Einführung und Gebet zum Beginn
Singen!
Bevor wir weitermachen, wollen wir noch gemeinsam beten. Herr Jesus Christus, danke, dass du uns die Gelegenheit gibst, dein Wort zu studieren. Wir bitten dich um deine Hilfe, deine Unterstützung und deine Leitung durch deinen Geist. So können wir dein Wort verstehen und auf unser Leben übertragen. Dadurch möchten wir dich besser kennenlernen.
Segne auch diesen Nachmittag. Wir preisen dich dafür. Amen.
Wir fahren jetzt fort.
Überblick über die prophetische Zeit und den Einschub der Gemeinde
Wir setzen heute dort fort, wo wir heute Morgen aufgehört haben.
Wir haben kurz festgestellt, dass wir nicht viel Zeit zur Verfügung haben. Die Prophetie der 69 Jahrwochen endet mit Palmsonntag. Die siebzigste Jahrwoche ist für die Endzeit reserviert. Dazwischen liegt ein großer Einschub, und zwar der Einschub der Gemeinde als Geheimnis.
Ich habe erklärt, dass die 69 Jahrwochen bis zum ersten Kommen des Messias reichen. Die prophetische Uhr Israels stoppte im Jahr 32 an Palmsonntag. 58 Tage später begann die Gemeinde. Man kann sagen, dass es eine kurze Pause von 58 Tagen gab, bevor der Einschub begann.
Wir haben außerdem gesehen, dass die Entrückung der Gemeinde ebenfalls ein Geheimnis ist. In 1. Korinther 15,51 heißt es: „Seht, ich sage euch ein Geheimnis.“ Die Entrückung wird das Zeitalter der Gemeinde abschließen.
Danach, wie wir gesehen haben, folgt die siebzigste Jahrwoche.
Die siebzigste Jahrwoche und der Bundesschluss
Ich blättere jetzt ein bisschen zurück. Wir hatten diese Grafik schon gesehen mit der Entdrückung der Wiederkunft Christi in Herrlichkeit. Dabei gibt es zwei Abschnitte: die Stunde der Versuchung, die große Drangsal, und die Aufteilung der Siegel. Sechs Siegel gehören zur Stunde der Versuchung, das siebte Siegel zur großen Drangsal.
In diese Zeit gehören die sieben entscheidenden letzten Jahre, die siebzigste Jahrwoche, die in zwei Abschnitte von je dreieinhalb Jahren aufgeteilt ist.
Weil wir ganz genau sein wollen, habe ich in der Grafik noch ein X nach der Entdrückung hinzugefügt, gefolgt von dreieinhalb Jahren und nochmals dreieinhalb Jahren. Warum dieses X?
Die siebzigste Jahrwoche aus dem Buch Daniel beginnt in Daniel 9,27 damit, dass der kommende Fürst des römischen Reiches einen Bund schließt mit den Vielen. „Die Vielen“ – Rabbim im Buch Daniel – steht immer für die Masse des jüdischen Volkes.
Dieser Fürst wird einen Bund mit der Masse des jüdischen Volkes für eine Jahrwoche, also sieben Jahre, schließen. Ich nehme das vorweg, was heute Nachmittag noch erklärt werden wird: Europa wird eine Diktatur werden.
Der kommende Diktator wird einen Bund mit Israel schließen, ein Sicherheitsbündnis, unter dem falschen Messias, dem Antichristen, für sieben Jahre.
Nun sagt die Bibel nirgends, dass dieser Bundesschluss, der am Anfang der siebzigsten Jahrwoche steht, mit dem Tag der Entdrückung zusammenfällt. Theoretisch könnte das sein, aber die Bibel sagt das nicht.
Darum habe ich hier einfach ein X eingesetzt: X plus dreieinhalb Jahre.
Man muss jedoch nicht zu groß über dieses X nachdenken, denn 2. Thessalonicher 2 macht klar, dass jetzt, in der Zeit der Gemeinde, der Heilige Geist da ist.
Die zurückhaltende Kraft des Heiligen Geistes und das Kommen des Antichristen
Das Böse breitet sich immer mehr aus. Paulus sagt jedoch, dass das Geheimnis der Gesetzlosigkeit, ein Geheimnis im Zusammenhang mit dem Gemeindezeitalter, darin besteht, dass jetzt jemand da ist, der das Böse zurückhält. Erst wenn dieser Weggeräumte nicht mehr da ist, wird der Gesetzlose, der Antichrist, erscheinen.
Das bedeutet, dass das Böse in seiner letzten Entfaltung heute noch dadurch zurückgehalten wird, dass der Heilige Geist in der Gemeinde wohnt. Wenn der Heilige Geist jedoch bei der Entrückung mit der Gemeinde geht, wird diese zurückhaltende Kraft nicht mehr vorhanden sein. Dann werden sich die Ereignisse überstürzen, weil freie Bahn herrscht.
Deshalb muss man bei X nicht an große Zeiteinheiten denken. Als Analogie kann man das Ende der 69 Jahrwochen heranziehen. Dort haben wir den sogenannten Pan-Sonntag, und es vergingen noch 58 Tage, bis die Gemeinde begann. Ich möchte nicht behaupten, dass man bei der Entrückung ebenfalls an 58 Tage und danach an den Bundesschluss denken muss. Aber diese Analogie zeigt, dass man nicht unbedingt an riesige Zeiträume denken muss.
Was genau X ausmacht, weiß allein Gott. Er hat es uns in seinem Wort nicht so ausdrücklich offenbart.
Die Gemeinde als Zeugnis und die zeitliche Abfolge der Endzeitereignisse
Wir sehen also, dass der Einschub der Gemeinde ganz entscheidend wichtig ist. Dies entspricht dem Zeugnis aus Offenbarung 2 und 3, den sieben Leuchtern. Wir repräsentieren die ganze Gemeinde, die in den vergangenen zweitausend Jahren die Aufgabe hatte, ein Zeugnis für Jesus Christus, für das Evangelium und für den Messias zu sein.
Nun gehen wir weiter. Wir haben also verstanden: Zuerst kommt die Entrückung, dann die Gerichte der sieben Siegel und schließlich die Wiederkunft Christi in Herrlichkeit.
Es ist so, dass mit dem Öffnen des ersten Siegels, das in Kapitel 6 beschrieben wird, ein Gericht beginnt. Ich lese: „Und ich sah, als das Lamm eines von den sieben Siegeln öffnete, und ich hörte eines von den vier lebendigen Wesen wie eine Donnerstimme sagen: Komm und sieh! Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd, und der, der darauf saß, hatte einen Bogen, und eine Krone wurde ihm gegeben. Und er zog aus, siegend, damit er siegte.“
Als das zweite Siegel geöffnet wurde, hörte ich das zweite lebendige Wesen sagen: „Komm und sieh!“ Und ein anderes feuerrotes Pferd zog aus. Dem, der darauf saß, wurde gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, damit sie einander schlachteten. Und ein großes Schwert wurde ihm gegeben.
Beim Öffnen des dritten Siegels hörte ich das dritte lebendige Wesen sagen: „Komm und sieh!“ Ich sah ein schwarzes Pferd, und der, der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Ich hörte inmitten der vier lebendigen Wesen eine Stimme, die sagte: „Ein Königsweizen für einen Denar und drei Königsgerste für einen Denar, doch das Öl und den Wein beschädige nicht.“
Als das vierte Siegel geöffnet wurde, hörte ich die Stimme des vierten lebendigen Wesens sagen: „Komm und sieh!“ Ich sah ein fahles Pferd, und der darauf saß, trug den Namen Tod. Der Hades folgte ihm. Ihnen wurde Gewalt gegeben, über den vierten Teil der Erde zu töten – mit dem Schwert, mit Hunger, mit Tod und durch die wilden Tiere der Erde.
Was ich mit diesem Beispiel sagen wollte: Ein Siegel wird gebrochen, und dann folgt ein Gericht. Ein Siegel wird gebrochen, und dann kommt ein Gericht. So geht es weiter – eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben – so läuft das ab.
Beim siebten Siegel, das in Kapitel 8 beschrieben wird, gibt es zunächst eine halbe Stunde Ruhe im Himmel. Es geschieht nichts. Das ist jedoch nur die Ruhe vor dem Sturm.
Die sieben Posaunengerichte als Inhalt des siebten Siegels
Wenn man weiterliest in Kapitel acht, machen sich sieben Engel mit den sieben silbernen Posaunen bereit. Wenn der Erste bläst, kommt ein furchtbares Gericht, dann der Zweite, und so weiter.
Das bringt uns auf die Idee: Was ist mit dem siebten Siegel, bei dem zunächst nichts passiert? Das siebte Siegel besteht nämlich aus sieben Posaunengerichten. Die sieben Posaunen sind der Inhalt des siebten Siegels.
Tatsächlich folgt bei jeder Posaune ein Gericht. Doch wenn man zur siebten Posaune kommt, geschieht zunächst nichts. Später in der Offenbarung liest man jedoch, wie sieben Engel sich im Himmel bereitmachen. Sie nehmen die sieben goldenen Schalen, die sogenannten Blutopferschalen.
Jedes Mal, wenn ein Engel eine Schale auf die Erde kippt, trifft ein furchtbarer Schlag die Erde – eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs und schließlich sieben.
Nun verstehen wir: Die siebte Posaune besteht inhaltlich aus sieben Schalengerichten. Daraus ergibt sich folgendes Schema: Zuerst die Entrückung, dann die sieben Siegel. Das siebte Siegel besteht aus den sieben Posaunengerichten. Die siebte Posaune wiederum besteht aus sieben Schalengerichten.
Danach folgt die Wiederkunft des Herrn Jesus. So haben wir hier einen ganz exakten Plan in der zeitlichen Abfolge der Ereignisse: die Siegel, die Posaunen und die Schalen.
Die scheinbare Unordnung der Offenbarung und die Bedeutung der Einschübe
Aber es ist noch etwas zu beachten, und das hat dazu geführt, dass manche Leute sagen, die Offenbarung sei eigentlich ein chaotisches Buch. Man liest dort von Gerichten, und plötzlich wird über die Wiederkunft Christi gesprochen. Doch danach liest man wieder von Gerichten, die auf die Erde kommen, und plötzlich wird erneut von der Wiederkunft Christi berichtet.
Ich habe einen theologischen Kommentar über die Offenbarung zu Hause in der Bibliothek. Dort wird vom Griechischen her in gelehrter Sprache erklärt, dass die Offenbarung vom Aufbau her ein chaotisches Buch sei. Wie? Gottes Wort ein chaotisches Buch? Das ist Lästerung, eine Lästerung des Wortes Gottes.
Aber woher kommt dieser Eindruck? Ganz einfach: Wenn man etwas viel erklärt, versteht man es oft erst richtig. So ist es auch hier. Am Schluss muss man sagen, dass das Buch nicht ganz einfach zu verstehen ist. Die Erklärung ist folgende: Natürlich gibt es die Siegel, Posaunen und Schalen als strengen Ablauf. Doch dieser Ablauf wird durch Einschübe unterbrochen. Diese Einschübe sind sehr wichtig, denn sie beschreiben die Hintergründe dieser künftigen Zeit.
Dort werden die Hintergründe erklärt. Zum Beispiel haben wir die Entrückung in Kapitel 4, Vers 1: Johannes wird in den Himmel entrückt. Bevor das erste Siegel in Kapitel 6 gebrochen wird, gibt es eine ausführliche Beschreibung vom Thron Gottes im Himmel, den 24 Ältesten rund um den Thron. In Kapitel 5 nimmt das Lamm Gottes das Buch mit den sieben Siegeln. Es ist würdig, weil der Herr Jesus als Lamm Gottes sein Leben gegeben hat. Deshalb ist er würdig, auch der Richter der Welt zu sein, das Buch zu öffnen und die Gerichte zu bringen.
Dann sieht man, wie Millionen Engel rund um den Thron sind – ein noch weiter äußerer Kreis. Diese Engel beten das Lamm an. Übrigens befinden wir uns hier immer noch im Allerheiligsten. Im salomonischen Tempel war das Allerheiligste ein Quadrat von zwanzig mal zwanzig Ellen, also etwa 10,50 Meter auf 10,50 Meter.
Aus dem Hebräerbrief lernen wir, dass der Tempel auf Erden ein Abbild des Originals im Himmel sein sollte. Aber eben nur ein Abbild oder, wie es in Hebräer 8 heißt, ein Schatten. Und was ist ein Schatten im Vergleich zum Körper? Der Schatten ist erst einmal zweidimensional. Wenn ich zum Beispiel meine Hand in die Sonne halte, entsteht ein Schatten. Der Schatten meiner Hand ist zweidimensional, aber das Original ist dreidimensional.
Der Schatten kann je nach Stellung auch verzerrt sein, doch das Original ist nicht verzerrt. Übrigens sind die Fingerglieder genau im goldenen Schnitt aufgebaut. Das hinterste Glied im Vergleich zum zweiten Glied ist genauso lang wie das zweite zum ersten. Fantastisch, wie das aufgebaut ist! Das sieht man beim Schatten jedoch nicht.
Deshalb war das Abbild auf der Erde – die Stiftshütte, der salomonische Tempel und der zweite Tempel zur Zeit des Herrn Jesus – nur ein Schatten im Vergleich zum Original. So wird auch das Allerheiligste im Himmel von den Dimensionen her so sein, dass der Thron Gottes, die vier Cherubim darum herum und dann die Gemeinde, dargestellt durch die 24 Ältesten, angeordnet sind.
Diese 24 Ältesten repräsentieren all die Millionen von Erlösten, die rund um den Thron versammelt sind. Der äußere Kreis sind die Engel – hunderte Millionen, das heißt Tausende mal Tausende und Zehntausende mal Zehntausende –, die alle Platz im Allerheiligsten haben. Die Dimensionen sind dort oben eben ganz anders.
Gut, der langen Rede kurzer Sinn: Kapitel 4 und 5 erklären den Hintergrund, um zu verstehen, was mit den Siegeln geschieht. Doch zwischen dem sechsten und siebten Siegel gibt es nochmals einen Einschub. Das ist Offenbarung 7.
Der Einschub in Offenbarung 7: Überrest aus Israel und den Nationen
Johannes sieht, wie aus Israel 144.000 versiegelt werden, sodass sie unbeschadet durch die große Drangsal hindurchgehen können. Im gleichen Kapitel sieht er außerdem eine unzählbare Schar aus allen Nationen, Völkern, Stämmen und Sprachen, die sich bekehren wird. Auch diese Schar wird durch die große Drangsal hindurchgehen, um danach in den neuen Tempel, den Hesekiel-Tempel, zum Gottesdienst im Tausendjährigen Reich zu gehen.
Warum dieser Einschub? Es wird erklärt, dass es zwei ganz grundlegende Gruppen gibt, die vor den Gerichten nicht entdrückt werden, sondern hindurchgehen. Die erste Gruppe ist der Überrest aus Israel, ein Thema, das die alttestamentlichen Propheten ausführlich behandelt haben. Es wird in Israel eine Erweckung geben, die vom Tempelberg, von Zion, ausgeht. Dort wird eine Erweckung stattfinden, und viele Israelis werden zum Glauben kommen.
Zuerst macht Sacharja 13,8 klar, dass ein großer Teil Israels sich bekehren wird. In der großen Drangsal schließlich wird ein Drittel der Bevölkerung Israels zum Glauben kommen. Die Offenbarung 7 zeigt deutlich, dass Gott einen Überrest aus Israel hat, der durch die Drangsal hindurchgehen wird und das Zeugnis Gottes tragen wird – nicht mehr die Gemeinde.
Derzeit hat die Gemeinde das Zeugnis auf Erden (Offenbarung 2 und 3). Doch wenn die Gemeinde entrückt ist, wird der gläubige Überrest aus Israel das Zeugnis wieder übernehmen. Israel wird wieder das Zeugnis auf Erden sein, so wie es vor der Zeit der Gemeinde im Alten Testament bis zu Pfingsten war.
Weiter wird erklärt: Was ist mit den anderen Völkern? Auch dort wird Gott einen riesigen Überrest, eine unzählbare Schar, erretten und durch die Drangsal hindurchführen.
Die Wirkung des Irrwahns und das Erreichen aller Nationen
In 2. Thessalonicher 2 steht, dass, wenn der Antichrist kommt, Gott den Menschen eine wirksame Kraft des Irrwahns sendet. Dadurch werden alle verführt, die das Evangelium gehört, aber nicht geglaubt haben. Das bedeutet, dass die Menschen, die bis zur Entrückung das Evangelium gehört und abgelehnt haben, sich danach nicht mehr bekehren können. Sie werden durch den Antichristen verführt werden.
Es gibt jedoch noch viele Menschen, die bislang noch nicht erreicht wurden. Zwar sind alle Nationen der Welt erreicht worden, alle Nationen. Jesus hat dies auch vorausgesagt in Matthäus 24, Vers 14: „Dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen.“
Es gibt aber auch Leute, die sagen: „Übrigens, vergesst das mit der Endzeit und dass Jesus Christus bald kommt.“ Ihrer Meinung nach sind noch längst nicht alle Menschen erreicht worden. Das werde noch sehr lange dauern.
Außerdem sagen sie, dass nicht alle Stämme erreicht wurden. Es gibt noch viele unerreichte Stämme, die zuerst erreicht werden müssen. Erst danach könne Jesus Christus wiederkommen. Deshalb solle man die Vorstellung, dass er vielleicht heute kommt, vergessen.
Die Bedeutung von "Ethnos" und die Erreichung der Nationen
Wo liegt der Fehler? Matthäus 24, Vers 13 – der Herr Jesus sagt hier vom Evangelium des Reiches. In der Parallelstelle Markus 13 wird gesagt, dass dieses Evangelium allen Nationen verkündigt wird. Nicht allen Menschen, und auch nicht allen Stämmen. Er sagt nicht einmal allen Völkern. Das griechische Wort für Volk ist „Laos“.
Die größere Einheit als „Laos“ ist jedoch „Ethnos“. Genau diesen Ausdruck verwendet Jesus in Matthäus 24 und Markus 13. Im Standardwörterbuch von Loewenieder steht bei „Ethnos“, dass es die größte soziale Einheit ist. Die kleinste soziale Einheit ist die Ehe – ein Mann und eine Frau. Darauf folgt die Familie, die vielleicht ein oder mehrere Kinder hat, zum Beispiel sechs. Das ist die nächstgrößere Einheit.
Dann kommt der Clan: Onkel, Tante, Urgroßmutter und so weiter. Aber noch größer als der Clan ist der Stamm. Bei uns ist das heute nicht mehr so üblich. Viele Menschen wissen nicht mehr, aus welchem Stamm sie stammen. In vielen Nationen hingegen weiß man das sehr genau. Dort sagt man: „Der ist ein Lahu“, „Der ist ein Karen“. Diese Menschen kennen ihren Stamm genau.
Die nächstgrößere Einheit nach dem Stamm ist ein Volk. Zum Beispiel gibt es in Thailand verschiedene Stämme wie Lahu und Karen. Diese Stämme gehören zu einem Volk in Nordostthailand. Dieses Volk ist kein Stamm mehr, sondern eine größere Einheit. Es ist nur ein Teil von Thailand. Thailand ist eine Nation, aber dieses Volk ist ein Volk, das man nicht mehr als Stamm bezeichnen kann, weil es zu groß ist. Im Griechischen des Neuen Testaments wäre das ein „Laos“.
„Ethnos“ hingegen ist die größte Einheit. Indien besteht aus vielen verschiedenen Völkern und Stämmen, aber ganz Indien ist „Ethnos“, also eine Nation.
Wir können seit Jahrzehnten mit Überzeugung sagen, dass alle Nationen der Welt erreicht worden sind. Das ist kein Thema mehr. Aber eben nicht alle Völker. Man rechnet weltweit mit etwa zehn Völkern, die noch nicht erreicht sind. Und auch nicht alle Stämme. Das muss aber auch nicht so sein.
Trotzdem wird Gott in der Zeit der Gerichte aus jedem Stamm, aus jedem Volk und jeder Nation noch Menschen retten. Zusammen werden sie eine unzählbare Schar bilden. In Offenbarung 7 heißt es, dass diese Menschen ihre Gewänder im Blut des Lammes gewaschen haben. Sie gehen durch die Drangsal und kommen dann in das Reich. Das wird hier als Einschub zwischen Siegel sechs und sieben erklärt.
Die Reaktion der Menschen beim sechsten Siegel und der Beginn der grossen Drangsal
Und noch etwas Wichtiges: Im sechsten Siegel – das werden wir gleich noch sehen – sagen die Menschen, dass dieses Gericht schrecklich sein wird. Sie sagen: „Jetzt ist der Tag des Zorns gekommen.“ Das ist der Tag des Herrn im Alten Testament, dieser Tag des Gerichts.
Beim sechsten Siegel sagen sie: „Jetzt, jetzt kommt er, jetzt ist er da.“ Und tatsächlich eröffnet das siebte Siegel dann die große Drangsal, den Tag des Herrn, den Tag des Zorns.
Bevor das siebte Siegel geöffnet wird, gibt es also noch diesen Einschub, um zu zeigen, dass Gott zwei grundlegende Gruppen hat, die hindurchgehen werden. Die Gemeinde ist oben, aber Israel und der Überrest aus den Völkern sind unten. Wir müssen also die verschiedenen Gruppen klar unterscheiden.
So geht es weiter: Vor der ersten Posaune gibt es einen Einschub, dann zwischen der sechsten und der siebten Posaune. Anschließend wieder vor der ersten Schale und zwischen der sechsten und der siebten Schale. Nach der siebten Schale gibt es nochmals einen Einschub.
Es fällt auf, dass es sieben Einschübe gibt. Diese Einschübe sind nicht willkürlich gesetzt, sondern immer vor Nummer eins – vor dem ersten Siegel, vor der ersten Posaune, vor der ersten Schale –, immer zwischen sechs und sieben – dort zwischen sechs und sieben –, und natürlich immer nach sieben kommt ein Einschub.
Das ist ein literarischer Plan, nichts von Chaos.
Die Bedeutung des Gehorsams für das Verständnis der Offenbarung
Man sieht also, man kann Theologie studieren und Griechisch können sowie all diese Wörter und die Grammatik erklären. Trotzdem sagt man, die Offenbarung sei ein Chaos. Für viele ist sie verschlossen. Warum? Sie können ja lesen, sie sind keine Analphabeten. "Selig ist, der da liest, und die da hören."
Aber die Frage ist: Sind sie Knechte? Nur wenn man bereit ist, das Wort Gottes auch im Alltag umzusetzen und gehorcht, was dort steht, dann gibt Gott Licht über sein Wort. Es geht nicht darum, was man studiert hat. Es geht wirklich darum, ob man ein Nachfolger des Herrn Jesus ist.
Nun zu den Einschüben, den sieben Einschüben – fantastisch! Zuerst haben wir die sieben Briefe an die Gemeinden, die sieben Sendschreiben. Dann folgen die sieben Siegel, die sieben Posaunen, die sieben Schalen und schließlich die sieben Einschübe.
Bei diesen Einschüben werden die Hintergründe erklärt. Und es gibt sogar noch mehr.
Rückblicke und Ausblicke in der Offenbarung als filmische Techniken
Das, was man im Dokumentarfilm einen Flashback nennt, ist ein Rückblick. Wenn man einen Dokumentarfilm dreht, möchte man manchmal plötzlich in der Zeit zurückgehen. Es gibt verschiedene Techniken, um das zu zeigen, sodass man erkennt, dass der Hauptdarsteller an die frühere Zeit, an seine Jugend, denkt. Dabei wird nicht ausdrücklich gesagt: „Achtung, jetzt machen wir einen Rückblick.“ Man muss selbst die Hinweise auf den Rückblick erkennen.
Um den Dokumentarfilm besser zu verstehen, ist es jedoch wichtig, diesen Rückblick zu haben. Nur so kann man die Handlung richtig einordnen. Genauso geschieht es hier. In Kapitel zwölf wird Israel als eine Frau mit einer Sternenkrone beschrieben. Diese Frau bringt den Messias in die Welt, den männlichen Sohn, der einmal alle Völker regieren wird. Das ist ein Rückblick auf Bethlehem.
Dann erscheint der Drache, der Satan, und möchte das Kind verschlingen. Das ist ein Hinweis auf König Herodes den Großen, der in der Nähe von Bethlehem auf dem Herodion einen seiner Paläste hatte. Als er von dem neuen König hört, will er ihn umbringen. Herodes wurde vom Drachen, dem Satan, zum Kindermord getrieben. Dieses Kapitel zwölf ist also so etwas wie ein Rückblick, ein Flashback.
Es gibt aber auch immer wieder Einschübe, die einen Flash Forward darstellen. Das ist ebenfalls eine Technik, die man aus Dokumentarfilmen kennt. Der Regisseur möchte plötzlich etwas vorwegnehmen, das erst später passiert, und schaltet diese Szene ein. Das nennt man einen Ausblick.
Zusammengefasst: Flashback ist ein Rückblick, Flash Forward ein Ausblick. Wenn man das verstanden hat, wird klar, warum das so gemacht wird. In der Offenbarung liest man von Gerichten, dann plötzlich von der Wiederkunft Christi, danach wieder von Gerichten. Was bedeutet das?
Diese beschreibende Wiederkunft ist ein Flash Forward. Sie zeigt, dass Jesus kommen wird, um die Herrschaft zu übernehmen. Danach wird Ordnung in diese Welt kommen. So ist das Buch aufgebaut. Wenn man das verstanden hat, macht man einen riesigen Schritt im Verständnis dieses Buches.
Die sieben Einschübe im Überblick und praktische Hinweise zur Präsentation
Hier habe ich einfach diese sieben Einschübe zusammengestellt. Man kann die gesamte Präsentation bei Edition Nehemiah im Download-Bereich kostenlos herunterladen. So hat man alle diese Stellen beieinander.
Diejenigen, die keinen Computer haben oder das Glück, ohne ihn leben zu können, können bei Edition Nehemiah den farbigen Ausdruck von etwa 240 Folien erwerben. So hat man alles schön beieinander.
Der erste Einschub umfasst die Kapitel vier und fünf. Den zweiten Einschub, Kapitel sieben, habe ich bereits erklärt: Er behandelt den Überrest aus Israel und den Überrest aus den Nationen.
Dann folgt ein dritter, ganz kurzer Einschub in Kapitel acht, nur die Verse zwei bis fünf.
Ein vierter, etwas größerer Einschub beginnt ab Kapitel zehn. Der fünfte Einschub startet ab Kapitel elf, Vers fünfzehn, und ist wirklich lang. Er reicht bis Kapitel fünfzehn, Vers vier. Dort erfährt man eine Menge.
Der sechste Einschub ist sehr kurz, in Kapitel sechzehn, Verse dreizehn bis sechzehn. Hier wird nur kurz die Schlacht von Harmagedon eingeführt.
Der siebte Einschub folgt nach der siebten Schale. Er ist ebenfalls sehr lang und umfasst die Kapitel siebzehn und achtzehn. Hier wird der Fall Babylons ausführlich beschrieben.
In Kapitel neunzehn, ab Vers elf, wird beschrieben, wie der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit erscheinen wird, um das Reich aufzurichten.
So sind wir bereits bei Kapitel sechs angekommen. Wir kommen also schon bis Kapitel 22. Wir müssen nicht alles gleich so detailliert anschauen, wie wir das zum Teil gemacht haben.
Mathematische Struktur der Siegel, Posaunen und Schalen
Nun habe ich erklärt, dass es einen Plan im ganzen Aufbau gibt. Doch es gibt noch viel mehr in diesem Plan zu entdecken.
Bei den sieben Siegeln ist es so: Es gibt eine Vierergruppe für sich und dann drei Siegel für sich. Also vier plus drei. Das ist ganz einfach zu erkennen. Ich habe ja gerade diese vier Siegel vorgelesen, nicht wahr? Bei jedem Siegel kommt ein Pferd dazu. Das sind die vier apokalyptischen Reiter. Auch in der bildenden Kunst ist das ein Begriff. In der Malerei gibt es die Darstellung der vier Reiter der Offenbarung, eben von der Apokalypse.
Und ich nehme das gleich vorweg: Bei den Posaunen wird es genauso sein. Eins bis vier bilden eine Gruppe, und dann folgen drei weitere Posaunen. Diese drei werden die Weheposaunen genannt, weil sie ganz besonders schlimm sein werden. Also auch hier: vier plus drei.
Und bei den Schalen wird es ebenfalls so sein: Vier bilden eine Gruppe, und dann kommen drei weitere hinzu. Man sieht, alles ist durchstrukturiert, mathematisch. So ist Gott. Die ganze Natur ist ja so aufgebaut.
Warum kann man die ganze Natur mit Mathematik beschreiben? Weil derjenige, der die Welt gemacht hat, der Logos heißt. Am Anfang war das Wort, Johannes 1. Das ist der Herr Jesus. Das Wort heißt auf Griechisch Logos. In Vers 3 wird erklärt, dass der Logos, der Sohn Gottes, alles erschaffen hat – nach den Plänen des Vaters. Alles kommt von Gott dem Vater (1. Korinther 8,6) durch unseren Herrn Jesus Christus.
Von Logos haben wir unser Wort Logik. Darum ist die Welt logisch. Das ist ein Problem für die Atheisten: Warum ist das Universum nicht absurd? Wir mussten damals noch auf dem Gymnasium absurdes Theater in Französisch lesen. Das ist wirklich absurd. Das ist moderne Literatur, bei der man sagt, eigentlich ist das ganze Leben absurd.
Aber wir haben ein Problem: Wie können sie sagen, alles sei absurd, weil es keinen Schöpfer gibt, wenn doch das ganze Weltall logisch ist? Eben weil der Logos es gemacht hat.
Der Schöpfer dieser Welt ist derselbe Gott, der uns die Bibel gegeben hat. Darum ist die Bibel so aufgebaut – nicht nur die Offenbarung, auch die anderen Bücher der Bibel. Überall sehen wir diese Strukturen. Und nur schon das ist wunderbar zu sehen.
Die vier apokalyptischen Reiter und ihre Bedeutung
Also, diese vier Siegel, die vier Reiter der Offenbarung, da haben wir sie: das weiße Pferd mit dem ersten Siegel, dann das Pferd mit dem Reiter, der ein großes Schwert hat, das schwarze Pferd mit dem Reiter, der eine Waage hält, und schließlich der Tod auf dem fahlen Pferd.
Wer ist dieser Reiter auf dem weißen Pferd mit einer Krone und einem Bogen? Er zieht aus, siegend, auf dass er siegte. Es gibt tatsächlich Ausleger, die sagen, das sei Jesus Christus. Wie kommen sie darauf? In Offenbarung 19, Vers 11 wird beschrieben, wie der Himmel sich öffnet und Jesus Christus, der König der Könige und Herr der Herren, auf einem weißen Pferd erscheint. Er ist gekrönt mit vielen Diademen. Man erkennt die Ähnlichkeit: weißes Pferd, Krone, Bogen, siegend auf dass er siegte. Es ist schon ähnlich, aber es ist nicht dasselbe. Das ist ein Möchtegern-Christus. Und das heißt Antichrist.
„Anti“ heißt auf Griechisch „gegen“ – der, der gegen Christus, den Messias, ist. Aber „Anti“ bedeutet im Griechischen auch „an Stelle von“. Der Antichrist ist derjenige, der sich an die Stelle des Messias setzt. So wird der kommende falsche Messias, der Antichrist, in Israel in der Zukunft auftreten und sagen: „Ich bin’s. Jetzt ist die Zeit der Erlösung gekommen, und jetzt werde ich den Frieden in diese Welt bringen.“
Das ist der Antichrist, und das wird das erste apokalyptische Gericht über diese Welt sein – der größte Verführer aller Zeiten. Aber zuerst ist die Gemeinde gegangen, und dann kommt er. Wie in 2. Thessalonicher 2 beschrieben: Der, der zurückhält, muss weg – der Heilige Geist muss weg. Erst dann kann der Mensch der Sünde offenbar werden.
Er könnte heute schon leben. Vielleicht bin ich ihm mal in Jerusalem begegnet, könnte sein. Aber er hat mir wahrscheinlich nicht Hallo gesagt, und ich ihm auch nicht. Niemand könnte wissen, dass er es ist. Er könnte schon leben, aber offenbar werden kann er erst, wenn der Heilige Geist nicht mehr auf der Erde wohnt. Er ist ja allgegenwärtig, aber dann wohnt er nicht mehr auf der Erde.
Dann wird er kommen. Dann erscheint das zweite Ross, das rote Pferd, mit dem Reiter, der ein langes Schwert trägt. Er löst ein furchtbares Blutbad aus; die Menschen schlachten sich gegenseitig ab.
Wir werden noch sehen: Die Offenbarung hat einen besonderen Fokus – nicht nur auf die ganze Welt, sondern besonders auf Europa. Das werde ich noch erklären: Europa und Israel. Warum? Ein Kontinent war besonders auserwählt, um am meisten vom Evangelium zu hören und am meisten vom Evangelium geprägt zu werden – das war Europa.
Im ersten Jahrhundert war Israel ja die Landbrücke für drei Kontinente: Europa, Asien und Afrika. Israel liegt in Asien, aber es ist die Landbrücke der drei Kontinente. Übrigens ist das sehr wichtig. Ich habe zum Beispiel in Thailand den Thais erklärt, dass das Evangelium aus Asien kommt und nicht aus Europa. Da waren sie erstaunt. Für sie war das eine wichtige Erkenntnis: Das Evangelium ist aus Asien.
Das ist wichtig für diese Leute, weil man ihnen so erklärt, dass das Evangelium keine europäische Importware ist. Es kam nämlich aus Asien nach Europa. Wenn man das Evangelium den Asiaten bringt, muss man ihnen sagen: Das kommt von hier.
Zum Beispiel in Indien, im Süden, habe ich einmal eine Evangelisation in einer großen Stadt namens Narasaropet gemacht. Dort waren viele Menschen auf dem Boden, auf einer Wiese mitten in der Stadt. Viele Hindus kamen, und ich erklärte Apostelgeschichte 17. Ich erklärte, dass der Apostel Paulus aus Asien nach Athen, nach Europa, gekommen ist und dort gesagt hat: Ihr müsst wissen, die Europäer haben damals viele Götter verehrt. Dieser Asiate hat ihnen erklärt, dass es nur einen wahren Gott gibt und dass sie von den vielen Göttern umkehren müssen.
Man merkt, die Leute haben verstanden, dass die Rollen ein wenig umgekehrt sind. Aber das müssen sie verstehen: Die Botschaft von dem einen wahren Gott kommt aus Asien. Das war nur ein kleiner Einschub, aber kein Einschub der Offenbarung, sondern einfach ein Einschub, um das deutlich zu machen.
Der Fokus liegt auf Europa, denn das war am Anfang nicht klar. Das Evangelium ging sofort nach Europa, nach Asien, nach Afrika, sogar bis nach Schwarzafrika, wie man in Apostelgeschichte 8 beim Äthiopier sieht. Es war nicht klar, welcher Kontinent am meisten vom Evangelium geprägt werden würde. Aber man hätte es aus der Bibel wissen können.
Jesaja 49 ist eines der fünf Gottesknechtgedichte, in denen der Messias als Knecht Gottes beschrieben wird. Dort heißt es in Kapitel 49, Vers 1: „Hört auf mich, ihr Inseln, und hört zu, ihr Völkerschaften in der Ferne! Der Herr hat mich berufen von Mutterleib an, hat von meiner Mutterschoß an meinen Namen erwähnt.“
In Vers 6 sagt Gott zum Messias: „Es ist zu gering, dass du mein Knecht seist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten von Israel zurückzubringen. Ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um meine Rettung zu sein bis an das Ende der Erde.“
Hier wird erklärt, dass der Messias das Licht für alle Völker der Welt sein wird. Aber in Vers 1, wer wird da angesprochen? „Hört auf mich, ihr Inseln.“ Wahrscheinlich wird das meist mit Inseln übersetzt, was korrekt ist. Aber „Inseln“ meint im biblischen Hebräisch nicht Hawaii oder Big Island dort, sondern die Inseln und Küstenländer des Mittelmeerbeckens auf der europäischen Seite – von der Türkei bis nach Spanien.
Zwei der größten Hebräischkenner des 19. Jahrhunderts, Keil und Delitzsch, haben in einem etwa zehnbändigen Kommentar das gesamte Alte Testament geschrieben. Das ist heute noch eine Fundgrube für hebräische Erkenntnisse. Sie schreiben im ersten Band zu 1. Mose 10, wo das Wort „Inseln“ zum ersten Mal vorkommt, dass die Nachkommen von Jafet ausgewandert sind auf die „Inseln“ – und sie erklären, dass das Wort die Inseln und Küstenländer des Mittelmeers auf der europäischen Seite von der Türkei bis nach Spanien meint.
Darum hat auch die Alte Elberfelder Bibel das in 1. Mose 10 in der Fußnote vermerkt. Wir haben nicht geschrieben, dass sie das bei Keil und Delitzsch gefunden haben, aber diese Gelehrten haben das deutlich gemacht. Das ist das Wort für Europa im Alten Testament.
Jetzt ist das natürlich ein wunderbares Wort, wenn man hier liest: „Hört auf mich, ihr Inseln, und hört zu, ihr Völkerschaften in der Ferne.“ Der Herr Jesus spricht Europa an.
In Jesaja 42, im ersten der fünf Gottesknecht-Gedichte, heißt es sogar in Kapitel 42, Vers 4: „Er wird nicht ermatten noch niedersinken, bis er das Recht auf Erden gegründet hat, und die Inseln werden auf seine Lehre harren.“
Europa hat diese Nachricht empfangen. Und tatsächlich wurde Europa 2000 Jahre lang durch das Christentum und das Evangelium geprägt. Aber heute behandelt kein Kontinent das Evangelium so schmählich wie Europa. Das ist wirklich schlimm.
Man spricht mit den Leuten, hat eine lockere Unterhaltung, und wenn man dann über Jesus Christus spricht, werden sie plötzlich steif, wortkarg und komisch. Wenn man in Brasilien ist, kann man mit allen Leuten über den Glauben sprechen. Sie bleiben genauso locker wie vorher. Das finden sie interessant. Man kann Traktate geben, die nehmen sie gerne an.
In Asien ist das auch ganz anders, man kann mit den Leuten sprechen. In Afrika gibt es kein Problem, die Leute sagen: „Ja, ja, das ist interessant, das ist gut.“ Aber bei uns, da, wo das Evangelium ursprünglich war, wird es von der Masse so verworfen.
Darum werden wir noch deutlicher sehen: Die Offenbarung ist sehr stark auf diesen alten Kontinent fokussiert, der das Evangelium verworfen hat und deshalb ganz besonders unter das Gericht Gottes kommt.
Das zweite Pferd: Blutvergiessen und die zukünftige Diktatur in Europa
Das zweite Pferd, das Blutvergießen, erklärt, warum Europa in der Zukunft zu einer Diktatur werden wird. Heute ist man stolz auf die Demokratie, obwohl die EU bereits Probleme mit der Demokratie hat. Dennoch bekennt man sich weiterhin zur Demokratie. Es wird jedoch eine Diktatur entstehen, weil ein furchtbares Blutvergießen bevorsteht.
Man könnte sich fragen: Wer wird das auslösen? In Europa herrscht doch heute noch Frieden. Doch die großen Städte sind längst durch Terrorgruppen so vorbereitet, dass überall Blutvergießen ausbrechen könnte. Wenn die Sicherheit Europas erschüttert wird, werden die Menschen bereit sein, auf ihre demokratischen Rechte zu verzichten – wenn nur ein starker Mann sie daraus befreit.
Der zweite Punkt ist dann das dritte Pferd, das schwarze Pferd. Der Reiter trägt eine Waage. Es wird erklärt, dass ein Königsweizen, also ungefähr ein Liter, einen Denar kostet. Nach Matthäus 20 entspricht der Denar dem Tageslohn eines Arbeiters.
Rechnen wir das grob um: Ein Kilogramm Weizenmehl kostet bei Aldi etwa einen Franken. Für die Deutschen, damit sie es besser verstehen, sind das ungefähr ein Euro. Das würde also bedeuten, dass der Arbeiter als Tageslohn einen Euro erhält. Das ist sehr wenig und schmerzt.
Wenn die Finanzkrise so eintritt, wie hier beschrieben, werden die Menschen erneut sagen: Wir brauchen einen starken Mann. So war es damals in Deutschland. Das Königtum war nach dem Ersten Weltkrieg abgeschafft, und die Weimarer Republik entstand. Man war stolz auf die Demokratie. Doch dann kam die Weltwirtschaftskrise.
Daraufhin trat ein Mann mit einem kleinen Schnurrbart auf und sagte: Ich hole euch aus dem Schlamassel. Die Menschen glaubten, er sei die Lösung. Erst später erkannte man, was für ein dämonischer Mann das war – ein Vorgeschmack auf den, der noch kommen wird.
Doch Vorsicht: Diejenigen, die mit dem Finger auf Deutschland zeigen, sollten wissen, dass es Europa sein wird, das sich für diesen Mann entscheiden wird.
Schließlich kommt der Tod selbst auf dem vierten Pferd. Ein Viertel der Menschheit wird unter die Macht des Todes fallen. Nach heutigen Zahlen wären das zwei Milliarden Menschen, über die der Tod Gewalt erhält. Das sind diese vier Reiter.
Die Märtyrer und das fünfte Siegel
Und dann geht es weiter in den Kapiteln sechs sowie neun bis siebzehn mit dem fünften und sechsten Siegel. Beim fünften Siegel sieht Johannes die Seelen von Märtyrern am Altar im Himmel. Dieses Siegel zeigt, dass Menschen, die sich zu Jesus Christus bekennen, sterben werden – ein Überrest aus Israel und aus den Völkern, aus den Nationen. Viele werden als Märtyrer sterben.
Johannes sieht im Himmel beim Brandopferaltar vor dem Tempelhaus die Seelen dieser Märtyrer. Interessant ist Folgendes: Der Herr Jesus nennt den Tempel in Jerusalem in Johannes 2 das Haus seines Vaters und sagt, man solle ihn nicht zu einem Kaufhaus machen. Aber in Johannes 14, am Vorabend der Kreuzigung, sagt der Herr Jesus: „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, würde ich es euch gesagt haben. Ich gehe hin, um euch eine Wohnung zuzubereiten, und ich werde wiederkommen, um euch zu mir zu holen.“ Das ist ein erster Hinweis auf die Entrückung.
Der Himmel, das Paradies, wird hier als das Haus des Vaters bezeichnet. Dabei handelt es sich speziell um den himmlischen Tempel. Nun wird klar: Diese Märtyrer, die beschrieben werden, gehen sofort ins Haus des Vaters. Johannes sieht jedoch nur die Seelen. Interessant ist, dass diese Seelen sprechen können und bei vollem Bewusstsein sind. Die Vorstellung vom Seelenschlaf ist ein Märchen, besser gesagt eine Irrlehre. Denn der Herr Jesus sagt auch dem Mitgekreuzigten: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Dieser hat keinen Seelenschlaf erlebt.
Wenn Gläubige sterben, gehen ihre Seele und ihr Geist ins Paradies, ins Haus des Vaters. In diesen Versen beten die Seelen der Märtyrer; sie sind bei vollem Bewusstsein und können sprechen. Es ist erstaunlich, dass die Seele unabhängig vom Körper im Jenseits denken kann. Das ist schwer vorstellbar, weil bei lebenden Menschen Seele, Geist und Körper so eng miteinander verbunden sind. Wenn zum Beispiel Alzheimer einsetzt und das Gehirn sich abbaut, ist das eine furchtbare Krankheit. Der Zugang zur Seele und zum Geist wird durch diese Krankheit blockiert.
Aber es ist so: Wenn ein Gläubiger mit Alzheimer stirbt, ist danach die Seele wieder funktionsfähig, auch ohne Körper. Im Himmel beten diese Gläubigen und sagen: „Bis wann richtest und reichst du nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?“ Dieses Gebet erschreckt uns ein wenig. Beten sie im Neuen Testament wirklich um Rache? Ja, sie beten um Rache.
Doch der Herr Jesus hat gesagt, wir sollen für unsere Feinde beten und sie segnen. Warum beten diese Seelen dann um Rache? Heute ist die Zeit der Gnade, wie es in 2. Korinther 6 heißt, die wohlangenehme Zeit. Die Gläubigen beten heute nicht um Rache. Es wäre eine Katastrophe, wenn wir so beten würden, dass Gott unseren Nachbarn bestrafen soll, weil er uns schlecht behandelt hat. Nein, wir beten, dass er gerettet wird und umkehrt.
Aber wenn die Entrückung vorbei ist, endet die Gnadenzeit, und dann kommt die Zeit des Gerichts. Nach der Zeit der Gemeinde werden die Gläubigen um Rache beten, das heißt um das gerechte Gericht Gottes, das nun kommen soll. Dann wird ihnen erklärt, dass sie noch ein wenig warten müssen, denn andere müssen ebenfalls das Schicksal des Martyriums erleben. Ihnen wird ein weißes Gewand gegeben, ein Priestergewand.
Interessant ist, dass Johannes die Seelen sieht. Wir sehen keine Seele, wenn jemand stirbt; der Körper bleibt zurück. Wir können die Seele nicht sehen, aber Johannes im Himmel kann diese Seelen sehen. Dann kommt das sechste Siegel, das eine totale Erschütterung bringt. Ein Erdbeben so schrecklich, dass Inseln ihre Position verschieben. Es heißt, dass Sterne vom Himmel fallen. Das ist ein Ausdruck für Meteore – kleine und große Steine, die vom Himmel fallen können.
Diese werden vom Himmel auf die Erde fallen – eine furchtbare Erschütterung. Sogar heißt es, dass der Himmel, das Weltall, zusammengerollt wird wie ein Buch. Interessant ist, dass dies ein Hinweis darauf sein könnte, dass sich das Weltall ausdehnt, wie eine Rolle, die man aufrollt. Hier wird das Weltall zusammengerollt, was einen Rückschlag in der Ausdehnung des Weltalls darstellt. Chaos auf der Erde und Erschütterungen im Universum, Sterne fallen vom Himmel – das kann so aussehen wie auf dem Bild, schrecklich.
Genau davor fürchten sich die Filmregisseure, die gerne Endzeitfilme drehen. Und das wird nach der Offenbarung kommen. Auch in Lukas 21 spricht der Herr Jesus darüber. Das ist ein erster Anfang; es kommt noch Schlimmeres. In Lukas 21 ist besonders davon die Rede. Ein Bombardement wird stattfinden, und die Menschen werden sich in Höhlen verstecken, heißt es in Offenbarung 6,12-17. Sie werden zu den Felsen beten anstatt zu Gott: „Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Zorn des Lammes!“ Denn der Tag des Gerichts ist gekommen.
Sie merken, dass nun die große Drangsal beginnt, von der Christen schon früher gesprochen haben. Diese große Drangsal wird kommen, und sie realisieren es. Das führt uns zum siebten Siegel. Doch vorher gibt es in Offenbarung 7 einen Einschub. Dort sieht Johannes einen anderen Engel. So steht es in Offenbarung 7, ich lese ab Vers 1:
„Nach diesem sah ich vier Engel auf den vier Ecken der Erde stehen, die die vier Winde der Erde festhielten, damit kein Wind wehe auf der Erde, noch auf dem Meer, noch über irgendein Baum. Und ich sah einen anderen Engel vom Sonnenaufgang heraufsteigen, der das Siegel des lebendigen Gottes hatte. Er rief mit lauter Stimme den vier Engeln zu, denen es gegeben worden war, die Erde und das Meer zu beschädigen, und sagte: ‚Beschädigt nicht die Erde noch das Meer noch die Bäume, bis wir die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen versiegelt haben!‘“
Ich hörte die Zahl der Versiegelten: Hundertvierzigtausend aus jedem Stamm der Söhne Israels. Dann wird jeder Stamm genannt – je zwölftausend: Zwölftausend, Zwölftausend, Zwölftausend und so weiter.
Wer ist dieser andere Engel? Ich habe schon erklärt, dass „Angelos“ auch einfach „ein anderer Bote“ bedeuten kann. Später, in Kapitel acht, finden wir diese Person wieder. Offenbarung 8,3 beschreibt, wie er am goldenen Altar im Himmel das goldene Rauchfass nimmt. Er gibt den Gebeten der Heiligen auf der Erde Kraft, und ihre Gebete steigen zusammen mit dem Wohlgeruch dieses himmlischen Rauchwerks zu Gott auf.
Dieser andere Bote wird als Priester beschrieben, sogar als Hohepriester. In Kapitel zehn heißt es von ihm, dass er einen Fuß auf das Meer setzt und den anderen auf das Festland, die Erde. Er brüllt wie ein Löwe. Den Fuß auf das Land Israel zu setzen, bedeutet im Buch Josua: „Jeden Ort, wo ihr euren Fuß draufsetzt, euch habe ich dieses Land gegeben.“ Das ist also jemand, der Machtanspruch auf die ganze Welt erhebt. Er brüllt wie ein Löwe – das ist ein König über alle Könige.
Wir finden ihn nochmals in Offenbarung 18. Dort tritt er auf, die Sonne strahlt über ihm, und er verkündet den Untergang der Hure Babylon, der Stadt Babylon. Dort erscheint er als Prophet. Es ist interessant zu sehen, wie gute christliche Lieder eine Hilfe für die Bibelauslegung sind. Zum Beispiel das Lied „Welch ein Freund ist unser Jesus“. In einer Strophe heißt es: „Wenn wir von Freunden verlassen sind, fliehen wir zu ihm im Gebet.“
So ist Jesus für uns König, Priester und Prophet. Im Alten Testament waren diese Ämter getrennt: Ein König durfte nicht Priester sein, und ein Priester durfte nicht König sein. Doch die Propheten des Alten Testaments machten klar, dass der Messias König, Priester und Prophet sein wird.
Dieser andere Bote ist also nicht ein Engel im Sinne eines geschaffenen Geistwesens, sondern der ewige Sohn Gottes – König, Priester und Prophet. Nun wird klar: In Offenbarung 7 versiegelt der Herr Jesus die 144.000 aus Israel, damit sie unbeschadet durch die große Drangsal hindurchgehen können.
Dann wird beschrieben, dass auch aus den Völkern eine unzählbare Schar kommt, die durch die Drangsal gehen und ins tausendjährige Friedensreich eingehen wird. Manche sagen dann: „Seht ihr, ihr könnt noch lange warten, bis Jesus Christus wiederkommt. Wieso? Die Juden sind zurück im Land.“ Aber dort steht von den Zwölftausend aus allen zwölf Stämmen. Wo sind die aus Sebulon, Naftali, Gad, aus dem Stamm Dan? Die müssten zuerst entdeckt werden und zurückkehren.
Hier ist die Antwort ganz einfach: König David regierte über alle zwölf Stämme, ebenso sein Sohn Salomo. Nach Salomos Tod spalteten sich die zwölf Stämme in zwei Königreiche: Die zehn Stämme im Norden unter Jerobeam und die Stämme im Süden, Juda und Benjamin, unter König Rehabeam, Salomos Sohn.
Man muss gut lesen in 2. Chronik 10 bis 12. Schon bei Rehabeam gab es Überläufer aus allen zehn Stämmen, die in das Südreich gingen, weil sie nicht im götzdienerischen Nordreich bleiben wollten. So gab es alle zwölf Stämme im Südreich, obwohl es „Juda“ genannt wurde.
In 2. Chronik 15 bei Asa gab es eine Erweckung und Rückkehr zur Bibel. Dort werden ausdrücklich Leute aus den zehn Stämmen genannt, weil sie sahen, dass der Herr mit ihnen war. Später, in 2. Chronik 30 bei Hiskia, lädt er sogar die zehn Stämme ein, mit ihnen das Passah in Jerusalem im Salomontempel zu feiern.
So gab es effektiv alle zwölf Stämme im Südreich. Aus allen zwölf Stämmen wurden die Menschen nach Babylon in die Gefangenschaft geführt, und aus allen zwölf Stämmen kehrten sie zurück.
Jetzt versteht man auch, warum die Prophetin Hanna in Lukas 2 aus dem Stamm Asser war – einem der zehn Stämme. Der Apostel Paulus sagt vor König Agrippa in Apostelgeschichte 26 von „unserem zwölfstämmigen Volk“, das Gott Tag und Nacht in seinem Tempel dient. Jakobus schreibt an messianisch gläubige Juden: „Jakobus, Knecht Gottes, an die zwölf Stämme, die in der Zerstreuung sind, in der Diaspora, seinen Gruß.“ Es waren alle zwölf Stämme vertreten.
Natürlich wurden im Jahr 70, als die Römer Jerusalem verbrannten, auch die Geschlechtsregisterarchive zerstört. In der Folge wussten die meisten jüdischen Familien nicht mehr, aus welchem Stamm sie stammen. Besonders die Leviten hielten dies in der Familie fest und gaben es weiter. Später, als Familiennamen eingeführt wurden, nannten sie sich Levi, Lewin, Lewinsky, Kohen, Kogut und so weiter, um ihre Herkunft zu bewahren.
Natürlich gab es Vermischungen. Unter den heute weltweit etwa 14 Millionen Juden sind alle zwölf Stämme vertreten. Auch unter den drei Millionen, die aus allen fünf Kontinenten zurückgekehrt sind und heute in Israel leben, sind alle zwölf Stämme vertreten.
Gott weiß bei jedem Menschen, aus welcher Linie er kommt, wenn man das Geschlechtsregister in gerader Linie zurückverfolgen könnte. Darum wird er aus allen zwölf Stämmen je Zwölftausend versiegeln. Er wird auch eine unzählbare Schar aus allen Völkern retten. Diese werden ins tausendjährige Reich eingehen und dort Tag und Nacht im Hesekiel-Tempel Gottesdienst feiern – zum Laubhüttenfest, wie es dort beschrieben wird.
Beginn der Posaunengerichte in Offenbarung 8
Und jetzt kommen wir zu Offenbarung 8. Ich habe gesagt, dass das siebte Siegel gebrochen wird und dann die Ruhe vor dem großen Sturm eintritt. Es wird beschrieben – auf der Folie ist jeweils angegeben, um welche Verse es sich handelt – dass man immer auf die gelben Zahlen achten soll. Da muss ich gar nichts sagen, ihr wisst genau, wo wir sind.
Der andere Bote am goldenen Altar – das wissen wir – ist der Herr Jesus als Hoherpriester im Himmel. Das Räucherwerk steht für seine persönliche Herrlichkeit. Dieses Räucherwerk wird den Gebeten der Heiligen hinzugefügt und steigt zu Gott, dem Vater, empor. Warum wird das hier erwähnt? Nun, ich habe erklärt: Mit dem siebten Siegel beginnt die große Drangsal.
Der Herr Jesus hat in Matthäus 24 alle Anweisungen für den gläubigen Überrest aus Israel gegeben. Er sagt, wenn ihr das verderbenbringende Götzenbild (Matthäus 24,15) am heiligen Ort seht, sollen die, die in Judäa sind, auf die Berge fliehen. Dann wird große Drangsal sein, wie sie von Anfang der Welt an noch nie gewesen ist und auch nie wieder sein wird.
Und wenn Gott diese Zeit nicht verkürzen würde – nämlich auf dreieinhalb Jahre, 1260 Tage – würde kein Fleisch überleben, kein Mensch gerettet werden. So sagt der Herr Jesus dort: Betet, dass diese Flucht auf die Berge nicht im Winter geschieht und auch nicht am Sabbat. Denn dann funktioniert der öffentliche Verkehr nicht, und wenn man auf dem Feld ist, kann man nicht mehr zurückkehren, sondern muss sofort fliehen.
Man kann nicht mehr einfach einen Bus nehmen, um ins Westjordanland oder auf die Golanhöhen zu gelangen. Darum sagt der Herr: Betet, dass eure Flucht nicht auf den Sabbat fällt und auch nicht in den Winter. Denn wenn Winter ist, wird es sehr schwierig, etwa im Skigebiet von Israel. Der Herr Jesus wird also die Gebete der Gläubigen in Israel stärken, und so wird das Gebet erhört werden.
Dann kommt die erste Posaune. Ich habe gesagt, es handelt sich um die silbernen Posaunen. Die sieben Posaunen sind die silbernen Posaunen. Man sieht hier den Titusbogen in Rom. Dort hat Titus nach der Zerstörung Jerusalems die jüdischen Kriegsgefangenen darstellen lassen, wie sie den gestohlenen siebenarmigen Leuchter und auch zwei silberne Posaunen tragen. So wissen wir genau, wie diese Posaunen ausgesehen haben.
Man kann sogar noch mehr wissen: Man weiß auch, wie man sie früher in der Synagoge und im Tempel geblasen hat. Das ist ein typisches Signal. Auf Hebräisch nennt man das zuerst Stossen, dann Lärmblasen und dann wieder Stossen. Was Stossen ist, klingt etwa so: na na na na na na na na, und dann folgt das schnelle Lärmblasen.
Je nach Größe der Posaune kann der Ton höher oder tiefer sein, das ist nicht entscheidend. Ich habe es zuerst etwas höher gesungen, dann tiefer – es kommt nicht darauf an. Aber das ist das Muster. So blasen sie, und dann folgt das Gericht.
Das Überblasen ist also ganz ähnlich wie beim Alphorn mit den Obertonreihen. Es gibt keine Tasten. Nun sehen wir hier die sieben Posaunen, die folgen. Das ist der Inhalt des siebten Siegels, wie wir wissen. Die ersten vier Posaunen bilden eine Gruppe.
Wie sieht man das? Erstens werden die Posaunen fünf, sechs und sieben als Wehe-Posaunen genannt. Sie sind eine eigene Gruppe. Nummer eins bringt ein Gericht über das Festland, Posaune zwei über das Meer, Posaune drei über die Wasserquellen und Flüsse, und Posaune vier über die Himmelskörper.
Übrigens wird es bei den Schalen genauso sein: Schale eins ist ein Gericht über das Festland, zwei über das Meer, drei über Flüsse und Quellen, und vier über die Himmelskörper. Man sieht also klar, wie das eine Vierergruppe ist, deutlich abgegrenzt.
Nun schauen wir uns Posaune eins an. Offenbarung 8,7: „Und der Erste posaunte, und es kam Hagel und Feuer mit Blut vermischt und wurde auf die Erde geworfen. Und der dritte Teil der Erde verbrannte, und der dritte Teil der Bäume verbrannte, und alles grüne Gras.“
Das ist ein Schlag auf die Ökologie der Welt. Ein Drittel der Bäume wird bei dieser Plage zugrunde gehen. Dann kommt schon Posaune zwei: „Und der zweite Engel posaunte, und wie ein großer, mit Feuer brennender Berg wurde ins Meer geworfen. Und der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut, und es starb der dritte Teil der Geschöpfe, welche im Meer waren und Leben hatten, und der dritte Teil der Schiffe wurde zerstört.“
Wie ein brennender Berg kommt er vom Himmel herunter. Dabei handelt es sich um einen riesigen Meteor. Das ist wirklich ein Albtraum-Szenario. Kleine Sternschnuppen sind im Prinzip kein Problem, sie verglühen in der Atmosphäre. Aber große Meteore können wie eine Atombombe wirken. In der Vergangenheit sind solche Ereignisse vorgekommen.
Man nimmt an, dass Anfang der 1900er Jahre eine Katastrophe in Sibirien stattfand, vermutlich durch einen riesigen Meteor, der einen großen Teil der Wälder zerstörte. Die Explosion war weit entfernt hörbar, aber das Gebiet war unbewohnt. Stellt man sich vor, so etwas würde auf Moskau oder Zürich fallen – das wäre eine Atombombe direkt vor Ort.
Zwischen Mars und Jupiter gibt es den sogenannten Meteorengürtel. Dort kreisen viele Gesteinsbrocken, von mikroskopisch klein bis zu einem Kilometer Größe. Es ist gut, dass sie dort sind und nicht bei uns. Doch manchmal verlieren sie ihre Bahn und werden zu Irrsternen – so werden Meteore im Judasbrief genannt.
Diese Irrsterne kommen der Erde nahe, werden angezogen, treten in die Atmosphäre ein, verglühen oder schlagen als größere Stücke ein und hinterlassen Krater. Hier ist von einem „Berg“ die Rede, also einem riesigen Meteor.
Gott hat das so eingerichtet: Mars, dann der Meteorengürtel, dann Jupiter und Saturn. Jupiter ist ein riesiger Planet, neben dem die Erde ein Zwerg ist. Er wirkt wie ein Schutzschild, denn viele Steine, die sich aus dem Gürtel lösen, werden von Jupiter angezogen und stürzen dort ab.
Aber es kann sein, dass einige Steine sich so lösen, dass sie trotzdem die Erde erreichen. Das wird geschehen. Herr Jesus kündigte das auch in Lukas 21 an – verheerend, aber bei Posaune 2 fällt es ins Meer. Das Meer wird der Ort des Todes für viele Lebewesen.
Der dritte Teil des Meeres wird zu Blut, und ein Drittel der Meeresbewohner stirbt. Dann kommt Posaune drei, und es geht ähnlich weiter: „Und der dritte Engel posaunte, und es fiel vom Himmel ein großer Stern, brennend wie eine Fackel, auf den dritten Teil der Ströme und Wasserquellen. Der Name des Sternes heißt Wehrmut, und der dritte Teil der Wasser wurde zu Wehrmut.“
Viele Menschen starben durch das Wasser, weil es bitter gemacht wurde. Hier trifft es nicht das Meer, sondern das Trinkwasser des Festlands und vergiftet es. Es ist ein Stern, der Giftstoffe bringt – ein Meteor, der Giftstoffe mit sich führt.
Im Tadschikischen sagt man, Sterne fallen vom Himmel – das ist der normale Ausdruck für Meteore. Wenn ein Stern vom Himmel fällt, ist damit nicht eine Sonne gemeint, sondern ein Meteorit.
Dann kommt die vierte Posaune, die ein Schlag auf die Himmelskörper ist, sodass das Licht zu einem Drittel beeinträchtigt wird – Sonne, Mond und Sterne werden teilweise verfinstert.
Danach folgt Offenbarung 9 mit der ersten Wehe-Posaune. Damit man die Übersicht behält: Vier Posaunen sind vorbei, jetzt kommen fünf und sechs, die Wehe-Posaunen. Dann gibt es einen Einschub in den Kapiteln 10 bis 11 und 14, und erst danach folgt die siebte Posaune, das dritte Wehe.
Nun schauen wir uns die fünfte Wehe-Posaune an. Offenbarung 9,1-12: „Und der fünfte Engel posaunte, und ich sah einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war.“ Er sieht also nicht, wie ein Stern herunterfällt, sondern einen Stern, der bereits gefallen war. Man muss genau lesen.
In Vers 11 wird gesagt, dieser Stern heißt Apollon, auf Griechisch Verderber, und er heißt auch Abaddon, das ist auf Hebräisch Verderben. Wir werden gleich sehen, dass es sich um Satan handelt.
In Jesaja 14,12 wird sein Fall beschrieben: Als Morgenstern, der auf die Erde gefallen ist – ein Engel, der sein wollte wie Gott. In Jesaja 14 geht es um den König von Babel, aber dieser war besessen von Satan. Darum spricht der Prophet Jesaja über den König von Babel und plötzlich über den Geist, der ihn beseelte.
Er spricht von diesem Morgenstern, der sein wollte wie Gott und vom Himmel gefallen war. In Ezechiel 28 findet man ebenfalls den Fall Satans. Dort wird zuerst über den Fürsten von Tyrus gesprochen, den damaligen Herrscher von Tyrus.
Ab Vers 12 spricht der Prophet über den König von Tyrus und sagt: „Du warst ein schirmender Cherub, vollkommen geschaffen, bis zu dem Moment, wo Ungerechtigkeit bei dir gefunden wurde.“ Das ist Satan, der den Fürsten von Tyrus beherrschte. Er war der König von Tyrus im Gegensatz zum Fürsten von Tyrus.
Also ist ein Stern vom Himmel gefallen – das ist dieser gefallene Engel. Nun lese ich nochmals: Offenbarung 9,1: „Und der fünfte Engel posaunte, und ich sah einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war, und es wurde ihm der Schlüssel zum Schlund des Abgrundes gegeben.“
Abyssos ist ein Ort, der in Römer 10 gleichgesetzt wird mit dem Totenreich. Dort hat Gott gewisse gefallene Engel gebunden, die sich nach 1. Mose 6 sexuell mit Menschen vermischt hatten. Judasbrief und 2. Petrus 2,4 sprechen darüber.
Jetzt bekommt der Teufel den Schlüssel zum Abyssos. Was geschieht? „Er öffnete den Schlund des Abgrundes, und Rauch stieg auf aus dem Schlund wie der Rauch eines großen Ofens. Die Sonne und die Luft wurden verfinstert von dem Rauch des Schlundes, und aus dem Rauch kamen Heuschrecken hervor auf die Erde.“
„Es wurde ihnen Gewalt gegeben, wie die Skorpione der Erde Gewalt haben. Und es wurde ihnen gesagt, dass sie nicht das Gras der Erde beschädigen sollten, noch irgendetwas Grünes oder irgendeinen Baum, sondern die Menschen, die nicht das Siegel Gottes an ihren Stirnen haben.“
„Es wurde ihnen gegeben, dass sie die Menschen nicht töten, sondern fünf Monate lang quälen. Ihre Qual war wie die eines Skorpions, wenn er einen Menschen sticht. In jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und ihn nicht finden. Sie werden zu sterben begehren, doch der Tod flieht vor ihnen.“
Diese schrecklichen Heuschrecken sind also Dämonen, die Gott schon vor der Sintflut im Abgrund gebunden hat, im Tartarus nach 2. Petrus 2,4 und im Abyssos. Diese schrecklichen Wesen kommen heraus und quälen die Menschen.
Man muss sich vorstellen: Die Dämonen, die es heute weltweit gibt und die Menschen hassen, schädigen und vernichten wollen und sie von Gott wegbringen wollen, sind gefallene Engel – zusammen mit Satan. Aber diese sind frei.
Diese spezielle Sorte aber ist gefangen im Abyssos und wird für eine kurze Zeit in der großen Drangsal freigelassen. Sie werden eine große Bosheit entwickeln, weil sie jahrtausendelang neutralisiert waren. Nun bekommen sie eine kurze Zeit, darum werden sie so aktiv sein und die Menschen so quälen, dass diese sterben möchten, aber es nicht können. Sie werden am Selbstmord gehindert. Furchtbar, nicht wahr? Das ist eines dieser schrecklichen Wehe.
Dann kommt noch ein Wehe. Johannes sieht die vier Hörner des goldenen Altars im Himmel. Ich lese Offenbarung 9,12-13: „Das eine Wehe ist vorüber, siehe, es kommen noch zwei Wehe nach diesen Dingen. Und der sechste Engel posaunte, und ich hörte eine Stimme aus den vier Hörnern des goldenen Altars, der vor Gott ist, zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte, sagen: ‚Löse die vier Engel, die an den großen Strom Euphrat gebunden sind.‘“
Die vier Engel wurden gelöst. Sie waren bereit für Stunde, Tag, Monat und Jahr, um den dritten Teil der Menschen zu töten. Dann werden Armeen beschrieben, die zu hundert Millionen sind, die aufeinander losgehen und sich gegenseitig vernichten.
Man sieht hier: Das geht von den Hörnern des Altars im Himmel aus. Der Ort der Gnade im Himmel wird hier zum Ort des Gerichts. Auf der Erde ist der Strom Euphrat im Visier.
Wir haben gelesen: Vier Engel sind entlang des Euphratlaufes gebunden. Das sind nicht die Engel, die im Abyssos gebunden sind, sondern diese vier Engel sind am Euphrat gebunden. Der Euphrat entspringt in der Türkei, fließt durch Syrien und den Irak und mündet in den Persischen Golf – also dieses Gebiet.
Dort wird die Katastrophe für die Welt losgehen. Ein Drittel der Menschheit wird schließlich umgebracht. Das wird alles auslösen, sodass die Menschen zu Hunderten von Millionen aufeinander losgehen und sich gegenseitig vernichten.
Die Augen der Welt sind heute schon darauf gerichtet: Was geschieht in der Türkei? Was geschieht in Syrien mit den Rebellengruppen, dem IS, dem Iran zusammen mit der Hisbollah aus dem Libanon? Russland spielt eine gefährliche Rolle in diesem ganzen Szenario.
So wird ein totaler Weltkrieg entstehen. Ein Drittel der Menschheit wird getötet. Nach heutigen Zahlen wären das rund vier Milliarden Tote bei einer Weltbevölkerung von acht Milliarden.
Aber das ist noch nicht das Ende der Drangsal. Wir sind hier erst bei der sechsten Posaune. Wie das beschrieben wird, ist das schon gewaltig.
Man muss die Bilder anschauen und lesen: „Ich hörte ihre Zahl, und ich sah die Rosse, die auf ihnen saßen. Sie hatten feurige, züngelnde und schwefelichte Panzer. Die Köpfe der Rosse waren wie Löwenköpfe, und aus ihren Mäulern ging Feuer, Rauch und Schwefel hervor.“
„Von diesen drei Plagen wurde der dritte Teil der Menschen getötet – vom Feuer, Rauch und Schwefel, die aus ihren Mäulern kamen. Denn die Gewalt der Rosse liegt in ihrem Maul und in ihren Schwänzen. Ihre Schwänze sind wie Schlangen, sie haben Köpfe, und mit ihnen beschädigen sie.“
Das ist eine effektive Beschreibung moderner Waffen. Das sind die modernen Pferde.
Dann kommen wir zu Offenbarung 10 – aber das erst nach der langen Kuchenpause bis vier Uhr.