Versammlung und Landverteilung in Shiloh
Wir kommen nun zu Kapitel 18, Josua 18, Vers 1.
Die ganze Gemeinde der Kinder Israel versammelte sich in Silo. Dort schlugen sie das Zelt der Zusammenkunft auf. Das Land war vor ihnen unterjocht, doch es blieben noch sieben Stämme unter den Kindern Israel übrig, deren Erbteil noch nicht ausgeteilt worden war.
Da sprach Josua zu den Kindern Israel: „Wie lange wollt ihr noch untätig bleiben? Geht hin, um das Land in Besitz zu nehmen, das der Herr, der Gott eurer Väter, euch gegeben hat. Nehmt euch für jeden Stamm drei Männer, die ich aussenden werde. Sie sollen das Land durchwandern und es nach dem Verhältnis ihres Erbteils aufschreiben. Danach sollen sie zu mir kommen und das Land in sieben Teile unter sich aufteilen.“
Josua fuhr fort: „Joseph soll auf seinem Gebiet bleiben, im Süden, und das Haus Joseph soll auf seinem Gebiet bleiben, im Norden. Ihr aber sollt das Land in sieben Teile aufteilen und mir das Verzeichnis hierher bringen. Ich werde euch das Los hier vor dem Herrn, unserem Gott, werfen.“
Denn die Leviten haben kein Erbteil unter euch, da das Priestertum des Herrn ihr Erbteil ist. Gad, Ruben und der halbe Stamm Manasseh haben jenseits des Jordans, im Osten, ihr Erbteil empfangen, das Mose, der Knecht des Herrn, ihnen gegeben hat.
Die Männer machten sich auf und gingen hin. Josua gab denen, die das Land aufschreiben sollten, den Auftrag: „Geht hin, durchwandert das Land, schreibt es auf und kommt zu mir zurück. Hier werde ich euch das Los vor dem Herrn in Silo werfen.“
Die Männer gingen hin, durchzogen das Land und schrieben es nach den Städten in sieben Teile auf, die sie in ein Buch eintrugen. Sie kehrten zu Josua im Lager in Silo zurück. Dort warf Josua das Los vor dem Herrn in Silo. Anschließend teilte Josua das Land selbst unter den Kindern Israel nach ihren Abteilungen aus.
Die Bedeutung von Shiloh und der Stiftshütte
Jetzt wird zum ersten Mal im Buch Joshua die Stiftshütte erwähnt. Die Bundeslade war von großer Bedeutung von Anfang an, nicht wahr? Beim Durchzug durch den Jordan wurde sie genannt. Aber die Stiftshütte, dieser transportable Tempel, den Israel nach dem Auszug aus Ägypten am Fuß des Berges Sinai gebaut hatte, wurde nicht erwähnt.
Jetzt wird die Stiftshütte, die während der vierzigjährigen Wüstenwanderung von Ort zu Ort aufgestellt wurde, zum ersten Mal im Land erwähnt, und zwar in Schilo. Das ist erstaunlich. Schilo wurde bisher nie ausdrücklich im Zusammenhang mit den Eroberungen erwähnt. Ich zeige hier auf der Karte, wo Schilo liegt. Wenn wir also hier Jericho haben, gerade über den Jordan, dort, wo Israel den Jordan überquert hat, und wir haben Bethel und Ai da im Gebirge oben sowie Jerusalem ebenfalls im Bergland, dann geht man von Jerusalem hoch an Bethel vorbei und kommt nach Schilo. Wenn man noch weitergeht, gelangt man auf dem Bergrücken direkt nach Sichem. Sichem wird später im Buch Joshua als krönender Abschluss noch eine wichtige Rolle spielen.
Also gehen wir nach Schilo, einem Ort der Stiftshütte. Hier stehen wir im Bild auf dem alten Hügel, wo das alte, alttestamentliche Schilo gebaut war, und schauen gleich darüber. Diese israelische Siedlung wurde in den Jahren nach dem Sechstagekrieg hier gegründet, das neue Schilo. Die israelische Regierung hatte nach dem Sechstagekrieg ermutigt, an verschiedenen Orten im Westjordanland Siedlungen aufzubauen. Die Idee war von Anfang an, dieses Land als Verhandlungsmasse für Frieden mit den Palästinensern zu nutzen. Aber es war klar, dass man nie mehr das ganze Westjordanland zurückgeben darf, aus militärischen Gründen. Es ist strategisch so entscheidend, das Westjordanland zu halten, um gegen die Gefahr der arabischen Nationen rundherum bestehen zu können. Deshalb wurden aus militärischen Gründen diese Siedlungen gegründet. Das ist also das heutige Schilo.
Im Bild stehen wir auf dem alten Hügel, und hier sieht man etwas von den Stadtmauern, die ausgegraben wurden, von den alten biblischen Stadtmauern der Kanaaniter. Dort sind noch große Steine der Stadtmauer erhalten. Von da aus geht eine steile Böschung nach unten, die von den Kanaaniter so gestampft wurde. So entstand eine steile Böschung, und darauf kam eine mächtige Mauer.
Aber was man hier noch mehr sieht: Man hat einen Querschnitt herausgeschnitten, sieht man das? Unter der Stadtmauer geht der Fels so runter, und dann, ein paar Meter versetzt, geht noch ein Pfeiler nach unten. Das war die kanaanäische Art und Weise, um das Abrutschen des Hügels zu sichern. Das kennt man ja vom Straßenbau heute: Wenn ein Abhang neben der Straße gesichert werden muss, damit er nicht abrutscht, macht man Betonpfeiler zur Stabilisierung. Die Kanaaniter haben das schon vor dreieinhalbtausend Jahren so gemacht.
Also waren die Kanaaniter nicht irgendwelche primitiven Stämme, sondern kulturell sehr weit entwickelt, aber moralisch tief gesunken. Das war das Problem. Technisch und kulturell ganz oben, moralisch ganz unten – das erinnert uns an das heutige Europa.
Die Ausgrabungen haben ergeben, dass diese Mauer aus der mittleren Bronzezeit IIb stammt, also rund um 1550 v. Chr. Aber man hat keine Zerstörung festgestellt. Doch! Man hat gemerkt, dass um diese Zeit eine neue Kultur kam und sich in Schilo festsetzte. Das weist darauf hin, dass Schilo nicht durch Kampf und Zerstörung erobert wurde, sondern dass es irgendwie einfacher ging.
Darum lesen wir auch im Buch Joshua von keinem Kampf in Schilo, sondern nur, dass die Kinder Israel in Schilo sind. Die archäologischen Spuren zeigen genau, dass zu der Zeit, als diese mächtige kanaanäische Mauer bestand, die Israeliten kamen und diesen Ort übernahmen.
In den vergangenen Jahren hat man bei den Ausgrabungen auch außerhalb dieser Mauern einen heiligen Platz gefunden. Dort gibt es Mauern in Ost-West-Richtung, die aus dem natürlichen Felsen herausgeschlagen wurden. Sieht man das? Von unten geht es hoch, und es sind Felsmauern herausgeschlagen, parallel noch eine zweite Mauer. Wenn ich das jetzt nachzeichne – es sind nur noch Ruinen –, so ist das ein heiliger Bezirk, rechteckig, ein paar hundert Meter lang und etwa dreißig Meter breit.
Das ist interessant: Die Stiftshütte hatte nämlich eine Breite von fünfzig Ellen und eine Länge von 100 Ellen, und zwar Königsellen, die 52,5 Zentimeter lang sind. Das ergibt, wenn man rechnet, 27,5 Meter. Das heißt, die Stiftshütte, dieses schlichte, transportable Tempelzelt, passte genau zwischen diese Mauern hinein. Die Ausrichtung war immer West-Ost: Der Eingang der Stiftshütte war im Osten, das Allerheiligste im Westen. Die Ausrichtung stimmt also ganz genau.
Ich habe mit dem Ehemann der Archäologin gesprochen, die sehr bedeutend bei den Ausgrabungen in Schilo ist. Er sagte, sie verstehen nicht, warum das so lang ist, denn die Stiftshütte war ja nicht so lang. Ich habe ihm dann erklärt: Die Stiftshütte war das Einfachste, was man sich denken kann. Einfach das Allerheiligste im Zelt und darum herum einen Vorhof mit dem Altar, aber nicht viele Vorhöfe wie später im Salomonstempel. Im Salomonstempel gab es zwei Vorhöfe, und im zweiten Tempel zur Zeit des Herrn Jesus in Jerusalem noch ausgeprägtere Vorhöfe.
So konnte man die Stiftshütte hier aufstellen und hinten und vorne weitere Vorhöfe anhängen. Das war der Punkt. Dann konnte man in Schilo in diesen angehängten Vorhöfen die Friedensopfer essen. Wir kennen die Geschichte von Elkanah und seiner Familie. Jährlich gingen sie nach Schilo, das war am Ende der Richterzeit, als es glaubensmäßig mit Israel völlig abwärts gegangen war. Sie gehörten zu den wenigen, die noch nach Schilo gingen; das war nicht mehr das Normale. Sie gingen einmal im Jahr hinauf, und dann wurde ein Friedensopfer geopfert. Das war das Opfer, bei dem ein Teil für Gott verbrannt wurde, und der andere Teil durfte vom Opfernden gegessen werden, zusammen mit denen, die er eingeladen hatte. Hannah bekam zwei Teile Fleisch. So konnten sie dort Gemeinschaft haben.
Aber in der Geschichte Samuels, die in 1. Samuel beschrieben wird, lesen wir, dass am Morgen der kleine Samuel die Türflügel des Tempels öffnete. Das ist eigenartig, denn es gab ja noch keinen Tempel, sondern nur die Stiftshütte, die erst später mit Salomo kam. Warum liest man da von diesen Türen, die geöffnet wurden? Kein Problem: Die Stiftshütte war da, aber sie wurde durch diese Mauern geschützt. Vorne im Osten gab es eine Tür mit Türflügeln, und die öffnete Samuel am Morgen, sodass man in die Vorhöfe hineinkommen konnte. Der innerste Vorhof war dann die Stiftshütte selbst. So geht das alles auf.
Dort war Elkanah mit Hanna und der ganzen Familie. Dieser Ort ist der wirkliche Ort, wo das alles geschehen ist. Man kann darüber nachdenken: Hanna war ständig traurig und wollte gar nicht das Fleisch vom Friedensopfer essen. Ihr Wunsch war es, ein Kind zu haben. Sie ging in die Stiftshütte, nicht um Fleisch zu essen, sondern um ihr Herz vor dem Herrn auszuschütten. Schließlich sagte der Hohepriester Eli ihr, ihr Gebet sei erhört, und Hanna ging nach Hause.
Ihr Anliegen war: Herr, gib mir einen Jungen, und ich werde ihn ganz dir weihen. Das ist wunderbar, was man hier von Schilo lernt: Es ist der Ort, an dem eine Frau von Herzen für ein Kind gebetet hat, aber nicht, damit es Karriere macht, sondern damit es ganz dem Herrn gehört. Das ist wichtig, wenn wir Kinder haben: Unser Anliegen sollte sein, dass sie sich ganz dem Herrn zur Verfügung stellen und ein Leben zu seiner Ehre führen.
Ich war in Amerika, und dort füttert man kleine Kinder auf hohen Sesseln. Da kann es sein, dass man sagt: "Iss, mein Junge, damit du einmal Präsident von Amerika wirst." Aber was ist das? Es wäre etwas ganz anderes, zu sagen: "Iss, mein Junge, damit du Missionar in Thailand wirst." Oder in Argentinien. Das ist etwas ganz anderes, und das lernen wir von Hanna, die in Schilo um einen Jungen gebetet hat.
Übrigens ist es so, dass in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder jüdische Frauen hierher kamen und um einen Jungen beteten. Mir erzählte jemand, der in Schilo arbeitet, dass einmal eine Dame aus Deutschland hier betete, dass sie ein Kind bekomme. Und sie bekam wirklich ein Kind. Wisst ihr, wie das Kind hieß? Friedrich! Aber Gott ist gut, er hat in Schilo auf dieses Gebet gehört.
Wichtig ist zu sagen, dass es nicht nötig ist, nach Schilo zu gehen, um zu beten. Nur eine kleine Geschichte: Ein Freund von mir war Lehrer und arbeitete jahrzehntelang mit älteren Jugendlichen, die in der Schweiz integriert werden sollten. Ein junges Mädchen fragte ihn: "Beten in der Kirche?" Er sagte: "Ja, du kannst in der Kirche beten, aber du kannst eigentlich überall beten, wo du bist. Beten ist nicht an einen Ort gebunden."
Darum sagt auch der Herr Jesus in Johannes 4 zur samaritanischen Frau, die wissen wollte, ob man in Jerusalem oder auf dem Garizim beten muss: "Es kommt die Stunde, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; und da werden sie nicht mehr hier oder dort anbeten." An jedem Ort können wir kommen.
Aber wir lernen eben doch, dass Schilo der auserwählte Ort für den Gottesdienst war, wie diese Frau kam und ihr Anliegen hatte: ein Kind, aber ein Kind, das wirklich zur Ehre des Herrn lebt. Und das ist in diesem Fall auch so geschehen.
Es ist erstaunlich, wie Samuel in Schilo aufwuchs und dort die Stimme des Herrn hörte, während er neben der Bundeslade schlief. Das war hier. Man fragt sich vielleicht, wie das möglich war. Er war Levite, aber kein Priester. Nur Priester durften als Heilige ins Allerheiligste, wo die Bundeslade war. Wie konnte Samuel das tun?
Gehen wir zurück. Hier die Stiftshütte. Dort waren Decken über dem Zeltbau gespannt, und zwischen den goldüberzogenen Brettern der Stiftshütte und den ausgespannten Teppichen gab es einen Freiraum. Dort konnten die Priester schlafen. Auch der kleine Samuel hatte dort unten seine Matte, gerade auf der Höhe der Bundeslade. Darum schlief er bei der Bundeslade.
Nachts kam dann die Stimme: "Samuel! Samuel!" Auf Hebräisch sagt man "Schmuel, Schmuel." Der kleine Junge stand auf, ging auf die andere Seite, wo der Hohepriester schlief, und weckte ihn. Kleine Kinder hören nachts manchmal Dinge, die niemand sonst hört. Der Hohepriester schickte ihn zurück. Das wiederholte sich, bis er realisierte, dass Gott diesen Jungen rief.
Der Hohepriester erklärte Samuel, dass er, wenn er die Stimme wiederhört, sagen soll: "Rede, Herr, dein Knecht hört." Und so geschah es. Die Stimme kam wieder: "Samuel! Samuel!" Samuel antwortete: "Rede, Herr, dein Knecht hört." Das war der Anfang seines wunderbaren und gesegneten Dienstes als Prophet in Israel. Er war der letzte Richter in der langen Epoche nach Joshua, etwa 450 Jahre.
Dieser Ort ist mit all dem verbunden. Wenn wir jetzt zurückgehen zu Joshua 18, ist das der Ort, wo Joshua für diese sieben faulen Stämme das Los warf, damit endlich der Rest des Landes, den sie noch nicht wirklich in Besitz genommen hatten, auch verteilt wird.
Ich lese nochmals Joshua 18, Vers 3: "Da sprach Joshua zu den Kindern Israel: Wie lange werdet ihr euch lässig, also faul, zeigen, hinzugehen, um das Land in Besitz zu nehmen, welches der Herr, der Gott eurer Väter, euch gegeben hat?" Wir sehen das Problem der zweieinhalb Stämme, die drübenbleiben wollten. Für sie war das genug, sie wollten nicht das verheißene Land. Aber jetzt haben wir es mit Stämmen zu tun, die drüben waren, aber sie bekommen den Vorwurf, warum sie so nachlässig sind.
Man kann zwar gewisse Fortschritte im Glauben machen, aber dennoch nachlässig sein. Das ist etwas anderes als Kaleb, der hinging und sagte, er möchte wirklich das Erbteil, das Mose nach den Anweisungen des Herrn versprochen hatte. Auch Achsa wollte es, Othniel wollte es, und die Töchter Zelofhads wollten es. Aber diese Stämme waren faul.
Darum muss Joshua sie ermutigen: Geht durch das ganze Land und macht eine genaue Aufzeichnung des Landes. Das wurde gemacht und war die Grundlage, um das Los zu werfen und das Land den Stämmen zu verteilen.
Es ist so, dass es mit Israel während der Richterzeit und dem Gottesdienst in Schilo dramatisch abwärts ging. Wir sehen den Endzustand in der Zeit von Eli, als Elkanah und seine Familie wenigstens noch einmal jährlich hinaufgingen. Das Gesetz sagte dreimal jährlich, aber sie gingen wenigstens einmal jährlich hoch.
Die untreuen Söhne des Hohenpriesters lebten in Unzucht und entweihten den Ort. Das war ein Problem, in dem Samuel aufwachsen musste. Doch der Herr bewahrte ihn.
So kam der Moment, wo Gott beschloss, dass Schilo untergehen muss. Das geschah nicht zur Zeit in 1. Samuel, als die Philister die Bundeslade rauben konnten, sondern die Zerstörung Schilos verzögerte sich noch bis zur Zeit, als Saul auf den Gebirgen Gilboa fiel. Das war eine Katastrophe, und die Philister konnten viele Gebiete der Israeliten in Besitz nehmen.
Schilo wurde zerstört, aber die Stiftshütte konnte noch evakuiert werden. Darum berichtet die Heilige Schrift, dass die Stiftshütte an verschiedenen Orten noch aufgestellt wurde, zum Beispiel in Now und dann auf der Höhe von Gibeon.
Shilo wurde zerstört, und man hat enorme Zerstörungsspuren gefunden. Diese wurden von Israel Finkelstein untersucht, einem bibelfeindlichen Mann, der der Bibel eine falsche Chronologie unterstellt. Er benutzte die revidierte Zeitbestimmung der C14-Methode. Das ist nicht sein Spezialgebiet, aber es ergab, dass Schilo circa 1050 v. Chr. zerstört wurde.
Die strenge biblische Chronologie, die alle Zahlen ernst nimmt, ergibt Tod Sauls 1056 v. Chr. Wieder ein totaler Volltreffer für die biblische Chronologie. Da wurde Schilo zerstört.
Später, in der Zeit des Propheten Jeremia, kurz vor dem Untergang Jerusalems und der Zerstörung des Salomonischen Tempels, weil Israel wieder vom Herrn abgefallen war, lesen wir in Jeremia 7: "Sie waren abergläubisch und dachten, wir haben ja den Tempel, uns kann nichts geschehen, da wird keine Katastrophe über uns kommen."
Doch in Jeremia 7, Vers 11 heißt es: "Ist denn dieses Haus, spricht der Herr, welches nach meinem Namen genannt ist, eine Räuberhöhle geworden in euren Augen? Ich selbst sehe, ich habe es gesehen, spricht der Herr. Geht doch hin nach meiner Stätte, die zu Schilo war, wo ich zuerst meinen Namen wohnen ließ, und seht, was ich ihr getan habe wegen der Bosheit meines Volkes Israel."
Da ruft der Prophet auf: Geht nach Schilo und seht. Wir sind nach Schilo gegangen und haben die zerstörte Stätte gesehen. Sie ist immer noch da, und man sieht, wie Gott Schilo zerstören ließ, weil das Volk Israel untreu war.
Der Name Schilo kommt an verschiedenen Stellen der Bibel vor, in verschiedenen Schreibweisen. Interessant ist, dass dieser Name auch ein Name des Messias ist. In 1. Mose 49, im Segen Jakobs über die zwölf Söhne, lesen wir im Zusammenhang mit Juda:
"Du, Juda, werden deine Brüder preisen, deine Hand wird auf dem Nacken deiner Feinde sein, vor dir werden sich niederbeugen die Söhne deines Vaters." Und dann in Vers 10: "Nicht weichen wird das Zepter von Juda, noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen, bis dass Schilo kommt, und ihm werden die Völker gehorchen."
Schilo bedeutet Friedensbringer, Friedesschaffender. So war dieser Ort, der für Jahrhunderte das Zentrum des Gottesdienstes in Israel war, bevor Gott Jerusalem als Ort schenkte, der Hinweis auf den kommenden Messias, der einmal Frieden bringen würde – und zwar durch das Opfer.
Sehen wir die Stiftshütte hier mit dem Altar. Dort wurden in Schilo die stellvertretenden Opfer dargebracht. Das Ganze war umgeben von Mauern, die aus dem Felsen herausgeschlagen wurden, und darin Säulen mit weißen Umhängen. Was bedeutet das?
In Joshua 18 wird die Stiftshütte genannt, Vers 1: "Und die ganze Gemeinde der Kinder Israel versammelte sich nach Schilo. Sie schlugen dort das Zelt der Zusammenkunft auf." Hebräisch heißt das "Ohel Moed", Zelt der Begegnung oder Zelt der Zusammenkunft. Weit über hundertmal wird die Stiftshütte so in der Bibel genannt, und das drückt aus, dass Gott Gemeinschaft mit uns Menschen haben möchte.
Aber warum ist das alles so abgetrennt und mit Weiß? Das spricht von Gerechtigkeit und Heiligkeit. Es gibt ein Problem zwischen Gott und uns Menschen. In Jesaja 59 lesen wir: "Siehe, die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören, sondern eure Missetaten haben eine Scheidung gemacht zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass ihr nicht hört."
Das Problem unserer Schuld macht eine Trennung zwischen uns und Gott. Trotzdem ist es das Zelt der Zusammenkunft, das Zelt der Begegnung – Gott möchte eine Begegnung.
Hier in Schilo, dem Ort des Friedensbringers, gab es einen Zugang. Dieser Vorhang war ein Türvorhang, durch den man hineingehen konnte, sonst nirgends, nur hier von Osten. Der Herr Jesus sagt in Johannes 10, Vers 7: "Ich bin die Tür; wer durch mich eingeht, wird errettet werden." Dieser Torvorhang spricht vom Erlöser, vom Schilo, dem Friedensbringer. Das ist der einzige Weg, wie wir zu Gott kommen können.
So sagt Jesus in Johannes 14, Vers 6: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich."
Wenn man hineinkommt, ist das Erste, was man sieht, der Altar, der Ort der stellvertretenden Opfer. Über Jahrhunderte brachten die Israeliten in Schilo diese Opfer dar, die alle ein Hinweis waren: Wir können zu Gott kommen. Es gibt einen Weg zurück, eine Möglichkeit, Gott zu begegnen – aber nur über das stellvertretende Opfer.
Deshalb mussten die schuldig gewordenen Israeliten – und das sind wir alle – ein Opfertier bringen, ein unschuldiges. Sie mussten ihre Hände auf das Tier legen und ihre Schuld konkret bekennen. Dann musste das unschuldige Tier an ihrer Stelle sterben. Das ging unter die Haut. Die Männer mussten das Tier selbst schlachten.
Man muss sich fragen: Warum muss das unschuldige Tier sterben? Wegen mir. Das hat man hier jahrhundertelang in Schilo gelernt. Schilo war der Inbegriff. Der Name des Messias, wie Jakob schon lange zuvor gesagt hat: Aus Juda wird Schilo kommen, der Friedensbringer, und dann werden sich Menschen aus anderen Völkern ihm anschließen.
Wir wissen, der Herr Jesus ist gekommen, und Millionen von Menschen aus allen Nationen der Welt, aus allen fünf Kontinenten, haben sich im Laufe der vergangenen zweitausend Jahre ihm, dem Schilo, dem Friedensbringer, angeschlossen.
Da steckt viel drin in diesem Schilo aus Joshua 18. Und dort, bei der Stiftshütte, hat Joshua das Los geworfen, um das Land endlich auch unter den faulen Stämmen zu verteilen.
Es wurde zwischendurch gefragt: Wie ist das eigentlich mit dem Los? Was muss man sich darunter vorstellen? Es gibt verschiedene Arten von Losen in der Bibel.
Zum Beispiel an Jom Kippur wissen wir genau, wie das Los aussah. Dort mussten vom Hohenpriester zwei unschuldige Ziegenböcke gestellt werden. Es musste entschieden werden, welcher Bock geschlachtet wird, dessen Blut ins Allerheiligste gebracht und auf die Bundeslade gesprengt wird. Welcher Bock als Sündenbock symbolisch mit der Schuld Israels in die Wüste geht und nie mehr zurückkommt.
Es heißt, das muss durchs Los entschieden werden. Wir wissen genau, wie das ging: Die Böcke standen vor dem Hohenpriester, und ein Mann musste eine Box reichen. Der Hohepriester griff mit beiden Händen gleichzeitig hinein und nahm zwei Lose. Die Lose waren aus Holz oder Gold und konnten aufgeklappt werden. In einem der Lose stand "Ladonai" – für den Herrn, und im anderen "La Azazel" – für Azazel, den Bock, der weggeht.
Mit einem Griff nahm er in jeder Hand ein Los und legte sie auf die Köpfe. Dann wurden feierlich die Lose geöffnet: Ladonai wurde für den rechtsstehenden Bock bestimmt, der geschlachtet wurde, und La Azazel ging in die Wüste.
So wurde das Los entschieden. In ähnlicher Weise wurde hier in Schilo das Los geworfen, um zu bestimmen, welche Stämme welches Erbteil bekommen sollten. Das war natürlich von Gott geführt.
Das letzte Mal, dass wir in der Bibel finden, dass Gott ein Los führt, ist in Apostelgeschichte 1, vor Pfingsten. Judas war gestorben, es waren noch elf Apostel, und einer musste ergänzt werden. Wer? Da wurde auch durchs Los entschieden, und Matthias wurde gewählt.
Danach findet man im Neuen Testament kein Los mehr für die Gemeinde. Die Gemeinde gab es damals noch gar nicht. Sie entstand ein Kapitel später an Pfingsten, als der Heilige Geist kam. Darum braucht es kein Los mehr, denn der Heilige Geist wohnt heute in den Gläubigen und führt sie.
Die Reformatoren haben das schön ausgedrückt: Der Heilige Geist bewirkt ein inneres Zeugnis in unseren Herzen. Zum Beispiel in Römer 8: "Der Geist bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind." Beim gläubigen Menschen bewirkt der Heilige Geist diese innere Herzensüberzeugung: "Ich bin ein Kind Gottes."
Die Bibel sagt, wenn ich meine Schuld bekenne, wird mir vergeben, wenn ich den Herrn Jesus als meinen Retter aufnehme. "Soviel er ihn aber aufnahm, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden." So bewirkt der Heilige Geist eine innere feste Überzeugung. Er führt auch im Alltag und gibt in Entscheidungen eine innere Ruhe, Sicherheit und ein inneres Zeugnis.
Wir brauchen kein Los mehr.
Im Alten Testament finden wir das Los, und so hat Gott seinen Willen an Jom Kippur und bei der Verteilung des Landes in Schilo kundgetan.
In Verbindung mit diesem Los möchte ich noch auf Folgendes hinweisen: Im Talmud, im Traktat Joma, steht: "In den vierzig Jahren vor der Zerstörung des Tempels kam das Los nicht mehr in die rechte Hand."
Das klingt geheimnisvoll, aber wenn man den Hintergrund kennt, ist es einfach. Es ist wie in der Mathematik: Wenn man lange erklärt, versteht man es schnell.
Im Judentum wurde gelehrt, dass wenn an Jom Kippur das Los für den Herrn, Ladonai, in die rechte Hand kam, das ein Zeichen Gottes war, dass er das Opfer annimmt.
Im Talmud, Joma 39b, steht nun: In den vierzig Jahren vor der Zerstörung des Tempels, also vor dem Jahr 70 n. Chr., kam das Los nie mehr in die rechte Hand. Jedes Jahr war Ladonai in der linken. Das war ein Schock: Gott nimmt das Opfer nicht mehr an.
Man kann Wahrscheinlichkeitsrechnung machen: Kopf oder Zahl, die Wahrscheinlichkeit ist ungefähr 1 zu 2. Dann rechnet man 1 zu 2 hoch 40, das ergibt eine gewaltige Zahl. Das ist zufallsmäßig unmöglich.
So war es ab dem Jahr 30 n. Chr., genau in der Zeit, als Markus 3, Vers 6 berichtet, dass die Führer beschlossen, Jesus Christus müsse sterben. Im Jahr 32 wurde er gekreuzigt. In all diesen Jahren kam das Los nie mehr in die rechte Hand.
Man wusste: Gott nimmt unsere Opfer nicht mehr an. Ab dem Jahr 70 wurde der Tempel zerstört, und das jüdische Volk konnte den Tempel nicht mehr aufbauen bis heute.
Weil man nur an dem auserwählten Ort Opfer darbringen darf (5. Mose 12), den der Herr auswählt, um seinen Namen wohnen zu lassen, konnten seitdem keine Schlachtopfer mehr dargebracht werden.
Das ist im Judentum ein großes Problem. Wir haben seit fast zweitausend Jahren keine Opfer mehr. Das gehört zum Herzstück der Tora und kann sogar einen richtigen Konflikt auslösen.
Ich habe das Zeugnis eines russischen Juden gelesen, der jede Woche die Kapitel 3. Mose 1 bis 7 durchlas und betete: "Herr, rechne mir das an, als ob ich diese Opfer wirklich darbringen würde." Es gibt keine Opfer mehr.
Darum können wir stark argumentieren, wenn man mit Juden spricht, nicht nur mit Orthodoxen, auch mit Liberalen, die sind alle darauf ansprechbar.
Im Talmud, Joma 39b, steht, dass in den vierzig Jahren vor der Tempelzerstörung die Opfer nicht mehr angenommen wurden, und ab dem Jahr 70 keine Opfer mehr dargebracht werden konnten.
Was bedeutet das? Das ist eine unglaublich starke Aussage.
Dann kann man erklären, dass es die Zeit war, als Schilo kam. Denn es heißt dort: "Nicht weichen wird das Zepter von Juda." Das Zepter? Jeder Stamm hatte ein Zepter, das Zeichen der Identität eines Stammes. Für Zepter steht sogar "Shevet", und das ist dasselbe Wort wie für Stamm.
Das bedeutet, dass die Identität des Stammes Juda bleiben sollte, bis Schilo kommt. Das war so.
Natürlich wurde Juda in die babylonische Gefangenschaft geführt, aber sie blieben zusammen und kamen zurück. Ab dem Jahr 70 wurde das jüdische Volk weltweit zerstreut, und diese Identität ging verloren. Aber Schilo war gekommen.
Man wollte Schilo töten, und ab da nahm Gott die Wirkung der Opfer weg. Im Jahr 70 wurde der Tempel zerstört.
Das als erweiterte Erklärung zum Thema Loswerfen in Joshua 18.
Ich lese jetzt weiter in Joshua 18, Vers 11:
"Und es kam heraus das Los des Stammes der Kinder Benjamin nach ihren Geschlechtern, und das Gebiet ihres Loses kam heraus zwischen den Kindern Juda und den Kindern Joseph. Ihre Grenze auf der Nordseite fing am Jordan an, und die Grenze stieg hinauf nach der Nordseite von Jericho und stieg auf das Gebirge gegen Westen, und ihr Ausgang war nach der Wüste."
Von Bet-Awen hin ging die Grenze nach Luz, nach der Südseite von Luz, das ist Bethel. Die Grenze stieg hinab nach Aterot Adar bei dem Berg, der südlich von Unterbethoron liegt, und die Grenze zog sich herum und wandte sich nach der Westseite, südwärts von dem Berg, der vor Bethoron nach Süden liegt. Ihr Ausgang war nach Kirjat Baal hin. Das ist Kirjat Jearim, eine Stadt der Kinder Juda.
Wir wissen, dass dort lange die Bundeslade stationiert war, in späterer Geschichte. Das war die Westseite. Die Südseite fing am Ende von Kirjat Jearim an, und die Grenze lief nach Westen hin, zur Quelle des Wassers Neftoach. Die Grenze stieg hinab zum Ende des Berges, der vor dem Tal des Sohnes Hinnoms liegt, das ist der spätere Tempelberg Moria oder Zion.
Dabei am Tal Hinnom, oberhalb des Tales Hinnom in der Talebene der Rephaim gegen Norden, stieg sie das Tal Hinnom hinab nach der Südseite der Jebusiter. Sie stieg hinab nach Ein Rogel, der Walkerquelle, die ich schon erklärt habe, unterhalb der Davidstadt, wo heute ein Minarett steht.
Sie zog sich nordwärts herum und lief nach Ein Chemisch. Sie lief nach Gelilot hin, das der Anhöhe Adummim gegenüberliegt, und stieg hinab zum Stein Bohans, des Sohnes Rubens, und ging hinüber zur Seite, die der Araba nordwärts gegenüberliegt. Sie stieg hinab nach der Araba, und die Grenze ging hinüber zur Nordseite von Bethogla.
Der Ausgang der Grenze war nach der nördlichen Zunge des Salzmeers. Wir sind wieder beim Toten Meer, nach dem südlichen Ende des Jordan. Das war die Südgrenze, dort, wo der Jordan ins Tote Meer mündet.
Der Jordan begrenzte an der Ostseite das Erbteil der Kinder Benjamin nach ihren Grenzen, ringsum nach ihren Geschlechtern.
Die Städte des Stammes der Kinder Benjamin nach ihren Geschlechtern waren Jericho – eine benjaminitische Stadt –, Beth Hogla, Emichkeziz, Beth Arabah, Zemarayim, Bethel, Avim, Parra, Ofra, Kfar Ammon, Ofni und Geba. Geba wird später in der Geschichte noch von Bedeutung sein.
Zwölf Städte und ihre Dörfer: Gibeon, Rama, Mizbe, Kefira, Mozar, Rekem, Jirpeel, Tarallah, Zähler, Elef und die Jebusiter – das ist Jerusalem –, Gibeath, Kirjat.
Vierzehn Städte und ihre Dörfer – das war das Erbteil der Kinder Benjamin nach ihren Geschlechtern.
Das ist die Beschreibung der benjaminitischen Grenze. Wir haben die judäische Grenze gesehen, und darum ist so viel Übereinstimmung, weil sie auf einem großen Bereich miteinander Grenzen haben.
Jerusalem wird hier erwähnt. Ein Teil Jerusalems lag auf benjaminitischem Gebiet mit dem Tempelhaus, aber die Grenze ging genau durch den Altar hindurch. Die andere Seite war dann im Stamm Juda.
Dann geht es weiter in Kapitel 19 mit Simeon. Das zweite Los kam heraus für Simeon, für den Stamm der Kinder Simeon nach ihren Geschlechtern. Das kann man jetzt selbst durchlesen – ein bisschen Hausaufgabe braucht es auch in einer Bibelschule.
Nach der Aufzählung der Orte in Simeon lese ich Vers 9: "Von der Messschnur der Kinder Juda war das Erbteil der Kinder Simeon, denn das Teil der Kinder Juda war zu groß für sie, und so erhielten die Kinder Simeon ihr Erbteil mitten in ihrem Erbteil."
Wir müssen umlegen und die Karte anschauen. Das große Gebiet von Juda, nördlich von Juda Benjamin, dessen Grenze wir vorhin beschrieben haben. Innerhalb des Stammesgebiets ist Simeon sehr speziell: Der einzige Stamm, der so in einem anderen Stamm integriert ist.
Aber da ist etwas geschehen. Später lesen wir von Simeon in Verbindung mit den zehn Stämmen im Norden.
Schauen wir in 2. Chronik 15. Simeon hat eine ganze Serie von Städten bekommen, die in den Versen aufgeführt sind: Beerscheba, Sheba, Molada usw. Diese Städte wurden ihnen von Juda zugesprochen.
Es gab Bewegung, denn in 2. Chronik 15, zur Zeit von König Asa, lesen wir:
"Als Asa diese Worte und die Weissagung Odeds, des Propheten, hörte, fasste er Mut und schaffte die Gräuel weg aus dem ganzen Land Juda und Benjamin und aus den Städten, die er vom Gebirge Ephraim eingenommen hatte. Er erneuerte den Altar des Herrn, der vor der Halle des Herrn stand, und versammelte ganz Juda und Benjamin und die Fremdlinge, die aus Ephraim und Manasse und aus Simeon bei ihnen lebten. Denn viele liefen aus Israel, so nennt man die zehn Stämme im Norden, zu ihm über, als sie sahen, dass der Herr, ihr Gott, mit ihm war."
Also sind diese Simeoniter später ausgewandert und haben Gebiete unter den zehn Stämmen bekommen. Das stimmt mit der Prophetie Jakobs überein.
Jakob hat in 1. Mose 49 den üblen Zorn von Levi und Simeon verflucht und als Gericht ausgesprochen:
"Simeon und Levi sind Brüder, Werkzeuge der Gewalttat ihrer Waffen. Meine Seele komme nicht in ihren geheimen Rat." (Vers 5)
Er möchte nichts zu tun haben mit diesen beiden Brüdern, die gewalttätig sind.
In Vers 7 sagt er: "Verflucht sei ihr Zorn, denn er war gewalttätig und ihr Grimm, denn er war grausam. Ich werde sie zerstreuen in Jakob und zerstreuen in Israel."
Darum hat Levi kein Erbteil bekommen, sondern, wie wir später sehen, 48 Städte, aber zerstreut in ganz Israel.
Dieser Fluch wurde umgewandelt in Segen, weil Levi in der schlimmen Sünde des goldenen Kalbes dem Herrn treu blieb. Als Belohnung wurde ihnen der Priesterdienst gegeben.
Ursprünglich sollten alle Erstgeborenen aus allen Stämmen Priester sein, aber das wurde den Erstgeborenen weggenommen und dem Stamm Levi gegeben. So war der Tempeldienst ihr Erbteil, und die anderen Stämme mussten den Zehnten zahlen und sie finanziell im Priesterdienst tragen.
So wurde der Fluch, zerstreut zu werden, in Segen umgewandelt.
Aber Simeon blieb. Simeon erlebte auch eine Zerstreuung im Land. Es begann seltsam, denn einige Städte in Juda wurden ihnen zugesprochen, von dort aus erlebten sie Zerstreuung.
Joshua? Ich merke, ihr seid müde. Wir machen fünf Minuten Pause.
Ich hoffe, ihr seid wieder fit. Unglaublich, diese Ruhe, die die Musik von J.S. Bach und Gideon Krämer, dem berühmten jüdischen Geiger, ausstrahlt. Er sagte, man könne Bach nicht verstehen, wenn man seinen Glauben nicht versteht. Das hängt eng zusammen.
Diese Ruhe drückt die Ruhe aus, von der wir im Buch Joshua gelesen haben – die Ruhe im Herrn, die entsteht, wenn man das Land einnimmt und die Freude des Heils im Glauben erfasst.
Wir sind stehen geblieben bei Joshua 19, Vers 9, wo wir gesehen haben, dass die Simeoniter ein Erbteil mitten in Juda bekamen.
Ab Vers 10 wird das dritte Los beschrieben, das für die Kinder Sebulon herauskam. Das ist wieder Hausaufgabe, es bis Vers 16 durchzulesen.
Besonders hervorgehoben wird ein Bethlehem in Vers 15. Das darf man nicht mit Bethlehem Ephrata verwechseln, das in Juda liegt. Es gibt ein Bethlehem in Sebulon, also im Norden, in Galiläa. Das ist nicht dasselbe.
Darum steht in Micha 5, Vers 1:
"Und du, Bethlehem Ephrata, zu klein bist du unter den Tausenden Judas. Aus dir wird mir hervorgehen der Herrscher über Israel, und seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her."
In jeder Rabbinerbibel hat man mit den größten Buchstaben im sogenannten Mikra'ot Gedolot den hebräischen Text. Dort, neben dem Grundtext, steht in der aramäischen Übersetzung, dem Targum Jonathan ben Ussiel zu den Propheten, das Wort "Meschicha" eingefügt: "Aus dir wird kommen der Messias."
Das ist ein klarer Hinweis, dass diese Stelle im Judentum von alters her als Messias verstanden wurde, der aus Bethlehem kommen sollte – aber nicht aus Bethlehem in Sebulon, sondern aus Bethlehem in Juda.
Der Herr Jesus wurde dort geboren und hat das erfüllt.
Im orthodoxen Judentum, wo man noch auf den Messias wartet, ist das ein echtes Problem. Man kann ihnen sagen: Der Messias wurde schon geboren – auf der anderen Seite des Checkpoints. Dort sind heute große Mauern und Absperrungen, und es ist nicht einfach, nach Bethlehem zu wechseln.
Dort wohnt kein Jude mehr. Bethlehem ist, um einen schrecklichen Begriff der Nazis zu verwenden, judenrein geworden.
Man sollte nicht vergessen: Der Messias ist schon längst geboren.
In dieser Stelle steht: "Seine Ausgänge sind von der Ewigkeit her." Im orthodoxen Judentum wird gelehrt, dass der Messias ein normaler Mensch sein wird. Das geht nicht. Seine Ausgänge sind von der Ewigkeit her. Er wird Gott und Mensch in einer Person sein.
Das zu Bethlehem.
Zum Namen Bethlehem: So spricht man es aus, es heißt "Haus des Brotes", auf gut Deutsch Brothausen. Aus Brothausen sollte der kommen, der in Johannes 6 sagen konnte: "Ich bin das lebendige Brot aus dem Himmel. Wer von diesem Brot isst, wird ewig leben."
Da sieht man, wie wichtig die Bedeutung der Namen ist.
In Vers 17 von Joshua 19 lesen wir für Issachar das vierte Los, das bis Vers 23 geht.
Vers 24: Das fünfte Los kam heraus für den Stamm der Kinder Aser. Issachar liegt auf der Karte hier, Aser am Meer.
Vers 32: Für die Kinder Naftali kam das sechste Los heraus, Naftali hier am See Genezareth. Der See heißt Yam Kineret, der See Kineret, und die Ortschaft Kineret wird hier erwähnt.
Warum erwähne ich das? Der Herr Jesus wurde in Bethlehem, Juda, geboren, musste aber mit seinen Eltern nach Ägypten fliehen. Als sie zurückkamen, erfüllte sich Hosea 11,1: "Ich habe meinen Sohn aus Ägypten gerufen." Der Messias sollte aus Ägypten kommen, und das hat sich so erfüllt.
Danach gingen sie nach Nazaret, das im Stamm Sebulon liegt. Nazaret wird in der Aufzeichnung Sebulons nicht erwähnt und findet sich auch nicht im Alten Testament. Es war ein sehr verachteter Ort.
Nathanael sagte in Johannes 1: "Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?" Zur Zeit des Herrn Jesus gab es sogar Leute, die dort in Höhlen wohnten – Steinzeitverhältnisse.
Aber ausgerechnet dorthin ging der Herr Jesus, um den größten Teil seines Lebens zu verbringen.
Der Name kommt vom Wort "Nazer", das "Zweig" bedeutet. Nazaret könnte man auf gut Deutsch mit "Zweiglingen" oder "Sprosslingen" übersetzen.
Im Arabischen gibt es die Wurzel "nassar", die "grün sein" bedeutet. "Nazer" meint wirklich einen Spross, der grün ist.
Denken wir an den Herrn Jesus, der in Lukas 23, als er nach Golgatha ging und die Frauen von Jerusalem ihn beweinten, sagte: "Wenn dies an dem grünen Holz geschieht, was wird an dem dürren geschehen? Weint über euch und eure Kinder!"
In Sacharja 3 und 6, Stellen, die die Rabbiner auf den Messias bezogen haben, heißt es, Gott werde seinen Knecht kommen lassen, dessen Name "Spross" ist.
Seltsam, der Messias soll "Spross" heißen? Überall sprach man von Jesus von Nazareth, also Jesus aus den Sprosslingen, Jesus der Spross, der Nazaräer.
Oft sprechen Menschen, die dem christlichen Glauben distanziert gegenüberstehen, von Jesus von Nazareth.
Wir sagen "Herr Jesus" – das ist ein Bekenntnis zu seiner Herrschaft in unserem Leben.
Die Prophetie erfüllt sich: Sacharja 3 und 6 nennen ihn Spross.
Jesus wuchs in Sebulon auf, dessen Name auf Hebräisch "Wohnung" bedeutet. Dort hatte er den längsten Teil seines Lebens seinen Wohnsitz.
Kurz bevor er öffentlich zu predigen begann – drei Jahre – zog er von Nazareth nach Kapernaum, am Nordwestende des Sees Genezareth, im Stammesgebiet Naftali.
Naftali heißt "Mein Kampf". Dort begann sein Dienst, und es war ein Kampf, wie Petrus beschreibt in Apostelgeschichte 10, Vers 38:
"Jesus von Nazareth, den Gott mit Heiligem Geist und Kraft gesalbt hat, der umherging, wohltuend und heilend alle, die vom Teufel überwältigt waren, denn Gott war mit ihm."
Das war sein Kampf: Er vertrieb den Teufel und befreite Menschen, die vom Teufel überwältigt waren – Naftali.
So sehen wir, wie Gott alles geplant hat, auch mit den Stammesgebieten. Diese Namen haben eine tiefere Bedeutung.
Ab Vers 40 lesen wir vom siebten Los, für den Stamm Dan. Das war wohl der faulste Stamm.
"Für den Stamm der Kinder Dan nach ihren Geschlechtern kam das siebte Los heraus. Das Gebiet ihres Erbteils war Zoha, Eshtol, Irschemesch, Scharlabin, Ajalon, Yidla, Elon, Himnata, Ekron, Elteke, Gebeton, Balad, Jehud, Bnei Brak, Gadrimon, Mey-Jarkon, Racon mit dem Gebiet gegenüber Jaffo."
Die Grenze der Kinder Dan ging später weiter als diese, denn die Kinder Dan zogen hinauf, stritten Leschem und nahmen es ein. Sie schlugen es mit der Schärfe des Schwertes, nahmen es in Besitz und wohnten darin. Sie nannten Leschem Dan nach dem Namen ihres Vaters Dan.
Das war das Erbteil des Stammes Dan, nach ihren Geschlechtern, diese Städte und Dörfer.
Der Stamm Dan bekam hier das Gebiet, darunter Jaffo.
Jaffo wurde 1909 neu gegründet, auf dem Sand am Mittelmeer, und wuchs schließlich mit Tel Aviv zusammen. Heute bilden sie den Großraum Jaffo-Tel Aviv.
Dann berichtet das Buch Richter 18 ausführlich, dass Dan ausgewandert ist und bis zur Nordspitze zog, Leschem eroberte und die Stadt verbrannte.
Ich gebe die Stellen zur Lektüre zu Hause an: Richter 17 und 18. Dort sieht man, warum ich gesagt habe, dass sie faul waren. Sie überfielen die Stadt und übernahmen sie.
Das ist unwürdig, und das Wort Gottes beschreibt es so.
Im Stamm Dan kam zum ersten Mal Gotteslästerung in Israel auf, das ist in 3. Mose 24 nachzulesen.
Der Sohn einer israelitischen Frau – Sohn eines ägyptischen Mannes – ging unter die Kinder Israel. Er zankte sich im Lager mit einem israelitischen Mann und lästerte den Namen des Herrn und fluchte ihm.
Man brachte ihn zu Mose. Die Mutter hieß Shelomit, Tochter Dibris vom Stamm Dan. Man legte ihn in Gewahrsam, damit über ihn nach dem Wort des Herrn entschieden werden konnte. Er wurde hingerichtet – der erste, der Gott lästerte, ein Daniter.
Gotteslästerung und Götzendienst kamen im Stamm Dan als Erstes auf.
Das sind die großen Kennzeichen in der Endzeit, wenn der Antichrist als falscher Prophet in Israel auftreten wird. Er wird ein Götzenbild aufstellen auf dem Tempelplatz und Gott lästern.
Interessant ist, dass im Segen Jakobs ein Hinweis zu finden ist, dass der Antichrist aus dem Stamm Dan kommen wird.
Der Segen Jakobs ist so dargestellt, dass er die ganze Geschichte Israels bis in die Endzeit umfasst.
Vor dem tausendjährigen Friedensreich, besonders bei Joseph in Vers 22, sehen wir in Vers 16:
"Dan wird sein Volk richten."
Das ist ein Wortspiel, denn Dan heißt "Richter".
Dann heißt es: "Dan wird sein Volk richten, er wird wie eine Schlange am Weg sein, eine Hornotter am Pfad, die in die Fersen des Rosses beißt und den Reiter rücklings zu Fall bringt."
Darauf ruft Jakob um Hilfe: "Auf deine Rettung harre ich, Herr!"
Dan wird also als Herrscher in Israel auftreten, aber nicht wie der wahre Messias aus dem Stamm Juda, der das Recht zur Herrschaft hat.
Dan wird sein Volk richten wie eine Schlange, die dem Pferd in die Ferse beißt und den Reiter abwirft.
Dann ruft Jakob um Hilfe.
In den weiteren Versen finden wir Gottes gnädiges Eingreifen und den Segen im tausendjährigen Friedensreich.
Aus dem Stamm Dan werden also Gotteslästerung und Götzendienst in der Endzeit ihren Höhepunkt erreichen.
Wir wollen an dieser Stelle zum Ende kommen.
Morgen geht es weiter mit Joshua 20, den Zufluchtsstädten, wieder ein ganz wunderbares Thema.
Wir wollen noch zusammen beten:
Herr Jesus, danke, dass wir dich erkennen durften als den Messias, nicht nur für Israel, sondern für alle Völker. Du bist Gott und Friedensbringer.
Danke, dass wir dich erkennen durften und dir gehören wollen, und dass wir die Bedeutung deines Opfers auf Golgatha erkennen und annehmen durften.
Danke für all diese Bilder im Alten Testament. Es ist für uns ein Bilderbuch, das die Wahrheiten des Evangeliums im Neuen Testament wunderbar illustriert, so dass sie sich immer besser in unseren Herzen festsetzen können.
Wir preisen deinen Namen und empfehlen uns für die Nacht, die vor uns liegt, dir und deiner Gnade an. Amen.
Die Aufforderung Joshuas und die Nachlässigkeit der Stämme
Und dieser Ort ist eben der, an den wir zurückgehen, wenn wir Joshua 18 betrachten. Dort war der Ort, an dem Joshua für diese sieben faulen Stämme das Los warf, damit endlich der Rest des Landes, den sie noch nicht wirklich in Besitz genommen hatten, auch wirklich verteilt und in Besitz genommen wird.
Das geschah ebenfalls hier. Ich lese nochmals aus Joshua 18, Vers 3: Da sprach Joshua zu den Kindern Israel: „Wie lange werdet ihr euch lässig, also faul, zeigen, hinzugehen, um das Land in Besitz zu nehmen, welches der Herr, der Gott eurer Väter, euch gegeben hat?“
Wir sehen hier das Problem der zweieinhalb Stämme, die auf der anderen Seite des Jordan bleiben wollten. Das war für sie genug, sie wollten nicht das verheißene Land. Jetzt haben wir es mit Stämmen zu tun, die zwar rübergegangen waren, aber trotzdem den Vorwurf erhalten: „Warum seid ihr so nachlässig?“
Man kann also gewisse Fortschritte im Glauben machen, aber dennoch nachlässig bleiben. Das ist etwas völlig anderes als bei einem Kaleb, der hinging und sagte, er möchte wirklich das Erbteil, das Mose nach den Anweisungen des Herrn ihm versprochen hatte. Auch Achsa wollte es, Othniel wollte es, und wir haben gesehen, dass die Töchter Zelofhads es wollten. Diese Stämme aber blieben faul.
Darum muss Joshua sie ermutigen: Jetzt geht durch das ganze Land und macht eine genaue Aufzeichnung des Landes, also eine genaue Vermessung. Dies wurde dann gemacht und war die Grundlage, um das Los zu werfen und das Land den Stämmen zu verteilen.
Es ist jedoch so, dass es mit Israel während der Richterzeit und dem Gottesdienst in Shiloh sehr bergab ging. Wir sehen den Endzustand in der Zeit von Eli, als Elkana und seine Familie wenigstens noch jährlich zum Gottesdienst hinaufgingen. Das Gesetz schrieb dreimal jährlich vor, aber sie gingen wenigstens einmal im Jahr hinauf.
Unglücklicherweise lebten die untreuen Söhne des Hohenpriesters in Unzucht und entweihten den Ort. Das war ein großes Problem, unter dem auch Samuel aufwachsen musste. Doch der Herr bewahrte ihn.
So kam der Moment, in dem Gott beschloss, dass Shiloh untergehen muss. Dies geschah nicht zur Zeit in 1. Samuel, als die Philister die Bundeslade raubten, sondern die Zerstörung Shilohs verzögerte sich noch. Sie kam erst zu dem Zeitpunkt, als Saul auf den Gebirgen Gilboa fiel.
Das war eine Katastrophe. Die Philister konnten viele Gebiete der Israeliten für sich in Besitz nehmen, und Shiloh wurde zerstört. Die Stiftshütte konnte jedoch noch evakuiert werden.
Die Heilige Schrift berichtet, dass die Stiftshütte an verschiedenen Orten aufgestellt wurde, zum Beispiel in Now und später auf der Höhe von Gibeon. Dennoch wurde Shiloh zerstört.
Man hat enorme Zerstörungsspuren in Shiloh gefunden. Diese wurden von Israel Finkelstein untersucht. Er ist ein bibelfeindlicher Mann, der der Bibel eine falsche Chronologie unterschiebt. Er nutzte die revidierte Zeitbestimmung der C14-Methode, was nicht sein Spezialgebiet ist.
Diese Methode ergab, dass Shiloh circa 1050 v. Chr. zerstört wurde. Die strenge biblische Chronologie, bei der man alle Zahlen ernst nimmt, ergibt für den Tod Sauls das Jahr 1056 v. Chr. Auch hier ein totaler Volltreffer für die biblische Chronologie.
Später, in der Zeit des Propheten Jeremia, als Jerusalem kurz vor dem Untergang stand und der Salomonische Tempel zerstört wurde, weil Israel sich erneut vom Herrn abwandte, lesen wir in Jeremia 7 von Aberglauben.
Das Volk dachte, „Wir haben ja den Tempel, uns kann nichts geschehen, da wird keine Katastrophe über uns kommen.“ Doch in Jeremia 7,11 sagt Gott: „Ist denn dieses Haus, welches nach meinem Namen genannt ist, eine Räuberhöhle geworden in euren Augen? Ich selbst sehe es, ich habe es gesehen, spricht der Herr. Geht doch hin nach meiner Stätte, die zu Shiloh war, wo ich zuerst meinen Namen wohnen ließ. Seht, was ich ihr getan habe wegen der Bosheit meines Volkes Israel.“
Der Prophet ruft also dazu auf, nach Shiloh zu gehen und es zu betrachten. Wir sind nach Shiloh gegangen und haben die zerstörte Stätte gesehen. Sie ist immer noch da.
Dort sieht man, wie Gott Shiloh zerstört hat, weil das Volk Israel untreu war.
Shiloh als Symbol des Messias und der Heiligkeit Gottes
Das Wort Shiloh kommt an verschiedenen Stellen der Bibel vor, oft in unterschiedlichen Schreibweisen. Interessant ist, dass dieser Name auch ein Name des Messias ist. In 1. Mose 49, im Segen Jakobs über die zwölf Söhne, die Stammväter Israels, lesen wir im Zusammenhang mit Juda:
„Dich, Juda, werden deine Brüder preisen, deine Hand wird auf dem Nacken deiner Feinde sein, vor dir werden sich niederbeugen die Söhne deines Vaters“ (1. Mose 49,8).
Weiter heißt es in Vers 10:
„Nicht weichen wird das Zepter von Juda, noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen, bis Shiloh kommt, und ihm werden die Völker gehorchen“ (1. Mose 49,10).
Shiloh bedeutet „Friedenbringer“ oder „Friedeschaffender“. Der Ort Shiloh war über Jahrhunderte das Zentrum des Gottesdienstes in Israel, bevor Gott Jerusalem als diesen besonderen Ort schenkte. Shiloh war der Ort, der auf den kommenden Messias hinwies, der einmal Frieden bringen würde – und zwar durch sein Opfer.
Betrachten wir die Stiftshütte mit dem Altar: In Shiloh wurden die stellvertretenden Opfer dargebracht. Das gesamte Heiligtum war von Mauern umgeben, die aus dem Felsen herausgeschlagen waren. Umgeben war es von einer Umzäunung mit Säulen, die einen weißen Umhang trugen.
Was bedeutet das? In Josua 18 wird die Stiftshütte erwähnt. Dort heißt es in Vers 1:
„Und die ganze Gemeinde der Kinder Israel versammelte sich nach Shiloh. Sie schlugen dort das Zelt der Zusammenkunft auf.“
Das hebräische „Ohel Moed“ bedeutet „Zelt der Begegnung“ oder „Zelt der Zusammenkunft“. Weit über hundertmal wird die Stiftshütte so in der Bibel genannt. Das drückt aus, dass Gott Gemeinschaft mit den Menschen haben möchte, eine Zusammenkunft.
Aber warum ist das alles so abgetrennt und dann noch mit Weiß? Weiß steht für Gerechtigkeit und Heiligkeit. Es gibt ein Problem zwischen Gott und uns Menschen. In Jesaja 59 lesen wir:
„Siehe, die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören, sondern eure Missetaten haben eine Scheidung gemacht zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass ihr nicht hört“ (Jesaja 59,1-2).
Das Problem unserer Schuld verursacht eine Trennung, eine Scheidung zwischen uns und Gott. Trotzdem ist es das Zelt der Zusammenkunft, das Zelt der Begegnung. Gott möchte eine Begegnung mit uns.
In Shiloh, dem Ort des Ruhebringers und Friedeschaffenden, gab es einen Zugang. Der Vorhang war ein Türvorhang, durch den man hineingehen konnte – sonst nirgendwo. Der Zugang war von Osten her.
Der Herr Jesus sagt in Johannes 10,7:
„Ich bin die Tür. Wer durch mich eingeht, wird errettet werden“ (Johannes 10,7).
Dieser Torvorhang steht für den Erlöser, für den Shiloh, den Friedebringer. Das ist der einzige Weg, wie wir zu Gott kommen können.
Jesus sagt weiter in Johannes 14,6:
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich“ (Johannes 14,6).
Wenn man durch diese Tür kommt, sieht man als Erstes vor dem Tempelhaus den Altar – den Ort der stellvertretenden Opfer. Über Jahrhunderte haben die Israeliten in Shiloh diese Opfer dargebracht. Sie waren alle ein Hinweis: Wir können zu Gott kommen. Es gibt einen Weg zurück, eine Möglichkeit, Gott zu begegnen. Aber es geht nur über das stellvertretende Opfer.
Deshalb mussten die schuldig gewordenen Israeliten – und das sind ja alle, ebenso wie wir – ein Opfertier bringen, das unschuldig war. Sie legten ihre Hände auf das Tier und bekannten ihre Schuld konkret. Dann musste das unschuldige Tier an ihrer Stelle sterben.
Das ging unter die Haut. Die Männer mussten das Tier selbst schlachten. Man musste sich fragen: Warum muss das unschuldige Tier sterben? Wegen mir.
Das hat man alles hier jahrhundertelang in Shiloh im Land gelernt. Shiloh war der Inbegriff – der Name des Messias, wie Jakob schon lange zuvor gesagt hatte: Aus Juda wird Shiloh kommen, der Friedebringer. Dann werden sich Menschen aus anderen Völkern ihm anschließen.
Wir wissen, dass der Herr Jesus gekommen ist. Millionen von Menschen aus allen Nationen der Welt, aus allen fünf Kontinenten, haben sich im Laufe der vergangenen zweitausend Jahre ihm, dem Shiloh, dem Friedebringer, angeschlossen.
Also steckt sehr viel in diesem Shiloh aus Josua 18.
Das Loswerfen und seine Bedeutung in der Bibel
Und da, eben bei der Stiftshütte, hat Joshua das Los geworfen, um so das Land endlich auch unter den faulen Stämmen zu verteilen.
Zwischendurch wurde die Frage gestellt: Wie ist das eigentlich mit dem Los? Was muss man sich darunter vorstellen? Es gibt ganz verschiedene Arten von Losen in der Bibel.
Zum Beispiel an Jom Kippur wissen wir jetzt ganz genau, wie das Los ausgesehen hat. Dort mussten vom Hohenpriester zwei unschuldige Ziegenböcke gestellt werden. Es musste entschieden werden, nach 3. Mose 16, welcher Bock geschlachtet wird. Dessen Blut wurde dann ins Allerheiligste durch den Hohenpriester gebracht, um auf die Bundeslade gesprengt zu werden. Und welcher Bock sollte als Sündenbock, symbolisch beladen mit der Schuld Israels, in die Wüste gehen, um nie mehr zurückzukommen?
Es wird gesagt, dass dies durchs Los entschieden werden muss. Und das wissen wir ganz genau, wie das ging. Die Böcke standen vor dem Hohenpriester, und dann musste ein Mann eine Box reichen. Der Hohepriester griff mit beiden Händen gleichzeitig hinein und ergriff zwei Lose. Die Lose waren aus Holz oder aus Gold und konnten aufgeklappt werden.
In einem der Lose stand "Ladonai" – für den Herrn – und auf dem anderen stand "La Azazel", für Azazel, das heißt für den Bock, der weggeht. Der Hohepriester musste also mit einem Griff in jede Hand ein Los nehmen und dann auf die Köpfe legen. Danach wurden feierlich die Lose geöffnet: Ladonai, der rechts, musste geschlachtet werden, und La Azazel ging in die Wüste.
So wurde das Los entschieden. In ähnlicher Weise wurde es auch hier gemacht, um auszulosen, welche Stämme welches Erbteil bekommen sollten. Das war natürlich durch Gott geführt.
Das letzte Mal, wo wir in der Bibel finden, dass Gott ein Los führt, ist in Apostelgeschichte 1. Vor Pfingsten war Judas gestorben, es waren nur noch elf Apostel, und einer musste ergänzt werden. Wer? Auch da wurde durch das Los entschieden, und Matthias wurde gewählt.
Aber danach findet man im Neuen Testament nie mehr das Los für die Gemeinde. Die Gemeinde gab es damals noch gar nicht. Sie entstand gerade ein Kapitel später, an Pfingsten, als der Heilige Geist kam. Darum braucht es kein Los mehr, denn der Heilige Geist wohnt heute in den Gläubigen und führt sie.
Die Reformatoren haben das sehr schön ausgedrückt. Sie sagten, der Heilige Geist bewirkt ein inneres Zeugnis in unseren Herzen. Zum Beispiel in Römer 8 bezeugt der Geist unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. Beim gläubigen Menschen bewirkt der Heilige Geist diese innere Herzensüberzeugung: Ich bin ein Kind Gottes.
Die Bibel sagt ja: Wenn ich meine Schuld bekenne, wird mir vergeben. Wenn ich den Herrn Jesus wirklich als meinen Retter aufnehme – „soviel er ihn aber aufnahm, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden“ – bewirkt der Heilige Geist eine innere feste Überzeugung.
So führt der Heilige Geist auch im Alltag, indem er in Entscheidungen eine innere Ruhe, eine Sicherheit und ein inneres Zeugnis gibt. Wir werfen kein Los mehr.
Aber im Alten Testament finden wir dieses Los, und so hat Gott eben seinen Willen kundgetan – an Jom Kippur und bei der Verteilung des Landes in Shiloh.
In Verbindung mit diesem Los möchte ich noch darauf hinweisen: Im Talmud, im Traktat Joma, steht Folgendes: In den vierzig Jahren vor der Zerstörung des Tempels kam das Los nicht mehr in die rechte Hand. Das klingt ein bisschen geheimnisvoll, aber wenn man den Hintergrund kennt, ist es ganz einfach.
Es ist wie in der Mathematik: Wenn man es lange genug erklärt, versteht man es schnell. Im Judentum wurde gelehrt, dass wenn an Jom Kippur das Los für den Herrn, Ladonai, in die rechte Hand kam, das ein Zeichen von Gott war, dass er das Opfer an Jom Kippur annimmt.
Im Talmud, Joma 39b, steht nun, dass in den vierzig Jahren vor der Zerstörung des Tempels – also vor dem Jahr 70, als der Tempel durch die Römer zerstört wurde – das Los nie mehr in die rechte Hand kam. Jedes Jahr war Ladonai in der linken Hand. Das war ein Schock: Gott nimmt das Opfer nicht mehr an.
Man kann eine Wahrscheinlichkeitsrechnung machen: Das ist wie Kopf oder Zahl, die Wahrscheinlichkeit ist ungefähr eins zu zwei, theoretisch 1:2. Dann rechnet man 1 zu 2 hoch N, wobei N die Anzahl der Versuche ist, hier also 40. Das ergibt eine so gewaltige Zahl, dass es zufallsmäßig unmöglich ist.
Das war also ab dem Jahr 30 nach Christus der Fall. Nach den Evangelien war das genau das Jahr, als Markus 3,6 berichtet, dass die Führer beschlossen, Jesus Christus müsse sterben. Im Jahr 32 wurde er gekreuzigt. In all diesen Jahren kam das Los nie mehr in die rechte Hand. Man wusste: Gott nimmt unsere Opfer nicht mehr an.
Ab dem Jahr 70 wurde der Tempel zerstört, und das jüdische Volk konnte den Tempel bis heute nicht mehr aufbauen. Da man nur an dem auserwählten Ort Opfer darbringen darf (5. Mose 12), nämlich an dem Ort, den der Herr auserwählen wird, um seinen Namen wohnen zu lassen, konnten sie seitdem keine Schlachtopfer mehr bringen.
Das ist im Judentum ein großes Problem. Wir haben seit fast zweitausend Jahren keine Opfer mehr. Das gehört zum Herzstück der Tora und kann sogar einen richtigen Konflikt auslösen.
Ich habe das Zeugnis eines russischen Juden gelesen, der jede Woche die Kapitel 3. Mose 1 bis 7 durchlas und betete: Herr, rechne mir das an, als wenn ich diese Opfer wirklich darbringen würde. Also rechne das Lesen an, als ob ich sie dir darbringen würde.
Keine Opfer mehr – und darum können wir stark argumentieren, wenn man ins Gespräch mit Juden kommt, nicht nur mit Orthodoxen, auch mit Liberalen. Sie sind alle darauf ansprechbar.
Im Talmud, Joma 39b, steht, dass in den vierzig Jahren vorher die Opfer nicht mehr angenommen wurden und ab dem Jahr 70 keine Opfer mehr möglich waren. Was bedeutet das? Das ist eine unglaublich starke Aussage.
Dann kann man erklären, dass das die Zeit war, als Shiloh gekommen ist. Denn es heißt dort: „Nicht weichen wird das Zebter von Judah.“ Das Zebter von Judah? Jeder Stamm hatte ein Zebter. Das war das Zeichen der Identität eines Stammes.
Für Zebter steht sogar Shevet, und das ist das gleiche Wort wie für Stamm. Das Zeichen war also das Stammeszeichen. Das bedeutet, dass die Identität des Stammes Juda bleiben sollte, bis Shiloh kommt.
Und das war so. Natürlich wurde Juda in die babylonische Gefangenschaft geführt, aber sie blieben zusammen und kamen wieder zurück. Ab dem Jahr 70 wurde das jüdische Volk weltweit zerstreut, und diese Identität ging verloren. Aber Shiloh war gekommen.
Man wollte Shiloh töten, und ab da hat Gott die Wirkung der Opfer weggenommen – ganz im Jahr 70.
Das als erweiterte Erklärung zu dem Thema Loswerfen in Joshua 18.
Die Grenzen des Stammes Benjamin
Ich lese jetzt weiter in Josua 18,11:
Und es kam das Los des Stammes der Kinder Benjamin nach ihren Geschlechtern heraus. Das Gebiet ihres Loses lag zwischen den Kindern Judas und den Kindern Joseph. Die Grenze auf der Nordseite begann am Jordan.
Die Grenze stieg hinauf zur Nordseite von Jericho und führte auf das Gebirge gegen Westen. Ihr Ausgang war nach der Wüste von Bet-Aven hin. Von dort ging die Grenze hinüber nach Luz, zur Südseite von Luz, das ist Bethel.
Die Grenze stieg hinab nach Aterot Adar bei dem Berg, der südlich von Unterbethoron liegt. Sie zog sich herum und wandte sich nach der Westseite und südwärts von dem Berg, der vor Bethoron nach Süden liegt. Ihr Ausgang war nach Kirjat Baal, das auch Kirjat Yerim genannt wird, eine Stadt der Kinder Judas.
Wir wissen, dass dort lange Zeit die Bundeslade stationiert war, in der späteren Geschichte. Das war die Westseite. Die Südseite begann am Ende von Kirjat Yerim. Die Grenze verlief nach Westen hin und erreichte die Quelle des Wassers Neftoach.
Von dort stieg die Grenze hinab zu dem Ende des Berges, der vor dem Tal des Sohnes Hinnoms liegt. Das ist der spätere Tempelberg, Moria oder Zion. Dabei lag sie am Tal Hinnom, oberhalb des Tales Hinnom, in der Talebene der Rephaim gegen Norden.
Sie stieg das Tal Hinnom hinab zur Südseite der Jebusiter und weiter hinab nach Ein Rogel. Das ist die Walkerquelle, die ich schon erklärt habe. Sie befindet sich unterhalb der Davidstadt, genau zu lokalisieren, wo heute ein Minarett steht.
Die Grenze zog sich nordwärts herum und lief nach Ein Chemisch. Sie führte nach Gelilot hin, das der Anhöhe Adumim gegenüberliegt. Von dort stieg sie hinab zum Stein Bohans, des Sohnes Rubens, und ging hinüber zur Seite, die der Araba nordwärts gegenüberliegt.
Sie stieg hinab zur Araba, und die Grenze ging hinüber zur Nordseite von Bethogla. Der Ausgang der Grenze war an der nördlichen Zunge des Salzmeers. Damit sind wir wieder beim Toten Meer, nahe dem südlichen Ende des Jordan.
Das war die Südgrenze, also dort, wo die Mündung des Jordans ins Tote Meer ist. Der Jordan begrenzte an der Ostseite das Erbteil der Kinder Benjamin nach ihren Grenzen, ringsum nach ihren Geschlechtern.
Die Städte des Stammes der Kinder Benjamin nach ihren Geschlechtern waren Jericho, das also eine benjaminische Stadt war, sowie Beth Hogla, Emichkeziz, Beth Arabah, Zemarayim, Bethel, Avim, Parra, Ofra, Kfar Ammon, Ofni und Geba.
Geba wird noch von Bedeutung sein in der späteren Geschichte. Dazu kamen zwölf Städte und ihre Dörfer: Gibeon, Rama, Beirut, Mizbe, Kefira, Mozar, Rekem, Yirpeel, Tarallah, Zähler, Elef und die Jebusiter, das ist Jerusalem.
Weiterhin Gibeath und Kirjat – insgesamt vierzehn Städte und ihre Dörfer. Das war das Erbteil der Kinder Benjamin nach ihren Geschlechtern.
Wir sehen hier die Beschreibung der benjaminitischen Grenze. Die andere Seite, die judäische Grenze, haben wir bereits gesehen. Darum gibt es so viel Übereinstimmung, weil sie auf einem so großen Bereich miteinander Grenzen teilen.
Jerusalem wird hier erwähnt. Wir haben schon gesehen, dass ein Teil Jerusalems auf benjaminitischem Gebiet lag, inklusive des Tempelhauses. Die Grenze ging genau durch den Altar hindurch, die andere Seite gehörte dann zum Stamm Juda.
Die Lage des Stammes Simeon und seine Verbindung zu Juda
Und dann geht es weiter in Kapitel 19 mit Simeon. Das zweite Los fiel auf Simeon, den Stamm der Kinder Simeon, geordnet nach ihren Geschlechtern. Das kann man jetzt selbst nachlesen; ein bisschen Hausaufgabe gehört auch zu einer Bibelschule dazu.
Nach dieser Aufzählung der Ortschaften in Simeon möchte ich aber in Vers 9 lesen: „Von der Messschnur der Kinder Juda war das Erbteil der Kinder Simeon, denn das Teil der Kinder Juda war zu groß für sie, und so erhielten die Kinder Simeon ihr Erbteil mitten in ihrem Erbteil.“
Jetzt müssen wir nochmals zurückgehen und uns diese Karte anschauen. Wir sehen das große Gebiet von Juda. Nördlich davon liegt Benjamin, die Grenze, die wir vorhin beschrieben haben. Innerhalb des Stammesgebiets ist Simeon sehr speziell, denn er ist der einzige Stamm, der so in einem anderen Stamm integriert ist.
Doch es ist etwas geschehen, denn später lesen wir von Simeon in Verbindung mit den zehn Stämmen weiter oben. Schauen wir dazu in 2. Chronik 15.
Simeon hat also eine ganze Reihe von Städten erhalten, die in den Versen aufgeführt sind: Beerscheba, Vers 2, Sheba, Molada und so weiter. Diese Städte haben sie von Juda bekommen. Sie haben also einfach einen Anteil von Juda erhalten.
Doch es kam Bewegung in diese Angelegenheit. In 2. Chronik 15, zur Zeit von König Asa, lesen wir Folgendes: Israel war damals nach dem Tod Salomos gespalten in die zehn Stämme im Norden und Juda sowie Benjamin im Süden.
In Vers 8 heißt es: „Und als Asa diese Worte und die Weissagung Odeds, des Propheten, hörte, fasste er Mut und schaffte die Gräuel aus dem ganzen Land Juda und Benjamin und aus den Städten, die er vom Gebirge Ephraim eingenommen hatte. Er erneuerte den Altar des Herrn, der vor der Halle des Herrn stand, und versammelte ganz Juda und Benjamin sowie die Fremdlinge, die aus Ephraim und Manasse und aus Simeon bei ihnen lebten. Denn in großer Menge liefen sie aus Israel, so nennt man die zehn Stämme im Norden, zu ihm über, als sie sahen, dass der Herr, ihr Gott, mit ihm war.“
Das heißt, diese Simeoniter sind später irgendwie ausgewandert und haben Gebiete unter den zehn Stämmen erhalten. Ja, genau das ist in Übereinstimmung mit der Prophetie von Jakob.
Jakob hat in 1. Mose 49 den üblen Zorn von Levi und Simeon verflucht und als Gericht ausgesprochen: „Simeon und Levi sind Brüder, Werkzeuge der Gewalttat ihrer Waffen. Meine Seele komme nicht in ihren geheimen Rat.“ (1. Mose 49,5) Er möchte also nichts zu tun haben mit diesen beiden Männern, die so gewalttätig in ihrem Denken sind.
Dann sagt er in Vers 7: „Verflucht sei ihr Zorn, denn er war gewalttätig und ungerecht, und ihr Grimm, denn er war grausam. Ich werde sie zerstreuen in Jakob und sie zerstreuen in Israel.“
Darum hat Levi kein Erbteil bekommen, sondern, wie wir später noch sehen werden, 48 Städte, die über ganz Israel zerstreut lagen.
Doch dieser Fluch wurde, wie ich schon einmal gesagt habe, in Segen verwandelt. Denn in der schlimmen Sünde des goldenen Kalbes hielt der Stamm Levi dem Herrn die Treue. Als Belohnung für diese Treue hat Gott den Fluch umgewandelt.
Sie durften der Priesterstamm werden. Ursprünglich war vorgesehen, dass alle Erstgeborenen aus allen Stämmen Priester sein sollten. Aber diese Erstgeborenen wurden entzogen und dem Stamm Levi gegeben.
So wurde der Tempeldienst ihr Erbteil. Die anderen Stämme mussten den Zehnten bezahlen und sie finanziell in ihrem Priesterdienst unterstützen.
So wurde der Fluch, in Israel zerstreut zu werden, in einen Segen verwandelt.
Doch es bleibt Simeon, und Simeon erlebte ebenfalls eine Zerstreuung im Land. Es begann also schon merkwürdig: Einige Städte in Juda wurden ihnen zugesprochen, und von dort aus erlebten sie eine Zerstreuung.
Die Ruhe und Musik als Ausdruck des Glaubens
Joshua? Ich merke, ihr seid müde. Wir machen fünf Minuten Pause.
So, ich hoffe, ihr seid wieder fit. Es ist schon unglaublich, diese Ruhe, die die Musik von J.S. Bach und Gideon Krämer ausstrahlt. Krämer, ein berühmter jüdischer Geiger, hat gesagt, man könne Bach nicht verstehen, wenn man seinen Glauben nicht versteht. Das hängt so eng miteinander zusammen.
Diese Ruhe, die da ausgedrückt wird, ist eben die Ruhe, von der wir im Buch Joshua gelesen haben. Es ist die Ruhe im Herrn, die entsteht, wenn man das Land einnimmt und die Freude des Heils wirklich im Glauben erfasst.
Wir sind stehen geblieben im Kapitel 19, Vers 9. Dort haben wir gesehen, dass die Simeoniter ein Erbteil inmitten von Juda bekommen haben. Ab Vers 10 wird dann das dritte Los beschrieben, das für die Kinder Sebulon herauskam. Das ist jetzt wieder Hausaufgabe: das durchzulesen bis Vers 16.
Was aber noch besonders hervorgehoben werden sollte, ist, dass in Vers 15 ein Bethlehem erwähnt wird. Das darf man natürlich nicht mit Bethlehem Ephrata verwechseln. Dieses liegt in Juda, aber es gibt auch ein Bethlehem in Sebulon, also im Norden, in Galiläa. Das ist nicht dasselbe.
Darum steht in Micha 5,1 – ich möchte das kurz aufschlagen. Ich kenne es zwar auswendig, möchte es aber trotzdem noch lesen:
„Und du, Bethlehem Ephrata, klein bist du unter den Tausenden von Juda; aus dir soll mir hervorgehen der Herrscher über Israel, dessen Ursprung von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“
Ich möchte noch darauf hinweisen: In jeder Rabbinerbibel findet man im sogenannten Mikra'ot Gedolot den hebräischen Text in den größten Buchstaben. Dort steht Micha im Hebräischen, daneben in kleineren Buchstaben die aramäische Übersetzung, der Targum, und darunter die Kommentare der wichtigen Rabbiner in noch kleineren Buchstaben, sowie die der weniger wichtigen in noch kleineren.
Genau neben dem Grundtext, den großen Buchstaben, stehen in zweitgrößeren Buchstaben das Targum Jonathan ben Ussiel zu den Propheten. Dort steht auf Aramäisch das Wort „Meschicha“ eingefügt. Das heißt: „Aus dir wird kommen der Messias.“
Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass diese Stelle von alters her im Judentum als Hinweis auf den Messias verstanden wurde, der aus Bethlehem kommen sollte. Aber eben nicht aus Bethlehem in Sebulon, sondern aus Bethlehem in Juda. Und der Herr Jesus wurde dort geboren und hat diese Prophezeiung erfüllt.
Im orthodoxen Judentum wird heute noch auf den Messias gewartet. Das ist ein echtes Problem. Man könnte sagen: Der Messias wurde bereits geboren, allerdings auf der anderen Seite des Checkpoints.
Heute gibt es dort große Mauern und Absperrungen. Ein sehr gut organisierter Checkpoint macht es nicht einfach, nach Bethlehem zu gelangen. Dort wohnt kein Jude mehr – um einen schrecklichen Begriff der Nazis zu verwenden: Bethlehem ist judenrein geworden.
Das soll zeigen: Vergesst das, der Messias soll noch kommen. Er ist längst gekommen und wurde in Bethlehem geboren.
In dieser Stelle steht außerdem: „Seine Ausgänge sind von der Ewigkeit her.“ Im orthodoxen Judentum wird gelehrt, dass der Messias ein normaler Mensch sein wird. Das geht nicht zusammen mit dieser Aussage.
Denn wenn seine Ausgänge von Ewigkeit her sind, dann wird er Gott und Mensch in einer Person sein.
So viel zu Bethlehem.
Vielleicht noch zum Namen „Bethlehem“: So spricht man es aus, und es bedeutet „Haus des Brotes“, auf gut Deutsch also „Brothausen“.
Aus Brothausen sollte der kommen, der in Johannes 6 sagen konnte: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.“
Hier sieht man, wie wichtig die Bedeutung der Namen ist.
Die Stammesgebiete von Issachar, Aser, Naftali und Dan
Dann in Vers 17: In Josua 19 haben wir für Issachar das vierte Los. Dieses geht bis Vers 23.
In Vers 24 kam das fünfte Los heraus für den Stamm der Kinder Aser. Auf der Karte sehen wir hier Aser am Meer.
Dann in Vers 32: Für die Kinder Naftali kam das sechste Los heraus. Naftali liegt hier am See Genezareth.
Der See Genezareth wird auch angedeutet in Vers 35. Dort sind die festen Städte genannt: Zittim, Zer, Hamad, Rakat und Kineret. Der See heißt Yam Kineret, also der See Kineret, und die Ortschaft Kineret wird hier erwähnt.
Warum erwähne ich das? Aus folgendem Grund: Der Herr Jesus wurde in Bethlehem, Juda, geboren. Danach mussten die Eltern mit dem Kind nach Ägypten fliehen. Als sie zurückkamen, erfüllte sich Hosea 11,1: „Ich habe meinen Sohn aus Ägypten gerufen.“ Der Messias sollte also aus Ägypten kommen, und das hat sich so erfüllt.
Aber nachdem sie zurückkamen, gingen sie nach Nazareth. Nazareth liegt im Stamm Sebulon. Dabei ist es wichtig zu bedenken, dass Nazareth in den Aufzeichnungen von Sebulon nirgends zu finden ist. Man findet es auch nie im Alten Testament. Es war also ein Ort, der alttestamentlich gar nicht erwähnt wurde.
Zudem war es ein sehr verachteter Ort. Nathanael sagt in Johannes 1: „Was kann aus Nazareth Gutes kommen?“ Zur Zeit des Herrn Jesus gab es sogar Leute, die so arm waren, dass sie dort in Höhlen wohnten. Steinzeitverhältnisse gab es also auch dort. Es war wirklich ein verachtetes Nest.
Und ausgerechnet dorthin ging der Herr Jesus, um den größten Teil seines Lebens zu verbringen. Der Name kommt vom Wort „Näzer“, das „Zweig“ bedeutet. Nazareth könnte man auf gut Deutsch mit „Zweiglingen“ oder „Sprosslingen“ übersetzen, also Spross oder Zweig.
Im Arabischen gibt es die Wurzel „nassar“, die „grün sein“ bedeutet. „Näzer“ meint also wirklich einen Spross, der grün ist.
Denken wir an den Herrn Jesus, der in Lukas 23, als er nach Golgatha ging und die Frauen von Jerusalem ihn beweinten, sagte: „Wenn dies an dem grünen Holze geschieht, was wird geschehen an dem Dürren? Weint über euch und eure Kinder!“
Interessant ist, dass in Sacharja 3 und Sacharja 6 – beides Stellen, die die Rabbiner auf den Messias bezogen haben – Gott sagt, dass er seinen Knecht kommen lassen wird, dessen Name „Spross“ ist.
Seltsam, der Messias soll „Spross“ heißen? Ja, überall sprach man von Jesus von Nazareth. Damit sagte man Jesus aus Sprosslingen, Jesus der Spross, der Nazaräer, Jesus der Spross. Oft sprechen gerade die, die dem christlichen Glauben distanziert gegenüberstehen, von Jesus von Nazareth.
Wir sagen „Herr Jesus“ – das ist ein Bekenntnis. Jedes Mal ein Bekenntnis zu seiner Herrschaft in unserem Leben: Jesus von Nazareth. Damit erfüllen sich gerade die Prophezeiungen aus Sacharja 3 und 6, in denen er „Spross“ genannt wird.
Jesus wuchs also in Zebulon auf. Dieses Stammesgebiet Sebulon heißt auf Hebräisch „Wohnung“. Dort hatte er die längste Zeit seines Lebens auf Erden seinen Wohnsitz.
Kurz bevor er öffentlich zu predigen begann – für drei Jahre – zog der Herr Jesus von Nazareth in Sebulon nach Kapernaum um. Kapernaum liegt am Nordwestende des Sees Genezareth im Stammesgebiet von Naftali.
Naftali heißt „Mein Kampf“. Dort begann sein Dienst. Es war ein Kampf, wie Petrus ihn beschreibt in Apostelgeschichte 10, Vers 38. Ich lese das direkt vor, es ist so schön formuliert von dem Apostel in seiner evangelistischen Rede bei Cornelius:
„Jesus von Nazareth, wie Gott ihn mit Heiligem Geist und mit Kraft gesalbt hat, der umherging, wohltuend und heilend alle, die vom Teufel überwältigt waren; denn Gott war mit ihm.“
Ja, das war sein Kampf: Er vertrieb den Teufel überall und machte Menschen frei, die vom Teufel überwältigt waren – Naftali.
So sehen wir, wie Gott das alles geplant hat, auch mit den Stammesgebieten. Diese Namen haben alle eine tiefere Bedeutung.
Der Stamm Dan und seine problematische Geschichte
Ab Vers 40 finden wir die Beschreibung eines weiteren Stammes, der als besonders faul dargestellt wird. Ich würde sagen, dass es sich dabei um den Stamm Dan handelt, der wohl der faulste von allen war.
Für den Stamm der Kinder Dan wurde das siebente Los gezogen. Das Gebiet ihres Erbteils umfasste Zoha, Eshtol, Irschemesch, Scharlabin, Ayalon, Yidla, Elon, Himnata, Ekron, Elteke, Gebeton, Balad, Jehud, Bnei Brak, Gadrimon, Mey-Jarkon und Racon mit dem Gebiet gegenüber Jaffo. Die Grenze der Kinder Dan erstreckte sich später noch weiter, denn sie zogen hinauf, stritten gegen Leschem, nahmen es ein und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes. Sie nahmen es in Besitz, wohnten darin und nannten Leschem nach dem Namen ihres Vaters Dan. Das war das Erbteil des Stammes der Kinder Dan, nach ihren Geschlechtern – diese Städte und ihre Dörfer.
Der Stamm Dan erhielt also dieses Gebiet, und unter anderem wird hier ausdrücklich Jaffo erwähnt. Jaffo ist heute Teil des Großraums Jaffo-Tel Aviv, der durch die Neugründung von Tel Aviv im Jahr 1909 auf dem Sand am Mittelmeer entstand und schließlich zusammenwuchs.
Ausführlich berichtet wird in Richter 18, wie die Daniter bis in die Nordspitze auswanderten und dort Leschem eroberten. Es empfiehlt sich, Richter 17 und 18 zusammen zu lesen, um zu verstehen, warum ich gesagt habe, dass die Daniter die faulsten waren. Sie zogen hinauf, entdeckten Leschem als eine isolierte Ortschaft ohne Verbindung zu den anderen kanaanäischen Städten im Libanon, wie Sidon, überfielen sie, verbrannten den Ort und nahmen ihn in Besitz.
Diese Vorgehensweise wird als unwürdig beschrieben, und das Wort Gottes weist darauf hin. Im Stamm Dan trat erstmals in der Geschichte Israels Götzendienst auf, wie in Richter 17 und 18 beschrieben. Das ist die traurige Geschichte von Dan.
Die Daniter zogen also in den Norden, und die Stadt Dan wurde in den vergangenen Jahren ausgegraben. Dabei fand man eine deutliche Brandspur aus der mittleren Bronzezeit 2b, also um 1550 v. Chr. Diese Funde stimmen genau mit der biblischen Chronologie und der Beschreibung überein, dass die Stadt verbrannt wurde. Richter 18 berichtet ausführlich, dass die Stadt nicht nur geschlagen, sondern auch verbrannt wurde. Danach gaben die Daniter der Stadt den Namen Dan, nach ihrem Stammvater.
Der Stamm Dan war so faul, dass sie nicht heldenhaft eine Stadt friedlich einnahmen, sondern sie überfielen und verbrannten.
Ein weiteres wichtiges Ereignis im Stamm Dan ist die erste Erwähnung von Gotteslästerung in Israel. Diese findet sich in 3. Mose 24. Während der Wüstenwanderung zankten sich ein Sohn einer israelitischen Frau und ein israelitischer Mann im Lager. Der Sohn der israelitischen Frau lästerte den Namen des Herrn und fluchte ihm. Man brachte ihn zu Mose. Die Mutter hieß Shelomit, Tochter Dibris vom Stamm Dan. Er wurde in Gewahrsam genommen, bis das Urteil des Herrn gefällt wurde, und schließlich hingerichtet. Er war der erste, der Gott im Volk Israel lästerte – ein Daniter.
Somit kamen Gotteslästerung und Götzendienst erstmals im Stamm Dan auf. Diese Merkmale werden auch in der Endzeit eine große Rolle spielen, wenn der Antichrist als falscher Prophet in Israel auftreten wird. Er wird ein Götzenbild auf dem Tempelplatz aufstellen und Gott lästern.
Interessanterweise findet sich im Segen Jakobs ein Hinweis darauf, dass der Antichrist aus dem Stamm Dan kommen wird. Der Segen Jakobs ist so dargestellt, dass er die gesamte Geschichte Israels bis in die Endzeit widerspiegelt. Bevor das tausendjährige Friedensreich beschrieben wird – besonders bei Joseph in Vers 22 – steht in Vers 16 über Dan: „Dan wird sein Volk richten.“ Das ist ein Wortspiel, das auf einen der Stämme Israels hinweist.
Es heißt weiter: „Dan wird eine Schlange sein am Weg, eine Hornotter am Pfade, die da beißt in die Fersen des Rosses, und rücklings fällt sein Reiter.“ Daraufhin betet Jakob: „Auf deine Rettung harre ich, Herr!“
Das bedeutet, dass Dan als Herrscher in Israel auftreten wird, nicht wie der wahre Messias aus dem Stamm Juda, dem Gott das Herrschaftsrecht gegeben hat. Dan wird sein Volk richten, aber auf eine gefährliche Weise, wie eine Schlange, die dem Reiter Schaden zufügt.
Jakob ruft in dieser Situation um Hilfe: „Auf deine Rettung harre ich, Herr!“ In den folgenden Versen wird dann Gottes gnädiges Eingreifen und der Segen im tausendjährigen Friedensreich beschrieben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass aus dem Stamm Dan in der Endzeit Götzendienst und Gotteslästerung ihren Höhepunkt erreichen werden.
Schlussgebet und Ausblick
Ja, wir wollen an dieser Stelle nun zum Ende kommen. Morgen geht es dann weiter mit Joshua 20, den Zufluchtsstädten – wieder ein ganz wunderbares Thema für sich.
Wir wollen noch zusammen beten.
Herr Jesus, danke, dass wir dich als den Messias erkennen durften, nicht nur für Israel, sondern für alle Völker. Du bist Gott und Friedenschaffer. Danke, dass wir dich erkennen durften und dir gehören wollen. Danke, dass wir auch die Bedeutung deines Opfers auf Golgatha erkennen und annehmen durften.
Danke für all diese Bilder im Alten Testament. Es ist für uns ein Bilderbuch, das uns all diese Wahrheiten des Evangeliums im Neuen Testament wunderbar illustriert. So kann sich das Evangelium immer besser in unseren Herzen festsetzen.
Wir preisen deinen Namen und möchten uns für diese Nacht, die vor uns liegt, dir und deiner Gnade anvertrauen. Amen.