Erinnerung an die Verheißung Gottes an Zion
Wir stehen in der Betrachtung der messianischen Prophezeiungen auf das erste Kommen des Herrn Jesus in Jesaja 49. Dort haben wir die Prophetie über den Knecht Gottes genauer angeschaut.
Ich möchte noch einmal kurz zurückkommen, und zwar auf die Verse 14-16. Diese haben mir bisher noch nicht vollständig gesprochen. Könnte jemand bitte Jesaja 49,14-16 vorlesen?
Zion sagt: „Verlassen hat mich der Herr, der Herr hat mich vergessen.“
Vergisst etwa eine Frau ihren Säugling?
Da sie sich nicht erbarmt über den Sohn ihres Leibes, sollten selbst diese vergessen.
Ich aber werde dich niemals vergessen.
Siehe, in meine beiden Handflächen habe ich dich eingezeichnet,
deine Mauern sind beständig vor mir.
Deine Erbauer eilen herbei,
deine Zerstörer und deine Verwüster ziehen aus dir fort.
Erhebe ringsum deine Augen und sieh: Sie alle versammeln sich, kommen zu dir.
So wahr ich lebe, spricht der Herr,
ja, du wirst sie alle wie ein Schmuckstück anlegen
und dich mit ihnen gürten wie eine Braut.
Denn deine Trümmerstätten, deine verrödeten Orte und dein zerstörtes Land –
ja, nun wird es dir zu eng werden vor Menge an Bewohnern,
und die, die dich verschlangen, werden fernbleiben.
Hier haben wir eine ganz spezielle Verheißung für Zion. Wir wissen, dass Zion eigentlich den Tempelberg in Jerusalem bezeichnet, aber in umfassender Weise auch die ganze Stadt Jerusalem meint.
In Vers 14 wird Zion als verlassen und vergessen beschrieben. Das hat sich darin erfüllt, dass diese Stadt Verwüstung und schließlich Bedeutungslosigkeit erleben musste in den vergangenen zweitausend Jahren. Mit der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 und dann nochmals im Jahr 135 durch Hadrian, hat Jerusalem seine Bedeutung verloren. Von da an wurde es nur noch von nichtjüdischen Völkern beherrscht und in seiner Bedeutung ins Abseits gedrängt.
Hier sagt Gott jedoch, dass er diese Stadt niemals vergessen wird. Vielmehr wird es in der Zukunft, in der Zeit, wenn der Messias kommt, um zu herrschen, eine Wiederherstellung geben.
Warum erwähne ich das speziell, wenn es ja bei unserer Betrachtung um das erste Kommen und nicht um das zweite Kommen geht? In den Versen 15 und 16 erklärt Gott, warum er Jerusalem, Zion, nie vergessen wird.
Können wir kurz zusammen herausarbeiten, was die Begründung Gottes ist, warum er sie nicht vergisst?
Sie ist ihm genauso lieb wie eine Mutter ihr Kind. Es wäre völlig widernatürlich, wenn eine Frau ihr Kind aufgibt. So beschreibt Gott die Bedeutung dieser Stadt für ihn mit diesem Vergleich.
Doch dann kommt noch eine weitere Begründung: Er hat sie in seine Hände gezeichnet. Interessant ist, dass das Wort für „einschreiben“ hier nicht nur „mit Tinte schreiben“ meint, sondern „eingraben“, also ein Eingraben in die Hände hinein.
Hier haben wir einen versteckten Hinweis auf den Gekreuzigten. Christus, der Messias, sollte sterben im Blick auf das Problem der Schuld und eben auch im Blick auf die Wiederherstellung Jerusalems. Das ist der Beweis.
Alttestamentliche Hinweise auf die durchbohrten Hände des Messias
Wo im Alten Testament wird davon gesprochen, dass die Hände des Messias durchbohrt werden sollten?
Psalm 22 können wir kurz aufschlagen. Es ist ein Psalm von König David, geschrieben um tausend vor Christus, also zu einer Zeit, als es die Kreuzigung gar noch nicht gab. Er beschreibt in diesem Psalm nicht seine eigenen Erfahrungen, sondern prophetisch die Leiden des Christus, der von ihm abstammen sollte.
Lesen wir dann Psalm 22, Verse 16 und 17:
„Meine Kraft ist vertrocknet wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt an meinem Gaumen. In den Staub des Todes legst du mich, denn Hunde haben mich umgeben, eine Rotte von Übeltätern hat mich umzingelt; sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben.“
Haben das alle so übersetzt? Durchbohrt und durchgraben, ja. Das bedeutet dasselbe.
Und wo finden wir weiter im Alten Testament noch weitere Hinweise darauf? Sacharja 13 können wir mal aufschlagen. Wichtig zu wissen ist, dass wir uns in der Bibel eine Frage stellen: Wer ist hier gemeint? Auch in der rabbinischen Literatur wurde Psalm 22 auf den Messias bezogen, zum Beispiel im rabbinischen Buch Pesikta Rabbatti aus dem Mittelalter.
Nun zu Sacharja 13, Vers 6.
Dort heißt es:
„Sagt man aber zu ihm: Was sind das für Wunden zwischen deinen Händen? Dann wird er sagen: Sie entstanden, als sie im Haus meiner Freunde geschlagen wurden.“
In der alten Elberfelder Übersetzung steht:
„Und wenn jemand zu ihm spricht: Was sind das für Wunden in oder zwischen deinen Händen? So wird er sagen: Es sind die Wunden, womit ich geschlagen worden bin im Haus derer, die mich lieben.“
Es gibt Leute, die sagen, das beziehe sich gar nicht auf den Messias, sondern auf die falschen Propheten, die vorher erwähnt werden. Könnte jemand vielleicht noch Vers 3-5 dazulesen?
Vers 5 lautet:
„Und es wird geschehen an jenem Tage, da werden die Propheten sich schämen, ein jeder über sein Gesicht, wenn er weißagt, und sie werden nicht mehr einen Herrn im Mantel anlegen, um zu wüschen. Und er wird sprechen: Ich bin kein Prophet, ich bin ein Mann, der das Land bebaut, denn man hat mich gekauft von meiner Jugend an.“
Dann kommt der Vers, den wir eben gelesen haben. Wenn jemand zu ihm spricht: „Was sind das für Wunden in deinen Händen?“ Da könnte jemand auf die Idee kommen, dass sich das aber auf diesen falschen Propheten bezieht, der sagt, er wolle kein Prophet mehr sein.
Im hebräischen Text ist es jedoch klar, dass es sich nicht auf den falschen Propheten bezieht. Vers 5 beginnt nämlich mit „Ve'amar“ – „und er wird sagen“: „Lo navi anochi“ – „Ich bin kein Prophet“. Und Vers 6 beginnt genau gleich auf Hebräisch: „Ve'amar“ – „und er wird sagen“ – „zu ihm: Was sind das für Wunden in deinen Händen?“
Das heißt, in Vers 5 spricht der falsche Prophet: „Ich bin kein Prophet.“ In Vers 6 spricht der falsche Prophet zu jemandem, der diese Wunden hat. Nun stellt sich die Frage: Wer ist „er“, wer ist „zu ihm“?
Im Kontext findet man keine andere Person, aber es gibt keinen Unterbruch im Text. Kapitel 13, Vers 1 geht direkt weiter zu Kapitel 12. Die letzte Person, auf die sich „zu ihm“ beziehen kann, findet sich in Sacharja 12, Vers 10.
Lesen wir Sacharja 12, Vers 10:
„Aber über das Haus David und über die Einwohner von Jerusalem will ich den Geist der Gnade und des Gebets ausgießen, und sie werden auf mich sehen, den sie durchstochen haben. Ja, sie werden um ihn klagen, wie man klagt um den eingeborenen Sohn, und sie werden bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich Leid trägt über den Erstgeborenen.“
Hier haben wir einen klaren Hinweis auf den Messias. Das wurde auch in der rabbinischen Literatur so bezeugt, zum Beispiel im Talmud, dass es hier um den Messias geht. Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben. Das ist der Messias. Wenn er wiederkommt, wird das Volk um ihn wehklagen und bereuen, was ihm einst angetan wurde.
In Kapitel 13 geht es dann um den falschen Propheten, der sagt: „Nein, ich bin kein Prophet.“ Aber wenn er dann zu ihm spricht, bezieht er sich zurück auf diesen Durchbohrten. Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben, und über ihn wehklagen, gleich den Wehklagern über den Eingeborenen.
Worauf bezieht sich das „Durchbohrt werden“ in Kapitel 12, Vers 10? Auch auf die Hände und Füße. Wenn wir Johannes 19 aufschlagen, sehen wir, ob das korrekt ist.
Die führenden Juden baten Pilatus, dass die Körper der Gekreuzigten auf Golgatha noch vor dem beginnenden Sabbat am Freitagabend abgenommen werden. Pilatus stimmte zu. Deshalb musste der Tod der Gekreuzigten beschleunigt werden. Soldaten schlugen die Unterschenkel der mitgekreuzigten Verbrecher entzwei, damit sie nicht mehr stehen konnten. Auf den durchbohrten Füßen konnten sie nicht mehr abstützen. Innerhalb von drei Minuten erfolgte der Erstickungstod.
Lesen wir Johannes 19, Verse 33-37:
„Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon gestorben war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Kriegsknechte stach mit einem Speer in seine Seite, und sogleich floss Blut und Wasser heraus. Und wer das gesehen hat, der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß, dass er die Wahrheit sagt, damit ihr glaubt. Denn dies ist geschehen, damit die Schrift erfüllt würde: Kein Knochen soll ihm zerbrochen werden. Und wiederum sagt eine andere Schrift: Sie werden den ansehen, welchen sie durchstochen haben.“
Jetzt haben wir die Antwort, oder? Das ist ein Zitat aus Sacharja 12, Vers 10. Das Neue Testament bezieht sich dabei nicht auf das Durchbohren der Hände und Füße, sondern auf das Durchbohren der Seite. Ein Soldat hat die Seite geöffnet, es kam Wasser und Blut heraus, und das war der eindeutige Beweis, dass der Tod eingetreten war.
Gerade wenn Leute sagen, das sei wahrscheinlich ein Scheintod Christi gewesen und deshalb keine Auferstehung, kann man sagen: Nein, wir haben das Augenzeugenzeugnis, dass Blut und Wasser herauskamen. Das zeigt, dass das Blut nicht mehr zirkuliert hat.
Es ist bereits die Blutsenkung eingetreten, sodass die schweren Bestandteile nach unten sanken und die Flüssigkeit sich oben etwas klärte, jetzt auch gelblich. Das ist der eindeutige Beweis, dass das Blut nicht mehr zirkulierte und damit der Beweis des Todes.
Was sind das für Wunden auf deiner Brust? Das ist falsch übersetzt, denn der Text sagt wirklich: „zwischen deinen Händen“. „Yad“ ist Hand, also nicht auf der Brust. Es kann auch sein, dass manche sagen: „in deinem Rücken“, um „zwischen deinen Händen“ zu deuten. Aber was ist zwischen den Händen? Die Brust? Nein.
Die Kreuzigung muss ja nicht irgendwo im Mittelbereich der Handfläche erfolgen, denn da würde das Eigengewicht des Körpers die Stelle zerreißen. Das würde nicht halten. Die Stelle, wo es wirklich hält, ist genau im Randbereich der Handfläche und am Beginn des Unterarms. Von den Knochen her wäre diese Stelle stabil.
Allerdings trifft man dort einen Nerv, der, wenn er verletzt wird, einen der schlimmsten Schmerzen auslöst, die es gibt. Aber das wäre eben das „zwischen deinen Händen“.
Ein eindrückliches Wort, der Beweis für die Liebe Gottes zu Jerusalem, eingezeichnet in seine Handflächen. Jeder Erlöste, jeder Gläubige kann dieses Wort auch auf sich persönlich übertragen und wissen: Selbst wenn ich in einer Situation bin, in der ich das Gefühl habe, Gott habe mich vergessen, ist es unmöglich. So wie eine Mutter niemals ihr Säugling vergisst, so vergisst auch Gott niemanden.
Selbst wenn es vorkommen kann, dass jemand sich vergessen fühlt, sagt Gott: „Ich werde dich nicht vergessen. Ich habe dich in meine beiden Handflächen eingegraben.“ Das bedeutet „eingeschrieben durch Eingraben“.
Das wollte ich noch ergänzen zum letzten Mal. Jetzt gehen wir weiter zu einem messianischen Abschnitt in Kapitel 50.
Der Knecht Gottes als Beispiel für Gehorsam und Leiden
Lesen wir jetzt die Verse drei bis neun. Wer liest?
„Ich kleide die Himmel in Schwarz und mache Sacktuch zur Erdecke. Der Herr Jehova hat mir eine Zunge der Belehrung gegeben, damit ich wisse, wie ich den Müden durch ein Wort aufrichten kann. Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit die Hörer gleich sorgen, die belehrt werden. Der Herr Jehova hat mir das Ohr geöffnet, und ich bin nicht widerspenstig gewesen, bin nicht zurückgewichen. Ich bot meinen Rücken den Schlagenden und meine Wangen den Raufenden. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.“
Aber der Herr Jehova hilft mir, darum bin ich nicht zu Schande geworden. Darum machte ich mein Angesicht wie einen Kieselstein und wusste, dass ich nicht beschämt werden würde. Nahe ist mir, der mich rechtfertigt; denn wer will mit mir rechten? Lasst uns zusammen hintreten! Wer hat eine Rechtssache? Ertrete mich! Siehe, der Herr Jehova wird mir helfen.
Wer ist es, der mich für schuldig erklären könnte? Siehe, sie alle werden zerfallen wie ein Kleid, die Motte wird sie fressen. Wer unter euch fürchtet den Jehova, wer hört auf die Stimme seines Knechtes, wer im Finstern wandert und an dem kein Licht glänzt, vertraue auf den Namen Jehovas und stütze sich auf seinen Gott.
Siehe, ihr alle, die ihr ein Feuer anzündet und euch mit Brandpfeilen rüstet, geht weg in die Glut eures Feuers und in die Brandpfeile, die ihr angesteckt habt. Solches geschieht euch von meiner Hand, in eurem Herzen sollt ihr daliegen.“
Das war gelesen nach der alten Elberfelder. Dort wird der Gottesname wiedergegeben mit „Jehova“. Im Hebräischen wäre eigentlich korrekt die Aussprache „Jahwe“. Das heißt „der Ewig Seiende, Unwandelbare“. In der Lutherübersetzung wird der Gottesname jeweils mit „Herr“ in Großbuchstaben wiedergegeben. Von der Bedeutung her ist das jedoch völlig gleichwertig. „Jehova“ bedeutet ebenfalls „Der Ewig Seiende, Unwandelbare“. Die Vokale wurden im Mittelalter falsch eingesetzt, was zur Form „Jehova“ führte, weil im hebräischen Text ja nur Konsonanten geschrieben werden. Für „Jahwe“ schreibt man J H W H. Im Judentum hat man für die Lesung in der Synagoge Vokalzeichen angegeben, die darauf hinweisen, dass man aus Ehrfurcht den Namen Gottes nicht einfach ausspricht, sondern „Herr“ (Adonai) liest. Diese Vokalhinweise wurden dann falsch auf J-H-W-H angewandt, was die Form „Jehova“ ergab. Eigentlich wären das die Vokalzeichen für „Adonai“. Das muss man nebenbei wissen.
Jetzt haben wir hier wieder einen Abschnitt, in dem der Messias „Knecht Gottes“ genannt wird. Wo genau? In welchem Vers? Hier, Vers 10? Vers 10, jawohl. Lies mal noch einmal vor.
„Wer unter euch fürchtet den Herrn? Wer gehorcht der Stimme seines Knechtes?“
Jawohl, also sein Knecht, das ist der Knecht des Herrn. Wir haben eben wiederholt Abschnitte gefunden, in denen der Messias als Knecht bezeichnet wird. Wo war der erste? Können wir das kurz zusammenfassen? Schon in vergangenen Bibelklassen.
Vers 49, der leidende Knecht des Herrn. Jawohl, im Text selbst steht es in Vers 49,3: „Du bist mein Knecht“, hebräisch „Avdi“, mein Knecht.
Und wo noch? Wo hatten wir noch einen Abschnitt? Bezieht sich das auf den Messias, auf Jesus? Welche Stelle? Vers 49,3. Ja, warum nicht? Weil da steht: „Du bist mein Knecht, bist Israel.“ Jawohl. Als wir diesen Abschnitt durchgenommen haben, haben wir gesehen, dass der Knecht Gottes Israel genannt wird. Er hat den Auftrag, die Stämme Israels zurückzubringen, nicht wahr? In Vers 6 heißt es:
„Es ist zu gering, dass du mein Knecht seist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten von Israel zurückzubringen. Ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um ein Heil zu sein bis an das Ende der Erde.“
Da wird klar, dieser Knecht hat den Auftrag, Israel aufzurichten. Aber Gott nennt ihn „Du bist mein Knecht, bist Israel“. Das will sagen: Israel hat versagt, und der Messias nimmt eigentlich den Platz als Zeuge ein, den Israel als Nation hätte einnehmen sollen. Darum nennt er ihn „Du bist Israel“. Aber es wird im Text klar unterschieden, dass er sich vom Volk Israel unterscheidet.
Das entspricht übrigens auch dem, wie der Herr Jesus sich ausdrückt in Johannes 15. Er sagt: „Ich bin der wahre Weinstock.“ Nun, in Psalm 80 wird Israel mit einem Weinstock verglichen, den Gott aus Ägypten geholt hat. Aber dieser Weinstock hat keine Frucht gebracht. Darum sagt der Herr Jesus: „Ich bin der wahre Weinstock“, das heißt der Weinstock, der wirklich die Frucht bringt, die Israel für Gott nicht gebracht hatte als Nation. Und darum eben auch „Du bist Israel“.
Ja, und wo hatten wir noch einen Gottesknecht-Abschnitt in Jesaja? Genau, du kannst es gerade lesen. Jawohl, auch da „Avdi“, mein Knecht. „Ewed“ heißt Knecht, „Avdi“ mit „i“ angehängt, mein Knecht. Wir werden das dann später nochmals finden in Kapitel 52, Vers 13. Das hängt direkt zusammen mit dem ganzen Kapitel 53, dem berühmtesten Gottesknecht-Abschnitt.
Liest jemand Jesaja 52,13 vor? Jawohl. Dort werden seine Leiden, und zwar seine stellvertretenden Leiden, beschrieben.
Gut, also auch im Psalm 50 geht es um den Knecht des Herrn. Wie wird er dort beschrieben? Können wir das zusammentragen? Was lernen wir über den Knecht des Herrn? Dabei lernen wir gleichzeitig alttestamentlich, wie der Charakter des Messias sein sollte, seinen einzigartigen Charakter.
Ja, ich höre schon: „Nur eine Zunge der Belehrten.“ Also Vers 4: „Er hat eine Zunge der Belehrten.“ Was heißt das? Ja, eines Jüngers, genau. Die alte Elberfelder hat das in der Fußnote sehr schön erklärt. Das heißt: Zunge der Belehrten oder der Jünger, das heißt solche, die durch eine göttliche Offenbarung unterwiesen und belehrt werden. Dasselbe Wort wie „gelehrt“ in Kapitel 54, Vers 13, und „Jünger“ in Kapitel 8, Vers 16.
Wir lesen in den Evangelien, wie der Herr Jesus morgens, als es dunkel war, schon hinausging, um zu beten. Zum Beispiel Markus 1, können wir kurz aufschlagen?
Jawohl, in diesem Kapitel wird ein ganzer Tagesablauf beschrieben. In den Abschnitten davor wird gezeigt, dass der Herr bis abends spät diente. Markus 1,32 sagt:
„Als es Abend geworden war, als die Sonne unterging, brachten sie alle Leidenden und Besessenen zu ihm.“
Und Vers 34:
„Und er heilte viele.“
Dann kommt Vers 35. Lies uns vor:
„Am Morgen, als es noch sehr dunkel war, stand er auf, ging hinaus an einen einsamen Ort und betete dort.“
So hat der Herr seinen Tag begonnen und die Gemeinschaft mit dem Vater gepflegt.
Ein anderes Beispiel: In Lukas 6 sehen wir, wie er die ganze Nacht hindurch im Gebet verharrte, bevor er die zwölf Apostel berief zu ihrem Dienst. Lukas 6, Vers 12:
„Es geschah in jenen Tagen, dass er auf den Berg hinausging, um zu beten, und die ganze Nacht im Gebet zu Gott verbrachte.“
Jawohl. Im Markusevangelium wird die Betonung darauf gelegt, dass Jesus Christus der Knecht ist. Im Lukas-Evangelium wird betont, dass er wahrer Mensch war. Im Johannes-Evangelium wird betont, dass er Gott ist, der ewige Sohn Gottes. Im Matthäusevangelium wird betont, dass er König ist.
Gerade im Lukas-Evangelium wird seine Menschheit und seine Abhängigkeit als Mensch betont. So sehen wir, dass er die ganze Nacht im Gebet zu Gott verharrte. Am folgenden Tag erwählte er die zwölf Apostel. Darunter war auch Judas, von dem er voraus wusste, dass er schließlich sein Verräter werden sollte. Aber er hat das in Gemeinschaft mit dem Vater getan. Das ist der Hintergrund zu Jesaja 50,4:
„Der Herr, der Ewige, hat mir eine Zunge der Belehrten gegeben, damit ich wisse, wie ich den Müden durch ein Wort aufrichten kann.“
Aus dieser Abhängigkeit im Dienst heraus hat der Herr Jesus diesen ermutigenden Dienst getan. Er kümmerte sich um die Schwachen und Hilflosen und richtete sie durch das Wort Gottes auf.
Dann sehen wir auch diese Abhängigkeit von Anfang an, nach dem Schlaf. Liest noch jemand den nächsten Satz in Vers 4?
„Er weckt mir das Ohr, damit ich höre, wie Jünger hören.“
Ja, auch da wieder oder gleich solchen, die belehrt werden. Das ist also wieder der Begriff der Jünger, die von Gott unterwiesen werden.
Ja, gleich Vers 5 auch noch:
„Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet, und ich habe mich nicht widersetzt und bin nicht zurückgewichen.“
Also seine Ohren waren da, um zu gehorchen. Wir sehen, wie das oft bei uns anders war.
Etwa in Matthäus 21 finden wir das Gleichnis von den zwei Söhnen, ab Vers 28:
„Ein Mensch hatte zwei Kinder und sprach zum ersten: ‚Kind, geh heute in meinen Weinberg und arbeite!‘“
Und die Antwort, kann das jemand lesen, Vers 29?
„Der aber antwortete und sprach: ‚Ich will nicht!‘ Danach aber reute es ihn, und er ging hin.“
Dann hatte er noch einen anderen Sohn und sprach ebenso zu ihm. Der aber antwortete und sprach:
„Ich gehe, Herr!“
Und er ging nicht.
Jawohl. Der Herr fragte dann, wer den Willen des Vaters getan habe.
Aber gleich danach kommt noch ein Gleichnis, ab Vers 33, das Gleichnis mit den Weingärtnern, die die Knechte des Herrn umbringen. Zuletzt sandte er seinen Sohn, Vers 37, kann das jemand lesen?
„Zuletzt aber sandte er seinen Sohn zu ihnen und sprach: ‚Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen.‘ Als die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie untereinander: ‚Dieser ist der Erbe, kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbe in Besitz nehmen!‘“
Ja, bis dahin ist das ein direkter Hinweis auf den Herrn Jesus selbst, den geliebten Sohn Gottes, der vom Vater in diese Welt gesandt wurde und gehorsam war.
In Jesaja 50 sehen wir: Jeden Morgen, wenn er erwacht, war sein Ohr gerichtet auf die Stimme des Vaters, um das zu tun, was er ihm aufgetragen hatte.
Aber wir gleichen diesen anderen Söhnen im Gleichnis: Der Vater sagt etwas, und einer sagt „Ich gehe“, und geht nicht. Der andere sagt „Ich gehe nicht“, aber denkt später um und kehrt um.
Die Ohren funktionieren bei uns oft nicht, bei Jesus aber von Anfang an auf vollkommene Weise.
In Psalm 40 haben wir früher auch diese messianische Stelle gelesen über sein Kommen in diese Welt, und da kamen auch die Ohren vor, speziell. Wenn wir das kurz noch in diesem Zusammenhang in Erinnerung rufen können, Psalm 40, Vers 7 und 6 dazu, genau. Ich lese:
„Vielfach hast du, Herr, mein Gott, an Schlacht- und Speisopfern kein Gefallen gehabt; Ohren hast du mir bereitet; Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert. Da sprach ich: ‚Siehe, ich komme!‘ In der Rolle des Buches steht über mich geschrieben: ‚Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, liebe ich, und dein Gesetz ist tief in meinem Innern.‘“
Jawohl, da worte ich sogar im Innern meines Herzens.
Diese Stelle wird auch im Neuen Testament zitiert, in Hebräer 10, ab Vers 4. Dort wird gesagt, dass der Herr Jesus dies gesagt hat, als er in die Welt kam:
„Siehe, ich komme; in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben.“
Das ist sein vollkommener Gehorsam. Er kommt, um das zu erfüllen, was über ihn geschrieben war. Das beinhaltet auch seine Leiden und sein Sterben am Kreuz. Trotzdem war er bereit zu gehen.
In dem Vers mit den Schlacht- und Speisopfern heißt es: „Ohren hast du mir bereitet.“ Im Hebräerbrief ist das etwas freier übersetzt, dort steht: „Einen Leib hast du mir bereitet.“ Dann wird erklärt, dass genau diesen Leib er als Opfer eingesetzt hat, weil Gott eigentlich nicht die Brand- und Sündopfer wollte, sondern sein eigentliches Ziel war, dass sein Sohn das Opfer an unserer Stelle wird.
Man könnte sagen, das ist eine freie Übersetzung: „Ohren hast du mir bereitet“ und „einen Leib hast du mir bereitet“. Aber wir haben damals besprochen, dass ganz früh in der Entwicklung des Babys im Mutterleib zuerst ein ungeformter Knäuel ist, nachdem sich die Zygote teilt. Es gibt einfach einen Zellknäuel, so wird der Embryo auch beschrieben in Psalm 139, Vers 15, wo David sagt:
„Deine Augen sahen meinen ungeformten Knäuel.“
In deinem Buch waren sie eingeschrieben, die Lebenstage usw.
Das Wort „Golem“ im Psalm 139 meint wirklich eine ungeformte Masse, einen ungeformten Knäuel. Das ist der Anfangszustand.
Dann bilden sich in einem sehr frühen Stadium der embryonalen Entwicklung Furchen, gerade auch sehr früh zwei Furchen, die sich zu den Gehörgängen entwickeln.
Wenn man ganz wörtlich übersetzt, steht in Psalm 40 nicht „Ohren hast du mir bereitet“, sondern „Ohren hast du mir gegraben“, also wirklich in Analogie zu diesen Hörkanälen, die in der ganz frühen Phase bereitet werden.
Damit sagt der Herr: Gott hat mir einen Leib gegeben im Mutterleib, und diese Ohren, diese Gehörgänge gegraben, damit ich gehorsam bin bis zum Tod.
Eben, das sind die Schlacht- und Speisopfer, die Brand- und Sündopfer. Das war nicht das, was Gott eigentlich gefordert hat, sondern das wahre Opfer, das Sünden wegnehmen kann, ist eben nur das Opfer des Leibes Jesu Christi.
Darum sagt er: „Siehe, ich komme; in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben.“ Das ist sein Gehorsam von Anfang an, man könnte sagen vom Mutterleib bis zum Tod am Kreuz.
Jetzt sehen wir auch den Zusammenhang in Jesaja 50, Vers 5:
„Der Herr, der Ewige, hat mir das Ohr geöffnet, und ich bin nicht widerspenstig gewesen, bin nicht zurückgewichen.“
Jetzt kommen seine Leiden gerade vor der Kreuzigung. Können wir zusammentragen, was gesagt wird?
Das Geißeln? Ja, das Geißeln. Ich bot meinen Rücken den Schlagenden.
Man bedenke, dass das Geißeln bei den Römern mehr war als nur eine Geißel. Oft waren an den Geißeln Widerhaken, also spitze metallene Teile, angebracht. Das wurde von Leuten aus der Armee durchgeführt, die sehr kräftig waren. Manche starben bereits nach der Geißelung, bevor sie überhaupt gekreuzigt werden konnten. Der ganze Rücken wurde aufgerissen und verwandelte sich in eine blutige Masse.
„Ich bot meinen Rücken den Schlagenden“ und dann „meine Wangen den Raufenden“.
Was bedeutet „raufen“? Daraus kann man ableiten, dass der Herr Jesus einen Bart hatte.
Es gibt viele falsche Darstellungen, in denen der Herr mit langen Haaren abgebildet wird. Die Frage kommt oft: Hatte Jesus lange Haare?
Ja, aber mit Begründung!
Ich habe gelesen, dass die Haare der Rabbis, also der Meister, einen gewissen Schnitt hatten, einen ganz bestimmten Schnitt, also nicht einfach lang und wild gewachsen. Die Haare waren nicht lang.
Welche Leute hatten lange Haare? Die Nasiräer. Johannes der Täufer hatte lange Haare, weil er ein Nasiräer war. Nach 4. Mose 6 konnte man ein Nasiräer-Gelübde freiwillig ablegen. Die Nasiräer mussten während der Zeit ihrer Weihe das Haar frei wachsen lassen. Das bedeutete Hingabe an Gott ohne Begrenzung. Darum wurde es in dieser Zeit nicht geschnitten. Man konnte Nasiräer für drei Monate sein, dann machte das nicht viel aus.
Johannes der Täufer war Nasiräer auf Lebenszeit.
Im Alten Testament kennen wir noch jemanden, der Nasiräer war: Simson. Er hatte sein Haar in sieben Zöpfen geordnet.
Was durften die Nasiräer sonst nicht? Kein Alkohol und keine Trauben. Also alles, was vom Weinstock war, darauf verzichteten sie. Außerdem durften sie keinen Kontakt zu Toten haben. Wer einen Toten berührte, war unrein, und die Weihe musste neu vollzogen werden.
Jesus hat Wein getrunken, und darum warf man ihm vor, ein Fresser und Weinsäufer zu sein.
Johannes der Täufer trank keinen Wein, und manche sagten, er sei besessen.
Jesus hat auch Tote berührt, zum Beispiel den toten Jüngling von Nain in Lukas 7. Er war kein Nasiräer und hatte deshalb keine langen Haare.
Aber was man aus Jesaja 50 ableiten kann, ist der Bart, denn seine Wangen wurden gerauft. Das war im Judentum üblich, dass man den Bart trug.
Drittens: Schmach und Speichel. All das wird in Matthäus 26 beschrieben, wie der Herr vor Pilatus misshandelt wurde.
Wo fand dieser Prozess vor Pilatus in Jerusalem statt? Wir wissen sogar örtlich genau, wo das war: im Prätorium.
Aber wo war das Prätorium? Das ist die schwierige Frage.
In der Burg Antonia war die Burg direkt an den Tempelbezirk angebaut, in der Nordwestecke. Diese wird in der Bibel „die Burg“ genannt, nicht das Prätorium.
In der Apostelgeschichte wird sie mehrmals als Burg erwähnt. Besser wäre die Übersetzung „Burg“. Das Wort bedeutet Burg und Lager, aber bezieht sich eindeutig auf die Burg Antonia, in der Paulus als Gefangener festgehalten wurde, nachdem er auf dem Tempelplatz verhaftet worden war (Apostelgeschichte 21).
Die Bibel macht also den deutlichen Unterschied zwischen dem Prätorium und der Burg.
Die Burg Antonia war der Sitz der in Jerusalem stationierten Legion unter der Leitung eines Chiliachen, eines Kommandanten über tausend. Es waren sechshundert Soldaten dort stationiert.
Das Prätorium war woanders, westlich.
Noch genauer? An der Westmauer.
Wo müssen wir heute hin, wenn man das schnell sehen will? Zum Jaffa-Tor, am Jaffa-Tor zum Davidstower (Migdal David). Dort ist das Stadtmuseum von Jerusalem. Es gibt einen mächtigen Turm aus der Zeit vor der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70.
Diesen Turm ließ Titus damals extra stehen, sonst wären die Mauern Jerusalems geschleift worden. Er sagte, die Nachwelt solle wissen, dass es nur durch Vorsehung möglich gewesen sei, Jerusalem im Jahr 70 zu zerstören.
Das ist eines der besterhaltenen Überreste Jerusalems.
Das war einer der drei markanten Türme des Herodespalastes, der an dieser Stelle gebaut war.
Herodes hatte dort seinen Palast in Jerusalem.
Die Weisen aus dem Morgenland (Matthäus 2) kamen also dorthin, um zu fragen.
Wir wissen auch, wie sie nach Bethlehem gewiesen wurden: Sie gingen vom Jaffator aus den gerade Weg, der etwa zwölf Kilometer nach Bethlehem führt.
Man geht das Tal hinunter am Sultansteich vorbei, der schon damals bestand. Heute ist es ein Ort, an dem Konzerte unter freiem Himmel stattfinden.
Im Jahr 6 nach Christus haben die Römer die Familie Herodes in Judäa entmachtet, und die Nachkommen Herodes mussten in den Makkabäerpalast ausweichen. Der liegt zwischen Tempelplatz und Jaffator im jüdischen Viertel. Dort sieht man noch einige Überreste.
Der Palast von Herodes wurde ab dem Jahr 6 nach Christus Sitz der römischen Landpfleger, das wurde das Prätorium.
So ist dieser Turm heute noch ein Mahnmal, weil er genau den Ort markiert, wo der Herr Jesus misshandelt und schließlich durch Pilatus zum Tod verurteilt wurde.
Dort ist in Erfüllung gegangen, was wir in Vers 6 lesen:
„Ich bot meinen Rücken den Schlagenden und meine Wangen den Raufenden. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.“
Dann sehen wir wieder, dass er voll auf den Vater vertraut:
„Der Herr, der Ewige, hilft mir, darum bin ich nicht zu Schande geworden.“
Jetzt kommt der eigenartige Ausdruck:
„Darum machte ich mein Angesicht wie einen Kieselstein.“
Was bedeutet das? Was hat Gethsemane mit Kieselstein zu tun?
Ich weiß genau, was du sagen willst, aber mir geht es darum: Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.
Was hat das mit dem Kieselstein zu tun?
Die Oberfläche eines Kieselsteins ist hart. Das Gesicht wie ein Kieselstein zu machen heißt, dass man sich von dem Ziel, das man ins Auge fasst, nicht abbringen lässt.
Darum stimmt die Antwort: Der Herr in Gethsemane hat nochmals die Schrecken von Golgatha gesehen. Dort wäre der ideale Ort gewesen, um zu fliehen.
Man muss in Gethsemane am Westhang des Ölbergs noch ein bisschen auf den Berg hinaufgehen, und schon hinten beginnt die jüdische Wüste. Dort kann man sich wunderbar verstecken. Früher haben Freiheitskämpfer dort Zuflucht genommen und waren schwer zu greifen.
Der Herr hätte dort einen idealen Ort gehabt, um zu fliehen und zu entkommen. Aber dort in Gethsemane hat er dreimal gebetet und gesagt:
„Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“
Er machte sein Angesicht fest wie einen Kieselstein. Er wollte den Weg, der im Heilsplan Gottes vorgegeben war, bis zum Schluss gehen.
Dazu ein Wort aus Lukas 9, Vers 51. Liest jemand vor?
„Als sich die Tage seiner Aufnahme in den Himmel erfüllten, richtete er sein Angesicht entschlossen nach Jerusalem, um dorthin zu reisen. Er sandte Boten vor sich her.“
Diese kamen auf ihrer Reise in ein Samariterdorf und wollten ihm Herberge bereiten. Das ist ganz speziell im Lukas-Evangelium.
Ab Kapitel 9, Vers 51 haben wir eine Wende. Von da an wird beschrieben, wie der Herr Jesus vorangeht und reist, und das Endziel dieser Reise durch die Kapitel 10, 11, 12, 13, 14 hindurch endet in Jerusalem.
Der letzte Aufstieg wird noch in Kapitel 19 beschrieben: Da kommt er nach Jericho, der tiefsten Stadt der Welt heute, und dann geht der Herr von Jericho durch die Wüste hinauf nach Bethanien auf der Ostseite des Ölbergs und dann eben nach Jerusalem.
Sein ganzer Weg führt ihn schlussendlich ans Kreuz von Golgatha bei Jerusalem.
Das beginnt hier mit der Reisebeschreibung, wo er sein Angesicht festmacht, wörtlich nach Jerusalem zu gehen. Er macht sein Angesicht fest wie einen Kieselstein und lässt sich durch nichts und niemanden abbringen.
Auch in Matthäus 16 erklärt der Herr den Jüngern, dass er leiden und verworfen werden wird. Petrus sagt: „Dies widerfahre dir nicht!“ Und der Herr sagt:
„Geh hinter mich, Satan! Du sehnst nicht auf das, was Gottes ist, sondern auf das, was der Mensch ist.“
Petrus war gewissermaßen ein Hindernis auf dem Weg ans Kreuz. Der Herr wies ihn scharf zurück. Das zeigt, was es bedeutet, sein Angesicht wie einen Kieselstein zu machen.
Man kann das im Lukas-Evangelium sehr schön sehen, wie alles ständig als Weg beschrieben wird.
Wir haben also 9,51 gelesen und 52, die Boten, die vorausgehen. Der Weg geht durch Samaria. Kann jemand Vers 56 lesen?
Jawohl. Dann sehen wir, wie der Weg weitergeht. Vers 57?
Das reicht schon. Eben, auf dem Weg ziehen sie dahin.
Dann Kapitel 10, Vers 1:
„Nach diesem Abend bestimmte der Herr siebzig andere und sandte sie zu je zwei vor seinem Angesicht her in jede Stadt und jeden Ort, wohin er selbst kommen wollte.“
Jawohl, auch da wird klargemacht, der Herr geht immer weiter.
Zum Beispiel Kapitel 10, Vers 38:
„Es geschah aber, als sie ihres Weges zogen, dass er in ein Dorf kam, und eine Frau mit Namen Martha nahm ihn auf.“
Jawohl, auch da wieder: „Es geschah aber, als sie ihres Weges zogen.“ Das ist der Weg, den er in Kapitel 9,51 ins Auge gefasst hat, nach Jerusalem zu gehen, um dort zu leiden.
Man kann das Lukas-Evangelium in zwei Teile teilen: Kapitel 1 bis 9, Vers 50 ist das Kommen des Menschensohnes, und ab 9,51 ist das Weggehen des Menschensohnes – das Weggehen nach Jerusalem, sterben, auferstehen und dann endet alles mit der Himmelfahrt.
Jetzt gehen wir zurück zu Jesaja 50, Vers 6, und dann machen wir eine Pause.
Wir sind stehen geblieben bei Vers 8. Liest noch jemand Vers 8 und 9?
Wer liest?
„Wer mich rechtfertigt, ist nahe. Wer will mit mir rechten, lasst uns miteinander hintreten. Wer will Anklage erheben? Er trete her zu mir! Der Herr steht mir bei, wer will mich für schuldig erklären? Siehe, sie werden alle zerfallen wie ein Kleid, die Motte wird sie fressen.“
Jawohl. Jetzt haben wir hier den Ausdruck „rechtfertigen“. Was heißt das eigentlich?
Der Ausdruck wird oft falsch verstanden. Es ist hilfreich, ihn genau zu definieren.
„Ich stelle mich als gerecht dar.“ Als gerecht darstellen heißt nicht, jemanden gerecht machen.
Was heißt das? Wir sind aus Glauben gerechtfertigt. Heißt das, durch Glauben haben wir die Gerechtigkeit Gottes bekommen?
Wie?
Der Begriff „rechtfertigen“ kommt aus der Justiz. Der Unschuldige wird vom Richter gerecht gesprochen. Das heißt, der Richter erklärt: Dieser Mensch ist gerecht und darf nicht verurteilt werden. Das ist rechtfertigen.
Ein Beispiel, bei dem das sehr klar herauskommt, ist Lukas 7, Vers 29. Liest jemand den Vers vor?
Hier wird gesagt, dass Menschen Gott gerechtfertigt haben.
Jetzt ist klar, dass es nicht bedeuten kann, dass die Menschen Gott gerecht gemacht hätten, sondern die Menschen haben Gott Recht gegeben.
Gottes Urteil über uns ist korrekt: Wir sind Sünder und müssen die Taufe der Buße des Johannes auf uns nehmen.
So haben diese Zöllner und das Volk, das sich als Sünder erkannt hat, Gott Recht gegeben, indem sie die Taufe des Johannes annahmen.
Im Römerbrief bedeutet rechtfertigen, dass Gott jemandem gerecht spricht, also erklärt, dieser Mensch ist gerecht – nicht weil er in sich so gut ist, sondern weil durch Christus all seine Schuld abgenommen ist.
Darum kann Gott ihn rechtfertigen.
Wer an den Herrn Jesus geglaubt hat, dass er durch sein Opfer am Kreuz alles gut gemacht hat, bekommt vollkommene Reinigung der Sünden.
Aufgrund dessen kann Gott ihn rechtfertigen, das heißt, ihn als gerecht erklären.
Wenn in Römer 5,1 steht: „Da wir nun durch Glauben gerechtfertigt worden sind“, heißt das nicht, dass wir durch Glauben gerecht gemacht worden sind, sondern es ist die Folge, dass durch den Glauben an den Herrn Jesus die Vergebung empfangen wird.
Aufgrund dieser Vergebung, die man im Glauben erfasst hat, kann Gott jemanden als gerecht sprechen.
Das ist die Rechtfertigung.
Es ist schon der nächste Schritt. Natürlich muss dem beim Menschen vorausgehen, dass er Vergebung bekommt.
Aufgrund dieser Vergebung kann Gott jemanden gerecht sprechen.
Wenn der Herr Jesus hier sagt, dass Gott ihn rechtfertigt, heißt das, dass er ihn als den Gerechten darstellt.
Gerade die Auferstehung aus den Toten war in dem Sinn eine Rechtfertigung Gottes, denn mit der Auferstehung hat Gott deutlich gemacht, dass der Sanhedrin, der Jesus als Verführer zum Tod verurteilt hatte, ihn zu Unrecht verurteilt hat.
Gott macht quasi ihr Urteil rückgängig durch die Auferstehung und rechtfertigt seinen Sohn.
Das ist gemeint mit „Nahe ist der, der mich rechtfertigt.“
Der Herr sagt:
„Wer hat eine Rechtssache gegen mich? Wer könnte mich für schuldig erklären?“
Vers 9:
„Wer kann so sprechen?“
Nur der Herr Jesus. Er ist der Einzige.
Wir sehen das auch in Johannes 8 sehr eindrücklich. Dort spricht er mit den führenden Juden in Jerusalem.
Liest jemand Johannes 8, Vers 45 und 46?
„Weil aber ich die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht. Wer unter euch kann mich einer Sünde beschuldigen? Wenn ich aber die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht?“
Vers 47:
„Wer aus Gott ist, der hört die Worte Gottes. Darum hört ihr nicht, weil ihr nicht aus Gott seid.“
Jawohl. Nur er konnte so sprechen.
Das entspricht genau Jesaja 50.
Er macht auch deutlich, wer nicht auf ihn hört, ist nicht aus Gott.
Genau diesen Gedanken finden wir auch in Jesaja 50, Vers 10:
„Wer unter euch fürchtet den Herrn? Wer hört auf die Stimme seines Knechtes?“
Wer also auf den Messias hört, zeigt, dass er wirklich den Herrn fürchtet.
In Johannes 8 macht der Herr den Führern deutlich, dass sie aus dem Bösen sind und Gott nicht kennen, weil sie ihn ablehnen.
Dann gehen wir gleich weiter zu Jesaja 52, Vers 13, wo wir den nächsten Abschnitt über den Knecht Gottes haben.
Oder gibt es noch Fragen oder Ergänzungen zu Kapitel 50?
Gut. Liest jemand Jesaja 52, Vers 13?
Leider ist hier die Kapiteleinteilung nicht ideal. Sie ist ein späterer Hilfszusatz, um sich besser im Bibeltext zu orientieren.
Oft sind die Kapiteleinteilungen gelungen, aber hier leider nicht, denn das ganze Bild mit Kapitel 53 ist eine Einheit.
Liest jemand Jesaja 52,13 vor?
„Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln und wird erhoben und erhöht werden und sehr hoch sein.
Er hatte keine Gestalt und keine Pracht, und als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seiner begehrt hätten.
Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut.
Wie einer, über den man das Angesicht verbirgt, war er verachtet, und wir haben ihn für nichts gehalten.
Er hat unsere Leiden getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen, und wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt.
Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen.
Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Wunden ist uns Heil geworden.
Wir alle irrten umher wie Schafe, jeder wandte sich auf seinen Weg.
Jehova hat ihn treffen lassen für die Übertretungen von uns allen.
Er wurde misshandelt und erduldet und tat seinen Mund nicht auf, gleich dem Lamm, das zur Schlachtung geführt wird.
Wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern, tat er seinen Mund nicht auf.
Er wurde hinweggenommen aus Angst und Gericht, und wer wird sein Geschlecht aussprechen?
Denn er wurde abgeschnitten aus dem Land der Lebendigen.
Für die Übertretung meines Volkes hat ihn Strafe getroffen, und man hat sein Grab bei Gesetzlosen bestimmt.
Doch einem Reichen war er in seinem Tod, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Munde war.
Doch Jehova gefiel es, ihn zu zerschlagen; er ließ ihn leiden.
Wenn seine Seele Schuldopfer stellt, wird er Nachkommenschaft haben.
Er wird seine Tage verlängern, und das Wohlgefallen Jehovas wird in seine Hand gedeihen.
Durch die Mühsal seiner Seele wird er Frucht säen und sich sättigen.
Durch seine Erkenntnis wird der gerechte Knecht viele zur Gerechtigkeit weisen, und ihre Missetaten wird er tragen.
Darum werde ich ihm die Großen zum Anteil geben und mit Gewaltigen die Beute teilen, dafür, dass er seine Seele ausgeschüttet hat und den Übertretern zugerechnet wurde.
Er aber hat die Sünde vieler getragen und für die Übertreter Fürbitte getan.“
Das ist das eindrückliche Kapitel, von dem man sagen kann, dass es für die meisten der etwa 400 bis 500 Juden weltweit, die bekennen, dass Jesus Christus der Messias ist, ein Schlüsselkapitel zu ihrer Bekehrung war.
Ich habe das mal als Jugendlicher mit einem Schüler gelesen, der in der gleichen Schule war, ein orthodoxer Jude aus Zürich-Enge, der orthodoxen Hochburg.
Wir haben uns bei ihm zu Hause über den Messias unterhalten und zusammen dieses Kapitel gelesen.
Er hat mir später gesagt, dass es ihn unglaublich bewegt habe, dieses Kapitel. Er hatte es noch nie in seinem ganzen Leben gelesen, denn man hört es auch nicht in der Synagogenlesung.
Die Lesung in der Synagoge ist so aufgebaut, dass man in einem Jahr die fünf Bücher Mose durchliest, alle Sabbatlesungen zusammen.
Dann beginnt man wieder von vorne mit 1. Mose 1.
Die fünf Bücher Mose werden regelmäßig öffentlich verlesen.
An jedem Sabbat gibt es Abschnitte aus den Propheten, die im Verzeichnis der sogenannten Haftara aufgeführt sind, aber das sind nur ausgewählte Abschnitte aus den Propheten.
Jesaja 53 ist nicht Teil der Haftara.
Das bedeutet, ein Jude, der seinen Glauben so praktiziert wie manche Kirchengänger, hört vielleicht regelmäßig eine Predigt, aber studiert zuhause nicht die Bibel.
So jemand kommt nie dazu, Jesaja 53 zu hören.
Es braucht also persönliches Bibelstudium zuhause, um auf dieses Kapitel zu stoßen.
Man hat es auch „das schlechte Gewissen des Judentums“ genannt.
Die Bedeutung wäre aus den rabbinischen Schriften klar.
Im Midrasch Tanchuma, einem rabbinischen Kommentar aus dem neunten Jahrhundert, wird zu Jesaja 52,13 gesagt:
„Dies ist der Melech Maschiach, der König Messias, welcher hoch und erhöht und sehr erhaben ist.“
Wir haben gelesen, er wird erhoben und erhöht und sehr hoch sein.
Das ist der König Messias, der erhabener als Abraham, erhöht über Moses und höher als die dienenden Engel ist.
Genau das sagt der Hebräerbrief im Neuen Testament: Jesus ist größer als die Engel, größer als Josua, größer als Abraham, größer als Melchisedek.
Unsere alten Rabbiner haben auf das Zeugnis der Tradition hin angenommen, dass hier vom König Messias die Rede ist.
Davon nehmen auch wir an, dass das Subjekt dieser Weissagung der Messias ist.
Es gibt viele weitere Zeugnisse aus der rabbinischen Literatur, die klar bezeugen, dass dieses Kapitel vom Messias spricht.
Aber im Mittelalter kamen andere Stimmen auf, zum Beispiel Raschi, einer der großen Kommentatoren, der sagte:
„Dieser Knecht Gottes ist nicht der Messias, sondern das Volk Israel, das unter den Völkern leiden muss. Israel ist der Knecht Gottes.“
Wichtig ist zu vermerken, dass sie sagten, ihre Interpretation unterscheide sich von der der frühen Rabbiner.
Diese Gegeninterpretation „Der leidende Knecht ist Israel“ kam im Mittelalter als Gegenargument gegen die Christen, die sagten: „Hier ist Jesus Christus beschrieben. Jesaja 53 macht klar, dass Jesus der Messias des Alten Testaments ist.“
Man wollte das so beiseiteschieben.
Wie kann man aus dem Text klar argumentieren, dass der Knecht Gottes nicht Israel als Nation ist?
Zum Beispiel Vers 8:
„Wegen der Übertretung meines Volkes hat ihn Strafe getroffen.“
Warum ist das ein Beweis?
Der Knecht Gottes wird vom Volk unterschieden. Es heißt, der Knecht leidet für das Volk.
Wann war das Volk Israel im Grab eines Reichen? Es passt einfach nicht.
Ich habe das auch schon anders erlebt: Der besagte Schulkollege, der zugegeben hat, dass das Kapitel ihn sehr bewegt hat, sagte, er sei dann zum Rabbi gegangen, und der habe ihm erklärt, wie man das verstehen müsse.
Ich fragte, was er gesagt habe.
Er erklärte, es sei ein Freiheitskämpfer gewesen in der babylonischen Gefangenschaft, der sich aufgelehnt habe und dann umgekommen sei.
Ich fragte, wann war die babylonische Gefangenschaft.
Er sagte, er müsse nachschauen, dann erklärte er 606 bis 539 v.Chr.
Ich fragte, wann war Jesaja Prophet.
Er sagte, er müsse nachschauen, und dann sagte er 700 v.Chr.
Das funktioniert nicht.
Man muss sich fragen, warum ist das meiste, übrigens nicht alles, in Vergangenheitsform geschrieben?
Können die Juden das wörtlich einmal nachlesen oder nachbeten?
Vielleicht sieht ein falscher aus, so könnte man es kompensieren.
Wir haben die Stelle heute gelesen, Sacharja 12, Vers 10:
„Wenn der Herr Jesus wiederkommt auf dem Ölberg, werden sie auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und über ihn wehklagen, wie man wehklagt über den Erstgeborenen.“
Das heißt, sie werden so schmerzlich wehklagen, wie wenn man das einzige Kind verliert.
Tatsächlich heißt es in Sacharja 12, dass das ganze Land Israel wehklagen wird.
In Jerusalem werden alle wehklagen, jede Sippe für sich, Männer und Frauen getrennt.
Jede für sich werden sie wehklagen.
Dann können sie Jesaja 53 so lesen, wie es da steht, eben im Rückblick:
„Er hat unsere Leiden getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt.“
Das Kapitel ist so geschrieben, als ob sie es in der Zukunft bezeugen werden.
Wenn man Hebräisch lernt, insbesondere klassisches Hebräisch, lernt man den Begriff des prophetischen Perfekts.
Perfektformen werden oft in der Prophetie benutzt, um etwas Zukünftiges zu beschreiben, als wäre es schon vollendet.
Das betont die Sicherheit und Gewissheit, dass diese Dinge in Erfüllung gehen werden.
Das ist ein Stilmittel der Prophetie, nicht nur an dieser Stelle, sondern ständig im Alten Testament.
Das prophetische Perfekt ist ein fixer Begriff der hebräischen Grammatik.
Zum Beispiel in Jesaja 52, Vers 13 steht:
„Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln, er wird erhoben und erhöht werden.“
Das ist auf die Zukunft gerichtet, aber wird so beschrieben, als sei es schon vollendet.
Das prophetische Perfekt hängt auch damit zusammen, dass Propheten oft die zukünftigen Dinge in einer Vision sahen, als seien sie bereits erfüllt, und so schreiben sie es in der Perfektform.
Es ist klar, es bezieht sich auf die Zukunft.
Kann es problematisch sein, mit Juden gleich mit diesem Kapitel zu kommen?
Die Juden wissen heute, dass wir damit beweisen wollen, dass Jesus der Messias ist.
Wenn wir gleich damit kommen, kann das ein Problem sein, weil sie bestockt sind.
Man muss ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Wenn man das hat, kann man über viele Themen sprechen.
Es gibt Leute, die von Anfang an verschlossen reagieren, und andere, die offen sind.
Zum Beispiel war ich mit meiner Frau am Flughafen in Zürich. Wir wollten nach Tel Aviv fliegen, und die Maschine hatte Verspätung.
El Al gab uns einen Gutschein zum Essen vor dem Abflug.
Ein Reisender hängte sich an uns, wollte mit uns essen und diskutieren.
Beim Essen sagte er, er interessiere sich sehr für das Christentum und wolle mehr erfahren.
Er erklärte, dass er in einer strengen religiösen Schule war, wo der Lehrer es nicht mochte, wenn man den europäischen Kalender benutzte.
Er sprach immer von Gott, aber nannte nie seinen Namen aus Abscheu.
Das weckte in ihm den Wunsch, mehr über Gott zu erfahren.
Ich hatte auch einmal mit einem Taxifahrer gesprochen und gefragt, ob er glaube, dass der Messias schon gekommen sei.
Er sagte: „Ich glaube, der Messias kommt, aber ich glaube auch, dass er schon gekommen ist.“
Es steht ja in Sacharja 12:
„Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“
Wenn er auf dem Ölberg kommt, werden sie erkennen, dass er schon einmal da war und durchbohrt wurde.
Man muss offen sein, um solche Türen zu sehen.
Das ist bei Juden nicht anders als bei Nichtjuden.
Ich kenne viele verstockte Leute um mich herum. Wenn man anklopft, ist die Tür zu.
Andere suchen und wollen Antworten.
Man muss die Augen offen haben.
Bei Juden habe ich mehr Hemmungen, bei Christen nicht.
Diese Angst muss man überwinden.
Sie müsste man auch bei anderen Menschen haben.
Es ist heute so, dass prozentual wohl mehr Juden zum Glauben kommen als Nichtjuden.
Das hat sich gewendet.
Diese Verstockung wird in Jesaja 6 beschrieben.
Sie wird so lange andauern, bis das Land entvölkert ist.
Und es ist noch ein Zehntel darin, so wird er wiederum ausgerottet werden.
Das ist durch die Jahrhunderte hindurch passiert, in denen das Land Israel entjudaisiert wurde.
Die Verstockung war sehr verbreitet.
Der Tiefpunkt im Land war um 1800, als es noch 5000 Juden gab.
Aber es gab immer Juden im Land, das ist wichtig.
Es gab nie keine Juden im Land.
Die meisten waren zerstreut unter allen Völkern, wie es 5. Mose 28, Vers 64 voraussagt.
Aber es gab immer eine jüdische Präsenz.
Das ist wichtig im Blick auf Leute, die sagen: „Was suchen diese Juden in diesem Land? Das haben sie ja längst verloren.“
Nein, der Kontakt war immer da, aber wurde immer geringer.
5000 und dann im 19. Jahrhundert stieg die Zahl.
Ab 1882 kam die erste massive Einwanderung, die zweite, dritte.
Mit dem 19. Jahrhundert kam auch die Wende.
Seitdem bekehren sich viele Juden, was vorher nicht der Fall war.
Jesaja 6 sagt, wie lange die Verstockung dauern wird: bis das Land entvölkert ist.
Dann wird Gott etwas Neues beginnen.
Wir erleben, dass bereits etwas geschieht.
Man sieht es an Briefen von Juden in Israel, die Bücher über den Messias wünschen, zum Beispiel von „Kernachwa Meschichit“, dem größten Herausgeber von messianischen Büchern in Israel.
Das ist unglaublich.
Da werden Briefe geschrieben: „Können Sie uns das Neue Testament schicken? Wir brauchen es zur Ausbildung in der Schule.“
Sie schicken es gratis. In den vergangenen Jahren wurden über eine Million Bücher in Israel verteilt.
Das ist beeindruckend.
Ich wünsche mir manchmal, wir hätten solche Briefe hier.
Ich glaube, man darf diese Angst verlieren und soll sie verlieren.
Ich habe gemerkt, dass Gläubige aus Deutschland besonders vorsichtig im Umgang mit Juden waren.
Das muss man verlieren.
Wenn jemand einen Vorwurf wegen der deutschen Vergangenheit macht, darf man höflich fragen:
„Wie ist das? Haben Juden heute Jesus Christus gekreuzigt?“
Nein, das war eine ganz andere Generation.
Wie ist es mit der neuen Generation?
Die hat nichts damit zu tun.
Die Generation damals hat das verurteilt.
Man darf nicht so kommen.
Jeder Mensch ist selbst verantwortlich.
So ist es heute auch.
Man kann nicht sagen, die Juden hätten Christus gekreuzigt.
Es kommt darauf an, wie ich mich entscheide: Lehne ich den Messias ab oder nehme ich ihn an?
Ich glaube, man darf diese Angst ablegen.
Man darf Juden ruhig in die Augen schauen, auch wenn es Konfrontationen gibt.
Die gibt es.
Manchmal heißt es: „Ihr dürft ja gar nichts sagen.“
Warum nicht? Das ist vorbei.
Das Wissen, dass Jesaja 53 eine große Hilfe im Erreichen von Juden ist, ist wichtig.
Das Wort hat Kraft.
Man muss das Kapitel mit ihnen lesen oder sie lesen es selbst.
Das hat eine gewaltige Kraft.
Als ich es gelesen habe, hat es mich tief berührt.
Das Wort hat eine solche Kraft.
Noch eine Frage oder Ergänzung?
Dann gehen wir am besten grundsätzlich der Reihe nach durch.
Wir werden nächstes Mal in die Tiefe gehen und jetzt mal den Anfang anschauen.
Vers 13:
„Siehe, mein Knecht.“
Gott richtet unsere Aufmerksamkeit auf den Messias mit dem Wort „Siehe“.
Er sagt, wie der Messias handeln wird: einsichtig handeln.
Das umschreibt sein vollkommenes Leben.
Als Antwort wird er in drei Stufen erhoben: er wird erhoben, erhöht werden und sehr hoch sein.
Das erste Verb bezieht sich auf die Auferstehung.
Er wird am dritten Tag aus dem Grab erhoben.
„Er wird erhöht werden“ bezieht sich auf die Himmelfahrt.
„Sehr hoch sein“ bezieht sich auf sein Sitzen als Mensch zur Rechten Gottes.
Im Markus-Evangelium Kapitel 16 haben wir alle drei Punkte beieinander.
Nur im Markus-Evangelium findet man diese drei Elemente zusammen.
Markus 16, Vers 9, liest das jemand?
„Als er aber früh am ersten Tag der Woche auferstanden war, erschien er zuerst der Maria Magdalena.“
Ja, das reicht schon.
Am ersten Wochentag auferstanden, siehe mein Knecht, „er wird erhoben.“
Dann Markus 16, Vers 19 und 20:
„Der Herr wurde, nachdem er mit ihnen geredet hatte, in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes.
Sie aber gingen hinaus und verkündeten überall, und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die begleitenden Zeichen.“
Die Himmelfahrt, in den Himmel aufgenommen und sehr hoch sein, er setzte sich zur Rechten Gottes.
Wie wird der Herr Jesus im Markus-Evangelium dargestellt? Mit welchem Akzent?
Als Knecht Gottes.
Das Markus-Evangelium hat einen besonderen Bezug zu den Stellen im Alten Testament, wo der Knecht vorgestellt wird.
Nur im Markus-Evangelium endet die Darstellung mit allen drei Punkten: Auferstehung, Himmelfahrt und Sitzen zur Rechten Gottes, in direkter Beziehung zu Jesaja 52, Vers 13:
„Siehe, mein Knecht.“
Manche behaupten, dass der Schluss von Markus nicht echt sei.
Hat das schon jemand gehört?
Ab welchem Vers sei er nicht echt?
Genau, Vers 9 bis 20.
Warum soll das nicht von Markus sein?
Weil diese Verse in manchen Handschriften fehlen.
Ja, in wenigen.
Manche große Handschriften aus dem vierten Jahrhundert, wie der Sinaitikus und der Vatikanus, fehlen diese Verse.
Aber die allermeisten Handschriften haben diese Verse.
In wenigen fehlen sie.
Es gibt noch einen solchen Fall mit Handschriftenverwirrung, nämlich in Johannes 8.
Dort fehlt auch ein Abschnitt.
Augustinus schrieb um 400, dass Leute ohne Glauben diesen Abschnitt aus ihren Handschriften herausnahmen, weil sie glaubten, der Abschnitt gebe ihren Frauen eine Rechtfertigung für Ehebruch.
Augustinus machte klar, dass Leute Handschriften manipuliert haben.
In Markus 16 kann man vermuten, warum gewisse Leute mit zu wenig Glauben diese Verse herausnahmen.
Was könnte der Grund sein?
Das haben wir in anderen Stellen im Neuen Testament auch gesehen.
Der Herr sagt, welche Zeichen denen folgen, die glauben.
Lesen wir Markus 16, Vers 17:
„Diese Zeichen aber werden denen folgen, die glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, in neuen Sprachen reden, Schlangen aufnehmen, und wenn sie etwas Giftiges trinken, wird es ihnen nicht schaden. Sie werden die Hände auflegen und Kranke heilen.“
Wir haben Zeugnisse aus der Kirchengeschichte, dass diese Zeichen tatsächlich in der Zeit der Apostel stattfanden, im ersten Jahrhundert.
Der letzte Apostel starb etwa im ersten Jahrhundert, Johannes.
Diese Dinge sind wirklich geschehen.
Augustinus schrieb, dass diese Zeichen auftraten, aber später verschwanden.
Andere Schreiber sprechen ebenfalls über diese Zeichen, die heute nicht mehr vorhanden seien.
Man kann verstehen, dass manche Leute ein Problem hatten, wenn diese Dinge heute nicht geschehen.
Sie nahmen sie heraus.
Aber man muss kein Problem damit haben.
In Markus 16, Vers 17 steht:
„Diese Zeichen werden denen folgen, die glauben.“
Es wird nicht gesagt, ob das für die elf Apostel gilt oder für alle, die durch sie zum Glauben kommen, oder auch für spätere Generationen.
Grundsätzlich könnte man beides denken.
Die Stelle sagt das nicht klar.
Diese Zeichen waren speziell für die Zeit der Apostel vorgesehen.
Darum sagte Paulus in 2. Korinther 12, dass er die Zeichen des Apostels vollbracht habe.
Diese mächtigen Taten und Wunderwerke mussten Apostel vollbringen, um zu bezeugen, dass sie echte Apostel waren.
Im Hebräerbrief werden diese Wunder als Zeichen des zukünftigen Zeitalters genannt.
Das zukünftige Zeitalter war bei Rabbinern der Begriff für die Zeit, wenn der Messias herrscht.
Die Wunder wie Heilungen und Auferweckungen waren ein Hinweis auf die Zeit, wenn der Messias kommt.
Dann wird es keine Kranken mehr geben, alle Lahmen werden springen, der Stumme wird jauchzen, so steht es in Jesaja 35.
Diese Zeichen waren ein Pfand, dass diese Dinge im tausendjährigen Reich allgemein stattfinden werden.
Man braucht kein Problem damit zu haben.
Wir haben in der Apostelgeschichte 28 das Beispiel, wie Paulus eine Schlange aufnahm, gebissen wurde, und es ihm nichts tat.
Wir werden Schlangen aufnehmen, wie es hier steht.
Das hat sich erfüllt.
Diese Verse sind authentisch von Markus.
Die überwältigende Mehrheit der Handschriften bezeugt das eindeutig.
Es gibt sehr gelehrte Leute, die argumentieren, dass in diesen Versen etwa siebzehn Wörter vorkommen, die sonst im Markus-Evangelium nicht gefunden werden.
Sie sagen, das sei nicht markanisch, also nicht von Markus geschrieben.
Ein anderer, der noch schlauer war, probierte das mit den Versen davor: Kapitel 15,44 bis 16,8, von denen niemand zweifelt, dass sie zu Markus gehören.
Dort finden sich auch siebzehn Wörter, die nur in diesem Abschnitt vorkommen und sonst nicht in Markus.
Das zeigt, dass die Art von Beweisführung mit Wörterzählen nicht funktioniert.
Es ist von Markus.
Intern kann man argumentieren: Das Markus-Evangelium hat das Thema des Knechts Gottes.
Nur das Markus-Evangelium endet mit allen drei Punkten: Auferstehung, Himmelfahrt und Sitzen zur Rechten Gottes, in direkter Beziehung zu Jesaja 52, Vers 13.
So beginnt dieses großartige Kapitel über den leitenden Messias mit seinem Triumph und seiner Erhöhung, bevor dann die tiefen, unerforschlichen Leiden des Herrn vorgestellt werden.
Ja, dann machen wir an dieser Stelle Schluss.
Nächstes Mal studieren wir das Kapitel im Detail in der Tiefe.
Wir wollen zusammen beten:
Herr Jesus, danke, dass wir dein Wort haben, das sich selbst als das Wort Gottes erweist durch erfüllte Prophetie.
Danke, dass du in diese Welt gekommen bist, um all diese Voraussagen zu erfüllen und das Erlösungswerk auf Golgatha zu vollbringen.
Wir haben heute deutlich gesehen, wie du die Schrecken vor dir hattest.
Trotzdem hast du dein Angesicht festgemacht wie einen Kieselstein und bist nach Golgatha gegangen.
Du hast alles für uns gut gemacht.
Wärst du nicht gegangen, wären wir alle verloren.
Aber du hast es bis zum Schluss ausgeführt und konntest sagen: „Es ist vollbracht.“
Wir preisen dich für dieses vollkommene Erlösungswerk, dem nichts hinzugefügt werden kann, das in sich völlig dasteht in alle Ewigkeit.
Danke, dass jeder, der zu dir kommt, seine Schuld bekennt und an dich glaubt, gerechtfertigt wird, von Gott gerechtgesprochen wird und ewig mit dir Gemeinschaft haben kann.
Amen.
