Persönliche Einblicke und familiärer Hintergrund
Als wir eben von diesen Gemeinden hier vor Ort gehört haben, dachte ich, das ist ein bisschen unbiblisch. Wenn sich sechs Gemeinden vorstellen, fehlt eigentlich noch die siebte.
Deshalb möchte ich noch ein bisschen etwas von uns vor Ort erzählen, da, wo ich herkomme, aus meiner Heimat im Sauerland. Das ist meine Familie, und ihr merkt, ich bin richtig stolz darauf: Wir haben vier Kinder. Dafür sind wir sehr dankbar, denn eigentlich mussten wir davon ausgehen, keine Kinder bekommen zu können. Gott hat uns jedoch sehr überrascht.
Wir haben sogar schon ein Schwiegerkind, das mit dem Baby. Das sind die Damen der Familie. Ja, mir gefallen sie auch. Die in der Mitte ist meine Frau, die Gaby. Bei ihr ist das Besondere, dass sie nur einen Arm hat. Vielleicht wissen das einige: Sie hat nach einer langen Blutvergiftung den Arm verloren. Trotzdem ist sie für mich jeden Tag ein Beispiel an Zuversicht, Freude und Tatkraft.
Und das sind die Herren der Schöpfung. Der Kleine heißt Oskar. Unsere Zeit ist gefüllt mit Freizeiten. Wir veranstalten in den Osterferien, in den Sommerferien und auch im Herbst Kinderlager sowie Camps für Teenager und Jugendliche.
Das war jetzt diesen Sommer. Unser Motto war „Seefahrer“, und wir haben alle Inseln besucht, die im Neuen Testament vorkommen. Dieses Angebot richtet sich an verschiedene Altersgruppen: für Heranwachsende von sieben bis zehn, von zehn bis dreizehn und dann auch von dreizehn bis achtzehn – das schwierigste Alter.
Es ist ein Selbstläufer, Kinder in diesem Alter zu begeistern. Das bereitet nur Freude. Wir sind sehr dankbar, dass unsere Kinder auch gut mitmachen. Sie sind alle eifrig dabei und sagen schon zu mir: „Papa, wenn du mal nicht mehr willst, machen wir das schon.“ Sie wollen gerne weiterhin Freizeitarbeit leisten.
Leben und Arbeit im Freizeitheim Schoppen
Das ist unser Wohnzimmer, und das ist das Besondere in Schoppen, wo wir wohnen. Wir leben mitten im Epizentrum des Freizeitheims und haben ständig Besucher – entweder Gäste, Zivis oder Hausangestellte. Deshalb haben wir immer eine etwas erweiterte Familie. Das kann auch schon mal ganz schön aufreibend sein, vor allem, wenn die Besucher die Macken, Zwistigkeiten und Unartigkeiten der Kinder oder Erwachsenen mitbekommen. Das ist unsere Herausforderung, in der wir leben.
So schön liegt Schoppen. Es könnte fast Bayern sein. Wir liegen wirklich im Naturschutzgebiet, schön einsam, und haben ein sehr geeignetes Gelände für unsere Arbeit. Dort gibt es auch Sportmöglichkeiten und viel Freilauf für Geländespiele und dergleichen.
Wir bieten auch Angebote für Erwachsene an. Zweimal im Jahr gibt es eine sogenannte Bibelstudierfreizeit, bei der man, ähnlich wie heute hier, eine ganze Woche zusammen verbringt. Was uns sehr, sehr freut, ist, dass wir Jugendliche prägen können. In Schoppen finden wirklich immer wieder Jugendliche zusammen. Beinahe jedes Wochenende gibt es dort Seminare und Jugendangebote.
Das hier war an Pfingsten. Er kennt ihn noch wieder – das ist Wolfgang Bühne. Ja, er ist gealtert. Er hat die Arbeit vor fünfzig Jahren begonnen. Wir hatten genau im Herbst 1967 die erste Freizeit, und Schoppen gibt es jetzt seit 50 Jahren. Die Freizeitarbeit begann zwar erst an einem anderen Ort, aber die Arbeit als solche wurde vor 50 Jahren durch diesen Mann hier ausgelöst. Wir sind sehr dankbar für sein Lebenswerk.
Gemeinde und berufliche Tätigkeit
Das sind die Räume unserer Gemeinde. In Schoppen haben wir eine Art Symbiose: halb Freizeitheim, halb Gemeindeort. Das ist sehr schön, weil wir dadurch eine Menge Geld sparen. Wir müssen kein separates Gemeindehaus unterhalten. Stattdessen kommen die Geschwister im Freizeitheim zusammen.
Das könnte vielleicht auch ein Modell für euch sein: Macht aus euren Gemeindehäusern doch Freizeithäuser! Das soll ein wenig Sehnsucht wecken. Kommt ruhig mal vorbei!
Das ist ein Teil unserer Arbeit, nämlich die Freizeitarbeit in Schoppen. Daneben bin ich aber auch noch gewerbetreibend. Ich habe ein kleines Büro für Werbung und Gestaltungsarbeiten. Ab und zu gibt es auch Vorträge, wie heute zum Beispiel zum Thema Hagai.
Ich weiß, ihr seid jetzt am Konzentrationstiefpunkt. Aber habt ihr das Kreuzworträtsel wenigstens geschafft? Vielen Dank! Das Lösungswort lautet: Aschspitze. Genau. Und...
Einführung in das Buch Hagai und erste Lesung
Wir wollen zum Schluss noch auf ein Wort aus dem Buch Haggai hören, und zwar aus dem Schluss dieses Buches. Ich muss ehrlich sagen, ich verstehe das Buch am Ende nicht mehr so gut oder ich bin noch auf der Suche nach den Zusammenhängen. Vielleicht werdet ihr es auch beim Vortrag merken, da kommt der Andreas ein bisschen ins Rudern.
Wir lesen den Abschnitt Haggai 2,10: Am 24. des neunten Monats, im zweiten Jahr des Darius, erging das Wort des Herrn an den Propheten Haggai, indem er sprach: So spricht der Herr der Herrscher, frage doch die Priester über das Gesetz und sprich: Siehe, wenn jemand heiliges Fleisch im Zipfel seines Gewandes trägt und mit seinem Zipfel Brot oder Gekochtes oder Wein oder Öl oder irgendeine Speise berührt, wird es heilig werden?
Die Priester antworteten und sprachen: Nein.
Und der Herr sprach: Wenn ein wegen einer Leiche Verunreinigter dies alles berührt, wird es unrein werden?
Die Priester antworteten und sprachen: Es wird unrein werden.
Da antwortete Haggai und sprach: So ist dieses Volk und so diese Nation vor mir, spricht der Herr. So ist all ihr Tun, ihre Hände, und was sie dort darbringen, ist unrein.
Und nun richtet doch euer Herz auf die Zeit von diesem Tag an und aufwärts, ehe Stein auf Stein gelegt wurde am Tempel, am Tempel des Herrn.
Bevor dies geschah, kam man zu einem Garbenhaufen von zwanzig Maß, so wurden es zehn. Kam man zum Fass, um fünfzig Eimer zu schöpfen, so wurden es zwanzig.
Ich schlug euch mit Kornbrand, mit Vergilben, mit Hagel alle Arbeit eurer Hände, und ihr kehrtet nicht zu mir um, spricht der Herr.
Richtet doch euer Herz auf die Zeit von diesem Tag und aufwärts, vom vierundzwanzigsten Tag des neunten Monats an, von dem Tag an, als der Tempel des Herrn gegründet wurde. Richtet euer Herz darauf!
Ist noch Saat auf dem Speicher? Ja, sogar der Weinstock und der Feigenbaum und der Granatbaum und der Olivenbaum haben nichts getragen.
Von diesem Tag an will ich segnen.
Und das Wort des Herrn erging zum zweiten Mal an Haggai: Rede zu Serubbabel, dem Statthalter von Juda, und sprich: Ich werde den Himmel und die Erde erschüttern, und ich werde den Thron der Königreiche umstürzen.
Ich werde die Macht der Königreiche der Nationen vernichten, und ich werde die Streitwagen umstürzen, und die, die darauf fahren, und die Pferde und ihre Reiter sollen hinfallen, jeder durchs Schwert des andern.
An jenem Tag, spricht der Herr der Heerscharen, werde ich dich nehmen, Serubbabel, Sohn Schealtiels, meinen Knecht, spricht der Herr, und werde dich wie einen Siegelring machen, denn ich habe dich erwählt, spricht der Herrscher.
Die persönliche Herausforderung und Bedeutung des Heiligkeitsbegriffs
Der letzte Teil: Schau nach innen.
Wenn ihr jetzt noch einmal zurückblättert zu Haggai 1, Vers 1: „Das Wort des Herrn geschah durch Haggai“, dann Kapitel 2, Vers 1: „Das Wort des Herrn erging durch Haggai“, und jetzt kommt etwas anderes. In Vers 10 heißt es: „Das Wort des Herrn ergeht an Haggai.“ Ist das in euren Übersetzungen auch so zu entnehmen?
Zunächst ist Haggai nur der Kanal, der Bote. Diesmal aber ist er der Adressat. Das Wort des Herrn ergeht an Haggai, es betrifft ihn persönlich, es wird persönlicher. Deshalb: Schau mal nach innen – was hat Gott dir zu sagen?
Haggai soll nun als Erstes eine ganz merkwürdige Auskunft einholen. Ich kann mich nicht richtig in diese Gegebenheiten einfühlen – die Speisevorschriften, Verunreinigungen und Reinigungssitten der Juden damals. Er soll zu den Priestern gehen, die als Auskunftsstelle für alle religiösen Fragen dienten. Sie waren damals so etwas wie das Ritus- und Kultusministerium in Israel.
Wie ist das, wenn jemand in seinem Kleid etwas trägt und dann heiliges Fleisch im Zipfel des Gewandes hat, vielleicht aus dem Tempel mit nach Hause bringt, und damit etwas Neutrales berührt? Wird dadurch das Neutrale heiliger? Hier liegt ein Denkfehler vor: Wenn jemand etwas Heiliges mit etwas Neutralem in Berührung bringt, wird dadurch das Neutrale automatisch heilig? Das ist Katholizismus, oder? Besprengen mit Weihwasser, segnen lassen vom Bischof – und dann ist es heilig?
Das ist die erste Frage, die Haggai stellen soll. Die zweite Frage lautet: Wenn jemand unrein ist, zum Beispiel durch Kontakt mit einer Leiche, und dann etwas berührt, wird dadurch das Berührte unrein? Die Antwort lautet ja.
Mein Eindruck ist, Gott will hier auch Haggai etwas vermitteln: Haggai, du hast jetzt etwas bewirkt, der Tempel wurde wieder aufgebaut, und alles sieht sehr gut aus. Du hast einen gewaltigen Zuspruch an das Volk erteilen dürfen, aber das bringt auch einen Anspruch mit sich.
Wenn Gott uns eine Verheißung schenkt, einen Zuspruch, dann hat das auch einen Anspruch. Gottes Herrlichkeit erfordert Heiligkeit. Denn das ist Gottes Wille für euch: eure Heiligung! Gott möchte uns heiliger machen, heiligen. Das gilt besonders für das Personal am Haus Gottes, für diejenigen, die sich zum Haus Gottes zählen.
Psalm 93, Vers 5 sagt: „Deine Zeugnisse sind sehr zuverlässig, deinem Haus geziemt Heiligkeit, Herr, auf immerdar!“
Ich habe eben ein bisschen geschluckt bei „Abendmahl mit Zumba“, aber da wurde es ja ein bisschen aufgelöst. Leider ist das vielerorts Realität, dass man meint, man könne Event, Action und Show mit etwas Christlichem verbinden, um es attraktiver zu machen, um es aufzuwerten.
„Deinem Haus geziemt Heiligkeit.“ Das wird Haggai hier deutlich gemacht an den beiden Fällen, bei denen er die Priester fragen soll. Die Priester waren damals verantwortlich für die Beziehung des Volkes zu ihrem Gott. Sie sollten zwischen Gott und den Menschen vermitteln.
Man kann es vielleicht so sagen: Der Tempel war die Hardware, aber für die Software waren die Priester verantwortlich. An der Hardware wurde gerade erfolgreich gearbeitet, sie stand wieder zur Verfügung, aber damit war es noch nicht getan.
Jetzt braucht man noch die richtigen Anwendungen, die Anwender der Software – Menschen, die sich damit auskennen oder sie richtig einsetzen. Ich glaube, darum geht es hier ein bisschen.
Haggai tritt mit ihnen in einen kleinen Dialog und stellt diese beiden Fragen: Wird etwas Heiliges etwas Neutrales anstecken können? Nein. Wird etwas Unheiliges etwas Neutrales herunterziehen können? Ja.
Wisst ihr, woran mich das erinnert? An „Schnick, Schnack, Schnuck“. Spielt man das heute noch? Stein schlägt Schere, Schere schlägt Papier, und Papier schlägt Stein. So kann man das spielen. Aber jetzt gibt es dummerweise noch eine vierte „Waffe“, und die heißt Sünde – und sie schlägt alles. Sünde gewinnt immer.
So könnte man diesen Abschnitt hier vielleicht erläutern. Leider ziehen wir da immer den Kürzeren. Die Sünde ist wie das Minus vor der Klammer, das den ganzen Inhalt negiert, egal was drinsteht. Das Vorzeichen negativ macht alles negativ.
Und das ist sehr deprimierend. Warum ist die Sünde so stark, auch in meinem Leben? Warum überträgt sich Heiliges nicht so einfach? Und warum ist das Unheilige so dominant?
Viele Wege führen zur Sünde, aber nur ein Weg führt zur Heiligung. Wir alle fallen oft, wir geraten leicht in Versuchung, aber Heiligung ist uns irgendwie so fremd. Deshalb seufzen wir auch oft, wie es in Römer 8 heißt – oder zumindest mir geht es so.
Römer 8, Vers 23: „Wir seufzen in uns selbst, erwartend die Sohnschaft, die Erlösung unseres Leibes.“
Die Zerstörung ist so stark. Warum ist es so, dass ein Tropfen Tinte ein ganz klares Wasserglas trübt? Jetzt machen wir einen Gegenversuch: Wir nehmen ein Glas Tinte und super sauberes destilliertes Wasser, geben einen Tropfen hinein – nichts passiert, höchstens im homöopathischen Rahmen.
Warum sitzen wir bei Hilverkus am Tisch, und Esther muss sich lieber ein bisschen wegsetzen, weil sie gerade eine starke Erkältung hat? Und warum sagt nicht Gunnar Andreas: „Komm mal ein bisschen näher, du bist gerade gesund, mach mal meine Tochter gesund“?
Warum ist das Negative so stark?
Als unser Nathan damals fünf Jahre alt war und beim Spülmaschineeinräumen helfen sollte, kam er an ein Löffelchen beim Abdecken des Tisches und sagte: „Mama, der ist noch gar nicht benutzt, der ist noch sauber.“ Meine Frau Gaby sagte: „Tu ihn trotzdem rein, den spülen wir einfach mit. Wir sind gerade alle ein bisschen erkältet.“
„Ja gut, aber dann tue ich ihn in der Spülmaschine in der Einzelkabine, damit dem auch nichts passiert“, sagte Nathan.
Irgendwie ist das hier die Frage: Wie ansteckend ist Heiligkeit? Ist sie übertragbar? Offensichtlich nicht – jedenfalls nicht so leicht wie Sünde.
Haggai wird hier gelehrt, oder er sagt es auch selbst: „Alles Tun eurer Hände ist unrein. Was ich anfasse, wird irgendwie beschmiert, beschmutzt durch mich. Alles Tun eurer Hände ist unrein, selbst das, was ihr mir darbringt, ist unrein.“
Das ist total deprimierend, oder?
Aber dieses Kapitel endet damit, dass Gott sagt: „Serubbabel, du bist ein Siegelring an meiner Hand.“
Euer Tun ist unrein, aber das hält mich nicht davon ab, dich an meinen Finger zu stecken und etwas daraus zu machen – Serubbabel oder auch Andreas.
Aber dazwischen liegt dieses: „Ihr kehrt nicht zu mir um.“
Wenn wir das einsehen – „Ja, Herr, ich weiß, ich bin sündig und ich versage so oft, aber ich möchte in einer Bußbereitschaft leben, in der Anerkenntnis dieser Tatsache“ –, das hält uns demütig.
Ich musste vor etwa einem Jahr meiner Frau gestehen, dass ich im Internet auf falsche Seiten gegangen bin. Das hat sie sehr geschmerzt und mich sehr gedemütigt. Das hat mir wehgetan und ihr noch viel mehr.
Aber wenn wir mit Sünde leichtfertig umgehen, dann wird die Herrlichkeit entweichen.
Gottes Herrlichkeit erfordert unsere Heiligkeit.
Die Verheißung Gottes werden wir erst dann einlösen können, wenn wir umkehren, wenn wir erkennen: All unsere Hände sind schmutzig. Kehrt zu mir um, und dann kann Gott sagen: „Von dem Tag an werde ich wieder segnen.“
Glaub mir das.
Warnung vor Verführung und Einfluss des Umfelds
Heiligkeit ist uns oft so fremd oder erscheint uns als etwas Abstraktes. Die Bibel sagt: „Lasst euch nicht verführen, irrt euch nicht! Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten.“ Das Böse ist ansteckend.
Das ist besonders wichtig für junge Leute. Man kann sich nicht alles erlauben; manche Dinge muss man einfach meiden. Was beeinflusst euch den ganzen Tag? Das färbt auf euch ab. Irrt euch nicht. Dieser Umgang wird sich auf euch auswirken, das zeigt uns dieses Beispiel hier: Was neutral ist, wird durch das Böse nach unten gezogen. Was neutral ist, wird durch das Heilige nicht unbedingt gehoben oder verbessert.
Deshalb heißt es: „Lasst euch nicht verführen, böser Umgang verdirbt gute Sitten.“
Stell dir vor, du kaufst ein Netz Mandarinen. Bald ist wieder die Zeit dafür. Du bemerkst, dass das ganze Netz schimmelt. Aber da ist noch eine gesunde Mandarine, die legst du in die Mitte. Du denkst, die anderen 17 Mandarinen werden sich davon anstecken und auch so schön und saftig sein wollen. Das ist die Ansteckungsgefahr des Bösen.
Deshalb sagt auch der Korintherbrief: „Geht hinaus, rührt Unreines nicht an, macht einen Bogen darum, nehmt euch in Acht und lasst euch nicht vormachen, ihr wärt stark und ansteckend gesund.“
Was hat Prägekraft auf dich? Womit füllst du deine Zeit? Welchen Einflüssen setzt du dich aus?
In unserer Familie haben wir zum Beispiel YouTube gesperrt. Es ist einfach zu viel Müll dort drin.
Jesus als Vorbild für ansteckende Heiligkeit
Nur Jesus hatte eine ansteckende Gesundheit. Er berührt einen Aussätzigen und sagt: „Werde rein!“ Und er selbst bleibt dabei rein. Da kommt diese Frau mit Bluterleiden. Sie berührt nur seinen Zipfel, erreicht nur sein Gewand – und sie ist gesund.
Jesus besucht die Zöllner und die Sünder. Er ist mit ihnen zusammen, und er steckt sie an! Vielleicht ist das ein gutes Wortspiel: Er steckt sie an, und er steckt auch uns an – an seine Hand. Er sagt: „Alles, was deine Hände tun, ist schmutzig, aber ich identifiziere mich mit dir. Du kannst in mir sein, und ich werde deine Heiligung sein.“
Diesen Vers habe ich nach und nach verstanden: 1. Korinther 1,30. Dort steht: „Aus ihm aber seid ihr in Christus Jesus, der uns geworden ist Weisheit von Gott, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung.“
Nicht: „Aus ihm aber seid ihr in Jesus Christus, der uns weise und gerecht und heilig gemacht hat.“ Auch nicht: „Der uns die Möglichkeit gab, weise, gerecht und heilig zu werden.“ Sondern hier steht etwas ganz Besonderes.
Es heißt: Aus ihm seid ihr in Christus Jesus, der uns geworden ist Weisheit von Gott, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung. Damit ist geschrieben: „Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn.“ Du kannst dich nicht irgendwie aufpimpen, verbessern oder heilig werden. Sondern Christus in dir – oder du in Christus – das ist deine Heiligung. Nichts sonst.
Ich habe die Angewohnheit, in meiner Bibel sehr viel zu malen. Früher war mein Symbol für Heiligung ein winziges Treppchen. Ich dachte, Heiligung bedeutet: Stufe um Stufe besser werden, ich werde immer ein bisschen heiliger. Aber hier steht, besser wäre vielleicht der Siegelring.
Er nimmt mich in seine Hand, er steckt mich an – seine Heiligkeit steckt an. Er ist uns geworden Weisheit von Gott, Gerechtigkeit, Heiligkeit. Verstehst du? In Christus, nur in ihm.
Watchman Nee, dieser chinesische Bruder, der über zwanzig Jahre in Haft saß, schreibt: Wir waren gewohnt, Heiligung als eine Tugend anzusehen – so ein Treppchen. Demut als eine Gnade, Liebe als ein von Gott zu erbittendes Geschenk. Aber der Christus Gottes ist selbst alles das, wessen wir je bedürfen.
Lasst uns ihn ohne zögernden Anspruch nehmen! In Christus sind wir eine neue Kreatur. In Christus sind wir Geheiligte. In Christus überwinden wir weit.
Warnung vor Verunreinigung durch Umgang und Ermutigung zur Treue
Was vielleicht gut zu diesem Abschnitt aus Haggai passt, ist das Ende des Judasbriefs. Dieser ist genauso schwer zu finden wie Haggai. Kurz vor der Offenbarung umfasst er nur etwa eine Seite oder anderthalb.
In Judas 22 werden auch wir heute noch ermahnt, vorsichtig zu sein. Man kann sich durch den Umgang mit anderen verunreinigen. Dort heißt es in Vers 22: „Den einen, die zweifeln, erbarme dich, rette sie, indem du sie aus dem Feuer reißt; den anderen aber erbarme dich mit Furcht, indem du sogar das vom Fleisch befleckte Kleid hasst.“
Was bedeutet das? Es gibt Dinge, bei denen wir besser einen Sicherheitsabstand halten sollten. Das „vom Fleisch befleckte Kleid“ ist eine Warnung: Vorsicht, du kannst dich anstecken.
Dann folgt der Höhepunkt in Vers 24: „Dem aber, der euch ohne Straucheln bewahren und vor seiner Herrlichkeit untadelig darstellen vermag, dem alleinigen Gott, unserem Heiland, durch Jesus Christus, unseren Herrn, sei Herrlichkeit, Majestät, Macht und Gewalt von aller Zeit und jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.“
Das ist unsere Heiligung – nichts anderes.
Herausforderung zur Selbstreflexion: Zipfelchrist oder Siegelchrist?
Bist du ein Zipfelchrist oder ein Siegelchrist? Haggai richtet diese Frage an die Priester und fragt: „Ich tue irgendetwas Heiliges in meine Tasche und berühre damit etwas anderes. Wird das dann heiliger?“
Nur durch Berührung oder eine magische Handlung wird etwas nicht automatisch heiliger. Es reicht nicht, nur mit etwas Frommem in Berührung zu kommen, um selbst heilig zu werden.
Bist du ein Zipfelchrist, der nur so mitgeschleppt wird? Wer heute hier sitzt und denkt: „Na ja, kann ja nicht schaden“ – oder bist du ein Siegelchrist? Bist du schon in Christus? Bist du bloß berührt oder bist du geprägt?
Haggais mutige Botschaft angesichts der Missernte
Der Haggai traut sich hier etwas sehr, sehr Mutiges. Stellt euch das einmal vor: In Israel herrschte gerade Herbst und es gab eine Missernte. Er sagt: „Geht mal auf die Speicher, schaut oben im Vorratsraum nach, ob noch Saatgut vorhanden ist. Findet ihr noch etwas?“ Es ist fast alles leer.
Man hatte lange Zeit Dürre erlebt. Die Menschen hatten viel gesät, aber es kam kaum Ertrag. Sie gingen zum Gabenhaufen und dachten, es wären zwanzig Maß, doch es waren nur zehn – also nur fünfzig Prozent. Dann gingen sie zur Kelter und hofften auf guten Most, aber es wurden nur vierzig Prozent, mit sinkender Tendenz.
Haggai sagt: „Die letzte Ernte war ein Desaster, weil ihr Gottes Heiligkeit missachtet habt.“ Nun geht Haggai ein großes Wagnis ein. Er fragt: „Wie sieht es auf dem Speicher aus?“ Fast nichts ist mehr da. Doch er sagt im Namen Gottes: „Wenn wir von diesem Tag an umkehren, wird Gott segnen. Probiert es doch bitte aus!“
Man kann sich vorstellen, dass, wenn das nächste Frühjahr wieder schlecht verlaufen wäre und der nächste Sommer erneut eine Missernte gebracht hätte, sie Haggai gesteinigt hätten mit dem Vorwurf, er sei ein falscher Prophet. Aber er hat es gewagt, das zu sagen: „Trachtet wieder zuerst nach dem Reich Gottes, nach seiner Gerechtigkeit. Ich werde dafür sorgen, dass mein Wort sich erfüllt. Ich werde euch versorgen. Glaubt es nur.“
Das war wirklich eine Aussage großen Glaubens. Man konnte ihm schnell widersprechen. Die kommende Epoche würde zeigen, ob er ein falscher Prophet war oder nicht.
Gottes Zusage an Serubabel und die königliche Linie
Und ganz am Schluss richtet Haggai noch ein sehr persönliches Wort an Serubabel, den damaligen Statthalter. Das ist seine vierte Botschaft, und damit möchte ich heute schließen.
Es geht um eine einzige Person: Serubabel. Das Wort des Herrn ging zum zweiten Mal an Haggai, damit er Serubabel etwas ausrichtet. Serubabel führte das Volk aus der Gefangenschaft und trug eine gewisse politische Verantwortung. Er stammt aus königlichem Geschlecht; sein Ururopa war David. Doch er war verarmter Adel, der dem Exil entronnen war. Jetzt ist er ein einfacher Provinzprinz in der Außenstelle Juda.
Sein Name bedeutet Serubabel, Spross aus Babel. Gerade noch so aufgekeimt, in Babel aufgewachsen. Zu diesem Serubabel sagt Gott einiges. Er sagt: Du bist vielleicht gerade frustriert und deprimiert, aber ich will dich zu einem Siegelring machen. Ich habe mit dir etwas vor. Ich werde dich beglaubigen und dich in meine Hand führen.
Wer das näher studieren will: Eigentlich ist Serubabel ja nur ein König oder aus der königlichen Linie, und Joshua war der Hohepriester. Aber Gott hat etwas vor, das lesen wir in Sacharja 6,9: „Nimm Silber und Gold, mach eine Krone – das ist das Zeichen des Königs – setze sie auf das Haupt des Hohenpriesters Joshua, des Sohnes Jozadaks, und sage ihm: So spricht der Herr der Herrscherinnen: Siehe, ein Mann, Spross ist sein Name, so wie Serubabel, Spross aus Babel. Es wird unter ihm sprossen, er wird den Tempel des Herrn bauen.“
Wen meint er jetzt? Den Serubabel oder den Joshua? Ja, er wird den Tempel des Herrn bauen, und er wird Hoheit tragen, auf seinem Thron sitzen und herrschen. Auch wird ein Priester auf seinem Thron sein, und der Rat des Friedens wird zwischen ihnen beiden sein. Ferner werden sie kommen und am Tempel des Herrn bauen.
Da ist ein Priester und da ist ein Königsspross, und irgendwie sitzen beide auf einem Thron. Das wird Frieden bedeuten – sehr nebulös. Aber genau das ist es, was Gott sich in Christus, seinem Gesalbten, vorgenommen hat: Alles unter einem Haupt zu vereinen. Er ist der wahre Hohepriester und zugleich der König. In ihm verschmelzen die Priesterlinie und die Königslinie.
Dann geht der Blick weit hinaus über diesen Serubabel, der da gerade vor Haggai steht. Es geht weit über das konkrete Bauvorhaben Tempel hinaus. Es geht um Gottes Vorhaben in dieser Welt. Es werden noch große Erschütterungen kommen, sagt Haggai. Es stehen internationale Umwälzungen bevor: Krieg, Mächte werden untergehen, Königreiche der Nationen werden vernichtet.
Aber Serubabel, da steht noch etwas aus. Ich werde dich nehmen, meinen Knecht. Ich werde dich wie einen Siegelring machen. Ich habe dich erwählt, ich habe mit dir noch etwas vor. Serubabel, dich möchte ich gerne in meiner Ahnengalerie sehen. Du bist ein Spross, aber aus dir wird der hervorkommen, in dem sich das alles erfüllt.
Du, aus der Verbannung Entronnener, du entmutigter Provinzfürst – ich habe kostbare Verheißungen für dich. Es kommt ein unerschütterliches Reich. Der Blick wird weit vorne gewendet auf das, was Gott noch vorhat, was noch kommen wird.
Er benutzt das Bild des Siegelrings, mit dem man einen Abdruck erzeugt. Das war damals, was heute der Personalausweis ist. Es war das Zeichen der Zugehörigkeit und der Eigentumsverhältnisse, das Symbol der Autorität. Der Ring war in Silber oder Gold gefasst, mit einem Stein, in den eine Gravur eingearbeitet war – als Siegel.
Mich erinnert das an den Hohenpriester. Bei ihm lesen wir auch, dass einiges in Siegelstecherei eingraviert war – unauslöschlich. Das finden wir im 2. Buch Mose: Auf seinem Kopf trug er ein Stirnband mit der Aufschrift „Heilig dem Herrn“ in Siegelstecherei. Auf seinen Schultern trug er zwei Schulterstücke, ebenfalls mit Gravur in Siegelstecherei, zwei Onyxsteine. Und auf seiner Brust die zwölf Edelsteine, die Namen der zwölf Stämme, eingraviert in Siegelstecherei – ein Autoritätszeichen, unauslöschlich.
Das war ein persönliches Besitztum: Du bist unantastbar, du gehörst zu mir. Deinen Namen kann man nicht mehr auslöschen, er ist eingraviert. Die Siegelung machte etwas zum Eigentum, und ab jetzt hat kein anderer mehr ein Anrecht.
Das ist hier die Zusage an Serubabel: Du bist mein Siegelring. Das ist die messianische Andeutung. Von dem Herrn Jesus heißt es später im Hebräerbrief: „Er ist der Abdruck des Wesens Gottes.“
Serubabel, dich will ich in meiner Ahnenlinie sehen. Die Geschichte ist nicht zu Ende. Dieses erbärmliche Häuflein hier in Juda, umkämpft, von Samaritanern und Feinden ringsum bedrängt. Aber es wird durch dich weitergehen. Die Staffel des Glaubens wird weiterlaufen.
Serubabel, du wirst noch eine wichtige Schaltstelle in meinem Stammbaum sein. Schlagen wir auf Lukas 3, ab Vers 23, dort finden wir das Geschlechtsregister, die königliche Linie. Entdeckt ihr hier den Namen Serubabels? Ab Vers 23: Jesus, der Sohn Josephs, des Matat, des Levi, des Melchi, des Janna, Joseph, Matthias, Amos, Nahum, Esli, Nagai – und dann ziemlich genau in der Mitte finden wir Serubabel.
Er ist genau die Mitte zwischen David und dem Sohn Davids, auf halber Strecke. Durch ihn ging es weiter, und das hat der Herr ihm hier verheißen: Serubabel, du Spross, es wird weitergehen.
Sein Name Serubabel steht sowohl im Geschlechtsregister in Lukas 3 als auch in Matthäus 1. Manche meinen, das sei das Geschlechtsregister Marias und des anderen Josephs, ich weiß es nicht. Aber in Serubabel führen beide Geschlechtslinien schon zusammen.
Die Frage ist: Geht es durch dich weiter? Wird die Staffel des Glaubens durch dich fortgetragen? Und das ist kein schöner Kindheitstraum, sondern eine noch ausstehende Verheißung.
Haggai 2,9 sagt: „Die letzte Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die erste.“ Was wir bei Salomo lesen, wie die Herrlichkeit diesen Tempel erfüllte, sodass die Priester nicht mehr stehen konnten, sie waren überwältigt von dieser Macht und Majestät.
Aber hier wird gesagt: Es wird eine viel, viel größere Herrlichkeit kommen. Das Kommende wird herrlicher sein. Den besten Wein hebt sich unser König bis zum Schluss auf – wieder bei der Hochzeit. Er wird sich selbst übertreffen.
Glaubt das! Ja, das Beste kommt noch. Das ist die Botschaft von Haggai.
Deshalb wollen wir nicht nur Rückschau halten. Richtet den Blick auf eure Wege, richtet euer Herz auf eure Wege. Bleibt bitte nicht bei der Rückschau stehen, sondern haltet Endrückschau! Da kommt noch etwas, etwas sehr viel Herrlicheres.
Das soll ein Ansporn sein, heilig zu leben, herausfordernd zu leben. Amen.