Einführung in den zweiten Timotheusbrief und seine historische Situation
Heute Nachmittag werden wir uns mit dem zweiten Timotheusbrief beschäftigen. Dieser Brief hat einen besonders feierlichen Charakter. Er ist das letzte Schreiben von Paulus im Neuen Testament. Verfasst wurde er in seiner Todeszelle in Rom.
Paulus sah, wie sein Lebenswerk unter schlechten Einflüssen zu degenerieren begann, ohne dass er noch etwas durch persönliche Intervention dagegen unternehmen konnte. In 2. Timotheus 1,15 schreibt er: „Du weißt, dass alle, die in Asien sind, sich von mir abgewandt haben, darunter Phygelos und Hermogenes.“
Asien war eine Provinz in der heutigen Westtürkei, also das Gebiet, in dem Ephesus, Smyrna, Pergamos und weitere Gemeinden aus Offenbarung 2 und 3 lagen. Diese Provinz war etwa so groß wie die Schweiz. Paulus wirkte dort besonders lange, wie in Apostelgeschichte 19 beschrieben, mehrere Jahre.
In diesem Brief sagt er also: „Alle, die in Asien sind, haben sich von mir abgewandt.“ Sein Lebenswerk bricht zusammen, ohne dass er durch persönliche Intervention noch etwas dagegen tun kann. Dies nimmt Paulus zum Anlass, um in den letzten Tagen die Endzeit der Christenheit zu beschreiben, wenn der totale Zusammenbruch des Zeugnisses kommt.
Ich lese ganz kurz aus 2. Timotheus 3,1-5: „Dieses aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten da sein werden. Denn die Menschen werden eigenliebig, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, lästerlich, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilstiftend, ohne natürliche Liebe, unversöhnlich, verleumderisch, unenthaltsam, grausam, das Gute nicht liebend, Verräter, verwegen, aufgeblasen, mehr dem Vergnügen liebend als Gott, die eine Form der Frömmigkeit haben, ihre Kraft aber verleugnen. Von diesen wende dich weg.“
Diese Beschreibung, die in der Zeit des Paulus nur im Ansatz erkennbar war, sollte in großem Maße die Christenheit in der Zeit vor der Wiederkunft Christi kennzeichnen.
Der Brief gibt viele ganz konkrete und persönliche Verhaltensanweisungen in einer Zeit des allgemeinen Abweichens von den Belehrungen der Bibel. Damit ist dieser Brief ein hochaktuelles Dokument in einer Epoche der Verführung und des unaufhaltsamen Niedergangs.
Der Adressat und die Entstehungszeit des Briefes
Zunächst betrachten wir, wer der Adressat des Briefes ist. In 2. Timotheus 1,1 heißt es: Paulus, Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen nach Verheißung des Lebens, das in Christus Jesus ist, an Timotheus, mein geliebtes Kind: Gnade, Barmherzigkeit und Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Herrn.
Der Brief richtet sich also an Timotheus. Es handelt sich um ein persönliches Schreiben und nicht – wie bei vielen anderen Briefen von Paulus – an eine Gemeinde. Paulus selbst ist der Autor.
Timotheus war damals in Ephesus, also in der Provinz Asia. Das wird im Brief selbst nicht explizit erwähnt, aber in vielen griechischen Manuskripten findet sich am Schluss ein Zusatz durch die Abschreiber. Dort wird vermerkt, dass dieser Brief nach Ephesus geschickt wurde und aus Rom geschrieben worden war. Diese Information gehört nicht zum biblischen Text, ist aber in vielen griechischen Manuskripten am Ende hinzugefügt worden.
Die Abfassung des Briefes wird auf die Jahre 66 oder 67 nach Christus datiert. Er wurde im Gefängnis in Rom geschrieben, wie die Zusatzbemerkung in den meisten Handschriften zeigt. Dies geschah kurz vor dem Märtyrertod des Paulus.
Dazu lese ich aus 2. Timotheus 1,16-18: Der Herr gebe dem Haus des Onisivorus Barmherzigkeit, denn er hat mich oft erquickt und sich meiner Kette nicht geschämt, sondern als er in Rom war, suchte er mich fleißig auf und fand mich. Der Herr gebe ihm, dass er von Seiten des Herrn Erbarmen finde an jenem Tage. Und wie viel er in Ephesus diente, weißt du am besten.
Hier wird ausdrücklich Rom erwähnt, Paulus ist dort gefangen. Der Bezug auf Ephesus ist ebenfalls vorhanden. Timotheus wird sehr stark mit Ephesus in Verbindung gebracht, und es war tatsächlich so, dass er zur Zeit dieses Briefes dort war.
Kapitel 4, Vers 6 zeigt die Ernsthaftigkeit der Situation, in der Paulus sich befand: Denn ich werde schon als Trankopfer ausgeschenkt, und die Zeit meines Abschieds ist vorhanden.
Im Tempel zu Jerusalem wurde ganz am Ende des täglichen Brandopfers Wein ausgegossen. Das tägliche Brandopfer begann etwa um neun Uhr morgens und endete mit dem Abendbrandopfer, das ungefähr um drei Uhr nachmittags dargebracht wurde. Am Ende des Opfers wurde Wein in ein Gefäß gegossen, das auf dem Altar montiert war. Dieses Ausgießen des Weines, das auch ein Bild des Blutes ist, symbolisiert gewissermaßen die völlige Hingabe in den Tod.
In Jesus Christus hat sich dies erfüllt, wie es in Jesaja 53 heißt: Er hat seine Seele, also sein Leben, sein Blut, seine Seele ausgeschüttet in den Tod und ist den Übertretern beigezählt worden (Jesaja 53,12).
Wenn Paulus hier sagt, er werde als Trankopfer ausgeschenkt, meint er damit, dass er kurz vor seinem völligen Blutvergießen steht – ähnlich einem Schlachtopfer.
In Vers 8 heißt es: Ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt. Fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche der Herr, der gerechte Richter, mir an jenem Tage zur Vergeltung geben wird – nicht allein mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebhaben.
Hier wird ganz klar, dass Paulus sich unmittelbar vor seinem Märtyrertod wusste.
Paulus’ Missionsreisen und die zweite Gefangenschaft
Wir haben beim letzten Mal gemeinsam den Kolosserbrief studiert. Dabei haben wir festgestellt, dass der Kolosserbrief bereits im Jahr 62 nach Christus geschrieben wurde. Dies geschah zur Zeit der ersten Gefangenschaft von Paulus in Rom. Diese Gefangenschaft wird am Ende der Apostelgeschichte, Kapitel 28, beschrieben.
Aus dieser Gefangenschaft heraus wurden mehrere Briefe verfasst. Neben dem Kolosserbrief sind dies auch der Epheserbrief, der Philipperbrief, der Philemonbrief und sogar der Hebräerbrief. Paulus wurde offensichtlich nach zwei Jahren Gefangenschaft wieder freigelassen. Darüber habe ich beim letzten Mal im Zusammenhang mit dem Kolosser- und dem Epheserbrief gesprochen.
Nach seiner Freilassung reiste Paulus unter anderem nach Spanien. Bereits Jahre zuvor kündigte er in Römer 15,24 an, dass er gerne nach Spanien reisen würde. Eine frühchristliche Überlieferung berichtet, dass Paulus das Evangelium bis ans äußerste Ende im Westen verkündigte. Dieses äußerste Ende war damals Spanien. Somit ist es sehr wahrscheinlich, dass Paulus nach seiner ersten Gefangenschaft auch nach Spanien gelangte.
Darüber hinaus reiste Paulus nach Kreta. In Titus 1,5 schreibt er, dass er Titus in Kreta zurückgelassen hat, damit dieser in jeder Stadt Älteste einsetzt. Diese Ältesten wurden mit apostolischer Autorität ausgestattet und handelten stellvertretend für Paulus. Diese Ereignisse sind nicht in den vier Missionsreisen der Apostelgeschichte verzeichnet, sondern stammen aus der Zeit nach der ersten Gefangenschaft, also nach Apostelgeschichte 28.
Erwähnt wird auch Nikopolis, eine griechische Insel im Mittelmeer. In Titus 3,12 sagt Paulus, dass er dort überwintern möchte. Auch dies lässt sich nicht in die vier Missionsreisen einordnen und muss daher aus einer späteren Zeit stammen.
Paulus war außerdem in Mazedonien. Das berichtet er in 1. Timotheus 1,3. Dort ließ er Timotheus zurück und setzte seine Arbeit fort. Aus 2. Timotheus 4,13 lässt sich schließen, dass Paulus in Troas verhaftet wurde. Dort hatte er verschiedene Dinge zurückgelassen, die er später in Rom wiederhaben wollte. In 2. Timotheus 4,13 heißt es: „Den Mantel, den ich in Troas bei Karpus zurückließ, bringe mit, wenn du kommst, ebenso die Bücher, besonders die Pergamente.“
Diese Passage deutet darauf hin, dass Paulus seine persönlichen Gegenstände in Troas ließ, als er verhaftet und schließlich nach Rom in die Todeszelle gebracht wurde. Die zweite Gefangenschaft können wir daher ungefähr auf die Jahre 66 bis 67 nach Christus datieren.
Kurz vor seinem Märtyrertod schrieb Paulus in Rom dann diesen ernsten, aber sehr bedeutsamen Brief.
Aufbau und zentrale Themen des zweiten Timotheusbriefes
Man kann den Timotheusbrief gut entsprechend den Kapiteln in unserer Bibel einteilen. Der erste Teil, Kapitel 1, zeigt Treue inmitten des Niedergangs.
Dort lesen wir, dass Paulus sagt, alle, die in Asien sind, haben sich von ihm abgewandt. Timotheus war ja auch in Asien. Ihm sagt Paulus in Kapitel 1, Vers 13: Halte fest das Bild gesunder Worte, die du von mir gehört hast, in Glauben und Liebe, die in Christus Jesus sind.
„Bewahre das schöne, anvertraute Gut durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt.“ Du weißt, dass alle, die in Asien sind, sich von Paulus abgewandt haben. Timotheus soll also treu bleiben inmitten dieses Verfalls.
Interessant ist der Ausdruck „Halte fest das Bild gesunder Worte“. Paulus sagt nicht nur: „Halte fest das Wort!“ Das wäre zwar auch richtig und wichtig, aber hier geht es um mehr.
Unter dem Abschnitt auf dem Blatt „Charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten“, Punkt 4, steht zu Kapitel 1, Vers 13: „Bild gesunder Worte“. Für „Bild“ steht im Grundtext „Hypotyposis“, und das bedeutet „Umriss, Form, Muster“.
Das will sagen, Timotheus soll nicht einfach nur das Wort festhalten als solches, sondern das Wort in seinem ganzen Zusammenhang, in seiner ganzen lehrmäßigen Struktur. Das ist wichtig.
Es geht also nicht nur darum, zu bekennen: Ja, ich stelle mich zur ganzen Bibel, sondern dass er die Lehre der Bibel auch im Sinn eines Gesamtzeugnisses, einer Gesamtlehre festhält. Diese gesunde Lehre, wie er sie von Paulus vermittelt bekommen hat.
Das nennt Paulus auch das „schöne anvertraute Gut“. Und das soll Timotheus bewahren, Vers 14, durch den Heiligen Geist.
Der Heilige Geist kann uns also helfen, diese gesunde Lehre der Bibel festzuhalten – gerade in Zeiten der Verwirrung.
Die persönliche Beziehung zwischen Paulus und Timotheus
Ich lese jetzt, nachdem wir die Verse eins und zwei bereits gelesen haben, am Anfang des Briefes weiter in Vers 3:
Ich danke Gott, dem ich von meinen Vorfahren her mit reinem Gewissen diene, wie unablässig ich deiner gedenke in meinen Gebeten Nacht und Tag, voll Verlangen, dich zu sehen. Dabei erinnere ich mich deiner Tränen, damit ich mit Freude erfüllt sein möge.
Ich erinnere mich auch an den ungeheuchelten Glauben in dir, der zuerst in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike wohnte. Ich bin aber überzeugt, dass er auch in dir ist.
Diese Verse zeigen, welche tiefe und schöne Beziehung Paulus als Älterer zu Timotheus als jüngerem Gläubigen hatte. Paulus sagt, er denke daran, wie Timotheus einen ungeheuchelten Glauben hatte. Diesen Glauben hatte er schon von seinen Vorfahren vermittelt bekommen – die Mutter und die Großmutter werden ausdrücklich erwähnt.
Gehen wir ganz kurz zu Apostelgeschichte 16. Dort finden wir, wie Paulus auf der zweiten Missionsreise in der Gegend von Derbe und Lystra wirkte. Apostelgeschichte 16,1: „Ihr gelangt aber nach Derbe und Lystra, und siehe, dort war ein gewisser Jünger mit Namen Timotheus, der Sohn einer jüdischen gläubigen Frau, aber eines griechischen Vaters, der ein gutes Zeugnis hatte von den Brüdern in Lystra und Ikonium.“
Paulus wollte, dass dieser mit ihm ausgehe. Er nahm ihn an und beschnitt ihn um der Juden willen, die in jenen Orten waren. Denn sie kannten alle seinen Vater, dass er ein Grieche war.
Also, auf der zweiten Missionsreise trifft Paulus Timotheus dort in dieser Gegend und nimmt ihn mit. Damals war Timotheus also schon gläubig.
Aber Paulus kam ja auf der ersten Missionsreise schon in dieser Gegend von Lystra und Ikonium vorbei. Das war in Kapitel 14, Vers 1: „Es geschah aber zu Ikonium, dass sie zusammen in die Synagoge der Juden gingen und redeten, sodass eine große Menge sowohl von Juden als auch von Griechen glaubte.“
Dann geht Paulus weiter, Vers 8, nach Lystra, evangelisiert dort, und so entstehen Gemeinden. Paulus musste wegen einer Verfolgung weitergehen, aber immer noch auf der ersten Missionsreise kam er dann nochmals zurück. Das ist Kapitel 14, Vers 21: „Und als sie jener Stadt das Evangelium verkündigt und viele zu Jüngern gemacht hatten, kehrten sie nach Lystra und Ikonium und Antiochien zurück, indem sie die Seelen der Jünger befestigten und sie ermahnten, im Glauben zu verharren, und dass wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen.“
Paulus war also ein erstes Mal dort auf der ersten Missionsreise. Dort kamen Menschen zum Glauben. Und auf der gleichen ersten Missionsreise ging er nochmals in diese entstandenen Gemeinden zurück, setzte Älteste ein (Vers 23).
Auf der zweiten Missionsreise kam er dann ein drittes Mal dorthin. Dort begegnet er diesem gläubigen Timotheus und nimmt ihn mit.
Nun ist es folgendermaßen: Timotheus kam auf der ersten Missionsreise durch Paulus zum Glauben. Darum nennt Paulus ihn in 2. Timotheus Vers 2 „Timotheus, mein geliebtes Kind“. Er ist durch Paulus gewissermaßen zum Glauben gekommen. So sagt Paulus auch im Philemonbrief von dem Sklaven Onesimus: „Ich habe ihn gezeugt durch das Evangelium.“ Onesimus kam durch Paulus zum Glauben und wurde so sein geistliches Kind.
Offensichtlich ist Timotheus also ein Christ geworden auf der ersten Missionsreise von Paulus. Aber er war kein Atheist, sondern ein jüdisches Kind, das bereits jüdisch im Glauben unterwiesen wurde, schon von seiner Mutter und von der Großmutter.
Dieser Glaube im alttestamentlichen Sinn war nicht einfach nichts wert. Darum sagt Paulus hier in diesem Brief: „Du hast einen ungeheuchelten Glauben.“ Dieser Glaube war schon in deiner Mutter Eunike und in deiner Großmutter Lois.
Sein Vater war ein Grieche. Also gab es irgendwie ein Problem in dieser Ehe. Warum hat die Frau einen Nichtjuden geheiratet? Nach dem jüdischen biblischen Gesetz, 5. Mose 6, hätte sie das nicht dürfen.
Aber trotzdem haben Mutter und Großmutter den jüdischen biblischen Glauben weitergegeben. So war Timotheus im alttestamentlichen Sinn ein wahrer Gläubiger, so wie David, Mose, Abraham und die ganze Schar der Gläubigen im Alten Testament.
Durch die Verkündigung des Evangeliums ist Timotheus ein Christ geworden. Er hat das Evangelium und die Erlösung durch den Opfertod des Herrn Jesus Christus erkannt und in Anspruch genommen.
Schön ist, wie der Glaube über Generationen weitergegeben wurde. Das war die Grundlage für den Glauben an das Evangelium später.
Die Bedeutung der Heiligen Schrift für Timotheus
Lesen wir dazu noch aus Kapitel 3, Vers 14:
„Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast. Und weil du von Kind auf die Heiligen Schriften kennst, die vermögen, dich weise zu machen zur Seligkeit durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.“
Hier wird erklärt, dass Timotheus die Heiligen Schriften schon von Kind auf kennengelernt hat. Das geschah durch Mutter und Großmutter.
Besonders eindrücklich ist das Wort, das hier mit „Kind“ übersetzt wird. Es steht im Punkt 13 auf dem Blatt als „brephos“ (griechisch: βρέφος). Dieses Wort meint Kind im Sinne von Säugling, also ein sehr kleines Kind. Es ist stärker als das Wort „technon“, das allgemein „Kind“ bedeutet. „Brephos“ meint wirklich das Kleinkind. Somit kennt Timotheus die Heiligen Schriften vom Kleinkindalter an. Das ist bemerkenswert.
In der damaligen Kultur war es üblich, dass das Stillen eines Kindes länger dauerte als heute, vielleicht bis zu vier Jahre. Das zeigt, dass diese ersten Jahre bereits intensiv genutzt wurden, um dem Kleinen das Wort Gottes wertvoll und lieb zu machen. Das verdeutlicht, wie wichtig Bibelunterricht bereits im Kleinkindalter ist.
Junge Mütter und Väter sollten nicht denken, dass sie die Geschichten erst dann erzählen können, wenn das Kind in den Kindergarten oder in die Schule kommt. Dann ist es oft schon zu spät. Natürlich ist es besser als nichts, aber das Einpflanzen des Glaubens sollte viel, viel früher beginnen.
Das sehen wir auch in der Geschichte von Mose. Als Mose vierzig Jahre alt war, war er plötzlich bereit, den ganzen Reichtum Ägyptens zu verachten und aufzugeben, um mit dem auserwählten Volk den Weg in Leiden und durch Schmach zu gehen. Woher kam diese plötzliche Wende als Vierzigjähriger?
Wir wissen, dass Mose durch die Erlaubnis der Pharaonentochter bei seiner Mutter aufwachsen durfte, solange er gestillt wurde. Danach musste er an den ägyptischen Hof. Diese Zeitspanne von null bis vielleicht vier Jahren wurde offensichtlich voll ausgenutzt, um den Samen Gotteswort im Herzen von Mose zu säen. Dieser Samen brachte dann mit vierzig Jahren Frucht.
So sehen wir das auch bei Timotheus: Das Wort Gottes wurde von Anfang an, also von null bis vier Jahren, in seinem Leben gesät.
Die geistliche Gabe und Ermutigung für Timotheus
Jetzt lese ich weiter in 2. Timotheus 1, Vers 6: „Um welcher Ursache willen also, weil du so einen ungeheuchelten Glauben hast, erinnere ich dich daran, die Gnadengabe Gottes anzufachen, die in dir ist durch das Auflegen meiner Hände. Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
Für „Gnadengabe“ steht im Griechischen das Wort Charisma. Es geht hier also um eine geistliche Gabe, um solche Gaben, wie sie in 1. Korinther 12 bis 14, Römer 12, Epheser 4 und anderen Stellen erwähnt werden. Timotheus hatte eine solche Gnadengabe, und Paulus sagt, dass er diese Gnadengabe anfachen muss – so wie ein Feuer, das am Erlöschen ist. Man muss wieder Sauerstoff hineinpumpen, um das Feuer richtig aufleben zu lassen.
Timotheus hatte eine geistliche Gnadengabe, um Gott zu dienen. Doch er war in Gefahr, diese Gabe zu vernachlässigen, und deshalb musste er wieder neu Feuer bekommen, angefacht werden. Paulus sagt: Diese Gnadengabe ist in dir, und er fügt hinzu: „durch das Auflegen meiner Hände“. Hier stellt sich die Frage: Wie werden geistliche Gaben vermittelt? Braucht es dazu eine Handauflegung, oder bekommt man die Gnadengabe automatisch bei der Wiedergeburt, bei Bekehrung und Wiedergeburt?
Wenn man den Satz „durch das Auflegen meiner Hände“ liest, könnte man denken, Paulus habe Timotheus die Hände aufgelegt und dann habe Timotheus diese Gnadengabe bekommen. Das ist aber sprachlich nur eine Möglichkeit. Ich habe unter „charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten“ unter Punkt zwei geschrieben: Durch das griechische „Dia“ – das Auflegen meiner Hände. Das Wort „Dia“ hat mehrere Bedeutungen. Es kann bedeuten, dass das, was folgt, das Mittel ist, also „durch das Auflegen meiner Hände“. Das Auflegen der Hände war das Mittel, sodass er diese Gnadengabe bekommen hat.
Aber „Dia“ kann auch bedeuten, dass das, was folgt, das Kennzeichen ist. Ich gebe ein Beispiel aus Hebräer 9, Vers 11, in einem ganz anderen Zusammenhang. Dort geht es um das Kommen von Jesus Christus in diese Welt. Ich lese wörtlich: „Christus aber ist gekommen als hoher Priester der zukünftigen Güter durch die größere und vollkommenere Hütte, die nicht mit Händen gemacht ist, das heißt nicht von dieser Schöpfung, auch nicht durch Blut von Böcken und Kälbern, sondern durch sein eigenes Blut, ist er ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte.“
Überall, wo ich gelesen habe, steht im Griechischen „Dia“. Hier wird gesagt, Christus ist gekommen durch die vollkommene Stiftshütte im Himmel. Er ist nicht gekommen durch das Blut von Tieren, sondern durch sein eigenes Blut. Was heißt das? Das heißt, sein Kommen ist charakterisiert durch die himmlische Stiftshütte. Er kam also als hoher Priester, der nichts zu tun hatte mit dem Tempel auf der Erde, sondern als hoher Priester, der zum himmlischen Tempel gehört. Sein Kommen war nicht gekennzeichnet durch das Blut der Tieropfer, sondern durch sein eigenes Blut, das er gegeben hat. Das ist das Kennzeichen seines Kommens.
Darum wird das in der alten Elberfelder so übersetzt. Ich lese nochmals den Text, wie die alte Elberfelder es hat: „Christus aber ist gekommen als hoher Priester der zukünftigen Güter in Verbindung mit der größeren und vollkommeneren Hütte, die nicht mit Händen gemacht ist, das heißt nicht von dieser Schöpfung, auch nicht mit oder in Verbindung mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit oder in Verbindung mit seinem eigenen Blut.“ Also kann „Dia“ auch den Charakter von etwas ausdrücken.
Bevor ich auf die Ausgangsstelle zurückkomme, lesen wir noch 1. Timotheus 4, Vers 14. Im ersten Brief schreibt Paulus: „Vernachlässige nicht die Gnadengabe (Charisma) in dir, welche dir gegeben worden ist durch Weissagung mit oder verbunden mit Händeauflegen der Ältestenschaft.“ Hier wird gesagt, Timotheus hat seine Gnadengabe bekommen, durch die er weissagen konnte. Wie ist das gegangen? Durch Weissagung etwas bekommen? Das bedeutet hier ganz eindeutig: Deine Gnadengabe wurde bestätigt durch Prophetie. Ein Prophet in der Gemeinde hat offenbar gemacht, dass Timotheus diese Gnadengabe bekommen hat.
Also kann das „Dia“ nicht das Mittel sein, wie man die Gabe bekommt, sondern der Sinn ist: Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, welche dir gegeben worden ist in Verbindung oder charakterisiert durch Weissagung mit Händeauflegung der Ältestenschaft. Das wurde offenbar gemacht. Dann haben die Ältesten der Gemeinde ihm die Hände aufgelegt, um diesen Dienst, der mit dieser Gabe verbunden ist, zu bestätigen.
Denn Händeauflegen bedeutet immer Identifikation. Der Sünder im Alten Testament, der ein unschuldiges Opfer brachte, musste die Hände auflegen, und dann wechselte die Schuld des Sünders auf das unschuldige Tier. Es wurde mit ihm durch Handauflegen identifiziert. Die Ältesten haben die Hände aufgelegt und sich von der örtlichen Gemeinde her mit dem Dienst des Timotheus identifiziert. Durch Weissagung wurde offenbar gemacht, welchen Auftrag Timotheus hat.
In 2. Timotheus 1 lesen wir, dass auch Paulus seine Hände aufgelegt hat. Das heißt, sein Charisma, seine Gabe, war apostolisch bestätigt. Damit hatte Timotheus einen ganz speziellen Dienst. Alle Christen wussten damals, er war zwar kein Apostel, aber er war von dem Apostel Paulus in seinem Dienst voll bestätigt. Das gab ihm natürlich eine besondere Autorität, wie das heute niemand von sich beanspruchen kann, weil wir ja keine Apostel mehr haben.
Nun stellt sich die Frage: Wann bekommt ein Gläubiger seine Gnadengabe? Schlagen wir auf 1. Petrus 4, Vers 10 auf. Petrus schreibt hier ein Rundschreiben an unzählige Christen in verschiedensten Gemeinden in vielen Provinzen der heutigen Türkei. Ich beweise das zuerst: 1. Petrus 1, Vers 1: „Petrus, Apostel Jesu Christi, den Fremdlingen von der Zerstreuung von Pontus, Galatien, Kappadokien, Asien und Bithynien.“ Vier Landstriche hinweg.
Jetzt sagt er diesem wiedergeborenen Gläubigen in Kapitel 4, Vers 10: „Je nachdem ein jeder eine Gnadengabe (Charisma) empfangen hat, dient einander damit als guter Verwalter der mancherlei Gnade Gottes. Wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes. Wenn jemand dient, so sei es aus der Kraft, die Gott darreicht, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, welchem die Herrlichkeit ist und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“
In meiner Bibel habe ich besonders angestrichen: „ein jeder“, nicht „einige“ oder „viele“. Je nachdem hat ein jeder eine Gnadengabe empfangen. Petrus geht also davon aus, dass jeder einzelne Wiedergeborene – er spricht ausdrücklich zu Wiedergeborenen (Kapitel 1, Vers 3) – eine Gnadengabe empfangen hat.
Kannte Petrus alle diese Gläubigen? Nein. Aber wenn er an all diese Wiedergeborenen überall hinschreibt, konnte er davon ausgehen, dass jeder eine Gnadengabe hat. Offensichtlich wird die Gnadengabe von Gott gegeben zusammen mit der Wiedergeburt. So kann jeder Gläubige von sich sagen, dass er eine Gnadengabe hat. Man weiß nicht unbedingt welche. Das wird sich mit dem Wachstum im Glauben deutlich machen, ob jemand eine Gabe hat als Evangelist, Lehrer, Hirte und so weiter.
Wie kann man das herausfinden? Ganz einfach: So wie beim Medizinstudium. Wenn man Medizin studiert, muss man einfach alles machen. Im Verlauf des Studiums merkt man: „Mir liegt das besonders, irgendwie Schneiden und Schnitzeln.“ Dann kann man sich als Chirurg spezialisieren. Ein anderer merkt: „Ich kann gut mit Leuten reden, habe Verständnis für sie.“ Er macht vielleicht eine Spezialausbildung als Psychiater. Wieder ein anderer merkt: „Ich kann einfach alles gut“, und wird Allgemeinpraktiker.
So geht das. Wir müssen uns nicht zu sehr den Kopf zerbrechen, welche Gnadengabe wir haben. Dort, wo der Herr uns Aufgaben zeigt, sollen wir das auch tun – nicht in Hyperaktivität, aber dort, wo der Herr uns zeigt: „Das ist jetzt meine Aufgabe.“ Dann merkt man mit der Zeit, wo man eine besondere Begabung hat, und so entdeckt man seine Gnadengabe.
Im Fall von Timotheus war das sehr außergewöhnlich, denn seine Gabe wurde sogar durch Prophetie offenbar gemacht. Die biblischen Propheten waren ja noch da, Schreiber des Neuen Testaments waren da. So wurde seine Gabe offenbar und auch apostolisch bestätigt – nicht nur durch die Ältesten, sondern auch durch Paulus. Damit hatte Timotheus einen ganz besonders wichtigen Dienst in der Grundlegung der Gemeinde.
Timotheus wird nun ermutigt, diese Gabe nicht zu vernachlässigen, sondern sie anzufachen. Diese Ermahnung gilt auch uns. Wir können unsere Begabungen, die wir als geistliche Gaben haben, einschlafen lassen. Das soll nicht geschehen. Wir sollen das immer wieder anfachen, damit es wirklich aus Inbrunst zum Herrn gebraucht wird.
Zum Beispiel heißt es von Apollos in Apostelgeschichte 18, dass er die Dinge von Jesus sorgfältig lehrte mit Inbrunst. Da hatte er ein inneres Feuer. Es war nicht einfach eine sachliche Abhandlung, man merkte, dass dieser Mann bewegt war. Da war die Gnadengabe angefacht.
Jetzt wird begründet, Vers 7: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Timotheus war offensichtlich ein etwas ängstlicher Mensch. Das sehen wir auch im 1. Korintherbrief. Dort sagte Paulus, er möchte Timotheus zu den Korinthern schicken, und er mahnte die Korinther: „Seht zu, dass er ohne Furcht bei euch sei.“
Die Stelle lautet: 1. Korinther 16, Vers 10: „Wenn aber Timotheus kommt, so seht zu, dass er ohne Furcht bei euch sei, denn er arbeitet am Werk des Herrn wie auch ich. Es verachte ihn nun niemand, geleitet ihn aber in Frieden, damit er zu mir komme, denn ich erwarte ihn mit den Brüdern.“
Timotheus hatte also ein bisschen Angst vor den Leuten in Korinth. Paulus sagt ihnen deshalb extra: Passt auf, dass er nicht in Furcht unter euch sein muss! Hier wird angespornt: Der Heilige Geist, den Gott uns bei der Wiedergeburt gegeben hat, ist kein Geist, der uns Furcht vermittelt, sondern ein Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit – man kann auch Selbstbeherrschung sagen.
Diese drei Namen des Heiligen Geistes haben einen Bezug zu 1. Korinther 12, 13 und 14. Das sind die Kapitel über die Gnadengaben. In 1. Korinther 12 werden viele Gnadengaben aufgelistet und vorgestellt. Dort erklärt Paulus, dass der Heilige Geist durch diese Gaben wirkt. Es geht um die Kraft bei der Ausübung der Gnadengaben.
Dann folgt Kapitel 13, das erklärt, dass die Liebe das Höchste ist. Es ist wichtig, dass diese Gaben in der Liebe zu Gott und den Erlösten ausgeübt werden. Dort finden wir das Hohelied der Liebe in 1. Korinther 13.
In 1. Korinther 14 wird erklärt, dass diese Gaben mit Verstand angewendet werden müssen, mit Besonnenheit. Paulus sagt, einige konnten in Korinth in Sprachen reden, also Fremdsprachen sprechen, ohne sie gelernt zu haben. Was nützt das, wenn sie zum Beispiel Arabisch sprechen und niemand versteht sie? Das bringt nichts.
Paulus sagt: „Überlegt euch doch mal, es nützt mehr, wenn ich fünf verständliche Wörter sage als zehntausend Wörter in einer Fremdsprache.“ Er fordert: „Seid keine Kinder am Verstand!“ Dort wird also auf den Verstand hingewiesen. Man muss überlegen, was bringt etwas und was bringt nichts.
In diesem Kapitel werden Sprachenreden als Gnadengabe Gottes und Weissagung einander gegenübergestellt. Weissagung wird erklärt als Reden zur Ermahnung, Tröstung und Ermunterung, zur Erbauung – das ist immer nützlich. Sprachenreden ist nur dann nützlich, wenn Zuhörer die Sprache verstehen, sonst bringt es nichts.
In Korinth war es nicht wie in Jerusalem bei Pfingsten. Dort waren viele Juden aus verschiedenen Ländern und Kontinenten, die die Fremdsprachen verstehen konnten. Paulus sagt in 1. Korinther 14, dass derjenige, der in einer Sprache spricht, Geheimnisse redet, nicht Menschen, sondern Gott, denn niemand versteht es.
In Korinth waren Fremdsprachige nicht die Norm in der Gemeinde, daher nützte das nichts. Paulus fordert: Überlegt euch besonnen, was bringt etwas, und das kommt aus der Liebe heraus. Ich will mich nicht selbst verwirklichen, sondern den anderen dienen. Das ist die Liebe. Wenn ich diese Liebe habe, möchte ich, dass das, was ich weitergebe, verstanden wird und nicht einfach über die Köpfe hinweggeht.
Das ist manchmal schwierig, je nach Thema. Aber man muss sich bemühen, verständlich zu sein. So sehen wir in 1. Korinther 14 das Thema der Besonnenheit. Diese drei Namen hier in 2. Timotheus 1, Vers 7 geben die Titel für die drei Kapitel: 1. Korinther 12 – der Geist der Kraft, 1. Korinther 13 – der Geist der Liebe, 1. Korinther 14 – der Geist der Besonnenheit oder Selbstbeherrschung.
Weiter heißt es: „So schäme dich nun nicht des Zeugnisses unseres Herrn, noch meines eines Gefangenen, sondern leide Trübsal mit dem Evangelium nach der Kraft Gottes.“ Hier haben wir ganz konkrete Befehle. Schon in Vers 6 gab es einen feinen Befehl: „Ich erinnere dich, die Gnadengabe Gottes anzufachen.“ Jetzt, stärker als Befehl, Vers 8: „So schäme dich nicht!“ Und im gleichen Vers: „Leide Trübsal mit dem Evangelium.“
Wir haben hier drei Aufforderungen oder Befehle. Ich habe unter Punkt eins geschrieben: Im zweiten Timotheusbrief findet man mehr als dreißig persönliche Befehle. Ich habe alle diese Befehle in meiner Bibel mit einer speziellen Farbe angestrichen. Wenn ich durch den Bibeltext gehe, sehe ich sofort, wo ein Befehl steht.
Manche fragen: „Was will eigentlich Gott von mir?“ Man muss nur schnell durch den zweiten Timotheusbrief gehen, da hat man schon dreißig Punkte, die der Herr von mir will. Wenn das nicht genügt, kann man das Gleiche im ersten Timotheusbrief tun, dort gibt es noch einmal etwa dreißig. Und wenn das auch zu wenig ist, kann man den Titusbrief dazunehmen, dort gibt es noch einmal dreißig. Dann hat man schon neunzig Befehle. Die Bibel ist also recht konkret.
Besonders am zweiten Timotheusbrief ist, dass er ein Endzeitbrief ist. Hier stehen besonders die letzten Tage der Christenheit im Visier. Die Befehle sind besonders wichtig für Christen in der Endzeit. Natürlich ist in der Bibel alles wichtig, aber einige Briefe des Neuen Testaments hatten in der ersten Zeit der Christenheit eine besondere Bedeutung. Sie haben ihre Bedeutung auch heute noch.
Es gibt aber auch Briefe, die in der Endzeit eine besondere Bedeutung haben, obwohl sie schon damals für Timotheus bedeutsam waren. Das möchte ich betonen. Ich schwäche nichts ab, aber der zweite Timotheusbrief hat für uns Christen heute eine ganz bedeutende Aussage, weil wir die Befehle in Verbindung mit der Endzeit betrachten müssen. Es sind Befehle, die in unserer Zeit besonders wichtig sind.
Ich gehe weiter in 2. Timotheus 1, Vers 8. Dort wird als Befehl erklärt, Timotheus soll evangelistisch tätig sein. Das gilt für uns alle. Er soll sich nicht schämen. Menschenfurcht ist immer eine Gefahr – war für Timotheus eine Gefahr, ist für uns eine Gefahr. Hier werden wir neu ermutigt, uns nicht zu schämen. Auch sollen wir bereit sein zu leiden. Es gibt kein Wohlstandsevangelium in den letzten Tagen. Christen müssen gerade um des Glaubens willen leiden.
„Leide Trübsal mit dem Evangelium nach der Kraft Gottes“, heißt es. Dann wird erklärt, was dieses Evangelium beinhaltet, das uns errettet hat und berufen mit heiligem Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor den Zeiten der Zeitalter gegeben wurde, jetzt aber geoffenbart worden ist durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesus Christus, der den Tod zunichte gemacht und Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium.
Hier wird erklärt, was Gott an uns heute bei der Bekehrung getan hat: Er hat uns errettet, nachdem er uns berufen hat mit heiligem Ruf. Der Aufruf zur Entscheidung bei der Evangelisation ist Gottes heiliger Ruf. Wer diesem Ruf folgt, kommt zur Errettung.
Paulus sagt: Das hat Gott in unserer Zeit getan. Aber uns wurde bereits vor Erschaffung der Welt, vor den Zeiten der Zeitalter – das Alte Testament ist in verschiedene Zeitabschnitte eingeteilt: von der Schöpfung bis zum Sündenfall, vom Sündenfall bis zur Sintflut, von der Sintflut bis Abraham, von Abraham bis zum Auszug aus Ägypten, vom Auszug bis zum Kommen Christi, von Christus bis zur Wiederkunft Christi. Das sind verschiedene Zeitalter.
Hier heißt es: Die Gnade hat Gott uns eigentlich schon vor den Zeiten der Zeitalter bereitgestellt. In Epheser 1, Vers 3 heißt es, dass die Gläubigen auserwählt sind vor Grundlegung der Welt. Aber erst jetzt ist es Wirklichkeit geworden, dass Gott uns gerufen und errettet hat. Das ist geschehen auf der Grundlage, dass Jesus Christus erschienen ist.
Darum heißt es hier: „Jetzt aber geoffenbart durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesus Christus, der den Tod zunichte gemacht hat und Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht hat.“ Wir können die großen Heilstaten Gottes zurückverfolgen bis vor Grundlegung der Welt. Sehr eindrücklich.
Christus hat den Tod am Kreuz besiegt und dann Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht am Sonntag, am Auferstehungstag. Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht.
Es ist interessant, mit welchem Tag die Bibel beginnt: Der erste Tag der Bibel ist der Sonntag. Ich sage das, weil manche die Bedeutung des Sonntags in der Bibel abschwächen und den Sabbat betonen. Ja, der Sabbat hat seine Bedeutung in der Heilsgeschichte, besonders in Verbindung mit Israel.
Nach 2. Mose in den 30 Kapiteln sagt Gott, dass der Sabbat das Zeichen des Bundes zwischen Gott und Israel ist. Aber der Sonntag ist der erste Schöpfungstag. Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, und dann war Finsternis über der Erde. Doch Gott sagt noch am selben ersten Tag: „Es werde Licht!“ und es ward Licht.
An diesem ersten Tag der Woche ist später der Herr Jesus auferstanden und hat die Grundlage für die neue Schöpfung gelegt, hat Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht. Das ist der erste Tag der Woche. Das ist nur eine Klammer.
Von diesem Evangelium sagt Paulus, zu welchem er bestellt worden ist als Prediger, Apostel und Lehrer der Nationen: „Um welcher Ursache willen ich dies auch leide.“ Er sagt also: Darum bin ich in der Todeszelle, weil ich Prediger dieser großartigen Botschaft bin, die ihre Ursprünge in der Ewigkeit vor Erschaffung der Welt hat.
Er sagt nun als Beispiel für Timotheus: „Aber ich schäme mich nicht, denn ich weiß, wem ich geglaubt habe, und bin überzeugt, dass er mächtig ist, das ihm von mir anvertraute Gut auf jenen Tag zu bewahren.“
Paulus schämt sich nicht, genauso wie er in Römer 1, Vers 16 sagt: „Ich schäme mich nicht des Evangeliums.“ Er ist uns ein gewaltiges Vorbild. Weiter sagt er: „Ich weiß, wem ich geglaubt habe.“ Interessant ist die Bekehrungsgeschichte von Saulus in Apostelgeschichte 9. Der Herr erscheint ihm zum ersten Mal, und Saulus fragt: „Herr, wer bist du?“ Das war seine Frage.
Jetzt in der Todeszelle, Jahrzehnte später, sagt Paulus: „Ich weiß, wem ich geglaubt habe.“ Dazwischen liegt das Leben von Paulus. Weil er weiß, wer das ist, auf den er seinen Glauben gesetzt hat – das ist nicht nur „wem ich geglaubt habe“, sondern in der speziellen Perfektform, die hier verwendet wird, heißt es: Auf wen ich mein Vertrauen gesetzt habe. Das ist eine Handlung, die in der Vergangenheit begonnen hat und bis jetzt wirkt.
Da ruht sein Vertrauen. Das macht, dass er sich nicht schämt. Je größer uns Jesus wird, je bewusster wir sind, wer er ist – der Sohn Gottes –, desto mehr verlieren wir die Menschenfurcht.
Das Weitere haben wir gesehen. Wir wollen heute keine jeden Vers bis ins Detail anschauen, es ist ja eine Übersicht, aber zum Teil möchte ich etwas ausführlicher werden.
Ermutigung und Aufforderungen an Timotheus im Kapitel 2
Wir kommen nun zu Kapitel 2.
„Du nun, mein Kind, sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist.“ Hier spricht Paulus Timotheus wieder als Kind an, weil dieser durch ihn zum Glauben gekommen ist.
Interessant ist, dass Paulus in diesem Kapitel sieben verschiedene Bezeichnungen für Christen verwendet. In meiner Bibel habe ich diese Ausdrücke – also die Bezeichnungen der Erlösten – mit einer anderen Farbe markiert. Es musste eine andere Farbe sein, damit sie nicht mit dem Namen Gottes verwechselt werden. So sieht man auf einen Blick, wie die Gläubigen genannt werden.
Ich habe diese Bezeichnungen auf einem Blatt zusammengefasst:
- Kapitel 2, Vers 1: Kind
- Kapitel 2, Vers 3: Soldat Jesu Christi
- Kapitel 2, Vers 5: Athlet
- Kapitel 2, Vers 6: Ackerbauer
- Kapitel 2, Vers 15: Arbeiter
- Kapitel 2, Vers 20: goldene und silberne Gefäße
- Kapitel 2, Vers 24: Knecht oder Sklave
Zum Athleten: Das Wort „Athlet“ steht zwar nicht direkt im Text, aber es heißt dort „wenn auch jemand kämpft“. Das griechische Wort für „kämpfen“ ist hier im Sinne eines athletischen Wettkampfs zu verstehen, nicht als kriegerischer Kampf.
Bei der Bezeichnung „Kind“ geht es um jemanden, der zum Glauben gekommen ist, also um die Wiedergeburt. Paulus sagt: „Du nun, mein Kind, sei stark, oder erstarke in der Gnade, die in Christus Jesus ist.“ Das ist ein Befehl. Er fordert Timotheus auf, im Glauben zu wachsen. Das ist das Normale bei jedem Kind – es muss sich entfalten und wachsen.
Weiter heißt es: „Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Männern an, welche tüchtig sein werden, auch andere zu lehren.“ Zu diesen Versen habe ich notiert, dass hier vier Generationen der Weitergabe gesunder Lehre beschrieben werden.
Paulus sagt also: Das, was du von mir gehört hast, vertraue treuen Männern an, die selbst fähig sind, wieder andere zu lehren. So haben wir die Reihenfolge: Paulus, Timotheus, treue Leute, die fähig sind zu lehren, und dann wieder andere. Gesunde Lehre soll von Generation zu Generation unter Christen weitergegeben werden. So war es gedacht – über 2000 Jahre hinweg.
Interessant ist auch Epheser 3, im letzten Vers: „Gott sei die Ehre in der Gemeinde über alle Generationen hinweg, des Zeitalters der Zeitalter.“ Dort ist die Übersetzung „Zeitalter der Zeitalter“ falsch. Es heißt eigentlich das „Zeitalter der Gnade“, also die Gnadenzeit, die heute herrscht. Dieses herrlichste Zeitalter in der Heilsgeschichte umfasst viele Generationen – von den Aposteln bis heute. Gott sei die Ehre über alle Generationen hinweg.
So war Gottes Wille, dass die gesunde Lehre von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird. Wir wissen, dass es dabei immer wieder Probleme gab. Aber wie sieht es heute aus?
Ich habe den Eindruck, dass es heute besonders kritisch ist, obwohl jeder Generationenübergang eine Herausforderung darstellt. Es lohnt sich, auch im Alten Testament solche Übergänge zu betrachten, zum Beispiel von Elia zu Elisa und so weiter.
Es gibt ein Buch auf Französisch, „Le Passage des Générations“ von Georges Andres, das genau dieses Thema behandelt: Wie wird die geistliche Botschaft von einer Generation zur nächsten weitergegeben?
Heute ist dieser Übergang besonders schwierig. Ich denke, das hat es so noch nie gegeben: Ein Sohn sagt zu seinem Vater, er verstehe dessen Bibel nicht, er verstehe die Sprache nicht.
Man kann zurückdenken: Wenn man gläubige Vorfahren hatte, hat die Mutter jemals ihrer Großmutter gesagt: „Deine Bibel verstehe ich nicht“? Wahrscheinlich nicht. Sie las dieselbe Bibelübersetzung und verstand sie oder lernte sie mit der Zeit zu verstehen.
Durch Lesen kommt Verständnis, man lernt neue Wörter – auch solche, die man nicht unbedingt auf der Straße hört. Aber es ist sehr ungewöhnlich, dass die neue Generation so große Schwierigkeiten hat, die Sprache der Eltern und die Sprache der Bibel der Eltern zu verstehen.
Auch beim Geschmack gibt es Unterschiede: Welche Musik mögen die Eltern, welche die Kinder? Heute ist es so, dass die Elterngeneration oft schon die Musik gehört hat, die früher als rebellisch galt, etwa Beatmusik in den 60er und 70er Jahren. Damals war das eine Trennlinie: Wer mit den Eltern nicht klar kam, hörte diese Musik, während die Eltern sie ablehnten.
Heute sind die Eltern oft diejenigen, die diese Musik schon früher geliebt haben. Trotzdem hat sich der Geschmack in den letzten vierzig Jahren von einer Generation zur nächsten stark verändert.
So ist der Übergang zwischen den Generationen heute sehr kritisch. Dennoch haben wir hier den Aufruf: „Erstarke in der Gnade!“ Und wir müssen diese Gnade und die gesunde Lehre der nächsten Generation so weitergeben, dass sie wiederum fähig ist, treu und tüchtig eine weitere Generation zu belehren.
Der geistliche Kampf und praktische Aufforderungen
Wir gehen zu Vers 3: Nimm teil an den Trübsalen als ein guter Soldat Jesu Christi! Niemand, der Kriegsdienste tut, verwickelt sich in die Beschäftigung des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat. Es geht hier also um einen Soldaten, genauer gesagt um einen Kriegsmann Jesu Christi.
Wenn man Soldat geworden war, beispielsweise in der römischen Armee als Söldner, musste man sich darüber im Klaren sein, dass kein gemütliches Leben folgt. Es war ein Leben, in dem man wusste, dass man sich auf riesige, grausige Probleme einlässt. So sagt der Apostel Paulus: Nimm teil an den Trübsalen, eben als guter Soldat von Jesus Christus. Du bist in diese Armee eingetreten, aber du wusstest, dass das Probleme bringt. Denn es geht hier nicht um einen wörtlichen Kampf, sondern um einen geistlichen Kampf, in dem du viel Enttäuschung erleben und schwierige Situationen durchstehen wirst. Doch du musst es sein – wieder ein Befehl: Nimm teil an den Trübsalen.
Dann erklärt Paulus weiter: Solche, die seltener geworden sind, wissen, dass sie sich nicht einfach so in den normalen Ablauf des Lebens verwickeln können, wie es andere tun. Ihre Sache ist, dass sie einfach da sein müssen, wo sie in der Armee gebraucht werden. Sie müssen bereit sein, auf viele normale Dinge des Lebens zu verzichten. So lässt sich jemand, der ein Soldat Jesu Christi ist, nicht einfach in alle möglichen Dinge des Lebens verwickeln. Er muss klare Ziele haben: Was ist meine Aufgabe? Wo ist mein Kampf?
Vers 5: Wenn aber auch jemand kämpft, und zwar als Athlet kämpft, wird er nicht gekrönt, wenn er nicht gesetzmäßig kämpft. Hier hat Paulus die Athleten von damals bei den Olympiaden oder anderen Wettkämpfen im Auge. Er sagt, man muss als Athlet den Regeln entsprechend kämpfen, sonst bekommt man nicht den Siegeskranz – heute würde man sagen die Medaille. Wer betrügt, muss wissen, dass das nicht erlaubt ist. Als Athlet weiß man, dass man sich genau an die Regeln halten muss.
Jetzt werden wir hier als Athleten gesehen. Man kann nicht sagen: Der Zweck heiligt die Mittel. Nein, wir müssen uns an die biblischen Gebote und Regeln halten, sonst können wir keine Preiskrönung erwarten. Das ist sehr praktisch.
Nächster Vers: Der Ackerbauer muss, um die Früchte zu genießen, zuerst arbeiten. Oder man kann es auch übersetzen: Der arbeitende Ackerbauer soll zuerst die Früchte genießen. Bei der ersten Übersetzungsmöglichkeit heißt es, wir müssen zuerst investieren, unsere Kraft, und erst dann haben wir die Resultate. Die andere Übersetzung macht klar, dass derjenige, der wirklich arbeitet, auch das Vorrecht hat, als Erster in den Genuss der Resultate zu kommen.
Auf jeden Fall macht der Text hier deutlich, dass wir alle Bauern sind als Erlöste. Wir müssen investieren. Bauer sein ist nicht einfach. Man muss in die Zukunft investieren, aber es wird Resultate geben. Auch hier ist wieder der Unterton: Man muss durchhalten. Beim Soldaten war das so, beim Athleten, beim Bauern.
Vers 7: Bedenke, was ich sage, denn der Herr wird dir Verständnis geben in allen Dingen. Das ist eine schöne Verheißung. Zuerst aber ein Befehl. Ich habe das wieder rot angestrichen: Bedenke! Das ist eine Befehlsform, genauso wie „Vertraue an“ in Vers 2, „nimm teil“ in Vers 3, „bedenke, was ich sage“. Bezogen auf den Timotheusbrief heißt das: Wir müssen über das, was Paulus schreibt, nachdenken. Was bedeutet das für mich, für unsere heutige Situation?
Dann gibt es eine Verheißung: Der Herr wird dir Verständnis geben in allen Dingen. Das ist wunderbar. Wenn wir das Wort Gottes studieren und wie Timotheus umsetzen wollen, dürfen wir wissen, dass der Herr uns ein fortschreitendes Verständnis des zweiten Timotheusbriefes schenkt.
Wieder ein Befehl: Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten, aus dem Samen Davids, nach meinem Evangelium, in welchem ich Trübsal leide bis zu Banden wie ein Übeltäter. Aber das Wort Gottes ist nicht gebunden. Halte im Gedächtnis! Was ist zentral in unserem bewussten Denken? Hinter dem Stirnknochen befindet sich der Bereich der grauen Zellen, dort findet das bewusste Denken im menschlichen Gehirn statt. So sollen wir dort ganz zentral Jesus Christus, auferweckt aus den Toten, als Nachkomme von König David, in unserem Denken halten.
Das entspricht dem, was wir in Offenbarung 14,1 lesen. Johannes sieht den gläubigen Überrest der Zukunft aus Israel, die 144.000, von denen gesagt wird, dass sie den Namen des Vaters und des Lammes auf ihren Stirnen geschrieben haben. Was ist der Name auf der Stirn? Halte Jesus Christus im Gedächtnis!
Interessant ist, wenn man in der Offenbarung noch vorher liest, der letzte Vers von Offenbarung 13 spricht von den Leuten, die in der Zukunft das Zeichen des Tieres annehmen werden – auf die rechte Hand oder auf die Stirn, den Namen oder die Zahl des Tieres. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um einen Chip unter der Haut, denn ohne dieses System wird man in der antichristlichen Zeit nicht mehr kaufen oder verkaufen können.
Was haben sie da? Sechsundsechzig anstatt achtundachtzig. Der Zahlenwert des Namens Jesus auf Griechisch gibt achtundachtzig. Das ist alles noch Zukunft, aber für uns heute bedeutet es: Was beherrscht unser Denken? Wirtschaftliche Überlegungen – darum geht es ja beim Chip unter der Stirnhaut – oder Jesus Christus, auferweckt aus den Toten? Das ist eine sehr aktuelle Frage: Was ist in unserem Leben wichtiger – Geld oder der Erlöser?
Zu diesen Versen heißt es weiter: Paulus ist zwar gebunden, aber das Wort Gottes ist nicht gebunden. Das war für ihn ein Trost. Er konnte zum Beispiel nicht mehr von Rom nach Ephesus reisen, um den Abfall zu bremsen, aber er wusste, dass das Wort Gottes auch dort verkündigt wird. Das Wort Gottes hat in sich eine Kraft, die man nicht binden kann.
Vers 10: Deswegen erdulde ich alles um der Auserwählten willen, damit auch sie die Seligkeit erlangen, die in Christus Jesus ist, mit ewiger Herrlichkeit. Paulus sieht die Menschen, die noch nicht errettet sind, bereits als die Auserwählten, für die Gott das Heil vorgesehen hat. Er hat eine Vorkenntnis, weil er wusste, dass sie einmal das Opfer Christi annehmen werden. Er sagt: Für diese Auserwählten erdulde ich alles, damit auch sie einmal errettet werden durch Christus Jesus.
Das ist eine sehr interessante Sicht, dass man sogar unter den Ungläubigen die Auserwählten sehen kann. Zum Beispiel in 1. Korinther 15 spricht Paulus über Korinth. Der Herr sagte zu ihm durch einen Traum: Fürchte dich nicht, Paulus, denn niemand wird dir Übles tun, denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt. Korinth war die Kloake der alten Welt, die primitivste und perverseste Stadt schlechthin. Doch der Herr sagte, habe keine Angst, dort zu wirken, denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.
So konnte Paulus auch die Sicht haben: Da sind viele, die zu denen gehören, die schließlich errettet werden sollen, durch Bekehrung und Glauben.
Weiter, Vers 11: Das Wort ist gewiss, denn wenn wir mitgestorben sind, so werden wir auch mitleben. Wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen. Wenn wir verleugnen, so wird auch er uns verleugnen. Wenn wir untreu sind, er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.
Hier macht Paulus Mut: Jetzt müssen wir als Gläubige leiden und viel Enttäuschung in Kauf nehmen. Aber wir wissen, wenn der Herr Jesus einmal herrschen wird, dann werden wir mit ihm auch die ganze Ehre teilen. Wenn wir jetzt seine Verachtung teilen, werden wir einmal seine Ehre teilen. Paulus litt, Timotheus litt, wir leiden, aber wir werden einmal mitherrschen.
Interessant ist die Überraschung in Vers 13: Wenn wir verleugnen, so wird er auch uns verleugnen. Wenn wir untreu sind, bleibt er treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen. Viele haben das als Ermutigungswort genommen: Wenn ich untreu bin, bleibt der Herr treu. So ist es aber nicht gemeint. Wenn wir untreu sind, bleibt der Herr unwandelbar und hält sich an seine Verheißungen. Er kann nicht untreu werden gegenüber dem, was er gesagt hat.
Es ist also kein Ermutigungsvers für solche, die untreu werden wollen, sondern eine heilige Realität: Wenn wir untreu sind, hält er sich an sein Wort bis zum Schluss.
Wieder ein Befehl, Vers 14: Dies bringe in Erinnerung, indem du ernstlich vor dem Herrn bezeugst, nicht Wortstreit zu führen, was zu nichts nützt, sondern zum Verderben der Zuhörer ist.
Wieder ein Befehl: Befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit recht teilt – wörtlich: in gerader Richtung schneidet.
Timotheus soll im Blick auf die Bibel ein guter Facharbeiter sein. Ein Facharbeiter weiß genau, wie er schneiden muss, dass es schön gerade ist, nicht kreuz und quer oder unsorgfältig. Ein guter Arbeiter schneidet oder teilt das Wort der Wahrheit in gerader Richtung.
Das bedeutet zum Beispiel beim Bibellesen, dass wir klar trennen, was sich direkt auf Israel bezieht und was speziell auf die Gemeinde. Wir dürfen das nicht durcheinanderbringen. Wenn Gott zum Beispiel zu Israel sagt: Wenn ihr euch an mein Wort haltet, werde ich euch alle Krankheiten Ägyptens fernhalten, können wir das nicht einfach auf die Gemeinde übertragen. Für die Gemeinde gibt es im Neuen Testament keine solche Verheißung.
Für Israel gibt es besonders irdische Verheißungen und irdischen Segen, für die Gemeinde ausdrücklich himmlischen Segen – gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Regionen (Epheser 1,3). Wenn Gott uns auch Irdisches gibt, dann ist es in seiner Souveränität, aber nicht, dass wir uns darauf berufen könnten.
Wir müssen also ganz klar unterscheiden und die Dinge nicht miteinander verstricken. Wenn man das nicht macht, das Wort nicht recht teilt oder gerade schneidet, dann ist man ein Arbeiter, der sich schämen muss.
Weiter: Die ungöttlichen, eitlen Geschwätze aber vermeide, denn sie werden zu weiterer Gottlosigkeit fortschreiten, und ihr Wort wird um sich fressen wie ein Krebs.
Hier geht es um Hymenäus und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt sind, indem sie sagen, dass die Auferstehung schon geschehen sei, und den Glauben etlicher umkehren.
Es geht also um solche, die den Abfall fördern durch ihre falschen Lehren. Hymenäus und Philetus sind zwei konkrete Personen, die hier erwähnt werden. Ihr Wort wird verglichen mit einem Krebs – im Griechischen „Gangrän“. Gangrän ist eine Krankheit, verursacht durch Bakterien, bei der Körperstellen verfaulen und das Gewebe abstirbt, was oft zu Amputation führt.
Paulus vergleicht falsche Lehren unter Christen mit einem solchen Gangrän, das verhängnisvolle Konsequenzen hat und am Ende zum Tod führt. Deshalb müssen ungöttliche Geschwätz unbedingt vermieden werden.
Diese zwei sagten, die Auferstehung sei schon geschehen. Das bedeutet, sie haben den ganzen Heilsplan durcheinandergebracht. Die Auferstehung ist noch nicht geschehen, unser Körper ist noch nicht verwandelt. Wenn man sagt, die Auferstehung sei schon geschehen, müsste man einen vollkommenen Körper haben, der nicht mehr krank wird.
Manche sagen heute Ähnliches, aber sie verdrehen den biblischen Kalender. In Römer 8 lesen wir klar, dass die Erlösung des Körpers erst bei der Wiederkunft Christi, bei der Entrückung, kommt. Das haben wir noch nicht jetzt. Die Erlösung der Seele und des Geistes ist gegeben, aber nicht die Erlösung des Körpers, darum kann er krank werden. Das kommt erst später.
Gerade dadurch, dass sie den Heilsplan durcheinanderbringen, heißt es, dass sie den Glauben etlicher umkehren – sie machen die Leute kaputt.
Weiter: Doch der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: Der Herr kennt die Seinigen, und jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit.
In einem großen Haus aber sind nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene; die einen zur Ehre, die anderen aber zur Unehre.
Was ist das für ein Haus? Tempel heißt auf Hebräisch Heichal. Dieses Wort geht zurück auf Sumerisch. Heichal ist auch im Arabischen Heikel, was Tempel bedeutet. Das Wort geht zurück auf Sumerisch E-gal, was „großes Haus“ heißt. Der Tempel ist das große Haus.
Paulus sieht nun den Tempel Gottes. Dort gibt es einen festen Grund Gottes, den Eckstein oder Fundamentstein des Allerheiligsten auf der Spitze des Tempelbergs. Das ist der Fels, auf dem heute der Felsendom steht, wo man noch Spuren des Allerheiligsten erkennen kann.
Dieser feste Grund Gottes steht. Interessant: Der Tempel wurde im Jahr 70 n.Chr. zerstört und nie wieder aufgebaut, aber der Grund Gottes steht immer noch. Das ist ermutigend. Alles kann zusammenbrechen und kaputtgehen, Menschen können uns tief enttäuschen, aber der feste Grund Gottes steht – das ist der Herr Jesus selbst, der Fels und Eckstein der Gemeinde.
Nun wird gesagt, dieser feste Grund Gottes hat ein Siegel, eine Inschrift: Der Herr kennt die Seinigen, und jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit.
Leider können wir den Stein heute nur begrenzt untersuchen, sonst gäbe es wieder einen Nahostkrieg. Eigentlich sollte man die Abschrankung im Felsendom entfernen können, um den Felsen, der seit islamischer Zeit nie untersucht wurde, richtig im Detail zu erforschen.
In der rabbinischen Literatur gibt es Hinweise, dass dieser Stein eine Inschrift trägt, in der der Name Jahwe vorkommt, der Name des Herrn. Hier ist interessant: Dieser feste Grund hat ein Siegel – der Herr kennt die Seinigen – und „jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit“. Das ist die Inschrift, die man freilegen könnte.
Das führt uns zurück in die Wüstenwanderungszeit Israels, zur Rotte Koras, die einen Aufstand gegen Mose und Aaron machte.
Mose vertrat die Autorität des Wortes Gottes. Aaron vertrat den Weg, wie das Volk zu Gott kommen konnte auf der Grundlage des Opfers. Die Rotte Koras fragte, warum nur Aaron Priester sein dürfe, warum sie nicht das gleiche Recht hätten.
Gott sagte, die Rotte Koras solle antreten in der Stiftshütte, und er werde zeigen, wer sein ist und wer heilig ist (4. Mose 16,5). Die Rotte Koras kam in den Vorhof der Stiftshütte, und Gott vernichtete sie durch ein Gericht: Die Erde tat sich auf und verschlang die ganze Rotte.
So bekennt sich Gott zu Mose und Aaron, aber die Rotte Koras rebellierte gegen Gottes Autorität im Wort und gegen Gottes Weg der Versöhnung durch das Opfer.
In der Septuaginta, der ältesten griechischen Übersetzung, heißt es bei 4. Mose 16,5: „Da wird der Herr kundtun, wer sein ist“, wörtlich „Der Herr kennt die Seinigen“. Diese Formulierung in 2. Timotheus 2 ist eine Anspielung auf diese Stelle.
Die weitere Siegelinschrift lautet: „Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit!“
In 4. Mose 16,20 versammelte sich Koras beim Eingang der Stiftshütte. Vers 19: Da erschien die Herrlichkeit des Herrn vor der ganzen Gemeinde, als die Wolkensäule kam. Der Herr sprach zu Mose und Aaron: „Sondert euch ab aus der Mitte dieser Gemeinde! Ich will sie in einem Augenblick vertilgen!“
Vers 24: „Redet zur Gemeinde und sprecht: Hebt euch ringsum weg von der Wohnung Koras, Datans und Abirams!“
Vers 26: „Weichet von den Zelten dieser gesetzlosen Männer und rührt nichts an, was ihnen gehört, damit ihr nicht weggerafft werdet in all ihren Sünden.“
Vers 27: Die Gemeinde hob sich ringsum weg von den Zelten Koras, Datans und Abirams, die dann vernichtet wurden.
So werden die Menschen aufgerufen, sich von diesen Rebellen abzutrennen, damit sie nicht unter ihr Gericht kommen. Das entspricht dem, was wir in 2. Timotheus 2,19 haben: „Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit!“
Der Text geht weiter: In einem großen Haus sind nicht nur goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene; die einen zur Ehre, die anderen zur Unehre.
Wenn sich nun jemand von diesen reinigt, wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereit.
Im Tempel gab es goldene und silberne Gefäße, die zur Ehre Gottes dienten. Es gab aber auch Geräte aus Ton, die bei Unreinheit nicht mehr gereinigt, sondern zerschlagen werden mussten (3. Mose). Metallene Gefäße konnten gereinigt und wiederverwendet werden.
Hier wird der Kontrast gezogen: Goldene und silberne Gefäße stehen für die zur Ehre Gottes, hölzerne und irdene für die zur Unehre.
Es muss eine Trennung geschehen zwischen den wahren Gläubigen, die zur Ehre Gottes gehören, und solchen wie Hymenäus und Philetus, die den Glauben durch falsche Lehren zerstören.
Vers 21: Wenn sich nun jemand von diesen reinigt – das griechische Verb „ekkateiro“ bedeutet nicht nur reinigen, sondern ausreinigen, indem man sich absondert, wegreinigt.
Dieses Wort kommt im Neuen Testament nur noch in 1. Korinther 5,7 vor, wo es darum geht, dass jemand, der Hurerei begangen hat, aus der Gemeinde ausgeschlossen wird.
Hier haben wir eine andere Situation: Nicht die falschen Lehrer werden hinausgetan, sondern die Gefäße zur Ehre müssen sich selbst zurückziehen.
In einer gesunden Gemeinde kann das Böse durch Gemeindezucht bestraft werden, mit dem Ziel der Wiederherstellung. Aber bei schweren Sünden, wie in 1. Korinther 5 bei Hurerei erwähnt, muss die Gemeinde eingreifen.
Wenn das Böse aber schon so durchdrungen ist, dass keine Wiederherstellung möglich ist, müssen sich die Treuen trennen.
Das ist die Situation in 2. Timotheus 2: Die Gefäße zur Ehre müssen sich wegreinigen.
Es gibt eine Verheißung: Wenn sich jemand von diesen Gefäßen der Unehre wegreinigt, wird er ein Gefäß zur Ehre sein – nützlich dem Hausherrn zu jedem guten Werk bereit.
Dann heißt es: Die jugendlichen Lüste aber fliehe – auch ein Befehl, rot angestrichen – strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden.
Nun wird nicht einfach gesagt, dass man sich irgendwo einfügen kann, sondern man soll mit denjenigen zusammen sein, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen – ein reines Herz ist ein aufrichtiges Herz. Wir müssen die suchen, die dem Herrn wirklich treu sein wollen.
Vers 23: Aber die törichten und ungereimten Streitfragen weise ab, denn sie erzeugen Streit.
Ein Knecht oder Sklave des Herrn soll nicht streiten, sondern gegen alle mild sein, lehrfähig, duldsam und in Sanftmut die Widersacher zurechtweisen, in der Hoffnung, dass Gott ihnen Buße schenkt zur Erkenntnis der Wahrheit und sie wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels, der sie gefangen hält für seinen Willen.
Ein Knecht soll solche, die falsch stehen, nicht mit Streit begegnen, sondern mild und lehrfähig sein. Lehrfähig heißt, nicht wütend zu werden, wenn jemand mit komischen Ansichten kommt, sondern sachlich und verständlich zu erklären, was falsch ist und was biblisch korrekt ist.
Das soll jeder Knecht des Herrn so machen: verständlich lehren, nicht einfach sagen „Das ist falsch“, sondern biblisch begründen.
Das ist Lehrfähigkeit, verbunden mit Duldung und Sanftmut – nicht Härte oder Überheblichkeit. Dabei soll man immer im Blick haben, dass Gott den Widersachern Buße und Einsicht geben kann.
Das sind besonders wichtige Anweisungen für die letzten Tage.
Kapitel 3, Vers 1: „Das aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten da sein werden.“
Ich habe auf dem Blatt bei Punkt neun geschrieben: Die letzten Tage bedeuten in der Bibel die Endzeit. Es gibt verschiedene Ausdrücke für die Endzeit, wie „am Ende der Jahre“ (Hesekiel 38), „am Ende der Zeit“ (Daniel 8), „in jenen Tagen und zu jener Zeit“ (Joel 4,1), „die letzte Stunde“ (1. Johannes 2,18), „die letzte Zeit“ (Judas 17) oder eben „die letzten Tage“.
Die Endzeit ist in der Bibel immer die Zeit, in der das jüdische Volk aus der weltweiten Zerstreuung zurückkehrt in das Land der Vorväter.
Die erste Einwanderungswelle fand 1882 statt. Viele weitere folgten bis heute, sodass Millionen aus allen fünf Kontinenten zurückgekehrt sind.
Wir leben in der Endzeit, die eine Periode ist. Hier wird die Endzeit in der Christenheit beschrieben, was wichtig ist, denn die 18 Kennzeichen der Menschen, die wir gelesen haben, finden sich auch in Römer 2 am Schluss. Paulus beschreibt dort die Heidenwelt seiner Zeit.
Die gleichen Ausdrücke wie „den Eltern ungehorsam“ findet man auch in der Zeit der alten Griechen, ebenso Unzucht und andere Sünden.
Durch das Christentum wurde vieles anders und viele heidnische Unmoral wurde massiv zurückgedrängt, besonders in christlichen Ländern wie Europa und Nordamerika.
Doch hier, wenn gesagt wird, in der letzten Zeit werden die Menschen so sein, dann bedeutet das, dass innerhalb der Christenheit, der bekennenden Christenheit, die alte Unmoral des Heidentums wieder Einzug hält.
Das haben wir seit den 60er Jahren drastisch erlebt. Die 68er-Bewegung hat die Gesellschaft stark verändert, viele Moralvorstellungen wurden über den Haufen geworfen, und wir müssen die Folgen auslöffeln.
Das ist genau das, was hier beschrieben wird.
In der Trendforschung unterscheidet man Megatrends der Gesellschaft. Ein Megatrend heute ist Selbstverliebtheit. Das erste Merkmal hier ist, dass die Menschen eigenliebig sein werden – Selbstverliebtheit ist ein Megatrend der heutigen Gesellschaft.
Dann Geldliebe: Noch nie hat sich die Börse so entfaltet wie heute, und noch nie gab es so viel Geld im Verhältnis zur Bevölkerung. Das ist einzigartig in der Geschichte.
Geld an sich ist nicht schlecht, es kommt darauf an, wie man es bekommt und verwendet. Aber unsere Gesellschaft liebt das Geld auch noch im Übelsten Sinn.
Weiter: Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar – die Lästerung des Christentums ist heute in Theaterstücken und Filmen akzeptiert, was früher Gerichtsfall gewesen wäre.
Ohne natürliche Liebe – wenn man an das Problem der Abtreibung denkt, sind 40 bis 50 Millionen Abtreibungen pro Jahr weltweit.
Das Wort „Storge“ bezeichnet speziell die Liebe zwischen Eltern und Kindern.
Ich kann nicht auf alle Ausdrücke eingehen, aber besonders wichtig ist: Mehr das Vergnügen liebend als Gott.
Die Liebe zum Vergnügen hat solche Ausmaße angenommen, wie früher nie.
Natürlich gab es immer Vergnügen, aber dass der Mensch nur noch für das Vergnügen lebt, ist unglaublich.
Der Mensch heute ist nicht unreligiös; der Atheismus ist altmodisch. Spiritualität und Frömmigkeit sind verbreitet, aber oft verleugnen sie ihre Kraft.
Von solchen wende dich ab.
Das Wort „schwere Zeiten“ im Griechischen „chalepos“ bedeutet schwer zu ertragen, wild, wütend, rau, gefährlich.
Das Wort kommt nur noch einmal im Neuen Testament vor, in Matthäus 8,28, wo es um die wütenden Dämonen bei den Gadarenern geht.
Das Wort bezeichnet die Wut der Dämonen, die Menschen bis zur totalen Selbstentblößung bringen.
Vor kurzem war die Streetparade in Zürich: Woher kommt das Streben nach Selbstentblößung? Es ist immer ein Wirken von Dämonen.
Interessant, dass dieses Wort „chalepos“ hier die letzten Tage als wütende Zeiten beschreibt, in denen die Dämonenwelt ihre Wut entlädt.
In diesen Versen 1 bis 18 sind 18 Kennzeichen der Menschen in der Endzeit genannt – 18 ist dreimal sechs, was an die Zahl 666 in Offenbarung 13,18 erinnert, die antichristliche Zeit.
Vers 6: Denn aus diesen sind die, die sich in die Häuser schleichen und Weiblein gefangen nehmen, welche mit Sünden beladen von mancherlei Lüsten getrieben werden, die immer da lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können.
Man hat gerade eine Familienandacht gehalten, da klingelt der Zeuge Jehovas an der Tür. Sie sind immer zu zweit. Dann sagt einer: „Ach, von Ihnen haben wir gerade gelesen!“ Das ist nicht möglich, aber es stimmt.
Diese Menschen schleichen sich in die Häuser, fangen Frauen, die mit Sünden beladen sind, und treiben sie mit allerlei Lüsten. Sie lernen ständig, kommen aber nie zur Erkenntnis der Wahrheit.
Das ist auch eine Endzeiterscheinung.
Vers 8: Gleicherweise wie Jannes und Jambres Mose widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit – Menschen, verderbt in der Gesinnung, unbewehrt hinsichtlich des Glaubens.
Sie werden nicht weiter fortschreiten, denn ihr Unverstand wird allen offenbar werden, wie auch der von jenen es wurde.
Wer sind Jannes und Jambres? In der rabbinischen Literatur sind das zwei ägyptische Zauberer zur Zeit von Mose.
Im aramäischen Targum Jonathan, einer Umschreibung des Alten Testaments, werden sie genannt Jannes und Jambres.
Paulus kannte sie aus seiner Ausbildung zum Rabbiner, wahrscheinlich bei Gamaliel.
Sie versuchten, vier göttliche Wunder zu imitieren: Sie warfen ihre Stäbe zu Schlangen (2. Mose 7,11-12), verwandelten Wasser in Blut (2. Mose 7,22), fügten der Froschplage noch mehr Frösche hinzu (2. Mose 8,7).
Beim Staub, der zu Stechmücken wurde, konnten sie nicht mithalten. Sie sagten, das sei Gottes Finger.
Aus toter Materie etwas Lebendiges zu schaffen, kann auch der Satan nicht.
Wir stellen uns vor, wir sind auf einer kleinen Insel mit der Bibel und wissen nichts über Europa und Nordamerika.
Wir lesen: „Gleicherweise wie Jannes und Jambres Mose widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit.“
In der Endzeit muss es Widerstand geben, indem göttliche Wunder imitiert werden.
Wir haben drei Wellen erlebt im biblisch-christlichen Bereich: 1906 die Pfingstbewegung, 1960 die charismatische Bewegung, ab den 80er Jahren die Power Evangelism Bewegung.
Dort geschehen Zeichen und Wunder in Massen, aber gewisse Zeichen können sie nicht imitieren, zum Beispiel das Sprachenreden.
In der Apostelgeschichte konnten die Fremden Sprachen sprechen – das gab es schon früher, z.B. in 1. Mose 11.
Satan kann offenbar keine fremde Sprache eingeben, die der Mensch beherrscht.
Paulus sagt, wenn ich in einer Sprache bete, betet mein Geist, nicht der Heilige Geist in mir, wie manche Übersetzungen sagen, sondern mein menschlicher Geist beherrscht die Sprache.
Die heutigen können das nicht.
Manche sagen, es gibt zwei Arten des Sprachenredens: das unverständliche Lallen und das echte Sprechen in fremden Sprachen.
Aber warum können sie das echte nicht? Wo sind die Leute, die auf die Straße gehen und von Albanern oder Türken verstanden werden?
Gott wirkt das eine, aber nicht das andere.
Das ist Gottes Macht! Erste Mose 11 und 2 zeigen, dass Gott das kann.
Das konnten die Apostel in Apostelgeschichte 2, 10 und 1. Korinther 12-14.
Die heutigen können das nicht.
Das ist ein Beispiel, dass Satan gewisse Zeichen nicht nachmachen kann, während andere wie Heilungen möglich sind.
Der Teufel kann auch heilen oder krank machen, wie bei Hiob.
Er kann biologische Waffen einsetzen, Frösche vermehren, Gentechnik aktivieren.
Aber gewisse Grenzen sind gesetzt.
So wird klar: In der Endzeit werden göttliche Wunder satanisch imitiert.
Wir müssen nicht nur an die drei genannten Bewegungen denken, sondern auch an die esoterische und okkulte Welle, die seit den 60er Jahren Europa und Nordamerika überflutet hat.
Vers 9: Sie werden aber nicht weiter fortschreiten, denn ihr Unverstand wird allen offenbar werden, wie auch der von jenen es wurde.
Es wird ein Ende geben, wo offenbar wird, wie daneben alles ist.
In 2. Mose 9,11 wurden die Zauberer Jannes und Jambres selbst von Beulen betroffen, die ausbrachen.
Sie konnten nicht mehr vor dem Pharao stehen und mussten sich schämen.
Für Ägypter war Hautunreinheit das Schlimmste.
Sie mumifizierten die Leichen, um die Haut zu erhalten.
So wurde der Unverstand der Zauberer deutlich.
Vers 10: Du aber hast genau erkannt meine Lehre, mein Betragen, meinen Vorsatz, meinen Glauben, meine Geduld, meine Liebe, mein Ausharren, meine Verfolgungen, meine Leiden, welche Leiden mir widerfahren sind in Antiochien, in Ikonion, in Lystra, welche Verfolgungen ich ertrug, und aus allen hat der Herr mich gerettet.
„Du aber“ ist eine persönliche Ansprache an Timotheus. Schon in Vers 23 war „du aber“, dann in Vers 10 und 14 und 5.
„Du aber“ hebt Timotheus im Gegensatz zur Masse hervor.
Er soll bewusst den Weg der Treue wählen.
Paulus sagt: Du aber hast genau erkannt meine Lehre – nicht ungefähr, sondern gesundes Wort.
Nicht nur die Lehre, sondern auch das praktische Umsetzen: mein Betragen, Vorsatz, Glauben, Geduld, Liebe, Ausharren.
Paulus beschreibt seine Verfolgungen aus Apostelgeschichte 13 und 14.
Timotheus kam aus Lystra, erlebte das alles mit.
Kein Wohlstandsevangelium.
Paulus hat gelitten, sich ganz für den Herrn eingesetzt.
Aus allen hat der Herr ihn gerettet.
Am Schluss wurde er geköpft, aber erst zur rechten Zeit.
Whitfield, ein gesegneter Evangelist im 18. Jahrhundert, schrieb: Es ist unglaublich, wie unsterblich die Heiligen sind. Wenn noch nicht die Zeit ist, sterben sie einfach nicht.
Vers 12: Alle aber, die gottselig oder gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden.
Es heißt nicht nur, die gottesfürchtig leben, sondern leben wollen.
Es fängt damit an, den Vorsatz im Herzen zu haben, mit dem Herrn in Ehrfurcht vor ihm und seinem Wort zu leben.
Ob uns das immer gelingt, ist eine andere Frage.
Aber die, die das wollen, werden verfolgt.
Das hat Konsequenzen.
Wenn wir am Wort Gottes festhalten und es umsetzen, dann...
Vers 13: Böse Menschen aber und Wundertäter werden im Bösen fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden.
Das griechische Wort für Wundertäter kann auch Trickser bedeuten – also echte Wundertäter oder Trickser.
Solche Wundertäter werden im Bösen fortschreiten – es wird eine Entwicklung geben, die immer intensiver wird.
Was mich bewegt: Es heißt, sie verführen und werden verführt.
Verführer können auch Verführte sein.
Ein wichtiger Grundsatz: Menschen, die nicht auf Gott hören wollen, können so weit kommen, dass Gott sie in etwas Böses fallen lässt.
Das lernen wir auch aus Römer 1: Menschen, die Gott ablehnen, fallen in Unmoral, weil Gott sie dahingegeben hat.
Das ist ein Prinzip: Wenn ich die Wahrheit nicht will, kann Gott zulassen, dass ich verführt werde und andere verführe.
Vers 14: Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast.
Ganz persönlich.
Du musst dich nicht entwickeln wie in der liberalen Theologie, die ständig neue Theorien erfindet.
„Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast, und weil du von Kind auf die Heiligen Schriften kennst.“
Vers 14 bezieht sich auf die neutestamentliche Offenbarung, Vers 15 auf die alttestamentliche.
Vers 16: Alle Schrift ist von Gott eingegeben.
Warum alle Schrift, nicht nur die Schrift?
Alle bedeutet nicht nur die Heiligen Schriften, die Timotheus von Kind auf kennt, also das Alte Testament, sondern auch die neutestamentliche Offenbarung.
Dieser Vers ist eine klassische Inspirationsstelle.
Der Ausdruck „von Gott gehaucht“ (griechisch Theopneustos) bedeutet, dass Gott durch den Bibeltext direkt zu uns spricht.
Wenn ich spreche, muss der Hauch durch meinen Atemkanal gehen – ohne Hauch keine Kommunikation.
Hier steht: Alle Schrift ist von Gott gehaucht – durch die ganze Heilige Schrift spricht Gott direkt zu uns.
Dieser Vers geht weiter: Sie ist nützlich zur Lehre, Überführung, Zurechtweisung und Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt.
Wir sehen die Allgenügsamkeit der Heiligen Schrift.
Sie überführt uns, wo wir nicht klar sind.
Sie weist uns zurecht, wo wir es wissen, aber nicht tun.
Sie unterweist uns in der Gerechtigkeit.
Das Ziel ist, ein Mensch Gottes zu sein.
Im Alten Testament werden Personen „Mann Gottes“ genannt, z.B. Mose, Elija.
Das entspricht dem neutestamentlichen Ausdruck „Mensch Gottes“.
Diese Männer Gottes blieben Gott treu, auch wenn die Masse andere Wege ging.
Gott möchte, dass jeder Erlöste ein Mann oder eine Frau Gottes ist, bereit, ohne große Massen geradlinig weiterzugehen.
Unter Punkt 14 steht, dass „heilige Schriften“ (griechisch Hieragrammata) wörtlich „heilige Buchstaben“ bedeutet.
Das zeigt, dass der einzelne Buchstabe im Grundtext von Gott inspiriert ist.
Hier wird nicht das übliche Wort für heilig gebraucht, sondern ein spezielles, das auch die Heiligkeit des Tempels beschreibt.
In Jerusalem wurden die hebräischen Grundtexte im Tempel aufbewahrt in besonders prächtigen Handschriften.
Das war der Referenztext, mit dem man seine Bibel in der Synagoge verglich.
Diese Bücher waren „tempelheilig“.
Es war verboten, profane Literatur mitzubringen, z.B. die Ilias von Homer wurde am Tempel-Eingang abgewiesen.
Nur kanonische Bücher durften im Tempel sein.
Die Apokryphen waren nicht erlaubt.
Das ist wichtig, weil liberale Theologen behaupten, der Kanon sei erst um 100 n.Chr. festgelegt worden.
Wo steht das mit dem Konzil von Jamnia? Wahrscheinlich im Talmud, aber es gibt keine eindeutige Stelle.
In Wirklichkeit war der Kanon schon zur Zeit Jesu und davor festgelegt.
Paulus nimmt Bezug auf diese Hieragrammata, die tempelwürdig sind.
Kapitel 4: Wir haben noch ein paar Minuten.
Vers 1: Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus, der richten wird Lebendige und Tote, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich: Predige das Wort! – wieder ein Befehl.
Halte darauf, unterstehe dazu, in gelegener und ungelegener Zeit, überführe, straffe, ermahne mit aller Langmut und Lehre!
Man muss begründen. Man kann nicht einfach ermahnen und sagen: Das ist richtig, das ist falsch. Warum? Wir wollen biblisches Wissen.
Es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen.
Sie häufen sich selbst Lehrer, die ihnen das in die Ohren kitzeln, was sie hören wollen.
Sie kehren den Ohren von der Wahrheit ab und wenden sich Mythen zu.
Wir leben in dieser Zeit.
Was man hören will, muss kitzeln.
Man will etwas Neues hören.
Früher gab es die Toronto-Segensbewegung, dann den Goldregen mit Goldzähnen.
Es braucht immer wieder etwas Neues, das die Ohren kitzelt.
Heute sind mythologische Filme wie Herr der Ringe beliebt, weil sie übernatürlich und übersinnlich wirken.
Vers 5: Du aber, sei nüchtern in allem.
Ich habe auf dem Blatt unter Punkt 18 geschrieben: „Nüchtern sein“ (griechisch nepho) bedeutet frei sein von geistiger und seelischer Trunkenheit, Überschwang, Leidenschaft, Überstürzung, Verwirrung, Exaltiertheit.
Das ist ein aktuelles Wort!
Es ist ein Befehl, ein neutestamentliches Gebot.
Nicht nur ein Ziel, sondern Imperativ: Du aber, sei nüchtern!
Wer dagegen verstößt, verstößt gegen ein göttliches Gebot.
Wir sehen, wie viel heute unter Christen gegen diesen Vers verstößt.
Vers 5: Leid in Trübsal, tue das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst!
Auch das ist ein Befehl: Tue das Werk eines Evangelisten!
Das heißt nicht, dass Timotheus ein Evangelist war. Wir sind nicht alle Evangelisten, aber alle haben den Auftrag, das Werk eines Evangelisten zu tun.
Das ist ein endzeitlicher Auftrag.
Wir müssen den Missionsauftrag erfüllen, mit Hingabe und unseren Dienst vollenden.
Dann haben wir schon gelesen, Verse 6 bis 8: Paulus sagt, er kommt zum Schluss.
Manche fangen gut an und enden schlecht.
Paulus hat gut angefangen und gut geendet – ein Vorbild.
Hebräer 13 sagt: „Gedenkt eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben, und betrachtet den Ausgang ihres Glaubens; ahmt ihren Glauben nach!“
Es ist wichtig, bei Männern und Frauen Gottes zu sehen, wie sie enden.
Ich habe auf dem Blatt elf Stellen aufgeführt, wo „nüchtern sein“ im Neuen Testament vorkommt.
Vers 9: Befleißige dich bald zu mir zu kommen! Denn Demas hat mich verlassen, da er den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen hat und ist nach Thessalonich gegangen.
Demas begann gut als Mitarbeiter (er wird in Philipper und Philemon erwähnt), aber er liebte die Welt und ging weg.
Das ist ein wichtiges Beispiel für die Endzeit.
Wir dürfen nicht erschüttert sein, wenn wir das immer wieder erleben: Menschen, die einen klaren Kurs hatten und dann weltlieb geworden sind.
Christus schickte Paulus nach Galatien, Titus nach Dalmatien (Jugoslawien).
Lukas ist allein bei Paulus.
Nimm Markus und bringe ihn mit, denn er ist mir nützlich zum Dienst.
Tychikus wurde nach Ephesus gesandt.
Den Mantel, den ich in Troas bei Kapus zurückließ, bringe mit, wenn du kommst, ebenso die Bücher, besonders die Pergamente.
Alexander der Schmied hat mir viel Böses getan, der Herr wird ihm vergelten. Vor ihm hüte dich, denn er hat unseren Worten sehr widerstanden.
Bei meiner ersten Verantwortung stand mir niemand bei, alle verließen mich, auch die Gläubigen in Rom, als ich vor Nero stand.
Es werde ihnen nicht zugerechnet.
Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, damit durch mich die Predigt vollbracht werde und alle, die aus den Nationen hören wollen.
Ich bin gerettet worden aus dem Rachen des Löwen, das ist Nero, hinter dem Satan steht.
Der Herr wird mich retten von jedem bösen Werk und bewahren für sein himmlisches Reich, dem die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!
Das ist eine schöne Anspielung auf das Vaterunser.
Im Mehrheitstext von Matthäus 6,13 heißt es am Schluss des Vaterunsers: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen!“
Vorher heißt es: „Errette uns von dem Bösen.“
Paulus sagt hier: Der Herr wird mich retten von jedem bösen Werk und bewahren für sein himmlisches Reich, denn dein ist das Reich, dem die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Das bestätigt den Mehrheitstext.
Manche Bibeln lassen diesen Vers weg.
Zum Schluss noch: Paulus will Bücher und Pergamente (Vers 13).
Kurz vor dem Martyrium will er noch Bücher lesen.
Heute könnte man sagen: In der Endzeit sollte man doch nicht mehr Bibelstudium betreiben, sondern nur noch evangelisieren.
Nein, das Studium der Heiligen Schrift hat Bedeutung bis zum Schluss.
Er wollte noch in der Todeszelle die Bücher, besonders die Pergamente.
Er wollte auch den Mantel, weil der Winter naht.
Vers 19: Grüße Priska und Aquila und das Haus Onesiphorus.
Erastus blieb in Korinth.
Trophimus habe ich in Milet krank zurückgelassen; Krankheit wurde nicht geheilt.
Befleißige dich, vor dem Winter zu kommen.
Es grüßen dich Eubulus, Pudens, Linus, Claudia und alle Brüder.
Der Herr Jesus Christus sei mit deinem Geist! Die Gnade sei mit euch! Amen!
Paulus sah den Winter herannahen, so wie er die raue, wilde Zeit der Endzeit sah.
Er wollte den Mantel, um den Kerker warm zu haben.
Wenn wir an Römer 13 am Schluss denken: „Zieht an den Herrn Jesus Christus!“
Es ist wichtig, dass wir uns das zu eigen machen.
Wir leben jetzt in dieser kalten Winterszeit, der Endzeit, und müssen wirklich in Christus eingekleidet sein.
Nichts ist so nahe wie die Kleider.
Wir sollen in unserem Herrn eingehüllt sein, damit wir in der Endzeit nicht erkalten, wenn die Liebe der Vielen erkalten wird.
Der zweite Timotheusbrief kann uns dabei wirklich ganz praktisch helfen.
Wir wollen zum Schluss noch beten.
Die Trennung der Gefäße im großen Haus
Jetzt geht der Text weiter mit einem Bild aus einem großen Haus, 2. Timotheus 2,20: „In einem großen Haus aber sind nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene; und die einen zur Ehre, die anderen aber zur Unehre.“
Wenn sich nun jemand von diesen reinigt, so wird ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereit.
Im Tempel gab es goldene und silberne Gefäße. Diese waren Gefäße zur Ehre Gottes. Es gab aber im Tempel auch Geräte, die zum Beispiel aus Ton bestanden. Wenn diese mit etwas Unreinem in Berührung kamen, durfte man sie nicht mehr reinigen – so steht es im Dritten Mose –, sondern sie mussten zerschlagen werden. Metallene Gefäße hingegen konnte man scheuern und wiederverwenden.
Hier wird also ein Kontrast dargestellt: Es gibt goldene und silberne Gefäße und irdene und hölzerne. Die einen sind zur Ehre Gottes, die anderen zur Unehre. So muss eine Trennung stattfinden zwischen den wahren Gläubigen, die zur Ehre Gottes sind – den goldenen und silbernen Gefäßen – und denen, die wie Hymenäus und Philetus den Glauben mit falschen Lehren zerstören.
Darauf folgt die Erklärung in Vers 21: „Wenn sich nun jemand von diesen reinigt.“ Ich habe auf dem Blatt bei Punkt sieben zu 2. Timotheus 2,21 notiert, dass das Verb „reinigen“ oder „wegreinigen“ im Griechischen „ekkateiro“ heißt. Es bedeutet nicht nur „reinigen“ (kateiro), sondern „ausreinigen“, also reinigen, indem man sich absondert, wegreinigt.
Dieses Wort kommt im Neuen Testament nur noch einmal vor, nämlich in 1. Korinther 5,7. Dort geht es darum, dass jemand in der Gemeinde Hurerei begangen hat, und Paulus fordert, diese Person aus der Gemeinde auszuschließen. Sie müssen sich also so vom Sauerteig wegreinigen.
Hier haben wir nun etwas Gegensätzliches. In 1. Korinther 5 werden die falschen Lehrer hinausgetan, aber hier müssen sich die Gefäße zur Ehre selbst zurückziehen. Das ist der normale Fall in einer gesunden Gemeinde: Sie kann das Böse durch Gemeindezucht bestrafen, sodass der Betroffene ausgeschlossen wird. Das Ziel ist jedoch die Wiederherstellung.
Bei schweren Sünden, wie in 1. Korinther 5 erwähnt – Hurerei, also auch vorehelicher Geschlechtsverkehr, das nennt die Bibel Hurerei –, muss die Gemeinde eingreifen. Aber nicht bei jeder Sünde, sondern bei einem Katalog von ganz schweren Dingen, wie auch Lästerung oder Trunksucht. Das Ziel bleibt die Wiederherstellung.
Wenn jemand aber schon so vom Bösen durchdrungen ist, dass man nicht mehr helfen kann, dann gilt es, dass die Treuen sich trennen. Das ist die Situation in 2. Timotheus 2. Dort müssen die Gefäße zur Ehre – die goldenen und silbernen Gefäße – sich wegreinigen.
Es gibt eine Verheißung: Wenn sich nun jemand von diesen Gefäßen der Unehre wegreinigt, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein. Doppelt: Er war ja schon ein Gefäß zur Ehre, als goldenes oder silbernes Gefäß, aber durch das Wegräumen wird er hier nochmals praktisch als Gefäß zur Ehre dargestellt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereit.
Dann wird erklärt: Die jugendlichen Lüste aber fliehe – auch ein Befehl, den ich rot angestrichen habe – und strebe nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden. Es steht nicht einfach nur „und wer da so ein Aussiedler ist, der sich in irgendeiner Gemeinde einfügen kann“, sondern es sind die, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen.
Ein reines Herz ist ein Herz, das wirklich aufrichtig ist. Wir müssen diejenigen suchen, die den Herrn wirklich treu anrufen wollen. Also: wegreinigen, aber dann positiv nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe und Frieden streben – und zwar zusammen mit denen, die das auch tun.
Vers 23: „Aber die törichten und ungereimten Streitfragen weise ab, da du weißt, dass sie Streitigkeiten erzeugen.“
Ein Knecht oder Sklave des Herrn soll nicht streiten, sondern gegen alle mild sein, lehrfähig und duldsam. Er soll in Sanftmut die Widersacher zurechtweisen, in der Hoffnung, dass Gott ihnen Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit, und sie wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels, der sie gefangen hält zu seinem Willen.
Ein Knecht soll also mit denen, die falsch stehen, nie streiten. Er soll mild und lehrfähig sein. Was heißt lehrfähig? Es bedeutet, dass man nicht wütend wird, wenn jemand mit seltsamen Ansichten kommt, sondern dass man bemüht ist, die biblische Lehre sachlich und verständlich zu vermitteln. Man zeigt auf, was genau falsch ist und was die biblisch korrekte Lehre ist.
Lehrfähigkeit heißt, verständlich zu machen, warum etwas falsch ist, und das biblisch zu begründen. Dabei soll man duldsam und mit sanftem Mut vorgehen, das heißt nicht mit Härte oder Überheblichkeit die Widersacher zurechtweisen. Man hat immer das Ziel vor Augen, dass Gott ihnen Buße und Einsicht schenken kann.
Das ist ganz wichtig, denn es geht hier besonders um Anweisungen für die letzten Tage. Das wird jetzt deutlich in Kapitel 3, Vers 1, den ich schon gelesen habe. Ich zitiere deshalb nur noch Vers 1: „Dieses aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten da sein werden.“
Die Endzeit und ihre Kennzeichen in der Christenheit
Ich habe auf dem Blatt unter Punkt neun geschrieben: „die letzten Tage“. Das bedeutet in der Bibel die Endzeit. Es gibt verschiedene Ausdrücke, die die Endzeit bezeichnen, wie zum Beispiel „am Ende der Jahre“ (Hesekiel 38), „am Ende der Zeit“ (Daniel 8), „in jenen Tagen und zu jener Zeit“ (Joel 4,1), „die letzte Stunde“ (1. Johannes 2,18) oder „die letzte Zeit“ (Judas 17) – und hier „die letzten Tage“.
Übrigens ist die Endzeit in der Bibel immer die Zeit, in der das jüdische Volk aus einer weltweiten Zerstreuung zurückkehrt in das Land der Vorväter. Wir wissen, die erste Einwanderungswelle hat 1882 stattgefunden. Viele weitere folgten bis heute, sodass Millionen aus allen fünf Kontinenten ins Land der Väter zurückgekehrt sind.
Wir leben in der Endzeit, aber das ist eine Periode. Hier wird die Endzeit in der Christenheit beschrieben. Das ist ganz wichtig, denn diese 18 Kennzeichen der Menschen, die wir schon gelesen haben, findet man vielfach in Römer 2 am Schluss. Paulus beschreibt darin die Heidenwelt zu seiner Zeit. Dieselben Ausdrücke wie „den Eltern ungehorsam“ usw. findet man auch in der Zeit der alten Griechen. All die Unzucht und andere Sünden gab es bei den alten Griechen ebenfalls.
Durch das Christentum ist jedoch vieles anders geworden. Viele heidnische Unmoral wurde in den sogenannten christlichen Ländern wie Europa und Nordamerika massiv zurückgedrängt. Aber hier, wenn gesagt wird, dass in der letzten Zeit die Menschen so sein werden, bedeutet das, dass innerhalb der Christenheit, der bekennenden Christenheit, die alte Unmoral des Heidentums wieder Einzug halten wird.
Das haben wir ja ganz drastisch erlebt seit dem „Dammbruch“ der 1960er Jahre. Was die 68er-Bewegung uns gebracht hat, hat die Gesellschaft wirklich zerstört. Alle Moralvorstellungen wurden über den Haufen geworfen, und jetzt müssen wir die Folgen auslöffeln. Es ist genau das, was hier beschrieben wird. Besonders seit den 60er Jahren hat sich das so massiv in unserer Gesellschaft durchgesetzt.
In der Trendforschung, die für die Wirtschaft wichtig ist, um zu wissen, was gerade „in“ ist, unterscheidet man sogenannte Megatrends der Gesellschaft. Ein Megatrend heute ist die Selbstverliebtheit. Der erste Punkt hier ist, dass die Menschen eigenliebig sein werden. Selbstverliebtheit ist ein Megatrend der heutigen Gesellschaft.
Der zweite Punkt ist Geldliebe. Noch nie hat sich die Börse so entfaltet wie heute. Noch nie gab es solche Geldmengen im Verhältnis zur Bevölkerung, die es besitzt. Das ist absolut einzigartig in der Geschichte. Das an sich ist nicht schlecht, denn wer viel Geld hat, kann viel bewirken. Aber unsere Gesellschaft liebt das Geld – und das ist das Üble.
Wir können durchgehend jeden Punkt betrachten. Es ist dramatisch, wie sich unsere nachchristliche Gesellschaft seit den 60er Jahren entwickelt hat: Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, ohne natürliche Liebe. Heute ist es möglich, das Christentum in Theaterstücken und Filmen zu verhöhnen. Was früher sofort zu einem Gerichtsfall geführt hätte, wird heute von der Gesellschaft akzeptiert.
Wenn man an das Problem der Abtreibung denkt, ist das Wort „Storge“ hier besonders wichtig. Es bezeichnet die Liebe zwischen Eltern und Kindern. Weltweit gibt es 40 bis 50 Millionen Abtreibungen pro Jahr. Ich kann nicht auf alle Ausdrücke eingehen, aber ein weiterer wichtiger Punkt ist: „mehr das Vergnügen liebend als Gott“. Die Liebe zum Vergnügen hat in unserer Gesellschaft Ausmaße angenommen, wie es früher nie der Fall war.
Natürlich war Vergnügen immer ein Teil der Gesellschaft, aber dass der Mensch heute nur noch für das Vergnügen lebt, ist unglaublich. Obwohl viele Menschen religiös sind, ist der Atheismus längst abgedankt. Der Atheist ist heute altmodisch. Menschen sind religiös oder spirituell, haben oft eine Form von Frömmigkeit, verleugnen aber deren Kraft. Von solchen soll man sich abwenden.
Weiter heißt es unter Punkt neun: „Von den letzten Tagen werden schwere Zeiten sein.“ Das Wort „schwer“ ist hier „chalepos“ und bedeutet schwer zu ertragen, wild, wütend, rau, gefährlich. Jede Übersetzung ist richtig. Es sind gefährliche Zeiten, in denen man mitgerissen werden kann.
Dieses Wort kommt nur noch einmal im Neuen Testament vor, in Matthäus 8,28. Dort ist es mit „wütend“ übersetzt. Es geht um die Besessenen von Gadara, die von unzähligen Dämonen besessen waren. Sie kamen aus den Grüften hervor, wütend – das ist das Wort „chalepos“. Dieses Wort beschreibt die Wut der Dämonen, die den Menschen bis zur totalen Selbstentblößung bringen.
Vor kurzem war die Streetparade in Zürich. Woher kommt es, dass Menschen Selbstentblößung anstreben? Das ist immer ein Wirken von Dämonen. Interessant ist, dass das Wort „chalepos“ hier die letzten Tage als wütende Zeiten beschreibt, in denen die Dämonenwelt ihre Wut entfaltet.
In den Versen 1 bis 5 finden wir achtzehn Kennzeichen der Menschen in der Endzeit. Achtzehn ist dreimal sechs und erinnert an 666 aus Offenbarung 13,18 – die antichristliche Zeit.
Nun lese ich weiter, Vers 6: „Denn aus diesen sind, die sich in die Häuser schleichen und Weiblein gefangen nehmen, welche mit Sünden beladen von mancherlei Lüsten getrieben werden, die immer da lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können.“
Man hat es an der Tür geläutet, und der Vater ist vom Tisch aufgestanden – sie hatten gerade eine Familienandacht und lasen 2. Mose 3. Dann war ein Zeuge Jehovas an der Tür, nicht einer, sondern immer zwei. Einer sagt: „Ach, von Ihnen haben wir gerade gelesen!“ Das ist ja nicht möglich. Doch, klar, denn aus diesen sind, die sich in die Häuser schleichen und Frauen gefangen nehmen, die mit Sünden beladen und von mancherlei Lüsten getrieben sind. Sie lernen immer weiter, lesen ständig „Erwacht!“ und „Wachturm“, lernen und kommen niemals zur Erkenntnis der Wahrheit. Das ist eine Endzeiterscheinung.
Weiter, Vers 8: „Gleicherweise aber wie Jannes und Jambres Mose widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit, Menschen verderbt in der Gesinnung, unbewehrt hinsichtlich des Glaubens. Sie werden aber nicht weiter fortschreiten, denn ihr Unverstand wird allen offenbar werden, wie auch der von jenen es wurde.“
Wer sind Jannes und Jambres? Man findet sie nicht in der Bibel, aber man muss die rabbinischen Schriften lesen. Die alten Rabbiner kannten Jannes und Jambres als zwei ägyptische Zauberer zur Zeit von Mose. Im aramäischen Targum Jonathan, einer Umschreibung des Alten Testaments, werden sie genannt. Das Alte Testament wurde nach der babylonischen Gefangenschaft für Juden, die kein Hebräisch mehr beherrschten, in der Synagoge oft auf Aramäisch übersetzt – diese Übersetzungen nennt man Targumim.
Diese Targumim sind oft Umschreibungen mit Kommentaren, keine wörtlichen Übersetzungen. Man las zuerst den hebräischen Bibeltext und dann die Targum-Übersetzung als Erklärung. Das ist vergleichbar mit modernen Übersetzungen wie „Hoffnung für alle“ oder „Neue Genfer Übersetzung“. Sie helfen beim Verstehen, sind aber nicht die Grundtexte.
Im Targum Jonathan, 2. Mose 7,11, werden die Zauberer Jannes und Jambres genannt, die Mose widerstanden. Sie versuchten, vier göttliche Wunder zu imitieren: Sie warfen ihre Stäbe zu Schlangen (2. Mose 7,11-12), verwandelten Wasser in Blut (2. Mose 7,22) und vermehrten Frösche (2. Mose 8,7). Beim Staub, der zu Stechmücken wurde, scheiterten sie und gaben zu, dass das Gottes Finger sei – aus toter Materie etwas Lebendiges zu schaffen, kann auch Satan nicht.
Paulus kannte Jannes und Jambres aus seiner Ausbildung zum Rabbiner, vermutlich bei Gamaliel oder durch sein Studium der rabbinischen Traditionen. Er nannte sie so, weil diese Namen im Judentum neben der Bibel überliefert waren.
Stellen wir uns vor, wir sind auf einer kleinen Insel von vier mal vier Metern, nur ich, meine Frau und die Bibel, und wissen nichts von Europa und Nordamerika. Dann lesen wir: „Gleicherweise wie Jannes und Jambres Mose widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit.“ In der Endzeit muss es also Widerstand geben, indem göttliche Wunder imitiert werden. Das muss so kommen in der Zeit von 1882 bis heute.
Wir haben das erlebt im biblisch-christlichen Bereich in drei Wellen: 1906 die erste Welle, die Pfingstbewegung, bei der Menschen auf den Rücken fielen, das Bewusstsein verloren und plötzlich zu lallen begannen, obwohl sie es nicht verstanden. Die zweite Welle kam nach 1960, die charismatische Bewegung, die alle Kirchen erfasste. Ab den 1980er Jahren folgte die dritte Welle, die Power-Evangelism-Bewegung, die alle Gemeinden erreichen wollte, die noch nicht von der charismatischen Bewegung erfasst waren. Diese Bewegung dauert bis heute an.
In diesen Bewegungen geschehen viele Zeichen und Wunder, aber gewisse Zeichen können nicht imitiert werden, zum Beispiel das Sprachenreden. Unter Millionen, die Zungen reden, findet man keinen, der wirklich eine Fremdsprache spricht. Warum? In der Apostelgeschichte konnten die Menschen Fremdsprachen sprechen. Das war nicht das erste Mal, dass jemand in Sprachen redete. Schon in 1. Mose 11 konnten Menschen plötzlich verschiedene Sprachen sprechen, wie Sumerisch, Arkadisch und Hebräisch. Sie beherrschten die Sprache, und das kann Satan offensichtlich nicht.
Paulus sagt, wenn er in einer Sprache betet, betet sein Geist, nicht der Heilige Geist in ihm, wie es in der „Hoffnung für alle“ oder der „Guten Nachricht“ heißt, sondern sein eigener menschlicher Geist beherrscht die Sprache. Das können die heutigen Zungenredner nicht. Sie sagen zwar etwas, verstehen aber die Silben nicht.
Es gibt Fälle, in denen jemand plötzlich eine fremde Sprache spricht, richtig verständlich, aber dann ausgeschaltet wird. Früher, in der Zeit der Karmelitenbewegung in Frankreich im 17. Jahrhundert, gab es ein Mädchen, das in Trance Hochfranzösisch sprach. Das kann der Teufel, aber er muss dabei den menschlichen Geist beiseite tun. Was er nicht kann, ist, dass der menschliche Geist voll da ist und die Sprache beherrscht. Das ist Gottes Macht!
In 1. Mose 11 konnte das Gott, in 1. Mose 2 auch. Adam konnte sofort sprechen, ohne lernen zu müssen. Gott gab ihm das Sprachsystem und Sprachverständnis. Gott konnte zu ihm sprechen, und Adam verstand es sofort. Das konnte Gott auch in Apostelgeschichte 2, 10 und 1. Korinther 12-14 tun. Das können die heutigen Zungenredner nicht.
Warum nicht? Sie sagen, es gibt zwei Arten von Sprachenreden: das unverständliche Lallen und das Sprechen richtiger Sprachen. Aber wenn sie das mit den richtigen Sprachen könnten, warum gibt es dann niemanden, der auf die Straße geht und von Albanern oder Türken verstanden wird? Gott wirkt das eine, aber nicht das andere. Sie können es einfach nicht.
Das ist ein Beispiel, dass Satan die Imitation nicht kann, wenn der Mensch seinen Geist voll behält und sein Geist wirkt. So können wir bei gewissen Zeichen merken, dass der Mensch seinen Geist behält. Andere Wunder können sie imitieren: Kranke heilen, der Teufel kann auch heilen und krank machen, wie bei Hiob. Das war ein Angriff mit biologischen Waffen. Frösche vermehren kann er auch – Reproduktion aktivieren geht, ja, vor der Gentechnik. Aber gewisse Grenzen sind klar gesetzt.
So wird klar, dass in der Endzeit göttliche Wunder satanisch imitiert werden. Dabei müssen wir nicht nur an die drei genannten Bewegungen denken, sondern auch an die ganze esoterische und okkulte Welle, die besonders seit den 60er Jahren ganz Europa und Nordamerika überflutet hat.
Ich lese weiter: „Sie werden aber nicht weiter fortschreiten, denn ihr Unverstand wird allen offenbar werden, wie auch der von jenen es wurde.“ Es wird also ein Ende geben, an dem deutlich wird, wie daneben das alles ist. In 2. Mose 9,11 bekamen Jannes und Jambres selbst Beulen, die ausbrachen. Sie konnten nicht mehr vor dem Pharao stehen, sondern mussten sich schämen und weggehen.
Für die Ägypter war Unreinheit der Haut etwas vom Schlimmsten. Darum mumifizierten sie die Leichen. Die Erhaltung der Haut war sehr wichtig. So wurde ihr Unverstand sichtbar durch die hässlichen Beulen.
Vers 10: „Du aber hast genau erkannt meine Lehre, mein Betragen, meinen Vorsatz, meinen Glauben, meine Geduld, meine Liebe, mein Ausharren, meine Verfolgungen, meine Leiden, welcherlei Leiden mir widerfahren sind in Antiochien, in Ikonion, in Lystra, welcherlei Verfolgungen ich ertrug, und aus allen hat der Herr mich gerettet.“
Dieses „Du aber“ ist im zweiten Timotheusbrief sehr eindrücklich. Ich habe unter Punkt acht schon in 2. Timotheus 2,23 „Du aber“ aufgeführt. Jetzt kommt es in Vers 10 und dann in Vers 14: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast“, und in Vers 5: „Du aber sei nüchtern.“ Dieses „Du aber“ ist ganz persönlich an Timotheus gerichtet.
Es zeigt, dass es Verwirrung gibt, aber hier spricht Gott persönlich zu Timotheus: „Du aber!“ Timotheus wird im Gegensatz zur Masse gestellt und aufgefordert, bewusst den Weg der Treue zu wählen.
Das Erste, was er sagt, ist: „Du aber hast genau erkannt meine Lehre.“ Heute denkt man oft, Lehre müsse man nicht so detailliert ausbuchstabieren, das sei Buchstabenklauberei. Aber der Bibeltext hängt an den Buchstaben. Man kann einen schönen Text am PC markieren und löschen – ohne Buchstaben bleibt nichts übrig. Der Inhalt wird durch die Buchstaben getragen.
Wenn wir den Buchstaben der Bibel keine Ehrfurcht entgegenbringen, indem wir sie genau nehmen, verstehen wir auch die Lehre nicht. Paulus sagt: „Du aber hast genau erkannt meine Lehre.“ Nicht so ungefähr, sondern festgehalten in gesunden Worten.
Nicht nur die Lehre, sondern auch das praktische Umsetzen: mein Betragen, meinen Vorsatz, meinen Glauben, meine Geduld, meine Liebe, mein Ausharren. Dann schreibt Paulus über seine Verfolgungen aus Apostelgeschichte 13 und 14. Timotheus kam aus Lystra, Derbe, erlebte das alles mit. Kein Wohlstandsevangelium.
Paulus hat viel gelitten und sich ganz für die Sache des Herrn eingesetzt. Sein Leben war nicht einfach, aber aus allen Leiden hat der Herr ihn gerettet. Am Schluss wurde er geköpft, aber erst, als es Zeit war.
Whitfield, ein gesegneter Evangelist des 18. Jahrhunderts in Nordeuropa und Amerika, wurde von Pöbel angegriffen und wäre fast gestorben. Später schrieb er: „Es ist unglaublich, wie unsterblich die Heiligen sind. Wenn noch nicht die Zeit ist, dann sterben sie einfach nicht.“ Paulus hat das erlebt.
Vers 12: „Alle aber, die gottselig oder gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden.“ Was mich bewegt: Es heißt nicht „die gottselig leben“, sondern „leben wollen“. Es fängt damit an, dass wir den Vorsatz in unserem Herzen haben, in Ehrfurcht vor Gott und seinem Wort zu leben. Ob es uns immer gelingt, ist eine andere Frage. Aber diejenigen, die das wollen, werden verfolgt.
Das hat Konsequenzen: Wenn wir am Wort Gottes festhalten und es umsetzen, dann...
Vers 13: „Böse Menschen aber und Wundertäter werden im Bösen fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden.“ Unter Punkt zwölf habe ich zu Vers 13 notiert: „Wundertäter“ heißt im Griechischen „goes“ und kann auch „Trickser“ bedeuten – also ein wirklicher Wundertäter oder auch ein Trickser, beides.
Paulus sagt, solche Wundertäter werden im Bösen fortschreiten. Es wird eine Entwicklung geben, die wellenförmig verläuft und immer intensiver wird. Was mich sehr bewegt, ist, dass es heißt: „in dem sie verführen und verführt werden.“ Verführer können auch Verführte sein.
Wir denken oft, die Verführten seien die Opfer. Aber hier nennt Paulus sogar die Verführten böse Menschen. Ein wichtiger Grundsatz: Menschen, die nicht auf Gott hören wollen, können so weit kommen, dass Gott sie in etwas Böses fallen lässt.
Das lernen wir auch aus Römer 1, wo gezeigt wird, dass Menschen, die den Schöpfer ablehnen, plötzlich in alle mögliche Unmoral fallen können. Darum hat Gott sie dahingegeben. Das ist ein Prinzip: Wenn ich die Wahrheit nicht will und mich gegen sie stelle, kann Gott zulassen, dass ich verführt werde und andere verführe.
Jetzt kommt wieder ein „Du aber“: Vers 14: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast.“ Ganz persönlich. Du musst dich nicht entwickeln, wie in der liberalen Theologie, die immer neue Theorien hervorbringt. „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast und weil du von Kind auf die Heiligen Schriften kennst.“
In Vers 14 heißt es: „Du weißt, von wem du gelernt hast.“ Das kam später. Zuerst lernte Timotheus als Kind die Heilige Schrift, das Alte Testament, durch seine Mutter und Großmutter. Später kam er mit Paulus und anderen neutestamentlichen Aposteln in Kontakt und lernte von ihnen die neutestamentliche Wahrheit.
Vers 14 bezieht sich also auf die neutestamentliche Offenbarung, Vers 15 auf die alttestamentliche Offenbarung.
Vers 16: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben.“ Warum „alle Schrift“ und nicht nur „die Schrift“? „Alle“ sagt, dass nicht nur die Heiligen Schriften des Alten Testaments gemeint sind, sondern auch die neutestamentliche Offenbarung.
Ich habe unter Punkt 16 geschrieben: Dieser Vers ist eine klassische Inspirationsstelle. Der Ausdruck „von Gott gehaucht“ (griechisch „theopneustos“) bedeutet, dass Gott durch den Bibeltext direkt zu uns spricht.
Wenn ich spreche, muss der Hauch durch meinen Atemkanal gehen, nur so kann man kommunizieren. Ohne Hauch gibt es keine Kommunikation. Hier steht: „Alle Schrift ist von Gott gehaucht“, das heißt, durch die ganze Heilige Schrift spricht Gott direkt zu uns.
Dieser Vers geht weiter: Die Schrift ist nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung und zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt.
Wir sehen die Allgenügsamkeit der Heiligen Schrift. Das sind alles Resultate, die die Schrift in uns bewirkt, wenn wir sie mit Ehrfurcht lesen und auf unser Leben beziehen. Sie überführt uns, wo wir nicht klar sind, weist uns zurecht, wo wir wissen, was richtig wäre, es aber nicht tun, und unterweist uns in der Gerechtigkeit.
Im Alten Testament werden verschiedene Personen „Mann Gottes“ genannt, zum Beispiel Mose und Elija. Das entspricht dem neutestamentlichen Ausdruck „Mensch Gottes“. Diese Männer Gottes waren Einzelpersonen, die Gott treu blieben, auch wenn die Masse andere Wege ging.
Gott möchte, dass jeder Erlöste ein Mann oder eine Frau Gottes ist, der oder die bereit ist, ohne große Masse geradlinig weiterzugehen.
Noch etwas zu Punkt 14: Dort steht „die heiligen Schriften“, griechisch „hieragrammata“. Das heißt wörtlich „heilige Buchstaben“. Das zeigt, dass sich die Heiligkeit auf das einzelne Zeichen im Grundtext bezieht, das von Gott inspiriert ist.
Was mich bewegt: Hier wird nicht das übliche Wort für „heilig“ gebraucht, sondern ein spezielles „hiera“, das in der Zeit des Neuen Testaments auch außerhalb der Bibel für die Heiligkeit des Tempels verwendet wurde.
Die „hieragrammata“ sind die Buchstaben oder Schriften, die der Heiligkeit des Tempels entsprechen. In Jerusalem wurden im Tempel die hebräischen Grundtexte in besonders prächtigen Handschriften aufbewahrt. Das war der Referenztext. Wenn man seine Bibel in der eigenen Synagoge überprüfen wollte, war der Überprüfungstext im Tempel.
Diese Bücher waren tempelheilig. Es war verboten, profane Literatur mitzubringen. Wer zum Tempel ging und zum Beispiel die Ilias von Homer mitnehmen wollte, wurde am Eingang von der levitischen Wache abgewiesen. „Dieses Buch kommt nicht in den Tempel.“ Es war profane, in diesem Fall heidnische Literatur, und entsprach nicht der Heiligkeit des Tempels.
Nur die Geschlechtsregister waren im Tempel erlaubt. Es ist interessant, dass die Bibel hier als „hieragrammata“ genannt wird, weil das zeigt, dass nur kanonische Bücher im Tempel aufbewahrt wurden. Alles, was nicht zum Kanon der Heiligen Schriften gehörte, wie die Makkabäerbücher, durfte nicht auf den Tempelplatz gebracht werden. Die Apokryphen hatten keinen Platz dort.
Das ist wichtig, weil die liberalen Theologen sagen, der Kanon sei bis 100 n. Chr. offen gewesen und erst auf dem Konzil von Jamnia festgelegt worden. Man muss sie fragen: Wo steht das mit dem Konzil von Jamnia? Es gibt Hinweise im Talmud, dass Rabbiner in Jamnia über verschiedene Bücher gesprochen haben, ob sie zum Alten Testament gehören, zum Beispiel Hesekiel oder der Prediger, obwohl sie schon lange im Kanon waren.
Der Beweis ist, dass zur Zeit Jesu und schon davor die Bücher, die wir als Altes Testament haben, im Tempel aufbewahrt wurden – und nichts anderes. Das war nicht erlaubt.
Darauf nimmt Paulus Bezug, wenn er von „hieragrammata“ spricht. Das sind die Schriften, die tempelwürdig sind.
Schlussbetrachtung und Ausblick auf Kapitel 4
Ja, jetzt gehen wir weiter mit Kapitel vier. Wir haben noch ein paar Minuten.
Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus, der die Lebendigen und die Toten richten wird, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich, dass ich das Wort predige – wieder ein Befehl.
Halte daran fest, unterweise dazu, und zwar in gelegener und ungelegener Zeit. Überführe, strafe, ermahne mit aller Langmut und Lehre!
Wieder wird betont: Man muss begründen. Man kann nicht einfach ermahnen und sagen: Das ist richtig, das ist falsch. Warum? Wir wollen die biblische Wahrheit.
Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Lüsten sich selbst Lehrer anhäufen werden, weil es ihnen in den Ohren kitzelt. Sie werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich Mythen zuwenden.
Wir leben in dieser Zeit.
Was man hören will, muss irgendwie kitzeln, nicht wahr? Man möchte eine Lehre hören, etwas Neues, etwas Spannendes. Früher fielen die Leute darauf herein, aber das ist heute längst vorbei.
50 Kirchen wurden mit dem „Toronto-Segen“ weltweit erreicht. Doch es wurde langweilig, man wollte etwas Neues.
Dann kam die Sache mit dem Goldregen. Leute hatten plötzlich Goldzähne repariert – man wundert sich, warum nicht die Naturzähne, die viel schöner sind. Ich möchte keine Goldzähne.
Aber der Goldregen und die Goldzähne waren eine Welle, die inzwischen wieder vorbei ist. Es braucht immer wieder etwas Neues, das irgendwie in den Ohren kitzelt.
Sie werden die gesunde Lehre nicht mehr ertragen und möchten Dinge hören, die kitzeln. Sie sind offen für mythische, fabelhafte Dinge.
Welche Filme sind heute beliebt? Mythologische Filme wie „Der Herr der Ringe“ und ähnliche. Die Leute stürmen dahin, weil sie etwas übernatürlich Übersinnliches hören wollen – das ist toll.
Doch dann kommt der Auftrag: Sei nüchtern in allem!
Unter Punkt achtzehn habe ich aufgeführt: „Du aber sei nüchtern in allem.“ Das mit „Nüchternsein“ übersetzte griechische Verb „nepho“ bedeutet laut dem neutestamentlichen Standardwörterbuch von Walter Bauer, das in der Fußnote genau angegeben ist, „frei sein von jeder geistigen und seelischen Trunkenheit, von Überschwang, Leidenschaft, Überstürzung, Verwirrung, Exaltiertheit“.
Das ist ein aktuelles Wort!
Beachten wir: Es ist ein Befehl, ein neutestamentliches Gebot. Nicht etwa: Das sollte man anstreben, das wäre besser. Nein, „Du aber sei nüchtern“ – das ist ein Imperativ.
Also sei frei von jeglicher geistigen und seelischen Trunkenheit, von Überschwang, Leidenschaft, Überstürzung, Verwirrung und Exaltiertheit.
Wer dagegen verstößt, verstößt gegen ein göttliches Gebot für Christen. Das steht ganz klar im Neuen Testament.
Und sehen wir, was heute unter Christen geschieht – das widerspricht diesem Vers in vielerlei Hinsicht.
Leidet Trübsal, tue das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst!
Auch das ist ein Befehl: Tue das Werk eines Evangelisten!
Das heißt nicht unbedingt, dass Timotheus ein Evangelist war. Wir sind ja auch nicht alle Evangelisten. Einige haben diese spezielle Begabung.
Aber wir haben alle den Auftrag, das Werk eines Evangelisten zu tun. Das ist ein endzeitlicher Auftrag: Tue das Werk eines Evangelisten!
Wir müssen diesen Missionsauftrag erfüllen, mit Hingabe, und unseren Dienst vollenden.
Dann haben wir bereits gelesen, Verse sechs bis acht: Paulus sagt, er komme jetzt zum Schluss. Er ist bis ans Ende gekommen.
Es gibt solche, die fangen gut an und enden schlecht. Paulus hat gut angefangen und gut geendet. Damit ist er ein Vorbild.
In Hebräer 13 heißt es: „Gedenkt eurer Führer, die euch das Wort Gottes gesagt haben, und betrachtet den Ausgang ihres Glaubens, und ahmt ihren Glauben nach.“
Es ist ganz wichtig, dass wir bei Männern und Frauen Gottes, wie bei Deborah, darauf achten, wie sie enden.
Ganz entscheidend: „Den Ausgang ihres Glaubens anschauend, ahmt ihren Glauben nach“, nicht ihre Art, sondern ihren Glauben!
Wir sind ja alle ein bisschen verschieden und müssen uns nicht in allem nachahmen.
Ich habe auf dem Blatt alle elf Stellen im Neuen Testament aufgeführt, wo der Befehl „nüchtern sein“ ebenfalls zu finden ist.
Dann möchte ich noch lesen, Kapitel 4, Vers 9:
„Befleiße dich, bald zu mir zu kommen! Denn Demas hat mich verlassen, weil er den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen hat und ist nach Thessalonich gegangen.“
Demas hat gut angefangen als Mitarbeiter – ich habe die Stellen angegeben, z. B. in Phil 2 und Philemon 1, wo er vorkommt – und plötzlich hat er das Leben in der Welt liebgewonnen und ist gegangen.
Das ist ein wichtiges Beispiel für die Endzeit.
Wir dürfen nicht erschüttert sein, wenn wir immer wieder erleben, dass Menschen, die einen klaren Kurs gemacht haben, dann weltlieb geworden sind.
Dann kam Christus nach Galatien, Titus nach Dalmatien, also nach Jugoslawien. Lukas blieb allein bei mir.
Nimm Markus und bringe ihn mit dir, denn er ist mir nützlich zum Dienst.
Tychikus habe ich nach Ephesus gesandt.
Den Mantel, den ich in Troas bei Kapus zurückließ, bringe mit, wenn du kommst, und die Bücher, besonders die Pergamente.
Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses getan. Der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken.
Vor ihm hüte auch du dich, denn er hat unseren Worten sehr widerstanden.
Bei meiner ersten Verantwortung stand mir niemand bei, sondern alle verließen mich, auch die Gläubigen in Rom, als ich vor Nero stand.
Es werde ihnen nicht zugerechnet.
Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, damit durch mich die Predigt vollbracht werde und alle, die aus den Nationen hören möchten.
Ich bin gerettet worden aus dem Rachen des Löwen – das ist Nero, hinter dem Satan stand.
Der Herr wird mich retten von jedem bösen Werk und bewahren für sein himmlisches Reich, welchem die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!
Oder: „In dem Zeitalter der Zeitalter, Amen!“
Das ist übrigens eine schöne Anspielung auf das Vaterunser.
Nur im Mehrheitstext heißt es in Matthäus 6,13 am Schluss des Vaterunsers: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen!“
Und vorher heißt es im Vaterunser noch: „Errette uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“
Paulus sagt hier: Der Herr wird mich retten von jedem bösen Werk und bewahren für sein himmlisches Reich, denn dein ist das Reich, welchem die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Das bestätigt den Mehrheitstext. Paulus spielt auf das Vaterunser an, so wie es im Mehrheitstext steht.
In manchen Bibeln ist dieser Vers einfach weggelassen worden.
Ja, jetzt möchte ich zum Schluss kommen und noch darauf hinweisen:
In Vers 13, hier Punkt einundzwanzig, will Paulus Bücher und Pergamente.
Kurz vor dem Martyrium möchte er noch Bücher lesen.
Man könnte heute sagen: Jetzt in der Endzeit sollte man doch nicht mehr Bibelstudium betreiben, sondern nur noch evangelisieren.
Nein, das Studium der Heiligen Schrift hat Bedeutung bis zum Schluss.
Er wollte noch in der Todeszelle die Bücher, besonders die Pergamente – so eindrücklich.
Und dann wollte er auch noch den Mantel, hier Punkt zwanzig, den Mantel in Troas, weil er wusste, dass bald der Winter kommt.
Ich schließe mit Vers 19:
Grüße Priska und Aquila und das Haus Onesiphorus.
Erastus blieb in Korinth.
Trophimus habe ich krank in Milet zurückgelassen. Die Krankheit hat ihn nicht geheilt.
Befleiße dich, bald zu kommen.
Es grüßen dich Eubulus, Pudens, Linus, Claudia und alle Brüder.
Der Herr Jesus Christus sei mit deinem Geist! Die Gnade sei mit euch! Amen.
Paulus sah den Winter herankommen, genauso wie er damals sah, wie die letzte Zeit, diese raue, wilde Zeit, herannahte.
Er wollte den Mantel, um den Kerker warm zu haben.
Wenn wir an Römer 13 am Schluss denken, dort heißt es: „Zieht an den Herrn Jesus Christus!“
Das ist so wichtig, dass wir uns das zu eigen machen.
Wir leben jetzt in dieser kalten Winterszeit, der Endzeit, und da gilt es, dass wir wirklich in Christus eingekleidet sind.
Nichts ist so nahe wie die Kleider, dass wir wirklich in unseren Herrn eingehüllt sind und so nicht erkalten in der Endzeit, wenn die Liebe der Vielen erkalten wird.
Dazu kann uns unser zweiter Timotheusbrief wirklich ganz praktisch helfen.
Wir wollen noch beten zum Schluss.
