Gnade sei mit euch und Friede von Gott, dem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.
Ein unerwarteter Feind in der Gemeinde
Das soll wirklich passiert sein.
Der Pfarrer einer großen Gemeinde kündigte einen besonderen Gottesdienst an. Dazu setzte er folgendes Inserat in die Zeitung, wahrscheinlich unter kirchlichen Nachrichten:
Herzliche Einladung zum Gottesdienst! Ich werde am Sonntag bekanntgeben, wer seit den sieben Jahren, in denen ich in dieser Gemeinde arbeite, mein größter Feind ist. Es gibt jemanden, der mich immer wieder an meiner Arbeit hindert. Ich freue mich auf Ihren Besuch.
Man kann sich vorstellen, dass am Sonntag die Kirche brechend voll war – fast so wie bei uns. Einige Leute, die sich mit dem Pfarrer nicht besonders gut verstanden, hatten vorsichtshalber gleich ihren Rechtsanwalt mitgebracht. Es herrschte also eine knisternde Stimmung.
Als er dann endlich auf die Kanzel stieg und seine Predigt begann, sagte er diese Worte:
„Ich sehe, Sie warten gespannt darauf, dass ich endlich den Namen meines größten Feindes preisgebe. Er hindert mich in meiner Arbeit und legt mir immer wieder gezielt Steine in den Weg. Es ist wirklich schwierig, mit diesem Menschen zu leben. Dieser Feind ist heimtückisch, er verunsichert mich immer wieder, obwohl ich ihn gut kenne. Liebe Gemeinde, ich will es Ihnen sagen: Dieser Feind bin ich selber.“
Die innere Prüfung durch die Bergpredigt
Das haben wir bisher in der Bergpredigt immer wieder gesehen. Jesus nimmt mein eigenes Leben kritisch unter die Lupe. Er fordert mich immer wieder auf, mich selbst zu prüfen – nach dem Motto: Schlag nicht um dich, sondern schlag in dich.
Die entscheidenden Dinge geschehen nicht um dich herum, sondern in deinem Herzen und in deinen Gedanken. Mit der Bergpredigt gibt Jesus uns eine starke Leuchte sowie eine besonders helle Taschenlampe in die Hand, mit der wir den Keller unseres Herzens ausleuchten und prüfen können.
Deshalb klingt durch die Bergpredigt auch ein beunruhigender, aufrüttelnder Ton hindurch. Am Anfang von Kapitel 6, Matthäus 6, hatte Jesus direkt den Ausdruck benutzt: „Seht euch vor, passt auf!“
Worauf sollten wir da aufpassen? Jesus sagt: „Passt auf auf eure eigene Frömmigkeit! Pass auf, dass du es wirklich ernst meinst mit Gott und nicht nur fromm tust.“
Die äußere Gefahr: Falsche Propheten in der Gemeinde
Und dann, im letzten Teil der Bergpredigt, nachdem Jesus uns immer wieder auf die Gefahr in uns aufmerksam gemacht hat, taucht plötzlich noch ein zweites Mal dieses Signalwort auf: „Passt auf, seht euch vor!“
Damit beginnt der Abschnitt, den wir im Rahmen unserer Predigtreihe heute studieren werden. Hier spricht Jesus eine Gefahr an, die der Gemeinde und dem einzelnen Christen diesmal nicht von innen, sondern von außen, von anderen droht.
Es geht um Feinde der Gemeinde, die von außen kommen und sich doch in ihre Mauern eingeschlichen haben. Für diese Leute verwendet Jesus einen bildhaften Ausdruck: Er nennt sie falsche Propheten.
Viele haben nicht genau verstanden, wen Jesus mit diesen Leuten meinte, und darum wurde seine Warnung oft überhört und selten beherzigt. Wir wollen heute Morgen versuchen, sehr genau hinzusehen. Außerdem wollen wir klären, was es mit diesen falschen Propheten auf sich hat, wie wir sie erkennen können und vor allem, wie wir uns und andere vor ihnen schützen können.
Die biblische Warnung vor falschen Propheten
Wir hören nun den nächsten Abschnitt in unserer Bergpredigtreihe: Matthäus 7,15-20. Erheben wir uns vor dem Wort Gottes.
Jesus sagt: „Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte, aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“
Wir beten: Herr Jesus Christus, hilf uns doch! In dieser verwirrenden Vielfalt von Stimmen und Meinungen, die wir um uns herum ständig hören, hilf uns, deinen Weg zu finden. Lass uns dein Wort verstehen, damit wir einen klaren Blick bekommen – für uns selbst und auch, um anderen helfen zu können. Bitte sei fest bei uns und schließe uns dein Wort auf. Amen.
Nehmen Sie bitte wieder Platz.
Falsche Propheten
Falsche Propheten: Definition und Gefahr
Ein Prophet ist nach Aussage der Bibel jemand, der im Auftrag Gottes redet. Er gibt nicht seine persönliche Meinung wieder, sondern übermittelt Gottes Botschaft. Solange die Bibel noch nicht abgeschlossen war, sprach Gott immer wieder direkt durch Propheten zu den Menschen.
Als Gottes Wort dann schriftlich und vollständig vorlag, nämlich hier in der Bibel, gab es keine klassischen Propheten mehr. Seitdem besteht die prophetische Arbeit darin, Gottes geschriebenes Wort weiterzugeben und es zu erklären, also auszulegen.
Ein Prophet spricht im Namen Gottes. Ein falscher Prophet behauptet, dasselbe zu tun. Er tritt im Namen Gottes auf, verkündet, wie er sagt, den Willen Gottes und zeigt nach eigenen Angaben den Weg Gottes – aber er lügt. Deshalb nennt Jesus diese Leute „Falsche Propheten“. Im Griechischen steht dort wörtlich „Pseudo-Propheten“. Das Wort „Pseudo“ bedeutet „Lügen“, „so tun als ob“ oder „Vorspiegelung falscher Tatsachen“.
Ganz einfach: Ein Pseudo-Sportler läuft ständig im Jogginganzug und mit den neuesten Sportschuhen herum, aber in Wirklichkeit hält er auf dem Sportplatz keine vier Runden durch. Ein Pseudo-Musiker zeigt gern seine Geige herum, aber in Wirklichkeit bringt er nur schiefe Töne hervor.
Ein Pseudoprophet tritt im Namen Gottes auf. Er tut so, als sei er wirklich ein Gesandter des lebendigen Gottes, aber in Wirklichkeit sagt er gar nicht, was Gott will.
Jesus zeigt uns, dass wir diese Leute ernst nehmen müssen. Es reicht nicht, einfach an ihnen vorbeizuhören oder sie in ihrem eigenen Saft schmoren zu lassen. Nein, wir sollen uns gezielt mit ihnen auseinandersetzen und uns aufmerksam vor ihnen schützen.
Die Gefahr der falschen Propheten als reißende Wölfe
Zu diesem Zweck gibt Jesus uns in diesen sechs Versen, die Sie vor sich haben, eine Skizze an die Hand. Mit dieser Skizze entlarvt er die falschen Propheten.
Das Erste, was wir hier entdecken, ist: Falsche Propheten sind gefährlich. Jesus sagt im Vers 15: „Seht euch vor vor den falschen Propheten, sie sind reißende Wölfe.“ Der Wolf galt zur Zeit Jesu als das Sinnbild für Gefahr und Wildheit. Jesus fügt das Wort „reißend“ hinzu, um die Sache noch dramatischer und gefährlicher zu machen.
Wer mit dem Wolf tanzt, wer sich mit den falschen Propheten einlässt, um den muss man sich größte Sorge machen. Dessen Glaube wird einem harten Angriff ausgesetzt. Jesus hat seine Gemeinde ja immer wieder mit einer Schafherde verglichen. Er hat seine Schafe vor den Klauen und Zähnen der Wölfe gewarnt.
Als er seine Jünger das erste Mal zur Missionstour ausschickte, sagte er: „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“ In unserem Predigttext zeigt er uns genauer, wer noch zu diesen Wölfen dazugehört. Es sind die falschen Propheten.
Die Warnungen vor diesen Leuten ziehen sich wie Perlen an einer Schnur durch die ganze Bibel hindurch. Ein Beispiel finden wir in Apostelgeschichte 20. Paulus nimmt Abschied von einer Gemeinde, in der er lange gewirkt hat. Dann sagt er in Apostelgeschichte 20, ab Vers 29: „Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen. Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrtes Lehren und Jünger an sich ziehen.“
Paulus sagt also deutlich: Die reißenden Wölfe werden innerhalb der Gemeinde auftauchen. Sie werden sich als Christen ausgeben und versuchen, dort falsche Lehren zu verbreiten.
Die zerstörerische Wirkung falscher Propheten
Nun fragen wir uns: Warum ist das so gefährlich?
Es ist gefährlich, weil falsche Propheten Verwirrung stiften und die Gemeinde oder zumindest einzelne Christen auf einen falschen, gefährlichen Kurs bringen – einen Kurs weg von Gott.
Das war schon im Alten Testament so. Die größte Gefahr für das Volk Gottes ging damals nicht von den militärischen Feinden aus, sondern von den eigenen falschen Propheten.
Das können Sie bei Jeremia immer wieder nachlesen. Er sagt: Die Propheten verkünden euch „Friede, Friede“, es sei alles nicht so schlimm. Aber tatsächlich ist kein Friede. Die falschen Propheten haben das Volk schon im Alten Testament eingelullt.
Gott sagte: „Leute, wenn ihr euer Leben nicht ändert, wenn ihr mich weiterhin links liegen lasst wie bisher, wenn ihr meine Gebote mit Füßen tretet, dann wird es ein böses Erwachen geben.“
Die falschen Propheten setzten dem jedoch entgegen: „Nur nicht aus der Ruhe bringen lassen. Es wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“
Als Folge davon haben sich die meisten Israeliten entspannt zurückgelehnt und weitergemacht wie bisher. Sie wurden durch die falschen Propheten beruhigt.
Das Ergebnis ist bekannt: Gottes Gericht kam mit Macht und vertrieb sie aus ihrem Land.
Ein modernes Gleichnis zur Gefahr falscher Propheten
Ich habe vor einiger Zeit einen Roman gelesen, der heißt Der Turm. Darin wird erzählt, wie fieberhaft an einem großen Projekt gebaut wird: einem Riesenhochhaus.
Dann kommen Experten und sagen, dass die Schutzbestimmungen, insbesondere die Feuerschutzbestimmungen, nicht ausreichen. Sie fordern, den Gesamtplan zu ändern und weitere Sicherheitsmaßnahmen einzubauen. Doch man hört nicht auf sie. Stattdessen vertraut man den großen Beschwichtigen, den falschen Propheten. Diese sagen: „Ach, es wird nichts passieren. Wir müssen es nicht so genau nehmen, das Budget ist sowieso knapp kalkuliert. Es wird schon gehen, es wird schon gehen.“
Dann kommt der große Tag der Einweihung. Massenhaft Prominenz versammelt sich oben im obersten Stockwerk dieses Hochhauses. Durch eine Explosion – ich glaube, sie ereignete sich in der Küche – bricht Feuer aus. Jetzt merken alle, dass der Feuerschutz nicht ausreicht.
Einige Gäste der Eröffnungsveranstaltung können sich durch eine halsbrecherische Aktion in Sicherheit bringen. Doch viele, viele kommen in den Flammen ums Leben. Das liegt daran, dass man zuvor auf die falschen Propheten gehört hat, die sagten: „Es ist nicht so schlimm, wir müssen nicht vorsichtiger sein.“
Die zerstörerische Kraft falscher Propheten in der Gemeinde
So kam der Tod. Falsche Propheten sind gefährlich. Sie sind keine Papiertiger, keine harmlosen Pausenclowns, die nur Unsinn reden und sonst nichts bewirken.
Falsche Propheten können eine Gemeinde krank machen, lähmen und vergiften. Das liegt daran, dass sie die wichtigste Quelle vergiften, aus der Christen ihre geistliche Nahrung erhalten: das klare, reine Wort Gottes.
Deshalb sagt Jesus, dass es wichtig ist, falsche Propheten zu erkennen, sie zu entlarven und ihnen das Handwerk zu legen. Nur so kann ihre gefährliche Wirkung gestoppt werden.
Darum geht es doch.
Die oft unbeabsichtigte Verführung durch falsche Propheten
Oft sind die falschen Propheten davon überzeugt, etwas Gutes zu tun. Paulus nennt sie „verführte Verführer“.
Ich denke dabei an einen berühmten Theologen namens Rudolf Bultmann. Er wollte den sogenannten modernen Menschen für den Glauben gewinnen. Deshalb versuchte er, alle Anstöße aus der Bibel zu entfernen, die für ungläubige Betrachter schwierig erscheinen konnten.
So hat er die Wunder uminterpretiert, den Tod Jesu am Kreuz neu gedeutet und auch die leibliche Auferstehung umgedeutet. Trotz bester Absichten hat er dadurch, ohne es zu merken, den Glauben selbst über Bord geworfen.
Rudolf Bultmann galt als sehr kirchlicher Mann. Er soll in seiner Gemeinde oft gepredigt und bisweilen auch den Klingelbeutel durch die Reihen getragen haben. Doch durch seine Lehre hat er den Glauben von Tausenden Theologiestudenten zerstört – ohne es zu wollen.
Falsche Propheten sind gefährlich, egal ob sie es gut oder böse meinen, ob sie bewusst von der Bibel wegführen oder selbstverführt sind.
Die Tarnung falscher Propheten im Schafspelz
Falsche Propheten sind gefährlich wie reißende Wölfe, und genau das macht sie umso gefährlicher. Sie brüllen nicht wie Wölfe, sie fletschen nicht die Zähne wie reißende Wölfe, und sie sehen auch nicht von außen wie Wölfe aus. Stattdessen kleiden sie sich unauffällig, in einem kuscheligen, weichen Schafspelz.
Das ist der zweite Punkt, auf den Jesus uns aufmerksam macht. Zweitens: Falsche Propheten sind nicht nur gefährlich, sondern auch getarnt. Jesus sagt: „Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen.“ Verstehen Sie, das ist das hervorstechende Merkmal des falschen Propheten – man erkennt ihn zunächst gar nicht als solchen. Er wirkt ganz vertrauenerweckend, ganz fromm, wie einer von uns. Er kennt die Bibel meist recht gut und kann über längere Zeit hinweg unerkannt bleiben. So kann er sein Gift in die Hirne und Herzen der Christen hineinspritzen, ohne dass diese es merken.
Der Wolf verkleidet sich in hundertprozentiger Schurwolle feinster Qualität. Dazu müssen wir wissen: Es war damals üblich, dass die Hirten sich in Wolle kleideten, die von den Schafen ihrer eigenen Herde stammte. Die Hirten trugen also Wolle von den Schafen ihrer eigenen Herde. Man kann sagen, Hirte und Herde waren gewissermaßen im Partnerlook. Das war ein Erkennungszeichen für die Schafe.
Und genau das will Jesus hier deutlich machen: Der falsche Prophet kleidet sich in dieselbe Schafwolle wie der richtige Hirte. Der falsche Prophet trägt plötzlich auch Partnerlook, und dahinter verbirgt er seine wölfische Natur. „Gibt es eine geschicktere Tarnung?“, frage ich Sie. Die Schafe sollen denken, er sei ein Hirte, er trage ihre Wolle, er sei vertrauenswürdig, er werde sie gut versorgen und zu saftigen Weideplätzen führen. So können sie ruhig hinter ihm hergehen.
Auf diese Weise gewinnt der falsche Prophet Vertrauen und Einfluss. Je länger die Tarnung hält, desto sicherer fühlt er sich. Sein Image wird immer besser, er spricht mit Hochachtung von der Bibel, findet bewegende Worte, um Jesus zu beschreiben, und kennt sich aus in der christlichen Szene – so wie jener Theologieprofessor, den ich während meines Studiums in Göttingen kennenlernte.
Ein Beispiel für getarnte falsche Propheten
Er hatte eine Seminararbeit von mir gelesen, die ich bei einem seiner Assistenten geschrieben hatte. Darin war ich dafür eingetreten, dass die Bibel über einen bestimmten Text natürlich zuverlässig berichtet. Sie berichtet überall zuverlässig, aber ich hatte mich speziell auf diesen bestimmten Text konzentriert. Der Assistent des Professors hatte mich dafür ziemlich schlecht benotet.
Nun lud der Professor mich noch einmal extra ein. Er war betont freundlich und sagte: „Eigentlich hätten Sie eine Eins für diese Arbeit verdient. Aber sagen Sie mal, warum ist Ihnen denn so wichtig, dass die Bibel geschichtlich zuverlässig ist?“
Das Gespräch verlief dann so, wie ich es aus der Erinnerung erzähle. Es liegt etwa dreizehn Jahre zurück. Der Professor sagte: „Sehen Sie, Herr Nestvogel, ich bin auch gläubig. Wenn Sie wüssten, wie ich zur Theologie gekommen bin, dann würden Sie staunen. Ich habe mich seinerzeit bei einer Evangelisation von Klaus Vollmer bekehrt. Das war damals ein bekannter Pfarrer.“
Dann versuchte der Professor mir deutlich zu machen, dass man Jesus nachfolgen kann und gleichzeitig die Bibel kritisieren und die Wunder für Ungeschehen erklären kann. Ich habe natürlich versucht, ihm klarzumachen, dass das nicht zusammenpasst und sich gegenseitig ausschließt. So sind wir dann auseinandergegangen.
Der junge Professor, der sich so bemühte, hieß Gerd Lüdemann. Jener Gerd Lüdemann also, der in den letzten drei Jahren bundesweit berühmt wurde, weil er offen sagt, Jesus sei im Grab vermodert, Jesus war ein Sünder wie wir, und dass die Bibel prallvoll mit Irrtümern und Unsinn sei. Er behauptet, die Bibel verdumme die Leute.
Merken Sie: Mittlerweile hat Lüdemann den Schafspelz abgelegt. Damals trug er ihn noch. Heute wird kaum ein ernsthafter Christ mehr auf Lüdemann hereinfallen. Damals konnte er viele verführen, auch wenn er das nicht wollte. Heute wird man Lüdemann nicht mehr unter den falschen Propheten einreihen, sondern unter denen, die das Wort Jesu offen bekämpfen.
Darum ist Lüdemann zwar heute für den Spiegel und RTL umso interessanter, aber für die Christen schnell durchschaubar. Bei den falschen Propheten ist es etwas anderes. Die haben den Tarnmantel noch an. Sie sind im Normalfall recht kirchenfreundlich, religiös, sympathisch, verbindlich und umgänglich – eben alles andere als reisende Wölfe. Wenn sie mit offenem Visier kämpfen würden, könnte man sich darauf einstellen. Erst die Maskerade verschafft ihnen Einfluss.
Die gesellschaftliche Stimmung als Nährboden für falsche Propheten
Und ich denke, dies gilt ganz besonders in unserer gesellschaftlichen Situation, in der es ohnehin verpönt ist, zu kleinlich und zu genau um die Wahrheit zu streiten.
Seien Sie doch nicht so dogmatisch! Ob die Bibel nun Gottes Wort ist oder nur Gottes Wort enthält – was soll's? Seid nicht so engstirnig. Es kommt nicht darauf an, ob Gott wirklich die Welt geschaffen hat oder ob sie nur durch Zufall entstanden ist. Auch ist es egal, ob man nun in wilder Ehe zusammenlebt oder richtig heiratet, ob man die Gebote Gottes etwas genauer oder etwas weniger genau nimmt. Die Streitigkeiten sind doch überholt.
Und wenn die Moslems behaupten, dass Allah der gleiche Gott ist, dann kommt doch nicht immer gleich mit der Bibel und diskutiert mit ihnen. Sie merken, ich überzeichne jetzt, aber das ist die Stimmung – das ist die Stimmung in unserer Gesellschaft.
Diese Stimmung ist ein Schlaraffenland, eine Spielwiese, ein gefundenes Fressen für falsche Propheten. Denn es gilt als unfein, genauer hinzugucken, genauer zu prüfen auf Herz und Nieren. Wehe dem Spielverderber! So bleibt das Wolfsfell versteckt unter der Schafwolle, so bleibt der falsche Prophet geachtet und unerkannt unter den Christen.
Und seine Botschaft, über die wir gleich noch reden werden, kann nach und nach Fuß fassen in den Herzen der Gemeinde. Verstehen Sie jetzt, warum Jesus so massiv vor diesen Leuten warnt?
Der Schlüssel zur Entlarvung falscher Propheten
Aber er belässt es nicht bei der Warnung. Am Ende gibt er seinen Jüngern einen Schlüssel in die Hand – einen Schlüssel, mit dem wir falsche Propheten enttarnen können. Die Christen sind ihnen nicht hilflos ausgeliefert. Sobald das Wolfsfell durchschimmert, verliert der falsche Prophet seine Macht.
Deshalb zeigt Jesus uns hier, am Ende der Bergpredigt, woran wir falsche Propheten erkennen und wie wir sie entlarven können. Sie sind gefährlich, das haben wir festgestellt, und sie sind getarnt. Genau darin liegt ihre Stärke.
Doch sie können sich nicht dauerhaft verstecken, denn drittens und letztens: Falsche Propheten sind gezeichnet. Jesus sagt in Vers 16: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Man kann sie also doch unter dem Schafspelz erkennen. Sie sind gezeichnet, wenn auch nicht immer sofort.
Deshalb benutzt Jesus das Bild von den Früchten. Früchte müssen wachsen, das kann dauern und es braucht Geduld.
Der Vergleich mit dem Baum und seinen Früchten
Und merken Sie, wie Jesus ab Vers 16 einen neuen Vergleich benutzt. Bis dahin hatte er die falschen Propheten mit reißenden Wölfen verglichen. Jetzt vergleicht er sie mit einem faulen Baum.
In Vers 17 sagt er: „So bringt jeder gute Baum gute Früchte, aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte.“ Ein Wolf kann sich verstellen, aber ein Baum muss sich früher oder später verraten. Er wird zwangsläufig gute, schlechte oder gar keine Früchte tragen.
In der Nähe von Nienburg, genauer gesagt in Erichshagen, steht seit Jahrzehnten eine Kastanie, eine große Kastanie, die im Frühjahr blüht. Sie hat Tausende von Blüten. Doch dieser Baum hat in seiner ganzen Lebenszeit keine Früchte getragen. Im Frühjahr sieht er aus wie alle anderen Kastanienbäume auch.
Aber wenn die Zeit der Frucht kommt, entlarvt sich diese Kastanie in Erichshagen. Und genau das meint Jesus hier. Er sagt, man muss abwarten, bis die Früchte kommen, also bis zur Erntezeit. Selbst dann muss man bei manchen Bäumen möglichst nahe rangehen, weil die Früchte aus der Ferne zum Verwechseln ähnlich aussehen.
Das meint Jesus mit Vers 16: „Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln?“ Jeder seiner Zuhörer damals wusste, dass die Dornensträucher kleine schwarze Beeren hatten, die man aus der Ferne mit Trauben verwechseln konnte. Und es gab eine Distelart, deren Blüten aus der Entfernung wie Feigen aussahen.
Das heißt, aus der Ferne betrachtet sehen die falschen Propheten aus wie die richtigen Propheten. Aber auf Dauer können sie sich nicht verstellen. Wenn man in die Dornenbeere beißt, merkt man, dass es keine Traube ist. Und wenn man näher an die Distel herangeht, erkennt jeder, dass das nie im Leben eine Feige sein kann.
Genauso sagt Jesus: Ihr könnt die falschen Propheten durchschauen – durch Geduld und Wachsamkeit. Sie sind gezeichnet. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.
Die Früchte falscher Propheten: Lehre und Leben
Aber wie sehen diese Früchte nun aus? Wodurch sind sie gezeichnet?
Sie merken, jetzt kommen wir zur spannenden Frage, auf die die ganze Predigt zuläuft: Wie kann man falsche Propheten erkennen? Wodurch zeichnen sie sich aus? Die Bibel zeigt, dass es mindestens zwei Punkte gibt, an denen sich falsche Propheten früher oder später verraten. An anderen Stellen nennt sie noch mehr, aber hier in diesem Text sind es mindestens zwei Merkmale: eines betrifft die Lehre der Propheten, das andere ihr Leben.
Schauen wir zunächst auf die Lehre der Propheten. Jesus hat in Matthäus 12 nochmals das Beispiel vom Baum und seinen Früchten gebracht. Er sagt, wovon das Herz voll ist, das kommt als Frucht gewissermaßen aus dem Mund heraus. Das Herz des falschen Propheten verrät sich in seinen Worten und in seiner Lehre.
Woran erkennen wir die Lehre? Die falschen Propheten sagen doch viel Richtiges. Sie werden erstaunt sein, wie deutlich das ist. Wissen Sie, was unmittelbar vor unserem Text steht? In Vers 13 lehrt Jesus über den schmalen und den breiten Weg, über die enge und die breite Pforte. Er sagt, nur wer durch die enge Pforte geht, kommt in den Himmel. Wer durch die breite Pforte auf dem breiten Weg geht, endet in der Verdammnis.
Und nun, direkt im Anschluss daran, im gleichen Atemzug, warnt Jesus vor den falschen Propheten. Verstehen Sie? Die falschen Propheten sind Leute, die den schmalen Weg und die enge Pforte nicht lehren, sondern verschweigen. Das ist das entscheidende Kennzeichen der falschen Propheten: Sie unterschlagen die enge Pforte.
Sie machen genau das, was mir ein altgedienter Kirchenbesucher in meiner ersten Pfarrstelle einmal ganz böse sagte: "Nun, Herr Pfarrer, machen Sie doch den schmalen Weg etwas breiter in Ihren Predigten." Und genau das kennzeichnet die Lehre der falschen Propheten: Sie schleifen die scharfen Kanten des Evangeliums ein wenig ab.
Sie nehmen die unbequemen Dinge, die dem normalen Menschen gegen den Strich gehen, möglichst aus dem Blickfeld – vielleicht sogar mit bester Absicht. Wir wollen die Botschaft von Jesus attraktiver machen, etwas moderner, mehr den psychologischen Bedürfnissen angepasst, wir wollen Rücksicht nehmen.
Falsche Propheten können herzergreifend über die Liebe Gottes predigen und über sein Erbarmen. Sie können Jesus in hellen Farben malen als den, der unser Leben endlich mit Sinn erfüllt und uns Hoffnung für die Zukunft gibt. Falsche Propheten können die Gemeinde rühmen als einen Ort der Gemeinschaft und des Vertrauens.
Aber eines erwähnen sie nicht oder nur am Rande: die enge Pforte. Dass man, um zu Gott kommen zu können, Buße tun muss, umkehren und dem alten Leben ohne Gott absagen muss – das lehren sie nicht. Die falschen Propheten warnen nicht vor Gottes Gericht und sagen nicht deutlich, dass diejenigen, die Gottes Angebot ablehnen, in der ewigen Verdammnis landen.
Sie machen nicht klar, dass der Mensch ohne Jesus verloren ist. Er ist nicht nur auf der Suche nach Sinn, sondern – die Bibel sagt es – er ist ein Sünder durch und durch. Ohne Jesus ist unser Herz schwarz wie die Nacht. Wir haben die Hölle verdient, sagt die Bibel. Und das verschweigt der falsche Prophet.
Der falsche Prophet erwähnt nicht, dass Gott gleichzeitig der liebende und absolut heilige Gott ist. Der Gott, zu dem wir nicht passen, so wie wir sind, der nicht einfach durch die Finger gucken und über unsere Schuld hinwegsehen kann. Der Gott, der die Sünde richten muss und deswegen seinen Sohn ans Kreuz gehen ließ – in diesem Sohn selber ans Kreuz ging –, weil anders die Schuld nicht hätte gesühnt werden können.
Er zeigt uns am Kreuz, wie er unser Leben eigentlich sieht. Das alles sagt der falsche Prophet nicht, das verschweigt er.
Merken Sie: Das entscheidende Kennzeichen des falschen Propheten ist nicht, was er sagt, sondern was er nicht sagt. Deshalb sind falsche Propheten meistens beliebt. Sie gelten als modern und weltoffen und wollen um jeden Preis vermeiden, dass man sie für fanatisch oder eng hält.
John MacArthur, ein amerikanischer Pfarrer, hat es so gesagt: Die falschen Propheten wollen Ermutigung, aber keine Korrektur; positive Worte, aber keine negative Überführung von Schuld. Keine Wahrheit, die sie verkünden, ist absolut und scharf.
Sie sagen viel über Gottes Liebe, aber wenig von seiner Heiligkeit. Sie sprechen viel über die Verletzungen der Menschen, aber wenig über ihre Verdorbenheit in den Augen Gottes. So vermitteln falsche Propheten den Eindruck, dass alle, die religiös interessiert sind, sich schon auf dem richtigen Weg befinden.
Es wird schon gut gehen, ab und zu mal ein Gebet zum Herrgott und zur Kirche kommen – es wird schon gut gehen. Und merken Sie, wie sich der Kreis schließt zu den falschen Propheten aus dem Alten Testament, von denen Jeremia gesagt hat: Sie heilen den Schaden meines Volkes nur oberflächlich. Sie sagen Friede, Friede, aber es ist kein Friede.
Sie führen Menschen nicht wirklich zur Versöhnung mit dem lebendigen Gott – und das ist das Problem. Ein halbes Evangelium bringt keine ganze Erlösung.
Die falschen Propheten machen sich selbst beliebt. Sie sorgen dafür, dass vielleicht sogar die Kirche ein gutes Image bekommt. Aber sie schaukeln Menschen, die ohne Jesus und ohne Loslösung von ihrer Schuld leben, in eine falsche Sicherheit und führen sie nicht zu Gott.
Das ist das eine Merkmal, an dem wir laut Jesus die falschen Propheten erkennen: Sie sind gezeichnet durch eine schiefe Lehre. Sie predigen einen abgeschliffenen Jesus ohne anstößige Kanten.
Pseudopropheten bringen ein Pseudoevangelium. Sie sagen viel Wahres, verschweigen aber Entscheidendes: die schmale Pforte, den schmalen Weg. Sie sind selbst nie durch diese schmale Pforte gegangen und halten so auch andere, die davorstehen, davon ab, hindurchzugehen.
Es ist die eine Frucht: ihre Lehre.
Die zweite Frucht: Das Leben falscher Propheten
Und dann gibt es noch eine zweite Frucht, an der man falsche Propheten erkennen kann – neben ihrer Lehre ist es ihr Leben, ihre ganze Wesensart. Jesus sagt: „So bringt jeder gute Baum gute Früchte, aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte.“
Jeder Mensch, der unter die Herrschaft von Jesus kommt, wird verändert. Das kann nicht anders sein. Er wird hier auf dieser Erde zwar nicht perfekt, denn jeder Christ hat noch genug Schwächen. Man wird an uns immer noch vieles finden, das nicht zu Jesus passt. Aber es geht schrittweise voran.
Wer mit Jesus in Verbindung steht, dessen Charakter wird abgeschliffen. Sein Leben wird nach und nach immer mehr bestimmt von den Vorgaben, die Jesus in der Bergpredigt macht. Wer mit Jesus lebt, bekommt Sehnsucht nach einem reinen Herzen. Wie Jesus sagt, möchte er möglichst nicht mehr sündigen und Gott gefallen.
Wer mit Jesus lebt, versucht, ihm immer mehr zu gehorchen. Wer von Jesus geprägt wird, bekommt Mitleid und Erbarmen mit Menschen, die in Not sind. Er bemüht sich um Freundlichkeit und Geduld, auch wenn er mit seinem Temperament manchmal noch Fehler macht. Er wird sich bemühen, Gott zu gefallen, und Gottes Gefallen wird ihm wichtiger als alle Anerkennung durch Menschen.
Und was macht jetzt der falsche Prophet? Er kann versuchen, dieses Leben nachzuahmen. Er kann versuchen, diese Früchte nachzuäffen. Das kann eine Zeit lang funktionieren. Eine Zeit lang können der gute und der schlechte Baum sich zum Verwechseln ähnlich sehen. Aber auf Dauer wird die Maskerade nicht gelingen, sagt Jesus.
Ein wilder Birnbaum bringt ungenießbare, hölzerne Birnen hervor, und ein falscher Prophet wird auf Dauer bittere Früchte tragen. Er wird früher oder später überfordert sein, nach Gottes Willen zu leben, weil ihm die Kraft dazu fehlt – die Jesus seinen Leuten gibt.
Das ist also die zweite Frucht, durch die falsche Propheten sich irgendwann verraten: Ihr Leben ist geprägt von allem Möglichen, aber nicht von Jesus und seinen Maßstäben.
Martin Lloyd-Jones hat es sehr deutlich gesagt: Wer weiß, dass er von der ewigen Verdammnis errettet ist, wer weiß, von welcher Finsternis im eigenen Herzen Jesus ihn befreit hat und dass er vor der Verlorenheit gerettet wurde, an dessen Leben wird man das sehen. Es wird auf irgendeine Weise in seiner Person zum Ausdruck kommen.
Und umgekehrt sagt Martin Lloyd-Jones: Wer nur Schafskleidung trägt als falscher Prophet, wer nicht innerlich durch Jesus verändert wurde, der wird auf Dauer nicht den Eindruck eines Menschen machen, der auf dem Weg zur Hölle war und nur durch die Gnade Gottes davor bewahrt wurde.
Machen wir den Eindruck eines Menschen, der auf dem Weg zur Hölle war und nur durch die Gnade Gottes davor bewahrt wurde? Falsche Propheten sind gezeichnet.
Wir haben heute Morgen zwei Testverfahren kennengelernt, an denen wir sie erkennen können. Zwei Früchte verraten sie: einmal die Frucht ihres Lebens, ihres Wesens, das nicht von Jesus geprägt ist, und dann die Frucht ihrer Lehre, mit der sie Gottes Heiligkeit, Ernst und Gericht unterschlagen.
Nun können wir sagen: Wo diese beiden faulen Früchte zusammenkommen, da ist Alarmstufe eins angesagt. Dort handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um einen Wolf im Schafspelz – egal ob es ein Theologieprofessor, ein Pastor, ein Bischof, ein langjähriger Mitarbeiter in der Gemeinde, ein Religionslehrer oder sonst wer ist.
Umgang mit falschen Propheten in Gemeinde und Leben
Was sollen wir nun tun, wenn wir einen falschen Propheten erkennen? Für den einzelnen Christen bedeutet das, dass er diesem Menschen jeglichen Einfluss auf sein Leben verwehren muss. Er darf ihm nicht erlauben, sein Denken und seinen Glauben zu prägen oder sein Leben mitzubestimmen.
Und was bedeutet das für eine Gemeinde? Eine Gemeinde darf falschen Propheten kein öffentliches Rederecht geben. Ein falscher Prophet darf keine Chance zur Mitarbeit erhalten, denn eine Gemeinde ist keine Talkshow, in der alles nebeneinander sitzenbleiben darf.
Wenn eine Gemeinde einen falschen Propheten enttarnt, wird sie versuchen, ihn zur Umkehr zu rufen. Sie wird versuchen, ihn zu gewinnen und ihn zu überführen. Hört er nicht und macht trotzdem weiter, muss die Gemeinde ihm die Tür weisen.
Der Apostel Johannes, der menschlich besonders milde gewesen sein soll – das hört man immer wieder –, hat das so formuliert: In seinem ersten Brief, Kapitel 4, schreibt er: „Ihr Lieben, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt hinausgegangen.“
In seinem zweiten Brief wird er noch schärfer und sagt: „Wenn jemand zu euch kommt und bringt nicht die rechte Lehre, nehmt ihn nicht ins Haus und grüßt ihn auch nicht.“ Das heißt, lasst ihn nicht öffentlich in eurer Gemeindeversammlung auftreten und seine Botschaft verkünden.
Warum so hart? Weil der falsche Prophet sowohl für Nichtchristen als auch für Christen gefährlich ist. Den Nichtchristen sagt er: „Du musst gar nicht durch die enge Pforte gehen, um in den Himmel zu kommen. Ein bisschen Religion reicht.“ So bleibt der Nichtchrist vor der engen Pforte stehen.
Für Christen ist der falsche Prophet verführerisch, weil er sagt: „Ach, du musst gar nicht versuchen, so heilig nach der Bibel zu leben. Jesus sieht das viel lockerer.“ Und viele merken, dass der falsche Prophet ihrer Bequemlichkeit entgegenkommt. Deshalb sind wir so leicht versucht, ihm zu glauben.
Jesus reißt dem falschen Propheten die Maske vom Gesicht, reißt ihm die Schafskleider vom Leib und rüttelt uns wach: „Seht euch vor vor den falschen Propheten! Sie sind gefährlich, sie sind getarnt, aber sie sind doch an ihrer Lehre und an ihrem Leben erkennbar.“
Darum lasst euch nicht aufs Glatteis führen. Wenn ihr bei anderen seht, dass sie sich auf dem Glatteis befinden, dann geht schnell hin, nehmt sie vorsichtig und behutsam am Arm und holt sie vom Glatteis ans sichere Ufer.
Seid nicht leichtsinnig und spielt nicht mit dem Wolf.
Ein warnendes Beispiel aus der Gegenwart
Als ich an dieser Predigt saß, kam mir ein kleines Büchlein in die Hand. Damit schließe ich jetzt.
Dieses Büchlein hat mir noch einmal deutlich gemacht, wie sehr wir diese sechs Verse von Jesus brauchen. Warum?
Das Büchlein ist geschrieben von einer Frau, die unter Christen hohe Anerkennung genießt. Sie heißt Barbara Jakob und hat sich an vielen Stellen für den christlichen Glauben engagiert, vor allem in der Frauenarbeit.
Ihr Buch ist ein Paradebeispiel dafür, wie auch gestandene Christen – nicht gleich zu falschen Propheten werden, aber von der Lehre der falschen Propheten infiziert werden können.
Das Buch mit dem Titel „Vorwärtskommen oder Stehenbleiben“ wendet sich auch an Nichtchristen. Hier nennt die Autorin verschiedene Gründe, die uns hindern, im Leben vorwärtszukommen und erfüllt zu leben. Sie spricht über Kindheitserlebnisse, mangelndes Selbstwertgefühl, Angst und Ähnliches.
Der entscheidende Grund, der uns hindert, erfüllt zu leben, wird jedoch nicht genannt. Nämlich unsere Schuld, unsere Trennung von Gott, unsere Verlorenheit vor ihm – das taucht nicht auf.
Natürlich bringt die Verfasserin auch Gott ins Spiel. Sie sagt, Gott helfe zur Selbstannahme, weil Gott mich liebte, egal wie ich aussah und wie ich war. Gott sei die Kraftquelle, die mir helfe, vorwärtszukommen und nicht stehenzubleiben.
Das ist ja alles nicht verkehrt, aber es ist nur die halbe Wahrheit. Die entscheidende Hilfe, die ich von Gott brauche und die er mir auch geben will, wird in diesem Buch nicht erwähnt: dass er mir meine Schuld vergibt, dass er mich herausreißt aus der ewigen Verlorenheit.
Das wird nicht gesagt. Wohl lädt sie ein, an Jesus zu glauben, aber kein Wort davon, was Jesus tun musste, dass er sein Leben opfern musste, um meine Schuld zu bezahlen.
Dieses Buch ist rund, es ist gut lesbar, es ist unanstößig, aber es bringt nicht das Evangelium von Jesus.
Darum auch dieses harmlose Ende auf der letzten Seite: Da sagt sie, Gott helfe mir, echt zu werden. Wollen auch Sie diese Erfahrung machen? Möchten auch Sie vorwärtskommen? Dann ermutige ich Sie zu einem ersten kleinen Schritt.
Vielleicht suchen Sie sich andere Frauen, mit denen Sie über die vielen Fragen reden können. Vielleicht nehmen Sie wieder einmal Ihre Bibel zur Hand, um herauszufinden, ob Sie sich mit Gott auf ein Abenteuer einlassen wollen.
Oder Sie unternehmen Schritte für Ihre berufliche Weiterentwicklung oder den beruflichen Wiedereinstieg. Oder laden Sie Ihren Mann zu einem Wochenende zu zweit ein. Es gibt viele Möglichkeiten für einen kleinen ersten Schritt.
Und wenn Sie das tun, wenn Sie etwas ändern, dann garantiere ich Ihnen: Sie werden vorwärtskommen und nicht stehenbleiben.
Das ist der Schluss dieses Buches.
Die ernste Verantwortung der Gemeinde und die Zuversicht in Jesus
Was nun, habe ich mich gefragt, wenn jemand dieses Buch liest, der sonst nichts von Jesus weiß? Was, wenn dieses Buch das Letzte ist, das er liest, bevor er stirbt und vor den Richterstuhl Gottes tritt? Er wird nicht vorbereitet sein.
Ich bin sicher, die Autorin hat es gut gemeint. Sie wollte den Leser nicht verschrecken. Aber dort, wo wir falschen Propheten Einfluss gewähren, und dort, wo wir die enge Pforte verschweigen, riskieren wir, dass Menschen mit ihrer Sünde leben und ohne Vergebung sterben.
Darum nimmt Jesus seine Leute in die Pflicht. Er rüttelt uns heute mit dieser Warnung auf: Seht euch vor vor den falschen Propheten! Auf uns selbst gestellt wären wir damit total überfordert. Aber Jesus ist ja selbst der gute Hirte.
In der Nähe von Jesus, in seinem Windschatten, werden wir die falschen Propheten enttarnen und überwinden. Im Windschatten von Jesus werden wir mit seiner ganzen Gemeinde sicher ans Ziel kommen. Er ist der Sieger. Amen.