gekommen sind, dass er nicht zu geistlichen Menschen sprechen konnte. Er musste zu fleischlichen Menschen reden, die sich gewohnheitsmäßig durch ihre sündige, alte Natur leiten lassen, die wir von Adam geerbt haben – das Fleisch.
Er nennt sie Unmündige in Christus. Er hat ihnen Milch zu trinken gegeben, nicht Speise, weil sie es nicht vermochten. Und auch jetzt können sie es noch nicht.
Das ist sehr eigenartig: Fünf Jahre nach dem Glaubensbeginn sind sie immer noch wie Babys, die nur Muttermilch trinken und keine feste Nahrung zu sich nehmen können. Das ist wirklich ein Notfall.
Im Kapitel davor hat Paulus begonnen, über das Geheimnis Gottes zu sprechen – ein Thema, das in seinen Briefen immer wiederkehrt. Insgesamt finden wir acht Geheimnisse in den Paulusbriefen. Es geht um Gottes Ratschluss, den Gott von Ewigkeit her in seinem Herzen hatte, der aber im Alten Testament nie offenbart wurde. Diese Ratschlüsse betreffen die Gemeinde.
Gott hat sie nie einem Engel oder Propheten kundgetan. Erst im Neuen Testament wurde das durch die Apostel entfaltet. Paulus spricht davon in Kapitel 2 und sagt hier, dass er keine feste Nahrung vermitteln konnte, weil die Korinther sie nicht aufnehmen konnten.
Die Korinther hätten sagen können, dass Paulus mit diesen Geheimnissen so hoch hinaus will, dass sie sich nicht mehr an der Basis befinden. Ist das der Fehler von Paulus? Nein, es ist der Fehler der Korinther, weil sie fleischlich sind und diese Nahrung nicht aufnehmen können.
Wenn wir noch in 2. Petrus lesen, spricht Petrus allgemein über die Paulusbriefe. In 2. Petrus 3, Vers 15-16 heißt es: „Und achtet die Langmut unseres Herrn für Errettung, wie auch unser geliebter Bruder Paulus euch nach der ihm gegebenen Weisheit geschrieben hat, wie auch in allen seinen Briefen, wenn er von diesen Dingen redet, von denen einige schwer zu verstehen sind, die die Unwissenden und Unbefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben.“
Der erste und zweite Petrusbrief wurden als Rundschreiben an verschiedene Provinzen wie Pontus, Galatien, Kappadokien usw. an messiasgläubige Juden geschickt. Petrus sagt ihnen nun in Vers 15, dass Paulus ihnen ebenfalls geschrieben hat.
Welcher Brief könnte das sein? Der 1. Korintherbrief war kein Rundschreiben, der 2. auch nicht, Galater, Epheser und Kolosser passen ebenfalls nicht. Nur der Hebräerbrief ist an Hebräer geschrieben, und zwar nicht an eine örtliche Gemeinde, sondern als Rundschreiben. Er behandelt genau das Thema „Achtet die Langmut unseres Herrn für Errettung.“
Im Hebräerbrief warnt Paulus immer wieder: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht.“ Jetzt ist die Gelegenheit für die, die noch nicht wirklich zur echten Bekehrung durchgedrungen sind, und für die bekennenden Hebräer. Sie müssen das begreifen, denn morgen kann es zu spät sein.
Die Langmut des Herrn wartet noch auf eine Gelegenheit zur Errettung. Paulus hat ihnen nach der ihm gegebenen Weisheit geschrieben, und diese Weisheit zeigt sich besonders im Hebräerbrief.
Gerade in Hebräer 5 spricht Paulus über Melchisedek und die geistliche Übertragung im Licht des Neuen Testaments. Er sagt, dass es schwer ist, das in Worte zu fassen, weil sie träge geworden sind im Hören und immer noch keine feste Nahrung zu sich nehmen können.
Man sieht, dass der Hebräerbrief tiefgründig und voller Weisheit ist. Petrus sagt weiter, dass Paulus’ Briefe, wenn sie von diesen Dingen sprechen, schwer zu verstehen sind. Das ist feste Nahrung, meistens, auch wenn Paulus für die Korinther zum Beispiel auch Milch enthält.
Darum sind diese Briefe schwer zu verstehen. Wenn ein Apostel wie Petrus das sagt, müssen sie wirklich schwer sein, und wir können alle zustimmen.
Petrus sagt aber auch, dass Unwissende und Unbefestigte diese Briefe verdrehen. Das ist keine neutrale Sache, sondern sie richten damit ihr eigenes Verderben an.
Hier wird klar, dass es mehr braucht als Babynahrung wie Milch, die man einfach so runterschlucken kann. Es braucht Zähne. Man kann sagen, der Anfang der Verdauung beginnt nicht im Magen, sondern im Mund.
Vielleicht hat man als Kind gelernt, dass man kauen muss und nicht einfach alles runterschlucken darf. Das ist sehr schlecht. Der erste Prozess der Verdauung beginnt mit dem Zerkleinern durch die Zähne und auch mit der Funktion des Speichels.
Um diesen ersten Prozess zu bewältigen, braucht es ein volles Gebiss. Ganz kleine Babys, die nur von Muttermilch leben, haben diese Zähne noch nicht. Sie haben noch keine Zähne.
Wenn man älter wird, kommen die Zähne, und sie sind nötig, um feste Nahrung zu ertragen.
Was ist die Voraussetzung, um ein solches Gebiss im Mund zu behalten? Zahnhygiene, tägliche Pflege. Man muss den Schmutz und die zerstörerischen Bakterien immer wieder entfernen, ebenso die Beläge.
Das entspricht dem Grundsatz aus 1. Johannes 1, Vers 9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“
Wir müssen also ständig in unserem Leben aufräumen und Dinge nicht stehen lassen. Wenn wir das nicht tun, gehen unsere Zähne kaputt – im geistlichen Sinn. Dann gibt es Karies, Löcher, und wir werden immer unfähiger, geistliche Nahrung aufzunehmen.
Dieses Problem sehen wir unter Gläubigen, die vielleicht schon jahrzehntelang Christen sind, aber nicht fähig sind, wirklich solide Nahrung aufzunehmen. Manche ärgern sich sogar über solche Nahrung. Dann haben wir diesen Zustand.
Das geht nur, indem man sein Leben ständig im Licht des Wortes Gottes durchleuchtet und dort, wo man sieht, dass etwas nicht nach dem Wort ist, die Sünden bekennt und die Dinge ordnet. So kann uns ein solches Gebiss erhalten bleiben.
Drittens sind die Zähne zum Sprechen da. Um artikulieren zu können, brauchen wir die Zähne. Die Zunge muss je nach Laut an der genau richtigen Stelle ansetzen, nämlich bei den Zähnen. Für ein englisches „th“ zum Beispiel zwischen den Zähnen.
Das muss man als Schweizer lernen: wirklich die Zunge zwischen die Zähne setzen und dann „the“ sagen. Nicht „we are thinking“ mit einem „th“ wie „s“, sondern das richtige „th“ sprechen.
Die Zähne sind wichtig, und die Zunge muss am richtigen Ort ansetzen, damit man sich ausdrücken kann. Dieses Sprechen ist wichtig in Bezug auf andere Menschen.
Wenn wir an Hebräer 5 denken, heißt es, dass ihr eigentlich schon Lehrer sein solltet. Da muss man sprechen, das Wort Gottes anderen erklären.
Wenn wir ans Gebet denken, wie der Herr Jesus in Johannes 14 bis 16 erklärt, wie wir in seinem Namen beten sollen, in Übereinstimmung mit seiner Person, und wie uns Verheißungen für Gebetserhörung gegeben werden, dann müssen wir zum Sohn und zum Vater durch den Heiligen Geist sprechen.
Dazu brauchen wir ein gesundes geistliches Gebiss.
Die Lippen als Symbol der Erlösung und des Missionsauftrags
Gehen wir weiter zu Vers 3. Dort heißt es: „Deine Lippen sind wie eine Karmesin-Schnur.“ Wir haben beim letzten Mal gesehen, dass Karmesin eine helle, leuchtende und sehr teure Farbe ist. Im Altertum wurde sie aus den Würmern der Kermessschildlaus hergestellt. Diese wurden im Mörser zermahlen, und so entstand die Farbe, die genau der Farbe des menschlichen arteriellen Blutes entspricht.
Der Ausdruck Karmesin wird zum Beispiel in der Stiftshütte immer wieder verwendet, etwa für die Vorhänge der Stiftshütte und den Türvorhang. Diese bestanden aus vier Farben: Rot, blau, Purpur und weißem Leinen sowie Karmesin. In 2. Mose 25 und den folgenden Kapiteln wird Karmesin immer wieder erwähnt. Dort steht oft „Tola'at Shani“. Ich habe das bereits erklärt: „Shani“ bedeutet eigentlich Karmesin, aber hier wird immer „Tola'at Shani“ genannt. „Tola'at“ heißt Wurm. Bei Karmesin wird also die Herkunft aus dem Wurm betont.
Wenn wir an die Bedeutung denken, sprechen all diese Farben und Vorhänge von der Herrlichkeit des Messias, des Herrn Jesus. Er sagt in Psalm 22: „Ich aber bin ein Wurm und kein Mann, der Menschen Hohn und der vom Volke verachtete.“ Dies können wir im Psalm nachlesen, der in Vers 2 beginnt mit: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Das ist der Schrei des Erlösers in den Stunden der Finsternis, als er mit unseren Sünden beladen war. In Vers 7 heißt es: „Ich aber bin ein Wurm und kein Mann, der Menschen Hohn und der vom Volke verachtet.“ Ja, er bezeichnet sich als Wurm.
Dabei sehen wir die Würmer der Kermessschildlaus vor uns. Diese haben keine Zähne, um sich gegen Feinde zu wehren, indem sie beißen. Sie haben auch keine schnellen Beine, um zu flüchten, keinen Panzer und kein Fell, das sie vor Feinden schützen würde – wirklich Wehrlosigkeit pur. Der Herr Jesus bezeichnet sich am Kreuz, als er sich freiwillig in die Hände von Sündern übergab, als „Ich aber bin ein Tola“, eben genau dieses Wort für Wurm.
Am Kreuz gab er sein Blut. Deshalb ist es so wichtig, dass diese Farbe genau dem arteriellen menschlichen Blut entspricht. So können wir sagen: Karmesin ist der Ausdruck der Erlösung durch das Blut des Herrn Jesus.
Nun sagt Salomo: „Deine Lippen sind wie eine Karmesin-Schnur.“ Er vergleicht also die natürliche Farbe der Lippen mit dem Rot des Karmesin. Aber was bedeutet das übertragen? Die Lippen? Parallel dazu heißt es: „Und dein Mund ist zierlich drückend.“ Wieder geht es um das Thema Sprechen.
Übrigens ist das Wort „Lippe“ im Hebräischen „Safa“. Das ist auch das normale Wort für Sprache. Also „Lippe“ und „Sprache“ sind im Althebräischen eng miteinander verbunden. Auch im Neuhebräischen sagt man „Safa Ivrit“, was „hebräische Sprache“ bedeutet, wörtlich „Lippe hebräisch“.
Wenn er sagt: „Deine Lippen sind wie eine Karmesin-Schnur“, meint er damit, dass du von der Erlösung sprichst. Wir alle sind als Gläubige aufgerufen, den Missionsbefehl zu erfüllen. Dies können wir als Erinnerung in Matthäus 28 nachlesen. Dort finden wir den Missionsbefehl am Ende aller vier Evangelien. Er wurde zu verschiedenen Gelegenheiten vom Erlöser ausgesprochen. So ergänzen sich diese Missionsbefehle. Außerdem gibt es noch einen fünften kurz vor der Himmelfahrt in Apostelgeschichte 1, Vers 8.
Lies du, Jerry, Matthäus 28, Vers 18: „Und Jesus trat herzu und redete zu ihnen und sprach: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf der Erde. Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“
Hier haben wir also den Auftrag zur Weltmission. Dieser gilt allen Christen, nicht nur denen, die die Gabe des Evangelisten haben. Diese haben eine spezielle Begabung, das Evangelium zu verkündigen, aber der Auftrag ist an alle Gläubigen gerichtet. Also sollte das für alle gelten: „Deine Lippen sind wie eine Karmesin-Schnur.“ Wir reden über die Erlösung, über das Werk des Herrn Jesus, über seine Erniedrigung am Kreuz.
Ja, Elija? Du findest noch eine passende Stelle in 1. Korinther 2, wo Paulus sagt, dass es nichts Besseres gibt als nur die Nennung Jesu am Kreuz. Genau, wir können die Stelle aufschlagen: 1. Korinther 2, Vers 2. Dort heißt es: „Denn ich hielt nicht dafür, etwas unter euch zu wissen, als nur Jesus Christus und ihn als gekreuzigt.“
Das sind Lippen wie eine Karmesin-Schnur. Noch eine weitere Stelle möchte ich gerne aufschlagen, und zwar Apostelgeschichte 8. Von Apostelgeschichte 2 bis 7 haben wir die Geschichte der Gemeinde während des ersten Jahres nach Pfingsten in Jerusalem. Dann kam es infolge der Steinigung Stephanus zu einer massiven Verfolgung. So wurden alle Tausenden von Gläubigen, die damals in der Gemeinde in Jerusalem waren, zerstreut. Nur die Apostel blieben in Jerusalem zurück.
Von diesen Zerstreuten heißt es dann in Apostelgeschichte 8, Vers 4: „Die Zerstreuten nun gingen umher und verkündigten das Wort.“ Philippus ist das bekannteste Beispiel, aber es heißt ganz allgemein: „Die Zerstreuten gingen umher und verkündigten das Wort.“ Das griechische Wort für „verkündigen“ hier ist „evangelisieren“, ganz wörtlich.
Es wird also klar, dass alle, nicht nur die Evangelisten, evangelisierten. Nicht alle haben die Gabe des Evangelisten, aber alle können das Werk eines Evangelisten tun. Das sagt Paulus auch Timotheus in 2. Timotheus 4: „Tue das Werk eines Evangelisten.“ Der Vers sagt nicht, dass du die Gabe des Evangelisten hast, aber du sollst das Werk eines Evangelisten tun.
Wir alle haben Lippen bekommen, um von der Erlösung zu sprechen.
Die Schläfen als Symbol für geistige Hingabe und Bewahrung der Gedanken
Gehen wir einen Punkt weiter, dann vergleicht Salomo die Schläfen seiner Geliebten mit einem Schnittstück eines Granatapfels. Wir betrachten das Hohelied auf verschiedenen Ebenen. Dabei schauen wir immer wieder, was es konkret für ein Eheleben nach Gottes Gedanken bedeutet. In diesem Buch finden wir viele konkrete Belehrungen.
Gleichzeitig betrachten wir auch die geistliche Bedeutung für den Überrest Israels, die irdische Braut des Messias, sowie für die Gemeinde, die himmlische Braut des Herrn Jesus. Daher können wir auf verschiedensten Ebenen von diesem Buch profitieren.
Salomo schaut nun die Schläfen an und vergleicht sie mit einem Schnittstück einer Granate. Hier haben wir einen Granatapfel. Nebenbei gesagt, bilden die Fruchtblätter, wenn es sechs sind – manchmal sind es sieben –, oft exakt einen Davidstern. Granatäpfel waren zum Beispiel auch am Salomontempel an den Säulen vor dem Eingang, Boas und Jachin genannt, angebracht. Somit sind Granatäpfel ein wichtiges Symbol im Alten Testament. Die sehr typischen sechs Fruchtblätter bilden genau den Davidstern, was wiederum auf den Erlöser hinweist.
In 4. Mose 24,17 sagt Bileam: „Ich sehe ihn, aber nicht nahe; ich schaue ihn, aber er ist noch nicht da. Ein Stern geht hervor aus Jakob und ein Zepter erhebt sich aus Israel.“ Das ist ein Hinweis auf den Messias, dessen Geburt dann auch mit einem besonderen Stern angekündigt wurde (Matthäus 2,1 und folgende).
Jetzt vergleicht Salomo aber die Schläfe – und wie kommt das? Er sagt nicht: „Du bist wie ein Granatapfel da auf der Seite“, sondern „ein Schnittstück einer Granate“. Die Granate ist eine sehr spezielle Frucht, besonders wegen der Vielzahl von Fruchtsamen darin. Weiß jemand, wie viele das sind? 513? Du willst wahrscheinlich 613 sagen. Ja, das kursiert auch im Internet. Warum schreiben Leute 613? Da hast du sicher noch eine Erklärung dazu. Ja, genau, im Judentum werden die Gebote in der Tora, in den fünf Büchern Mose, systematisiert. Es sind viel mehr Befehle, aber sie fassen auch Gebote zusammen zu 613 Geboten.
Dann wurde gesagt, die Granate habe exakt 613 Kerne. Das wird verbreitet, aber man sollte die Dinge nicht einfach nachsagen, ohne zu kontrollieren. Man sollte zuhause mal eine Granate aufschneiden und die Kerne zählen, zum Beispiel in Zehnerschritten. Das wurde auch mit einer israelischen Granate gemacht, und jemand kam auf 728 Kerne. Andere könnten auf deutlich weniger kommen, es hängt immer von der Größe ab. Es gibt also keine feste Zahl, aber 728 ist schon nicht schlecht. Die Granate ist der Inbegriff von Fruchtbarkeit.
Typisch sind immer die Abteilungen, die durch Häute die Fruchtsamen abteilen. Man sieht dieses Weiß, das man entfernen muss, wenn man die Frucht genießen will, um die einzelnen Fruchtsamen herauszupicken. Diese sind sehr erfrischend. Die weißliche Haut vergleicht Salomo mit der Innenhaut der Schläfe. Dann gibt es aber noch diesen rötlichen Ton, der durch die Durchblutung entsteht. Genau an diese Farbe erinnert er sich.
Gerade an der Seite des Kopfes befindet sich im Gehirn eine Region, deren Name schon viel verrät: der Schleifenlappen. Welche Funktionen hat dieser? Meistens auf der linken Seite sind das Sprachproduktions- und Sprachverständniszentrum. Auf der Schläfenseite ist besonders das Gedächtnis angesiedelt. Es geht also um die Gedankenwelt und das Gedächtnis.
Die geistliche Bedeutung nähern wir uns, wenn wir Psalm 104,34 lesen: „Möge ihm angenehm sein mein Sinnen, ich werde mich in dem Herrn erfreuen.“ In unserer säkularen Welt sagt man oft: Gedanken sind frei. Das ist aber in Gottes Augen falsch. Gedanken sind nicht frei. Darum betet der Gottesfürchtige: „Möge ihm angenehm sein mein Sinnen.“ Das bedeutet, dass man die Gedanken nicht einfach laufen lässt, sondern darüber wacht. Der Herr muss uns dabei helfen.
Dann schlagen wir noch 2. Timotheus 2,7-8 auf. Wenn es um den Schläfenlappen und das Gedächtnis geht, sagt der Apostel Paulus zu Timotheus: „Bedenke, was ich sage, denn der Herr wird dir Verständnis geben in allen Dingen. Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten, aus dem Samen Davids nach meinem Evangelium.“
Das Gedächtnis ist natürlich mit anderen Hirnregionen verbunden, zum Beispiel auch mit dem Frontalbereich des Gehirns. Welche Funktionen sind dort gespeichert oder werden dort produziert? Emotionen, Planung, Organisation und ähnliches. Diese Funktionen sind besonders betroffen beim Alkoholgenuss. Dann wird alles chaotisch und unkontrolliert, ohne Selbstbeherrschung. Das ist wieder mit dem Gedächtnisspeicher verbunden.
Paulus sagt hier: „Bedenke, was ich sage.“ Wir müssen nüchtern über das Wort Gottes nachdenken. Wenn wir das immer wieder tun, haben wir eine Verheißung: „Denn der Herr wird dir Verständnis geben in allen Dingen.“ Dann können wir das von unserem Denken her nachvollziehen. Und als Befehl sagt er: „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten, aus dem Samen Davids.“ Der Auferstandene ist ein wirklicher Mensch geworden aus dem Samen Davids. Das heißt, er ist ein wirklicher Nachkomme von König David als Mensch.
Salomo sagt nun: „Wie ein Schnittstück eines Granatapfels ist deine Schläfe hinter deinem Schleier.“ Den Schleier haben wir letztes Mal genau angeschaut. Er ist ein Bild der Hingabe. Rebecca, als sie zum ersten Mal Isaak sah und sich klar für ihn entschied, nahm sie den Schleier hervor. Isaak trug den Schleier nicht ständig, aber Rebecca zog ihn hervor, um sich symbolisch den Blicken aller anderen Männer zu entziehen. Sie wollte damit sagen: „Ich bin reserviert für diesen Mann dort auf dem Feld, der da entgegenkommt.“
Wenn Salomo sagt: „Deine Schläfen sind hinter dem Schleier“, bedeutet das, dass die Gedanken für ihn reserviert sind. Das ist die Aussage.
Dazu können wir noch Psalm 19,14 lesen, wo David gerade im Blick auf seine Gedankenwelt betet: „Lass die Worte meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig sein vor dir, Herr, mein Fels und mein Erlöser!“ Das ist das Gebet, dass unsere Gedankenwelt dem Herrn gefallen möge. Dafür brauchen wir seine Hilfe.
Hier haben wir übrigens gerade das Thema „das Reden meines Mundes“. Da ist auch die Verbindung zu den Lippen, wie ein Karmesinfaden. Mit den Lippen können wir Übles tun, Menschen schwer verletzen, sie mobben und so weiter. Aber David bittet: „Lass die Reden meines Mundes wohlgefällig sein vor dir und eben das Sinnen meines Herzens.“ Damit ist nicht das Herz im körperlichen Sinn gemeint, sondern das Innenleben des Menschen, das wohlgefällig sein soll vor dem Herrn.
So viel zur Granate. Wir gehen gleich weiter zum Hals.
Der Hals als Symbol für Standhaftigkeit und Glaubensschutz
Dein Hals ist wie der Turm Davids, der in Schichten gebaut ist. Das Wort „Schichten“ hast du gelesen als „Terrassen“, nicht wahr, Jerry? Diese unterschiedlichen Übersetzungen kommen daher, dass das Wort nur hier in der hebräischen Bibel vorkommt: talpiot.
Wahrscheinlich kennen nur einige das Wort Talpiot, oder? Talpiot ist ein großes Viertel in Jerusalem mit einer interessanten Geschichte, die Jahrzehnte zurückreicht. Talpiot ist ein großes Viertel von Groß-Jerusalem, und man hat das Wort eben aus Hohelied 4 entnommen, von hier Talpiot.
Das Wort muss man erklären: Vom Arabischen her gibt es ein verwandtes Wort, das „in Schichten aufbauen“ bedeutet. Es drückt also die Steinreihen aus, die den Turm bilden – einen mächtigen Turm mit zugehauenen Steinen.
Wenn der Hals also mit einem Turm verglichen wird, der gerade aufgebaut ist, Stein für Stein in Schichten, dann spricht das von einem Menschen, der nicht von Sorgen gedrückt herumläuft. Das ist weniger das Bild eines Turms, sondern wenn man beachtet, was der Herr Jesus in Lukas 21 sagt.
Er spricht über die schlimmen Ereignisse der Endzeit, die erschreckend sind und die dazu führen könnten, dass man in Depression versinkt. Aber der Herr Jesus sagt etwas ganz anderes. In Lukas 21, Vers 28 sagt er im Blick auf die Endzeitzeichen – von denen sich schon über zwanzig erfüllt haben: „Wenn aber diese Dinge anfangen zu geschehen, so blickt auf und hebt eure Häupter empor, weil eure Erlösung naht.“
Jawohl! Christen sollen also nicht gebeugt durch die Endzeit gehen, trotz dieser schrecklichen Ereignisse. Jedes schreckliche Ereignis weist uns darauf hin, dass der Herr bald kommt. Darum erhoben den Haupt, dein Hals ist wie ein Turm.
So sind die Israeliten aus Ägypten gegangen. Sie waren vorher gebeugt als Sklaven in Ägypten, aber sie sind herausgegangen mit erhobener Hand und erhobenem Haupt. So sind sie aus Ägypten ausgezogen. Das ist der Ausdruck des Sieges in Christus.
Und das betont er, wenn er sie sieht. Sie steht da, aber eben nicht als eine gebeugte Frau, sondern als eine mutige Frau. Darum: Der Hals ist wie ein Turm.
Dann spricht er noch über den Schmuck, den sie trägt, und sagt: „Tausend Schilde hängen daran, alles Schilde der Helden.“ Im Altertum wurde es zuweilen gemacht, dass man an der Stadtmauer oder am Turm Waffen für den Kriegsfall aufhängte.
Wovon spricht der Schild im Neuen Testament? Ganz einfach: vom Glauben, und zwar aufgrund von Epheser 6. Dort wird die Waffenrüstung beschrieben, und Paulus erwähnt den Schild des Glaubens.
Lesen wir Vers 16: „Indem ihr über alles ergriffen habt den Schild des Glaubens, mit dem ihr imstande sein werdet, alle feurigen Pfeile des Bösen auszublasen.“
Im Altertum unterscheidet man den Schild, der den ganzen Mann bedeckte. Das war der Schild, den die Römer brauchten, wenn ganze Kontingente zusammenstanden: Schild hoch, Mann gegen Mann. So konnte man gegen eine Stadt anrücken, und wenn Feuerpfeile kamen, hatte man keine Chance. Die ganze Truppe konnte so vorangehen.
Hier in Epheser 6 bezeichnet das griechische Wort diesen großen Schild, der den ganzen Mann schützte. Er sagt, das ist der Schild des Glaubens. Gemeint ist hier nicht der persönliche Glaube, das Vertrauen, sondern der Glaube im Sinn von Glaubensgut.
Darum heißt es nicht „Schild von Glauben“, sondern mit Artikel „der Schild des Glaubens“. Der Glaube ist ein Ausdruck im Neuen Testament für das ganze Glaubensgut. Dieses Glaubensgut ist für uns ein Schutz, und der Feind will es uns streitig machen.
Mit diesem Glaubensgut haben wir eine wirksame Waffe, um die folgenden Pfeile des Feindes auszublasen. Man kann auch an Judas 3 denken. Judas schreibt diesen Brief, damit wir für den ein für allemal überlieferten heiligen Glauben kämpfen. Diese Gesinnung wird hier zum Ausdruck gebracht.
Dann geht es weiter. Ja, klar, natürlich. Also ich wiederhole für den Livestream: Wie kann man unterscheiden, ob das Glaubensgut gemeint ist oder der persönliche Glaube?
Wenn es um das persönliche Vertrauen geht, und wenn das plötzlich nicht da ist, dann sind wir ja irgendwie wehrlos. Gebe ich das richtig wieder?
Man muss in den Timotheusbriefen nachschauen, zum Beispiel in der alten Elberfelder oder Elberfelder CSV. Dort wird nämlich angegeben, ob der bestimmte Artikel steht – der, die, das – oder nicht.
In Timotheus findest du, dass „Glaube“ in der alten Nennbefehlung ganz klein kursiv gedruckt ist. Dann heißt es, im Griechischen steht der Artikel nicht, sondern nur „Glaube“. Das meint ganz speziell das persönliche Vertrauen.
Während „Glaube“ mit dem bestimmten Artikel – wie jetzt in Judas 3 oder Epheser 6, Vers 16 – typischerweise das Glaubensgut meint, also den Inhalt des Glaubens.
Die Brüste als Zeichen geistlicher Reife und Ausgeglichenheit
Ja, jetzt gehen wir noch weiter, damit wir fertig werden. Wir haben noch zwei Minuten. Zu Vers 5: „Deine beiden Brüste sind wie ein Zwillingspaar junger Gazellen, die unter den Lilien weiden.“ Hier wird eine Gazelle als Vergleich für die beiden Brüste verwendet. Zunächst sprechen die Brüste von Reife.
In Hohelied 8 wird die kleine Schwester von Sulamit erwähnt. In Hohelied 8, Vers 8 heißt es: „Wir haben eine Schwester, eine Kleine, die noch keine Brüste hat. Was sollen wir mit unserer Schwester tun an dem Tag, an dem man um sie werben wird?“ Sie ist also klein und hat noch keine Brüste. Das bedeutet, in unserer Gesellschaft ist es üblich, dass der Körper von etwa neun bis zwölf Jahren spezielle Hormone ausschüttet, die das Brustwachstum bewirken.
Wir merken also, dass diese kleine Schwester wohl jünger als neun Jahre oder vielleicht gerade etwa neun Jahre alt ist und noch nicht reif. Aber hier wird gesagt, der Tag wird kommen, an dem sie reif sein wird, und dann wird man auch um sie werben. Man macht sich schon Sorgen um diese kleine Schwester. Aber Sulamit ist bereits ausgereift.
Wenn wir dazu Epheser 4 lesen, sehen wir, was die geistliche Bedeutung dieser Reife ist. Eigentlich haben wir das schon in Hebräer 5: „Ihr seid noch Unmündige, die feste Speise ist für Erwachsene.“ Sulamit war eben erwachsen. Dieses Ziel muss von jedem Gläubigen angestrebt werden: erwachsen zu werden.
Liest du, Jerry, Epheser 4? Dort wird erklärt, wozu Gott die grundlegenden Gaben gegeben hat. Er spricht von Aposteln und Propheten, die die Grundlage der Gemeinde bilden, und dann von Evangelisten, Hirten und Lehrern. In Epheser 4, Vers 12 heißt es: „Zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Mann, zu dem Maß des vollen Wuchses der Fülle Christi.“
Das Ziel ist also, erwachsen zu werden. Im Kontrast dazu sagt er weiter: „Damit wir nicht mehr Unmündige sind, hin und her geworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, die durch die Betrügerei der Menschen kommt, durch ihre Verschlagenheit zulässig ersonnen in Irrtum, sondern die Wahrheit festhaltend in Liebe usw.“
Es geht darum, nicht mehr unmündig zu sein. Typisch für Unmündige ist, dass sie nicht sicher sind, was stimmt. Sie sagen nicht unbedingt: „Dieses Falsche ist das Richtige.“ Aber sie sagen: „Ja, es könnte so sein, es könnte aber auch anders sein, man kann es nicht wissen.“ Vielleicht ärgern sie sich sogar, wenn jemand sagt: „So ist es.“ Sie denken, Reife bedeutet, verschiedene Standpunkte zu kennen und zu wissen, dass man das nicht absolut sehen kann.
Aber die Bibel sagt, das ist ein Unmündiger, der hin und her geworfen wird von jedem Wind der Lehre. Das ist eben gerade nicht erwachsen, und solche Menschen müssen belehrt werden, damit sie erwachsen werden.
Salomo sagt von Sulamit, sie ist reif, erwachsen. Interessant ist, dass er sagt: „Deine beiden Brüste sind wie ein Zwillingspaar junger Gazellen.“ Nicht nur eine Gazelle. Es gibt Gläubige, die in gewissen Bereichen sehr schnell erwachsen werden, aber in anderen Bereichen sind sie immer noch Babys. Das führt zu geistlicher Unausgeglichenheit.
Die Betonung „deine beiden Brüste sind wie ein Zwillingspaar“ drückt aus, dass es eine Ausgeglichenheit in der Reifung gibt. Sowohl in der praktischen Umsetzung als auch in der Kenntnis der Lehre des Wortes Gottes wird ein Gleichmaß erreicht.
Dann heißt es weiter von diesen Gazellen, die unter den Lilien weiden. Die Shoschanah, die Lilie, hatten wir schon früher im Hohelied erwähnt. Sie bezeichnet speziell die weiße Lilie. Sie steht für Reinheit. In dieser geistlichen Reife braucht es eben auch geistliche Reinheit.
Wir stoppen hier. Nächstes Mal fahren wir mit einem ganz besonders schönen Thema weiter, nämlich mit dem Myrrenberg und dem Weihrauchhügel. Außerdem mit Sulamit, die aufgerufen wird, vom Libanon, vom Gipfel des Amana und vom Hermon herabzukommen.
Das ist ein spannendes Thema, auch in Verbindung mit der Prophetie. Der Überrest Israels wird nach der Drangsal, nach der Entrückung, aber bevor die große Drangsal beginnt, auf die Berge fliehen. Das Thema „Fliehen auf die Berge“ spielt eine ganz wichtige Rolle, schon in Matthäus 24. Das werden wir nächstes Mal genau anschauen. Dabei betrachten wir auch Sulamit, die von diesen Bergen heruntergerufen wird, von den Bräutigamen.