Wir befinden uns in Johannes 20. Es geht um Jesus Christus als den Auferstandenen. Wir lesen Johannes 20,19. Zunächst lesen wir bis zum Ende des Kapitels, danach gehen wir weiter zu Kapitel 21.
Wir sind immer noch an diesem ersten Tag der Woche, der bereits in Johannes 20,1 ausdrücklich erwähnt wird. Dieser Tag ist der Auferstehungstag und entspricht in unserer Wochenzählung welchem Tag? Dem Sonntag.
Der erste Wochentag, der Sonntag, ist der Tag der Auferstehung und des Sieges. Deshalb wird dieser Tag im weiteren Verlauf des Neuen Testaments zum Festtag der Christen.
Im Neuen Testament finden wir überhaupt keine Festtage, die für Christen vorgeschrieben sind, außer dem Tag des Herrn, dem Tag der Auferstehung. Man kann also aus der Bibel nicht ableiten, dass Christen irgendwelche Festtage einhalten müssten.
Der einzige als christlicher Festtag wirklich im Neuen Testament festgeschrieben ist, ist der Tag des Herrn. Das ist eine Wiederholung vom letzten Mal.
Die Bedeutung des ersten Wochentags als christlicher Feiertag
Wo finden wir den Ausdruck „Tag des Herrn“ in diesem Sinn? Im Neuen Testament, zum Beispiel in 1. Korinther 11 und in Offenbarung 1. Mit Offenbarung 1 bin ich einverstanden, mit 1. Korinther 11 jedoch nicht. Wir werden gleich sehen, warum.
In Offenbarung 1, Vers 10 steht etwas ganz Ähnliches. Johannes war auf der Insel Patmos. An einem Sonntag erhielt er die Offenbarungen der Apokalypse. Vers 10 lautet: „Ich war an des Herrn Tag im Geist, und ich hörte hinter mir eine laute Stimme wie von einer Posaune, die sprach: Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Gemeinden nach Ephesos.“ Das reicht, danke.
Hier haben wir also den Ausdruck „der Tag des Herrn“. Den Ausdruck „der Tag des Herrn“ findet man noch an vielen anderen Stellen im Neuen und Alten Testament. An all diesen anderen Stellen bezeichnet der „Tag des Herrn“ den Tag des Gerichts, wenn Jesus Christus als König der Könige und Richter der Welt wiederkommen wird, um seine Herrschaft weltweit aufzurichten.
Aber in Offenbarung 1, Vers 10 steht im Grundtext ein anderer Ausdruck: Kyriake-Hemera, was „der dem Herrn gehörige Tag“ bedeutet. Das ist ein anderer Ausdruck als zum Beispiel in 2. Petrus 3, wo „der Tag des Herrn“ mit Hemera tou Kyriou übersetzt wird – etwas ganz anderes.
Kyriake-Hemera heißt „der dem Herrn gehörige Tag“ und bezeichnet den ersten Tag der Woche, den Tag, den die Christen seit dem ersten Jahrhundert besonders als Feiertag benutzt haben. Es gibt kein Sabbatgebot für den Sonntag. Das Neue Testament spricht nicht darüber, wie es mit der Arbeit an diesem Tag ist. Der „Tag des Herrn“ ist kein verschobener Sabbat.
Der Sabbat ist etwas ganz anderes. Er ist der Festtag, den Gott als Zeichen des Bundes zwischen Gott und Israel eingesetzt hat. Der „Tag des Herrn“ ist einfach der Tag, der ganz speziell dem Herrn geweiht ist. Deshalb haben sich die ersten Christen besonders an diesem Tag als Gemeinde versammelt.
Die frühen christlichen Versammlungen und ihre Praxis
Wir sehen in Apostelgeschichte 2, dass sich die frühen Christen ab Pfingsten täglich versammelten. Schauen wir dazu kurz in Apostelgeschichte 2, Verse 42 und 46. Dort heißt es: „Sie verharrten aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und im Gebet.“ Und weiter: „Tag für Tag waren sie einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot in den Häusern, nahmen die Speise mit Frohlocken und in Einfalt des Herzens.“
In dieser ersten Zeit trafen sie sich also jeden Tag. Die Apostel unterwiesen die neu bekehrten jüdischen Christen. Das war möglich, weil eine Art Gütergemeinschaft bestand. Die Reichen unter den Christen verkauften nach und nach Grundstücke und Häuser. Den Erlös gaben sie den Aposteln, die das Geld zentral verwalteten und es so verteilten, dass jeder genügend Nahrung erhielt.
So war es im ersten Jahr bis zur Steinigung Stephanus möglich, dass sich alle Christen täglich versammeln konnten und von den Aposteln unterwiesen wurden. Man kann diese Zeit als eine Art „Bildschule“ bezeichnen.
Dann begann die Verfolgung mit der Steinigung Stephanus. Die Christen wurden vertrieben und begannen an verschiedenen Orten Gemeinden zu gründen (Apostelgeschichte 8). In diesem Jahr waren die Gemeinden schon so gut gegründet, dass sie in der Lage waren, neue Gemeinden zu gründen. Das war eine besondere Zeit.
Später war es nicht mehr so einfach möglich, sich täglich überall zu versammeln. So lesen wir zum Beispiel in Apostelgeschichte 20, Vers 7: „Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, um das Brot zu brechen, unterredete sich Paulus mit ihnen, weil er am folgenden Tag abreisen wollte.“
Bis dahin versammelten sie sich also am ersten Tag der Woche, dem Sonntag, um das Brot zu brechen, das heißt, das Abendmahl zu feiern. Dieses wurde ganz bewusst an diesem Tag, dem Tag des Herrn, gefeiert.
Die Christen sorgten dafür, dass sie ihre Arbeit so einteilten, dass sie an diesem Tag Zeit für die Zusammenkünfte hatten. Denn der Sonntag war in der alten Welt nicht einfach frei, wie das heute bei uns der Fall ist. Dennoch richteten sie sich so ein, dass sie Zeit fanden, um die Versammlungen am ersten Tag der Woche zu besuchen, dort das Brot zu brechen und das Wort Gottes zu hören.
Der Ausdruck „dem Herrn gehörig“ im Neuen Testament
Und nun, jemand hat gesagt, der Tag des Herrn wird erwähnt, Offenbarung 1,10 und noch 1. Korinther 11. Aber was findet man in 1. Korinther 11? Dort geht es um das Mahl des Herrn. Ja, ganz genau.
Wenn wir das kurz aufschlagen, das Abendmahl des Herrn, lesen wir in 1. Korinther 10, Vers 20: „Wenn ein anderes Wort zusammenkommt, so ist das nicht ‚des Herrn Mahl essen‘.“ Ja, Sie haben es also nicht richtig gemacht in Korinth. Aber der Apostel nennt hier das Abendmahl „des Herrn Abendmahl“.
Dabei finden wir auch das gleiche Wort Kyriake oder männlich Kyriakos, wie in Offenbarung 1, Vers 10. Wörtlich heißt es hier „das dem Herrn gehörige Mahl“ und in Offenbarung 1,10 „der dem Herrn gehörige Tag“.
Dieser Ausdruck „dem Herrn gehörig“ kommt also nur an diesen zwei Stellen im Neuen Testament vor. Wir haben nun gesehen, dass der Tag des Herrn der bevorzugte Tag wurde, um das Abendmahl zu feiern. So passt das eigentlich sehr gut zusammen: das dem Herrn gehörige Mahl und der dem Herrn gehörige Tag.
Die Versammlungen der frühen Christen im Tempel und ihre Entwicklung
Ich habe noch einmal eine Rückfrage zur Apostelgeschichte 2. Dort steht, dass sie sich im Tempel trafen. Wurden sie anfänglich von den Juden toleriert? An sich hatten sie sich doch gefürchtet, wie zu lesen ist, dass sie sich in verschlossenen Türen trafen. Das war noch am Auferstehungstag und in der ersten Zeit, auch eine Woche später, wie wir gleich noch sehen werden.
Mit Pfingsten änderte sich alles. Aus diesen einst verängstigten und schüchternen Jüngern wurden plötzlich Männer, die wirklich hinstehen konnten. Wir kommen aber gerade auf dieses Thema zurück. So hat Petrus ja gerade am Pfingsttag eine Rede vor dem Volk gehalten, vor den Volksmengen, mit einer Freimütigkeit, wie wir sie eben vorher nicht finden.
Pfingsten ändert alles mit dem Kommen des Heiligen Geistes. Wir werden gleich noch sehen, dass das auch zusammenhängt mit den Beweisen für die Auferstehung, die dazu führten, dass die Jünger so verändert wurden. So versammelten sich die ersten Christen einfach öffentlich im Tempel, und zwar in einer ganz bestimmten Halle. Diese wird erwähnt in Apostelgeschichte 5, Vers 12. Dort heißt es:
„Aber durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder unter dem Volk, und sie waren alle einmütig in der Säulenhalle Salomos.“
Die Säulenhalle Salomos war die Osthalle des Tempelbezirks, also entlang der Mauer, wo heute das Goldene Tor ist. Im Innenbereich, entlang dieser Mauer, befand sich die Säulenhalle Salomos. Dort hatten die Christen also einen Versammlungsort zur Verfügung, der etwa zweihundertfünfzig Meter lang war. Die Halle hatte eine Zederndecke und war sehr schön. Sie mussten keine Miete bezahlen und konnten hier Tausende von Menschen zusammenbringen.
Allein am Pfingsten, in Apostelgeschichte 2, bekehrten sich ja dreitausendzweihundertzweiundvierzig Menschen. Die Zahl stieg sehr schnell auf fünftausend Männer an (Kapitel 4, Vers 4). Bei der Zahl von dreitausend wird nicht unterschieden, ob es Frauen oder Männer waren. Bei der Zählung in Kapitel 4, Vers 4, werden nur die Männer gezählt, die Frauen kommen also noch dazu.
Wo sollte man all diese Menschen unterbringen, wenn sie sich versammeln wollten? So trafen sie sich in der Säulenhalle Salomos und hatten zusätzlich weitere Zusammenkünfte in Privathäusern.
Dieser Mut ist wirklich auffällig, und das wollen wir gleich im Zusammenhang mit der Auferstehung betrachten.
Die Begegnung mit dem Auferstandenen verändert die Jünger
Wenn wir zu Johannes 20,19 zurückkehren, finden wir zunächst die Jünger verängstigt zusammen, die Türen sind aus Furcht vor den Juden verschlossen. Das heißt, vor den führenden Juden. Die Jünger befürchteten, dass nach der Kreuzigung ihres Herrn eine Verhaftungswelle stattfinden könnte. Sie hatten Angst, mindestens ins Gefängnis zu kommen, wenn nicht sogar selbst gekreuzigt zu werden. So waren sie beieinander.
Das macht die Situation umso dramatischer, wenn wir dann lesen, Johannes 20,19b: Jesus kam und stand in der Mitte und sprach zu ihnen: „Friede euch!“ – Shalom Aleichem. Und das ändert alles.
Wer liest nochmals Vers 20? „Und als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.“ Die Begegnung mit dem Auferstandenen verändert diese Jünger völlig.
Ich habe eine Frage, die mir im Zusammenhang mit „in der Mitte“ aufgefallen ist. Ich weiß nicht, inwieweit das übereinstimmt. Der Messias steht ja auch im Griechischen in der Mitte, und es gibt die Bedeutung „Mesos“ als Mitte. Der Messias kommt ja aus der Mitte Gottes, aus der Gegenwart Gottes. Es gibt auch viele andere Bereiche, in denen die Mitte eine Rolle spielt: Zum Beispiel ist der Querbalken am Kreuz als Vermittler zu verstehen. Auch die öffentliche Zuschaustellung und das Teilen des Scheidevorhangs von oben nach unten sind damit verbunden. Zudem wurde es mittags an einem Kreuzigungstag dunkel – also in der Mitte des Tages. Das wird auch im Alten Testament schon angedeutet.
Wie hängt das zusammen, dass der Messias die Mitte ist?
Es ist so: Jesus Christus bildet im Ratschluss Gottes das Zentrum. Darum findet man in Offenbarung 5 den Herrn Jesus als das Lamm in der Mitte des Thrones beschrieben. Das erklärt auch die tiefere Bedeutung, dass Jesus Christus inmitten von zwei Verbrechern gekreuzigt wurde.
Sie haben noch weitere Dinge erwähnt, aber wenn Sie sagen, Messias könnte man vom griechischen „Mesos“ ableiten, ist das nicht korrekt. Messias ist ein hebräisches Wort, „Maschiach“. Die Griechen sprachen es als „Messias“ aus, weil es im Griechischen kein „sch“ gibt. Man kann im Griechischen also nicht „Messiah“ schreiben. Auch heute können Griechen das „sch“ nicht aussprechen. Wenn sie Deutsch lernen, sagen sie zum Beispiel „Fiss“ statt „Fisch“.
Daher wird „Maschiach“ im Griechischen als „Messiah“ geschrieben, und oft hängt man bei fremden Wörtern noch ein „s“ an. Deshalb sagt man im Griechischen nicht „Elia“, sondern „Elias“, nicht „Jeremia“, sondern „Jeremias“, nicht „Mose“, sondern „Moses“. So kommt das „s“ bei „Messias“ hinzu. Das hat aber nichts mit dem Wort „Mitte“ zu tun.
Sachlich stimmt es natürlich: Christus ist in Gottes Gedanken der Mittelpunkt all seiner Ratschlüsse. Darum finden wir ihn hier auferstanden in der Mitte.
Was wir hier sehen, ist diese Zusammenkunft: Die Jünger sind versammelt am ersten Tag der Woche, am Tag des Herrn. Der Herr kommt in ihre Mitte, sie freuen sich über den Herrn und sehen ihn in seiner Herrlichkeit. Das entspricht genau dem, was Gott sich über eine gemeinsame Zusammenkunft gedacht hat.
In Matthäus 18,20 lesen wir: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ Das hat mich im Grunde auch darauf gebracht, wie das alles zusammenhängt. Jesus sagt im Grunde gerade dies: Wenn zwei oder drei versammelt sind in seinem Namen, dann ist er in ihrer Mitte.
Das ist Gottes Plan: Christus muss im Zentrum stehen. Der Herr hat den Jüngern dies verheißen, noch bevor die Gemeinde am Pfingsttag überhaupt entstanden war. „Wo zwei oder drei versammelt sind zu meinem Namen hin, da bin ich in ihrer Mitte.“
Und jetzt haben wir hier den Herrn in der Mitte. Die Jünger kamen zu dieser Zusammenkunft mit verängstigten Herzen. Die Begegnung mit dem Herrn in der Mitte verändert alles, bringt ihnen Freude, spricht Frieden zu, und sie sehen Jesus Christus in seiner Herrlichkeit.
Der Missionsauftrag der Jünger
Der Herr spricht weiter zu ihnen, in Vers 21. Welchen Auftrag gibt er da? Welcher Auftrag wird hier vermittelt? Der Vater hat eine Gesandtschaft zur Sendung gegeben. Mit anderen Worten: Was ist das für ein Auftrag? Es ist ein Missionsauftrag, ganz genau.
Dieser Missionsauftrag wird sehr edel umschrieben. Denn der Herr sagt: „Gleichwie der Vater mich ausgesandt hat“, also so wie Gott seinen Sohn in diese Welt geschickt hat, so sollen nun die Nachfolger, die Jünger Jesu, diesen Sendungsauftrag übernehmen. Der Herr würde bald wieder zurück in den Himmel gehen. Das hatten wir schon beim letzten Mal gesehen, in der Botschaft an Maria Magdalena.
Der Herr sagt zu ihr in Vers 17: „Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und zu meinem Gott und eurem Gott.“ Er sagte ihr außerdem: „Rühre mich nicht länger an.“ Damit wollte er sagen, dass sie ihn damals nicht berühren durfte. Er meinte: „Hör jetzt auf, ich gehe weg. Ich will nicht mehr hier auf der Erde sein.“ Er sagt: „Rühre mich nicht länger an, denn ich bin noch nicht aufgefahren.“
So sollte eine Zeit kommen, in der der Herr im Himmel ist, aber seine Nachfolger auf der Erde. Diese müssen dann seinen Auftrag übernehmen – als Missionsauftrag. „Gleichwie der Vater mich ausgesandt hat, so sende ich auch euch.“
Das ist also ein ganz gewaltiger Vergleich: Die Sendung der Christen in dieser Welt wird gleichgesetzt mit der Sendung des Sohnes in diese Welt. So etwas würden wir uns kaum wagen zu vergleichen, aber der Herr hat es so gesagt.
Ich würde sagen, in der Schöpfungsgeschichte ist es eigentlich auch deutlich, dass Gott dem Menschen eine viel höhere Rolle zugedacht hat, als sie nach dem Sündenfall tatsächlich war.
Ganz genau, durch den Sündenfall hat der Mensch diese Rolle des Herrschens über die Erde eingebüßt. Und hier wird ihm eigentlich eine noch viel höhere Sendung übertragen als überhaupt bei der Schöpfung – nämlich dem gläubigen Menschen.
Die Gabe des Heiligen Geistes vor Pfingsten
Gehen wir weiter zu Vers 22. Jetzt kommt ein ganz schwieriger Vers. Warum schwierig?
Und als er dies gesagt hatte, hauchte er sie an und spricht zu ihnen: Empfangt Heiligen Geist. Ja, bis dahin. Warum ist diese Stelle schwierig?
Pfingsten sollte ja erst wie viele Tage nach diesem Ereignis sein? Wie viel? Fünfzig? Fünfzig? Vierzig Tage später die Himmelfahrt, fünfzig Tage später Pfingsten, ja. Damit fiel Pfingsten auf welchen Wochentag? Wie? Nein, wieder ein Sonntag. Inklusiv gezählt, ja?
Das Pfingstfest war ja ein jüdisches Fest, das Gott schon Israel gegeben hatte, 3. Mose 23. Es war das Fest der Wochen. Da musste man sieben Wochen zählen, und der fünfzigste Tag war dann ein besonderer Festtag. Wenn man von diesem Sonntag zählt, dann kommt man eben wieder als 50. Tag auf einen Sonntag.
Also wird die Gemeinde am Tag des Herrn gegründet, eben an diesem Tag, der die Gemeinde charakterisiert – so wie der Sabbat das Volk Israel charakterisiert hat. Ein Unterschied liegt auch in der Lebenshaltung. Israel, charakterisiert durch den Sabbat, ging in die Woche hinein und lebte auf den künftigen Tag der Ruhe hin. Das war der siebte Tag.
So hatte Israel die Verheißung, dass einmal der Messias kommen wird, dass der Messias das Problem der Sünde lösen wird und uns zur Ruhe bringen wird. Es war ein Leben in der Erwartung auf die Erfüllung einer künftigen Verheißung.
Das Christentum hingegen geht vom vollbrachten Werk des Messias am Kreuz aus. Der Christ geht also aus der Erfüllung heraus in die Woche.
So ist dieser wichtige Festtag eben der erste Tag der Woche. Da sehen wir auch wieder: Der Sonntag ist nicht ein verschobener Sabbat, sondern etwas ganz anderes. Er ist typisch christlich, typisch für die Gemeinde Gottes.
Jetzt haben wir aber das Problem: Der Heilige Geist wurde ja erst am Pfingsttag ausgegossen, fünfzehn Tage später. Hier sagt der Herr: „Empfanget Heiligen Geist!“
Nun, was muss man feststellen? Im Griechischen heißt es nicht „empfanget den Heiligen Geist“. Die alte Elberfelder hat das gekennzeichnet, indem sie den Artikel „den“ einfügte. Wir müssen das im Deutschen einsetzen, weil sonst ist es kein richtiges Deutsch.
Das Wort ist dort kursiv gedruckt, damit man merkt: Aha, eigentlich steht „empfanget Heiligen Geist“. Wie? Bei mir steht es „empfangt Heiligen Geist“. Ah, ist es so? Gut, also kein Problem.
Der Heilige Geist wird manchmal mit Artikel, manchmal ohne Artikel erwähnt. Wenn der Artikel steht, liegt mehr die Betonung auf der Tatsache, dass er eine Person ist. Wenn „Heiliger Geist“ ohne Artikel steht, liegt mehr der Akzent auf der Kraft Gottes.
Nun kommt noch dazu: Pneuma, Geist, heißt Geist, Hauch, Wind. So kann es bedeuten: Empfangt Heiligen Geist oder Empfangt Heiligen Hauch.
Der Herr haucht ja in sie. Der auferstandene Christus haucht in seine Jünger.
An welches Ereignis im Alten Testament erinnert euch das? Ja, an 1. Mose 2,7. Kann das bitte jemand lesen?
Da machte der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Atem des Lebens in seine Nase. Und jetzt kommt es: Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. Jawohl, eine lebendige Seele.
Also Gott hat das natürliche Leben dem Menschen eingehaucht.
Jetzt geht es hier um das Auferstehungsleben, das der Herr seinen Jüngern einhaucht.
Die Parallele ist: In 1. Mose 2,7 der natürliche Mensch, das natürliche Leben. Und jetzt in Johannes 20 der erneuerte Mensch empfängt das Auferstehungsleben.
Darum ist es also nicht eine Vorwegnahme von Pfingsten, sondern etwas anderes, sachlich zu unterscheiden.
Die Bedeutung von Leben und Heiligem Geist
Dann kommt noch ein schwieriger Vers, Vers 23. Nein, sondern es ist wirklich so: Jetzt ist der Auferstandene da vor ihm, am selben Tag. Er ist aus dem Tod auferstanden und stirbt nie mehr. Nun gibt er die Kraft dieses Auferstehungslebens an seine Jünger weiter.
Das könnte man vergleichen mit dem, was der Herr schon gesagt hatte in Johannes 10, Vers 10. Wer liest?
Nein, das Leben aus Christus darf man nicht mit dem Heiligen Geist verwechseln; das sind zwei verschiedene Dinge. Der Besitz des ewigen Lebens ist nicht dasselbe wie der Besitz des Heiligen Geistes. Schon im Alten Testament bekamen Menschen Leben aus Gott, wenn sie sich bekehrten, aber sie hatten nicht den Heiligen Geist bleibend innewohnend, wie es die Gläubigen heute haben.
Also Johannes 10, Vers 10 lautet: „Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu verderben. Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Überfluss haben.“ Jawohl, dass sie Leben haben. Dieses Leben ist Jesus Christus selbst. Er sagt in Johannes 14, Vers 6: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“
Der Herr hat dieses Leben, gibt dieses Leben den Gläubigen. Nun sagt er: Ich bin gekommen, dass sie das Leben haben und es in Überfluss haben. Die Qualität dieses neuen Lebens war eine ganz neue ab der Auferstehung, weil Christus eben auferstanden war. Dieses Leben bekam die Qualität des Auferstehungslebens, und das hat der Herr ihnen eingehaucht.
Das ist zu unterscheiden: Christus ist unser Leben. Paulus kann sagen: „Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir.“ Aber es ist nicht dasselbe, wie Paulus sagt: „Wisst ihr nicht, dass der Geist Gottes in euch wohnt?“ Christus in uns ist das ewige Leben. Der Heilige Geist in uns ist die göttliche Kraft, die uns hilft, dass sich das ewige Leben in uns entfaltet.
Es sind also zwei verschiedene Dinge, wobei es natürlich so ist, dass jemand, der sich bekehrt, das ewige Leben und auch in dem Moment den Heiligen Geist bekommt. Aber damals war das noch gestaffelt. Sie hatten das ewige Leben und erst am Pfingsten bekamen sie den Heiligen Geist.
Gut, jetzt kommt der nächste schwierige Vers, Vers 23. Wer liest nochmals?
„Wenn ihr jemandem die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben. Wenn ihr sie jemandem behaltet, so sind sie ihm behalten.“
Ja, was ist das Schwierige hier? Gott allein kann Sünden vergeben. Jawohl, so steht es auch in Markus 2. Haben die Pharisäer das richtig gesagt?
Nun, wie muss man diesen Vers erklären? Der Herr spricht hier also zu den Aposteln, und wir sehen ein Beispiel in Apostelgeschichte 8. Da kamen Samariter zum Glauben und ließen sich taufen. Unter diesen Getauften war ein Simon, ein ehemaliger Magier. Liest jemand Apostelgeschichte 8, Vers 18?
„Als aber Simon sah, dass durch die Auflegung der Hände der Apostel der Geist gegeben wurde, brachte er ihnen Geld und sagte: Gebt auch mir diese Macht, dass der, dem die Hände aufgelegt werden, den Heiligen Geist empfange. Petrus aber sprach zu ihm: Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, weil du gemeint hast, dass die Gabe Gottes durch Geld zu erlangen sei. Du hast weder Teil noch Recht an dieser Sache, denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott. Tue nun Buße über diese deine Bosheit und bitte den Herrn, ob dir etwa der Anschlag deines Herzens vergeben werde, denn ich sehe, dass du voll bitterer Galle und in Banden der Ungerechtigkeit bist.“
Jawohl, da wird offenbar, dass dieser Simon sich gar nicht richtig bekehrt hat. Er hat das schon äußerlich angenommen, aber es wird deutlich, dass dieser Mann immer noch in der Sünde verstrickt war. Darum sagt Petrus ihm auch: „Ich sehe, dass du in Galle der Bitterkeit und in Banden der Ungerechtigkeit bist.“ So hat Petrus ihm die Sünde behalten, indem er ihm die Vergebung abspricht.
Aber er sagt ihm, er solle Buße tun. Wenn jemand Buße tut und wirklich Reue zeigt, dann hätte Petrus Vergebung zusprechen können. Es geht also nicht darum, dass sie in göttlicher Autorität Sünden vergeben oder nicht vergeben, sondern dass sie aufgrund des vollbrachten Werks des Herrn Jesus am Kreuz jemandem Vergebung zusprechen oder eben absprechen können.
Etwas Ähnliches finden wir in Matthäus 18 bei der Gemeinde. Da geht es um den Fall, dass jemand aus der Gemeinde exkommuniziert, also ausgeschlossen werden muss, wegen Sünde. Matthäus 18, Vers 17, oder lesen wir der Zusammenhang wegen schon ab Vers 15:
„Wenn aber dein Bruder an dir gesündigt hat, so geh hin und weise ihn zurecht unter vier Augen. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er aber nicht, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit jede Sache auf der Aussage von zwei oder drei Zeugen beruht. Hört er auf diese nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und ein Zöllner. Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden bindet, wird im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden löst, wird im Himmel gelöst sein.“
Jawohl, dieses Binden und Lösen kennen wir aus der Sprache der Rabbiner. Wenn jemand aus der Synagoge ausgeschlossen wurde, dann war gewissermaßen die Sünde auf ihm gebunden. Wenn er umkehrte, konnte man ihn wieder aufnehmen, und das war ein Lösen.
Hier geht es nur um die Gemeinde, die auch diese Autorität hat. Wenn jemand in der Sünde verharrt und nicht umkehren will, auch nicht auf die Gemeinde hört, dann muss die Gemeinde ihn letztlich ausschließen. Dann wird die Sünde auf ihn gebunden. Wenn er umkehrt und Buße tut, dann kann die Gemeinde wieder lösen.
Es ist aber nicht so, dass die Gemeinde an sich Macht hat, Sünden zu vergeben oder nicht zu vergeben. Sie tut es auf der Grundlage, ob jemand wirklich Buße tut oder nicht. Man muss denjenigen mit seiner Schuld konfrontieren, damit er sich damit auseinandersetzt und die Erkenntnis kommt: Ja, das ist falsch, was ich getan habe.
Dann ist es wichtig, dass er das mit der Gemeinde in Ordnung bringt. Wenn jemand zu Recht von einer Gemeinde ausgeschlossen ist und denkt, die Gemeinde gehe ihn nichts an, dann lastet dieses Gebunden-Sein auf ihm. Er muss das mit der Gemeinde ordnen, dann kann sie lösen.
Ist das bei Ananias und Saphira auch so? Ja, gutes Beispiel, aber dort war es wieder in apostolischer Autorität, bei Petrus, nicht? Das war nicht die Gemeinde, sondern Petrus, Apostelgeschichte 5, wo er Ananias zur Rede stellt und er tot umfällt, und dann auch die Frau.
Ja, das ist genau wieder so ein Fall, zu dem gilt: „Wem ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben; wem ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“
Wie steht das im Zusammenhang mit Matthäus 16,19? Hat sich Petrus da speziell auch so verhalten?
Ja, das ist eigentlich eine Vorwegnahme, wobei der Herr das dort nur zu Petrus sagt. Jetzt in Johannes 20 sagt er es allen Jüngern, die zusammen waren, den Aposteln.
Kannst du die Stelle schnell angeben? Matthäus 16,19, glaube ich.
Ja, ganz genau. Die katholische Kirche macht daraus das sogenannte „Schlüsselamt“. Lies es doch mal schnell vor.
„Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben. Was du auf Erden binden wirst, wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, wird im Himmel gelöst sein.“
Jawohl, das sind übrigens die Schlüssel des Reiches der Himmel. Das Reich der Himmel im Matthäusevangelium ist dasselbe wie in den anderen Evangelien das Reich Gottes. Es ist nicht im Himmel, sondern hier auf der Erde. Es ist der Bereich, wo Christus unter Menschen regiert. Überall da ist das Reich Gottes.
Nun sagt der Herr zu Petrus: Ich gebe dir die Schlüssel für das Reich Gottes. Und das hat Petrus dreimal angewendet. Am Pfingsttag hat er gepredigt, da kamen dreitausend Juden zum Glauben und wurden der Gemeinde hinzugefügt. Da hat Petrus den Juden das Reich Gottes aufgeschlossen.
Später, in Apostelgeschichte 8, kommen Samariter zum Glauben. Als sie sich bekehrt hatten, hatten sie noch nicht den Heiligen Geist bekommen. Erst als Petrus und Johannes von Jerusalem kamen und ihnen die Hände auflegten als Zeichen: „Wir Samariter und Juden, obwohl wir früher immer getrennte Völker waren, gehören zusammen“ – das war ein Zeichen der Identifikation. Erst als die Samariter das akzeptierten, „Wir sind eine Einheit mit den jüdischen Gläubigen“, hat Gott mit dem Heiligen Geist geantwortet. Da hat Petrus das Reich Gottes den Samaritern aufgeschlossen.
Später bekommt Petrus in Apostelgeschichte 10 eine Vision, dass das Evangelium nun auch zu den Heiden gehen soll. Er muss zu Cornelius, einem römischen Hauptmann, gehen. Dieser hatte wirklich gar keinen Bezug zu Israel. Die Samariter hatten noch ein wenig israelitisches Blut, es war ein Mischvolk, aber diese Römer hatten gar keinen Bezug.
Dort predigt Petrus, und diese Römer kommen zum Glauben und empfangen den Heiligen Geist. Da hat Petrus den Heiden das Reich Gottes aufgeschlossen.
Ein weiterer Hinweis zum Binden und Lösen: Wir haben Beispiele bei Ananias und Saphira und bei Simon dem Magier.
Ja, gehen wir weiter.
Thomas zweifelt an der Auferstehung
Johannes 20,24: Thomas war bei dieser Zusammenkunft nicht dabei, und er glaubt seinen Freunden nicht, dass der Herr lebt. Er ist sehr skeptisch und sagt: „Nur wenn ich die Wundmale des Auferstandenen berühren und sehen kann, dann werde ich glauben, dass Christus auferstanden ist.“
Es gibt zwar heute viele Leute, die denken, die Jünger seien sehr leichtgläubig und mythisch veranlagt gewesen. Darum hätten sie an die Auferstehung Christi geglaubt. Aber das Bild, das wir hier finden, ist genau das Gegenteil: Thomas ist sehr skeptisch und absolut nicht bereit, auf das Zeugnis anderer einzugehen, die sagten, sie hätten Jesus gesehen. Er sagt, nur wenn er das selbst sieht, mit eigenen Augen, und sogar berührt, dann kann er glauben, dass Christus auferstanden ist.
Sehr interessant ist, dass vor vielen Jahren ein großer Anwalt, der Agnostiker war, sich vorgenommen hat, ein Buch über die Auferstehung Jesu Christi zu schreiben, um zu zeigen, dass das alles nicht stimmt. Er begann, die Evangelien zu studieren, und wurde überzeugt, dass es eben doch stimmt. Er wurde Christ und schrieb ein Buch mit dem Titel „Wer rollte den Stein?“.
Als Jurist stellte er fest, dass das Zeugnis in den Evangelien so überzeugend ist, dass es juristisch gesehen ganz eindeutig bewiesen ist. Wir müssen nur Folgendes bedenken: Wenn der Leib Jesu von römischen Soldaten oder anderen Feinden gestohlen worden wäre, hätten sie diesen garantiert später öffentlich vorgewiesen, um zu zeigen, dass der Glaube der Christen falsch ist.
Hätten die Jünger den Leib Jesu gestohlen, wäre es undenkbar, dass sie später einen solchen Mut gezeigt hätten, wie sie es ab Pfingsten taten. Sie waren bereit, für ihren Glauben an den auferstandenen Jesus zu sterben. Hätten sie den toten Leib besessen, wären sie nie bereit gewesen, für ihren Glauben zu sterben.
Diese Fakten sprechen dafür, dass die Auferstehung eine Tatsache gewesen sein muss. Ebenso die Tatsache, dass diese Jünger völlig verändert wurden. Sie waren zuerst so verängstigt und wurden dann entschlossen bis in den Tod. Das spricht ganz klar für die Wahrheit dieser Berichte.
Außerdem sehen wir, dass es nicht einfach leichtgläubige Menschen waren. Sie mussten auch die Fakten haben. Aber sie nahmen die Fakten zur Kenntnis. Sie sprachen mit dem Auferstandenen, berührten ihn und aßen mit ihm zusammen. Das war so völlig überzeugend.
Paulus schreibt, dass über 500 Männer ihn gesehen haben (1. Korinther 15). Einige sagen, das sei wahrscheinlich eine Massenhysterie gewesen. Aber dass 500 Männer gleichzeitig die gleiche Sinnestäuschung hatten, erfordert schon einiges an Fantasie, um das zu glauben.
Paulus kann sagen, dass 500 ihn miteinander gesehen haben und viele von ihnen damals noch lebten. Man konnte sie also zur Zeit von Paulus noch befragen, als er den 1. Korintherbrief schrieb.
Wir haben also Berichte von Augenzeugen. Johannes, der das Johannesevangelium schrieb, war selbst Augenzeuge, und darauf können wir uns stützen.
Es ist schon merkwürdig, dass Leute das Johannesevangelium kritisieren, obwohl wir beweisen können, dass es aus dem ersten Jahrhundert stammt. Dieselben Leute sind bereit, einem Roman mit dem Titel „Sakrileg“ von Dan Brown zu glauben.
Wer informiert sich eigentlich mit Romanen über Tatsachen? Das ist schon ein Affront. Wenn ich etwas Faktisches wissen will, kaufe ich keinen Roman. Wenn ich eine Geschichte lesen möchte, kann ich einen Roman kaufen, aber nicht, wenn ich Fakten wissen möchte.
Dan Brown gründet sich auf gnostische Evangelien, das sind gefälschte Evangelien aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert. Sie wurden von Leuten geschrieben, die nicht dabei waren. Diese Gnostiker stammen aus Ägypten und lebten viel später. Diese Leute waren Lügner, denn sie schrieben unter falschem Namen.
Zum Beispiel das Thomas-Evangelium aus Ägypten, das etwa um 140 nach Christus verfasst wurde. Nach wissenschaftlicher allgemeiner Datierung war Thomas zu diesem Zeitpunkt längst tot. Der letzte der Jünger, der Apostel Johannes, starb um das Jahr 100 nach Christus.
Das Thomas-Evangelium ist also eine Fälschung. Ebenso das Petrus-Evangelium und das Judas-Evangelium, das vor Jahren entdeckt wurde und jetzt in den Medien groß verbreitet wird. Dieser Text stammt aus dem zweiten Jahrhundert, die gefundene Handschrift etwa aus dem dritten Jahrhundert.
Und die Leute nehmen das und denken, jetzt haben wir ganz neue Informationen darüber, wer Judas wirklich war. Was denken diese Leute? Wir müssen doch Quellen von Augenzeugen aus der Zeit haben und diese ernst nehmen. Nicht Quellen von Leuten, die viel später geschrieben haben und offensichtlich Lügner waren, die unter falschem Namen schrieben.
Das Eindrückliche ist, dass die frühen Christen alle diese gefälschten Evangelien verworfen haben. Es gibt etwa dreißig dieser Schriften, aber kein einziges davon ist in unsere Bibel aufgenommen worden.
Das zeigt doch, dass die Menschen in der Antike nicht so leichtgläubig und oberflächlich waren, wie man manchmal meint. Sie forschten ganz genau. Es war immer entscheidend, dass eine Schrift, um als Teil des Neuen Testaments anerkannt zu werden, von einem Apostel Jesu Christi geschrieben sein musste. Also von einem der Zwölf oder von Paulus, dem Apostel für die Heiden, oder von einem Propheten, der durch die Apostel anerkannt war, wie zum Beispiel Lukas, Markus, der Schreiber des Judasbriefes oder Jakobus.
Nur diese Bücher wurden anerkannt, und all die Fälschungen wurden verworfen.
Die Leute, die denken, wir lebten in einem wissenschaftlichen Zeitalter, fallen auf einen Roman herein. Das ist schon unglaublich.
Es ist Zeit für eine Pause.
Die Erscheinung Jesu eine Woche später mit Thomas
In Vers 26 sind wir nun eine Woche weiter, acht Tage später, also wieder am Tag des Herrn. Die Jünger sind erneut versammelt, Thomas ist diesmal mit dabei. Wieder erscheint Jesus, obwohl die Türen verschlossen sind. Diese Angst ist also nach einer Woche immer noch nicht vorbei. Doch der Herr kommt wieder in ihre Mitte und spricht den gleichen Wunsch: Shalom Aleichem – Friede sei mit euch.
Manchmal hat man das Gefühl, wenn der Herr so durch verschlossene Türen erscheint, dass sein Körper nur geistig, nicht wirklich leibhaftig sei. Aber in Lukas 24 sehen wir, dass der Herr wirklich leibhaftig und nicht nur geistig auferstanden ist. In Lukas 24, Verse 36 und folgende lesen wir: Während sie dies redeten, stand er selbst in ihrer Mitte und sprach zu ihnen: „Friede sei mit euch!“ Sie erschraken und wurden von Furcht erfüllt; sie meinten, einen Geist zu sehen. Er aber sprach zu ihnen: „Was seid ihr bestürzt, und warum steigen Gedanken in eurem Herzen auf? Seht meine Hände und meine Füße, dass ich es selbst bin; betastet mich und seht, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr seht, dass ich habe.“ Vers 40: „Und als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Füße. Als sie aber noch nicht glaubten vor Freude und sich wunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen?“ Sie reichten ihm ein Stück gebratenen Fisch, und er nahm es und aß vor ihnen.
Jawohl, der Herr sagt ganz klar, dass er kein Geist sei. Ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie er in Vers 39 sagt: „Wie ihr seht, das ich habe.“ Doch dann stellt sich die Frage: Wie ist das möglich mit den verschlossenen Türen? Laut Matthäus 14 ist der Herr auch vor der Auferstehung auf dem Wasser gegangen. Auf dem See Genezareth. Das ist ja normalerweise nicht möglich, denn die Wasserstoffbrücken zwischen den H2O-Molekülen brechen durch das Gewicht. Wasserläufer, ein spezielles Insekt, kann auf der Wasseroberfläche gehen, weil die Oberflächenspannung des Wassers ausreicht, um das Tier zu tragen. Ein Mensch kann das nicht.
Der Herr aber ist der Herr der Atome. Für ihn ist es kein Problem, die Wasserstoffbrücken kurzzeitig zu verändern, sodass er auf dem Wasser gehen kann. Auch Petrus konnte das. Aber wie ist es mit den Türen? Aus der modernen Physik wissen wir, dass eine Tür aus mehr Zwischenraum als Materieteilchen besteht. Die Materieteilchen sind so dicht hintereinander, dass daraus ein fester Körper entsteht – ähnlich wie im Weltall. Das Weltall besteht auch überwiegend aus Zwischenraum, aber die Galaxien sind so dicht angeordnet, dass unsere Sicht durch andere Galaxien verdeckt wird. Unsere heutigen Möglichkeiten stoßen an Grenzen, weil die Dichte im Raum ein Maß annimmt, bei dem wir nicht mehr weitersehen können.
Für den Herrn der Atome ist es kein Problem, die festen molekularen Verbindungen kurzzeitig aufzuweichen, sodass man auch durch eine Tür gehen kann – genauso wie durchs Wasser. Ich sage das nur, um zu zeigen, dass die Tatsache, dass der Herr trotz verschlossener Türen erscheinen kann, nichts mit der Konsistenz seines Körpers zu tun hat. Sein Körper war ein wirklicher von Fleisch und Knochen.
Der Herr erscheint wieder in der Mitte, nun ist Thomas dabei und wird aufgefordert, den Herrn zu berühren. Die Römer haben sehr unterschiedlich gekreuzigt. Sie verwendeten Pfähle, Kreuze, hängten die Gekreuzigten mit Stricken auf oder nagelten sie – es gab eine große Variationsbreite. Im Zusammenhang mit der Kreuzigung Jesu können wir sagen, dass er genagelt wurde, denn Thomas sagt ausdrücklich in Vers 25: „Es sei denn, dass ich in seinen Händen das Mal der Nägel sehe.“ Das ist eine Wiederholung.
Wie kann man also biblisch belegen, dass Christus an einem Kreuz und nicht an einem Pfahl genagelt wurde? Zum Beispiel mit dem Querbalken, den er getragen hat. Johannes 19, Vers 17 lautet: „Und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte.“
Hier steht das Wort „Kreuz“, im Griechischen „Stauros“. „Stauros“ kann sowohl Pfahl als auch Kreuz bedeuten. Hier meint es das „Patibulum“ auf Lateinisch, den Querbalken. Wenn Menschen gekreuzigt wurden und ihnen der „Stauros“ zum Tragen gegeben wurde, war das immer das „Patibulum“, nicht der ganze Baum oder Balken. Der Pfahl wurde bereits an der Hinrichtungsstätte von Soldaten aufgerichtet und befestigt, aber der Verurteilte trug den Querbalken. Die Tatsache, dass Johannes als Augenzeuge schreibt, dass Christus sein Kreuz trug, zeigt, dass er das „Patibulum“ trug und folglich an einem Kreuz mit Querbalken gekreuzigt wurde.
„Stauros“ ist also nicht immer eindeutig, kann Pfahl oder Kreuz bedeuten. Aber die zusammenhängenden Stellen ergeben klar, dass im Neuen Testament „Stauros“ ein Kreuz meint.
Das sind also die Filme, die dieses Ereignis nachempfinden sollen, in diesem Punkt falsch. Gerade im letzten Film, in dem gezeigt wird, wie Jesus das volle Kreuz trägt, und in Jerusalem finden alljährlich Prozessionen statt, die das darstellen – das ist sachlich falsch.
Übrigens ist auch die Darstellung, wie genagelt wurde, sachlich falsch. Es ist nämlich so: Vor einigen Jahren wurde bei Straßenarbeiten in Jerusalem eine Grabstätte entdeckt mit einem Ossuar, einer Knochenbox, wie man im ersten Jahrhundert die Knochen der Toten aufbewahrte. In dieser Knochenbox fand man die Überreste eines Gekreuzigten. Dort war noch ein Nagel im Fersenknochen, etwa zehn Zentimeter lang. Nach der Abnahme vom Kreuz konnte man ihn nicht mehr entfernen und ließ ihn für die Beerdigung einfach drin.
Wir wissen sogar, wie der Mann hieß: Hans, hebräisch Jochanan. Hans wurde gekreuzigt, und zwar so, dass der Nagel durch den Fersenknochen ging. Man kann sich vorstellen, dass der Nagel von der Seite durch den Fersenknochen eingeführt wurde, auf der anderen Seite herauskam und zwischen den Beinen der Pfahl war. So wurde man verrenkt aufgenagelt – aber nicht so, wie es oft dargestellt wird, nämlich vorne in den Fuß hinein oder gekreuzt. Nein, durch den Fersenknochen.
Ein Schwager von mir in den USA ist Fußchirurg. Als ich einmal in San Francisco mit ihm darüber sprach, sagte er, der Fersenknochen ist so aufgebaut, dass er viele Zwischenräume hat. Deshalb ist es sehr einfach, einen Nagel durchzuschlagen. Die Zwischenräume sind so strukturiert, dass der Knochen eine extreme Festigkeit besitzt. Das heißt, man kann einen Nagel durchschlagen, ohne dass der Knochen zersplittert.
So verstehen wir die Kreuzigung Christi viel besser. Und auch das Wort, das Gott an die Schlange richtete nach dem Sündenfall: Der Same der Frau wird der Schlange den Kopf zertreten, und die Schlange wird ihm in die Ferse stechen. Dieser Schlangenbiss in die Ferse hat sich realisiert, indem die Feinde Christi Nägel durch seine Fersenknochen trieben. Dabei wurden die Knochen nicht zersplittert.
Das steht auch in Psalm 34, Vers 20: „Eben kein Knochen soll von ihm gebrochen werden.“ Die Darstellung von Nägeln in der Handfläche funktioniert nicht, da unter dem Gewicht des Gekreuzigten die Handfläche sofort aufgerissen würde. Was funktioniert, ist, den Nagel am Übergang von der Handfläche zum Unterarm einzufügen. Das hält.
Doch dort befindet sich ein spezieller Nerv. Wird er verletzt, entstehen die schlimmsten Schmerzen. Wenn der Nagel durchgeschlagen wird, führt das zu einer Lähmung, aber der Schmerz bleibt – unglaublich grausam.
Dazu lesen wir noch Worte aus Sacharja 12, Vers 10: „Über das Haus Davids und die Bewohner Jerusalems will ich den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen; sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“ Das bezieht sich auf den Lanzenstich in der Seite, den wir schon bei Johannes 19 gesehen haben.
In Sacharja 13, Vers 6 heißt es: „Wenn man ihn fragt: Was sind das für Wunden zwischen deinen Händen? Dann wird er sagen: Sie sind entstanden, als ich im Haus meiner Freunde geschlagen wurde.“ Diese Wunden in seinen Händen sind die Nägelmale des Gekreuzigten.
Vers 17: „Denn die Hunde haben mich umgeben, eine Rotte von Übeltätern hat mich umzingelt; sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben.“ Man bedenke, König David hat diesen Psalm im elften Jahrhundert vor Christus geschrieben, aber die Kreuzigung wurde erst von den Persern erfunden, viele Jahrhunderte später. Die Perser gaben die Kreuzigung an die Griechen weiter, die sie den Römern überlieferten. Zu Davids Zeit gab es die Kreuzigung noch nicht, und dennoch schreibt er: „Sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben.“
In Vers 14 bis 16 heißt es: „Sion sagt: Verlassen hat mich der Herr, der Herr hat mich vergessen. Vergisst etwa eine Frau ihren Säugling, dass sie sich nicht erbarmt über den Sohn ihres Leibes? Sollten selbst diese vergessen, so werde ich dich niemals vergessen. Siehe, in meine beiden Handflächen habe ich dich eingezeichnet.“
Das hebräische Wort für „einzeichnen“ ist „Chakak“. Das bedeutet nicht einfach nur zeichnen, sondern eingravieren, zum Beispiel in Fels. Das passt zu den Wundmalen des Herrn: „In meine beiden Handflächen habe ich dich eingegraben.“
Thomas sieht den Herrn, und wir lesen nicht, dass er tatsächlich seine Hände in die Seite gelegt hat. Der Herr fordert ihn zwar auf, aber Thomas reagiert in Vers 20 überwältigt: „Mein Herr und mein Gott!“ Er sieht den auferstandenen Menschen Jesus vor sich und wird überzeugt – nicht nur von seiner Menschheit, sondern auch von seiner Gottheit: „Mein Herr und mein Gott!“
Die Zeugen Jehovas, die die Gottheit Christi leugnen, sagen zu dieser Stelle, Thomas hätte einfach zum Himmel geschaut und gesagt: „Mein Herr und mein Gott.“ Aber das stimmt nicht, denn es steht hier: Thomas antwortete und sprach zu ihm: „Mein Herr und mein Gott!“
Dan Brown schreibt in seinem Buch „Sakrileg“, die Gottheit Christi sei eine Erfindung von Kaiser Konstantin im vierten Jahrhundert nach Christus. Woher? Das lesen wir im Johannesevangelium. Wir haben sogar eine Abschrift des Johannesevangeliums aus dem Beginn des zweiten Jahrhunderts, also nur wenige Jahre nach dem Tod von Johannes. Dort steht: „Mein Herr und mein Gott.“ Auch in Johannes 1,1 heißt es: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Und in Vers 14: „Und das Wort wurde Fleisch.“ Die Gottheit Christi wird also ganz klar in den Schriften des Neuen Testaments aus dem ersten Jahrhundert bezeugt und ist keine Erfindung des vierten Jahrhunderts.
Viele Menschen lesen solche Unsinnigkeiten und glauben sie. Man müsste eher sagen: Nicht die Menschen in der Antike waren leichtgläubig, sondern sehr viele moderne Menschen sind unglaublich leichtgläubig.
Der Herr sagt zu Thomas in Vers 28b: „Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt; selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Thomas durfte Augenzeuge des Auferstandenen sein. Er gehörte zur ersten Generation der Christen. Die späteren Generationen haben Christus nicht mehr gesehen.
Petrus schreibt in seinem ersten Brief, einem Rundschreiben an verschiedene Regionen in der heutigen Türkei, im Jahr 63 oder 64 nach Christus, also gut dreißig Jahre nach der Kreuzigung, in 1. Petrus 1, Vers 8: „Ihn liebt ihr, obwohl ihr ihn nicht gesehen habt; an ihn glaubt ihr, obwohl ihr ihn jetzt nicht seht. Durch ihn werdet ihr jubeln mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erreicht, die Errettung der Seelen.“
Er sagt also zu den Christen, die er anschreibt: „Obwohl ihr ihn nicht gesehen habt, liebt ihr ihn. Ihr glaubt an ihn, obwohl ihr ihn jetzt nicht seht.“ Das ist interessant, denn es gibt Christen, die meinen, Gott sende Visionen, Eindrücke und Bilder, und man könne Christus sehen. Das solle man anstreben.
Schon damals, dreißig Jahre nach der Kreuzigung, sagt Petrus in seinem Rundschreiben: „Ihr habt ihn nicht gesehen und glaubt trotzdem an ihn.“ Hätte jemand protestieren können: „Petrus, wir haben doch so viele Bilder und Visionen von Christus gehabt!“ Nein, sagt Petrus, „ihr habt ihn nicht gesehen und glaubt dennoch an ihn.“
Der Herr sagt, dass in Gottes Augen diejenigen, die glauben, ohne den Auferstandenen gesehen zu haben, noch mehr gesegnet sind. Das bedeutet „selig“ – ein Gesegnetsein aus Gottes Sicht. Das war die Norm. Wenn wir etwa zweitausend Jahre Kirchengeschichte betrachten, haben fast alle Generationen außer der ersten Christus nicht gesehen und trotzdem einen festen Glauben an den Auferstandenen entwickelt.
Wir haben die Zeugnisse in der Bibel: Das Matthäus- und das Johannesevangelium wurden von Augenzeugen geschrieben. Markus und Lukas haben von Augenzeugen berichtet und das Material gesammelt. Auf diese Zeugnisse stützen wir uns.
Johannes schreibt am Ende seines Lebens, um das Jahr 95, warum er dieses Evangelium geschrieben hat. In Vers 30 lesen wir: „Auch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Jüngern getan, die nicht in diesem Buch geschrieben sind. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.“
Das Ziel des Johannesevangeliums ist also, Glauben zu fördern – einen Menschen zu überzeugen, dass Jesus Christus wirklich Gottes Sohn ist.
Ich habe von einem Christen gehört, der einem Nichtchristen ein Neues Testament schenken wollte. Der Nichtchrist wollte es eigentlich nicht annehmen und sagte: „Ich nehme es, aber ich werde daraus Zigaretten drehen.“ Der Christ sagte: „Du musst mir versprechen, dass du jede Seite liest, von der du eine Zigarette drehst.“ Er versprach es.
Dann las er Matthäus 1, drehte eine Zigarette, dann das Markus-Evangelium, das Lukasevangelium, und schließlich kam er zu Johannes. Bei Johannes 3, Vers 16 bekehrte er sich: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“
Er war fertig mit dem „Bibelrauchen“. Das entspricht genau der Absicht, die hier beschrieben ist: Dass ihr glaubt, dass Jesus der Christus, der Messias, der verheißene Erlöser, der Sohn Gottes ist, und dass ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.
Ich erinnere mich, als ich auf dem Gymnasium war, hatte ich einen Mitschüler, der plötzlich kam und sagte: „Ich habe überhaupt nichts verstanden, ich habe die Apokalypse gelesen.“ Ich sagte ihm: „Du musst die Apokalypse nicht lesen. Sie ist gar nicht für dich geschrieben. Sie ist geschrieben für Knechte – Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss. Du bist kein Knecht.“ Ein Knecht ist jemand, der gehorcht, was Jesus Christus sagt. Für solche Menschen ist die Offenbarung, andere verstehen sie nicht. Du musst das Johannesevangelium lesen, denn das ist für dich geschrieben. Das ist der Zweck dieses Buches.
Gehen wir noch ein bisschen weiter zu Johannes 21. Wer liest Verse 1 bis 14? Vielleicht Peter?
Nach diesem offenbarte Jesus sich wiederum den Jüngern am See von Tiberias. Er offenbarte sich so: Simon Petrus, Thomas genannt Zwilling, Nathanael, der von Kana in Galiläa war, die Söhne des Zebedäus und zwei andere Jünger waren zusammen. Simon Petrus sprach zu ihnen: „Ich gehe hinfischen.“ Sie antworteten: „Wir gehen mit dir.“ Sie gingen hinaus und stiegen ins Schiff, aber in jener Nacht fingen sie nichts.
Als der Morgen anbrach, stand Jesus am Ufer, doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Jesus sprach zu ihnen: „Kinder, habt ihr etwas zu essen?“ Sie antworteten: „Nein.“ Er sagte: „Werft das Netz auf der rechten Seite des Schiffes aus, und ihr werdet etwas finden.“ Sie warfen es aus und konnten das Netz vor lauter Fischen nicht mehr ziehen.
Der Jünger, den Jesus liebte, sagte zu Petrus: „Es ist der Herr.“ Als Simon Petrus das hörte, gürtete er sein Oberkleid um, denn er war nackt, und warf sich ins Wasser. Die anderen Jünger kamen mit dem Schiff, denn sie waren nicht weit vom Land, etwa zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen nach.
Als sie ans Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer mit Fischen und Brot darauf. Jesus sagte: „Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt.“ Simon Petrus ging hinauf und zog das Netz mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen auf das Land. So viele Fische konnten sie nicht zählen.
Jesus sprach zu ihnen: „Kommt her und frühstückt.“ Keiner der Jünger wagte ihn zu fragen: „Wer bist du?“, denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch.
Dies ist schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, nachdem er von den Toten auferstanden war.
Die Erscheinung des Auferstandenen am See Genezareth
Erscheinung des Auferstandenen, aber an einem ganz anderen Ort. Wo fanden diese Erscheinungen statt, die wir in Kapitel 20 beschrieben haben? In Jerusalem, also in Südisrael. Und nun, wo sind wir? Am See von Nazareth, das ist dasselbe wie der See von Tiberias. Tiberias ist eine Stadt am Ufer des Sees Genezareth. Deshalb gibt es verschiedene Namen für denselben See: See Genezareth, See Tiberias usw.
Warum gehen die Jünger jetzt plötzlich nach Galiläa? Sie sollten ja dorthin gehen, das hat ihnen der Engel am Grab gesagt. Dort sollten sie hingehen. Wo steht das? An Markus? Nein, wir glauben nur, was wir in der Bibel lesen. Schlagen wir Matthäus 28 auf. Dort finden wir die Beschreibung des leeren Grabes und eine Engelerscheinung. Jemand liest bitte die Verse 6 und 7 vor:
„Er ist nicht hier, denn er ist auferweckt worden, wie er gesagt hat. Kommt her, seht die Stätte, wo er gelegen hat, und geht schnell hin und sagt seinen Jüngern, dass er von den Toten auferweckt worden ist. Und siehe, er geht vor euch hin nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen.“
Aha, das stimmt also. Wir haben sogar noch früher einen Hinweis darauf, in Matthäus 26, Vers 32. Das war am Vorabend der Kreuzigung, direkt nach dem Abendmahl, nach der Einsetzung des Abendmahls. Bitte, liest jemand vor?
„Nachdem ich aber auferweckt sein werde, werde ich vor euch hingehen nach Galiläa.“
Ja, das war also ganz klar abgemacht. So gingen die Jünger nach Galiläa. Aber der Herr war zu diesem Zeitpunkt noch nicht da.
Wir lesen, wie viele Jünger dort beieinander waren. Fassen wir das kurz zusammen: Es waren sieben. Nämlich Petrus und Thomas, Nathanael, die Söhne des Zebedäus – das sind Jakobus und Johannes – und noch zwei weitere, die nicht namentlich genannt werden.
Diese Männer hatten den Auftrag, Menschenfischer zu werden, wie es in Matthäus 4 beschrieben ist. Nach der Kreuzigung des Herrn geht Petrus wieder zu seinem alten Beruf zurück.
In Vers 3 heißt es: Simon Petrus spricht zu ihnen: „Ich gehe hin, fischen.“ Er kehrt also an den See Genezareth zurück, um zu fischen.
Das hat mich sehr berührt. Ich erinnerte mich an einen Prediger, der jahrelang treuen Dienst geleistet hatte, dann aber persönliche Probleme bekam und nun Lastwagenchauffeur bei Coca-Cola ist. Da denkt man: Gibt es nicht eine andere Möglichkeit? Sollte da nicht eine Wiederherstellung und Wiedereinsetzung in den Dienst geschehen?
Genau das finden wir hier bei Petrus. In dem Abschnitt, den wir noch nicht gelesen haben, sehen wir beim nächsten Mal, wenn wir weitermachen, dass der Herr Petrus wieder ganz neu in den Dienst einsetzt und wiederherstellt.
Wir müssen immer bedenken, dass Simon Petrus innerlich sehr belastet war, weil er den Herrn am Tag der Kreuzigung oder in der Nacht davor verleugnet hatte. In diesem Satz steckt eine gewisse Frustration.
Simon Petrus sagt zu ihnen: „Ich gehe hin fischen.“ Und dann haben sie in jener Nacht überhaupt keinen Erfolg; sie fingen nichts.
Die Authentizität der Evangelien durch Fischereiberichte
Nun, wenn man diesen Fischerbericht betrachtet – und wir haben ja viele Fischerberichte in den Evangelien studiert – kann man ganz interessante Dinge entdecken. Es werden viele technische Details über das Fischen erzählt, und zwar nicht allgemein, sondern speziell über das Fischen im See Genezareth. Denn das ist nicht dasselbe wie anderswo.
Ein Jude, der jahrzehntelang Fischer im See Genezareth war und ein Pionier auf diesem Gebiet, hat ein Buch geschrieben: Mendel Nun, „Der See Genezareth und die Evangelien – Archäologische Forschungen eines jüdischen Fischers“. Das ist sensationell. Er kommt als Jude, als Nichtchrist, zu dem Schluss, dass die Informationen und Details über das Fischen in den Evangelien genau mit der Situation dort übereinstimmen. So etwas könnte niemand schreiben, der nicht wirklich ein Spezialist am See Genezareth war.
Das heißt, die ganzen bibelkritischen Ideen, wie sie zum Beispiel im 19. Jahrhundert vertreten wurden, sind fragwürdig. Damals behauptete man, das Johannesevangelium sei eine Fälschung, vielleicht etwa um 180 nach Christus. Das war die Tübinger Schule mit Bauer, die solche Thesen vertrat. Später wurden jedoch Handschriften gefunden, die deutlich älter sind als das von Bauer angenommene Datum der Abfassung.
Gerade diese Fischereiberichte sind im Detail so exakt, dass man sagen muss: Nein, das waren Leute, die das genau verstanden haben – und zwar am See Genezareth. Johannes war einer dieser Fischer vom See Genezareth. Gerade in diesem Abschnitt haben wir einen Bericht, der in den Details genau übereinstimmt mit der Art und Weise, wie man mit Spiegelnetzen im See Genezareth fischt.
Die Evangelien erwähnen verschiedene Netze: die Methode mit dem Spiegelnetz, die Methode mit dem Wurfnetz und die Methode des Schleppnetzes. Es scheint, dass dies der einzige Bericht aus der Antike ist, der so detailliert das Fischen mit einem Spiegelnetz beschreibt – und zwar in den Evangelien, besonders in Johannes 21. Die Fischerei ist somit ein starkes Argument für die Echtheit der Evangelien.
Was versteht man unter einem Spiegelnetz? Das werde ich beim nächsten Mal etwas ausführlicher erklären, denn wir werden ja gleich zum Schluss kommen. Vielleicht erzähle ich dann auch noch einiges über Netze in den Evangelien.
Was vielleicht noch interessant ist: In dieser kurzen Zeit sagt der Bericht, dass sie am See Genezareth, am See Tiberias, waren. Aber wo genau haben sie gefischt? Das kann man herausfinden. Es war ja April, um das Passafest herum, kurz nach der Kreuzigung. Petrus fischte da 153 große Fische heraus.
Dabei ist klar, welcher Fisch gemeint ist. Es gibt nämlich nur einen großen Fisch im See Genezareth, der in Schwärmen schwimmt: der Muscht, auch Sankt-Peters-Fisch genannt. Das ist wunderbar. Es handelt sich um einen tropischen Fisch, den man normalerweise nur in den Tropen findet, der aber im See Genezareth lebt. Das ist dank sieben heißer Quellen möglich, die ganz nahe bei Kapernaum liegen, an dem Ort, der Tabka heißt. Tabka ist eigentlich ein arabisches oder arabisch verändertes Wort und bedeutet „sieben Quellen“.
Diese Quellen bei Kapernaum ermöglichen es dem Muscht, dem Petrusfisch, sich auch im Winter wohlzufühlen, wenn der See in Israel sehr kalt wird. Gerade im Gebiet von Kapernaum, wo übrigens auch Petrus wohnte. Im Evangelium haben wir ja die Schwiegermutter, die ein Haus in Kapernaum hatte. Das macht ganz klar, dass wir uns in der Gegend von Kapernaum befinden, dort, wo Petrus herkam.
Speziell beim Muscht ist Folgendes: Man kann das Rückgrat sehr einfach entfernen und benötigt kaum Geräte. Das ist sehr praktisch, denn ich fürchte mich immer vor Geräten beim Fischessen. Muscht ist also ganz ideal.
In biblischer Zeit gab es insgesamt 18 Fischarten im See Genezareth. Es gibt noch andere große Fische, zum Beispiel einen besonders großen Fisch, der etwa 1,80 Meter lang wird. Das kann hier aber nicht gemeint sein, weil dieser keine Schuppen hat. Juden dürfen nach 3. Mose 11 nur Fische essen, die Schuppen und Flossen haben. Das kommt also nicht in Frage. Deshalb sind wir hier ganz klar beim Muscht.
Und eben im April ist das genau das Gebiet, in dem sich der Muscht wohlfühlt – bei Kapernaum.
Nächstes Mal werden wir weitermachen, ich werde noch ein paar weitere Details sagen. Vielleicht noch etwas zur geistlichen Botschaft, die wir hier mitnehmen können.
Petrus und seine Freunde hatten absolut keinen Erfolg, doch dann kommt der Auferstandene. Vom Ufer aus sagt er ihnen, wie sie es machen sollen. Sie waren bereit, dem Herrn zu gehorchen, obwohl sie Spezialisten waren, insbesondere Petrus, Jakobus und Johannes. Sie gehorchten, und es gab Frucht, große Resultate.
So ist es auch für uns. Wir haben den Auftrag, als Gläubige den Missionsauftrag zu erfüllen: „Gleichwie der Vater mich gesandt hat, sende auch ich euch“ (Johannes 20,21). Dabei kann man sehr frustriert sein, wenn man nichts fängt. Aber es ist wichtig, dass wir nicht auf uns selbst vertrauen oder auf unsere Methoden, sondern dass wir hören, was der Herr sagt und wo wir arbeiten sollen.
Er kann uns an die Stellen führen, wo es etwas gibt. Der Herr sagte ihnen, sie sollten das Netz an einer bestimmten Stelle auswerfen – und genau dort war ein Muschschwarm. So hatten sie großen Erfolg. Auch wir können Erfolg haben, wenn wir gut auf den Herrn hören und nicht auf uns selbst vertrauen.
Das ist die geistliche Botschaft, die wir aus diesem Abschnitt mitnehmen können.
Hat die Zahl 153 eine Bedeutung? Ja, aber darauf möchte ich beim nächsten Mal eingehen. Vielleicht vorab: Die Zahl 153 wird besonders erwähnt, daher ist die Frage naheliegend. Man kann 153 aufteilen in zwölf mal zwölf und drei mal drei. Ich hatte eigentlich an dreimal einundfünfzig gedacht, aber das ist auch interessant. Nächstes Mal können wir mehr darauf eingehen.
Nun sollten wir zum Schluss kommen. Wir haben noch ein paar wichtige Dinge zu besprechen, nämlich erstens das Thema nach dem Johannesevangelium. Ich habe mal vorgeschlagen: Wie wäre es mit messianischen Psalmen, also Psalmen, die speziell auf Christus hinweisen? Oder gibt es andere dringende Wünsche oder Vorschläge?
Aha, ja, das war mal ein erster Vorschlag. Ein zweiter Vorschlag wäre messianische Prophezeiungen überhaupt, also von Anfang der Bibel bis zu Maleachi. Das ist noch besser als nur Psalmen. Aber dann kommen wir auch auf die Psalmen zurück.
Die Reaktion war ziemlich deutlich. Kann ich das so nehmen? Dann wollen wir also messianische Prophezeiungen im Alten Testament behandeln. Gut, dann nehme ich das gerne so auf.