Wir kommen heute zu Matthäus 6. Wir stehen immer noch in der Bergpredigt, die die Kapitel 5, 6 und 7 umfasst.
Darf ich bitten, dass jemand uns am Mikrofon vorliest, und zwar ab Kapitel 6, Vers 19 bis Vers 34?
Warnung vor Habsucht und irdischem Sorgen
Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Fraß zerstören und wo Diebe durchgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Fraß zerstören und wo Diebe nicht durchgraben noch stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.
Die Lampe des Leibes ist das Auge. Wenn nun dein Auge klar ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß ist dann die Finsternis!
Niemand kann zwei Herren dienen. Denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
Deshalb sage ich euch: Seid nicht besorgt für euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch für euren Leib, was ihr anziehen sollt. Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung?
Seht hin auf die Vögel des Himmels, dass sie weder säen noch ernten noch in Scheunen sammeln, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel wertvoller als sie?
Wer aber unter euch kann mit Sorgen seiner Lebenslänge eine Elle zusetzen? Und warum seid ihr um Kleidung besorgt?
Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen. Sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch aber, dass selbst Salomo in all seiner Herrlichkeit nicht begleitet war wie eine von diesen.
Wenn aber Gott das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wird er das nicht viel mehr euch tun, ihr Kleingläubigen?
So seid nun nicht besorgt, indem ihr sagt: Was sollen wir essen? Oder: Was sollen wir trinken? Oder: Was sollen wir anziehen? Denn nach diesem allen trachten die Nationen. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr dies alles benötigt.
Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden.
So seid nun nicht besorgt um den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat an seinem Übel genug.
Vielen Dank.
Wir haben in Kapitel 6, Vers 5, gesehen, dass es ums Beten geht. Dabei heißt es, dass ihr beim Beten nicht wie die Heuchler sein sollt. Der Herr erklärt Grundsätze über das Beten und gibt anschließend das Beispielgebet, das sogenannte „Unser Vater“. Gleich im Anschluss daran wird noch etwas über das Fasten gesagt, das oft mit dem Beten verbunden ist – also der Verzicht auf Nahrung, um mehr Zeit für das Gebet zu haben.
Nun folgt scheinbar ein völlig anderes Thema: Es geht um Schätze, um das Sammeln von Schätzen. Von Vers 19 bis zum Schluss des Kapitels, Vers 34, behandeln wir hier das Thema „Unser Verhältnis zum Besitz“. Wie kommt dieses Thema plötzlich? Der Zusammenhang ist folgender: In den Versen 5 bis 18 geht es ums Beten und somit um unser Verhältnis zu Gott. Jetzt folgt das Thema Besitz. Dieses Verhältnis zum Besitz kann ein Hindernis für das Verhältnis zu Gott sein.
Darum erklärt der Herr hier die richtige Haltung des Jüngers. Er spricht in der Bergpredigt ganz speziell seine Jünger an, wie man bereits aus den ersten Versen in Kapitel 5 sehen kann. Dort zeigt er, wie ein wahrer Jünger zum Thema Besitz steht.
Die erste Ermahnung lautet: Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motten und Rost zerstören und wo Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel! Man könnte sagen, die Verse 19 und 20 sind quasi der Kernsatz. Alles Weitere bis Vers 34 ist dann die Auslegung dieses Kernsatzes.
Das ist übrigens ganz typisch für die Art, wie der Herr gepredigt hat. Zum Beispiel werden wir in Kapitel 7 sehen, dass der Herr sagt: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet, denn mit welchem Urteil ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden.“ Die weiteren Verse sind dann die Auslegung zu diesen grundsätzlichen Sätzen.
Wenn man das einmal beachtet, versteht man die Bergpredigt viel besser. Man sollte auf diese Kernsätze achten und dann die Auslegung dazu lesen – Kernsätze, Auslegung dazu.
Jetzt sagt der Herr: Sammelt euch Schätze nicht auf der Erde, sondern im Himmel.
Dazu lesen wir aus 1. Timotheus 6. Kann uns jemand vorlesen? Es geht besonders um Vers zehn, aber wir lesen des Zusammenhangs wegen schon ab Vers sechs:
„Es ist allerdings die Gottesfurcht eine große Bereicherung, wenn sie mit Genügsamkeit verbunden wird, denn wir haben nichts in die Welt hineingebracht, und es ist klar, dass wir auch nichts hinausbringen können. Wenn wir aber Nahrung und Kleidung haben, soll uns das genügen. Denn die, welche reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstricke und viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen in Untergang und Verderben stürzen. Denn die Geldgier ist eine Wurzel alles Bösen. Etliche, die sich ihr hingegeben haben, sind vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst viel Schmerzen verursacht.
Du aber, oh Mensch Gottes, fliehe diese Dinge! Jage aber nach Gerechtigkeit, Gottesfurcht, Glauben, Liebe, Geduld und Sanftmut. Kämpfe den guten Kampf des Glaubens.
Den Reichen in der jetzigen Weltzeit gebiete, nicht hochmütig zu sein und auch nicht ihre Hoffnung auf die Unbeständigkeit des Reichtums zu setzen, sondern auf den lebendigen Gott, der uns alles reichlich zum Genuss darreicht. Sie sollen Gutes tun, reich werden an guten Werken, freigebig sein und bereit, mit anderen zu teilen, damit sie das ewige Leben ergreifen und so für sich selbst eine gute Grundlage für die Zukunft sammeln.“
(1. Timotheus 6,6-19)Danke!
Ganz wichtig ist zunächst die Erklärung in 1. Timotheus 6: Wir haben nichts in die Welt mitgebracht, auch keinen Besitz. So sind wir wirklich bloß und arm in die Welt gekommen. Und genauso werden wir auch wieder hinausgehen. Wir können also keine Aktentasche mit Geldscheinen mitnehmen über das Grab hinaus – das ist unmöglich. Das zeigt schon einmal, wie begrenzt das ganze Thema Reichtum ist.
Sehr wichtig ist auch die Aussage in Vers 10: „Denn die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen.“ Der Herr spricht in Matthäus 6 genau dieses Thema an – die Geldliebe im Kontrast zur Liebe zu Gott. Darum geht es ja auch beim Beten vorher: Geldliebe kontra Gottesliebe.
In Vers 9 warnt er zudem: Die, die reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden. Er warnt also ausdrücklich vor denen, die reich werden wollen.
Erstaunlich ist jedoch, dass Paulus in Vers 17 ganz selbstverständlich zu Christen spricht, die er als „die Reichen“ bezeichnet. Er sagt zu ihnen, sie sollen in dem gegenwärtigen Zeitlauf nicht hochmütig sein und auch nicht auf die Ungewissheit des Reichtums hoffen. Wie passt das zusammen? Zuerst warnt Paulus so negativ vor denen, die reich werden wollen, und dann spricht er über die Reichen.
Das lässt sich so erklären: Es ist ein anderer Reichtum gemeint – der Reichtum im Gedanken und Glauben. Vielleicht ist in Vers 17 nicht der Besitz gemeint, sondern der Reichtum im Glauben. Doch hier wird klar, dass es doch um Besitz geht, denn Paulus sagt: Den Reichen im gegenwärtigen Zeitlauf gebiete, nicht hochmütig zu sein und nicht auf die Ungewissheit des Reichtums Hoffnung zu setzen. Denn dieser Reichtum kann von einem Tag zum anderen weg sein.
Er warnt also davor, auf den Reichtum als Grundlage zu bauen, denn er ist ganz ungewiss. Gleichzeitig sollen die Reichen ihren Besitz richtig einsetzen. Das wird in Vers 18 gesagt: Gutes zu tun, reich zu sein an guten Werken, freigebig und mitteilsam zu sein. Es geht also darum, den Reichtum für andere einzusetzen.
Es ist ein grundsätzlicher Unterschied, ob jemand reich werden will oder ob jemand bereits reich ist. Es gibt Gläubige, die reich sind, und es gibt solche, bei denen es nie darum ging, reich zu werden. Sie waren treu, aufrichtig und gradlinig in ihrer Arbeit und ihrem Unternehmen, und der Herr hat sie gesegnet.
Doch es ist etwas anderes, reich werden zu wollen. Das ist eines der dümmsten Dinge, die man tun kann – neben anderen törichten Handlungen. Paulus warnt ganz klar davor, reich werden zu wollen, und vor der Geldliebe.
Gleichzeitig wird anerkannt, dass es Gläubige gibt, die reich sind. Diese müssen ihren Reichtum richtig einsetzen und sich bewusst sein, dass Reichtum ungewiss ist. In Vers 17 heißt es: „Setzt eure Hoffnung nicht auf die Ungewissheit des Reichtums.“
Auch Unternehmer müssen das annehmen. Manche haben erlebt, dass nach 25 Jahren erfolgreichem Wirtschaften plötzlich die Zeit kommt, in der es nur noch bergab geht und am Ende die ganze Fabrik am Boden liegt. Das ist keine Folge von selbstverschuldetem Konkurs oder Ausdruck von Habsucht, sondern eine Folge wirtschaftlicher Bedingungen.
Der Reichtum ist völlig ungewiss. Ebenso kann die Geldentwertung plötzlich eintreten. Wer denkt, er könne Gold im Garten vergraben, muss warten, bis der Staat es verbietet und abverlangt. Es ist also nicht einfach eine schlaue Strategie, um in einer Wirtschaftskrise einen Ausweg zu haben.
Darum sagt der Herr Jesus in Matthäus 6: Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, wo Motten und Rost zerstören und wo Diebe einbrechen und stehlen. Das ist nicht nur wegen der unsicheren Wirtschaft so, sondern auch, weil es Menschen gibt, die stehlen können – sogar digital durch Hacking. Alles ist unsicher.
Deshalb fordert der Herr: Ihr müsst die Dimensionen klar sehen. Sammelt Schätze im Himmel.
Wie kann man das? Das wurde schon vorher in Matthäus 6, Vers 1 und 8 angesprochen: Ihr sollt eure Gerechtigkeit nicht vor den Menschen üben oder euer Almosen geben, um von ihnen gesehen zu werden. Sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.
Wiederholt spricht der Herr Jesus in der Bergpredigt davon, dass der Gläubige einmal eine Belohnung bei Gott erhält. Die Briefe sprechen von verschiedenen Kronen: die Krone des Lebens, den Siegeskranz der Gerechtigkeit, den Siegeskranz der Herrlichkeit als ewige Belohnung.
Das hängt damit zusammen, Schätze im Himmel zu sammeln. Es geht also um das, was uns wirklich wichtig ist. Wir können sicher sein, dass diese Schätze für alle Ewigkeit bleiben.
Wie gesagt: Den Aktenkoffer voller Geldscheine kann man nicht über das Grab hinaus mitnehmen. Im Grab schon, aber danach nützt es niemandem mehr etwas. Es gibt den Spruch: Das Totenhemd hat keine Taschen. Man kann also nichts mit in die Ewigkeit nehmen.
Jetzt gehen wir gleich weiter im Text.
Ab Vers 22 wird ein neues Thema angesprochen, das auf den ersten Blick ganz anders erscheint: Die Lampe des Leibes ist das Auge. Wenn dein Auge einfältig ist, wird dein ganzer Leib Licht sein. Ist dein Auge jedoch böse, wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß ist dann die Finsternis!
Dies ist kein Themawechsel, sondern es geht darum, welchen Blick wir in dieser Welt haben und für welche Dinge. Der Herr spricht vom einfältigen Auge. Damit ist nicht ein dummes oder törichtes Auge gemeint, sondern einfältig im Sinne von lauter, sauber und klar.
Es gibt Menschen, in deren Augen man etwas Gebrochenes sieht. Und es gibt Menschen, deren Augen den Eindruck von Wahrheit und Echtheit vermitteln.
In 2. Korinther 11 können wir das nachlesen. Dort heißt es in den Versen 2 bis 4: "Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer, denn ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau vor Christus hinzustellen. Ich fürchte aber, dass, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, so vielleicht euer Sinn von der Einfalt und Lauterkeit Christus gegenüber abgewandt und verdorben wird. Denn wenn der, welcher kommt, einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertragt ihr das recht gut."
Danke!
Hier geht es darum, dass das Verhältnis der Gemeinde zu Christus heute dem Verhältnis einer Verlobten zu ihrem Bräutigam entspricht. Paulus sagt, dass er die Korinther, die zum Glauben gekommen sind, einem Mann, nämlich Christus, verlobt hat – und zwar als eine keusche Jungfrau.
Er äußert jedoch ernste Sorgen, dass ihr Sinn beziehungsweise ihr Denken, ihre Gedanken, verdorben und abgewandt werden von der Einfalt gegenüber Christus. Diese Einfalt gegenüber Christus bedeutet: Meine Augen sind treu auf den Herrn gerichtet. Es ist gar kein Thema, ein anderer, sondern nur der Herr. Das ist Einfalt.
Im Hohen Lied wird die Braut beschrieben – das bedeutet übrigens im Hohen Lied die Jungverheiratete, denn sie sind bereits verheiratet, wie Sulamit und Salomo. Diese jung verheiratete Braut wird so beschrieben: „Deine Augen sind gleich Tauben.“ Das ist natürlich ein Vergleich zwischen den Farben der Taubenfedern und der Iris. Aber die Taube ist ja ein Vogel, der gerade die eheliche Treue symbolisiert, weil es unter den Tauben üblich ist, dass Pärchen das ganze Leben zusammenbleiben.
Wenn Salomo sagt: „Deine Augen sind wie Tauben“, heißt das wirklich, dass sie klar auf Salomo ausgerichtet sind und es keine Alternative gibt. Ich glaube, wenn man heiratet, dann muss man Ja sagen. Ich habe auch schon eine kirchliche Trauung durchgeführt und den Bräutigam und die Braut gefragt. Sie haben vor allem Ja gesagt.
Dann habe ich gesagt – und das natürlich auch um, weil bei Hochzeiten oft Nichtchristen anwesend sind, die nach ein paar Minuten einschlafen, weil eine Predigt zu lang ist und das nicht zumutbar ist. Man muss von Kindesbeinen an üben, eine Stunde oder auch zwei Stunden einfach so zuzuhören. Das ist Training. Aber eben, sie schlafen ein.
Dann habe ich gesagt: „Jetzt habt ihr Nein gesagt.“ Wie? „Ja, dieses Ja ist ein Nein gegenüber allen anderen.“ Denn sage ich zum Bräutigam zum Beispiel: „Jetzt hast du mit diesem Ja Nein gesagt zu allen Frauen, die du bisher gekannt hast, und du hast auch gleich Nein gesagt zu allen, die du noch kennenlernen wirst.“ Dann bekommt das Ja wirklich Bedeutung.
Genau das ist hier gemeint mit dieser Einfalt gegenüber Christus: Das Auge ist auf ihn ausgerichtet, und es gibt keine Alternative. Der Herr spricht jetzt im Zusammenhang mit Geld und der möglichen Geldliebe, die eben Götzendienst ist. Das ist ein Abwenden von Gott, und darum geht es ja in den Versen davor.
So macht der Herr klar: Das Auge, wenn es einfältig ist, dann ist es die Lampe. Über diese Einfältigkeit gegenüber Christus wird eigentlich das ganze Leben innerlich mit dem Licht Gottes erfüllt. Aber wenn das Auge böse ist – grundsätzlich gilt: Der Leib ist das Auge –, aber wenn dieses Licht Finsternis ist, dann ist es ganz schrecklich, wie groß die Finsternis ist.
So ist die Liebe zum Geld genau das Gegenteil von Einfalt gegenüber Christus. Das führt zu Vers 24: „Niemand kann zwei Herren dienen.“ Genau darum geht es. Man kann es nicht zusammenbringen. Entweder wird man den einen hassen und den anderen lieben, aber es geht nicht zusammen. Darum erklärt der Herr: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“
Frage: Was ist das für ein Wort, Mammon? Dieses Wort braucht man auch in der deutschen Sprache immer wieder. Aber was ist das eigentlich? Es ist ja kein deutsches Wort, Mammon! Was bedeutet es? Besitz, Vermögen. Ja, dann sage ich Besitz, Vermögen. Aber warum Mammon? Was ist mit diesem Wort?
Es war, glaube ich, ein Gott. Ja, es wird eben zum Gott. Mammon ist erstens ein aramäisches Wort, also nicht griechisch. Im griechischen Text des Neuen Testaments kommt hier das Wort Mammon vor, und das ist Aramäisch. Es bedeutet Besitz, Reichtum auf Aramäisch.
Aber die Wortherkunft ist wichtig. Wir können das mal auseinandernehmen. Auf Aramäisch spricht man es Mammona aus, also am Anfang ein M. Eine ganze Serie von Hauptwörtern im Hebräischen und im Aramäischen beginnen mit M. Das ist eine bestimmte Gruppe von Substantiven, die typischerweise einen bestimmten Ort ausdrücken.
Zum Beispiel heißt der Begriff Altar im Hebräischen Mizbeach. Das M deutet an, dass es ein bestimmter Ort ist. Aber was für ein Ort? Die Wurzel besteht typischerweise aus drei Konsonanten, hier z, b, ch – mizbeach. Sawach heißt schlachten, also ist Mizbeach der Ort, wo man schlachtet.
Oder Makkom: Makkom heißt Ort, Standort. Auch hier steht am Anfang ein M, das deutet schon an, dass es ein Ort ist. Die Wurzel ist lakum, geschrieben qvm, und das bedeutet stehen. Makkom ist also der Standort.
So könnte man viele weitere Beispiele bringen. Aber hier haben wir Mammon. Das M ist ein bestimmter Ort, und die Wurzel ist Aman. Das ist die Wurzel, von der auch Wörter wie Glauben und Vertrauen abgeleitet sind. Zum Beispiel sagt man auf Hebräisch „Ich glaube“ oder „Ich bin ein Gläubiger“: Anni, Maamin. Man merkt schon, wie das ähnlich klingt, Mamin wie Mammon. Das heißt: ich glaube oder ich bin Gläubiger.
Und hier haben wir das Wort Mammon mit dieser Wurzel. Es ist eben ein Ort, wo man vertraut und seinen Glauben hineinsetzt. Wenn der Besitz der Ort ist, wo man sein Vertrauen hineinsetzt, dann wird er eben ein Gott – ein Abgott meine ich.
Darum benutzte Herr Jesus dieses Wort für Reichtum, das aber gleichzeitig ausdrückt: Reichtum im Sinn von dem, worauf man vertraut. Wir haben gerade gelesen, 1. Timotheus 6,17: Die Reichen sollen ihre Hoffnung nicht auf die Ungewissheit des Reichtums setzen.
Der Besitz darf also nie der Ort werden, wo unser Vertrauen ruht. Darum gibt es zwei Herren: Gott oder Mammon. Der Besitz selbst ist nicht etwas Böses. Aber wenn er der Ort wird, wo unser Vertrauen ruht, dann wird er etwas Böses. Deshalb ist Mammon wirklich negativ verwendet.
Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
Und dann erklärt der Herr unser Verhältnis zum Besitz auch im Blick auf die Zukunft. Deshalb sagt er: Seid nicht besorgt um euer Leben, was ihr essen, trinken oder anziehen sollt.
Wie begründet der Herr, dass man sich darüber keine Sorgen machen muss? Er vergleicht es zunächst mit der Tierwelt. In Vers 26 heißt es: „Seht hin auf die Vögel des Himmels!“ Das Erstaunliche an diesen Vögeln ist, dass sie nicht einmal arbeiten. Im 2. Thessalonicherbrief 3,10 wird deutlich gesagt: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.“ Von Menschen erwartet Gott also Arbeit, von den Vögeln hingegen nicht.
Der Herr sagt: Schaut euch die Vögel an! Sie säen nicht, ernten nicht und sammeln nicht in Scheunen, und trotzdem werden sie vom himmlischen Vater ernährt. Es gibt Tiere, die säen, ernten und Vorräte anlegen, zum Beispiel Ameisen. Genau, es gibt verschiedene Ameisenarten, manche säen sogar und betreiben sozusagen eine Art Landwirtschaft.
Zur Gruppe der Messor-Ameisen, die in Israel leben, gehört eine Art, auf die Salomo in Sprüche 6,6 und Agur in Sprüche 30 anspielt. Dort wird beschrieben, dass Ameisen im Sommer Vorräte für den Winter sammeln. Wissenschaftler hatten lange behauptet, das sei ein Fehler in der Bibel, weil Ameisen keine Wintervorräte anlegen. Das stimmt für unsere heimischen Waldameisen, die große Hügel bauen, aber die Messor-Ameisen in Israel haben keine Hügel, sondern graben Löcher im Boden. Dort gibt es verschiedene Kammern, eine davon ist eine Winterkammer, in der sie für den Winter sammeln.
Der Herr nimmt jedoch nicht die Ameisen als Beispiel, sondern die Vögel, die das nicht tun, und trotzdem versorgt Gott sie durch schwierige Zeiten. Damit ist das Argument in Vers 26 am Schluss klar: „Und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel vorzüglicher als sie?“ So zeigt der Herr, wie man die Natur als Illustration für geistliche Lektionen heranziehen soll.
Das ist übrigens ein wichtiger Schlüssel: Es gibt viele Tierarten, die in der Bibel erwähnt werden. Was will uns Gott damit sagen? Zum Beispiel in Hiob 39, wo Steinböcke, Raben, Wildesel und andere Tiere genannt werden. Mit allem gibt es geistliche Lektionen. Man kann sogar noch weitergehen und sehen, dass eigentlich alles Sichtbare ein Bild von unsichtbaren Dingen und geistlichen Lektionen ist.
So wird Biologie doppelt interessant. Wenn ich von Biologie spreche, meine ich nicht nur die Zoologie, also die Tiere, wie in Vers 26, sondern auch die Pflanzen. Die kommen in Vers 28 dran, wo die Lilien des Feldes betrachtet werden, wie sie wachsen. Auch sie arbeiten nicht, im Gegensatz zu fleischfressenden Pflanzen, die schon ein bisschen „arbeiten“, wie der Sonnentau.
Die Lilien hingegen tun wirklich nichts, sie wachsen einfach. Dabei fragt man sich, warum Lilien so schön sind, obwohl sie nur für eine kurze Zeit blühen. Gott hat sie trotzdem geschaffen, um zu zeigen, dass er bereit ist, auch für jene zu sorgen, die ihr Vertrauen auf ihn setzen. Der Herr sagt, nicht einmal Salomo in seiner Herrlichkeit war so schön gekleidet wie die Lilien.
Darum sind die Lilien in Vers 30 eine Lektion für uns: „Wenn Gott aber das Gras des Feldes, das heute da ist und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wird er euch nicht viel mehr kleiden, ihr Kleingläubigen?“ Der Herr fordert uns auf, diese Angst vor der Zukunft nicht zu haben, was Essen, Trinken und Kleidung betrifft.
Er sagt, das ist typisch für Menschen, die Gott nicht kennen. Er nennt sie die Nationen oder Heiden, deren Denken sich genau darum dreht. Man kann auch bei jungen Leuten beobachten, wie viele sagen: „Ich bin mir nicht sicher, ob die AHV, unsere Altersversorgung in der Schweiz, für uns Jugendliche heute noch funktioniert.“ Wir zahlen ein, haben aber keine Gewissheit und oft nicht einmal die Erwartung, dass wir im Alter das Geld bekommen.
Es gibt zwar noch die zweite und dritte Säule, aber wo soll man das Geld hernehmen, um den Maximalbeitrag einzuzahlen? Auch hier gibt es keine Garantie. So tauchen plötzlich existenzielle Fragen auf, die wir als Nachkriegskinder, zumindest ein bisschen später, nicht mehr kannten.
Wir haben das Wirtschaftswunder erlebt, besonders in Deutschland, aber auch in der Schweiz. Zwar waren wir damals auch arm, besonders in den 1950er Jahren, doch die soziale Absicherung hat sich danach verbessert. Die Generation, die in den 1960er und 1970er Jahren aufwuchs, erlebte steigenden Wohlstand und weniger Sorgen. Die Sozialwerke funktionierten gut, das Geld kam rein und wurde ausgezahlt.
Heute sieht man, dass dieses System zusammenzubrechen droht. Politische Entwicklungen verschärfen die Situation zusätzlich. Plötzlich tauchen wieder existenzielle Ängste auf, und die Bergpredigt wird aktuell: Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?
Da merkt man, wie unsicher Besitz ist. Man denkt: „Ich habe schon mehr als andere, ich habe ein Haus.“ Doch dann kommt das Alter, und man muss ins Pflegeheim. Der Staat verlangt zuerst, dass das Haus verkauft wird, damit man die monatlichen Kosten bezahlen kann. Danach wird geschaut, was der Staat noch übernimmt.
Es ist unglaublich: Diejenigen, die etwas geleistet haben, wissen genau, wie es läuft. Das wird an die nächste Generation weitergegeben, doch oft bleibt kein Vermögen übrig. Das Altenheim ist aufgebraucht. Jetzt wird die Bergpredigt wirklich aktuell.
Dann kommt der Schlüsselvers, den man am Mikrofon noch einmal lesen kann: „Trachtet vielmehr zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch dies alles hinzugefügt werden.“ Das ist der Höhepunkt in der ganzen Gedankenentfaltung des Herrn.
Ein wichtiges Wort ist „trachtet“. Dieses sollte man besonders hervorheben, ebenso das Wort „zuerst“, das die Priorität deutlich macht. Das Thema Prioritätensetzung ist wichtig, auch fürs persönliche Bibelstudium. Man sollte im Neuen Testament nach Ausdrücken wie „zuerst“, „zuvor“ oder „vor allen Dingen“ suchen. Diese Wörter kommen häufig vor und sprechen über Prioritäten.
Wir müssen Prioritäten setzen. Manchmal hört man Leute sagen: „Ich hatte keine Zeit, um Griechisch zu lernen.“ So wollte ein Doktorjurist erklären, warum er nie Zeit und Energie aufgebracht hat, um das Neue Testament im Grundtext zu lesen. Ein anderer sagte dazu: „Das ist falsch, du hattest keine Zeit, weil du es nicht wolltest. Wenn der Wille da gewesen wäre, hättest du es tun können. Du hättest einfach etwas anderes nicht gemacht.“
So ist es: Es ist immer eine Frage der Priorität. Was ist uns wichtiger? Das ist nur ein Beispiel, das auf vieles angewendet werden kann. Man kann nicht sagen: „Ich habe keine Zeit.“ Nein, man hat es nicht gewollt. Es geht darum, was wichtiger ist als etwas anderes. Man kann nicht alles machen, man muss auswählen.
Wichtig ist, dass man weiß, was in Gottes Augen Priorität hat. Er sagt: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit.“ Das „seiner“ bezieht sich übrigens nicht auf das Reich, sondern auf Gott. Es geht also um die Gerechtigkeit Gottes. Das muss unser Interesse sein.
Wenn die Priorität richtig gesetzt ist und Besitz nicht zum Mammon wird, also nicht der Ort, wo wir unser Vertrauen setzen, dann dürfen wir wissen, dass der Herr hier eine Verheißung gegeben hat, die uns Ruhe schenkt. Das führt uns zurück zum vorherigen Abschnitt: Im Gebet „Unser Vater“ steht im Zentrum die Bitte „Unser tägliches Brot gib uns heute“. Es sind sieben Bitten, und das ist die vierte.
Das Gleiche gilt für Vertrauen, dass der Herr auch in den Dingen von Besitz, Geld und Gold für uns sorgt. In Vers 34 sagt der Herr: „So seid nun nicht besorgt für den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat sein eigenes Übel genug.“
Das ist ein wichtiger Grundsatz. Man kann sich selbst überfordern, wenn man zu sehr an die Zukunft denkt und an das, was morgen kommt. Der Herr zeigt, dass die Priorität darin besteht, sich zuerst um die aktuellen wichtigen Sorgen zu kümmern. Dann werden wir auch am nächsten Tag und danach erfahren, dass der Herr einen Plan für uns hat.
Gibt es bis hierhin Fragen?
Ich habe eine Frage zu Vers 27. Hier habe ich in der Elberfelder Kursivschrift eine Elle gesetzt. Hätte das eine bestimmte Bedeutung?
Also, ich wiederhole die Frage für den Livestream. In Vers 27 steht: „Wer aber unter euch vermag mit Sorgen seiner Größe eine Elle zuzufügen?“ In der Elberfelder Ausgabe, und zwar in der Ausgabe „CSV Hückeswagen“, ist das Wort „eine“ kursiv geschrieben. Der Fragesteller möchte wissen, was das zu bedeuten hat.
Das ist in der Elberfelder Ausgabe einfach so, um klarzumachen, dass es sich um ein Zahlwort handelt und nicht um einen unbestimmten Artikel. Also nicht „eine Elle“, sondern „eine Elle“. Ja, „eine Elle“, nicht „eine Elle“. So ist es zum Beispiel auch in Hebräer 9,27: „Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben.“ Falsch wäre „einmal zu sterben“. Dort ist „einmal“ ebenfalls kursiv gesetzt, weil es ein Zahlwort ist. Das dient dazu, es von einem unbestimmten Artikel zu unterscheiden.
Das ist eine klare Absage an alle, die an Reinkarnation glauben. Es gibt keine Reinkarnation. Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, nicht zweimal. So ist die Bibel klar.
Und dann ist eben noch die Frage: In der Elberfelder Übersetzung heißt es: „Wer aber unter euch vermag mit Sorgen seiner Größe eine Elle zuzufügen?“ Die Frage bezieht sich auf die Körpergröße. Eine kleine Elle ist 45 Zentimeter, die große, alte hebräische Elle 52 Zentimeter. Also nicht Handgelenkmaß, sondern eine ganz genaue Maßeinheit.
Das ist schon schwierig. Also, wenn ich noch eine Elle zusetzen sollte, geht das wirklich nicht. Ich habe das schon mal erklärt: Meine Mutter hat mir als Kind immer gesagt, ich solle doch beten, dass ich wachse. Ich sah keine Notwendigkeit dafür und habe es nicht gemacht. Und jetzt seht ihr das Resultat.
Aber eben, es ist die Frage, ob das die Körpergröße oder die Lebenslänge meint. Am Anfang wurde das auch so gelesen, nämlich als Lebenslänge. Dazu können wir kurz Psalm 39,6 aufschlagen: „Siehe, handbreit hast du meine Tage gemacht, und meine Lebenszeit ist wie nichts vor dir. Nur ein Hauch ist jeder Mensch, wie fest er stehe.“
Hier wird klar, dass ein Längenmaß bildlich für ein zeitliches Maß benutzt wird. Dort sogar die Handbreite, das sind 7,5 Zentimeter. Die kleine Elle besteht aus sechs Handbreiten, und die alte bayerische königliche Elle, die auch für den Tempel benutzt wurde, besteht aus sieben Handbreiten. Darum noch 7,5 Zentimeter dazu, also 52,5 Zentimeter. Diese Elle wurde, wie gesagt, für den Tempel verwendet.
Darum steht auch in Hesekiel, wenn dort in der Vision für den zukünftigen Tempel die Maße ausgemessen werden, dass die Elle benutzt wird: eine Elle plus eine Handbreite. Das ist dann eben die kleine Elle, sechs plus eine Handbreite dazu, also klar die Elle mit sieben Handbreiten.
Aber eben: Längenmaß wird bildlich für das zeitliche Maß benutzt. Das ist aber nicht so naheliegend, oder? Früher, heute, jetzt und jetzt wieder – dass man das eben quasi durch ein Längenmaß darstellt, den Verlauf der Zeit.
Ich habe mal einen Blindgeborenen gefragt und ihn extra ein bisschen ausgefragt, wie die Welt aussieht. Ich habe ihn gefragt, wie er sich das vorstellt, wenn man über die Heilsgeschichte spricht, über die früheren Zeiten und die nachfolgenden Zeiten. Er sagte: „Ich arbeite ja in einer Sendestation, einer Radiosendestation, und da habe ich viel zu tun mit Archiven. Das ist eben das, was oben ist, da in den Archiven, in den Schubladen, das ist jetzt, und das, was weiter unten ist, das war früher.“
Die Zeit stellte sich für ihn so vor wie die Archive, die er eben berühren kann: oben, unten, Schubladen. Für die, die sehen können, ist es eben ganz klar, dass man sich das auf einem Längenmaß vorstellt. Wobei das für uns so selbstverständlich ist. Ich meine, das Längenmaß, das gerade sich fortentwickelt, ist europäisches Denken. Und dieses europäische Denken kommt aus der Bibel.
In Asien ist es anders. Dort denkt man zyklisch, alles ist ein Rad. Und sie glauben auch nicht, dass die Geschichte einen Sinn hat, aus ihren Religionen heraus: Buddhismus und Hinduismus. Es ist vielmehr so, dass es eigentlich ein Elend ist, dort zu existieren. Man hofft, über viele Zyklen sterben, wiedergeboren werden, sterben, wiedergeboren werden – letztendlich aus diesem Zyklus herauszugehen.
Also wird nicht gesehen, dass die Geschichte sich mit einem Ziel und einem Sinn entwickelt. Aber die Bibel stellt uns die Geschichte so vor: Am Anfang hat Gott geschaffen, und da begann die Zeit.
„Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“, dann diese sechs Tage, der siebte Tag, und dann geht es weiter. Über all diese Heilszeitalter geht es hin zur Vollendung, dass Gott einmal einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird, in der Gerechtigkeit wohnt.
So hat die Bibel das Denken in Europa geprägt, weil vor zweitausend Jahren die Bibel nach Europa kam. Sie befreite von falschen Vorstellungen und machte klar: Die Geschichte hat einen Sinn. Sie ist geführt und linear, ebenso wie man das mit Ellen als Längenmaßen darstellen kann. In Asien hingegen ist es einfach ein Kreislauf, und dieser ist eigentlich sinnlos.
Das ist wie ein Hamsterrad. Der Hamster dreht und dreht, aber wohin? Er dreht an Ort.
Das ist eine wunderbare Befreiung, wie die Bibel uns das zeigt.
Übrigens hat sich das auch auf die Musik ausgewirkt. Das ist auch der Grund, warum die europäische Musik, die aus dem christlichen Umfeld heraus entstanden ist – wie Rockmusik, klassische Musik, Mozart und Beethoven – linear ausgerichtet ist.
Eine Sonate beginnt mit dem ersten Thema, das vorgestellt wird, dann ein zweites Thema, dann kommt die Entwicklung. Das ist immer das Interessanteste: Da werden die Themen abgestückelt und verarbeitet. Dann folgt die Reprise, in der die Themen wieder aufgenommen werden, und je nachdem am Schluss noch eine Coda, ein Anhang.
Also ist alles linear, und das kommt aus diesem christlichen Denken heraus. Die Überzeugung ist, dass alles am Schluss zu einer Vollendung nach Gottes Plan führt.
Ja, aber jetzt müssen wir eine Pause machen.
Zwar kommen wir jetzt zu Kapitel sieben. Darf ich bitten, vorzulesen, und zwar bis einschließlich Vers 23.
Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit demselben Gericht, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden. Und mit demselben Maß, mit dem ihr anderen zumesst, wird auch euch zugemessen werden.
Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: „Halt, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen!“ - und siehe, der Balken ist in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen.
Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft eure Perlen nicht vor die Säue, damit diese sie nicht mit ihren Füßen zertreten und sich nicht umwenden und euch zerreißen.
Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan. Denn jeder, der bittet, empfängt; und wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan.
Wurde es unter euch ein Mensch, der, wenn sein Sohn ihn um Brot bittet, ihm einen Stein gibt? Und wenn er um einen Fisch bittet, ihm eine Schlange gibt? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben versteht, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten?
Alles nun, was ihr wollt, dass die Leute euch tun sollen, das tut auch ihr ihnen ebenso; denn dies ist das Gesetz und die Propheten.
Geht ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der ins Verderben führt; und viele sind es, die da hineingehen. Denn die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden.
Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind! An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.
Sammelt man auch Trauben von Dornen oder Feigen von Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte, der schlechte Baum aber bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte bringen, und ein schlechter Baum kann keine guten Früchte bringen.
Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum werdet ihr sie an ihren Früchten erkennen.
Nicht jeder, der zu mir sagt: „Herr, Herr!“, wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.
Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: „Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Wundertaten vollbracht?“
Und dann werde ich ihnen bezeugen: „Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, ihr Gesetzlosen!“
Jetzt geht es um Unterscheidungsfähigkeit. Geldliebe kann dazu führen, dass man geistlich nicht mehr unterscheiden kann. Darum kommt der Herr hier auf das Thema des Unterscheidens in Kapitel 7 zu sprechen.
Ganz wichtig: Wir haben bereits darüber gesprochen, dass der Herr einen Kernsatz oder Kernsätze gibt und dazu die Auslegung liefert. Das ist sehr wichtig. Hier heißt es: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“ Dieser Satz wird oft isoliert von der Auslegung, ab Vers 3 bis 5, zitiert. Dann wird behauptet, Urteilen sei etwas Unbiblisches. Aber der Herr sagt nicht einfach „Richtet nicht“ – er sagt: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“
In Vers 3 erklärt er: Wenn du bei jemand anderem einen Splitter im Auge siehst, dann hast du das richtig erkannt – das ist Unterscheidungsvermögen. Aber in deinem eigenen Auge ist gleichzeitig ein Balken. Das ist eine Stilform. In der Literaturwissenschaft unterscheidet man verschiedene Stilformen in Texten, und eine davon ist die Übertreibung. Das ist ein wunderbares Beispiel: Splitter im Auge und Balken im Auge. Natürlich gibt es keinen Balken im Auge, aber es ist eine übertriebene Rede, um etwas drastisch darzustellen.
Ein anderes Beispiel ist die Rede des Herrn, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht als ein Reicher in den Himmel. Das ist genau diese Stilform der Übertreibung, um Dinge noch krasser darzustellen, damit man es gut versteht.
Also: Du hast einen Balken im Auge, aber das realisierst du gar nicht. Er sagt, du nimmst den Balken in deinem Auge nicht wahr. Das ist kein richtiges Unterscheidungsvermögen, wenn man nur beim anderen den Splitter sieht, aber den Balken bei sich selbst nicht erkennt.
Der Herr sagt aber nicht, dass die Sache damit erledigt ist. Er sagt weiter in Vers 4: „Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Erlaube, ich will den Splitter aus deinem Auge herausziehen, und siehe, der Balken ist in deinem Auge, du Heuchler!“
Ganz wichtig ist hier das Wort „zuerst“. „Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge heraus, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.“
Der Herr sagt also: Wenn du zuerst bei dir selbst die schwerwiegendere Sache in Ordnung bringst, dann kannst du dich mit der geringeren Sache beim anderen beschäftigen. Erst dann ist die Voraussetzung gegeben, dass du klar unterscheiden kannst.
Darum sagt er: „Dann wirst du klar sehen.“ Das ist eine Priorität, die man in der Bibel besonders anstreichen muss. Zuerst bei sich selbst den Balken herausziehen, dann beim anderen den Splitter. Er sagt nicht, dass man nie beim anderen urteilen darf. Aber wenn das bei sich selbst vollzogen ist, dann kann man beim anderen urteilen.
Es ist völlig falsch, diesen Vers zu zitieren, um zu sagen, man solle nicht über Dinge urteilen. Wenn man sagt: „Das ist nicht richtig, das ist falsch, das ist nicht biblisch, das sei absolut unbiblisch“, dann ist das nicht wahr. Die Bibel sagt das hier nicht.
Der Herr sagt: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“ Wenn man über den Splitter des Bruders richtet, aber einen Balken im eigenen Auge hat, dann hat man das Gerichtsurteil über sich selbst gesprochen. Das ist natürlich eine Katastrophe.
Aber richten und beurteilen, wenn man bei sich selbst zuerst geurteilt hat, führt dazu, dass man Klarheit hat und ein richtiges Urteil abgeben kann.
Wie viele Briefe im Neuen Testament sind Kampfschriften gegen das Falsche? Zum Beispiel der erste Korintherbrief, der einen Missstand nach dem anderen in der Gemeinde in Korinth korrigiert. Die Dinge werden angesprochen und biblisch geklärt.
Der Galaterbrief geht gegen die falsche Lehre der Gesetzlichkeit, in dem Sinn, dass Nichtjuden, die zum Glauben kamen, sich unter das Gesetz von Sinai stellen wollten. Das wird in aller Schärfe im Galaterbrief klargestellt.
Wie kann man dann sagen, man solle nicht urteilen und nicht Falsches verurteilen?
Der Apostel Paulus war im Reinen mit dem Herrn, und darum konnte er den ersten Korintherbrief, den Galaterbrief und noch viele weitere Briefe schreiben.
Oder denken wir an die Johannesbriefe und das Johannesevangelium. Der erste und zweite Johannesbrief sind Kampfschriften gegen die Irrlehre der Gnostiker, die die wahre Menschheit des Herrn Jesus leugneten.
Darum sagt 1. Johannes 4: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist.“ Können wir das aufschlagen? Kann das jemand am Mikrofon vorlesen? 1. Johannes 4, Vers 1: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind, denn viele falsche Propheten sind in die Welt hinausgegangen.“
Ich unterbreche kurz: Hier wird ganz klar gesagt, man soll nicht alles glauben. Noch mehr: Man muss prüfen, was hinter einer bestimmten Lehraussage steckt, welcher Geist dahintersteht. „Prüft die Geister!“ Er warnt davor, dass viele falsche Propheten falsche Lehren verbreiten.
Ab Vers 2 gibt er ein Erkennungszeichen: Hieran erkennt ihr den Geist Gottes. Wenn ein Geist, getrieben von einem falschen Geist, die wahre Menschheit Christi leugnet, ist das ein Kennzeichen.
Aber es gibt noch mehr. Du kannst noch Vers 4 dazulesen: „Ihr seid aus Gott Kinder und habt sie überwunden, weil der, welcher in euch ist, größer ist als der, welcher in der Welt ist. Sie sind aus der Welt, deswegen reden sie aus dem Geist der Welt. Die Welt hört sie. Wir sind aus Gott; wer Gott erkennt, hört uns; wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht.“
Hieraus erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums. Danke.
Auch hier gibt Johannes wieder eine Anweisung: Wie kann man unterscheiden, prüfen und urteilen? Er sagt den Gläubigen zunächst: „Ihr seid aus Gott, Kinder!“ Dann erklärt er: „Wir“ – das sind die angesprochenen Leser, die gläubigen, wiedergeborenen Leser des ersten Johannesbriefes – „wir“ sind der Apostel Johannes, der sich mit allen übrigen Aposteln eins macht. Er sagt: „Wir sind aus Gott, und wer selber auch aus Gott ist, also echt wiedergeboren, der hört auf uns Apostel.“
Wer Gott erkennt, hört uns; wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht. Daraus kann man urteilen: Wenn Verkündiger sagen, „Ja, das hat Paulus gesagt“, aber nicht auf das hören, was ein Apostel gesagt hat, dann hilft uns das, die Geister zu unterscheiden.
Darum wird schließlich gesagt: „Hieraus erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums.“
So ist das Neue Testament voll von solchen Aufklärungen und Verurteilungen falscher Lehren. Ich habe nur ein paar Beispiele genannt, aber die Beispiele können beliebig vermehrt werden, um zu zeigen, dass die Aussage „richtet nicht“ nicht bedeutet, man solle nicht urteilen. Diese Aussage ist vollkommen unbiblisch, wenn sie so verstanden wird.
Im ersten Moment mag sie fromm erscheinen, aber tatsächlich ist sie unfromm.
Wir müssen Klarheit haben, wir müssen unterscheiden. Das führt der Herr auch in den weiteren Versen noch deutlicher aus.
In Vers 6 sagt er: Gebt nicht das Heilige den Hunden. Er spricht dabei über Hunde und Schweine. Was bedeutet das? Hunde und Schweine – unrein, warum? Was ist unrein an einem Schwein? Das Schwein liebt einfach den Dreck, aber das ist ja einfach Dreck. Es ist ein Bild aus dem Alten Testament für solche Tiere, die man nicht essen durfte.
Genau, also das Schwein und der Hund sind solche Tiere, die nach 3. Mose 11, wo wir die Gebote Gottes für Israel haben, als unreine Tiere bezeichnet werden. Dort wird geklärt, welche Tiere ein Israelit essen darf und welche nicht. So wie man im Judentum spricht, welche Tiere koscher und welche nicht koscher sind, wird das dort alles geregelt. Nach diesen Erklärungen bei den Säugetieren sind Tiere rein, wenn sie Wiederkäuer sind und gespaltene Hufe haben. Ein Schwein hat gespaltene Hufe, aber es ist kein Wiederkäuer, deshalb gilt es als unrein.
Das Fleisch ist für Israeliten unrein, nicht für die gesamte Menschheit. Denn diese Gesetze wurden nur Israel gegeben. Aber jetzt ganz wichtig: Das sind alles bildliche Dinge. Das Schwein ist nicht an sich etwas Unreines, sondern es ist ein Bild von etwas Unreinem. So wie in der Schöpfung Gott Tag und Nacht eingesetzt hat: Die Nacht ist nicht etwas Schlechtes, aber sie symbolisiert Finsternis, Dunkelheit, das Böse. Der Tag symbolisiert das Gute mit dem Licht. Das ist die Bildersprache der Bibel, um uns Dinge zu verdeutlichen.
Wo steht es ganz klar, dass das Schwein nicht etwas Übles ist? Zum Beispiel in Apostelgeschichte 10,11, wo Gott in einer Vision Petrus zeigt, dass er unreine Tiere essen soll, weil Gott sie gereinigt hat. Noch stärker wird das in 1. Timotheus 4,4 betont: „Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts Verwerfliches, wenn es mit Danksagung genommen wird; denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und Gebet.“
Wenn du dies den Brüdern vorstellst, wirst du ein guter Diener Christi Jesus sein, der sich nährt durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre, der du gefolgt bist.
Hier wird also ganz klar gesagt, dass jedes Geschöpf Gottes gut ist und nichts Verwerfliches an sich hat. Das gilt für das Schwein als Säugetier und auch für den Hund, ein anderes Säugetier, das nach den koscheren Gesetzen unrein ist.
Warum wird es denn doch unrein genannt in 3. Mose 11? Eben wegen einer bildlichen Unreinheit. Mit all diesen Tieren in 3. Mose 11 will Gott geistliche Lektionen vermitteln. Darum steht in Römer 7: „Das Gesetz ist geistlich.“ Das heißt, es hat einen geistlichen, tieferen Sinn. Man muss diese tiefere Botschaft lernen.
In 1. Timotheus 4 wird ganz klar gemacht, dass die Gemeinde nicht unter den koscheren Gesetzen steht, weil der Bund vom Sinai nur mit Israel geschlossen wurde und nicht mit der Gemeinde. Der Apostel Paulus sagt zu Timotheus, einem Juden, dessen Mutter jüdischer Abstammung war: Wenn du diese Dinge so vorstellst, wirst du ein guter Diener Christi Jesus sein, auferzogen durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre. Und er sagt sogar, dass Timotheus genau gefolgt ist, nicht nur ungefähr.
Man kann also grundsätzlich sagen: Gott hat diese Tiere geschaffen. Als das Schwein erschaffen wurde, galt in 1. Mose 1 am Schluss: „Und Gott sah, dass es sehr gut war.“ Das gilt. Gott hat alles geschaffen, damit es eine bildliche Botschaft weitergibt. Und was ist das Bild, das das Schwein vermittelt?
Das kommt wie aus dem Maschinengewehr: 2. Petrus 2,20ff. Dort geht es um Menschen, die sich fast bekehrt haben, aber die Bekehrung nicht durchhalten. Sie haben erkannt, dass Jesus Christus der Retter ist und sich vom sündigen Leben abgewandt, aber sie haben ihn nur erkannt. Nach einiger Zeit kehren sie zurück ins alte Leben, und es wird noch schlimmer als vorher.
Dort heißt es: „Denn wenn sie durch die Erkenntnis des Herrn und Retters Jesus Christus den Befleckungen der Welt entflohen sind, aber wieder darin verstrickt und überwunden werden, so ist der letzte Zustand für sie schlimmer als der erste. Denn es wäre besser für sie gewesen, den Weg der Gerechtigkeit nie erkannt zu haben, als dass sie, nachdem sie ihn erkannt haben, wieder umkehren, hinweg von dem ihnen überlieferten heiligen Gebot. Doch es ist ihnen ergangen nach dem wahren Sprichwort: Der Hund kehrt zurück zu dem, was er erbrochen hat, und die gewaschene Sau zum Wälzen im Schlamm.“
Hier haben wir also die Erklärung für beide Tiere, Schwein und Hund. Der Herr benutzt diese Ausdrücke nicht als Schimpfwörter, sondern als Ausdrucke, um eine geistliche Lektion zu erteilen. Das Schwein ist ein Bild für einen Menschen, der Jesus Christus erkannt hat, sich von einem üblen Leben trennt, aber wieder zurückgeht. Er dringt nicht zur völligen Bekehrung durch, sondern hat Jesus nur erkannt.
Darum wird hier gesprochen von „entflohen durch die Erkenntnis des Herrn und Heiland Jesus Christus“. Der Heilige Geist macht einem Menschen zuerst die Augen auf. In Johannes 16 heißt es, der Heilige Geist wird die Welt überführen von Sünde. Das erste ist, dass einem Menschen die Augen geöffnet werden. Aber das reicht noch nicht. Das ist erst die Voraussetzung für die Bekehrung.
Wenn man sich nicht bekehrt, besteht die Gefahr, dass man sich schließlich ganz abwendet und es noch schlimmer wird als vorher. Darum erwähnt Petrus als Illustration: Das Schwein wäscht sich wirklich sauber, und sobald die Gelegenheit sich bietet, dreht es sich wieder im Schlamm, im Dreck. Das hat seinen guten Grund. Der Schöpfer hat diesen Instinkt eingegeben, denn der Schlamm auf der Haut ist ein Schutz für das Schwein. Das gehört dazu, man muss die Schweine nicht daran hindern.
Aber es illustriert eine geistliche Lektion. Ebenso ist es bei einem Menschen, der wieder zurückgeht, weil keine neue Schöpfung in ihm ist. Die gewaschene Sau ist noch genau dieselbe Spezies von Schweinen und hat den Drang, wieder zurückzugehen.
Und beim Hund – das darf nicht zu detailliert werden – ist es so, dass er sich übergeben kann und das dann wieder verwertet, also recycelt. Das ist auch eine Illustration. Das ist keine Beleidigung für Hundebesitzer, denn Hunde sind wunderbare Tiere und geben uns viele Lektionen. Eine Lektion ist eben, dass sie das können, und das zeigt uns, wie es nicht sein soll.
Der Herr Jesus zeigt hier in Matthäus 7, dass wir unterscheiden müssen, mit welchen Menschen wir sprechen. Wir können nicht allen die gleichen Reichtümer des Glaubens in gleicher Weise vermitteln. Wir müssen unterscheiden, ob es Menschen sind, die am Ende alles nur in den Dreck ziehen.
Darum sagt er: Man soll das Heilige nicht den Hunden hinwerfen, die Perlen nicht vor die Schweine, damit sie diese nicht mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen. Es gibt Menschen, bei denen man aufpassen muss, wie man spricht.
Zum Beispiel kommen Leute, ein Journalist hält das Mikrofon hin und fragt: „Was halten Sie von der Umpolung von Homosexuellen?“ Und dann? Das kommt ja später im Fernsehen. Was soll man antworten? Wir sollen das Heilige nicht einfach zertreten lassen.
Der Herr hat uns gezeigt, wie man mit Menschen in Weisheit umgeht, zum Beispiel in Lukas 20. Als Leute vom Sanhedrin kamen und fragten: „In welcher Autorität tust du diese Dinge?“ Dann sagte der Herr nicht einfach: Ich bin der Messias, deshalb kann ich das tun. Nein, er stellte eine Gegenfrage: „Die Taufe von Johannes, von wem war sie? Von Gott oder von Menschen?“ Wenn sie sagen, sie sei von Gott, wird er fragen, warum sie dann keine Buße getan haben. Johannes der Täufer hat ihnen gesagt, dass Jesus der Messias ist, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt (Jesaja 53 bezieht sich auf ihn). Aber sie ließen sich nicht taufen.
Wenn sie sagen, sie sei nicht von Gott, wird die Volksmenge auf sie losstürmen und sie hätten ihre Autorität verwirkt. Also sagen sie: „Wir wissen es nicht.“ Darauf sagt der Herr: „Darum sage ich euch auch nicht, in welcher Autorität ich das tue.“
Wenn man mal so eine Frage erlebt, muss man nicht jede Frage beantworten. Man kann eine Gegenfrage stellen, zum Beispiel: „Sind Sie für die Umpolung von Pädophilen?“ Dann überlegt der Fragende: Wenn ich sage nein, dann wird er fragen: „Sollen sie also ihr Unwesen weitertreiben und Kinder so verderben, dass sie für das ganze Leben Schaden haben?“ Vielleicht sagt er dann: „Ja, das ist etwas anderes.“ Oder: „Nein, das ist genau das gleiche Thema.“
Es gibt verschiedene Veranlagungen und noch mehr problematische Veranlagungen. Wenn jemand sagt, das darf man therapieren, dann muss ich fragen: Warum darf man die, die das wollen, nicht therapieren? Ich meine natürlich keine sektiererischen Therapien mit schlimmen Methoden, sondern seriöse. Wenn jemand den Wunsch hat, eine Veränderung zu erfahren, warum darf er das nicht?
Und übrigens darf jeder jederzeit das Geschlecht ändern, aus ihrer Sicht natürlich. Wenn jemand eine Therapie möchte, darf er das nicht. Man darf nicht mit zweierlei Maß messen. Aber man muss nicht auf alle Details eingehen.
Der Herr sagt hier ganz klar: Gebt nicht das Heilige den Hunden, werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie diese nicht mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen.
Es gibt Leute, die wollen diese Christen vor Gericht bringen. Der Herr gibt uns hier Weisheit und Einsicht, wie wir unterscheiden können, wie wir jedem antworten, sodass es gut ist.
Und dann geht der Herr auf das Thema Bitten ein. Auch hier finden wir wieder einen Kernsatz: „Bittet, und es wird euch gegeben; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch aufgetan.“ Danach folgt die Auslegung.
Wenn man mit schwierigen Fragen konfrontiert ist – etwa wie man richtig urteilt, angemessen reagiert oder genau unterscheidet, mit welcher Personengruppe man es zu tun hat und wie man antworten soll –, merkt man, wie sehr wir Weisheit brauchen. Der Herr sagt: „Bittet, und es wird euch gegeben; sucht, und ihr werdet finden.“ Damit ist nicht gemeint, dass man zum Beispiel einen verlorenen Bleistift wiederfindet. Das ist so missverständlich, wie wenn manche plötzlich zitieren: „Wer sucht, der findet.“ Nein, hier meint der Herr etwas anderes.
„Sucht, und ihr werdet finden“ ist ein Rückbezug auf Jeremia 29. Können wir das kurz anschauen? Jeremia 29, Vers 11 – kann das jemand vorlesen, bitte?
„Denn ich kenne die Gedanken, die ich über euch denke“, spricht der Herr, „Gedanken des Friedens und nicht zum Unheil, um euch Zukunft und Hoffnung zu geben. Ruft ihr mich an, geht ihr hin und betet zu mir! Dann werde ich auf euch hören, und sucht ihr mich, so werdet ihr mich finden. Ja, wenn ihr mit eurem ganzen Herzen nach mir fragt, so werde ich mich von euch finden lassen“, spricht der Herr, „und ich werde euer Geschick wenden.“
Bis hierhin, danke. Hier wird ganz klar gesagt: Wenn ein Mensch Gott mit ganzem Herzen sucht, wird er ihn finden. Es geht also nicht um einen verlorenen Bleistift, sondern darum, Gott zu suchen und ihn um das zu bitten, was nötig ist – gerade im Blick auf Unterscheidung.
Der Herr illustriert das in der weiteren Auslegung: Wie ist das eigentlich unter den Menschen? Wenn ein Sohn zum Vater kommt und Brot möchte, bekommt er nicht einen Stein. Und wenn er um Fisch bittet, erhält er keine Schlange. Der Herr sagt, dass selbst unter Menschen, die sündig sind, dies selbstverständlich ist. Wie viel mehr dürfen die Jünger des Herrn darauf vertrauen, dass der Vater im Himmel auf ernsthaftes Bitten, Suchen und Anklopfen eingeht.
Man muss auch beachten, wie der Herr die Beispiele wählt. Alles stammt aus der Welt seiner Jünger. Die Bergpredigt wurde auf einem Berg gehalten, oberhalb von Kapernaum, das am See Genezareth liegt. Von dort kann man auf den See blicken, wo der Fischereihafen war, direkt neben Kapernaum. Der Herr sagt also: Wenn ein Sohn um Brot bittet, bekommt er keinen Stein; bittet er um Fisch, erhält er keine Schlange.
Das Hauptnahrungsmittel vor zweitausend Jahren am See Genezareth war Brot und Fisch – vor allem die kleinen Sardinen, nämlich Süßwassersardinen aus dem See Genezareth. Es gab eine unglaubliche Fülle an Sardinen im See, außerdem andere Fische wie Muscht, den Petrusfisch, der der einzige große Fisch ist, der in Schwärmen schwimmt.
Das finden wir auch im Evangelium wieder; wir werden später im Matthäusevangelium darauf zurückkommen. Dort wird Bezug genommen auf die verschiedenen Fische im See Genezareth und auch auf die unterschiedlichen Fangarten.
Die Sardinen waren sehr üblich und wurden gepökelt. Es gab Türme, in denen sie gelagert wurden, zum Beispiel in der Ortschaft Magdala. Wenn man von Kapernaum etwas hinuntergeht, auf der Westseite, etwa auf halber Höhe, kommt man nach Magdala. Magdala ist aramäisch für „Turm“. „M“ bedeutet „Ort“, „Gadal“ heißt „groß sein“ – also ein Ort, der groß ist, ein Turm. Magdala ist der Herkunftsort von Maria Magdalena, und der Name stammt von einem solchen Turm, in dem gepökelter Fisch gelagert wurde.
Jetzt versteht man auch später im Matthäusevangelium die Geschichte, wo ein kleiner Junge beitragen konnte, was im Johannesevangelium ausführlicher beschrieben wird: fünf kleine Fische und zwei Brote. Die kleinen Fische waren Sardinen, nicht der Petrusfisch. Das ist also typisch.
Natürlich kam es beim Fischen im See Genezareth vor, dass statt Fisch auch Steine in den Netzen waren – und auch Seeschlangen, die es im See Genezareth noch heute gibt. Das muss man natürlich nicht jedem erzählen, wenn man eine Gruppe nach Israel führt und sagt: „Jetzt könnt ihr dort baden.“ Es ist kein Problem, aber manche haben trotzdem Angst.
Man sieht also, dass die Beispiele aus der Welt der Jünger stammen: Brot und Fisch, Stein und Schlange. So will der Herr den Jüngern erklären: Wenn das schon Menschen mit sündiger Natur so klar ist, wie viel mehr dürfen wir wissen, dass der Vater auf unser ernsthaftes Bitten, Suchen und Anklopfen antwortet – besonders wenn es um Weisheit geht, um richtiges Urteilen.
Ganz kurz, weil ich gleich weg muss: Du hast gesagt, in Matthäus 7, wegen des Suchens – wie bringen wir das mit Römer 3,11 zusammen? Dort heißt es: „Da ist keiner, der Gott sucht.“ Wie passt das zusammen mit „Sucht, und ihr werdet finden“ aus Matthäus?
In Römer 3,11 wird erklärt, dass kein Mensch von sich aus auf die Idee kommt, Gott zu suchen. Aber der Herr Jesus sagt in Lukas 19, Vers 10: „Der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ Und in Johannes 6, Vers 44 heißt es: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, dass der Vater ihn zieht.“ In Johannes 16 sagt der Herr Jesus, dass der Heilige Geist kommen wird und die Welt überführt von Sünde.
Der dreieinige Gott wirkt: Der Vater zieht, der Sohn sucht, der Heilige Geist überführt. Dieses Werk tut Gott an allen Menschen. Darum heißt es in Römer 2, Vers 4 – siehe auch Römer 3,11 ein Stück vorher: „Verachtest du den Reichtum der Güte Gottes, nicht wissend, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet?“ Wenn du dem widerstehst, wirst du noch mehr Zorn aufhäufen.
Also wirkt der dreieinige Gott und zieht den Menschen, was bewirkt, dass dieser beginnt, Gott zu suchen. Jeremia 29 verspricht: Wenn jemand Gott von ganzem Herzen sucht, wird er ihn finden. Und hier in Matthäus spricht der Herr sowieso zu seinen Jüngern, also zu seinen Nachfolgern: „Sucht, bittet, klopft an.“ Da ist der Fall ohnehin klar.
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