Häufige Erwähnung des Schwertes und seine Bedeutung
In diesem Kapitel finden wir das Wort „Schwert“ sehr häufig. Das ist uns wahrscheinlich allen beim Durchlesen aufgefallen. Wie oft kommt es vor? Versuchen wir, es zu zählen.
Das erste Mal erscheint es in Vers 8. Dort nennt Gott es „mein Schwert“. Weiter in Vers 9 steht wieder „mein Schwert“, ebenso in Vers 10. Genau, Gottes Schwert wird mehrfach erwähnt. In Vers 14 taucht das Wort „Schwert“ gleich zweimal auf. In Vers 16 heißt es: „das Schwert geschärft“. In Vers 17 sind „mein Volk“ und „dem Schwert verfallen“ genannt, und in Vers 19 erscheint das Schwert gleich zweimal. Dort wird das „Schwert der Erschlagenen“ dreimal erwähnt.
Am Schluss, in Vers 19, steht noch einmal: „Es ist das Schwert des erschlagenen Großen“. In Vers 20 wird das „schlachtende Schwert“ genannt. In Vers 21 heißt es, dass „die Schneide“ erwähnt wird, was sich auf das Schwert bezieht. Das Wort „Schneide“ ist wörtlich deine Schneide, aber es ist ein klarer Hinweis auf das Schwert.
In Vers 24 wird vom „Schwert des Königs von Babel“ gesprochen. Das ist interessant. Am Anfang sprach Gott von seinem Schwert: „mein Schwert“, „mein Schwert“. Jetzt wird plötzlich vom Schwert des Königs von Babel gesprochen. Das bedeutet, dass Gottes Gericht über das jüdische Volk durch Nebukadnezar ausgeübt wird. Indirekt wirkt Gottes Gericht also durch eine fremde Armee.
Weiter heißt es, dass das Schwert nach Rabat komme. Dabei ist nicht das heutige Rabat in Marokko gemeint, sondern Rabat der Ammoniter, das heutige Amman. Das ist der alte Name für Amman, die Hauptstadt von Jordanien.
In Vers 33 wird erneut ein Schwert erwähnt. Hier bezieht es sich nicht mehr auf das jüdische Volk, sondern auf die Gottlosen. Aber welche Gottlosen sind gemeint? Es sind die Söhne Ammon. Wer sind die Ammoniter? Sie stammen aus dem heutigen Jordanien. Rabat, also Amman, ist die Hauptstadt der Ammoniter.
Das Gebiet der Ammoniter lag neben Moab, am nördlichen Jordanien. Im südlichen Jordanien lebten die Edomiter, Nachkommen von Esau. Ammon und Moab gehen auf Lot zurück. Sie sind also verwandt mit Israel, denn Lot war ein Neffe Abrahams.
Übrigens weiß man heute einiges über die Sprache der Ammoniter. Man hat eine Inschrift entdeckt, die sogenannte Mesa-Stele. Darin gibt der König von Mesa einen Bericht. Man kann die Inschrift lesen, wenn man Hebräisch kann, denn es handelt sich nur um einen dialektischen Unterschied zum Hebräischen. Das überrascht nicht, denn Abraham und Lot waren zusammen, und diese Völker haben einen gemeinsamen Ursprung.
Wie gesagt, das Schwert in Vers 33 trifft also die Ammoniter.
Orakel und Ahnenkulte in der Umgebung Israels
Herr Bahr, Sie wollten noch etwas sagen?
Ja, in Vers 26 wird eines der verschiedenen Losorakel angesprochen. Was ist ein Therafilm? Theraphim sind Ahnen, Ahnengötzen. Die Ahnen wurden als Bildsäulen dargestellt und verehrt. Das nennt man den Theraphimkult. Man findet ihn bei den umliegenden Völkern Israels und leider auch schon in der Familie von Jakob.
Wenn man an die Geschichte von Jakob zurückdenkt, der mit seinen zwei Frauen flieht, dann erinnert man sich daran, dass Rahel die Theraphim ihres Vaters gestohlen hat. Der Grund dafür war, dass derjenige, der die Theraphim in einer Familie besaß, familienrechtlich Anspruch auf das Erbe hatte. Deshalb hat sie die Theraphim gestohlen, also mitgenommen. Das sind also Ahnengötzen.
Es gibt noch zwei weitere Orakelarten: Zum einen das Pfeile-Schütteln. Das kennt man auch von den alten Germanen. Dabei werden Haselruten auf den Boden geworfen, und je nachdem, wie sie fallen, wird daraus die Zukunft abgeleitet.
Zum anderen gibt es die Leberbeschauung. Diese Praxis geht zurück auf die alten Babylonier, die das schon praktizierten. Dabei wird ein Tier geschlachtet, und man betrachtet die Leber. Je nachdem, wie die Leber beschaffen ist, wird daraus die Zukunft abgeleitet.
Das war es erst einmal zur Übersicht.
Gleichnis vom Waldbrand im Süden und seine Deutung
Jetzt wollen wir der Reihe nach vorgehen. Die ersten fünf Verse beschreiben einen Waldbrand im Süden. Es ist ein Gleichnis, aber doch recht schwierig zu verstehen, worum es eigentlich geht.
Wichtig ist noch Folgendes: Es wird wieder der Süden erwähnt. Schon Vers 2 richtet ein Angesicht gegen den Süden, hebräisch Negev. Das sagt uns etwas. Man weiß daraus, dass es früher dort nicht ausschließlich Wüste war, wie es heute der Fall ist. Ja, oder wie es bis vor einiger Zeit war, denn der Kakael, der Israelische Nationalfonds, hat in der Vergangenheit etwa 800 Millionen Bäume in Israel gepflanzt – und ganz besonders viele auch im Negev. Dort wurde ein richtiger Gürtel gepflanzt. Das war ein Plan, der schon im letzten Jahrtausend gefasst worden ist. Ab dem Jahr 2000 sollten die Aufforstungen nochmals ganz massiv aufgestockt werden.
Erwachsene Bäume oder ohne Bewässerung im Negev? Ja, durch Bewässerung. Es gibt im Negev sehr tief unten Wasser – ein riesiges Wasserreservoir im Untergrund des Negevs. Mit welchem Ziel? Wald. Die ganze Aufforstung führt dazu, dass sich das Klima auch ändert. Dadurch, dass das Land Israel jahrhundertelang eine Wüste war, war das Klima auch unerträglich. Mit dem Pflanzen der Bäume entsteht ein Kreislauf, sodass der Regen wieder vollständig kommt. Also ist die Aufforstung aus ökologischen Gründen sehr, sehr wichtig.
1967 gab es in Deutschland die Bewegung „Bäume für Israel“. Viele Gemeinden sammelten dafür. Im Prinzip läuft diese Aktion weiter. Touristen werden immer wieder eingeladen, Bäume zu pflanzen. Und 800 Millionen Bäume – das ist schon eine stattliche Zahl.
Sachlich betrachtet geht es also um das Negev-Gebiet, einen Wald im Süden. Das zeigt uns, dass es im Negev damals einen Wald gegeben hat, und dieser wird jetzt verbrannt.
Vers 3: „Siehe, ich will in dir ein Feuer anzünden, welches jeden grünen Baum und jeden dürren Baum verzehren wird.“ Das war auch für die Hörer von Hesekiel schwierig. Denn Hesekiel klagt in Vers 5: „Ach Herr, Ewiger, sie sagen von mir: Redet er nicht in Gleichnissen?“ Damit wollten sie sagen: „Wir verstehen das sowieso nicht.“ So reagieren auch manche Menschen heute auf die Bibel: „Das ist ein schwieriges Buch, das versteht man sowieso nicht richtig, und alle legen es ein bisschen anders aus.“ Damit will man der Verantwortung entfliehen, nicht gehorchen und keine Konsequenzen ziehen.
Aber Gott kommt Hesekiel zu Hilfe, und es folgt eine neue Offenbarung. Vers 6: „Und das Wort des Herrn geschah zu mir: Also, Menschensohn …“ Was jetzt folgt, ist die Auslegung im Klartext von dem, was vorher als Gleichnis gesagt wurde.
Jetzt wollen wir das beweisen. Wie beginnt das Gleichnis? Wie spricht Gott? „Richte dein Angesicht gegen den Süden und rede gegen Mittag.“ Jawohl, Menschensohn, oder? Menschensohn richtet sein Angesicht gegen den Süden.
Und jetzt, Vers 7, heißt es: „Richte dein Angesicht gegen Jerusalem.“ Ja, das reicht schon. Menschensohn, also wieder ganz genau gleich, wörtlich gleich, richtet sein Angesicht – nicht gegen den Süden, sondern gegen Jerusalem – und rede über die Heiligtümer. Ja?
Was heißt „Menschensohn“ genau? „Menschensohn“ heißt eigentlich einfach „Mensch“. Ben Adam auf Hebräisch bedeutet immer die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse. Zum Beispiel sagt man auf Hebräisch ein dreistöckiges Haus, das ist ein Haus „Sohn von drei Stockwerken“. Aber es ist ganz normale Sprache, so spricht man. Oder ein Gesprächspartner heißt Bensichar, das heißt „Sohn des Gesprächs“, also jemand, der zur Kategorie des Gesprächs gehört.
Darum braucht man in den semitischen Sprachen viele solche Ausdrücke. Zum Beispiel hat der Herr Johannes seinen Bruder Jakobus „Donnersöhne“ genannt, Boanerges. Was heißt das? Es heißt, dass sie zur Klasse des Donners gehören. Es bedeutet nicht, dass sie vom Donner abstammen, sondern dass sie sehr explosive Naturen waren.
Also ein Ben Adam ist jemand, der zur Kategorie der Adamiten gehört. Der Jesus nennt sich sehr oft „Menschensohn“. Das übernimmt er aus Daniel 7, zum Beispiel, wo der Messias so bezeichnet wird.
Nun gibt es eine Zweideutigkeit bei dem Ausdruck „Ben Adam“, „Menschensohn“. Es gibt nämlich auf Hebräisch keine Mehrzahl von Adam. Man kann nicht sagen „adamin“. „-im“ ist normalerweise die Mehrzahlform, aber hier kann man sie nicht verwenden. Also kann man „Ben Adam“ übersetzen mit „Sohn des Menschen“ oder „Sohn der Menschen“. Beides geht.
Der Herr Jesus nennt sich im Neuen Testament immer „Sohn des Menschen“. Paulus spricht zum Beispiel über die Menschen, die in früheren Generationen das Geheimnis von Christus nicht gekannt haben. Epheser 3 sagt: „Den Söhnen der Menschen war das nicht geoffenbart.“ Die Menschen werden dort eindeutig im Griechischen „Söhne der Menschen“ genannt.
Das ist ein wichtiger Unterschied. Wir sind normale Menschen in dem Sinne, dass jeder von uns immer zwei Eltern hat. Wir sind Söhne und Töchter der Menschen. Aber der Messias nennt sich „Sohn des Menschen“, weil er nur von einer Jungfrau abstammt. So ist im Neuen Testament dieser Ausdruck „Sohn des Menschen“ ein ganz wichtiger messianischer Titel, der eine Besonderheit ausdrückt.
In Hesekiel wird er fast hundertmal „Menschensohn“ genannt. Das ist ganz typisch in diesem Buch. Dort hat es einfach den Sinn „Mensch“. Aber wir lernen durch Hesekiel, was ein wirklicher Mensch ist.
Gott erschien Hesekiel in Hesekiel 1. Als Hesekiel die Herrlichkeit Gottes sah, fiel er auf die Knie. Da beginnt Gott, ihn „Menschensohn“ zu nennen. Ein wahrer Mensch ist also jemand, der Gottes Herrlichkeit sieht, sich davor beugt und sich bewusst ist, wie klein er ist. Fortan nennt Gott ihn dauernd „Menschensohn“.
Jetzt haben wir gesehen, dass die Einleitung genau gleich ist. Das ist vielleicht noch nicht so überraschend. Aber gehen wir weiter.
Vers 2 sagt Gott: „Und rede gegen Mittag.“ Wörtlich heißt es im Hebräischen sogar, in der alten Elberfelder steht das in der Fußnote: „Träufle deine Worte gegen Mittag.“ Und nun, hier in Vers 7 ist es wieder genau der gleiche Ausdruck: „Und rede“, wörtlich „träufle deine Worte über die Heiligtümer.“
Auch da wieder ganz parallel.
Dann sagt Gott in Vers 2: „Und weissage über den Wald des Gefildes im Süden.“ Und hier heißt es: „Und weissage über das Land Israel“ – über oder gegen das Land Israel.
Dann sagt Gott in Vers 2: „Und sprich zu dem Wald des Südens.“ Und da heißt es: „Und sprich zu dem Land Israel.“ Merken wir: Es ist also absolut parallel.
Aber immer beim zweiten Mal wissen wir konkret, worum es geht: um Jerusalem, die Heiligtümer und das Land Israel.
Weiter, Vers 3 sagt Gott: „Höre das Wort des Herrn, so spricht der Herr, so spricht der Herr, der Ewige.“ Und da heißt es: „So spricht der Herr.“ Auch das ist wieder parallel.
Vers 3: „Siehe, ich will in dir ein Feuer anzünden.“ Und da heißt es: „Siehe, ich will an dich und will mein Schwert aus seiner Scheide ziehen.“ Merken wir auch: Das ist wieder ganz entsprechend dem „Siehe“.
Weiter heißt es in Vers 3: „welches jeden grünen Baum und jeden dürren Baum verzehren wird.“ Und da heißt es: „Und ich will aus dir ausrotten den Gerechten und den Gesetzlosen.“ Jetzt haben wir gleich die Deutung für die Bäume. Der grüne Baum ist der Gerechte, der dürre Baum der Gesetzlose.
Dann heißt es in Vers 4: „Und alles Fleisch soll sehen, dass sich der Herr es angezündet habe, es wird nicht erlöschen.“ Und in Vers 10 heißt es vom Schwert: „Es soll nicht wieder zurückkehren.“
Vers 4 endet: „Und alles Fleisch soll sehen, dass ich, der Herr, es angezündet habe.“ Das entspricht Vers 10: „Und alles Fleisch wird wissen, dass ich, der Herr, mein Schwert aus seiner Scheide gezogen habe.“ Also es geht wirklich hundertprozentig parallel.
Dieser Waldbrand im Negev drückt also das Gericht Gottes über Jerusalem und das Land Israel aus. Das Gerechte und das Ungerechte, also solche, die recht gut leben, und solche, die ganz gesetzlos leben, kommen gleichermaßen um in diesem Gericht.
Damit wollte Gott zeigen: Die Israeliten können keine Ausrede haben, dass sie sagen: „Wir verstehen das nicht, es ist sowieso ein Gleichnis, es ist alles so mysteriös und schleierhaft.“ Nein, darum hat er auch im Klartext geredet.
Das ist eine Wahrheit für die ganze Bibel. Es gibt natürlich manche Gleichnisse und symbolische Beschreibungen, aber Gott hat sich ganz bewusst nicht darauf konzentriert. Die Bibel ist voll von Klartextaussagen, sodass niemand sagen kann: „Die Bibel ist so schwierig oder so symbolisch, so kompliziert, da komme ich nicht mit.“ Es gibt immer genug, um zu verstehen.
Sogar Mark Twain soll gesagt haben: „Es sind eigentlich nicht die Bibelverse, die ich nicht verstehe, die mir Bauchweh machen, sondern die, die ich verstehe.“
Hier wird Gottes schonungsloses Gericht über das ganze Land Israel ausgedrückt. Es ist interessant: Wir haben gelesen in Vers 3, die lodende Flamme wird nicht erlöschen. Vom Süden bis zum Norden werden alle Angesichter dadurch versenkt werden. Das heißt also, dieses Bild von dem Wald im Negev ist gewissermaßen ein Teil, das jetzt ausgeweitet wird auf das ganze Land, genauso wie es in der Auslegung so gesagt wird, Vers 9 am Schluss: „Darum soll man ein Schwert aus seiner Scheide fahren gegen alles Fleisch vom Süden bis zum Norden.“ Auch da ist Süden übrigens wieder Negev im Grundtext.
Schwierigkeiten für Israel kommen vom Norden her, weil die Babylonier vom Norden her einbrechen. Aber hier geht es einfach darum, dass dieser Wald im Süden, der brennen soll, als Bild gebraucht wird, gewissermaßen für das ganze Land.
Gott weitet das also auf das ganze Land aus. Es will nicht sagen, dass das Gericht vom Süden her kommt und nach Norden geht, sondern gewissermaßen ist dieses Bild vom Waldbrand im Süden ein Bild für das ganze Land, ein Teil für das Ganze.
In der Poesie braucht man oft diese Stilform. Zum Beispiel gibt es lateinische Poesie, da sagt man „der Schiff, Schiffsrumpf“, um „das ganze Schiff“ zu sagen – also nur ein Teil wird erwähnt für das Ganze.
Oder „pars pro toto“ ist zum Beispiel auch im Vaterunser, wenn es heißt „Unser tägliches Brot gib uns heute“. Es ist natürlich nicht die Meinung, dass wir nur Brot essen, sondern Brot steht für die Nahrung in ihrer ganzen Vielfalt.
Seine Füße werden auf dem Ölberg stehen. Ja, da sind natürlich nicht nur die Füße gemeint, sondern der Messias.
Das Zepter von Juda und die Verheißung des Messias
Gut, nun kommen wir zum nächsten Abschnitt. Hier wird wieder das „Schwer“, das scharfe Schwert Gottes erwähnt. Dann folgt die geheimnisvolle Frage: „Oder sollen wir uns freuen und sagen: Das Zepter meines Sohnes verachtet alles Holz?“ Das klingt semistilistisch, oder? Man kann das nur verstehen, wenn man die Verheißung an Israel kennt, die aus 1. Mose 49 stammt.
Dort finden wir den Segen Jakobs, den prophetischen Segen über alle zwölf Stämme. Schlagen wir auf, was Jakob dem Stamm Juda verheißen hat, in 1. Mose 49,8-10. Wir müssen bedenken, dass zur Zeit von Hesekiel die zehn Stämme längst deportiert waren. Es geht also hauptsächlich um die Südstämme, und der dominierende Stamm war Juda, zusammen mit Benjamin.
Wer liest, findet in 1. Mose 49,8: „Juda, du und dich werden deine Brüder preisen, deine Hand wird auf dem Nacken deiner Feinde sein. Vor dir werden sich niederbeugen die Söhne deines Vaters. Juda ist ein junger Löwe, vom Raub mein Sohn bist du hochgekommen. Er kauert, er lagert sich wie ein Löwe und wie eine Löwin. Wer will ihn aufreizen? Nicht weicht das Zepter von Juda, noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen, bis das Schilo kommt, dem gehört Gehorsam der Völker.“
Jawohl, hier haben wir das Zepter von Juda, das dem Stamm Juda bleiben soll, bis das Schilo kommt – und das ist der Messias. Schilo kann man übersetzen mit Ruhebringer oder Friedenschaffer, also der Ruhebringende oder Friedensstiftende.
Nun hatte Juda also eine ganz spezielle Verheißung: Sein Herrschaftszepter, sein Herrscherstab, sollte bleiben, bis der Messias kommt. Zur Zeit von Hesekiel war das Königreich Juda in großer Bedrängnis durch die babylonische Armee und Nebukadnezar. Hesekiel sagt, es kommt zur Totalvernichtung des Judenstaates.
Offensichtlich beriefen sich manche auf das Zepter von Juda und dachten: Uns kann nichts geschehen, wir haben eine göttliche Verheißung. Hesekiel spricht von einem Schwert, das scharf und geschliffen ist, und fragt dann: „Oder sollen wir uns freuen und sagen: Das Zepter meines Sohnes verachtet alles Holz?“ Damit ist der Messias gemeint.
Das Zepter von Juda ist gewissermaßen die Garantie, weil es bleibt, bis der Messias, der Sohn Gottes, kommt. Aber Hesekiel macht deutlich: Ihr könnt euch nicht auf diese Prophetie berufen. Es ist falsch, wenn wir als Gläubige in der Sünde leben und meinen, wir könnten uns auf bestimmte Verheißungen Gottes stützen. Das geht nicht.
Das Volk in diesem Zustand – und wir werden im nächsten Kapitel noch sehen, in welchem schlimmen geistlichen Zustand es war – darf sich nicht auf göttliche Verheißungen berufen. Es muss zuerst umkehren.
So ist es also immer eine Frechheit, wenn jemand, der in der Sünde lebt, sich auf Gottes Verheißungen beruft, ohne umkehren zu wollen. Das können wir von hier lernen. Der Stamm Juda hat die Katastrophe erlebt, trotz der Verheißung dieses Zepters. Aber er hat seine Identität nicht verloren.
Sogar in der babylonischen Gefangenschaft hatten sie weiterhin Älteste. Man kann sagen, der Judenstaat wurde nach Babylon deportiert, aber sie wurden nicht so aufgelöst wie die zehn Stämme, deren Spuren in der Geschichte weitgehend verloren gingen.
Ihre Identität als Stamm blieb erhalten. Nach der babylonischen Gefangenschaft, also nach den siebzig Jahren, in denen Babylon Weltmacht war, zerfiel das babylonische Reich. Die Perser und Meder übernahmen die Macht und erlaubten den Juden, zurückzukehren.
Dann vergingen einige Jahrhunderte, und Shiloh kam. Doch Shiloh wurde verworfen. Im Jahr 70 wurde der Judenstaat endgültig zerstört. Es gab zwar noch ein Aufleben von 132 bis 135, aber Hadrian schlug den zweiten Aufstand brutal nieder. Es gab über eine Million Tote, und von da an begann die jahrhundertelange Staatenlosigkeit des jüdischen Volkes.
Effektiv ist der Herrscherstab nicht von Juda gewichen, bis Shiloh gekommen war. Das bedeutete jedoch nicht, dass eine babylonische Gefangenschaft möglich war. Es bestand die Gefahr, sich auf diese Verheißung zu berufen. Hesekiel macht deutlich: Das dürft ihr nicht! Ihr dürft nicht sagen: „Freuen wir uns, das Zepter meines Sohnes verachtet alles Holz.“
Darf man fragen, was hier mit „verachtet alles Holz“ gemeint ist? Ja, das bedeutet gewissermaßen alle Waffen, die gegen das jüdische Volk verwendet werden. Diese werden mit dem Zepter zerschmettert. Es bezieht sich also nicht auf einen Wald oder Holz im wörtlichen Sinne, sondern symbolisch.
Es geht darum, die Stärke zu zeigen. Es kommt ein Gericht über das jüdische Volk, und was die Stärke von Juda ausmacht, ist das Zepter, um diesen Angriff abzuwehren. Doch es wird klargemacht: Nein, das Volk wird abgeschlachtet.
Hesekiel wird dann sogar aufgerufen, in Vers 17 zu schreien und zu weinen: „Menschensohn, heule und schreie, denn es ist gegen mein Volk, es ist gegen alle Fürsten Israels. Zusammen mit meinem Volk sind sie dem Schwert verfallen.“
Hesekiel sollte weinen und schreien, obwohl das noch nicht geschehen war. Wir befinden uns hier im Jahr 591 v. Chr., also etwa fünf Jahre vor der Zerstörung Jerusalems. Diese Datierung finden wir in Kapitel 20, das auf das Jahr August 591 datiert ist.
Wir sind also noch nicht so weit, aber Hesekiel soll jetzt weinen und schreien. Das zeigt uns etwas Wichtiges: Hesekiel als Prophet, der die Sünden des Volkes aufdeckt, sollte nicht mit einer gewissen Genugtuung denken: „Jetzt kommt es, und ich werde es sehen.“ Stattdessen sollte er wirklich mit dem Volk mitleiden.
Das ist auch ganz wichtig, wenn es um Mitchristen geht, die vielleicht zurechtgewiesen werden sollten. Man soll sich nicht über andere stellen, sondern auch das, was offensichtlich Zucht Gottes ist, mitfühlen und mitempfinden.
Nie darf man Schadenfreude empfinden und denken: „Das habt ihr nun davon.“ Das ist übel. Hesekiel ist hier ein Beispiel dafür.
Welcher Prophet zeigt das noch ganz besonders? Jeremia. Warum? Weil er so viele Prophetien gegen Jerusalem gesprochen hat, war er völlig unpopulär. Die populären Propheten sagten: „Es kommt alles gut, Friede, Friede.“ Jeremia sagte immer das Gegenteil: „Nein, es gibt keinen Frieden, wir sind am Ende.“
Er war sehr unpopulär und musste viel leiden, war im Gefängnis und wurde sogar in einen Brunnen geworfen. Es war ganz schlimm für ihn. Doch als Jerusalem zerstört wurde, sagte er nicht: „Seht ihr, jetzt ist es gekommen.“ Stattdessen schrieb er Klagelieder.
Darum wird er „der weinende Prophet“ genannt, weil er tief mitgefühlt hat, was das Volk aus eigener Schuld erleben musste.
Gottes Gericht über Jerusalem und die Ammoniter
Gut, wir gehen weiter zum nächsten Abschnitt. Hier wird das Schwert Gottes als das Schwert des Königs von Babel erklärt, in Vers 24. Hesekiel sieht, dass der König von Babel an eine Weggabelung kommt und sich entscheiden muss, was er zuerst angreift. Soll er Jerusalem zerstören oder Raba, also Amman?
Mit okkulten Methoden kommt er zu der Entscheidung, Jerusalem anzugreifen. In Vers 27 heißt es, dass die Wahrsagung Jerusalem in seine Rechte fällt. Das ist sehr erstaunlich. Wir müssen aber verstehen, dass Jerusalem dran ist, weil das bereits ein Gottesratsschluss war, der längst beschlossen wurde. Hesekiel hat dies schon lange vorausgesagt.
Es zeigt uns, dass wenn der Okkultist Nebukadnezar vor der Entscheidung steht, was er tun soll, die Dämonen ihn nicht anders leiten können, als es Gottes Ratschluss entspricht. Das ist ähnlich wie im Buch Esther. Haman wollte die Juden vernichten und entschied das Datum für die Vernichtung durch das Pur, ein Würfelorakel. Das Pur war am Anfang des Jahres, und er würfelte, dass das Ereignis im zwölften Monat, am dreizehnten Tag stattfinden soll.
Dank dieser späten Festlegung war die gesamte Vorbereitung zur Rettung der Juden möglich. Esther wurde vom König angenommen und angehört. Es folgte das zweifache Essen mit Haman, bis dieser entlarvt wurde. Mordokai erhielt die Erlaubnis, im gesamten persischen Reich, das von Äthiopien bis nach Indien reichte, Informationen zu verbreiten. Mit der persischen Post, die hoch entwickelt war, wurde verkündet, dass die Juden sich am festgelegten Tag verteidigen dürfen. Das persische Recht erlaubte es nicht, den ersten Beschluss rückgängig zu machen.
Das führte zur Rettung des gesamten jüdischen Volkes in der Zerstreuung. Auch hier zeigt sich „Gottes Hand“: Das Orakel durfte keinen früheren Monat anzeigen. Das zeigt, dass Satan eine gewisse Freiheit hat, aber nur im Rahmen des göttlichen Ratschlusses. Das verdeutlicht Gottes Größe und zugleich die Torheit des Okkultismus, der nicht frei walten kann. Satan hat keine freie Hand. Also kommt es nach Jerusalem.
Nun können wir zum nächsten Abschnitt übergehen. Er ist sehr geheimnisvoll, enthält aber sehr viel Interessantes. Vers 29 gibt die Begründung, warum das Gericht über Jerusalem kommt. Dort heißt es: „Darum so spricht der Herr, der Ewige: Weil ihr eure Ungerechtigkeit in Erinnerung bringt, indem eure Übertretungen offenbar werden, so dass eure Sünden in allen euren Handlungen zum Vorschein kommen.“
Weil die Sünden in Erinnerung kommen, werden die Menschen von der Hand ergriffen. Es folgt die Anrede: „Und du, Unheiliger, Gesetzloser!“ Der Grund für das Gericht ist also, dass die Sünden Israels zum Vorschein kommen und gerichtet werden müssen.
In Vers 30 wird der Kopf des jüdischen Volkes angesprochen. Dort steht: „Und du, unheiliger, gesetzloser Fürst Israels, dessen Tag gekommen ist zur Zeit der Ungerechtigkeit des Endes, so spricht der Herr, der Ewige: hinweg mit dem Kopfbund und fort mit der Krone! Dies wird nicht mehr sein. Das Niedrige werde erhöht und das Hohe erniedrigt. Umgestürzt, umgestürzt, umgestürzt will ich sie machen. Und dies wird nicht mehr sein, bis der kommt, welchem das Recht gehört. Dem werde ich's geben.“
Wer war zu dieser Zeit der König Israels, der König von Juda? Zedekiah. Er war ein Nachkomme von David, allerdings aus einer Seitenlinie, nicht aus der direkten Linie. Der letzte König aus dem Haus Davids, der auf dem Thron saß, war Jechonia, ebenfalls aus einer Seitenlinie. Zedekiah war also der letzte König aus Davids Familie.
Gott sagt zu ihm: „Du unheiliger, gesetzloser Fürst Israels.“ Wir dürfen nicht vergessen, dass Zedekiah Jeremias Lesungen angehört hat. Doch im Winterhaus schnitt er immer wieder Abschnitte der Rolle ab und warf sie ins Feuer. Das zeigt eine tiefe Verachtung vor Gottes Wort. Er verbrannte die Originalhandschrift von Jeremia, dem biblischen Autografen.
Später erhielt Jeremia den Auftrag, eine neue Rolle zu schreiben, die wir heute in der Bibel haben. Doch um deutlich zu machen, wie unheilig und gesetzlos Zedekiah war, wird ihm gesagt: „Hinweg mit dem Kopfbund und fort mit der Krone!“ Das Königtum nimmt ein Ende, und das gilt nicht nur für ihn persönlich. Vers 32 beschreibt dies eindrücklich: „Umgestürzt, umgestürzt, umgestürzt will ich sie machen!“
Das Königtum von Juda endet damit. Tatsächlich gab es nach der Rückkehr der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft im Jahr 538 keine Könige mehr. Bis heute gab es niemanden aus der Familie Davids, der wieder König über den Stamm Juda wurde. Das war wirklich das Ende des Königtums.
Doch der König hat sich noch nicht auf den Thron gesetzt. Das kommt noch. Er ist der von Gott Erklärte. In Vers 32 heißt es: „Umgestürzt, umgestürzt, umgestürzt will ich sie machen, und dies wird nicht mehr sein, bis der kommt, welchem das Recht gehört.“ Das ist der Messias.
Es wird also kein davidisches Königtum mehr geben, bis der Messias es übernimmt. Der Messias kam etwa sechshundert Jahre nach Zedekiah. Mehr als ein halbes Jahrtausend nach Zedekiah gab es kein Königtum mehr. Es war umgestürzt, umgestürzt, umgestürzt.
Dann kam der Messias, und Gott wollte ihm das Königtum geben. Doch der Stamm Juda hat ihn verworfen, weshalb sich die Erfüllung nochmals bis zur Wiederkunft Christi verschob. Aber er wird es bekommen: „Bis der kommt, welchem das Recht gehört, dem werde ich es geben.“
Dieser Ausdruck „wem das Recht gehört“ ist auch eine Anklage an Zedekiah, der nicht aus der direkten Königslinie stammte, sondern aus einer Seitenlinie. Doch es wird einer aus der wirklichen Königslinie kommen. Matthäus 1 gibt den Beweis, dass Jesus Anspruch auf das königliche Geschlechtsregister über Joseph, seinen juristischen Vater, hat.
Der Satz „bis der kommt“ erinnert an eine Stelle im Alten Testament, die wir heute gelesen haben. Ja, „bis das Schilo kommt“. Wir haben bereits einen Bezug zum Zepter aus dem Stamm Juda in Vers 15 gefunden: „Das Zepter meines Sohnes verachtet alles Holz.“ Das war kein gutes Argument, um die babylonische Gefangenschaft zu leugnen. Die Verheißung von Jakob an den Stamm Juda bleibt bestehen: „Bis der kommt, welchem das Recht gehört, dem werde ich es geben.“
Im letzten Abschnitt, bevor wir in die Pause gehen, kommt Gottes Gericht über die Kinder Ammon, die Ammoniter. Sie waren Feinde Israels und freuten sich, als Jerusalem fiel. Doch sie blieben unversehrt. Das war die Alternative mit dem Los.
Darum kommt jetzt Ammon dran. Es wird gezeigt, dass sie nicht denken sollen, sie blieben verschont, während nur Jerusalem und der Stamm Juda fallen. Über Ammon wird ebenfalls Gericht ausgesprochen.
In der Geschichte erfüllte sich dieses Gericht fünf Jahre nach dem Fall Jerusalems. Im Jahr 591 schlug Nebukadnezar auch die Ammoniter. Das gehörte zu seinem Programm, denn er wollte das ganze Weltreich erobern.
Damit schließen wir diesen Abschnitt. Wir machen jetzt eine Pause von einer Viertelstunde bis zwanzig Minuten. Danach fahren wir mit Kapitel 22 fort und lesen das Kapitel durch. Peter, du bist wieder gefragt und machst die erste Hälfte.
Die Schuld Jerusalems und ihre neutestamentlichen Gegenstücke
In diesem Kapitel wird die Schuld Jerusalems zusammengefasst. Diese Schuld betrifft alle Klassen der Gesellschaft. Gott erklärt in diesem Kapitel, warum er ein so strenges Gericht durch die Babylonier über Jerusalem bringen muss.
In den ersten zwölf Versen finden wir eine detaillierte Aufzählung der Schuld in Jerusalem. Dabei wollen wir die Sünden klassifizieren. Zu jeder Art von Sünde nehmen wir einen Vers aus dem Neuen Testament hinzu, der vor dieser Sünde warnt.
Mord und seine neutestamentliche Verurteilung
Das Erste, was erwähnt wird, ist: Noch vorher? Ja, also. Mord, Mord, schon in Vers drei, ja? Das wird – ja, und schon in Vers zwei – statt der Blutschuld erwähnt. Der Mord wird in den Versen zwei, drei, sechs, neun, zwölf, dreizehn, fünfundzwanzig und siebenundzwanzig genannt.
Wo finden wir im Neuen Testament ein ausdrückliches Verbot von Mord? Ja, das wäre das Gebot aus dem Alten Testament, das im Neuen Testament zitiert wird. Richtig, ja, ja, aber das ist schon so.
Jesus nimmt das ja auch auf in der Bergpredigt und erklärt, dass dieses Gebot schon gebrochen wird, wenn es im Gedanken geschieht. Wir können das kurz nachschlagen: Matthäus 5, Bergpredigt. Dort legt der Messias das Gesetz Mose aus.
In der Bergpredigt, Matthäus 5, Verse 21 bis 22, steht:
"Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten. Wer aber irgend töten wird, wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder ungrundzürnig zürnt, dem Gericht verfallen sein wird. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka, dem wird das Synedrium verfallen sein, und wer sagt: Du Narr, der wird dem Feuer der Hölle verfallen sein."
Da haben wir eigentlich drei verschiedene Dinge. Es wird gesprochen über das Gericht, dann über das Synedrium und drittens über die Hölle. Sieht man das? Es sind eigentlich drei Abstufungen, die da gemacht werden.
Und zwar das Synedrium – was ist das? Oder der Hohe Rat – das war die oberste Gerichts- und Verwaltungsbehörde Israels damals, unter der Leitung des Hohen Priesters.
Dann haben wir aber vorher noch einfach das Gericht. „Dem Gericht verfallen sein“ meint den kleinen Sanhedrin oder das kleine Synedrium. Das war ein Gericht, das aus 23 Personen bestand.
Der Hohe Rat, das Synedrium, war der große Sanhedrin mit einundsiebzig Mitgliedern. Sie waren in verschiedenen Ortschaften untergebracht, die kleinen Sanhedrine. Es gab einen kleinen Sanhedrin an der Eingangstreppe zum Tempel.
Wenn man von Süden zur schönen Pforte kommt – der schönen Pforte aus Apostelgeschichte 3 – rechter Hand gibt es den kleinen Sanhedrin. Oben im Tempel war der große Sanhedrin. Das ist die oberste Gerichtsbehörde.
Interessant ist übrigens: Wenn man die Ausgrabung des kleinen Sanhedrin betrachtet und von den Seitenmauern eine Linie zieht, trifft diese exakt das Gebäude des großen Sanhedrin auf dem Tempelplatz oben. Sie haben das also ganz bewusst in einer Linie gebaut, um zu zeigen, dass es eine vollkommene Übereinstimmung zwischen dem kleinen Sanhedrin und dem großen Sanhedrin gibt.
Wir haben also drei Stufen:
Wenn jemand seinem Bruder ohne Grund zürnt, dann ist er dem kleinen Sanhedrin verfallen.
Wenn er ihm sagt: „Du Dummkopf“ – das heißt Raka – dann ist er dem großen Sanhedrin verfallen.
Und wenn er sagt: „Du Narr“ oder „Du Gottloser“, dann ist er der Hölle des Feuers verfallen.
Das sind drei Stufen.
Wenn ich nämlich jemandem zürne, merkt er das nicht unbedingt. Das geschieht innerlich, aber das reicht bereits, dass man dem Gericht verfallen ist. Wer seinem Bruder ohne Grund zürnt, hat schon das Gebot gebrochen: Du sollst nicht töten. Denn die Wurzel des Mordes beginnt mit dem Zorn im Herzen.
Der nächste Schritt ist, wenn es verbal wird und ich sage: „Du Dummkopf“. Dann stelle ich die intellektuelle Integrität eines Menschen in Frage. Das ist schon ein Schritt weitergegangen, und der verfällt dem großen Sanhedrin.
Das dritte ist das Schlimmste: Wenn ich einem Menschen sage: „Du Gottloser“, dann stelle ich seine religiöse Integrität in Frage, und das ist noch schlimmer.
Darum haben wir diese drei Stufen.
Der Herr erklärt, dass mit all diesen drei Vorstufen bereits das Gebot „Du sollst nicht töten“ im Grundsatz gebrochen ist. Er erklärt das dann auch beim Ehebruch, dass es genauso ist: Es beginnt schon mit den Augen und nicht erst mit der Tat.
Zum Mord können wir noch lesen in 1. Petrus 3 und 1. Petrus 4, Vers 15:
„Dass doch niemand von euch leide als Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder als einer, der sich in fremde Sachen mischt. Wenn aber als Christ, so schäme er sich nicht, sondern verherrliche Gott in diesem Namen.“
Das richtet sich an Gläubige. Wie gesagt, dass doch niemand leide als Mörder – das ist schon unfasslich. Aber das zeigt, wie auch beim erlösten Menschen die sündige Natur, die wir von Adam geerbt haben, kein bisschen besser geworden ist.
Wenn der Mensch in der Sünde lebt, kann es auch dann noch so weit kommen, dass doch niemand von euch leide als Mörder.
Ich weiß von einem Fall von jemandem, der sich als Christ bekannt hat, der so tief gesunken ist in der Sünde, dass er schließlich seine Frau ermordet hat. Vor Gericht sagte er, das habe nicht er gemacht, sondern seine alte Natur, die Sünde in ihm.
Der Richter sagte daraufhin: „Ja, dann müssen wir halt das Fleisch einsperren.“
Das zeigt, wie tief der Mensch sinken kann – und eben auch ein Erlöster. Wenn man nicht immer wieder das Böse auch in den Vorstufen verurteilt, dann ist die Entwicklung nach unten offen.
Also, das wäre zum Thema Mord.
Götzendienst und weitere Sünden
Dann wurde eine weitere Sünde erwähnt: Götzendienst. Vers 4, oder? Eine Stelle im Neuen Testament, die vor Götzendienst warnt, findet sich ebenfalls im 1. Korinther 10. Vers 14: „Darum, meine Geliebten, flieht den Götzendienst!“ Das Fliehen bedeutet, dass man Bereiche, in denen man Gefahr läuft, in solche Sünden zu fallen, meiden muss. Man soll sich aus solchen Bereichen fernhalten, die eine Gefahr darstellen.
Eine weitere Sünde wird in Hesekiel 22 genannt. Dazu gibt es auch eine Stelle im Neuen Testament, die als klassisch gilt. Speziell im Neuen Testament heißt es in Epheser 6: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn, das ist recht.“ Und weiter: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, das ist das erste Gebot mit Verheißung, damit es dir wohlgeht und du lange lebst auf Erden.“ Dann wird angesprochen: „Und ihr Väter…“ Ja, danke, jetzt kommen die Väter dran, aber wir bleiben erst bei den Kindern.
Das ist eine ganz klare Aussage! Der neutestamentliche Befehl wird sogar mit dem alttestamentlichen Gebot bestätigt. Erstaunlicherweise wird gesagt, dass es das erste Gebot im Dekalog ist, also in den zehn Geboten, bei dem eine spezielle Verheißung dabei ist: „auf dass du lange lebst.“ Sehr bemerkenswert!
Dann haben wir eine weitere Sünde in Vers 7 und auch in Vers 29. Dort heißt es, dass sie den Fremdling widerrechtlich übervorteilen. Eine neutestamentliche Stelle dazu findet sich im Hebräerbrief 13. Ich habe vor einiger Zeit auf einer Konferenz einen Vortrag zum Thema „Die Ausländer in Gottes Heilsplan“ gehalten. Ein hochaktuelles Thema, eine heilsgeschichtliche Sicht auf die ganze Bibel hindurch.
Im Hebräer 13, Vers 1 und 2 steht: „Bleibt in der Bruderliebe! Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn dadurch haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt.“ Das griechische Wort für Gastfreundschaft lautet Philoxenia, zusammengesetzt aus „Philo“ (Liebe) und „Xenia“ (gegenüber Fremden). Es bedeutet also „Liebe zu Fremden“, also Gastfreundschaft.
Im Neuen Testament hat Philoxenia auch eine weitere Bedeutung erhalten, nämlich allgemeine Gastfreundschaft, zum Beispiel in 1. Petrus 4. Dort ist sie auch gegenüber Bekannten gemeint. Aber hier ist die ursprüngliche Bedeutung noch klar erkennbar: Liebe zu Fremden. Die Stelle spielt an auf Abraham und Lot in 1. Mose 18 und 19, die Fremde aufgenommen haben.
In meinem Vortrag habe ich eine Zusammenstellung der Vorrechte des Fremdlings im Gesetz Mose gemacht. Da wimmelt es nur so von Vorschriften, die auch Sozialhilfe einschließen. Zum Beispiel wird ausdrücklich gesagt, dass man das Feld, den Weinberg oder die Olivenbäume nicht vollständig abernten darf, damit die Fremden sich noch etwas holen können.
Auf der anderen Seite habe ich einen ganzen Katalog der Pflichten des Ausländers zusammengestellt. Das ist ganz erstaunlich: Der Ausländer musste sich dem Gesetz Gottes, der Tora, unterstellen. Er musste sich beschneiden lassen und vieles mehr. Heute ist das Problem, dass man nur über die Vorrechte spricht und nicht über die Pflichten. Die Vorrechte werden so weit ausgelegt, dass man bereit ist, die Identität des Ausländers zu zerstören – wenn man an den Bau von Moscheen denkt.
Warum ist das so? Weil wir uns in Deutschland befinden, und Deutschland keine christliche Identität mehr hat, kann sie auch keine mehr vorweisen. So sägt man sich den eigenen Ast ab. Die Schrift zeigt jedoch ganz klar: Der Fremdling soll geliebt werden. Man soll ihn unterstützen, ihm helfen und beistehen.
Gleichzeitig gibt es klare Vorschriften: Er muss sich dem göttlichen Gesetz unterstellen und sich in die staatlichen Gegebenheiten einfügen. Gerade was die staatlichen Gesetze betrifft, werden klare moralische Vorschriften verlangt, und der Staat muss diese durchsetzen. Das sind die beiden Seiten.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der das christliche Erbe bereits aufgegeben wird, weil die christliche Identität als Volk verloren gegangen ist. Das führt dazu, dass eine Gesetzgebung einseitig wird und das Christentum bewusst ablehnt. Es wird als antiquiert angesehen und verschwindet mehr und mehr aus dem Bewusstsein der Menschen.
Wenn das biblische Gebot wirklich beachtet würde, dann hätte die Liebe zum Fremden auch Substanz, Wert, Gewicht und Bedeutung. Ich habe das Thema auch so behandelt: Ich begann mit dem Garten Eden. Dort war der Mensch zuhause in Gemeinschaft mit Gott. Durch die Sünde kam der Bruch, Adam und Eva wurden vertrieben. Der Mensch wurde zum Fremdling. So begann das Fremdsein als Entfremdung.
Epheser 4 sagt allgemein über die Menschen, besonders über die heidnischen Völker, dass sie entfremdet sind vom Leben Gottes. Auch Israel beginnt im 2. Buch Mose als Fremdling im fremden Land, als Sklavenvolk. Gott führt Israel auf der Grundlage der Erlösung durch das Blut des Lammes heraus aus der Entfremdung nach Hause.
Das 2. Buch Mose endet mit der Stiftshütte, wo Israel sich rundherum lagert und zu Hause ist. Gottes Plan ist es, den entfremdeten Menschen nach Hause zu bringen. Ausgehend von dieser Erfahrung Israels werden alle Verpflichtungen gegenüber dem Fremden aufgebaut. Das Gesetz Mose sagt: „Ihr seid Fremde gewesen, ihr wisst, wie es dem Fremden zumute ist.“ Deshalb sollt ihr ihn lieben und unterstützen.
Auch wenn wir echte Deutsche oder Schweizer sind, sind wir in Gottes Augen alle Fremdlinge. Wenn wir durch die Erlösung von Jesus Christus, dem Lamm Gottes, erfahren haben, was es heißt, aus der Entfremdung heimzukehren, dann bekommen wir die richtige Haltung gegenüber jedem Ausländer, jedem Fremden.
So, das war ein kleiner Exkurs.
Weitere Sünden und ihre neutestamentlichen Entsprechungen
Weiter in Hesekiel 22,7 finden wir eine Stelle, die auch im Neuen Testament aufgegriffen wird. Zum Beispiel in Apostelgeschichte 6 und vielleicht auch in Jakobus 1,7. Wer liest?
Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist es, die Witwen und Waisen in ihrer Bedrängnis zu besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt zu halten. Das braucht keinen Kommentar, es ist sehr klar.
Dann haben wir weiter in Vers 8. Hier lassen sich die Sünden in verschiedene Gruppen einteilen. Zum Beispiel soziale Sünden: Mord, Verachtung der Eltern, Unterdrückung des Fremden, Unterdrückung der Schwachen, Witwen und Waisen. Daneben gibt es religiöse oder kultische Sünden, wie hier: "Meine heiligen Dinge hast du verachtet, meine Sabbate entweiht."
Dazu passt ein neutestamentlicher Vers: 1. Korinther 3,17, wo gesagt wird, die Gemeinde ist der Tempel Gottes.
Vielleicht noch etwas dazu: 1. Korinther 11,22 in Verbindung mit dem Abendmahl. Paulus beschreibt, wie in Korinth das Abendmahl missachtet wurde und zu einem gelageartigen Essen wurde. Gott griff ein, sodass manche in der Gemeinde starben. Dort lesen wir: "Habt ihr denn nicht Häuser, um zu essen und zu trinken? Oder verachtet ihr die Versammlung Gottes und beschämt die, welche nichts haben? Ja, also verachtet ihr die Gemeinde Gottes." Das entspricht dem hier Gesagten.
Das kann sehr konkret sein. Wie oft hört man, wie über die oder jene Gemeinde in ungehöriger Weise hergezogen wird. Verachtet ihr nicht die Gemeinde Gottes? Das hat eine sehr praktische Bedeutung.
In Vers 9 wird eine weitere Verschuldung genannt: Verleumder waren in dir, um Blut zu vergießen. Wo wird im Neuen Testament Verleumdung gegeißelt? Zum Beispiel in Jakobus 3, wo die Zunge als eine große Gefahr beschrieben wird – es ist ein ganzes Kapitel über die Sünden mit der Zunge.
Auch in Römer 1 am Ende wird eine Auflistung von Sünden gegeben, die zeigen, wie die Heiden all diese Sünden begehen.
Vielleicht nehmen wir noch eine Stelle, die speziell an Gläubige gerichtet ist: 1. Petrus 2,1: "Legt nun ab alle Bosheit, alle List, Heuchelei, Neid und alle üble Nachrede!" Hier wird wirklich dazu aufgerufen, einen klaren Schnitt zu machen. Das griechische Wort bedeutet nicht, etwas immer wieder abzulegen, sondern es endgültig abzulegen.
Manchmal fährt man über andere Leute her und spricht schlecht über sie, ohne sich dessen bewusst zu sein. Wenn man sich einmal klar wird, dass das so nicht geht, muss man aufpassen. Man kann wirklich zu dem Punkt kommen, jetzt einen klaren Schnitt zu machen – wie ein schmutziges Kleid, das abgelegt wird.
Weiter geht es mit Götzendienst, der schon erwähnt wurde und in Vers 9 wieder auftaucht, ebenso das Entweihen des Sabbats. Wo finden wir das im Neuen Testament? Zum Beispiel in der Versuchung Jesu durch die Pharisäer, als die Jünger an einem Sabbat Ähren pflückten.
Das betrifft die Jünger, aber wie sieht es für uns aus? Das Sabbatgebot war ein ausdrückliches Gebot an Israel. Gott sagt in 2. Mose, dass der Sabbat das Zeichen des Bundes mit Israel ist. Das Sabbatgebot wurde nie anderen Völkern als Gebot gegeben, sondern nur Israel.
Der Sabbat gab es zwar von Anfang der Schöpfung an, aber nie war damit ein Gebot verbunden. Erst mit dem Auszug aus Ägypten und der Gabe der Tora am Sinai wurde der Sabbat als Gebot für Israel eingesetzt. Deshalb wird das im Neuen Testament für die Gemeinde nie wiederholt.
Vielmehr sagt Paulus in Kolosser 2: "Niemand verurteile euch im Hinblick auf Sabbate." Das müssen wir also klar auf Israel beschränken.
Weiter geht es mit dem Essen auf den Bergen, das ebenfalls kultisch ist – also wieder Götzendienst. Es handelt sich um Friedensopfer für die Götzen.
In Vers 10 folgt eine ganze Reihe von sexuellen Sünden. Was bedeutet "die Blöße des Vaters aufdecken"? Das meint Geschlechtsverkehr, also Inzest. Natürlich ist auch Homosexualität eingeschlossen.
Der Ausdruck "Blöße aufdecken" wird oft im weiteren Sinn gebraucht, daher geht es eindeutig um Geschlechtsverkehr.
Wenn man das in die heutige Zeit überträgt, wo gleichgeschlechtliche Partnerschaften per Gesetz zugelassen oder sogar unterstützt werden, etwa durch die Anerkennung der sogenannten "Ehe für alle", ist das ein Thema.
Vater-Tochter-Beziehungen sind bei uns weiterhin verboten, ebenso Inzest. Doch der Zerfall der Moral kennt keine Grenzen. Wenn man Barrieren einmal bricht, geht es weiter.
Das gilt auch für Abtreibung. Zuerst sprach man von den ersten Wochen der Schwangerschaft, heute ist man schon so weit, dass Abtreibungen bis zur Geburt möglich sind. Und wenn man die Alten erlaubt, dann sind als nächstes chronisch Kranke dran.
Es gibt keine Grenze. Wenn der moralische Damm bricht, folgt die Katastrophe.
Interessant ist der Gesetzestitel: "Gesetz gegen die Diskriminierung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften." Das heißt, man sagt, früher seien diese Menschen diskriminiert worden, und das Gesetz schützt sie nun davor. Das ist unglaublich.
Wie der Gesetzestitel schon sagt, wird der Rechtsstaat zum Unrechtsstaat. Das ist ein Bruch mit Gott. Es ist nichts Neues; solche Zustände gab es schon damals.
Wenn man zum Beispiel das Buch der Richter betrachtet, sieht man, wie weit das gehen kann – bis hin zu Menschenraub und Vergewaltigung. Der Bruch mit Gott führt automatisch zum Bruch mit dem Menschen. Das erleben wir heute.
In Vers 12 wird Korruption erwähnt, und auch Zins und Wucher. Eine kurze Anmerkung zum Zins: Heute ist Zinsnahme in normalen Bankgeschäften üblich. Dabei geht es nicht um den Zins an sich, sondern um Wucher.
Die Wirtschaftsordnung Israels ist einzigartig. Sie ist weder kommunistisch noch kapitalistisch, denn jeder in Israel hatte Grundeigentum. Gott will Eigentum schützen.
Israel war ein Sklavenvolk in Ägypten. Nach der Befreiung gab Gott die Zehn Gebote, die das Privateigentum schützen: "Du sollst nicht stehlen." Das ist Gottes Wille.
Vor etwa zwanzig Jahren, als der Kommunismus noch modern war, gab es Sprüche wie "Eigentum ist Diebstahl." Das war damals sehr populär.
Gott aber schützt das Privateigentum. Jede Familie hatte Grundeigentum. Wenn eine Familie durch Krankheit, Katastrophen oder Schuld verarmte, konnte sie Land verkaufen. Doch nach 50 Jahren musste der Käufer das Grundstück an die ursprüngliche Familie zurückgeben.
Das verhinderte erstens übermäßigen Großgrundbesitz und zweitens die Entstehung eines Proletariats.
Weiter verbot Gott, beim Verleihen Zinsen zu nehmen, damit der Verarmte die Möglichkeit behält, zurückzuzahlen. Sonst wird die Schuld immer größer und er zahlungsunfähig.
Die ganze Wirtschaftsordnung ist untrennbar mit dem Land Israel verbunden. Deshalb hat man im Judentum immer verstanden, dass man die Tora-Wirtschaftsordnung nicht auf das Ausland übertragen kann.
Daher haben Juden auch Zinsen genommen. Nach der Tora durfte man sowieso von Ausländern Zinsen nehmen, aber nicht von Volksgenossen.
Man bestand darauf, dass diese Regel nur für das Land Israel gilt.
Wir können jedoch viel aus dieser gerechten Wirtschaftsordnung lernen, ohne schlechtes Gewissen zu haben, wenn wir heute Zinsen von Banken nehmen.
Woher stammt eigentlich der Grundsatz, dass Juden im späteren Christentum das Privileg oder die Verpflichtung hatten, Geldgeschäfte zu betreiben? Viele andere Handelszweige waren ihnen verwehrt.
So blieben ihnen oft nur die "dreckigsten" Geschäfte, wie das Geldgeschäft. Dort mussten sie sich profilieren.
Der Handel mit Edelsteinen hängt damit zusammen. Viele Juden tragen Namen wie Rubinstein, Saphir, Goldmann, Goldstein oder Goldberg – das hängt alles damit zusammen.
Warum gerade Edelsteine? Israel ist heute noch führend in der Edelsteinindustrie. Das ist ein Überbleibsel der Diaspora.
Es ist einfach: Wenn man plötzlich von einem Tag auf den anderen fliehen muss, kann man ein paar Edelsteine in den Sack stecken und gehen. Man muss nicht das ganze Hab und Gut mitnehmen.
Durch die ständige Unsicherheit über die Jahrhunderte war der Edelsteinhandel ideal, um im Notfall schnell fliehen zu können.
Wir müssen zum Schluss kommen.
Gott zeigt, warum er das Recht hat, Israel zu strafen.
In Vers 15 und 16 spricht er davon, wie sie unter den Völkern zerstreut werden – die Diaspora wird hier angekündigt.
In Vers 4 wird gesagt, sie werden zum Spott unter den Völkern.
Wie sich das bis ins zwanzigste Jahrhundert erfüllt hat, wissen wir: Zerstreuung und Spott unter den Völkern.
Weiter erklärt Gott in den Versen 17 bis 22, dass das Volk geworden ist wie wertloses Metall, wie Schlacke, die nichts wert ist.
Diese Schlacke wird nun im Ofen Jerusalem durch Feuer, also Gericht, verflüssigt.
Der letzte Abschnitt zeigt, wie die ganze Gesellschaft verdorben ist.
Vers 25: Verschwörung seiner Propheten ist in ihm. Die Propheten waren vollkommen verdorben.
Vers 26: Seine Priester tun Gewalt an meinem Gesetz und entweihen meine heiligen Dinge. Sie unterscheiden nicht zwischen Heiligem und Unheiligem.
Diejenigen, die die Bibel gut kennen und lehren sollten, verdrehen alles.
Schauen wir, was mit der Theologie in Deutschland und der Schweiz geschehen ist: eine totale Perversion.
Diejenigen, die es wissen sollten, was Recht und Unrecht ist, sind oft die Ersten, die Homosexualität und andere Perversionen der heutigen Zeit befürworten.
Drittens, Vers 27: Seine Fürsten sind in ihm Wölfe – das sind die Politiker.
In Vers 28 werden die Propheten erneut erwähnt als falsche Propheten und Lügner.
Vers 29 beschreibt das Volk im Allgemeinen: Es verübt Erpressung.
Gott sagt, es ist so schlimm, dass Vers 30 ein ganz wichtiger Vers ist, den man rot anstreichen kann:
"Ich suchte unter ihnen einen Mann, der die Mauer zumauern und in den Riss treten möchte für das Land, aber ich fand keinen."
Vers 31 zeigt schließlich, dass so das Gericht kommt.
Hoffnung durch den Mittler Christus Jesus
Wie ist der Vergleich zwischen den grünen Bäumen und den verdorrten Bäumen zu verstehen, zwischen den Gerechten und den Ungerechten? Gab es denn wirklich Gerechte? Ja, das gab es, aber natürlich ist das relativ. In unserer Gesellschaft gibt es auch gute Bürger und solche, die ganz pervers leben. Doch wenn man genau hinsieht, wie gut die guten Bürger wirklich sind, dann können wir sagen: Es ist nicht so, dass wir das Gericht Gottes nicht verdient hätten.
Keiner, der sündigt, entkommt dem Gericht. Das Gericht kommt. Aber glücklicherweise hat Gott Jahrhunderte später einen Mann gesandt, der in den Riss tritt. Damit wollen wir schließen, und zwar mit 1. Timotheus 2,3-4.
Es gibt auch andere Stellen, wo Israel mit wirklichem Silber verglichen wird, das in die Drangsal kommt und so geläutert wird, zum Beispiel Sacharja 13,8-9. Dort geht es um ein anderes Bild. Es geht um Schlacke, also um das, was wertlos ist. So wird Israel als wertloses Material verglichen.
Gut, wir haben es ein bisschen zu lange gemacht, Entschuldigung. Aber die Pause war auch schön und lang. Nun zu 1. Timotheus 2,3-4:
Denn dieses ist gut und angenehm vor unserem Heiland, Gott, der will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Vers 5:
Denn Gott ist einer, und einer ist der Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gab als Lösegeld für alle.
Ein Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus – er ist in den Riss getreten, um uns vor dem Gericht Gottes zu bewahren.
Herr Limmich, das wäre kurz in der Zeit. Dann ist dieses angekündigte Gericht viel schlimmer als das bei Sodom und Gomorra. Dort hat Gott noch mit sich handeln lassen: Wenn so und so viele gerecht sind, dann verschone die Stadt. Bis er Lot als einzigen herausgeführt hat.
Hier aber nimmt er grüne und verdorrte Bäume. Wir haben das sogar ausdrücklich in Hesekiel 16 gelesen. Am Schluss hat Gott erklärt, dass der Zustand Israels schlimmer geworden sei als Sodom und Gomorra. Also ausdrücklich, ja.
Gut, wir wollen noch zusammen beten.