Wir haben gesehen, dass es verschiedene Arten von Reue gibt. Dabei lernen wir immer noch einiges mehr dazu. Es kursieren auch einige merkwürdige Vorstellungen, die wirklich erstaunlich sind. So gibt es zum Beispiel Menschen, die sagen: Busse tun müssen eigentlich nur diejenigen, die sich bekehren. Nach der Bekehrung müsse man aber keine Busse mehr tun. Man müsse einfach nur noch die Sünden bekennen, richtig?
Carlo, du hast mir in der Pause die Frage gestellt: Sünden bekennen, aber keine Busse tun? Nun, Busse tun bedeutet eben nicht nur ein Umdenken. Das griechische Wort metanoeo heißt zwar „umdenken“, aber es beinhaltet noch mehr. Es bedeutet, ein anderes Denken über die Sünde zu entwickeln, indem man die Sünde verabscheut und die begangenen Sünden von Herzen bereut – und zwar gegenüber Gott. Das ist ganz wichtig.
Der Apostel Paulus sagt in der Apostelgeschichte, wenn wir kurz in Kapitel 20 nachschlagen, wie er gepredigt hat. Wenn er seine Verkündigung zusammenfasst, sagt er dort in den Versen 20 und 21 zu den Ältesten von Ephesus: „Ich habe weder unter Juden noch unter Griechen etwas zurückgehalten, was nützlich ist, sondern habe es euch verkündigt und gelehrt, öffentlich und in den Häusern, indem ich sowohl Juden als auch Griechen die Busse zu Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus bezeugte.“
Es ist also ganz wichtig, von der Busse zu Gott zu sprechen, nicht einfach nur von Busse allgemein. Judas zum Beispiel ging zu den Priestern, hätte aber eigentlich zur Herrschaft Gottes gehen müssen – zur Busse zu Gott. Paulus sagt, dass dies seine Verkündigung geprägt hat.
Ob es sich um öffentliche Zusammenkünfte oder um Treffen in den Häusern handelte, ist dabei zu unterscheiden. Es gibt Veranstaltungen mit wirklich öffentlichem Charakter und solche, die eher in einem häuslichen, kleineren, beschränkteren Rahmen stattfinden. Das ist sehr wichtig zu beachten. Paulus hat beides getan: öffentliche Zusammenkünfte und halböffentliche, private Treffen. Aber immer hat er gepredigt: die Busse zu Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus.
Nun ist also klar, das macht den entscheidenden Unterschied aus zwischen Petrus und Judas. Aber jetzt stellt sich die Frage: Muss man nur bei der Bekehrung Buße tun und danach nicht mehr?
Wir haben in 2. Korinther 7,10 gelesen, dass eben die gottgewirkte Reue eine nie zu bereuende Buße zum Heil bewirkt. Was ist der Zusammenhang? Man kann für sich 2. Korinther 7 lesen. Paulus erklärt dort, wie froh und dankbar er ist, zu sehen, wie die Korinther auf seinen ersten Brief reagiert haben. Sie haben vieles, was er aufgedeckt hat, akzeptiert und sich darüber gebeugt. Das hat wirklich etwas ausgelöst: Eifer und Energie. Sie waren bereit, die Konsequenzen daraus zu ziehen.
Das beschreibt Paulus in Kapitel 7. In diesem Zusammenhang spricht er von der Buße, eben von der gottgemäßen Reue und Buße. Das ist also ganz klar für Gläubige.
Dann gibt es noch andere Dinge. Ich habe einen Brief bekommen, zehn Seiten lang, von einer Frau. Da hatte ich wirklich ein Problem. Das war mit voller Autorität geschrieben. Sie wollte mir beibringen, dass es falsch sei zu sagen, man müsse bei der Bekehrung die Sünden bereuen. Buße bedeute nur Umdenken. Man müsse anders denken, und das alles mit Treue und so weiter komme viel, viel später.
Außerdem hat sie mir einen Link zu einem bekannten amerikanischen Prediger geschickt. Ich nenne den Namen nicht, aber es reicht, wenn man mal darauf stößt, dann weiß man, das ist der Punkt. Wirklich im vollen Ernst hält er Seminare im Internet, um zu zeigen, man müsse nicht bereuen, sondern nur umdenken.
Was haben wir gelesen in 2. Korinther 7? Man muss gar kein Gegenseminar halten, es reicht, wenn man eine Bibelstelle liest: 2. Korinther 7,10 noch einmal: „Denn die Betrübnis nach Gottes Sinn bewirkt eine nie zu bereuende Buße zum Heil.“ Also die Betrübnis, die gottgemäß ist, geht voraus und führt zur Buße. Sie ist eine Voraussetzung für Buße und nicht etwa irgendeine Folge.
Ich habe ihr gesagt, das geht gar nicht. So kreiert man Namenschristen. Sie sagen: „Ja, ich sehe das alles anders als früher, aber das ist keine Umkehr.“ Buße ist immer verbunden, auch mit Gefühlen. Wir sind nicht einfach Verstand, Gefühl und Körper getrennt. Nein, wir sind eine Einheit von Geist, Seele und Körper.
Es ist auch interessant, wenn die Bibel über das Herz spricht, dann sind das nicht nur die Gefühle. Herz bedeutet in der Bibel, wenn man alle Stellen nachgeht – denn die Bibel spricht auch über den Muskel hier –, dass dieser Muskel als Motor unseres ganzen Kreislaufsystems ein Bild für unser Innerstes als Persönlichkeiten ist.
Sprüche 4 sagt: „Man muss nichts so vorsichtig bewahren wie das eigene Herz, denn von ihm gehen die Entscheidungen des Lebens aus, die Ausgänge des Lebens.“ Wenn man an „Herz“ nachgeht, ist es der Sitz unserer Gefühle und unseres Denkens. Es ist nicht gespalten, das gehört zusammen. Das dürfen wir nicht aufspalten. Die Griechen haben das innen gemacht.
Darum sagen wir im Deutschen „mit Herz und Kopf“ oder „mit Kopf und Herz“. Nein, das Herz hat den Kopf schon drin. Also Denken und Fühlen gehören zusammen. Natürlich kann es sein, dass man unter verschiedenen Umständen eine Art Aufspaltung zwischen Denken und Fühlen empfindet. Aber dann müssen wir durch das Lesen des Wortes das wieder zusammenfügen.
So ist Buße eben nicht einfach ein Umdenken, sondern ein Bereuen, ein Traurigsein und ein Hingehen zum Herrn, ein Ihnsuchen. Dann wird man angenommen: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.“
Buße gilt also sowohl für die Bekehrung als auch für das Leben als Christ, als Kind Gottes.
Ist da vielleicht nicht auch schön die Stelle aus Lukas 15, Vers 21? Da muss man diesen verlorenen Sohn sehen. Ja, dort hast du natürlich ein Beispiel, wie eben diese Buße bei der Bekehrung aussieht. Dort geht es ja wirklich um den Gedanken der Bekehrung. Auch die Haltung von diesem Menschen ist nicht speziell.
Ja, also Lukas 15. Du sagst Vers 18, ja? Hast du Vers 18 gesagt oder 21? Wie? Vers 21. Ja, aber Vers 18 dazu will ich vorschlagen, dann wird es noch stärker.
Liest du, Christian, Lukas 15, Vers 18?
„Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen; mach mich wie einen deiner Tagelöhner.“
Ja, also da überlegt er sich: Ich möchte das machen, ich möchte umkehren. Das ist eine Voraussetzung, ja. Aber dann muss man es auch wirklich machen. Und das ist dann eben die Betrübnis gottgemäß, die zu einer nie zu bereuenden Buße zum Heil führt.
Vers 20:
„Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt, lief hin, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.“
Der Sohn aber sprach zu ihm:
„Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen.“
Das beinhaltet diese Haltung. Danke!
Jetzt gehen wir zurück zu Matthäus 27. Wir haben zuvor zwei negative Beispiele aus dem Alten Testament gesehen.
Zuerst der Pharao, der gesagt hat: „Ich habe gesündigt.“ Er endet im Toten Meer. Dann Saul, der ebenfalls sagte: „Ich habe gesündigt“ – und das auch später noch einmal (1. Samuel 26,21). Sein Leben endet in einem furchtbaren Tod.
Ein weiteres Beispiel ist jemand, der ebenfalls sagte: „Ich habe gesündigt.“ Wenn man das hört, denkt man sofort an Bileam (4. Mose 22). Er wollte einfach seinen eigenen Willen durchsetzen, entgegen Gottes Willen, und setzte sich durch, bis Gott sagte: „Also geh!“ Aber das war nicht, weil Gott ihn gehen lassen wollte, sondern weil Gott ihn seinen Eigenwillen ausführen ließ.
Unterwegs merkt Bileam dann, dass etwas wirklich schiefgelaufen ist (4. Mose 22,34): „Und Bileam sagte zu dem Engel des Herrn: Ich habe gesündigt, denn ich habe nicht erkannt, dass du mir auf dem Weg entgegentratest. Und nun, wenn es böse ist in deinen Augen, dann will ich umkehren.“
Er sagt also: „Ich habe gesündigt“, doch er geht seinen falschen Weg weiter. Er wird zu einem ganz schrecklichen Feind Israels. Er muss feststellen: „Es geht nicht. Ich kann Israel nicht verfluchen, denn Gott verflucht sein Volk nicht. Aber wenn ich Israel zur Sünde verführe, dann kommen sie unter die Zucht Gottes.“
Das hat er getan, indem er den Rat zur Verführung gab. In Josua 13 lesen wir später, wie Bileam durch die Armee Israels getötet wurde.
Die Buße der Welt – oder besser gesagt, die Betrübnis der Welt – bewirkt den Tod. Hier haben wir noch ein solches Beispiel.
Und dann haben wir dieses schreckliche Thema hier: Selbstmord. Wir gehen zurück zu Matthäus 27.
Ich sage Selbstmord, nicht Suizid. Suizid bedeutet wörtlich Selbsttötung, aber „Tötung“ ist neutral. Tötung kann Mord sein, also unerlaubtes Töten, aber Töten kann auch legal sein.
Immer wieder bekomme ich Mails mit der Frage: Wie kann es sein, dass Israel Menschen tötet? Bis jetzt hat Israel etwa vier Terroristen in den vergangenen Wochen getötet. Vier Terroristen! Wie können sie das machen? Es steht doch in 4. Mose 20: „Du sollst nicht töten.“
Hier muss man erklären, dass es verschiedene Wörter für „töten“ auf Hebräisch gibt: Harak, Ratzach und so weiter, Lehamit. Aber hier steht „Ratzach“, und „Ratzach“ bedeutet illegales Töten.
Es ist aber so, dass Gott in 1. Mose 9 die Obrigkeit eingesetzt hat. Dort hat er der Obrigkeit gewissermaßen das Schwert gegeben: „Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden.“ Nicht Gott greift direkt ein. Man kann nicht einfach rechnen, dass Gott irgendwann eingreifen wird. Gott hat die Obrigkeit eingesetzt.
Das erklärt der Apostel Paulus in Römer 13. Wenn er von der Obrigkeit spricht, sagt er, dass Gott ihr das Schwert gegeben hat.
Die Gemeinde, also die Kirche im richtigen Sinn verstanden, hat keine Schwertgewalt. Das war ein großer Irrtum in der Kirchengeschichte, besonders im Zusammenhang mit der Kirche von Rom, die sich eben nicht Gottes Wort unterworfen hat und das Schwert an sich gerissen hat.
Aber dem Staat hat Gott das Schwert gegeben. Darum war es jetzt im Krieg, als die israelische Armee die Bürger Israels vor weiteren Terroranschlägen schützen wollte, richtig, dass diese Schwertgewalt eingesetzt wurde. Das steht nicht im Widerspruch zu 4. Mose 20.
Suizid ist eben nicht einfach Selbsttötung, sondern Selbstmord. Gott ist der Besitzer und Geber des Lebens, und wir haben kein Recht, das Leben selbst zu bestimmen. Zum Beispiel können wir Babys im Mutterleib nicht zum Tod verurteilen – das geht nicht. Wir haben kein Recht dazu. Auch alte Menschen, die angeblich eine Last für die Kassen sein sollen, dürfen wir nicht in ihrer Existenz verkürzen, bis der Herr sie abruft.
Und auch wir selbst dürfen unser Leben nicht abkürzen. Dann ist es eben nicht einfach Selbsttötung, sondern Selbstmord.
Nun zu diesem traurigen Thema: Wie viele Fälle gibt es in der Bibel, die beschrieben sind? Das hat niemand jemals nachgeforscht. Es sind sechs im Alten Testament, und der siebte ist Judas im Neuen Testament.
Ich gebe einfach die Stellen an, für die, die mitschreiben wollen:
Saul haben wir ja schon gesehen, 1. Samuel 31,4. Dann Abimelech, dieser Gewaltherrscher, dieser Illegale, in Richter 9,54. Er bittet dort, dass jemand ihn tötet. Aber wenn man Tötung verlangt, ist das eben auch Selbstmord.
Heute gibt es Organisationen, die das erledigen wollen, aber nach der Bibel ist das Mord, weil es nicht erlaubt ist, das Leben einfach selbst zu beenden.
Dann haben wir Simson in Richter 16,29-31. Er wusste, dass, wenn er die zwei Säulen, auf denen der philistäische Tempel ruhte, einreißt – und das ist wirklich so –, das eine Besonderheit der philistäischen Architektur ist. Manche haben schon gespottet: Wie geht das? Zwei Säulen einreißen und der ganze Tempel kracht zusammen?
Das sind eben Leute, die meinen, es sei ein kanaanitischer Tempel. Die Kanaaniter haben anders gebaut als die Philister im Gebiet des heutigen Gazastreifens und Umgebung. Die typische Bauweise war so, dass es zwei zentrale Säulen gab, die alles trugen.
Ich erinnere mich noch, als ich das erste Mal eine Ausgrabung besuchte, die heute mitten in Tel Aviv ist. Dort wurde ein philistäischer Tempel aus biblischer Zeit ausgegraben, und man sieht die zwei zentralen Säulen.
Simson musste diese Säulen einreißen und tötete sich damit selbst. Eine ganz schreckliche Geschichte.
Weiter: Der Waffenträger von Saul bringt sich auch um, nämlich in 1. Samuel 31,5.
Dann Ahitophel in 2. Samuel 17,23. Er war ein Jude par excellence, blitzgescheit. Er war so intelligent, dass man sagte, sein Rat werde angesehen wie das Wort des Herrn. Das muss man sich vorstellen.
Aber es war menschliche Intelligenz – gut, wenigstens nicht künstliche Intelligenz, sondern menschliche Intelligenz –, wirklich vom Unglaublichsten. Man war in Gefahr, diesen Rat dem Wort Gottes gleichzustellen.
Das ist übrigens auch eine Gefahr bei künstlicher Intelligenz: Man denkt, man könne einfach Fragen stellen und in Sekundenschnelle einen Bericht zu einem Thema erhalten. Aber wenn man feststellt, wie viel Falsches berichtet wird, merkt man, dass es keine echte Intelligenz ist. Es ist KI, nicht wirklich Intelligenz. Es ist nicht mehr als das, was gefüttert und kombiniert wird – mehr nicht.
Also, dieser Ahitophel war so intelligent, und sein Rat so treffsicher. Er hat sich gegen David aufgelehnt und die Revolution von Absalom gegen seinen eigenen Vater unterstützt. Er gab Absalom teuflischen Rat von höchster Intelligenz.
Doch einer torpedierte das, indem er sagte: „Ja, Ahitophels Rat ist immer quasi richtig, aber in diesem einen Fall, der David das Leben hätte kosten können, hat er sich geirrt.“ Man hörte nicht mehr auf Ahitophel.
Als er das sah, machte er mit seinem Leben Schluss und erhängte sich. Das ist der einzige Fall von Erhängen im Alten Testament.
Dann Judas im Neuen Testament. Ahitophel richtete sich gegen David, und Judas gegen den Ben David, den Sohn Davids, den Messias. Beide starben auf schreckliche Art durch Erhängen.
Ein weiteres Beispiel ist der gottlose König Simri in 1. Könige 16,18. Er zündete sein Haus an und tötete sich durch Feuer.
Alle Fälle sind wirklich schrecklich.
Es ist ganz wichtig, dass Gläubige, die in dieser Hinsicht gefährdet sind, sich diese sieben Fälle vor Augen führen. Wir müssen einfach sagen: Es ist ein No-Go! Wenn solche Gedanken kommen, ist das keine Option – nie und nimmer.
Der Herr hat unser Leben in der Hand, und wie Daniel so schön sagt in Daniel 5 zu Belsazar: „Der Gott, in dessen Hand dein Odem ist, ihm hast du nicht die Ehre gegeben.“ Er hat Gott gelästert.
Gott hat unseren Lebensodem in der Hand. Wenn der Moment kommt, an dem der Herr uns zu sich nehmen will, dann lässt er los – weltlich gesprochen. Aber wir bestimmen nicht, wann. Der Herr hat unseren Lebensodem in seiner Hand.
Ja, gehen wir zurück zu Matthäus 27. Judas sieht, dass das nicht richtig war, aber das ist eben noch keine Buße. Das ist lediglich ein Umdenken – ähnlich wie bei jener Frau, die wirklich lehrmäßig autoritativ spricht, genau so, wie es in 1. Timotheus 2,12 heißt: „Ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren, noch über den Mann zu herrschen.“ Das ist keine liebenswerte Lehre, wie sie die tugendhafte Frau in Sprüche 31 auf der Zunge hat, sondern eine Autorität, um ihr den Mund zu stoppen.
Man hat mir gesagt, Buße sei nur Umdenken. Nein, Judas hat mehr getan. Er hat erkannt, dass er gesündigt hat, dass er unschuldiges Blut überliefert hat. Er sagt selbst, dass er Christus böswillig überliefert hat. Es gibt Leute, die Judas rechtfertigen wollen und behaupten, er sei nicht schuld, dass es nicht so schlimm gewesen sei. Außerdem wird das Wort „überliefern“ ja auch im Sinne von „einfach übergeben“ verwendet. Doch hier bedeutet „überliefern“ das Ausliefern von unschuldigem Blut an die Feinde.
Judas hat gesehen, dass das nicht geht. Deshalb bringt er das Geld zurück und wirft die Silberstücke in den Tempel. In einem Verzweiflungsakt nimmt er das Geld und wirft es weg. Daraufhin reagieren die führenden Priester. Lest ihr Vers 6 noch einmal? „Die jungen Priester aber nahmen die Silberlinge und sprachen: Es ist nicht erlaubt, sie in den Tempelschatz zu werfen, weil es Blutgeld ist. Sie hielten aber Rat und kauften dafür den Acker des Töpfers zum Begräbnis für die Fremden. Deshalb ist jener Acker ‚Blutacker‘ genannt worden bis auf den heutigen Tag.“
Da wird erfüllt, was durch den Propheten Jeremia gesagt wurde: „Sie nahmen die dreißig Silberlinge, den Preis des Geschätzten, den man geschätzt hatte von den Söhnen Israels, und gaben sie für den Acker des Töpfers, wie mir der Herr befohlen hat.“
Das ist heuchlerische Gerechtigkeit. Sie sagen: Nein, das geht nicht, solches Blutgeld darf man nicht als Spende im Tempel akzeptieren. Ich war im Frauenvorhof, und in den umliegenden Säulenhallen gab es eine Serie von Opferstöcken für verschiedene Zwecke. Diese hatten die Form eines Schofar-Horns. Darum sagte Jesus in der Bergpredigt: „Wenn du Almosen gibst, so sollst du das nicht vor dir herposaunen wie die Heuchler.“ Das war eine Anspielung auf die Schofar-Hornform der Opferkästen.
Judas wollte das Geld quasi dort hineinwerfen, doch die Priester sagten: Nein, das geht nicht, es ist Blutgeld. Aber sie hatten ihn durch Bestechung dazu verführt. Das Gesetz, wie wir beim letzten Mal gesehen haben, verbietet Richterinnen und Richtern eindeutig, sich bestechen zu lassen. Sie haben es trotzdem getan. Jetzt sagen sie: Gut, dann können wir dieses Geld wenigstens für einen guten Zweck verwenden. Wir kaufen ein billiges Grundstück – nämlich den Acker des Töpfers.
Dieser Acker befand sich im Tal Hinnom. Wenn man in Jerusalem von der Altstadt hinunter zur Davidstadt und dann weiter bis zum Siloah-Teich geht, der vor vielen Jahrzehnten ausgegraben wurde, fand man dort die Überreste des Misstors, Schah’a Aschpot, das Misstor. Dort wurde der Abfall ins Tal Hinnom hinausgeführt, um verbrannt zu werden.
Dieses Tor wird in Jeremia das Scherbentor genannt, weil dort ein Töpfer alle missratenen oder kaputten Gefäße hingeworfen hat. Es war also wirklich ein Feldstück oder ein Ackerstück voller Scherben und minderwertiger Dinge. Dieses Stück Land haben sie gekauft, um dort Fremde zu begraben, die kein Geld für ein Begräbnis hatten. So wurde diese Immobilie „Blutacker“ genannt.
Jeremia erklärt, dass hier erfüllt wurde, was durch den Propheten gesagt wurde: „Sie nahmen die dreißig Silberlinge, den Preis des Geschätzten, den man geschätzt hatte von den Söhnen Israels, und gaben sie für den Acker des Töpfers, wie mir der Herr befohlen hat.“
Jetzt haben wir ein Problem: Dieser Vers steht nicht im Buch Jeremia. Das Scherbentor wird dort erwähnt, und in Jeremia 7 wird auch darüber gesprochen, wie Tote im Tal Hinnom begraben werden. Ebenso wird in Jeremia 18 und 19 vom Töpfer und vom Töpfertor gesprochen, das sich beim Tal Hinnom befand. Aber den genauen Vers findet man dort nicht.
In Sacharja finden wir jedoch Folgendes: Sacharja 11 beschreibt den guten Hirten, der von seiner Herde abgelehnt und verworfen wurde. Nur ein kleiner Teil der Herde war ihm wohlgesonnen. Dann sagt der Hirte: „Wenn ihr mich nicht wollt, dann gebt mir doch meinen Lohn für die Arbeit, die ich bisher getan habe.“
Lies du, Christian, Sacharja 11, Vers 12: „Und ich sagte zu ihnen: Wenn es recht ist in euren Augen, gebt mir meinen Lohn; wenn aber nicht, lass es bleiben.“ Sie wogen meinen Lohn ab: dreißig Silberschäkel.
Da sprach der Herr zu mir: „Wirf ihn dem Töpfer hin, den herrlichen Wert, den ich ihnen wert bin.“ Und ich nahm die dreißig Silberschäkel und warf sie in das Haus des Herrn, dem Töpfer hin. Dann zerbrach ich meinen zweiten Stab, die Verbindung, um die Bruderschaft zwischen Juda und Israel ungültig zu machen.
Ich lege das Vers für Vers in meiner Serie auf YouTube „Roger Liby live über das Buch Sacharja“ aus. Aber wir wollen hier nicht alle Verse noch einmal durchgehen, um den Zusammenhang mit Matthäus 27 noch mehr herzustellen. Das Wesentliche müssen wir jedoch sehen.
Hier spricht also der Messias: „Mein Lohn – ihr wollt mich nicht, dann gebt mir meinen Lohn, dreißig Silberschückel.“ Und dann sagt Gott zum Messias: „Wirf ihn dem Töpfer hin, den herrlichen Preis, dessen ich von ihnen wertgeachtet bin.“
Mit der Verwerfung des Messias haben sie auch Gott, den Vater, verworfen und quasi seine Wohltaten mit dreißig Silberschäkeln abgerechnet – auch wenn das nur ein paar tausend Franken oder Euro wären. Das ist ein schrecklicher Wert für den Messias, für Gottes Dienst.
Dann sagt der Messias: „Ich nahm die dreißig Silberschäkel und warf sie in das Haus des Herrn, dem Töpfer hin. Und ich zerbrach meinen zweiten Stab, die Verbindung, um die Brüderschaft zwischen Juda und Israel zu zerbrechen.“
Nach der Verwerfung des Messias wurde Israel weltweit zerstreut. Die Verbindung im Volk wurde durch das Zerbrechen des Hirtenstabes aufgelöst.
Hier haben wir all diese Details, die genau inhaltlich mit dem ähnlichen Zitat übereinstimmen, das Matthäus wiedergibt: „Sie nahmen die dreißig Silberstücke, den Preis des Geschätzten, den man geschätzt hatte vonseiten der Söhne Israels, und gaben sie für den Acker des Töpfers, wie mir der Herr befohlen hat.“
Was uns auffällt: Es ist nicht genau dasselbe, aber inhaltlich deckt es sich. In Sacharja hat Judas 30 Silberschäkel bekommen, die er in den Tempel warf, weil man sie nicht als Blutgeld akzeptierte. Daraufhin wurde das Immobiliengeschäft mit dem Feld für das Begräbnis der Armen gemacht. So hat sich das erfüllt: „Ich warf sie in das Haus des Herrn, dem Töpfer hin.“ Denn der Töpfer hat das Geld bekommen.
Jeder Punkt ist darin enthalten. Es ist ironisch, wenn Gott sagt: „Wirf ihm den Töpfer hin, den herrlichen Preis, dessen ich von ihm wertgeachtet bin.“
In 2. Mose 21,32 ist die Pflichtsumme, die Haftpflichtsumme, wenn zum Beispiel ein Stier aus Versehen einen Nachbarn getötet hat – etwa einen Knecht oder Sklaven. Dann musste man dem Besitzer des Knechtes dreißig Silberschäkel bezahlen.
Das heißt, sie haben genau diese Zahl, dreißig Silberschäkel, gewählt, um zu sagen: Das ist der Wert eines toten Sklaven.
Der Herr war als guter Hirte in Israel unterwegs, hat das ganze Land durchzogen, gepredigt, nur Gutes getan, geheilt und Tote auferweckt. Und dann wird er für dreißig Silberschäkel verkauft – die Haftpflichtsumme für einen toten Sklaven.
Darum ist es ironisch, von diesem „herrlichen Preis“ zu sprechen. Aber jeder Punkt ist wirklich darin enthalten.
Nun stellt sich die Frage: Was machen wir damit? Hier steht, dass erfüllt wurde, was durch den Propheten Jeremia geredet ist. Wir sehen jedoch, dass wir im Alten Testament diese Stelle in Sacharja finden.
Das Einfachste für die Gottlosen ist zu sagen: Matthäus hat sich geirrt. Matthäus! Wir haben gerade das Matthäusevangelium aus jüdischem Hintergrund durchgegangen und gesehen, dass der Verfasser sich in den feinsten Feinheiten des Judentums und des Alten Testaments bestens auskennt. Und dennoch soll er sich irren? Aber es steht wirklich in allen Handschriften so, das ist der normale Text: Es steht eben Jeremia und nicht Sacharja.
Was hilft das? Wir müssen nicht sofort einen aggressiven Autoritätsanspruch beiziehen. Das ist nur eine von vielen Möglichkeiten, das Problem zu lösen. Lesen wir aber einmal ganz genau, langsam und genau. Matthäus 27,9: „Da wurde erfüllt, was durch den Propheten Jeremia geredet ist, der spricht.“
Und jetzt kommt es: Was steht hier genau? Ich höre es nicht richtig. „Geredet“ ist nicht dasselbe wie „geschrieben“. Es kann zwar sein – wir können Stellen zeigen, wo steht, dass der Prophet geredet hat und es dann auch geschrieben wurde. Ja, die Propheten haben geredet und geschrieben. Aber nicht alles, was sie geredet haben, wurde in der Schrift aufgeschrieben.
Ein Beispiel dafür ist das Prophetenwort im Judasbrief mit Henoch. Judas zitiert Henoch als Vorsehung heiliger Zeit, Judas Vers 14. Dort sagt er nicht „wie geschrieben steht“ und dann folgt das Henoch-Zitat „Der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausende“. Nein, es heißt, Henoch hat geweissagt. Er hat das gesagt, aber das wurde nicht in der Heiligen Schrift aufgeschrieben. Es wurde neben der Heiligen Schrift im Judentum überliefert, und Judas hat das aufgenommen.
Und das hat er übrigens nicht aus dem betrügerischen Buch Henoch genommen. Dieses Buch stammt von einem Betrüger und wurde im Judentum nie als Heilige Schrift akzeptiert. Judas kannte diese Tradition und hat deshalb dieses Zitat gebracht. Er hat es aus der jüdischen Literatur oder jüdischen Überlieferung übernommen und dann unter Inspiration des Heiligen Geistes den Judasbrief verfasst.
Jetzt ist es Heilige Schrift. Deshalb können wir sagen, es steht geschrieben in Judas Vers 14. Aber es gab eben auch Dinge, die nebenher überliefert wurden. Zum Beispiel die zwei Zauberer in Ägypten – wie hießen die? Jannes und Jambres. Jannes und Jambres, 2. Mose 7. Wo steht das im Alten Testament? Nirgends. Dort steht einfach „die Zauberer“. Paulus nennt sie „Jannes und Jambres“, und das sind ägyptische Namen. Ägyptisch meint hier nicht ägyptisches Arabisch, sondern die alte ägyptische Sprache der Hieroglyphen.
Diese Namen wurden aber im Judentum überliefert, zum Beispiel im aramäischen Targum zu 2. Mose. Dort findet man diese Namen, wenn auch anders ausgesprochen, aber gerade erkennbar als Jannes und Jambres. In 2. Mose 7 hat man das in jeder rabbinischen Bibel. Das wurde also überliefert, und Paulus hat diese Namen benutzt.
Was in 2. Mose 7 steht, ist Heilige Schrift, aber vorher war das nur Überlieferung, nicht in der Heiligen Schrift. So gab es solche Überlieferungen, und Matthäus hat dieses Wort von Jeremia genommen, dass er gesprochen hat.
Jeremia hat ja auch über das Begräbnis im Tal Hinnom gesprochen, Jeremia 7, über den Töpfer und das Töpfertor in Jeremia 18 und 19, und in Jeremia 32, da kauft er selbst ein Grundstück. Da ist eine Nähe vorhanden. So hat Jeremia auch gesprochen. Im Zusammenhang mit dem Messias wird es so sein, dass er für dreißig Silberstücke verkauft wird, und das kommt dann dem Töpfer zugute, der seinen Acker verkaufen wird.
Es ist also wichtig, hier festzuhalten: „Was durch den Propheten Jeremia geredet ist“ wurde nicht in der Heiligen Schrift aufgeschrieben, sondern parallel überliefert. Zacharja wurde nach Jeremia inspiriert, diese Gedanken im Buch Sacharja – im Kapitel über den guten Hirten, Sacharja 11 – einzubringen. Damit ist das Problem gelöst.
Eine Problemlösung ist also, ganz genau zu lesen und nochmals zu lesen. Jetzt haben wir etwas gelöst.
Und zum Schluss müssen wir noch eine Sache klären. Es heißt, dass Judas sich erhängte. In Apostelgeschichte 1, kurz vor Pfingsten, im Obersaal auf Zion – also draußen vor dem Zionstor der Altstadt von Jerusalem – spricht Petrus einige Wochen nach dem Selbstmord von Judas über diese Angelegenheit.
Lest ihr, Christian, noch Vers 15 in Kapitel 1 und die folgenden Verse? Dort steht: „In diesen Tagen stand Petrus in der Mitte der Brüder auf und sprach, und es war eine Menge von etwa hundertzwanzig Personen beisammen. Ihr Brüder, es musste die Schrift erfüllt werden, die der Heilige Geist durch den Mund Davids vorhergesagt hat über Judas, der denen, die Jesus festnahmen, Wegweiser geworden ist, denn er war uns zugezählt und hatte das Los dieses Dienstes empfangen. Dieser nun hat zwar von dem Lohn der Ungerechtigkeit einen Acker erworben, ist aber kopfüber gestürzt, mitten in zwei Geborsten, und alle seine Eingeweide sind ausgeschüttet worden. Und es ist allen Bewohnern von Jerusalem bekannt geworden, sodass jener Acker in ihrer eigenen Mundart Hakel Damach, das ist Blutacker, genannt worden ist. Denn es steht im Buch der Psalmen geschrieben: ‚Seine Wohnung werde öde, und es sei niemand, der darin wohne, und sein Aufseheramt empfange ein anderer.‘“
Also steht hier nichts von Erhängen, sondern es heißt, dass er kopfüber gestürzt ist, mitten in zwei Geborsten, und alle seine Eingeweide ausgeschüttet wurden.
Und jetzt, was machen die Gottlosen? Sie widersprechen! Unglaublich, sie können nicht einmal 45 Jahre warten. Man kann doch wenigstens noch länger warten. Es gibt Dinge, bei denen man mindestens 2.300 Jahre warten muss.
Das Problem mit den Zahlen der Könige von Israel und Juda in den Büchern Könige und Chronika konnte niemand zusammenbringen. Seit der Septuaginta-Übersetzung, die versuchte, das zu reparieren, wurde es nur noch schlimmer. Man weiß, dass es ein Problem mit den Zahlen gibt. Erst im 20. Jahrhundert wurde das gelöst, als man herausfand, dass es unterschiedliche Zählsysteme gibt. Wenn man diese beachtet, passt alles schön zusammen.
Aber hier müssen wir nicht so lange warten. Es ist so: Judas hat sich zuerst erhängt, zum Beispiel irgendwo außerhalb der Stadt Jerusalem an einem Baum. Dort hing er dann.
Im Frühjahr – das ist hier bereits Sommer, je nach Definition sogar Hochsommer – geht der Verwesungsprozess natürlich schnell voran. Manche haben gedacht, vielleicht ist nach dem Erhängen der Strick gerissen und dann ist der Kopf übergestürzt, wodurch die Eingeweide herauskamen.
Das ist ein Problem: Wenn der Strick reißt, fällt man nicht kopfüber. Außerdem ist das Gewebe so intakt, dass nicht einfach die Eingeweide herauskommen. Das funktioniert nicht so.
Verzeihung, ich muss das jetzt doch erklären, wie es funktioniert: Durch den Verwesungsprozess bilden sich viele Bakterien, auch in der Bauchgegend, und diese produzieren Gase. Man kennt das Phänomen, dass der Unterleib aufschwillt und die Haut durch die Bakterien brüchig wird. Dann kann es zu einem Riss kommen, durch den die Eingeweide austreten.
Noch etwas zum Ausdruck „kopfüber gestürzt“: Das griechische Wort „brennes genomenos“ kann „kopfüber“ bedeuten, aber auch „aufgeschwollen“. Das Wort „fallen“ ist im Text gar nicht enthalten. Wenn der junge Mann in Apostelgeschichte 20 zum Fenster hinausfällt, wird das Wort „pipto“ verwendet, was „fallen“ bedeutet.
Hier jedoch kann man „brennes“ wie Moulton und Milligan in ihrem Koine-Griechisch-Wörterbuch erklären als „schwellen“ oder „aufgeschwollen“. So ist dann das „Entzweigeborsten“ geschehen, und die Eingeweide wurden ausgeschüttet.
Warum erwähnt Petrus das? Nicht einfach, um uns etwas Schreckliches zu erzählen, sondern um daran zu erinnern, wie schrecklich es ist, wenn ein Mensch seine Sünde einsieht, aber nicht zum Herrn geht. Das ist das Furchtbare.
Darum ist es uns so aufgeschrieben, damit wir diese ganze Schrecklichkeit sehen – diese Finsternis, in die Judas gegangen ist. Dabei kannte der Herr Jesus das Licht der Welt, reiste mit ihm umher, und Judas hat sich einfach in seinem Herzen verschlossen.
Deshalb wird uns das so gesagt. Es ging auch darum, keinen Widerspruch zu zeigen: Der eine Schreiber, Matthäus, berichtet das, und Lukas schreibt die Fortsetzung. Wir setzen beides zusammen und erhalten das ganze Bild.
So funktioniert das dauernd beim Lesen der Bibel.
Zum Schluss möchte ich noch betonen, wie wunderbar der Kontrast ist: Petrus ging zum Herrn, erlebte seine Gnade, erhielt sein Licht und Vergebung. Danach durfte er jahrzehntelang einen gesegneten Dienst tun, zum Segen vieler Schafe in der Herde des Herrn.
Ja, genau. Die Priester kannten ja die Schriften im Alten Testament. Wieso haben sie mit ihren Aktionen eigentlich das Wort Gottes erfüllt, obwohl sie doch einfach vierzig Silberstücke nehmen oder den Acker eines Zimmermanns kaufen hätten können und somit nicht Bescheid wissen müssten?
Sehr gute Frage! Warum haben sie es genau so gemacht, wie es hier steht? Sie hätten ja sagen können: „Wir nehmen die 40 Silberstücke, um einfach die Erfüllung zu umgehen.“ Das funktioniert nicht. Der Mensch kann tun, was er will, aber er kann die Prophetie Gottes nicht verändern.
Ein Beispiel: Im Jahr 70 wurde Jerusalem von der römischen Armee belagert. Der Krieg begann im Frühjahr und dauerte 140 Tage. Es war ein brutaler Krieg, bis die Stadt dem Erdboden gleichgemacht wurde.
Der damalige Feldherr Titus wollte jedoch den zweiten Tempel in Jerusalem verschonen, weil das Gebäude phantastisch war. Die Rabbiner schreiben im Talmud: Wer den zweiten Tempel nicht gesehen hat, der hat noch nie ein schönes Haus gesehen. Es war so großartig, und Titus wollte dieses Gebäude trotz des Krieges erhalten.
Aber es war ganz klar vorausgesagt: Der Tempel wird untergehen. Auch Daniel 9 sagt, das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören. Josephus Flavius, der Augenzeuge dieses Krieges war, schreibt in „Der jüdische Krieg“, dass während der Eskalation des Krieges ein Soldat ungehorsam war und einen Feuerpfeil auf das Tempelhaus abschoss.
Das Tempelhaus geriet in Flammen, und der Brand nahm so überhand, dass man sah, das Tempelhaus ist verloren. Schließlich wurde der Tempel abgerissen. Heute sieht man noch Spuren davon, wie einzelne Steine von den Soldaten abgetragen wurden, um so viel wie möglich zu zerstören.
Der große General Titus wollte also eigentlich etwas anderes, als was die Schrift sagt. Aber es kommt so, wie es die Schrift vorausgesagt hat. Da hilft es nicht, ob jemand bewusst versucht, die Prophetie zu erfüllen oder bewusst versucht, sie nicht zu erfüllen – sie geht einfach in Erfüllung.
Ein weiteres modernes Beispiel sind die ersten jüdischen Siedler, die ab 1882 wieder in großer Zahl ins Land der Väter zurückkehrten. Das waren zu großen Teilen Sozialisten und nicht etwa religiöse Juden. Sie kamen zurück ins Land und sahen: „Oh, das Land ist eine Wüste, wir müssen es wieder fruchtbar machen.“
Was einfach wichtig ist: Wir müssen heimkehren ins Land der Väter. Überall werden wir gehasst, Juden werden gehasst, weil sie Juden sind, und wir sind nirgends erwünscht. Kein Land sagt: „Oh, wir würden so gerne mehr Juden haben, bitte kommt, wir lieben euch.“ Das gibt es nicht.
Sogar jetzt, in ihrem eigenen Land, sagt man: „Warum sind die da?“ Unglaublich! Aber das Wort Gottes hat vorausgesagt, in Hesekiel 36, Vers 24: Gott wird sie sammeln aus allen Nationen und sie heimführen in ihr Land. Die Wüste wird wieder aufblühen und wie ein Garten werden.
Das sagt auch Herr Seckler in Hesekiel 36. Nun, das waren Sozialisten, und ihnen ging es nicht darum, die Bibel zu erfüllen. Sie sagten: Wir müssen eine Lösung für die jüdische Frage finden, und dann müssen wir halt diese Wüste wieder fruchtbar machen. Dabei haben sie das Wort Gottes erfüllt.
So könnte man noch viele Beispiele aus der modernen Zeit zeigen, wie alles in Erfüllung geht, obwohl die Menschen gar nicht deshalb handelten, weil es in der Bibel steht. Sie haben genau das erfüllt, was die Schrift vorausgesagt hat.
Ja, dann wollen wir hier schließen.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
Noch mehr Inhalte von Roger Liebi gibt es auf seiner Webseite unter rogerliebi.ch