Einführung in die 400 stummen Jahre
Wir wollen heute Morgen das Thema der 400 stummen Jahre behandeln. Dabei geht es im Wesentlichen um die Zeitspanne von Malachi bis Matthäus. Das Alte Testament endet mit dem Propheten Malachi, etwa um 400 v. Chr. Danach folgte das sogenannte große Schweigen, und das Neue Testament beginnt schließlich mit Matthäus.
Wenn wir in Matthäus lesen, fällt uns auf, dass wir uns in einer ganz anderen Zeit befinden. Die politischen Verhältnisse haben sich stark verändert im Vergleich zum Ende des Alten Testaments. Deshalb stellt sich die Frage: Was ist in diesen 400 stummen Jahren eigentlich geschehen?
Wichtig ist noch Folgendes: Der Talmud erwähnt an mehreren Stellen, zum Beispiel im Traktat Sanhedrin, dass nach den Propheten Sacharja, Haggai und Malachi der Heilige Geist von Israel gewichen sei. Man war sich also in Israel bewusst, dass es keine Schriftpropheten mehr gab wie früher.
Übrigens entstanden in dieser Zeit auch die sogenannten Apokryphen. Diese Schriften wurden nicht als biblisch angesehen, da sie in einer Epoche verfasst wurden, in der es keine Schriftpropheten mehr gab.
Rückblick auf die babylonische Gefangenschaft und die Rückkehr
Zunächst beginnen wir noch etwas tiefer im Alten Testament, und zwar mit der babylonischen Gefangenschaft, um die Verknüpfung deutlicher zu machen. Wir gehen also zurück in die Zeit des babylonischen Weltreiches. Dieses Reich wird als erstes in Daniel 2 vorgestellt, wo es um die vier Weltreiche geht.
Im Jahr 605 v. Chr. begannen die Wegführungen ins Exil nach Babylon. Daniel wurde damals als Exilant weggeführt. Im Jahr 586 v. Chr. erreichte der babylonische Krieg gegen den Judenstaat seinen Höhepunkt. Es kam zur Zerstörung Jerusalams und des salomonischen Tempels.
Dieses Elend in Babylon dauerte einige Jahrzehnte. Danach kamen die Perser und Meder an die Macht. Im Jahr 538 v. Chr. wurde Babylon erobert. Kurz darauf, im Herbst, gab der Perserkönig Kyros das Heimkeeredikt heraus. Dieses erlaubte den Juden, wieder in ihre Heimat Judäa zurückzukehren, die nun eine persische Provinz war.
Im Jahr 537 v. Chr., als sie in Jerusalem ankamen, wurde zuerst der Altar auf dem Tempelberg an seinem früheren Ort wieder errichtet. Im folgenden Jahr wurde der Grundstein für den zweiten Tempel gelegt. Im Jahr 522 v. Chr. kam es jedoch zu einem Baustopp, da die Feinde im Land diesen von den Persern erwirkt hatten.
Etwa zwei Jahre später, im Jahr 520 v. Chr., traten die Propheten Haggai und Sacharja auf. Sie ermutigten das Volk durch ihre Prophetie, den Tempelbau wieder aufzunehmen. Schließlich erteilte der Perserkönig Darius Hystaspis die Erlaubnis, die Arbeiten fortzusetzen.
Im Jahr 516 v. Chr. wurde der Tempel vollendet. Einige Jahre später, im Jahr 457 v. Chr., kehrte der Priester Esra aus der Verbannung zurück. Er brachte Belehrungen über das Gesetz und führte bedeutende Reformen durch.
Im Jahr 445 v. Chr. kam Nehemia mit einer Sondererlaubnis des persischen Königs Artaxerxes zurück, um die Stadtmauern Jerusalems wieder aufzubauen. Etwa um das Jahr 400 v. Chr. trat der letzte Schriftprophet der Bibel auf, Malachi. Er richtete einen letzten Aufruf zur Umkehr an das Volk. Dabei wurde der Messias angekündigt, ebenso wie sein Vorläufer.
Die Ankündigung des Messias und das Ende der Prophetie
Wir lesen dazu aus Maleachi 3,1: „Siehe, ich sende meinen Boten, dass er den Weg vor mir bereite. Und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr suchet, und der Bote des Bundes, den ihr begehrt. Siehe, er kommt, spricht der Herr der Heerscharen.“
Diese Stelle kündigt an, dass Gott selbst kommen und seinen Boten vor sich herschicken wird. „Er, der Herr, der Bote des Bundes, wird plötzlich zu seinem Tempel kommen.“ Daraus konnte man also ganz klar erwarten, dass der Messias in Jerusalem beim Tempel erscheinen würde. „Siehe, er kommt“, spricht der Herr.
Wie im Text steht, geschah das, was der Talmud berichtet: Nachdem die letzten Propheten Zacharja, Haggai und Maleachi gestorben waren, wich der Heilige Geist von Israel.
Ich habe außerdem eine Referenz aus den Apokryphen hinzugefügt, und zwar aus dem ersten Buch der Makkabäer 9,27. Dort wird die Zeit der Makkabäer im zweiten Jahrhundert beschrieben. Es heißt, es war eine so große Trübsal in Israel, wie sie nicht gewesen war, seitdem es keine Propheten mehr gab.
Das Buch der Makkabäer, das zu den Apokryphen gehört, spricht also selbst über die Tatsache der fehlenden Propheten.
Die Prophetie Daniels als Schlüssel für die Zwischenzeit
Nun interessiert uns, was in den weiteren Jahren nach Malachi geschehen ist. Die Bibel scheint uns hier zunächst im Stich zu lassen. Man denkt oft, es gäbe eine Lücke von 400 Jahren, die in der Bibel nicht abgedeckt ist. Das stimmt jedoch nicht.
Denn in der Prophetie des Alten Testaments war diese Zeit schon längst vorausgesagt, und zwar insbesondere durch den Propheten Daniel. Dieser wurde im Jahr 605 v. Chr. nach Babylon weggeführt. In unserem Zusammenhang ist besonders Kapitel 11, Verse 2 bis 35 wichtig. Dort finden wir eine Prophetie, die den Zeitraum von 538 v. Chr. bis 65 v. Chr. umfasst.
Die Prophetie ist so detailliert, dass in diesen wenigen Versen etwa 150 erfüllte Prophezeiungen enthalten sind, die sich auch in der Weltgeschichte nachweisen lassen. Deshalb habe ich darauf hingewiesen, dass wir diese Prophezeiungen in der Weltgeschichte nicht immer verstanden haben.
In meinem Büchlein „Weltgeschichte im Visier des Propheten Daniel“ behandle ich alle diese 150 sowie 50 weitere Prophezeiungen aus Daniel im Detail. Ich zeige auf, wie sie sich in der Weltgeschichte erfüllt haben.
Übrigens hat der Neuplatoniker Porphyrius um 300 n. Chr. das Buch Daniel als spätere Fälschung abgetan. Seine Begründung war, dass es viel zu genaue Prophetie enthalte. Man kann das natürlich auch so sehen und darüber lachen, doch dies ist übrigens auch die Argumentation der liberalen Theologie. Sie behauptet, dass alles, was so eindeutige Prophetie enthält, später geschrieben worden sein müsse, weil es solche Prophetien schlicht und einfach nicht geben könne.
Darum habe ich mir in meinem Buch besonders Mühe gegeben, die wichtigsten Argumente für die Echtheit des Buches Daniel zusammenzutragen. Dabei stütze ich mich auf historische, archäologische und sprachwissenschaftliche Belege.
Die persischen Könige und der Beginn der griechischen Herrschaft
Gut, und jetzt wenden wir uns Daniel 11,2 zu. Ich lese zunächst Vers 1: Ein Engel stand im ersten Jahr des Darius des Meders, der ein Unterkönig von Kyrus war. Er stand ihm bei als Helfer und Schutz. Nun will ich dir die Wahrheit kundtun: Siehe, es werden noch drei Könige in Persien aufstehen, und der vierte wird größeren Reichtum erlangen als alle. Wenn er durch seinen Reichtum stark geworden ist, wird er alles gegen das Königreich Griechenland aufregen.
Wir befinden uns hier im Jahr 538, als Darius und Kyrus regiert hatten. Die Prophetie sagt, dass jetzt noch vier Perserkönige kommen werden. Der vierte wird besonders reich sein und gegen Griechenland kämpfen.
Auf der Liste habe ich alle diese Herrscher aufgeführt, mit dem biblischen Namen und dem Namen, der in den Geschichtsbüchern gebräuchlich ist. Dabei handelt es sich jeweils um die griechischen Bezeichnungen.
Erstens Ahasveros, das ist Kambyses, wie in Esra 4,6 erwähnt. Dann folgte Artasaster, aus Esra 4,7. Dieser wird oft mit dem viel späteren Artasaster aus Nehemia verwechselt, daher muss man aufpassen. In manchen Bibelausgaben mit Kommentaren ist der sogenannte Pseudosmerdis nicht enthalten, weil er nur ein paar Monate regierte. Er ist aber in der Zählung mit inbegriffen, sonst würde es nicht stimmen.
Dann kam Darius Hystaspis, der Darius aus Esra 6, und der vierte ist Ahasveros, Xerxes I. Er ist der König, von dem im Buch Esther die Rede ist. Er regierte von 486 bis 465. Dieser König herrschte über 127 Provinzen von Indien bis nach Äthiopien. Sein Reichtum war sprichwörtlich. Gerade Esther 1 beginnt mit einer großen Reichtumsausstellung von sechs Monaten.
Dieser König war außergewöhnlich reich, wie es heißt: „Wenn er durch seinen Reichtum stark geworden ist.“ Er stellte eine Armee auf, wie man sie in der Weltgeschichte wohl zuvor nie gesehen hatte. Er wollte unbedingt das Volk der Griechen dem Perserreich einverleiben. Dies führte zu den sogenannten Perserkriegen.
Diese Kriege waren jedoch eine totale Katastrophe für die Perser. Das löwenmutige Volk der Griechen wehrte sich so stark, dass die Perser keine Chance hatten. Alle Kriege gingen völlig daneben. Doch sie bewirkten, dass tiefe Wunden in der Seele der Griechen geschlagen wurden. Das sollte eines Tages gerecht werden. Darauf kommen wir gleich noch zurück.
Ein kleines Detail noch: Die große Ausstellung mit dem Reichtum von Ahasveros in Esther 1 fand im dritten Jahr seiner Regierung statt. Dann sollte Vasti, seine Ehefrau, auftreten, doch sie wollte nicht. Das hatte Konsequenzen: Sie wurde abgesetzt, und eine andere sollte Königin werden. Esther kam schließlich an ihre Stelle.
Eigentümlich ist, dass Esther, wenn man das Buch genau liest, erst im siebten Jahr Königin wird. Warum hat er vier Jahre gewartet? Das sagt uns das Buch Esther nicht. Aus der Geschichte wissen wir jedoch, dass genau dazwischen die katastrophalen Perserkriege stattfanden. Er hatte schlicht keine Zeit, daran zu denken.
Nebenbei ist das ein schlagendes Argument für die genaue geschichtliche Wahrheit des Buchs Esther, das von der liberalen Kritik oft als Roman abgetan wird. Wenn das Buch Esther ein Märchen wäre, würde es beginnen mit: „Es war einmal ein ganz armes jüdisches Mädchen.“ Man wüsste nicht, wo oder wann es spielte.
Doch das Buch Esther beginnt im dritten Jahr der Regierung von Ahasveros. Es wird erklärt, welcher Ahasveros gemeint ist – der von Indien bis Äthiopien regierte, über 127 Provinzen usw. Das ist das Kennzeichen nicht einer Legende, sondern von Geschichtsschreibung.
Alexander der Große und die Teilung seines Reiches
Jetzt kommt die große Wende: die Zeit des Griechischen Reiches, das ist das Dritte Reich aus Daniel 2 und Kapitel 7.
Wir lesen in Daniel 11, Vers 3: „Und ein tapferer König wird aufstehen, und er wird mit großer Macht herrschen und nach seinem Gutdünken handeln. Und sobald er aufgestanden ist, wird sein Reich zertrümmert und nach den vier Winden des Himmels hin zerteilt werden. Aber nicht für seine Nachkommen wird es sein, und nicht nach der Macht, mit welcher er geherrscht hat. Denn sein Reich wird zerstört und anderen zuteil werden mit Ausschluss von jenen.“
Jetzt plötzlich wird ein tapferer König eingeführt. Das ist Alexander der Große, der innerhalb von etwas mehr als zehn Jahren das riesige Reich der Perser bis nach Indien erobert hatte – mit einer kleinen Armee von etwa zehntausend Leuten. Unglaublich! So hat er das in dieser kurzen Zeit geschafft.
Es gibt eine Anekdote: Alexander hätte am Schluss bitterlich geweint, weil es keine Länder mehr zu erobern gab. Nun, das ist eine Anekdote, aber sie bringt pointiert zum Ausdruck, was wirklich geschehen ist. In Babylon wollte er den Turm von Babel wieder aufbauen, dann starb er an Malaria. Er hatte aber keinen Nachfolger, was zu Kriegen unter seinen Generälen führte. Schließlich zerfiel das riesige Alexanderreich, das sich von Griechenland bis nach Indien erstreckte, in hauptsächlich vier große Blöcke. Genau das, was hier beschrieben wird.
„Und sobald er aufgestanden ist, wird sein Reich zertrümmert und nach den vier Winden des Himmels hin zerteilt werden.“ Die vier Teilreiche sind, wenn man sie in einem historischen Atlas nachschlägt, tatsächlich nach den vier Himmelsrichtungen aufgeteilt.
Der Siegeszug Alexanders von 334 bis 323 v. Chr. war nichts anderes als ein Rachefeldzug für das, was Ahasveros und Xerxes den Griechen etwa 150 Jahre zuvor angetan hatten.
Wie gesagt, sein Reich zerfiel in vier Teilreiche. In der Folge wurde Israel zum Spielball zwischen den verfeindeten Reichen der Ptolemäer in Ägypten – die in Daniel immer „König des Südens“ genannt werden – und den Seleukiden, den syrischen Königen, die in Daniel stets „König des Nordens“ heißen.
In der weiteren Prophetie in Daniel 11 wird immer wieder behandelt, was zwischen dem König des Nordens und dem König des Südens geschah, wie sie über Jahrhunderte miteinander stritten und Israel dazwischen als Spielball der Mächte unsäglich litt.
Die Ptolemäer und die Übersetzung der hebräischen Bibel
Nun, wir gehen jetzt nicht der Reihe nach Vers für Vers durch Daniel 11, das wäre viel zu kompliziert und würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Wie gesagt, in meinem Buch zu dem Thema habe ich das ganz ausführlich behandelt. Jeder König wird dort der Reihe nach im Detail prophezeit.
Der erste Ptolemäer wird in Daniel 11,5 erwähnt: "Und der König des Südens, und zwar einer von seinen Obersten, wird stark werden." Das ist eben dieser erste Ptolemäer, der erste Ptolemäus, der erste Soter.
In Vers 6 wird dann schon sein Nachfolger genannt, der ebenfalls ganz genau so bezeichnet wird. Unter diesem König, Ptolemäus dem Zweiten Philadelphus, wurde in Alexandria die hebräische Bibel ins Griechische übersetzt. Das ist ganz wichtig im Hinblick auf die Vorbereitung des Evangeliums.
Dieses Ereignis in Ägypten führte dazu, dass die Bibel, die für nichtjüdische Völker zuvor ein verschlossenes Buch war, zum ersten Mal für Heiden zugänglich wurde. Diese Übersetzung nennt man die Septuaginta. Im Neuen Testament, das ja auf Griechisch verfasst ist, wird oft aus dem Alten Testament zitiert – und zwar aus dieser griechischen Übersetzung, nicht aus dem Hebräischen.
Also war dies ein ganz wichtiges Ereignis im Hinblick auf die Vorbereitung des Evangeliums. Es geschah in dieser stummen Zwischenzeit.
Die syrische Herrschaft und der Beginn der Makkabäerzeit
Nun machen wir einen Sprung und wenden uns dem Syrerkönig Antiochus III. zu, der in den Versen 15 und 16 beschrieben wird. Er ist der König des Nordens, der kommen wird. Er wird einen Wall errichten und eine befestigte Stadt einnehmen. Die Streitkräfte des Südens werden nicht standhalten können, selbst sein auserwähltes Volk wird keine Kraft haben, um Widerstand zu leisten. Derjenige, der gegen ihn antritt, wird nach seinem Gutdünken handeln, und niemand wird ihm widerstehen können. Er wird seinen Stand im Land der Zierde einnehmen. Vertilgung wird in seiner Hand sein.
Warum erwähne ich ihn? Weil damit das Ende der ägyptischen Herrschaft über Israel eingeläutet wird. Seit dem ersten Ptolemäer, Ptolemäus I., bis 198 v. Chr. war Israel ständig unter ägyptischer Herrschaft. Nun aber hat der König des Nordens so großen Erfolg, dass er, wie in Vers 16 beschrieben, „seinen Stand im Land der Zierde“ einnimmt. Das herrliche Land ist nur Israel. Es gibt auch andere schöne Länder, zum Beispiel die Schweiz, aber das Land der Zierde ist Israel. Damit endet die ägyptische Oberherrschaft.
Wie auf dem Blatt steht: Der syrische König Antiochus III. schlug Ägypten im Jahr 198 v. Chr. bei Banyas, im Norden Israels. Viele Israelreisende kennen die Quelle bei Banyas. Von da an kam Israel, das Land der Zierde, unter syrische Oberherrschaft – und zwar bis 134 v. Chr.
In Daniel 11, Vers 17 wird beschrieben, dass die Ägypter versucht haben, einen Friedensschluss zu erreichen. Man versuchte, von syrischer Seite aus einen Frieden mittels Heirat zu schließen. Weiter wird beschrieben, wie Antiochus III. Drakien und einen großen Teil der griechischen Inseln eroberte. Das war gefährlich.
Wir lesen noch in Vers 18: Er wird sein Angesicht zu den Inseln wenden und viele einnehmen. So geschah es. Doch damit hatte Antiochus den Zorn Roms herausgefordert, und Rom konnte das nicht zulassen. Was steht weiter? „Aber ein Feldherr wird seinem Hohn ein Ende machen.“ Aus der Geschichte wissen wir, dass dieser Feldherr Lucius Scipio Asiaticus war. Er schlug Antiochus 190 v. Chr. bei Magnesia vollständig.
Das war ein schwerer Schlag für die Syrer, denn sie wurden mit einer erbarmungslosen, jährlich zu zahlenden Tributlast für Kriegsentschädigungen belastet. Das sollte für die weitere Geschichte sehr wichtig sein.
Auf dem Blatt sieht man, dass ein Nachfolger, Seleukos IV., ebenfalls diese Last zu tragen hatte. Er versuchte, das Geld zusammenzubekommen, um die Römer zu bezahlen. Dann kam Antiochus IV., der jetzt ganz wichtig ist – ganz entscheidend. Er regierte von 175 bis 164 v. Chr. und wird ausführlich in Daniel 11, Verse 21 bis 35 beschrieben.
Die Hellenisierung und der Widerstand der Makkabäer
Nun lief das folgendermaßen ab: In Israel gab es eine Art Tempelstaat. Der jüdische Staat stand unter der Oberherrschaft der Syrer und wurde vom Hohenpriester geleitet. Der Bruder des Hohenpriesters Onias III. bot Antiochus IV. Geld an. Er sagte, wenn du mich zum Hohenpriester machst, zahle ich dir viel Geld. Das war natürlich sehr verlockend für Antiochus, der sich dachte, ich brauche ja Geld. Also stimmte er zu, und Onias III. wurde abgesetzt.
Dieser Hohepriester wird auch in Daniel 11 erwähnt, darauf werden wir gleich noch eingehen. Jason war ebenfalls bereit, dass das jüdische Volk die griechische Kultur und das griechische Denken übernimmt – man nennt das Hellenisierung. Er bot Antiochus an, dass das jüdische Volk hellenisiert wird. Das heißt nichts anderes, als dass es verweltlicht wird, also vom biblischen Denken weggeführt wird. Antiochus IV. ging darauf ein.
Jetzt lesen wir Daniel 11, Vers 22: „Und die überschwemmenden Streitkräfte werden vor ihm überschwemmt und zertrümmert werden, und sogar ein Fürst des Bundes.“ Ein Fürst des Bundes soll also weggeschwemmt und zertrümmert werden. Genau das geschah mit diesem Hohenpriester, diesem Fürsten des Bundes. Zuerst wurde er ins Exil nach Daphne geschickt – das entspricht dem „weggeschwemmt“ – und 171 vor Christus wurde er ermordet, also „zertrümmert“.
Man merkt, die Sprache ist etwas verschlüsselt. Wenn dann die Erfüllung eintritt, wird plötzlich alles klar. Durch die ganzen Verse zieht sich diese verschlüsselte Sprache. Wenn die Erfüllung da ist, versteht man im Nachhinein: Aha, das bedeutet das. Schon damals hatte man also Schwierigkeiten mit der Auslegung von Prophetien. Wenn das Ereignis dann eintrat, konnte man nur noch sagen: Aha, so ist es.
Jetzt wird die Situation noch dramatischer. Um 171 v. Chr. bot ein anderer Priester, Menelaos, Antiochus noch mehr Geld an, wenn er ihn statt Jason zum Hohenpriester machen würde. Auch das akzeptierte Antiochus. Das war ein entscheidender Moment.
Ich muss Folgendes erklären: Die Hohenpriester damals waren immer Abkömmlinge Aarons, des Hohenpriesters zur Zeit von Mose, aber durch eine ganz bestimmte Linie, nämlich die Linie von Zadok. Zadok war der auserwählte Hohepriester zur Zeit von David. Wir denken zurück an die Sonntagsschule: Die Geschichte von Eli ist sehr bekannt. Eli, der seine Söhne nicht zurechtwies und bestrafte, wie es hätte sein sollen, wurde von Gott abgesetzt. Gott sagte ihm durch Samuel, dass er sich einen treuen Priester erwählen wolle, anstatt ihm.
Eli starb tragisch, indem er sich das Genick brach. Später wurde Zadok als Hohepriester eingesetzt. Ich habe alle Stellen zu Zadok auf dem Blatt aufgeführt: 1. Chronik, 2. Samuel, 1. Könige usw. Von da an durften nur noch Zadokiden Hohepriester sein.
Wenn wir nun in unsere Zeit kommen, waren es also immer Zadokiden, die die richtigen Hohenpriester waren – bis zu Onias III. und Jason. Nun wurde das plötzlich geändert: Ein nicht-zadokidischer Priester übernahm das Hohepriesteramt. In der weiteren Geschichte Israels wurde nie mehr ein Zadokide Hohepriester.
Das ist ganz wichtig für das Neue Testament, denn dort lesen wir oft über die Hohenpriester. Das waren alles unrechtmäßige Hohenpriester, keiner von ihnen war Zadokide. Es ist wichtig, das zu wissen: Kajafas, Annas und andere waren keine Zadokiden und somit keine biblisch legitimen Hohenpriester.
Nebenbei sei noch erwähnt: In Hesekiel 44, Verse 10 und folgende wird der letzte Tempel Israels in der Endzeit beschrieben. Dort wird ausdrücklich vermerkt, dass nur noch die Zadokiden Priester sein werden – im zukünftigen Tempel in Israel. Das ist ganz, ganz wichtig.
Wir sehen also, die ganze Frage betrifft nicht nur die alte Zeit von Samuel und David, sondern reicht von der Zeit der Makkabäer bis in die Endzeit. Samuel war nur ein Tempeldiener, ein Tempelhelfer, er war nicht einmal aus aarontischem Geschlecht. Darum konnte er kein Hoherpriester sein. Aber er kündigte Eli an, dass die Linie nun neu durch Zadok, den treuen Priester zur Zeit von David und Salomo, festgelegt wird.
Menelaos fiel dann bei den Syrern 161 v. Chr. in Ungnade. An seiner Stelle wurde Alkimus als Hoherpriester eingesetzt – natürlich auch wieder ein Nicht-Zadokide. Zwei Jahre später starb dieser, und in den folgenden sieben Jahren gab es offenbar keine Hohenpriester mehr. Wir haben keine Angaben in den Quellen dazu.
Zur Zeit der Amtseinsetzung von Alkimus ging der enttäuschte Zadokide Onias IV., der Sohn des ermordeten letzten authentischen Hohenpriesters, nach Ägypten. Er war so frustriert über die Ereignisse, dass er dort in Leontopolis einen Tempel gründete. Das war völlig schriftwidrig, denn die Bibel sagt im 5. Buch Mose: Nur an dem Ort, den der Herr inmitten deiner Stämme auserwählen wird, sollst du Brandopfer darbringen.
Das war der einzige Tempelplatz in Jerusalem, nicht irgendwo sonst im Land Israel, sondern nur auf dem Tempelberg in Jerusalem. Onias IV. aber ging nach Ägypten und baute dort einen Tempel. Dieser Tempel existierte lange Zeit, bis ins erste Jahrhundert nach Christus – sogar länger als der Tempel in Jerusalem.
Das war also völlig gegen die biblischen Anweisungen, aber ganz schriftgemäß ein sadokitischer Priester. Interessant, nicht? Man könnte meinen, wenn man es richtig macht, kann man das andere ganz falsch machen. Darum habe ich von einem schismatischen Tempel gesprochen, also einem Tempel, der eine Spaltung im jüdischen Volk bedeutete.
Von den Juden in Israel wurde er natürlich massiv abgelehnt und als absolut unakzeptabel angesehen.
Um 170 vor Christus unternahm Antiochus IV. einen Feldzug gegen Ägypten, der ebenfalls in Daniel 11 beschrieben wird. Auf dem Heimweg rächte er sich an Jerusalem, weil es dort Unruhen gegeben hatte. Dabei richtete er ein Blutbad an und plünderte den Tempel.
Die griechisch gesinnte Partei der Juden, die hellenistische Partei, stand dabei auf seiner Seite. Das lesen wir in Daniel 11, Vers 25: „Und er wird seine Kraft und seinen Mut wieder dem König des Südens erwecken mit einem großen Heere.“ Also griff er Ägypten an, und der König des Südens rüstete sich zum Krieg.
Er hatte ein großes und überaus starkes Heer, aber er wird nicht bestehen, denn man wird Anschläge gegen ihn ersinnen. Diejenigen, die seine Tafelkost essen, werden ihn zerschmettern. Sein Heer wird überschwemmt, und viele Erschlagene werden fallen.
Die beiden Könige werden auf Bosheit bedacht sein, und an einem Tisch werden sie Lügen reden, doch es wird nicht gelingen. Das Ende verzögert sich noch bis zur bestimmten Zeit. Er wird mit großem Reichtum, also der Syrerkönig, in sein Land zurückkehren, und sein Herz wird wieder dem Heiligen Bund gerichtet sein – eben gegen die Juden. Er wird handeln und in sein Land zurückkehren.
Der Heilige Bund war dieses Blutbad in Jerusalem und die Plünderung des Tempels.
168 vor Christus unternahm er einen neuen Feldzug gegen Ägypten, doch dann kam alles anders. Der römische Senat hatte Schiffe nach Ägypten geschickt, die ihm dort entgegentraten und ihn in klare Schranken wiesen.
Der dortige Feldherr zeichnete einen Kreis um Antiochus auf den Boden – in den Sand. Er sagte zu ihm: In diesem Kreis entscheide dich. Antiochus durfte nicht mehr aus dem Kreis heraustreten, bevor er sich entschieden hatte. Er musste aufgeben und sich dem Willen Roms unterwerfen.
Wer kann sich schon gegen Rom wehren? Er musste sich wohl oder übel fügen. Das löste in ihm jedoch eine enorme Wut aus. Er kehrte nach Syrien zurück und ließ seinen Zorn an den Juden aus.
Nun lese ich Vers 40: „Zur bestimmten Zeit wird er wiederkehren und gegen den Süden ziehen.“ Das ist also sein zweiter Feldzug. Doch es wird nicht mehr sein wie am Anfang, denn Schiffe von Kittim, von Kreta – das ist Khitim – werden ihm entgegenkommen.
Er wird verzagen und umkehren. Das waren die Schiffe des römischen Senats, die Schiffe von Khitim. Er kann nichts gegen sie ausrichten und muss umkehren.
Er wird gegen den Heiligen Bund ergrimmen und handeln. Er wird umkehren und sein Augenmerk auf diejenigen richten, die den Heiligen Bund verlassen haben.
Er achtet ganz besonders auf die Juden, die den Bund verlassen haben – das sind die hellenistisch modernen, weltoffenen, griechisch gesinnten Juden. Diese sind für ihn wichtig.
Vers 31: „Und Streitkräfte von ihm werden dastehen, und sie werden das Heiligtum, die Feste, entweihen. Sie werden das beständige Opfer abschaffen und den verwüstenden Gräuel aufstellen. Und diejenigen, die gottlos gegen den Bund handeln, wird er durch Schmeicheleien zum Abfall verleiten.“ Nun, ...
Die Entweihung des Tempels und der Makkabäeraufstand
Wie ist das gekommen? Er ging nach Jerusalem auf der Heimreise. Jerusalem wurde geplündert, die Stadtmauern wurden abgerissen, und unzählige Juden wurden weggeführt oder ermordet. Es kam zu einer Terrorherrschaft über Jerusalem. Ab Dezember 167 v. Chr. wurde der Tempel in Jerusalem entweiht.
Ein Götzenbild, eine Zeusstatue mit den Gesichtszügen von Antiochus, wurde auf dem Tempelplatz aufgestellt. Das ist das, was hier genannt wird: der verwüstende Gräuel, der aufgestellt werden soll. „Greuel“ ist in der Bibel ein Wort für Götzen.
Dann wurde das Einhalten der Gebote der Bibel bei Todesstrafe verboten. Wer den Sabbat feierte, seine Kinder beschnitt und so weiter, wurde ermordet. Bibelanschriften wurden vernichtet. Das ist diese schreckliche Leidenszeit unter den Makkabäern.
Im zweiten Buch der Makkabäer wird auch eindrücklich beschrieben, wie das im Detail ablief. Dort wird eine Mutter beschrieben, die eine ganze Reihe Söhne hatte. Die Syrer haben dann einen Sohn nach dem anderen ermordet. Sie taten dies, indem sie die Söhne lebendig in einen aufgeheizten Kessel warfen – vor den Augen der Mutter und der anderen Brüder.
Es ging einfach darum: Entweder gebt ihr den Glauben an die Bibel auf, oder es geschieht das. In den Makkabäern wird eindrücklich beschrieben, wie diese Mutter mit jedem ihrer Kinder sprach. Sie sagte: „Schaut, sie können euch das Leben wegnehmen, aber wir haben die Hoffnung auf das ewige Leben. Gebt ja nicht nach!“
So beschreibt sie einem der Söhne: „Ich habe dich neun Monate unter meinem Herzen getragen, aber bitte mach jetzt nicht mit, gib hier nicht nach und erliege dieser Verführung.“ Alle haben sich vor den Augen der Mutter auf diese grausame Art ermorden lassen.
Das war die Zeit, als ein Priester namens Mattathias sich sagte: Jetzt ist Schluss! Er hatte fünf Söhne, die man die Makkabäer nennt. Bekannt sind vor allem Judas Makkabäus und weniger die anderen: Jonathan, Simon, Johannes und Eleazar.
Diese Familie nahm den Widerstandskampf gegen die Syrer auf. Sie begannen einen Guerillakrieg. Sie zogen in die Wüste, schlugen zwischendurch zu und zogen sich wieder zurück. So entstand eine ganze Guerillabewegung mit phänomenalen Erfolgen.
Schließlich konnten sie die Syrer aus dem Land vertreiben. Sie konnten auch den Tempel wieder neu weihen, und zwar am 4. Dezember 164 v. Chr. Nach drei Jahren wurde der Tempel also wieder geweiht.
Man führte das Tempelweihfest ein, das Chanukka-Fest. Es wird im Judentum von da an immer um Weihnachten herum gefeiert, denn es war im Dezember.
Dieses Fest wird übrigens in Johannes 10,22 erwähnt. Dort heißt es, dass der Herr Jesus am Tempelweihfest in Jerusalem war, im Tempel. Das geht also auf die Makkabäerzeit zurück, in der der Tempel, nachdem er entweiht worden war, wieder neu geweiht wurde.
Die Fortsetzung des Kampfes und die politische Entwicklung
Wir lesen in der Bibel über den Kampf der Makkabäer in Vers 32: „Und diejenigen, welche gottlos handeln gegen den Bund, wird er durch Schmeicheleien zum Abfall verleiten. Aber das Volk, welches seinen Gott kennt, wird sich stark erweisen und handeln.“ Das sind die Makkabäer.
Die Verständigen des Volkes werden viele unterweisen, doch sie werden durch Schwert und Flamme, durch Gefangenschaft und Raub für eine Zeit lang fallen. Diese ganzen Märtyrergeschichten, von denen ich etwas erzählt habe, fallen in diese Zeit. Viele mussten ihr Leben lassen. Wenn sie fallen, wird ihnen mit einer kleinen Hilfe geholfen werden. Viele werden sich ihnen mit Heuchelei anschließen. Von den Verständigen werden einige fallen, um sie zu läutern, zu reinigen und weiß zu machen bis zur Zeit des Endes, denn es verzieht sich noch bis zur bestimmten Zeit.
Wie ist es weitergegangen? Der Kampf gegen die Syrer war so erfolgreich, dass Jahre nach der Wiedereinweihung des Tempels, um 142 v. Chr., die Juden unter Simon, einem Bruder von Judas Makkabäus und dem letzten überlebenden Sohn von Mattathias, die nationale Autonomie wiedererlangten. Das ist ein ganz wichtiger Moment. Seit der Zeit Daniels, als die babylonische Herrschaft begann, war das Volk der Juden nie mehr autonom. Sie standen immer unter Fremdherrschaft – unter Babylon, Persien und Griechenland. Griechenland umfasst dabei auch die Ägypter und Syrer, die Nachfolgereiche des griechischen Reiches.
An diesem Punkt, 142 Jahre vor Christi Geburt, erlangten sie Autonomie und waren völlig frei. Das war ein bedeutender Moment. In der Bibel wird beschrieben, dass sie Erfolg haben werden. Das Volk, das seinen Gott kennt, wird sich stark erweisen und handeln. Ihnen wird mit einer kleinen Hilfe geholfen.
Wenn man darüber nachdenkt, waren die militärischen Erfolge der Makkabäer gewaltig. Doch in der Bibel wird dies als „mit einer kleinen Hilfe“ bezeichnet. Das ist relativ zu verstehen. In Kapitel 12 beschreibt Daniel, wie das jüdische Volk in der Endzeit große Drangsal durchmachen muss. Dann wird der Messias kommen, sie endgültig zum Sieg führen und ins Tausendjährige Reich bringen. Das wird die große Hilfe für Israel sein, die aber noch in der Zukunft liegt.
Darum ist das, was damals unter den Makkabäern geschah, in biblischer Sprache nur die kleine Hilfe. Es war gewaltig für sich genommen, aber im Vergleich zu dem, was Israel noch erwartet, bleibt es eine kleine Hilfe.
Die Bedeutung der "kleinen Kraft" für Philadelphia
Übrigens, manchmal hat man einfach so eine Intuition. Beim Lesen der Sendschreiben habe ich mich gefragt: Der Herr sagt zu Philadelphia, das ist die ideale Gemeinde in Offenbarung 2 und 3, dass sie eine kleine Kraft hat. Das wurde oft so verstanden, dass man, wenn man dem Herrn treu sein will, nicht viel bewirken muss, denn die Treuen haben eben nur eine kleine Kraft. Also, wenn in der Gemeinde gar nichts läuft, Hauptsache man ist Philadelphia, oder?
Das Interessante ist: Ich habe dann mal nachgeschaut, wie die Septuaginta Daniel 11 übersetzt, und tatsächlich heißt es dort, es wird ihm mit einer kleinen Kraft geholfen werden. Die kleine Kraft bei Philadelphia im Sendschreiben bedeutet also nicht, dass alles schwach ist, sich niemand bekehrt, sich nichts entwickelt oder keine Vertiefung stattfindet. Es heißt nicht, es geht nicht mehr weiter. Nein, das bedeutet gewaltige geistliche Siege. Aber das ist nur relativ zu verstehen.
Denn wenn der Herr Jesus einmal kommen wird und sein ganzes Volk, seine Kirche, seine Gemeinde aus dieser Welt herausholen und verherrlicht im Himmel darstellen wird, dann ist das die große Hilfe. So ist die kleine Kraft, die Philadelphia hat, nur relativ zu sehen. Sie hat nichts mit totaler Erfolglosigkeit zu tun. Man sagt sich vielleicht, sozial tun wir nicht viel, aber das ist auch nicht so wichtig. Nein, auf jedem Gebiet geistliche Siege – das ist Gottes Wille für Philadelphia. Eine kleine Hilfe, eine kleine Kraft, aber von Gott her.
Der Ausdruck „kleine Kraft“ kommt nicht direkt vor, aber ich habe gesagt: In Daniel 12 wird die endgültige Befreiung Israels beschrieben, und das ist im Gegensatz dazu die große Hilfe. Also nehmen wir Philadelphia wirklich als Ideal, im Bewusstsein, dass wir das nie erreichen. Aber wir dürfen nicht sagen, so wie wir jetzt sind, sollen wir zufrieden sein. Wir dürfen nie mit uns zufrieden sein, sonst geht es nicht weiter. Wir müssen immer unzufrieden sein mit uns – im guten Sinn – und immer überlegen, was man im positiven Sinn ändern könnte. Man kann auch im negativen Sinn ändern, das braucht man nicht, aber im positiven Sinn: Wie kann man geistliche Entwicklung fördern, wie können die einzelnen Geschwister im Glauben wachsen, wie wird evangelisiert? Darum steht Philadelphia ganz oben, und diese kleine Kraft sollen wir anstreben. Also niemals die kleine Kraft als Entschuldigung benutzen, dass bei uns nichts läuft.
So, das war eine kleine Einfügung. Ich glaube, es wäre gut, wenn wir zehn Minuten Pause machen.
Noch eine allgemeine Bemerkung zu unserem Thema: Das Thema ist besonders schwierig. Wenn jemand findet, er bekommt das nicht ganz zusammen, das ist auch nicht das Ziel und nicht die Erwartung. Man muss das zuerst einfach mal hören. Über diese 400 stummen Jahre ist man im Allgemeinen so stumm, dass sie einem nicht bekannt sind. Aber ich hoffe doch, dass einige Blitzlichter kommen, zum Beispiel das mit den Hohenpriestern, wie sie plötzlich nicht mehr nach den biblischen Normen waren. Das ist ganz wichtig für das Neue Testament, um die Evangelien besser verstehen zu können.
Oder man liest in den Evangelien vom Tempelweihfest, hat aber nie etwas im Alten Testament davon gelesen. Natürlich gab es das damals noch gar nicht, sondern es wurde erst in der Zeit der Makkabäer eingesetzt. Viele Dinge machen uns auch im Weiteren klar, was im Neuen Testament plötzlich da ist oder wie die Bibelübersetzung, die Septuaginta, eine wichtige Rolle spielt. Diese griechische Übersetzung war eine Vorbereitung für das Evangelium, als Bibel im Neuen Testament die griechische Bibel des Alten Testaments.
Gut, im Weiteren haben wir ja diese Blätter, da kann man das wieder durchlesen und sich allmählich ein Bild zusammenstellen. Es entstehen, wenn man das zum ersten Mal hört, kleine Wissensinseln, aber mit viel mehr dazwischen. Mit der Zeit, wenn man das vielleicht nochmals durchgeht und im Neuen Testament die Evangelien neu liest, entstehen manchmal Landbrücken zwischen den Wissensinseln, und das Wissen weitet sich immer mehr aus. Das ist ganz normal. Wenn nur ein paar kleine Wissensinseln über die 400 Jahre entstehen, ist das eine gute Voraussetzung. So lernt man, alles normal.
Jetzt habe ich etwas falsch gesagt: Ich habe gesagt, Kittim sei Kreta – das war falsch. Kittim, diese Insel, von der die Schiffe des römischen Senats kamen, war Zypern. Entschuldigung, Zypern war das.
Noch etwas zu Kittim: Dieser Ausdruck ist in Daniel sehr interessant und kommt in den Qumran-Handschriften wieder vor als Schlüsselbegriff. In den Qumran-Handschriften – darauf komme ich später nochmals zurück – bezeichnet Kittim Rom, die römische Macht. Das haben sie natürlich aus dem Buch Daniel übernommen.
Gut, jetzt gehen wir weiter. Um 152 v. Chr. ließ sich Jonathan, ein Bruder von Judas Makkabäus, von Alexander Balas, dem damaligen syrischen Thronanwärter, zum Hohenpriester ernennen. Natürlich waren die Makkabäer Priester aus dem Stamm Levi, Nachkommen Aarons, aber sie waren keine Zadokiden. Das ist tragisch, denn Jonathan war ein Mann, den Gott für den Widerstandskampf gebraucht hatte, das Volk, das seinen Gott kennt, sollte sich stark erweisen und handeln. Doch Jonathan wurde plötzlich treulos. Er wurde Hoherpriester, was er nie hätte werden dürfen. Das war ein Ärgernis für die Treuen in Israel damals.
Das war wohl der Punkt, an dem sich die Qumran-Leute vom Judentum absonderten und in die Wüste am Toten Meer gingen. Sie sagten: Jetzt ist mit dem Tempel Schluss, das ist alles unrein, unbiblisch, wir machen da nicht mehr mit. Wir gehen in die Wüste und warten, bis der Messias kommt, alles neu macht und einen neuen Tempel bringt. So entstand die Qumran-Gemeinschaft.
Wer Qumran-Handschriften liest – es gibt sie jetzt praktisch alle in deutscher Übersetzung – wird immer wieder von dem Frevelpriester und dem Lehrer der Gerechtigkeit lesen. Der Lehrer der Gerechtigkeit war der Führer der Qumran-Leute, der Frevelpriester weist zum Beispiel auf Jonathan hin, der frevelerisch gegen Gottes Willen die Hohepriesterwürde an sich gerissen hatte. Das führte zur Absonderung der Qumran-Leute.
Die Qumran-Gemeinschaft wurde von Zadokiden geleitet, ganz wichtig. In dieser Gemeinschaft gab es besonders viele Zadokiden, also Priester aus der richtigen Linie.
Wir gehen einen Schritt weiter, um 143 v. Chr. Ernannte die Volksversammlung Simon, einen weiteren Bruder von Judas Makkabäus, zum zivilen Oberhaupt und Hohenpriester. Sie sagten, das solle so bleiben, bis ein glaubhafter Prophet aufstehe (1. Makkabäer 14,41). Es gab keine Schriftpropheten mehr, steht in den Apokryphen. Sie sagten also, es solle so sein, bis ein Schriftprophet kommt, der ihnen sagt, wie es richtig sein soll.
Somit wurde Simon, der kein Zadokide war, Gründer einer neuen Hohenpriesterdynastie. Diese Linie der Makkabäer herrschte hundert Jahre weiter, dann kamen andere, aber es waren nie mehr Zadokiden.
In der weiteren Zeit entstand eine Expansionspolitik unter den Hasmonäern. So nennt man die Dynastie, seit die Makkabäer Herrscher geworden sind. Wichtig für uns ist Johannes Hyrcanus I. (143–134 v. Chr.).
Als Hilfe haben wir auf dem zweitletzten Blatt ein Schema der Dynastie der Hasmonäer. Das ist ein ganz wichtiges Blatt, wer will, kann es auswendig lernen. Ich habe es auch einmal auswendig lernen müssen, aber es hilft wirklich. Das geht bis ins Neue Testament, bis in die Apostelgeschichte hinein. Dann weiß man plötzlich, wer wer ist und wie sie miteinander verwandt waren.
Ganz oben sehen wir Matathias, den Mann, der den Widerstandskampf der Makkabäer ausgelöst hat. Er starb um 166 v. Chr., dann kam Judas Makkabäus sechs Jahre lang an die Macht. Danach wurde Jonathan hoher Priester (160–143 v. Chr.). Wie wir gesehen haben, wurde Simon Herrscher und Hoherpriester (143–134 v. Chr.).
Dann sein Sohn war Johannes Hyrcanus I. Von ihm haben wir gerade gesprochen. Er eroberte Idumea, das Land der Edomiter, Nachkommen von Esau, im Negev, dann auch Samaria und einen Teil von Galiläa. Interessant, nicht? Israel war wieder frei, und nun wurde expandiert und die Grenzen vergrößert.
Seine Söhne waren Aristobul und Alexander Janneus. Sie nahmen sogar den Königstitel an. Darum habe ich auf dem Blatt kursiv bei ihnen hinzugefügt: König Aristobul I. (104–103 v. Chr.) und König Alexander Janneus (103–76 v. Chr.).
Das war wieder etwas ganz Übles. Sie waren Hohepriester und wurden nun auch Könige. Damit haben sie Königtum und Priestertum in einer Person vereinigt, was absolut unbiblisch ist. Nach der Bibel sollte das erst beim Messias so sein, der nach Sacharja 6,12-13 Priester und König sein soll.
Gott hat in Israel immer die Gewaltentrennung gewollt. Die Könige sollten aus dem Stamm Juda kommen, Nachkommen Davids, die Hohenpriester aus dem Stamm Levi, Nachkommen Aarons. Nach biblischen Grundsätzen konnte man nicht gleichzeitig Hoherpriester und König sein. Das war getrennt.
Wir sehen also, die Gewaltentrennung ist keine Erfindung der Aufklärung oder der französischen Revolution, sondern ein biblisches Prinzip. Nie soll alle Macht in einer Person konzentriert werden, denn das ist gefährlich.
Wir Menschen sind immer gefährdet, Macht zu missbrauchen. Sobald wir zu viel Macht bekommen, ist die Versuchung groß, sie zu missbrauchen. Selbst Gottesmänner oder Gottesfrauen können daran fallen.
Darum gibt es im Neuen Testament nie nur den Ältesten einer Gemeinde, sondern immer mehrere Älteste, die Aufseher. Nie volle Machtkonzentration in einer Person – das ist gefährlich.
Gut, die Hasmonäer haben also Königtum und Priestertum in einer Person vereinigt und die Eroberungszüge fortgesetzt, bis fast eine davidisch-salomonische Reichsausdehnung entstanden war.
Man stelle sich vor: Ein unabhängiger Staat Israel, nach all der langen Leidenszeit, mit Grenzen wie zur Glanzzeit unter David und Salomo. Man fragt sich: Was wird daraus?
Aber man muss wissen, beide Herrscher waren durch und durch verdorben, überhaupt nicht göttliche Menschen.
Janneus zwang um 120 v. Chr. die Idumäer, Nachkommen von Esau, sich zum Judentum zu bekehren. Zwangsbekehrung! Das ist wichtig zu wissen, gerade im Gespräch mit Juden. Denn Juden werfen evangelistisch wirkenden Christen oft vor, sie hätten sie verfolgt und zum Christentum gezwungen.
Man kann sich davon distanzieren, denn was in der Kirchengeschichte geschah, heißt nicht, dass wir das gutheißen. Da ist viel Böses geschehen, mit dem wir uns nicht identifizieren.
Aber zweitens: Das gibt es im Judentum auch, das Gegenteil, und zwar damals, in der Zeit von Janneus, in einer wichtigen Glanzzeit. Der Mensch ist der gleiche, egal aus welcher Nation er kommt.
Im gleichen Jahr 128 v. Chr. zerstörte Janneus auch den samaritanischen Tempel auf dem Berg Garizim.
Die Samariter hatten die fünf Bücher Mose übernommen. 21 Mal steht im fünften Buch Mose vom Ort der Opfer, den Gott auserwählen würde, aber es wird nie Jerusalem genannt. Erst in den späteren geschichtlichen Büchern wird erklärt, dass es Jerusalem ist.
Die Samariter haben das nicht anerkannt und interpretierten das fünfte Buch Mose so, dass der Berg Garizim der richtige Ort sei. Bei den Zehn Geboten haben sie sogar ein Gebot eingefügt: Du sollst den Herrn auf Garizim anbeten.
Also Bibelfälschung ist nichts Modernes. Es gab immer Kämpfe zwischen Samaritern und Juden.
Jetzt verstehen wir auch Johannes 4, die Geschichte mit der Samariterin am Jakobsbrunnen. Johannes sagt, Samariter und Juden verkehren nicht miteinander. Da war eine tiefe Feindschaft.
Die Frau war überrascht, dass der Herr Jesus als Mann allein mit einer fremden Frau spricht – damals ungehörig – und dass er als Jude mit einer Samariterin spricht und sie sogar bittet, ihm zu trinken zu geben. Das war absolut undenkbar.
In Johannes 4,20 entdeckt die Frau, dass Jesus ein Prophet ist. Sie fragt ihn: Wo ist der richtige Ort der Anbetung? Ihr sagt, man müsse in Jerusalem anbeten, unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet.
Sie sagt nicht, unsere Väter beten auf diesem Berg an. Es gab keinen Tempel mehr auf dem Garizim, denn er war von Janneus zerstört worden. Erst im zweiten Jahrhundert nach Christus wurde der Tempel der Samariter wieder aufgebaut.
In der Zeit der Evangelien gab es keinen samaritanischen Tempel.
Es lohnt sich also, die Bibel genau zu lesen: Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet.
Nach dem Tod von Janneus wurde seine Frau, seine Witwe Alexandra, Herrscherin – ganz ungewöhnlich, denn die Herrschaft hat Gott dem Mann übergeben. Eine Frau wird Herrscherin.
Wir sehen, dass Golda Meier schon eine alte Tradition hat. Diese Jahre (76–67 v. Chr.) waren ein goldenes Zeitalter in Israel. Die Frau war nicht herrschsüchtig und wird als goldenes Zeitalter überliefert.
Dann kamen ihre Söhne, Hyrkanus II. und Aristobul. Sie hatten Streit um die Macht, und die Römer schauten zu. Wenn eine Großmacht ein anderes Volk sieht, wie es sich streitet, was tun sie? Sie schlichten.
So mussten die Römer unter dem Feldherrn Pompeius 67 v. Chr. nach Israel einmarschieren.
So kommen wir in die Zeit des Römischen Reiches, dem vierten Reich aus Daniel 2 und Daniel 7.
Um 67 v. Chr. wurde Judäa römisches Herrschaftsgebiet, und Jerusalems Mauern wurden geschleift.
Die Leute von Qumran erkannten darin das göttliche Gericht, weil die Hasmonäer als Nicht-Zadokiden unrechtmäßig die Hohenpriesterwürde und das Königtum an sich gerissen hatten.
In Höhle 1 in Qumran wurde auch der Habakuk-Kommentar gefunden, mit Erklärung, auf Deutsch erhältlich. Er wurde um 63 v. Chr. geschrieben, also in der Zeit, als die Römer einmarschierten.
Habakuk behandelt das Thema, wie die Chaldäer Judäa erobern werden in der Zeit Daniels. Das wird dort prophetisch beschrieben.
Die Qumran-Leute aktualisierten das Habakuk-Buch auf ihre Situation und erklärten, die Chaldäer, die in Habakuk 1,5 einmarschieren sollen, seien die Chittim, also die Römer.
Sie sahen darin ein Gericht Gottes über Israel, weil die Römer gekommen waren und Israel bestraften.
Nach der Eroberung Jerusalems wurde Hyrkanus II. zum Hohenpriester ernannt. Er wurde von den Römern nominell als Herrscher eingesetzt. Der Mann war charakterschwach, so konnte ein schlauer Edomiter namens Antipater ihn als Strohmann missbrauchen.
Stellen Sie sich vor: Ein Sohn von Esau benutzt einen jüdischen Herrscher, um seinen Einfluss über das jüdische Volk auszubreiten. Wie ungöttlich! Denn der Segen Isaaks ging an Jakob, und Jakob sollte über Esau herrschen – nicht umgekehrt.
Antipater war ein sehr schlauer Mann und machte sich bei den Römern beliebt. Aus Dankbarkeit für seine Verdienste ernannte Julius Caesar, der 44 v. Chr. ermordet wurde, ihn 47 v. Chr. zum Prokurator von Judäa.
Jetzt herrscht ein Edomiter, ein Nachkomme von Esau, über das jüdische Volk.
Im Jahr 43 v. Chr. wurde Antipater ermordet, und seine Söhne Herodes und Phasael setzten seine Politik fort.
Nach dem Sieg Oktavians, des Adoptivsohns von Julius Caesar, der später Kaiser Augustus wurde, wurden Phasael und Herodes zu Tetrarchen von Judäa ernannt. Ein Tetrarch war eine Art Unterkönig von Judäa.
So nebenbei: Ich habe meinem ältesten Sohn, der dreizehn ist, kürzlich erklärt, wie die Schweizer Geschichte mit der biblischen Geschichte zusammenhängt.
Julius Caesar spielte auch in der Heilsgeschichte des Neuen Testaments eine große Rolle, ebenso durch die Adoption von Octavian, dem späteren Kaiser Augustus.
Julius Caesar schlug die Helvetier vernichtend bei Bibracte in Frankreich und zwang sie, in die Schweiz zurückzukehren. Das war unter Julius Caesar.
Der gleiche Caesar, der wichtig für die Schweizer Geschichte ist, spielt auch in der Heilsgeschichte eine große Rolle.
Die Helvetier wussten damals von diesen Dingen nichts. Das Evangelium kam erst im dritten Jahrhundert durch römische Soldaten in die Schweiz.
Man erkennt die Ankunft des Christentums in Aventicum daran, dass die Leute bestattet und nicht mehr verbrannt wurden – ein Zeichen, dass das Heidentum vorbei war.
Um 40 v. Chr. wurde Judäa von den Parthern, den Persern, besetzt. Sie machten Antigonus zum Priesterkönig in Jerusalem. Er war der letzte Herrscher aus der Hasmonäerlinie. Damit wurde ein Schlussstrich unter die Makkabäer-Hasmonäer gezogen.
In Rom wurde Herodes, der Sohn von Antipater, durch den Senat zum König der Juden ernannt. Das ist der bekannte Herodes aus der Bibel, der spätere Kindermörder von Bethlehem.
Der römische Senat ernannte ihn zum König der Juden.
Man merkt den Unterton im Matthäusevangelium (Matthäus 2): In den Tagen Herodes‘ kommen die Magier aus dem Morgenland und fragen: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist?
Herodes dachte, er sei der König der Juden, der vom römischen Senat ernannt wurde. Nun gibt es aber einen neugeborenen König der Juden.
Man erkennt diese feine Ironie im biblischen Text erst, wenn man die Hintergrundgeschichte kennt.
Herodes wurde zum König der Juden ernannt, musste aber sein Recht durchsetzen.
Nach dreimonatiger Belagerung eroberte er Jerusalem im Oktober 37 v. Chr. mit römischen Truppen.
Antigonus, der Priesterkönig, wurde hingerichtet, und von da an begann die jahrelange blutige Herrschaft Herodes‘ über das jüdische Volk – ein Edomiter.
Edom, Esau herrscht über Jakob.
Herodes hatte dauernd Angst, man könnte ihm seine Herrschaft streitig machen.
Er ließ das ganze Synedrium, den obersten Gerichtshof Israels, ermorden und viele Familienmitglieder.
Der Kindermord von Bethlehem war nur eine Etappe in diesem blutigen Krieg.
Dieser Herrscher spielte eine wichtige Rolle für das Volk Israel. Vieles wurde von ihm ausgegraben.
Sein Reich erreichte fast die gleiche Ausdehnung wie unter David und Salomo.
Äußerlich eine Glanzzeit, aber innerlich alles daneben.
Ein Edomiter herrscht über Juden, das Hohepriesteramt in falschen Händen.
Äußerlich wirkt alles pompös und gewaltig, aber innerlich ist alles faul und morsch.
Das kann auch unter dem Volk Gottes so sein.
31 v. Chr. fand die Schlacht bei Actium statt. Octavian besiegte Antonius und Kleopatra.
Octavian wurde Alleinherrscher im römischen Reich und erhielt 27 v. Chr. vom Senat den Ehrentitel Augustus („der Erhabene“).
So lassen sich die Herrschaftszeiten datieren: Kaiser Augustus regierte von 31 v. Chr. bis 14 n. Chr.
In dieser Zeit sollte der Herr Jesus, der Messias, geboren werden.
Es war eine Zeit des Friedens im Römischen Reich, äußerlich stimmte vieles, aber die Situation war nicht wirklich friedlich.
Die Engel sagten in Lukas 2 zu den Hirten „Friede auf Erden“, aber es war nicht der Friede von Augustus gemeint.
Nun etwas zu den Bauleistungen Herodes‘:
Er baute die Stadt Caesarea, auch Sebaste (Samaria) wurde neu aufgebaut.
Er errichtete einen großartigen Winterpalast in Jericho und die Festung Machairus in Jordanien, wo er später gefangen war.
Er baute das Herodion, einen Hügel in der Wüste Judäa nahe Bethlehem, den er durch Sklavenarbeit massiv aufschütten ließ, sodass er wie ein Vulkan aussieht.
Man kann mit dem Flugzeug darüber fliegen – es ist eigentümlich, das Herodion von oben zu sehen.
Dort baute er einen gewaltigen Palast im Berginneren.
Massada, eine Festung am Toten Meer, wurde später die letzte Bastion, wo sich die Juden gegen die Römer hielten. Sie fiel 73 n. Chr.
Herodes spielte auch eine große Rolle in der Region.
Er finanzierte öffentliche Gebäude in Athen, Sparta, Rhodos und natürlich in Jerusalem.
Jerusalem erreichte unter ihm seine höchste Pracht, die Salomos Zeiten übertraf.
Er baute ein großes Theater, ein Hippodrom (Pferderennbahn) und erweiterte den Tempel von Jerusalem.
Da er das Synedrium ermorden ließ, hatte er ein schlechtes Gewissen.
Oft ist das bei dämonischen Menschen so: Sie begehen Schrecklichkeiten, bekommen dann schlechtes Gewissen und fahren weiter.
Er ging zu Baba Ben Buda, einem Weisen, und fragte, was er tun solle.
Der Rat war, Geld in den Tempelumbau zu investieren.
So wurde der Tempel auf die doppelte Größe erweitert, ein gewaltiges Unternehmen.
Im Norden wurde das Bezeta-Tal künstlich aufgeschüttet, um die Plattform auf 144 Quadratmeter zu vergrößern.
Der Tempel wurde zum größten Heiligtum aller Zeiten.
Der Karnak-Tempel ist der zweitgrößte Tempel der Welt und hat nur 80 Quadratmeter.
Der heutige Tempelplatz, auf dem die Omar-Moschee und die Al-Aqsa-Moschee stehen, ist dieser gewaltige Platz von 144 Quadratmetern.
Man könnte alle Kathedralen Englands dort unterbringen und hätte noch Platz übrig.
Herodes investierte viel Geld, auch aus Kupferminen-Einnahmen, und der Tempel stieg zur höchsten Herrlichkeit auf.
Der Bau begann 19 v. Chr. und wurde bis 63 n. Chr. immer weitergeführt.
Genau in der Zeit, als der Herr Jesus geboren wurde, erreichte der Tempel seine höchste Pracht.
Malachi sagte auch: Plötzlich wird zu seinem Tempel der Bote des Bundes kommen.
Es ist Gottes Ironie, dass der Kindermörder von Bethlehem den Tempel herrlich machen ließ für das Kommen des Erlösers, des Königs der Juden.
Im Talmud, Traktat Sanhedrin, heißt es über den Tempel: Wer den Tempel Herodes‘ nie gesehen hat, hat nie ein schönes Bauwerk gesehen.
Herodes hatte eine blutige Herrschaft. Er ermordete seine am meisten geliebte Frau Mariamne I. und viele weitere, auch einige seiner Söhne.
Kaiser Augustus sagte, es sei besser, ein Schwein von Herodes zu sein als ein Sohn von ihm.
Das ist ein Wortspiel: Sohn heißt auf Griechisch Hyios, Schwein heißt Uios.
Es sei besser, ein Uios als ein Hyios zu sein, denn im Land Judäa schlachtet man keine Schweine.
Aber Herodes schlachtete seine Söhne ab.
Lukas 2,1 bringt uns zur Weihnachtsgeschichte und zum Höhepunkt der Heilsgeschichte.
Da gab es den Einschreibungserlass von Kaiser Augustus.
Christus, der Herr, wurde in Bethlehem geboren, als König der Juden.
Matthäus 2 beschreibt neben dem Kindermord von Bethlehem die Flucht nach Ägypten.
Bald darauf starb Herodes der Große.
So konnten Maria und Joseph mit dem Kind zurückkommen, nachdem Herodes gestorben war.
Nun wurden Nachkommen von Herodes Herrscher.
Archilaus (4 v. Chr. bis 6 n. Chr.) wurde König über Judäa, Samaria und Idumea.
Sein Vollbruder Herodes Antipas (4 v. Chr. bis 39 n. Chr.) wurde Tetrarch über Galiläa und Perea.
Sein Halbbruder Philippus (4 v. Chr. bis 34 n. Chr.) wurde Tetrarch über Iturea, Drachonitis, Batanea, Gaulanitis und den Bezirk Umbanias.
Man muss auf der Karte nachschauen, wo das ist. Es gibt biblische Karten des Neuen Testaments, auf denen die Grenzen eingezeichnet sind.
Nun schauen wir das Blatt mit dem Stammbaum der Herodianer-Familie an.
Ganz oben ist Herodes der Große, der schon auf dem Blatt mit der Dynastie der Hasmonäer war.
Auf dem anderen Blatt habe ich Antipater eingezeichnet, von dem Herodes der Große abstammt.
Er heiratete Mariamne I., eine Jüdin und Nachkommin der Makkabäer.
Er verließ seine vorherige Frau Doris, um diese Jüdin zu heiraten.
Im jüdischen Volk hoffte man, dass wenn Söhne von Mariamne Könige würden, man wieder jüdische Herrschaft hätte, denn nach rabbinischem Recht ist derjenige Volljude, dessen Mutter Jüdin ist.
Wenn nur der Vater Jude ist, wird man nicht so schnell anerkannt.
Also hoffte man, dass ein Sohn von Mariamne König wird und die Herrschaft von Esau zu Jakob zurückkehrt.
Ihr Sohn Aristobul wurde um 29 v. Chr. ermordet, ebenso Mariamne I.
Die Linie ging aber weiter und wird uns noch beschäftigen.
Das Blatt „Dynastie der Herodianer“ zeigt Herodes den Großen.
Seine erste Frau war Doris, dann Mariamne I., die wichtig ist, weil sie eine Hasmonäerin war.
Dann Mariamne II. – zwei Frauen mit dem gleichen Namen.
Mariamne ist übrigens das Gleiche wie Miriam. So heißt meine Frau, aber ich bin froh, dass ich nur eine Miriam habe.
Dann folgen Maltake und Kleopatra. Er hatte noch fünf weitere Frauen, die uns aber nicht interessieren.
Bei Doris war ein Sohn, Antipater, der als König vorgesehen war, aber kurz vor Herodes‘ Tod ermordet wurde.
Mariamne I. hatte zwei Söhne: Alexander und Aristobul. Aristobul wird später noch wichtig.
Mariamne II. hatte einen Sohn, Herodes Philippus, der politisch nicht bedeutend war, aber aus einem anderen Grund wichtig wird.
Maltake hatte zwei Söhne: Archelaus, der König über Judäa wurde, nachdem Herodes starb.
Matthäus 2,20: Joseph und Maria kommen aus Ägypten zurück und wollen nach Judäa, nach Bethlehem.
Denn der Messias soll in der Stadt Davids aufwachsen.
Dann hören sie, dass Archelaus, dieser gewalttätige Mann, Herrscher geworden ist.
Joseph entscheidet sich, lieber nach Galiläa zu gehen.
Darum geht Jesus nach Nazareth, damit sich erfüllt, dass der Messias Nazaräer genannt wird.
So ist es gekommen.
In einem Wutanfall änderte Herodes kurz vor seinem Tod sein Testament, was zur Erfüllung führte, dass Jesus in Nazareth aufwuchs.
Die Wut der Könige reißt dich, heißt es in den Psalmen.
Gott kann sogar den Wutanfall Herodes‘ für seine Pläne gebrauchen.
Dann haben wir Herodes Antipas, den Herodes aus Matthäus 14,1 und Lukas 23,7.
Das macht das Lesen schwierig, weil dort auch Herodes steht, aber es ist nicht der Kindermörder.
Dieser Herodes war mit Herodias verheiratet und wurde von Johannes dem Täufer dauernd angegriffen.
Johannes sagte ihm, es sei ihr nicht erlaubt, Herodias zu haben.
Ich habe vergessen, etwas einzutragen: Herodias war verheiratet mit Herodes Antipas, davor war sie mit Herodes Philippus, dem Sohn von Mariamne II., verheiratet.
In Matthäus 14 wird gesagt, dass Herodes Antipas die Frau seines Bruders genommen hat, den politisch unbedeutenden Herodes Philippus.
Er sah sie in Rom, ihr gefiel ihm, und er machte ihr eine Offerte.
Johannes der Täufer schwieg nicht, sondern sagte wiederholt, es sei ihr nicht erlaubt, die Frau seines Bruders zu haben.
Das ärgerte Herodes so sehr, dass er Johannes ins Gefängnis steckte.
Dann kam die Geschichte mit dem Geburtstag: Die Tochter von Herodias, Salome (Matthäus 14,6), tanzte und gefiel Herodes.
Er fragte, was sie sich wünsche.
Die Mutter sagte ihr, sie solle den Kopf Johannes des Täufers fordern.
Herodes musste sein Wort halten, sonst verlor er als Politiker das Gesicht.
Johannes wurde geköpft, und Herodes Antipas hatte von da an immer ein schlechtes Gewissen.
Das war derselbe Herodes, der bei der Kreuzigung eine Rolle spielte.
Als Pilatus merkte, dass Jesus aus Nazareth kam, schickte er ihn zu Herodes Antipas.
Herodes wollte ein Wunder sehen, aber Jesus sprach kein Wort mit ihm.
Herodes lachte ihn aus und schickte ihn zurück zu Pilatus.
Wir sehen, dass es noch einen weiteren Herrscher gab, den Sohn von Kleopatra, der Philippus hieß.
Herodes hatte also nicht nur Frauen mit gleichen Namen, sondern auch Söhne mit gleichen Namen, was alles etwas kompliziert macht.
Der Philippus aus Lukas 3,1, als Johannes zu predigen begann, ist dieser Philippus.
Er heiratete Salome.
Man sieht, die Dynastie der Herodianer war eine totale Inzucht.
Und es wird noch schlimmer.
Wir werden das gleich sehen.
Nun möchte ich noch etwas zu Mariamne I. sagen.
Sie hatte einen Sohn Aristobul, auf den große Hoffnungen gesetzt wurden.
Er wurde sieben v. Chr. ermordet.
Er hatte Kinder, darunter Herodes Agrippa I., der in Apostelgeschichte 12 erwähnt wird.
Er herrschte von 41 bis 44 n. Chr. über Judäa.
Er ließ den Apostel Jakobus ermorden.
Es gibt die Geschichte, dass er auch Petrus ermorden wollte, aber Petrus wurde aus dem Gefängnis gerettet.
Herodes Agrippa I. galt als sehr stark jüdisch, als direkter Nachkomme von Mariamne.
Aristobul hatte nicht nur Herodes Agrippa I. als Sohn, sondern auch Herodes II. von Chalkis.
Der wird in der Bibel nicht erwähnt, ist aber indirekt wichtig.
Außerdem gab es noch eine Nachkommin, Herodias, die wir eben schon erwähnt haben – die ehebrecherische Frau.
Die ganze Dynastie ist geprägt von Eheproblemen, sexuellen Problemen und Gewalt.
Das lastet auf der ganzen Dynastie.
Ab jetzt ziehen wir weiter zu Herodes Agrippa I.
Er hatte einen Sohn, Herodes Agrippa II., der auch in der Bibel vorkommt.
Das ist der König Agrippa in Apostelgeschichte 25,13.
Er regierte von 50 bis ca. 94 n. Chr.
Als Paulus auf seiner Visionsreise nach Jerusalem kam, wurde er verhaftet und nach Caesarea ins Gefängnis gebracht.
Man wusste nicht, was man mit ihm anfangen sollte.
Herodes Agrippa II. kam zu Besuch und dachte, das sei eine gute Gelegenheit, Paulus vorzuführen, weil Agrippa Jude war, aber Römer.
Paulus hielt eine gewaltige Rede vor Agrippa (Apostelgeschichte 26).
Er erzählte freimütig seine Bekehrungsgeschichte.
Agrippa sagte ironisch: „In kurzem überzeugst du mich, ein Christ zu werden.“
In dieser Rede konnte Paulus deutlich machen, dass Christen keine Staatsfeinde sind.
Man braucht keine Angst vor ihnen zu haben, dass sie eine Revolution anzetteln.
Das war so überzeugend, dass später Folgendes geschah:
Im Jahr 70 wurde Jerusalem von den Römern zerstört.
Aber zwei Jahre davor, als die Römer begannen, Jerusalem zu belagern, flohen alle Judenchristen aus Jerusalem und Judäa.
Denn der Herr Jesus hatte ihnen in Lukas 21 prophetisch gesagt: Wenn ihr Jerusalem von Heerscharen umzingelt seht, flieht auf die Berge.
Sie taten das 68 n. Chr. und gingen über den Jordan nach Pella.
Agrippa II. nahm sie als friedliebende Bürger auf.
So starb in der Zerstörung Jerusalems, bei der über eine Million Menschen umkamen, kein einziger Judenchrist.
Das verdankten sie dem Schutz durch Herodes Agrippa II., aufgrund der Rede von Paulus.
Die Pizzas kommen, ich muss schnell Geld bereitmachen, dann machen wir noch den Schluss.
Sie sind immer besser, nicht schlechter; sie sind immer zu früh, nicht zu spät.
Wir wollen ganz kurz noch fertig werden.
Bei dem prunkvollen Auftritt in Caesarea von Agrippa wurde er von Berenike begleitet, die auch in der Apostelgeschichte erwähnt wird.
Ich habe hier einen Schreibfehler: Es sollte Apostelgeschichte 26,13 heißen.
Die meisten Bibelleser denken, sie sei seine Frau.
Das steht aber nirgends im Bibeltext.
Sie war seine Schwester, wie man auf dem Stammbaum sieht.
Berenike war mit Herodes II. von Chalkis verheiratet.
Auch dort gab es Eheprobleme.
Man sagt, sie hatten ein Verhältnis – totale Perversion in der Familie.
Das ist eine komische Geschichte.
Man könnte denken, das sei Privatsache, Hauptsache ein guter König.
Berenike hatte noch eine Schwester, Drusilla.
Die kennen wir aus Apostelgeschichte 24,24.
Sie war die Frau des Landpflegers Felix in Caesarea.
Dort wird gesagt, sie sei Jüdin, dass der Römer mit einer Jüdin verheiratet war.
Auch Drusilla gehörte zur herodianischen Dynastie.
Nun noch einige Angaben zu den Pharisäern und Sadduzäern:
Zur Zeit Malachis gab es in Israel eine Frömmigkeitsbewegung.
Sie wird in Malachi 3,16-17 erwähnt.
Die Treuen in Israel wurden von Gott in ein spezielles Gedenkbuch eingeschrieben.
Das sind die Verständigen, das Volk, das seinen Gott kennt (Daniel 11,32-33).
In der Zeit der Makkabäer wandten sie sich voll gegen die hellenistischen, heidnischen Einflüsse.
Sie wurden als altmodische Spielverderber angesehen.
Es ist gut, so etwas zu wissen, um Kindern zu erklären, dass es altmodische Spielverderber nicht nur im 20. Jahrhundert gab, sondern schon vor Jahrtausenden.
Das ganze Spiel zwischen den Generationen gab es immer.
Die altmodischen Spielverderber sind uralt oder ganz modern.
Sie verbanden sich mit den Makkabäern im Aufstand.
Aber wir haben gesehen, wie das wieder degenerierte.
Dann spalteten sich die Qumran-Leute ab und gingen in die Wüste.
Interessant ist für mich: Der Herr Jesus wurde in diese Situation hineingeboren.
Er ging nicht nach Qumran, sondern in den Tempel.
Er räumte im Tempel auf, zog sich aber nicht zurück.
Er hätte sagen können: Die Hohenpriester sind nicht legal, keine Zadokiden.
Doch er erfüllte seine Aufgabe dort.
Selbst als er vor Caiaphas stand, sagte er nicht: Bist du ein Zadokide?
Er hätte rot werden müssen.
Er sagte nichts und erkannte die Autorität gewissermaßen an.
Man kann viel vom Herrn lernen, wie er sich verhielt.
Unter Johannes Hyrkanus kam es zu einem totalen Bruch zwischen den Chasidim (den Frommen) und den Hasmonäern.
Das erste Mal erkennt man die Pharisäer in der Geschichte unter Johannes Hyrkanus.
Es gab eine Revolte der Pharisäer, später unter Janneus.
Bei Johannes Hyrkanus sieht man sie zum ersten Mal.
Unter Janneus, dem gottlosen Mann, wandten sie sich gegen ihn.
Die Folge: Janneus ließ 800 Pharisäer kreuzigen.
Das muss man sich merken, denn oft wird gesagt, Kreuzigung sei keine jüdische Todesart und die Evangelien seien falsch, wenn sie berichten, dass der Hohe Rat Jesus kreuzigen ließ.
Das ist halb falsch.
Man hat nicht gut genug aufgepasst in der Geschichte.
Schon früher ließ ein Judenkönig 800 Pharisäer kreuzigen.
Kreuzigung kam im Judentum durchaus vor.
Unter der Witwe Alexandra wurden die Pharisäer begünstigt.
Von da an wurden die Pharisäer Mitglieder im Synedrium.
Vorher gab es dort nur Sadduzer, die liberale Priesterpartei.
Schwerpunkte der Pharisäer-Theologie waren rituelle Reinheit, das Waschen der Hände und sich selbst, ganz genau nach Vorschriften und selbst erfundenen Regeln.
Sie hielten peinlich genau die Zehnten ein.
Ich habe Bibelstellen dazu gegeben, wo das deutlich wird.
Sie glaubten an den souveränen Willen Gottes, an Prädestination, an göttliche Vergeltung für das Tun der Menschen.
Sie glaubten an Auferstehung und Engel.
Es gab zwei Schulen unter ihnen: die Hillel- und die Schamai-Schule.
Die eine war ganz streng, die andere etwas freier.
Die Sadduzer findet man erstmals unter Johannes Hyrkanus.
Sie waren die liberale Partei, die die degenerierten Hasmonäer unterstützte und beriet.
Sie kamen besonders aus führenden Priesterfamilien, waren elitär und steinreich.
In Jerusalem wurde das Priesterquartier ausgegraben, man sah, in welchem Luxus sie lebten – unglaublich!
Sie glaubten, dass mit dem Tod alles aus sei.
Die Folge war, dass man das Leben hier genießen müsse.
Das ist eine logische Konsequenz.
Das erklärt auch das Denken und Leben vieler Menschen heute.
Sobald die Theologie lautet: Mit dem Tod ist alles aus, dann kann man einfach leben, wie es einem passt.
In den Evangelien sind Sadduzer und Pharisäer die liberalen und die überzogen gesetzlichen Gegner des Herrn Jesus.
Wir wollen noch zusammen beten:
Herr Jesus, wir danken Dir, dass Du in diese Welt gekommen bist, an einem ganz bestimmten Zeitpunkt, von Gott geplant.
Du bist gekommen als Licht in diese dunkle Welt.
Herr Jesus, wir erstaunen, in was für eine Zeit Du hineingeboren wurdest und wie Du Dich in diesen schwierigen Umständen nicht aus dem alltäglichen Leben zurückgezogen hast.
Du hast Dich den Problemen gestellt und gesagt, dass wir von Dir lernen sollen.
Du bist demütig und sanftmütig, und Dein Joch ist sanft, Deine Last ist leicht.
Hilf uns, wenn wir die Evangelien neu lesen, von Dir zu lernen, wie Du gelebt hast, wie Du mit beiden Füßen auf dem Boden standest.
Lass uns lernen, so zu leben, zu reagieren, zu handeln, zu denken und in Gemeinschaft mit dem Vater zu leben, wie Du es getan hast.
Wir geben Dir die Ehre. Amen.
