Die Rolle von Wort und Geist in der Schöpfung
Wir hatten gestern Kapitel 1 im ersten Buch Mose betrachtet, und ich muss noch einige Dinge nachtragen. Was Gott zum Schaffen verwendete, war das Wort, das Reden Gottes. Gott sprach. Außerdem schwebte der Geist über den Wassern. Wir erfahren mehrmals, dass zum Schaffen Gottes Wort und Gottes Geist notwendig sind.
Das ist auch klar: Wenn Gott spricht, dann spricht er durch seinen Geist. Wenn wir sprechen, sprechen wir ebenfalls durch unseren Geist. Wir könnten nicht wirklich sprechen, wenn wir nur Laute ohne Geist von uns gäben. Würden wir nur sprechen ohne Geist, würden wir sinnlose Dinge sagen. Aber wenn wir wirklich sprechen – nicht wie die Tiere, die einfach Laute von sich geben – dann sprechen wir durch unseren Geist, das heißt durch den inneren Menschen.
Wenn Gott spricht, spricht er durch seinen Geist. Sein Wort und sein Geist sind also notwendig. Gott führt die Schöpfung zum Ziel, indem er mehrmals redet. Das ist auch das Grundprinzip in der Neuschöpfung. Gestern haben wir die Analogie betrachtet zur Neuschöpfung Gottes, zur Wiederherstellung der Schöpfung im Menschen und letztlich in der ganzen Schöpfung. Durch sein Reden führt er alles zum Ziel.
Der Heilige Geist wartet auf das Wort und wendet es an. Oder anders gesagt: Der Heilige Geist verwendet das Wort Gottes und setzt es um. Wir lesen in 2. Petrus 3,5: „Es ist ihnen nämlich willentlich verborgen, dass die Himmel von alters her waren und die Erde aus Wasser und durch Wasser Bestand hatte, durch das Wort Gottes.“
Die Erde hatte Bestand, die Erde war aus Wasser, und ... Dann wird sich das Ergebnis zeigen in der Frucht, in den Menschen, die durch schlechte Einflüsse aufwachsen und geprägt werden. Eine Gesellschaft, die von Hoffnung für alle und guter Nachricht lebt, wird sich entsprechend auswirken.
Das wird sich auch im geistlichen Leben einzelner Christen zeigen. Deshalb müssen wir darauf achten, gute Bibelübersetzungen zu haben. Wir sollten uns nicht scheuen, diese Bibel sowie verschiedene Bibelübersetzungen zu verwenden. Auch wenn es ein bisschen schwieriger ist, weil der Mensch heute im Durchschnitt nicht mehr so denkfleissig ist wie früher, dürfen wir nicht in dieselbe Kerbe schlagen und den Menschen noch denkfauler machen.
Das Wort Gottes ist wertvoll. Es ist gut, wenn wir uns nicht scheuen, das Wort Gottes so, wie es da steht, auch zu verkündigen.
Die Verwandlung zum Ebenbild Christi durch das Wort
Zweiter Grund: Der Vers 18 zeigt das Ziel. Es ist das Bild, dass die Herrlichkeit Jesu Christi, das Bild Gottes, das Ebenbild Gottes, in den Menschen geschaffen wird. Und das geschieht durch das Wort.
In 2. Korinther 3,18 heißt es: „Wir alle schauen mit entschleiertem Gesicht in einem Spiegel die Herrlichkeit des Herrn und werden in dasselbe Bild umgestaltet, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, gleichwie vom Herrn her dem Geist.“
Wir schauen mit einem nicht verhüllten, entschleierten Angesicht in einen Spiegel, nämlich in das Wort Gottes. Das Wort Gottes ist wie ein Spiegel. Dabei sehen wir nicht uns selbst, sondern den Herrn.
Das ist so, als ob ich in einen Spiegel schaue, diesen aber schräg halte. Dann sehe ich etwas anderes als mich selbst. Hier jedoch schauen wir in einem Spiegel die Herrlichkeit des Herrn.
Wir werden in dasselbe Bild umgestaltet, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, gleichwie vom Herrn her dem Geist.
Wenn wir in das Wort Gottes schauen, sehen wir zwar auch etwas von uns selbst. Das ist klar. Zum Beispiel zeigt Jakobus 1 uns, dass wir uns selbst erkennen, wenn wir in das Wort Gottes schauen. Dort zeigt uns das Wort unsere Sünden und Macken auf, die wir noch haben.
Das ist richtig, aber damit ist nicht alles getan. Wir müssen auch den Herrn Jesus darin sehen. Wenn wir den Herrn Jesus gesehen haben und auch uns selbst erkannt haben, dann gehen wir hin und wollen nicht gleich wieder vergessen, was wir gesehen haben. Sondern wir wollen es auch an den Händen tragen.
So lautet der Vers 18 aus 2. Korinther 3.
Die Abhängigkeit des Menschen von göttlichem Licht
Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht, lesen wir in Kapitel 1, Vers 3.
Auch hier muss ich noch etwas ergänzen: Wir sind abhängig von einem Lichtsystem in dieser Welt, das Gott hineingegeben hat. Gott schuf das Licht – also ein geschaffenes Licht, unabhängig von der Sonne. Es ist ein Licht, das hier innerhalb unserer Welt existiert, aber es ist nicht in uns selbst.
Der Mensch, als er geschaffen wurde, hat nicht Licht in sich selbst. Gott selbst ist Licht, aber der Mensch ist es nicht. Das heißt, er ist abhängig von einer Lichtquelle von außen. Genauso ist es auch im Geistlichen. Auch hier können wir eine Analogie zur geistlichen Schöpfung sehen.
Wir sind abhängig von Licht, von Offenbarung, wie der Bruder uns heute schon in Gottes Wort gezeigt hat. Der Herr möge uns Licht schenken, wenn wir das Wort lesen. Er möge uns die Schrift öffnen, während wir sie lesen. Wir öffnen die Bibel, und der Herr öffnet uns die Schrift.
Wir sind also abhängig von Offenbarung. Ohne Offenbarung Gottes können wir nicht leben, nicht wachsen, nicht erkennen, nicht lernen und nicht verändert werden in das Bild Jesu Christi.
Solange der Herr Jesus in der Welt war, sagte er, war er das Licht der Welt. Johannes 9,5. Dann in Johannes 12,35 sagte der Herr Jesus: „Noch eine kleine Zeit ist das Licht bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit nicht die Dunkelheit euch erfasse. Und wer in der Dunkelheit wandelt, weiß nicht, wohin er geht.“ Das war Johannes 12,35.
Und in Vers 36 heißt es: „Solange ihr das Licht habt, glaubt an das Licht, damit ihr Söhne des Lichtes werdet.“
In Johannes 8,12 sagt Jesus: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Dunkelheit wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
Wenn nun dieser Jesus Christus in uns ist, ist Licht in uns. Aber es ist auch nötig, dass wir ständig weiterhin Licht bekommen. Das heißt, wir sollen auch dafür beten, füreinander beten, dass der Herr uns Licht gibt und den anderen Licht gibt.
Der Apostel Paulus hat das vorbildhaft gemacht. Er betete für die Empfänger des Epheserbriefes. Epheser 1,18: „Die Augen eures Denkens mögen erleuchtet sein, um zu wissen, welches die Hoffnung eures Rufes ist und welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen ist.“
Wir haben hier also eine ganze Reihe von Bibelstellen, die uns zeigen, dass wir von Licht abhängig sind – geistlichem Licht, innerem Licht. Paulus betet, dass die inneren Augen, die Augen des Denkens, geöffnet und erleuchtet werden mögen.
Beten wir dafür, dass der Herr uns Licht gibt in diesen Tagen und dass wir auch im Licht wandeln. Das war ja das Zweite: Wir haben die Analogie des Christen, der Licht braucht. Man muss im Licht wandeln, nicht in der Dunkelheit.
Das heißt, in Gemeinschaft mit Gott wandeln. Nur so kann das Bild Christi wiederhergestellt werden.
Die Ordnung von Wasser und Land als Zeichen göttlicher Abhängigkeit
Zum dritten Tag muss ich noch etwas ergänzen. Wir haben dort gelesen, dass Gott sagte, das Trockene werde sichtbar. Die Wasser sammeln sich auf der einen Seite – das Meer – und auf der anderen Seite entsteht das Trockene. Es gab also zwei Bereiche: das Trockene und das Meer. Dazwischen hat Gott eine Grenze gesetzt, die das Trockene vom Meer trennt.
Es ist jedoch nicht selbstverständlich, dass das Meer dort bleibt, wo es ist. Das lesen wir mehrfach in Psalm 104, Verse 6 bis 9. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass das Meer innerhalb der Grenzen bleibt, die Gott ihm gegeben hat. Auch hier sind wir von Gott abhängig. Besonders deutlich wird das in Psalm 104, Verse 6 und 9: Du hast dem Meer seine Schranken gesetzt, dass es sie nicht überschreitet. Sie werden nicht zurückkehren, um die Erde zu bedecken.
Gott hat also diese Grenze gesetzt. Wenn Gott dann ein paar Wellen zulässt oder einen Tsunami, merkt der Mensch, wie abhängig er von Gott ist. Das Wasser muss dort bleiben, wo die Grenze gesetzt ist.
Eine fundamentale Lehre aus Genesis 1 ist somit, dass der Mensch völlig abhängig von Gott ist. So wird Gott verherrlicht, und so wird der Mensch glücklich.
Die geistliche Bedeutung der Schöpfungstage
Also, wenn ich das von gestern noch kurz wiederholen darf: Die Analogie bezieht sich eher auf den ersten Tag, also die Trennung von Licht und Finsternis. Die Analogie lautet: Wir brauchen Licht, und wir sollen im Licht wandeln. Gott scheidet Licht von Finsternis, und der Christ muss lernen, zu unterscheiden, was von Gott ist und was nicht. Was ist Licht und was ist Finsternis? Der junge Christ lernt das.
Im 1. Johannes 2 heißt es: Wenn ich den Bruder hasse, dann lebe ich in der Dunkelheit, sagt Johannes. Ganz einfache Dinge. Du kannst nicht den Bruder hassen und gleichzeitig sagen, ich lebe im Licht, denn dann bist du immer noch in der Dunkelheit.
Am zweiten Tag wird das Himmlische vom Irdischen geschieden. Der Christ lernt, zu unterscheiden zwischen oben und unten. Was ist von oben und was ist von unten? Jesus sagt: „Ich bin von oben“ (Johannes 8,23), „ihr seid von unten“. Ihr seid von dem, was unten ist, ich bin von dem, das oben ist. Ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt (Johannes 8,23).
Jetzt muss der Christ lernen, sein Denken auf die andere Welt auszurichten, nicht auf diese Welt. Kolosser 3,1 sagt: „Sinnt auf das, was droben ist“, und Kolosser 3,5: „Sinnt nicht auf das, was auf der Erde ist.“ Das habe ich gestern noch vergessen zu erwähnen.
Kolosser 3,5 erklärt, was auf der Erde ist. Dort werden viele Dinge aufgezählt: „Tötet eure Glieder, die auf der Erde sind: Unzucht, Unreinigkeit, Leidenschaft, böse Lust, Habsucht – das ist Götzendienst. Wegen dieser Dinge kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams.“
Legt nun auch all das von euch ab: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerei, schändliches Reden aus eurem Munde, belügt einander nicht usw. Also, nicht das, was auf der Erde ist, soll man bedenken. Das heißt: Unsere Gedanken sollen sich nicht mit dem beschäftigen, was auf der Erde ist. So nicht.
Moralisch gesehen muss ich natürlich an etwas denken, das auf der Erde ist. Ich muss für meine Frau sorgen, sie ist auf der Erde, oder mich um sie kümmern. Das ist richtig. Aber hier geht es nicht darum, sondern um ethische Dinge.
Philipper 3,19 spricht von denen, „deren Gott der Bauch ist und bei denen die Herrlichkeit in ihrer Schande ist, die auf das Irdische sinnen.“ Jakobus 3,13 sagt: „Das ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern eine irdische.“ Es gibt eine irdische Weisheit, eine seelische, dämonische.
Jakobus 3,13-17 beschreibt die Weisheit, die von oben ist: Sie ist zuerst rein, dann friedlich, mild, nachgiebig, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch und ungeheuchelt. Das war Jakobus 3,13 bis 17 – also droben und drunten.
Jetzt geht es um mein Denken: Wovon bin ich geprägt? Von der himmlischen geistlichen Welt. Ich bin in Christus in der geistlichen Welt. Epheser 1,3 sagt: „Er hat uns gesegnet mit jedem geistlichen Segen in Christus, in der Himmelswelt.“
Am dritten Tag wurde Ordnung von Unordnung geschieden. Das feste Land wurde sichtbar, und das Wasser wurde zurückgehalten. Ordnung und Unordnung. Das Meer steht für Unordnung, für Unruhe, für Wellenhaftes und Unbeständiges.
Wir hatten gesagt, es geht darum, in welcher Atmosphäre ich mich bewege. Bin ich fest oder lasse ich mich von Wogen hin und her werfen? Jakobus 1,6 sagt: „Der ist ein wankelmütiger Mensch, der ist wie von den Wellen hin und her geworfen.“ Epheser 4,14 spricht davon, dass man von jedem Wind der Lehre hin und her geworfen wird.
Es geht also darum, in welcher Atmosphäre ich mich bewege: in Frieden und Stille, in Ruhe und Festigkeit oder in Unruhe, Unfrieden und Wackelmütigkeit. Das war der dritte Tag.
Hier haben wir immer Scheidungen, Trennungen gehabt, und dann die Füllungen an vierter, fünfter und sechster Stelle.
Wenn ich nun also geschieden und getrennt habe, dann kann Gott füllen. Dann kann Gott mir Orientierung geben – am vierten Tag, Orientierung, Licht. Dann kann der fünfte Tag Leben geben: Leben in Fülle in jeder Hinsicht, göttliches Leben. Das heißt, ich genieße ein erfülltes Leben.
Am sechsten Tag habe ich heute noch darüber nachgedacht: Die Würde des Menschen. Die Tiere sind als Hilfsmittel für den Menschen geschaffen, und der Mensch selbst ist als Krone der Schöpfung mit Würde ausgestattet.
Die Würde des Menschen als Krone der Schöpfung
Man spricht auch in der Welt von Menschenwürde. Die Menschen haben erkannt, dass der Mensch eine Würde besitzt. Mit dieser Würde kann der Mensch nun regieren, und zwar gemeinsam mit Gott.
Wenn der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen wird, erwirbt er dadurch eine gewisse Würde. Er soll herrschen und regieren. In dieser Schöpfung ist es die Aufgabe des Menschen, zu regieren. Er lernt dies, indem er zunächst über sich selbst herrscht.
Das Ziel der Schöpfung ist, dass gottähnliche Geschöpfe zusammen mit Gott und durch Gott in seiner Schöpfung regieren. Christusähnliche, erlöste Menschen regieren gemeinsam mit Christus in seiner neuen Schöpfung. Es geht um Christusähnlichkeit und Gottähnlichkeit.
Das war eine Wiederholung von gestern. Wir waren bis Vers 26 gekommen und wenden uns nun Vers 27 zu.
Die Ebenbildlichkeit Gottes im Menschen
Und Gott schuf den Menschen in seinem Bilde. Im Bilde Gottes schuf er ihn, als einen männlichen und als eine weibliche Person schuf er sie. Das hebräische Wort unterscheidet hier zwischen männlich und weiblich – nicht einfach nur Mann und Frau, sondern eine männliche Person und eine weibliche Person.
Es geht dabei jedoch nicht um das physische Aussehen. Wenn hier vom Bilde Gottes die Rede ist, ist nicht das äußere Erscheinungsbild gemeint. Denn auch Tiere haben ein physisches Aussehen. Einige Tiere haben sogar Ähnlichkeiten mit Menschen, zum Beispiel Affen. Viele Tiere besitzen zwei Augen, manche haben zwei oder vier Gliedmaßen, verschiedene Körperfunktionen, Stoffwechselprozesse und Sinnesorgane.
Doch es wird nicht gesagt, dass Tiere im Bilde Gottes erschaffen sind. Deshalb kann das äußere Erscheinungsbild nicht gemeint sein. Es muss etwas anderes sein, nämlich das innere Wesen. Die Bibel sagt, dass der Mensch ein äußeres und ein inneres Wesen hat.
Hier geht es also um das innere Wesen. Ich möchte ein wenig darüber nachdenken, was die Ebenbildlichkeit des Menschen, also die göttliche Ebenbildlichkeit des Menschen, bedeutet. Das finde ich sehr wichtig, vor allem in einer Zeit, in der der Mensch in der Welt oft als hochentwickeltes Tier betrachtet wird.
Es ist deshalb sehr bedeutsam, darüber nachzudenken, was die Bibel dazu sagt. Deshalb ein paar Gedanken über die Ebenbildlichkeit des Menschen, die göttliche Ebenbildlichkeit des Menschen.
Dabei lassen sich drei Aspekte unterscheiden: eine personale, eine charakterliche und eine gesellschaftliche Ebenbildlichkeit. Das heißt, der Mensch ist als Person, in seinem Charakter und in seinem gesellschaftlichen Wesen ebenbildlich mit Gott.
Über diese drei Aspekte möchte ich einige Dinge betrachten.
Personale Ebenbildlichkeit
Zuerst die personale Ebenbildlichkeit. Das heißt, der Mensch ist eine Persönlichkeit, was Tiere nicht sind. Der Mensch kann denken, empfinden und entscheiden. Diese drei Elemente sind charakteristisch für die Persönlichkeit.
Übrigens fällt in der Schöpfung immer wieder die Zahl drei auf. Auch hier zeigt sich die Ebenbildlichkeit in dreierlei Hinsicht: personal, charakterlich und gesellschaftlich. Die erste ist also die personale Ebenbildlichkeit, die im Denken, Empfinden und Entscheiden besteht.
Der Mensch ist fähig zu denken. Zum Denken möchte ich noch einige Dinge sagen. Erstens ist Denken eine Fähigkeit zur Zuordnung. Der Mensch kann etwas wahrnehmen, sich etwas vorstellen, sich erinnern und vorausplanen. Er kann vergleichen, Beziehungen zwischen Dingen herstellen, in Kategorien einteilen, analysieren und über sich selbst nachdenken.
Über sich selbst nachzudenken, kann ein Tier niemals. Das bedeutet, der Mensch tritt sozusagen aus sich heraus, stellt sich neben sich und denkt über sich nach. Diese Selbstreflexion ist etwas Göttliches.
Dies alles gehört zum zuordnenden Denken. Daneben gibt es noch das bewertende Denken. Der Mensch kann einen Wert abgeben und bewerten. Dazu besitzt er ein Gewissen, das ihm hilft, Werte einzuschätzen. Das Wort Gewissen kommt aus dem Griechischen: Synäidesis bedeutet Mitwissen. Gewissen ist also ein Mitwissen.
Der Mensch hat ein Mitwissen für das, was Wahrheit ist, einen Sinn für Wahrheit. Wenn wir mit anderen Menschen sprechen, können wir darauf zählen. Gott hat diesem Sinn für Wahrheit in den Menschen hineingegeben. Wenn wir einem Menschen die Wahrheit sagen, klingt in ihm etwas mit, das ihm signalisiert: Ja, das ist Wahrheit.
Der Mensch besitzt ein Wissen um sich selbst, um die Würde des Menschen. Er kann unterscheiden zwischen Materie und Leben. Er weiß, dass Materie etwas anderes ist als Leben. Er weiß, dass es ein höheres Leben und ein weniger hohes Leben gibt. Daraus folgt: Wenn es ein höheres Leben gibt, dann kann es auch ein höheres Leben als ihn selbst geben.
Das heißt, es gibt letztlich das Wissen um ein höheres Wesen. Selbst Ungläubige geben das zu. Sie sprechen von einem höheren Wesen, das sie offen anerkennen. Die Atheisten beispielsweise geben zu, dass es ein höheres Wesen gibt, wollen aber nicht wahrhaben, dass dieses Wesen Gott ist.
Sie wissen um dieses höhere Leben und sehnen sich danach. Sie wissen, dass es mehr gibt. Sie wissen, was schön und was nicht schön ist. Es gibt ein Gewissen, ein Empfinden, ein Mitwissen für das, was schön und angenehm ist – einen ästhetischen Sinn. Das gehört alles zum bewertenden Denken.
Ganz wichtig ist auch der Sinn für das, was gut und was nicht gut ist – ein moralisches Gewissen, ein moralisches Mitwissen. Die Fähigkeit, mitzuwissen, wie es eigentlich sein sollte oder wie man selbst sein sollte. Ein Sinn für Gerechtigkeit, für Gut und Böse.
Diese Fähigkeit hat Gott dem Menschen in ihn hineingelegt – das ist das Gewissen.
Beim Denken haben wir also das zuordnende Denken, das bewertende Denken und noch das entdeckende Denken. Der Mensch hat die Fähigkeit, etwas Neues zu entdecken. Das hat nichts mit Zuordnen oder Bewerten zu tun, sondern ist die Entdeckung von etwas Neuem.
Er kann etwas erfinden, das heißt, herausfinden, was Gott bereits in die Schöpfung hineingelegt hat. Er entdeckt etwas, besitzt künstlerische und kreative Fähigkeiten. Er kann dichten, komponieren und neue Kombinationen erfinden.
Das ist das Denken des Menschen – einzigartig. Hier zeigt sich, welch wunderbares Wesen der Mensch ist, von Gott geschaffen.
Das war das Erste: die Fähigkeit zu denken. Wir sind immer noch bei der personalen Ebene, damit wir eine Orientierung haben. Leider habe ich nichts auf Folie zu diesen Punkten.
Wir haben also die personale Ebenbildlichkeit, dann die charakterliche und schließlich die gesellschaftliche Ebenbildlichkeit. Bei der personalen haben wir das Denken, das Empfinden und das Entscheiden. Wir sind jetzt beim Denken: zuordnendes Denken, bewertendes Denken, entscheidendes und entdeckendes Denken.
Als Nächstes folgt das Empfinden.
Empfinden
Der Mensch hat die Fähigkeit zu empfinden. Er kann lachen und er kann weinen – das können Tiere nicht. Tiere können nicht lachen und auch nicht weinen, zumindest nicht in dem Sinn, wie es der Mensch kann.
Angst, Zuneigung, Hass, also Zuneigung und Ablehnung, Angst und Traurigkeit, Lachen und Trauern – all das ist einzigartig.
Ich habe hier einiges von Herbert Janssen, meinem Lehrer, gefunden, und ich lese es vor:
Der Mensch ist imstande, über das Denken oder das Wollen positiv oder negativ zu empfinden. Er kann lachen oder weinen, trauern. Wir können positiv oder negativ empfinden über das, was andere tun, sagen oder beabsichtigen.
Positive oder negative Empfindungsfähigkeit wird ausgelöst durch etwas, was wir denken oder wollen. Zum Beispiel: Jemand sagt, dass er das und das tun will, und du empfindest, das ist nicht richtig. Du empfindest etwas, was er will oder denkt. Dann haben wir ein gedrücktes Gefühl, weil der andere etwas tun will, von dem du meinst, es sei nicht richtig. Du fühlst, du empfindest mit.
Oder du hörst, dass jemand Missionar wird und in die Mission geht, und freust dich darüber. Du empfindest mit.
Empfindungen werden also ausgelöst durch etwas, was man selbst denkt oder will oder was andere denken oder wollen. Hier könnte man noch vieles weiter so nachdenken.
C, also drittens,
Entscheiden
Drittens: Die Fähigkeit zu entscheiden.
Hier gibt es wieder drei Aspekte. Wir haben ein Verlangen, etwas zu genießen, etwas zu haben oder etwas zu sein. Dieses Verlangen kann man auch als Wünschen, Begehren oder Lust bezeichnen. Die Bibel nennt es Lust des Fleisches, Lust der Augen oder Hochmut des Lebens (1. Johannes 2,16).
Wir haben also ein Verlangen, das positiv oder negativ sein kann. Positiv ist es, Gott zu genießen. Negativ ist es, sich selbst ins Zentrum zu stellen und den eigenen Genuss zu vergöttern.
Zum Verlangen, etwas zu haben: Auch das kann positiv oder negativ sein. Positiv ist es, wenn wir viel haben sollen. Gott will, dass wir etwas haben – zum Beispiel die Ewigkeit, Raum und Zeit und vieles mehr. Das ist gut. Aber es kann auch negativ werden, wenn wir das Haben zum Götzen machen.
Dann gibt es das Verlangen, etwas zu sein. Wir möchten jemand sein, das ist gut. Wir möchten Kinder Gottes sein, bei Gott geehrt sein und Anerkennung von Gott erhalten. Das ist positiv. Es kann aber auch schlecht werden, wenn wir Anerkennung wollen, die uns nicht zusteht, oder wenn wir aus Stolz uns selbst ins Zentrum stellen.
Man kann also dieses Verlangen, etwas zu genießen, zu haben oder zu sein, sowohl negativ als auch positiv haben.
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu entscheiden: Will ich jetzt etwas Gutes genießen oder etwas Schlechtes? Will ich das Gute haben oder das Schlechte? Will ich etwas sein, was Gott will, oder etwas, was ich selbst will?
Hier zeigt sich die Fähigkeit des Entscheidens. Der Mensch muss sich entscheiden, kann sich entscheiden und wird sich entscheiden. Gott hat den Menschen als Geschöpf so gemacht, dass er Entscheidungen treffen muss. Es gibt keine neutrale Haltung.
Wenn ich ein Verlangen habe, muss ich entscheiden: Gebe ich dem Verlangen nach oder verzichte ich darauf? Es gibt kein Dazwischen. Wenn ich einen Wunsch oder ein Verlangen habe, geht es nur um Ja oder Nein.
Das heißt: Der Mensch hat die Notwendigkeit, sich zu entscheiden, und Gott hat ihn so geschaffen. Folge ich einem guten Verlangen oder einem schlechten? Soll ich jetzt etwas tun oder nichts tun? Ich muss mich entscheiden.
Ich kann sagen: Ich tue das jetzt, oder ich sage: Nein, ich tue es nicht. Es gibt kein Drittes. Wenn ich sage, ich tue es später, habe ich mich entschieden, es nicht jetzt zu tun.
Ganz klar: Der Mensch ist ein Wesen, das in die Notwendigkeit der Entscheidung gestellt ist. Es gibt Hunderte solcher Entscheidungen pro Tag. Und wir sind verantwortlich für das, wofür wir uns entscheiden.
Ob ich jetzt etwas tue oder nicht tue – ich bin verantwortlich dafür. Ob ich jetzt spreche oder schweige – ich bin verantwortlich dafür. Manchmal muss ich sprechen, manchmal schweigen. Und Gott macht mich jedes Mal dafür verantwortlich.
Das sind Tiere nicht. Tiere können nicht zur Verantwortung gezogen werden. Der Wille ist an den Menschen gebunden. Ich bin es, der sich verantworten muss, wie weit ich mich nach meinem Verlangen und Wunsch ausrichte.
Gott hält uns verantwortlich, uns nach seinem Entscheidungswillen auszurichten. Die ganze Diskussion um den freien und unfreien Willen bringt deshalb eigentlich nichts.
In diesem Sinn kennt die Bibel keinen freien oder unfreien Willen. Der Wille ist einfach an den Menschen gebunden. Wenn es einen Menschen gibt, dann gibt es einen Willen.
Gott hat den Menschen so gemacht, dass er etwas will oder nicht will. Er muss sich entscheiden und wird zur Verantwortung gezogen.
Charakterliche Ebenbildlichkeit
Z, charakterliche Ebenbildlichkeit, charakterliche Ebenbildlichkeit des Menschen. Der Mensch ist so, wie er von Gott geschaffen wurde, nämlich wie Gott selbst. Das sagt die Stelle: Gott schuf ihn nach seinem Bilde, und zwar sowohl nach seinem Bilde als auch in seinem Bilde.
Er schuf ihn in seinem Bilde. Das bedeutet, der Mensch ist in einem gewissen Sinn heilig und liebend, denn das ist der Charakter Gottes. Der ethische, moralische Charakter Gottes ist Heiligkeit und Liebe. Diese beiden Eigenschaften sind wie Nordpol und Südpol des ethischen, moralischen Charakters Gottes: Heiligkeit und Liebe.
Gott ist Licht und Gott ist Liebe, so sagt es vor allem der Johannesbrief. Gott ist heilig, das heißt, er ist gerecht, wahr und treu. Er ist gerecht, wahrhaftig und zuverlässig. Gleichzeitig ist er Liebe, das heißt, er ist gütig, freundlich, wohlwollend, geduldig und sanftmütig.
Dies war die Ebenbildlichkeit Adams. Gott hat Adam so geschaffen: gerecht, wahr, treu, gütig, freundlich, geduldig und sanftmütig. So war Adam. Das war paradiesisch. Paradiesische Zustände, oder?
Dieses Bild hat Adam verloren, und wir haben es mit ihm verloren. Wir haben vieles von der Ebenbildlichkeit durch den Sündenfall eingebüßt, vor allem auf dem Gebiet des Charakters. Dort haben wir verloren.
Gesellschaftliche Ebenbildlichkeit
Dann die gesellschaftliche Ebenbildlichkeit.
Der Mensch ist ein Gesellschaftswesen, ebenso wie Gott ein Gesellschaftswesen ist. Gott ist in sich selbst einer und zugleich drei. Er kann mit sich selbst sprechen, aber auch mit den Personen der Gottheit, ohne dass es ein Selbstgespräch ist. Gott spricht zu einem Du, zu einem anderen. Er sagt zum Sohn „Du“ und spricht damit nicht zu sich selbst, sondern zum Sohn – der Vater zum Sohn.
Gott ist als Wesen ein Gesellschaftswesen. Für uns ist das schwer vorstellbar, denn von der Kategorie „Gott“ gibt es nur einen. Wir wissen eigentlich sehr wenig, weil wir ihn nicht vergleichen können. Wir können nicht sagen: „Gott ist wie Wasser“ oder Ähnliches. Nein, er ist nicht so. Es gibt nur diesen einen Gott.
In einem Punkt ist der Mensch jedoch Gott ähnlich: Auch er ist ein Gesellschaftswesen. Gott selbst braucht kein Gegenüber, weil er ein Gegenüber in sich selbst hat – der Vater hat den Sohn und den Geist. Wir Menschen hingegen brauchen ein Gegenüber. Ohne ein Gegenüber haben wir große Probleme. Es ist für uns unvorstellbar, ja, es wäre für uns Hölle: ewige Finsternis und Einsamkeit – das ist schrecklich für einen Menschen.
Gott hat den Adam als Gegenüber geschaffen. Deshalb sagte er: Es ist nicht gut, dass der Adam allein sei. Er braucht ein Gegenüber, einen Menschen, mit dem er sprechen kann. Nicht nur Gott, das ist natürlich das Größte, was er hat. Wenn ein Mensch Gott hat, dann hat er eigentlich alles. Aber Gott will auch, dass der Mensch einen Menschen als Gegenüber hat. Deshalb hat er weitere Menschen geschaffen.
In Gott hätte der Mensch natürlich schon alles. Wir haben unser Gegenüber also in Gott und in anderen Menschen. Deshalb hat Gott uns auch eine Sprache gegeben. Um ein Gegenüber zu haben und dieses Gegenüber zu genießen, braucht es Sprache. Das Tier hat keine Sprache, nur der Mensch hat Sprache – ebenso die Engel. Wenn man Mensch und Tier vergleicht, ist das der große Unterschied.
Nicht nur, dass der Mensch eine Sprache hat: Es gibt auch eine Sprachverwandtschaft zwischen Mensch und Gott. Der Mensch spricht nicht eine andere Sprache als Gott, und Gott spricht nicht eine andere Sprache als der Mensch. Das ist wunderbar. Als Gott den Adam erschuf, sprach Gott gleich nach der Erschaffung zu Adam, und Adam verstand ihn. Sie sprachen die gleiche Sprache. Adam konnte mit Gott sprechen, denn sie hatten dieselbe Sprache.
Der Mensch kann also sprechen wie Gott und ist fähig, Gottes Sprechen zu verstehen. Dann spricht der Mensch auch zu anderen Menschen. Wenn man nicht mehr miteinander spricht, ist das furchtbar. Wenn zwei Menschen in einer Ehe nicht mehr miteinander sprechen, dann stirbt alles.
Wir sehen hier diese dreifache Ebenwirklichkeit: die göttliche Ebenbildlichkeit des Menschen, die personale in Bezug auf Denken, Empfinden und Entscheiden sowie die charakterliche und gesellschaftliche. Daraus wird deutlich, welches Vorrecht es ist, ein Mensch zu sein.
Der Mensch als Stellvertreter Gottes in der Schöpfung
Gott hat also gesagt: Ich mache ein Bild von mir selbst und stelle es in meine Schöpfung hinein. Nachdem die ganze Schöpfung fertig war – oder vielleicht noch nicht ganz fertig –, sagte er zum Schluss: Jetzt mache ich das Größte von allen. Jetzt mache ich ein Bild von mir selbst und stelle es mitten in meine Schöpfung hinein.
So wie die römischen Kaiser es gemacht haben: Sie ließen Bilder von sich anfertigen und stellten sie überall auf, damit die Menschen wissen, wer der Herr im Land ist. Überall stand ein Bild des Kaisers. Aber Gott hat ein Bild von sich selbst gemacht – das war Adam. Und alle Nachkommen von Adam sind ebenfalls in diesem Bild geschaffen, denn Adam zeugte einen Sohn nach seinem Bild. Adam selbst war nach dem Bild Gottes geschaffen und erzeugte einen Sohn nach seinem Bild.
Gott machte auch Eva. Hier steht ganz klar: männlich und weiblich. Also nicht nur der Mann ist nach dem Bild Gottes erschaffen, sondern die Frau ebenfalls. Beide sind nach dem Bild Gottes geschaffen.
Gott segnete sie und sagte zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch, füllt die Erde und macht sie euch untertan. Ihr sollt herrschen. Ihr seid die Würdigen, ihr seid die Könige. Überall, wo ihr seid, sieht man etwas von Gott. Ihr vertritt Gott auf Erden. Der Mensch ist Gottes Stellvertreter auf Erden, nicht der Papst, sondern der Mensch als solcher.
Herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alles wild lebende Getier, das sich auf der Erde regt. Also über alle Tiere soll der Mensch herrschen.
Siehe, ich habe euch gegeben alles samentragende Gewächs – wörtlich „alles samensähende Gewächs“. Das hebräische Wort bedeutet „Samen samt“. Ein Hebräer würde sagen: Etwas trägt einen Samen, also der Same samt.
Alles samenbringende Gewächs – das Wort kann auch mit „Kraut“ übersetzt werden, aber Kraut wäre zu eng gefasst, es ist mehr als Kraut. In manchen Kontexten kann es Kraut heißen, man spricht auch von Unkraut, das wäre auch ein Kraut. Aber hier ist es besser, mit „Gewächs“ zu übersetzen – das Gewächs, das auf der Fläche der ganzen Erde wächst.
Und jeden Baum, an dem Baumfrüchte sind, die Samen tragen, soll euch zur Speise dienen – also die Gewächse und die Baumfrüchte.
Von allem lebenden Getier der Erde, allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, das eine lebendige Seele in sich hat – also Lebewesen – habe ich alles grüne Gewächs zur Speise gegeben.
So war es, und es war so.
Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Es war Abend, und es war Morgen, der sechste Tag.
Das ist interessant: Nur hier steht der bestimmte Artikel „der sechste Tag“. Sonst heißt es immer „ein fünfter Tag“, „ein vierter Tag“, „ein dritter Tag“. Hier steht „der sechste Tag“. Das bedeutet, jetzt ist alles fertig. Das ist der entscheidende, wichtige Tag, an dem abgeschlossen wird: der sechste Tag.
So ist also der Mensch das Zentrum und die Krone der Schöpfung. Er ist im Bild Gottes geschaffen und hat eine ganz spezielle Beziehung zu Gott.
Diese besondere Beziehung sieht man auch später, zum Beispiel in Kapitel 2, Vers 7, wo Gott den Atem des Lebens in den Menschen hineinhaucht, wovon ich gestern schon gesprochen habe. Es ist eine ganz besondere Nähe Gottes zum Menschen, die hier sichtbar wird.
Diese besondere Beziehung äußert sich in Sprache und aufrechtem Gang. Auch die Wissenschaft stellt fest, dass dies ein wesentlicher Unterschied zwischen Tier und Mensch ist: Sprache und aufrechter Gang.
Die Sprache dient dazu, mit dem Schöpfer zu sprechen, und der aufrechte Gang, um nach oben zu schauen – zu seinem Schöpfer. Die Tiere schauen normalerweise nach unten.
Der aufrechte Gang entspricht der Würde des Menschen. Er ist ein würdevolles Geschöpf.
Wenn dieser Mensch Gott Ehre erweist, beugt er sich mit dem Gesicht zur Erde. Wir lesen: „Er warf sich nieder, Gesicht zur Erde.“ So beugt er sich unter Gott.
Diesen Vorgang finden wir zweimal im Lukas-Evangelium, das möchte ich hier einflechten: In Lukas 11 und Lukas 13.
Zuerst begegnet uns ein stummer Mensch, dann ein gebeugter Mensch, ein entstellter Mensch, der seiner Menschenwürde beraubt ist. Der eine war stumm, der andere war gebückt, unfähig, sich aufzurichten.
Der eine konnte weder sprechen noch hören, der andere konnte sich nicht aufrichten. Genau das unterscheidet den Menschen.
In Lukas 11, ich glaube, es ist Vers 14, trifft Jesus einen Menschen, der von einem Dämon oder einem anderen Geist getrieben war. Jesus trieb den Dämon aus, und der Stumme begann zu sprechen. Die Menschen waren verwundert – der Stumme sprach mit seinem Schöpfer, Jesus Christus.
In Lukas 13, Vers 11-12, war eine Frau, die einen Geist der Schwachheit hatte – achtzehn Jahre lang. Sie war zusammengekrümmt und konnte sich nicht aufrichten. Als Jesus sie sah, sagte er zu ihr: „Frau, du bist von deiner Schwachheit erlöst.“ Er legte ihr die Hände auf, und sofort wurde sie aufrecht gemacht. Sie ging aufrecht und verherrlichte Gott.
Der Mensch wird durch Gott geschaffen, durch die Sünde aber entstellt. Jetzt macht Gott ihn wieder aufrecht.
In 3. Mose 26,13 heißt es: „Ich bin Jahwe, euer Gott, der ich euch aus dem Land Ägypten herausgeführt habe, dass ihr nicht ihre Knechte sein solltet. Ich habe die Stäbe eures Jochs zerbrochen und habe euch aufrechtgehen gemacht.“
Ich habe euch aufrechtgehen gemacht. Ich habe euch befähigt, aufrecht zu gehen. Das zerbrochene Joch bedeutet Erlösung, die Wiederherstellung ins Bild, die Wiederherstellung der Würde des Menschen – aufrecht gehend und mit Gott sprechend.
Als Nebukadnezar sich schlecht benahm, machte Gott, dass er sich wie ein Tier verhielt. Nachdem er seine Lektion gelernt hatte, hob er seine Augen zum Himmel empor und wurde wieder ein Mensch. Er blickte zum Himmel auf und sprach wieder mit Gott. So erhielt er seine Menschenwürde zurück.
Der Mensch unterscheidet sich wesentlich vom Tier.
Weil der Mensch denken kann und ein würdevolles, ebenbildliches, gottähnliches Geschöpf ist, kann er die Tiere durchschauen. Und wenn er die Tiere durchschaut, kann er ihnen einen Namen geben.
Er sieht einen Hund, erkennt sein Wesen und nennt ihn „Hund“. Das hat Adam gemacht. Adam gab den Tieren ihre Namen.
Im Hebräischen, das wir hier ins Deutsche übersetzt haben, liegt die starke Vermutung nahe, dass Adam Hebräisch sprach.
Adam heißt auch „Adam“ und „Adamar“ – das hängt zusammen. Adam ist der von der Erde, der Erdboden.
Es gibt noch einige Hinweise, die klar sagen, dass die erste Sprache wahrscheinlich Hebräisch war. Vielleicht kommen wir noch darauf in Kapitel 10.
Vollendung der Schöpfung und der Sabbat
Kapitel 2, Vers 1 bis 3 müssen wir noch lesen: „Und vollendet waren der Himmel und die Erde und all ihr Heer.“ Oder: „Und fertig waren der Himmel und die Erde und all ihr Heer.“ Das Himmelsheer sind die Sterne, das Erdenheer sind wahrscheinlich die Geschöpfe auf der Erde. Vollendet waren der Himmel und die Erde und all ihr Heer.
Gott hatte am siebenten Tag sein Werk vollendet, das er gemacht hatte, und er ruhte am siebenten Tag von allem seinem Werk, das er gemacht hatte. Man kann auch übersetzen: Er hörte auf am siebten Tag mit allem seinem Werk, das er gemacht hat. Er ruht. „Ruhen“ und „aufhören“ sind im Hebräischen dasselbe Wort: Schabbat, Schabbat.
Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn. Das heißt, er sonderte ihn ab. Heiligen bedeutet absondern, auf die Seite stellen, etwas Besonderes. Also einen besonderen Tag, denn an diesem Tag ruhte er, Schabbat, von allem seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, um es zu machen. Von seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, um es herzustellen, dass es da sein soll.
Er ruhte, er hörte auf, weil es fertig war und weil er vollkommen befriedigt in seinem Herzen war – nicht, weil er müde war, ganz sicher nicht. Gott wird nicht müde. In Jesaja 40, Vers 28 steht, dass Gott nicht müde wird und nicht ermattet. Aber er war fertig.
Der siebte Tag ist ohne Abend, jedenfalls wird im Bericht kein Abend genannt, vielleicht um zu betonen, dass alles fertig ist. Aber als die Sünde in die Welt kam, hat Gott nicht mehr geruht. Hat Gott gearbeitet? Johannes 5 berichtet, dass es nach dem Eintritt der Sünde wieder viel Arbeit gab.
In Johannes 5, Vers 17 stellen die Juden den Herrn Jesus zur Rede, weil er am Sabbat arbeitete. Jesus antwortete ihnen: „Mein Vater ist am Arbeiten bis jetzt, und ich bin am Arbeiten, am Wirken.“ Auch am Sabbat arbeitet Gott seit der Sünde, Gott ist am Wirken.
Er ruhte also ursprünglich, und dieser Ruhetag, dieser Schabbat, zeigt, dass es nichts weiter zu schaffen gibt. Die Schöpfung ist abgeschlossen. Nicht so, wie die Evolutionslehre oder die theistische Evolutionslehre sagt, dass es eine ständige Weiterentwicklung gibt. Das nennt man auch Schaffen und so weiter, es gibt alle möglichen Theorien.
Nein, die Schöpfung ist am siebenten Tag fertig und abgeschlossen. Es gibt keine ständige Schöpfung oder ständige Entwicklung. Weil Gott ruhte und diesen Tag abgesondert hat, sollen wir jetzt auch ruhen.
In 2. Mose 20 steht: sechs Tage Arbeit, ein Tag Ruhe, Erholung oder spezielle Zeit zur Erinnerung an den Schöpfer. Das ist in die Schöpfung hineingelegt: Der Sechs-zu-Eins-Rhythmus ist ein guter, wichtiger Rhythmus – sechs Tage Arbeit, ein Tag Ruhe.
In 2. Mose 20, Vers 9 heißt es: „Sechs Tage sollst du arbeiten und all dein Werk tun, aber der siebente Tag ist Schabbat dem Yahweh, deinem Gott. Du sollst keinerlei Werk tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein leibeigener Knecht, dein leibeigene Magd, dein Vieh, dein Fremdling, der in deinen Toren ist. Denn in sechs Tagen hat Jahwe den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte am siebenten Tag. Darum segnete Jahwe den Sabbattag und heiligte ihn.“
Also: Denke daran, alles bereitet der Schöpfer, alles ist für den Schöpfer, und deshalb ruhe, um an den Schöpfer zu denken. Auch dein Knecht soll ruhen.
Das ist in 2. Mose 20, Vers 9 die eine Bedeutung des Sabbats. In 5. Mose 5, Vers 12 finden wir die zweite Bedeutung des Sabbats. Beide Berichte beziehen sich auf die Zehn Gebote und begründen den Sabbat unterschiedlich, aber sie ergänzen sich.
In 5. Mose 5, Vers 12 heißt es: „Beobachte den Sabbattag, um ihn zu heiligen, so wie Jahwe, dein Gott, dir geboten hat. Sechs Tage sollst du arbeiten und all dein Werk tun. Aber der siebente Tag ist Sabbat dem Jahwe, deinem Gott. Du sollst keinerlei Werk tun, du und dein Sohn und deine Tochter und dein leibeigener Knecht und deine leibeigene Magd und dein Rind und dein Esel und all dein Vieh und dein Fremdling, der an deinen Toren ist, auf dass dein leibeigener Knecht und deine leibeigene Magd ruhen, gleich wie du. Und gedenke jetzt: Was ist die Bedeutung des Sabbats? Gedenke, dass du ein Knecht gewesen bist im Land Ägypten und dass Jahwe, dein Gott, dich mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm von dort herausgeführt hat. Darum hat Jahwe, dein Gott, dir geboten, den Sabbattag zu feiern.“
Warum? Man denkt an die Erlösung: „Ich war Knecht, Jahwe hat mich herausgeführt.“ Darum hat Jahwe, dein Gott, dir geboten, den Sabbat zu feiern. Das heißt, wir denken einerseits an den Schöpfer und andererseits an den Erlöser – beides ist am Sabbattag.
Die Juden haben das nicht verstanden. Die Pharisäer kamen zum Herrn Jesus und sagten, am Sabbattag dürfe man nicht arbeiten und nicht heilen. Gerade am Sabbattag wäre es aber angebracht gewesen, an Heilung zu denken und dankbar für Heilung zu sein. Sie ließen ihn nicht am Sabbat heilen.
Also: Denke am Sabbattag an den Schöpfer und an den Erlöser. 2. Mose 20 betont den Schöpfer, 5. Mose 5 den Erlöser, der dich aus der Knechtschaft befreit hat.
Einmal kam ein Mann mit verdorrter Hand in die Synagoge, und man stellte ihn mitten hinein. Jesus fragte: „Was machen wir jetzt?“ Jesus sagte zu ihm: „Strecke deine Hand aus.“ Das war das erste Mal in seinem Leben, dass er seine Hand ausstreckte – die Hand, die nichts mehr empfangen konnte, weil sie verkrüppelt und vertrocknet war.
Jetzt trug der Mensch das erste Mal seine Hand aus, um von Gott zu nehmen. Alles hatte er getan. Und das geschah am Sabbat. Die Juden, die Pharisäer, ärgerten sich darüber.
Hier wird dargestellt, was Sabbat ist: Empfange von deinem Schöpfer und Erlöser. Nimm ihn mit deiner Hand in Empfang. Wir sind Abhängigkeitsgeschöpfe. Wir brauchen die Ruhe, um von Gott zu empfangen. Das ist ein Geschenk des Sabbats.
Bei den Juden war das der Samstag, der letzte Tag in der Woche. Übrigens, der erste Tag, an dem Gott Himmel und Erde erschaffen hat, war ein Sonntag. Das ist klar: Gott hat die Welt am Sonntag begonnen. Schon schön, oder? Alles beginnt mit Sonntag. Alles beginnt am Sonntag – die Auferstehung.
So wie es in der Schöpfung war, so ist es in der Erlösung: Es beginnt auch am Sonntag. Und die Gemeinde? An welchem Tag kam die Gemeinde Jesu ins Leben? Am Sonntag.
Die Juden mussten den Sabbat halten. Das war auch die Botschaft: zuerst arbeiten, dann ruhen. Der Gläubige, der aus der Gnade lebt, geht von der Ruhe in die Arbeit. Er ruht in Gott, dann geht er arbeiten die nächsten sechs Tage. Er ruht am Sonntag, am ersten Tag, und dann arbeitet er die nächsten sechs Tage.
Der Unterschied ist eigentlich sehr schön, wenn man darüber nachdenkt. Das erste Mal geschah es, dass die Christen am Auferstehungstag, als der Herr Jesus auferstanden war, zusammenkamen. Der Herr Jesus kam zu ihnen, und es wurde üblich, dass die Christen diesen Tag den Herrentag nannten.
Auf Griechisch heißt das Kyria ke Hemera, wörtlich übersetzt: der Herrische Tag. Man kann es nicht anders übersetzen. Es ist ein Eigenschaftswort, also der dem Herrn eigene Tag – vielleicht schöner: der dem Herrn eigene Tag.
Das war dann der erste Tag der Woche, und die Christen versammelten sich am ersten Tag der Woche. In Apostelgeschichte 20, Vers 7 steht: „Am ersten Tag der Woche, als die Jünger zusammenkamen, um Brot zu brechen.“ Auch in 1. Korinther 16, Vers 2 lesen wir: „Wenn ihr zusammenkommt am ersten Tag der Woche, lege ein jeder von euch bei sich zurück.“
Das war ein spezieller Tag für die Christen, an dem sie sich trafen. Offenbarung 1, Vers 10 erinnert uns der Apostel Johannes an „den Tag, der dem Herrn gehört“. Da haben wir es wieder: „An dem Tag, der dem Herrn gehört“, an dem Herrentag wurde Johannes im Geist bewegt.
„Tag des Herrn“ sollte nicht übersetzt werden, es war der Herrentag. Das heißt, die Christen gaben diesem Tag offensichtlich eine entscheidende Bedeutung. Aber es ist nicht so, dass alle Sabbatregeln einfach auf den Sonntag übergehen.
Der Rhythmus sechs zu eins bleibt zwar bestehen, aber nicht im Sinne der Juden als Gesetz. Im Neuen Testament lesen wir kein Gesetz über den Sonntag, kein Sonntagsgesetz. Das gibt es nicht.
Es ist eine Ordnung, die die Christen eingeführt haben, sich an diesem Tag zu versammeln. Deshalb wollen wir diesem Tag auch eine besondere Bedeutung geben, weil der Herr an diesem Tag auferstanden ist, weil der Herr an diesem Tag die Welt erschaffen hat und weil der Herr an diesem Tag die Gemeinde ins Leben gerufen hat.
Das ist eine gewisse Wirklichkeit des Wesentlichen. Oder darf man das nicht so ausdrücken? Nein, schon so: sechs zu eins. Wer es nicht tut, wird… Das ist wie im Neuen Testament sonst auch.
Wir stehen unter Christus, nicht unter Mose. Wir stehen unter Christus. Weil wir Christus lieben, versuchen wir, uns seine Worte vor Augen zu halten und seine Wünsche abzulesen, was dem Herrn gefällt.
Es ist nicht nur, weil es dem Herrn gefällt, dass wir diesen Tag ehren. Es ist auch etwas, das für uns selbst gut ist, denn Gott hat es in die Schöpfung gelegt. Wir brauchen diesen Tag der Ruhe, um einfach abzuschalten.
Viele können das beruflich nicht. Auch die Priester mussten im Alten Testament arbeiten, sie durften den Sabbat entweihen, sie mussten ihre Arbeit tun. Es ist kein ethisches oder moralisches Gesetz, das immer Gültigkeit hat, schon im Alten Testament nicht, das Sabbatgebot nicht, und noch viel weniger die Sonntagsheiligung.
Viele müssen arbeiten, das geht gar nicht anders. Wenn es kranke Menschen gibt, muss jemand da sein, der sie am Sonntag pflegt. Es geht nicht, am Sonntag keine Arbeit zu tun.
Jeder muss für sich selbst einen Weg finden, wie er seinen Tag so gestaltet, dass er in besonderer Weise Ruhetag hat. Prediger arbeiten wahrscheinlich am Sonntag mehr als an anderen Tagen.
Von daher hätten wir kein Problem. Richtig, wir hätten kein Problem. Nur dann hat man ein Problem, wenn jemand sagt, dass derjenige, der den Sabbat nicht hält, sich von Christus trennt oder so ähnlich. Die Adventisten vertreten eine spezielle Endzeitlehre.
Sie sagen, in der Endzeit wird klar eine Scheidung geben zwischen Sabbathaltern und denen, die den Sabbat nicht halten. Manche gehen sogar so weit und sagen, das sei das Mal des Tieres, das besondere Zeichen, wer den Sabbat hält und wer nicht.
Sie haben eigene Offenbarungen, was die Endzeit betrifft, von Ellen G. White. Sie hat einiges geschrieben. Wenn jetzt ein Adventist sagt, jeder Christ müsse den Sabbat halten und dürfe keinen anderen Tag halten, dann entsteht ein Problem.
Denn dann wird ein Gesetz gemacht, das anderen auferlegt wird. Das dürfte er nicht tun. Von der Sache her ist es kein Problem, wenn jemand den Samstag statt Sonntag hält.
Aber der Sonntag ist schon ein besonderer Tag, weil die Christen sich an diesem Tag versammelt haben. Adventisten würden das leugnen. Sie sagen, der erste Tag der Woche sei anders zu verstehen, er habe am Samstag begonnen oder so ähnlich.
Sie sagen auch, dass der Herr Jesus am Samstag auferstanden sei, nämlich in der Nacht. Sie sagen, man wisse nicht genau, wann der Herr Jesus auferstanden sei. Am Morgen war er schon weg aus dem Grab, aber er sei am Sabbat noch auferstanden, in der Nacht.
In gewissem Sinn ja, aber drei Tage und drei Nächte würden bedeuten, nach jüdischer Zählweise, dass jeder angebrochene Tag als ganzer Tag zählt. Dann haben sie Probleme.
Ich glaube, die Adventisten gehen sogar so weit, zu sagen, der Herr Jesus sei schon am Donnerstag gekreuzigt worden, denn sonst kämen sie nicht hin. Aber das kann man widerlegen, das ist eine andere Diskussion.
Okay, Pause!
