Konrad Adenauer war unser erster Bundeskanzler in Deutschland, das wissen vermutlich die meisten. Aber wir Kölner verbinden noch etwas mehr mit ihm. Konrad Adenauer wurde hier in Köln geboren. Er war Oberbürgermeister von Köln, und auch unser Flughafen, beziehungsweise der Köln-Bonner Flughafen, ist nach Konrad Adenauer benannt worden.
Was aber die wenigsten Menschen wissen, ist, dass dieser Mann in seinem Herzen tief an Jesus Christus geglaubt hat – an die Auferstehung Jesu Christi. Billy Graham, der bekannte Evangelist und Prediger, erzählt in seiner Autobiografie von einer Begegnung mit Konrad Adenauer. Er wurde von Adenauer in dessen Büro eingeladen. Die erste Frage, die Konrad Adenauer Billy Graham stellte, war: „Junger Mann, glauben Sie, dass Jesus von den Toten auferstanden ist?“
Billy Graham bejahte diese Frage. Daraufhin sagte Konrad Adenauer folgende Sätze: „Ich auch. Wenn Jesus Christus nicht von den Toten auferstanden ist, gibt es nicht den geringsten Hoffnungsschimmer für die Menschheit. Wenn ich mein Amt verlasse“ – er war zu der Zeit noch Bundeskanzler – „wenn ich den Rest meines Lebens damit verbringe, mich mit der Auferstehung Jesu Christi zu befassen und darüber zu schreiben, denn sie ist das wichtigste Ereignis der Menschheitsgeschichte.“
Da denkt man erst mal: Wow, so etwas wäre erfrischend, heute mal wieder von führenden Politikern zu hören, oder solche Sätze.
Leider leben wir in einer Zeit, in der nicht nur viele Politiker, sondern insgesamt viele Menschen in Deutschland nicht an die Auferstehung Jesu glauben. Vielleicht sitzt du heute hier, bist einfach mal zu Besuch dabei und zweifelst daran, dass Jesus wirklich lebt, dass es ihn gibt, dass er von den Toten auferstanden ist. Viele Menschen zweifeln heute daran. Aber auch damals, kurz nach der Auferstehung, haben einige Menschen gezweifelt, ob das wirklich wahr sein kann.
Einer davon ist Thomas, der jüngere Thomas, den wir alle auch unter dem Spitznamen „der Ungläubige Thomas“ kennen. Thomas hat am Anfang gezweifelt, ist dann aber zum Glauben gekommen. Darum geht es auch in meiner Predigt heute. Meine Predigt trägt das Thema „Vom Zweifeln zum Glauben“. Ich mache weiter an meiner Predigtreihe „Menschen begegnen Jesus“. Wir schauen uns verschiedene Begegnungen im Johannesevangelium an. Heute möchte ich den Abschluss dieser Predigtreihe machen. Der Bibeltext, den wir uns heute anschauen, kommt aus Johannes 20, die Verse 24 bis 29.
Zunächst müssen wir im ersten Punkt festhalten: Zweifel hindern am Glauben. Ich lese die Verse 24: „Thomas aber, einer von den Zwölfen, genannt Zwilling, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Da sagten die anderen Jünger zu ihm: ‚Wir haben den Herrn gesehen.‘ Er aber sprach zu ihnen: ‚Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meine Finger in das Mal der Nägel lege und meine Hand in seine Seite, so werde ich nicht glauben.‘“
Das heißt, er ist ja schon mal ein Kontrast, beabsichtigt zu den anderen: Thomas aber... Wenn wir uns den Zusammenhang anschauen, dann stellen wir fest, Jesus ist von den Toten auferstanden. Zuerst zeigt sich Jesus einer Frau, Maria Magdalena. Das war die Muttertags-Predigt, vielleicht könnt ihr euch daran erinnern: eine Frau zuerst. Jesus gibt dieser Frau einen Auftrag und sagt: „Maria, sag es den anderen, dass ich lebe.“ Und genau am gleichen Tag, es ist der Ostersonntag, sagt Maria es den anderen. Am Abend erscheint Jesus noch einmal allen Jüngern persönlich – außer Thomas. Thomas war nicht dabei.
Jetzt sind die Jünger aber ganz begeistert. Sie haben eben Jesus gesehen. Er war tot, und jetzt ist er vor ihnen. Vielleicht können wir uns alle die Begeisterung ein Stück weit vorstellen: „Thomas, wir haben Jesus gesehen.“ Er aber sprach zu ihnen... Punkt, Punkt, Punkt. Also bei Thomas gibt es immer dieses „Aber“. Habt ihr das gesehen? Thomas aber, er aber... Thomas kann da nicht so einfach mitgehen.
Vielleicht geht es dir ähnlich, mal ganz ehrlich. Vielleicht sitzt du heute hier, du siehst die strahlenden Gesichter der Taufkandidaten, wie sie aus dem Wasser kommen. Ja, ich glaube, du hast aber da so ein „Aber“ in deinem Leben, das näher so ohne Weiteres... Kann ich das für mich nicht annehmen. Da findest du dich bei Thomas in guter Gesellschaft. Thomas ging es genauso. Bei Thomas gab es dieses „Aber“. Etwas steht seinem Glauben im Weg. Er kann nicht einfach Ja und Amen dazu sagen.
Thomas glaubt nicht, was die anderen über Jesus sagen, und er stellt jetzt eine dreifache Bedingung für seinen Glauben. Thomas sagt: Erstens, ich will die Narben an den Händen sehen. Zweitens, ich will meine Finger auf diese Narben legen. Und drittens, ich will meine Hand in die Seite legen. Der Punkt ist der: Wenn Thomas die Narben sieht, weiß er, es ist tatsächlich Jesus. Aber wenn er die Narben auch berührt und die Seite, wo der Speer hindurchgegangen ist, dann weiß er, es ist nicht nur eine Halluzination. Es ist nicht einfach nur eine Geistererscheinung, dann ist Jesus wirklich leibhaftig von den Toten auferstanden.
Mit anderen Worten: Thomas will den Beweis. Vielleicht sitzt du auch hier und du willst den Beweis. Thomas, was sagt Thomas, wenn dieser Beweis nicht kommt? „So werde ich nicht glauben.“ Es ist ganz interessant: Im Griechischen steht hier die stärkste Verneinung eines zukünftigen Geschehens. Mit anderen Worten: „Never ever“ werde ich glauben, ich werde niemals glauben, wenn das nicht passiert.
Aufgrund dieser Aussage bekommt Thomas eben den bekannten Spitznamen „der Ungläubige Thomas“. Er sagt: „Ich werde nicht glauben.“ Auf der einen Seite sehen wir hier Folgendes: Unglaube ist doch immer eine Entscheidung, richtig? Unglaube ist immer eine Entscheidung, die du triffst. Thomas sagt ja nicht: „Ich würde so gern glauben, aber ich kann nicht.“ Thomas sagt: „Ich werde nicht glauben.“ Das ist eine Entscheidung.
Wisst ihr, in erster Linie ist der Unglaube kein intellektuelles Problem. Vielleicht sitzt du hier und sagst: „Ja, ich bin zu intellektuell, um das zu glauben, dass jemand von den Toten auferstanden ist.“ Weißt du was? Hier sitzen auch ganz viele andere Intellektuelle, teilweise mit Doktortitel, die Jesus persönlich ihr Leben anvertraut haben. Unglaube ist nicht in erster Linie eine Frage des Intellekts. Unglaube ist eine Frage des Herzens. Unglaube ist immer eine Entscheidung.
Thomas sagt: „Ich werde nicht glauben. Ich werde nicht glauben.“ Vielleicht ist das deine Haltung, mit der du hier in den Gottesdienst gekommen bist. Du bist vielleicht eingeladen, weil sich ein Verwandter von dir taufen lässt, oder bist im Livestream dabei und du bist schon mit dieser Entscheidung eigentlich in den Gottesdienst gegangen: „Ich werde nicht glauben. Ich bin mal dabei aus Höflichkeit, aber so als Schutz. Ich will Jesus nicht, ich will nicht, dass Jesus mir zu nahe kommt. Ich werde nicht glauben.“ Das ist Thomas.
Thomas sagt „never ever“. Auf der anderen Seite will ich Thomas aber auch ein wenig in Schutz nehmen. Das ist jetzt kein Widerspruch, das ist einfach das Sowohl-als-auch. Warum will ich Thomas hier ein bisschen in Schutz nehmen? Thomas war nicht dabei, als sich Jesus den anderen Jüngern gezeigt hat. Das heißt, die anderen haben einen Vorsprung gegenüber Thomas. Ihnen fällt es natürlich leichter zu glauben, weil sie Jesus bereits gesehen haben. Thomas war nicht dabei.
Thomas ist kein Rebell. Es gibt ja unterschiedliche Arten von Ungläubigen, ganz viele. Ich möchte euch einfach mal drei Arten von ungläubigen Menschen vorstellen. Die eine Art von ungläubigen Menschen will einfach keine moralische Instanz über sich haben. Das sind die Menschen, die sagen: „Ich will mein Leben selbst bestimmen. Ich will nicht, dass es einen Gott gibt über mir, der mir sagt, wie ich zu leben habe.“ Und deswegen schließen sie Gott aus ihrem Leben aus. Das ist eine Entscheidung, weil sie nicht einen Gott über sich haben wollen. Das ist der Punkt.
Dann gibt es die Ungläubigen, die einfach etwas anderes glauben, die nicht an den Gott der Bibel glauben, sondern an einen anderen Gott. Und vielleicht sogar Christen deswegen verfolgen. Auch diese Art von Ungläubigen gibt es. Paulus war so einer vor seiner Bekehrung.
Aber ganz viele Menschen glauben nicht, weil sie eine große Enttäuschung in ihrem Leben hatten. Und genau in diese Kategorie fällt Thomas. Thomas hat nicht einfach mit Jesus abgeschlossen, weil er ihm nachgefolgt ist. Er wollte Jesus nicht einfach aus seinem Leben ausklammern. Aber für Thomas war die Kreuzigung Jesu ein so dramatisch einschneidendes Ereignis, da unterm Kreuz ist sein Glauben zerbrochen, da unterm Kreuz ist sein Glauben zusammengefallen wie ein Kartenhaus.
Thomas hat seine Hoffnung auf Jesus gesetzt, und dann ist Jesus gestorben wie ein Verbrecher an einem römischen Holzkreuz. Für Thomas bricht eine Welt zusammen, er ist so enttäuscht. Kann es sein, dass das genau der Punkt in deinem Leben ist? Vielleicht war es der Tag in deinem Leben, als du diesen Schicksalsschlag erlebt hast, vielleicht ein Todesfall eines Menschen, der dir sehr nahe steht, vielleicht etwas anderes – und dein Glaube ist zerbröckelt.
Du sagst: „Christ sein? Nein danke, ich habe eine negative Erfahrung mit Gott gemacht.“ Vielleicht ist es das. Vielleicht bist du aufgewachsen und hast ein sehr einseitiges Gottesbild vermittelt bekommen. Gott ist der strenge Richter, pass ja auf, was du tust, er wird dich immer sofort bestrafen. Und irgendwann bist du vielleicht mit dem Glauben ebenso aufgewachsen, aber irgendwann hast du dich entschieden: „Ich kann so nicht. Wenn Gott so ist, will ich mit diesem Gott nichts zu tun haben. Ich bin enttäuscht, ich bin fertig. Christ sein? Nein danke, ich glaube nicht, ich werde nicht glauben.“
Vielleicht bist du enttäuscht worden von anderen Christen. Menschen, die dir ein Vorbild waren und die jämmerlich versagt haben. Christen, die das gesagt haben und das getan haben. Ein Grund für den bestehenden Atheismus in dieser Welt sind Christen, die Jesus am Sonntag mit ihrem Mund bekennen und von Montag bis Samstag ihn mit ihrem Leben verleugnen. Es gibt keine größere Antiwirkung für den Glauben als geheucheltes Christsein.
Vielleicht ist das der Punkt in deinem Leben, wo du sagst: „Nee.“ Vielleicht Gemeinden, an denen du kaputtgegangen bist, oder kirchlichen Institutionen. Du bist nur enttäuscht, dein Glaube ist zusammengebrochen, und da kam der Tag, an dem du gesagt hast: „Ich werde nicht glauben.“ Genau das ist Thomas. Für Thomas ist eine Welt zusammengebrochen, und Thomas sagt: „Ich werde nicht glauben.“
Aber schau mal genau in den Text: Bei all seiner Enttäuschung gibt Thomas dem Glauben trotzdem noch eine Chance. Denn die Aussage „Ich werde nicht glauben“ steht in einem Zusammenhang. Thomas sagt: „Wenn das und das nicht eintritt, werde ich nicht glauben.“ Das heißt ja aber am Umkehrschluss: Wenn es eintritt, dann werde ich glauben. Wenn das und das passiert, werde ich glauben.
Darf ich dir mal eine sehr persönliche Frage stellen? Ich muss sie nicht laut beantworten, einfach für dich: Was müsste in deinem Leben passieren, damit du glaubst? Hast du das mal für dich formuliert? Was müsste in deinem Leben passieren, damit du glaubst oder damit du wieder glauben kannst? Thomas hat es vor Augen, und in dem Moment, in dem Thomas das sagt „Wenn das und das passiert, werde ich glauben“, öffnet er dem Glauben die Tür zumindest einen Spalt breit.
Genau dazu möchte ich dich heute einladen: dass du nach dieser Predigt am Ende des Gottesdienstes mindestens wieder sagst: Ich mache die Tür für den Glauben auf. Wenn es Gott wirklich gibt, wenn dieser Jesus wirklich auferstanden ist, dann soll er sich mir zeigen. Aber ich möchte mich darauf einlassen.
Weißt du, das ist keine schlechte Voraussetzung, denn wir kommen zu Punkt zwei: Jesus hilft einem solchen Zweifler. Jesus hilft dem Zweifler.
Ich lese Vers 26: Nach acht Tagen waren seine Jünger wieder drin und Thomas war bei ihnen. Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, trat in die Mitte und sprach: „Friede euch!“
Hier wird zunächst einmal das Setting geschildert: Acht Tage später, das heißt, es ist wieder Sonntag. Nach antiker Zählweise wird der erste Tag immer mitgezählt. Das bedeutet, es ist erneut Sonntag. Jesus offenbart sich übrigens häufig an einem Sonntag.
Was ich hier so begeisternd finde im Text, ist: Hier steht, Thomas war bei ihnen. Das heißt, Thomas konnte nicht glauben. Thomas hatte Zweifel. Thomas hat gesagt, er werde nicht glauben. Aber das, was Thomas richtig macht, ist, dass er trotzdem bei den anderen Gläubigen bleibt.
Weißt du, wenn du unterwegs bist zum Glauben, wenn du auch heute vielleicht noch sagst: „Ich kann jetzt gerade nicht glauben“ beziehungsweise „Ich will nicht“, dann will ich dich zumindest mal ermutigen: Bleib bei den Gläubigen. Komm öfter in unsere Gottesdienste, schalte öfter in den Livestream ein. Thomas macht genau das. Er kann zwar nicht glauben, aber er ist bei den Gläubigen.
Das empfehle ich auch jedem Christen. Wisst ihr, ganz ehrlich, auch im Leben von uns Christen gibt es Phasen, in denen wir anfangen zu zweifeln, richtig? Und zwar gibt es diese Phasen bei uns allen. Vielleicht auch gerade noch einmal bei den Neugetauften. Ich möchte euch hier heute besonders ansprechen: Nach der Taufe gibt es häufig Anfechtungen, wo Satan nochmal Zweifel streut.
Bitte macht nicht den Fehler, dass ihr euch aus der Gemeinschaft der Gläubigen entzieht. Auch wenn ihr eure Zweifel habt, dann kommt eben mit den Zweifeln hier in die Gemeinde. Aber seid bei den anderen Gläubigen. Genau das macht Thomas richtig. Er ist da, er ist da.
Und dann passiert Folgendes: Jesus kommt. Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, trat in die Mitte und sprach: „Friede euch!“ Dann spricht er zu Thomas: „Reiche deine Finger her und sieh meine Hände, reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig.“
Ich finde das so faszinierend. Jesus erscheint hinter verschlossenen Türen. Die hatten Angst, deswegen waren die Türen zu. Und Jesus erscheint und sagt erst mal: „Friede euch“, „Shalom alechem“, „Friede euch!“
Und das Erste, was Jesus macht, ist, dass er sich an Thomas wendet. Wisst ihr, was das bedeutet? Jesus ist extra nur noch einmal gekommen wegen Thomas.
Und was mich auch so fasziniert, ist: Jesus geht ganz genau auf die Bedingung ein, die Thomas stellt. Das ist so erstaunlich. Das hat Jesus nicht nötig, aber er tut es.
Jesus sagt: „Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig.“
Jesus hilft Thomas, Jesus hilft dem Zweifler, zum Glauben zu kommen.
Übrigens, wenn Jesus nicht in deinem Leben wirkt, kannst du auch gar nicht zum Glauben kommen. Es braucht immer ein göttliches Wirken, damit du überhaupt zum Glauben kommen kannst. Das ist eine Wahrheit.
Die andere Wahrheit ist aber genauso wahr: Da, wo ein Mensch sich dem Glauben öffnet, da kommt Jesus und hilft ihm, zum rettenden Glauben zu kommen.
Wenn du die Tür des Glaubens in deinem Leben auch nur so einen Spalt breit aufmachst, weißt du was? Da stellt Jesus seinen Fuß rein in diese Lücke. Und zwar nicht unhöflich, sondern freundlich.
Aber glaub mir, dann kriegst du ihn auch nicht mehr so leicht raus, weil du merkst: Er ist da in meinem Leben, er will in mein Leben.
Vor genau einer Woche, beim Kennenlernabend, stand Michael Reinhard hier vorne. Er ist auch heute im Gottesdienst. Michael, schön, dass du da bist.
Er hat hier sein Zeugnis erzählt, wie er zum Glauben gekommen ist. Das kann man sich bei YouTube noch einmal anschauen.
Michael wächst auf in einem Umfeld mit viel Hass. Irgendwann schließt er sich der Hooliganszene von Bayer Leverkusen an, und sein Leben ist komplett von Hass erfüllt und genauso komplett ohne Glauben.
Eines Tages, nach einer weiteren Kneipenschlägerei, die Michael angezettelt hat, kommt es zu einer heftigen Anklage, und Michael steht eine Gefängnisstrafe bevor.
Vor lauter Verzweiflung betet er wahrscheinlich sein erstes Gebet. Er sagt: „Gott, wenn es dich gibt, dann hol du mich hier irgendwie raus, ich will nicht ins Gefängnis.“
Michael rechnet mit Gefängnis, alles steht auf Gefängnis. Aber entgegen aller Erwartungen wird er nicht nur nicht verurteilt, er wird komplett freigesprochen.
Das ist der Beginn seines Glaubensweges.
Schaut mal, das ist genau das, was mit Thomas passiert ist. Er hat dem Glauben die Tür auch nur ein Stückchen geöffnet, und dann kommt Jesus rein und hilft dem Zweifler zu glauben.
Lass mich dir Folgendes sagen: Genau das möchte Jesus in deinem Leben tun.
Wenn du noch gewisse Zweifel hast, aber ehrlich sagst: „Jesus, ich will, ich will“, dann sagt Jesus: „Wenn du mich von Herzen suchst, dann lasse ich mich von dir finden.“
Deswegen ist das die Einladung, die ich heute ganz bewusst an dich aussprechen möchte: Mach dich auf den Weg, mach dich auf den Weg, mach doch mal die Herzenstür ein Stück weit auf und sag: „Jesus, wenn es dich gibt, dann zeige du dich mir!“
Aber genau so sagt Jesus dir auch ermahnend: „Sei nicht ungläubig, sondern gläubig, vertraue mir!“
Thomas ist überführt. In dem Moment, in dem Thomas Jesus sieht, sind alle Zweifel verschwunden. In Vers 28 heißt es: Thomas antwortete und sprach zu ihm: „Mein Herr und mein Gott!“ Das ist ein erstaunliches Bekenntnis, weil Thomas hier direkt zu Jesus spricht.
Die Zeugen Jehovas, die die Gottheit Jesu ablehnen, behaupten, Thomas drehe sich um, schaue zum Himmel und sage diese Worte zum Vater. Doch das ist nicht das, was der Bibeltext aussagt. Der Bibeltext zeigt, dass er diese Worte an Jesus Christus richtet und ihn „mein Herr und mein Gott“ nennt. Wäre Jesus nicht Gott, hätte er Thomas sofort korrigieren müssen. Aber Jesus tut es nicht.
Thomas nennt ihn „Mein Herr!“ Schon vor der Auferstehung haben Menschen Jesus mit „Herr“ angesprochen, allerdings eher im Sinne eines Meister-Schüler-Verhältnisses. Nach der Auferstehung aber heißt es in Philipper 2, dass Jesus Christus den Namen trägt, der über alle Namen ist – Herr aller Herren, der Kyrios. In diesem Sinne sagt Thomas: „Du bist Kyrios! Du bist der Herr, du bist der Sieger über den Tod.“
Er nennt Jesus aber auch „Mein Gott.“ Bis dahin hat niemand in der Bibel Jesus so angesprochen. Thomas fügt hier im Grunde nur zwei Dinge zusammen: Nur Gott kann den Tod besiegen, und Jesus hat den Tod besiegt. Also ist Jesus Gott. Ein erstaunliches Bekenntnis.
Schaut mal, es ist eigentlich eines der größten Bekenntnisse, die ein Mensch machen kann. Der Theologe D. A. Carson schreibt über Thomas: „Der unbeugsamste Skeptiker hat uns das tiefgründigste Bekenntnis hinterlassen. ‚Mein Herr und mein Gott‘ – was für ein Bekenntnis!“ Plötzlich fällt es Thomas wie Schuppen von den Augen, und er sieht Jesus als den, der er wirklich ist: Herr und Gott.
Viele Menschen in unserem Land haben heute ein hohes Ansehen von Jesus. Ich bin vor einiger Zeit mal durch Köln gegangen, durch die renommierten Buchhandlungen unseres Landes. Dabei interessiere ich mich immer wieder für die Abteilungen Religion und Philosophie. Dort findest du Bücher mit Titeln wie „Die einflussreichsten Personen der Menschheitsgeschichte.“ Dann sieht man Kapitel eins: Gandhi, Kapitel zwei: Jesus von Nazaret, Kapitel drei: Mutter Teresa – so, als ob Jesus einer unter vielen wäre, nur eine angesehene Person.
Es gibt Bücher in deutschen Bücherregalen, in denen die größten Reden der Weltgeschichte aufgezeichnet sind: Martin Luther King mit „I have a dream“, Jesus von Nazareth mit der Bergpredigt und andere. So, als ob Jesus nur einer unter vielen wäre. Aber lasst mich heute sagen: Jesus ist nicht nur einer unter vielen.
Jesus ist nicht nur ein Religionsstifter unter vielen Religionsstiftern. Jesus ist nicht einfach nur eine angesehene Person unter vielen in der Weltgeschichte. Jesus ist Herr und Gott, der Mensch geworden ist, um für deine Sünden zu sterben. Er musste Mensch werden, um sterben zu können. Und das hat er getan. Im Jahr 33 nach Christus ist er an ein römisches Holzkreuz gegangen, hat deine und meine Schuld auf sich genommen und dafür bezahlt.
Der Vater hat seinen ganzen Zorn auf den Sohn gelegt. Eigentlich hätten wir den Zorn empfangen müssen, weil wir gesündigt haben und gegen Gott rebelliert haben. Aber alles trifft den Sohn. Das ist mein Jesus – Herr, Gott und Retter.
Und das ist immer etwas sehr Persönliches, denn Thomas sagt nicht einfach „Du bist Herr und du bist Gott.“ Thomas sagt: „Mein Herr und mein Gott.“
Das ist meine Einladung heute: Nach dem Gottesdienst kannst du gerne nach vorne kommen oder für dich ein ehrliches Gebet sprechen und sagen: Jesus, du bist mein Herr, du bist mein Gott. Ich habe es erkannt, ich sehe plötzlich mit geistlichen Augen: Du bist da, du willst in mein Leben, und ich möchte dir mein Leben anvertrauen.
Vielleicht denkst du: „Andre, da bin ich noch nicht. Ich würde glauben, wenn ich Jesus sehen könnte, so wie Thomas. Wenn ich die Beweislage hätte, dann würde ich glauben.“ Dieses Privileg haben wir nicht mehr. Jesus ist bereits in den Himmel aufgefahren, das haben wir an Himmelfahrt gefeiert.
So wie Thomas und die anderen Apostel ihn gesehen haben, werden wir ihn nicht mehr sehen – zumindest erst mal nicht. Deshalb ist der dritte und letzte Punkt meiner Predigt entscheidend: Glauben heißt Vertrauen.
Der Text schließt mit Vers 29: Jesus spricht zu ihm: „Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt. Aber glückselig sind die, die nicht sehen und doch geglaubt haben.“
Eigentlich ist das hier eine leichte Ermahnung an Thomas. Ja, Thomas, es ist gut, dass du glaubst, aber du wolltest erst den Beweis. Eigentlich besteht Glaube im Vertrauen, wo man eben noch nicht sieht, sich aber dennoch darauf verlässt. Das ist Glaube. Und genau diesen Glauben finden wir in der Bibel immer wieder.
Der Apostel Petrus schreibt an die Empfänger des ersten Petrusbriefes: „Ihr liebt ihn, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt, an den ihr glaubt, obwohl ihr ihn jetzt nicht seht.“ Echter Glaube entsteht nicht erst, wenn die Beweise da sind. Echter Glaube ist ein Vertrauensvorschuss. Das ist genau die Definition des Glaubens, die wir auch im Hebräerbrief finden. Da heißt es in Hebräer 11,1: „Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht.“
Glaube ist im Wesen Vertrauen durch und durch. Es geht dabei nicht nur darum, zu glauben, dass es Jesus gibt, sondern es geht darum, dass du ihm vertraust, dein ganzes Leben anvertraust.
Aber, ihr Lieben, dann wird Glauben auch zum Wissen. Weißt du, mir kannst du nicht sagen, es gibt keinen Gott, weil ich habe Gott in meinem Leben gesehen. Das kannst du mir nicht sagen. Aber ich habe zuerst mein Leben Jesus anvertraut, und dann habe ich gemerkt: Er ist da und er führt mich durch mein Leben, jeden Tag. Mal spüre ich ihn mehr, mal weniger. Es gibt solche und solche Tage, aber er ist da, und ich weiß es.
Genau das ist das, was Petrus sagt in Johannes 6,66-69: Jesus hält eine Predigt, und nach der Predigt gehen einige Leute weg und sagen: „Jesus, wir wollen mit dir nichts mehr zu tun haben.“ Jesus sagt seinen Jüngern: „Wollt ihr auch gehen?“ Er stellt es ihnen frei. „Wenn du willst, kannst du gehen.“ Und dann meldet sich Petrus zu Wort und sagt: „Herr, zu wem sollten wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens, und wir haben jetzt“ – achtet auf die Reihenfolge – „wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist.“
Erst wird geglaubt, erst wird vertraut, aber dann wird aus diesem Vertrauen auch ein Wissen. Zuerst Vertrauensvorschuss und danach weiß man es auch.
So funktioniert übrigens auch unser Leben. Das Leben erfordert von uns immer in den ganz verschiedenen Bereichen unseres Lebens zuerst Vertrauensschritte, ohne vorher alle Fakten zusammenzuhaben. Und nachdem wir uns darauf eingelassen haben, wissen wir es auch.
Ich nenne euch mal drei Beispiele:
Die Sommerferien stehen an, vielleicht haben einige von euch Urlaub gebucht. Wenn wir uns in den Urlaubsflieger setzen, nehme ich an, niemand von uns geht ins Cockpit und will vom Kapitän erst mal seine ATPL, seine Fluglizenz, sehen. Aber wir vertrauen diesem Piloten unser Leben an, ohne wirklich zu wissen, ob er fliegen kann. Wir setzen uns in den Flieger, und nachdem er gelandet ist, wissen wir es auch: Er kann fliegen. Aber vorher ist eben der Vertrauensvorschuss da.
Du bist heute hier in dieses Gebäude gekommen, und ich nehme mal an, du hast unsere Ordner oder unser Begrüßungsteam nicht gefragt, ob sie dir erst mal die Daten der Statik geben, ob das Gebäude auch wirklich hält, richtig? Das machen wir nicht. Wir gehen einfach rein und vertrauen darauf, dass diese Decke hält. Wissen tun wir es erst, wenn wir wieder rausgehen und merken, dass sie gehalten hat.
Drittes Beispiel: Im Sommer setzen wir uns gerne in Eiskaffees, trinken Kaffee, essen Eis. Niemand von uns kontrolliert doch den Kaffee oder ein anderes Getränk darauf, ob es vergiftet ist, ob da Arsen drin ist. Das merkt man nämlich nicht. Wir trinken einfach im Vertrauen, richtig? Und wenn wir danach nicht sterben, dann wissen wir, es war nicht vergiftet. Aber erst mal vertrauen wir.
Jetzt sagst du vielleicht: „Ist ein bisschen banal, André, der Kaffee ist doch immer gut.“ Ja, genau, das haben aber auch die Leute gedacht, die vergiftet wurden. Die haben genau eine Tasse Kaffee zu viel geglaubt.
Das heißt, damit will ich nur deutlich machen: In sämtlichen Bereichen unseres Lebens erwarten wir keine Beweise, sondern wir gehen zuerst den Vertrauensschritt. Und danach wissen wir es auch, dass es so ist. Anders können wir nicht leben.
Und genau dazu möchte ich dich heute einladen, zu nichts anderem, als dass du auf Jesus Christus dein Vertrauen setzt. Dass du sagst: Jesus, ich glaube daran, dass ich ein Sünder bin, und ich vertraue darauf, dass du allein mich retten kannst. Ich gebe dir mein Leben ab.
In diesem Sinne lade ich dich ein, heute eine Entscheidung für Jesus Christus zu treffen. Aber ich lade dich auch ein, zurückzubleiben. Das ist eine ernst gemeinte Einladung. Wenn du sagst: „André, ich kann auch nicht glauben, aber ich bin heute bereit, die Tür ein wenig zu öffnen“, dann komm auch. Dann beten wir zusammen dafür, dass sich Jesus dir wirklich offenbart und dass du zum echten Glauben kommen kannst.
In diesem Sinne wünsche ich mir, dass du vom Zweifeln zum Glauben kommst. Amen.