Einführung: Vorbilder im Glauben und ihre Bedeutung
Welche Menschen sind dir Vorbilder im Glauben, und was zeichnet sie aus?
In den letzten Wochen haben wir im Gottesdienst immer wieder von Menschen gehört, die uns Vorbilder im Glauben sein können. Zum Beispiel haben wir letzten Sonntag von Elisabeth Elliot gehört. Ihr Mann wollte Indianern im Amazonasgebiet das Evangelium bringen. Als er dorthin ging, wurde er von ihnen mit Giftpfeilen ermordet. Elisabeth jedoch wurde nicht bitter darüber. Sie fand Gottes Kraft zu vergeben und zog kurze Zeit später, nur wenige Jahre nach dem Tod ihres Mannes, zu dem Stamm, der ihn getötet hatte. Dort brachte sie diesen Menschen das Evangelium.
Oder wir haben von John Wesley gehört, einem der Topverdiener seiner Zeit. Er hat richtig viel Geld verdient, aber er sagte sich: „Mensch, das will ich nicht für ein besseres Leben oder mehr Wohlstand ausgeben, sondern ich will es dafür einsetzen, dass andere Menschen gesegnet werden.“ Er wollte das Geld zur Ehre Gottes verwenden.
Vielleicht hast du ganz andere Vorbilder. Es gibt sie nicht nur als Weltberühmtheiten, sondern auch in unseren Familien oder in der Gemeinde. Vielleicht sind es gute Freunde, die dir Vorbild sind. Es sind ganz unterschiedliche Menschen – Männer, Frauen, arm, reich, introvertiert, extrovertiert. Aber eines haben sie alle gemeinsam: Sie haben das Evangelium verstanden. Sie glauben an Jesus Christus, folgen ihm nach und erkennen, dass sie einen Schatz im Himmel haben. Sie sagen: „Das soll mein Leben verändern.“
Diese Menschen sind nicht nur Hörer von Gottes Wort, sondern auch Täter seines Wortes. Das macht sie für uns oft besonders beeindruckend. Ganz sicher hat Gott in zweitausend Jahren Kirchengeschichte einige Männer und Frauen ganz besonders gebraucht. Doch dass wir Täter seines Wortes sind, ist die Herzenshaltung jedes Christen.
Das macht Jesus deutlich am Ende seiner Feldpredigt in Lukas 6, wo wir uns gerade in unserer Predigtserie befinden.
Die Herausforderung der Nachfolge: Jesu Worte am Ende der Feldpredigt
Jesus hat den Jüngern und den Menschen, die zu seiner Gemeinschaft gehörten, herausfordernde Dinge gesagt. Er forderte sie auf: Liebt eure Feinde und tut Gutes denen, die euch Böses tun. Am Ende sagte er zu ihnen: Wer diese Rede hört, der soll auch danach handeln. Es ist kein Programm für Superfromme oder Superheilige, sondern für jeden, der Jesus nachfolgt.
Ich möchte uns das vorlesen, was Jesus am Schluss seiner Predigt sagt. Ich hoffe, dass es uns motiviert und herausfordert, zu seiner Ehre zu leben und das zu tun, was er sagt. Es sind ein paar Verse mehr, aus Lukas 6, die Verse 39-49:
Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis: Kann ein Blinder einen Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht beide in die Grube fallen? Der Jünger steht nicht über dem Meister. Wenn er vollkommen ist, so ist er wie sein Meister.
Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders und den Balken in deinem eigenen Auge nimmst du nicht wahr? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Halt still, Bruder, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, wenn du selbst den Balken in deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem eigenen Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen.
Denn es gibt keinen guten Baum, der faule Früchte trägt, und keinen faulen Baum, der gute Früchte trägt. Jeder Baum wird an seiner eigenen Frucht erkannt. Man pflückt ja nicht Feigen von Dornen, noch liest man Trauben von Hecken.
Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens, und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus dem Bösen. Denn wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund.
Was nennt ihr mich aber Herr, Herr und tut nicht, was ich euch sage? Wer zu mir kommt, meine Rede hört und sie tut, dem will ich zeigen, wem er gleicht: Er gleicht einem Menschen, der ein Haus baute, grub tief und legte den Grund auf Felsen. Als aber eine Wasserflut kam, riss der Strom an dem Haus und konnte es nicht bewegen, denn es war gut gebaut.
Wer aber hört und nicht tut, der gleicht einem Menschen, der ein Haus baute, ohne Grund auf die Erde zu legen. Der Strom riss an ihm, und es fiel gleich zusammen, und sein Einsturz war groß.
Vater im Himmel, wir danken dir für diese Worte, die uns herausfordern, die Worte Jesu nicht nur zu hören, sondern auch zu tun. Wir bitten dich, dass du unsere Herzen bewegst. Lass uns nicht niedergedrückt werden, sondern mach uns zu Menschen, die freudig deinen Willen suchen und tun. Bitte sprich durch dein Wort in unser Herz. Amen.
Drei Aspekte der Nachfolge: Beginn bei dir, Herz und Gehorsam
Ich möchte mit euch diesen Text in drei Punkten anschauen. Diese Punkte sind auch im Flyer abgedruckt, wobei ein kleiner Fehler passiert ist. Die Punkte lauten richtig: Erstens, Nachfolge beginnt bei dir; zweitens, Nachfolge betrifft dein Herz; und drittens, Nachfolge bedeutet Gehorsam.
Im Anschluss schauen wir nicht auf den Psalm 1, das war nur der Lesungstext, sondern wir betrachten diese Gleichnisse.
Die Nachfolge beginnt bei dir – das sind die Gleichnisse eins bis drei. Nachfolge betrifft dein Herz – das sind die Gleichnisse vier und fünf. Und Nachfolge bedeutet Gehorsam – das ist das Gleichnis sechs. Ich sage das nur, damit ihr nicht verwirrt seid.
Nachfolge beginnt bei dir: Selbstreflexion und persönliche Verantwortung
Schauen wir uns das erste an: die Verse neununddreißig bis zweiundvierzig. Nachfolge beginnt bei dir. Jesus erzählt gleich drei Gleichnisse und unterstreicht damit mit drei Bildern, dass Nachfolge immer bei uns selbst beginnt.
Das erste Bild ist besonders eindrücklich: Wenn du nicht bei dir selbst anfängst, bist du wie ein Blinder, der einen Blinden führt. Und das muss böse ausgehen. Jesus sagt, das führt direkt in die Grube.
Wisst ihr, für wen Jesus dieses Bild gebraucht hat, blinde Blindenführer? An anderer Stelle sagt er das ausdrücklich zu den Pharisäern: „Ihr seid blinde Blindenführer.“ Was ich so bemerkenswert finde, ist, dass diese Pharisäer Supertheologen waren. Sie kannten die Bibel richtig gut, hatten sie auswendig gelernt. Das war die Elite, die Gottes Wort wirklich kannte – besser als ich ganz bestimmt und besser als viele andere. Sie kannten das Alte Testament. Und trotzdem sagt Jesus über sie: „Ihr seid blinde Blindenführer.“
Warum? Weil sie alles kannten, Gottes Willen so vor sich hatten und doch nicht für Gott lebten, sondern nur für sich selbst. Sie machten Leute klein, lebten nicht Gottes Barmherzigkeit und wandten das Wort völlig falsch an. Sie waren eigentlich noch blind. „Werdet doch erst mal sehend!“, sagt er den Pharisäern.
Das sagt er manchmal auch den Frommen. Das merke ich selbst oft, dass ich das wieder hören muss. Es hat mich diese Woche getroffen: Werd doch erst mal selber sehend! Versteh doch erst mal selber, was Gott will, bevor du den Anspruch hast, anderen den Weg zu zeigen.
Was kann das bedeuten? Wir haben diese Predigt letzten Sonntag schon gehört. Jesus spricht darin zum Beispiel von Feindesliebe, wenn er sagt: „Liebt eure Feinde, liebt eure Nächsten.“ Mathias hat uns gezeigt, wie diese Liebe Jesus selbst gelebt hat, wie diese Liebe von Gott selbst kommt. Er liebt seine Feinde. Er hat mich geliebt, als ich noch sein Feind war.
Sehend werde ich, wenn ich das wirklich erkenne, wenn mir das so bewusst wird, dass ich das nicht nur für mich nehme, sondern weitergebe. Vielleicht nicht gleich so, dass ich die Mörder meiner Frau liebe – ich bin dankbar, dass ich diese Situation nicht habe, wie Elisabeth Elliot sie hatte. Aber doch, dass ich die Menschen, die mir böse begegnen, lieben kann und ihnen mit Liebe begegne.
Daran zeigt sich, ob ich wirklich sehend bin. Es ist ein Prozess. Du wirst langsam sehend und schaffst das nicht von einem Tag auf den anderen. Aber je mehr du das tust, desto mehr beweist du: Ich habe es verstanden. Ich habe Gottes Liebe und seine Gnade wirklich verstanden. Das zeigt sich erst daran, dass du es auslebst – nicht pharisäerhaft von anderen einforderst, sondern selbst lebst.
Nachfolge beginnt bei dir.
Das wird auch im zweiten Punkt deutlich. Jesus sagt: „Ein Jünger steht nicht über dem Meister. Wenn er vollkommen ist, so ist er wie sein Meister.“ Du kannst deinen Lehrer nicht überholen. Heute geht das vielleicht mit Wikipedia und sonst was, aber eigentlich gilt: Dein Lehrer gibt dir weiter, was er kann, und du kannst nur so gut werden, wie dein Lehrer gut ist.
Sind wir als Christen bei dem perfekten Lehrer in der Schule? Jesus ist unser Meister, Jesus, der wirklich vollkommen ist. Das heißt aber auch, dass ich seine Worte nicht zur Seite legen kann. Ich kann nicht sagen: „Das mit der Nächstenliebe, der Selbstbeherrschung, der Großzügigkeit – das ist nichts für mich.“ Jesus sagt: „Das ist was für dich. Lern von mir, werde vollkommen so wie ich.“
Ganz schön hoher Anspruch, oder? „Werde vollkommen so wie Jesus.“ Gott sei Dank gibt er uns dafür Zeit – ein ganzes Leben. Und ich lerne nicht aus bei Jesus. Ich bin immer zuerst selbst in seiner Schule, als junger Mann, aber auch noch als alter Mann. Er hat mir immer etwas beizubringen. Ich kann nie auslernen bei ihm.
Es ist wichtig: Nachfolge beginnt bei mir – immer, als junger Christ und als alter, gestandener Christ. Es fängt immer bei mir an.
Und jetzt ist dieser Punkt so wichtig, dass Jesus sogar noch einen dritten Vergleich gebraucht: „Nachfolge beginnt bei dir.“ Er sagt: „Was siehst du den Splitter im Auge deines Nächsten, und den Balken im eigenen Auge siehst du nicht?“
Ich hatte dieses Wort diese Woche so im Hinterkopf. Da sehe ich eine Pressekonferenz des FC Bayern München. Manche lachen, weil sie die auch gesehen haben. Dort sitzen die Klubbosse und verteidigen ihre Spieler. Sie sagen, es sei eine Unverschämtheit, wie die Medien mit ihren Spielern umgehen, wie sie menschenverachtend über sie herziehen. Und da hatten sie einen Punkt, muss man sagen. Aber dann kommt ein Klubboss und macht alles kaputt, die ganze Botschaft, indem er selbst über Journalisten herzieht, über Ex-Spieler des Vereins.
Er hat den Splitter im Auge der Medien gesehen, aber den Balken im eigenen Auge nicht. Und wir lachen ein bisschen darüber. Die Medien hatten da ihr gefundenes Fressen. Aber so menschlich ist es, dass wir die Fehler der anderen so klar sehen, aber gar nicht merken, wie wir selbst die gleichen Wege gehen, wie wir selbst noch nicht vollkommen sind, wie wir an uns arbeiten müssen und wie Gott mit uns noch nicht fertig ist.
Deshalb ist die Botschaft hier von Jesus sehr klar: Beschäftige dich erst mal mit dir selbst, mit deinen eigenen Baustellen, mit deiner eigenen Sünde, bevor du anderen Vorhaltungen machst.
Was er nicht sagt, ist, dass die anderen keine Fehler oder keine Sünde haben. Das sagt er überhaupt nicht – da ist ja ein Splitter. Er sagt nur: Schau erst mal auf das, was in deinem Leben nicht stimmt. Schau zuerst auf dich.
Du sollst mit zweierlei Maß messen – aber zu deinen eigenen Ungunsten. Halte das, was du tust, für schlimmer als das, was der andere tut.
Da ist uns der Apostel Paulus ein großes Vorbild. Er hat so gelebt. Paulus brachte vielen Menschen das Evangelium, wurde verfolgt und erlebte krasse Dinge für seinen Glauben. Wir würden nicht sagen, dass er ein besonders schlimmer Mensch war – nicht einmal, wenn wir sehen, dass er früher ein Christenverfolger war.
Paulus ist echt ein Vorbild. Er schreibt seinem Schüler Timotheus im ersten Timotheusbrief: „Jesus Christus ist in die Welt gekommen, um Sünder selig zu machen, von denen ich der größte bin.“
Das war die Einstellung, mit der Paulus sein Leben gelebt hat: „Ich bin der größte Sünder.“ Das ist eine gesunde Einstellung für jeden von uns. Ich bin der größte Sünder. Ich brauche zuallererst selbst Gottes Gnade.
Es ist so heilsam, wenn wir uns das bewusst machen, bevor wir auf andere einschlagen, sie kritisieren, runtermachen und ihnen den Spiegel vorhalten. Wenn ich mir erst mal bewusst werde, was für ein Sünder ich bin und dass ich Gottes Gnade brauche, dass ich nur aus dieser Gnade leben kann, dann kann ich jemand anderem auf Augenhöhe begegnen – vielleicht sogar in Unterordnung, in Demut, so wie Jesus das fordert.
Ich kritisiere ihn dann nicht von oben herab, sondern bin wirklich an seiner Seite und sage: „Du, ich habe es auch noch nicht alles verstanden, ich habe auch noch meine Baustellen und meine Kämpfe. Aber wir gehen gemeinsam, gemeinsam einen Weg der Heiligung, einen Weg, mehr Täter seines Wortes zu werden.“
Es macht einen riesigen Unterschied, wenn wir mit dieser Einstellung einander begegnen. Wenn ich merke, ich werde kritiksüchtig, denke schlecht über andere, dann überlege ich erst mal: Wo stehe ich eigentlich? Wo wäre ich ohne diesen großen Erlöser Jesus Christus?
Nachfolge beginnt bei dir – aber sie hört da nicht auf. Jesus sagt: Erst der Balken aus deinem eigenen Auge, dann der Splitter aus dem Auge deines Bruders.
Es ist lieblos, andere runterzumachen, genauso lieblos, sie einfach weitermachen zu lassen. Wir sollen einander helfen. Wir dürfen einander helfen auf dem Weg mit Jesus.
Vielleicht merkst du schon: Es geht nicht einfach um ein paar Dinge, die wir ein bisschen besser machen. Was Jesus beschreibt, ist ein Charakter, der ganz anders ist. Es ist eine Veränderung ganz tief in mir, in meinem Herzen. Es geht nicht um ein paar To-dos.
Nachfolge betrifft dein Herz: Die innere Veränderung als Grundlage für gute Frucht
Lieb deine Feinde, tu wohl denen, die dich hassen – das kannst du erst einmal gar nicht. Da muss etwas ganz Tiefes im Herzen passieren. Genau das beschreibt Jesus in den nächsten Versen. Ich möchte das noch einmal lesen, die Verse 43 bis 45.
Er sagt: Es gibt keinen guten Baum, der faule Frucht trägt, und keinen faulen Baum, der gute Frucht trägt. Denn jeder Baum wird an seiner eigenen Frucht erkannt. Man pflückt ja nicht Feigen von den Dornen, auch liest man nicht Trauben von den Hecken. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens, und ein Böser bringt Böses hervor aus dem Bösen. Denn wes das Herz voll ist, dem geht der Mund über.
Also betrifft Nachfolge unser Herz. Es geht um unseren ganzen Charakter, darum, dass dieser verändert wird und von Jesus geprägt wird. Nachfolge bedeutet nicht einfach, dass wir ein paar gute Taten tun und dann Nachfolger sind. Vielmehr sind die guten Taten das Produkt, das zeigt, dass wir wirklich Jesus nachfolgen und dass er wirklich unser Herr ist.
Hier wird das wunderbare Bild von Bäumen gebraucht, die Frucht bringen – solche und solche. Unser Töchterchen, drei Jahre alt, hat mich diese Woche gefragt: „Woran erkennt man, dass ich einen Apfelbaum vor mir habe?“ Die Antwort war klar: „Dass er Äpfel hat.“ Natürlich, du erkennst jeden Baum an seiner Frucht. Wenn er gesund ist, wird er diese Frucht bringen.
Jesus will, dass wir verstehen: So ist es auch mit uns. Wenn wir wirklich Christen sind und Jesus Christus nachfolgen, dann prägt er unsere DNA. Er lebt wirklich in uns. Und die Frucht, die entsteht, entspricht der Frucht, die Jesus selbst hervorgebracht hat. Es sind seine guten Taten, die wir dann immer mehr hervorbringen werden.
Das kann man fast als ein Naturgesetz sehen: Wie es beim Baum passiert, so geschieht es auch beim Christen, wenn Jesus in ihm lebt. Diese Taten werden sichtbar, und die Menschen werden erkennen: Jesus lebt in mir.
Weil das aber eine so tiefe Veränderung ist, kann uns das auch ganz schön herausfordern – gerade in unserer Zeit. Wir leben in einer Zeit, in der schnelle Lösungen gefragt sind. Das erkennt man unter anderem an der ganzen Ratgeberliteratur.
Ich habe manchmal ein bisschen Rückenprobleme, will nicht klagen, ich weiß, ihr kennt das auch. Aber ihr ahnt nicht, wie viele Bücher und Artikel es gibt, in denen steht: „So werden Sie die Rückenprobleme los in nur vier Wochen“, und manche versprechen sogar „in nur zwei Wochen“. Und wisst ihr was? Manches funktioniert sogar, aber nicht lange.
Du machst die Übungen, der Schmerz geht weg, und du denkst dir: „Okay, hat funktioniert.“ Und du lebst genau so weiter, wie du immer gelebt hast. Genau das hat ja dazu geführt, dass du Rückenprobleme bekommen hast.
Wirklich verändert sich das nur, wenn du dein ganzes Leben hinterfragst. Wenn du dir überlegst: Muss ich mich mehr bewegen? Was muss ich an meiner Haltung ändern? Vielleicht auch: Wie muss ich meine Ernährung umstellen? Eine echte Veränderung passiert erst, wenn das tiefer geht.
Kann es sein, dass wir manchmal auch so bessere Christen werden wollen? Ich merke: Ich bin lieblos oder habe ein loses Mundwerk. Dann lese ich einen frommen Ratgeber, der mir ein paar Tipps gibt, wie ich besser werden kann. Und dann wird es auch ein bisschen besser. Aber schnell verliere ich das wieder aus den Augen. Einige Jahre später merke ich: Ich bin eigentlich schlimmer als je zuvor. Es ist gar nicht besser geworden.
Die Versuchung ist groß, schnelle Lösungen zu suchen. Jesus sagt: Mach das nicht. Keine schnelle Lösung, sondern etwas, das dich wirklich tief verändert.
Das zeigt sich schon, wenn wir darüber nachdenken, wie überhaupt jemand Christ wird. Jesus sagt: Es gibt Bäume, die sind lebendig und haben gute Wurzeln. Und es gibt welche, die sind eigentlich tot und haben tote Wurzeln.
So müssen wir über unser eigenes Leben nachdenken. Von Natur aus haben wir keine guten Wurzeln, sondern tote Wurzeln, die keine gute Frucht hervorbringen können, wie Gott es von uns erwartet. Wir bringen keine Frucht oder – wie dieser Dornstrauch – nur schlechte Frucht, etwas, womit niemand etwas anfangen kann.
Wir brauchen eine wirklich tiefe Veränderung. Das sagt uns das Evangelium. Gottes Wort hält uns das so klar vor Augen: Es reicht nicht, einfach ein paar Dinge zu verändern oder ein bisschen anders zu leben. Wir brauchen eine ganz tiefe Veränderung.
Nämlich, dass Jesus in unser Leben kommt und diese toten Wurzeln herausreißt. Und wie hat er das gemacht? Indem er das perfekte Leben gelebt hat und dieses Leben am Kreuz gegeben hat. Damit jeder, der an Jesus glaubt, für Gott leben kann – ein neues Leben leben kann, aus dem Frucht hervorgeht.
Nur so geht es. Nur so ist der Grundstein gelegt für ein Leben der Veränderung.
Nachfolge bedeutet Gehorsam: Das Fundament des Glaubens
Aber da hört es ja nicht auf. Jetzt können wir, wenn wir das glauben, den Psalm 1 ganz anders lesen. Am Anfang ist Psalm 1 nämlich eigentlich ganz schön furchtbar, weil du merkst: Matthias hat das auch gebetet. Du scheiterst ja so oft daran. Du schaffst es so oft nicht, Gottes Wort zu tun. Du bist kein Baum, der am Wasser gepflanzt ist.
Aber Gott sagt: Jetzt bist du es. Du hast die Wahl. Du kannst dir deine Energie, deinen Lebenssaft von woanders ziehen. Du musst dir nicht mehr den Dreck ziehen, sondern du kannst dir von Gott, aus Gottes Wort, das Gute ziehen. Das Problem ist, dass wir das oft nicht tun.
Diese Woche habe ich mal wieder darüber nachgedacht, wie oft eben wirklich andere Stimmen mich prägen, wie oft ich mir die Lebensenergie von woanders hole. Wenn mein Charakter anders werden soll, wenn mein Herz anders werden soll, dann brauche ich das Gute aus Gottes Wort.
Das, was in Psalm 1 so gut beschrieben ist – das Leben dieses Baumes, dieses Menschen, der an Wasserbächen gepflanzt ist – das kommt woher? Aus Gottes Wort. Aus dem tiefen Nachdenken darüber: Was sagt Gott mir eigentlich? Wie denkt er über mein Leben? Was will er, dass ich tue?
Es geht aber weiter. Es ist auch die Frage: Mit wem unterhalte ich mich? Was führe ich eigentlich für Gespräche? Sind die oberflächlich oder geht es da um Gott, um ein Leben zu Gottes Ehre? Was lese ich für Literatur? Was lese ich für Magazine? Ich muss mich das selber fragen. Vieles davon ist nicht besonders hilfreich, um ein fruchtbares Leben zu führen.
Allein Gottes Wort hilft uns, anders zu werden. Nur wenn ich von seinen Gedanken erfüllt bin, habe ich wirklich einen Schatz in meinem Herzen, aus dem ich weitergeben kann. Wenn mir seine Liebe und seine Gnade, aber auch seine Größe und seine Macht klar vor Augen sind, dann kann ich weitergeben. Mir geht der Mund über, wie es in Vers 45 heißt, weil ich sein Reden in meinem Herzen höre und daraus weitergeben kann.
Daraus entsteht eigentlich die wichtigste Frucht im Leben eines Christen. Sehen Sie das in den letzten Versen: Die wichtigste Frucht, die wir hervorbringen, die Gott durch uns hervorbringen will, ist Gehorsam gegenüber seinem Wort.
Jesus sagt: „Was nennt ihr mich aber Herr, Herr und tut nicht, was ich euch sage? Wer zu mir kommt und hört meine Rede und tut sie, den will ich euch zeigen, wem er gleicht: Er gleicht einem Menschen, der ein Haus baute, grub tief und legte den Grund auf Fels. Als aber eine Wasserflut kam, da riss der Strom an dem Haus und konnte es nicht bewegen, denn es war gut gebaut. Wer aber hört und nicht tut, der gleicht einem Menschen, der ein Haus baute auf die Erde, ohne Grund zu legen. Und der Strom riss an ihm, und es fiel gleich zusammen, und sein Einsturz war groß.“
Es waren ganz offensichtlich unter diesen Zuhörern Jesu Menschen, die ihn Herr genannt haben, wirklich gesagt haben: „Jesus, du bist mein Herr.“ Aber sie haben nicht so gelebt. Sie haben nicht das getan, was Jesus gesagt hat. Und er fragt sie: Warum tut ihr das? Warum nennt ihr mich Herr, wenn ihr nicht tut, was ich euch sage?
Wir sehen hier am wahrscheinlich deutlichsten, dass Neuwerden wirklich bedeutet, auch so zu leben, wie Jesus es uns sagt. Was sagen die Christen hier in der FG München Mitte nicht immer wieder? Dass es nicht so wichtig ist, wie ich lebe, sondern dass ich auf Gottes Gnade vertraue? Ja, es ist wichtig, dass ich auf Gottes Gnade vertraue. Ich verdiene mir seine Liebe nicht durch ein neues Leben in der Heiligung.
Es ist genau andersherum wie bei diesem Baum: Es ist eine Frucht. Es ist eine Frucht, die daraus hervorgeht, dass ich Gott wirklich kenne, dass sein Geist wirklich in mir lebt. Deshalb lebe ich anders. Es ist nicht mehr etwas, was mir eine lästige Pflicht ist, sondern eine schöne Pflicht. Ich merke: Es ist gut, Gottes Willen zu tun.
Wohin hätte mich mein Wille geführt? In die Hölle. Gottes Wille erlöst mich. Und Jesus sagt, es lohnt sich, so seinem Wort zu gehorchen. Er sagt: Denk mal an zwei Hausbauer – oder „Häuslesbauer“, wie man bei uns auf der Alb sagt. Zwei Häuslesbauer, die bauen eigentlich ziemlich gleich. Also wenn du diese Häuser aus dem Gleichnis siehst, die sahen vielleicht doppelt gleich aus.
Der Unterschied war nicht die äußere Fassade, sondern das Fundament. Der eine Mann gibt sich richtig Mühe und sagt: „Ich grabe und ich baue dieses Haus auf einen Felsen, damit es auch steht, wenn Stürme kommen.“ Und der andere sagt: „Warum die Mühe? Warum sich da so reinhängen? Ich baue einfach mal drauf los.“
Der Unterschied ist da zu sehen, wo die Stürme des Lebens kommen. Ich übertrage das gleich in unser geistliches Leben: Dort, wo die Krisen kommen, wirst du sehen, wie du gebaut hast. Es kann jemand ein Lippenbekenntnis zu Jesus abgeben und einfach sagen: „Jesus ist mein Herr“, und ganz anders leben. Oder sagen: „Jesus ist mir völlig egal.“ Und es kann jemand Jesus nachfolgen, und du siehst vielleicht erst mal gar nicht den großen Unterschied.
Aber wenn der Sturm kommt, wenn die Krise kommt, da wird offenbar, wie jemand gebaut hat, ob das Fundament stabil ist, ob es trägt.
Die Warnung, die Jesus ausspricht, ist schwer zu überhören. Er sagt: Bau nicht so wie dieser zweite Mann. An anderer Stelle sagt er es noch krasser im Matthäusevangelium: Da sagt er: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr, ins Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.“
Es wird einmal Menschen geben – ich finde diese Vorstellung furchtbar, muss ich sagen – die werden vor Gott stehen und sagen: „Wir haben dich doch Herr genannt, was willst du eigentlich?“ Und Jesus sagt: „Ich habe euch nicht gekannt, ihr habt überhaupt nicht so gelebt. Es ist keine Frucht zu sehen in eurem Leben, dass ich euer Herr war.“
Lasst uns anders leben, lasst uns anders leben. Ein festes Fundament legt man nicht in ein paar Stunden – es ist eine Lebensaufgabe. Ob für unser Leben gesprochen: Du musst tief graben. Da werden dir Dinge begegnen in deinem Leben, auch Charaktereigenschaften. Oh, das ist Arbeit, für ein ganzes Leben Arbeit.
Und es ist nicht schlimm, dass das da ist. Wenn du ein Fundament legst, gibt es auch Steine wegzugraben und so weiter. Das ist nicht das Problem. Das Problem wäre, wenn du sagst: „Ach, ich spare mir diese Mühe, das ist doch alles nicht so wichtig.“ Es ist wichtig, Gott ist wichtig, und es ist auch für dich wichtig, um seinen Segen wirklich im eigenen Leben zu erfahren, aber auch weitergeben zu können.
Das unsichtbare Fundament der Nachfolge: Geduld und Treue im Alltag
In den 1860er Jahren plante der deutsche Ingenieur Johann August Röbling in New York die Brooklyn Bridge. Später übernahm sein Sohn dieses Projekt und begann 1870 mit dem Bau.
Es vergingen Monate und Jahre. Die New Yorker schauten immer wieder zu und fragten sich, was der „faule Deutsche“ eigentlich macht, denn es schien, als passiere nichts. Sie sahen keinen Fortschritt am Bau.
1872 veröffentlichte Röbling schließlich eine Stellungnahme. Er erklärte, dass er in der zurückliegenden Zeit mit seinem Team immense Bauarbeiten unter Wasser durchgeführt hatte. Es handelte sich um Zementierarbeiten – schwierige und gefährliche Arbeiten in einem Umfang, der so groß war wie später die Türme der Brooklyn Bridge über Wasser.
Sie investierten genauso viel Zeit und Mühe in das, was unter der Oberfläche lag, was niemand sah. Die Leute fragten sich: „Was machen die eigentlich?“
Ist es bei uns ähnlich? Arbeitest du an deinem Lebensfundament? Oder besser noch: Lässt du Gott an deinem Charakter, an deinem Herzen arbeiten, dort, wo es zunächst keiner sieht? Bist du Gott auch dort treu und gehorsam, wo niemand hinschaut?
Nachfolge Christi beginnt immer bei dir und bei mir ganz persönlich. Sie geht viel tiefer als das, was wir an der Oberfläche sehen. Es ist eine Herzensarbeit, eine Charakterarbeit. Das ist die richtige Reihenfolge. Aus dem Charakter entsteht die gute Frucht, nämlich dass wir Christus ähnlich werden.
Nachfolge Christi bedeutet, dass du Gottes Wort nicht nur hörst, sondern es auch tust und immer mehr danach lebst. So unperfekt das auch immer wieder aussehen mag – ich will es betonen: so unperfekt es auch ist.
Aber eines ist sicher: Wenn wir uns die Botschaft dieser Verse zu Herzen nehmen, dann werden wir ein tragfähiges Fundament bekommen, weil Jesus es uns verspricht.
Ich möchte deshalb noch einmal die Worte lesen, die Jesus selbst über einen Menschen sagt, der ihm gehorsam nachfolgt und für den er wirklich Herr ist:
„Ich will euch zeigen, wem er gleicht: Er gleicht einem Menschen, der ein Haus baute. Er grub tief und legte den Grund auf Fels. Als aber eine Wasserflut kam, riss der Strom an dem Haus und konnte es nicht bewegen, denn es war gut gebaut.“
Ich bete: Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass du in unser Leben gekommen bist. Herr, wir müssen erkennen, wenn wir deine Worte hören, dass wir selbst tot waren und nicht in der Lage, irgendetwas von dem Guten hervorzubringen, was du getan hast – wirklich gut, zur Ehre Gottes.
Danke, dass sich das durch dich geändert hat. Danke, dass du in uns lebst durch deinen Geist. Und danke, dass du uns immer mehr veränderst und zu Menschen machst, die dir ähnlich sind.
Herr, ich bitte dich darum, dass wir ganz persönlich erkennen, was es für uns gerade heißt, dir ähnlicher zu werden. Danke, dass du uns dabei nicht loslässt, dass du bei uns bist und uns durchträgst.
Herr, bitte ermutige uns, immer wieder Schritte in der Nachfolge zu gehen. Wir danken dir, dass du unser Herr bist. Amen.