Wir fahren weiter in 1. Samuel 23 und kommen jetzt zu Vers 19.
Es ist mir jedoch ein Anliegen, noch einen Nachtrag zu machen. In den vergangenen Tagen habe ich im Zusammenhang mit dem Schaubrotessen von David erklärt, wie ein Gebot ein anderes überhöhen kann.
Das könnte jedoch zu Missverständnissen führen. Vielleicht ist aufgefallen, dass das überhöhte Gebot in einem Beispiel höher stand als die Sabbatheiligung war. Im anderen Fall war es ein Gebot, das höher stand als das Gebot, dass nur Priester heiliges Brot essen dürfen. Wir haben noch weitere Beispiele gesehen.
Es ging dabei immer um die Überhöhung eines Gebotes, das man als rituelles Gebot bezeichnen könnte. Es geht also nicht darum, dass man sagen kann, man dürfe in einem Fall sündigen oder eine Ungerechtigkeit begehen, wie zum Beispiel Lügen. Das waren eben nicht moralische Gebote, die überboten wurden.
Darum ist es wichtig, dass man das nicht missbraucht und sagt: „Ja, ich kann dieses Unrecht tun, weil ich ein größeres Unrecht damit verhindere.“ So funktioniert das nicht. Das ist ein wichtiger Punkt, denn es könnte sonst zu Missverständnissen führen.
Ich habe zwar ein Beispiel gebracht: Bibelschmuggel in die Sowjetunion. Der Zöllner fragt: „Haben Sie Bibeln?“ Und dann haben wir gesagt, man musste nicht „nein“ sagen. Es waren viele Bibeln da, und man konnte antworten: „Schauen Sie nach.“ Ähnliches hätte man sagen können, wenn Nazis gefragt hätten: „Haben Sie Juden versteckt?“ – „Schauen Sie nach.“
Wir müssen eben Wege finden, wie die Bibel... (Der Text bricht hier ab.)
Und da gilt auch das Wort in Matthäus 10, wo der Herr Jesus seine Jünger in den Dienst aussendet. Er sagt ihnen, sie sollen einfältig sein wie Tauben und listig wie Schlangen.
Die Besonderheit der Tauben liegt darin, dass sie als Vögel charakterisiert sind, die treu sind. Taubenpärchen bleiben ihr ganzes Leben zusammen. Deshalb ist die Taube das Symbol der Treue. Im Hohen Lied werden deshalb die Augen gepriesen, die wie Tauben sind.
Auf der anderen Seite sagt der Herr, sie sollen listig sein wie Schlangen. Das bedeutet nicht, zu lügen, sondern in schwierigen Situationen den richtigen Weg zu finden. Es geht darum, geschickt die Dinge auszudrücken und nicht einfach plump alles zu erzählen, was den Feinden gar nichts angeht.
Darauf kommen wir auch gleich im weiteren Abschnitt zurück.
1. Samuel 23,19: Da zogen die Sifiter zu Saul hinauf nach Gibea, eine weite Reise, und sprachen: „Hält sich David nicht bei uns verborgen in den Bergfestungen in Choresch auf, auf dem Hügel Hakila, der südlich der Wildnis liegt? Und nun, o König, wenn irgendeine Seele es begehrt, herabzukommen, so komm herab! An uns ist es, ihn der Hand des Königs auszuliefern.“
Und Saul sprach: „Gesegnet seid ihr von dem Herrn, dass ihr euch meiner erbarmt habt.“ Unglaublich, wie der Mann immer fromm spricht, immer wieder. Und es ist Unrecht. Also segnet er diejenigen, die bereit sind, den von Gott erwählten König zu verraten. „Gesegnet seid ihr von dem Herrn“ – und das ist wirklich der Eigenname Gottes, Yahweh, im Deutschen „Herr“ mit Großbuchstaben –, „dass ihr euch meiner erbarmt habt. Geht doch hin, vergewissert euch noch mehr und erkundet und seht seinen Ort, wo sein Fuß weilt, und wer ihn dort gesehen hat, denn man hat mir gesagt, er sei sehr listig.“
Ja, jetzt kann man die Parallelstelle aus Matthäus hinzufügen: „Einfältig wie die Tauben“, das heißt treu, wahrhaftig, echt, „aber listig wie die Schlangen“, nicht einfach plump, sondern geschickt. Und so war David auch.
„Und beseht und erkundet alle Schlupfwinkel, wo er sich versteckt hält, und kommt wieder zu mir mit sicherer Nachricht. Und ich werde mit euch gehen. Und es soll geschehen, wenn er im Land ist, so will ich ihn aufspüren unter allen Tausenden Judas.“
Und sie machten sich auf und gingen nach Sif. Also war Saul bereit, David wirklich unter allen Ortschaften Israels, unter allen Tausendschaften Judas, aufzuspüren.
Übrigens wird von Bethlehem gesagt, es sei zu klein, um unter den Tausenden von Juda zu sein, weil es ursprünglich ein kleines Dorf war und eben nicht das Dorf einer Tausendschaft. Aber die Tausendschaften waren die größeren Ortschaften in Israel. Überall wollte Saul David aufspüren.
Vers 23 am Schluss, 24 nochmals: Und sie machten sich auf und gingen nach Sif vor Saul her. David und seine Männer waren aber in der Wüste Maon, in der Ebene, südlich der Wildnis.
Nun, der Ausdruck „Ebene“ ist Arawa auf Hebräisch und meint genau diese Tiefebene, zu der auch das Tote Meer gehört. Dieses tiefe Tal enthält den tiefsten Punkt der Welt. Engedi liegt ebenfalls dort, ja, Arawa, aber es wird in Gedi noch nicht erwähnt. David war also in der Wüste Ma'on, in der Ebene, in der Arawa südlich der Wildnis.
Übrigens, diese Arawa – es tut mir leid, dass in der CSV-Revision der Elbefelder man es bei „Ebene“ gelassen hat. Arawa heißt zwar „Ebene“, aber es ist nicht irgendeine Ebene, sondern genau diese Ebene des Jordantals und des Toten Meeres, die sich eigentlich noch weiter bis nach Eilat erstreckt.
Als wir die Schlachter 2000 revidierten, habe ich die Hälfte des Alten Testaments vom Hebräischen her übernommen. In der Teamsitzung habe ich sehr betont, wie wichtig es ist, diese geografischen Namen genau zu verwenden. Man sollte nicht mehr, wie früher üblich, einfach „Ebene“, „Arawa“ oder „Steppe“ für Arawa schreiben. Man muss genau sagen, welches Gebiet gemeint ist – das ist die Arawa.
Man soll auch nicht mehr „Niederung“ übersetzen. An manchen Stellen steht in der deutschen Bibel „Niederung“, aber im Hebräischen heißt es „Scheffela“. Das meint geographisch genau die Westabhänge der judeischen Berge gegen den Gazastreifen und Tel Aviv hin. Das sind konkrete Begriffe.
Heute, da der Staat Israel wieder entstanden ist, ist das Land der Bibel viel lebendiger geworden, weil diese Ausdrücke ganz klare Bezeichnungen sind. Das sollte man in den Bibeln auch so zum Ausdruck bringen und nicht nur „Niederung“, sondern „Scheffela“, nicht nur „Ebene“, sondern „Arawa“. Dann weiß man genau, was gemeint ist.
Natürlich gibt es in der LwV CSV ein kleines Zirkellum, das ist ein kleiner Kreis. Das bedeutet: Schau hinten im Wörterverzeichnis, im Glossar nach, und unter „Ebene“ wird das erklärt.
Eine Stelle möchte ich besonders hervorheben: Jesaja 40. Dort wird das Kommen des Messias angekündigt und der Dienst von Johannes dem Täufer, dem Vorläufer des Messias, der damals vor zweitausend Jahren eine Sensation war. Als er in der Wüste auftrat, kam ganz Israel wegen Johannes in Bewegung.
Das wird auch außerbiblisch bezeugt durch den Geschichtsschreiber des ersten Jahrhunderts, Josephus Flavius.
Ich lese Jesaja 40, Vers 3:
„Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bahnt den Weg des Herrn, ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott! Jedes Tal soll erhöht und jeder Berg und Hügel erniedrigt werden, und das Höckerichte soll zur Ebene werden und das Hügelige zur Talebene. Und die Herrlichkeit des Herrn wird sich offenbaren, und alles Fleisch miteinander wird sie sehen; denn der Mund des Herrn hat geredet.“
Hier steht „ebnet in der Steppe eine Straße“. Auch da gibt es ein kleines Zirkellum in der Elbefeller CSV bei „Steppe“. Aber es wäre besser, hier gleich „in der Arawa“ zu schreiben.
Damit war klar: Das war eine Prophetie, dass der Vorläufer des Messias dort unten auftreten wird. Und das ist tatsächlich geschehen. Heute nennt man den Ort Qasr al-Yahud auf Arabisch. Das ist eine Ortschaft ganz nahe bei Jericho, nahe der Jordanmündung ins Tote Meer. Dort hat Johannes der Täufer getauft – in der Arawa, nicht einfach in der Steppe, sondern dort in der Arawa, so macht es das Neue Testament klar.
Dann kam der Herr Jesus zur Taufe, und die Herrlichkeit des Herrn offenbarte sich. Johannes, der Jünger Johannes, erkannte den Herrn. Er schreibt nicht wie in Jesaja 53 für die, die den Herrn ablehnten: „Als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seiner begehrt hätten. Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt.“
Nein, Johannes schreibt in Johannes 1, Vers 14:
„Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, die Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Die Herrlichkeit des Herrn wird sich offenbaren.
Und Vers 4: „Jedes Tal soll erhöht und jeder Berg und Hügel erniedrigt werden.“ Das ist poetische Sprache, um zu zeigen: Alle Hindernisse in den Herzen sollen weggeräumt werden, damit die Herzen bereit sind, den Messias zu empfangen und nicht ihr Angesicht vor ihm zu verbergen, sondern wie Johannes zu erkennen: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, die Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater.“
Darum predigte Johannes in Qasr al-Yahud Buße und radikale Umkehr, um die Menschen auf das Kommen des Messias vorzubereiten.
Ein kleiner Exkurs – alles wegen Arawa.
Nun zurück zu 1. Samuel 23,24: „Und sie machten sich auf und gingen nach Sif vor Saul her. David und seine Männer waren aber in der Wüste Maon in der Arawa südlich der Wildnis.“ Das meint die jüdische Wüste.
Saul und seine Männer zogen hin, um ihn zu suchen. Man berichtete es David, und er ging den Felsen hinab und blieb in der Wüste Maon.
Als Saul es hörte, jagte er David nach in der Wüste Maon. Saul ging auf dieser Seite des Berges, David aber und seine Männer auf jener Seite.
Es geschah, als David eilte, Saul zu entgehen – man kann auch übersetzen: als David ängstlich bemüht war, Saul zu entgehen – und David und seine Männer umzingelten, um sie zu fangen, da kam ein Bote zu Saul und sprach: „Eile und komm, denn die Philister sind ins Land eingefallen.“
Da kehrte Saul von der Verfolgung Davids um und zog den Philistern entgegen. Daher nannte man Selah Hamachlekot, das heißt „Der Fels des Entschlüpfens“.
Man sieht, David wusste: Ich bin eigentlich unsterblich, ich bin ja immer noch nicht König, und die Verheißung Gottes wird in Erfüllung gehen. Trotzdem hatte er Angst.
Manche Gläubige, die in Bedrängnis kommen und Angst haben, geraten noch mehr in Bedrängnis, weil sie denken: „Ich vertraue ja irgendwie nicht dem Herrn, sonst hätte ich dieses Angstgefühl nicht.“ Dann bekommen sie noch mehr Mühe.
Zum Beispiel gab es einmal eine Wortverkündigung in der Gemeinde über den Philipperbrief und das Thema „Freut euch im Herrn“. Jemand, der gerade in Not war und sich gar nicht freuen konnte, dachte: „Wenn ich da hingehe, bekomme ich noch mehr Schuldgefühle, weil es ja ein Befehl ist: ‚Freut euch in dem Herrn allezeit‘, und ich mache es nicht. Wenn ich merke, ich mache es nicht, wird es für mich noch schlimmer, ich kann mich noch weniger freuen.“
Was kann man in dem Zusammenhang sagen? Das Wort Gottes ist voll von Geboten. Aber das Gebot „Freut euch in dem Herrn“ ist nicht gegeben als ein Gebot „und wehe, wenn du dich nicht freust!“
Nein, es ist genau das, was Jonathan gemacht hat: Er stärkte die Hand Davids in Gott und sprach zu ihm: „Fürchte dich nicht.“ Das war nicht, um ihn zu stressen mit „und wehe, wenn du dich jetzt immer noch fürchtest“. Der Herr sagt dir doch: „Fürchte dich nicht.“
Das ist eine Ermutigung. So sagt der Herr: „Freut euch in dem Herrn! Und abermals sage ich: Freut euch!“
Warum? Weil die Angst da ist, der Druck. Dann ist der Herr in seiner Freundlichkeit so, dass er nochmals Mut macht. Er weiß um die Ängstlichkeit, aber er gibt uns die Möglichkeit, da herauszukommen – nicht durch Stress, sondern indem er uns Mut macht.
Er ist der Hirte, der seiner Herde vorausgeht, wie Psalm 23 sagt: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf grüner Aue, er führt mich zum stillen Wasser.“ Das ist der Hirte vor der Herde.
Aber der Hirte ist auch hinter der Herde. Wie endet der Psalm? „Fürwahr, Güte und Huld werden mir folgen alle Tage meines Lebens.“
Güte, chesed, ist die Bundestreue Gottes zu seinen Zusagen. Die werden sich erfüllen.
Güte folgt mir und Huld – wer kennt noch das Wort Huld? Das hebräische Wort meint Freundlichkeit und eine gute Einstellung.
Das ist genau das, was im Priestersegen in 4. Mose 6 ausgedrückt wird, wenn es heißt: „Ja, er banah welech, Adonai elecha“ – das Angesicht des Herrn leuchte über dir.
Wenn man jemandem günstig gesonnen ist, dann hat man ein Leuchten im Gesicht. Wenn man ein Problem mit jemandem hat, ist das nicht so. Dort heißt es: Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir. Das ist diese Huld.
Der Hirte ist nicht immer vorne bei der Herde, manchmal ist er hinter der Herde. Und ja, „Treiben“ ist das falsche Wort, er motiviert sie im Schritt der säugenden Schafe, wie Jakob sagt, im Schritt der Kinder und der Schwachen will er mit der Herde vorangehen.
Da ist die Güte und die Huld, die folgt. Dann ist der Hirte manchmal irgendwo in der Herde, neben einem Schaf.
Das ist in der Mitte des Psalms: „Und wenn ich schon wanderte im Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.“
Also der Hirte vor der Herde, hinter der Herde und neben dem Schaf.
So durfte das David auch erleben. Die Angst kam immer wieder, aber der Herr gab ihm immer wieder Ermutigung.
Jetzt wird es ganz gefährlich: Wirklich dort die Armee von Saul und hier David mit seinen Getreuen, mit diesen Problemmenschen.
Plötzlich kommt ein Bote, der sagt: Es gibt Krieg mit den Philistern, und David wird befreit, Saul muss gehen.
Das erinnert an die Zeit des 16. Jahrhunderts: Wir erinnern uns, 31. Oktober 1517, Luther schlug die Thesen an die Tür – manche sagen, es war nicht genau so, aber er veröffentlichte die Thesen, und die Reformation begann, ein Befreiungsschlag.
Die Bibel wurde wieder geöffnet und verbreitet, und Menschen fanden zur Wahrheit des Evangeliums.
Viele Nonnen und Mönche bekehrten sich, und die katholische Kirche war entschlossen, diese neue Bewegung militärisch zu vernichten.
Dafür hatten sie einen mächtigen Mann, den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, auf ihrer Seite, der bereit war, die Bewegung militärisch zu zerschlagen.
Was geschah dann? Die Türken standen vor den Toren Wiens, die Osmanen verschoben ihre Truppen über den Balkan und drangen bis vor Wien vor.
Eine unglaubliche Bedrohung Europas! Europa sollte islamisiert werden – nicht durch Bevölkerungswachstum, sondern durch Krieg.
Dadurch wurde die Armee Europas abgelenkt, sie musste sich mit den Türken und der islamischen Gefahr beschäftigen.
Im Schatten dieser Gefahr konnte sich die Reformation entfalten.
Das ist der Herr der Heerscharen, der alle Armeen der Welt in seiner Hand hat, auch die Armee Israels ganz besonders, aber alle Armeen.
Er führt die Dinge so.
Er hatte auch die Armee der Philister in seiner Hand, und dadurch wurde Saul abgelenkt.
David konnte aus der Hitze der Verfolgung und der Wüste in die Oase En Gedi gehen.
Das führt uns zu Kapitel 24.
Hier sehen wir das Land Israel: Im Norden sieht man den Segen Ezret, dann fließt der Jordan ins Tote Meer.
Hier haben wir das Gebiet der Wüste Sif.
Am Toten Meer ist Engedi, eine romantische Oase.
Ich weiß noch, wo ich zum ersten Mal in Engedi war. Da war ich ein paar Jahre jünger.
Dieser erste Eindruck – diese Oase – war wirklich etwas Schönes, das ich noch nie erlebt hatte.
Wie oft bin ich danach nach Engedi gegangen – für mich immer ein Höhepunkt.
David ging nach Engedi, 1. Samuel 24,1:
„David zog von dort hinauf und blieb auf den Bergfestungen von Engedi.“
Bergfestung meint wieder natürliche Höhlen auf den Bergen, wo man Zuflucht finden kann.
Man sieht hier auf dem Bild Ein Gedi, eine Oase, in der ein Bach das Gebiet das ganze Jahr über erfrischt.
Das Wasser stammt aus dem Gebiet von Hebron, Regenwasser, das versickert und als Grundwasser durch die Wüste fließt und bei Engedi wieder austritt.
So gibt es das ganze Jahr Wasser und eine wunderbare Vegetation, die vor der Sonne und ihrer Glut schützt.
Wenn man dort hochgeht, sieht man Wasserfall auf Wasserfall und kann das Wasser in der Luft spüren.
Das ist wirklich eine „Caresse de Dieu“, eine Liebkosung Gottes, wie meine Frau mir beigebracht hat.
Wie oft habe ich bei dem Wasserfall, den man hier auf dem rechten Bild sieht, dieses ganze Kapitel vorgelesen, 1. Samuel 24.
David zog von dort hinauf und blieb auf den Bergfestungen von Ein Gedi.
„Ein“ heißt Quelle, „Gedi“ heißt Böcklein, weil dort viele Steinböcke leben.
Nicht die gleiche Art wie in der Schweiz in den Alpen, sondern eine kleinere Art, den Nubischen Steinbock (Ibex Nubia).
Er verbreitet sich in den Wüstengebieten des Nahen Ostens, ist viel kleiner und wirklich lieblich und wohlproportioniert.
Er ist ein Inbegriff von Lieblichkeit.
Darum wird auch die treue Ehefrau in den Sprüchen mit diesem Tier verglichen: Yael, das heißt „dieses Steinböcklein“.
Es geschah, als Saul von der Verfolgung der Philister zurückgekehrt war, da wurde ihm berichtet: „Siehe, David ist in der Wüste Engedi.“
Die Ablenkung durch die Philister war vorbei, aber sie war wichtig.
David kommt nach Engedi, und Saul erfährt wieder, dass er dort ist.
Was geschieht in Vers 3?
Saul nahm dreitausend erlesene Männer aus ganz Israel und zog hin, um David und seine Männer auf dem Steinbockfelsen zu suchen.
Da haben wir wieder diesen „Bock Gedi“, das Böcklein, und hier ist dieser Steinbock Yael erwähnt.
Er kam zu den Kleinviehhürden am Weg, wo eine Höhle war, und Saul ging hinein, um seine Füße zu bedecken.
David aber und seine Männer saßen am hinteren Ende der Höhle.
Das Gebiet ist sehr dynamisch.
Man kann von Jahr zu Jahr nach Engedi kommen, und es sieht immer wieder anders aus.
Im Winter, wenn der Bach nicht nur lieblich als Bächlein fließt, können tausende Winterbäche losgehen und Bergstürze bewirken.
Das heißt, geologisch verändert sich das Gebiet ständig.
Die große Höhle, die vor dreitausend Jahren erwähnt ist, kann man heute vergeblich suchen; sie ist längst zusammengebrochen.
Aber damals gab es eine sehr große Höhle, und darin waren David und seine engsten Freunde im hinteren Teil versteckt.
Warum ging Saul hinein? Es steht hier, „um seine Füße zu bedecken“. Das ist der hebräische Ausdruck für „auf die Toilette gehen“.
Man nennt das einen Euphemismus, um es nicht plump auszudrücken.
Wenn man in London zu Besuch ist, sagt man auch nicht „Kann ich auf die Toilette gehen?“, sondern „Can I wash my hands?“, aber alle wissen, was gemeint ist.
Es ist mehr als das.
Mit den langen Kleidern des Altertums – Männer und Frauen hatten lange Kleider, aber klar getrennt.
Frauen hatten oft farbige, farbenfrohe und feinere Stoffe, Männer eher eintönige Gewänder.
Man konnte auf Distanz erkennen, ob jemand ein Mann oder eine Frau war, und das wollte Gott von Anfang an.
Darum hat er in 1. Mose 1 den Menschen geschaffen: männlich und weiblich, Sachar und Nekewa.
Gott war die Unterscheidung männlich/weiblich als Adjektiv wichtig.
Der Unterschied soll klar ersichtlich sein.
Wenn ein Mann auf die Toilette ging, ging er runter in der Höhe, und die langen Kleider deckten die Füße ab – das bedeutet „auf die Toilette gehen“.
Man muss sich vorstellen, wie peinlich es für den König Israels war, auf die Toilette zu gehen, während seine Feinde in derselben Höhle waren – also im selben WC.
David und seine Männer saßen am hinteren Ende der Höhle.
Da sprachen die Männer Davids zu ihm: „Siehe, das ist der Tag, von dem der Herr zu dir gesagt hat: Siehe, ich werde deinen Feind in deine Hand geben; tu ihm, wie es gut ist in deinen Augen.“
Sie motivierten ihn: Jetzt kannst du zuschlagen.
David stand auf und schnitt heimlich einen Zipfel vom Oberkleid Sauls ab.
Aber danach schlug David das Herz, weil er den Zipfel vom Oberkleid Sauls abgeschnitten hatte.
David wollte den Herrn, den Gesalbten des Herrn, nicht antasten.
Der Herr hatte ihn als König eingesetzt, und David durfte ihn nicht umbringen.
Er dachte, er könnte ein Stück von Sauls Kleid abschneiden, während dieser auf der Toilette war.
Dann bekam er ein schlechtes Gewissen.
Das ist der Ausdruck „da schlug David das Herz“ – ein althebräischer Ausdruck für ein schlechtes Gewissen.
Im Althebräischen gibt es das Wort „Mazpun“ noch nicht.
Im Modernhebräischen sagt man „Hamatzpun“ – „mein Gewissen“.
Aber im Althebräischen sagt man: „Das Herz schlägt.“
Wenn man ein schlechtes Gewissen hat, gibt es Ausschüttung von Adrenalin aus den Nebennieren.
Das geht ins Blut, die Blutgefäße ziehen sich zusammen, die Herzfrequenz verändert sich und nimmt zu.
Das ist das Prinzip des Lügendetektors, der solche körperlichen Veränderungen wahrnimmt.
Es funktioniert nicht überall.
Es gibt Menschen, die seelisch krank sind, und der Lügendetektor funktioniert nicht gleich.
Er ist keine hundertprozentige Methode, denn manche Kriminelle sind so krank, dass ihr Körper nicht reagiert, auch wenn sie lügen.
Aber beim normalen, gesunden Menschen ist es so.
David hatte ein schlechtes Gewissen, weil er das Kleid des Königs abgeschnitten hatte.
Ich fände es auch nicht toll, wenn jemand in meinem Anzug ein Stück wegschneidet und nichts sagt, vor allem in einer Höhle.
David war das nicht recht.
War das richtig? Das war für ihn eine Frage.
Aber wir werden sehen, es musste effektiv sein.
Vers 7: „Und er sprach zu seinen Männern: Der Herr lasse es fern von mir sein, dass ich so etwas an meinem Herrn, dem Gesalbten des Herrn, tun sollte, meine Hand gegen ihn auszustrecken; denn er ist der Gesalbte des Herrn.“
David wehrte seine Männer mit diesen Worten ab und ließ ihnen nicht zu, sich gegen Saul zu erheben.
Saul stand auf aus der Höhle und zog seines Weges.
Hier haben wir ein interessantes Phänomen: Das Gewissen kann auch Alarm schlagen, wenn es keine Sünde ist.
In Römer 2 wird uns neuntestamentlich gelehrt, dass Gott allen Menschen, auch den Heidenvölkern, ein Gewissen gegeben hat.
Das ist ein Phänomen, das jeder Mensch auch ohne Bibel kennt.
Eltern, die ihre Kinder übel behandeln, wissen, dass das Unrecht ist.
Auch Indianer im Urwald des Amazonas, unerreicht von der Kultur des Westens, wissen genau, dass man so etwas nicht darf.
Sie haben noch nie eine Bibel gesehen, aber sie wissen es trotzdem.
Römer 2 sagt, dass Gott dem Menschen ein Gewissen gegeben hat, das ihm klar macht: Du bist ein Sünder und brauchst Vergebung.
Römer 1 sagt sogar, dass Heiden ohne Bibel wissen können, dass Gott existiert, anhand der Ordnung, Schönheit und Harmonie der Natur.
Wenn das Gewissen sie dazu führt, ihre Schuld dem Schöpfer zu bekennen und zu bereuen, können Menschen Vergebung Gottes erfahren, auch ohne dass je ein Missionar bei ihnen war und das Evangelium gebracht hat.
Das ist die gute Nachricht von Römer 1 und 2.
Aber wichtig ist: Das Gewissen kann man auch härten wie mit einem Brenneisen, sagt 1. Timotheus 4.
Ich glaube, wenn man eine Kuh an einer Stelle markiert, kann man sie dort kitzeln, aber sie reagiert nicht mehr.
Die Nervenenden sind verbrannt, sie hat kein Gefühl mehr.
So kann man das Gewissen mit einem Brenneisen härten, sodass es nicht mehr funktioniert.
Dann wird man wie ein kranker Krimineller, der nicht mehr reagiert.
Es ist aber auch möglich, dass das Gewissen bei sensiblen Menschen Alarm schlägt bei Dingen, die keine Sünde sind.
In der Seelsorge muss man sehr aufpassen, dass man solche Menschen nicht ermutigt, die überempfindlich sind.
Man muss ihnen klar sagen: Dein Gewissen funktioniert nicht richtig, du musst es nach der Bibel korrigieren.
Die Bibel sagt, das ist Sünde, und bei solchen, die überempfindlich sind und deren Gewissen bei Dingen anspringt, die nach der Bibel keine Sünde sind, muss man sagen: Du musst dein Gewissen nach dem Wort Gottes ausrichten.
Das Gewissen muss geeicht werden, wie Präzisionsinstrumente, die immer wieder geeicht und vom Eichmeister kontrolliert werden.
Das ist mit dem Gewissen genau so.
Das Wort Gottes ist der letztgültige Maßstab, aber Gott hat uns das Gewissen als Geschenk gegeben.
Ich lese weiter, Vers 8:
„Und danach machte David sich auf, ging aus der Höhle hinaus und rief hinter Saul her und sprach: Mein Herr König!“ – sein Schwiegervater übrigens.
Saul blickte zurück, David neigte sein Gesicht zur Erde und beugte sich nieder.
So zeigt er, dass er die Regierung Sauls als von Gott eingesetzt anerkennt, wie es in Römer 13 gelehrt wird, obwohl der König ungerecht ist.
Die Lehre von Römer 13 ist, dass man dem Staat unterworfen ist, solange die Regierungsleute nichts von uns verlangen, das gegen das Wort Gottes ist.
Darum beugt sich David vor Saul nieder.
David sprach zu Saul: „Warum hörst du auf die Worte der Menschen, die sagen: ‚Siehe, David sucht dein Unglück‘? Siehe, an diesem Tag haben deine Augen gesehen, dass der Herr dich heute in der Höhle in meine Hand gegeben hat.“
Saul hatte David viel Böses unterstellt, aber offensichtlich gab es auch andere Leute, die ihn darin motivierten.
So ist es oft in Konflikten im Volk Gottes.
Hier geht es um einen Konflikt im Volk Gottes, im irdischen Volk.
Es gibt Leute, die schlecht reden und falsche Meinungen gegen andere unterstützen.
Wir haben die Verantwortung, solche Stimmen zu akzeptieren oder abzulehnen.
Jetzt der Beweis, Vers 11:
„Siehe, an diesem Tag haben deine Augen gesehen, dass der Herr dich heute in der Höhle in meine Hand gegeben hat, und man sagte mir, ich solle dich töten, aber mein Auge verschonte dich.
Ich sprach: Ich will meine Hand nicht gegen meinen Herrn ausstrecken, denn er ist der Gesalbte des Herrn.
Sieh, mein Vater – das heißt mein Schwiegervater –, sieh den Zipfel deines Oberkleides in meiner Hand!
Denn dass ich einen Zipfel deines Oberkleides abgeschnitten und dich nicht getötet habe, daran erkenne und sieh, dass nichts Böses in meiner Hand ist, noch ein Vergehen, und dass ich nicht an dir gesündigt habe.
Du aber stellst meinem Leben nach, um es zu nehmen.
Der Herr richte zwischen mir und dir, und der Herr räche mich an dir, aber meine Hand soll nicht gegen dich sein.“
Das war eine unglaubliche Situation.
Saul wurde sich bewusst: Ich war auf der Toilette, David hinter mir, und konnte mich nicht merken, und David hat mir ein Stück meines Kleides abgeschnitten.
Damit hat er den eindeutigen Beweis erbracht, dass er mich hätte töten können.
Und du hörst trotzdem auf Leute, die sagen: „Ich will dich töten.“ Das ist nicht wahr.
Der Beweis war so klar, und darum war es richtig, den Zipfel abzuschneiden.
Vers 13:
„Der Herr richte zwischen mir und dir, und der Herr räche mich an dir, aber meine Hand soll nicht gegen dich sein.“
Wie wichtig, auch neutestamentlich!
Schlagen wir kurz auf Römer 12 auf.
Wir haben es mit Menschen zu tun, die uns nicht mögen und uns Unrecht getan haben.
Römer 12, Vers 17:
„Vergeltet niemand Böses mit Bösem, seid bedacht auf das, was ehrbar ist vor allen Menschen.
Wenn möglich, so viel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden.“
Aber wenn der Nachbar einfach nicht will?
Darum steht: „So viel an euch ist.“
Es gibt Situationen, auch im Volk Gottes, wo eine Wiederherstellung nicht möglich ist.
Man kann auf die Person zugehen, die Sache besprechen und klären wollen.
Wenn die Person nicht will, dann?
Bin ich blockiert in meinem weiteren Leben?
Nein, sicher nicht.
„So viel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden.“
Es gibt Situationen, wo Friede nicht machbar ist, weil nicht beide Parteien Ordnung wollen.
Weiter in Vers 19:
„Recht nicht euch selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn.“
Es ist interessant, dass er sagt: „Recht nicht euch selbst, Geliebte.“
In solchen Situationen ist es wichtig zu wissen: Der Herr liebt mich.
Denn es steht geschrieben: „Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr.“ – ein Zitat aus 5. Mose 32, Vers 35.
„Wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen, wenn er durstig ist, gib ihm zu trinken.
Denn wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.“ – Zitat aus Sprüche 25, 21-22.
„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten.“
„Gebt Raum dem Zorn“ bedeutet, dass man die Sache dem Herrn übergibt, und er soll für Gerechtigkeit sorgen, nicht wir.
Wir haben kein Gewaltmonopol bekommen.
Epheser 6, Vers 12 sagt: „Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut.“
Wir übergeben es dem Herrn mit der Möglichkeit, dass die betroffene Person doch noch zur Buße kommt und umkehrt.
Wenn nicht, wird der Herr für Gerechtigkeit sorgen, aber nicht wir.
So war es bei David.
Es ist eindrücklich, wie er seinen Freunden widerstehen konnte, die sagten: „Jetzt hast du die Chance, jetzt musst du zuschlagen.“
Weiter in 1. Samuel 24:
„Von den Gottlosen kommt Gottlosigkeit, aber meine Hand soll nicht gegen dich sein.“
David zitiert ein bekanntes, außerbiblisches Sprichwort, das eine wichtige Lebensweisheit ausdrückt, um Saul klarzumachen: „Aber meine Hand soll nicht gegen dich sein!“
Hinter wem zieht der König von Israel her? Wem jagst du nach? Einem toten Hund, einem Floh.
Das zeigt wieder die Demut Davids.
Diese Demut haben wir schon früher entdeckt.
Sie kommt immer wieder in Aussagen Davids zum Ausdruck.
Das machte ihn zu einem Mann nach dem Herzen Gottes.
Ein toter Hund, ein Floh.
So sei denn der Herr Richter und richte zwischen mir und dir, ganz im Sinn von Römer 12.
„Und führe meine Rechtssache und schaffe mir Recht aus deiner Hand.“
Es geschah, als David diese Worte zu Saul gesprochen hatte, dass Saul sagte:
„Ist das deine Stimme, mein Sohn David?“
Saul erhob seine Stimme und weinte.
Er sprach zu David:
„Du bist gerechter als ich, denn du hast mir Gutes erwiesen, ich aber habe dir Böses getan.
Du hast heute bewiesen, dass du Gutes an mir getan hast, da der Herr mich in deine Hand geliefert hat und du mich nicht getötet hast.
Denn wenn jemand seinen Feind findet, wird er ihn auf gutem Weg ziehen lassen.
So möge der Herr dir Gutes vergelten für das, was du an diesem Tag an mir getan hast.“
Man sieht diese seelische Wende bei Saul.
Das sehen wir immer wieder.
Im Frühjahr, wenn wir mit 1. Samuel 25 weitermachen, sehen wir dieses Auf und Ab bei Saul.
Es ist typisch für Menschen, die demonisch schwer belastet sind.
Plötzlich kommt ein Moment scheinbarer Reue und Krokodilstränen, dann wieder anders.
Dieses unkontrollierte Wechselbad ist typisch.
Natürlich gibt es auch wechselnde Gefühle, die nicht mit Dämonie zu tun haben – das habe ich nicht gesagt.
Aber bei Dämonie ist es sehr typisch.
Saul weint und ist berührt, als er die Stimme Davids hört.
Keine zwei Menschen haben dieselbe Stimme.
Die Stimme ist absolut einzigartig.
Darum kann man heute mit digitaler Technik Menschen anhand ihrer Stimme identifizieren.
Das ist so sicher oder noch sicherer als der Fingerabdruck, weil die Stimme so individuell ist.
Jetzt hört Saul die Stimme Davids, die einzigartige Stimme seines Schwiegersohns, und es berührt ihn.
Ich lese weiter, Vers 21:
„Und nun sehe ich, ich weiß, dass du gewiss König werden wirst und dass in deiner Hand das Königtum Israels bestehen wird.“
Er weiß es.
Trotzdem hat er zwischendurch gesagt, der Herr habe ihn verworfen.
Er wusste genau, dass diese Verheißung stand.
„So schwöre mir nun bei dem Herrn, dass du meine Nachkommen nach mir nicht ausrotten und meinen Namen nicht vertilgen willst aus dem Haus meines Vaters.“
David schwor es.
Saul ging in sein Haus, David und seine Männer aber stiegen auf die Bergfestung von Ein Gedi.
Der Herr gab David in dieser Oase wirklich Erholung im Druck.
Das ist sehr wichtig.
Wenn wir ständig im Druck sind und kein Rückzugsgebiet haben, können wir leicht in einen Burnout geraten.
Der Herr sorgte für David.
Engedi sollte wieder eine Entlastung sein.
Es ging schwierig weiter, aber der Herr schenkte ihm immer wieder seine Freundlichkeit, eine „Caresse de Dieu“.
Ja, wir wollen noch zusammen beten.
Und Saul und seine Männer zogen hin, um David zu suchen. Man berichtete es David, und er ging den Felsen hinab und blieb in der Wüste Maon. Als Saul davon hörte, jagte er David nach in der Wüste Maon.
Saul ging auf dieser Seite des Berges, David und seine Männer aber auf jener Seite. Es geschah, als David eilte, Saul zu entgehen – man kann auch sagen, als David ängstlich bemüht war, Saul zu entkommen –, dass Saul David und seine Männer umzingelte, um sie zu fangen.
Da kam ein Bote zu Saul und sprach: „Eile und komm, denn die Philister sind ins Land eingefallen.“ Daraufhin kehrte Saul von der Verfolgung Davids um und zog den Philistern entgegen. Daher nannte man den Ort Selah Hamachlekot, das heißt „Der Fels des Entschlüpfens“.
Doch sieht man, David wusste: „Ich bin eigentlich unsterblich, ich bin ja immer noch nicht König, und die Verheißung Gottes muss in Erfüllung gehen.“ Trotzdem hatte er Angst.
Manche Gläubige, die in Bedrängnis geraten und Angst haben, kommen dadurch noch mehr in Schwierigkeiten. Sie denken: „Ich vertraue ja irgendwie nicht dem Herrn, sonst hätte ich dieses Gefühl von Angst gar nicht.“ Dann fällt es ihnen noch schwerer, und es entsteht Stress.
Zum Beispiel gab es einmal eine Wortverkündung in der Gemeinde über den Philipperbrief und das Thema „Freut euch in dem Herrn“. Jemand, der gerade in Not war und sich gar nicht freuen konnte, dachte: „Wenn ich da hingehe, bekomme ich noch mehr Schuldgefühle, weil es ja ein Gebot ist: ‚Freut euch in dem Herrn allezeit‘, und ich mache es nicht.“ Wenn er merkt, dass er es nicht schafft, wird es für ihn noch schlimmer, und er kann sich noch weniger freuen.
Was kann man in diesem Zusammenhang sagen? Ja, das Wort Gottes ist voll von Geboten. Aber das Gebot „Freut euch in dem Herrn“ ist nicht als ein Gebot gegeben, das mit Strafe verbunden ist: „Wehe, wenn du dich nicht freust!“ Nein, es ist genau das, was Jonathan getan hat. Er stärkte die Hand Davids in Gott und sprach zu ihm: „Fürchte dich nicht.“
Das war nicht dazu gedacht, ihn zu stressen mit den Worten: „Wehe, wenn du dich jetzt immer noch fürchtest!“ Der Herr sagt ihm doch: „Fürchte dich nicht.“ Nein, das ist eine Ermutigung.
So sagt der Herr: „Freut euch in dem Herrn! Und abermals sage ich: Freut euch!“ Warum? Weil die Angst da ist, der Druck. Und dann ist der Herr in seiner Freundlichkeit so, dass er nochmals Mut macht.
Er weiß um unsere Ängstlichkeit, aber er gibt uns die Möglichkeit, da herauszukommen – nicht durch Stress, sondern indem er uns erneut Mut zuspricht.
Er ist der Hirte, der seiner Herde vorausgeht, nicht wahr? Wie Psalm 23 sagt: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Er weidet mich, er lagert mich auf grüner Aue, er führt mich zum stillen Wasser. Das ist der Hirte vor der Herde.
Aber der Hirte ist auch hinter der Herde. Wie endet der Psalm? „Fürwahr, Güte und Huld werden mir folgen alle Tage meines Lebens.“ Güte, chesed, das ist die Bundestreue Gottes zu seinen Zusagen. Diese werden sich erfüllen. Güte folgen mir und Huld. Wer kennt noch das Wort Huld? Das hebräische Wort meint Freundlichkeit und eine gute Einstellung.
Das ist genau das, was im Priestersegen in 4. Mose 6 ausgedrückt wird, wenn es heißt: „Ja, er banah welech, Adonai elecha“, das Angesicht des Herrn leuchte über dir. Wenn man jemandem günstig gesonnen ist, dann hat man ein Leuchten im Gesicht. Und wenn man mit jemandem wirklich ein Problem hat, dann ist das anders. Dort heißt es: „Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir.“ Das ist diese Huld.
Der Hirte ist also nicht immer vorne bei der Herde. Manchmal ist er hinter der Herde. Und ja, Treiben ist das falsche Wort. Er motiviert sie im Schritt der säugenden Schafe, wie Jakob es sagt, im Schritt der Kinder. Den Schwachen will er mit der Herde vorangehen. Dort ist die Güte und die Huld, die folgen. Manchmal ist der Hirte auch irgendwo in der Herde, neben einem Schaf.
Das ist eben in der Mitte des Psalms: „Und wenn ich schon wanderte im Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.“ Also der Hirte vor der Herde, hinter der Herde und neben dem Schaf.
So durfte das David auch erleben. Aber die Angst kam immer wieder. Doch der Herr hat ihm auch immer wieder Ermutigung gegeben.
Und jetzt wird es richtig gefährlich. Wirklich – dort die Armee Sauls, hier David mit seinen Getreuen, diesen Problemmenschen. Plötzlich kommt ein Bote und berichtet, dass Krieg mit den Philistern ausgebrochen ist. David wird befreit, Saul muss gehen.
Das erinnert sehr an die Zeit des sechzehnten Jahrhunderts. Wir erinnern uns: Am 31. Oktober 1517 schlug Luther seine Thesen an die Tür. Manche sagen, es sei nicht genau so gewesen, aber sicher ist, dass er die Thesen veröffentlicht hat. Damit begann die Reformation – eine Befreiung, ein Befreiungsschlag. Unglaublich: Die Bibel wurde wieder eröffnet und verbreitet, und viele Menschen fanden zur Wahrheit des Evangeliums.
Viele Nonnen und Mönche bekehrten sich in dieser Zeit. Die katholische Kirche war entschlossen, diese neue Bewegung zu zerstören und militärisch zu vernichten. Dabei hatten sie einen mächtigen Mann auf ihrer Seite: den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Er war bereit, die Bewegung militärisch zu zerschlagen.
Doch dann geschah etwas anderes: Die Türken standen vor den Toren Wiens. Die Osmanen hatten ihre Truppen über den Balkan verschoben und waren bis vor die Tore Wiens vorgedrungen – eine unglaubliche Bedrohung für Europa. Europa sollte islamisiert werden, und zwar nicht durch Bevölkerungswachstum, sondern durch Krieg.
Dadurch wurde die Armee Europas abgelenkt. Sie musste sich mit den Türken und der islamischen Gefahr beschäftigen. Im Schatten dieser islamischen Bedrohung konnte sich die Reformation entfalten.
Das ist der Herr der Heerscharen, der alle Armeen der Welt in seiner Hand hält – ganz besonders die Armee Israels, aber auch alle anderen. Er führt die Dinge so, wie er es will. So hielt er auch die Armee der Philister in seiner Hand. Dadurch wurde Saul abgelenkt, und David konnte aus der Hitze der Verfolgung und der Wüste in die Oase En Gedi gehen.
Das führt uns zu Kapitel 24. Hier sehen wir das Land Israel. Im Norden erkennt man den Segen Ezret, und der Jordan fließt hinunter ins Tote Meer. An dieser Stelle befindet sich das Gebiet der Wüste Sif.
Am Toten Meer liegt Engedi, eine romantische Oase. Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Besuch in Engedi. Damals war ich noch ein paar Jahre jünger. Doch dieser erste Eindruck – diese Oase – war etwas wirklich Besonderes. So etwas Schönes habe ich, glaube ich, noch nie in meinem Leben erlebt.
Wie oft bin ich danach noch nach Engedi gegangen. Für mich ist es immer ein Höhepunkt. David zog nach Engedi, wie in 1. Samuel 24,1 beschrieben: „David zog von dort hinauf und blieb auf den Bergfestungen von Engedi.“ Bergfestung bedeutet hier natürliche Höhlen auf den Bergen, die als Zuflucht dienen können.
Man sieht auf dem Bild Ein Gedi, eine Oase, in der ein Bach das Gebiet das ganze Jahr über erfrischt. Das Wasser stammt aus dem Gebiet von Hebron. Dort versickert Regenwasser im Boden und fließt als Grundwasser durch die Wüste, bis es in Engedi wieder zutage tritt. So gibt es das ganze Jahr über Wasser und eine wunderbare Vegetation, die vor der Sonne und ihrer Glut schützt.
Wenn man dort hinaufsteigt, erlebt man Wasserfall auf Wasserfall. Man kann das Wasser förmlich in der Luft spüren. Das hat meine Frau mir beigebracht: Wenn man im Leben ganz überraschende Freundlichkeiten des Herrn erlebt, nennt sie das „une caresse de Dieu“ – eine Liebkosung Gottes. Diese Oase Ein Gedi ist genau das – eine Liebkosung Gottes.
Wie oft habe ich bei dem Wasserfall, den man auf dem rechten Bild sieht, das ganze Kapitel 1. Samuel 24 vorgelesen. Dort heißt es: „David zog von dort hinauf und blieb auf den Bergfestungen von Ein Gedi.“ Ein bedeutet Quelle, und Gedi heißt Böcklein, weil es dort viele Steinböcke gibt.
Diese Steinböcke sind nicht die gleiche Art, die wir in der Schweiz in den Alpen kennen. Sie sind etwas größer und werden Nubischer Ibex genannt. Diese Art verbreitet sich in den Wüstengebieten des Nahen Ostens. Sie sind viel kleiner und wirklich lieblich und wohlproportioniert in ihren Gliedmaßen. Sie gelten als Inbegriff der Lieblichkeit.
Darum wird in den Sprüchen die treue Ehefrau mit diesem Tier verglichen. Yael bedeutet eben dieses Steinböcklein.
Und es geschah, als Saul von der Verfolgung der Philister zurückgekehrt war, da berichtete man ihm und sprach: Siehe, David ist in der Wüste Engedi.
Die Ablenkung durch die Philister ist also vorbei, aber sie war wichtig. David kommt nach Engedi, und nun erfährt Saul wieder, dass er dort ist. Was geschieht in Vers 3?
Saul nahm dreitausend erlesene Männer aus ganz Israel und zog hin, um David und seine Männer auf dem Steinbockfelsen zu suchen. Hier haben wir wieder diesen „Bock Geddi“, also „Böcklein“, und dann eben diesen Steinbock, der auch in Verbindung mit Jael erwähnt wird.
Er kam zu den Kleinviehhürden am Weg, wo eine Höhle war, und Saul ging hinein, um seine Füße zu bedecken. David aber und seine Männer saßen am hinteren Ende der Höhle.
Das Gebiet ist sehr dynamisch. Man kann also von Jahr zu Jahr nach Engedi kommen, und es sieht immer wieder anders aus. Im Winter, wenn dieser Bach nicht nur lieblich als Bächlein herunterrieselt, können zuweilen tausende Winterbäche losgehen und Bergstürze bewirken. Das heißt, geologisch verändert sich das Gebiet ständig.
Diese große Höhle, die vor dreitausend Jahren erwähnt wird, kann man heute vergeblich suchen; sie ist längst zusammengebrochen. Aber damals gab es eine solche sehr große Höhle, und dort waren David und seine engsten Freunde versteckt im hinteren Teil.
Warum ging Saul hinein? Es steht hier, um seine Füße zu bedecken. Das ist ein hebräischer Ausdruck, der bedeutet, dass er auf die Toilette ging. Man nennt das einen Euphemismus – eine Umschreibung, die etwas weniger plump klingt. Wenn man in London zu Besuch ist, sagt man als Schweizer ja auch nicht einfach „Kann ich auf die Toilette gehen?“, sondern „Can I wash my hands?“, doch alle wissen, was gemeint ist.
Es ist mehr als das. In der Antike trugen Männer und Frauen lange Kleider, aber sie waren klar getrennt. Frauen hatten lange Gewänder, oft farbig und aus feineren Stoffen, während die Männerkleider eher eintönig waren. So wie bei manchen Tieren – zum Beispiel Enten – bei denen das Männchen schöner ist, ist es bei Menschen umgekehrt. Das hat mir meine Mutter beigebracht.
Gott wollte von Anfang an diese Unterscheidung. Deshalb hat er in 1. Mose 1 den Menschen männlich und weiblich geschaffen, Sacha und Nekewa. Die Unterscheidung männlich und weiblich war Gott wichtig, und der Unterschied soll klar erkennbar sein.
Zurück zu den langen Kleidern: Wenn ein Mann auf die Toilette ging, ging er in die Hocke, und die langen Kleider bedeckten die Füße. Deshalb bedeutet der Ausdruck „seine Füße bedecken“ eben „auf die Toilette gehen“.
Man muss sich vorstellen, wie peinlich es für den König Israels war, auf die Toilette zu gehen, während seine Feinde in derselben Höhle waren – also im selben WC.
David und seine Männer saßen am hinteren Ende der Höhle. Da sprachen die Männer Davids zu ihm: „Siehe, das ist der Tag, von dem der Herr zu dir gesagt hat: Siehe, ich werde deinen Feind in deine Hand geben. Tu ihm, wie es gut ist in deinen Augen.“
Sie motivierten ihn, dass er jetzt zuschlagen kann. David stand auf und schnitt heimlich einen Zipfel vom Oberkleid Sauls ab. Aber danach geschah etwas: Da schlug David das Herz, weil er den Zipfel vom Oberkleid Sauls abgeschnitten hatte.
David wollte das auf keinen Fall tun. Er betont immer wieder, dass er die Gestalt des Herrn nicht anrühren darf. Der Herr hat Saul als König eingesetzt, und David darf ihn nicht umbringen.
Was er dachte, war: Ich könnte ein Stück von seinem Kleid abschneiden, während er auf der Toilette ist. Doch dann bekam er ein schlechtes Gewissen.
Das ist der Ausdruck „da schlug David das Herz“. Das ist ein althebräischer Ausdruck für ein schlechtes Gewissen haben. Im Althebräischen gibt es das Wort „Mazpun“ noch nicht. Im Modernhebräischen sagen wir „Hamatzpun“ oder „Geli“, mein Gewissen. Aber im Althebräischen sagt man: Das Herz schlägt.
Und es ist ja so: Wenn man ein schlechtes Gewissen hat, dann gibt es eine Ausschüttung von Adrenalin aus den Nebennieren. Das Adrenalin geht ins Blut, die Blutgefäße ziehen sich zusammen, die Herzfrequenz verändert sich und nimmt zu.
Das ist genau so. Das ist auch das Prinzip des Lügendetektors, der körperliche Veränderungen wahrnimmt, wenn ein Mensch lügt.
Er funktioniert allerdings nicht überall. Es gibt Menschen, die seelisch krank sind, und bei ihnen funktioniert er nicht gleich. Der Lügendetektor ist keine hundertprozentige Methode, denn es gibt Kriminelle, deren Körper nicht so reagiert, auch wenn sie lügen.
Beim normalen, gesunden Menschen ist das aber so, und David hat ein schlechtes Gewissen. Er denkt: Ich habe doch das Kleid des Königs abgeschnitten.
Ich meine, ich fände es auch nicht so toll, wenn jemand in meinem Anzug ein Stück wegschneidet, ohne etwas zu sagen, und das dann in der Höhle passiert. Aber für David war das nicht recht.
War das richtig? Das war für ihn eine Frage. Aber wir werden sehen, dass es effektiv sein musste.
Vers 7
Und er sprach zu seinen Männern: „Lass es fern von mir sein, dass ich so etwas an meinem Herrn, dem Gesalbten des Herrn, tun sollte, meine Hand gegen ihn auszustrecken, denn er ist der Gesalbte des Herrn.“
David wehrte seinen Männern mit diesen Worten und ließ ihnen nicht zu, sich gegen Saul zu erheben. Saul stand daraufhin aus der Höhle auf und zog seines Weges.
Hier haben wir ein interessantes Phänomen in diesem Vers: Das Gewissen kann auch angeben, wenn keine Sünde vorliegt.
In Römer 2 wird uns neutestamentlich gelehrt, dass Gott dem Menschen – und zwar allen Menschen, es geht dort um die Heidenvölker – ein Gewissen gegeben hat.
Das ist ein Phänomen, das jeder Mensch auch ohne Bibel kennt. Eltern in übler Weise anzufahren, ist ein Unrecht. Auch Indianer im Urwald des Amazonas, unerreicht von der Kultur des Westens, wissen ganz genau, dass man das nicht darf. Sie haben noch nie eine Bibel gesehen, aber sie wissen es trotzdem. Sie wissen auch, dass es falsch ist, jemanden aus dem Stamm umzubringen.
Ja, sie haben noch nie die Bibel gelesen, in der steht: „Du sollst nicht töten.“ Und trotzdem ist dieses Wissen da.
Römer 2 sagt, dass Gott dem Menschen ein Gewissen gegeben hat, das ihm klar macht: Du bist ein Sünder und brauchst Vergebung.
Römer 1 sagt sogar, dass die Heiden ohne Bibel auch wissen können, dass Gott existiert – anhand der Ordnung, der Schönheit und der Harmonie in der Natur.
Wenn nun das Gewissen sie dazu führt, ihre Schuld dem Schöpfer zu bekennen und zu bereuen, können Menschen Vergebung Gottes erfahren – auch ohne dass je ein Missionar bei ihnen war und das Evangelium gebracht hat.
Das ist die gute Nachricht von Römer 1 und 2. Dort geht es eben um dieses Gewissen.
Wichtig ist aber auch: Das Gewissen kann man härten wie mit einem Brenneisen, so sagt es 1. Timotheus 4.
Ich glaube, wenn man eine Kuh markiert, kann man an der Stelle der Markierung kitzeln – doch sie reagiert nicht mehr. Die Nervenendungen sind dort verbrannt, sie hat kein Gefühl mehr.
So kann man das Gewissen mit einem Brenneisen härten, sodass es nicht mehr funktioniert. Dann wird man wie ein kranker Krimineller, der nicht mehr reagiert.
Es ist aber auch möglich, dass das Gewissen anzeigt, wo eigentlich gar keine Sünde vorliegt. Gerade bei sensiblen Menschen ist das noch mehr der Fall.
In der Seelsorge muss man sehr aufpassen, dass man nicht Leute, die eigentlich sehr oberflächlich sind, ermutigt, mit Dingen umzugehen, die Überempfindlichkeit sind.
Bei solchen Menschen muss man ganz klar sagen: „Dein Gewissen funktioniert überhaupt nicht richtig. Du musst es nach der Bibel korrigieren.“
Die Bibel sagt, das ist Sünde.
Und bei denen, die überempfindlich sind und deren Gewissen bei Dingen schlägt an, die nach der Bibel ganz klar keine Sünde sind, muss man sagen: „Du musst dein Gewissen nach dem Wort Gottes ausrichten.“
Das Gewissen muss geeicht werden, so wie Präzisionsinstrumente immer wieder geeicht und vom Eichmeister kontrolliert werden.
Und das ist bei dem Gewissen genau gleich. Das Wort Gottes ist der letztgültige Maßstab.
Gott hat uns dieses Gewissen als Geschenk gegeben.
Und jetzt lese ich weiter, Vers:
Und danach machte David sich auf, ging aus der Höhle hinaus und rief Saul nach: „Mein Herr König!“ – Saul war übrigens sein Schwiegervater.
Saul blickte hinter sich zurück, und David neigte sein Gesicht zur Erde und beugte sich nieder. Damit zeigt er, dass er die Regierung Sauls als von Gott eingesetzt anerkennt, wie es in Römer 13 gelehrt wird, auch wenn der König ungerecht ist.
Ja, das ist die Lehre von Römer 13: Man ist dem Staat unterworfen, auch wenn man weiß, dass die Regierungsleute gottlos sind. Solange sie aber nichts von uns verlangen, das gegen das Wort Gottes verstößt, sind wir verpflichtet, gehorsam zu sein. Darum beugt sich David vor Saul nieder.
David sprach zu Saul: „Warum hörst du auf die Worte der Menschen, die sagen: ‚Siehe, David sucht dein Unglück‘? Siehe, an diesem Tag haben deine Augen gesehen, dass der Herr dich heute in der Höhle in meine Hand gegeben hat.“
Saul hatte David viele böse Dinge unterstellt, aber offensichtlich gab es auch andere Leute, die ihn darin bestärkten. So ist es oft in Konflikten im Volk Gottes. Hier geht es ja um einen Konflikt im Volk Gottes. Im irdischen Volk gibt es Menschen, die schlecht reden und dadurch eine falsche Meinung gegen jemand anderen noch mehr unterstützen.
Warum hörst du auf solche Leute, die das sagen? Hier haben wir eine Verantwortung: Wir müssen entscheiden, ob wir solche Stimmen akzeptieren oder ablehnen.
Und jetzt der Beweis, Vers 11: Siehe, an diesem Tag haben deine Augen gesehen, dass der Herr dich heute in der Höhle in meine Hand gegeben hat. Man sagte mir, ich solle dich töten, aber mein Auge verschonte dich. Ich sprach: Ich will meine Hand nicht gegen meinen Herrn ausstrecken, denn er ist der Gesalbte des Herrn.
Und sieh, mein Vater – das heißt mein Schwiegervater – hielt den Zipfel deines Oberkleides in meiner Hand. Denn dass ich einen Zipfel deines Oberkleides abgeschnitten und dich nicht getötet habe, daran erkenne und sieh, dass nichts Böses in meiner Hand ist, noch ein Vergehen. Ich habe nicht an dir gesündigt. Du aber stellst meinem Leben nach, um es zu nehmen.
Der Herr richte zwischen mir und dir, und der Herr räche mich an dir. Aber meine Hand soll nicht gegen dich sein.
Das ist natürlich eine unglaubliche Situation gewesen. Jetzt wird sich Saul bewusst: Ich war auf der Toilette, und David war hinter mir. Man fragt sich, ob Saul ein Buch bei sich hatte, denn er hat es nicht gemerkt. David hat ihm ein Stück seines Kleides abgeschnitten und damit den eindeutigen Beweis gegeben: Ich hätte dich von hinten umbringen können.
Und du hörst trotzdem auf Leute, die sagen: Ich will dich töten. Es ist einfach nicht wahr. Der Beweis war so klar, und darum müssen wir sagen, es war richtig, diesen Zipfel abzuschneiden.
Nun sagt er in Vers 13: Der Herr richte zwischen mir und dir, und der Herr räche mich an dir. Aber meine Hand soll nicht gegen dich sein.
Wie wichtig das neutestamentliche Thema ist, wollen wir kurz am Beispiel von Römer 12 aufzeigen. Wir haben es schließlich auch mit Menschen zu tun, die uns nicht mögen und uns Unrecht getan haben. Dabei hilft uns besonders Römer 12 sehr.
In Römer 12, Vers 17 heißt es: „Vergeltet niemand Böses mit Bösem, seid bedacht auf das, was ehrbar ist vor allen Menschen. Wenn möglich, so viel an euch liegt, lebt mit allen Menschen in Frieden.“ Doch was, wenn der Nachbar einfach nicht will? Hier steht: „So viel an euch liegt.“ Es gibt sogar Situationen unter dem Volk Gottes, in denen eine Wiederherstellung nicht möglich ist. Man kann auf die Person zugehen und versuchen, die Sache zu besprechen und zu klären. Doch manchmal heißt es: „Wollen wir das nicht besprechen?“ Nein!
Was nun? Bin ich dadurch blockiert in meinem weiteren Leben? Nein, sicher nicht. So viel an euch liegt, lebt mit allen Menschen in Frieden. Aber es gibt eben Situationen, in denen Friede nicht machbar ist, weil nicht beide Parteien Ordnung wollen.
Weiter heißt es in Vers 19: „Recht nicht euch selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn.“ Es ist interessant, dass hier steht: „Recht nicht euch selbst, Geliebte.“ Denn in solchen Situationen ist es wichtig zu wissen, dass der Herr mich liebt. Es steht geschrieben: „Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr.“ (5. Mose 32,35)
Außerdem heißt es: „Wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen; ist er durstig, gib ihm zu trinken. Denn wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.“ (Sprüche 25,21-22) Und weiter: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten.“
„Gebt Raum dem Zorn“ bedeutet, dass man die Sache dem Herrn übergibt. Er soll für Gerechtigkeit sorgen, nicht wir. Wir haben kein Gewaltmonopol erhalten. Epheser 6, Vers 12 sagt: „Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut.“ Deshalb übergeben wir es dem Herrn.
Dabei besteht die Möglichkeit, dass die betroffene Person doch noch zur Buße kommt und sich umkehrt. Wenn nicht, wird der Herr für Gerechtigkeit sorgen – aber nicht wir.
Das war auch bei David so ganz klar. Obwohl seine Freunde sagten: „Jetzt hast du die Chance, jetzt musst du handeln.“ Nein! Es ist eindrücklich, wie er seinen Freunden widerstehen konnte.
Weiter lesen wir in 1. Samuel 24, wie David einen Widerspruch der Vorväter zitiert: „Von den Gottlosen kommt Gottlosigkeit, aber meine Hand soll nicht gegen dich sein.“ Das ist ein bekanntes, außerbiblisches Sprichwort, das eine wichtige Lebensweisheit ausdrückt. David nutzt es, um Saul klarzumachen: „Aber meine Hand soll nicht gegen dich sein!“
Wem zieht der König von Israel nach? Wem jagst du nach? „Einem toten Hund, einem Floh.“ Das zeigt wieder die Demut Davids. Diese Demut haben wir schon früher entdeckt. Immer wieder kommt sie in seinen Aussagen zum Ausdruck. Genau das machte ihn zu einem Mann nach dem Herzen Gottes: ein toter Hund, ein Floh.
David sagt weiter: „So sei denn der Herr Richter und richte zwischen mir und dir! Führe meine Rechtssache und schaffe mir Recht aus deiner Hand!“ Damit nimmt er ganz im Sinn von Römer 12 die Sache vorweg. Er vertraut darauf, dass Gott die Gerechtigkeit herstellt.
Und es geschah, als David diese Worte zu Saul gesprochen hatte, da fragte Saul: „Ist das deine Stimme, mein Sohn David?“
Saul erhob seine Stimme und weinte. Er sprach zu David: „Du bist gerechter als ich, denn du hast mir Gutes erwiesen, ich aber dir Böses. Du hast heute bewiesen, dass du Gutes an mir getan hast, denn der Herr hat mich in deine Hand geliefert, und du hast mich nicht getötet.
Denn wenn jemand seinen Feind findet, wird er ihn auf gutem Weg ziehen lassen. So möge der Herr dir Gutes vergelten für das, was du an diesem Tag an mir getan hast.“
Man sieht hier plötzlich diese seelische Wende bei Saul. Dieses Auf und Ab erleben wir immer wieder, wenn wir im Frühjahr mit 1. Samuel 25 weitermachen. Es ist typisch für Menschen, die demonisch schwer belastet sind.
Plötzlich kann ein Moment von scheinbarer Reue und Tränen kommen, und dann wieder ein ganz unkontrolliertes Wechselbad der Gefühle. Das ist sehr typisch. Natürlich gibt es auch wechselnde Gefühle, die nichts mit Dämonie zu tun haben. Das habe ich nicht gesagt. Aber bei Dämonie ist dieses Muster sehr charakteristisch.
Saul weint, er ist berührt, als er die Stimme Davids hört. Kein Mensch hat die gleiche Stimme wie ein anderer. Die Stimme ist absolut einzigartig. Deshalb kann man heute mit digitaler Technik Menschen anhand ihrer Stimme identifizieren. Das ist so sicher oder sogar sicherer als der Fingerabdruck, weil die Stimme so individuell ist.
Jetzt hört Saul die Stimme Davids, die einzigartige Stimme seines Schwiegersohns. Das berührt ihn, und er weint.
Ich lese weiter, Vers 21: „Und nun sehe ich, dass du gewiss König werden wirst und dass das Königtum Israels in deiner Hand bestehen wird.“
Er weiß es also. Trotzdem hat er zwischendurch gesagt, der Herr habe ihn verworfen. Er wusste ganz genau, dass diese Verheißung bestand.
Saul bittet: „So schwöre mir nun bei dem Herrn, dass du meine Nachkommen nach mir nicht ausrotten und meinen Namen nicht vertilgen willst aus dem Haus meines Vaters.“
David schwört es.
Saul ging in sein Haus, David und seine Männer aber stiegen auf die Bergfestung von Ein Gedi.
Der Herr hat David in dieser Oase wirklich Erholung gegeben, obwohl er unter Druck stand. Das ist sehr wichtig. Wenn wir ständig unter Druck sind und kein Rückzugsgebiet haben, können wir leicht in einen Burnout geraten.
Aber der Herr sorgte für David. Ein Gedi sollte für ihn eine Entlastung sein. Es ging zwar schwierig weiter, doch der Herr schenkte ihm immer wieder eine „Caresse de Dieu“ – eine zärtliche Berührung Gottes.
Ja, wir wollen noch zusammen beten.
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