Einführung in die Ölbergrede und die Fragen der Jünger
Guten Morgen, ich möchte alle ganz herzlich zu diesem Bibelstudientag mit dem Morgenthema „Falsche Messiasse“ begrüßen.
In Matthäus 24, Markus 13 und Lukas 21 finden wir die Ölbergrede Jesu über die Anfangs- und die Endzeit. Die Vorgeschichte ist folgende: Nach einem Tag voller harter Auseinandersetzungen mit verschiedenen Gruppen des Judentums verließ der Herr Jesus den Tempel in Jerusalem. Zusammen mit den Jüngern ging er durchs Kidron-Tal hinüber auf den Ölberg.
Dort hat man den schönsten Blick auf den Tempelplatz, weil der Ölberg etwas höher ist als der Tempelberg. Die Jünger hatten einige Fragen, denn Jesus hatte beim Verlassen des Tempels zu ihnen gesagt: „Seht ihr all diese Dinge? Es kommen Tage, da wird nicht ein Stein auf dem anderen Stein bleiben, alles wird hier abgebrochen werden.“ Diese Aussage beunruhigte die Jünger sehr, war doch der Tempel in Jerusalem damals das herrlichste Gebäude der ganzen Welt.
So stellten die Jünger an diesem Dienstagabend auf dem Ölberg vier Fragen. Erstens: Wann wird die Zerstörung des zweiten Tempels stattfinden? Diese Frage findet sich in allen drei Evangelien: Matthäus 24,3, Markus 13,4 und Lukas 21,7.
Zweitens fragten sie: Was wird das Zeichen der Zerstörung des Tempels sein? Diese Frage kommt nur in Lukas 21,7 vor und wird auch nur dort beantwortet.
Drittens wollten sie wissen: Was ist das Zeichen deiner Wiederkunft? Diese Frage findet sich in Matthäus 24,3 und Markus 13,4. Für die Jünger war klar, dass Jesus Christus zum ersten Mal gekommen war und ein zweites Mal kommen wird. Aber sie wollten wissen, wie man die Zeit erkennen kann, wenn dieses Ereignis kurz bevorsteht.
Viertens fragten sie: Was ist das Zeichen des Abschlusses der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Periode? Sie wollten wissen, was das Zeichen der Vollendung des Zeitalters ist. So muss man das übersetzen, wenn es im Griechischen heißt „Synteleia tou Aionos“. In der Fußnote habe ich das angefügt.
Luther hat hier falsch übersetzt. An dieser Stelle hat er eine ansonsten gute und wunderbare Übersetzung gemacht, aber hier nicht richtig. Er übersetzt „das Ende der Welt“. Dieser Ausdruck muss jedoch im jüdischen Kontext verstanden werden. Die Rabbiner unterschieden nämlich zwischen dem gegenwärtigen Zeitalter, in dem wir leben – hebräisch „ha'olam hazeh“ – und dem kommenden Zeitalter, „ha'olam habah“, in dem der Messias sein Weltreich nach Daniel 7,13 und folgende aufrichten wird.
Auch im Neuen Testament wird die Unterscheidung zwischen einem gegenwärtigen und einem zukünftigen Zeitalter bestätigt, was die rabbinische Sicht unterstützt. So finden wir diese Lehre zum Beispiel in Matthäus 12,32, Markus 10,30, Lukas 18,30 und Epheser 1,21.
Die Jünger wollten also wissen, was das Zeichen ist, wenn diese Zwischenzeit zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen des Messias zum Abschluss kommt. Was ist das Zeichen, wenn das messianische Reich wirklich anbrechen soll?
Die Bedeutung der Endzeitrede Jesu
Nun, Herr Jesus gibt Antworten auf all diese Fragen. Deshalb ist diese Endzeitrede sehr, sehr bedeutsam. Sie macht deutlich, dass die Endzeit nichts mit dem Weltuntergang zu tun hat, sondern einfach mit dem Ende dieser langen Zwischenzeit zwischen dem ersten und zweiten Kommen des Messias.
Es ist das Ende dieser Zwischenzeit, das die Endzeit ausmacht. Die Jünger hatten auch Fragen im Blick auf die Zerstörung des Tempels, die ja noch in ihrer Zeitperiode stattfand, nämlich später im Jahr 70. Jesus beantwortete daher Dinge in Bezug auf die Anfangszeit dieser Zwischenperiode zwischen dem ersten und zweiten Kommen sowie in Bezug auf die Endzeit.
Es sind zwei von vier Fragen, die sich auf die Anfangszeit beziehen: Wann wird die Zerstörung des Tempels stattfinden? Was wird das Zeichen der Zerstörung sein? Zwei weitere Fragen beziehen sich auf die Endzeit: Was ist das Zeichen deiner Wiederkunft? Was ist das Zeichen des Abschlusses des gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Zeitalters?
Herr Jesus beantwortet in allen drei Evangelien die Fragen drei und vier. Er sagt, dass endzeitliche Zeichen das Ende der langen Periode zwischen dem ersten und zweiten Kommen des Messias ankündigen.
Als Erstes spricht er über Massenkriege – Nation gegen Nation, Königreich gegen Königreich. Ihr werdet von Kriegen und Kriegsgerüchten hören. Das sind Massenkriege. Dieses Phänomen wurde zum ersten Mal so schrecklich Realität ab 1914. Das war das erste Mal in der Menschheitsgeschichte, dass ein Krieg alle fünf Kontinente betraf. Man hörte von Kriegen in unmittelbarer Nähe und auch von solchen ganz weit weg – Kriegsgerüchte. Das zeigt die Ausdehnung dieser Kriege.
Im 20. Jahrhundert kam dann noch ein zweiter Weltkrieg hinzu, von 1939 bis 1945. Dieser stellte alles in den Schatten, was je zuvor in der Weltgeschichte geschehen war. Der Herr Jesus spricht kurz gesagt über Massenkriege, mit anderen Worten Weltkriege, und über Revolutionen.
Wir denken an die russische Revolution, die 1917 ausbrach und Hunderten von Millionen Menschen das Gefängnis des Kommunismus brachte. Hungersnöte waren Folgen der Weltkriege. Seuchen, wie die Spanische Grippe, traten gerade am Ende des Ersten Weltkrieges auf und forderten etwa 70 Millionen Tote.
Es gab verheerende Erdbeben vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Dann begannen die Christenverfolgungen in den kommunistischen Ländern. Auch davon spricht Herr Jesus. Er sagt: „Dann werden sie euch überliefern und euch töten.“ Er spricht von falschen Propheten, Zeichen und Wundern, vom massenhaften Abfall vom Glauben und vom Überhandnehmen der Gesetzlosigkeit. Im Lukas-Evangelium erwähnt er sogar Sturmfluten, Schreckensereignisse und Terrorismus.
Die Antworten auf die Fragen eins und zwei finden sich in Lukas 21,12-24. Nachdem der Herr über die Endzeit gesprochen hat, sagt er plötzlich: „Vor diesem allem aber…“ Dann spricht er über die Verfolgung der ersten Christen, wie sie in der Apostelgeschichte beschrieben wird.
Jesus sagt: „Es werden euch vor Statthalter bringen und vor Könige.“ Genau das ist geschehen. Zum Beispiel war Paulus vor dem Statthalter Felix und dann vor dem Statthalter Festus. Jesus sagte „vor Könige“ im Plural. In Apostelgeschichte 27 steht, dass Paulus vor König Agrippa, einem Unterkönig des Königs der Könige in Rom, stand.
Weil Paulus sich auf den Kaiser berief, kam er nach einer langen Schiffsfahrt im Jahr 60 nach Rom. Dort war er zwei Jahre Gefangener, um schließlich vor Kaiser Nero zu erscheinen.
Dann sagt der Herr Jesus: „Und wenn ihr Jerusalem umzingelt seht von Herscharen, dann sollt ihr wissen, dass die Zerstörung nahe ist.“ Tatsächlich hatten im Jahr 68 die römischen Legionäre ihre Lager rund um Jerusalem aufgestellt. Für die Judenchristen war klar, dass das Ende Jerusalems und des Tempels nahte.
Wie in Lukas 21 beschrieben, ergriffen sie die Flucht und konnten alle in Sicherheit gebracht werden in Pella. Keiner kam bei der späteren Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 ums Leben, weil sie auf diese Prophetie gehört hatten.
Man kann also sagen, dass der Herr Jesus in der Ölbergrede nicht nur über die Endzeit spricht, wie oft angenommen wird, sondern über die Anfangszeit und die Endzeit. Aber...
Warnung vor Verführungen und falschen Messiasse
Diese Rede über die Anfangs- und die Endzeit eröffnet der Herr Jesus mit einer allgemeinen Warnung (Matthäus 24,4-6): „Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Seht zu, dass euch niemand verführe! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus.“ Christus ist griechisch für Messias. „Und sie werden viele verführen. Dann werdet ihr von Kriegen und Kriegsgerüchten hören.“ Das ist das erste Zeichen der Endzeit, das hier gegenüber der allgemeinen Warnung durch das Wörtchen „aber“ abgesetzt wird.
In Markus 13,5 heißt es: „Jesus aber antwortete ihnen und fing an zu reden: Seht zu, dass euch niemand verführe! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin’s, und sie werden viele verführen. Wenn ihr aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören werdet, so erschreckt nicht.“ Auch hier wird das erste Endzeitzeichen durch das Wort „aber“ abgesetzt.
Lukas 21,8 berichtet: „Er sprach aber: Seht zu, dass ihr nicht verführt werdet! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin’s, und die Zeit ist nahegekommen.“ Das heißt die Zeit der Erlösung für das jüdische Volk. Die Zeit des messianischen Reiches geht ihnen nun nicht mehr nach. „Wenn ihr aber von Kriegen und Empörungen hören werdet“, also von Kriegen und Revolutionen, „so erschreckt nicht.“ Auch hier wird das durch das Wort „aber“ abgesetzt.
Daraus folgt, dass die falschen Messiasse eigentlich das Bindeglied zwischen der Anfangszeit und der Endzeit bilden. Jesus kündigt also an, dass viele falsche Messiasse kommen werden. Diese Erscheinungen erstrecken sich von der Anfangszeit bis in die Endzeit.
Was sind die Kennzeichen dieser falschen Messiasse? Erstens: Sie geben sich als der verheißene Messias aus, indem sie sagen: „Ich bin der Christus“ beziehungsweise „Messias“ oder einfach „Ich bin es.“ Zweitens behaupten sie, dass nun die messianische Heilszeit anbrechen wird. Sie sagen: „Die Zeit ist nahe gekommen.“ Drittens werden sie viele verführen. Und viertens warnt der Herr seine Jünger davor, diesen Messias zu folgen.
Die Jünger sind interessante Zuhörer. Sie waren einerseits Juden, andererseits aber auch Messiasgläubige – das, was heute einen Christen ausmacht. Ein Christ ist jemand, der an Christus glaubt und Christus nachfolgt. So hat diese Warnung des Herrn eine Bedeutung sowohl für Juden als auch für Christen.
Wir werden sehen, dass diese falschen Messiasse, die in der Jugendzeit aufgetreten sind – ich werde mich heute auf diese beschränken – auch eine Gefahr für die Christenheit waren. Heute Morgen werden wir also diese merkwürdigen Geschichten hören.
Überblick über falsche Messiasse in der Geschichte
Ich lese eigentlich nicht gerne Romane. Wieso sollte ich eine Geschichte lesen, die sowieso nicht stimmt, die nur in einem Gehirn stattgefunden hat – beziehungsweise eben nicht stattgefunden hat?
Doch wir werden Geschichten hören, die komischer und eigenartiger sind als viele Geschichten, die selbst ein krankes Gehirn sich ausdenken könnte. Das nur als Vorwarnung.
Tatsächlich traten in den vergangenen zweitausend Jahren mehr als fünfzig Messiasse auf, wodurch unzählige Menschen verführt wurden. Das Studium der Erfüllung von Matthäus 24,5 und den Parallelstellen in Markus und Lukas hilft, im Licht des Wortes Gottes Prinzipien der Verführung aufzudecken. So kann man sich besser davor schützen.
Der schlimmste Verführer steht jedoch noch aus. Das ist der Antichrist, der in Jesaja 57,9 einfach König genannt wird, weil er in der Endzeit vor dem Kommen des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit in Israel herrschen wird.
Auch in Daniel 11,36-39 wird er schlicht als König bezeichnet. In 2. Thessalonicher 2,1-12 wird er als „der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens“ beschrieben, der sich über alles erhebt und sich selbst in Gottes Tempel setzen wird.
In 1. Johannes 2,18 sagt der Apostel: „Ihr habt gehört, dass der Antichrist kommen wird.“ Das Wort Antichrist bedeutet „der, der gegen den Messias, gegen Christus ist“ – anti heißt „gegen“. Gleichzeitig bedeutet es im Griechischen auch „anstatt“. So bedeutet es auch, dass er sich an die Stelle des Messias setzen und sagen wird: „Ich bin der verheißene Erlöser.“
In Offenbarung 6,1-2 wird der Antichrist als ein Reiter auf einem weißen Pferd beschrieben. Damit ahmt er das Kommen des Herrn Jesus nach, wie es in Kapitel 19, Vers 11 und folgende beschrieben ist, wenn der Herr aus dem Himmel auf einem weißen Pferd kommen wird.
In Offenbarung 13,11 wird das Tier aus der Erde erwähnt, das mit dem heidnischen Herrscher des römischen Reiches, dem Tier aus dem Meer, zusammenarbeiten wird. Es wird sein Propagandaminister sein.
In Offenbarung 16,13 wird er genannt, ebenso wie in 19,20, wo er der falsche Prophet genannt wird.
Der Messias sollte König, Priester und Prophet sein. So ist der Antichrist der falsche Prophet, der falsche Priester, der sich in den Tempel Gottes setzen wird (2. Thessalonicher 2). Er ist auch der falsche König.
Doch wohl dem, der den wahren Erlöser kennt und so singen kann wie in dem Lied „Welch ein Freund ist unser Jesus“, wo es am Ende einer Strophe heißt: „Fliehen zu ihm wir im Gebet, so ist uns Jesus alles – König, Priester und Prophet.“
Der Antichrist wird aber erst nach der Entrückung der Gemeinde kommen. Nach 2. Thessalonicher 2 wird der Heilige Geist, der jetzt das Böse in seiner letzten Entfaltung noch zurückhält, weggehen. Dann kann der Antichrist offenbar werden.
Er könnte bereits leben, aber niemand kann wissen, wer er ist.
In Offenbarung 3,10 verheißt der Herr Jesus, dass die Gemeinde in die Stunde der Versuchung nicht hineinkommen wird, sondern davor bewahrt bleibt.
Nichtsdestotrotz sind in dieser ganzen Zwischenzeit unzählige falsche Messiasse und Antichristen aufgetreten.
Frühe Warnungen Jesu vor falschen Messiasse
Lukas 17,22: Jesus hat auch früher schon ähnliche Dinge über die Zukunft gesagt. Dort lesen wir: Er sprach zu den Jüngern: „Es werden Tage kommen, da ihr begehren werdet, einen der Tage des Sohnes des Menschen zu sehen, und ihr werdet ihn nicht sehen. Man wird zu euch sagen: ‚Siehe hier!‘ oder ‚Siehe dort!‘ – geht nicht hin, folgt auch nicht. Denn gleich wieder blitzend leuchtet es von einem Ende unter dem Himmel bis zum anderen Ende unter dem Himmel. So wird der Sohn des Menschen an seinem Tag sein.“
Jesus erklärt, dass er bei seiner Wiederkunft nicht mehr so erscheinen wird wie beim ersten Mal, als er als Kind in einem Raum zu sehen war. Damals konnten die Hirten hingehen und wussten: „Es ist ein Kind in Windeln gewickelt, siehe hier!“ Später, als Jesus öffentlich als Prediger auftrat, konnte man sagen: „Siehe dort, er predigt!“
Doch so wird es bei seiner Wiederkunft nicht mehr sein. Wenn er kommt, wird er so klar und eindeutig erscheinen wie der Blitz am Himmel. Er wird auf den Wolken des Himmels kommen.
Wer jedoch nicht glaubt, dass der Messias schon gekommen ist, läuft immer Gefahr, sich täuschen zu lassen – etwa durch irgendein Kind, das geboren wird, oder durch irgendeinen Prediger, sei es in der Wüste, in einer Synagoge oder unter freiem Himmel.
Die Liste der falschen Messiasse – Einführung
Auf dem Skript folgt nun eine Liste falscher Messiasse. Ich habe sie nicht „Liste der falschen Messiasse“ genannt, denn diese 51 sind lediglich die wichtigsten. Tatsächlich gab es noch einige mehr. Außerdem können wir heute nicht mit Sicherheit sagen, dass wir alle falschen Messiasse kennen.
Ein Beispiel dafür ist Rabbi Moshe ben Maimon, der größte Rabbiner im Judentum des Mittelalters. Im zwölften Jahrhundert schrieb er der Gemeinde im Jemen einen Brief. Dort hatten sie das Problem mit einem falschen Messias. Er musste ihnen erklären, dass es sich wirklich um einen falschen Messias handelte und sie ihm nicht folgen sollten. In diesem Brief erzählt er auch von verschiedenen anderen Messiasen, die schon früher in früherer Zeit aufgetreten sind.
Dadurch erhalten wir Zeugnisse über Personen, die wir sonst nicht kennen würden. Ohne diesen Brief, den sogenannten Igeret Hateman, hätten wir keine Informationen über sie. Ich habe diesen Brief übrigens mitgebracht. Man kann ihn später vielleicht einmal anschauen. Das Buch Sefer Igeret Hateman ist eigentlich ein Brief, der hier in Hebräisch und Jiddisch wiedergegeben ist.
Es war ein schöner Fund vor kurzem in Kanada. Ich war im jüdischen Viertel von Montreal in einem Laden und fragte nach Yeschelcha in Gereta Teman. Man sagte mir, es sei schön, wenn man in Kanada einfach Hebräisch sprechen könne. So habe ich den Brief auf Jiddisch und Hebräisch erhalten.
Ganz interessant ist, dass Moshe ben Maimon darin auch auf Daniel 9 eingeht. Er sagt, Daniel habe uns die Wissenschaft der Zahlen mitgeteilt. Es geht um die Prophetie mit den neunzig Jahrwochen, bis der Messias kommt, getötet wird und dann Jerusalem und der Tempel zerstört werden.
Er sagt aber auch, dass diese Zahlen uns verborgen sind und wir sie nicht verstehen können. Deshalb hätten die früheren Rabbiner, gesegneten Andenkens, gesagt, man solle diese Rechnung nicht nachrechnen. Sonst würden die einfachen Leute im Volk zu Fall gebracht, wenn sie feststellen, dass diese Zeiten abgelaufen sind, der Messias aber nicht gekommen ist.
Das steht so in dem Brief. Wenn man diese Zahlen jedoch nachrechnet, kommt man genau auf die Zeit Jesu, nämlich auf das Jahr 32, als er am Palmsonntag, zwei Tage vor der Rede auf dem Ölberg, nach Jerusalem einzog. Das ist doch eindrücklich!
So klar kann bewiesen werden, dass der Messias bereits gekommen ist. Dazu kommen noch 300 weitere Prophezeiungen über den Messias, die der Herr Jesus erfüllt hat. Der Messias ist also schon längst gekommen!
Dennoch sagt Moshe ben Maimon, dass es uns verborgen sei und wir diese Dinge nicht verstehen können. Die Zahlen seien abgelaufen, der Messias sei nicht gekommen. Deshalb hatten sie immer wieder das Problem mit falschen Messiasen.
Die ersten falschen Messiasse nach Jesu Kommen
Nun gehen wir diese Liste durch. Natürlich können wir in zwei Stunden nicht 51 falsche Messiasse behandeln. Am Schluss habe ich aber auf die Literatur hingewiesen. Besonders empfehlenswert ist das Buch von Jay Rabo: Fifty Jewish Messiahs, Jerusalem 2002. Es wurde von einem Juden geschrieben. Er sagt, dass diese Geschichten im Judentum weitgehend unbekannt sind.
Was man vielleicht noch kennt, sind Shabbatai Zwi und Bar Kochba, aber all die anderen sind kaum bekannt. Der Grund dafür sei, dass man sich schämt. Diese Scham hat dazu geführt, dass das Thema total verdrängt wurde. Weil es im Judentum verdrängt wurde, ist es auch im Christentum kaum bekannt. Ich denke, das ist auch der Grund, warum das Thema so interessiert. Effektiv wird kaum darüber gesprochen.
Im Internet gibt es zwei interessante Seiten, auf denen man einige Informationen findet. Die eine ist die Seite der Jewish Encyclopedia, wo man einen Teil dieser Messiasse findet.
Mit dem Ersten möchte ich beginnen: Theudas, der in den Jahren 44 bis 46 auftrat, also etwas mehr als zehn Jahre nach dem Herrn Jesus. Die Jahre von Daniel waren bereits abgelaufen. Theudas führte eine Volksmenge zum Jordan und versprach, dass sich auf sein Kommando hin der Jordan teilen werde – natürlich so wie bei Josua in Josua 3. Er wollte dem Volk den Durchgang durch den Jordan ermöglichen, um zu zeigen, dass jetzt die Zeit ist, in der das Land wiedererlangt wird. So wie damals unter Josua. Die Römer würden dann verschwinden. Jetzt komme die Zeit der Erlösung.
Die Römer beobachteten das jedoch. Der Prokurator Fadus, ein Nachfolger von Pontius Pilatus, sandte die Armee. Es kam zu einem plötzlichen, unerwarteten Überfall mit vielen Toten. Viele wurden gefangen genommen. Theudas wurde verhaftet, geköpft, und sein Kopf wurde nach Jerusalem gebracht. Die Bewegung war vorbei.
Übrigens darf dieser Theudas nicht mit einem Theudas verwechselt werden, der viele Jahre früher aufgetreten war und in der Apostelgeschichte 5 erwähnt wird. Theudas war ein gebräuchlicher Name.
Der zweite Messias ist der Messias aus Ägypten, der zwischen 52 und 58 auftrat. Genau wie Theudas wird auch er bei Josephus Flavius in seinen Werken beschrieben. Josephus war ein Jude.
Dieser Messias kam aus Ägypten, wo es damals viele Juden gab. Er sagte, er sei ein Prophet. Der Messias musste ja ein Prophet sein, nach 5. Mose 18,15. Er sagte: „Kommt mir nach!“ Eine ganze Volksmenge versammelte er in der Wüste und führte sie dann zum Ölberg östlich von Jerusalem. Die Volksmenge stellte sich auf. Damit zeigte er: Ich bin wie Mose.
Ein Prophet wie Mose (5. Mose 18,15) sollte der Messias sein. „Ich bin wie Mose, der das Volk aus der Wüste führt“, sagte er. Dann kündigte er an, dass er auf dem Ölberg befehlen werde. Die Mauern Jerusalems würden fallen, wie bei Josua. Dann würden sie die römische Herrschaft in Jerusalem beseitigen und das Regiment übernehmen. Die messianische Zeit würde anbrechen.
Im Hebräerbrief wird erklärt, dass der Herr Jesus, der wahre Messias, größer ist als Mose (Hebräer 3) und größer als Josua (Hebräer 4). Diese Bezüge zu Mose und Josua sind also wichtig.
Was geschah dann? Die riesige Volksmenge war mit dem ägyptischen Messias auf dem Ölberg. Das gefiel den Römern natürlich nicht. Das war damals unter dem Prokurator Felix, der in der Apostelgeschichte erwähnt wird.
Felix sandte Reiterei und Fußtruppen. 400 Mann wurden erschlagen, 200 in Gefangenschaft gesetzt. Der Prophet entkam und wurde nie mehr wieder gesehen. Einige seiner Anhänger riefen das Volk zum Aufstand gegen die Römer auf. Jüdische Dörfer, die nicht mitmachen wollten, wurden verbrannt und geplündert. Dann war es vorbei.
Kommen wir zum Dritten, dem namenlosen Propheten. Er trat um 58 bis 60 auf, also in etwa in dieser Zeit. Er versprach Befreiung und Freiheit, wenn man ihm in die Wüste folgte. Wir merken immer wieder das gleiche Motiv: Es sollte an Mose anspielen, der das Volk aus der Wüste in den Segen führte.
Das war damals unter dem Prokurator Festus, der ebenfalls in der Apostelgeschichte erwähnt wird. Paulus war ja im Gefängnis in Caesarea, erst unter Felix und dann unter Festus.
Festus sandte Kavallerie und Fußtruppen. Es scheint, dass sie den Propheten selbst und auch seinen Nachfolger getötet haben. Auch diese Geschichte wird bei Josephus Flavius in seinen jüdischen Altertümern erzählt.
Weitere falsche Messiasse in der jüdischen Geschichte
Dann kommt viertens Menachem der Galiläer, der um das Jahr 66 auftrat. Er wird auch bei Josephus Flavius im jüdischen Krieg beschrieben. Menachem war ein Nachkomme von Judas, dem Galiläer. Dieser frühere falsche Messias, der bereits im Jahr sechs nach Christus aufgetreten war, wird in Apostelgeschichte 5,36 namentlich genannt, zusammen mit einem Theudas, der schon davor aufgetreten war. Dieser Theudas darf jedoch nicht verwechselt werden mit dem Theudas, den ich als Nummer eins beschrieben habe.
Es geht mir nicht darum, die Messiasse zu beschreiben, die vor dem Kommen des Herrn auftraten, sondern jene, die danach kamen. Es gab bereits früher falsche Messiasse, und der Herr Jesus erklärte in Johannes 10, wo er sich als den guten Hirten vorstellt, dass alle früher gekommenen Räuber waren.
Menachem der Galiläer war wohl nicht der direkte Sohn, sondern der Enkel von Judas dem Galiläer. Er raubte Waffen aus dem Herodespalast in Masada, bewaffnete seine Nachfolger und kam dann als König gekleidet nach Jerusalem. Dort belagerte er die Stadt und eroberte mehrere kleinere römische Festungen. Außerdem tötete er den Hohenpriester Ananias, jenen ruchlosen Ananias aus Apostelgeschichte 23,2, vor dem Paulus stand und ihn als „getünchte Wand“ bezeichnete. Einige Jahre nachdem Paulus vor ihm stand, wurde Ananias also durch Menachem, einen falschen Messias, getötet.
Menachem – sein Name bedeutet übrigens „Tröster“ – zog mit königlichem Pomp in den Tempel ein. Doch ein jüdischer Führer namens Eleazar griff ihn zusammen mit der Volksmenge mit Steinen an. Menachem floh, wurde verfolgt, und viele seiner Nachfolger wurden erschlagen. Er entkam nach Ofla, wurde aber später verhaftet, gefoltert und schließlich getötet. Auch seine führenden Anhänger wurden getötet.
Nummer fünf ist Jonathan, der Weber, der um das Jahr 72 auftrat, also nach der Zerstörung Jerusalems. Nach Daniel 9 musste der Messias jedoch vor der Zerstörung Jerusalems kommen. Jonathan kam also nach der Zerstörung, wenn auch nur mit kleiner Verspätung.
Er wird ebenfalls bei Josephus Flavius im jüdischen Krieg erwähnt. Jonathan verführte eine große Volksmenge armer Leute in Kyrene, also in Libyen. Dort trat er auf, wurde aber nicht in Bethlehem geboren. Für falsche Messiasse ist das offenbar nicht so wichtig, wie wir noch sehen werden.
Jonathan führte seine Nachfolger, diese große Volksmenge, in die libysche Wüste und wollte ihnen dort Zeichen und Wunder zeigen – natürlich wieder wie Mose. Vornehme Juden wurden besorgt und informierten den dortigen Landpfleger Catullus. Dieser griff Jonathan und seine unbewaffneten Leute an. Es gab viele Tote und Gefangene. Jonathan entkam, wurde aber später verhaftet, und so endete diese Bewegung.
Unter sechstens kommt der falsche Messias Lukas im Jahr 115. Er wird in verschiedenen Quellen beschrieben, zum Beispiel bei Apian von Alexandria und dem römischen Geschichtsschreiber Cassius Dio. Lukas war der Anführer eines Aufstands der Juden gegen die Römer in der Pyrenäa, also wieder in Libyen, aber auch in Ägypten und auf der Insel Zypern.
Jahre waren seit dem Untergang Jerusalems und des Tempels vergangen, und nun versuchten die Juden im Ausland einen Aufstand gegen die römische Herrschaft. Kaiser Trajan war damals an der Macht und schickte Marcus Turbo als General mit römischer Flotte, Kavallerie und Fußtruppen. Es gab Hunderttausende Tote unter den Juden. Der Kaiser befürchtete zudem, es könnte auch in Mesopotamien, also im heutigen Irak, in Babylon, zu einem Aufstand kommen. Deshalb ließ er vorsorglich unzählige Juden auch dort töten. So wurde auch dieser Aufstand unter Lukas grausam niedergeschlagen.
Doch das jüdische Volk blieb unruhig, und so trat als siebter auf unserer Liste Bar Kochba auf, etwa um das Jahr 132. Er wurde vielleicht um das Jahr 100 geboren. Rabbi Akiva, damals der größte Rabbiner des Judentums, bezeichnete Bar Kochba als Melech Maschiach, König Messias. Das verlieh ihm großes Ansehen im gesamten Judentum, außer bei den messianischen Juden, die wussten, dass der wahre Messias bereits gekommen war. Sie beteiligten sich nicht an dem folgenden Aufstand.
Bar Kochba war ein sehr kluger militärischer Taktiker. Er operierte von der jüdischen Wüste aus gegen die Römer und hatte große Erfolge. Nach den Entdeckungen der Qumran-Höhlen in der jüdischen Wüste fand man an einem weiteren Ort eine Höhle mit Manuskripten. Dort wurden originale Briefe von Bar Kochba entdeckt, die er während des Aufstandes geschrieben hatte.
Sein Name, Bar Kochba, bedeutet „Sohn des Sterns“ oder „Sternensohn“. Dies wurde als Anspielung auf 4. Mose 24,17 verstanden, wo Bileam sagt: „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt; es geht hervor aus Jakob, ein Stern und ein Zepter erhebt sich aus Israel.“ Dort wird also von einem Stern gesprochen, der mit dem Kommen des Herrschers, des Messias, in Verbindung steht. Bar Kochba erklärte, er sei dieser Stern. Allerdings konnte er nicht einen Stern von Bethlehem vorweisen, wie es der Herr Jesus tat.
Bar Kochba organisierte einen erneuten Aufstand gegen Rom. Wegen seiner Erfolge wurden bereits im Jahr 132 Münzen geprägt mit der Aufschrift „Jahr 1 der Erlösung“. Erlösung ist die Zeit des Messias, wenn das jüdische Volk aus aller Drangsal befreit wird und Frieden findet.
Doch die Römer und Kaiser Hadrian hatten genug von den Juden. Es folgte ein brutaler Krieg mit etwa 580.000 Toten. Cassius Dio, der römische Geschichtsschreiber, berichtet, dass wohl ebenso viele durch Hunger und Pest starben – über eine Million Tote insgesamt.
Jesus sagte: „Seht zu, dass euch niemand verführe. Viele werden unter meinem Namen kommen.“ Grauenhaft ist es, wenn man bedenkt, dass schon über eine Million Menschen bei der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 ums Leben kamen, und weitere Hunderttausende bei den Aufständen in Libyen, Ägypten und Zypern.
Nach diesem Krieg bauten die Römer Jerusalem neu auf und gaben der Stadt den Namen Elia Kapitolina, die Stadt des Jupiter vom Kapitol. Ein Jupiter-Tempel wurde auf dem Tempelplatz errichtet, um die Juden zutiefst zu demütigen und zu ärgern. Sogar der Tempelplatz wurde umgepflügt – etwas, das bei der Zerstörung im Jahr 70 nicht geschah.
Erst hier erfüllte sich die Prophetie aus Micha 3,12: „Darum wird euretwegen Zion, das ist der Tempelberg, als Acker gepflügt werden, und Jerusalem wird zu Trümmerhaufen, und der Berg des Hauses zu Waldeshöhen.“
Den Juden wurde der Zugang zur Stadt verboten.
Falsche Messiasse in späteren Jahrhunderten
Moses, Messias von Kreta, trat um 440 nach Christus auf. Es war eine besondere Zeit. Im Jahr 395 wurde das Römische Reich in ein west- und ein oströmisches Reich gespalten. Unter Kaiser Theodosius erlebten die Juden auf Kreta eine harte Unterdrückung.
Im Talmud findet sich die Behauptung, die jedoch nicht auf der Bibel basiert, dass der Messias fünfundachtzig Jubeljahre nach der Erschaffung der Welt kommen werde. Ein Jubeljahr ist in der jüdischen Rechnung jedes fünfzigste Jahr. Fünfundachtzig mal fünfzig Jahre ergeben die Zeitspanne, nach der der Messias erwartet wird. Dabei wird mit der jüdischen Jahrzählung ab Erschaffung der Welt gerechnet. Allerdings hat diese Chronologie ein Problem: Bewusst werden gewisse Zeiten ausgelassen, zum Beispiel die siebzig Jahre der Gefangenschaft. Deshalb liegt die heutige Zählung nicht bei 6000 Jahren, sondern einige Jahrhunderte darunter, da bestimmte Zeiträume nicht mitgerechnet werden.
Es ist daher nicht sinnvoll, mit diesen Zahlen ab Erschaffung der Welt zu rechnen. Dennoch ergab diese Rechnung für die Zeit der Erlösung die Jahre 440 bis 490. Dies entspricht der letzten fünfzigjährigen Periode, der 85. Zudem gab es unter den Juden eine populäre Voraussage, dass das Exil seit dem Jahr 70 nicht länger als 400 Jahre dauern werde, ähnlich wie Israel in Ägypten war. Auch dies ist ein Fehler, denn die 400 Jahre, die in 1. Mose 15 erwähnt sind, beziehen sich bereits auf die Zeit von Isaak bis zum Auszug aus Ägypten. Ich verweise auf den Bibelstiftungsstudententag über die Chronologie des Alten Testaments, wo wir das alles genau durchgerechnet haben.
Man sagte sich also, 400 Jahre, dann sollte etwa um 470 die Zeit der Erlösung sein, in der die Juden aus der Zerstreuung ins Land der Väter zurückkehren. Unter den Heiden gab es die Prophetie, dass das Römische Reich nicht länger als 1200 Jahre dauern werde. Im Lateinunterricht lernten wir, dass Rom im Jahr 753 v. Chr. gegründet wurde. Unser Lateinlehrer, ein gemütlicher alter Österreicher, der uns auch erzählte, wie er unter Hitler im Gefängnis war, meinte jedoch, dass diese Zeitrechnung historisch nicht stimmt. Dennoch war dies die übliche Rechnung, und so ergab sich von 753 v. Chr. bis 447 n. Chr. die Dauer von 1200 Jahren.
Das Römische Reich sollte also in dieser Zeit untergehen. Nun war es schon gespalten. Man sah darin gewisse Anspielungen auf biblische Realitäten. Man wusste, dass vor dem Kommen des Messias Chaos unter den Völkern herrschen würde. So dachte man, dass es jetzt so weit sei.
Dieser Messias namens Moses trat auf der Insel Kreta auf, reiste umher und predigte. Er sagte: „Ich werde wie Mose (vgl. 5. Mose 18,15) ein Prophet gleich dir sein. Ich werde das Mittelmeer spalten und die Juden trockenfußig aus Kreta direkt ins Heilige Land heimführen.“ Er behauptete, die Juden könnten das Geld, das sie ihm gegeben hätten, im messianischen Reich nicht mehr brauchen. Viele folgten ihm, gaben Geld und vernachlässigten ihre Arbeit – ganz im Widerspruch zur Lehre im Neuen Testament, etwa in 2. Thessalonicher 3. Dort wird gesagt, dass die Thessalonicher nicht mehr arbeiteten und von anderen profitierten. Paulus fordert: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Er macht keine Ausnahme für die Endzeit.
Dann kam der große Tag: Sie versammelten sich auf den Klippen an der Küste Kretas zum Mittelmeer. Moses erklärte, dass das Meer sich nur spalten werde, wenn sie im Glauben hineinspringen. Doch er selbst sprang nicht als Erster, sondern stand dahinter. Die Menschen sprangen massenweise von den Klippen, viele ertranken, da sie nicht schwimmen konnten. Erschrockene kretische Fischer kamen mit ihren Booten und konnten einige retten. Moses aber verschwand mit dem Geld und wurde nie wieder gesehen. Viele kretische Juden wurden daraufhin Christen, enttäuscht von Moses.
Wir gehen noch weiter, die Pause ist erst in zwei Minuten. Der Messias von Syrien trat um 643 in der Stadt Beit Aranje auf. Er erklärte: „Ich bin der Messias.“ Er gewann 400 Anhänger und plante mit ihnen einen militärischen Aufstand. Die lokale Regierung reagierte, alle wurden getötet, und der Messias wurde gekreuzigt. Danach war die Bewegung beendet.
Weiter zu Abu Issa von Isfahan, Persien. Er wirkte von 684 bis 705. Sein eigentlicher Name war Yitzchak ben Jakob, also Isaaks Sohn von Jakob. Er trat als Prophet in Isfahan auf und brachte neue Gebote sowie strenge asketische Gesetze. Interessant ist, dass in 1. Timotheus 4 der Apostel Paulus vor betrügerischen Geistern warnt, die in Heuchelei Lügen reden, das Heiraten verbieten und sich von Speisen enthalten. Für den Menschen wirkt das fromm, doch Paulus nennt solche Lehren dämonisch.
Abu Issa verbot Fleischessen und starken Alkohol. Scheidungen wurden grundsätzlich abgeschafft, auch wenn Jesus in Matthäus 5 einen Ausnahmefall bei Hurerei nennt. Er forderte nicht mehr dreimal, sondern siebenmal am Tag zu beten. Obwohl er angeblich Analphabet war, konnte er Bücher schreiben – eine Anspielung auf Muhammad, der ebenfalls Analphabet gewesen sein soll und den Koran in schönem Arabisch offenbarte. Für viele war dies ein Beweis seiner Prophetie.
Abu Issa, was „Vater von Jesus“ bedeutet (Issa ist die koranische Form für Jesus), sagte, Jesus und Muhammad seien echte Propheten. Seine Anhänger sollten sowohl das Neue Testament als auch den Koran lesen. Die Bewegung entwickelte sich zu einer großen Armee, die von Persien nach Bagdad zog. Der Sultan geriet in Bedrängnis und bat die Rabbiner im Irak, in Babylonien, die Echtheit des Messias zu prüfen. Nach der Zerstörung Jerusalems war Babylonien das wichtigste Zentrum der Rabbiner, weshalb der dort entstandene babylonische Talmud heißt.
Die intellektuellen Lehrer lehnten Abu Issa ab, da der Messias nicht ungebildet sein könne, sondern so wie sie. Sie meinten, seine Wundertaten reichten nicht aus. Der Sultan bezahlte dem falschen Messias Geld, damit er abzog. Danach wurden die Bagdader Juden vom Sultan finanziell bestraft, um das Geld zurückzuerhalten. Abu Issa verbündete sich mit der Revolutionsarmee des Abu Sinbad, einer muslimischen Truppe, um das Abbasidenreich zu stürzen. Dies gelang nicht. Abu Issa wurde verhaftet und getötet, doch viele seiner Anhänger glaubten nicht an seinen Tod und erwarteten seine Rückkehr. Die Bewegung hielt sich noch drei Jahrhunderte, bevor sie erlosch.
Nun brauchen wir eine Pause von zehn Minuten, denn es gibt noch viele falsche Messias auf der Liste. Wir fahren fort mit Nummer elf: Sirenus von Syrien trat um 720 auf. Er war ein syrischer Christ, der zum Judentum übertrat. Er verführte ein jüdisches Mädchen aus Samarien und wurde dafür öffentlich zur Schau gestellt und zurechtgewiesen. Er schwor Rache an den Juden und wurde selbst zum Messias.
Er predigte in Madin, Syrien, im syrischen Kurdistan, und gewann viele Anhänger. Es war eine Zeit großer militärischer Siege der Muslime über das byzantinische christliche Reich. Für die Juden bedeutete dies Chaos, was im Talmud, im Kazanidrin, als Vorzeichen der messianischen Zeit gilt. Bevor der Messias kommt, wird die Welt ins Chaos stürzen.
Sirenus schaffte biblische Gebote ab, was er damit begründete, dass der Messias ein neues Gesetz bringen werde. Im Midrasch Kohelet, einem Kommentar zum Prediger, heißt es, die Tora der jetzigen Zeit sei nicht vergleichbar mit der Tora, die der Messias bringen werde. Nach Jeremia 31 wird Gott mit Israel einen neuen Bund schließen, der nicht mehr wie der alte Bund am Sinai sein wird. Was das genau bedeutet, bleibt offen.
Sirenus strich vorgeschriebene Gebetszeiten, verschiedene Kaschrut-Vorschriften (Reinheitsgebote beim Essen) und das Ritual der rituellen Reinheit gemäß 4. Mose 19, das besagt, dass man nach Berührung eines Toten unrein ist und ein Ritualbad nehmen muss. Auch die Gesetze zum Eheschluss schaffte er ab – was ihm aufgrund seiner Vergangenheit besonders passte. Er versprach einen Flug aller Juden nach Israel, wie in Jesaja 60 beschrieben: „Wer sind diese, die wie eine Wolke geflogen kommen und gleich Tauben zu ihren Schlägen?“ (Jesaja 60,8). Es wird von einer Rückkehr aus der Ferne gesprochen.
Seine Bewegung breitete sich nicht nur in Syrien, sondern auch unter Juden in Spanien und Frankreich aus. Reiche Juden gaben ihm ihren Reichtum, weil im messianischen Reich kein Geld mehr nötig sei. Die muslimische Regierung in Syrien wurde auf die Situation aufmerksam, beschlagnahmte den Besitz der Anhänger, verhaftete Sirenus und tötete ihn später. Die Bewegung endete.
Nummer zwölf ist Yud-Ran von Hamad, persisch „R’ain“, ausgesprochen ganz weit unten in der Kehle. Er trat um 800 in Persien auf. Er sah sich nicht als militärischen Führer, sondern nannte sich „Der Hirte“. In Sacharja 11 wird der Antichrist als „der törichte Hirte“ bezeichnet, im Gegensatz zum guten Hirten. Yud-Ran wollte keine militärischen Aktionen, sondern lehrte Askese. Wie in 1. Timotheus 4 warnten viele vor solchen Lehren, die fromm wirken, aber täuschen.
Er schaffte den Sabbat und die jüdischen Festtage ab. Er starb eines natürlichen Todes, doch seine Bewegung lebte noch hundert Jahre weiter, bevor sie unterging.
Der dreizehnte Messias Muschka trat um 850 in Persien auf. Er war wieder vom militärischen Prinzip überzeugt und führte seine Nachfolger in Kriegen. Er fiel selbst in seiner letzten Schlacht bei Kum.
Danach erwähne ich nur kurz einige weitere: Menachem aus Kacha (Kasachstan) trat um 1000 auf, dann der Messias von León in Spanien 1060, Ibn Aire von Córdoba, Spanien, um 1100, sowie ein Messias namens Dschad im Irak. Um 1120 kam ein falscher Messias in Marokko auf, Mosche al-Da‘l. In Jemen erschien 1192 ein ungelehrter Messias.
Unter den zwanzigsten finden wir David Alroy von Kurdistan (1120–1147). Er wurde als Menachem ben Shlomo al-Dudji in Amadija, Kurdistan, geboren. Sein Vater behauptete, er sei Elija, der Endzeitprophet. David war intelligent, gebildet, schön und charismatisch – Eigenschaften, die ihn in der Öffentlichkeit beeindruckend machten. Er wurde bei den großen Rabbinern der Ga’on-Akademie in Bagdad ausgebildet. Dort lernte er die Tora, aber auch säkulare Studien und Magie.
In dieser Zeit litten die Juden unter den Kreuzzügen aus Europa und unter muslimischen Massenabschlachtungen. Sie waren überzeugt, sich im Chaos der Endzeit zu befinden. Ständig gab es kleine Hinweise, die als Beweis für die Endzeit galten, und falsche Berechnungen. Im Vergleich dazu verfügen wir heute über 150 klare Prophezeiungen, die sich seit der Rückkehr der Juden ins Land der Vorfahren 1882 erfüllt haben.
David verkündete: „Ich bin der Messias.“ Er gewann viele Anhänger und forderte die Juden auf, zuerst zu fasten und viel zu beten als Vorbereitung. Er wurde vom Sultan verhaftet, prophezeite jedoch, in drei Tagen wieder zu erscheinen. Tatsächlich entkam er nach drei Tagen auf magische Weise aus dem Gefängnis; die Wächter seien gelähmt gewesen. Diese Geschichte erinnert an die Befreiung Petrus in Apostelgeschichte 12.
Die Armee verfolgte ihn bis zum Fluss Gosan. Dort soll er sein Halstuch ausgebreitet und sich darauf über den Fluss gefahren haben. Die Armee musste traditionell Boote benutzen, doch David war schon längst übernatürlich in Amadija, seinem Geburtsort, angekommen.
Dort gab es eine revolutionäre muslimische Bewegung, die ihm helfen wollte, gegen Christen und die muslimische Regierung vorzugehen. David lud Juden aus Mossul im Nordirak, aus Persien und Aserbaidschan ein, mit ihm in den Krieg zu ziehen. Dieser Krieg sollte letztlich zur Rückkehr nach Jerusalem führen.
Ohne Probleme eroberte er Amadija, seine Geburtsstadt. Doch der Sultan von Persien drohte, alle Juden in Persien zu töten, wenn David nicht aufhöre. Die persischen Juden erklärten, David sei nicht der Messias.
Ein anderer Sultan, Sun al-Din, ein judenfreundlicher Mann, wollte den Juden helfen. Er versprach dem Schwiegervater von David zehntausend Goldstücke, wenn er David töte. Dieser brachte David, betrunken, im Bett um. Der Sultan von Persien erhielt Davids Kopf, war jedoch nicht zufrieden. Er verhaftete und bestrafte Davids Anhänger, und die Juden mussten hundert Talente Gold als Strafe zahlen.
So endete auch dieser Messias. Wir haben gesehen, dass es bereits Messias gab, die natürlich starben. Viele falsche Messias starben auf ähnliche Weise. David aber starb im Bett durch Ermordung.
Weitere Beispiele und Schlussbemerkungen
Kehren wir noch ein bisschen zurück: Als man zu seinen Lebzeiten in Bagdad von David gehört hatte, war man begeistert über diesen Messias, der Wunder tut. Daraufhin fälschten zwei Juden einen Brief von David, in dem er angeblich sagte, in einer bestimmten Nacht werdet ihr nach Jerusalem fliegen – auf Engelsflügeln.
Die Juden in Bagdad machten sich spezielle Kleider, sorgten sich um die Säuglinge. Sie fragten sich: Wie soll das gehen? Sollen die Säuglinge in den Armen der Mütter sein oder sollen die Engel sie in die Arme nehmen? Sie entschieden, dass es besser sei, wenn die Mütter die Säuglinge halten. Sie fragten sich auch, wie das in Jerusalem funktionieren soll. Werden sich die Familien dort wiederfinden?
Die Juden gaben den beiden falschen Briefschreibern ihr Geld. In der festgesetzten Nacht waren sie alle auf den Dächern, warteten darauf, abgeholt zu werden und nach Jerusalem zu fliegen. Sie warteten bis zum Morgen, doch der Traum von der Erlösung war vorbei.
Offensichtlich hat der Satan ein Interesse daran, das Volk der Juden, das auserwählte Volk, förmlich in den Schmutz zu ziehen durch diese hinterhältigen Verführungen. Man stelle sich vor, was das für ein Zeugnis für die Menschen in der Umgebung war: „Das ist das auserwählte Volk, schau mal, was die glauben!“
Kommen wir zu Abraham Abu Daffia aus Spanien (1240–1291). Er wurde in Aragon, Spanien, geboren und kam aus einer reichen Familie. Er war ein gelehrtes Wunderkind. Es gibt nicht nur jüdische Wunderkinder, die gut Geige spielen können, sondern auch solche, die außerordentlich intellektuell sind – das war er.
Er entwickelte die okkulte Lehre der Kabbala weiter. Die Kabbala ist ein okkultes System, das so schön fromm bemäntelt ist, aber in Wirklichkeit bis in die schwarze Magie hineinreicht – wirklich etwas ganz Schlimmes.
Sein Leben bestand aus drei Phasen, die jeweils mit einer Vision begannen. In einer ersten Vision erhielt er 1271 in Barcelona den Ruf. Aufgrund dieser Vision reiste er im Mittelmeerraum herum und lehrte.
Später, 1280, als er in Capua, Italien, war, bekam er wieder eine Vision. Er behauptete, Gott habe ihm den Auftrag gegeben, Papst Nikolaus III. zum Judentum zu bekehren. Er ging nach Rom und erhielt Audienz beim Papst. Er erklärte ihm, er müsse sich bekehren und Jude werden.
Nikolaus III. war natürlich empört und massiv ablehnend. Abulaphia wurde zum Tod durch Verbrennung am Pfahl verurteilt. Drei Tage später starb der Papst plötzlich an einem Krankheitsschlag. Abulaphia konnte die katholische Kirche davon überzeugen, dass dies Gottes Gericht über den Papst war. Der Papst wurde begraben, Abulaphia entlassen, und er predigte dann in Sizilien.
Der dritte Ruf kam in Messina, Sizilien. Dort wurde ihm in einer Vision erklärt, er sei der Messias, die Zeit sei jetzt da, um nach Jerusalem geführt zu werden – seine Befreiung vom Tod. Das überzeugte seinen Nachfolger, dass er wirklich der Messias sei.
Sein Geburtsjahr 1240 war in der jüdischen Zeitrechnung das Jahr 5000. Zwar lässt die jüdische Zeitrechnung gewisse Zeiten weg, doch nach der offiziellen Zählung ist es das Jahr 5000. Das beeindruckte natürlich.
Abulaphia nutzte eine populäre Voraussage, die im Judentum besagte, die Erlösung werde im ersten Jubeljahr nach dem Jahr 5000 kommen, also 1240 plus 50, was 1290 ergab. Wieder eine andere Rechnung, ja, wir haben ja schon eine andere gesehen. So glaubten sie, bis 1290 werde die Erlösung kommen.
Seine Nachfolger bereiteten sich in den 1280er Jahren darauf vor. Sie verkauften ihren Besitz und gaben die Arbeit auf – immer dasselbe Strickmuster. Doch der führende sephardische Rabbi, Rabbi Salomon ben Abraham Adret von Barcelona, kurz Raschbar genannt, sagte: Er ist nicht der Messias.
Abulaphia zog sich nach Kemuna, einer maltesischen Insel, zurück. Auch in seinem Messiasleben schrieb er mystische und kabbalistische Bücher. Im Jahr 1290 geschah keine Erlösung, und er starb 1291. So war es vorbei.
Dennoch spielt er bis heute in der Kabbala eine wichtige Rolle – als solcher Verführer.
Weitere falsche Messiasse waren: Eilon aus Spanien (1290), Nissim ben Abraham wieder in Spanien (1295), Moses Bottarel ebenfalls in Spanien (1393), Rabbi Joseph Caro (1488–1575), wieder in Jemen (1495), dann Ascher Lemlein, in Reutlingen geboren, trat um 1500 bis 1502 auf. Ja, von dort kommt der Lämmlein.
Übrigens interessant: Der Herr Jesus wird in der Offenbarung achtundzwanzig Mal als „Arnion“ genannt, was die Verkleinerungsform von „Lämmlein“ ist. Vom Antichristen heißt es in Offenbarung 13,11, er sehe aus wie ein Lämmlein. Und dieser falsche Messias hieß sogar Ascher Lämmlein. Er wurde in Reutlingen geboren, trat aber in Venedig, Italien, auf.
Nun kommen wir zu Schlomo Molcho aus Portugal (1500–1532). Merken wir uns, was für eine Zeit das ist: die Zeit der Reformation.
Bevor ich mit ihm beginne, muss ich einiges über seinen Propheten David Reuveni erzählen – oder besser: David Reuveni, eine ganz seltsame Gestalt, die plötzlich in der Geschichte auftaucht. Niemand weiß genau, woher er kommt und was sein Hintergrund ist. Angeblich kam er aus Arabien und hatte wirklich dunkle Haut. Er war ein ganz kleiner Mann, man nannte ihn sogar Zwerg.
Um 1523 kündigte er in Gaza die Erlösung an, betete und fastete in der Machbela-Höhle in Hebron – das ist die Höhle von Abraham, die Gremishöhle. Er betete und fastete in Jerusalem beim Tempelberg und erklärte den Moslems dort: „Jetzt bin ich euer Herr, nicht mehr Muhammad.“ Angeblich habe sich die Richtung des Hauptgebets in der Moschee geändert, was für ihn ein Hinweis war, nun auch in seinem Leben die Richtung zu ändern – nämlich Richtung Europa, er solle zum Papst gehen.
1524, kurz nach der Exkommunikation von Luther, kam er nach Rom, ritt auf einem weißen, wunderbaren Araber und erhielt eine Audienz bei Papst Clemens VII. Er gewann dessen Vertrauen und Unterstützung. Er erzählte, er sei der jüngere Bruder von Joseph, dem Haupt des Stammes Ruben. Er sei König über die zehn verlorenen Stämme. Das war auch in Europa ein Thema: Wo sind eigentlich die zehn Stämme hingekommen? Was ist aus ihnen geworden? Nun kam einer und sagte, sein Bruder sei König der zehn Stämme – wow!
Er erklärte, er sei General der Stämme Ruben, Gad und dem halben Stamm Manasse. Die Armee sei in Arabien stationiert, doch sie bräuchten moderne Waffen. Dann könnten sie das Osmanische Reich, das im Nahen Osten herrschte, unter Sultan Süleyman dem Prächtigen stürzen. Süleyman war der Sultan von 1517, im Jahr der Reformation, der die Stadtmauern von Altjerusalem errichten ließ, so wie sie heute stehen.
David Reuveni sagte, er würde Süleyman stürzen und das Heilige Land befreien, dann könne der Messias kommen. Der Papst fand das super – nicht, weil er auf den Messias wartete, sondern weil er dachte, das, was die Kreuzfahrer nicht konnten – ihre Macht nach hundert Jahren zu halten –, könnten sie jetzt zusammen schaffen.
Reuveni hatte sogar eine Strategie: Die zehn Stämme würden von hinten angreifen, während die katholische Armee frontal von vorne kommen sollte. Das fand der Papst super.
1526 geschah etwas Besonderes: Der Papst musste noch überlegen. Schließlich gab er ihm einen Empfehlungsbrief aus dem Vatikan nach Portugal, um dort zum König Juan zu gehen.
David Reuveni machte 1526 einen triumphalen Einzug nach Portugal. Doch das war die Zeit der Inquisition, in der Juden massiv unterdrückt wurden und gezwungen waren, Christen zu werden. Diese zwangsbekehrten Judenchristen nannte man Marranos.
Die Marranos dachten, wow, das bringt uns Befreiung, das ist der Messias. Er sagte selbst, er stamme von David ab. Er wohnte beim Königsbruder in Portugal, bei Kardinal Don Henrique. Der König beschloss: „Ich will helfen. Acht Schiffe geben wir den zehn Stämmen und viertausend Kanonen.“
Viele Marranos wollten in dieser Zeit wieder Juden werden, doch das war bei Todesstrafe verboten. So klagte der König plötzlich David an: „Du willst eigentlich nichts anderes als die Marranos zurückbekehren!“
„Nein, nein, das will ich nicht!“ antwortete David.
Doch der königliche Ratssekretär Diogo Pires hatte in dieser Zeit eine Vision. In dieser Vision erfuhr er, er sei der Messias und nannte sich von da an Schlomo Molcho – Salomo der König!
Reuveni musste erfolglos gehen, reiste umher, wodurch das messianische Fieber unter den Juden stieg. Er bekam aber Unterstützung vom Papst und tat sich schließlich mit Schlomo Molcho zusammen, um die Unterstützung von Kaiser Karl V. zu bekommen.
Karl V. war der große Kaiser, der die Reformation unterdrücken wollte, aber glücklicherweise in dieser Zeit ständig durch die Moslems bedroht war. So konnte im Schatten dieser katholisch-muslimischen Konfrontation die Reformation in Europa aufblühen.
Man stelle sich vor, was da alles zusammenhängt – diese Dinge haben wir nie in der Schule gehört. Das ist schon komisch, wie ein weißer Fleck.
David Reuveni wollte zum Kaiser Karl V. gehen, dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Der Prophet und der Messias kamen zum Kaiser – wow! Doch beide wurden verhaftet und der Inquisition in Spanien übergeben.
Es ist nicht klar, was aus David Reuveni wurde, ob er getötet oder zwangsbekehrt wurde. Plötzlich legte sich der Schleier der Geschichte über diese eigenartige Person.
Schlomo Molcho beeindruckte auch Papst Clemens VII. Er war eigentlich ein geborener Marrano. Als er sah, dass er der Messias sei, wollte er sich von David, den er damals in Portugal kennengelernt hatte, beschneiden lassen. Doch David wollte nicht, also beschnitt sich Schlomo Molcho selbst und berichtete, er sei in unglaublich kurzer Zeit geheilt worden – ein messianisches Wunder!
Er musste auch aus Portugal fliehen. Wie David lebte er asketisch und predigte Juden und Christen. Als falscher Messias, wie der Herr seinen Jüngern sagte, sollen Juden und Christusgläubige ihm nicht nachgehen.
Er studierte Kabbala – merken wir, wie oft dieser direkte okkulte Zusammenhang da ist – gewann viele Anhänger und sagte die Erlösung für 1540 voraus. Er reiste in Europa herum. Immer mehr Christen und Juden wollten ihn hören, gerieten jedoch unter Verdacht als abgefallene Marranos.
Er wollte zum Papst gehen, so wie David einige Jahre zuvor, doch er konnte nicht wie David prunkvoll auf einem Araberpferd reiten. Stattdessen ging er nach Rom und lebte dort 30 Tage als Bettler, mit den Kranken und Armen zusammen.
Denn es gab eine rabbinische Tradition, die sagte, der Messias werde ein Bettler sein. So kam er ganz verarmt zum Papst, der tief beeindruckt von ihm war.
Er prophezeite eine Überschwemmung in Rom. Am 30. Oktober 1535 gab es tatsächlich eine Überschwemmung. Er sagte ein Erdbeben in Portugal voraus, das im Januar 1531 geschah. Und er sagte einen Kometen voraus – der Komet Halley erschien 1531.
Doch die Inquisition verurteilte Molcho gegen den Willen des Papstes. Der Papst versteckte Molcho im Vatikan, und ein anderer wurde als angeblicher Molcho durch Verbrennung hingerichtet.
Natürlich bestätigten all diese Wunder für seinen Nachfolger, dass er der Messias sei.
Später begegnete er David in Venedig, und sie gingen zusammen zu Karl V. Doch das endete nicht wie erhofft: Molcho wurde in Ketten zur Inquisition nach Mantua in Italien gebracht.
Der Kaiser bot ihm eine Offerte: Bekehrung, dann könne er Beamter am Hof werden. Er lehnte ab und wurde 1532 in Mantua verbrannt.
Dann kamen Ludovico Luiz Dias in Portugal (1540), Isaac Luria Aschkenazi in Safed im Land Israel (1534–1572), Chaim Vital Calabrese (1542–1620). Merken wir, wie viele falsche Messiasse genau in der Zeit der Reformation auftauchen.
Nun kommt Schabetai Zwi (1626–1676). Er wurde am 9. Aw geboren, dem Tag der Trauer um den verlorenen Tempel. Der salomonische Tempel ging am 9. Aw unter, ebenso der zweite Tempel im Jahr 70. In diesem Jahr fiel der 9. Aw auf einen Sabbattag.
Darum erhielt er den Namen Schabbatei, das Sabbatskind. „Zwi“ bedeutet Hirsch.
Er studierte Tora und Kabbala. Mit 15 Jahren zog er sich als eine Art Eremit in die Einsamkeit zurück und studierte weiter Kabbala. Wieder spielt die Kabbala eine Rolle.
Er lebte asketisch, gewann Anhänger, die bei ihm Kabbala studierten. Plötzlich sprach er den unaussprechlichen Namen Gottes aus.
JHWH wird im Judentum seit der Zerstörung des Tempels nicht mehr ausgesprochen. Man liest in den Synagogen „Adonai“ (Herr) oder andere Ersatznamen. Im Neuen Testament wird oft „Kyrios“ (Herr) verwendet, wenn der Name Gottes zitiert wird.
Er sprach den Namen aus, obwohl im Judentum gesagt wird, man dürfe das erst in der Zeit des Messias tun.
Zur Zeit Jesu segneten die Priester im Tempel beim täglichen Brandopfer das Volk und sprachen den Namen aus („Jehwarechecha Jahwe weischmerecha“ – „Der Herr segne dich und behüte dich“, 4. Mose 6).
Der Hohepriester sprach den Namen zehnmal am Jom Kippur aus.
Nach dem Aussprechen wurde Schabetai jedoch seelisch instabil. Ein säkularer Psychologe würde vielleicht sagen, er sei manisch-depressiv gewesen. Wir wissen jedoch, dass Okkultismus oft zu solchen Krankheitsbildern führt.
Nicht jede solche Erkrankung hängt mit Okkultismus zusammen, aber Okkultismus führt immer wieder zu solchen Problemen.
Er war zeitweise wirklich „jenseits der Linie“, hatte aber auch wieder Phasen, in denen er relativ normal war.
Er behauptete, er könne in der Luft schweben, also Levitation machen. Seine Nachfolger konnten das jedoch nicht sehen, weil sie zu wenig rein seien.
Er hatte einen süßlichen Geruch, ohne Parfüm zu benutzen – für viele ein Zeichen.
Er heiratete, trennte sich aber kurz danach wieder, weil er die eheliche Gemeinschaft nicht vollzog. Dahinter steckt offenbar ein echtes tiefes Problem.
Er begann, Gebote zu verletzen. In der messianischen Zeit ändert sich alles.
Er sagte, man könne Ritualbäder nicht nur in den Ritualbädern nehmen, sondern auch im See. Er verletzte auch den Kaschrut, also die Speisegesetze, änderte Festtage und behauptete, er habe eine ganz enge Beziehung zu Gott.
Diese Zeit war eine schlimme Zeit für die Juden: 1648 war das Jahr der Chmielnicki-Massaker in Polen, bei denen Hunderttausende Juden umgebracht wurden.
Das Jahr 1648 entspricht in der jüdischen Zeitrechnung 5408. Die Buchstaben, mit denen man diese Zahl schreibt, können als „Ende der Tage“ gelesen werden – also sind wir in der Endzeit! Da kommt der Messias!
1651 wurde Schabetai wegen falscher Lehren in Smyrna von den Rabbinern aus der Synagoge exkommuniziert.
Er wanderte durch Griechenland und die Türkei. In Thessalonich schockierte er die Rabbiner.
Er heiratete zum zweiten Mal – jedoch nicht eine Frau, sondern die Tora. Er setzte sich unter das Hochzeitsdach (Waldachin) zusammen mit einer Torarolle. Das war für die Rabbiner eine Blasphemie, eine Gotteslästerung.
Er wurde fortgejagt und wanderte durch Konstantinopel, Smyrna, Rhodos und Kairo. Er lehrte, Gott erlaube jetzt alles.
Er ging 1662 nach Jerusalem und beeindruckte dort die Rabbiner mit seinem asketischen Leben. Danach ging er nach Kairo und heiratete Sara, ein polnisches jüdisches Mädchen, das als Hure galt und eine unmoralische Vergangenheit hatte. Sie war Wahrsagerin und hatte als Kind einen Traum, in dem ihr gesagt wurde, sie werde die Braut des Messias sein.
Das war von langer Hand geplant von Satan, dieser Schlag.
Am 31. März 1664 ging er nach Palästina, um von einem Rabbi, Abraham Nathan ben Eli Schachayim Aschkenazi, genannt Nathan von Gaza, von seinem psychischen Problem geheilt zu werden.
1665 traf er Nathan von Gaza. Dieser sagte ihm: „Ich habe einen Traum gehabt, ich habe den Messias gesehen, sein Gesicht. Jetzt kommst du, das ist genau dein Gesicht! Du bist der Messias!“
Schabetai musste ihn noch ein bisschen überzeugen. Von mehr Zeit glaubte er.
Nathan von Gaza wurde sein Prophet und verkündete: „Das ist der Messias!“ Diese Nachricht verbreitete sich unter den Juden in ganz Europa und im Mittleren Osten.
Ständig wartete man in Europa in den Synagogen auf neue Briefe mit Wundergeschichten über Schabetai.
Er sagte zum Beispiel den plötzlichen Tod bestimmter Personen voraus, und es geschah. Er konnte durchs Feuer gehen.
Als er wieder in Smyrna war, seiner Geburtsstadt, lief er dort in königlicher Pracht mit einem Zepter in der Hand herum. Teppiche wurden vor ihm ausgerollt, wenn er durch die Straßen ging.
Im Dezember 1665 geschah etwas Eigenartiges: Überall wurde Joel 2,28 erfüllt. Dort heißt es für das messianische Reich, dass Gott seinen Geist über alles Fleisch ausgießen werde, und sie werden Visionen und Träume haben und weissagen.
Plötzlich brach eine Massenprophetie unter den Juden aus – wie eine ansteckende Krankheit.
Solche Massenphänomene gab es in Smyrna, Aleppo, im Norden Syriens, Damaskus, Safed (der Künstlerstadt in Galiläa).
Hunderte von Frauen und sogar Kinder ab vier Jahren konnten plötzlich Hebräisch sprechen – allerdings in Trance. Nicht wie beim biblischen Sprachenreden, wo man eine Sprache beherrscht und frei sprechen kann, sondern in Trance.
In der Trance zitierten sie Bibelverse auf Hebräisch und Sätze aus dem Zohar, dem wichtigsten Buch der Kabbala.
Merkst du, was faul ist? In diesem Zungenreden wurde Schabetai als Messias verkündet, und es werde bald die Rückkehr ins Land der Väter geben.
Schabetai prophezeite die Erlösung für den 18. Juni 1666.
Die Presse in London, Hamburg, Amsterdam und Venedig berichtete ständig über Schabetai. Das sorgte für Schlagzeilen in der internationalen Presse.
Einfache und reiche Juden glaubten, dass Schabetai der Messias sei. Es war also nicht an soziale Schichten gebunden.
Sowohl sephardische Juden als auch aschkenasische Juden – in Osteuropa die schwarz gekleideten –, auch in Russland, der Türkei, Palästina, Persien, Ägypten, Marokko, Italien, Deutschland, Österreich, Ungarn, Polen, Russland, auf dem Balkan, in Holland, Frankreich und England.
Massive Mengen von Juden gaben ihre Arbeit auf, verkauften oder verschenkten ihren Besitz.
Der Synagogengottesdienst wurde geändert, ein neues Gebetsbuch mit einem Bild von Schabetai eingeführt.
Man begann wie verrückt zu fasten, berichtete von Todesfällen, führte Selbstgeißelungen durch und nahm Ritualbäder im Schnee – völlig gegen die jüdischen Anweisungen, in Seen.
Viele glaubten, dass sie bald auf Wolken nach Israel reisen würden, aus Russland, Polen und Deutschland.
Darum freuten sich viele, wenn sie Wolken sahen.
In London gab es viele Juden, die aus Vorteilsgründen Christen geworden waren und sich wieder zum Judentum bekehrten.
Es gab überall riesige Festveranstaltungen wegen Schabetai, bei denen der Messias gefeiert wurde.
Man kann sich vorstellen, wie groß die Aufregung im Jahr 1666 weltweit ab Januar war.
Schabetai machte sich auf den Weg nach Konstantinopel, um vom Sultan Mehmed IV. die Herrschaftskrone über Palästina und alle Länder des türkisch-osmanischen Reiches, die den Nahen Osten beherrschten, in Empfang zu nehmen, um König in Jerusalem zu werden.
Jerusalem war ja auch unter der Herrschaft der Osmanen.
Man hörte in Europa auch die Nachricht, dass eine riesige Armee, von den zehn Stämmen, in Arabien in Bewegung sei.
Die Spannung war groß: Was wird geschehen?
Doch Schabetai wurde auf dem Schiff, noch auf dem Meer, vom Großwesir Ahmed Köprülü, dem Großwesir des Sultans, verhaftet und kam ins Gefängnis in Konstantinopel.
Bald wurde er in die Festung Abydos in Gallipoli verlegt, ein Gefängnis für hochgestellte Menschen. Adlige kamen dort hin, wenn es nötig war.
Durch enorme Bestechungszahlungen – Millionen flossen aus Europa – verwandelte er das Gefängnis in einen Palast.
Man muss sich vorstellen: Es war ein Gefängnis, doch er war königlich gekleidet, hatte wunderbare Möbel und empfing Tausende von Delegationen aus der ganzen Welt.
Diese kamen aus Persien, Italien, Polen, Deutschland, Frankreich, Holland usw.
Schabetai, der Häftling, war in Rot gekleidet, mit goldenem Stab, saß neben einer Torarolle. Auf dem Boden lagen Teppiche mit Gold- und Silberfäden, goldene Tische mit Edelsteinen, goldenes und silbernes Geschirr mit Edelsteinen.
Diese Besuche waren durch Bestechungsgelder möglich. Es gab sogar Leute, die Bestechungsgelder zahlten, um im Gefängnis bei Schabetai bleiben zu dürfen.
So bildeten sie die Hofleute im Palast in Gallipoli.
Das sind Geschichten, die niemandem ein krankes Gehirn ersinnen könnte – doch sie sind so geschehen.
Viele sagten, sie hätten über dem Gefängnis eine Feuersäule mit Sternen gesehen.
All diese Botschaften wurden verbreitet.
Der Großwesir sandte Mörder ins Gefängnis, um Schabetai umzubringen. Sobald sie aber in seine Nähe kamen, fielen sie tot um.
Diese Geschichten gingen natürlich in die Welt hinaus.
In dieser Zeit kam es zu weiteren Massenprophetien in Ägypten und Konstantinopel.
Man musste also nicht auf einen Toronto-Segen warten – das gab es alles schon damals.
Die Massenprophetie führte zu immer mehr Anhängern.
Schabetai schaffte die Gebote der Tora ab und sagte, alle schweren Sünden seien jetzt erlaubt. Es sei sogar eine Tugend, sie zu tun, denn so werde die Erlösung schneller kommen.
Er proklamierte, die Erlösung solle nun wirklich im September 1666 beginnen.
Dann kam eine eigenartige Wende: Ein Rabbi namens Nehemiah Kohen sagte, er sei der Messias Ben Josef.
Die Rabbiner erklärten, es gebe zwei Messiasse: einen leidenden Messias und einen herrschenden Messias. Zuerst müsse der leidende Messias kommen, der sterbe, dann komme der herrschende Messias.
Schabetai sagte, der leidende Messias sei schon gekommen – er sei bei den Chmielnicki-Massakern umgekommen.
Nun kam plötzlich ein Rabbi aus Polen, der sagte: „Nein, ich bin der Messias Ben Josef und lebe noch.“ Er besuchte Schabetai im Gefängnis. Drei Tage lang debattierten sie, ohne dass einer nachgab.
Kohen hatte eine Idee: Er wurde Muslim, ging zum Sultan und erklärte ihm, das alles sei ein Betrug. Er berichtete von Unzucht im Gefängnis, was glaubhaft erschien, denn viele Juden gaben ihre Mädchen als Hofdamen ins Gefängnis.
Daraufhin musste Schabetai ins Gefängnis nach Adrianopel.
Da hörte natürlich der ganze Pomp auf.
Am 16. September, dem geplanten Erlösungsdatum, musste er vor dem Sultan erscheinen, um die Krone zu erhalten.
Er wurde vor die Wahl gestellt: Folter und Tod oder Islam.
Er wählte den Islam, wurde von da an Mehmed Effendi genannt und Wächter der Palasttore des Sultans.
Seine Frau Sara wurde Lady Fatima.
Anstatt der Krone akzeptierte er einen Turban.
Das war ein Schock für das Judentum weltweit.
Auf die Schockphase folgte die Phase des Unglaubens: „Das kann nicht sein! Das stimmt sicher nicht! Da muss ein Missverständnis dahinterstecken!“
Andere sagten: „Nein, das ist ein Trick von Schabetai, er will so von innen die Türken stürzen.“
Wieder andere meinten mystisch: „Sein Bild hat sich bekehrt, aber seine Seele ist in den Himmel gegangen.“
Nathan von Gaza konnte das mit der lurianischen Kabbala erklären: Schabetai sei hinabgestiegen in die Finsternis der muslimischen Welt, um dort Erlösung zu schaffen.
Unglaublich, wie man alles drehen kann.
Er entwickelte eine Theologie des Widerspruchs, eine Theologie des Paradoxons.
Man vergleiche das mit Mose, der zuerst im Palast des Pharao war – biblische Parallelen.
Nathan gab neue Daten für die Erlösung heraus: Passa 1667, später September 1667, dann 1668, 1630, 1674 und 1675.
Die Rabbiner, die lange geschwiegen hatten, weil sie dachten, „Wir haben sowieso keine Chance“, machten nun den Aufstand und erklärten: „Das ist ein falscher Messias!“
Alle Dokumente, die von dieser Sache zeugen, sollten zerstört werden. Die Scham war unglaublich. Man wollte nicht, dass die Nachwelt davon erfährt – alles vernichten.
Viele Juden waren finanziell ruiniert und stürzten in totale Hoffnungslosigkeit.
Doch einige Nachfolger wurden Muslime, wie Schabetai.
Schabetai verhielt sich manchmal wie ein Muslim, manchmal wie ein Jude.
Einmal wurde er bei einem Synagogengottesdienst gesehen. „Wah, der muss verhaftet werden!“
Er kam ins Exil in die Festung Dulcinho in Albanien und starb dort mit 50 Jahren.
Doch das Ganze war nicht vorbei. Es gab weitere Bewegungen, die sich über Jahrhunderte bis in unsere Zeit auf ihn stützten.
Man könnte weitermachen mit Suleyman Dschabbal in Jemen, Miguel Cardoso in Kreta usw.
Wer die CD hört, kann einfach eine Mail an info@etrogeliebe.ch schicken und das Skript der Liste der falschen Messiasse verlangen. So muss ich das hier nicht alles vorlesen.
Es geht also über Jahrhunderte mit diesen falschen Messiasse weiter.
Es kam auch vor, dass einer sagte: „Ich bin die Reinkarnation von Schabetai Zwi.“
So ging das. Das alles ist mit Kabbala verbunden – Reinkarnation und Judentum zusammen. Unglaublich, ein Sumpf, eine Finsternis.
Zum Beispiel in Jemen: Nummer 49 trat Schucker ben Salim Kuhail der Erste auf (1821–1865). Er ging zum Herrscher von Jemen und wollte von ihm die Krone in Empfang nehmen, wurde aber entlarvt.
Einige Zeit später kam wieder einer und sagte: „Ich bin Schucker Kuhail. Ich bin von den Toten auferstanden.“ Man konnte sogar am Hals einen Strich sehen, der ihn identifizierte.
Der Trick mit dem Strich ist einfach: Man zieht eine Schnur an, geht in die Sonne, und dann sieht man den Strich. Es war etwas komisch, er sah anders aus als der frühere, aber offensichtlich war er doch Schucker Kuhail.
Ich nenne ihn hier Schucker Kuhail II, damit man ihn nicht verwechselt. Er trat 1867 auf und heiratete die Witwe von Schucker Kuhail I. Auch sie war etwas anders als der Erste.
Unglaublich.
Im 20. Jahrhundert kam nochmals ein Messias: Rabbi Menachem Mendel Schneerson in New York, geboren 1902.
Er ist der Leiter der sogenannten Chabad-Bewegung, die die Juden weltweit wieder dazu bringen möchte, das Judentum wirklich zu praktizieren – Gebetsriemen anlegen usw.
Sie machen Missionsstände am Flughafen in Tel Aviv, versuchen sehr aktiv zu arbeiten. Sie sehen zwar aus wie vor ein paar Jahrhunderten, was die Kleidung betrifft, sind aber topmodern.
Sie arbeiten mit Internet und moderner Technologie und haben ein fortschrittliches Zentrum in New York.
Sie sagten, Schneerson sei der Messias.
Man machte schon ein Haus in Israel bereit. Er hat nie gesagt, dass er der Messias sei, aber auch nie gesagt, dass er es nicht sei.
Das war sehr spannend. Die Nachfolger sagen: „Das ist der Messias.“
Er soll eines Tages ins Heilige Land gehen – er war nie in Israel.
Dort wird er sich als Messias offenbaren.
Wir leben jetzt in der Zeit, in der die Juden ins Land zurückkehren. Jetzt ist klar: Jetzt ist Endzeit.
Der Tempelberg wurde 1967 erobert – das ist der Messias.
In Israel konnte man und kann man bis heute Fotos von Aufmärschen mit seinem Bild sehen: Schneerson mit schwarzem Hut und der Aufschrift auf Hebräisch „Melech Maschiach“ – König Messias.
Doch der alte Mann wurde, wie üblich, immer schwächer und krank. Es war absehbar, dass er bald sterben würde.
Man dachte in Amerika, es werde eine Massenhysterie geben und stellte viele Psychologen bereit, um diese nach seinem Tod psychologisch auffangen zu können.
Der Tag kam, Schneerson starb. Es gab keine Massenhysterie.
Jesaja 53 sagt: Der Messias muss sterben. Jetzt ist er gestorben. Aha!
Jesaja 53 ist plötzlich eine messianische Prophetie.
Natürlich haben die alten Rabbiner das immer gesagt, und es steht auch so im Talmud.
Erst im Mittelalter, um sich gegen die Argumente der Christen zu wehren, sagten sie: „Nein, dieser leidende Knecht ist nicht der Messias, sondern das Volk Israel, das so viel leiden muss.“
Doch in Jesaja 53 steht, dieser Knecht stirbt für die Sünden des Volkes. Also ist er nicht das Volk.
Und es steht, er habe kein Unrecht begangen, kein Trug in seinem Mund gehabt.
Welcher Jude wollte sagen, er habe nie gelogen oder gesündigt?
Jetzt plötzlich geht das.
Sie sagen auch, in Daniel 9 stehe, der Messias werde ausgerottet werden und nichts haben.
Mit ein bisschen Hebräischkenntnis müsste man wissen, dass „Jikaret“ gewaltsam sterben bedeutet, nicht als alter Mann.
Es geht so weiter: Sie verkündigen ihn weiterhin als Messias und warten darauf, dass er aufersteht. Doch er ist noch nicht auferstanden.
Es wird ein anderer kommen, der alle Messiasse in den Schatten stellt. Er wird sogar Feuer vom Himmel herabkommen lassen – das war der Beweis bei Elia, im wahren Gott.
Er wird sogar ein Bild herstellen, das sprechen kann.
Wo sieht man im Hinduismus ein Bild, das wirklich sprechen kann?
Man spricht von Ganesha, der Milch trinken kann. Der Elefantengott kam in der ganzen Weltpresse vor, weil er plötzlich Milch trinken konnte – dieses Götzenbild.
Dieses Götzenbild wird sprechen können.
Der Herr Jesus sagte in Johannes 5,43 – und damit möchte ich enden:
„Ich bin im Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmt mich nicht auf. Wenn aber ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr aufnehmen.“
So ist es geschehen.
Wer den wahren Retter ablehnt, fällt in die dümmste und schlimmste Verführung hinein.
Das sehen wir auch heute in unserer Gesellschaft.
Wir glauben allen Unsinn – nur nicht das, was in der Bibel steht.
Der Herr Jesus sagt weiter:
„Wie könnt ihr glauben, ihr, die ihr Ehre voneinander nehmt und die Ehre, die von Gott allein ist, nicht sucht?“
Stolz kann ein großes Hindernis sein.
„Meint nicht, dass ich euch beim Vater verklagen werde, da ist einer, der euch verklagt: Mose, auf den ihr eure Hoffnung gesetzt habt. Denn wenn ihr Mose glaubtet, so würdet ihr mir glauben, denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?“
Das Alte Testament bezeugt klar: Über dreihundert Prophezeiungen auf den Messias haben sich in Jesus Christus erfüllt.
Der Zeitpunkt ist genau gekommen: Er ist gestorben, er ist auferstanden, dann wurde Jerusalem zerstört, der Tempel, und die Juden wurden weltweit zerstreut.
Jesus hat in Matthäus 24 die Zeichen angekündigt, die vor seiner Wiederkunft kommen werden.
Wir leben in dieser Zeit.
Aber wir warten nicht auf Menachem Mendel Schneerson, auch nicht auf den Antichristen, sondern auf Jesus.