Wahrnehmung und Ablehnung des Messias durch das jüdische Volk
Wir sind vor der Pause bei Jesaja 53, Vers 2b stehen geblieben: „Er hatte keine Gestalt und keine Pracht, und als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seiner begehrt hätten.“
Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann, der Schmerzen kannte und mit Leiden vertraut war, und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt. Er war verachtet, und wir haben ihn für nichts geachtet.
Wer spricht hier? Es ist das jüdische Volk, das hier spricht und sich später daran erinnert, wie es damals war, als er kam, als er in Israel auftrat und wie sie auf ihn reagiert hatten.
Jesaja 53 erhält seine ganz besondere Bedeutung geschichtlich dann, wenn der Herr Jesus zurückkehren wird auf den Ölberg (Sacharja 14,3), um Israel aus der Katastrophe der großen Drangsal herauszuretten.
Dann wird geschehen, dass ein Drittel der Bevölkerung, das sich in diesem dreieinhalbjährigen Weltkrieg vor der Wiederkunft Christi bekehren wird, in äußerster Not auf ihn blicken wird. Nach Sacharja 12,10 heißt es: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“
Weiter heißt es: „Und sie werden über ihn wehklagen, wie man wehklagt über den Eingeborenen.“ Der jüdische Überrest, wenn er in der Zukunft durch die Not zur Bekehrung kommt, wird also ein Drittel der Bevölkerung ausmachen. Sie werden schließlich den Messias mit eigenen Augen sehen.
Sie werden auf ihn blicken, den sie durchbohrt haben, und dann werden sie eine nationale Buße anstimmen – und zwar im ganzen Land Israel. Sacharja 12 beschreibt, wie das geschehen wird. Ich lese nochmals Sacharja 12, Vers 10:
„Und ich werde über das Haus Davids und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen.“
Das ist die Geistausgießung am Anfang des Tausendjährigen Reiches nach der Wiederkunft Christi, entsprechend Joel 3.
„Und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen, gleich der Wehklage über den Eingeborenen, und bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen Leid trägt. An jenem Tag wird die Wehklage in Jerusalem groß sein, wie die Wehklage von Hadadrimmon im Tal Megiddo, und wehklagen wird das Land, jedes Geschlecht für sich, das Geschlecht des Hauses Davids für sich, das ist die Königslinie, und ihre Frauen für sich, das Geschlecht des Hauses Nathans für sich und ihre Frauen für sich.“
Nathan ist eine Nebenlinie der Königslinie. David hatte Salomo auf den Thron gesetzt, aber ein anderer Sohn, Nathan, wurde nicht König. Aus dieser Linie kommt später Maria, wie man in Lukas 3 nachlesen kann.
Also sind hier zwei davidische Linien erwähnt, die auf David zurückgehen, sowie ihre Frauen besonders. Weiter heißt es:
„Das Geschlecht des Hauses Levis für sich und ihre Frauen für sich, das Geschlecht der Simeoniter, das ist nochmals ein priesterliches Geschlecht wie Levi, für sich und ihre Frauen für sich, alle übrigen Geschlechter, jedes Geschlecht für sich und ihre Frauen für sich.“
Es handelt sich also um eine nationale Wehklage in Jerusalem und im ganzen Land, bei der jede Sippe für sich wehklagt – Männer und Frauen getrennt.
Was werden sie dann wehklagen? Dann werden sie Jesaja 53 als Gebet nehmen und genau so beten:
„Er hatte keine Gestalt und keine Pracht, damals, als er das erste Mal kam. Als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seiner begehrt hätten. Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann, der Schmerzen kannte und mit Leiden vertraut war, und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt. Er war verachtet, und wir haben ihn für nichts geachtet.“
Es geht hier also nicht nur um die Kreuzigung, sondern um das gesamte Auftreten des Herrn in Israel und wie sie darauf reagiert haben – bis hin zur Kreuzigung.
Erwartungen und Ablehnung des Messias im Judentum
Nun, es ist uns klar: Unter den Juden damals erwartete man als Messias einen Freiheitskämpfer, der das Joch der Römer abschütteln würde. So brachte man dem Herrn Jesus, der als demütiger Knecht des Ewigen kam, nur Verachtung und Schmach entgegen.
Es waren übrigens besonders die Führer des Volkes, die ihn ablehnten. Interessant ist in der dritten Verszeile: „Er war verachtet und verlassen von den Menschen.“ Für „Menschen“ steht dort „Ischim“, eine ganz seltene Form. „Ischim“ bedeutet ganz besonders hochgestellte Menschen, nicht Menschen schlechthin. Wir wissen also, dass es vor allem die Führer aus den Pharisäern und den Sadduzäern waren, die ihm besonders deutliche Feindschaft entgegenbrachten. Das hat sich so erfüllt.
Doch es war eine Minderheit; wenige erkannten seine Herrlichkeit. Johannes, ebenfalls ein Jude, schreibt später im Johannes-Evangelium 1,14: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Es ist dieselbe Person, aber einige sahen gar nichts in ihm. Er hatte keine Gestaltung, keine Pracht, und dennoch war er voller Gnade und Wahrheit, Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater.
Im Judentum war das Bewusstsein vorhanden, dass es Stellen im Alten Testament gibt, die von einem leidenden Messias sprechen, und andere von einem herrschenden Messias. In der rabbinischen Literatur versucht man, diese beiden Beschreibungen auseinanderzureißen und zwei verschiedenen Personen zuzuordnen. So spricht man zum Beispiel bei Raschi vom Messias Maschiach ben Joseph, dem Messias Sohn des Joseph, dem Leidenden, und dann vom Maschiach ben David, dem herrschenden Messias.
Diese Unterscheidung kommt aus der Überlegung, dass Joseph gelitten hat, abgelehnt und verworfen von seinen Brüdern, während David der König auf dem Thron Israels war. Interessant ist, dass wir zum Beispiel das Zitat von Rabbi Al-Sches aus dem sechzehnten Jahrhundert kennen. Er bezieht Jesaja 53 auf den leitenden Messias, den Melech Maschiach, den König Messias, und sagt, daraus nehme man an, dass das Subjekt dieser Weissagung David, also der Messias, sei. So wird der leidende Messias als David beziehungsweise Maschiach ben David, Sohn Davids, dargestellt.
Man hätte schon erkennen können, dass, wenn man Joseph als Beispiel für Leiden nimmt, dieser zuerst gelitten hat. Er war von seinen Brüdern verworfen, wurde aber später zum Herrscher über Ägypten und die Heiden. Noch später erkannten ihn seine Brüder in einer dramatischen Szene und bereuten ihre Vergangenheit. Schließlich wurde er auch Herrscher über seine Brüder.
Der Leidende ist also derselbe wie der Herrschende. Bei David ist es ähnlich: Er war nicht von Anfang an König, sondern lange Zeit der Verworfene und Verfolgte, ständig auf der Flucht. Es gab einen Überrest, einen getreuen Überrest, der ihm in der Verwerfung folgte. Später wurde er König, und der Überrest erhielt mit ihm die Ehre der Mitherrschaft.
So sehen wir auch bei dem Herrn Jesus, dass beides vereinigt ist: Erst der Leidende, dann der Herrschende. Das werden wir in Jesaja 53 noch finden, dass der Leidende und der Herrschende die gleiche Person sind – aber davon später.
Erkennen des Messias und seine doppelte Herkunft
Interessant ist in Johannes 2, dass es Menschen gibt, die in Jesus den Messias erkannt haben. Sie sagen in Johannes 1, Vers 45: Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: „Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, den Sohn Josephs, den von Nazareth.“
Wir haben den Maschiach gefunden, den Ben Joseph, also den Sohn Josephs. Joseph war der juristisch-legale Pflegevater Jesu, und so war Jesus Maschiach ben Joseph.
Seine Mutter Maria stammte von König David ab, allerdings nicht über die Königslinie, sondern über Nathan, eine Seitenlinie, die wir unter anderem aus Sacharja 12 kennen. So war Jesus tatsächlich auch Sohn Davids, Maschiach ben David.
Beides vereinte sich in einer Person.
Jesaja 53,4: Das Leiden und die Krankheiten des Messias
Jetzt gehen wir weiter zu Jesaja 53, Vers 4, und betrachten diesen Vers als Bußgebet des gläubigen Überrestes aus Israel in der Zukunft.
Fürwahr, er hat unsere Leiden getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen. Ich habe in der ersten Verszeile „er hat“ dick gedruckt, weil es im hebräischen Grundtext besonders betont ist. Es heißt nicht einfach „Er hat getragen“, sondern „Er hat unsere Leiden getragen“. Das wird nochmals betont: Eigentlich hatten wir ihn abgelehnt, aber gerade er war es, der unsere Rettung war. Und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen.
Nun haben wir hier eine ganz interessante Stelle in Verbindung mit diesen Schmerzen. Anderswo wird das auch mit „Krankheiten“ übersetzt: „Krankheiten getragen“. Wie müssen wir das verstehen? Leiden und Krankheiten getragen?
In Matthäus 8 finden wir dazu die Auslegung des Heiligen Geistes. Es ist mir ganz wichtig, wenn wir das Neue Testament nehmen, haben wir nicht irgendwelche menschlichen Gedanken, sondern direkt die Auslegung des Heiligen Geistes, wenn das Alte Testament zitiert wird.
Matthäus 8, Vers 16 heißt: „Als es aber Abend geworden war, brachten sie viele Besessene zu ihm. Und er trieb die Geister aus mit einem Wort und heilte alle Leidenden, damit erfüllt würde, was durch Jesaja den Propheten geredet ist, welcher spricht: ‚Er selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten.‘“ (Jesaja 53,4)
Das muss ein Schock sein für manche. „Erfüllt“ heißt es hier, nicht „Das könnte man noch so anwenden“. Ja, das hat sich erfüllt. Wann? Vor dem Kreuz. Vor dem Kreuz!
Wie ist das nun zu verstehen, dass er unsere Schwachheiten und Krankheiten getragen hat? Dieses Wort „bastazo“ im Griechischen ist zum Beispiel dasselbe Wort wie in Galater 6. Der bekannte Vers Galater 6, Vers 2 sagt: „Einer trage des andern Lasten, und also erfülle das Gesetz des Christus.“
Damit ist gemeint, dass wir das, was den anderen bedrückt und ihm Not macht, innerlich mittragen. Ja, „einer trage des andern Lasten“.
Von dem Herrn Jesus wird gesagt, dass er, als er diese Leiden sah, innerlich bewegt war. Das wird in den Evangelien wiederholt gesagt. Er hat die Menschen geheilt und so die Schwachheiten und ihre Krankheiten innerlich mitgetragen durch Mitgefühl.
Heute kommen manche Lehrer und sagen, Christus habe am Kreuz unsere Krankheiten getragen. Ich habe gerade vor kurzem von einem falschen Apostel eine Predigt gehört, in der behauptet wurde, Christus habe am Kreuz AIDS gehabt und dann wurden alle Krankheiten aufgezählt, die er am Kreuz getragen habe.
Ja bitte, wo steht das in der Bibel? Natürlich in Jesaja 53, Vers 4. Aber bitte beachten: Jesaja 53, Vers 4 wendet der Heilige Geist auf das Leben Jesu an und darauf, wie er zu Lebzeiten vor dem Kreuz das Leiden der Menschen mitgetragen hat und immer wieder innerlich über sie bewegt war.
Zum Beispiel nur eine Stelle anzuführen: Matthäus 9,36 – „Als er aber die Volksmenge sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.“
Der Herr hat innerlich mitgefühlt und das Mitempfunden. Am Grab von Lazarus hat er Tränen vergossen und war innerlich zutiefst erschüttert (Johannes 11) über die Folgen des Sündenfalls.
Für ihn war der Tod nicht einfach etwas Normales, wie viele Leute heute sagen: „Es muss ja jeder einmal sterben.“ Für den Herrn Jesus war das eine Realität. Der Tod ist nicht normal, er ist die Folge des Sündenfalls (1. Mose 3). Auch Krankheit und Leiden sind erst durch den Sündenfall Adams in die Welt gekommen. Es ist nicht einfach normal.
Der Herr hat mitgelitten und mitgetragen, und als Messias hat er die Menschen geheilt. Das ist schon ein starkes Stück, aber solche Argumente muss man bereit haben, wenn man auf diese Themen zu sprechen kommt.
Jesaja 53,4 und dann die neutestamentliche Verbindung in Matthäus 8, Vers 16 und 17 – man muss gut beachten: In diesem Vers heißt es „Leiden und Schmerzen“ oder wie in Matthäus übersetzt „Schwachheiten, Krankheiten“. Da wird noch nicht gesprochen von Übertretungen und Missetaten. Ja, das kommt erst nachher im Text. Es geht noch nicht um das Kreuz.
Das stellvertretende Leiden und die Sündenübernahme am Kreuz
Aber dann gehen wir weiter. Wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.
Jetzt wird deutlich über Sünden gesprochen. Und die Sünden hat der Herr Jesus am Kreuz getragen. Dazu lesen wir aus 1. Petrus 2, wo wir wieder die Auslegung des Heiligen Geistes vor uns haben. Ich lese 1. Petrus 2, Vers 21 in der Mitte:
Denn auch Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt, welcher keine Sündtat beging noch wurde Trug in seinem Mund erfunden, der gescholten nicht widerschallte, leidend nicht drohte, sondern sich dem übergab, der Recht richtet, welcher selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat, damit wir den Sünden abgestorben der Gerechtigkeit leben. Durch dessen Striemen seid ihr heil geworden.
Das ist nun genau eine Anspielung auf Jesaja 53: Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Durch dessen Striemen seid ihr heil geworden.
Denn ihr gingt in der Irre wie Schafe – das ist eine Anspielung auf Vers 6: Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns jeder auf seinen Weg. Und der Ewige hat ihn treffen lassen, unser aller Ungerechtigkeit. Aber ihr seid jetzt zurückgekehrt zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen.
Hier bezieht sich der Heilige Geist auf das Leiden am Holz, am Kreuz. Dabei ist Folgendes ganz wichtig: Ich habe im Skript geschrieben, es war eine Sache, dass der Messias Jesus vonseiten der Bosheit der Römer und der Juden litt. Dies konnte jedoch keine einzige Sünde sühnen.
Aber hier wird davon gesprochen, dass Gott ihn am Kreuz in den drei Stunden der Finsternis stellvertretend bestrafte – für die Sünden all derer, die Gott ihre Sünden reuig bekannt haben oder sie noch bekennen werden und an das sühnende Opfer auf Golgatha vertraut haben oder noch vertrauen werden.
Wir müssen also unterscheiden, was der Herr von Seiten der Menschen gelitten hat und was er unter der Hand Gottes erduldete. Die Menschen haben kein sühnendes Leiden ausgeführt. Was die Menschen dem Herrn angetan haben, war der Beweis der totalen Verdorbenheit der Menschheit, des Menschen schlechthin, des gefallenen Menschen. Das wurde dort richtig offenbar und sichtbar.
Wir werden in Jesaja 53, besonders Vers 10, noch sehen, wo es heißt: „Doch dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen.“ Gott hat in den Stunden der Finsternis am Kreuz den Herrn Jesus mit unserer Schuld beladen, und dort hat Gott ihn geschlagen.
Das ist ein Leiden, das wir deutlich unterscheiden müssen von dem, was die Menschen ihm angetan haben. Dieses Leiden war noch unvorstellbar schrecklicher als das, was der Herr von Seiten der Menschen erduldet hat.
Da ist es auch wieder interessant: Der Film, den ich bereits angesprochen habe, „The Patient“, spricht nur über die Leiden von Seiten der Menschen und nicht über die Leiden von Seiten Gottes. Also wird eigentlich gerade das Wesentliche weggelassen, nämlich dass der Herr unter der Hand Gottes als Stellvertreter gelitten hat – und das hat uns Sühnung gebracht.
Noch ein Detail: Wenn es hier heißt „und wir, wir hielten ihn für bestraft“ – das Wort „bestraft“ heißt „Nagua“. Es wurde besonders im Hebräischen für den bezeichnet, der geschlagen ist mit der Plage des Aussatzes. Darum heißt es im Talmud Sanhedrin 98b, wo gefragt wird: „Wie heißt der Messias?“ – Sein Name ist „Nagua“, also der Bestrafte oder Geschlagene.
Der Aussatz ist ein Bild der Sünde. Der Aussatz ist eine Krankheit, die man in sich trägt, so wie wir die Erbsünde in uns haben. Dann bricht der Aussatz als Krankheit sichtbar äußerlich aus, so wie die Erbsünde – das heißt die sündige, zum Bösen neigende Natur des Menschen, die wir von Adam geerbt haben – in konkreten Tat- und Gedankensünden ausbricht.
Letztendlich führt der Aussatz zum Tod, und so führen eben auch unsere Sünden und die Sünde in uns uns letztlich zum Tod. Der Herr Jesus hat unseren Platz eingenommen. Er wurde zur Sünde gemacht, er hat den Aussatz am Kreuz.
Damit hat das gar nichts zu tun. Aber er hat unsere Stellung als Sünder eingenommen, sodass es in 2. Korinther 5, Vers 21 heißt: „Den der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.“
Also die Sünde habe ich erklärt – das ist die sündige Natur des Menschen. Der Herr Jesus wurde von Gott juristisch am Kreuz erklärt und hingestellt, als wäre er die Ursache all unserer Sünde in unserem Leben, das heißt, zur Sünde gemacht.
Gott muss die Sünde bestrafen mit dem ewigen Gericht. Aber weil sein Sohn diese Stellung eingenommen hatte, konnte Gott dieses Gericht, das wir in Ewigkeit im Feuersee verdient hätten, auf ihn legen – auf ihn bringen in den Stunden der Finsternis am Kreuz.
Darum hat Gott ihn dann auch verlassen, sodass er schrie nach Psalm 22,1: „Eli, Eli, Lama Schabachtani?“ – „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Weil Gott keine Gemeinschaft haben kann mit Sünde, musste Gott den Menschen Jesus am Kreuz verlassen. Das wird dem Überrest bewusst: „Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden“ – hebräisch „Shalom“ – „lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.“
Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns jeder auf seinen Weg, und der Ewige hat ihn treffen lassen, unser aller Ungerechtigkeit.
Hier finden wir alttestamentlich die fundamentale Wahrheit des Evangeliums: Erlösung durch Stellvertretung, ganz klar ausformuliert. Der Unschuldige leidet anstelle der Schuldigen.
Das stille Leiden und die Gerichtsverhandlungen des Messias
Wir gehen weiter zu Vers 7: „Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf.“
Hier bezieht sich der Prophet auf all die Misshandlungen, die der Kreuzigung vorausgingen. Wir haben ja in 1. Petrus 2 gelesen, dass der Gescholtene nicht widerschallt. Was Jesus in Verbindung mit all diesen Pseudogerichtsverhandlungen erlebt hat, wird hier zusammengefasst: Er wurde misshandelt, aber er, obwohl er – wie im Hebräischen betont wird – der Sohn Gottes war, beugte sich darunter.
So lesen wir in Matthäus 27, wie der Herr Jesus seinen Mund nicht auftat in der Gerichtsverhandlung. Er schwieg vor Pilatus, er schwieg vor dem Hohen Priester Kajafas und tat seinen Mund nicht auf. Gleich dem Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scheren, so tat er seinen Mund nicht auf. Das war sehr eindrücklich.
Der Herr hatte sich früher in Diskussionen geäußert, wenn er ungerecht angegangen wurde. Aber in dieser letzten Verhandlung sprach er nicht mehr. Und zwar deswegen: Es war von vornherein klar, das Urteil war gefällt, bevor der Prozess überhaupt ausgeführt war.
Das ist etwas vom Schändlichsten, was es in der Justiz auch heute gibt. Das Urteil darf erst gefällt werden, nachdem der Prozess vorbei ist. Aber hier war klar: Er muss sterben. Nun musste nur noch formal der Prozess durchgezogen werden.
Eine Tat wie eindeutiger Mord, die vorgelegen hätte, zeigt ja schon im Voraus, was kommen wird. Aber es ging darum, all diese Einzelheiten, mit denen man ihn anklagen wollte, abzuwägen und zu schauen, ob das gerichtsrelevant war oder nicht. Doch von Anfang an war klar: Er muss sterben. Deshalb hat der Herr sich gar nicht mehr verteidigt. Er schwieg.
Es ist wichtig zu betonen, dass man daraus nicht ableiten kann, dass wir in jedem Fall, wenn uns Unrecht getan wird, unbedingt schweigen müssen. Es gibt Situationen, in denen wir vor dem Herrn sehen, dass wir etwas sagen müssen – natürlich auf würdige Weise. Im Leben des Herrn sehen wir, wie er gesprochen, geantwortet und erklärt hat. Dann kam der Moment, in dem er nichts mehr sagte.
Nun wird ein ganz interessanter Vergleich gemacht: Hier kommt das Lamm hinein, gleich dem Lamm, das zur Schlachtung geführt wird. Es wird alttestamentlich das Tieropfer gedeutet – etwas, das jeder Jude als Selbstverständlichkeit kannte. Die Opfer wurden zuerst in der Stiftshütte und dann im salomonischen Tempel dargebracht. Später, zur Zeit Jesajas, im zweiten Tempel.
Jesaja, zur Zeit des ersten Tempels, wendet hier das Opfer, die Tieropfer, auf den Messias an. Es wird alttestamentlich geklärt, dass diese Tieropfer nur Symbole sind, die auf das wahre Opfer hinweisen, das einmal Sünden wegbringen und wegschaffen wird. Das wird später noch deutlicher. Das ist erst eine Andeutung.
Jesaja 53,8: „Er ist – ich habe in Klammern in Eile – weggerissen worden aus der Angst und aus dem Gericht.“ Dieses hebräische Wort „Lakach“ bedeutet „reißen“. Diese Wurzel wird heute im modernen Hebräisch auch unter messianischen Juden für „Entdrückung“ gebraucht. „Lakach“ meint wirklich ein massives Wegreißen. Es hat ein breites Bedeutungsfeld.
Darum habe ich das hier übersetzt mit „Er ist in Eile weggerissen worden aus der Angst und aus dem Gericht.“ Die Verurteilung des Herrn Jesus war eine korrupte Pseudogerichtsverhandlung. Es war ein schändliches Kurzverfahren. Man hat schnell die falschen Zeugen herbeigerufen und das Verfahren so rasch wie möglich durchgezogen, um zum Schluss zu kommen: Er ist des Todes.
So wurde er ganz schnell durch all diese Phasen der Verhandlung – aus Angst und Gericht – hindurchgeschleust. Es gab übrigens drei Phasen jüdischer und drei Phasen heidnischer Verhandlungen.
Der Herr Jesus wurde ja im Garten Gethsemane verhaftet. Dann kam er in das Privathaus von Annas, dem Schwiegervater des Hohen Priesters Kajafas, der früher Hohepriester war. Dies wird nur in Johannes 19 erwähnt.
Nach Annas kam er zuerst in das Haus von Kajafas. Dort fand eine viel wichtigere und entscheidendere Verhandlung statt. Dann mussten sie warten, bis die Sonne aufging. Das steht auch im Talmud: Nach rabbinischem Gesetz durfte man Gerichtsverhandlungen über Leben und Tod nicht nachts durchführen.
Darum sind sie in die Privathäuser gegangen, damit es keine offizielle Gerichtsverhandlung war. So konnte man Zeit gewinnen, um schon mal in einem Vorprozess, der kein Formalprozess war, den Tod festzustellen.
Sobald die Sonne aufging – früh morgens, steht in Matthäus 27 – konnte man ihn in das Sanhedrin bringen. Das heißt in die südliche Halle des Tempels, die königliche Säulenhalle. Dort war der Sitz des Sanhedrins. Dort wurde nur noch formal vom Hohen Priester die Todesstrafe ausgesprochen.
Da die Juden damals von den Römern kein Recht hatten, die Todesstrafe auszuführen, musste Jesus danach zu Pilatus, dem Landpfleger, gebracht werden.
Es gab zunächst eine Verhandlung vor Pilatus. Pilatus wollte sich aus der Sache herauswinden, weil er sah, wie brisant die Angelegenheit war. Er realisierte: Es ist ja Pessach, da ist Herodes, der aus Galiläa zu Besuch im Makkabäer-Palast war. Und dieser Mann kommt aus Galiläa, also müsste eigentlich er das Gericht leiten und nicht ich als Landpfleger über Judäa im Süden.
Darum wurde der Herr – nur in Lukas 23 beschrieben – zu Herodes gebracht. Herodes war ein Nachkomme des Kindermörders von Bethlehem. Dieser Herodes wollte gerne endlich mal ein Wunder sehen, doch der Herr sprach überhaupt nicht mit ihm.
Das war dieser Herodes, der schon mehrmals von Johannes dem Täufer gewarnt worden war: „Diese Frau, die du hast, darfst du gar nicht haben. Das ist Ehebruch, was du da machst.“ Er hatte die Frau seines Bruders genommen. Das hat letztlich Johannes dem Täufer den Kopf gekostet.
Herodes wollte nun ein Wunder sehen. Der Herr Jesus machte kein Wunder und sprach kein Wort mit ihm. Die Gnadenzeit war für ihn abgelaufen. Er hatte auf Johannes nicht gehört, so würde er auch auf den Messias nicht hören.
Es kam zu keiner Klärung. Herodes schickte ihn zurück zu Pilatus. Dann kam die letzte Phase, in der Pilatus schließlich die Kreuzigung zuließ.
Diese Phasen bei Pilatus – A und B – werden von Matthäus als eine Phase beschrieben, weil die Zwischenphase nicht genannt wird. So haben wir wirklich drei jüdische und drei heidnische Prozessphasen.
Aber alles war nur ein Pseudoprozess. So wurde der Herr in Eile weggerissen aus Angst und aus Gericht.
Die nächste Verszeile sagt: „Und wer wird sein Geschlecht aussprechen?“ Wer kann beschreiben, wie verdorben diese Generation war, die auf solche Weise mit dem Messias umgegangen ist? Der Messias, der in seinem ganzen Leben nur Gerechtigkeit, Wahrheit und Liebe gezeigt hat.
„Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln.“ Er hat all die messianischen Wunderwerke, die der Messias tun sollte, wenn er kommt, nach Jesaja 35 erfüllt – und sogar noch vieles mehr – und wurde trotzdem abgelehnt.
Wer kann das beschreiben? Wer wird sein Geschlecht aussprechen? Er wird begründet, denn er wurde abgeschnitten aus dem Land der Lebendigen.
Warum soll man seine Generation beschreiben? Weil sie ihn ermordet hat.
Dann wird von Gott her erklärt, was dieser Tod, diese Ermordung bedeutet: „Wegen der Übertretung meines Volkes hat ihn Strafe getroffen.“
Der Messias wurde zwar von dieser Generation, von den Führern, verworfen und hingerichtet. Gleichzeitig starb er für das Volk Israel als Stellvertreter.
Wir gehen weiter zu Jesaja 53,9: „Und man hat sein Grab bei Gesetzlosen bestimmt, aber bei einem Reichen ist er gewesen in seinem Tod, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist.“
Die Kreuzigung war die schändlichste Todesart, die es in der alten Welt gab. Wer so hingerichtet wurde, war völlig entrechtet. Er hatte kein Anrecht auf ein Grab. Für so jemanden blieb als Möglichkeit nur die Kehricht-Verbrennungsanlage im Tal Hinnom.
Außerhalb von Jerusalem, der Altstadt, liegt das Tal Hinnom, das im rechten Winkel ins Kidron-Tal hineinführt. Es lohnt sich, einen Spaziergang durch das ganze Hinnom-Tal zu machen. Nur ein bisschen aufpassen am Ende, wenn man ins Dorf Siluan kommt, dort kann es gefährlich werden. Aber man kann ja wieder zurückgehen.
Ich habe das vor kurzem mit meiner Frau gemacht, als ich so hinunterspazierte durchs ganze Hinnomtal, das jetzt auch schön als Park ausgebaut wird.
Dort war in der Zeit der Könige von Juda der Ort, an dem Kinder geopfert wurden. Man opferte die Kinder dem kanaanitischen Gott, ließ sie durchs Feuer gehen.
Der König Josia wollte als erweckter, bekehrter König diesem abscheulichen Treiben, diesem Gräuel ein Ende setzen. So lesen wir in seiner Geschichte in den Königen und in den Chroniken, dass er das Tal Hinnom verunreinigte.
Das Tal Hinnom war also für die Götzendiener, für die abgefallenen Juden, der Ort, an dem man heilige Kinderopfer darbrachte.
König Josia begann dort, den Abfall zu verbrennen, sodass dieser Ort für die Götzendiener geschändet war und sie keine Kinderopfer mehr darbringen konnten.
So blieb das Tal Hinnom die Gerichtsverbrennungsanlage. Zur Zeit Jesu war es ein idealer Ort, um Gekreuzigte dem Feuer zu übergeben.
Das Tal Hinnom ist so zum Bild für die Hölle geworden, denn das Wort „Tal Hinnom“ heißt auf Hebräisch Gehenna.
Das Wort für Hölle im Neuen Testament kommt zwölfmal vor und heißt „Geenna“. Das ist eigentlich kein griechisches Wort, sondern es ist Hebräisch und heißt Tal Hinnom, griechisch ausgesprochen.
Die Geenna ist also das Tal Hinnom, das heißt der Ort außerhalb der Stadt des Friedens, der Ort der Friedlosigkeit, wo ein ewiges Feuer brennt.
Darum wird das Tal Hinnom schlechthin zum Inbegriff der Hölle in der Bibel.
Übrigens heißt Hinnom „Wimmern“, und der Herr Jesus spricht ja über dieses ewige Weinen in der Hölle.
Dort konnten Verbrecher verbrannt werden. Aber Gott ließ nach der Kreuzigung keine weitere Schändung mehr zu.
So kam es, dass Jesus in das Grab des reichen Joseph von Arimathäa gelegt wurde (Matthäus 27,57-60).
Der Grund ist ganz klar: Gott sagt, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund erfunden wurde.
Wir haben im Neuen Testament ein wunderbares dreifaches apostolisches Zeugnis über die Unschuld und Gerechtigkeit Jesu.
Paulus sagt, er kannte keine Sünde (2. Korinther 5,21).
Petrus sagt, er tat keine Sünde (1. Petrus 2,22).
Und der Apostel Johannes schreibt in 1. Johannes 3,5: „Sünde ist nicht in ihm.“
Er hat nie eine Tatsünde begangen, und auch die Erbsünde war nicht in ihm. Sünde ist nicht in ihm.
So hatte er dieses Felsengrab außerhalb der Stadtmauern von Jerusalem, nahe Golgatha, bekommen.
Jesaja 53,10: „Doch dem Ewigen gefiel es, ihn zu zerschlagen, er hat ihn leiden lassen. Wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird, so wird er Samen sehen, er wird seine Tage verlängern, und das Wohlgefallen des Ewigen wird in seiner Hand gedeihen.“
Ein ganz unverständlicher Vers: Wie kann es heißen, es gefiel dem Ewigen, ihn zu zerschlagen? Dabei war es doch für Gott ein solcher Schmerz, seinen Sohn für uns hinzugeben.
Nun, das Wohlgefallen ist nicht in der Hingabe an sich, sondern darin, dass Gott die Welt so sehr geliebt hatte. Es war sein Wohlgefallen, diesen Weg zu gehen.
Wir können nie ergründen, welchen Schmerz das für den Vater war, so wie wir nicht ergründen können, welchen Schmerz es für den Sohn war.
In der nächsten Verszeile haben wir den Ausdruck „Schuldopfer“, wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird. Das hebräische Wort „Ascham“ ist ein Begriff aus der Opferordnung in 3. Mose 5, wo das Schuldopfer und das Sündopfer erwähnt werden.
Hier wird ganz eindeutig klar: Vorher war es eine Andeutung mit dem Lamm, jetzt ist es eindeutig klar: Der Messias muss wie ein Tieropfer stellvertretend sterben, als Schuldopfer, der Gerechte für die Ungerechten.
Das wird Resultate haben: „So wird er Samen sehen.“ Es wird also eine Nachkommenschaft geben, ein Volk, das ihm zugerechnet wird. Das ist das Volk der Erlösten, die Kinder Gottes, alle Erlösten, die ihm zugerechnet werden.
Weiter heißt es: „Er wird seine Tage verlängern.“ Im Gesetz wird immer davon gesprochen, dass man seine Tage verlängert. Man kann das zum Beispiel in 5. Mose nachlesen: Wenn ihr diese Gebote einhaltet, werdet ihr eure Tage im Land verlängern.
Konsequenterweise bedeutet das: Wer das ganze Gesetz einhält, wird seine Tage so verlängern, dass er nicht mehr stirbt, sondern ewig lebt.
So heißt es in 3. Mose 19: „Wer diese Gebote tut, wird durch sie leben.“
Doch niemand konnte das, darum sind alle gestorben, auch die Pharisäer.
Wenn es nun von ihm heißt, er wird seine Tage verlängern, heißt das: Er stirbt als Opfer und lebt dann wieder. Das ist eine direkte Prophezeiung auf die Auferstehung.
„Das Wohlgefallen des Ewigen wird in seiner Hand gedeihen.“ Er wird also auch nach der Auferstehung weiterwirken, nach dem Wohlgefallen Gottes.
„Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln“, zuvor und auch danach.
Vers 11: „Von der Mühsal seiner Seele wird er Frucht sehen, sich sättigen. Durch seine Erkenntnis wird er zur Gerechtigkeit verhelfen, der Gerechte, mein Knecht, den Vielen, und ihre Missetaten wird er auf sich laden.“
Man merkt, die Wortstellung ist ein bisschen verschoben, weil ich die poetischen Verszeilen im Grundtext in der Übersetzung erhalten wollte. Aber man versteht es so auch.
Der Herr Jesus wird durch dieses Leiden schließlich Resultate haben, die ihn freuen – quasi eine Belohnung.
Das bezieht sich auf all die Erlösten, an denen er sich nach vollendetem Werk freuen wird. Er freut sich an den Erlösten.
Das ist gewissermaßen eine Belohnung für all sein Leiden.
Die nächste Verszeile gibt die Grundlage für die Lehre des Römerbriefes – Rechtfertigung aus Glauben.
„Durch seine Erkenntnis wird er zur Gerechtigkeit verhelfen, der Gerechte.“
Der Herr Jesus wird im Neuen Testament siebenmal „der Gerechte“ genannt.
Im Alten Testament wird die Frage gestellt, wie ein Mensch gerecht sein kann vor Gott (Hiob 9,2).
Diese Frage wird im Alten Testament durch den Römerbrief beantwortet.
Dort finden wir die Lehre der Rechtfertigung aus Glauben.
Dadurch, dass der Herr Jesus als Stellvertreter gestorben ist und alle Schuld getragen hat, kann Gott dem, der jetzt an Jesus Christus glaubt, seine Schuld vergeben, wenn er sie ihm bekennt und bereut.
So wird dieser Mensch gerechtfertigt, als ob er nie gesündigt hätte.
„Dikajo“ bedeutet, jemanden als gerecht zu erklären, nicht ihn gerecht zu machen, sondern ihn als gerecht zu erklären.
Die Rechtfertigung ist also die Folge davon, dass alle Sünden weggetan sind.
Der Gerechte kann ungerechte Menschen zur Gerechtigkeit verhelfen, und zwar sind das viele, „mein Knecht den Vielen“.
Wir würden staunen über diese unzählbare Schar von Erlösten, wenn wir sie in der Herrlichkeit sehen würden.
Das war nur möglich durch Stellvertretung, und ihre Missetaten wird er auf sich laden.
Jetzt kommen wir zu Vers 12: „Darum werde ich ihm die Großen zuteilgeben, und mit Gewaltigen wird er die Beute teilen, dafür, dass er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod und den Übertretern beigezählt worden ist. Er aber hat die Sünde vieler getragen und für die Übertreter Fürbitte getan.“
Hier sehen wir: Weil der Herr Jesus der leidende Messias war, wird er der herrschende Messias werden.
Darum wird Gott ihm all die Großen dieser Erde zuteilgeben.
Wer sind heute die Großen? Das sind diejenigen, die sich vor ihm beugen müssen.
Heute ist es weitgehend eine Rebellion gegen ihn.
In Psalm 2 lesen wir von dieser Rebellion: „Warum toben die Nationen und sind in Eitles die Völker? Es treten auf die Könige der Erde und die Fürsten ratschlagen miteinander gegen den Herrn und gegen seinen Messias: Lasst uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile!“
Durch die Evolutionslehre hat man das zum Beispiel gemacht. Unsere Geschöpflichkeit ist eine Bindung an Gott, den Schöpfer. Durch die Evolutionslehre versucht man, die Menschen von dieser Bindung zu lösen.
„Lasst uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile!“
Die Reaktion Gottes, der im Himmel thront, ist: Er lacht, der Herr spottet ihr.
Dann sagt Gott zum Messias: „Fordere von mir, und ich werde dir die Nationen geben.“
Das entspricht genau dem, was hier steht: „Darum werde ich ihm die Großen zuteilgeben und mit Gewaltigen wird er die Beute teilen.“
Die Erlösten, der gläubige Überrest aus Israel, wird die Herrschaft mit dem verworfenen Messias einmal teilen.
Das sind die Gewaltigen, die die ganze Weltherrschaft mit ihm teilen werden.
Das ist nochmals dafür, dass er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod und den Übertretern beigezählt worden ist.
Er wurde mit zwei Verbrechern zusammen gekreuzigt.
Er aber hat die Sünde vieler getragen und am Kreuz sogar Fürbitte getan: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lukas 23,34).
So sehen wir: Jesaja 53 macht deutlich, dass zuerst der Messias kommt, um zu leiden, und dann, um zu herrschen.
Die Reihenfolge kann man alttestamentlich klar herleiten.
Man könnte theoretisch sagen, er hätte auch zuerst kommen können als Herrscher und dann als Leidender.
Nein, die Reihenfolge ist ganz eindeutig.
Dieses prophetische Wort hat sich so eindrücklich erfüllt.
Jesaja beschreibt es in prophetischer Vergangenheitsform – ein Kunstgriff der Hebräer, wenn man etwas Zukünftiges beschreibt, als wäre es schon geschehen. Dadurch wird die Gewissheit der Erfüllung betont und das Ganze lebendig gestaltet.
Es ist ein Gebet für diejenigen, die aus dem jüdischen Volk in der Zukunft umkehren.
„Und als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seinen Begehrt hätten.“
Jetzt wissen wir: Er ist es, der unsere Schuld getragen hat.
Darum ist für die meisten Juden, die heute zum Glauben kommen, aber auch durch die 2000 Jahre hindurch, dieses Kapitel ein Schlüsselkapitel, um zu verstehen, dass es zuerst den Leidenden braucht, der das Problem der Schuld löst.
Wir sehen bei dem Afrikaner, dem Kämmerer aus Äthiopien (Apostelgeschichte 8), dass auch Nichtjuden durch dieses Kapitel zum Glauben gekommen sind.
Es ist wichtig, dass wir dieses Kapitel gut kennen und im Gespräch bringen, um zu beweisen, dass Jesus wirklich der Messias ist.
So etwas gibt es in den anderen Religionen nicht.
Man kann Muslime fragen: Zeigt uns einmal so ein solches Kapitel über Mohammed! Wo finden wir eine solche Beschreibung?
Wenn euch das nicht reicht: Im Ganzen gibt es über dreihundert erfüllte Prophezeiungen über Jesus Christus.
Das ist sowohl für Juden als auch für Nichtjuden überzeugend.
Darum lohnt es sich zum Beispiel auch, dieses Kapitel auswendig zu lernen.
Wir haben ja nicht immer eine Bibel bereit und können dann zitieren.
Wenn wir auf dem Bahnhof ins Gespräch kommen mit einem Juden, können wir zitieren: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln, er wird erhoben und erhöht. Als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seinen Begehrt hätten.“
So müssen wir die Munition immer bereit haben.
Das ist Kolosser 3,16: „Lasst das Wort des Christus, das Wort des Messias, reichlich in euch wohnen.“
Das muss Teil von uns sein.
So können wir Menschen wirklich eine Hilfe sein, um ihnen zu zeigen, warum wir der Bibel glauben und warum wir glauben, dass Jesus wirklich der Erlöser und Herr unseres Lebens ist.
Damit sind wir zeitlich am Ende.
Die Verachtung und das Schicksal des Messias
Die nächste Verszeile sagt: „Und wer wird sein Geschlecht aussprechen?“ Wer kann beschreiben, wie verdorben diese Generation war, die auf solche Weise mit dem Messias umgegangen ist? Dieser Messias hat in seinem ganzen Leben nur Gerechtigkeit, Wahrheit und Liebe gezeigt. Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln.
Er hat all die messianischen Wunderwerke, die der Messias tun sollte, wenn er kommt, nach Jesaja 35 erfüllt – und sogar noch vieles mehr – trotzdem abgelehnt. Wer kann das beschreiben? Wer wird sein Geschlecht aussprechen? Und er wird begründet, denn er wurde abgeschnitten aus dem Land der Lebendigen.
Wieso soll man seine Generation beschreiben? Ja, eben weil sie ihn ermordet hat. Dann wird von Gott her erklärt, was dieser Tod, diese Ermordung bedeutet: „Wegen der Übertretung meines Volkes hat ihn Strafe getroffen.“ Also, der Messias wurde zwar von dieser Generation, von den Führern, verworfen und hingerichtet. Aber gleichzeitig starb er dort für das Volk Israel als Stellvertreter.
Wir gehen weiter zu Jesaja 53,9: „Und man hat sein Grab bei Gesetzlosen bestimmt, aber bei einem Reichen ist er gewesen in seinem Tod, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist.“ Die Kreuzigung war die schändlichste Todesart, die es in der alten Welt gab. Wer so hingerichtet wurde, war völlig entrechtet. Er hatte also auch kein Anrecht mehr auf ein Grab.
Für so jemanden blieb als Möglichkeit nur die Kehricht-Verbrennungsanlage im Tal Hinnom. Außerhalb von Jerusalem, der Altstadt, liegt das Tal Hinnom, das im rechten Winkel ins Kidron-Tal hineinführt. Es lohnt sich, einen Spaziergang durch das ganze Hinnom-Tal zu machen. Nur am Ende sollte man ein bisschen aufpassen, denn dort kommt man in das Dorf Siluan, wo es gefährlich werden kann. Aber man kann ja wieder zurückgehen.
Das habe ich vor kurzem mit meiner Frau gemacht, als ich durch das ganze Hinnomtal hinunterspaziert bin. Das Tal wird jetzt auch schön als Park ausgebaut. Dort war in der Zeit der Könige von Juda der Ort, wo Kinder geopfert wurden, wo man die Kinder dem kanaanitischen Gott opferte und durchs Feuer gehen ließ.
Aber der König Josia wollte als erweckter, bekehrter König diesem abscheulichen Treiben, diesem Gräuel, ein Ende setzen. So lesen wir in seiner Geschichte, in den Königen und in den Chroniken, dass er das Tal Hinnom verunreinigte. Das Tal Hinnom war also für die Götzendiener, für die abgefallenen Juden, der Ort, wo man heilige Kinderopfer darbrachte.
König Josia begann dort, den Abfall zu verbrennen, sodass dieser Ort für die Götzendiener geschändet war und sie dort keine Kinderopfer mehr darbringen konnten. So blieb das Tal die Gerichtsverbrennungsanlage. Zur Zeit Jesu war es also ein idealer Ort, um solche Gekreuzigten dem Feuer zu übergeben.
Das Tal Hinnom ist so zum Bild für die Hölle geworden, denn das Wort Tal Hinnom heißt auf Hebräisch Gehinom. Das Wort im Neuen Testament für Hölle, das zwölfmal vorkommt, heißt Geenna. Das ist eigentlich kein griechisches Wort, sondern Hebräisch und bedeutet Tal Hinnom – griechisch ausgesprochen.
Die Geenna ist also das Tal Hinnom, der Ort außerhalb der Stadt des Friedens, der Ort der Friedlosigkeit, wo ein ewiges Feuer brennt. Darum wird das Tal Hinnom schlechthin zum Inbegriff der Hölle in der Bibel.
Übrigens bedeutet Hinnom „Wimmern“, und der Herr Jesus spricht ja über dieses ewige Weinen in der Hölle. Dort konnten Verbrecher verbrannt werden. Aber Gott ließ nach der Kreuzigung keine weitere Schändung mehr zu. So kam es, dass Jesus in das Grab des reichen Joseph von Arimathäa gelegt wurde (Matthäus 27,57-60).
Der Grund ist ganz klar: Gott sagt, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund erfunden wurde. Im Neuen Testament haben wir ein wunderbares dreifaches apostolisches Zeugnis über die Unschuld und Gerechtigkeit Jesu.
Paulus sagt, er kannte keine Sünde (2. Korinther 5,21). Petrus sagt, er tat keine Sünde (1. Petrus 2,22). Und der Apostel Johannes schreibt in 1. Johannes 3,5: „Sünde ist nicht in ihm.“ Er hat nicht nur nie eine Tatsünde begangen, sondern auch die Erbsünde war nicht in ihm. So hatte er dieses Felsengrab außerhalb der Stadtmauern von Jerusalem, nahe Golgatha, bekommen.
Jesaja 53,10 sagt: „Doch dem Ewigen gefiel es, ihn zu zerschlagen, er hat ihn leiden lassen. Wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird, so wird er Samen sehen, er wird seine Tage verlängern, und das Wohlgefallen des Ewigen wird in seiner Hand gedeihen.“
Ein ganz unverständlicher Vers: Wie kann es heißen, es gefiel dem Ewigen, ihn zu zerschlagen? Dabei war es doch für Gott ein solcher Schmerz, seinen Sohn für uns hinzugeben.
Nun, das Wohlgefallen liegt nicht in der Hingabe an sich, sondern darin, dass Gott die Welt so sehr geliebt hatte. Es war sein Wohlgefallen, diesen Weg zu gehen. Aber wir können nie ergründen, welchen Schmerz das für den Vater war, so wie wir nicht ergründen können, welcher Schmerz es für den Sohn war.
In der nächsten Verszeile haben wir den Ausdruck „Schuldopfer, wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird“ – hebräisch Ascham. Das ist ein Begriff aus der Opferordnung in 3. Mose 5, wo das Schuldopfer und das Sündopfer erwähnt werden.
Hier wird nun ganz eindeutig klar, dass vorher eine Andeutung mit dem Lamm gemacht wurde. Der Messias muss wie ein Tieropfer stellvertretend sterben, als Schuldopfer, der Gerechte für die Ungerechten.
Das wird Resultate haben: So wird er Samen sehen. Es wird also eine Nachkommenschaft geben, ein Volk, das ihm zugerechnet wird. Das ist das Volk der Erlösten, die Kinder Gottes, alle Erlösten, die ihm zugerechnet werden.
Weiter heißt es: „Er wird seine Tage verlängern.“ Im Gesetz wird immer davon gesprochen, dass man seine Tage verlängert. Man kann dem mal nachgehen, zum Beispiel in 5. Mose: „Wenn ihr diese Gebote einhaltet, werdet ihr eure Tage im Land verlängern.“
Konsequenterweise bedeutet das: Wer das ganze Gesetz einhält, wird seine Tage so verlängern, dass er nicht mehr stirbt, ewig lebt. So heißt es in 3. Mose 19: „Wer diese Gebote tut, wird durch sie leben.“ Aber das konnte niemand, darum sind alle gestorben, auch die Pharisäer.
Wenn es nun von ihm heißt, er wird seine Tage verlängern, bedeutet das, er stirbt als Opfer und lebt dann wieder. Das ist eine direkte Prophezeiung auf die Auferstehung hin.
„Und das Wohlgefallen des Ewigen wird in seiner Hand gedeihen.“ Er wird also auch nach der Auferstehung weiterwirken. Nach dem Wohlgefallen Gottes – siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln –, zuvor und auch danach.
Vers 11: „Von der Mühsal seiner Seele wird er Frucht sehen, sich sättigen. Durch seine Erkenntnis wird er zur Gerechtigkeit verhelfen der Gerechte, mein Knecht, den Vielen, und ihre Missetaten wird er auf sich laden.“
Man merkt, die Wortstellung ist ein bisschen verschoben, weil ich die Verszeilen, die poetischen, im Grundtext in der Übersetzung erhalten wollte. Aber man versteht es auch so.
Der Herr Jesus wird durch dieses Leiden schließlich Resultate haben, die ihn freuen, die ihm quasi wie eine Belohnung sind. Das bezieht sich auf all die Erlösten, an denen er sich nach vollendetem Werk freuen wird. Er freut sich an den Erlösten. Das ist eine Belohnung für all sein Leiden.
Die nächste Verszeile gibt die Grundlage für die Lehre des Römerbriefes: Rechtfertigung aus Glauben. „Durch seine Erkenntnis wird zur Gerechtigkeit verhelfen der Gerechte.“
Der Herr Jesus wird im Neuen Testament siebenmal „der Gerechte“ genannt. Im Alten Testament wird die Frage gestellt, wie ein Mensch gerecht sein kann vor Gott (Hiob 9,2). Diese Frage wird im Alten Testament durch den Römerbrief beantwortet.
Dort haben wir die Lehre der Rechtfertigung aus Glauben. Dadurch, dass der Herr Jesus als Stellvertreter gestorben war und alle Schuld getragen hat, kann Gott dem, der jetzt an Jesus Christus glaubt, seine Schuld bekennen und bereuen, alles vergeben. So wird dieser Mensch gerechtfertigt, als hätte er nie gesündigt.
„Dikajo“ bedeutet, jemanden als gerecht erklären, nicht machen, sondern als gerecht erklären. Die Rechtfertigung ist also die Folge davon, dass alle Sünden weggetan sind.
Der Gerechte kann ungerechte Menschen zur Gerechtigkeit verhelfen – und zwar sind das viele, „mein Knecht den Vielen“. Wir würden staunen über diese unzählbare Schar von Erlösten, wenn wir sie in der Herrlichkeit sehen würden.
Aber dies war nur möglich durch Stellvertretung, und ihre Missetaten wird er auf sich laden.
Nun kommen wir zu Vers 12: „Darum werde ich ihm die Großen zuteilgeben, und mit Gewaltigen wird er die Beute teilen.“ Dafür, dass er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod und den Übertretern beigezählt worden ist.
Er wurde mit zwei Verbrechern zusammen gekreuzigt. Er aber hat die Sünde vieler getragen und für die Übertreter Fürbitte getan. „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lukas 23,34).
So sehen wir: Jesaja 53 macht deutlich, zuerst kommt der Messias, um zu leiden, und dann, um zu herrschen. Die Reihenfolge kann man alttestamentlich klar herleiten. Sonst könnte man theoretisch sagen, er hätte ja auch zuerst als Herrscher kommen können und dann als Leidender.
Nein, die Reihenfolge ist ganz eindeutig. Dieses prophetische Wort hat sich so eindrücklich erfüllt, beschrieben in prophetischer Vergangenheitsform – so nennt man diesen Kunstgriff der Hebräer, wenn sie etwas Zukünftiges beschreiben, als wäre es schon geschehen –, um dadurch die Gewissheit der Erfüllung zu betonen und das Ganze lebendig zu gestalten.
Es ist eben ein Gebet für die, die aus dem jüdischen Volk in der Zukunft umkehren. „Und als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seinen Begehrt hätten.“
Jetzt wissen wir: Er ist es, der unsere Schuld getragen hat. Und nun wird auch klar, warum für die meisten Juden, die zum Glauben gekommen sind, in der heutigen Zeit, aber auch durch die 2000 Jahre hindurch, dieses Kapitel ein Schlüsselkapitel war, um zu verstehen, dass es zuerst den Leidenden braucht, der das Problem der Schuld löst.
Wir sehen bei dem Afrikaner, bei dem Kämmerer aus Äthiopien (Apostelgeschichte 8), dass auch Nichtjuden durch dieses Kapitel überführt wurden. Durch dieses Kapitel ist er zum Glauben gekommen.
So ist es wichtig, dass wir dieses Kapitel gut kennen und im Gespräch bringen, um zu beweisen, dass Jesus wirklich der Messias ist. So etwas gibt es in den anderen Religionen nicht.
Man kann Muslime fragen: „Zeigt uns einmal so ein solches Kapitel über Mohammed.“ Wo gibt es eine solche Beschreibung? Wenn euch das nicht reicht: Im Ganzen gibt es über dreihundert erfüllte Prophezeiungen über Jesus Christus.
Das ist sowohl für Juden als auch für Nichtjuden überzeugend. Darum lohnt es sich zum Beispiel, dieses Kapitel auswendig zu lernen. Wir haben ja nicht immer eine Bibel bereit und können dann zitieren.
Wenn wir am Bahnhof ins Gespräch kommen mit einem Juden, können wir zitieren: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln, er wird erhoben und erhöht. Als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seinen Begehrt hätten.“
So müssen wir die „Munition“ immer bereit haben. Das ist Kolosser 3,16: „Lasst das Wort des Christus, das Wort des Messias, reichlich in euch wohnen.“
Das muss Teil von uns sein. So können wir Menschen wirklich eine Hilfe sein, um ihnen zu zeigen, warum wir der Bibel glauben und warum wir glauben, dass Jesus wirklich der Erlöser ist und der Herr unseres Lebens.
Ja, damit sind wir zeitlich am Ende.
Jesaja 53,10: Gottes Wille im Leiden des Messias
Jesaja 53,10: Doch dem Ewigen gefiel es, ihn zu zerschlagen; er hat ihn leiden lassen. Wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird, so wird er Samen sehen, er wird seine Tage verlängern, und das Wohlgefallen des Ewigen wird in seiner Hand gedeihen.
Ein ganz unverständlicher Vers
Wie kann es heißen, es gefiel dem Ewigen, ihn zu zerschlagen? Dabei war es doch für Gott ein solcher Schmerz, seinen Sohn für uns hinzugeben. Nun, das Wohlgefallen liegt nicht in der Hingabe an sich, sondern darin, dass Gott die Welt so sehr geliebt hatte. Es war sein Wohlgefallen, diesen Weg zu gehen.
Aber wir können nie ergründen, welchen Schmerz das für den Vater bedeutete, so wie wir nicht ergründen können, welcher Schmerz es für den Sohn war.
In der nächsten Verszeile finden wir den Ausdruck „Schuldopfer“: „wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird“ – hebräisch Ascham. Das ist ein Begriff aus der Opferordnung in 3. Mose 5, wo das Schuldopfer und das Sündopfer erwähnt werden. Hier wird nun ganz eindeutig klar, was vorher nur angedeutet war: mit dem Lamm ist der Messias gemeint, der wie ein Tieropfer stellvertretend sterben muss – als Schuldopfer, der Gerechte für die Ungerechten.
Das wird Resultate haben: So wird er Samen sehen. Es wird also eine Nachkommenschaft geben, ein Volk, das ihm zugerechnet wird. Das ist das Volk der Erlösten, die Kinder Gottes, alle Erlösten, die ihm zugerechnet werden.
Weiter heißt es: Er wird seine Tage verlängern. Im Gesetz wird immer davon gesprochen, dass man seine Tage verlängert, wenn man die Gebote hält. Zum Beispiel in 5. Mose heißt es: Wenn ihr diese Gebote einhaltet, werdet ihr eure Tage im Land verlängern. Konsequenterweise bedeutet das: Wer das ganze Gesetz einhält, wird seine Tage so verlängern, dass er nicht mehr stirbt, sondern ewig lebt.
So heißt es in 3. Mose 19: Wer diese Gebote tut, wird durch sie leben. Doch es konnte niemand das ganze Gesetz erfüllen, deshalb sind alle gestorben, auch die Pharisäer.
Wenn es nun aber von ihm heißt, er wird seine Tage verlängern, bedeutet das, er stirbt als Opfer und lebt dann wieder. Das ist eine direkte Prophezeiung auf die Auferstehung hin.
Und das Wohlgefallen des Ewigen wird in seiner Hand gedeihen. Er wird also auch nach der Auferstehung weiter wirken. Nach dem Wohlgefallen Gottes wird mein Knecht einsichtig handeln, zuvor und auch danach.
Vers 11: Von der Mühsal seiner Seele wird er Frucht sehen, sich sättigen. Durch seine Erkenntnis wird er zur Gerechtigkeit verhelfen – der Gerechte, mein Knecht, den vielen – und ihre Missetaten wird er auf sich laden.
Man merkt, die Wortstellung ist etwas verschoben, da die poetischen Verszeilen im Grundtext in der Übersetzung erhalten bleiben sollten. Aber man versteht es dennoch.
Der Herr Jesus wird durch dieses Leiden schließlich Resultate haben, die ihn freuen, die ihn quasi wie eine Belohnung sind. Das bezieht sich auf all die Erlösten, an denen er sich nach vollendetem Werk freuen wird. Er freut sich an den Erlösten. Das ist gewissermaßen eine Belohnung für all sein Leiden.
Die nächste Verszeile gibt die Grundlage für die Lehre des Römerbriefes: Rechtfertigung aus Glauben.
„Durch seine Erkenntnis wird zur Gerechtigkeit verhelfen der Gerechte.“ Der Herr Jesus wird im Neuen Testament siebenmal als „der Gerechte“ bezeichnet. Im Alten Testament wird die Frage gestellt: Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott? (Hiob 9,2). Diese Frage wird im Alten Testament formuliert und durch den Römerbrief beantwortet.
Dort finden wir die Lehre der Rechtfertigung aus Glauben. Dadurch, dass der Herr Jesus als Stellvertreter gestorben ist und alle Schuld getragen hat, kann Gott dem, der jetzt an Jesus Christus glaubt, seine Schuld vergeben, wenn er sie ihm bekennt und bereut. So wird dieser Mensch gerechtfertigt, als ob er nie gesündigt hätte.
„Dikajo“ bedeutet jemanden als gerecht erklären, nicht machen, sondern als gerecht erklären. Die Rechtfertigung ist also die Folge davon, dass alle Sünden weggetan sind.
Der Gerechte kann ungerechten Menschen zur Gerechtigkeit verhelfen – und zwar vielen, „mein Knecht den vielen“. Wir würden staunen über die unzählbare Schar von Erlösten, wenn wir sie in der Herrlichkeit sehen würden. Aber dies war nur möglich durch Stellvertretung, und ihre Missetaten wird er auf sich laden.
Nun zu Vers 12: „Darum werde ich ihm die Großen zuteilgeben, und mit Gewaltigen wird er die Beute teilen, dafür, dass er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod und den Übertretern beigezählt worden ist. Er aber hat die Sünde vieler getragen und für die Übertreter Fürbitte getan.“
Jetzt sehen wir, warum es wichtig ist: Weil der Herr Jesus der leidende Messias war, wird er auch der herrschende Messias werden. Darum wird Gott ihm all die Großen dieser Erde zuteilgeben.
Wer sind heute die Großen? Das sind die Mächtigen, die sich vor ihm beugen müssen.
Heute herrscht weitgehend Rebellion gegen ihn. In Psalm 2 lesen wir von dieser Rebellion: „Warum toben die Nationen und sind in Eitles die Völker? Die Könige der Erde treten auf und die Fürsten ratschlagen miteinander gegen den Herrn und gegen seinen Messias: Lasst uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile.“
Durch die Evolutionslehre wurde beispielsweise versucht, die Menschen von ihrer Bindung an Gott, den Schöpfer, zu lösen. „Lasst uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile!“ – so klingt die Rebellion.
Die Reaktion Gottes, der im Himmel thront, ist: Er lacht, der Herr spottet ihr.
Dann sagt Gott zum Messias: „Fordere von mir, und ich werde dir die Nationen geben.“ Das entspricht genau dem hier: „Darum werde ich ihm die Großen zuteilgeben, und mit Gewaltigen wird er die Beute teilen.“
Die Erlösten, der gläubige Überrest aus Israel, wird die Herrschaft mit dem verworfenen Messias einmal teilen. Das sind die Gewaltigen, die die ganze Weltherrschaft mit ihm teilen werden.
Und das ist nochmals eine Bestätigung dafür, dass er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod und den Übertretern beigezählt worden ist. Er wurde mit zwei Verbrechern zusammen gekreuzigt.
Er aber hat die Sünde vieler getragen und am Kreuz sogar Fürbitte getan: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lukas 23,34).
So sehen wir, dass Jesaja 53 deutlich macht: Zuerst kommt der Messias, um zu leiden, und dann, um zu herrschen.
Die Reihenfolge lässt sich alttestamentlich klar herleiten. Theoretisch könnte man sagen, er hätte auch zuerst als Herrscher kommen und dann als Leidender. Nein, die Reihenfolge ist ganz eindeutig.
Dieses prophetische Wort hat sich so eindrücklich erfüllt, von Jesaja beschrieben in prophetischer Vergangenheitsform. So nennt man diesen Kunstgriff der Hebräer, wenn sie etwas Zukünftiges beschreiben, als wäre es schon geschehen. Dadurch wird die Gewissheit der Erfüllung betont und das Ganze lebendig gestaltet.
Es ist ein Gebet für diejenigen, die aus dem jüdischen Volk in der Zukunft umkehren werden.
„Als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen“, aber jetzt wissen wir: Er ist es, der unsere Schuld getragen hat.
Nun wird auch klar, warum dieses Kapitel für die meisten Juden, die zum Glauben gekommen sind – sowohl heute als auch in den letzten 2000 Jahren – ein Schlüsselkapitel war, um zu verstehen, dass zuerst der Leidende kommen muss, der das Problem der Schuld löst.
Aber auch bei dem Afrikaner, dem Kämmerer aus Äthiopien (Apostelgeschichte 8), also bei Nichtjuden, wirkt dieses Kapitel überzeugend. Durch dieses Kapitel kam er zum Glauben.
Deshalb ist es wichtig, dass wir dieses Kapitel gut kennen und im Gespräch bringen, um zu beweisen, dass Jesus wirklich der Messias ist.
So etwas gibt es in den anderen Religionen nicht. Wenn man Muslime fragt: „Zeigt uns einmal so ein Kapitel über Mohammed!“ – wo gibt es eine solche Beschreibung?
Und wenn euch das nicht reicht: Im Ganzen gibt es über dreihundert erfüllte Prophezeiungen über Jesus Christus.
Das ist sowohl für Juden als auch für Nichtjuden überzeugend.
Darum lohnt es sich zum Beispiel, dieses Kapitel auswendig zu lernen. Denn wir haben ja nicht immer eine Bibel zur Hand und können dann zitieren. Wenn wir auf dem Bahnhof ins Gespräch kommen mit einem Juden, können wir sagen:
„Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln, er wird erhoben und erhöht. Als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seinen Begehrt hätten.“
So müssen wir die „Munition“ immer bereit haben.
Das ist auch Kolosser 3,16: „Lasst das Wort des Christus, das Wort des Messias, reichlich in euch wohnen.“
Das muss Teil von uns sein. So können wir Menschen wirklich eine Hilfe sein, um ihnen zu zeigen, warum wir der Bibel glauben und warum wir glauben, dass Jesus wirklich der Erlöser und Herr unseres Lebens ist.
Damit sind wir zeitlich am Ende.
Jesaja 53,12: Die Herrschaft des leidenden Messias
Und jetzt kommen wir zu Vers zwölf: Darum werde ich ihm die Großen zuteilgeben, und mit den Gewaltigen wird er die Beute teilen. Das geschieht dafür, dass er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod und den Übertretern beigezählt worden ist. Er aber hat die Sünde vieler getragen und für die Übertreter Fürbitte getan.
Jetzt sehen wir, warum das wichtig ist: Weil der Herr Jesus der leidende Messias war, wird er auch der herrschende Messias werden. Darum wird Gott ihm all die Großen dieser Erde zuteilgeben. Wer sind heute die Großen? Das sind diejenigen, die sich vor ihm beugen müssen. Heute ist es weitgehend eine Rebellion gegen ihn.
In Psalm 2 lesen wir von dieser Rebellion, heute und auch schon früher: „Warum toben die Nationen und sind in Eitles die Völkerschaften? Es treten auf die Könige der Erde, und die Fürsten ratschlagen miteinander gegen den Herrn und gegen seinen Messias: Lasst uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile.“
Durch die Evolutionslehre hat man das zum Beispiel gemacht. Unsere Geschöpflichkeit ist ja eine Bindung an Gott, den Schöpfer. Und durch die Evolutionslehre hat man versucht, die Menschen in unserer Gesellschaft von dieser Bindung zu lösen: „Lasst uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile.“
Die Reaktion Gottes, der im Himmel thront, ist: Er lacht, der Herr spottet ihr. Und dann sagt Gott zum Messias: „Fordere von mir, und ich werde dir die Nationen geben.“ Das entspricht genau dem hier: „Darum werde ich ihm die Großen zuteilgeben, und mit den Gewaltigen wird er die Beute teilen.“
Die Erlösten, der gläubige Überrest aus Israel, wird die Herrschaft mit dem verworfenen Messias einmal teilen. Das sind die Gewaltigen, die die ganze Weltherrschaft mit ihm teilen werden. Und das ist eben nochmals dafür, dass er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod und den Übertretern beigezählt worden ist.
Er wurde mit zwei Verbrechern zusammen gekreuzigt. Er aber hat die Sünde vieler getragen und am Kreuz sogar Fürbitte getan: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lukas 23,34).
So sehen wir, Jesaja 53 macht deutlich: Zuerst kommt der Messias, um zu leiden, und dann, um zu herrschen. Die Reihenfolge kann man alttestamentlich klar herleiten. Sonst könnte man theoretisch sagen, er hätte ja auch zuerst kommen können als Herrscher und dann als Leidender. Nein, die Reihenfolge ist ganz eindeutig.
Dieses prophetische Wort hat sich so eindrücklich erfüllt. Es wurde von Jesaja in prophetischer Vergangenheitsform beschrieben – so nennt man diesen Kunstgriff der Hebräer, wenn man etwas Zukünftiges beschreibt, als wäre es schon geschehen. Dadurch wird die Gewissheit der Erfüllung betont und das Ganze lebendig gestaltet.
Es ist eben ein Gebet für die, die aus dem jüdischen Volk in der Zukunft umkehren werden: „Und als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen.“ Aber jetzt wissen Sie, er ist es, der unsere Schuld getragen hat.
Jetzt wird auch klar, warum dieses Kapitel für die meisten Juden, die zum Glauben gekommen sind, in der heutigen Zeit, aber auch durch die 2000 Jahre hindurch, so ein Schlüsselkapitel war. Es zeigt, dass es zuerst den Leidenden braucht, der das Problem der Schuld löst.
Aber wir sehen auch bei dem Afrikaner, dem Kämmerer aus Äthiopien (Apostelgeschichte 8), dass auch Nichtjuden durch dieses Kapitel überführt werden. Durch dieses Kapitel ist er zum Glauben gekommen.
So ist es wichtig, dass wir dieses Kapitel gut kennen und im Gespräch bringen, um zu beweisen, dass Jesus wirklich der Messias ist. So etwas gibt es ja in den anderen Religionen nicht. Man kann Muslime fragen: „Zeigt uns einmal so ein Kapitel über Mohammed.“ Wo gibt es eine solche Beschreibung?
Und wenn euch das nicht reicht: Im Ganzen gibt es über dreihundert erfüllte Prophezeiungen über Jesus Christus. Das ist sowohl für Juden als auch für Nichtjuden überzeugend.
Darum lohnt es sich zum Beispiel auch, dieses Kapitel auswendig zu lernen. Denn wir haben ja nicht immer gerade eine Bibel bereit und können dann zitieren. Wenn wir aber auf dem Bahnhof ins Gespräch kommen mit einem Juden, können wir sagen: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln, er wird erhoben und erhöht. Als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seinen Begehrt hätten.“
So müssen wir die Munition immer bereit haben. Das ist Kolosser 3,16: „Lasst das Wort des Christus, das Wort des Messias, reichlich in euch wohnen.“ Ja, das muss Teil von uns sein.
So können wir Menschen wirklich eine Hilfe sein, um ihnen zu zeigen, warum wir der Bibel glauben und warum wir glauben, dass Jesus wirklich der Erlöser ist und der Herr unseres Lebens.
Ja, dann sind wir zeitlich am Ende.
